1831 / 63 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und lebhaft zu verfolgen. Zu diesem Zwecke hat er sich in direfte Verbindung mit dem General-Adjutanten Baron Geis- mar geseßt, der von Lukow nah Stoczek marschirt ist, um dem Gegner den Rückzug abzuschneiden. —. Am 27. Januar (8. Febr.) befand sich der Generallieutenant Kreuz nur noch einen Maksch weit von Lublin, welcher Ort, nach Aussage der Einwohner, keine Besaßung haben foll. Dann hat der Generallieutenant Kreuz Ordre, von Lublin nach Pulawy zu gehen und einen Theil der Kosaken die Weichsel passiren zu lassen, um sich zu bemühen, die Bewaffnungen zu zerstreuen, die auf dem linken Ufer des Flusses kaum noch begonnen ha- den. Indem ih Ewr. Kaiserlichen Majestät über die ersten militairischen Operationen der Armee und die von mir für nôthig erahteten Maaßregeln meinen unterthänigsten Be- richt abstatte, halte ih es für meine Pflicht hinzuzufügen, daß der Beginn der Thätlichkeiten den Rebellen so unerwar- tet kam, daß wir überall Vorräthe von Lebensmitteln und besonders Fourage: angetroff:n haben , deren Zufuhr bei den jebigen schlechten Wegen nicht zu bewerkstelligen gewesen wäre. Jeder Schritt der Empdrer zeigt von ihrer Unentschlossen- heit. Ueberall vermeiden sie unsere Truppen und retiriren dei ihrem ersten Anblick. Die Armee Ewr. Kaiserl. Maje- stát brennt vor Verlangen, sich mi den Aufrührern zu mes- sen, wie ih solches abermals zu bemerken Gelegenheit hatte, als ih das Zte Reserve-Kava!'erie-Corps, welches ih in dem glänzendsten Zustande gefunden habe, Halt machen und die Revue pajsiren ließ.‘‘

Am 2ren (láten) d. M. ist in Schitomir dex temporäre Kriegs-Gouvérneur der Gouvernements Wolhynien und Po- dolien, General-Adjutant Sr. Katserl. Majestät, General-Lieu- tenant Jafow Alerezewitsh Poremfin, mit Tode abgegangen.

Die Zahl der auf der Alexanders-Universität in Helsing- fors Studirenden beträgt nach amtlichen Angaben 413.

Am 12cen d. M. erkrankten in Moskau an der Cholera 2 Personen und 2 ‘starben. Am {3ten erkrankce und starb Niemand; 1 Person genas. Am lten erfrankte 1. Am 15ten erfranften 2 und 2 starben. Am 16ten erkrankte 1. Am Morgen des 17ten blieben 17 Kranke übrig.

_Der Minister des Innern macht bekannt, daß die Cho- lera im Gouvernement Kasan völlig aufgehört hat.

Odessa, 11. Februar. Die hiesige Rhede ist noch. nicht | mit Eis bedeckt , so daß die Schifffahrt bis jeßt ununterbro-.

hen fortdauert; die Witfkerung ist warm; nur selten fällt ein feiner Regen, und Schnee sieht man fast gar nicht.

B olen.

Warschau, 2W. Febr. Vorgestern hielten die beiden Reichs-Kammern eine gemeinschaftlihe Sißbung.. Beim Beginn- der Berathungen zeigte der Marschall der Landboten- Kammer den versammeltén Mitgliedern an, daß ihm, so wie dem Senats - Präsidenten, von der National - Regierung- eine Proclamation zugegangen sey, in welcher die Mittheilung gemacht werde, daß der Fürst Radziwill, Generali) simus der Polniichen Armee, das ihm von dem Reichstage anvertraute Kommando ‘niedergelegt habe; -die Regierung hätte sich da- her, in Berücksichtigung der dringencen Umstände, mit den zu einem Kriegsrath versammelten Generalen berathen und einstweilen dem General Skrzynecki den Oberbefehl über die Armee anvertraut; sie fordere nun die Kammern auf, fraft ihrer sich vorbehaltenen Gerechtsame, sich unverzüglich mit der Wahl eines neuen Feldherrn zu beschäftigen. Dieser Aufforderung zufolge, hieß der Marschall die Kamwern so- gleich zur Abstimmung schreiter; alle Mitglieder aber, /0o- wohl des Senats, als der Landboten - Kammer, erklärten ein-

stinimig, daz sie mit der von der Mog erung getroffenen ntscheidung wurde : ein Reichsbeschluß erlassen, des Jnhalts: daß der General-, li

