1831 / 26 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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und Poros, Machignor Gerasimus , „mit. einer Feierlichkeit eröffnet, “an welcher sämmtlithe fremde Konsuln, fo: wie der Capitain des auf der Rhede liegeuden Russischen Linienschif- fes, Alexander Newsfy , Theil nahmen. Am 20. Nov. fand auf der Ebene bei Nauplia, unter Anführung des in Griechischen Diensten befindlichen Generals Geratd, ein mi-

litairishes Mandver statt, welhem der kürzlich aus Kon:

stantinopel angefommene Graf v. Ribeaupierre beiwohnte. Am 27sten Oftober wurde zum ersten Male in Griechenland die Todesstrafe dffentlichh an einem Schäfer auf der Jnsel Sfopelcs vollzozen, der vom Appellations - Tribu- nal der nördlichen Lyfladen wegen dreifachen Mordes verur- theilt wurde, ersho}en zu werden. Vor der Hinrichtung wurde er einen Tag und eine Nacht in einer Kirche gelassen, um sich auf den Tod vorzubereiten.

_# Dasselbe Blatt meldet in einem Schreiben aus Nau- plia vom 10. Dez. : „Von Seiten Englands is für die Grie- chische Regierung cine Unterstúkung von 500,000 Fr. in Korfu angekommen. Nach der Entsagung des Prinzen Leopold auf den Griechischea Thron habe jede der drei vermitteladen Máchte in einer Separat-Convention sich anheischig gemacht, eine Summe vou obigem Betrage, aber nur ein Mal, auf Abschlag der zu erdf\nenden Anleihe zu zahlen. Aus dem westlichen Griechenland fommende Reisende verficheru, daß die Aetolter und Afarnaner nach den offenen Aeußerun- gen der dortigen Behörden in dem Glauben stehen, der Graf Cazodistrias habè es von den verbündeten Mächten erlangi, daß das ganze Gebiet bis zu den Engpässen von Mafkrinoros

- von den Tútfen unabhängig bleiben jolle.//

Der Courrier de Smyrne empfiehlt in seinem Blatte vom 12. Dezember den verbündeten Mächten angelegenclich den Prinzen Paul von Würtemberg zum künftigen Könige von Griechenland.

I. M l! 4, Abd,

Beriin, 25, Jan. Der Verein zur Beförderung des Gewerbsleißes in: Preußen feierte gestern das. alljährliche Fest des Geburtstages Friedrichs des Zweiten, als des Begränders der Preußischen Gewerbsamkeit, und das der Siftung des Ver- eins. Zu diesem Ende hatte sich eine große Anzahl vou, Neitgliedert desselben, aus allen Klassen, in dem Loftale des Hof-Traiteurs Jagor versammelt, und dieser schloß sich eine beträchtliche Auzahl von Gästen an; so daß der geräumige Saal die an dem Festmahl Theilnehmenden faum fasseu founte. Der zuerst auf das Andenken Friedrichs des Zweiten ausge- brachte Toast, durch einige bezügliche Stropyen eingeleitet, auf dasjenige hinweisend, was Friedrih der Zioeite sür das

vaterländische Gewerbe gethan, und wie sein Geist uns sters |

ermahne, die von ihm geôöffnete Bahn rastlos zu verfolgen, wurde mit feierlicher Weihe dargebracht. Zum lebhaftesten Enthusiasmus stimmte aber das dem Lebehoch unsers gelieb- ten Königs vorangehende Lied: Heil Dir im Siegerkranz; und es sprah sich in der Stimmung, womit dieses gejun- gen wurde, nicht allein die innige Liebe und Verehrung für den gütigen Landesvater aus, sondern auch" die dankbare An- erfennung- der Weisheit und Zweckmäßigkeit der trefflichen Geseßgebung, wodurch wir von unfern Gewerben alie die Uebel entfernt sehen, die sich, in der jeßigen drückenden Zeit, in andern gewerbfleißigen Ländern, als die ungusbleibli- chen Folgen unnatäürlicher , künstlich erschaffener Verhältnisse, vor Augen stellen. Mir eben der Hingebung wurde der Toast auf das Wohl unsers geliebten Kronprinzen und des Königlichen Hauses ausgebracht. Der Vortrag eines dem Verein“ selbst gewidmeten Liedes, welches das Ziel der rühm- lichen Bestrebungen desselben andeutet und dén Wunsch ent- hált, daß er’ sich immer höher hebe und N'“bliches schaffe und wirke, gab Anlaß dem Vorsibenden des Vereins, der

