1831 / 22 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 22 Jan 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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Truppen nach der Gränze auf. Brüssel verlässen und am 13ten in Ticlemont übern äth- tet; die Jäger zu Pferde sind gleichfalls abgegängen, und ein aus Namur “fommendes Bataillon vom Lten Regimente ist heute in unsern Mauern eingerúckt, um sich zur Maas- Armee zu begeben. Heute ist anch ein Detasche- ment unferer städtischen Garde auszerückt, um nach der Gränze zu marschiren. Der Oberst v. Pontécoulant ist ge- stern nach Lüttich gekommen, um aus dem hiesizen Zeughause die nôthigen Utensilien zu holen, die er zu den ihm aufge- tragenen Befestigungs - Arbeiten, so wie zur Leguhng einer Schiffsbrücke über die Maas, für nöthig hält.‘

Die Landleute der Provinz Limburg beschweren sich un- emein über die ihnen jeßt durch unsere Truppen auferlegten fdivecin Lasten. S9 hat z. B. der General Mellinet für den Gräânz-Oct Vaels eine Requisition ausgeschrieben, die diesem Unbedeutenden Flecken mindestens 4009 Franken ge- kostet haben würde. Jnzwischen traf noch zeitig genug es war erst F der reguirieten Gegenstände abgeliefert eiae Weisung des von der provisorischen Regierung eingeseßten Civil-Gouverneurs von Limburg, Hrn. v. Loo, ein, in Folge deren den Nequisitionen des genaunten Generals feine wei- tere Folge geleistet wurde. Es is jedoch zu bezweifeln, daß es der General Mellinet bei dieser Abweisung werde beweñ- den lassen. |

Deut 1.chQla nd.

Hämburg, 19. Jan. Die Bödrseahalle meldet:

¿Am 16ten ‘d. ist in Oldenburg die Verlobung Sr. Königl.

Hoheit des Großherzogs mit der ‘Prinzessin Cäcilia, Tochter

des gewesenen Königs Gustavs 1V, von Schweden, öffentlich bekannt gemacht worden.‘

Mänchen, 15. Jan. Se. Königl. Hoheit der Herzog von Lucca, ist vorgestern hier angekommen und gestern nach

Wien abgereist. Eichstädt, 14. Jan. (Aus der Allgemeinen Zei-

tung.) Vorgestern Abend kam hier ein Courier aus Brüssel an, mit Depeschen an Jhre Königl. Hoheit die Frau Her- zogin von Leuchtenberg, welche sogleich cine Stafette nach

