1831 / 83 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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seine Existenz die ihrige nicht gefährden werde; dazu gab es nur Ein Mittel: die Fo!gen und die, Anwendung aller Principien der Nevolution des Juli bei sich zu foncentriren und auf de ren Verbreitung im Auslande zu verzichten. Weder die Ehre noch die Würde Frankreichs erheischten in der That_ einen Angriffskrieg, um vermittelst desselben jene ‘Principien in den Nachbarstaaten auszubreiten; die Ungerechti„zkeit eines solchen Krieges würde vielmehr in die Augen springend gewesen seyn ; ganz Europa hátte sih wider Frankreich verbunden, und wie groß auch immer dessen Kräfte seyn mögen, so bleibt die Größe felbst doch relativ. Frankreich erfannte da:um bald, daß es ch darauf beshränfen müsse, die Principien seiner Revolu- tion bei sich und in den Gränzen feines Gebiets zu behaupten. Dies wird hinführo “eine Politik seyn, weil es diè Bedin- gung seiner Existerz ist, die es überdies noch im Junnein selbst vollends fonjolidiren muß. und Oesterreich in Bezug auf Polen und Jtalien nicht wi-

derseben, wenn es sih nicht dem begründeten Vorwurf aus- |

seben wollte, daß es seine Grundsäße nah außen zu verdret, |

ten suche. Hätte Frankreich sich das Recht angemaaßt, in den anderen Staaten die Begründung seiner neuen Regierunge- Principien unter dem Vorwande zu begúnstigen, daß es da- durch dort eine Búrgschaft mehr fär seine gegenwärtige Erxi- fienz-finden würde, so hätte es sih geradez1 auf Kosten |ci- ner Nachbarn befestigen wollen. Ale diese sich dazu verstan- den, die Französi]che Regierung anzuerkennen, verpflichteten fie sich fkeincsweges, ihr nachzuahmen, vielmehr haben fie das Recht, sich zu behaupten. Häite Frankreich zu proklamiren gewagt, daß die Principien seiner revolutionnairen Regteëung mit der Existenz der Regierungen feiner -Nachbarjtaaten hin- fúhro unverträglich seyen, so würde es sein eizenes Verdam- mungs-Urtheil ausgesprochen haben. Frankrei hat durch die Verwerfung der’ ihm untergeschobenen Pläne zu einem An- griffsfriege, den wahren -Principien des Völkerrechts gehul- digt. Durch die Bildung eines Ministeriums, das seiner- seits die Erhaltung des Friedens verspricht, giebt es Europa Bürgschaft für seine Mäßigung, und fselnen Unterthanen ein Unterpfand für die Wiederherstellung des öffentlichen Kredits und Vertrauens, die fast schon unwiederbring!ih vecloren schienen. Seine minder s{hwankende Stellung wird dazu bet- tragen, -die Völker, die im Vertrauen auf seine Unterstüßnng das gewöhnliche Geleise verlassen hatten, in“ dasselbe wieder zurückzuführen. Belgien besonders, getrennt von Holland, wird weniger Schwierigkeiten fizden, sich der Regierung und dem Fürsten sciner Wahl, der seinen wirklichen politischen und materiellen Jnteressen zusagt, zu unterwerfen.“

P ol en.

Schreiben aus Siennica vom 16.- März. Seit eini- gen Tagen hat die Armee keine weitere Operationen unter- nommen. Das Eis der Weichsel fängt an, sich in Bewegung zu seben, und die Truppen müssen deshalb noch eine Zeitlang unthätig bleiben.

Auf dem rechten Flügel hatte der General - Major Ba- ron von Sacken den Auftrag erhalten, das Land zwischen der Wfra und der Narew vom Feinde zu säubern und eine Verbin- dung mit Lomza zu erôffnen. Um diese Bewegung auszuführen, richtete der General seinen Marsch von Nasielsk aus nach Makow und Rozana. © Da er jedoch auf demselben von den Rebellen beunruhigt werden fonnte, welche ein Corps von 5000 Mann mit 9 Kanonen und eine ungefähr gleiche Tr1p- penzahl in den Dörfern am Ufer der Wkra, zu Maluszyn, Sochaczyn und Kuchary, stehen hatten, nahm er den Schein an, offensiov verfahren zu wollen. Er befahl dem- nah dem Obersten Lachmann, sih mit 4 Eskadronen der Lanciers von Nowomirgorod und einigen Kosaken nah So- chaczyn zu begeben , eine Stellung zu Nowomiasto anzuneh- men und am folgenden Morzen Maluszyn anzugreifen. Ams. Mäkz bei Tagesanbruch langte der Oberst Lachmann bei die- sem Dorfe an, in dem sich ein aus ungefähr 1000 Mann bestehendes

