1831 / 73 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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und wenn ihm auch ganz Deutschland dafür geboten würde. Wir wollen mit unsern Deutschen Brüdern stark seyn und L es; wir fühlen-uns geehrt, durch unsere geographische age dazu aufgefordert zu jeyn, úberäll, wo es seyn müßte, die Vorfechter für Deutschland zu machen, und verlangea dafür nur Vertrauen und verfassungsmäßige Unterstüßung. Feder Preuße ist auch in so weit ein Deutscher, daß er sich fragt, ob es úberhaupt ein Glück sey, wenn ganz Deutschland nur ein Reich bilde ; er zweifelt daran, und verwirft es entschieden, wenn er daran denft, dutch welche Ungerechtigkeiten hindurch der Weg dazu führen müßte. Wir hoffen, daß Jnsinuatio- nen der Art, wenn sle von drüben fommen, nie einen Ein- drucf im Deutschland machen werden. : :

Wenn es aber auf diese Weise die Meinung des Volfs ist, daß man nach Westen hin sih fest an seinen Gränzen aufstellen músse, so meint es darum keinesweges, daß man etwa einer Einladung von Osten her, gegen ein bloßes Prin- cip zu Felde zu ziehen, Folge geben solle. Das Volk wäre einem solchen Gange wohl eben 'o abgeneigt und würde der Aufforderung , sich dem zu widersezen, mit derselben Bereit- willigkeit entgegen kommen, als einer Aufforderung nach Westen, die Gränzen zu shüßen. Es gehört zu dem ewigen Gerede der Kriegspartei in Franfreih, an welches sie sel- ber nicht glaubt, daß Preußen, wäre Rußland nur erst mit Polen ferrig, mit diesem nah Frankreich aufbre- chen würde. Wir behaupten dreist, ohne es zu wissen, daß man sih einer solchen Anforderung Rußlands eben |o wenig gefällig erzeigen würde, als etwa einer Aufforderung Frankreichs „-das linfe Rheinufer abzutreten ; behaupren aber auch dreist, daß Rußland in seiner Weisheit von jener An- forderung eben so fern ist, als Franfreich von dieser. Preu- gen hat das Gefühl der Kraft, welche es in seiner Mäßi- gung gefunden, durch die es sich die Gesinnung von ganz Deurschland zugesichert hat, und mit diesem vereint fühlt es, daß es Herr seines Entschlusses nach allen Seiten ist im ausgedehntesten Sinne des Wortes unabhängig. Ju der jebigen Zeit maht man nur Eroberungen durch Mäßigung und Weisheit. Jede Gebietserweiterung ist ein mehr als zweiseb- haftes Gut; wer kann es niht mit Händen greisen ? Die Liebe und das Vertrauen der Nachbaren und Stammver- wandten, das is der Zuwachs an Macht, den jedes ächte Preußische Herz begehrt, und den es glaubt, gefunden zu haben. und immer mehr zu finden. Wir weisen also den Deutschen und noch mehr den Preußischen Patrioten des Messager entschieden von uns ab, der uns glauben lassen will, das linfe Rheinufer gehöre nah Frankreich, und Deutschland müsse ein Reich werden, und haben um so mehr Verdacht gegen“ ihn, als er sih niht scheut, offenbare Lügen Über die Rústungen und Truppenmärsche in Preußen auszustreuen. Möchte er sih mit seinem Pariser Korrespondenten überzeu- gen, wie seit dem September, zu welcher Zeit das 4te Corps, 10,000 Mann stark, auf Veranlassung der in Achen und eint- gen andern Orten, gleichzeitig mit der Belgischen Revolution, ausgebrochenen Unruhen, an den Rhein marschirte, fein Mann weiter dorthin gerückt ist. Was seitdem geschehen, hat sich Alles nach der entgegengeseßten Seite hin gerichtet, und wird wenigstens von Niemand wie eine Demonstration gegen den Rhein gedeutct -werden können. : | Was der Artikel sonst noch hier und da Militairisches ent- hält, úber Stärfe der aufzustellenden Truppen und etwantge Operationen, zeugt von einer solchen Unmündigkeit des Ur- theils; daß es faum des Erwähnens werth ist. Mag der Verfasser sich ‘im Vépôt de la guerre belehren lassen, wo man ihm sagen wird, daß es noch nie eine so feste Gränze gegeben hat, als der Rhein mit seinen großen Pläßen es jet ist. Es liegt in der Natur der Verhältnisse, daß das linke Rheinufer für eine kurze Zeit einer Javasion ausgeseßt seyn föunte, aber am Rheine shon würde sich die momentane Uebermacht des Feindes in Schwäche verwandeln. Die Fran- zosen würden, wenn sie der Mäßigung vergäßen, in Preußen weder die Politiker, noch die Generale der ersten Revoluiions- Jahre wiederfinden; einen Feldzug in den Vogesen „, der seine Kräfte nicht zu benußen verstand, und. keinen Baseler Separat-Frieden, Preußen hat jeßt noch seine volle Kriegs- Kenntniß der Jahre 1813, 14 und 15 und eine Armee, deren Organisation oft der Gegenstand großer Lobeserhebungen selbst in den Französishen Kammern gewesen ist; und eben so hat es gewiß die volle Erinnerung der politischen Fehler , welche