Wahl zufrieden wären. Jn Folge dieser Fohann Séfrzynecfi einstimmig von beiden Kammern zum

eralissimus erwählt worden und sogleih den Oberbefehl

über die- bewaffnete National - Macht mir den Tou en,

welche dem gewesenen Generalissimus zufolge des Be vom 2á. Januar 1831 zukamen, erhält.

-_ Hierauf nahm der Landbote Jasinski hinsichtlih der inneren Statuten des Reichstags das Wort und verlangte, daß derselbe den Ort der gemeinschaftlihen Versammlung für die Kammern auf den Fall bezeichnen möchte, wenn beide Kammern genöthigt würden, Warschau zu verlassen. Der Landbote Wenzyfk meinte, es komme vor allen Dingen darauf an, darüber Übereinzufkommen, ob gegenwärtig die ge- feßliche Nothwendigkeit, deren der Landbote Jasinsfi erwähnt, vorkommen könne, oder nicht; und in dieser Beziehung wáre er der Meinung, daß sich die Kammern in einen geheimen Aus- {uß verwandeln möchten. Da der Antrag des Landboten Wenzyk von einer bedeutenden Stimmen-Mehrzeit unterstüßt

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wurde, so fanden die weiteren Berathungen der Kammern bei verfchlossenen Thüren statc. :

Die hiesigen Blätter enthalten Nachrichten úber eine am 2ásten und 25sten bei Bialolenka vorgefallene Schlacht, indem sie jedoch hinzufügen, daß die amtliche Mit- theilung darüber noch zu gewärtigen sey. Die Warschauer Zeitung vom 25sten meldet in dieser Hinsicht: „Gestern zeigte sih ein feindlihes Corps von einigen 1000 Mann bei Bialolenka und kämpfte den ganzen Tag über mit unserer Armee. Der Ausgang des Kampfes is noch nicht bekannt. On fruh fonnie man hier den Kanonendonner hören.‘

