1875 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Mar 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Den fünften Gegenstand der Tagesordnung bildete dié ein- |

malige Shlußberathung über den Rechenschaftsbericht über die weitere Ausführung des Geseßes vom 19. Dezember 1869, be- treffend die Konsolidation Preußisher Staats- anleihen. Der Referent Graf v. d. Shulenburg-Angern beantragte: die im §. 3 des Gesehes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation Preußischer Staatsanleihen, vor- geschriebene Rechenschaft durch den Beriht des Finanz- Ministers als geführt anzuerkennen und das Haus genechmigte diesen Anirag ohne Debatte.

Als sechster Gegenstand der Tagesordnung folgte die ein- malige Shlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Regelung der in den 88. 2 und 3 -des Geseßes vom 21. Mai 1856 festgestellten Pauschbeträge der in den hohenzollern- schen Landen zur Erhebung gelangenden Wirthschafts - abgabe. Auf Antrag des Referenten Grafen zu Eulenburg nahm das Haus diesen Gesetzentwurf in Uebereinstimmung mit dem Abgeordnetenhause unverändert an.

Der siebente Gegenftand war die einmalige Schlußberathung über den Geseßzentwurf, betreffend einige Abänderungen der direkten Steuern in den hohenzollernschen Landen. Auh diessr Geseßentwurf wurde auf Antrag des Referenten Hrn. Bitter in unveränderter Fassung vom Hause ange- nommen.

Als achter Gegenstand stand die Wahl von zwei Mit- gliedern der Staats\chulden-Kommission auf der Tages- ordnung. Hr. Hasselbach, der bisher Mitglied dieser Kommission war, bat, diesmal von seiner Wiederwahl Abstand zu nehmen, da das Amt für ihn zu zeitraubend und beschwerlich sei. Auf Antrag des Grafen Rittberg wurde die Wahl dur Afkla- mation vorgenommen und wurden hierbei der Graf zur Lippe wieder und der General-Auditeur Fleck neu gewählt.

Der neunte Gegenstand der Tagesordnung war die Wahl von zwei Mitgliedern der Matrikel-Kommission. Auf Antrag des Grafen Rittberg wurden die bisherigen Mitglieder Graf zur Lippe und von Kröcher dur Akklamation wieder gewählt.

Endlich wurde auf Antrag des Grafen Igzenpliy der Graf

_BZieten-Schwerin ebenfalls durch Afkklamation zum Schrift- führer gewählt und nahm auch die auf ihn gefallene Wahl an.

Hiermit wurde die Sizung um 3 Uhr 10 Minuten ge- \{lossen.

In der heutigen (6.) Sihung des Herrenhauses, wel{her der Justiz-Minister Dr. Leonhardt und als Regierungs- Kommissarien der Präsident Herzbruch und der Geheime Re- gierungs-Rath Dr. Forch beiwohnten, und welhe der Präsident, Erster Vize-Präsident v. Bernuth, um 11# Uhr eröffnete, er- Xlärte zunächst Graf zur Lippe, daß er die auf ihn gefallene Wahl als Mitglied der Staats\{hulden- und der Matrikel-Kom- mission annehme, und gleichzeitig dem Hause für das ihm be- wiesene Vertrauen seinen Dank aus\prehe. Dann trat das Haus in die Tagesordnung, deren einziger Gegenstand der Be- rit der X. Kommission über den Geseßentwurf, betref - fend die Auflösung des Lehnsverbandes der nah dem Lehnrecht der KUur-, Alt- und Neumark zu be- urtheilenden Lehne. Die Kommission hat die Regierungs- vorlage in zahlreihen Punktèn verändert, und empfiehlt diese

© Aenderungen zur Annahme. In der General-Diskussion, welhe von dem Referenten, Hrn. v. Wedell, eingeleitet wurde, wies der Leßtere darauf hin, daß die vorge- nommenen Aenderungen größtentheils nur formeller oder redak- tioneller Natur seien, denn zu materiellfn Aenderungen habe die Vorlage der Kommission keine Veranlassung geboten, und empfahl dieselben zur Annahme. Der Justizminister Dr. Leonhardt er- Élärte fi Namens der Staatsregierung mit den vorgeschlagenen Aenderungen einverstanden, mit Ausnahme des Schlußsaßes des -8. 28, welchem er in der vorgeschlagenen Form nicht zu- stimmen könne und über den er sich an der betreffenden Stelle der Spéezialdiskussion noch weitere Aeußerungen vorbehalte. Nachdem noch Graf von Itenpliß den Antrag der Kommission zur Annahme empfohlen, wurde die General-Diskussion geschlossen.

In der Spezialdiskussion wurden die beiden erften Para- graphen der Vorlage nach den Anträgen der Kommission ohne Diskussion . angenommen, und zwar §. 1 in der Fassung der Regierungsvorlage, der 8. 2 bei SwWluß des Blattes in folgen- der Fafsung :

Innerhalb des Zeitraums von vier Jahren, von der Geseßzeskraft dieses Gesehes an gerechnet, kann die Auflösung des Lehnsverbandes der im §. 1 bezeichneten Lehne, welche sich im Besiß eines Mitgliedes der lehntragenden Familie befinden, mittelst Umwandlung in freies Eigenthum durch einen nach den jeßt geltenden Vorschriften zu fassen- den Familienshluß exfolgen.

Während desselben Zeitraums können Lehngüter unter der im S. 14 bestimmten Vorausseßung und mit der §. 15 festgeseßten Stem- pelermäßigung von dem Besitzer unter Zustimmung der beiden näch- ften nah §8. 2 bis 4 des Geseßes vom 15 Mai 1852 (Ges.-Samml. S. 290) zu bestimmenden Agnaten in beständige Familienfideikommisse Für die zur Lehnsfuccession berufenen Familienmitglieder verwandelt werden. Auch findet die bes{chränkende Vorschrift des §. 56, Theil 11, Titel 4, des Allgemeinen Landrechts nicht Statt.

Kann der Lehnsbesißer die Zustimmung auch nur Eines der Agnaten nit erlangen, so tritt das in den §8, 13, 17 und 18 des «Gesetzes vom 15, Februar 1840 (Ges.-Samml. S. 20) angeordnete Verfahren mit den daselbst bezeihneten Folgen ein.

