1831 / 14 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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11 Pf. ; 2) die bestehenden wohlthätigen Anstalten, als Wai- senhaus, Bürgerspital u. \. w. erforderten die Summe von 43,903 Rthlr. 17 Sgr. 1 Pf.; 3) die Haus-Unterstüßungen . erforderten im Jahre 1829 die Summe von 21,752 Rthlr. 16 Sgr. 9 Pf., woraus sich die Total-Summe für das Jahr 1829 von 80,223 Rthlr. 19 Sgr. 9 Pf. ergiebt. Die’ Eíin- nahme dagegen, welche 1) aus dem jährlichen Einkommen der verschiedenen Stistungen, 2) den dem Armenfonds nach den Französischen Geseßen überwiesenen Einnahmen von ödf- fentlichen Lustbarfciten, *) Strafgeldern, vom Leihhause und dergl. und 3) dem Betrag der Kollekten und außergewdhnli- chen Geschenfe u. f. w. besteht, betrug 58,629 Rehlr. 8 Sgr. 2 Pf. Der jährliche Zuschuß aus der Sradt:-Kämmerei- Kasse bleibt auf 15,000 Rthir. jährlih im Verhältniß der Mittel derselben beschränkt.

awm.s E A T E MEE R I E me

Literarische Nachrichten.

Probeheft vaterlándisher Denkmale der bilden- den Kunft des Mittelalters.

In der Reimerschen Verlagshandlung ist ein Probeheft erschienen, mit dem Herr Franz Kugler die Theilnahme des Publifums für sein Unternehmen, die Denkmale der bil- denden Kunst des Mittelälters in den Preußischen Staaren herauszugeben, versuchen will. Gegenwärtiges Heft deutet

jowohl den Umfang der Gegenstände an, auf welche der -

Zeichner sein Auge richten will, als auch die Behandlung und die Mittel, mit denen die Monumente alter Kunst df fentlich gemacht werden sollen. Das Heft enthält 8 Biätter in Quer-Folio, deren erstes 4 aus Thón gebrannte Kapitäle, die sich in der Klosterkirche zu Berlin finden, abbildet. Siz sind mit Kreide auf Srein gezeichnet und können wohl den Reichthum der herrlihen Byzantintschen Kapitäle vertreten, welche} wenig beachtet, in unserer Mark angetroffen werden. A-f der zweiten Tafel sieht man zwei Ornamente im Con- tour -dargesielit; beide sind von Kapitálen genommen, das eine aus der hiesigen Klosterkirche, das andere, welches sich besonders auezeichnet, aus der Sakristei der Kirche zu Ber- nau. Das dritte Blatt giebt in Contouren zwei Holzschniße- reien von Chorflúblen, aus der Klosterkirche in Berlin. Die Umrisse dieses seltsamen Ornaments fînd mit guter Sauber- feit in Stein gravirr. Gemalte Ornamente aber enthält das vierte Blatt, die mit Hülfe des farbigen Steindrucks mit mehreren Platten präcis und gefällig wiedergegeben werden fonnten; dasselbe Verfahren, welches den Hefcen des Herrn Prof. Zahn, die vor furzem aus eben dieser Officin hervor- gingen, eine niegesehene Eleganz verlieh, Einige von den hier abgebildeten Ornamenten, die si{ch innerhalb der 4 an- tifken Farben, gelb, roth, schwarz und weiß, halten, würden für Fußbdden zierlihe und angemessene Einfassungen geben. Dasselbe Blatt enthält noch einige Nimbus und Schriftzúge, die mehr ein historisches Jnteresse besißen. Auf der fünsten Tafel bieten sich zwei s{hône alte Ornamente dar, welche der Herausgeber auf einigen alten Brettern in der Kirche zu Schmargendorf bei Berlia 'entdecte; zusammengeseßt und wiederholt, wie man sie hier sieht, spricht der ernste alte Styl derselben, ihre Durchbilèung und Schönheit überra- schend an. Sie sind, wie die vorigen, mit mehreren Stei- nen fardig gedtucke. Tafel 6 zeigt wiederum aus der Kirche in Schmargendorf ein Ornament, weiß auf rothem Grunde, das aber , namentlich in der Größe, in der es gegeben wor- den, etwas roh erscheint. Auf dem 7ten Blatt dewährt sich in höherem Grade, was mit farbigem Steindruck zu leisten sey. Hier sind Miniaturen aus alten andschriften mit sol- cher Präcision übertragen, daß sie mit Recht als Fac simile elten fônnen. Zwei der gegebenen Stücke enthalten farbige

erzierungen großer Anfangsbuchstaben , zwei andere bilden die gemalte Umschließung eines Breviers in Sedezformat. Die Füllungen der Buchstaben insonderheit haben cin schônes durchdachtes Ornament, weniger geistreihe und fünstlerische Vollendung zeigen die Randverzierungen , aber desto - mehr Fleiß und Sauberkeit des Pinsels, Eigenschaften, welche hier niht veruntreut worden. Das lebte Blatt, in Stein gravirt, giebt die Umrisse einer Gruppe von drei Figuren,

