1875 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Mar 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Um 5 Uhr war die ganze Königliche Familie, sowie \ämmt- lihe Fürstlihen Gäste zur Familientafel bei Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen vereinigt; das Gefolge \peiste an der Marschallstafel im Königlihen Schlosse.

Am heutigen festlihen Tage wurde zur Reveillezeit von der Kuppel der Schloßkapelle von dem Trompeterchor eines Kavallerie-Regiments ein Choral geblasen.

Die Häuser Berlins, die theilweise {hon am Sonnabend und Sonntag geflaggt hatten, zeigen heute bis in die eutlegen- ften Stadttheile einen reichen Fahnenshmuck, und in den Haupt- straßen bewegte sich \chon vom frühen Morgen an ein festlih froh gestimmtes Publikum, das namentlich Unter den Linden und in der Nähe des Kaiserlihen Palais fich zahlreich an- \ammelte und begeisterte Hurrahs auf Se. Majestät ausbrachte.

Obivohl das Befinden Sr. Majestät des Kaisers und Königs ein durhaus befriedigendes ift, so hat doch die Rückficht auf die Schonung der Gesundheit es Allerhöchstdenselben nicht gestattet, die Gratulationen in gléiher Ausdehnung entgegenzunehmen, wie dies in früheren Jahren der Fall gewesen. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen deshalb nur um 10f Uhr die Com- mandeure der Leib-Regimenter, um 11 Uhr den Königlichen Hof, die General - Adjutanten, Generale à la suite und Flügel- Adjutanten, um 114 Uhr die Königlihe Familie und die hier anwesenden Mitglieder fremder Fürstliher Häuser, um 121 Uhr den Königlich \sähsishen Kriegs-Minister General von Fabrice und den Fürstlih chwarzburgishen Kammerherrn von Beulwiß, welche die Ehre hatten, Schreiben Sr. Majestät des Königs von Sachsen, resp. Sr. Durchlaucht des Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt zu überreichen, um 1 Uhr die Fürstlich- keiten und decen Gemahlinnen.

Die Königliche Familie und die Fürstlihen Gäste werden Nahh- mittags bei Ihren Kaiserlihen und Königlichen Majestäten zum Diner, und Abends bei Ihren Kaiserlihen und Königlihen Ho- beiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin versammelt sein.

Das font übliche um 12 Uhx stattfindende Salutschießen auf dem Königsplaze unterblieb mit Rüksiht auf die Char- woche.

a Universität beging heute Mittag um 12 Uhr die Feier des Allerhöchsten Geburtstages; die Festrede hielt der Professor Curtius.

In sämmtlichen Theatern werden die heutigen Vorstellungen, welche zum Theil Stücke patriotishen Inhalts zur Aufführung bringen, durch Festprologe eingeleitet.

Ueber die auswärtige Feier des Allerhöchsten Geburts= tages lassen wir heute vorläufig nachstehende Berichte folgen :

Rauden, in Obershlesien, 20. März. Die Feier des Allerhöchsten Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Kö- nigs hat hier am Wohnsitze des zur Zeit in Berlin weilenden Herzogs von Ratibor unter allgemeiner freudigster Theilnahme der Einwohnerschaft stattgefunden.

Früh 8 Uhr verkündeten Böllershüsse dem festlih beflaggten Ort den Beginn der Feier und die uniformirten Tambours und Pfeifer der Knabenkapelle führten die Reveille aus, worauë die Musik den Choral „Lobe den Herrn“ und die Volkshymne spielte. Nachdem dann in den Squllokalen den Kindern dur ihre Lehrer die hohe Bedeutung des Tages erklärt worden war, wurden patriotische Lieder ge- sungen. Um 9 Uhr zogen der Kriegerverein, die Raudener Kapelle an der Spize und die Shulen unter Vortritt der Knabenkapelle mit klingendem Spiel zur Pfarrkirche, in welcher Hochamt und Tedeum abgehalten wurden. Um 10 Uhr stellte fich der Kriegerverein auf dem Ringe auf und brachte nah einer an ihn gerihteten Ansprahe Sr. Majestät ein dreimaliges Hoch unter Böllerschüssen. Vorbeimarsch und musfikalishe, Vorträge der Knabenkapelle folgten und um 2 Uhr beschloß ein gemein- \chaftlihes Essen des Kriegervereins die Feier des nationalen FJefsttages.

Frankfurt a. M., 20. März. (W. T. B.) Zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers fanden hier heute große militärische Feierlichkeiten ftatt. Im Palmengarten hatten h die Spitzen der Behörden unter überaus zah)reiher Theil- nahme der Bürgerschaft zu einem festlichen Bantket vereinigt.

München, 22. März, Vormittags. (W. T. B.) Der hiesige deutsche Kriegerbund hat gestern zu Ehren des Geburts- tages Sr. Majestät des Kaisers ein Fest veranstaltet, das einen sehr glänzenden Verlauf nahm. Der Landtagsabgeordnete Sepp brate ein Hoch auf den Kaiser aus, in das die zahlreich versam- melten Theilnehmer enthusiastish einftimmten. Die Versammlung beschloß, ein Glückwunsch-Telegramm an den Kaiser abzusenden.

Leipzig, 22. März, Vormittags. (W. T. B.) Die heutige Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers be- gann mit ciner Reveille, welche fich Morgens durch die Straßen der Stadt bewegte. Sämmtliche öffentliche Gebäude und viele Privathäuser haben \sich festlih geschmüdckt. Für heute Mitiag find große militärishe Feierlichkeiten in Aussicht genommen. Heute Abend findet Jllumination der öffentlihen Pläße und ein Festbanket im Schüßenhause statt, das vom Rathe der Stadt veranstaltet wird.