Im ferneren Verlaufe der Sizung des Hauses der Abgeordneten am 6. d. M. wurde die Berathung des Etats der Eisenbahnverwaltung fortgeseßt, und zwar das Extraordinarium berathen. Dasselbe wurde ohne erhebliche Drobatten nach den Vorschlägen der Budgetkommission bewilligt. Bei dieser Gelegenheit erklärte sich der Handels-Minister Dr. Achen- bach bereit, dem Hause eine Uebersicht über den Fortgang der Bauten vorzulegen, die von dem Abg. von Benda gewünscht war. Abg. Lutter'oth beantragte, den Titel 16 zur Erbauung eines Bethauses auf Bahnhof Kohlfurt 26,400 M zu streichen, das Haus trat seinem Antrage“ jedoh nicht bei. Abg. Rickcrt brahte den Bau der Linie Belin-Westlar zur Sprache, und fragte an, ob die Staats- regierung : nicht darauf verzihten wolle. Der Handels-Minister Dr. Achenvah erklärte aber unter dem Beifall des Hauses, daß noch iz diesem Jahre mit dem Bau energisch vorgegangen werden {olle (S. unter “Landtags-Angelegenheiten).

Dann trat das Hqus in die Berathung des Etats des Ministeriums der geistlihen 2. Angelegenheiten ein Und erledigte das Kapitel der Einnahmen. Zu demselben wur- den {roß des Widerspruchs des Regierungskommissars Geh. Regier::ngs-Raths Dr. Forch folgende Anträge angenommen:

4 Abg. Schumann: L /

„Das Hus der Abgeordneten wolle beschließen, die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dahin z2 wirken, 1) daß die Präben- den des Domkapitc's in Braudenburg nit mehr an einzelne Per- sonen verliehen werdet, sodann 2) daß die Gesammteinkünfte des

Dowstifts Brandenburg baldmöglichst zu Kirchen- und Schulzwecken überwiescn werden.“

2) des Abg. Dr. Eberty: f

„Die Staatsregierung aufzufordern,” die Etats der Domstifter Merseburg, Naumburg, Zeiß und Brandenburg für 1875, insbesondere den Nachweis der Pfründeninhaber und der Veränderung der Zahl. derselben seit dem Jahre 1866 dem Landtage noch in dieser Session vorzulegen.“ Í N A

An der Debatte über -diese Anträge betheiligten fich außer den Antragstellern und dem Geheimen Regierungs-Rath Dr. Forch noch der Abg. Windthorst (Meppen) und der Staats- Minister Dr. Falk (S. unter Landtagsangelegenheiten). Die Einnahmen wurden bewilligt.

Schluß 41, Uhr. Nächste Sizung Dienstag 10 Uhr.

Der Minister des Innern hat es in einem Cirkularerlaß vom 22. v. M. nit für zulässig erahtet, den Gemeindebe- hörden die Franfkirung der auf Requisition der Standes- ämter, namentlih in Aufgebots\achen (§. 29 des Gesezes vom 9. März v. I.) von ihnen abzusendenden Schreiben zur unbe- dingten Pflicht zu mahen. Mit Rücksicht auf die unverhält- nißmäßigen Weiterungen, welche die Wiedereinziehung des Portos- von dem Extrahenten des Aufgebotes oder von der sonst etwa für verpflichtet zu erahtenden Person im Gefolge haben muß, empfiehlt der Minister gleichwohl, darauf hinzuwirken, daß die Gemeindebehörden in den hier in Rede stehenden Fällen unter gegenseitiger Verzichtleistung auf eventuelle Erstattungsansprüche, die Frankirung durhweg eintreten lassen.

Der Ministor des Innern hat die Ober - Präsidenten durch cinen Cirkularerlaß vom 22. v. M. auf den Cirkular- erlaß vom 8. Juni v. J. (Ministerial-Blatt S. 141) verwiesen, in welchem bestimmt ift, daß bei der Zerlegung eines Stande s- registers in mehrere Bände, der erste 2c. Band sobald zur Benußung des zweiten 2c. Bandes übergegangen werden muß unter ea auf den leßteren abzuschließen sei. Dem Abschlußvermerke wird (beispielsweise) folgende Fas- sung zu geben sein:

Vorstehender Band I. des 1] Exemplars des Geburts-

2. Registers für das Jahr 187(4), enthaltend (secchs und neunzig 2c.) e O wird unter Hinweisung auf Band IkL.' hiermit abge- lossen.

A S: Der Standesbeamte | (ohne Siegel) N. : i Der Iuftiz-Minister hat sich mit dieser Fassung einverstanden erklärt. -

Wörtlihe (einfahe) Beleidigungen können, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 10. Februar cr., von der Staatsanwaltschaft auf Antrag des Beleidigten verfolgt werden. Zur Motivirung dieser Entsheidung geht das erwähnte Erkenntniß des Ober-Tribunals auf die Geschichte der firafrechtlihen Bestimmungen über die Verfolgbarkeit von Beleidigungen in Preußen ein, woraus folgende Daten hervor- gehoben werden: Während vor Erlaß des Preußishen Straf- geseßbuhes nah dem preußischen Geseße vom 1. März 1850 in allen Fällen der Privatbeleidigung, welche der Verleßte nur im Wege des Civilprozefsés verfolgen konnte, die Staatsanwaltschaft unter Berxücksichtigung des öffentlichen Interesses ermächtigt war, die Bestrafung des Beleidigers im Untersuchungsverfahren- zu vérlangen, ordnete ‘das Einführungsgesez zum Preußischen Strafgeseßbuh (§8. 16) an, daß die „einfahe“, unter die Ueber- tretungen verwiesene Beleidigung (d. h. niht thätlih, nit öffentlih und niht durch Verbreitung von Shriften begangene Beleidigung) nur im Wege des Civilprozesses verfolgt werde. Der §. 485 der qu. Straf-Proz.-Ordn. vom 25. Juni 1867, betreffend die Verfolgung der einfachen Beleidigung, ist augen- \heinlich dem preußishen Einführungsgeseß Art. 16 nachgebildet, und ruht auf demselben geseßgeberishen Gedanken. Diese Grundlage mit ihrer Konsequenz is jedoch durch das Reichs- Strafgesezbuch als beseitigt zu betrachten, weil dieses die im 8. 185 flg. bedrohten Beleidigungen, ohne die früher von den Ehrverleßungen abgezweigte einfache PRrivatbeleidigung des Preuß. Str. Ge). Buches als solche zu kennen, - gegnerisch als Vergehen aufgefaßt und allgemein das Maximum der Strafe {on für die niht ershwerten Beleidigungen des §8. 185 auf Geldstrafe bis zu 200 Thlr. beziehungsweise auf Haft oder Gefängniß von einem Jahre sezt. Als Grund dieser Aenderung machen die Motive zum Reichs-Strafgeseßbuch den Erfahrungssaß gel- tend, daß „die Ehre der Privatpersonen durch das preußische Geseßbuch niht wirksam genug geschüßt sei und es darum ge- rathen erscheine, diesen Schuß zu erhöhen.“

Der Contre-Admiral Henk, Direktor der Kaiserlichen Admiralität, hat fih behufs Inspizirung der Werfte und Depots nah Danzig 2c. begeben, ebenso der General-Major und Com- mandeur der 11. Infanterie-Brigade Freiherr v. Meerscheidt- Hüllessem zur Besichtigung des 3. Brandenburgishen In- fanterie-Regiments Nr. 20 nach Wittenberg.

