Witterungsverhältnisseim nördlichen und mittleren
Deutschland während des Winters 1875.
Das meteoro zember 1874 und re Dezember, Januar, Februar bilden den Winter, März, das Frühjahr, Juni, Juli, August den Sommer und Oktober, November den H erbt. Der Witterungscarakt gten Monate zeigt im Allgemeinen eine bessere als wenn die vier Jahreszeiten nah den astrouo- mischen Zeitpünkten abgegrenzt werden; zuglei giebt #0 der mittelfte Monat des Winters die kälteste, der des des Jahres an, während die mittelsten des Herbstes an Wärme der mittleren Ja
eine Gruppe
Uebereinstimmung ,
fommen,
Der Winter 1875 durchfchnittlihen® Verlaufe gewöhnlich kältefte Monat, 2 bis 4 Grade wä und Westpreußen ausnimmt, 1 bis 2 Grade
und, wenn man Osft- feruer , daß der Januar dur eine
vereini
dieser
wärmer als der Dezember war,
ungewöhnliche Menge von wässer anderen Wintermonaten, namentli Die Witterung d
nur selten unter den Gefrierpunkt,
weise in Form von Regen wetter, in diefem sank üb an Stelle des Regens t tende — Schneefälle, und
theils des Dezember zei Abnabme des Luf Theilen des nördlichen und
tdruckes an
tem Südwestwinde sein Minimum
dies erst einen Tag später ein. Das Marim fiel ebenso gleichmäßig überall auf das End dies wieder in Preußen ein paar Tage sp mit ihm kam die Polarstrôömung mehr fälle waren fast allgemein, eine Temperatur, P an einigen Ort and.
Noth intensiver Anfang des Januar in Wärmeminimum auf den 1. und Preußen, Posen und Schlefien hielt die strenge 9. und 10. Januar an, dann aber folgte eine denen die mittlere Temperatur der durchchnit kam oder fie noch übertraf : WMitterungsumschlag schon ein ftrom herrschte fast den ganzen Monat vor.
derselbe herbeiführte, rief an den
und während der Zeit vom 12. h fast täglihe Niederschläge als Reg Dabei stieg aber die Wärme immer fi namentlich in der \{chuß von 6 bis 7 Grad. Das absolute W das Thermometer zeigte in den östlichen Theilen 4 stlihen 8 bis 10 Grad, während in der Zeit vom Helfingfors und St. Petersburg einen
den 20. Januar; in den we 19. bis 23. Janua Thermometerstand von Haparanda telegraphirte 5 zu derselben Zeit, land eine Temperatur von 2 bis 4 vou 7 bis 9 Grad herrschte. mein ein Steigen des Barome hatte es seinen niedrigsten, Stand, und zwar bei vorher Temperatur ging auf In entshiedenem Ge Februar vorzüglich in Preage Winterwitterung ein. ebruar im Durchschnitt 1 bi
bis ‘8,
von — 31,10
des Januar, Januar,
r Haparanda,
namentli
— 0
man
der
i es Dezember zer li verschiedene Theile: in dem ersteren im leßteren die polare Strömung vor, i
ters ein.
Jahreszeit,
— nur in
2. Januar.
bis — 250
logische Jahr 1875 beginnt mit dem 1. De- ¿cht bis zu dem 30. November 1875. Die Monate April, Mai September, ex der so in
ommers die wärmste Zeit Monate des Frühjahrs und hreêtempexatur am nächsten
zeigte insofern eine Abweichung von dem als der Januar, der rmer als der Februäar,
igen Niederschlägen vor den zwei ch dem Februar, \sich auszeicnete.
el fast überall in zwei ziem- errschte der Aequatorialstrom, r, in jenem sank die Temperatur die Niederschläge fielen vcrzugs- , es war mehr oder weniger noch Herbst- erall die Temperatur mehr und mehr herab, raten — in manchen Gegenden sehr bedeu- : 1D namentlich am Schlusse des Monats stellte sih eine entshiedene Winterwitterung ein. Zu Ende des ersten Drit- gte überall das Barometer eine sehr rasche , am 9. Dezember erreihte es in allen mittleren Deutschlands meist bei lebhaf- der Provinz Preußen trat um des Barometerstandes e des Monats und - agu äter, als weiter westlich; zur Geltung, bedeutende Schnee- und die leßte Pentade des Dezember hatte ivelche der durchs{chnittlihen Wärme 3 bis 5 Grade, en des westlihen Deutschland 5 bis 7 Grade nac-
, als am Ende des Dezember, trat die Kälte zu Deutschland auf, und faft überall fiel das
In den Provinzen
Der Aeq
hatten,
Witterung bis zum Reihe von Tagen, in tlichen Wärme gleich- in den übrigen Provinzen trat dieser e Woche früher ein. l Die Feuchtigkeit, welche meisten Orten dichte Nebel hervor, is 27. Januar waren hier und da en und Schnee zu verzeichnen. mehr und mehr und es ergab Pentade vom 16. bis 20. Januar ein Ueber- ärmemaximum fiel auf
uatorial-
ja aus
den 23. Januar eine Wärme
wo im
östlichen
Deutschs
, im- mittlern und westlichen Gegen Ende des Monats trat allge- Den 22. bis 25. Januar den 28. bis 31. Januar seinen höchsten rschender polarer Windesrichtung. ihren normalen Stand wieder zurü. gensaße gegen den Januar stellte sich im zweiten Hälfte desselben eine auffallend Mährend die mittlere Temperatur des ; i s 2 Grade höher zu sein pflegt, als die stand in diesem Jahre die Wärme des Februar der des ch im mittleren und westlihen Deutschland, um
Die
3 bis 5 Grade nah. Jn den ersten Tagen des Monats sank das
Barometer
mit dem einfallenden Aequato1ialstrome erhob sich in und mittleren Provinzen die Temperatur am- 2. bis 4. ihr Marimum, jedoch erreichte dies an den meisten Ein neues Steigen des Luftdruckes“ und der Eintritt gen führte eine Aenderung in den Witterungs- Regens in den ersten ur Schnee; in der leßten Niederschläge. Die Wärme so daß die zwei leßten Pentaden des Februar, n Deutschland eine Wärme von etwa —1°, im chen von 2° zu haben pflegen, in diesem eratur von etwa —79°, — 6° und —2° hat-
Grad.