Milizen-Detaschement befand; auf dem andern Ufer der Wkra

standen zwei Polnische Lanciers-Regimenter, die übrigens an dem Gefechte feinen Antheil nahmen. Der Oberst Lachmann ward mit Gewehrfeuer empfangen, worauf er seine Karabinuiers und Kosaken absißen und ‘das Dorf von vorn angreifen ließ. Zu gleicher Zeit detaschirte er zwei Lanciers-Esfkadronen nach beiden Flanfen und beauftragte den Lieutenant Müller, die Brücke zu beseßen. Diese Anordnungen wurden durch einen vollständigen Erfolg belohnt, der Feind ward im Dorfe zu- sammengedrängt, auf den Fluß zurückzervorfen und fonnte seinen Rückzug nicht mehr über die Brücke bewerkstelligen. Ungefähr 300 Mann ertranfen im Strom, viele andere wur- den getödtet, und diefenigen, welche sih in den Häusern vertheidigen wollten, fanden ihren Untergang in den Fiam-

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Es durfte ch Rußland |

geru, Major Wengrodzki, 3 Hauptleute, 2 Lieutenants und 200 Soldaten und Unterofiziere sielen als Gefangene den Russischen Truppen in die Hände. Die Schnelligkeit des Angriffs hat das Detaschement des Obersten Lachmann vor jedem Veilust von Bedeutung bewahrt. Jndessen war Ge- neral Sacken nah Golymine marschirt, und der Oberst-Laci- mann erreichte ihn in der Nacht vom 8ren auf den 9. März. Dieser Erfolg wird von guter Wirkung seyn und das Land wieder beruhigen, in welchem die Milizen schon anfingen, H auf allen Straßen zu verbreiten.

_ Auf dem linken Flugel war der General - Lieutenant Creuß bis nach Suchodol vorgerückt. Er beschloß hierauf, úber den Wieprz zu gehen, welchcs auch am 9ten geschah, nachdem er am 7ten und 8ten fortwährend mit den Truppen des Dwernicki tiraillirt hatte, der, wie es scheint, dasselbe Vorhaben ausführen wollte. Mittelst eines Flankenmar|ches begab sih der General Baron Creuß nach Lenczna. Da er hier erfuhr, daß nur 2000 Mann von den Rebellen sich zu Lublin befanden, und daß die Truppen des Generals Grafen Witt nur zwei Märsche weit entfernt wären, so beschloß er, sich dieser Stadt zu bemächtigen, und ariff dieselbe am 11ten März au. Die Vorstädte, deren Einwohner man bewaffnet hatte, seßten thm einen fräftigen Widerstand entgegen, aber, nachdem er die Dragoner hatte absißen lassen, wurden die- selben genommen, man drang in die Häujer, in denen die Rebellen si vertheidigen wollten, und vie Stadt sandte einen Parlamentair an den General, um ihre Unterwerfung auf Gnade und Ungnade ihm anzubieten.

In der Vigniawschen Mühle war dex Widerstand vor- züglich hartnäckig. Die Russischen Dragoner sahen fich ge- nöthigt, die Barrikaden in den Straßen mit Gewalt zu durchdrin- gen, die erhöhten Verschanzungen mit Sturm zunehmen und den Feind, der fich hinter den Verzäunungen vertheidigte, aus seinen Stellungen zu vertreiben, Allenthalben mußten die Rebel- len der Tapferkeit und dem Ungestüm der Russischen Trup- pen weichen, Der General - Lieutenant v. Creuß erwähnt mit denz größten Lobe der Bravour, welche bei dem “Angriffe auf die Vorstädte und die Mühle von dem General Kawer, dem Obecsten Schiliing, dem Obersten Prittwiß und beson- ders dem General Dellingshausen bewiesen ward, die alle ihre Truppen zu Fuße und mit dem Gewehr im Arm dem Feind entgegenführten.

Die Rebellen haben 300 Mann ‘an Gefangenen und viele Todte und Verroundere verloren; den Ueberrest hat die Flucht nah allen Richtungen zerstreut.

