1875 / 51 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Mar 1875 18:00:01 GMT) scan diff

und zwar, wie- sich nach der erhobenen Anklage gegen den Geistlichen S. wegen geseßwidriger Vornahme geistlicher Amtshandlungèn (auf Grund des H. 23 des Gesehes vom 11. Mai 1873) heraussftellte, niht, weil er mit der Ernennung ein=- verstanden war, sondern weil er die verspätete Anzeige als eine den betreffenden Vorschriften nicht entsprehende aufsaßte. Nichts- destoweniger \prach das Appellationsgeriht zu Stettin den An- geklagten frei, weil der Ober-Präsident innerhalb 30 Tagen nach der Anzeige Einspruch gegen die Anstellung des S. nicht erhoben hat und „der Umftand, daß Seitens des Ober-Präsi- denten die Mittheilung niht als vorschriftsmäßig anerkannt wurde, für die rihterlihe Feststelung der Thatsache, daß dieses Schreiben dem Ober-Präsidenten den Kandidaten unter Bezeich- nung des Amtes benennt, niht entscheidend ist“. Auf die Nich- tigkeitsbeschwerde der Ober-Staatsanwalschaft zu Stettin verwies das Ober-Tribunal unter Vernichtung des zweitinstanzlihen Erkennt- nisses die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung an ein anderes Appellationsgeriht. „Der Appellationsrihter über- fieht,“ führt das Ober-Tribunals-Grkenntniß aus, - „daß die in S. 15 vorgeschriebene Anzeige nicht allein ausdrücken muß, wer nah dem Willen des geistlihen Oberen fortan der Inhaber des erledigten geistlichen Amtes sein solle, \&ndern au, daß die betreffende Persönlichkeit noch nicht ernannt, vielmehr von dem geistlihen Oberen zur Ernennung nur erst designirt sei. Hieraus ergiebt sfich aber ferner die Nothwendigkeit, daß die Anzeige in einer Weise abgefaßt sei, welhe dem Ober-Prä- sidenten in unzweideutiger Weise zu erkennen giebt, daß es in der Absicht des Anzeigenden gelegen habe, die Anzeige zur Erfüllung der nah §. 15 a. a. O. ihm obliegenden Verpflich- tung vor der erfolgten Ernennung zu machen.“

Die Verbindung zwishen dem europäischen Festlande und Island wird auch in diesem Jahre durch regelmäßige Postdampfschiffahrten von Dänemark aus unterhalten werden. Die Abfahrt erfolgt von Kopenhagen planmäßig am 1. März, 17. April, 28. Mäi, 7. Juli, 16. August, 27. September und 8. November, und landen die Schiffe nah zwölf bis vierzehntägiger Fahrt in Reykjavik auf Island. Die Rückfahrt von Reykjavik erfolgt in 6 bis 9 Tagen nach Ankunft der Schiffe, nämlih am 24. März, 7. Mai, 17. Juni, 27. Juli, 5. September, 18. Oktober und 29. November. Die ganze Reise von Kopenhagen nach Reykjavik und zurück, ein\{hließlich des Aufeuthalts von 6 bis 9 Tagen in Island, erfordert danach einen Zeitraum von etwa 5 Wochen. Die Schiffe legen sowohl auf der Hinfahrt, als auf der Rückfahrt in Thorshavn (Faröer) an. Auf der Hinfahrt legen die am 1. März, 17. April, 27. September und 8. November von. Kopenhagen abgehenden Dampfer in Lerwick, die anderen in Leith an.

Der General-Major August Graf zu Solms-Wilden- fels, Commandeur der 29. Kavallerie-Brigade, hat fich nah beendigtem Urlaub in seine Garnison Freiburg in Baden zurück- begeben.

Bayern. München, 27. Februar. Der vieljährige Vor- stand der General-ZoU-Administration, Ministerial-Rath von Meixner, wurde, seiner wegen vorgerückten Jahren gestellten Bitte entsprehend , in den Ruhestand versegzt.

Der jüngst in Bamberg gegründete sozial-demo- kratishe Wahlverein wurde dem „Tgbl.“ zufolge durch Magistrats-Beshluß vom 19. d. M. aufgelöst.

(W. T. B.) Der Redacteur der „Neuen freien Volks- zeitung“, Joseph Forster, wurde heute vom Schwurgerichte wegen Beleidigung des Deutschen Kaisers in contumaciam zu einer Gefängnißstrafe von 10 Monaten verurtheilt.

Sachsen. Dresden, 27. Februar. Das „Dr. J.“ meldet: Im Palais Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Georg hat heute Mittag 12 Uhr in Anwesenheit Ihrer Majestäten des Königs und der- Königin, der Königin Mutter und der Königin Marie die Ta ufe des neugeborenen Prinzen stattgefunden, welcher die Namen: Albert, Karl, Anton, Lud-

Wie dem „Fr. I.“ mitgetheilt wird, hat der Geseßz- gebungs-Aus\chuß der Zweiten Kammer in seinem neueften Bericht über das Gesetz, betreffend die Pensionirung der widerruflih angestellten Beamten, anhangsweise den Antrag ge- stellt, die Staatsregierung zu ersuhen, „die Bestimmung des Gnadenquartals auch für die Hinterbliebenen \folher Beamten, welche bereits vor Erlaß der neuen Ruhegehaltsgeseze in Ruhe- stand verseßt worden sind, in Anwendung zu bringen.“

-— Am 25. ds. wurde den Stadtverordneten die Vorlage des hiesigen Kreikamtes wegen Reorganisation der hiesigen Po- lizei und Einführung des Instituts der Shuzmannschaft in hiesiger Stadt und Befsungen vorgelegt. Darmstadt soll in vier Polizeireviere eingetheilt werden, 40 Shußmänner sowie 12 Nachtwähtèr erhalten, wodurch die Kosten für die Polizei \ich von 34,000 „é auf etwa 70,000 M erhöhen dürften.

Wie aus Bensheim, 26. Februar, gemeldet wird, ist der Abgeordnete zur Zweiten Kammer Heinzerling, welcher in Folge seiner Ernennung zum Hofgerihts-Rath fich einer Neu- wahl unterziehen mußte, heute wiedergewählt worden.

Meck@&Xlenburg. Schwerin, 27. Februar. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog is dem hiesigen Krieger- Vecein_ eine Fahne verliehen worden.