polarer Windesströmun verhältnissen herbei,
Monatstagen trat vom 4. Februar an fast n Hälfte des Monats aber fielen nur selten N nahm mehr und mehr ab, welche im östlichen Theile vo mittlern von 1°, im westli Jahre eine mittlere Temp Durch starke 17. Februar; an le 10 und 11 Uhr Vormitta
ten.
An die Stelle des
den
auffallend rasch auf seinen niedrigsten Stand herab, und
ftlichen
Februar auf Orten kaum
Nebel ausgezeichnet waren namentlich der 16. und ßterem- Tage zeigte {h z. B.
völlige Dunkelheit herrschte. hältnisse des Luftdruckes, der Temperatur
Ueber die Ver und über die Men
Königsberg...
Dätzig «i
Stettin
Breslau
Mi ¿a
Sogin e,
Dei 393.77
ber ge der Niederschläge an des nördlichen und mittleren Deutschlands währe Winters geben folgende Uebersichten nähere Ausk
Barometer in Pariser Linien:
Mittl. Baro- meterstand.
Déz. 8333,77 31
Jan. 336 25 28 Febr. 338.67 19
. Dez. 333,99 31
Jan. 336.58 28 Febr. 338.86 19
Dez. 333.01 28 Jan. 335.79 27 Febr. 337.53 19
928 Jan. 336.51 30
Febr. 338.26 22 Dez. 335.55 28 Jan. 337.84 31 Febr. 339.75 22
. Dez. 331.82 28
Jan. 334.99 28 Febr. 336.15 19
Dez. 32940 28 Ian. 332,32 28 Febr. 832.82 1 Dez. 325.90 28 Jan. 329.22 31 Febr. 329.38 1
. Dez. 331,61 28
Jan. 334.60 31 Febr. 335.10 1
8s der Himmel so diht umhüllt,
Maximum
342.63 343.46 343,53
342 84 343.53 343.59
340.60 342.92 341,60
341.95 344,45 341.21
343.68 346.26 342.75
339.46 342.00 340 30
336.43 338.86 336.81 332.97 339.64 333.62 338,87 341.65 339.18
in Berlin
zwischen
daß fast
verschiedenen Orten nd des verflossenen unft.
Minimum
324.77 326.84 329.97
324.45 327.45 330.08 322 49 326.99 329.42
321.73 326.27 331.65 322.28 327 41 333.60
323.91 325.70 328,68 322.06 321.71 326.94 318.08 320,50 323.96
322,11 324.277 4 329,18
SW WNW WSW
S
SW
NW
Still,
NW
SO
S
SW
W
S SW W S
S W
SW W W
Hannover-..
Kaiserslau
Darmstadt
Die folgende Ueber der drei Wintermonate, Vergleichung die aus de Jahren abgeleiteten dur
Dez. 333.37 28 Jan. 336.46 31 Febr. 337.52 19
. Dez. 332.02 28 an. 334.81 27 br. 335.59 2
Dez. 331.77 29 Jan. 334,92 31 Febr./336.06 1 Dez. 333.59 28 Jan. 336.35 30 Febr. 336.50 1
Dez. 329.56 28 Jan. 332.85 31 Febr. 331.89 1
Dez. 325.56 28 an. 329.19 31 br. 328.21 1
. Dez. 327.89 28 Jan. 331.28 31 Febr. 330.35 1
Diedenhofen. . Dez. 328.35 31 Jan. 331 93 31 Febr. 331.19 1
Thermometer nach Reaum.
sicht enthält die mittleren Temperaturen sowie des Winters 1875 selbst, denen zur n Beobachtungen einer längeren Reihe von chs{chnittlien Werthe in Klammern beigefügt
de
tern
Je
..