Man sagt, der General Dwernicfi habe eineñn- Theil seiner Truppen nach Zamosc gesendet und befände sih noch mit einem Theile derjelben zu Krasnostaw. Er scheint dem- nach den Plan, nah Wolhynien zu marschiren, aufgegeben zu haben. Der Graf von Toll war schon am 13. März zu Lublin, und man erwartet jeden Augenblick einen Bericht von ihm ber die Maaßregeln, welche er wird ergriffen haben, um Dwernicki den Rückzug abzuschneiden. Natúürlicherweise hat Lebterer den Vortheil voraus, sich um einige Märsche weiter vorwärts zy befinden. i

Der Oesterreichische Beobachter vom 17. März giebt Nachrichten aus dem Russischen Hauptquartier bis zum 5ten d. M., welche direft in Wien eingegangen. Dieselben enthalten (nebst Mehrerem, was bereits gemeldet worden ) Folgendes: „„Der Zustand der Polnischen Armee stellte sich durch verschiedene unverkennbare Merkmale als sehr fkritisch

24. und 25. Febr. ward von den Polen selbst auf 15,009 Mann an Todten und Verwundeten geshäßt. Unter den Generalen scheint wenig Einigkeit zu herrschen. Die Erhe- bung des Generals Sfrzynecki zum Generalissimus erweckt den Neid der älteren Generale, und General Chlopicki's. Wunde entzog der Armee noch fortan seine Dienste. *) Die Organisation des Landsturms geht sehr schlecht von Statten, und der Landmann sucht sich auf alle mögliche Art, selbsk durch Flucht, der Stellung zu entziehen. Besonders fühlbar ist der Mangel an Waffen, namentlich an Gewehren. Aus der Festung Modlin war ein Polnischer Stabs-Offizier zu den Russischen Truppen übergegangen, det die Stärke der Besaßung auf sechs Bataillons angiebt.“

¡Der Feldmarschall Graf Diebitsch ist von seinem Mo- narhen zum General-Gouverneur des Königreihs Polen

*) Jn einer Randbemerkung meldet das genannte Blatt die (hon befannte) Ankunft des Generals Chlopicki in Krakau, mit dem Hinzufügen, daß, dem Urtheile der Aerzte zufolge, die Kon- tusionen, welche derselbe in der Schlacht vom 25. Febr. erhielt, bedeutend genug seyen, um ihn wenigstens für 8 Wochen dienst=

unfähig zu machen.

men, Der Befehlshaber des Detaschements von Parteigän-

dar. Jhr Verlust in den blutigen Gefechten vom 19., 20.,-

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ernannt worden und hat in dieser Eigenschafe bereits mch- rere Verfügungen hinsichtlich der administratipcn Organisation der Palatinate auf den vorigen Fuß erlassen.‘

GeutfGrand, |

Dresden, den 15. März- (Leipziger Zeitung.) Bei den am 2. März begonneaen Berathungen der hier ver- sammelten Landstände hat sich auf eine erfreuliche Weise von allen Seiten das Bestreben gezeigt, auch schon jeßt, und ohne die verfassungsmäßig noch bestehende Geschäfts-Ordnung ausf- zuheben oder wesentlih abzuändern, den oft, sowohl ôffent- lich als auch von den ständischen Kurien ausgesprochenen, Wunsch nah Beschleunigung und Veröffentlihüng der stán- dischen Verhandlungen so viel als möglich zu erfüllen. Sogleich in der ersten Versammlung ist der Beschluß gefaßt worden, den wichtigsten Gegenstand , welcher der Berathung vorliegt, den Entwurf der Verfassungsurkunde, nicht wie sonsi üblich, einer aus den ständischen Kollegien niedergeseßten Deputation zur Bearbeitung zu übergeben, sondern denselben sofort în jeder Kurie gemeiaschaftlich in Erwägung zu ziehen, wodurch uicht nur der bei einem so umfänglichen Geschäft mif den vorläu- figen [Deputations - Arbeiten unumgänglich verbundene Zeit- verlust vermieden, sondern auch ein gegenseitiger Aus- taush und größere Vereinigung in den Ansichten der ein- zelnen Mitglieder einer jeden ständischen Kurie erreicht werden fann. Eben so ijt die in der ständischen Schrist vom 9. März 1831 in Antrag gebrachte ôöffetnliche Bekanntmachung der ein allgemeines Jutercsse dardietenden Verhandlungen der ständischen Kurien durch den Druck durch höchstes De- fret vom 14. März bereits genehmigt worden, und es wird in-furzer Zeit die erste Nummer diejer ftändischen Mitthei- lungen erscheinen. s