(W. T. B.) Landtag. Die Ritterschaft berieth heute über den von dem Verfassungscomité am 24. dieses Monats erstatteten Bericht und beschloß mit 110 gegen 82 Stimmen, den gestern erwähnten Verfafsungsentwurf der ritter- schaftlihen Majorität anzunehmen. In der Plenarversammlung wurde sodann beschlossen, den Comitéberiht mit den darauf ge- faßten Standesbeschlüssen den landesherrlihen Kommissarien mitzutheilen.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 28. Februar. Der Großherzog hat seinen Kabinets\ekretär und Kammerherrn Grafen von Wedel zum Hausmarschall ernannt.

Mit dem 22. Februar haben in dem zum XI1. Armee- Corps gehörigen Garnisonen die 14tägigen Uebungen der Re- fruten mit dem nunmebr zur Vertheilung gebrachten Mauser- gewehr begonnen,

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 26. Februar. (Fr. I.) Der Landtag hat sich auch noch mit einem Wahlreglement zu befassen. Es is zwar das neue Landtagswahlgeseß hon unterm 7. Mai 1873 publizirt worden ; zur Ausführung desselben hat aber die Regierung das vorgedachte Reglement aufgestellt und dem Landtag zur Genehmigung vor- gelegt. Dasselbe is meist eine Nachbildung des Reichstagswahl- geseßes, bestimmt aber außerdem, daß das Land in 16 Kreise für die allgemeinen und in 6 Kreise für die Wahlen der Höchst- besteuerten zerfällt, nämlich in zwei für die größeren Grundbesihßer und in vier für die sons Höchstbesteuerten. Wer in mehreren Klassen wahlberechtigt ist, kann nur in einer derselben, die er bestimmen kann, sein Wahlrecht üben. Zu den Großgrund- besißern gehört Ieder, der jährlich 20 Thak!er Grund- oder Ge- bäudesteuer entrichtet; zwei Wahlkreise derselben wählen je zwei Abgeordnete. Zu den sonst Höchstbesteuerten, die in vier Wahl- kreisen vier Abgeordnete wählen, gehören diejenigen, die aus der Klassensteuer in die Einkommensteuer vorgerückt sind. Sicherem Vernehmen nah wird im Laufe des Juni die Vorsynode für das Herzogthum Meiningen einberufen werden.

Reuß. Greiz, 25. Februar. Der Landtag des Fürstenthums ist nah Erledigung aller Vorlagen heute verab- \chiedet worden. Derselbe hat in seinen leßten Sihungen noch einige Gesehvorlagen, u. A. die Geseze betreffs der Erbschafts- ‘steuer und wegen Feststellung der terminlihen Grund- und Ein- :Tommensteuer angenommei,* den Staatshaushaltsplan mit den durch Beshluß zu einigèn Positionen bedingten Aenderungen genehmigt und in' Anschluß an die Verhandlungen wegen Auf- bringung des Bedarfs einstimmig beschlossen, die Staats- regierung zu ersuchen, mit andern Regierungen dahin zu wirken, daß entweder die Reichs - Matrikularbeiträge dur

wig, Wilhelm, Victor erhalten hat. Taufzeugen waren: Se. Kaiserlih Königliche Hoheit der Erzherzog Karl Ludwig (Höchst- welcher Vormittags aus Wien hier eingetroffen ist), Ihre Kaiser- lih Königliche Hoheit die zur Zeit am hiesigen Königlichen Hofe weilende Erzherzogin Antoinette, Prinzessin von Toskana, Ihre Königliche Hoheit die Frau Herzogin Max in Bayern und Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Braunschweig. Dem Taufakte, welcher von dem Hofkaplan Präses Bernert vollzogen wurde, wohnten noch bei: der am hiesigen Königlichen Hofe beglaubigte außer- ordentlißhe Gesandte Oesterreih-Ungarns, Freiherr v. Franken- stein nebst Frau Gemahlin, die aktiven Herren Staats-Minister und der Minister des Königlichen Hauses, der Königliche große Dienst und die Zutrittsdamen Ihrer Königlihen Majestäten. Morgen (Sounuiag) wird die glücklihe Entbindung Ihrer König- lichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg in allen hiesigen Kirchen (in den Kirchen außerhalb Dresdens aber Sonntag den 7. März) durch ein Te Deum und ein besonderes Dankgebet gefeiert werden.

Nach den geftern und heute im Königlihen Palais am Taschenberge ausgelegten Bulletins befinden \ch die Prinzessin Georg und der neugeborne Prinz durhaus wohl,

Der Prinz Georg hat aus Anlaß des glücklichen Ereig- nisses dem Ober-Bürgermeister 600 / zur Vertheilung an Arme hiesigcr Refidenz behändigen lassen.

Hessen. Darmstadt, 26. Februar. In Folge der in der Eintheilung der Kreise in den Provinzen Starkenburg und Oberhessen ftattgehabten Aenderungen (in Rheinhessen is die frühere Eintheilung unverändert geblieben) ift an Stelle der 1872 veröffentlihten Landwehr-Bataillons- und Compagnie- Bezirkseintheilung eine veränderte Eintheilung des Großherzog- thums angeordnet worden, wonach die Landwehr-Batail- lonsbezirke mit der neuen Umgrenzung der ihnen zugetheilten Kreise zusammenfallen, die Landwehr-Compagniestationen Grün- berg, Nidda, Neustadt und Lindenfels aufgehoben und Com- pagniestationen zu Lih, Reinheim, Höchst i. O. und Wald- Michelbach errihtet worden sind. Das \oeben ausgegebene „Re- gierungsblatt“ publizirt das Detail der neuen Eintheilung.

Das Großherzogliche Ministerium des Innern hat fol- gendes Reskript an die Großherzoglihen Kreisämter erlassen:

„Um die Cirkulation der Schheidemünzen der neuen Währung, beziehungsweise der dieser entsprechenden Scheidemünzen möglihst zu fördern, sehen wir uns veranlaßt, zu bestimmen, daß die Gemeindeeinnebmer Zahlungen an Private in Scheidemünzen der bisherigen Währung, Fälle absoluter Nothwendigkeit ausgenommen, nicht mehr leisten, däß sie vielmehr die in die Gemeidekassen fließen- den Scheidemünzen der bisherigen Währung fo oft es angeht, bei den dazu bestimmten Stellen gegen der neuen Währung entsprechende Scheidemünzen umtauschen und lediglich die leßteren zu den in Schei- demünze an Private zu leistenden Zahlungen verwenden. Sie wollen

Einführung indirekter Reichssteuern vor Allem einer Börsen- steuer, Eisenbahnbilletsteuer und dergl. gänzlih beseitigt oder doh wenigstens ein angemessener Beitragsfuß dafür festgestellt werde. Bei Motivirung des Antrags wurde hervorgehoben, daß diese Matrikularbeiträge für das Land, welches in Erman- gelung anderer Hülfsmittel zur Bestreitung des Staatsbedarfs lediglih auf die Steuerkraft angewiesen sei, an sh sehr drückend sei, in der Aufbringung derselben nach der bloßen Kopfzuhl aber bei der großen Verschiedenheit des Wohlstandes der ein- zelnen Bundesstaaten eine Unbilligkeit erblickt werden müsse. Die thunlihste Berücksichtigung dieses Antrags i| Seitens der Regierung zugesichert worden.