Ueber die Feier in Stuttgart meldet der „Staats- Anzeiger für Württemberg" unter dem 19. März Folgendes:

„Dem Allerhöchsten Wunshe Sr. Majestät des Deutschen Kaisers entsprehend, die für sein Geburtsfest in Ausficht ge- nommenen Festlichkeiten niht in der Charwoche, an deren Be- ginn jener Tag heuer fällt, zu begehen, wurde gestern Abend im großen Saale der Liedérhalle zur Feier des Kaiserlihen Ge- burtsfestes ein Banket abgehalten. Der Einladung des aus Reichs- und Landtagsabgeordneten, Bürgeraus\{ußmitgliedern und Gemeinderäthen bestehenden Comités leisteten über 200 Per- fonen Folge, namentlich war die Kammer der Abgeordneten zahl- reich vertreten. Ober-Bürgermeister Dr. Hack übernahm den Vorsiß und ertheilte dem Abgeordneten Dr. Elben das Wort zum Toaste auf den Deutschen Kaiser, der in einem Alter, da man fih sonst zur Ruhe sett, um in Frieden mit Jedermann den Lebens- abend zu genießen, niht davor zurückgeschreckt sei, den ihm aufge- drungenen Kampf für die Freiheit des Geiftes aufzunehmen und denselben mit seinem großen Staatsmanne und einig mit seinen Hohen Verbündeten, getragen von dem Geiste des Deutschen Volkes dem siegreichen Ziele entgegenzuführen. Die Versamm- lung ftimmte lebhaft in das Hoh ein. Ebenso begeisterten Widerhall fand der Toaft von Gemeinde-Rath Walchex auf Se. Majestät den König von Württemberg, den Erlauchten Fürsten, der in jenen ernsten Tagen unerschrockenen Muthes und patriotishen Sinnes die ganze Kraft seines Landes eingeseßt hat für die Entscheidung eines Kampfes, dessen Bedeutung von Anfang an darin erblickt wurde, daß er entweder das Grab oder die glücklihe Erfüllung aller patriotishen Hoffnungen bringen werde. Württemberg fei unter König Karl ein lebendiges und lebensvolles Glied im Organismus des

Deuishen Reichs geworden, und man dürfe die zuversicht- lihe Hoffnung hegen, daß die Regierung unseres Königs wie bisher so auch fernerhin ihre gewihtige Stimme einsehen werde für eine naturgemäße, der Gesammtheit wie den cinzelnen Stäm- men gerecht werdende Geseßzgebung. Der Präsident- des Ab- geordnetenhauses, Hölder, toastirte auf den deutshen Reihstag diese seit einem halben Jahrhundert heiß ersehnte Gesammt- vertretung der deutschen Nation, welche berufen sei, die kon- ftitutionellen Rechte des deutshen Bürgers zu wahren. Redner will seinen Toast niht in dem Sinne aufgefaßt wissen, als gâlte er allem und jedem einzelnen Mitgliede des Reichstags, er gelte vielmehr dem Reichstag nach seiner politishen Aufgabe, wie er diese Aufgabe erfaßt hat und ausführt. Der Reichstag, der gebrochen habe mit dem hér- fömmlihen Vorurtheil, als . habe der Bolksvertreter dur fort- währende Opposition gegen die Regierung für das Wohl des Volkes zu sorgen, sei ein leuhtendes Beispiel einer Volksvertre- tung, indem er eine echt deutshe gegen äußere und innere Feinde des Reiches sih richtende Politik unterstüße und fördere. Der Obmann des Bürgeraus\{chusses Karl Schott toastirte auf die deutsche Armee, Dr. Rommel auf den Deutschen Kronprinzen, den Oberkommandirenden der braven Württemberger im Kampfe gegen Frankreih; Dr. E. Pfeiffer auf den Fürsten Bismarck, den großen Minister, der niht im „Sumpfe“ umkommen, sondern Deutschland vor Versumpfung bewahren werde. Professor Dr. Fraas erinnerte, daß die Versammlung auch den Geburts- tag eines neuen Kammer-Präsidenten feiern dürfe. Mit dem Wunsche, daß unter dem Szepter des neuen Präsi- denten das, was die Vertreter unseres Volkes berathen, zu glücklihem Ende geführt werde, brachte der Redner dem Prä- fidenten und dem ganzen Hause ein Hoh, worauf Präsident Hölder dankte. Banquier Hochberger \prach dem Liederkranz, der die Versammlung durh den Vortrag patriotischer Lieder erfreut hatte, Dank aus. Der Liederkranz erwiderte nah kurzer Rede seines Vorstandes Professor Blum durch den Vortrag feines Wahlspruhes und eines \{chönen alten Rheinliedes von Nägeli. Noch in manchem Trinkspruche fand die Feststimmung Ausdruck; es wurde des deutshen Volkes, der Stadt Stuttgart und in einem dreifah donnernden Hoch der Frauen gedacht.“

Karlsruhe, 20. März. (W. T. B.) Heute fand hierselbst zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers ein glänzendes Diner statt. Staats-Minister Jolly brachte in beredten Worten einen bedeutungêvollen Trinkspruch auf den Kaiser, General v. Werder einen Toast auf den Großherzog von Baden aus. Am Abend findet ein Festbanket des hiesigen Kriegervereins statt.

Braunschweig, 21. März. Die aktiven und pensionirten Offiziere der- hiesigen Garnison feierten am gestrigen Nachmittage den Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers im Offizier-Club durch ein Fest-Diner. Auch der General-Major v. Zeuner und die Obersten des 67. Infanterie- und 17. Husaren-Regiments waren gegenwärtig. Das Hautboistencorps des 67. Infanterie-Regiments war zur Tafelmusik befohlen.