ie Staats-Zeitung vom 26sten sagt: „„Vorgesñern fand ein fürchrerliher Kampf jenjeits der Weichsel statt. Tagesanbruch begann das Gefecht bei Bialolenka ; ein frisches Russisches Corps, welches sich dort herangezogen hatte, wurde völlig gesprengt, wobei es 5 Geschüße verlor. Bei Gro- chow beabsichtigte der Feldmarschali Diebitsch, welcher außer den Corps der Generale Pahlen, Rosen und Geismar auch das des Fürsten Schachofsskoy herangezogen hatte, sih einen Weg nach Warschäu zu bahnen. Er degann daher den Kampf mit großer Uedermacht. Auf unserem rechten Flügel flog ein Wagen mit Granaten mitten unter einem Kavallérie-Regiment in die Luft und brachte uns bedeutenden Schaden. Unser linter Flugel und das Centrum zogen sih nun ebenfalls nah Grochow hin. Ju diesen Positionen ' befanden sih beide Armeen am Abend. Von unserer Seite wurden General Chlopicki durch eine Kanonenkugel am Fuß und General Zymirskfi tödtlich verwundet; Leßterer starb noch an demselben Tage. Der Feind hatte aber auch keinen unbedeutenden Verlust z von seiner Seite blieben 4 Generale; 2 Jnfanterie- Regimen- ter und ein Kürassier - Regiment wurden zersprengt, eine Batterie theils genommen, theils vernagelt. Siebenmal hin- ter einander wurde unsere Armee angegriffen. Der General Krukowiecki befehligte von unserer Seite.‘“/ Die Polni- sche Zeitung vom 26jten b.richtet: „„Kaum hörte gestern das Schießen auf unserem linken Flügel bei Bialolenkta auf, als es ‘mit gleicher Lebhaftigkeit auf Ter Seite von Kawen- czyn. und Grochow wieder begann. Die Russen richten das meiste durch ihr |[hweres Geschüß aus und hatten gestern wenigKens 150 Kanonen auf dem Kampfplaß. Die Zahl der Verwundeten und Getdödteten von unserer Seite kanti sich auf 2—- 3000 belaufen. Der größte Theil unserer Ar- mee ‘befand sich mcht in Aftivität, indem erx als Reserve zur Vertheidigung Praga’'s aufgestellt. war. Im War- shauer Kurier vom 25sten liest man: „Gestern begann der Kampf von neuem. Am frühen Morgen fand ein Ge- fehr bei Zegrz, jenseits des Bug, statt, wo der Feind mit sehr Überlegenen Streitkräften angelangt war. Die Un- srigen, welhe die Brücke über die Narew bewachten, hatten dieselbe zur . Hälfte verbranne. Gegen Mittag zeigte sih eine große Anzahl feindlicher Truppen bei Niepo- rent diesseits des Bug. Die Unsrigen ‘eilten ihnèu entgegen ; es erfolgte ein hartnäckiger Kampf, der bis Abends um 7 Uhr dauerte; in Warschau konnte mar das Feuer des Ge- schübßes sehen; gegcn 55 Uhr wurden Verwundete in die Hauptstadt gebracht. Die vom Kampfplaß hier Angekomme- nen melden, daß der Oberst Jankowski die Kavallerie, welche

aus Abtheilungen des sten und 5ten Chasseur - Regiments,

so wie aus Masuren_ und Plockern, bestand, der General Malachowski aber die Jufanterie- Brigade, nämlich das 1ste und 5te Regiment, befehligt haben; später seyen auch noch andere Regimenter hinzugekommen. Der Kurier vom 26sten meldet von dem vorherigen Tage: „„Die Polen kämpf- ten mic allen ihren Kräften, und von diejer Schlaeht wird ihr Schicksal abhángen. Des Morgens begann das Feuer auf dèr linken Seite, nämlich zwischen Tarchomin und Bia- olenfa. Die Kavallerie wurde vom General Uminski ange- führt, Auf dieser Seite war der Sieg unser, der Feind zog fih zurück, verlor mehrere GeshüLe und ließ viele Todte auf dem Schlachtfelde. Gegen 11 Uhr Vormittags wurde der Feind zurückgedrängt, und das Feuer ließ auf dieser Seite nah. Um 10 Uhr hatce sich aber ein neuer Kampf auf der rechten Seite entsponnen, und zwar von der Zombkower Straße bis zur Weichsel. Eînige hundert Kanonen erschüt-

* terten die Lust mit ihrem Donner. Die feindliche Armee war

durch neu hinzugezogene Truppen und bedeutende Artillerie- Masssen verstärkt worden. Der Kampf war- mörderisch. Un- sere Generale Chlopicfi , Krufkowiecki, Szembek, Sfrzynecki und Andere befehligten die Polnischen Brigaden. Sehr thäs-

; tig waren besonders die Sensenmänner in diesem Kampf,

der gegen 3 Uhr Nachmittags die größte Hartnäckigkeit er- reichte. General Chlopicfi, dem zweimal sein Pferd unter