Bayern», München, 6. März, Die diesmaligcn Vigilien für König Maximilian 11. werden kommenden Dienstag Nachmittags und Mittwoch Vormittags in der Hof- kfirhe zu St. Cajetan abgehalten werden. In einex, unter dem Vorsiße des Prinzen Luitpold diesen Mittag ab- gehaltenen Sißung des Staatsrathes gelangten, wie die Allg. Ztg. vernimmt, Vorlagen für den Landtag zur Berathung und Erledigung.

(Korr. v. u. f. D.) In der gestrigen Sihung des Finanzaus\chusses der Abgeordnetenkammer kündigte der Kriegs-Minister Frhr. v. Prankh die bevorfiehende Vorlage eines Gesezentwurfes über einen außerordentlihen Kredit zu Armeezwecken anz die zu fordernde Gesammtsumme beziffert ca. 31/4 Millionen und ift dazu bestimmt, das durch den im vergangenen Juli bewilligten Kredit Begonnene fortzuführen, bezw. zu vollenden. Künftigen Montag Nachmittag treten die Mitglieder des All, (Landtagswahlgeseß-) Aus- \Gusses der Abgeordnetenkammer zu einer vertraulihen Be- sprechung über die bisherige Thätigkeit der Subkommisfion zu- sammen.

Der zu einer außerordentlihen Versammlung einberu- fene Landrath von Oberbayern hat nach Antrag seines Aus\chu}es in seiner vorgestrigen Sißung beschlossen: für die von der Staatsregierung als nothwendig erkannten Erweiterungs- bauten der Kreis-Irrenanstalt hierselbst, so wie zu Ver- beferungen in derselben und zur Beseitigung verschiedener Miß- fände eine Million Gulden zu bewilligen. Der Bedarf \oll durch ein 4prozentiges Kreisanlehen von 1,800,000 4 beschafft werden. Nah erfolgter Allerhöchster Genehmigung dieses Be- \chlu}ses wäxe ein entsprehender Gesezentwurf an den Landtag

L zu bringen.

§. März. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister, General- Lieutenant von Pranckh, brachte in der heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses einen Geseßentwurf ein, betref- fend die Bewilligung eines außerordentlichen Mi- litärfredits von 3,827,000 Fl. als Ergänzung des im vorigen Iahrè bewilligten Kredits für Ausrüstungszweckde. Sodann wurde der Geseßentwurf über die Rechtsverhältnisse der Militärbeamten berathen. Bei der Abstimmung erklärten fich 76 Abgeordnete für und 67 gegen die Annahme der Vorlage, welche somit, da für die Annahme zwei Drittel der Stimmen erforderlich war, abge- lehnt wurde.

Die umfänglichen Verhandlungen- zwishen der Staatsregierung und der Verwaltung der Bayérishen Hypotheken- und Wechselbank sind gestern Abend zum Abschluß gelangt. Die Generalversammlung wird heute über diese Angelegenheit berathen.

Württemberg. Stuttgart, 7. März. Der König hat dur Höchste Entschließung vom 5. März den mit der Füh- rung des Kriegs - Ministeriums beauftragten General - Major v. Wundt zum Departements-Chef des Kriegswesens ernannt.

Hessen. Darmstadt, 5. März. (Fr. I.) Am 8: d. wird der Finanz-Aus\chuß der Zweiten Kammer wieder zusammentreten, zunächst um über die beiden Eisenbahnvorlagen, betreffend einestheils den Abschluß eines Vertrags mit Baden wegen der Neckar-Bahn (Neckar-Gemünd-Eberbach-Iaxtfeld) und der Bahn Mannheim-Rosengarten, und anderntheils den Ver- trag mit der Hessishen Ludwigs-Eisenbahngesellshaft wegen Fortführung der Odenwaldbahn nah Eberbah und beziehungs= weise von Babenhausen nach Hanau, sowie wegen Erbauung einer Bahn von Frankfurt nach Rosengarten (Worms) in Be- rathung zu treten. Gutem Vernehmen nah wird hierbei der Berichtsentwurf des Abg. Theobald zur Verlesung kommen.

Meck&lenburg. Schwerin, 6. März. Von Sr. König- lichen Hoheit dem Großherzoge wurde gestern der Führer des medcklenburgischen Schiffes „Gustav“, Kapitän Zeplien, in Audienz empfangen. Gestern Abend wurde die von Sr. Königlichen Hoheit dem hiesigen Kriegerverein verlichene Fahne feierlih geweiht. Der Großherzog erschien persönlih zu der Festlichkeit und verweilte fast eine Stunde unter den Anwesenden. Zur Feier des Geburtstages Sr. Hoheit des Herzogs Wilhelm fand gestern Vormittags auf dem Alten Garten eine größere Parade, Nachmittags im Schlosse ein Diner statt, wobei das Musikcorps des Ludwigsluster Dragoner-Regiments, welchem Se. Hoheit bekanntli aggregirt ist, die Tafelmusik gab. Der Kriegerverein in Wismar hat auf seine Bitte um Verleihung einer Fahne, die Antwort aus dem Großherzoglihen Kabinet erhalten, daß Se. Königl. Hoh. diese Bitte gewähren wolle, die Uebergabe der Fahne werde jedoh erst zum 2. Dezember (Tag von Loigny) erfolgen.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 3. März. Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzogin und die Prin- zessin Marie sind seit mehreren Tagen dur eine leite Grippe an das Zimmer gefesselt.

Nach dem kürzlih publizirten Haushaltsplan der.

Residenzstadt für das Iahr 1875 ist die Einnahme der Kämmerei= kasse mit 244,743 s, die Ausgabe mit 234,538 4, veranschlagt.