Desterreich-Ungarn. Wien, 27. Februar. Das Reich s- Gesezblatt veröffentliht eine Verordnung des Aterbau- Ministeriums vom 13. Februar 1875, betreffend die Prüfung für den tehnischen Dienst in der Staatsforstverwaltung.

Im Herrenhause wurde geßern eine Reihe von Geseßentwürfen, darunter die Regierungsvorlage, betreffend die Eröffnung von Spezialkrediten sür das Jahr 1875 und die Be- handlung der für das Jahr 1874 bewilligten Spezialkredite zu Zwecken des Eisenbahndaues, ferner der Geseßentwurkf, betreffend die Taggelder und Reisegebühren der Mitglieder der reihsräth- lihen Delegation bei deren Einberufung nah Budapest, ohne Debatte in zweiter und dritter Lesung angenommen. Hierauf wurden die Wahlen in die Delegation vorgenommen.

__— Im Abgeordnetenhause wurde dem Handels-Mi- nister Dr. Banhans in seiner Eigenschaft als Abgeordneter ein ahtwöchentliher Urlaub ertheilt. Dr. Hoffer rihtete im Namen seiner politischen Parteigenossen an den Obmann des konfessio- nellen Aus\husses mit Rückficht auf die baldigst bevorstehende Vertagung des Reichsrathes die Anfrage, wie weit die Angele- genheiten, betreffe:d die Regelung der Verhältnisse der Altkag- tholiken, die Erlassung eines allgemeinen Ehegeseßes und die Ausweisung der Jesuiten aus Oesterreih im Schooße des Aus- usses gediehen seien und ob noh in dieser Session die be- züglichen Vorlagen vor das Plenum gelangen werden. Abg, pf v. Hopfen, als Obmann des konfessionellen Ausschusses, erklärte :

Betreffs des Antrages Klepsh auf Erlassung eines Gesetzes zur Regelung der Verbältnifse der Altkatholiken ist ein darauf bezuglicher Gesetzentwurf im Schooße des Ausschusses bereits beschlossen und der Berichterstatter des Ausschusses mit der Ausarbeitung des Berichtes beschäftigt. Œ8 würde der betreffende Bericht bereits vorliegen, wenn nicht der betreffende Berichterstatter durch Krankheit verhindert worden wäre, die darauf bezüglichen Arbeiten zu liefern. Was die Vorlage eines Geseßentwurfes, betreffend die obligatorishe Civilehe, betrifft, muß ih mittheilen, daß die dabei maßgebenden Prinzipien zu den

die Ihnen untergebenen Gemeindeeinnehmer hiernach bedeuten. v. Starck. Rautenbusch.

weitgehendsten und eindringlihsten Diskussionen im Schooße des Aus-

schusses, in welhem ja sämmtliche Parteien des Hauses vertreten find, eine Einigung über diese so hohwichtigen Prinzipien nicht so leiht zu erzielea war. Jch kann berichten, daß- in der gestern stattgehabten Sitzung des konfessionellen Ausschusses beschlossen wurde, in nächster Sißung in die Sezialdebatte üter einen vom Subcomité vorgelegten Entwurf einzugehen. Der An- trag, betreffend die Ausweisung des FJejuitenordens, befindet fih noch in der Vorberathung des Subcomité. Die bereits zur Geseßeskraft gelangten konfessionellen Geseße zeigen, daß der fkon- fessionelle Aus/ Guß seine Aufgabe ernst nimmt und mit regem Eifer gearbeitet hat. Wenn man bedenkt, daß diese Geseße von so außer- ordentlicher Tragweite sind und eines eingehenden Studiums bedürfen, so ist die Inanspruchnahme einés längeren Zeitraumes gerech{tfertigt, um fo mehr, wenn man den Umstand berüdcksichtigt, daß die Mit- glieder des konfessionellen Ausschusses in verschiedenen Ausschüssen des Hauses thätig sind, so day cs niht möglich wird, so oft, als ich es vielleicht wünschte, vollzählige Auss{hußsizungen zusammenzubringen. Die Kumulirung von Ausschußsißungen, denen dieselben Mitglieder angehören, bringt Schwierigkeiten mit \ich, die zu überwinden ein Ding der Unmöglichkeit ift.

Das Abgeordnetenhaus nahm sodann das Börsengesez mit

einigen unwesentlichen Aenderungen an, ferner in dritter Lesung die Vorlagen, betreffend die Regulirung der Flüsse Mur und Narenta nah den Ausschußanträgen und stimmte der Konsular- Konvention zwischen Italien und Oesterreih-Ungarn zu. __ Pest, 1. März. (W. T. B.) Das neue Ministerium ist nunmehr konstituirt und besteht aus Freiherrn Bela v. Wentck- heim, Minister-Präsident und Minister am Hoflager des Kaisers, Tisza Minister des Innern, Szell Finanz-Minister, Pechy Mèt- nister für öffentlihe Arbeiten und Kommunikationen, Siwonyi Handels - Minister, Szende Minister für Landesvertheidigung, v. Tréfort Unterrichts-Minister, Bela Perczel Justiz-Minister, Pejacfewitsch Minister für Kroatien und Slavonien.

Schweiz. Bern, 27.- Februar. (W. T. B.) Die hiesi- .gen Mitglieder der röômisch-katholishen Kirche haben sich als besondcre Gemeinde konstituirt und die Wahl eines eigenen Kirchengemeinderaths vorgenommen.

1. März. (W. T. B.) Die vom hiesigen Großen Rathe für das Berner Eisenbahnneßt beschlossene Staats - \subvention von 16 Millionen if bei der gestrigen Volksab- stimmung mit 36,000 gegen 22,000 Stimmen genehmigt worden.