Leipzig, 21. März, Jun Dresden haben, wie die Sachsen-Zeitung meldet, neuerdings leider wiederum el- nige ruhestörende Auftritte stattgefunden, Der Hergang bei dem einen derselben war folgender, Seit einiger Zeit wird vor dem Löbtauer Schlage, um Arbeitslose zu beschäfti- gen, das Bett der Weiseriß regulirt, wodurch man sehr viel Land zu gewinnen und die jeßige dde Wüste in Felder zu verwandeln beabsichtigt, Vor einigen Tagen war cin Theil dieser Arbeiter abgedankt worden, weil das angewachsene Weiseribwasser die Arbeiten hemmte. Diese Arbeiter mit den noh Bescháftigten begaben sich aber am 15. d. Abends vor die Wohnung des diese Arbeiten leitenden Straßenbau- Kommissars von Karlowiß, auf den neben der, Wache am Lôb- tauer Schlage liegenden Straßenbauhofe schickten eine s. g. Deputation hinauf und verlangten siuürmish Ar- beit. Auf das erhaltene Versprechen aber, daß sie sol- che erhalten würden, ging der Haufe auseinander, ehe das Einschreiten der Kommunal - Garde nöthig wurde.

Karlsruhe, 18. März. Die Stände- Verjammlung ward gestern von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog mit folgender Rede vom Throne eröffnet : ]

„„Edle Herren und liebe Freunde! Mit Vertrauen er- dfffne Jch, heute zum ersten Mal, die Versammlung der Stände Meines Volks. Jn dem Augenblick, wo die Vor- sehung die Sorge für dessen Wohl in Meine Hände gelegt hat, faßte Jch den bleibenden Entschluß, durch redlihe Er- füllung der Pflichten Meines hohen Berufs dem Vorbild Meines geliebten Vaters nachzustreben. Möge sein Segen über uns. walten! Unvergeßlich bleiben Mir die Beweise treuester Ergebenheit, die Mir bei dem Antritt Meiner Re- gierung und später bei Meinem Aufenthalte in den verschie- denen Gegenden des Landes zu Theil geworden sind. Vor Mir sehe Jch einen Verein achtungswürdiger ‘Männer, Freunde des Vaterlandes, berufen , seine wichtigsten Interes- sen mit Mir zu ‘berathen. Alles dieses, Edle Herren und liebe Freunde, berechtigt Mich zu der frohen Erwartung, daß wir unser vorhabendes Werk in Eintracht e und, ge- leitet von der Ucberzeugung, das wahrhaft Gute könne nur aus der Würdigung aller Verhältnisse in ihrem Zusammen- hange entspringen , es könne nur allmälig reifen , zum Glück unseres Vaterlandes vollenden werden. ei Meinem Fürften- wort erneuere Jch die schon dffentlih verkündete Zusicherung, die Verfassung des Großherzogthums wahrhaft und treu zu beobachten und beobachten zu lassen , Gerechtigkeit zu üben die Ruhe und Ordnung mit- Kraft zu erhalten und Allen un Jedem, gleichen Schuß und Schirkn zu gewähren. Gern wer- den Sie es vernehmen, und dankbar muß Jch es rühmen, daß Jch von allen auswärtigen Regierungen unverkennbare Merkmale der freundschaftlichsten Gesinnungen erhalten“ habe." Durchdrungen von der Heiligkeit Meiner Pflichten als Deut- scher Bundeefúrst, zähle Jch auf Jhre treue Beihülfe zu de- xen Erfüllung. Eine Familienverbindung, in welcher Mein