Anhalt. Dessau, 6. März. Die Geschß-Sammlung für das Herzogthum Anhalt veröffentliht eine Verordnung, betreffend Abänderung der Verordnung wegen der Vergütung des Reiseaufwandes und der Umzugsfkosten der Staatsbeamten vom 8. Oktober 1873.

Sämmtliche landesfiskalishe Kassenverwaltungen sind angew?*esen, die im Baarvorrathe vorhandenen, beziehungsweise einkommenden Anhaltishen Staatskassenscheine von den übrigen Beständen auszusondern, und niht wieder auszu- geben, fondern an die HerFSglihe Landeshauptkasse abzuführen und nöthigenfalls bei derselben umzutauschen.

Hesterreich-Ungarn. Wien, 7. März. Die „Wiener Ztg.“ veröffentliht eine Kaiserlihe Verordnung vom 3. d. M,, dur welche die Landtage von Böhmen, Dalmatien, Galizien und Lodomerien mit Krakau, Oefterreih unter und ob der Enns, Salzburg, Steiermark, Kärnten, Krain, Bukowina, Mähren, Shlesien, Tirol, Vorarlberg, Istrien, Görz und Gradiska, dann der Landtag von Triest mit seinem Gebiete auf den 6. April d. Í. in ihre gesezlihen Versammlungsorte cinberufen werden.

Das Reichsgesezblatt veröffentliht die Konzessions- urkunde vom 3. November 1874 für die Lokomotiv-Eisenbahn von Leobersdorf nah St. Pölten sammt Nebenlien; das Ueber- einkommen vom 31. Januar 1875, betreffend die Leistung von Staatsvorshüssen zum Baue der Eisenbahn von Leobersdorf nah St. Pölten sammt Nebenlien; das Gesch vom 20. Januar 1875, betreffend Aenderungen in der Gerichtsbarkeit der öster- reichish-ungarishen Konsulargerihte in Aegypten; die Kund- machung des Gesammt-Ministeriums vom 18. Februar 1875 in Betreff der Beschlüsse des Reichsraths über die Kaiserlißen Ber- ordnungen vom 13. Mai 1873, womit der §. 14 der Statuten der privilegirten österreichishen Nationalbank abgeändert wurde, und vom 11. Oktober 1874, womit die erstgedahte Kaiserliche Verordnung wieder außer Wirksamkeit geseßt wurde; die Ver-= ordnung des Acerbau-Ministeriums vom 21. Februar 1875, betreffend die Anwendung des metrishen Maßes und Gewich- tes bei den Bergbehörden.,

Der General der Kavallerie und Kapitän der Königlich ungarishen Leibgarde Franz Graf Haller von Hallerked ift in der Naht vom 5. auf den 6. März d. I. um die Mitter- nachtsstunde gestorben. Seine leyte Unterschrift galt am 5. d. M. einer Stiftung für den verdienstvollsten Invaliden seines Re- giments.

Im Abgeordnetenhause wurde am 5. d. M. die Spezialdebatte über die Gebäudesteuer eröffnet. Zuvor begrün=- dete Dr. Roser seinen Antrag, betreffend die Beurlaubung der nicht unmittelbar zum Militärdienste nothwendigen Mannschaft während der Erntezeit und {lug vor, den volkswirthschaftlichen Ausschuß mit der Vorberathung zu betrauen. Dieser Antrag wurde angenommen. Zur Vertheilung an die Abgeordneten ge- langte der Bericht des konfessionellen Aus\husses über den An- trag, betreffend die Regelung der Rechtsverhältnisse der Altkatho- liken. In der Debatte über die Gebäudesteuer wurde §. 1, wel-

cher die Objekte der Gebäudesteuer betrifft, nah längerer Dis-

kussion mit einem Zusazantrage des Abg. Fux angenommen.

Die der Verfassungspartei angehörigen Mitglieder des W

Abgeordnetenhauses beabfichtigen eine Adresse an den beurlaub- ten Handels-Minister Dr. Vanhans zu richten. Dieselbe ift \{on in Cirkulation geseßt und hat bereits zahlreihe Unterz- \chriften gefunden. :

Der Statthalter von Dalmatien, FZM. Frhr. v. Rodi, ift behufs Feststelung des Programms der Reise des Kaisers nah Dalmatien hierher berufen worden.

Pest, 5. März. Gestern fand ein mehrstündiger Minister- rath statt.

Von den Anhängern des Grafen Lonyay dürften fi aht der konservativen Opposition anschließen. Der Aus\{huß des liberalen Parteiklubs beschloß, die bisherigen Klublokalitäten der früheren Deak-Partei beizubehalten.

Die liberale Partei veranstaltet Sonntags ein Banket. As Pes brate heute der libewlen Partei einen

ackelzug.

Schweiz. Bern, 6. März. (W. T. B.) Der hiesige

protestantishe Kirhenvorftand hat den römischen Ka-

tholiken die französishe Kirhe zur Abhaltung ihres Gottes- dienstes überlassen.

Großbritannien und Jrland. London, 7. März. (W. T. B.) - Der Lordkanzler, Rt. Hon. Lord Cairns, hat formell seine Mißbilligung über die Wiedererrihtung des Oberhauses als Appellationsinstanz ausgedrüt. Jedoch glaubt man, daß diese Meinungsverschiedenheit des Lord- tanzlers mit den anderen Ministern keinerlei ernstlihe Folgen nah fich ziehen werde. |

8. März. (W. T. B.) Der General Sir Hope Grant ift gestorben, Ein von 26 'englishen Bischöfen un- terzeichneter Aufruf an die Mitglieder der Hochkirche spricht sich gegen die Bestrebungen der ritualistishen Partei aus, welche unverkennbar eine Entfremdung der Geistlichen und Laien hervorgerufen hätten, und betont, daß ein enger Anschluß der Laienschaft und der Geistlihkeit an einander geboten erscheine, um gemeinsam den romanisirenden Tendenzen jener Partei ent- gegenzutreten, und ihnen gegenüber die Grundsäße der Refor- mation innerhalb der Hochkirhe zur Geltung zu bringen.

Frankreich. Paris, 7. März. (W. T. B.) (Telegramm der „Agence Havas.“) Die Verhandlungen überdie Zusammen- seßung des neuen Kabinets haben noch immer zu keinem definitiven Ergebniß geführt. Namentlich sind dadurch aufs Neue Schwierigkeiten entstanden, daß Bocher das Ministerium des Innern abgelehnt hat. Unter allen Umständen dürfte feststehen, daß Buffet die Vizepräsidentshaft des Kabinets übernimmt. Buffet und Dufaure waren heute Vormittag abermals zu einer Konferenz zusammengetreten.