Straßburg, 21. März. (W. T. BZ“ Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers ist gestern hier in festlicher Weise be- gangen worden. Die Spißen der Behörden und zahlreihe an- Cèichéie Persönlichkeiten der Stadt hatten ih zu cinem Fest- diner vereinigt. Der Ober-Präsident v. Moeller brachte mit be- redten Worten einen enthusiastishen Trinkspruch auf den Kaiser aus, welcher demselben telegraphisch übersandt wurde; Abends traf bereits ein Telegzamm ‘aus Berlin ein, in welchem Se. Majestät der Kaiser Seinen Dank aussprach.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg-Streliß ist gestern Abend 6 Uhr 10 Minuten mit der Stettiner Bahn hier eingetroffen und im Hôtel d’Angleterre abgestiegen. :

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich der Niederlande, Chef des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälishes) Nr. 15 und à la suite des 2. Garde-Regiments zu Fuß, hat dem Offizier-Corps des leßtgenannten Regiments eine in Silber getriebene Büste Sr. Majestät des Kaisers und Königs geschenkt.

Se. Großherzoglihe Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen und bei Rhein, General-Major und Commandeur der 14. Kavallerie-Brigade, ist von Düsseldorf zur persönlihen Beglückwünshung Sr. Majestät des Kaisers und Königs hier eingetroffen.!

Der diesseitige Botschafter in Paris, Fürst zu Hohen- lohe, ist am Sonnabend srüh aus Paris hier eingetroffen.

Der General der Kavallerie a. D. Graf Bismarck- Bohlen, General-Adjutant Se. Majestät des Kaisers und Königs, is aus Carlsburg hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der General-Lieutenant à la suite des Königs-Grenadier- Regiments (2. Westpreußishen) Nr. 7 und Commandeur der 21. Division, von Voigts-Rhet, welher mit Urlaub von Hannover hier eingetroffen war, hat \ich dorthin zurückbegeben.

Der General-Major und Inspecteur der Infanterie- Schulen, von Kloeden, ist von der Inspizirung der Unter- offizier-Shulen Jülih und Oettlingen, der Contre-Admiral Henk, Direktor der Kaiserlihen Admiralität, von seiner Dienst- reise nah Danzig, Kiel und Wilhelmshaven behufs Inspizirung der Werfte und Depots, sowie der General-Major von Hart- mann, Inspecteur der Kriegs\{hulen, von seinen Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

Der Bezirks?Präsident Ledderhose is gestern Abend aus Straßburg hier angekommen.

Der neuernannte erste Sekretär bei der großbritannischen Botschaft, Mr. Mac-Donell, ist aus Paris und der Sekretär der Königlih \{chwedisch - norwegishen Gesandtschaft in St. Petersburg, Graf Cronhielm, aus St. Petersburg hier ein- getroffen.

Am 20. d. Mts. früh nah 6 Uhr hat auf der östlichen Seite des Bahnhofs Firchau (Ostbahn) ein Zus} admmenstoß zweier Güterzüge stattgefunden, dur welchen die Entgleisung und Beschädigung einer Maschine und mehrerer Wagen, \o wie die Sperrung des Geleises herbeigeführt ist. Leider ift hiérbei die erheblihe Verlegung eines Bremsers und die weniger erhebliche A eines Zugführers und dreier Bremser zu beklagen.

Herbeigeführt if dieser Zusammenstoß dadur, daß der von Westen aus in den Bahnhof Firhau einlaufende Güterzug nicht rehtzeitig gebremst wurde, in Folge dessen auf dem Bahnhofe niht Uher werden konnte und so auf den gleihzeitig von

Osten her in den Bahnhof einlaufenden S Ub auflief.

Die Sperrung der Geleise war vor 11 Uhr Vormittags

wieder beseitigt, so vaß eine Störung des Ganges der Personen- züge nicht eingetreten ist.

Bayern. München, 20. März. Der „Corr. v. u. f. D.*° meldet: Auf Anrathen der Aerzte wird Se. Majestät der König in diesem Jahre früher mit dem Hoflager nah Schloß Berg Üübersiedeln, als es bisher üblich war.

Ein Theil der bayerischen Kavallerie wird vom 1. April an eine neue Formation erhalten, indem eine aus 3 Brigaden 6 Regimentern bestehende Kavallerie- Division organisirt wird; die 1. Brigade formirt sih aus dem 1. und 2. Kürassier-Regiment, die 2. Brigade aus dem 1. und 2. Chevaulegers-Regiment, die 3. Brigade aus dem 5. und 6. Chevaulegers- Regiment; der Division werden 2 reitende Batterien des 3. und 1 reitende Batterie des 2. Feld-Artillerie- Regiments, dann 1 Sanitäts - Detachement, eine 4 Munitions= Kolonne vom 3. Artillerie-Regiment und { Proviant-Kolonne des 1. Train - Bataillons zugetheilt. Als Commandeur der Kavallerie-Divifion' wird General Frhr. v. Leonrod genannt.

22. Márz. Die in einer Münchener Korrespondenz der gestrigen „Augsburger Abendzeitung“ enthaltene Mittheilung, daß der Rücktritt des Kriegs-Ministers als ein Vorzeichen einer allgemeinen Ministerkrisis anzusehen fei, entbehrt, wie in gut unterrihteten Kreisen versihert wird, jeder Begründung. Die Angelegenheit, betreffend die Nihtannahme der preußischen Kassensheine, ist bereits geregelt und wird sowohl die Königliche Bank in Nürnberg wie die hiesige Hypotheken- und Wechsler- bank dieselben wieder in Zahlung annehmen.

Sachsen. Dresden, 20. März. (W. T. B.) Von der angeblich durch den Papst erfolgten Ernennung des Hofkaplans, Prâses Bernert, zum apostolishen Vikar und Bischof von Sie ist in hiesigen unterrichteten Kreisen durchaus nichts

ekannt.