find. Hierauf folgt mum und Mint
nisse klarer hervortrete der eine dem Meeresein
deren Theils zwischen
Königs-
berg:
Claußen:
Danzig:
Hela:
Stettin:
Putbus:
Hamburg:
Emden:
Posen:
Breslau:
Wang:
Görliß:
A A, H
Torgau:
Berlin:
Hannover:
Clausthal:
Münster:
Cöln:
Trier:
Kaisers-
lautern:
Darmstadt:
Dez: Jan. Febr. Winter Dez. 20 ebr. Winter Dez. Jan. Febr. Winter Dez. Ian. Febr. Winter Dez. Jan. ebr. inter Dez. Jan. Febr. Winter Dez. Jan. Febr. Wiuter Dez. Zan. B inter Dez. Jan. Febr. Winter Dez. Jan. Febr. Winter Dez. Jan. Febr. Winter Dez. Jan. Febr. Winter
an, ebr. inter Dez. Jan, Febr. Winter
Dez. an. Febr. Winter Dez. Jan. Febr. inter Dez. Jan. ebr. inter Dez. Jan. Ee Winter Dez.
Jan. Febr.
Winter Dez. Jan. Sebr, inter RE an. ebr. inter Dez. Jan. Febr. Winter
i Punkten v neben Königsberg Claußen (b Stettin Putbus, ferner neb die Landskrone, neben Hann
Mittlere
340.99 343.69 340.78
339.83 340.88 339.41
339,61 343.40 340.02
340.28 340.80 340.42
336.35 339.55 337.26
331.78 339.56 323.16
334.74 337.21 335.22 334.37 338.37 336.37
Temperatur. —1.77 [—L,4] — 3.53 [—3.09] — 5.11 [—2.74] —3.47 [—2.43] —2.08 [— 2,91] —4.79 [—4.36] —7.25 [— 2.77] — 4.71 [—3.35] —0.95 [— 0.23] —2.2 [—1.21] —3,94 [—0.86] —2.37 [—0.76]
t 0.47] .85 [—0.64] —2,44 [— 0.86] —1.28 [—0.,34]
0.385 [ 0.11] 0.30 |—1.20]
—3.30 [
—1.12 — 0.69
0-00] [—0.36] [ 0.82]
—0.62 [—0.s0]
— 2.65
[—0.49]
—1,22 [—0t6]
—0:98 1.44
—1,50 —0.,35
— 0.52
1.65 — 1.22 —0.03
— 0,95 —0.71 — 4,52 — 2.06 —1.15 — 0.48 —D,32 — 2,32 — 3.77 —1.64 —6.30 — 3.90
— 1.11 —0.07 — 5.00 —2,06 — 2.36 —1.28 —6.21 — 3,28
[ 0.84] [ 0.39] [{ 1.55] [ 093] [1.4] [0.19] [1.32] [0 99] [—0 90] |— 2.05] |— 0.90] [—1.28] [—0.80] | —1.79] [—0.48] [—1.09] | — 2.16] [—2.5 1% [— 2.08] [—0.71] — 1.66] |—0.,35] [— 0.91]
—0.50 [ 0.29] 1.20 [— 0.78]
—3.46 |
—0,.92 0.09
0.62] [ 0.04]
[ 0.53]
1.42 [—0.65] —2.79 | 0.74] —0.49 [ 0.21]
—0.62
2,74 — 2.11
0.00 — 2.61 — 0.10 — 4.32
[1.42] [0.49] [1.46] 1] [—1.10] [—1.79]} [—0.98]
—2.34 [|—1.29]
0.12 3.43 —1.32 2.23
—0.01 3.62 —0.14 1,16
— 0.07 2 56 — 0.76 0,58
— 0,84 2.08 —-2 13 — 0,30 —0,29 2 33 — 1.31 0,24
[1.91] [1.18
[1%] [1.66]
[1.96] {1.30 [2.72 [1.99
[1.44] 0.88] [221 T.51] [— 20) t [0.15] lo [0.88
Ha]
7 20
dD dD
do d O
dD do O
o Bo RReo p
12 21 24
9,0 6.5 1,4
322.93 326.64 330,31
320.38 325.76 330:48 319.685 326.05 329.91
321.80 326.27 331.29 320 22 322.65 326.12 316.96 320 59 322 68
320.09 321.91 325.34
319.22 322.59 325.47
31 2 20
31 10 24
31 2 25
31 10 24
29 2 24
31 2 24
SW NW W
W NW SO SW SW
O
W W SW
SW W W
SW
SW
NW
SW
NW O
SW
N O
für die einzelnen Monate das absolute Maríi- m. Damit der Unterschied der Wärmeverhält- welcher eines Theils zwischen Orteo, von denen flusse mehr ausgeseßt ist als der andere, an- on verschiedener Höhe stattfindet, ift ei Lyk), neben Danzig Hela, neben en Breslau Kirche Wang, neben Görlitz over Clausthal aufgeführt.