Die Gouverneure von Paris, General Ladmirault und General Saget, sie von einer großen Anzahl von Offizie- ren und Ingenieuren begleitet waren, wohnten am 5. auf dem Bahnhof von Pantin bei Paris Versuchen mit dem Auf- und Abladen von Artilleriegeräth bei. Dieselben follen sehr gute Resultate geliefert haben. Man s\chreibt der Korr. „Havas“ aus Toulon, 5. d. M.: „Der seit mehreren Tagen angekün- digte Versuch mit einem Torpedo hat gestern stattgefunden. Er i} vollständig gelungen. Die Fregatte „Eldorado,“ welche das Opfer der Zerstörungsmaschine werden follte, ist in einem erbärmlihen Zustande in den Hafen zurückges{chleppt wor- den. Der Torpedo war mit 700 Kilogramm nasser Schieß- baumwolle geladen und wurde zu Tausend Stücken zershmet- tert. Nicht nur die Schiffe auf der Rhede, sondern auch die Gebäude weit vom Ufer haben die Erschütterung verspürt“.

Spanien, Bayonne, 7. März. (W. T. B.) Nach hier eingetroffenen carlistishen Depeschen ist man carlistisher Seits gegen den General Cabrera sehr aufgebraht. Derselbe wird beshuldigt, karlistishe Führer mittelst aus Madrid erhaltenen De zum Abfall von Don Carlos zu verleiten verursaht zu

aben.

Türkei. Konstantinopel, 5. März. (Wien. Ztg.) Die Berichte der Agenten der Hülfscomités für die von Hungers- noth heimgesuchten Bezirke lauten trostlos. In einem Distrikte, welcher eine Bevölkerung von 52,000 Seelen zählte, find 20,000 Menschen den Hungertod gestorben. Die Gesuhe um Unter- stüßung mehren sich.

Rumänien. Bukarest, 7. März. (W. T. B.) Die Regierung hat der Deputirtenkammer die Entwürfe wegen des Eisenbahnbaues von Plojesti an die Siebenbürgische Grenze und von Barbosch nach Braila vorgelegt.

Nufßland und Polen, St. Petersburg, 6. März Ueber die Feier des hundertjährigen Jubiläums des Leibgarde-Husaren-Regiments Sr. Majestät des Kaisers {reibt der „Ruf. Invalide“:

Anläßlich der Feier - des hundertjährigen Bestehens des Garde- Husaren-Regiments Sr. Majestät faud am 19, Februar (3. März) in der festlih dekorirten Manege des Ingenieurschlosses in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers feierlicher Gottesdienst und Kirchenparade statt. Das Regiment hatte zu Pferde, den rechten Flügel am Haupt- eingange, Aufstellung genommen, links von dec Reserveschwadron stan- den drei berittene Ordonnanzen, ein Offizier, ein Unteroffizier und ein Gemeiner, in der Uniform, die das Regiment bei seiner Gründung trug und der damaligen Zeit- entsprechend, auf vershiedenfarbigen Pfer- den. An der dem Boulevard zugekehrien Längsseite der Manege war eine mit rothem Tuch, Flaggen, tropishen Gewächsen und Schilden geschmüdckte Loge angebracht; von leßteren trug das große Mittelschild den Namenszug Sr. Majestät des Kaisers Alexander Ik, die vier Fleineren die Namenszüge der Kaiserin Kctharina Ik. und der Kaiser Paul 1I., Alexander I. und Nikolai l. Auch an der dem Hauptein- gange gegenüber liegenden Wand prangten Schilde, in der Mitte ein großes mit dem vereinigten Namenszuge des jeßt regierenden Kaisers und der Kaiserin Katharina 11, dèr Gründerin des Regiments, zu beiden Seiten kleinere mit den Jahreszahlen 1775 und 1875, An der Estrade der Mittelloge standen zu Fuß 12 Mann in den früheren Uniformen des Regiments nah chronologisher Ordnung, rechts von derselben die verabschiedeten und beurlaubten Unter-Militärs des Re- giments, die Zöglinge der Regimentsshule für Soldatenkinder und die bei der leßten Aushebung Eingereihten, sämmtlich eingekleidet und bewaffnet, aber niht zu Pferde; links von der Loge endli. alle ehemaligen Offiziere des Regiments, unter ihnen Personen, die gegenwärtig in anderen Truppentheilen oder Ressorts dienen und hervorragende Stellungen einnehmen, andere in der Uniform der verabschiedeten Generale, noch andere in Fracks oder alterthümlihen Uniformen. Als ältester Repräsentant der früheren Offiziere des Regiments war Oberst Th. Groth 1. amvesend, der bereits im Jahre 1827 den Dienst verlassen hatte. Gegen 12 Uhr begannen sich die neben der Hauptloge befindlichen Seitenldgen mit den zur E geladenen Damen zu füllen, deren - jeder ein am Ein- gange stehender Husaren-Unteroffizier ein kleines Bouquet überreichte. Um 122 Uhr erschien der zweite Chef des Regiments Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger, bald nach ihm der Ober-Kom- mandirende Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nikolai Nikolaje- witsch und gegen 1 Uhr nahmen in der großen Mittelloge Ihre Kaiserlihen Hoheiten die Großfürstin Thronfolger, die Groß: fürstinnen Maria Pawlowna und Alexandra Petrowna und die Prinzessin Eugenie Maximilianowna von Oldenburg mit den Hof- damen Plaß. Bald nach 1 Uhr geruhte dann Se. Ma- jestät der Kaiser einzutreffen, gefolgt von dem General-Adjutanten Albedinski, dem General-Major der Suite Fürften Lobanow-Rosstowski und dem Flügel-Adjutanten Grafen Stenbock-FermS, welche drei an

