1831 / 61 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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von väterlicher Seite ©),- bedroht - wird? Nein; ih fühle nichts, als das Bedürfniß, mich ganz setner Ruhe und sei- nem Glücke hinzugeben. Feurige und hochgesinnte Gemüther halten den Augenbli ( ; p pl den. Jch weiß alle gute Seiten dieser Regierungsform zu \häßen. Mit der ruhmvollen Französischen Revolution geboren, fchlug mein Herz vom ersten Augenblicke meines Daseyns an für die Freiheit. Wie viele innere Uebel aver würde die Republik auf dieses Land herabziehen, und wie vielen auswärtigen Verfol- ungen würde se als Vorwand dienen! Kaum beschíossen, wücde ¡e dem entfesselten Factionsgeist Veranlassung geben, Stadt und Land in die Schrecken der Anarchie zu stürzen; die Souveraine

Europa’s würden ihren leßten Thaler und ihren leßten Soldaten daran seßen, um sie zu vernichten; Frankreich sogar würde an jel-" nen ndrdlichen Gränzen einen Gefundheits- Kordon ziehetty der bald. Belgier, es würde um Eure kostbare Unabhängigkeit ge-

schehen seyn. Alle Männer von Erfahrung und Nachdenken ret- ben sih umijene durch euren National-Kongreß gehciligten politischen Snstitutionen. Unter ihrem wohlthätigen Einfluß müssen dem Volke die Vorzüge der Republik werden: sle müssen thm werden, wenn der Müßiggang aufhôrt, unter irgend einem Vorwande, die Er- haltungsmittel der arbeitenden Klassen zu verschlingen, und wenn das Staats- Oberhaupt , durchdrungen von der Nothwendigkeif/ die Auflagen zu mindern, zuerst das Beispiel giebt - daß Lohn für öffentliche Aemter mehr in der Ehre, als in Geld gesucht werden müsse. Jch bin zu allen Bürgschaften bereit, welche die gegenwärtigen Zeit-Umslände ecfordexn und die jener Natio- nal-Kongreß von mir. verlangen mbchte, dessen Arheiten und pa- triotischer Eifer ihm unvergängliche Ansprüche auf die Danfhar- Feit der Nation und aller Freunde der Freiheit erworben hahen. Als katholischer Fürst werde ich meine Pflichten als Mitglicd der großen christlichen Familie mit den umfassenden Principien tener religidsen,/ durch ihr Grundgesehß proklamirten Tolerauz zu vereinigen wien. Da die verschiedenen Europäischen Kabinette in meiner Person nichts ihren respektiven Juteressen Feindliches erblickcn fônnen, {o werden sie Handels - Verträge nicht von sich weizen, die Euer Gewerbfleiß und Eure Fabriken crhcischen. Das Waffenhand- werk lernte ih von Napoleon; dicscr große Mann bechrte mich mit cinem wahrhaft väterlichen Wohlwollen; bei Friedland und Wagram befand ih mich an seiner Seite. Jch werde daher mein Blut für die Vertheidigung Eurer Freiheit und der Unverlch- lichkeit Eures Gebiets zu vergießen wissen. Das gtebt mir, wle ih mir {meichle, cinen Anspruch auf das Vertrauen der Na- tion und der Armee. Durchdrungen von ens Gefühlen, die ich auch“ meinem Sohn cinzuprägen suche, sicede ich danach, Belgier, Euer König zu werden. Geborner Souverän cincs Fürstenthumes, war ich den Königen gleich uad levte mit ihnen auf vertrautem Fuße. Nie ward ih vom äußeren Glanze der Throne ‘angezogen; ih sah in der Köniziichen Würde nichts als die cinem einzigen Menschen anvertraute Macht, das Glúck eines anen Volkes zu begründen; in- dieser Hinficht is sie die peiligfie l i | Despotismus im Auge hat und die Rechte des Volés den Prî- vilegien einiger Fndividuen zum Opfe: bringt Belgier, wenn Fhr mich mit Eurer Wahl beehrt, so werdet Jhr nicht m i ch krô- nen, sondern das Geseß, dessen erster Unterthan zu seyn, ich mir siets zum Ruhme schäßen werde. : Der Först von Salm-Kyrburg.

