1831 / 77 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 18 Mar 1831 18:00:01 GMT) scan diff

640

Vorschriften Art. 2 und 3 des Reichstags - Beschlusses vom Zten Febr. d. J. statthaben.“ Hierauf beschäftigten sich die Kammern mit Durchsicht der Protokolle der beiden im ten

und 8ten Stadt-Bezirk von Warschau abgehaltenen Landtage. |.

Die Wahl des 4ten- Bezirks, welche auf Dominikus Kry- sinsfi gefallen war, wurde einstimmig bestätigt. Die Wahl des Finanz-Ministers aber, welche in dem 8ten Bezirke ge- troffen worden „. wurde mit geringer Majorität für ungültig erflärt, mit Bezug auf den 31sten Artikel der organischen Statuten, wonäch fein Regierungs-Mitglied in. die Kammer der Repräsentanten zugelassen werden darf. Aus einer Rede, welche sodann der Minister des Junern hielt, geht hervor, daß auch in den Distrikten von Wielun und Warta neue Wahlen vorgenommen werden sollen. Nachdem hier- auf noch einige Diskussionen über den oben genannten Arti- kel stattgefunden hatten, legte der Augustower Landbote Dombrowski zwei Gesebes- Vorschläge beim Marschalls- stabe nieder, nach deren ersterem das Budget für 1831 den Kammern im Verlauf von 14 Tagen vorgelegt werden, nah dem ‘anderen aber in Zukunft keine Pension von Civil- Beamten irgend eines Ranges die Summe von 6000 Fl. über- steigen sollte. ;

Die Warschauer Staats-Zeitung enthält folgen- den Artikel (welchen wir unsern Lesern nicht vorenthalten zu dürfen glauben, da aus demselben die gegenwärtig in War- schau herrschende Stimmung zu ersehen ist): „Landsleute! Der jeßige Kampf, ein hartnäckiger, blutiger und vielleicht der leßbte, wird um die Existenz, Aufrechterhaltung, Freétheit und Unabhängigkeit Polens gekämpft. Mit festem Entschluß ha- ben wir zu siegen oder ruhmvoll unterzugehen geschworen!

Ja, wroir haben geshworen, daß wir, wenn es der Vorsehung

gefällt, uns den Untergang zu bereiten, gleih den Juden nach der Zerstôrung Jerusalems nirgends aufhören wollen, Polen u seyn; schwören wir, daß wir unsere Nationalität vor den ugen des Feindes tief in unseren Herzen bergen wollen, daß niemals eines der übrig gebliebenen Mitglieder unserer gro- ßen unglücklichen Nation sich durch Bandè des Blutes oder der Freundschaft mit unseren Feinden vereinigen, daß wir und unsere Nachkommenschaft für ewige Zeiten in Verfol- gung, Elend und Erniedrigung Polen nie verläugnen, einan- der als Brüder betrachten, uns in Mühen, Schmach und Unglück beistehen, in der Erinnerung leben, unsere moralische Existenz stets bewahren und lieber in der weiten Welt zerstreut umherirren, als uns unter das Joch der Knechtschaft beugen werden. Mögen die unserer Sache befreundeten Mächte uns wenigstens das-auswirfen, daß uns nach unserem Fall erlaubt werde, die heilige Erde unserer Väter mit Hab und Gut zu verlassen. Der Reichstag, welcher unser Stolz ist, {reibe uns eine Cidesformel vor, vollziehe sie selbst mit der Nation Und lasse dieselbe durch den Mund der Geistlichen von den Kanzeln herab verkündigen. Dem Minister der auswärtigen “Angelegenheiten aber befehle er, eine Note anzufertigen und sie an England und Frankreich abzusenden, mit der Bitte an diese Mächte, daß sie im Fall unseres Sturzes den hinter- bliebenen und in Gefangenschaft gerathenen Uoberresten un- serer Nation die Freiheit verschaffen, das durch die Anwe- senheit des Feindes entheiligte, mit. unserem Polnischen Blut befleckte und von Gebeinen bedeckie Land zu verlassen, da- mit wir ungehindert unsere Habe veräußern und unser beweglihes “Gut mit fortnehmen fönnen. Sie werden uns -doch wohl diesen leßten Dienst dafür, daß wir 10 B Ir hindurch Europa gegen “den Norden und Osten geschüßt haben, nicht verweigern ; und der Sieger wird sich gern eines ihm verhaßten Geschlechts entledigen, ja er wird, wenn er von den großmüäthigen Gesinnungen erfüllt ist, welche ex vor der Welt bezeugt, zur Einwilligung bereit seyn, denn sein Ruhm und Wobl werden ihm diè Erfüllung die- ses Wunsches gebieten. Wir aber, denen der Himmel den Tod verweigert, oder die wir mit Wunden bedeckt in Gefan- geuschaft gerathen, werden mit Thränen im Auge, mit einem vom Schmerz zerrissenen Herzen das Land unserer Väter verlassen und uns in entfernten Gegenden Asiens, Afrifka's oder Amerika's, die uns die göttliche Vorsehung und die Gastfreundschaft bestimmt, eine Wohnung bereiten, danfend dein Gebet für das bewilligcee Asyl, wo unserer Nationalität fortzudauern gestattet wird.“ In der Staats-Zeitung liest man auch folgende Nach- rihten: „Am 9ten d. zogen si die Russen von Praga bis nah Wawer_ zurück. Jn diesem Dorfe befindet sich das Haupt-