durch Unpäßlichkeit abgehalten worden war, dem Feste in den |

leßten Jahren ‘beizuwohnen, diesmal aber, in wiedererlangtér Gesundheit, erschienen war, den Dank der Gesellschaft, für den rástlosen Eifer und die besonnene Thätigkeit, womit er die Geschäfte des Vereins leitet, ‘an den Tag zu legen und den Wunsch “der noch ‘langen Erhaltung sciner Kräfte zu dieser núßblichen Wirksamkeit einstimmig und laut auszu- sprechen. Er erwiederte die von der Gesellschaft geäußerten Gesinnungen ‘durch folgende treffliche Worte: „Jch muß ed

als eine besondere Bunst des Schicksals erkennen, daß es mix heute, nach längerer Zeit, vecgönnt ist, den Geburtstag ‘des großen Königs in Jhrer Mitte zu feiern, der ewig in

den Herzen der Preußen fortleben wird. Sein Beispiel möge. dem- Nährstande stets" vorleuchten, indem er auf zeit- geináße Weile auf der Bahn fortschreitet, welche der große Mann uns erdffnete; besonders ‘aber in den Zeiten der

Noth sollen wir , wie er, nie verzagen und in,„uns die Mittel finden, das möglich zu machen, wäs unmöglich scheint. Mögen wir in solchen Zeiten die große Lehre nicht vergessen, daß. unser: eigenes Wohl in unseren eigenen Hän- den liegt; daß wir es im Vertrauen zu Gott, durch gewis- senhaste Erfüllung unserer Pflichten zu erwarten haben, und daß feine äußere Jastitutionen den Mangel innerer Grund- sáße und eigener moralischen Kraft erseßen fönnen. Es wird mein fortgeseztes Bestrcben seyn, das Zutrauen zu rechtfertigen, welch2s die Mitglieder des Vereins mir durch wiederholte Wahl zu ihrem Vorsikenden bewiesen haben. Gelingt mir dies nicht, so bitte ih, an melnem guten Willen nicht zu zweifeln, da Niemand einen größeren Werth auf die gute Meinung seiner Mitbür- ger legen fann, als ich.‘/ Diese Aeußerungen wurden mit allgemeiner Zustimmung und Beifall aufgenommen. Das Fejt wurde hierauf in der- heitersten , frohesten Stimmung bis in den spôteren Abend fortgejebt, wo sich die Gesellschaft, in jeder Hinsicht höchlichst befriedigt, trennte.

am 15ten d. M. hielt die Rheinisch: Westindische Compag':ie zu Elberfeld eine General-Versammlung. Jn dein. darin von dem Subdirektor Becher gehaltenen Vortrage erinnerie derselbe zuvdörder|t an die in der aleßten General- Bersamn mlung, am 2. März v. J. , gefaßten Beschlüsse: 1) die Ziehung einer Bilanz in dem Geschäft der Compagnie, welche der Regel nach «am 31sten d. M.- statthaben würde, bis Ende diejes Jahres hinaus zu schieben, damit der Erfolg der fonzentrirteren Geschäfrspläáne der Geselischaft, durch hin- längliche Zeit für ihre Entwickelung, richtiger beurtheilt wer-

- den fónnte, und 2) bei Einlôdsung der im April d. J: fálli-

gen" Zius - Coupons , keine neue Serie derselben auszugeben und dicse Zahlung als genügende Zins -Vergútung für den Realwerth der Actien, bis zum 31. Dez. d. J., mithin bis zur nächsten Bilanz, zu betrachten. „Er bemerkte demnächst, daß dieje Beschlússe von den betreffenden hohen Ministerien „als dur die Umstände vollkommen gerechtfertigt und mit- hin zuläjsig// erklärt worden, und sonach auch die Allerhdchste Genehmigung derselben zu gewärtigen gewesen seyn würde, wenn die durch das Civil: Geseßbuncy vorgeschriebenen, aber in der iesten Geueral: Vecfarmnlung verabsäumten Formen, nachgeholt worden wären, welches jedoch nunmehr geschehen fônne, falls jene Beschlusse von der Versammlung aufs neue bestätigt würoen. Hierbei werde natürlich hauptsächlich zu erwägen seyn, in wie fern das Resultat des verflossenen Jahres von der Art gewesen, daß es das wohlverstandene Interesse der Actionaire erheishe, auf dem nunmehr be- tretenen Wege einer Aufwindung der älteren und un- danibaren Unternehmungen und der fräftigen Benuzs zung erworbener Erjahrungen auf den günstigern Märk- ren Mexiko’s , fortzuwandeln. Er bemerfte in dieser Dezichuvg, daß die Fortseßung des Geschäfts von namhaf-