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Gedruckt bei A. W. Hayn.

endlich die Begebénheit von 1806 herbeiführten. _ Dies Alles soll jedoch nicht zur Ruhmredigkeit gesagt seyn; diese Sprache der Schwäche und des Uebermuths. wollen wir niht führen, nur dazu follte es wo möglich dienen, die Begriffe in Paris zu berichtigen, die durch solche Mittheilungen, wie jener Artikel des Messagers, am ersten irre geführt werden können, weil fie mit dem Scheine der offenen Wahrheit und des Patriotismus auftreten. Wir hoffen, daß uns dies um so eher gelinge, als wir nicht: fürchten dürfen, unter diejenigen gezählt zu werden, welche sich die Anforderungen der Zeit aus Leidenschaftlichfeit oder Eirelkeit verbergen, welche die ganze Richtung der Zeit mit unhistorischhem Sinne schmähen und als wir gern einge- stehen, zu Denen zu gehdren, welche auf eine enge Verbin- dung mit Frankreich einen hohen Werrh legen, und gern die Freunde der Franzosen seyn wollen, wenn sie es uns nur us durch Verleßung unserer ersten Gedente A vers ieten. \

Königliche Schauspiele. Sonntag, 13. März. “Im Opernhause: Die Räuber- braut, Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik vor F. Ries. (Mad. Schröôöder-Devrient: Laura, als Gastrolle. )

Königstädtisches Theater. Sonntag, 13. März. Zum erstenmale: Robert der Teufel, dramatische Legende in 5 Aften, von Karl von Holtei.

Berliner. B r.8 e. Den 12. März 1831.

Amt]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.

Fr Tf Bries.|G eld.

864 | 86 JlOstpr. Pfandbrft. 95 977 Pomm. Pfandhrf.| 4 [103 957 Kur- u Neum. do. TTÀ Schlesische do. 103 857 Rkst. C.d.K.-u.N. 54 851 Z.-Sch.d.K.- u.N. 55 871, 517

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St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Ani. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Pr. Engl. Obl. 30 Kurm.Vb.m.I C. Neunu.Int. Sch.d. Berl. Siadt - Ob. Königsbg. do. A, Elbinger do. Holl. vollvwv. Duk. | 17} Danz. do. in Th. 354 Neve dito | 205 Westpr. Pfdb. 902 Friedrichsd'or . 137 | 127 Grosshz.Pos. do. 90 1 Disconto . ... 37 | 45 Preuss.Cour Wechsel-Cours. Brief | Geld. Amsterdam 259 Fl. Kurz ti2L7 dito i L 2 Mt. 142 Hambarg . | Kurz 503 | dito ¿1D Mt, 1497 London ¿2 M: : 6 242 Paris e id E, 804% Wien in 20 Xr 12 Mt, 1022 Augsbarg i R 22 11125 Breslau hl. [2 Mt. 995. Leipzig . [8 Tage | 1025 Frankfurt ¿. M. WZ ¿S R. 22 11024 Petersburg BN. ....... 100 Rbl. |3 Woch. 291F Warschau . . . 600 Fl. ¡Kurz

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Auswärtige Börsen.

Frankfurt a. M., 8. März. 5proc. Metallig. 825. 8i7. Aproc. 672. 673. Z2zproc. 437. 1proc. 187 Brief. Bank-Actien 1114. 1110. Part.-Oblig. 1117. 1107. Loose zu 100 FI. 163. Poln. Loose 433 Brief.

Hamburg, 10. März. Oesterr. 4proc. Metall. 71 G. Bank- Actien Ff: ult. d. 965, r. April 960 G. Russ.- Engl. Anl. pr. ult. d. 8&7. Russ. Anl. amb. Cert. 852. Dän. 552. Poln. 914.