Quartier des Generals Geismar, welchem “das Kommando

über die bei Warschau, zurücgebliebenen Russischen Truppen Übergeben worden ist. Am folgeuden Tage drang von unse- rer Seite General Jankowski nah Wawer vor, um die Stellungen des Feindês zu rekognosciren. Die Augustower

(Beneralif

Reiterei zersprengte ein Kosaken-Corps, welches die Russischen Streitkräfte deckte. Bei dieser Rekognoscirung wurden uns 2 Mann getödtet und 20 verrwoundet; unter den Verwunde- ten befinden sich 2 Stabs-Offiziere. Es zeigte si, daß der Feind seine Positionen bei Wawer noch mit 15 20,000 Mann Kavallerie, Jnfanterie und Artillerie beseßt hält. Der Eisgang auf der Weichsel hat nun begonnen und das Wasser ist bis jeßt um 11 Zoll gestiegen; am 11. hon riß das Eis 3 Weichjelschiffe von der Brücke los. Gestern isk die Nachricht hier eingegangen, daß General Drvernicki wie- der ein Russisches Bataillon zersprengt und dem Feinde F Stück Geschüß abgenommen habe.“

Der Oberst Dzialfkowsfki macht in demselben Blatte bekannt, daß der Generalissimzs ihn beauftragt habe, die: Auswechselung des in Russische Gefangenschaft gerathenen schwer verwundeten Oberst - Lieutenants Spendowsfi auszu- wirken, und daß ihm der - General Korff mit der größten: Zuvorkommenheit die diesfällige Bereitwilligkeit des Generals. Geismar erôfsnet habe. Der Warschauer Zeitung zu- folge ist jener Gefangener nachher für den Russischen Oberst- Lieutenant Butowicz ausgewechselt worden.