Großbritannien snd Jrland. London, 1. März. (W. T. B.)- Der „Times“ wird aus Wien “vom 27. v. Mts. gemeldet, daß die spanishe Regierung der Pforte binnen Kurzem die von legzterer verlangten Aufklärungen über die Notifizirung der Thronbefteigung des Königs Alfons an den Fürsten Karl von Rumänien ertheilen und darin namentlich hervorheben werde, daß der Empfang des spanishen Gesandten an der rumänischen Grenze Llediglich aus der Initiative der rumänishen Regierung hervorgegangen und als ein bloßer Akt der Courtoisie zu ketrahten sei. Dasselbe Blatt erfährt aus Konstantinopel, daß in Ge- mäßheit der in dem Vertrage der türkishen Regie- rung mit der Banque ottomane getroffenen Modififa- tionen ihr bestimmte Einnahmen überwiesen worden seien, welhe zur Verzinsung und Amortisirung der auswärtigen Staats\huld ausreichend seien. Der Regierung \ei ferner dur die abgeänderten Bestimmungen des Vertrages die Befugniß eingeräumt worden, auch mit anderen Kontrahenten außer der Banque ottomane eine Anleihe abschließen zu dürfen. Frankreich. Paris, 27. Februar. Heute fand im Palais Elysée der Empfang des spanischen Ge- sandten, Marquis de Molins, statt. Der Gesandte hob in seiner Anrede an den Marshall Mac Mahon hervor, daß er beauftragt sei, die freundschaftlihen Beziehungen zwischen Frank- reih und Spanien aufrecht zu erhalten und, ‘wenn mögli, fester zu knüpfen. Die französishe und die spanische Nation seien zwar durch die Pyrenäen getrennt, aber durch die Ver- wandtshaft der Abstammung und der Sprache brüderlih ge- einigt. Der Gesandte gab am Schlusse seiner Rede der persôn- lihen Dankbarkeit des Königs Alfons für die ihm. in Frank- rei zu Theil gewordene Gastfreundshaft Ausdruck. Der. Marschall Mac Mahon s\prach in seiner Antwort seine leb- haften Wünsche für das Gedeihen und den Frieden Spaniens aus. - Aus Versailles, 27. Februar, Abends, wird tele- graphirt: Die Fraktionen der Linken wollen, dem Vernehmen der „Agence Havas“ zufolge, einem Ministerium, dessen Mit- glieder niht der Majorität entnommen werden, ihre Unterstüßung versagen. Falls bei der bevorstehenden Neuwahl des Präsidiums der Nationalversammlung Dufaure die Kandidatur ablehnen sollte, beabsichtigt die gesammte Linke Kasimir Perier für die Präsidentschaft vorzuschlagen. 28. Tebruar. (W. T. B.) Das Gesetz über die Organisirung der öffentlißhen Gewalten und das Sjenatsgesez sind heute durch das „Journal officiel“ publi-

* zirt norden.

Der Präsident Buffet hat die Nachriht hierher gelangen lassen, daß er Montag oder Dienstag in Verfailles. ein- treffen wird. In Betreff der Uebernahme der neuen Kabinets- bildung hat der Präsident Buffet bis jeßt weder die Annahme des ihm gewordenen Antrags erklärt, noch auch eine Ablehnung desselben ausgesprohen. Die Neuwahl des Bureaus dex Nationalversammlung wird, neueren Nachrichten zufolge, voraussihtlich niht vertagt, sondern in der morgenden Sißung vorgenommen werden. Alle Gruppen der Nationalversammlung mit Ausnahme der äußersten Rehten und der Bonapartisten werden der „Agence Havas? zufolge für die Präsidentschaft Buffets stimmen.

Spanien. Madrid, 27. Februar. (W. T. B.) Der König hat heute die Gesandten Englands und Shwe- dens empfangen. Nach hier eingegangener amtlicher Mel- dung haben die Carlisten in einer Stärke von 5 Bataillonen und 5 Geschügen einen Angriff auf die Stellungen der Regie- rungstruppen am Mont Avril bei Puente nuevo (unweit Bilbao) gemacht. Der Angriff wurde abgeschlagen und erlitten die Carlisten erheblihe Verluste.

Aus San Seba stian, 28. Februar, Morgens, wird über den Angriff der Carlisten auf die Stellungen der Regie- rungstruppen bei Bilbao weiter gemeldet: Der Angriff fand am 26. d. Morgens statt. Sieben Bataillone mit 12 Geschüßen unter Anführung des Carlisten-Chefs Berriz gingen gegen die Positio- nen der Regierungstruppen bei Puente nuevo und Arbolancha auf dem rehten Ufer des Nervion vor. Die Positionen mußtcn von den Regierungstruppen drei Mal aufgegeben werden, blieben aber \{ließlich nach einem hartnäckigen Kampfe im Besitze der- selben. Das Gefeht wurde erst gegen Abend eingestellt. Die Carlisten zogen sich auf Echevari zurück, das fie erft in der Nacht erreichten. Sie haben beträchtlihe Verluste erlitten. Die Garnison von Bilbao hat 150 Mann verloren, Louia hat

\husses, geführt haben und das bei der Zusammenseßung des Aus-

Verstärkungen nach Bilbao geschickt.

Nah in Bayonne, 28. Februar, Morgens, eingegangenen Nachrichten treffen die Carlisten unter Führung Lizzaraga's umfassende Vorbereitungen zu einem Angriff auf die Stadt Puycerda. Sie verlangen die Uebergabe des Plaßes und drohen im Falle der Verweigerung derselben und der Einnahme der Stadt mit der Einäscherung. Alle Verbindungen nah aus- wärts sind abgeschnitten.