Maximum Minimum Tag Stand Tag
Stand —12,4 —14,2 —14,6
—15.2 —22.2 —19 2
— 13,8 —19.2 —13.2
— 5.6
—10.0
— 8,0
— 8.3 —14 8 —10.9
— 4,6 —14.1 — 10.0
— 8.1 — 7,8 — 8,0
— 10.1 — 10.8 — 6.4
0.10 9 2 62 20 —0.47 2 0.75 e ; Niederschläge,
Die Höbe der Niedersch âge aus dem Regenwasser und dem ge: \{chmolzenen Schnee ist nah Pariser Linien angegeben und aub hier zur Vergleichung die Höhe in Klammern beigefügt, welche man als Mittelwerth für eine lärgere Reike von Jahren gefunden hat. Claußen £2 Dez. 13,99 [13.22] LandskroneDez. 9.03 [13.9]
Jan. 21,61 [10.69] Jan. 20.95 [9.77] Febr. 7,82 [10,50] &ebr. 3.61 [1318] Königsberg Dez. 13.00 [18,36] Dez. 16.37 [17,98] Jan. 29.67 [16.23] Jan. 20.18 Hen Sebr. 4,59 [15.27] Febr. 10.09 [16.63] Déz. 27.365 [14.02] Dez. 24.8 [23.04 an. 25.28 [10.84] Jan. 39.075 [16.55] Febr. 8.99 [10.02] Febr. 9.55 [19.18] Dez. 25,42 [20.70] Dez. 23.375 [22.76] Jan. 30.66 [16.61] Jan. 17.37 [15.15] Febr. 10.83 [13 70] Febr. 6.79 [13.66] Dez. 20.6 [15.33] Dez. 49.47 [80.13] Jan, 24,43 [12.61] Jan. 58.28 [58.97] Sebr. 7,00 [12,79] Febr. 24.58 [58.15] Dez. 30.38 [39.46] Dez. 34.12 Be] Jan. 33.51 [17,44] an, 32.43 [25.94 Febr. 5.98 [15.75] Febr. 9.21 [19 2] Dez, 36.12 [27.61] Dez. 15,41 [22.47] Jan. 34.71 [22.87] Jan. Febr. 12.44 [19,76] Febr. Dez. 12.97 [14,14] Dez. Jan, 22.9 [14.07] Fan. Febr. Febr. Dez.
[13.46] 36.38 [12.36] Dez. Jan. Jan. Febr.
14.31 [7.37] Febr. Dez.
12.79 [8.04]
49.1 [42.24] Dez. Jan. Jan, Febr.
25,7 [26.89]
32.275 | 29.42] Febr. Dez. 31.98 [19.21] Dez. Jan, 21.16 [14.64] Jan. Febr. 15.85 [19.69] Febr.
7.7 31 8.7 F 45 8
Dez. Zan. Febr. Winter
Torgau
Berlin
Danzig
Putbus Hannover
Stettin Clausthal
Hamburg Mün ster
Emden Cöln
13.36 [16.46] 31.83 [25,48] 42.42 [25.26] 7.58 [16,71] 22.35
90.18
6.26
30.76 [22 66] 39.80 [23.02] 11.86 [17.09] 47 85 36.26
6.73
Trier
Posen
Ka isers- lautern
Breslau Wang Darmstadt
Dieden-
Görliß s
S Halen 7
Im Königlichen Opernhause findet heute eine Probe der i
Oper „die Makkabäer*" von Rubinstein statt. — Hr. Schott wird am 10. d. M., unmittelbar nach der leßten diesjährigen „Cesario *- Aufführung, (ia welcher auch Fr. Mallinger zum leßten Male vor ihrem Urlaube auftritt) zum Gastspiel nah Riga reisen, wo er als „Josef sih zuerst hören lafsen will.
Srl. Sophie König, die treffliche Gastin des Wolters - dorff-Theaters, welhe durh ihre „Kunstreiterin Stella“ in Jakobsons „Ein unverdorbener Jüngling“ sih im Fluge die Gunst des Publikums errungen und durch ihre vorzügliche Darstellung die Posse in erster Reihe mit zu einem Zug- und Kassenstük gemacht, hat zu morgen Montag diejelbe Vorstellung als Ben efiz gewählt.
— Das auf Wunsch des Vereins Besten der theater stattfindende Auftreten Friedrich Haase's als „ShyloÆ* („Kaufmann von Venedig“), wird vielleicht den von der Direktion genannter Bühne schon längft gesuhten Anknüpfungspunkt bieten, um mit dem Künstler über einen später statthabenden längeren Gast- rollenzyklus zu fkontrahiren.
ES# — Morgen Vormittag 11 Uhr findet in dem na der Behren- straße gelegenen Saal der Passage (Eingang von der Bebren- und L aneneds eine Vorlesung der Tragödie „Thoma- ine“ von Lua unter Leitung des Hrn. Regisseur Pittmann, vorge- tragen von den Damen Frl. Clara Meyer und Fr. Breithah vou Königlichen Hoftheater), Frl. Behringer und Frl, Heller (vom Resi- denztheater), Fr. Formes-Schüler (vom Nationaltheater) und Frl. Hahn nnd den Herren Wessels und Weigel (vom Residenztheater), Hrn. Formes (vom Wallnertheater) und Hrn. Bollmann (vom Fried- rich-Wilhelmstädtishen Theater) statt. Billets zu 2 Æ sind in B. Behrs Buchhandlung (E. Bock), Unter den Linden 27, zu haben.