Der Befehlshaber der bewoffneten Militairmacht auf dem linken Weichsel - Ufer, Divisions - General Klicki, hat ein: Cirfular an alle Civil- und Mislitair-Behdrdeu folgenden Jn= halts erlassen: „Die Gerüchte, welche von übelgesinnten und- zaghaften Leuten verbreitet werden, sind eines Theils beunru- higend, anderen Theils ungereimt und falsch; sie schwächen den Geist der Einigkeit und des Vertrauens, oder hemmen. die Energie im Handeln, während sie auf leeren Erwartun- gen oder Ahnungen beruhen. Jndem ich dergleichen Per- sonen für. Feinde der allgemeinen Sache ansehe, trage ic allen Behörden, sowohl in der Hauptstadt als in den Pro- vinzen, und allen Gutgesinnten auf, die Verbreiter solchen Gerüchte als Verdächtige zu ergreifen und den betreffenden: Behörden zu übergeben, von ‘denen sle verhört uud vor Ge- richt gestellr werden sollen.“ Derselbe General macht durch einen Tagesbefehl bekannt , daß sih die Kommission fär die: Bedärfnisse der Armee darüber beschwere, daß bei Vertheiz- lung der Lebensmittel und Fourage nicht die nôthige Spar- samfeic, noch weniger aber irgend eine Ordnung beobachtet: werde. Es sey ihm sehr unangenehm, daß er sich deshalb genöthigt sehe, die Offiziere jedes Ranges, welche Lebensmit- tel für sich oder ihre Untergebenen in Empfang nehmen, daran zu erinnern, daß die Anstrengungen der Einwohner, welche ihr Hab und Gut zum Opfer bringen múßten, nicht: weit ausreichen könnten, wenn sie niht durch sparsame und ordentliche Benußung unterstüßt würden; auf diese Weise: werde die Armee bald von Mangel bedroht seyn. Deswegen. befehle er allen Militairs, sih vor allen Mißbräuchen in die- ser Hinsicht zu hüten; widrigenfalls werde er sie zu persön: liter Verantwortung ziehen und den Kriegsgerichten über: iefecn. :

Unter amtlicher Rubrif enthält die hiesige Staats- Zeitung einen Armee- Bericht des Kommandanten der Fe- ftung Zam9sc, Artillerie-Oberst Kryfinski, vom 7ten d.- M.ck- folgenden Jnÿalts :

„Einige Stunden nach Absendung meines an den ehemalige

| ssimus, Fürsten Radziwill, gerlteten Berichts über die: Sicherheits-Garde im Hrubieszower Distrikt und deren Chef, den Kommissar Bromirski, nahm die genannte Garde, welche meine Aufträge stets treu und eifrig erfüllte, 2 Dragoner-Unteroffiziere„ die als Couriere vom General Creuß -gus Lublin an den in Dubienka stehenden General Balbekow abgeschickt wurden, in Hobietom gefangen. Die von diesen Courieren Überbrachten

epeschen, welche zugleich ‘mit den Courieren selbs| nah der: Festung gesandt wurden , enthielten den Befehl, die in Wolhy- nien schenden Russischen Reserve - Bataillone aufs ean zusammenzuziehen und sih mit denselben in forcirten Feschen zu dem bet Lublin stehenden Corps des Generals Creuß zu be-

eben. Da ich dies verhindern wollte, beschloß ih, cinen Aus- Lu aus der Festung bis nah Uscilug zu machen, um das dort: stehende Russische Bataillon aufzuhchen. Diese Expedition bestand: aus einer Compagnie vom 2ten Fäger=Regiment zu Fuß, unter Anfüh- rung des Capitains Troszczyekh einer Compagnie vom4ten Regiment: derselhen Daslengatung, unter Anführung des Capitains Po=- morstt, einer Compagnie des 3ten Linien-Fnfanterie-Regimentsck- unter dem Lieutenant Kossowski, einer Compagnie des 7ten Linien- Fnfanterie-Regiments, unter dem Capitain Kawicki, aus 4 Dref= pfündern, unter dem Kommando des Capitains der. Fuß-Artillerieck Raszewsfki, und des Unter = Lieutenants der reitenden Artillerie- Laudèn; ferner aus 35 Krakusen unter Anführung des ehemaligen Uhlanen-Capitains Kuzminski. Das Kommando über die gange Expedition, welche sih am 4ten d. M. nach Hrubieszow begab, führten die Majore Bulewské und Szymanowskti. Nachdenr sich dieses Corps in Hrubieszow mit der vom Kommissar Bro- mirsfti und Capitain Twarowski befehligten Sicherheits ckGarde (welche schon früher die in Grabowiec und den nächstgelegenen