| dem Leibe getödtet wurde, ist verwundet in die Hauptstadt

gebracht worden.‘/ Die Warschauer Zeitung vom

Mit

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27sten berichtet: „Der gestrige Tag verfloß ziemlich ruhig. Da det Generalissimus es für nothwendig gehalten hat, el- nen Theil der bewaffneten Macht auf das linte Weichselufer hinüberzuführen , so sind-in Praga nur so viel Truppen zu- rúcégeblieben, als unumgänglich nöthig sind, um den Feind zurüzuhalten, der an diesem Tage sich in keinen Kampf ein- lassen zu wollen schien. Es war zuweilen zwar einiger Ka- nonendonner zu hören; doch scheint dies Feuern keinen ent- scheidenden Zweck gehabt zu haben. Den ganzen Tag über brannten die Gebäude des unglücklihen Praga, welches von unserer Armee hatte in Brand gesteckc werden müssen, um sih vor den Wällen, die vor den Brücken befiadüch sind, freies Feld zn öfsnen. General Chiopicki wird in einigen Ta- gen wieder die Hauptstadt verlassen können.“ Jm heuti- gen Blatte meldet die genannte Zeitung: „Der gestrige. Tag ging ebenfalls ruhig hin; man bemerkte von feindlicher Seite keine Bewegungen; nur auf Seite des Sächsischen Werders famen Kosaken bis an Praga heran, wurden jedoch durch das Feuer der dort stehenden Schüßen wieder zurügetrieden. Die Details der Schlacht vom 24sten und 25sten sind noch nicht amtlich be- fannt gemacht worden. Es scheint, daß der Angriff des Fein- des auf der Seite von Bialolenka nur eine falsche Demon- ftration war, um die Aufmerksamkeit unserer Armee dorthin zu lenfen und unterdessen bei Grochow mit der Hauptmacht zu agiren. Seltsam wirklich ist es, daß in dem Augenblick, als sich unsere Truppen bei Grochow so tapfer schlugen, in der Stadt plôblih Alles durch das Gerücht, daß der Feind hon in Praga wäre, in den größren Schrecken gejeßt wurde. Die Veranlassung zu diesem Gerücht war die augenblickliche Verwirrung in unseren s{chwer bedrängten Neihen, welche bei der Entfernung vom Schlachtfelde immer mehr zunahm. Der daraus entstandene Schrecken konnte jedoch nur von kur- zer Dauer seyn, da der Anlaß dazu unglaublich war.“ Unter den als amtlich bezeichneten Nachrichten enthält die heutige Warschauer Zeitung folgenden aus Kozie- nice vom 2’ásten d. datirten Armee- Bericht des Generals Dwernicki an die Regierung: „„Da die feindliche Kolonne unter dem Kommando des Generals Kreuz, welche die Wo: -

jewodshaft Sandomir bedrohte, zum Theil von dem unter

meinem Befehl stehenden Corps zersprengt worden ist und- der Rest sich gestern auf die durch J|raeliten erhaltene Nach- richt von meinem Herannahen über das Eis der Weichsel, welches immerwährend bei dem feindlihen Feldlager mit Stroh bestreut und mit Wasser begossen worden war, zurück- gezogen hat, so ist diese und die Krakauer Wojewodschaft da- durch völlig befreit; ih habe daher dem Präsidenten in San- domir aufgetragen, sich aller Mittel zu bedienen, um die Einwohner aufzumuntern, damit sie Getreide und Erzeug- nisse aller Art nah Warschau zu Markte bringen, und zu- gleih Aufforderungen an die Regierungs - Magazine erlassen, daß sie die anbefohlenen Lieferungen auf das eiligste erstat- ten; ich habe die Ehre, die National - Regierung hiervon zu benachrichtigen.‘ ; , Die National - Regierung hat folgende Proclamation an die Einwohner der Vorstadt Praga erlassen: „„Die leßten Ereignisse des tapferen Kampfes unserer wackeren Truppen mit dem Feinde haben die unumgängliche Nothwendigkeit ergeben, um demselben jede Möglichkeit zu benehmen, gegen das auf seinen Angriff zu richtende Feuer Schuß zu finden, eure jenseits der Schanzen befindlichen Wohnungen zu ver- nichten. Judem das Vaterland dieses Opfer von euch for- dert, legt es zugleich der Nation und der Regierung die heilige Verpflichtung: auf, euch für den durch diese Nothwen- digfeit erlittenen Verlust zu entschädigen. Die National-Re- ierung, welche sich feierlich hierdurch dafär verbürgr, beeilt ch, euch, ihr Bewohner von Praga, zu versichern, daß sie dem Reichstagsbeschluß vom 7ten d. M. zufolge nicht unter- lassen wird, so bald als möglich dieser heiligen Schuld

zu entledigen.“ )