Im Circus Salamonsky fand am Mitlwoch die leßte Vorstellung in dieser Saison statt. Die Räume des Circus waren bis auf den leßten Plaß gefüllt und das Publikum ließ die Gelegenheit nicht unbenußt vorübergehen, ohne Hrn. Direktor Salamonéky die Beweise des herzlichsten Wohlwollens zu geben. Endlose He: vorrufe des Direktors wie der einzelnen Künstler zeigten, daß die Gesellschaft in Berlin s|ch{ viele Freunde erworben hat, die sie nux ungern scheiden sehen und die sie stets bei ihrer Wiederkunft willkommen heißen werden. Schon vorgestern Morgen verließ die Gesellschaft Berlin, um sich nach d chau zu begeben, wo bereits heute die Vorstellungen beginnen ollen.
Dem Dichter Andersen is aus Anlaß seines gestrigen 70. Geburtstages von Sr. Majcftät dem König von Dänemark das Commandeur-Kreuz des Danebrog-Ordens verlichen worden; dur Deputationen von Kopenhagen und aus Odense, dem Geburtsorte des lea wo ebenfalls eine Feier stattfand, wurden Adressen überreicht.
— Die Tageêéordnung für den ersten Kongreß österreichi- ber Volkswirthe ist folgendermaßen festgestellt worden: Erster erhandlungstag (5. April): Genehmigung der Statuten und Wahl des Präfidiums; Referat über die Steuerfrage; Referat über die Eisenbahntarife. Zweiter Verhandlungstag (6. April): Referat über die Valutafrage; Referat über die Bankftage. “Dritter Verhandlungs- tag (7. April): Wahl des Ausschusses; Referate über die Zoll- und andelsfrage. Die Sitzungen finden im großen Saale des nieder- österreichishen Gewerbevereins (Eschenbachgasse Nr. 11) statt und be- ginnen um 10 Uhr Vormittags.
„Berliner Presse“ und zum
Der Pariser Akklimatisirungsgarten im Boulogner Wäldchen erhielt aus China eine Sammlung seltener Pflanzen, die durch ein von den Chinesen angewandtes Verfahren gefärbt sind. Die Pflanzen find im grie Glashause des Gartens aus- gestellt und erregen allgemeine Bewunderung. Unter dicser Sendung befindet sich ein Zwergbaum von 50 Centimetern Höhe, dessen Stamm. die Dicke eines Fingers hat und dessen Wurzeln man in der hohlen Hand halten kann. Der Baum gehört zu einer Eichenart und ist ungefähr 100 Jahre alt. Man hat hier kein natürliches Phänomen vor sich, sondern das Produkt der chinesischen Gärtnerkunst, die ihre höchste Aufgabe in dieser Klein- gestaltung der Pflanzen sucht.
Die leßte Kutliste von Meran weist 1598 Kurgäste in dieser Wintersaison aus. s
: Redacteur: F. Prehm.
Berlin: Verlag der Expedition (Kessel). Fünf Beilagen
(einschließlich Börsen-Beilage),
Druck W. Elsner
24.17 [18.94] B
dee Mle desselben heute im National--
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Slaals-Anzeiger. Se
Personal-Veränderungen. Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Portepee - Fähnriche 2c. Ernennungen, Beförderungen und Verseßungen. Berlin, 27, Mär "Cbveim P lipp Ernsi zu Hob
erlin, 27. März. Erbprinz ilipp Ernst zu Hohben- lohe-Schillingsfürst, in der Armee, und zwar als Sec. Lt, à la suite des 2. Garde-Drag. Regts., mit Vorbehalt der Paten- tirung, angestellt.