€41

drfern zur Bewachung der von Krasnysiaw nach Woyslawice Rorentan Landfsiraße aufgestellten Detachements deckte) vereinigt und die Stadt selbst mit einer filarken Abtheiluig dieser Garde bescht hatte, theilte sich dasselbe in zwei gleiche Abthei- lungen, von denen die ersse, unter dem Kommando der Majore Bulerosfi und Ostrzykowski, in der Nacht vom A4ten auf den 5ten

den Bug bei Strzyzewo passirte und sih auf dem Wege nach

Wlodzimierz aufstellte, die andere aber, unter dem Major Szy- man9owsfi, auf dem Wege von Hrubieszow bis an die Fähre mar- \schirte und, nachdem ste auf ciner in der Eil aufgeschlagenen Brücke unter dem feindlichen Feuer den Uebergang bewerkstelligt hâtte, mit Geschüß sich guf der Straße jenseits des Bugs p9=- stirte. Eine in der Abtheilung des Majors Bulewski abgebrannte Rakete gab das Signal zum Angriff. Unsere jungen und im Kampfe unerfahrenen Krieger warfen sich mit Blißzesschnelle in die Stadt Uscilug, wo sie Haus für Haus stürmen mußten, und auf die Abtheilungen vor der Stadt. Unter dem Schuß unseres Kartätschenfeuers cefochten die Polnischen Truppen einen voll- ständigen Sieg. Das Ergebniß desselben sind: 369 Kriegsgefan-

ette, unter welchen ein verwundeter Obersi-Licutenant, Namens Bohomolec, und 8 Subaltern-Offiziere sich befinden, ferner eine Fahne, gegen 300 StÜk Waffen, Patrontaschen und Tornister und einige 100 Pferde. Von Selten des Feindes wurden 70 Todte auf dem Schlachtfelde gezählt, unter ihnen auch der Oberst Czerwony. Unserem Corps sind 10 Mann getödtet und 4 verwundet worden. Der Marsch dieses Corps von Zamosc nach Uscilug und. wieder zurück wurde innerhalb 3 Tagen in der größten Ordnung bewerf- stelligt. Fch habe die Ehre, dem Gencralissimus anzuzeigen, daß die in die Festung gebrachten Kriegsgefangenen in den Kasemat- ten untergebracht, die Waffen und die Fahne aber im Zeughause niedergelegt worden sind.// Hierauf folgt noch eine Belobung der einzelnen Militairs, welche sich bei dieser Expedition beson- ders ausgezeichnet hahen. i

Unter den vielen Aufmunterungen von Seiten der Be- hôrden, um die Kampflust der Soldaten aufrecht zu erhalten, befindet sich auch eine Proclamation des Ministers der geist- lihen Angelegenheiten, Grafen A. Bninsfi, worin dieser be- fanit macht, daß die Kinder verabschiedeter Militairs jedes Ranges, welche von neuem in den’ aktiven Dienst treten, so wie auch die Kinder derer, welche erst jeßt in die Kriegs- reihen eingetreten sind, bei der Vorschlagung von Kandidaten zu Regierungs - oder Privat-Stipendien für die studirende und Schul-Jugend, vor anderen bei gleichen Qualificationen den Vorrang haben sollen.

Die in den Warschauex Lazarethen befindlichen Verwun- deten leiden noch immer an den dringendsten Bedürfnissen Mangel; so fehlt es unter Anderem an Bett-Ueberzügen und Strohsäcken; der Municipal-Rath sicgt sich daher genöthigt, nohmals das Menschlichkeitsgefühl der Einwohner in An- spruch zu nehmen und sie um Lieferung von 2000 Stück beider Gegenstände zu ersuchen. Auch die National - Regie- rung fügt dieser Aufforderung des Municipal- Raths ihrer- seits eine Proclamation an die Bewohner der Hauptstadt hinzu, worin sie dieselben zur Mildthätigkeit ermahnt, da troß aller Bemühungen die Schnelle der Ereignisse nicht ge- stattet habe, die Militair : Lazarethe mit der erforderlichen Vollständigkeit und Beguemlichkeit einzurichten. |