Durch éine Verordnung der National - Regierung vom 26sten d. M. ‘ist das ganze Königreich Polen als im Kriegs- zustand befindlich erklärt worden. i

Hinsichtlich der Erwählung des Generals Skrzynecki zum Oberbefehlshaber der Armee äußert die Warschauer Zei- l daß diese Würde der Reihe nach eigentlich dem Ge- neral Krukowiecki gebührt hätte; dieser habe aber selbst zuerst die Wahl des Generals Skrzynecfi auf das eifrigste ünter-

stüßt, indem er dessen kriegerischen Talenten die größte Ge-

rechtigfeit widerfahren ließ.

Franfkreidc.

Deputirten - Kammer. Die Sißung vom 23. Februar erdffaete Herr Passy mit eiem Berichre über

Det 2 e V 24 | sich, und zwar mit Offenheit , Über das

- wendigkeit anerkannt worden, \o wissen die Belgiet i

' den Geseß-Entwurf wegen der Rekrutirung der Armee. Zwar

bemerfte der General Remond, daß, da die Auslôsung der Kammer nahe bevorstehe, es überflüssig sey, sich einen Bericht úber ein Geseß erstatten zu lassen, das nicht mehr zur Be- rathung fommen föônne. Der Präsident erwiederte inzwi- schen, daß die Tages-Ordnung sih nicht ändern lasse. err Passy: brachte daher seinen Bericht zu Ende und ftimmte am Schlusse desselben für die Annahme des gedachten Geseßes. Der Oberst Paixhans berichtete hierauf über einen andern Geseß-Etitwurf, wodurch zur Erhöhung der Militair-Pensio- nen ein außerordentlicher Kredit von 2 Millionen Fr. verlangt wird. Nach {hm bestieg der Minister der auswärti- gen Angelegenheitea Behufs einer amtlihen Mirthei- lung die Rednerbühne und äußerte sih folgendermaßen :

¿Meine Herren , die Regierung befindet sih in einem von jenen feierlichen Momenten, wo-ste von thren Handlungen und den Beweggründen dazu Rechenschaft ablegen muß. Sie wird ) y j etragen aussprechen, das sie in der Belgischen Angelegenheit beobachtet hat. Da sie sich nichts vorzuwerfen hat, jo hat sie auch nichts zu verschwei- en. Durchdrungen von den ihr obliegenden Pflichten , glaubt fie dieselben erfüllt zu haben. Es war ihr die Anga gestellt, Frankccich roieder seinen Rang unter den übrigen Europäischen Staaten einuehmen zu lassen, das Europäische Staatsrecht , das scine Revolution erheischte und das allein die Unabhängigkeit der Nationen sichern konnte, festzustellén, die Existenz eines Volkes zu sichern, das selbst niht mächtig genug war, um sich in die Liste der Nationen eintragen zu lassen, der Welt den Frieden zu erhalten und ihr zu beweisen, daß es möglich sey, die Freiheit zu