i _ Im Hanifläfs-Corps. Berlin, 24. März. Dr. Schellhaus, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 47, Dr. Kessel, Assist, Arzt
2. Kl. der Landw. vom 1, Bat, Landw. Regts. Nr. 28, Dr. Taupel,
Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 22, Dr. Klein, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 40, Dr. Szyman, Assift. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 5, Dr, v. Karczewski, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 18, Dr. Schaeßzke, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1, Bat. Landw. Regts. Nr. 50, Dr. Weber, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 82, Dr. Schulz, - Asfist. Arzt 2. Kl, der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 53, Dr. Höfling, Assift, Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 53, Dr, Keppler, Assist. Arzt 2, Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 82, Dr. v. Kos zutski, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 18, Dr. Diehl, Assist. Arzt 2, Kl. der Landw. vom 1, Bat. Landw. Regts. Nr. 82, Dr. Heinrich, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom Res. _ Landw. Bat. Nr. 35, Dr. v, Daszkiewicz, Assist, Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bataillon Landwehr-Regiments Nr. 14, Dr. Günther, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 5, Dr. Perl, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 35, Dr. Breslauer, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 54, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Landw., Dr, Werni ch, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom Ref. Landw. Bat, Nr. 35, Dr. Dorn, Assist. Arzt 2. Kl. der Ref. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 47, Dr. Gansel, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom 1. Bat, Landw. Regts. Nr. 48, zu Assist. Aerzten 1. Kl. der Reserve, Dr. Delkers, Afffsist. Arzt 2. Kl, vom Drag. Regt. Nr. 8, Dr. Ellerh orst, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 56, Dr. Claes, Assisteuz-Arzt 2. Klasse vom Drag. Regt. Nr. 2, Dr. Leistik ow, Assist. Arzt 2. Klasse vom 4. Garde-Grenadier- Regt, Dr. Hausmann, Asfist. Arzt 2 Kl. vom Inf. Regt. Nr. 19, Dr. Mayer, Assist. Arzt 2. Kl. vom Drag. Regt. Nr. 20, Dr. Schirach, Assist. Arzt 2, Kl. vom Hus. Regt. Nr. 6, De MaLr- Mchand, Assist. Arzt 2. Kl. vom Kadettenhause in Berlin, Dr. Mens, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 67, Dr. Reger, Assist. Arzt 2. Kl. vom Kadettenhause in Potsdam, zu Assist. Aerz- ten 1. Kl, Dr. Henckel, Unterarzt vom Feld-Art. Regt. Nr. 1, unter Verseßung zum Inf. Regt. Nr. 84, Dr. Kaab, Unterarzt vom Inf. Regt. Nr. 43, unter Verseßung zum Füs. Regt. Nr. 86, Dr, Kossaß, Unterarzt vom Füs. Regt. Nr. 37, Dr, Dahmann, Unterarzt vom Füsilier-Regt. Nr. 90, dieser unter Verseßung zum Train-Bat. Nr. 14, zu Assist. Aerzten 2. Kl., Dr. Meisne r, Unter- arzt der Res. vom 1. Bataillon Landw. Regts. Nr. 56, Dr. Dall- mann, Unterarzt der Res. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 20, Dr, Kühnemann, Dr. Jacobsthal, Unterärzte der Res. des Res. Landw. Bats. Nr. 35, Dr. Semrau, Unterarzt der Res. vom Res. Landw. Bat. Nr. 38, Dr. Vüllers, Unterarzt der 43 vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 55, Dr. Pfahl, Unterarzt der Res. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nx. 28, Dr. Wait, Unterarzt der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 85, Dr, Ei senl ohr, Unterarzt der Ref. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 112, Dr. Stoevesandt, Unterarzt der Ref. vom Füs. Regt Nr. 73, dieser unter Einrangirung in das 1. Bat, Landw. Regis, Nr. 75, zu Assist. Aerzten 2 Kl. der Res. be- fördert. Ziegler, Assist. Arzt 2. Kl, vom Kür. Regt. Nr. 2, als Marine-Assist. Arzt 2. Kl. zur Marine verseßt. Dr. Vahl, Stabs- und Bat. Arzt vom 2. Bat. 1. Garde-Regts. z. F., zum Garde-Pion. Bat,, Dr. Ernesti, Stabsarzt vom mediz. chirurg. Friedrih-Wil- helms-Jnstitut, als Bats. Arzt zum 2. Bat. 1. Garde-Regts. z. F., Dr. Liegener, Assift. Arzt 2. Kl. vom Grenad. Regt. Nr. 2, zum Schles. Ulanen-Regt. Nr. 2, Dr. Duddenhagusen, Assist. Arzt 2, Kl. vom Füs. Regt. Nr. 86, zum Inf. Regt, Nr. 42, Peschel, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 53, zum Gren. Regt. Nr. 2, verseßt. Dr. E Oel, Assist. Arzt 1. Kl. v. Inf. Regt. Nr. 112, ein Patent seiner
harge verliehen. Dr. Körbin, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 60, im aktiven Sanitätscorps, und. zwar als Assist. Arzt 2. Kl. mit seinem Patent vom 19. Januar 1875 E. bei dem Inf. Regt. Nr. 25 angestellt. Dr. Jacob, Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Inf. Regt. Nr. 18, Dr. Doyés, Stabs- und Bats. Arzt vom 2. Bat. Inf. Regt. Nr. 59, beiden mit Pens. und der Unif. des Sanit. Corps, Dr. Jacob, Stabsarzt der Land- wehr vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 64, mit der Uniform des Sa- nitäts-Corps, Dr. Strack, Stabsarzt der Landw. vom 2. Bataillon Landw. Regts. Nr. 70, Dr. Zochert, Affsist, Arzt 1. Kl. der Landw. vom Landw. Regt. Nr. 21, Dr, Frese, Assist: Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 53, Dr. Roberz, Assist. Arzt 2. Kl. der Landw. vom 1. Bataillon Landw. Regiments Nr. 68, der Ab- schied bewilligt. Dr. Baas, Asfist. Arzt 2. Kl. vom Feld-Art. Regt. Nr. 27, unter Uebertritt zu den Aerzten der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 118, Hilsmann, Assist. Arzt 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 25, unter Uebertritt zu den Aerzten der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 82, Dr, Jacob, Marine-Assist. Arzt 2. Kl, unter Uebertritt zu den Aerzten der Res. der Marine des Res. Landw. Bats, Nr. 80, Wunder, Marine-Assist. Arzt 2. Kl, unter Ueber- tritt zu den Aerzten der Res. der Marine des Landw. Bats. Nr. 86, Dr, Herr, Marine-Assist. Arzt 2. Kl,, unter Uebertritt zu den Aerzten der Res. der Marine des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 88, ausgeschieden. |
Nichtamlliches.