diesem Tage den Dienst hatten, Nachdem Se. Majestät die Fronte abgeritten, jede Schwadron einzeln zum Feste beglückwünscht und dem Regiment dann für vieljährigen treuen Dienst gedankt hatte, wurde zum Gebet kommandirt. Der Regiments - Adjutant und der Wacht- meister mit der Standarte stellten sich hinter dem Betpult in der Mitte der Manege, neben welchem auf einem besonderen Tischchen ein Kästchen mit den Andceasbändern lag, die Se. Majestät der Kaiser dem Regiment zum Jubiläum verliehen. Dieselben trugen in -Gold- stickerei die A: „1775 Leib-Husaren-Shwadren“, „1792 Husaren-Regiment der Gatschinascen Truppen Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers“, „1813 für Auszeichnung kei Nieder- werfung und Vertreibung des Feindes aus den Grenzen Rußlands im Jahre 1812“, „1855 Leibgarde - Husaren - Regiment Sr. Majestät“. Beim Beginn des Gebets stiegen Se. Majestät der Kaiser, die Mit- lieder der Kaiserlichen Familie und der Regiments-Commandeur Baron Meyendorff von den Pferden; sobald dasselbe beendigt war, ergriff der Regiments-Commahtdeur die Standarte und neigte sie vor Sr. A) der Priester besprengte sie mit Weihwasser, während Se. Majestät der Kaiser eigenhändig die neuverliehenen Bänder an die- selbe knüpfte. Nach dieser Ceremonie wurde die Standarte wiederum an ihren Plaß R S Se. Majestät stieg zu Pferde und es wurde zum Parademarsch kommandirt. Beim ersten Vorbeimarsh führte das Regiment der erfte Chef desselben, Se. Majestät der Kaiser, Höchstwelchem die beiden- früheren Commandeure des Regiments, General-Adjutant Albedinski und General-Major der Suite Graf Woronzow-Daschkow, folgten; hinter diesen ritt der zweite Chef des Regiments, Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst-Thronfolger, dann der gegenwärtige Commandeur; vor dem ersten Zug der Leib- Schwadron der Großfürst Nikolai Nikolajewitsch der Jüngere und vor dem vierten Zug Se. Hoheit Prinz Konstantin Petrowitsch von Oldenburg. Se. Majestät der Kaiser salu- tirte vor Ihre Kaiserliche Hoheit der Großfürstin Thronfelger und nahm dann an der Mittelloge vor dem Schilde mit dem Namens- ¿uge der Kaiserin Katharina Stellung, um das Regiment noch zwei- mal unter Führung seines zweiten Chefs defiliren zu lassen. Nach Beendigung des Parademarsches dankte Se. Majestät dem Regiment nochmals und ritt dann an die früheren Offiziere heran. Vor dem General-Lieutenant Mansey stehen bleibend, der früher in dem Garde- Husaren-Regiment gedient und Adjutant desselben gewesen, ernannte Se. Majestät ihn zu seinem General-Adjutanten; darauf ließ Se. Majestät den gegenwärtigen Regiments-Commandeur, den Comman- deur der Leibshwadron Obersten Oliw und den früheren Commandeur, jeßt Stabschef des Garde-Corps, Grafen Woronzow-Daschkow heran- treten und ernannte die beiden ersteren zu Flügel-Adjutanten, den leßz- teren zum General-Adjutanten. Die Ernennung des gegenwärtigen Regiments-Adjutanten Stabsrittmeisters Fürsten Wjasemski zum Flügel-Adjutanten war {hon am Morgen bei dem Abholen der Standarte aus dem Palais erfolat.

_ Den Abschluß der seltenen Festlichkeit an diesem Tage bildete ein Sestmahl im Wappensaal des Winterpalais, zu welchem alle gegen- wärtigen Offiziere, die Aerzte, Bereiter, die invaliden Offiziere und Beamten, desgleichen alle früheren Offiziere und alle Chefs abgeson- derter Truppentheile der Garde geladen waren, Luch Ihre Kaiser- lichen Hoheiten die Großfürstin Thronfolger und die Großfürstinnen Maria Pawlowna und Alexandra Petrowna nahmen an dem Fest- mahl Theil. An sämmtlichen Thüren des Saales standen je zwei Hufjaren in Uniformen früherer Zeiten und auf den Chören spielte abwechselnd die Musik des Chevalliergarde-Regiments, des Regiments der Garde zu Pferde und des Husaren-Regiments. Am Abend waren für die Untermilitärs des L V s im Alexandra-Theater sämmtliche Pläße, mit Ausnahme der Logen in der Belctage und im ersten Rang und der ses ersten Reihen der Stühle belegt, Auch Se. Majestät der Kaiser wohnte der Vorstellung eine kurze Zeit bei. Am 20. Mittags endlich fand in den unteren Korridors des Winterpalais eine Bewirthung aller gegenwärtigen und früheren Untermilitärs des Regiments statt. «- -

Aus N ikolajew \{chreibt man der „St. Pet. 3tg.“:

Die Navigationsperiode des verslossenen Jahres hat vom 1. März bis zum 6. Dezember gedauert. Die Zahl der armir- ten Schiffe des Shwarzen-Meergeshwaders betrug 33, darunter 1 Kaiserlihe Dampf-Yacht, 1 Panzerschiff, 3 Schrauben=- Korvetten, 6 Dampfer, 12 Schooner, 2 Segel-Tender, 4 Leucht- schiffe, 5 Schiffe waren auf Fahrten in ausländischen Meeren abwesend. Auf der Flotte dienten: 2 Admirale, 96 Flotten-, Stabs- und Ober-Offiziere, 48 Steuermänner, 14 Marine-Artil- leristen, 52 Ingenieur-Mechaniker, 1 Schiffs-Ingenieur, 27 Aerzte, 39 Gardemarins und Conducteure, 39 Flotten-Junker, 3 Junker und Unteroffiziere der Corps und 1970 Mann Untermilitärs. Außerdem waren bei einer hydrographishen Expedition, welche sh mit der Aufnahme und Vermessung des Schwarzen und Asowschen Meeres beschäftigt, 34 Stabs- und Ober-Offiziere der Flotte und 300 Untermilitärs beschäftigt.

Asien. Singapore, 6. März. (W. T. B.) Die Mission des Oberst Sir A. Clarke an die beiden Könige von Siam ist von Erfolg gewesen, die beiden Könige haben sich ausgesöhnt, und der zweite König hat wieder seine Residenz bezogen. Handel und Verkehr find wieder im vollen Gange.

Vereinswefsen.