tem pecuniäreu Gewinn für das Justitut gewesen. Die hier-

über vorgelegte Berechnung zeigt nach Abzug der sämmtlichen Verwaltuags-Kosten, und nah Abzug der durch diesen Theil der Geschöfte absorbirten Zinsen, einen Gewinn von mehr als 30,000 Nthlr. Pr. Cour. Hinsichtlich der Verluste, welche aus den älteren Unternehmungen stammen, bemerkte Hr. Becher , daß selbige nun einmal unabwendbar im Ge-

schäft lägen, und durch eine Unterbrechung der Unternehmungew

nachch güustigern Märkren nicht hätten vermindert werden fköôn- nen. Da nun überdies ¿it, zwar allerdings nicht zu verbürgende, aber doch wahrscheinliche Aussicht vorhanden sey, daß die Ge- schäfte der Compaguie auch in diesem Jahr ergiebig seyn wür- den, so halte die Direktion es für ihre Pflicht, auf die Bel- behaltung der obgedachten diesfallsigen Beschlüsse vom 2ten März v. J. anzutragen. Jn Folge der. diesfälligen weiter Verhandluug wurde dieser Antrag mit großer Stimmenmehr- heit genehniigt. :

Das Länd zwischen“ der Maas, dem Meere und der jezigen Gränze Fraukreihs hat eine eigenthümliche Wichtig- keit fúr die Sicherheit des ganzen mitlern Europas. Frank- reich, in dessen Besiß, würde sih in einer so vortheilhaften Angriffsstellun:g gegen Deutschland befinden, daß feine Macht,

welche bei der Selbstständigkeit des deutschen Staatenbundes-

betheiligc ij, bei solchen Besibstande sich beruhigen fönute.. “Jn der That sind auch der Jura - die Vogesen und die Ar-

dennen fo unverkennbar die natürlichen Gränzen des fran-.

zösischen Reichs gegen Nordosten , daß schon der Besiß dee Elsas und des jezigen Departement dn Nord, aus weiland niederlöändisc{2n Landestheilen bestehend , nur als eine Frucht: des politischen Uebergewichts angesehen werden darf, welches Frankreich scit dem westsälischen Frieden, oder vielmehr seit- dem es seiacr innexn Unruhen entledigt war, über das Haus ODejireich in jeiner deutschen und spanischen Linie erlangte.

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Se weniger demohngeachtet versucht worden ist, selbst in der verhängnißvollen Krise der Jahre 1814 und 1815 dem fran- zösischen Reiche dieses anderthalbhundertjährige Besisthum zu entreißen; um so weniger darf: auch Frankreich seinerscits mit Eifersucht die Vertheidigungsanstalten betrachten, wodurch Deutschland weitrer Schmälerung seiner Gränzen vorzubauen trachtee. Vertheidigungsanstalten, weil der deutsche Bund seinem innersten Wesen nach nur Erhaltung bezweckt ; und weil keine deutsche Macht irgend einen Anlaß hat, Er- werbungen auf Kosten Frankreichs zu wünschen.

Der wichtigste Theil dieser Vertheidigungsanstalten , ist das Königreich der Niederlande: eine Schöpfung, wozu der Plan entstand, als im Jahre 1814 Deutschlands Selbststän- digkeit wieder errungen war, und es der dauerhaften Be- festigung derselben galt.

Das eucopâische Gebiet der vormaligen Republik der vereinigten Niederlande konnte nah der Auflösung -des Kai- serreichs von felner Ansicht aus ein Bestandtheil irgend eines andern Staates werden: Holland mußte seine politische Selbstständigkeit wiedererlangen. Nur die Schwäche, wor- ein dasselbe seit dem achner Frieden versunken war, hatte möglich gemacht, daß Napoleon sich im Besiße des linken Rheinufers behaupten, und von dort aus eben so wohl die Unabhängigkeit Hollands, als die Selbstständigkeit des nörd- lichen Deutschlands vernichten konnte. Die vereinigten Nie- derlande waren bei dieser Schwäche ein sehr gefährlihes Glied des europäischen Staatensystems; weil sie selbst fast wehr- los große Mittel in die Hand des Ehrgeizigen legten, der die leichte Mühe der Eroberung zu übernehmen sich versucht fühlte. Damals schon, als die holländischen Flotten Spanicn demüthigten, und die Ansprüche des Hauses Bourbon beschränfk- ten, ward die Schwäche merklich, welche der Mangel an Ein- a in der Verwaltung und der geringe Umfang des europäischen

andgebiets unvetmeidlih erzeugten. Empfindlicher, zulezt bis

zur Ohnmacht gesteigert, trat dieselbe hervor, als die See- macht gebrochen, und das Uebergewicht im ostindischen, deut- schen und nordischen A verschwunden war. Solsten die Niederlande wieder auferstehn in der Reihe der selbstständigen Staaten Europas: so mußten sie neu erfräftigt werden durch die. Einheit: einer monarchischen Regierung, und durch Erweiterung ihres Grundgebiets.