Frankreich. Paris, 1. April. Das „Iournal officiel“ veröffentliht heute folgendes Rundschreiben des Iustiz-
Ministers: Versailles, 30. März.
Herr General-Prokurator! Ein Monat ist verstrihen, seitdem die Nationalversammlung in der Ausübung ihrer konstituirenden Gewalt in Frankreich eine republikanishe Regierung eingeseßt hat, an deren Spiße während sechs Jahre der Marschall Mac Mahon steht. Ein Provisorium, dessen Uebelstände sich dur die Verlänge- rung verschlimmerten, hat einem bestimmten und geseßlichen Regime Plaß gemacht. Dieser bedeutsame Wechsel hat nicht auf ein- mal über die Ueberzeugungen fiegen, alle Besorgnisse beshwich- tigen, alle Parteien besänftigen können. Nah fo verworrenen Zeiten zieht das Gefühl ruhiger Befriedigung, welches der fest eingeseßten Ordnung entspringt, nur langsam in die Ge- müther ein. Aber jedem Bürger if do wenigstens sein Verhalten klar vorgezeiehnet, frei in“ seinem Gewissen, weiß er, welche äußeren Akte der Unterwerfung die Gesellschaft von ihm erwartet. Was uns betrifft, Herr General-Prokurator, die wix ganz be-
Erfte Beilage
Sonnabend, den 3. April
Berlin, sonders den Auftrag haben, von einem jeden die Beobachtung der bestehenden Selee: und hauptsählich derjenigen zu fordern, welche einen konstitutionellen Charakter haben, so wäre nichts im Stande, eine allfällige tg ‘t b p zu entschuldigen mit der wir an die Erfüllung unserer Aufgabe gehen sollten. Theuere Er- innerungen, eine pietätvolle Dankbarkeit, eine unverbrüchliche Anhänglichkeit an alte, stets ehrwürdige Ueberzeugungen, dürfen in urs die lebhaften Gefühle der Pflichten, die wir auf uns nehmen, indem wir die Diener des Landes werden, nichts an- haben. Jch zweifle nicht, daß wir hierüber ganz glei denken. Ich bin begierig, darüber mittelst der bald amtlichen, bald ver- traulichen Beziehungen, die ih mit Jhnen unterhalten muß, Gewiß- heit zu erlangen. Die Wiederherstellung der Sicherheit durch die anu chräukie Herrschaft der Geseße übt nothwendig einen Einfluß auf die Strafjustiz. Ich wünsche, daß Ihre Mittheilungen mir ge-
statten mögen, hinsihtlich Jhres Ressorts ein Urtheil über die Fort-
schritte zu gewinnen, welche wir in der Richtung einer vollständig
regelmäßigen gesell|chaftlihen Ordnung machen werden. Vorläufig
ist mir darum zu thun, unseren _Ausgangspunkt festzustellen.
Seit nahezu zwei Jahren der Justizverwaltung fremd, wünsche ih von Jhnen zu vernehmen, welchen Schwierigkeiten Sie be- gegnet find, welchen Sie haben Herr werden können und welche noch
bestehen. Sie follen mir sagen, ob das im Jahr 1872 beschlossene Geschworenengeseßz den Hoffnungen entspricht, die Sie darauf gebaut
hatten; ob es eine genaue, sichere und der Schwere der Verbrechen angemessene Ahndung derselben bewirkt hat. Jhre Antwort und mein Studium der Berichte der Schwurgerichts-Präsidenten follen mi gänzlih über diesen wichtigen Theil der mir anvertrauten Verwal- tung aufklären. Wenn die Einrichtung der Jury für die gewöhnlichen Verbrechen hinreit, hat sie ebenfalls die Gesellschaft gegea die dur die Presse oder irgend welches andere Veröffentlihungsmittel began- genen Verbrechen und Vergehen ges{chüßt ? Es giebt noch eine andere Art von Rechtsverleßungen, die an und für sich weniger bedenklich sind, als die, mit welchen die Geschworenengerihte si beschäftigen, aber, indem sie \sich ungestraft wiederholen, endlich ein Wiederaufleben aller Besorgnisse, welche die Verfassungsgesehe zerstreuen sollen, zur Folge hätten. Die Parteien haben gegen einander einen heftigen und be- harrlichen Krieg mit verschiedenen Mitteln geführt, deren Anwendung wir gegen eine geseßlich eingeführte Regierung nicht zugeben können. Sie werden so freundlich sein, mir über die Vereine oder Comités, die fih unter Ihren Augen gebildet haben, über ihren alUfälligen fträflihen Charakter, die Verfolgungen, welhe Sie gegen die- selben geübt, und deren Ergebnisse ausführlichen Bericht zu erstatten. Eine ungewohnte Fluth von Photographien, Zeichnungen, Emblemen und klefner Schriften, welche die geshihtliche Wahrheit nicht