IVürttemberg+ Stuttgart, 19. März. In der gestrigen Sißzung der Kammer der Abgeordneten wurde, wie kurz berichtet, der Vize-Präsident Hölder mit 64 Stimmen (allen beschrieben abgegebenen Wahlzetteln) zum Präfidenten an: Stelle des verstorbenen Präsidenten v. Weber gewählt. Er dankte bewegt für das ihm bewiesene ehrenvolle Vertrauen. Die Wahl eines Vize-Präfidenten wird in der nächsten Sißzung am Sonnabend vorgenommen und voraussihtlich auf den Abg. von Schwandner fallen, den Regierungs-Direktor des Schwarzwald=- kreises. Bei der gestrigen Präfidentenwahl, sowie bei den gestrigen und einigen vorangegangenen Kommissionswahlen hat die Op- position die Taktik beobachtet, statt Namen aus ihrer Mitte, wie es bisher zu geschehen pflegte, auf die Wahlzettel zu schreiben, nur weiße, unbeshriebene Wahlzettel abzugeben, über welches. Verfahren heute eine von 15 Mitgliedern unterzeichnete motivirte Erklärung von Oesterlen auf den Präfidententisch niedergelegt wurde.

_— Am 17. d. M. verstarb hierselb| der Königlihe Kam- merherr Freiherr Leo v. Reis ach (geb. 22. September 1804).

Hessen. Darmstadt, 19. März. Der zweiten Kammer der Stände ist heute der folgende Geseßentwurf, die Wahlen zur Zweiten Kammer der Stände betreffend, zugegangen : :

Einziger Artikel. Das Mandat derjenigen Abgeordneten zur Zweiten Kammer, welhe in Gemäßheit der Bestimmungen im Zweiten Absaße des Artikels 48 des Geseßes vom 8. November 1872, die Zusammenseßung der beiden Kammern der Stände und die Wallen der Abgeordneten betreffend, nah Ablauf der ersten drei Fahre, beziehungsweise nach Ablauf des sechsten Jahres der Wahl- periode aus der Zweiten Kammer auszutreten haben, ist, wenn der Landtag im Laufe des dritten, beziehungsweise des sechsten Jahres der Wahlperiode geschlossen wird, mit dem Tage als erloschen zu be- trachten, an welchem die/Anordnung der Neuwahlen erfolgt.

Die Erste Kammer der Stände wird voraus\ihilih in der zweiten Woche nah Ostern für eine Reihe von Sizungen zusammentreten.

Mecklenburg. Malchin, 19. März. Der Abschnitt des Großherzoglih \chwerinischen Landtags abschicdes in Betreff der Verfassungsangelegenheit heißt:

„Caput III. anlangend, so waren Se. Königliche Hoheit zu der Erwartung berechtigt, daß Ihre getreuen Stände in einer mit Alller-- böchst Ihnen übereinstimmenden Würdigung der ernsten Lage des Landes den Weg zu einer Verständigung über die Modifikation der. Verfassung finden würden, und können nur Jhr _\chmerzliches Be- dauern darüber aussprechen, daß die Verhandlungen über diese wichtige Angelegenheit auch auf dem gegenwärtigen Landtage erfolglos ver- laufen sind. Se. Königliche Hoheit behalten Sich bei dieser Sach- lage Allerhö{ch| Ihre weiteren Entschließungen vor.“

Im Großherzogli strel iy {hen Abschiede lautet derselbe :

Aulangend die Verhandlungen wegen Modifikation der bestehen- den Landesverfassung, so müssen Se. Königlihe Hoheit, nachdeur diese Verhandlungen auch auf dem gegenwärtigen Landtage zu einer Verständigung nit geführt haben, Allerhöchst Jhre weiteren Ent- \ließungen vorbehalten, wollen indeß au jeßt noch der Hoffnung nicht entsagen, durch weitere gemeinsame Berathungen den Weg zu den dem Heile des Vaterlandes förderlichen Reformen zu finden,“

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 19. März. Nah einer Verordnung des Herzoglichen Staats- Ministeriums, Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen, wird au im Herzogthum Sachsen-Meiningen am 26. März, dem Todestage Herzog-Ern st des Frommen, beim Gottesdienst an diesen Fürsten und dessen gesegnete Wirksamkeit für die Kirchen erinnert werden.

abermalige Konvertirung der neueren Landes\chuld if innerhalb des Landtags beantragt und eingehend berathen worden. Es handelt sich nämlih darum, das vor etwa zwei Iahren von 5 auf 44 Prozent reduzirte Anlehen, das noch in Höhe von 3,900,000 4 besteht, in ein 4prozentiges umzuwandeln. Der Landtag hat \ich zwar günstig für den Antrag ausgesprochen, aber doch auch der Regierung freie Hand gelassen, die Konver- tirung früher oder \päter auszuführen. Die Hälfte des An- lehens i in festen Händen und wird zu Depositalzwecken ver- wendet. Auch über eine Reform der Landes-Kreditkasse hat der Landtag berathen. Bremen, 19. März. (Wes. Ztg.), Der Senat. theilt Separatbudget der außerordentlihen Verwendun- gen mit. Die Ausgaben betrugen im Jahre 1874 9,683,007 M. 2 _Z. Zur Deckung derselben war 6,186,362 M 23 S vorhanden, an eigenen Einnahmen hatte der Separatfonds 384,780 M 47 5, von der Jahre abges{lossenen 4{-proz. Anleihe vertragsmäßig 6 Mill, ein, Die 12,572,842 M. 70 S, der 2,889,835 M. 68 S, 1875 muthmaßlih 1,234,119 M 24 5, der Rest der Anleihe von 1874, abzüglih, 90,000

ganze Einnahme

Zur Verfügung stehen daher für 1875 16,033,954 f 92 -Z.

Unter dem 17. März \chreibt man dem „Fr. I." : Die.

der Bürgerschaft den Bericht der Finanzdeputation über das-

ein Saldo von.

im vorigen. von 18 Mill. gingen. war- Saldo am Iahres\{chluß daher: dazu kommen an Einnahmen im Jahre-

rovision 11,910,000 6.