An der Tages: Ordnung war die- Fortseßung der Dis- kussion úber den Vorschlag zur Erwählung eines Regenten, Hr. Venbroek-Peeters, der zunächst das Wort nahm, gab sein Erstaunen darüber zu erkennen, daß man Hrn. Osy wegen seiner gestrigen Rede zur Sache verwiesen habe. Er lies sich sodann ebenfalls úber die provisorische Regierung, das Protofoll vom 27. Jan. und gegen den Grafen v. Celles aus, was ihm jedoch den Ordnungs Ruf des Präsidenten zu- zog. Hr. Lardinois meinte, man brauche vor allen Din- gen verantwortliche Minister, um- das wieder gut zu ma- chen, was die provisorische Regierung verdorben habe. Um der daniederliegenden Landes - Jndustrie und dem ver- fallenen Handel wieder aufzuhelfen, gäbe es nur das ein- zige Mittel, entweder mit Holland Unterhandlungen anzu- nüpfen , oder es sofort mit Krieg zu überziehen. vaux sprach für die Erwählung eines einheimischen Für- sen zum Ksnige und gegen die Ernennung einer Regent- schaft. Herr van de Weyer suchte sih gegen die ihm von vielen Seiten gemachten Vorwürfe zu rechtfertigen. Er habe, sagte er, gewissenhaft und im Interesse des Landes gehandelt, als er die Erwählung des Herzogs von Nemours empfohlen ;

én einem Monat oder 6 Wochen werde sih dies noch mehr

ausweisen. Nachdem noch mehrere Redner sich hatten ver- nehmen. lassen , ‘wurde endlih der Vorschlag zur Ernennung eines Regenten, so wle die Central - Section ihn mod!ficért

bin , angenommen.

‘hinzu, daß die. monatliche Civil-Liste des Regenten 10,000

ulden betragen solle, und beschloß, in der nächsten Sißung

zu dessen Erwählung zu schreiten.

_*) Sie stammte von dem berühmten Grafen von Hornab, der unter dem- Bes ; E Ss 2E Phi A von S T Ton Vertheidigun an _Brilsseler Ber) g py 11. / gerichtet wurde. (Anmerk. der

ck fúr günstig, um eine Republik zu grün-

úrde; dagegen aber die verächtlichièe, wenn sie nur den .

Hr. De:

j Jrrthum verleiten wollen. Man Fe jedoch die Bestimmungen.

In tem Vortrage, den Hr. Osy in der vorgestrigen Sißang des Kongresses hielt, sigre er: „Als ih am 1. Febr. das Schrefliche unserer Lage schilderte, was Niemand mir, so viei ih weiß, widerlegr har, begnügte man sich mit der Antwort, daß man die Ueberzeugung habe, der Herzog von Nemours werde die Krone annehmen; selbs mehrere Mit- glieder des diplomatischen Comicé wollten uns bewelsen, daß wir dessenungeachtet auch feinen Krieg bekommen würden. Fch, der ich weder in die amtlichen, noch in die vertraulichen Geheimnisse unserer Diplomatie eingeweihr- bin und mich wohl gehüther haben würde, mich darein zu mischen, i habe nur nah den offizicilen Aktenstücken, die von den fünf großen Mächten ausgegangen waren, so wie nach den Pri- var - Mittheilungen geurtheilt, die ich von Kaufleuten hatte, welhe ofe besser unterrichtet sind und fklarêr fe- hen, als unsere Diplomaten, weil der Handel fehr umfassende und wichtige Jnteressen wahrzunehmen Hat, und diejentzen, die viel zu verlicren habea, nicht aus Ehrgeiz, Leiden|chaft oder nah Thcorieen urtheilen, sondern den