Anspach sendete, mit Briefen an Jhrenu Herrn Sohn, den Herzog August. Dieser fam selb|i gestern gegen drei Uhr nach Eichstädt, und es verbreitete sich in der Stadt das Ge- ruht, der rh dts sei zum Könige von Belgien erwähit wor- den. Aus heute in der Residenz vernommeñien Nächrichten ergiebt sich, daß der erwähnte Courier nur hierher geseudet worden, um anzufragen, ob der Herzog August die Krone von Belgien annehmen würde, im Fall sh die Mehrheit des Kongresses fär ihn entschiede. Der junge Herzog soll geantwortet haben, er sey gerührt über einen für ihn fo ehrenvollen Antrag, den er weder gesuchr noch vorausgesehen habe; follten aber die Wünsche der Belgischen Nation sich dahin ‘vekteinigen, ihm die Krone a“zudbieten, so würde er sie mit Zustimmung seiner Frau Mutter, der Herzogin , anneh- men. Der Courier ist denselben Abend zurückge}endet wor- denz; der Herzog August geht Sonntag" wieder ngch Anspach zu seinem Regimente. “Diese Neuigkeit hat feine Aenderung ín dem cinfachen und ruhigen Leben des Herzogl. Hofes zur Folge gehabt. I Darmstadt, 13. Jan. Das heute erschienene Regie- rungsblatt Nr. 1. enthälr ein Allerhöchstes Edikt, die Kom- plettirung der Feldtruppea für 1831 betreffend, und eine Be- fannitmachung der Ministerien des Jnnern und des Krieges, die Repartition ‘des in jenem Edikt fesigeseßten Rekrutenbe- darfs auf die Provinzen betreffend. ‘Hiernach ist der Rekru- tenbedarf 1540 und, nach Abzug von 3 zurückgekehrten älte- pen Refcactären , 1537. Hiervon hat die Provinz Starken- 2 a Gu stellen 493, Ober - Hessen 596, Rhein - Hessen 448. assel, 9. Jan. (Fortsebung der in Nr. 19. der St. Z. abgebrochenen Verfassungs - Urkunde für Kurhessen.) Zehnter Abschnitt. Von den Kirchen, den Unter- rihts-Anstalten und den milden Stiftungen. §. 432. Alle im Staate anerkannte Kirchen genießen gleichen Schuß desselben. JFhren verfassungsmäßigen Beschlüssen bleiben die Sa- chen des Glaubens und der Liturgie überlassen. §. 133. Die Staatsregierung übt die unveräußerlichen hoheitlichen Rechte des Schußes und dex Ober-Aufficht Über die Kirchen in ihrem vollen Umfange aus. §. 134. Die unmittelbare und mittelbare Aus- übung der Kirchen-Gewalt über die evangelischen Glaubens-Par- teien verbleibt, wie bisher, dem Landesherrn. Doch muß bei dem Uebertritte desselben zu einer anderen als evangelischen Kirche die alsdann zur L E zen der Gewissen gercichende Beschränkung dieser Gewalt mit den Landständen ohne Aufschub näher fesige- siellt werden. Ueberhaupt aber wird in liturgischenSachen der evan- gelischen Kirchen keine Neuerung ohne die Zustimmung einer Sy- n9ode stattfinden, welche von der Staatsregierung berufen wird. §. 135. FUr das besondere Verhältniß der katholischen Kirche

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Das 1e Regiment hat |

zu der Staatsgewalt dienen folgende. Bestimmungen zur Richt- schnur: a. Fn Ansehung des kirchlichen Censur - Bes ae

“tes, #0 wie des bischöflichen Amts-Einflusses auf die Unterrichts-

Ansialten, bleibt das (mit dem vormaligen bischöflichen General= Vikariat zu Fulda verabredete) Regulativ vom 31sen August 1829 ferner în Kraft. b. Die von dem Bischof und den úbriz gen, katholishtn Kirchen-Behörden ausgehenden allgemeinen An- ordnungen, Kreisschreiben und dergleichen allgemeinen Erlasse an die Geistlichkeit und Didcesanen, welche niht reine Glaubens- und kirchliche Lehrsachen betreffen, oder dürch welche dieselben zu Elwas verbunden werden sollen, was nicht ganz in dem eigen- thümlichen Wirkungskreise der Kirche licgt, bedürfen dex Genchs migung des Staates und können nur mit solcher kund gemacht und i Ausführung gebracht werden. e. Solche „allgemeine Er- lasse der Kirchen-Behörde, welche ‘rein geistliche Gegenstände be- treffen, sind der einschlägigen Staats-Behörde zur Einsicht vor- zulegea, und diese wird dite Bekanntmachung nicht hindern, wenn der Fnhalt keinen Nachtheil dem Staate bringen würde. d: Von allen ‘bischöflichen, unmittelbaren oder mittelbaren, Communika-

