1831 / 70 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 11 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

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pativ- Republik, wieder Andere die Bildung einer großen Monarchie; nur in dem wilden: Streben .nach Umsturz des Bestehenden und in gegenseitiger Feindschaft unter einander sind sie alle einig.‘ 3

__— Jn Ten des in dem obigen Schreiben aus Rom vom 22sten Februar gemeldeten Vorfalls hat der proviso- rische Staats - Secretair , Kardinal Bernetti, eine Kund- machung erlassen, worin er im Auftrage Gregor's XVI, ‘dem Römischen “Volke die Freude Sr. Heiligkeit über

das Ereigniß des gestrigen Tages | bezeugt, den Se. Hei-

ligkeit als den schönsten Zhres Lebens betrachte und ewig in seinem Gedächtnisse bewahren werde. Um aber Unordnun- gen zu vermeiden , die von dergleichen öffentlichen und ge- räuschvollen Scenen untrennbar seyen, gebe Se. Heiligkeit, auf die Nachricht, daß etwas Aehnliches vorbereiter werde,

. den Wunsch zu erkennen, daß es unterbleiben möge, da Sie

von der Anhänglichkeit Jhres Volkes durch den Eifer, 100- _mit es an der Vereitelung. aufrührerischer Piäne Theil ge- nommen habe, hinläunglih Überzeugt worden hey. :

Laut eines Edikftes des Päpstlichen General - Schalzmei- fers ist der Preis des Salzes in Rom, so wie in dem gan- zen \Kirchenstaate, um einen Bajocco das Pfund und die - Mahlsteuer um die Hälfte ‘ihres bisherigen Betrages herab- geseßt worden.

Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil-

tes Schreiben aus Bologna vom 23sten Februar meldet, daß alle Städte und Provinzen , sowohl der Legationen, als der Marken, die Autorität der provisorischen Regierung die- ser Stadt, als Mittelpunkt dér Ztaliänischen Union, aner-

kannt haben , und enthält zugleich den Bericht des Obersten

' Séreognani von Pesaro úber die (schon. befannte) Einnahme vou Ankona. : B

Nach dem Osservatore di Trasimene, der seit der Jnsurrection in Perugia. erscheint, haben auch die Städte Todi,: Fratta und Magione die. dreifarbige Fahne aufgepflanzt.

Tr fk.ei.

| Der Nürnberger Korrespondent meldet in einem _Sqreiben aus Venedig vom 23. Febr. „Durch gestern Pie Sagecrofsert sichere Nachrichten aus Skutari hat man-eud- / Ee den Zweck: der. Kriegsrüstungen der Pforte ‘Aufs schluß erhalten, und es - bleibt nun fein Zweifel mehr, daß dieselben, wenigstens fúrs ersie, nur die Unterwerfung und Bestrafung des ungehorsamen Paschas von Skutari beabsich- tigen. Der Größ - Wesir ist zu diesem Zwecke mit 20/000 Mann von Janina aus in das Gebiet dieses Paschas einge- rúckt, hat bereits die Städte Tinana, Cavaglia und Durajz- zo beseßt und steht, wie es. in den Briefen heißt, nur noch 47 Stunden von der Hauptstadt Skutari, welch indessen L befestigt ist und. von Mustapha Pascha, der “entschlossen zu seyn scheint, sich hier zu vertheidigen, in aller Eile verpro- viantirt wurde. Andere wollen ihm die “Absicht bei- legen, nah Ragusa oder Triest “zu entflichen, ehe die erwartete Türkische Flotte im Adriatischen Meere er- scheint, was auch der allgemeine . Wunsh der Bevöl- ferung der Stadt Skutari ist. Es is dies in einêm Zeit- raûm von 30 Jahren der dritte Versuch der Pforte, dieses Paschalik, welches. sich unter der Herrschaft Mustapha Pa- scha’s und seines Vaters beinahe ganz unabhängig gemacht hatte, wieder zu unterwerfen. Mustapha Pascha hat übri- déns. ein schlagfertiges Heer von . 12,000 Mann, auf dessen Anhänglichkeit er rechnen darf. Zieht man sodann den ihm eigenen Muth, so wie das gebirgige, an- Flüssen urid Süm- pfen ‘reiche Terrain in Betracht, so ist an einem schnellen Resultate. doh wohl noch zu- zweifeln. Nach Unterwerfung des Paschaliks von Skutari, wird. der Großwesir auch in det Provinz Bosnien die- neue Ordnung .mit Gewalt ein- führen. Aus Vallona schreibt (man, daß. der Bey dieser Stadt, aus Furcht .vor ‘der Arglist- des Großwesirs , sich mit ' seiner Familie und Habe- nah Korfu. geflüchtet hat.“