Beides fand die europáische Politik vorbereitet.

Das Kaiserreich hatte bereits monarchische Formen ein- geführt: was verhaßt darin erscheinen konnte, war auszusdh- nen , indem die Krone auf einen Herrscherstamm übergieng, dem Holland ' längst die Verfügung über seine Kriegsmacht anvertraute, und dessen erlauchter Name in der ersten Reihe der Begründer und Vertheidiger der niederländischen Freihei- ten glänzt. Eiue vertrauende Achtung der Gemeine Verwal- tungen, und der Einfluß einer angesehnen Volksvertretung waren so vollfkommen hinreichend , jedes noch übrige Beden- fen zu besiegen, daß selbst in diesen Stunden der Prüfung der oranische Thron annoch auf der unverbrüchlichen Treue der alten Holländer ruht

Als die weiland spanischen Niederlande, wesentlich durch die Unterstüßung der Seemächte, an die deutsche Linie des Hauses Oestreich zurückgelangten, erwarb die Republik der vereinigten Niederlande in ihnen. eine Schußwehr gegen Franfkreih. Sie beseßte in Folge des Barriere Vertrags die Gränzfestungen ; sie vertheidigte in Gemeinschaft mit Groß- britanuien in den folgenden Kriegen gegen Frankreich diesen Boden, und hielt die feindlichen Heere dadurch von der An- näherung an ihr Gebiet zurü. Herrin der Mündungen der Schelde und Maas zog sle selbst einen ansehnlichen Theil ih- res Einfommens aus dem Ertrage Belgiens. Als Joseph der Zweite dieses Band zerriß, rächte sh ein Verfahren, welches den belgischen Boden seinen natürlichen Vertheidigern entzog, bald so furhtbar in den nachfolgenden Kriegen mit grankreich , ‘daß der Entschluß sehr wohl begründet erschien, den Frieden Europens auf dieser Seite fortan durch eine gänzliche Verbindung Belgiens mit Holland zu sichern.

Luxemburg, welches in Folge seiner edtfernten súdöôstli-

chen Lage unmittelbar nichts zur Vertheidigung der Länder zwischen der ‘Maas und dem Meere beitragen fann, ward

von den Niederlanden gänzlih getrenut , und als Mitglied des deutschen Bundes unter dessen Schus gestellt. Die Festung

Luxemburg, obwohl auf der Wesiseite der Mosel liegend, ge-

hôrt doch wesentlih dem Vertheidigungssysteme an, welches ich von der Mosel längs der Saar und Lauten über Saarlouis,

its und Laadau an den Rbein erstreckt. Die nachmals eingelei- tete innige Verbindung des Großherzogthums Luxemburg mit der

Verwaltung des Königreichs der. Niederlatüde, wie fehr diese

Maasregel der oranischen Regi gierung auch durch stgaatswirth- schaftlicde Gründe unterstüßte werdeu mag, scheint a in van

ursprünglichen Plane gelegen zu haben, und dürfte, als eine Ver- dunfelung der politischen Verhältnisse, eben so wohl der friedlichen Stellung des deutschen Bundes, als dem Jntresse beider Linien des Hauses Nassau selbst gefährlih, auch durch Berufung auf das Beispiel andrer deutsher Bundesstaaten bei ganz verschiedner Lage keinesweges zu rechtfertigen sein. Abgesehen hiernach von dem Großherzogthume Luxem- burg umfaßte das Königreich der Niederiande bei seiner Grün- dung im Jahre 1815 einen Flächenraum von beinahe 1,033 geographischen Quadratmeilen von mehr als fünf Misllioneu Menschen bewohnt. Es ist nihts versäumt worden, dieser ansehnlichen Masse eine solchergestalt unabhängige Stellung zwischen Frankreich und Deutschland zu sichern, daß sie nie- mals Gefahr laufen darf, durch unvorhergesehnen Ueberfall mit einem Schlage erobert zu werden, ehe nachbarliche Hülfe erfolgen fann. Das neue Königreich der Niederlande, glei unabhängig von beiden Nachbarn, solite wider beide stark ge- nug sein, die Benußung eines verhängnißvollen Bodens ehr- geizigen Plänea zu entziehn, und wit seinen großen Hülfs- mitteln nur der Wiedereroberung eines dauerhaften Friedens dienen dürfen, wenn dessen Erhaltung unmöglich geworden sein sollte. Nicht allein die 25 geogr. Meilen lange Linie gegen Franfreth zwischen dem Meere und der Maas bei Na- mur beut eine Reihe von Festungen und Stellungen dar, weiche der Vertheidigung günstig sind: sondern auch die Linie von Huy bis Nimwegen wird durch die Maas und eine Reihe Festungen längs derselben gedeckt. Die staatswirth- schaftlichen Rücksichten, welche wohl gebieten fonnten, das rechie Ufer der Maas, wenigstens zum Theil ,. bei Deutsch- land zu erhalten, und die Schiffahrt auf diesem Fluße mit den Niederländern zu theilen, sind willig dem politischen Jn- tresse untergeordnet worden, welches den Niederlanden auch