„tionen mit dem Päpstlichen Stuhle, welche nicht etwa lediglich

in Beztehung auf einzelne Fälle der Een Seelsorge oder auf gewöhnliche, der römischen Kurie unstreitig zukommende, Diss pensationen beabsichtigt werden möchten, noch bloß in Glückwün- schungs=, Danksagungs - und anderen dergleichen Ceremonial- Schretben bestchen, wird die Staats- Regierung durch den lan- desherrlichen Bevollmächtigten bei- dem Bisthume nach wie vor Einsicht nehmen lassen.“ e. Fn allcn Fällen, wo ein Miß- brauch der geistlichen Gewalt stattfindet, bleibt die Beschwerde oder’ der Rekurs eben wohl an die Landes - Behbrden ofen, jedoch, rufe angeht, erst alsdann, wenn ein bei der zuständigen oberen Kirchenbehdrde geschehener Versuch zur gebührenden Abhülfe als erfolglos dargethan, oder insofern etwa Gefahr bei dem Verzuge seyn würde. §. 136. Der Staat gewährt den Geistlichen jede, zur Erfüllung ihrer Berufsgeschäfte erforderliche, gescbliche Un=« terstüßung und shüßt fie in dem Genusse der Achtung und Aus- zeichnung, welche threr vom Staate anerkannten Amtswürde ge=- bührt. Hinsichtlich ihrer bürgerlichen Handlungen und Verhält- nisse sind dieselben der weltlichen Obrigkeit unterworfen. S. 137. Für den öffentlichen Unterricht, sonach die Erhaltung

| und Vervollkommnung der niederen und höheren Bildungs - An-

stalten, uad namentlich der Landes-Universität, so wie der Land=- schullehrer - Seminare, if zu allen Zeiten nach Kräften zu sor- gen. S§. 138. Alle Stiftungen ohne Ausnahme, sie adgen für

den Kultus, den Unterricht oder die Wohlthätigkeit bestimmt

seyn, siehßen unter dem besonderen Schuße des Staates, und das Vermögen oder Einkommen derselben darf unter keinem Vor-

“wande zum Staagts- Vermögen eingezogen oder für andere als

die stiftungsmäßigen Zwecke verwendet werden. Nur ‘in dem Falle, wo der stiftungsmäßige Zweck nicht mehr zu errcichen steht, darf cine Verwendung zu anderen ähnlichen Zwecken mit Zustimmung der Betheiligten und, sofern dfentliche Anstalten

in Betracht kommen, mit Bewilligung der Landsiände erfolgen.

(Fortseßung folgt.) hr Frankfurt a. M., 16. Fan. Die Schwankungen der Sigats- Effekten - Course waren in dex leßten Woche nicht schr bedeutend. Am ersten Bôörsentage konnte man etwas Leb- haftigkeit im Umsay mit Oesterreichischen Papieren bemerken; sie entsiand, weil man erfahren hatte, ein angesehenes Haus habe

ati tit

} mehrere Einkäufe in 5 und 4proc. Metalliques gegen baar be-

wirkt, woraus man den Schluß zog, dasselbe müsse wohl im Bes fiß günstiger Nachrichten seyn, was sich aber sväter nicht be- währte. Fndesen gingen doch die Preise darauf hin etwas in die Hdhe. Die 5proc. Metalliques stiegen um 2 pCt., die 4proc. um + pCt./ die Bank- Actien um 18 Fl. pr. Stück, die Partial um 1 pCt. Jn allen andern Fondsgattungen blieb es fill. Am zweiten Börsentage (Diensiag) war die Hoffnung, welche jene Einkäufe geweckt hatten, wieder verschwunden, und es zeigten sih in dem Geschäft mit Oesterreichischen Papteren von mehre=- ren Seiten her willige Abgeber. Die Course wurden flau und wichen von da an bis zu Ende der Woche, jedoch im Ganzen nicht bedeutend. “Die 5proc. Metalliques gingen von 91 auf 902, die 4proc. von 801 auf 732, Bank-Acticn von 1234 auf 1273, Partial von 118 auf 117? zurück. Auch zu diesen Me Len Notirungen wurde nur weni gemacht. An Ursachen dieser Ge- schäftstille fehlte es nicht; die fortdauernden Kriegsgerüchte von ODiten und Westen her, der neuerdings \o komplicirte Stand der