Berlin, 9. März. Jn Nummer 43 des Nür nber- A Oere eaoen ten und. nach ihm in Nummer 45 der

figeméinen-Zeitung, vom-.14. Februar d. J., wird ein Schreiben aus Berlin“ mitgetheilt , das solche. Unwahr-

heiten enthält, die eine völlige Unkenntniß der. Verhältnisse verrathen, und man glaubt daher, die Redaction jenes: Blat- tes auf diesen Korrespondenten aufmerksam machen zu müs- sen. Es heißt unter Anderem darin :

„Es ist bereits: an viele Freiwillige der Jahre: 1813

1815 die Aufforderung. ergangen, sih bei dem ersten

Winke zum Eintritt in das aktive Heer bereit zu halten.‘/ Dies ist an sich faftisch unwahr. lle Freiwillige dieser Jahre sind: übrigens nicht mehr in dem für das aktive Heer pflichtigen Lebeasalter; ein. Theil derselben gehört zu den Beamten, welche wegen ihrer Stellung- nicht auf ihren: Po- sten zu entbehren sind; ein anderer, noch größerer Theil, ge- hôrt schon. zum 2ten: Aufgebot der Landwehr.

„Außer dem hier schon eingerichteten zweiten Aufgebot, werden noch 6 Reserve-Regimenter errichtet.‘ Das 2te Aufgebot der Landwehr besteht bereits seit 1814, und von der Errichtung: 6 neuer Reserve - Regimenter ist nie die

Rede gewesen. „Vorige Woche sind hier an 60,000 alte Gewehre, grdß- tentheils Oesterreichische und Französische, aus den Schle- sischen Festungen zur Ausbesserung nah Solingen durch- geführt worden. ““ An Solingen werden nicht- Gewehre, sondern nur blanke Waffen (Säbel 2c.) fabrizirt, und da sich in. Schlesien selbst eine Gewehr-Fabrik befindet, so wird einem jeden unbefauge- nen Leser die Unwahrheit der: obigen Behauptung: von: selbsk in die Augen springen. „Jn dem vor 2 Jahren . noch so reichlich: versehenen gro- genu Zeughause (in Berlin) befindet sich fast kein: anderes E mehr, als- die Feld:- Artillerie der hiesigen Be- aßung. « ? Das: Zeughaus: in Berlin hat: nur die Bestimmung , die Feld - Artillerie des Garde- Corps: aufzunehmen und war vor 2 Jaßeen: nicht: reichlicher versehen, als jest.

Nachrichten aus- Königsberg: zufolge, sind von .dem siebenten Polnischen. Uhlanen - Regiment. 50 Mann. theils. mit, theils. ohne Wassen, nach, Ortelsburg geflüchtet , weil sie seic Dra LMMtaA des Regiments. weder, Sold. noch Brod. befom- mei? aben. ;

Aus Oppeln wird: gemeldet: Seit dem 17ten Febr. haben gegen Z-— 4000 Polnische Einwohner sih- mit ihren besten Sachen in den Beuthener Wald geflüchtet, sind zwar, nachdem (le solche in ‘den diesseitigen Gränz - Dörfern unter- gehracht haben, zum Theil nah Polen zurückgekehrt, zum Theil aber, besonders die Männer, in den Gräánz-Dörfern zurückgeblieben, wo sie von ihren Familien mit Lebensmitteln versehen werden, übrigens: sih aber ruhig verhalten.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 10. März. Jm Schauspielhause: Elise von Valberg, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von A. W. Jffland. Freitag, 11. März. Jm Opernhause: Rosc, die Mäl-

-lerin, Singspiel. in 2 Abtheilungen; Musik von A. Baron

v. Lauer. Hierauf: Die jungen Pensionnairinnen, komisches Ballet in L Aft, von Ph. Taglioni. (Hr. Fleury: Rusttc.)

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 10. März. Fiorella, oder: Das Hospizium St. Lorenzo, Oper in 3 Aften; Musik: von Auber.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 4. März.

Niederl. wirkl. Schuld 382, Kanz-Bill. 154. Oest, 5proc.

Metall. 83. Russ, Engl, Anl. äst,

Hamburg, 7. März. Oesterr. Bank-Actien 940. Russ. Engl. Anl: 86. Russ. Anl. Hamb: Cert. 843: Dün. 54}. Poln. pr. ult. März 89.