Ss 28. i dran (W. T. B.) Das Journal „E\ pana cattolica“ is wegen Veröffentlihung eines Hirtenbriefes des Bischofs von Jaen, in welchem anscheinend nur die Intoleranz gegen Andersgläubige gepredigt wurde, in Wirklichkeit aber auch Angriffe auf die Autorität des Königs enthalten waren, suspen- dirt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 26. Fe- bruar. Der „Golos“ berichtet über einen im Marine-Ressort zu Stande gekommenen Beschluß, nach welchem in Kronstadt eine Offiziersklasse und eine Schule für Untermilitärs zum Unter- richt in der Behandlung von Schiffsminen eingerichtet werden soll. 7

Zur Einschränkung der Getränkeverkaufsanstal- ten im Reich soll das Ministerium des Innern nah der „Mosk. Ztg.“ beabsichtigen, jeder Kreislandschaft das Recht zu- zugestehen: a) die Zahl der Getränkeverkaufsanstalten (der Schen- ken, Trakteurs und Einfahrten) und die ODertlichkeiten, an welchen ihre Eröffnung statthaft ift, zu bestimmen; þ) in den Wolostgemein- den auf volle Tausend männlicher Revisionsseelen nur je eine Berkaufs stätte zu gestatten; c) endlih soll jede Landschaft im Laufe des Oktobers der Kreisfsteuerverwaltung über ihre bezüg- lihen Beschlüsse Anzeige machen, damit diese zum Nugzen der Krone die Rechte E Ankauf der Patente an den angegebenen

unkten versteigern kann. i

x L Petro-Alexandrows? erhält die russische „St. P. Z.* einen Brief, demzufolge eine Abtheilung unter dem Kommando des Oberst Jwanow am 7. Januar aus dem Fort ausgerüdckt is, um auf das linke Ufer des Amu-Darja hinüber zu gehen. Der Zweck der Expedition is, die Turkmenen zu zwingen, die ihnen dur den Vertrag mit Chiwa auferlegte Kontribution zu bezahlen und sie für ihre Absicht, des Raubes wegen in das russische Gebiet eindringen zu wollen, zu ühtigen. i

9 vit 28. Februar. (W. T. B.) Der Adjunkt im Ministerium des Aeußern, Wirklicher Geheimer Rath von Westmann, ift vorgestern auf einer Soirée beim Großfürsten Thronfolger von einem Schlaganfall betroffen worden. Die Funktionen desselben find dem Geheimen Rath Strimooukhow übertragen worden.

Dänemark. Kopenhagen, 26. Februar. (H. N.) Das Fol kething hielt mit 52 gegen 40 Stimmen den Vorschlag der Linken, betreffend die Aufnahme der Gagenzulagen in das Budget fest, troßdem der Konseilspräsident auch dann die Auf- lôsung in Aussicht stellte, weil es ein Versuch sei, dem Folkething eine verfassungswidrige Suprematie beizulegen. Die dritte Be- rathung bleibt abzuwarten.

Asien. Aus Calcutta wird der „A. A. C.“ vom

28. ds. telegraphici: /

„Die Schwaübgeci@töverhatidling gegen den der Theilnahme an dem Versuche, den Oberst Phayre zu vergiften, angeklagten Guico- war von Baroda wurde heute eröffnet. Der erste Zeuge, der ver- hôrt wurde, war Mrs. Phayre's Ayah, Namens Amina. Dieselbe be- kundete, den Guicowar in seinem Palast bei drei verschiedenen Gele- genheiten während der Konferenz der Baroda-Kommission besucht zu haben und von ihm befragt worden zu sein, welcher Art die Gesin- nungen des Obersten und seiner Frau gegen ihn betreffs der Kommission und sciner Heirath mit Luxmibai seien. Er gab ihr auch den Auftrag, ein Wort zu seinen Gunsten einzulegen. Die Zeugin empfing bei jeder Gelegenheit Geldgeschenke von dem Guicowar, und fie wurde gefragt, ob, im Falle irgend ein Zauber gebraucht werden sollte, er das Herz des Sahibs werden würde, Die Zeugin sagte dem Guico- war, daß der Oberst ihm wohlgeneigt sei. Von Mr. Serjeant Ballantine, dem Vertheidiger des Guicowar, einem Kreuzverhör unterworfen, erklärte Amina, daß bei diesen Unterredungen mit dem Guicowar niemals von Gift die Rede war, aber fie habe sih unter dem Eindrucke befunden, daß der Maharajah beabsichtigte, der Ver- giftung des Obersten Phayre Vorschub zu leisten.

Eine weitere Kabeldepeshe aus Calcutta meldet:

Mr. Scolbe eröffnete die Verhandlungen mit einer langen Rede, in welcher er bemerkte, daß die Anklage auf zwei Punkte beschränkt werden würde, nämlich, daß der Guikowar mit der Dienerschaft des Residenten intriguirte und versuchte, den Oberst Phayre zu vergiften. Bezüglich des ersten Punktes würde er nachweisen, daß mehrere Dienstboten Bestehungen empfangen hätten, um als Spione im Hause des Residenten zu fungiren, darunter Mrs. Phayre's Ayah. Sie besuchte den Guikowar drei Mal und in ihrem Hause wurden nah ihrer Verhaftung Briefe gefunden, aus dénen erhellt, daß ihre Be- suche einen augensheinlich unlauteren Zweck hatten. Serjeant BAal- lantine erflärte hier, er werde dagegen protestiren, daß diese Briefe als Beweise angesehen werden. Mr. Scoble behauptete, daß sie Beweise seiea und ging daun an eine graphishe Schilderung der Fälle, die für Oberst Phayre durch die Vergiftung: des Sherbets gehegt wurde. Der Königliche Advokat würde durch Damodur Punts Geständniß den Nachweis führen, daß der Guikowar das Gift bestellt, es bezahlt, und um den Ankauf desselben zu verheim- lichen, die Staatêrechnungen gefälsht habe. Damodur Punts Zeug- niß würde von zwei Afkomplicen bestätigt werden. In der Sigung am 24: wurde das Verhör von Mrs. Phayre's Ayah und das von drei anderen Zeugen zu einem Abschluß gebracht. Alle leugneten auf das Bestimmteste, daß der Guikowar Oberst Phayre’'s Namen in Verbindung mit irgend einem Vergiftungsprojekt erwähnte.

Die Nr. 19 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post-Verwaltung“ hat folgenden Juhalt: General-Versügung

vom 25. Februar 1875. Unterbrehung der Seepostverbindung mit

Dänemark.