‘geraden Weg gehen und nur den gesunden Menschen - Ver-

tand um Rath fragen. Das Protokoll vom 20. Jan. mußte uns zur Genüge beweisen, dap die fünf großen Mächte ge- genseitig ihre Familien vom Belgischen Throne ausgeschlossen härten ; daraus hatte ih, so wie meine Freunde, Kaufleute im Auslande, den ganz einfachen Sehlup gezogen, daß die Aunahme des Königs der Franzosen das Signal eines sofortigen Krieges seyn würde. Wie wenig ih mi darin getäuscht habe, bewei! der Umstand, daß schon vor dem Eingange der telegraphi- {chen Nachricht von der Erwäzlung des Herzogs von Nemours, der König der Franzosen durch scinen Gesandten bei der Londoner Konferenz hatte erklären lassen, daß er nicht äccep- tiren werde, falls scin Schn zum Könige der Belgier ers wählt werden sollte. Am 3. Februar trafen wir diese Wahl, und am ten wurde der förmliche Entschluß des Königs nach zweien Minister - Räthen , die in Paris gehalten worden wa- ren, dem Herrn von Talleyrand mitgetheilt, der ihn in das Protofoll vom 7. Februar hat aufnehmen lassen, dessen Mit- theilung ich am iVten d. M. verlangte, unsere Diplomaten aber unter allerlei schlechten Ausflüchten verweigerten. (Un- terbrechung.) Jch muß es schlechte Ausfluchte nennen , weil

ih den Beweis in Händen habe, daß diese Herren seltdem-

doch bei anderen Gelegevheiten die Mission des Lord Ponsonby, als Gesandten cer fünf großen Mächte, anerkannt haben, obwohl ex sein Begehren ijolirt und ohne die Theil- nahme des Hrn. Bresson stellte. So- z. B. forderte und er- langte Lord Ponsonby Pässe fúr die Agenten, die er nach Mastricht gesandt hat, um daselbst (m Namen der Londoner Konferenz zu untersuchen, ob wir den Waffenstillstand, in Folge dessen uns die Schelde eröffnet wurde, auch püukt- lich befolgten. Jch muß mich wundern, daß uns das dip'omatische Comité feine Mittheilung in diescr Hinsicht gemacht hat; denn wollen wir die Feindseligkeiten eingestellt halter, so müssen wir es auch ehrlich thua, damit wir nicht neuerdings die freie Schelde-Schifffahrt verlieren. Jch glaube Ihnen nan bewiesen zu haben, daß man das Protofoll vom 7. Febr.

nur zurückgeschickt hat, um Jhnen die Gewißheit der Nichte Acceptirung des Königs der Franzosen nech vorzuenthalten : ‘und um uns dergestalt in illuforische Hoffnung, einzuwiegen,

weil getäuschte Eigenliebe nicht eingestehen wollte, daß die Nachrichten, die ih Jhnen drei Tage nah Abgange unlerer Deputation mittheilte, nur allzu richtig seven Maa zog es vor, mich eines versteckten Planes und der Absicht zu beschul- digen , falsche Nachrichten zu verbreiten, um damit Un- ruhe zu erwecken. Jebt mögen Sie jedoch beurtheilen, wer cigentlih täuschen wollte; ja, meinen Mittheilungen haben Sie es zu verdanken, daß die richt der Nicht - Acceptirung von der Nation auf eine

so ruhige und gleihgültige Weise aufgenommen worden ist. -

Jch mag nicht wissen, worauf sich eigentlich die Ucberzeugung unserer Diplomaten gestÜßt hat, als sie uns die Annahme

des Herzogs v. Nemours versicherten; mich haben sie nicht -

einen Augenblick im Glauben an das Entgegengeseßte- wan- fend gemacht. Inzwischen vermuthe ih, daß ihnen diese A von unserm Gesandten in Paris (Grafen von Eelles) zugekommen is, Ja diesem Falle ist unser Gesandter entweder schlecht unterrichtet E aaa oder er hat uns zu einem

| r wollte uns die Ernennung tref- fen lassen in der Hoffnung, daß, wenn sie einmal geschehèn

wäre, der König der Franzosen sich genöthigt sehen möchte,

sie anzunehmen, ohne Rücksicht darauf, in welchen Abgrund er dadurch unser unglückseliges Vaterland und ganz Europa stúrzen würde. Glücklicher Weise ist Ludwig Philipp weiser gewesen und hat das Unwetter, das über uns auszubrechen