*) d. h. der von deú Unternehmern zu entrichtenden Abgabe von jeder theatralischen Vorstellung und von jedem Konzerte.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Mariá Kröônung darstellend, welche sich als Holzschni wer? an dem Altar der Kirche zu Bernau befinden. pons Daß nun ein solzes Unternehmen an der Zeit ist und darum Willkommen hoffen darf, leidet feinen Zweifel." Täg- ich gehen die Denkmale der Vorzeit mehr und mehr unter, und gerade diejenigen, welche hier gesammelt werden sollen, haben größtentheils noch nie die Aufmerksamkeit der Kunst- historifer besessen. Durch kunstgeschichtlizes Studium des architeftonischen Ornaments aber wird erst die große Lücke zwijchen der Architektur und den übrigen bildenden Künsten ausgefüllt und somit erst dann cine aus der andeèn verstan-

einer Zeit, läßt sh am reinsten und unmittelbarsten im Or- nament erkennen, wo sie das freieste und unwillkürlich ste Spiel hat ;- hier sprichr - sich das am wenigsten mit äußerer Beimischung aus, was sich in Architektur , Malerei, Bildne- rei, von mancherlei äußeren und inneren Bedingnissen bestimmt

und überwogen, immer wieder hervordrängt. Zum Verständs- niß jedes Styls also, welcher in verschiedenen Zeiten durch alle Künste geht, ist ein solches Studium, zu dessen Erleich- terung wir hier beinahe nur den ersten Versuch gemacht se- hen, ganz unerläßlich. Es ist darum besonders zu wünschen, daß es dem Unternehmen auch an derjenigen Aufnahme nicht fehlen möôge, von der sein Fortgang und sein Gelingen ab-

hángig seyr: wird. Daß aber die Zeit für diese feineru Jn- teressen der Kunst und Wissenschaft reif sey, glauben wir auch daraus abnehmen zu dürfen, daß gleichzeitig mehre e Architekten auf cignem Wege die dringende Nothwendigkeit und das Belohnende solcher Studien eingesehen haben.

Daß endlich der Hr. Herausgeber des gegenwärtigen Hef- tes nicht in die Klasse derer gestellt seyn wolle, welche, durch li- terarische und eigentlich künstlerische Bildung tninder begüns- tigt, nur Durchzeichnungen geben , scheint er. sowohl in sei- nem Vorwort anzudeuten, als auch durch die Herausgabe

zu eben dieser Zeit in demselben Verlag erscheinen ließ. Es il dies ein Werk, welches Ansprüche macht, zugleich dreien Künsten anzugehören, der Poesie, der Musif und der zeich- neuden Kunst. Näher darauf einzugehen, wäre hier nicht am Ort; ader das „Skfizzenbuch von Franz Kugler““, beste- hend in Bedichten, musikalischen und malerischen Composi- tionen, (egt offenbar cinen politishen Sinn an den Tag, dess sen es, neben der sichersten Form-Auffassung, auch bei bloßer Wiedergabe der Ornamente häufig bedürfen wird. Gr.

Md BÉRL:Ts CAE B A V L E U E D

Königliche Schauspiele.

__ Donnerstag, 13. Jan. Jm Schauspielhause: Emilia Galotti, Trauerspiel in 5 Abtheilungen,

Sönigstädtisches Theater.

; D ongeisag, 13. Jan. Fra Diavolo, komische Oper in i ten.

Freitag, 14. Jan. Zum erstenmale: Schneider Fips, oder: Die gefährliche Nachbarschaft, Lustipiel in 1 Aft, von Kokebue. Hierauf: Der häusliche Zwist, Lustspiel in 1 Akc. Zum Beschluß : Das war ich, Lustspiel in 1 Akt.

Auswärtige Börsen.

Amsterdam,. 7. Januar. Niederl, wirkl. Schuld 404. Kanz-Billets 15i. Oest. 5prec. Metall. 843. Russ. Engl. Anl. 83. Russ, Aul. Hamb. Cert. 85.

Hambarg, 10 Januar. , Oesterr. 4proc. Metall, 781. Bank - Actien incl. Div. 1050. Engl. Rugs. 86. - Russ. Anl. Hamb. Cert. 864. Dän. 578. Poln. pr. 31. Januar 822. y

London, 4. Januar. Sproc. Cons. 821. Brasil. 541. Däs. 38. Rass. 907. Span. 128,

Wien, 7. Januar.