Aus den erläuternden Bemerkungen find einige Angaben über die Kosten, welche einige der neuesten öffentlichen städtischen Anlagen verursacht haben von Interesse. So kostet die Kaiser- ftraße für Grunderwerb 2c. 2,130,000 /# Aus dem zu ver- werthenden Areal wird eine Einnahme von 600,000 # er- wartet. Für Kanalisirung und Pflaster werden rund 146,000 4 zu renen sein. Für die Kaiserbrücke find 2,751,000 4 be- willigt. Die Kosten der ganzen Anlage von der Neustadt bis zur Georgstraße betragen demnach 4,400,000 (4 Für die Wasser- kunst sind bis Ende 1874 2,996,557 H, verwendet. Gesammt- Fofsten der beiden neuen Friedhöfe 1,658,000 (, der Straf- anstalt 944,242 M, Hauptschule 1,526,842 #( Sthließlich giebt die Finanzdeputation anheim, sie zu ermächtigen, die am 1. Ia- nuar 1876 kündbar werdende 5 prozentige Anleihe von 7} Mil- lionen Mark für die Anlage der Langwedel-Uelzener Bahn ¡ge- eigneten Falles in eine 4zprozentige zu verwandeln, wodur eine Zinsenersparung von 37,500 M6 erzielt werden würde.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 20. März. Am 19. d. M. hatte der von ¡hier abberufene spanishe Gesandte Don Maro bei dem Kaiser eine Privataudienz, um sein Abberufungs- \chreiben zu überreichen.

Das Reichsgesezblatt veröffentliht u. A. das Gesetz vom 10. März 1875, betreffend die Eröffnung von Spezial- krediten für das Jahr 1875 und die Behandlung der für das Iahr 1874 bewilligten Spezialkredite zu Zwecken des Eisenbahnbaues; das Geseß vom 11. März 1875, womit die Bestimmung des Anhanges der Reichsrathswahlordnung in Betreff der WazZl- bezirke in Böhmen, „d. Landgemeinden, Zahl 27*, abgeändert wird; das Geseß vom 11. März 1875, betreffend die Taggelder und Reisegebühren der Mitglieder der reihsräthlihen Delegation bei deren Einberufung nah einem Orte außerhalb Wiens; das Gcsey vom 11. März 1875, betreffend die Veräußerung von unbeweglihem Staatseigenthum.

Das Herrenhaus nahm unverändert mehrere Geseh- entwürfe an, worunter au die Errichtung einer Universität in Czernowiß. Auf von Miklosih geltend gemachte Bedenken be züglih der Czernowiger Universität antwortete der Unterrihts- Minister in beifällig aufgenommener Rede.

Das Abgeordnetenhaus eröffnete geftern die General- debatte über die Nordwestbahnvorlage. Herbst \prach in nahezu zweistündiger Rede für den Antrag der Minorität auf Ueber- gang zur Tagesordnung. Desgleichen erklärten fch Kronawetter und Max Kübeck für die Vorlage. Der Justiz-Minister, eine an ihn gerichtete Interpellation beantwortend, erklärte, daß die An- ht, es sei dem italienischen Konsul in Oefterreih das Recht eingeräumt worden, Civiltrauungen italienisher Unterthanen in Oesterreich vorzunehmen, auf einem Mißverständnisse beruhe. Bei der Berathung - der Nachtragskredite für 1875 wurde der vom Minister Chlumeky befürwortete Antrag Dumba's an- genommen, wonach zur Unterftüßung der Betheiligung an der Weltäusstellung in Philadelphia für 1875 50,000 Fl., für 1876 aber nur höhstens 100,000 Fl. bewilligt werden. Die übrigen Nachtragskredite wurden nach den Aus\hußanträgen be- willigt. Die Regierungsvorlage, betreffend die Sekundärbahn Elbogen-Neusaß, wurde nah den Anträgen des Aus\hu}es an- genommen.

In der Abendsißung wurden die Delegationswahlen vorgenommen. Ein Schriftstück der cechischen Abgeordneten Máährens wurde verlesen, worin sie erklären, an der Delegations- wahl dieses Jahr nit theilzunehmen, weil die deutshen Abgeord- neten Mährens auf fie bei den Delegationswahlen im vorigen Jahre keine Rücksicht nahmen. Der Finanz-Minister beantwortete die Interpellation wegen der öfterreichischen Versiherungsgesellshaften in Rumänien dahin, daß die rumänische Regierung von allen, au von einheimischen Verficherungsgesellshaften Kautionen ver- lange, daher fremde niht bevorzugen könne. Nachdem Chlu- mecky die Interpellation betreffs der Laibacher Handelskammer- wahl beantwortet ha}te, wurde die Debatte über die Nordwest- bahn wieder aufgenommen.

In der heutigen Sihung des Abgeordnetenhauses interpellirte Gierowski den Unterrichts-Minister, ob ihm bekannt \ei, daß aus Russish-Polen eingewanderte Geistlihe als Seel- forger in Galizien verwendet werden, obwohl sie der Landes- sprache nicht mächtig find. Der Minister Chlumecky erklärte in Beantwortung einer Interpellation, daß die Regierung nicht in der Lage sei; die Handelsverträge mit England zu kündigen, be- vor niht das erforderliche Einverständniß mit der ungarischen Regierung erzielt wurde. Bezüglih der Tarnow-Leluhow-Bahn theilte der Minister mit, daß die Konzessionäre den Termin nicht einhielten, die Regierung deshalb den Bau der Bahn in eigener Regie beschlossen habe. Die Bahn werde im Sommer 1876 voll- endet sein, In der Debatte über die Fusion der Nordwestbahn be- Fämpft zuerst der Finanz - Minister in eingehender Rede die gestrigen Ausführungen Herbsts. Sodann entkräftete Minister Chlumecky die erhobenen Bedenken, namentlich Seitens des Abg. Herbst, und richtet einen Appell an das Haus, im wohlverstan- denen Staatsinteresse in die Berathung des Gesezes einzugehen ; dies werde für die Regierung ein Sporn sein, auf dem betre- tenen Wege fortzuschreiten. Fux beantragte die Vertagung dieses Gegenstandes bis zur Herbstsession. Herbst {loß \ich diesem Antrage an. Der Vertagungsantrag wurde mit großer Majorität angenommen. Die nächste Sizung wird \chriftlich bekannt gegeben werden.