Der Preußische Frauen- und Jungfrauen-Vercin hielt heute Mittag 12 Uhr seine diesfährige Generalversammlung in Justiz-Ministerium ab. Die Hohe Protektorin des Vereins, Ihre „Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrih Carl wohnte der Sibung bei. Dem erstatteten Jahresberichte entnehmen wir, daß der Verein auh îm vergangenen Jahre seine Thätigkeit zum Wohle vothleidender Invaliden und deren Angehörigen erfolgreich fortgeseßt hat. Die Einnahmen des Vereins betrugen 4246 Thlr., die Ausgaben 2875 Thlr. Die Zahl der Mitglieder hat sich um 86 vermehrt und beträgt zur Zeit 524. Die Weinachtsausftellung, die von den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften besucht wurde, ergab einen Reingewinn von 2397 Thlrn. Für einmalige Unter- stübungen wurden ausgegeben 2080 Thlr., zu fortlaufenden 534 Thlr. Die festlihe Juvalidenspeijung fand am 16. Juni im Karlsbade ftatt; 113 Juvaliden und Veteranen aus den Feldzligen seit 1813 nahmen an derselben Theil. Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrihch Carl sprach Sich hierauf in anerkennenden Worten über die erfolgreihe Thätigkeit des Vereins aus und drückte den Damen des Vorstandes den Dank für deren Mühewaltung aus.

Der Berliner Hausfrauenverein hielt am Sonnabend im Bürgerfaale des Rathhauses eine zahlreich besuhte Versammlung ab. Die Rechnungs-Revisoren haben die Bücher des Vereins ge- prüft und richtig befunden, der Kassenbestand betrug am 31. Dezember 1874 3560 Thlr. ; die erbetene Decharge wurde von der Versammlung ertheilt. Frau Arnous theilte übec die Dienstbotenfrage mit, daß wiederum eine Petition an das Abgeordnetenhaus gerihtet werden soll, um die Abänderung einiger Punkte in der Gesinde- Ordnung zu erwirken. Es soll ferner ein Aufruf in hiesigen und auswärtigen Zeitungen erlassen werden, um diejenigen Kreife, aus denen vorzugsweise die Dienstmädchen stammen, über Ziel und Zwecck des Berliner Hauésfrauen-Vereins zu unterrihten uud den- selben das Stellenvermittlungs-Burcau, das in diesem Jahre bereits von 629 Mädchen in Anspruch genomnien wörden ist, zur Benußung zu empfehlen. Der in dem Aufruf enthaltene Hinweis auf Gewähr einer Heirathsfteuer und Tati eines Krankenfonds foll auf Be- \chluß der Versammlung ausfallen. Schließlich berichtete Frau Arnous Über die Art und Weise, wie nah Wegfall der Mahl- und Schlacht- steuer die auch den Dienstboten auferlegte klassifizirte Einkommen- fteuer bestritten werden solle. Die Versammlung nahm, ohne ihren Mitgliedern einen Zwang in dieser Augelegenheit aufzuerlegen, eine Refolution- an, nach welcher die Steuer uur in dem Falle von dem Dienstmädchen zu bezahlen ist, wenn der Lohn desselben fich

über 120 Æ beläuft; beträgt er weniger, fo zahlt die Herrschaft die Steuer. Frau Hofrath Süersen erftattete hierauf Bli aue die Washkommission. Der vom Verein im vorigen Jahre gehegte Play, eine Waschanstalt auf Aktien zu gründen, konnte wegen man- gelnder Betheiligung nihi ins Leben gerufen werden, da nur 1200 A zur Disposition gestellt wurden. Die Damen haben fi deshalb mit der städtishen Waschanstalt in der Sctillingsstraße in Verbindung geseßt, deren Vorstand bereitwillig annehmbare Bedingungen gestellt hat. Wenn zwölf Waschzellen zu gleicher Zeit vom Verein benußt werden, fo würde sich für die einzelne Herrschaft, falls dieselbe die Wäscherin stellt, der Preis für eine Zelle auf 70 ., für 2 Zellen auf 1 Æ normiren; stellt die An- stalt die Wäscherin, so koslet eine Zelle 1 # 20 9, zwei Zellen 1 _ 50 -Z. Der Verein beabsichtigt alsdann, ein gemein- shaftlihes Fuhrwerk zum Transport der Wäsche von und nach der Anstalt anzunehmen, so daß sich im Ganzen ein Tag Wäsche auf 15 Æ Unkosten tellen würde. Der Vorstand {lug vor, hierzu ein Kapital von 1200 Æ zur Dispofition zu stellen, da eine besondere Aufseherin Mgezonmen und eine eigene Maschine zum Rollen der Wäsche erwor en werden soll. Die Versammlung beschloß hierauf, einen Versuch mit der Wäsche in der städtisheu Waschaustalt zu machen, Hieran {loß sich- der Bericht des Herrn Th. Morgen» stern über das Centralbureau in der Beuthstraße. Die Delegirten- versammlung der Deutschen Hausfrauen-Vereine wird vom 14. bis 17. April in Berlin tagen.

E Statistische Nachrichten.

Die Zinkerzproduktion Deutichlands if bedeutender als ‘die irgend eines anderen Landes der Erde. Nach den Aufstellun- gen des Kaiserlichen statistishen Amts in Heft I. Abtheilung 1 derx, Viertcljahrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1874, betrug die Menge und der Werth der in den Jahren 1863 bis 1872 geförderten Zinkerze:

Menge: Werth: Menge: Werth: Ctr. Thlr. Ctr. Thlr. 1863 9,893,864 1,731,974 1868 T,397,484 2,538,027 1864 6,265,983 2,350,848 1869 8,100,498 2,859,895 1865 6,706,965 2,362,764 1870 7,335,603 2/315,429 1866 7,062,984 2,425,063 1871 6,703,457 1,790,071 1867 7,378,973 2,680,903 1872 8,390,854 2,872,223 „Von der Förderung des Jahres 1872, welche 10,793 Arbeiter be- schäftigte, entfallen auf den preußischen Bergbau allein 8,236,313 Ctr. im Werthe von 2,831,469 Thlr. ; außerdem sind nur in Baden noch 154,541 Ctr. für 40,754 Thlr. gefördert worden. Die ältesten und wichtigsten Zinkerzlager Preußens finden fih in Oberschlesien: die in den Bezirken Hildesheim, Arnéberg, Wiesbaden, Cöln und Aachen befindlichen find erft sväter aufgeschloffen, gewähren aber au bereits eine namhafte Ausbeute und überragen die hier gewonnenen Erze an Gehalt die s{lesischen. Es wurden 1872 gewonnen in den Bezirken: Oppeln 6,752,018 Ctr. für 1,832,105 Thlr., Hildesheim 78,314 Ctr. für 126,838 Thlr., Arnsberg 622,474 Cir. für 277,299 Thlr., Wies- baden 196,807 Ctr. für 141,899 Thlr., Cöln 351,762 Ctr. für 271,577 Thlr., Aachen 106,111 Ctr. für 72,265 Thlr. Zinkerzförderung in ge- ringerem Umfange hat auch in den Regierungsbezirken Münster, Nin- den, Coblenz und Düsseldorf ftattgefunden.