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Paris, 5. Márz.

5proc. Rente pr. compt. 88 Fr. 10 C. fin cour. 88 Fr. 20

Cent. 3proc. pr. compt. 54 Fr. 10 Cent. fin eour. 54 Fr. 15

Cent. 5proc. Neap. pr. compt. 56 Fr. 40 Cent. fia cour. 56 Fr, 50 Cent. S5proc, Span. Rente perp. 435.

Hierbei Nr. 12 des Allgemeinen Anzeigers.

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Rodacteur Fohn. Mitredactcur Co ttel.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

N 73.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Königliche Bibliothek.

Jn der nächsten Woche, vom 21. 26sten März, findet, dem sd. XIV. des gedruckten -Auszugs aus dem Reglement gemäß, dié allgemeine Zurücklieferung aller entliehenen Bü- cher in die Königl. Bibliothek statt. Es werden daher alle diejenigen, welhe noch Bücher der Königl. Bibliothek in Händen haben, hierdurch aufgefordert, dieselben an einem der genannten Tage Vormittags von 9— 12 Uhr zurück zu liefern. :

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Rußland.

St. Petersburg, 5. März. Die hiesigen Zeitungen enthalten folgenden Bericht vom Kriegsschauplaße: ¿„Der Oberbefehlshaber der aktiven Armee berichtet Sr. Majestät dem Kaiser aus Milosna vom 12. (24.) Februar, daß vom 8ten (sten) an bis zum leßtgedachten Tage feine bedeuten- de Vorfälle stattgefunden haben. Die Gegner haben eine starfe | fam vor Praga selbst eingenommen, und der Ge- neral-: Feldmarschall schickt sich an, sie ohne Verzug anzugrei- fen, sobald das Corps unter dem Befehle des Generals Für- ften Schachoffski, das in der Nacht vom 11ten (23sten) auf den 12ten (2ásten) den Bug bei Sierock passirt hat, zur Ar- mee stößt, welches am folgenden Tage geschehen sollte. Ueber die Operation des Generals Kreubß hat der Oberbefehls- Haber folgende Berichte erhalten : Dieser General, der gus Uscilug auf Lublin marschirte, nahm leßteren Ort ohne Scchwertstreih, ging darauf bei Pulawy über die Weichsel und bemeisterte sich mit dem fliegenden Detaschement der Stadt Radom. Jn leßterem Orte hatten sich 3000 Mann der neugeworbenen Truppen versammelt. Jn Kozienice be- gegnete der General Kreuß einer starken Abtheilung der Auf- rúhrer, unter dem Befehl des Generals Dwernicki, mit dem er sih in ein Gefecht einließ und ihn, nach hartnäckigem Wi- derstaude von Seiten der Empörer, in die Flucht shlug. Leb- tere, die einen bedeutenden Verlust erlitten „- zogen sih auf dem Wege nah Warschau, über Ryczywol und Magnuszow zurück. Der General-Lieutenant Kreuß rückte mit seinem De- taschement bis zu dem ersten dieser Orte, wo er die Brücken, die úber den Fluß Radomfka führen, abgebrochen fand.“

Am 2UAsten v. M. starb in Moskau an der Cholera 1 Person; am 25sten erkrankte 1 Person und 1 starb. Am 26sten Morgens waren 17 Kranke übrig.

Der Kammerherr Demidoff hat dem Geueral - Gouver- |

neur von Moskau 50,000 Rubel zugesendet, um sie unter solche Familien zu vertheilen , die durch die Verwüstungen der Cholera gelitten haben.

_ Der Wirkliche Staatsrath Graf Peter Apraxin und der Civil: Gouverneur in Slobodsf - Ufrainsk, Wirkliche Staats- rath Kachoffsfi, haben für die eifrige Erfüllung der ihnen E ertheilten Aufträge zur Hemmung den St. Annen-Orden 1ster Klasse erhalten.

Der Weltumsegler- Otto v. Kobebue ist von Seiten Jh-

rer Kaiserl. Hoheit der Großfürstin Maria Pawlowna Großherzogin p e Weimar, für ein Höchstderselben über;

reihtes Exemplar seiner leßten Reise um die Welt, mit ei: .

ner fostbaren, mit dem Namenszuge Jhrer Kaiserl. Hoheit versehenen Tabatiere beehrt de ri vera

m 12ten v. M. ‘fand hier die Jahres- Sißung der

Berlin, Montag den 14ten März

auszeihnen. Jedoch dieses Polen, er Cholera, | stî

1831.