Ee Metall. 915, 4proc. 79, Leose zu 100 FI. 168. Part.-Oblig. 117. Bank-Actien 1050.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel.

den. Der Grundgeshmack, die Richtung des Formsinnes

eines andern Werks, welches er vielleicht niht ganz zufällig

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Ae 14.

Amtlihe- Nachrichten.

Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben den Professor Dr. H. A. Nie- ueyer bei der Universität in Halle und bisherigen ondireftor der dortigen Frankeschen Stiftungen zum Direktor dieser Stif- tungen zu ernennen und die für ihn ausgéfertigte Bestallung Allerhôchstselbst zu vollziehen geruh.

Des Königs Majestät haben den bisherigen außerordent- lichen Professor in der philosophischen Fakultät der Univer-

sität zu Greifswald, Dr. J. Erichson, zum ordentlichen |

Professor in der gedachten Fakultät zu ernennen und die fär ihn ausgefertigte ' Bestallung Allerhdöchstfelbst zu vollziehen

gerußt. ; i Des Königs Majestät haben den bei dem Kurmärkschen

_Pupillen - Kollegium angestellten expedirenden Sefkretarten

Brün und Fleischer den Charakter als Justizrath zu ertheilen geruht.

Ihre Majestät die Königin und Jhre Königl, Hoheit die Prinzessin Friedrih drr Niederlande sind von

hier nah dem Haag abgegangen.

Die resp. Interessenten der Gescksammlung werden be- nachrihtigt, daß das Titelblatt nebst der chronologischen Ueber- sicht für das abgelaufene Jahr 1830 erschienen ist und abge- holt werden kann; gleichzeitig ist auch noch anzumerêen, daß in furzem das zur Geseßsammlung gehörige Sachregister für die Jahre 1826 bis 1830 einschließli, diè Presse verläßt.

Berlia, den 13ten Januar 1831.

Debits-Comtoir.

Ed I L L L S E L L E E L E T. L T I E

Zeitungs-Nachrichten. Ala.

Rußland.

St. Petersburg, 5. Jan. Se. Majestät der Kaifer haden den Wirklichen Staatsrath Sambursfky zum Direktor der Kanzlei des Ober-Befehlshabers der aktiven Armee, Feld- marschalls Grafen Diebitsch-Sabalkansfki, ernannt.

Der Vice - Direkcor des Artillerie - Departements des Kriegs-Ministeriums, General-Lientenant Schulmann [1., hat das Großkreuz des St. Wladimir-Ordens 2er Klasse, und der Befehlshaber des Finnländishen Garde-Regimèntes, Ge-

_tieral-Major Bernikosf 1, den Sr. Annen Orden erster Klasse

erhalten. :

i Der Marine-Capitain erster Klasse, Melichkoff, ist zum Vice: Direktor des Juspections - Departements des See- Mi- nisteriums ernannt worden. :

Am 3l1sten vorigen Monats is der Kaiserliche General- Adjutant Suchosanet von hier nach Bialystock abgereist.

Am lsten d. M wurde in der großen katholischen Kir- che hierselbst ein feierliches Todtcnamt für den verstorbenen Papst Pius VIIl. vollzogen.

_ Am 27sten Dez. erkrankten in Moskau an der Cholera 13 Personen ; es genas keine und 8 starben; am 28sten er- franften 12; es genasen 7 und starben 3; am 29sten erkranf- ten 14; es genasen 2 und starben 10.

Die hiesige Handels-Zeitung enthält einen langen Artikcl unter dem Titel : ¡¡Deuriheilungen und Folgerungen Über die Cholera, von dem anf Allerhöchsten Befehl in Mos- tau errichteten speziellen Ausschuß‘, in welchem durch ange- führte Erfahtungen dargethan wird, daß die Ansteéung durch die Cholèra nicht an Waaren haftet, und day

Berlin, Freitag den 14e Januar

1831.

mithin an den Orten, wo diese Krankheit herrschte, ¿s un- nôthig und fúr die Waarenbesißer und Fabrifanten nicht nur, sondern auch fúr das allgemeine Beste, nachtheilig seyn würde, die Waaren-Vorräthe zu durhräuchern. Am Schchluß diejes Artikels heißt es, daß der Minister -Aus\chuß dieser Ansicht beigetreten und Se. Majestät der Kaiser dieselbe dbe- stätigt und befohlen habe, obengenannten Artikel zu drucfen und zur allgemeinen Kenntniß zu bringen.