Um eine beständige Aufsicht über die Militair: Lazarethe zu begründen, hat die National-Regierung durch eine beson- dere Verordnung ein Jnspections - Comité dieser Lazarethe unter Vorsiß von Taddäus Lubiensfi errichtet, welches seine Si6ungen im. Prymasower Palast halten soll; alle Behör- den und Privat-Personen haben sih in Lazareth - Angelegen- heiten an genanntes Comité zu wenden.

Der Polnische Kurier berichtet, das Corps des Für- sten Schachoffsfoi versammle sich in der Gegend von Plock.

Am 9ten und 10ten d. M. sind in den 8 Stadt-Be-

zirfken von Warschau, dem Regierungs - Ausschreiben gemäß, |

die Wahlen zu neuen Municipalräthen vorgenommen und für jeden Bezirk 4 Mitglieder gewählt worden. | Wie der Warschauer Kurier meldet, sind schon vor- gestern mehrere Posten in Warschau nicht mehr eingetroffen, welchen Umstand man dem Aufthauen der Flüsse zuschreibe. Die Luftschifferin Garnerin ist mit ihrem Vater hier an- gekommen. |

Die Posener Zeitung vom 15ten d. enthält Fol- gendes: „Nach Aussage glaubwürdiger Reisenden, welche Warschau vor wenigen Tagen verlassen haben, herrschen dort gegenwärtig die Terroristen , an deren-Spibe der Generalis- simus Sktrzynecki steht, ein äußerst tollkühner Mann, der einen Kampf auf Leben und Tod beschlossen hat. Diese Ge- sinnung theilen aber die Einwohner Warschau’s nicht, welche

in ihrer gegenwärtigen höchst bedauernswerthen Lage die

alte Orduung der Dinge lebhast zurüwünschen. Als jüngst eine Deputation der Bürgerschaft dem Generalissimus er- flärte, daß sie sh nur bewaffnet habe, um für die Ruhe ‘und Sicherheit im Junern der Hauptstadt zu wachen, fkei-

nesweges aber, um ihr Leben einem nublosen Kampfe und Habe und Gut der Einäscherung preiszugeben, wurde dieselbe von ihm hart angelassen, und gleich darauf erfolgte die Entwaff- nung der National-Garde. Jun diesem Augenblicke herrscht in Warschau eine dumpfe Gährung, aber bis jeßt wagt Nie- mand , sich laut auszusprechen, weil man die Gesinnung der dermaligen Machthaber kennt und ihre Strenge fürchtet; lange fann indessen dieser Zustand nicht dauern. Die Zahl der Fliehenden aus dem Königreich Polen ist sehr großz hier- her (nah Posen) allein- haben an 600 ihre Zuflucht genom- men. Ueber den Stand der Russischen Haupt-Armee er- fährt man nichts Zuverlässiges ; man vermuthet sie zwischen Modlin und Plock in der Gegend von Wyszogrod. Vor Praga steht nur ein Beobachtungs-Corps. Der Südosten des Königreichs Polen soll ganz von den Russen geräumt seyn und der Partisant Dwernicfi mit seinem Frei-Corps über Lublin hinaus bis in die Gegend von Uscilug streifen. Der Exdiktator Chlopicki hat, wie man sagt, sich aus War- schau entfernt.‘

Nach Privat-Nachrichteu aus Warschau vom S8ten d., welche die Breslauer Zeitung mittheilt, glaubte man, daß der Feldmarschall Diebitsch, da er noch nirgend ernstlich Miene gemacht, úber die Weichsel zu gehen, die Ankunft der Garden abwarte, welhe am 1sten d. M. bei Kauen die Polnische Gränze überschritten haben und daher, bei den durch:- weichten Wegen, faum vor dem 2Wsten in der Nähe von Warschau eintreffen können.