" drohte abzuwenden gewußt. Jm Namen aller Freunde des

definitive Nach-

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Friedens und der öffentlichen Ruhe statte ih dem Könige hier meinen aufrichtigen Dank dafür ab. Hinlänglich beweist jedoch alles dies, daß der in Paris befiadlihe Gesandte, nicht mehr unseres Vertrauens würdig ist; ich zweifle daher auch nit, daß die provisorische Regierung sich beeilen werde, ihn zurückzuberufen , und daß der Regent, den wir ernennen, nur solche Männer hinschicken werde, die sich auf die wahr- haften Juteressen des Vaterlandes verstehen.“/ |

Das Journal des Flandres meldet, die Holländer

hätten die Magdalenen-Schleuse während der Fluth aufgezo-

gen und dadurch im Kanal ein plôbliches Steigen des Was- sers um 35 Centimeter bewirkt. Die Belgier hätten dagegen ihre Schleusen am Kapitalen-Dam während der Ebbe aufge- zogen und dadurch einer Ueberschwemmung zum Theil vor- gebeugt.

Dem Belge zufolge, hat der republifanishe Verein für die Belgische Unabhängigkeit seine Versammlungen an cinem bestimmten Orte, wegen, der Unruhen , zu denen sie Anlaß gegeben haben, einstweilen aufgehoben. Herr De ‘Potter scheint Brússel bald verlassen und seinen Wohnsiß in Paris aufschlagen zu wollen.

Deutschland.

Dresden, 26. Febr. Abend hier stattgefundenen , an sich unbedeutenden und nur von einer fleinen Anzahl der geringern Volksfklasse erzeugte:1,

tuimnultarischen Austritts folgende Befanutmachung erschienen: |

„S9 unbedeutend der tumultuagrische Auftritt des gestrigen Abends an sich war, so muß dessen Wiederkehr doch verhütet und die geeigneten Maaßregeln deshalb ergriffen werden. - Die Stände des Landes versammeln r in wenigen Tagen in hiest- ger Residenz, um über die wichtigsten Angelegenheiten des Vag- terlandes zu berathen. Strenge Erhaltung der Ruhe wird in dieser Zeit zur doppelten Pflicht der Regierung; auch alle redliche Búrger der Stadt verlangen Sicherstellung gegen jede Unord- nung - die braven und treuen Kommunal-Garden fräftige Unter- fiúbung. Zur Erreichung dieser Zwecke wird jenen Unruhestiftern zur Warnung bekannt gemacht, daß die sirengsten Maaßregeln zu augenblicklicher Unterdrückung jedes Auflaufs genommen worden sind. Sowohl die Kommunal - Garde, als das Linien - Militair aller Waffengattungen, hat Dees! erhalten, nach ersier ver-

eblicher Aufforderung zur Rückkehr der Ordnung, vollen Ge- rauch von ihren Waffen ju machen. Damit dann mcht Un- chuldige mit Schuldigen leiden, wird jeder redliche Einwohner

ermghnt, sich von Pte Haufen Uebelwollender fern zu halten. |

Auch wird, bei dieser Veranlassung, die frühere Bestimmuttg er- neuert : ///-daß alle Lehrlinge, Weiber und Kinder bei einbrechen- dem Abend möglichst zu Hause zu halten und, bei der geringsten n L dentlichen Ruhe, die Hausthüren sofort zu schlic- en sind.

„Dresden, den 26. Februar 1831.

Der Gouverneur hiesiger Residenz und Kommandant | da : ' i | Soldaten famen vorwärts, und auf hx Wer da? schoß einer der

der Kommunal - Garde, General -= Lieutenant von Gáäblenz./

Jtalien.

Das D iario di Roma vom 16. Febr. enthält folgende Kundmachung des einstweiligen Kardinal: Staats -Secretairs Bernetti: „„Ein Haufe von Verbrechern hat geglaubt, es sey ein leichtes Unternehmen , die öffentliche Ordnung umzu- stoßen, die Rômer zum Abfall von hrer Religion, von ihrer Anhänglichkeic und Ergebenheit gegen ihren Vater und Für- sten, auf die sie stolz sind, zu bewegen, und sie hatten dar- auf gerechnet, die ehrenwerthen Päpstlichen Truppen treu- und muthlos zu finden. Sie haben im Dunkeln verbrecherische Pläne zum Aufruhr in dieser Stadt gehegt, und diesen. selbst versucht. Des Mißlingens ungeachtet sind sie noch nicht ent- täuscht. Die Regierung kennt ihre Machinationen und die Mittel, welche sie anwenden, sie weiß, nah welchem Ziele fie streben, und hat die geeigneten Maaßregeln gegen diese