Mit Kaiserlicher Entschließung vom 19. März wurde Fürst Leo Sapieha auf sein vor längerer Zeit geftelltes An- \suhen von der Würde eines Land-Marschalls von Galizien ent-

- hoben und der ehemalige Minister-Präfident Graf Alfred Potoi

zum Land-Marschall von Galizien ernannt.

Wie die „Deutsche Ztg.“ vernimmt, hat der Disziplinar- fenat des obersten Gerichtshofes die Disziplinar-Untersuhung gegen den Präsidenten des Wiener Ober -Landesgerichtes Frei - 2 2A von Hein wegen Mangels eines Thatbestandes ein- gestellt.

Prag, 21. März. Dem heute ausgegebenen Bulletin zufolge \chreitet die gestern eingetretene Besserung in dem Be- finden des Kaisers Ferdinand fort. Das Fieber und der Husten find im Abnehmen.

Am 18. März um 2 Uhr Morgens is der G. d. C. Fürst Joseph Lobkowit plößlih in Folge eines Lungen- \chlages gestorben.

Pest, 20. März. Das Oberhaus votirte die Gesey- entwürfe über die Gerihtsexrekutoren und die Zustellungsorgane, ferner die Jndemnitätsvorlage.

In der gestrigen Sihung des Abgeordnetenhauses wurde das Budget des Finanz-Ministeriums verhandelt, dessen ae Theil im Sinne der Finanzausshuß-Anträge und der größere Abstriche befürwortenden Anträge des Finanz-Ministers votirt wurde.

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In der Heutigen Sißung gelangte als erster Gegen- ftand der Tagesordnung die Wahlnovelle zur Verhandlung. Die äußerste Linke provozirte eine kurze Debatte über den Liberalismus, welche der Präsident mit der Bemerkung abschnitt, daß dieser Gegenftand niht auf der Tagesordnung stehe. Die Wahlnovelle wurde angenommen.

Das Abgeordnetenhaus votirte dann den Berner Weltpost- vertrag und setzte hierauf die Spezialdebatte über das Finanz- budget fort, welches aber nit erledigt wurde; die Verhandlung wird morgen fortgeseßt. Der Volks\{hullehrerpensions-Gesez- entwurf wird erst nach den Osterferien verhandelt.

Agram, 20. März. Der Kaiser ernannte mit Ent- \{chließung vom 15. d. M. die Obergespäne.

Sch{weiz. Bern, 20. März. (W. T. B.) Heute ist die ordentliche Wintersession der Bundesversammlung von E beider Räthe ohne Schlußrede geschlossen

orden. :

Niederlande. Haag, 17. März. In diesen lehten Tagen waren besorglihe Gerühte von ernstem Unwohlsein des Königs verbreitet. Wie aus dem Haag von verlässiger Seite mitgetheilt wird, war der König allerdings seit Mitte voriger Woche leidend, jedoch is Se. Majestät wieder auf dem Wege entschiedener Besserung.

2 Großbritannien und Jrland. London, 19. März. Dem gestrigen Co nfeil auf Windsor unter dem Vorsitz der Königin wohnte, wie die Morgenblätter heute nachträglih melden, au Prinz Leopold an. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh sind mit ihrem jungen Sohne auf einige Gee un Castwell Park Jn der Hauptstadt gekommen.

raf JFarnac, der franzöfische Botschafter, ist iner Ri - fellentzündung erkrankt. MA E a ea

20. März. (W. T. B.) Der Deputirte für Tipperar

John Mitchell, ist heute gestorben. | E

_ E Versailles, 20. März. (W. T. B.) Die tationalversammlung hat si eute na j ï Situng bis zum 11. Mai verta O : A s

Spanien. Madrid, 19. März. (W. T. B.) Die Regierung läßt in ihren Organen erklären, daß sie der Ver- öffentlihung der mit Cabrera über Abschluß eines Convenio ge- trofsenen Vereinbarung vollständig fern stehe. Die den Carlisten eventuell zuzugefiehenden Bedingungen seien übrigens dieselben, welche die Regierung \. 3. unter ähnlihen Umständen den nörd- lichen Provinzen bewilligt habe.

__ Barcelona, 21. März. (W. T. B.) General Mar- tinez Campos ist, hier eingetroffenen Nachrichten zufolge, in Olot eingezogen, nachdem er die Carlisten geschlagen und 300 Gefangene gemacht hatte.

Die von den Carlisten verbreitete Nachricht, daß in Barcelona und gleichzeitig auch in Andalusien ein Aufstand zu befürchten fei, entbehrt, wie der „Agence Havas“ aus Madrid gemeldet wird, jeder Begründung. Ebenso sei au die Mitthei- lung, daß die Gräfin von Girgenti 216 Millionen Realen als A Forderung aus ihrer Civilliste beanspruhe, unbe-

et.

i Italien. Rom, 22. März. (W. T. B.) Der General- Adjutant, General Menabrea, ist von dem Könige beauftragt worden, den Kaiser von Desterreih. in Cormons (Graf- \chaft Goerz) zu begrüßen und sich zu seiner Verfügung zu stellen. Die Deputirtenkammer hat sich nach Annahme des Rekrutirungsgeseßes und ‘des Bêrner Weltpostvertrages bis zum 12. April vertagt.

Türkei, Belgrad, 20. März. (Wien. Ztg.) In der Skupschtina wurde ein Antrag gestellt, wonach die fünf Diö- zesen in Serbien aufzulassen und in eine zu vershmelzen wären. Vier Bischöfe follen sich in ein Kloster zurückziehen. Der An- trag S günstig aufgenommen und einem Aus\{husse zu- gewiesen.

