1831 / 73 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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loupe und Dependenzien, statt des General - Major Vatable, den Staatsrath Pouyer zum Direktor der Personalien im Marine- Ministerium und den Baron Lemarrant zum Ma- xine-Präfekten von O 1

Der Messager des Chambres giebt die Gesammt- Summe der von Franfreich für die Kriegs-Rüstungen ver- wendeten Gelder auf 98,626,000 Fr. an, wovon 12 Mill; auf die Equipirung dtr Armee, 26,500,000 auf Anfauf von Pferden, Sattel- und Riemzeug für die Kavallerie, 12 Mil- lionen für die Verproviantirung und die Lazarethe, 32,900,000 für die Artillerie und Munition und 15/145/000 Fr. auf die Bedürfnisse des Jugenieur-Corps kommen.

Der Abbé v. Pradt macht im Temps folgende Be- trahtungen: „„Wenn sih jeßt zwei Personen begegnen, so fragen sie scch: Was soll aus uns werden? Diese Frage ist an die Stelle der bisher üblichen Höflichkeits-Formeln getre- ten. Was helfen aber alle kläglihe Schilderungen unserer Lage? Wenn man mir hundertmal sagt: Sie sind sehr franf; bin ih darum dem Tode weniger nahe? Wozu nüßt diese beständige Besichtigung unsers gesellschaftlichen Körpers ? Er i verwundet, tief verwundet; das weiß, fühlt und selgt alle Welt. Wie sollte man es auch nicht fühlen, wenn der Kre- dit sîinft, wenn das Elend- mit seinen Lumpen und seiner Un- zufriedenheit unter dem Volke um sich greist, wenn s{mußige Schlupfwinkel mit ihrem Auswurf sogar die Wohnung des Fürsten nicht verschonen, wenn Janus blutdürstig seinen Tempel wieder ôffnet, wenn die eine Hälfte der Nation un- ter den Waffen fteht, um die andere Im Zaume zu halten, wenn die Tempel neben ihren bedrohten Priestern zusammen- stürzen, wenn die Seine die Opfer des Unglücks und der Habsucht mit sich fortwälzt ? Da ist Stoff zu düstern Gemäl- den. Wenn man aber auch noch so dunkle Farben aufträgt, gelangt man damit zur wahren Quelle des Uebels ? Sind die Umstände nicht vielmehr von der Art, daß man die Quelle nicht mit Sicherheit aufzeigen kann? Manchmal gerathen die Kranken in Wuth, wenn man ihnen nur den Namen ihrer Krankheit nennt, und Jhr wollt heilen, was Jhr nicht einmal zu nennen wagt ? Eine ungeheure Masse von Geschäften lastet auf denen, die den Muth haben, diese bisher in der Welt noch beispiellose Bürde auf ihre Schultern zu nehmen. Und wenn man die ausgezeihnetsten Staatsmänner aus ihren Gräbern hervor- rufen fônnte, in aht Tagen würden sie von dieser unaufhör- lichen Spannung aufgerieben seyn. Wie viel Menschen und Dinge sind nicht seit einigen Jahren so zu fagen verzehrt worden ? Hegen wir die Ueberzeugung, daß, wenn Jedermann regiert, Niemand regiert, noch regieren kann, daß die Re- gierung von oben, nicht von unten ausgehen muß, und daß diese zügellose Tadelsucht, die sich mit shônen Namen shmüdckt, ein Wurm i|, der am Herzen der Gesellschast nagt, der sie wohl vernichten, aber ihr auch" niht auf eine Viertelstunde Leben verleihen fann. Fügt man zu diesen Jngredienzien noch den mephitischen Hauch dex Unsittlichkeit und den Unter- richt hinzu, den das Volk durch das Aushängen der efelhaftesten Bilder erhält, auf denen Alles, was von der Ehrfurcht be- {übt werden sollte, dem Spotte preisgegeben wird, so kann man, wenn das so fortgeht, die nale bevorstehende Auflösung der Gesellschaft selbst voraussagen.“/