Auf den deutschen Zinkhütten (1872: 36 mit 5975 Arbeitern) find an Rohzink in den Jahren 1863—1872 produzirt worden:

Menge. Werth, Menge. Werth.

Ctr. Thlr. Gtr. Thlx. 1863 1,206,309 6,333,907 1868 1,322,636 8,070,530 1864 1,1849956 7,225,611 1869 1997013 8,473,967 1865 1,129,802 6,926,324 1870 1,279,598 7,139,942 1866 1,201,419 7,607,370 1871 1,165,943 7,043,594 1867 1,277,470 7,994,093 1872 1167,722 ‘7,805 545

Von der Produktion des Jahres 1872 lieferte Preußen allein 1,161,035 Gtr. für 7,762,165. Thlr. und zwar in den Regiernngs- bezirken Oppeln (25 Werke) 650,035 Ctr. für 4,550 245 Thlr., Arns- berg (2 W.) 160,854 Ctr. für 925,407 Thlr., Düsseldorf (2 W.) 129,875 Ctr., Côln (1 W.) 67,234 Gtr., Aachen (o W.) 153,037 Ctr. im Gesammtwerthe von 2,286,913 Thlr. Außerdem entfallen auf das Königreich Sachsen (1 W.) 6687 Ctr. für 43,378 Thlr. Die Menge der im Jahre 1872 von sämmtlichen Hütten verarbeiteten Zinkerze belief sih auf 7,366,699 Ctr., nämlich: 7,160,686 Ctr. in- ländishe und 206,013 Ctr. ausländishe. Ein erhebliher Theil der Produktion an Nohzink und der aus leßterem erzeugten Zinkbleche wird nach dem Auslande abgeseßt. Im Jahre 1873 betrug die Ausfuhr aus dem freien Berkehr des deutschen Zollgebiets: an Rohzink 668,198 Ctr. (u. A. oftseewärts 128,680 Cir., nah Oesterreich 114,306 Ctr., nah Belgien 73,885 Ctr., nah den Niederlanden 122,015 Ctr., na Bremen 14,108 Ctr., nah Hamburg 210,572 Ctr.), an Zinkbiechen 138,950 Ctr. (u. A. ostseewärts 22,976 Ctr., nah Rußland 4247 Ctr., nah Oesterreih 14,280 Ctr, nach den Niederlanden 24,415 Ctr, nach Bremen 9718 Ctr., nah Hamburg 60,176 Ctr.) Der Werth dieses Exports beziffert fih auf 6,600,000 Thlr. (Rohzink 5,350,000 Thlr., Zinkblehe 1,250,000 Thlr.), denen nur eine Einfuhr im Gesammtwertte von 771,000 Thlr, nämlich 562,000 Thlr. für Rohzink und 209,000 Thlr. für Zinkblece, gegenübersteht.

Nr. 9 der ftatistishen Korrespondenz (Dr. E. Engel in Berlin) hat folgenden Juhalt: Die Fürsorge- für die Geisteskran- fen in der Rheinprovinz. Die Messe zu Nishuij - Nowgorod. Die französishe Handeléflotte im Jahre 1874.

An der diesmaligen in München stattgehabten Prüfung für den Einjährig-Freiwilligen-Diensfst in der Armee haben 39 pg Leute Theil genommen, “von welchen nur 12 die Prüfung be-

tanden haben. Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das 3. (März-) Heft des V. Bandes (IIT. Jahrgang 1875) der „Deutschen Monatshefte*", Zeitschrift für die gesammten Kul- turinteressen des Deutschen Vaterlandes, im Auftrage der Redaktion des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats- Anzeigers herausgegeben (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hat folgenden Inhalt: Der Königlich -preußi]che Orden vom Schwar- zen Adler. Denkschrift über die Reorganisation der allgemeinen Landeêverwaltung des preußischen Staats. Die Fortführung der Monumenta Germaniae historica, Zur Anbahnung einer einheit- lichen deutshen Rechtschreibung. Die Organisation der evangeli- schen Landeskirche in Preußen. Chronik des Deutschen Reihs. Monatschronik für Oktober und November 1874. Oesterreich-Ungarn. England. Jtalien. Türkei. Rußland. Amerika. Literatur.

Die nächste Versammlung der Juristishen Gesell- \ch{chaft zu Berlin findet Sonnabend, den 13. März 1875, Abends 7 Uhr, in Poppenbergs Saal, Unter den Linden 33 ‘statt. Auf der Tagesordnung steht: 1) Bericht des Hrn. Geheimen Finanzraths und Justitiärius der Königlichen Bank Koch über den neuen Entwurf der Konkur®ordnung.2) Kurze Vorträge. .

-— Der „Allg. Zig.* schreibt man aus München, 6. März: Se. Königliche Hoheit der Herzog Dr, Karl Theodor in Bayern, Bruder der Kaiserin von: Oesterreich; welcher si bekannt- li schon seit längerer Zeit den medizinishen Studien widmet und in den leßten Jahren auch diz hiesigea Kliniken frequentirte, hat in der Augenheilaustalt des Hrn. Professors Dr. Aug. Rothmund und in dessen Gegenwart vor einigen Tagen zum erstenmal eine noch dazu fehr \hwierige Augenoperation an einem Mann vollzogen und zwar mit dem gewünschten günstigsten Erfolg, s

Nach zehnjähriger Verwaltung des Königlich bayerischen allgemeinen Reichsarchivs und der acht demselben untergeord- neten Kreisarchive wurde deren Dircktor, der Königliche Universitäts- Professor Dr. Franz v. Löher, zum Königlichen Geheimen Rath ernannt. Löhers Archiv-Verwaltung war von durchgreifenden Re- formen im Personal und Geschäftsbetrieb wie in der innern Ord- nung und Repertorifirung der bayerischen Archive begleitet.

Jn dem Stadthause von Amsterdam hat vor Kurzem unter dem Borsiße des Bürgermeisters eine zahlreiche Versammlung notabler Einwohner stattgefunden, um vorläufige Beschlüsse zu fassen bezüglich

der projektirten Abhaltung einer Ausstellung von Amsterdamer