begründen, ohne Krieg und Unruhen herbeizuführen. Sie hatte

vorzüglich alle Anerbietungen zurückzuweisen, deren Annahme dazu hâtte dienen können, ihre Rechtlichkeit zweifelhaft zu machen, ihr den Vorwurf eines tadelnswürdigen Ehrgeizes, jo wie die Feindschaft der fremden Mächte zuzuzichen und die Sympathîe der Völker zu s{wächen. Ob sie diese verschiedenen wichtigen Pflichten erfüllt habe, darübêr soll Frankreich Richter seyn. Als Belgien sih nach den Ereignissen des Fuli gegen die Hol- ländische Herrschaft auflehnte, besiand. in Europa cin Grundsaß, der, gestützt auf eine gezwungene Auslegung des Princips der Selbst- Erhaltung, den Regierungen gestattete, sich mit gewaffneter Hand in die ifineren Angelegenheiten ihrer gegenseitigen Länder einzu- mischen. Dieser Grundfaß war im Fahre 1792 entstanden und hatte im Jahre 1814 den Sieg davon getragen, er dehnte das je- dei Staate zustehende Recht, für seine Erhaltung zu sorgen, bis auf einen ‘Krieg gegen die Nachbar - Staaten, und die Borsichts- M Ie: die auf dem eigenen Gebiete erlaubt find, bis auf cinen feindlichen Einfall in das Gebiet eincs Andern aus. Ein solcher Grundsaß, der der freien Entwickelung der Völker wi- derstrebt, ließ den Belgiern za ihrer Emancipation keine Hoff- nung. Wenn Frankreich nach seiner Revolution stark genug tvar, um seinem Willen Achtung zu verschaffen, so war dies mit Bel=z gien nicht der Fall. Aber Frankreich kam ihm zu Hülfe; es ver- warf den Grundsaß der bewaffneten Dazwischenkunft und erlangte durch seine Erklärungen die Neutralität Europas in dem Kampfe zwischen den Belgiern und Holländern; es proklamirte das Prtn- cip der Nicht-Einmischung, das die wahre Grundlage is, auf die sich das Europäische Staatsrecht stüßen muß, und das allein Bel= giens Een sichern konnte. Hierauf beschränkte ind

die Französische Regierung ihren Beistand für die Belgier no

nicht. Sobald der Sieg zwischen ihnen und den Holländern ent- schieden hatte und die Trennung unwiderruflich ausgespro- hen war, bot sie sich, im Einverständnisse mit den vier übrigen Mäthten, als Vermittlerin dar, um einem Kriege ein Ende zu machen , ‘der, fortan nußlos für beide Völker, den Fn- teressen und der Ruhe Europas gefährlich werden konnte; sie nahm sich vor, die O O gtet der Belgischen Nation vott den Kabinetten anerkennen zu lassen, durch ihre Rathschläge zur Errichtung einer Regierung in Belgien redlich mitzuwirken und die zwischen beiden Theilen streitig gebliebenen Fragen Über die Gränzen, so wie über gegenseitige materielle Fnteressen, nach Mos und Billigkeit zu evtiéheiden. Diesen dreifachen Zweck hat die ranzdsische Regierung auf folgende Weise erreicht: -Sie hat: in ondon, den übrigen Mächten Aer die Rothwendigkeit der Trennung und Unabhängigkeit Belgiens behauptet; ist Ves u

ches unserm thätigen Einflusse verdanken. Von Holland getrennt und, nicht bloß der That nach, sondern mit der Zustimmung von anz Europa unabhängig, blieb den Belgiern noch. übrig, elne

N een und sich eincn Souverain zu , tig Die Wahl des Leßtern konnte den Mächten nicht gleichgültig seyn; für unsere Regierung mußte sie, wegen der Nachbarschaft von Belgien und wegen seiner Festungs-Linie an der Franzdsischet Gränze, ein Gegenstand ganz besonderer Sorge seyn. Die Europäischen Kabinette, und namentlich das Pariser, konnten daher den Belgiern bei ihrer Wahl guten Rath ertheilen, ohne daß man sîe deshalb beschuldigen konnte, daß fie der Freiheit der Belgier zu nahe träten. Die Belgier hatten das roch der Holländer abgeschüttelt und sich von der Regierung des Königs Wilhelm losgesagt; durch das alleinige fatems ihrer Re- volution hatten sie aber noch nicht das ganze Haus Nassau von der Herrschaft über ihr Land ausgeschlossen. Wenn der Lauf der

Begebenheiten die unüberwindliche Abneigung Belgiens vor dem