Kaiserl. freien ökonomischen Gesellschaft statt, in welcher der zeitherige Präsident derseiben, Admiral und Ritter Mordwie nof}, einstimmig wieder zum Präsidenten erwählt wurde.

An die Stelle des Krankheits halber entlassenen Staats-

raths von Langsdorff, ist der im Ministerium des Auswärti- gen ahñgestellte Kollegienrath Wallenstein zum Russischen Ge- neral-Konsul in Brasilien ernannt worden.

Se. Majestät der Kaiser haben den Befehl erlassen, in állen, wo es erwiesen wird, daß Feuershäden in Folge der achlässigkeit des Architekten entstanden sind, Leßteren mit

Arreststrafe zu belegen.

Polen.

Warschau, 10. März. Der Generalissimus Skrzynecki hat 3 Tages-Befehle unterm 6ten, 7ten und 8ten d. M. er- lassen. Durch den ersten macht er der Armee bekannt, daß der gewesene Gouverneur von Warschau, Divisios - General Wry- czynsfi, zum Befehlshaber der bewaffneten National-Macht in der Wojewodschaft Krakau ernannt worden ist. Durch den an- dern werden mehrere Beförderungen in der Armee vorge- nommen. Durch den-leßten endlich verfügt der Generalissi- mus, um den einzelnen Stäben eine feste Organisation zu geben, damit sich feine überflussige Offiziere in denselben be- finden sollen, daß ein Brigade - Befehlshaber 2 Adjutanten, ein Divisions-Befehlshaber 3 Adjutanten, einen Adjunkt und einen Stabs-Chef und ein Corps- Befehlshaber 4 Adjutanten, 2 Adjunfkte und einen Stabs-Chef zur Seite haben soll. uf die Vorstellung des Generalissimus hat die Natio- nal - Regierung durch Verordnungen vom Sten d. M. die Obersten der Kavallerie, Joseph Kamiensfi, Andreas Ruttie, Kasimir Skarzynsfi, Ambrosius Skarcynsfki und Ludwig Kicki zu Brigade-Generalen ernannt. |

Der General der Jnfanterie, Graf Jsidor Krasinsfi, ist auf sein eigenes Verlangen durch die National - Regierung von seinen Functionen als Kriegs - Minister entbunden. und zum Senats - Mitglied berufen, an seine Stelle áber ist der General Morawsfi zum Kriegs-Minister ernannt worden.

Die hiesige Staats-Zeitung enthält unter den als amtlich bezeichneten Nachrichten folgendes Schreiben des Feld- . marschalls Grafen Diebitsch-Sabalkansfki an den Oberst Gras:- fen Ledochowsfi, Kommandanten der Festung Modlin : „„Herr Oberst! Gott, der Beschüßer der gerehten Sache, hat den Kaiserlichen Truppen Sieg verliehen. Die Treffen vom 7. (19.) und 13. (25.) mußten die Ueberzeugung begründen, daß neue Anstrengungen nicht im Stande seyn werden, die Fortschritte des Schwertes Sr. Majestät aufzuhalten. Die Polnischen Truppen kämpften kühn und tapfer, wie es einer geren Sache würdig. gewesen wäre. Jhre kriegerische

egeisterung sollte sich daher nun beruhigen und dieses Schlach- ten beendigt werden. Die Krieger, welche noch vor kurzem

‘den Feind, mit dem sie jeßt fämpfen , als ihren Mitbürger

betrachteten, haben ein Recht, das Ende dieses brudermörde- rischen Krieges zu verlangen. Jch kannte Sie Gra Herr Oberst. ie haben die Aufmerksamkeit des Wiederher- stellers von Polen, so wie des Monarchen , der zugleich mit dem Throne dessen Tugenden erbte, auf sih gelenkt. J ge abi us gs L Offizier uk e ft eden po ues rge als dur orge und Liebe für Jhr erlan G0ÉmRn x für welhes Sie bereit ind, den- [ekten Blutstropfen zu vergießen ist eine Beute aller unglücklichen Folgen der Anarchie und des Krieges.

Jhre eigenen Truppen haben ihre Märsche durch Pländerung

and Verwüstungen aller Art bezeichnet. Die Kaiserliche Ars - mee mußte, wie sehr sie auch an Disciplin gewöhnt ist, da sie nur Ruinen antraf, die schlimme Lage der Einwohner Wm EE Es ist dies eine unvermeidliche Folge: des Krie- ges. Soll dasselbe Schicksal noch andere Provinzen treffen ? Um so vieles Unglúk- zu vermeiden, wird es hinreichend