unwürdigen Umtriebe getroffen. . Der heilige Vater will,

daß die hiesige getreue Einwohnerschaft wisse, daß die Undankbaren , die Treulosen und Gottlosen ihr Vorhaben nicht so leicht aufgeben. Obgleich von der Vergeblichkeit ihrer Bemühungen überzeugt, vertrauen sie dennoch biswei- len auf Gerüchte, die sie verbreiten, um Furcht. einzuflößen, so wie auf berühmte Namen, deren sie sich fälschlich als ihrer Hauptanstister und Genossen rühmen, . und hoffen, daß die Truppen in ihrem Dienste eher -ermüden werden, als sie in ihrem verbrecherischen Beginnen. Der bekannte Plan dieser Uebelthäter ist die Plúnderung des öffentlichen, wie des Privat-Eigenthums, und mit- der Aussicht auf diesé Beute haben sie Anhänger zu erwerben und den Aufstand zu unter- nehmen versucht. Es wird ihnen nicht gelingen, da die göôtt- lihe Vorsehung durch die wirksame Vermittelung der heili- gen Maria, der besonderen Beschükerin dieser ihrer srommen

Bevölkerung, und der glorreichen Apostel Petrus und Paulus -

Pi alle Soldaten niedermachen, die

stets fúr die Vertheidigung Roms wacht. dieser göttlichen Vorschung, daß unter den VBerführtea und Jrregeleiteten einige, deren Seeie von grausamen Gewissensdissen zerrissen wurde, ihren Jrrthum bekannt und das Komplott enthúUüUr haben. Die Regicrung wird dasselbe nicht ungestraft lassen. Wenn indessen vie Vecbrecher aufs neue ein ruchiofes Unternéhmen beginnen follcen, fo zweifelt der heilige Vater, vouz der undegränzten und unerschütterli- chen Treue seiner Unterthanen und Kinder überzeugt, nicht daran, daß beim ersten von der Engelsburg und durch Glofk- gengeläut gegebenen Zeichen alle WVeilicairpflichtige sich, o viel wie mözlih, ihreu resp. Corps ausch)iteßen und zur \chnel- len und hochherztigen Vertheidigung der Religion, des Vater- landes unò des Throns hecrbeieilen werden. Gegeben im Staats: Sefretariat am 14. Febr. 1831. i T. Kardinal Bernetti.

Die Allgemeine Zeitung giebt nachstehendes Prioat- Schreiben aus Rom vom 15. Febr. : |

„Die Agitation, welche sih hier am 12ten d. gleich früh Morgens offenbarte, und worüber ich Fhnen bereits von dem- selben Tage berichtete, hatte allerdings thren rechtfertigenden Grund. Die Untersagung der Karnevals - Lusibarkeiten, welche zu einer andern Zeit gewiß mit dem äußersten Unwillen empfan-

Es if ein Fingerzeig

Heute ist in Folge eines gesiern | gen worden wäre, vermehrte zwar die ängstliche Spannung der D «