Nußlaund und Polen. St. Petersburg, 21. März. (W. T. B.) Die Kaiserin ist gestern Abend 8 Uhr in Be: gleitung des Kaisers, der ihr entgegengefahren war, hier ein- getroffen. Die Straßen der Stadt waren zur Feier der An- kunft illuminirt.

Die Kommission zur Berathung der Dienstboten- und Arbeitergesche hat am 15. März die Paragraphen über das Strafverfahren wegen Kontraktverlezungen abgeshlos\- sen und is gegenwärtig mit den besonderen Regeln über die Abgabe von Lehrjungen zur Lehre bei Handwerkern, Gewerbe- treibenden und Technikern beschäftigt.

Schweden und Zorwegen. Stockholm, 17. März. Der König beabsihtigt, laut Meldung der „Haunib. Nachr.“, gegen Ende April dem Kaiser von Rußland einen Besuch abzu- statten. Falls der finnische Meerbusen bis zu dieser Zeit noch nicht eisfrei, soll die Reise bis zum Juni vershoben werden. Durh Königliche Resolution is es, einem Telegramm des „Snällposten“ zufolge, beshlossen worden, eine aus 3 Schweden und 3 Norwegern bestehende Kommisfion zur Ausarbeitung einiger Reformvorschläge, betreffend das Konsulatswesen, niederzuseten.

Amerika. Aus Washington wird vom 18. d. Mts. per Kabeldepeshe gemeldet: Der Senat hat den mit Hawai geschlossenen Gegenseitigkeitsvertrag ratifizirt, indeß mit der Hinzufügung eines Paragraphen, der die Abtretung einer Flotten- oder Kohlenstation auf den Sandwichsinseln an irgend eine auswärtige Macht, ausgenommen die Vereinigten Staaten, auss\chließt. :

Aus Südamerika meldet die „A. A. C.“ vom 19. März Folgendes :

Aus Rio de Janeiro wird vom 23. Februar berichtet: Das gelbe Fieber greift um sich und verursacht gegenwärtig täglih im Durchschnitt aht Todesfälle. Die Legislatur von Paraguay {loß am 23, d. ihre Sesfion, nachdem sie das Regierungsbudget genehmigt und die Emission von paraguitischen Konsols im Betrage von 2,900,000 Dollárs autorisirt hatte. Die argentinische Regierung befestigt die Insel Martin Garcia im La-Plata-Fluß, den Schlüssel der Schiffahrt von Parana und Uruguay. Die Provinz Rio Grande do Sul wurde von einer Heuschreckenplage heimgesucht, wodur die ganze Vegetation vernichtet wurde.

_ Nach Berichten aus Buenos Ayres vom 15. Februar hat Präfident Varela die neuen auswärtigen Gesandten und Konsuln anerkannt. Sie machten ihm ihre Aufwartung, um ihn zu dem gün- sfgen Aspekt der Angelegenheiten zu beglückwünshen. Man hält es

r wahrscheinlich, daß eine Nationalbank von Uruguay mit cinem Kapital von vier Millionen Pfd. Sterl. gegründet werden wird.

Bolivia. Der fiskalishe Delegirte der Republik Bolivia in London veröffentlicht Folgendes: Der Aufstand, der in La Paz aus- bra, wurde am 18. Januar na einer in Villa Santa unweit der Stadt stattgefundenen Schlacht, in welher der greise und tapfere

Präsident Frias die Regierungstruppen befehligt irff

¿ Frias di gte, wirksam unter-

drückt. Die Führer des Aufstandes, Quevado und Corval, entkamen

und sind nun in Peru. Das Land befindet sich nun im Frieden mit

Daatiafrie Lea b De während alle Parteien die größte arfeit gegen den Präfidenten wegen seines persönli

prompten Einschreitens bekunden. E S E

Asien. Aus Baroda wird der „Times“ telegraphirt daß die Kommission, die den Verhandlungen gegen bee Sir war präfidirte, am Montag in Bombay zusammentreten wird, um die Beweisaufnahme in Erwägung zu ziehen, worauf am Sonnabend der Prozeß seinen Abschluß finden wird.

Neichstags - Angelegenheiten. Im Wahlkreise Templin-Ruppin ift der Ober-Präsident Graf voa Arnim-Boyßhenburg mit 6892 von 7067 überhaupt

Uen Stimmen zum Reichstags-Abgeordneten wieder gewählt rden,

Vereinswesen.

Die Nr. 3 der „Fliegendén Blätter aus dem Rauhen Ha bei Hamburg“ enthält unter „Vermischte Notizen" einen tg richt über die Entwickelung der „Herbergen zur Heimath.* Zum ersten Male ist au vou Jenseits des Ozeans die Bitte laut geworden der größern deutschen Gemeinschaft sich anschließen zu dürfen und zwar Seitens des Verwaltungsraths des deutschen Emigrautenhauses zu New-York. Dieses im Jahre 1873 von der Lutherischen Emigranten- Oos gegründete Haus leistet den Auswanderern wesentliche

Eine neue Herberge zur Heimath ift seit Anfang des Jahres 1874 zu Neumarkt in Schlesien durch A Pastor br. Ca in das Leben gerufen und steht ganz unter dessen Leitung. Auch în Meseriß besteht eine gleiche Anlage seit 1870, welche das Eigen- “ries ne Sn Die Oi Handwerksburschen, um deren

er Stadt zu verhüten, jeder auf ei

20 verpflegt werden: î ) i f einen Tag beherbergt

le am Sonnabende zuwandernden Gesellen dürfen über Sonn- tag bleiben. Vom 4 April 1870 bis ¡m März 1874 e dort 9993 Personen Aufnahme, und ihre Verpflegung kostete 801 Thaler. In Hamburg hat man eine zweite Arstalt gegründet. Vier Her- bergen, die in Gütersloh, in Prenzlau, in Sondershausen und Grünberg sind dagegen eingegangen.