Die Gazette de France bemerkt: „Man beschäftigt sich viel mit der Stimmung in den Nachbarstaaten, um die Zukunft Frankreichs zu ergründen; es is jedoch jeßt sowohl dur die diplomatischen Berichte, als durch die Diskussionen des Englischen Parlaments, mehr als jemals erwiesen , daß unser Schicksal ganz in unsern Händen liegt. Alle Fragen Über Krieg und. Frieden, Ordnung und Unordnung, Freiheit und Willkür, innere Ruhe und Bürgerkrieg, kurz alle Fra- en, welche Frankreich und ganz Eurova interessiren , sind ler in Paris foncentrirt. Um zu beurtheilen, ob diese großen

ragén eine gute Lösung haben können, i es nüblih, einen - Blick auf die Lage der Regierung und der Parteien zu wer- fen. Die Auflösung der Kammer wird gewiß stattfinden, nachdem a Ne ersuche gemacht worden sind, ein neues Ministerium ju ammenzuseben, das unter der Leitung des Herrn Cas. Périer oder des Marschall Soult die jebige Kammer beibehalten sollte. Man wird also die neue Kam- mer abwarten, ehe man das Ministerium verändert. Um aber dahin zu gelangen, sind anderthalb Monate für die An- fertigung der Wahllisten, ein Monát für die Auslegung der- selben und für die Reclamationen gegen sie, aht Tage für die Wahlen und wenigstens zwanzi Tage ur die Reise der neu gewählten Deputirten nach Paris nöthig; inzwischen kommt der Juli heran, das Ministerium wird also länger als vier Monate ohne Kammern seyn, da es die Pairs- Kammer außerhalb der Session nicht zusammenberufen kann, und wird diese Zeit über unter dem alleinigen Einflusse der

. Neuilly. zurückgezogen , in erster Jnstanz zu

. liberalen Presse und der Partei stehen, welche die Barrifka- den errichtet hat; es wird zwischen der Anarchie und der Willfkur zu wählen haben. shwierigen Umständen und inmitten der Hundstage und der Erinnerungen des Juli zusaramentreten.“‘

Eben dieses Blatt tadelt es als ein Mißverhältniß, daß dem neuenWahlgesebe zufolge von den 200,000 Wählern, 35,000 allein auf Paris fommen werden. Paris absorbire also mit seinen 600,000 Einwohnern nach Abzug der Frem- den beinahe ein Viertheil der Wahlrehte bei einem Volke von 34 Millionen Menschen.

Der Auxiliaire Breton meldet aus dem Departes ment des Morbihan: „In dem Schloße Talhouet sollten- wie der Behörde angezeigt wurde, Waffen und Munition verborgen seyn. Eine Abtheilung des in Ploermel liegenden 12ten Jnfanterie- Regiments und ein Detaschement der Na- tional - Garde wurden an Ort und Stelle geschickt, um si{ch von der. Wahrheit der Angabe zu überzeugen. Vor dem Schlosse angekommen, wurden die Truppen mit lebhaftem Flintenfeuer aus den Fenstern empfangen, das sie. sogleich ers wiederten. Ein Offizier, ein Karabinier und ein National- Gardist wurden verwundet. Die Truppen drangen ohne Schwierigkeir in das Schloß, wo sie keine Spur von den Entflohenen fanden. Der Fehdehandshuh ist hingeworfen z im Departement des Morbihan bilden sich Haufen von Chouans.‘/ Das Journal des Débats erzählt nah einem Schreiben aus Bressuires, Departement der beiden Sèvres, daß Diot, ein ehemaliger Kammerdiener der Fa- milie Larochejacquelein , mit einigen bewaffneten Leuten das einsam liegende Schloß les Dorides Úberfallen, den Eigen- thümer desselben zur Auslieferung der in seinem Besiß be- findlichen Waffen gezwungen und die auf dem Schlosse we- hende dreifarbige Fahne abgenommen habe.