| Belgischen Angelegenheiten, das successive Weichen der Pariser

Rente - Course, die Nachricht von den Unruhen im Königreiche

Hannover, alle e: Umstände waren wohl geeignet, den Muth

der Spekulanten gufs Steigen zu lähmen. Uehberdem lauteten

auch die Privat - Korrespondenzen von den Haupt -Handelspläßen

keinesweges ermunternd. Die meisten Umsäße fanden übrigens nux gegen baar ftatt. Auf fixe Lieferung in 1 bis 2 Monaten zeigten sich wohl Abgeber zu weichenden Preisen, ader es fehlte an Nehmern. Oesterreichische 100 Fl. - Loose waren „_ da die Zie- hung nahe is, in kleinen Posten etwas begehrt. Nach 4yroc. Preußischen Staatsschuld - Scheinen war ebenfalls merkliche Frage; der Cours Be Effekfts, das sich selten macht, blieb eigend. Fn dem Geschäft mit Holländischen Fonds herrschte entschiedene Flauheit. Fntegralen und Kanzen blieben ausgeboten,

und Niemand wollte kaufen. Polnische Loose theilten dieses Ge=

hick; die politische Lage der Dinge drückt dieses

j Papier mehr als jedes andere, weshalb es denn ganz an reellen K

aufern fehlt.

was das geisilihhe Personal in seinem Bee

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it 5proc. Span. Rente perp. ging es zwar auch still, allein dee Gaeta Zinsgenuß trägt dazu bei, dieses Effet beliebt und fest im Cours zu behaupten; selten findet man darin Abgeber. - Cor- tes-Bons gingen auf die bessern PAIes Notirungen auch bei uns ctwas höher und waren e as baare Geld hâlt sich fortdauernd in großem Ucberfluß am Plaß; unsere ersten Häuser haben große Summen liegen, stnd aber vorerst nicht geneigt, einen Theil davon in den Staats-Effekten zu verwenden. Daher fommt es denn, daß gute Diskonto-Briefe zu 25, ia zu 2: pCk. x. Fahr gesucht sind. Unsere kleineren Spekulanten sind, was

die Oesterr. Fonds angeht, meist in der Contremine, da sie an

fein nahes Steigen glauben. Nur der wirklich bestehende Man- gel an effektiven (comptanten) Stücken der Haupt-Effekten-Sor- ten steht wohl in. diesem Augenblick dem weiteren Sinken der Course im Wege. Jm Wechselhandel war in der abgelaufenen Woche viel Leben; alle Devisen waren r vornchmlih Pa- ris, Berlin, Hamburg und Amsterdam. Die Vorräthe am Plaßt ergaben sich sehr gering.

S h weiz. f

Basel, 10. Jan. (Aus dem Schweizerischen Ko r- respondenten.) Heute Morgen früh um 3 Uhr wurde durch Trommelschlag und Sturmläuten Alles unter die Waf- fen gerufen. Jn weniger als einer Viertelstunde fand sich die ganze streitlustige Mannschaft, etwa 3000 an der Zahl, gerüstet auf dem Sammelplaß ein Wir blieben bis 9 Uhr unter dem Gewehr und glaubten von einem Augenblick zum andern, den Rebellen euntgegenziehen zu müssen. Der Lärm war durch einen Kanonenschuß und einige Flintenschüsse ent- standen, welche die feindlichen Vorpösten oder Patrouillen, die sich der Stadt genähert, aber sogleih wieder verjagt wor- den, gewechselt hatten. Ein Bauer wurde dabei verwundet. Diejenige Abtheilung hingegen, welche einen Ausfall aus der Stadt gemacht, traf feinen Feind mehr. Alles war kampf- (lustig, und die Corps bestanden zum Theil aus Leuten aller Stände. Von jeder Compagnie der Bütgergarde sind junge Freiwillige ausgezogen worden, um die schlagfertige Mann- schaft zu vermehren, und es ist leicht möglich, daß unser Kon- tingent mit einigen Kanonen gegen Liestal aufbrechen und Gewalt brauchen wird, um dem Uebermuth der Bauern Schranfen zu seßen. Wir haben gute Auführer, “wovon einige selbs vom Lande sind, und fürchten uns keinesweges vor den Rebellen.