Die neu eröffnete Herberge zu Meß gedeiht erfreulich, 11 bis 12 Mann täglih durchscnittlich hatten dort regelmäßig ihr Obdach und 28 ungefähr waren în Kost. Auch von Brandenburg a. H. und von Er furt wird Erfreuliches berichtet. Die vor 11 Monaten erst auf Aktien errichtete Herberge zur Heimath zu Straßburg i. E., O E E E Bi E ein Geschenk vou 3000 M be- dilligt worden ist, hat bis jeßt das günstige Resultat eines anselhn- lichen baaren Ueberschusses Ubfert S S N

Statistische Nachrichten.

Die Nr. 11 der „Statistischen Correspondenz“ (heraus egen g L s in U hat Folacaben Aubnit, Dec Bie au in der Provinz Hessen-Nassau im Jahre 1874, Die \kandina- bea E ff c Jahre 15874, Die skandina

Die \{chwedische Universität Upsala zählt gegenwärtig 1480 Studenten, 29 ordentliche, 2 außerordentliche Diofessoren, 20 Latte liche und 2 außerordentlihe Adjunkten und43 Dozenten, Den Fa- fultäten nah gebö:ten 332 Studenten der theologischen, 142 der juridischen, 151 der medizinishen und 855 der philosophischen an. Die verhältnißmäßig \chwace Zahl der Mediziner erklärt sih dadurch, daß fih in Stockholm eine medizinische Fakultät befindet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der bekannten Sam nlung „Deutsche Zeit- und Streit- fragen. Slugschriften zur Kenntniß der Gegenwart. Herausgegeben von Fr. v. Holßendorff und W. Oncken. Berlin, C. G. Lüderißsche Verlagsbuchhaudlung Carl Habel“ ist soeben das 46. Heft erfck nen. Dafselbe enthält einen Aufsaß von Karl Fischer ük Deutschlands öffentlihe Meinung im Reformation zeitalter und in der Gegenwart. Bei den vielfachen Bezis- hungen, in welchen die Gegenwart gcrade zu jenem Zeitalter steht, wird das lebendig geschriebene Schriften gern gelesen werden.

Die deutsche Schillerstiftung, deren Jahresbericht vom Januar 1875 jeßt vorliegt, hat im verflossenen Jahre A Ee

| Mark an Unterstüßungen gezahlt, von denen nur circa 9000 Mark

auf die Zweigstiftungen kommen. Die leßte Weimaraner General- versammlung warf 22 neue lebenslänglihe Pensionen aus.

Wie man der „Allg. Ztg.“ aus München, 15. März, schreibt hat Se. Majestät der König von Bayern auf Antrag des Staats- Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten die Vornahme eines Aufbaues auf der vormaligen Königlichen Glasmalerei- Anstalt und die Adaptirung des ganzen Gebäudes für die Zweckte der Königlichen Kunstgewerbeschule genehmigt. Nach Vollendung dieser Arbeiten uud Uebersiedelung der genannten Lehranstalt dorthin wird in den dermaligen Räumen der Kunstgewerbeschule unter den N baut f Pot prdem R Ge Ee Un von Original- Abgüssen der bedeutendsten Antiken aufgestellt und dem Besuche des Publikums geöffnet werden. O

Am 19. März starb in Dresden Prof. Dr. Karl Gustav Helbig, als Historiker besonders um die Forschungen in den Wallen- steinurkunden und in der Bereicherung der hierhergehörigen Literatur verdient. Er war 1808 in Dresden geboren und hat sih mehrfach als Historiker in der sächsischen Geschichte bethätigt.

In Gries bei Boten ist am 18. d. der bekanute Violin-

Virtuos Ferdinand Laub nach kaum vollendetem 43. Lebensjahre

gestorben. Derselbe war ein geborner Prager und Schüler des dorti- gen Konfervatoriums, speziell Mildners. Jn den leßten Jahren hatte er in Rußland eine hervorragende Stellung gefunden.

Von den jeßt zur Austheilung gelangten „Ehrendiplom en“ der internationalen U E Wiener Weltausstellung giebt die „N. fr. Pr.“ die erste Beschreibung: Das von dem Maler Laufberger stilvoll entworfene und dur Professor Unger meisterhaft radirte Diplom ist ein werthvolles Kunstwerk zu nennen, mit dessen Ausstattung die von früheren Expositionen verliehenen Dipleme nicht im Entferntesten sih messen können. Das innere Oval in dem Rahmen dieses Kunstwerks enthält die übliche Inschrift. Als krönende Figur des Rahmens erscheint die mit Lorbeerzweigen umschlungene Auftria, welche eine Waage in der Linken hält. Rechts und links unter der Austria {weben zwei weiblihe Genien dahin; die Figur zur Rechten hält einen Lorbeerkranz in der einen und einen Palmenzweig in der anderen e die Figur zur Linken trägt Kränze und Eichenlaub um den Arm geshlungen. Unter diesen beiden Genien sißen zwei mächtige Frauengestalten, durch die Orient und Occident vex- sinnliht werden. Das Haupt der Figur des Morgeulandes ist mit einem Stirubande, der Hals mit reihem Ge- \chmeide geziert; Lotosblumen, halb aufgeblüht, ruhen in den Händen des orientalishen Weibes. Die Figur des Abendlandes ist mit einem Diadem und mit Halskreuz und Kette geschmüdckt. Als abschließende Geftälten sind zwei Kindergenien angebracht, welche das Reichswappen mit dem Doppeladler und darüber die Kaiserkrone tra- gen. Um das Wappenschild läuft eine Kette, die das goldene Vkieß trägt; ein Querband zeigt den Kaiserlichen Wahlspruch: Viribus unitis. Reiche Ornamentif aus Blumenblättern und architektonischen Gebilden ist zwischen den Figuren fiunig vertheilt.

Im Theater der Royal Institution in London hielt am 18. vor einer zahkeeihen Zuhörerschaft, unter der sich der Pcinz von Wales fowie hervorragende englishe Gelehrte befanden, Professor

Dr, A. W. Hofmann von hier die dreijährliche „Faraday-Vopr-