Kunst, TVWissenschaft und Literatur.

rofessor Dr. Wach, früher in Tübingen und Rostock, ift als reie des Civilprozesses und Kriminalrechts (Kriminalprozesses) nah Leipzig berufen worden und hat angenommen. : Der römische Kunstverleger Kavaliere Peter von Brognoli läßt gegenwärtig die Rafaelschen Fresken im Vatikan aufs Neue in Kupfer stehen; auch die Tapeten finden auf „diese Weise Vervielfäl- tigung. Die Zeichnungskopien, welche dazu nöthig sind, werden unter Aufsicht der Professoren Mercuri, Consoni, Rhoden, Seiß, zum Theil durch Vincent Pasqualoni gefertigt. Die Kupferplatten felbst werden von Seifert, Langer, Ufer und anderen tüchtigen Meistern ausgeführt. Die Diéëputa, die Konstantinshlaht und der Parnaß find bereits vollendet. vre i E in Wie im verflossenen Jahre die 500jährige Jubelfeier Pctrarca's begangen e so soll in diesem Jahre eine gleiche Ehre Boccacio dem berühmten Sänger des „Dekameron“, wider- fahren. Das Recht, die Wiege des- großen Dichters zu sein, nimmt

von Paris gewandt hat, um denselben zur Abordnung einer Deputa- tion zu bestimmen, da die Mutter des Boccacio eine Pariserin gewe- sen sei. Das erftere wird aus dem lepen Verse der lateinishen Jn- \{chrift auf dem Grabmal des occacio geschlossen, welcher lautet: Patria Certaldum, Studium fuit alma poesis. Französische Untersubungen neuerer Zeit lassen den Dichter im Jahre 1313 ent- weder in Paris oder in Florenz geboren sein und führen als Unter- stüßung für den ersteren Oct an, daß ungefähr um das Jahr 1310 ein florentinis{er Kaufmann, ein Seidenwaarenhändler, mit Namen Boccacio di Chellíno în Paris gewohnt habe. Ueber das Wohnhaus findet sich nur in einem italienishen Werke eine Andeutung, der zu- folge dasselbe in der Rue Saint-Honoré oder in der Rue de la Limn- gerie in der Gegend der „Hallen“ gestanden haben soll. Hier habe sih jener Florentiner mit einer Spißenarbeiterin verheirathet und sei der Dichter geboren. Tag und Monat der Geburt finden sich nir- gends angegeben; dagegen wird in verschiedenen Quellen als der Todes- tag der 21. Dezember 1375 deutlich bezeihnet. Der Tag des Jubiläums ist noch nicht bestimmt. i Der Verein von Literaturfreunden in Wien schreibt einen Preis von 100 Gulden öôstr. W. in Silber auf die beste Beant- wortung der unachstehenden Frage aus: „Welche Bedingungen in Jn- halt und Form hat der Roman zu erfüllen, um unter die höheren Kunstgattungen gereiht zu werden, und welche der seit 1848 in Deutsch- land veröffentlihten Romane entsprechen jene:n aufgestellten Bedin- gungen ?“ Aus dem Haag schreibt man: In der in Amsterdam abge- haltenen Versammlung von Delegirten sämmtlicher Aus\hüsse für die Errichtung der Thorbecke-Statue wurde- der Antrag des Central- Ausschusses, das Denkmal in Amsterdam zu errichten, einhellig zum Beschluß erhoben. Die Verwendung der noch verfügbaren 27 bis 28,000 Fl. wurde der Centralkommission anheim gegeben, doch ward dieselbe, dem Verlangen des Senats der Leydener Universität gemäß, ermächtigt, das Bild des verewigten Staatsmannes für die betreffende Anstalt anfertigen zu lassen. E Ein Zeichen des eingetretenen Todes hat, wie die „Gazette des Hopitaux" meldet, Professor Bouchut, .neuerdings in der Thermometrie gefunden. An einer Anzahl von ca, 1100 Beobach- tungen an Lebenden, Todten und. todtenähnlichen Zuständen hat er ge- funden, daß 20 Grad Celfius diejenige Temperatur is, über welche hinaus die Temperatur eines wirklich Todten nie geht. Um dies eichen auch für Laien verwerthbar zu machen, hat Bouchut ein ein- fahes Alkoholthermometer fonstruirt, in welchem die Grade unter —+ 20° C. durch- einen gefärbten Papierstreifen verdeckt werden; die Alkoholsäule wird also erst sichtbar, wenn fie über 20° getreten ist und dieses Sichtbarwerden würde mithin auch für den Ungebildeten ein deutliches, erkennbares Zeichen sein, daß Leben noch wahrscheinlich vorhanden ist. Bouchut nennt das Instrument Nekrometer. Des Verfassers Arbeit hat den hierfür ausgeseßten Preis erhalten,

Die irdische Hülle des vor einigen Tagen verstorbenen be- rühmten Geologen Sir Charles Lyell wird in Folge einer von den Präsidenten und andern Mitgliedern der größeren wissenschaft- lihen Ge)ellshaften in London unterzeichneten Petition an den Dechanten Stanley am 27. d. M. in der Westminster-Abtei bestattet werden. :

Der „Daily Telegraph“ veröffentliht einen Brief vou Stanley, der bekanntlich auf Kosten des genannten Blattes und des „New-York Herald“ eine wissenshaftliche Expedition nach dem Inneren Afrikas unternommen hat. Der Brief ist vom 13, Dezember aus dem Distrikte Mpwapwa im Lande Usagara datirt. Nachdem Stanley in Bazamoyo einige Unannehmlichkeiten mit seinem wüsten Negergefolge gehabt hatte, brah er von dort auf und legte die große Strecke bis Mpwapwa in nur 25 Tagen zurü. Auf seiner ersten, zur Aufsuchung Livingstone's unternommenen Reise hatte er zu derselben Strecke 57 Tage, und Lieutenant Cameron, der allerdings mehrere Unfälle durchzumachen hatte, viel Monate gebraucht. Der Gesundheitszustand der Expedition läßt nihts zu wünschen übrig, die Weißen ertragen die Strapazen sehr gut, obwohl die Hiße in den Kindschanyebenen so groß war, daß selbst die Hunde erlagen. Von großem Nutzen is Stanley das zerlegbare, nah seinen, eigenen An- gaben gebaute Boot „Lady Alice“, mit dessen Hülfe fie leiht den Kindschanyfluß pafsirten, Stanley hatte vor, am 14, Dezember von Mywapwa aufzubrechen, durch das Land der Uzozos zu ziehen, hin- ter Mounti die Straße von Unyaunjembe zu verlassen, die von Tabora einzuschlagen und auf den Victoria-Nyanzasee loszumarschiren.

Der französische Unterrichts-Min ister hat folgendes Schreiben an den Direktor der s{chönen Künste gerichtet : Paris, den 22. Februar 1875. Herr Direktor! Meine Aufmerksamkeit ist soeben auf die Vernachlässigung gelenkt worden, welcher im Kirchhof Père- Lachaise die Gräber Molière's und La Fontaine's preis- gegeben sind. Es scheint mir für die Ehre der Wissenschaft un- erläßlich, daß cinem folhen Zustande ein Ziel geseßt werde. Sie werden daher auf dem Dringlichkeitswege mir über diesen Gegenstand einen Bericht zukommen lassen uyd sich dabei vor Allem mit dek Frage beschbâftigen, ob wir uns mit einfachen Verbesserungen be- gnügen sollen oder ob es niht statthafier wäre, Molière und La Foutaine Denkmäler zu errichten, die zuglei dieser großen Dichter und Frankreihs würdig wären, zu dessen berühmtesten Söhnen sie gehören. Genehmigen Sie x. Der Minister des öffentlichen Unter- richts, des Kultus und der s{hönen Künste, A. de Cumont.