Im Messager des Chambres liest man : „Wir erfah- ren mit Bestimmtheit, daß eine Kolonne der Piemontesischen Flüchtlinge unter Anführnng des General Rejis nach mehre- ren geschickten Märschen und Contre-Märschen in der Nacht vom 28. Febr. auf ben 1sen d. M. durch Faucigny an der Gränze der Schweiz in Savoyen eingerückt ist, Mehrere Dorfschaften van Faucigny fraternisirten mit den Flüchtlin- gen und pflanzten sogleich die dreifarbige Französische Fahne auf. Die Flüchtlinge, deren Anzahl sih zusehends vermehrte, nahmen die Richtung auf Annecy, wo sie als Befreier aufge- nommen worden seyn sollen.‘

Der König hat mehreren hiesigen Literaten und Ge- lehrten den Orden der Ehrenlegion verliehen; unter Andern nennt man die Herrn Duval, Mitglied des Instituts, Tissot, Professor am Collège de France, die Bühnendichter Fontan und Despagny und die Zeitungs - Redaktoren Etienne, Jay, Evarie Dumoulin, Bert und Année. i :

Der Minister hat bestimmt, daß die 32 Statuen, welche für die Attika des Arc de l’Etoile bestimmt sind, die 32 be- deutendsien Städte des Landes darstellen sollen. Das Bas- relief an der Pariser Seite wird den Ausmarsch der Fran- zösischen Armeen darstellen; in der Mitte werden sich neben dem Altare des Vaterlandes die Repräsentanten der Nation and verschiedene Deputationen befinden, welche Fahnen em- fangen und den Eid für die Unabhängigkeit Frankreichs lei- stenz auf den Seiten» Basreliefs werden die Armeen von “Fleurus, Jemmappes, Arcole u. \. w. angedeutet seyn. Das andere Haupt - Basrelief, auf der nach Neuilly blickenden Seite, wird die Heimfehr der Armeen darstellen, welche Sieges-Kränze aus den Händen dreier Figuren, des wleder- ebornen Frankreichs, des Friedens und der dffentlichen Wohl- fahrt, empfangen.

Der Polizei-Präfekt, Hr. Vivien, hat eine Kommission. beauftragt, ihm über das frühere Verhalten der Polizei-Bes amten Bericht zu erftatten und Verbesserungen in der Vers- waltung vorzuschlagen.

Ein Huissier des Königl, Gerichtshofes zu Toulouse hat dort die Verordnung des Pairs-Hofes ausgerufen, durch wels che der des Hochverraths angeklagte Ex-Minister der Finanzen, Pi Montbel , aufgefordert wird, sich binnen 10 Tagen zu stellen. ; u 14

Der Redacteur der Quotidienne, Hr. v. Brian, war wes en eines Artikels, worin er bei Gelegenheit der Oktober-

nruhen gemeldet hatte , Ludwig Philipp habe sich nach i i lbjährigem Gefängniß fondemnirt worden. Dieses Urtheil but die Cesar tions-Hof gestern bestätigt. |

Die gestrige Nummer des Figaro und der Tribune sind auf den Antrag des Kron-Anwalts auf der Post in Beschlag

genommen worden. P A Beilage

Die neue Kammer wird unter

609 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 73,

E C a N N M L A E E T a L

Der Pfarrer der Kirche St. Germain l’Auxerrois if gestern Abend auf Befehl des Instructions - Richters Des- mortiers in Freiheit geseßt worden, ohne daß die Anflage- Kammer ein Urtheil gefällt hat.

Der General Pepe, der sich mit einem auf Konstanti- nopel lautenden Passe in Marseille nach Neapel einschifjen wollce, ist vom dortigen Präfekten Thomäs auf Befehl der Regierung angehalten worden.