Wien. 4. März. 5proc. Metall. 857. 4proc. 697. Loose zu 100 FI. 15€4. Part - Oblig. 1127. Bank- Act.en 96516 -

dd: Neueste Börs en-Nachrichten. Paris, 3. März. 5proc. Nente pr. compt. 88. 60. fin cour. 88. 80.’ 3proc. pr. compi. 54 60. fin cour, 54. 75. 5proc. Neapol. pr. compt. 57. 40. fin cour. 57./50, 5proc. Span. Rente perp. 435. “_ Frankfurt a. M., 6. März. Oesterr. 5proc. Metall. 834. G. 4proc. 68. 675. 2äproc. 434. 1proc. 19 B.

Bank-Actien 1118. 1114, Part.-Obl. 1115. Poln. Loo!e 45. Gedruckt bei A. W. Hay tt.

26 id

“Redacteur John. Mitredacteux Cottel.

„Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

M? 70.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Befanntmachung.

Die Dampfschifffahrt zwischen Rotterdam und London Yat mit dem 1. März d. J. wieder begonnen, und es kên- nen. von jeßt an wieder Briefe nach England 2c., zur Beför- derung per Notterdam mittelst Dampsfsschisses, angenommen werden. Uin-den Anschluß an das Dampfschiff zu erreichen, müssen diese Briefe aus Berlin

Dienstag und Donnerstag 7 Uhr Abends abgefertigt werden, Sie tressen alsdann Montag oder Mittwoch Morgeus in London ein. Aus London erfolgt die Abfertigung der Rotterdamer Dampfschiffe | Sonntag und Mittwoch 9 Uhr Morgens, und ès trisst die mit. demselben abgesandte Korrespondenz i Sonnabend und Diensiag Morgens in Berlin ein. ;

Jeder, der die Beförderung seiner Korrespondenz mittelst dieser Dampfschiffe wünscht, muß auf der Adresse bemerken : „per Rotterdamer Steamboat.‘‘

Berlin, 8. März 1831.

General-Post-Amé,

“An gekommen: Der Kaiserl. Russische Geheime Rath, |

außerordentitche Gesandte und bevollmächtigte Minister am D: Spauischen Hofe, von Oubril, von St. Peters- burg.

Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Ko n- draßew, als Courier von Paris fommend, nah St. Pe- tersburg.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland,

R ußland.

__ St, Petersburg, 2. März. Am 27sten v. M. fand die Taufe Jhrer Kaiserl. Hoheit, der Großfürstin Alexandra Mithailowna, mit den in dem (leßthin erwähnten) Programme vorgeschriebenen Feierlichkeiten statt.

Am sten v. M. ist der Senator des Königreichs Polen, Färst Lubomirski, aus Wilna hier eingetroffen.

Der General - Adjutant Lewascheff ist an die Stelle des

«verstorbenen General Adjutanten Poteinfin zuni provisori-

\chen Militair: Gouverneur und zum Dirigirenden der Civil- Sachen in Wolhynien und Podolien, so wie das Mitglied

des Reichs Rathes, der Wirkliche Geheime Rath Engel, p Vorsißer der provisorischen Regierung des Königreichs

olen ernannt worden. | E a Eín Allerhöchster Tagesbefehl vom 25sten v. M. ernennt ‘den General-Major Lessowski zum stellvertretenden Kriegs-

“General. Polizeimeister der aktiven Armee.

Das Geseß, wonach Personen, die nicht lesen und schrei-

ben fônnea, keine Anstellung im Civilfach/ erhalten sollen, ist Jeßt auf’s Neue amtlich eingeshärft worden.

Das Journal de St. Petersbourg enthält Fol-

gendes: „Als am 16. vorigen Monats der in der aktiven

rmee dienende Uhlanen-Lieutenant Pestoff mit 20 Uhlanen

“Und 25 Kosaken in der Nähe des Dorfes Chwala Bosa pa-

trouillirte, entdeckte er cin aus 2 Bataillonen Infanterie und

‘2 Eskadkonen Kavallekie bestehendes Corps der Rebellen, die

Kanonen mit sich führten. Bei einer solchen Uebermacht hielt der Lieutenant es für seine Pflicht, sich zurückzuziehen

Berlin, Freitag den 11tet März

1031.