| längs ihrer Ostgränze eine ganz unabhängige Wasserverbin-

dung und eine möglichst feste Stellung zu geben gebot,

Die Mächte, welche mit solcher Unbefangenheit, entfernt von einjeitigen Ansichten, das neue Königreich ausstatteten, kontiten sich nicht verheelen, daß eine Abneigung zwischen den Bewohnern der nördlichen und der südlichen Provinzen be- stand. Sie hossten jedoch mit guten Gründen, daß diese der ruhigen Erwägung des gegenseitigen Jntresse weichen , und “daß wenigstens in der zweiten Generation auch die Gewohn- heit das Band verstärken würde, das die Vernunft knüpfte.

Die Verschiedenheit der Sprachen schien fein unúber- steiglihhes Hinderniß ciner Vereiuigung Belgiens mit Holland zu jein. Die bevdölkertste Gegend der östreichishen Mieder- lande, Ost- ‘und Westflandern, Antwerpen, der größte Theil von Südbraband spriht flammändisch, das ist— eine Sprache, die von der hoüändischen nicht ver\chiedner is , als einzeine deutsche Mundarten unter sich. Die jezige Provinz Limburg spricht theils platdeutsch, theils holländi}cch. Nur in den südöstlichen Provinzen, Hennegau, Namur, Lüt- tich mit einem fkicinen Theile von Südbraband herrscht die wallonische Mundart der französishen Sprache. Etwan ein Drittheil der Einwohner der südlihen Provinzen, das ist etwan ein Fünftheil der Einwohner des ganzen Königreichs der Niederlande redet demnach eine Sprache, welche von der holländischen gänzlich verschieden ist. Aber selbst dieses Fünfs theil genießt eines Vorzuges, dessen die Slaven im Osten Deutschlands, die Galen, Bergschotten und Jren lin britischen Reiche, die Bewohner der Wenden und die Navarresen iu Frankreich, sih keinesweges erfreuen ; nämlich dessen, daß ihre Muttersprache die französische feinem gebildeten Manne unter ihren Landsleuten fremd ist. Der Nachtheil- der Ver- schiedeiheit der Sprachen berührt grade die Wallonen am wenigsten : sie werden viel allgemeiner in Flandern, Holland und Deutschland verstanden , als Flamänder, Holländer und Deutsche sich in wallonischen Gegenden verständlich machen fönnen. Hat die Sprachverschiedenheit eine innige Verbin- dung Hennegaus und Namurs mit Flandern und Antwer- pen nah der Erfahrung von Jahrhunderten und bis auf den heutigen Tag uicht gehindert: so fonnte sie auch einer Ver- einigung mit Holland niemals ernstlih entgegen stehn. i

Die Verschiedenheit des Gewerbsintresse konnte eben „so wenig ‘ein Hinderniß der Verbindung werden. Ju der That ift dieselbe zwischen den einzelnen ‘Provinzen fast aller gina Staaten bei weitem beträchtliher, als zwischen dem

üden und Norden des Königreichs der vereinigten Nieder- laùde. Sorgsame Benußung des Bodens und emsiger Be- trieb der veredelnden Gewerbe, wenn auch in Folge der gün- stigern Natur in den südlichen Provinzen ausgedehnter: und erfolgreicher, waren doch den nördlichen seit mehr als einem Jahrhunderte keinesweges fremd; und der überseeische Han-

“del ist so wenig ein ausschließlihes Eigenthum Hollands,

daß Antwerpen bald einen sehr glücklichen Wetteifer mit Am-