Basel, 12. Jan. feindliche Streifpatrouillen von den Schanzen gefeuert, was wieder zum Allarmschlagen und Allarmläuten Anlaß gab und die ganze Bürgerschaft unter die Waffen brachte. Um 8 Uhr aber wurde wieder Alles entlassen. Die Insurgenten schei- nen feinen ordentlichen Angriff wagen zu dürfen und beschrän- ken sich darauf, uns zu ermüden, wiewohl bei der unter allen Klassen herrschenden Begeisterung dieser Zweck nicht sobald erreiht werden wird. Sie fangen nun an, die Landgeistlichen, w.lche meistens Bürger aus der Stadt sind, aus ihren Ge- meinden abzuführen und als Geiseln nach Liestal in Ver- wahrung zu bringen. Aller obrigfeitlichen Kassen auf dem Lande: haben sie sich bemeistert und- auf diese Weise gegen 40,000 Fr. zusammengebracht, woraus sie einstweilen ihre dringendsten Ausgaben bestreiten können. Alle Com- munication mit der Landschaft ist abgeschnitten. Die Posten nah dem FJunern der Schweiz werden durch das Badensche Gebiet nach Rheinfelden instradirt und gelangen úber Aarau nah ihrer Bestimmung; selbst die Post nach Delsperg, Pruntrut 2c. muß diesen Weg einschla- gen, Heute Nacht ist Alles ruhig abgelaufen die feind- lichen Vorposten sind bis St. Jakob, Gundeldingen, St. Margarethen, Holee und Neubad vorgeschoben. Man könnte wohl mit 600 Mann einen Ausfall machen , allein die. Mi- litär-Behörde will durhaus nicht darein willigen, aus Furcht, eine solche Kolonne möchte abgeschnitten werden, und zudem müßte eine solche Operation durch einige Artillerie unterstü6t werden. Da nun die Insurgenten an dieser den ewmpsfind- lichsten Mangel leiden, so würde ihr Hauptaugenmerk darauf -gerichtet seyn, sich derselben zu bemeistern und ggen uns - zu richten was man durchaus zu ver- meiden sucht, indem wir bestimmt wissen, daß sie aus gänzliher Ermangelung groben Geschüßkes von einem ernsthaften Angriff auf die Stadt abstehen müssen. Das Straßenpflaster ist nicht förmlich aufgehoben, aber am Ein- gange aller Vorstädte tiefe Gräben gezogen und dahinter feste Barrikaden von Gebälken errichtet worden, hinter welche sich Scharfschüßen aufstellen können. 300 junge Leute von 14 bis 18 Jahren, die nicht militairpslichtig sind, haben sich ebenfalls bewaf}net und thun Dienste, ein anderes Corps entschiossener junger Männer haben, Todtenköpse auf ihre Müßen und wollen in dem Angrifse vorangestellt seyu.

Gestern früh um 6 Uhr wurde auf

Schaffhausen, 14. Jan. Privat-Berichten zufolge hat (wie der Schweizerische Korrespondent meldet) die Tagsaßung sich füx permanent erklärt.

Luzern, 12, Jan. Die Militair - Aufsichtsbehörde hat von der Tagsaßung einen Kredit von 50,200 Fr. fúr das Geniewesen, 100,000 Fr. fúr das Sanitätswesen und 113,500 Fr. für Gewehrvorräthe verlangt. Dieses Begeh- ren_ist zu näherer Prüfung an die Kommission, welche über die Organisation und Anwendung der Landwehr Bericht er- statten soll, verwiesen worden. Die Tagsaßung wählte am 10ten den Hrn. Oberst und Staatsrath von Muralt zum Mitglied der Militair - Aufsichtsbehörde oder des eidgenösst- schen Kriegsraths, an die Stelle des zum Ober - Befehlshaber der Armee gewöhlten Hrn. Oberst Gyger. Zum General- Quartiermeister ist Hr. Graf von Pourtales von Neufchatel und in Abwesenheit des Hrn. Schultheis Fischer von Bern in die Kommission der Tagsaßung Hr. Landammann Näf von Appenzell ernannt.