theurer Bruder, zu Melner und Meines Hauscs inniger Freude, scin háus!iches Gl'ick gefunden, har die Bande der Freundschaft mit einem beuachbarten Staate fester geknüpft. Mit Beruhigung fana Jch anf die innere Verwaltung blif- fen. Das Großherzogthum etfreut sich seit wehreren Mo- nat:n eines gleichförmigen Maaßes und Gewichts, für den innern Handel und Verkehr von großem Werth. Der Ent- wurf einer allgemeinen Gerichtsordnung, den Anforderungen des Rechts und der Zeit entsprechend, ein Geseh über die Verfassung und Verwaltung der Gemeinden, das ihnen meh- rere Selbstständigkeit verbürgt, ohne der Staatsgewalt die nôthige Einwirkung zu eâtzichen, werden Jhnen, so wie noch einige weitere Besel -Entwürse, zur Prüfung vorgelegt wer- den. Die Lage der Finanzen hat ch auch in der nun ablaufenden Finanz-Periode wesentlich verbessert. Die indireften Steuern er- reichten eine unerwartete Höhe. Der Amortisations- Kasse is ein Ueberschuß von anderthalb Millionen zugeflossen, der es ihr mZge lich machte, den Zinsfuß der ganzen auskündbaren Staatsschuld herabzuscben, dadurch eine weitere Ersparniß zu erzielen und auf Minderung des Zinsfußes auch zum Vortheil der Pri- vaten zu wirken, Bedeuteude Etleichterungen, die Herab- sebung des Wein: Ohmgeldes und die gänzliche «Aufhebung des Straßengeldes sind dem Lande derei:s zu Theil geroor- den. Den Staatshaushalt habe Jch sorgfältig prüfen lasen und alle Einschränkungen verfügt, wekche stattfinden fêönnen, ohne bestehende Rechie zu verlezen oder die Verwaktung in ihrem Gange zu hemmen. Und wenn Jch, die Zeit und ihre Bedúrfnisse berúckichtigend, fär den Unterricht und für mehrere andere Zweige des öffentlichen Dienstes bedeutende Summen in das Finanz-Gescß aufnehmen ließ, so gereicht es Mir zur großen Freude, dennoch durch Aufhebung der Straßenbau -, der Militair - und der Gerichts-Frohnden einen Ihrer lángst gehegten Wünsche erfüllen und noch weitere Verminderung der öffentlichen Lasten in Vorschlag bringen zu fónnen. Dirses glückliche Ergebniß ist die Folge einer zweck- mäßigen den Handel und Gewerbfleiß fördernden Geseßge- bung, des regelmäßigen Ganges der Verwaitung und des besonderen Zutrauens, dessen unsere Schuldentilgungs - Kasse genießt. Vor Allem aber verdanken wir diese günstigen Ver- hältnisse dem hohen Sinn für Ordnung und der unermüde- ten Thätigkeit des verewizten Großherzogs, Meines hochzver- ehrten Herrn Bruders, der dadurch seinem Gedächtniß ein bleibendes Denkmal gestiftet hat. Edle Herren und liebe Freunde! Das Vertrauen des Vaterlandes rußt auf uns. Sein Glück soll unser höchstes Streben seyn. Sie werdeu nun den Eid ablegen, den die Verfassung von Jhnen for- dert:

Auf Befehl des Großherzogs verlas sodann der Mini- sterial-Chef des Jnnern, Herr Staatsrath Winter, die For- mel des Verfassungs - Eides und rief die neu eintretenden Mitglieder der ersten Kammer und die anweseuden Mitgiie- der der zweiten Kammer namentlich auf, den Eid zu \{chwÖ- ren. Nach abgelegtem Eide erklärte derselbe, auf Aüerhöch- sten Befehl, die Stände-Versammlung für eröffnet.

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Die Turiner Hof-Zeitung berichtet in einem Schreiben aus Chambery über eine Affaire, die bei Etrem- bières stattgefunden hat; der dasige Douanenposten ward námlih von Contrebandiers und deren Helfershelfern aus be- nachbareen Orten, denen sich auch noch mehrere von schlim- meren Absichten beselte Mensche zugesellt hatten, angegriffen. Die Douauiers hatten jedoch nicht nur von den benachbar- ten Stationen Sufkfurs erhalten, sondern sie wurden auch von den Einwohnern, die vor Ungeduld brannten, eine kurz vorher bei Anuemaße stattgehabte revolutionnaire Ausfor- derung zu rächen, aufs fräftigste unterstú6t. Die vor edachs- ten Angreifenden wurden festen Fußes auf einer Anhöhe er- wartet und ließen 1 Todten und 25 Verwundete, von denen 3 {wer blessirt sind, auf dem Plaße. Es erging ihnen sonach nicht besser als bei Annemaße, wo sich ein aufrühre- rischer Haufen mit revolutionnairen Proclamationen und Fahnen am Sonntag zuvor (27. Febr.) gezeigt hatte, aber augenblicklich zurückgeschlagen und von dem erbitterten Volke

ubel zugerichtet wurde.

—- Nach Aussagen von Schiffs - Capitainen, welche am 11ten d. M. zu Triest aus Ankona angekommen waren, soll (wie der Desterreichishe Beobachter meldet)ck in Folge der am Iten daselbst angelangten Nachricht von dem Einrúk- fen der Kaiserl. Oesterreichischen Truppen in Ferrara, der Marsch von beiläufig 400 Mann Jusurgenten -Truppen von Ankona gegen Rom eingestellt und die Getreide-Ausfuhr aus dem dortigen Hafen verboten worden- seyn.