General Clauzel ist am 28. v. M. in Toulon angefom- men und wird nach beendigter Quarantaine hier erwartet.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Sißung vom 3ten März. (Nachtrag. ) Sir Robert Peel erfol sich, als der Minister der auswärtigen Angele- genheiten seinen Vortrag beendigt hatte. Nachdem er einige (bereite in Nr. 70 der Staats-Zeitung mitgetheilte) Bemer- kungen über seine cigene Verwaltung, im Vergleiche mit der jesigen, und die Ansichten Canning's über Reform vorange- chit hatte, ließ er si folgendermaßen vernehmen:

,„, Ehe ich zu der Betrachtung der fürchterlichen Frage selbs, die jeßt dem Hause vorliegt, Übergehe, sey mir die Bemerkung vergönnt, daß ih mit unbeschreiblicher Betrübniß erfüllt bin, eine solche Aufgabe ldsen zu müssen. Man fordert mich auf, ich will eben nicht sage#, eine Revolution in diesem Lande zu bes fördern, doch für die gegenwärtige eine ganz ardere Constitution zu machen; und: zwar thut man dies nicht etwa nach einer ruhigen leidenschaftslosen Untersuchung, sondern will mich durch die Berufung auf Gründe, denen zufolge ich nicht dite Furcht dem Verstande sondern den Versiand der Furcht unterwerfen würde, verleiten, einen voreiligen Schritt zu thun. Warum , frage ich zunächst, is der Name des Königs in diese Diefussion verflochten worden? Wozu is gesagt worden, daß dieser Plan die besondere Sanction des Königs erhalten habe? Man hat dabei auf die Gg e Frage, ngewtelen; al- lein die beiden Fälle haben keine Achulichfeit mit etnander. Denn bei jener Gelegenheit ist dfentlich verbreitet worden, die Maaßregel habe die Sanctionirung des Königs nicht erhalten; die Minißer hatten daher keine andere Wahl, ste mußten cr- flâren, daß die Maaßregel, vom Könige gebilligt, ins Parlament

gebracht worden sey. Wenn jedoch etne Frage, wte die vortîc- gende, von der Verwaltung zur Sprache gebracht wird, wozu braucht da wohl täglich in beiden Häusern sowohl, als durch das Organ der Zeitungen erklärt zu werden, daß diese Maaßregel, welche die Genehmigung des Königs erhalten haben muß, mit der guédrücflihen Sauction des Königs eingebracht worden sey? Jch glaube meine Achtuntg und loyale Gesinnung gegen die Krone nicht zu verleßen, wenn ich auf jene Fnsinuation durch- aus keine Rücksicht nchme und die Maaßregel nur nah ihrer innern Verdienstlichkeit beurtheile. Aber nichtsdestoweniger muß ih es do bedauern, daß man des Königs Namen täglich guf diese Weise gebraucht. Da ich mich nämlich des Zweifels an der Gerechtigkeit und Nüßlichkeit ciner so ungewöhnlichen Wahl- rechts-Entziehung nicht enthalten kaun und die Magßregel als hart gegen die loyalen Körperschaften, die ihre lange ausgeubten Rechte aufopfern sollen, anerkennen muß, #09 begreife ich nicht, warum man, wenn auch ein Recht zur Einbringuitg der Maaß= regel vorhanden war, den König als ihren besondern Abfasser nennen mußte? Nächstdem drohte man dem Hause mit einer Uuf- lôsung. Die- Auflôsung is aber eben so wahrscheinlich, wenn dîe Maaßregel durchgeht, als wenn ste durchfällt. Jch bekümmere mich übrigens nicht darum, ob das Haus aufgeldst wird, oder nicht; ih würde der Ausübung meines legislativen Berufes gan unwerth seyn, wenn cine solche Drohung den geringsten Einflu auf mich gusübte. Jch bekümmere mich nicht darum, ob |