Die Ausgrabungen am Esquilin in Rom schreiten erfolgreich vorwärts. Die leßten bedeutenden Funde sind zwei Mar- morfiguren etwas unter Lebensgröße und eine filberne Statuette. Die Marmorbilder sind von vorzüglicher Arbeit. Be j arr im Uebrigen sind fie gut erhalten. Die eine Statue, eine weibliche Figur vor dem Bade darstellend, mag- der Schule des Pasiteles an- gehören. Die andere Figur, bekleidet und mit s{chwermüthig zur Seite geneigtem Haupt, dürfte als eine Muse zu deuten sein. Tie tiefliegenden Augen erinnern auffallend an die Psyche von Capua im Museum zu Neapel. Die werthvollen Funde haben bereits auf dem Kapitol eine passende Aufstellung gefunden.

—. In Stockholm starb am 22. d. die bekannte \chwedische Opern- und Konzertsängerin Louise Michaeli, geb. 1830.

Die Nr. 157 des Notizblatt des Vereins für Erd- funde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des. mittelrheinischen geologishen Vereins (II. Folge. XIV. Heft) hat folgenden Inhalt: Uebersicht des Flächengehalts und der Areal-Vertheilung nach Kulturarten im Großherzogthum Hessen. Uebersicht des Postverkehrs im Großherzogthum Hessen im Jahre 1873. Verkaufte Fruchtquantitäten und jährlicher Durchschni tts- preis aus den Fruchtmärkten im Jahre 1874. Verzeichniß derjeni- gen Gemarkungen im Großherzogthum Hessen, in welchen im Jahre 1874 Tabak gebaut wurde, nebit Angabe der ausgestellten Flächen, fo- wie der Tabaksfteuer. Zusammenstellung der aus dem Großherzog- thum Hessen nah den Vereinigten Staaten von Nordamerika expor- tirten Waaren. Monatlihèr Durchschnittspreis der Fruchtmärkte im November und Dezember 1874, Meteorologische Beobachtungen im Dezember 1874. Sterbefälle und Todesursahen im Dezember 1874. Angelegenheiten des mittelrheinishen geologischen Vereins.

Die Nummern 8 bis 16 der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung enthalten folgende größere Aufsäße: Friedr. Wilh. Joseph v. Schelling. Briefe aus Paris. Theatra- lisches un d Dramaturgisches., Eine Ebecrjagd in Ungarn. Die Arbe?t im Strafhause. Musikalische Zustände in Leipzig. Die Arbeiter- frage. Die deutshen Nordpolfahrten in den Jahren 1869—1871. Friedrich v. Hardenberg (gen. Novalis) eine Nachlese aus den Quellen des Familienarchivs. Das Kostümballfest im Kronprinz- lihen Palais zu Berlin. Briefe aus Südafrífka von Ernst v. Weber (Reue Folge). Pariser Briefe: ein großartiges Unternehmen. Reuters Leben und nachgelassene Schriften. Prof. Dr. Schmoller, Straßburgs Blüthe und die volkswirthschaftliche Revolution im

Beiden fehlen die Arme, |

Land- und Forstwirth#schaft.

Die preußische Staatsforstverwaltung ift bemüht, das

nteresse der Landeskultur auch dadurch zu fördern, daß sie zum Ne T fürPrivatwaldungen gutes Pflanzmaterial erzieht und Pflanzen an Privatbesißer, Gemeinden 2c. zum Selbstkostenpreise überläßt, S L Es sind auf diese Weise im Jahre 1874 aus den Staaisforïten abgegeben :

| Laub-| Nadel- in

| holz | holz Summa _

Hunderte ¿l 2846 57.027 ._| 3,775| 179,043 E808 25.782 | Pee. E005 103,469 Slesien . . .. ¿ { 1,159| 13,368 Sän... : ; 131;,903| 214828 Schleswig - Holstein 1,743 9,134 Lot. «1 G,680 108549 Weslfaleu s (1//2,419| 15/0474 Hefsen-Nafsau 1 1005| 11807 Rheinprovinz ; | 1,446 6,531 7,977 in Summa . / 60,450 744,585 | 805,035

während in den früheren fünf Jahren abgegeben sind: 1873 : 985,936, 1872: 382,519, 1871: 319,491, 1870: 210,664, 1869: 204,275. In den Regierungsbezirken Königsberg, Danzig und Pojen ist die Hoffnung auf gute UÜeberwinterung der Saaten begründet. Mangel an Futter hat die Beschränkung des Biehstandes zur Folge gehabt. Jm Regierungsbezirk Königsberg ist zwar die Kartoffelernte ziemli reihlich ausgefallen, jedoch faulen die gewon- nenen Früchte ziemlich stark. Jm Regierungsbezirk Posen ist der MWassermangel beseitigt. : ; e Wie die „Straßb. Ztg.“ mittheilt, sind der Gefellschaft für Ackerbau, Wissenschaften und Künste für Unt er-Elsaß von Brauern und Malzfabrikanten Straßburgs und der Umgegend 3000 Frs. zur Verfügung gestellt worden, um Prämien von 20—2053 Frs. für den Añbau der zur Bierbereitung vorzügli h geeigneten sogenannten Che- valier-G erste ertheilen zu fönnea. An dem Konkurs kann fih seder Ackermann des Unter-Elsaß, sobald er eine Quantität von mindestens 300 Kilogr. dieser Gerste produzirt, betheiligen.

Gewerbe und Handel.

Berlin. Das Amtsblatt veröffentlicht folgende Polizeiver or d- nung, das Verbot derMißhandlung vonSchlachtvieh und Geflügel betreffend: Auf Grund der §8. 5, 6 und 11 des Ges setzes über die Polizeiverwaltung vom 11. Mäârz 1850 (G. S. 1850 S. 265) verordnet das Polizei-Pcäsidium nah Berathung mit den Ge- meindevorständen für die Städte Berlin und Charlottenburg in Er- wägung der Polizeiverordnungen vom 1. Mai 1871 (Intelligenzblatt Nr. 209) und vom 1. August 1873 (Berliner Intelligenzblatt Nr. 215), was folgt: O 4

8 1, Die mittelst Eisenbahn oder Fuhrwerk transporiirten, #0- wie die auf den Markt gebrachten oder dort befindlichen Kälber, Schafe und Schweine dürfen uicht geknebelt oder gefesselt werden.