Gemüther, ward aber doch als vecnunft= und zeitgemäß betrachtet. Es blieb indessen bis Avcnds Alles ruhig. Gegen 5 Uhr aber ward Jedermann durch ein Pelotonfeuer von 40 —50 Schüssen geschreckt. Ganz Ron war wie von einem elcftrishen Schlage getroffen. Für diejenigen, roclche sich gerade auf dem Corso de- fanden, war es etn wahrhaft magischec Moment. Fu Einem Augenblick zerstreuten sich Flichende nach allen Seiten; Kutschen fuhren in wüthendem Galopp, und in unglauolicher Schnelle waren alle Läden geschlossen. Tiefe Stille folgte fogleich auf die Explosion. Der Hergang der Sache, welche glúd- licher Weije ohne Folgen blieb, ilt nachsichender. Es war cin äußerst finsterer Aveno. Zwischen 7 und 5 Uhr hatten sih 50 bis 60 Fndividuen auf dem Playe Colonna versammelt. Die Piazza Colonna, welche ihren Namen von der in der Mitte derselven stehenden Antoninischen Säule empfängt, is ein erâu- miges Viercck, an der Mitte des Corso, im leohaftesten Theile der Stadt gelegen, und enthält, dem Corso gegenüber, das Postk- gebäude mit der Hauptwache. Der Plat if set wegen des Kar- nevals, an der Corsoseite, mit einer Act von Einzäumung von leichten Holzstangen verschen. Den Tag Über waren bereits an verschiedenen Orten der Stadt Miliigiepoñen aufgestéllt worden, und die Wache war daher siark bejezi. Da die Versammelten sich ruhig vechielten, so ließ man sie ungesidrt , die Soldaten standen indessen nahe beè der ver¡ammelten Menge, und so ge- \chah es, daß cin vom Monte Citoriv Hecéommender dicht vet den Soldaten vorübergehend se freagtste: gehdrt ihr zu uns? Siete de’ nostri? Hierauf befahl dec Offizier, die Menge vom Plaß zu treiven; dies geschah auch ohne Widerstand. Allein gleich darauf vertammelten sie sich wieder gegen die Holz-Barrière, die

Zusammengerotteten (dies war der Maler Lupi, ein Rômer, Sohn - eines geschäßten Arztes) eine Pistole auf- den Unteroffizier ab, worauf sogleich noch zwei oder drei Pistolen-Schüsse folgtea. Sie blieben glücklicherweije ohne Wirkung, und die Soldaten antwor- teten nun durch eine förmliche Decharge, worauf die Gegner {9- gleich die Flucht ergriffen. Sie wucden verfolgt und fünf von ihnen eingeholt. Unter diesen is nur Ein Rômer, nämlich der vorgenannte Lupi, zwei Korsecn/, Studenten, und von deu beiden Andern, gleichfalls Ausländern, is ciner ein Handwerker, der An- dere Bedienter. Es wurden mehrere verwundet. Eine Kugel blieb auf der Fnschrift der Säule stecken. Ein Denkzeichen im Denkmal. Während der Nacht arretirtce man noh ungefähr 23 Andere. Die Nacht selbs und dic folgenden Tage blicben ruhig. Allein wenn auch der Plan der Aufcührer, theils durch die Maaß- regeln der Regierung, theils durch ihre eigene Ungeschicklichkeit, mißlang, so war es doch auf etwas Ernsteres kgeehun, als man zuerst vermuthen sollte. Fhr Plan war, dem Vernehmen nach, folgender: Sonnabend am 12ten sollte sich eine große Anzahl. von Masken , alle durch gewisse. Zeichen einander kenntlich, auf den Corso begeben. Eine Stunde vor dem Schlusse der täglichen Beélustigungen wird immer ein Kanoneùuschlag abgefeuert: na einer kleinen halben Stunde folgt cin zweiter, dann müssen st alle Wagen entfernen, um Raum für das Wettrenneu zu ma- chen, und nah dem Pferdelauf {ließt ein dritter Schuß das Ganze. Die Masken- sollten sich nun so vertheilen, daß zwei oder drei immer dicht bei cinem der im Corso sede zavirerhent Soldaten wären, die übrigen ader sich nahe bei den Wagen hiel- ten. Der erste Schuß sollte das Signal seyn; dann wollte man chnen der Pferde zer- neiden und unter fürchterlichem Geschrei eine g gr er=- wirrung beginnen. Man wollte sih alsdann der Magistratsper- sonen bemächtigen, nah dem Vatikan ziehen und den heiligen Vater zu ihren noch, unter cinem Schleier ruhenden Absichten wingen. Auf verschiedene Weise ward jedoch ihr Plan verrathen, as Karneval untersagt, und das Ganze vereitelt. Wenn man an den schmalen, langen, mit Menschen und Wagen zur Erstik= fung angefüllten Corso denft, #o_ schaudert man über ‘einen \0 abscheulichen Plan. Von allen Seiten gratulixt man sich und