wieder erwählt werde, oder nicht; *) wäre tch E E diesem Punkte nur: irgend. besorgt, \0 würde ich mit der 2 ill in der Hand meinen Konstituenten mich gegenüber stellen, und guf met- nen entschiedenen Widerstand dagegen würde ich“ meinen beson dern Anspruch auf ih! crneuertes Vertrauen begründen. Fh würde einer Gemeinde gegenüberstehen, deren Bevblkerung im Jahre 1821 keine 4000 Einwohner betrug; ih würde ihr sagen, daß diese Bill ohne uet eine Nothwendigkeit und, ohne daß gegey sie (die Gemeinde) selbst etwas gesagt worden wäve, ein- gebracht worden sey, und daß ich mich ihr wen! habe. Jch weiß, daß meine Konstituenten “ihre Rechte niemals gemißbraucht haben, und daß auch der Acrmste unter ihnen für sein Votum nie cine Besichung erhalten oder verlangt habe. Mich erwähl- ten sie, nachdem ich die Schmach einer Verskoßung *) wegen eines Verfahrens erlitten, das ih für cine Handlung“ der heiligsten

*) Sir Rob. Peel i Mitglied füe den Burgflecken Tamworth, der un- teu-dieienigen Ovte gehört, die in dev Folge ‘nux Ein Mitglied, statt zweier, erwählen sollen. Lord C. Toweshend is das zweite Mitglied für Tamworth. d L Als O L SCRRURT ne D ftatt des damaligen Min :

eys, wegen Jener Etne er farholischen Emancipations- Vill, den Sir Rob, Jnglis exwäaählte, ancipc /