| und dem Befehlshaber der Russischen Avant-Garde Bericht

abzustatten. Dieser billigte seinen Rúckzug und befah!- ihm zugleich, wenn er sih vom Feinde umzingelt sähe, es zu ver- suchen fih durchzuschlagen. Der Kosak indessen, der diesen mündlichen Auftrag zu bestellen hatte, rihtete nur den le6- ten Theil desselben aus. Dem zufolge warf sich der uner- schrockene Offizier auf die nächste feindliche Eskadron, schlug und verfolgte sie bis zu der Infanterie, Bald aber nôthigte ihn die Uebermacht des Feindes - zum abermaligen Rückzuge. Ama Ausgange des Dcfilé’s, das ihn von den Polen trennte, machte er allein mit 2 Uhlanen Halt, um seiner Mannschaft Zeit zu geben, sich zu vereinigen, während er das Defiié bewachte. Auf dieser Stelle tôdtete erx mit eigener Hand 2 feindliche Offi- ziere und verwundete einen Unteroffizier. Nachdem sich in- zwischen seine Leute wieder in Schiachtordnung aufgestellt hatten, machte er ein28 zweiten Angriff, der abermals glück- lich ausfiel, und die Feinde, die irgend eine ihnen gestellte Falle befúrchteten, veranlaßte, das fleine Detaschement auf sei- nem Rückzuge weiter nicht zu beunruhigen. Für dieses tapfere Benezmen wurde der Lieutenant Pesto}f zum Stabs - Capi- tain und zum Ritter des St, Wladimir-Ordens 4ter Klasse mit der Schleife ernannt,

Nach den neuesten Berichten úber den Gang der Cho- lexa erfrauften am 19ten in Mosfau 5 Persouen ; es genas { und 3 starben. Am 20sten erfcauften 4; es genasen 2 und 1 Farb. Am 2lsten. erkrankte 1. Am 22sten erkrankte 1, unz 4 starben. Am 23sten erkrankten 2, Am 2isten Mor- gew waren 18 Kranke übrig. “Es

Einer Kaiserl. Verorduung zufolge, soll die gañze Zeit, wäßrend welcher Beamte als Commissaire oder in anderen Functionen bei den Anstalten gegen die Cholera angestellt gewesen sind, ihnen als effeftiver Dienst angerechnet und in ihren Dienst - Listen verzeihnet werden.

Jn der Stadt Nikolajef} zeigt sih die Cholera nicht mehr. Jn Taurien läßt fe überall nah, und hat an einigen Orten völlig aufgehört; in Bessarabien hört man nur noch von einzelnen Kranken, Dagegen herrscht sie noch immer in mehreren Dörfern im Chersonschen, und theilweise im Oren-

| burgshen Gouvernement.

Man schreibt aus Bucharest vom 2ten Februar: „¿¡„Vor einigen Tagen ist ein Tärkischer Mihmandar hier angekom- men, unm den neuen Russischen Gesandten bei der Pforte, Wirklichen Staatsrath Butenieff zu bewillklommnen und nah Konstantinopel zu geleiten.“ :

D olen.

. Warschau, 7. März. Die Natidnal- Regierung hat unterm 2ten d. eine Proclamation an die Polnische Armee erlassen , worin sie derselben für die in den blutigen Käm- pfen vom {19ten und 25sten d. bewiesene Ausdauer Dank abstattet und sie ermahnt, in den neucn Anstrengungen , die ihrer harrten, nicht zu ermatten, feinem Zweifel, keiner Be- sorgniß Raum zu geben; die von ‘den Volksvertretern ge- wählte Regierung werde sich nie von dem Heere trennen, sondern jedes Geschick des gegenwärtizen Krieges theilen. In einer anderen Proclamation, welche am áten d. von Sei- ten des Reichstages an die Polnische Nation erlassen wor- den und von dem Färsten Michael Radziwill, als Senats- Präsidenten, Julian Niemcewicz,- als Senats - Secretair,

. Wladislaus Ostrowski, als Marschall der Landboten - Kammer

und Xaver Czarnocki, als Secretair derselben , unterzeichnet ist, erfláâren die National - Repräsentanten, daß fie den festen Entschluß hegen, den Reichstag nicht zu pro- rogiren , sch nicht von der Regierung und der Armee zu trennen und selbs dann, wenn ein unvorhergesehe- Es ErLUIN den Reichstag nôthigen sollte, die Hauptstadt für eine Zeit. lang zu verlassen, nicht aufhören würden, über

das Schiksal ihres Vaterlandes zu wachen.