Von der Polnischen Gränze, 13. März. Bei Mlawa follen am 11lten d. früh sämmtliche Polnische Gränz- Aufseher verschwunden seyn. Auch heißt es, daß die Polnischen Beamten aus Mlawa sich entfernt hätten, und daß man daselbst am 11ten Russische Truppen erwartet habe.

T Ln T.

Deputirten-Kammer. Sibßung vom 9. Märk Statt des 67sten transitorischen Artikels des Wahlgeseßes, worüber die Berathungen an diesem Tage beendigt wurden, hatte Hr. C. Dupin eine Bestimmung des Junhalts in An- trag gebracht, daß die Anfertigung der Wahl-Listen für 1831 innerhalb 45 Tagen nah der Bekanntmachung des Wahl- geseßes (niht nach der Aufldsung der Kammer) beendigt seyn jolle. Hr. v. Salvandy widerseßte sich diesem Vorschlage, wodurch man noch während der Anlegung der Wahl - Listen die jesige Kammer fortbestehen lassen wolle; wäre die Regie- rung der Meinung gewesen, daß diese Kammer ihr noch- von Nußen seyn fönnte, so würde sle das Wort Aufld- sung nicht ausgesprochen haben ; da dies aber einmal gesche- hen sey, so müsse man auch annehmen, daß die Regierung feine Gefahr darin erblicke, sich auf einige Zeit des Beistan- des der Kammer zu entäußern. Hr. Jacquinot de Pampelune rar ebenfalls der Meinung, daß das Amen- dement des Herrn Dupin feinen anderen Zweck habe, als möglichst viel Zeit zu gewinnen, damit auf die jebige Kammer fast unmittelbar die neue folgen fônne. Am Schlusse seines Vortrages brachte der Redner abermals die in mehre- ren Provinzen verfügten Haussuchungen zur Sprache, die er als völlig gesebwidrig schilderte. Der Minifter des Jn- nern bestritt diese Ansicht ; überall, wo bisher noch Haussu- chungen stattgefunden, seyen die üblichen Förralichkeiten dabei beobachtet worden, und an einem einzigen Orte, wo dies nicht der Fall gewesen, habe der Maire auch seinen Abschied er- halten. Ueber den Antrag des Hrn. Dupin äußerte der Mi- nister sich folgendermaßen: „Die Auslösung der Kammer ist eine Frage, die wir hier gar nicht zu erörtern haben ; sle ist auch vôllig unabhängig von dem Jhnen vorgeschlagenen Amen- dement, wodurch bloß, falls die Auflôsung wirklich stattfinde, ein möglichst kurzer Zwischenraum zwischen beiden Sessionen bewirkt werden soll. Jch habe bereits die Präfekten aufge- fordert, die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen, damit die Wahllisten möglichst rasch angelegt werden können. Zu diesem Geschäft kann ganz füglich die Zeit benußt werden, die zwischen der Bekanntmachung des Wahlgeseßes und der Königlichen Verordnung, wodurch die Kammer- aufgelöst würd verfließen wird, denn die Auflösung selbst fônnte immer er stattfinden, nachdem die Jhnen noch vorliegenden Finanz- Geseße votirt worden. Hr. v. Vatimesnil erwiederte hier- auf, daß in derselben Zeit, wo die Pairs-Kammer das Wahl- gese, die Deputirten - Kanimer auch jene Finanz- Geseke an- ages haben würde; Hr. C. Dupin wolle es dur sein

mendement bloß der Regierung: möglich machen, die Existenz

der jeßigen Kammer - noch einen Monat lang zu fristen z wenn sich indessen auch an der geseblichen Autorität dieser Kamtner nicht zweifeln lasse, so sey doch ihre moralische Au- torität sehr geschwächt, seitdem das Ministerium erflärt, daß es

e E a R R T R 7 o C A E