Pflicht selb| gegen die Kirche hielt , deren demüthiges Mitglicd ih bin. Dagegen will ih jeßt meine Zustimmung nicht erthei- len, daß dieselben Wähler ihres Rechtes veraubt werden, bevor nicht triftigere Gründe als die vorgebracht worden- die ich bis- her gehbrt habe. Man will zwar die Opponenten der Maaß= regel durch die Möglichkeit eines Aufstandes und einer Riedermeyelung erschrecken; dies soll mich jedoch evenfalis nicht zurückhalten, meine aufrichtige Meinung abzugeben. Den Ministern will ih zunächst sagen: /,,„Wälzt nicht von Eu- ren cigenen Schultern die Last der Verantwortlichkeit, eine solche Maaßregel ‘vorgeschlagen zu haben; sagt niht: wir wollen be- weisen, daß wir regieren können, sondern rühmt Euch vielmehr Eurer Geschicklichkeit im Zersidren.//// (Beifall von der Ovpo- sition.) Jch mindestens habe nicht zu denen gehört, die mit ab= sichtlichem Fleiße, wie ein Sturm, die wogende Menge gufreg= ten und alle ihre Talente dazu gebrauchten, Unzufriedenheit und Mißvergnügen auszustrenen. Fch habe niemals die Sprache ti- nes edlen Lords (Russell) geführt, der im Jahre 1827 sein Leid- wesen darüber zu erkennen gab, daß das Volk, welches er rubig, friedfertig und zufrieden fand, sich" nicht unwillig ge- gen die Verfassung des Unterhauses erhebe. Fch habe nie- mals, wie ein edler Baronet (Sir F. Graham), die Namen-Lifte von 113 Geheimen NRâthen verlangt, um auf sie die volle Strömung des Volfs-Widerwillens, wegen der Gehalte, die sie bezôgen, auszuschütten. Eben so wenig habe ih jemals Leute aufgefordert oder ermuthigt, unter den Fenste-n selbsi des Re- I R ein ausländisches Sinnbild der Revolution we=- hen zu lassen. Jch habe nie das Volk bis zum Wahnsinne aufs regt damit es aus seiner Gleichgültigkeit heraustrete und cit acheiferer revolutionnairer Ausschweifungen werde. Wenn da= her diese Maaßregel, die der gemeine Menschenverftand wohl si gehütet hätte Mm einer Krisis unserer auswärtigen und inneren Angelegenheiten, da neue Ursachen zur Aufregung weislich ver= mieden werden sollten, ins Parlament zu bringen; wenn daher, sage ich, diese ganz ungewöhnliche Maaßregel durchfallen sollte, so würde ich niemals gestatten, daß die Verantwortlichkeit der Folgen mir oder einem andern Privat - Judividuum in diesent Hause beigemessen werde. Es if darauf hingewiesen worden, daß ein Gegner der Maaßregel sich nicht mit- gehöriger Achtung Uber die Mittel - Klassen des Landes ausgesprochen habe. Hat er dies wirklich gethan, so theile ih seine Gesinnung nicht; im Gegentheile, ich weise sie von mir; denn Alles, was ich bin, alle meine Kraft beruht guf diesem Stande ; ich ehdre selbsi dazu und werde immer stolz darauf scyn. (Beifall.) Von dem Urtheile und dem gesunden Sinne der Mittei-Klasse hege ich eine schr hohe Mei= nung, und leicht könnte es sey, daß fie mchr Einsicht und Mäßigun jeßt zeigen, als ihre Beherrscher ; geschieht dies nicht, \o ani ich freilich an dem Schicksale des Landes verzweifeln. Fnywischen bieten sch täglich Anzeichen dar, daß mein Vertrauen in ihren Scharfblick Über politische Gegenstände im Allgemeinen nicht ges täuscht werden dürfte.// Der Redner ging nun zum Lobe der Britischen Constitution Übe? und meinte, daß “selbs Cicero keine andere Regierungsform im Auge gehabt haben könne, als er ge= sagt: „Exisliino eam esse optimam rempublicam, quae eonstituta est ex tribus generibus.” Auch Tacitus habe cine aus König, Edlen und Volk zusammengeseßte Regierung als die beste und dauerhaftesie geschildert. Er berief sih ferner auf Burke, ia selbs auf Lord F. Russell, der in ciner im Fahr 1819 gehalte=« nen Rede yesagt habe, daß er die Wahlrechts - Entziehung - der nicht der Bestechung überführten Burgflecken ais eine Umfor- mung des ganzen Unterhauses betrachte, und hinzugefügt habe- daß der bekannte Flecken Old-Sarum in seiner feßigen Gestalt bercits existirt habe / als Montesuieu von der Britischen Con= stitution gesagt, sie sey diejenige, dié unter allen bisherigen Ver- fassungen der Vollkommenheit am nächsten sich befinde; er (Lord Russell) wolle daher nicht das Werkzeug, das schon #o viel Na= tional - Glück geschaffen, gegen ein aufgestußtes polirtes Stück moderner Fabrik-Arbeit vertauschen. Dieses Citat aus einer Rede des jéßigeu Antragstellers der Reform-Bill erregte bei der Opposi= tion großes Gelächter.“ Sir Robert Peel fügte .dann hinzu, er sche in der vorgeschlagenen Maaßregel nichts weiter als ein s tel, das Männer in Anwendung brächten, die gern im Amte blei- ben möchten. Es sey zwar das Gerücht verbreitet worden, daß er und seine Freunde die ichigen Minister wieder dadurch: aus dem Amte verdrängen wollten, daß se eine gemäßigtere Reform- Maaßregel vaptBiagen wollten; dieses Zeitungs-Geschwäh wider- lege er jedoch am besten dadur, daß er keinen Vorschlag jener Art mache, wiewohl er, wenn er es thäte, nicht inkonsequent handelt würde, da er sich in den leßten Jahren zur Sprache gekommenen Re= formirungs-Maaßregeln niemals heftig widerseßt habe. Darum wür=- de er guch, zwar nicht so lange ex im Amte war, doch als Privatmann, ciner gemäßigten Reform seine Untersiüßung gelichen ha- ben. Nachdem er darauf kut auseinander geseht, was ex Un- ter ciner solchen gemäßigten Reform verstehen würde, he= hauptere er im Widerspruche mit Herrn Macauley , daß, ebett wenn man die Burgflecken nach der allgemeinen Dendenz threr Wahlen und nicht nah den Zufälligkciten betrachte, das Resul- tat sich sehr- günstig für sie felle. Denn fast alle gusgezeichne-