8. 2, Die zur Beförderung von Vieh benußten Fuhrwerke müssen so geräumig seiu, daß die Thière, ohne gepreßt oder ge]/chnürt zu werden, nebeneinander stehen oder liegen können. h E

An Raum is} zu nehmen: 1 Quadratmeter auf 2 Kälber, 1 Quadratmeter auf 3 Schafe, 2 Quadratmeter auf 3 Schweine ge-

Zhnliher Art. S anb 14 Geflügel jeder Art darf nur in Käfigen oder anderen luftigen Behältern befördert werden, für deren ausreichende Geräumig- feit die Bestimmung des §. 2 Alinea 1 gilt. Der Transport in Säcken ist untersagt, ebenso das Zusamm-ubinden einzelner Thiere, sowie das Tragen der Thiere an den Füßen.

8 4. Bei der Beförderung des Schlachtviehes, mag dieselbe dur Tragen, Treiben oder Fahren stattfinden, und bei der Be- handlung desselben ift jedes brutale Benehmen gegen die Thiere, ins- Desondere das Heßen von Hunden ohae Maulkörbe auf dieselben, heftiges Zerren an Leitseilen, Prügeln mit Knütteln, Stoßen mit Fäusten und Füßen untersagt. Beim Ein- und Ausladen find die Thiere zu heben, nicht zu werfen. | :

8. 5, Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werden, soweit sie nicht auf Grund des Strafgeseßbuchs eine höhere Strafe nach si ziehen, mit Geldbuße von 1 bis 30 Mark oder verhältniß- mäßiger Haft geahndet. ;

Berlin, den 13. Februar 18798

Königliches Polizei-Präsidium.

Im Aaschlufse an die gemeinschaftliche Bekanntmachung vom 24. Dezember 1874 bringen das Polizei-Präfidium und der Nagistrat, jeßt dur das Amtsblatt, ein Verzeichniß derjentgen 27Stra ßen und Pläße zur ôffentlihen Kenntniß, welche für den Fall der un- entgeltlichen Abtretung des zur Anlegung der Straße erforderlichen Terrains noch im Jahre 1875, innerhalb dcr durch den Etat gezoge- nen Grenzen, mit Pflaster und Entwässerungs-Anlagen ver- sehen werden sollen. Die betheiligten Grundbesißer find ersucht, das Erbietea zur Landabtretung s{hleunigst und spätestens bis zum 31. Mai d. J. an das Polizei-Pcäsidium richten, und die von einem Feldmesser gefertigten Situationspläne in drei Erem- plaren beifügen zu wollen. Die Behörden geben fich der zuversicht- lien Erwartung hin, daß die Offerten zur Landabtretung, welche im eigenen Interesse der Grundbesißec liegt, und allein eine ordnungs- mäßige, der Haupt- und Residenzstadt angemessene Bebauung ermög- licht, rehtzeitig eingehen werden, da es andernfalls unmöglich sei, die nöthigen technischen Vorarbeiten zn treffen. :

Die Fabrikation plastischer Metallbuchstaben wird seit etwa 30 Jahren in Berlin betrieben, wo ein Franzose Namens Thouret sih um deren Einführung verdient gemacht hatte. Aus dem Thouretschen Geschäft ist die jeßt bekannte Firma K o ch und Bein in Berlin hervorgegangen, deren Metall- und Glas- buchstaben-Fabrik sich im Laufe von etwa 20 Jahren einen europäi- hen Ruf erworben hat. Die Welt-Judustrie-Ausstelungen zu

ondon, Paris, Wien und Moskau, sowie alle namhaften Provinzial- Gewéerbe-Ausstellungen sind von der Firma Koch und Bein bheschickt worden und haben Gelegenheit gegeben, die Fortschritte auf dem Ge- biete der Zink-Wappen- und Medaillen-Gießerei zu verfolgen. Bei dem Einzuge der siegreichen Truppen im Juli 1871 war bekanntlich vor dem Geschäftshause der Firma (Brüderstraße 29) ein von vier Säulen getragener Kuppelbau, ein Siegestempel aufgestellt, welcher mit den Wappenschildern sämmtlicher deutscher Fürsten und freien Städte, mit denkwürdigen Worten aus den Depeschen Sr. Majestät des Kaisers und Königs, in Silberschrift auf Glas, sowie etwa 200 Kronen, Wappen und Adler von vergol- detem Zinkguß ges{müdckt war. Auch für die vorjährige Berliner Bau- Ausstellung, deren Vorstand besonderen Werth auf die Publika- tion der Firmen legte, hat die Firma Koch u. Bein zahlreiche, in die Augen fallende, elegante Firmenschilder geliefert. Zur Ausführung der Polizeiverorduung, daß Niemand Wappen und Firmenschilder an öffentliher Straße anmachen dürfe, ohne vorher die Erlaubniß dazu einzuholen, läßt die genannte Firma die betreffenden Schriftgattungen, Medaillen und Wappen vorschriftsmäßig in den verschiedenen Größen und Kompositionen anfertigen und hält dieselben meist vorräthig. Die Fabrik besißt mustergültige Vorschriften der europäischen, der hebräishen und türkischen Schriftarten. Jn neuerer Zeit bürgert sich die Bezeihuung von Straßen- und Stationen-Namen durch Metall= buchstaben immer mehr ein, weil diese, abgesehen von größerer Deut- lichkeit, noch den Vortheil bieten, daß sie mit Leichtigkeit erneuert und sowohl auf Holz, als auf Stein, Glas 2c. dauerhaft befestigt werden können. Z a A

In der Sitzung des Aufsichtsraths der Centralbank fur Snparie und i vom 26. v. M. wurde die Bilanz pro

59,873 182,818 28,590 108,134 14,527 946,731 10,877 115,230 17,466 12,812

in der Provinz E, Brandenburg Pommern

die kleine toskanishe Stadt Certaldo in Anspru, die sih auch be- veits, wie man der „Magdeb. Ztg.“ s{reibt, an den Munizipalrath

XTI1. Jahrhundert.

1874 vorgelegt und festgestellt. Der Auffichtsrath wird der General-