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Die Allgemeine Zeitung enthält folgendes Pkrivat- Schreiben aus Neapel vom 31. Dez : „Se. Majestät der König hat durch zwei Begnadigungs-Dekrete vom 18ten und 20sten d. M. sich ein Recht auf die Dankbarkeit und die Liebe seiner Unterthanen erworben; besonders durch das er- stere vom 18ten. Dieses mildert nicht nur bedeutend alle die wegen politischer Vergehungen aufgelegten Strafen, sondern schlägt auh alle noch s{chwebende Proccduren gegen diese sr jeßt und in Zukunft nieder. Das zweite enthält ähnliche Begnadigungen súr andere, niht wegen politischer Vergehuns gen Beskrafte, wovon aber alle die, welhe wahre Verbrechen begangen Haben, ausgenommen sind. Der juuge Monarch fährt übrigens rastlos fort, Überall den Vershwendungen Ein- halt zu thun und sein System der Ersparungen über alle Zweige der öffentlichen und Privat - Ausgaben zu verbreiten, welches, da jo viele und so große Mißbräuche abzuschaffen sind, natürlich uuter denen, die es betrifft, Mißvergnügen hervorbringen muß. Dessen Unbilligfeit wird indeß von allen rechtlich Gesinnten anerkannt. Nicht allein Ersparungen, sondern noch andere ersprießlihe Folgen für das Land hat die Aufhebung der meisten Jagden nahe: und fern zur Folge. Die Erlaubniß zu- freier Ausfuhr des Getreides ist für beide Königreiche bis zum Schlusse des Jahres 1831 aus- gedehnt worden. ‘Der Französishe Botschafter Mar-

quis de la Toux - Maubourg i| den 18ten dieses Monats

von hier nach Rom abgerei|t, wo er als außerordentlicher Botschafter bei dem Konklave akfreditirt ist und wahrschein- lich die Ernennung des fünftigen Papstes abwarten wird. Der an die Stelle des Grafen von Voß am 16. Dezember hier angekommene Königl. Preußische Gesandte, Graf von Lottum, hat die Auszeichnung einer Privat-Audienz genossen, die ihm Se.Majestät der König am 20sten d. bewilligte. Da seine Credeutialien noch an den verstorbenen König lauten, so fann er, der Etikette gemäß, erst nah Erhaltung der neuen, an den jeßigen Monarchen, bei diesem seine dfentliche Antritts-

| Audienz haben. Man erwartet jeden Augenblick die An-

funft des Grafen von Ribeaupierre, welcher nah Verlassung seines Posteus als Kaiserl. Russischer Botschafter in Kon- stantinopel, hier längere Zeit als Privatmann verweilen will. Seine Gemahlin befindet sich shou seit geraumer Zeit ‘in Neapel.‘

D T tugat i

Ein in London eingelgufenes Privatschreiben aus Lis} a- bon vom 31. Dez. meldet (dem Morning Herald zu- folge) den im Kerker des Forts St. Julian in seinem 80sten Jahre erfolgten Tod des Justiz- Ministers unter“ der leßten Regentschaft und früheren Portugiesischen Gesandten an mehreren Europäischen Höfen, Dom Pedro de Mello Bray- ner, und bemerkt dabei: „Fast in demselben Augenblick, als - Dom Miguel seinen Fuß bei“ Belem an das Land sebte, wurde der Verstorbene als Gefangener nah Belem und spä- ter in das Fort St. Julian gebracht. Den Tag vor seinem Ableben hatte seine einzige Tochter, die Marquise von Niza, Dom Miguel auf das flehentlichste gebeten, ihrem Vater in- den leßren Augenblicken beizustehen und seinen Segen zu empfangen, was ihr aber verweigert wurde.“ Demselben - Schreiben zufolge hatte Tages zuvor ein heftiger Sturm großen Schaden unter den Schissen im Tajo angerichtet ; die von einigen Englischen -Kauffahrern an das Kötigl. Arsenal gerichtete Bicte um Húlfstaue und Anker, gegen Vergütung, wurde verweigert und ihr Verlust dadurch sehr vergrößert.

_— Französische Blätter enthaltèn die Nachricht aus Lissabon, daß zwei Französische, der Freimaurerei beschul-