Am 27|ten v. M. stieg bei einem heftigen Súdwe|- Winde das Wasser in Kronstadt 4 Fuß 7 Zoll und führre das den Meerbusen bedeckende Cis in die of-ne See; zwi- schen Kronstadt und Oranienbaum indessen ward die Verbin- duzg übers Eis nicht unterbrochen.

Eine außerordentliche Beilage der hiesigen Zeitung vom 3. Jan. enthält folgenden Bericht über den Aufstand in Warschau und dessen Veranlassungen :

„Die Regierung hat folgende Details Über den Aufstand in Warschau und über die vorläufigen Ursachen dazu crhalten.//

„Die Einführung der Disciplin im Heere, die Zügelung der

¡ Willkühr und die geregelte Organisation der Verwaltung, dúnk-

ten den Feinden der dffeutlichen Ruhe cine Verleßung der dem Königreiche Polen Allergnädigst verlichenen Rechte, deren Be- wahrung und Erfüllung Beamten Übertragen worden , die aus der Mitte der Po:cn selbsi gewählt und gegen welche bisher keine geseßlichen Beschwerden vor den Thron gelangt waren. Blind für den Wohlstand des Landes, der unter dieser väterlichen Ver- waitung emporbölúhte, wurde die brausende unbedachtsame Jugend durch. die Sophiömen verdrchter Egoifien irre geleitet, die nur

| persönliche Vortheile im Umsfturz der geseßlichen Ordnung suchten,

und fliftete, von Leidenschaften allein gelcitet, schon im Jahre 1525 eine geheime Gesellschaft, dem dffentlich erlassenen Verbote zuwider. Einer ihrer ecslen Gründer war Peter Wysobki, Unter- Lieutenant bei den Polnischen Truppen. Er versammelte in sci- ner Wohnung einige Jüngl:nge aus der Schule der Unter-Fähn- riche, namentlich: K. Paschkewitsch, U. Dobrowolski, Karl Kars- nißki, Alex. Lasfni und Joseph Gurowsfi; erhißte die unerfahre- nen Gemüther durch Vernänftelcien über den politischen Zustand Europas, entzündete in den Herzen unerrcichbare Wünsche und Hoffnungen, und erweckte die Lust zu verderblichen Umwälzungen. Dieses geschah am 3. (15.) Dez. 1828. Am folgenden Tage zog Wysoßki noch andere Unter - Fähnriche in sein Geheimni , die bereits wegen ihres unruhigen Getstes und ihrer verkehrten Den- kungsart bekannt waren, nämlich: Camill Machnabßki, Stanisslaw

| Poninsfi und Severin Zechowsfki. Diese Handvoll unvernünfti-

ger. Jünglinge, die ohne den mindesten Begriff von dem Zustati- e thres Landes, dessen Bedürfnissen und Vortheilen, alle Bege- benheiten Europas ihree verkehrten Beurtheilung unterwarfen, bildeten eine Bande, durch welche Polen jeßt an den Rand des Abgrundes gebracht ist, und Hauptstadt und Provinzen sich den Schrecken der Anarchie und allen davan geknüpften Unglücsfäl- len preisgegeben schen! Diese unvernünftigen F nglinge, verbun- den durch den Geist einer frehen Willkühr, angeste t von den unheilbringenden Principien der Revolution, fingen an, ihre ver- derbliche Lehre auszustreuen, und fanden, sonderbar genug, Gleich- gesinnte unter Personen, die threm Berufe und ihren Jahren nach, die Anrveizungen dieser nihtswürdigen Feinde der Ordnung hâtten verachten und sie zum allgemeinen Wohl den, Händen der Gerechtigkeit Überliefery jollen. Wysohki beredete den Capitain des Polnischen Garde - Grenadier - Regiments Paschkewitsh in die geheime Gesellschaft mit einzutreten, aguch gelang es ihm, seine verkehrten Grundsäße Teichtgläubigen , unerfahke- nen und unkundigen Offizieren bei dem Sappeur - Batail- lone cinzuflößen und sie in seine frevelhaften Anschläge ju verwickeln. Zwei dieser Offiziere, Lorenz Prshedpelski und Fe- it Noroosselski, Üübernahmen es, die Offiziere und Soldaten jenes Bataillons von dem Pfade abwendig zu: machen- den- die Ehre ihnen vorgezeichnet, und dem ihr Eid sie geweiht hatte

(Die Fortsezung und den Schluß dieses Berichts #; in der zweiten Beilage zum heutigen Blatte.)

Odessa, 25. Dez. Am 15ten d. “M. waren hier 7 Cholera-Kranke übïtg geblieben; bis zum 16ren einschließlich famen 7 neue hinzu, von denen -5 starben; vom t7ten bis zum 19ren erkrankten 6 Personen; es wurden 5 geheilt und