weniger als die Vaterlandsliebe und den gesunden Menschenverstand verletzen, hat sih seit einigen Jahren über unser Land ergossen; Sie werden fich überzeugt haben, ob diese großartige Kolportage die obrigkeitliche Bewilligung hatte, und wenn nicht, gegen sie Maßregeln getroffen haben, die Sie mir näher bezeichnen mögen. Es hat Ihnen sicherlich leid gethan, den Gerichten sehr untergeordnete Agenten auszuliefern, die sih des Uebels, das fie anstellten, niht bewußt waren, während diejenigen, die sie in Bewegung seßten, ihnen die Werkzeuge ihres Vergehens zu Tausenden einhändigten, in Ermangelung eines Strafgeseßes jeder Verantwortlichkeit entgingen. Sie werden mir sagen, ob Jhres Erachtens ein neues Geseß geschaffen und welche Form ihm gegeben werden soll. *Brauche ih wohl hinzuzufügen, A ih mein Begehren ohne jedes Ansehen der Partei an Sie richte
Die Verletzung der Geseße ist strafbar, von welcher Seite sie kom- men möge, und „die Unparteilichkeit, welche die Gerichte bei der Be- urtheilung der bürgerlihen Interessen fih zur strengen Pflicht machen, ist dem richterlichen Beamten, dem die Ausübung der Strafjustiz anvertraut ift, zum mindesten ebenso nothwendig. Es liegt mir sehr daran, baldmöglichst über die vershiedenen Fragen, - welhe den Ge- genstand dieses Schreibens bilden, aufgeklärt zu sein. Genehmigen Sie, Hr. General-Prokurator, die Versiherung meiner ausgezeichneten Hochachtung. N
Der Siegelbewahrer und Justiz-Minister J. Dufaure.
— 2. April. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ bestätigt, daß die französishe Regierung unter gewissen Vorbehalten und namentlich unter dem Vorbehalte, daß alle beim Berner Postkongresse vertreten gewesenen Regierungen dem Welt- Postvertrage beigetreten seien, ihren Beitritt zu dem leßteren gleihfalls erklärt habe. — Die hier tagende internationale Maß- und Gewichts-Kommission, welhe auch mit der Regelung der Fabrikation von Maßen und Gewichten für solche Länder, wo das Metersystem noh niht besteht, beauftragt ift, hat fih für die Errihtung eines ständigen Bureaus gaus- gesprochen, das seinen Siß in Paris haben soll. — Der fran- zösihe Botschafter in Berlin, Vicomte de Gontaut-Biron, wird sih erst gegen den 20. d. “M. auf seinen Posten zurück- begeben,
— 8. April, (W. T. B.) Das „Journal - officiel“ ver- öffentliht die Ernennung eines neuen Präfekten für das Departement Tarbes und die Versezung von 10 Unter- präfekten. Hierauf beshränkt sih die. gesammte Veränderung in dem Personal der Präfekten.
Amerika. (Monatsübersicht für Februar.) Die weite und legte Sesfion des 43. Kongresses ist am 4. März um 12 Uhr Mittags geschlossen worden. Da der 44. Kongreß, dessen Mitglieder im vergangenen Herbste bereits gewählt worden find, dev aber erst im Dezember zur 1. Session zusammen- treten wird, größtentheils aus Anhängern der Opposition zu- sammengeseßt sein wird, so lag es im Interesse der augenblick- lichen republikanishea Majorität des Repräsentantenhauses eine mögli große Zahl von Gesezen durhzubringen, welche ihrer Partei zu besonderem Vortheil gereihten, und wurde zu diesem Zwecke die bestehende Geschäftsordnung temporär beseitigt und der Beschluß gefaßt, daß jede Bill am Tage der Vorlage bereits zur Berathung gezogen und, daß, statt nah drei Lesungen, bereits nah der ersten die definitive Abstimmung stattfinden könne. Am 5. Fe- bruar wurde die sogenannte Civil-Rights-Bill, welche die geselihe Gleichstellung der Farbigen mit der weißen Bevölke- rung in Bezug auf gewisse geselshaftlihe Rechte festseßt, mit 153 gegen 68 Stimmen angenommen, nachdem vorber die in der vom Senate genehmigten Vill enthaltenen Bestimmungen über die Gemeinschaftlichkeit der öffentlichen Schulen und Kirch- höfe gestrichen worden waren. - In dieser amendirten Form ging die Bill an den Senat zurück, welcher die Fassung des Re- präsentantenhauses am 28, annahm, worauf dieselbe durch Unterschrift des Präfidenten Gesezeskraft erlangte. Die Bestim- mungen der Civil-Right-Bill, wona, ohne Rückfiht auf Farbe und Race, alle Personen innerhalb der Gerichtsbarkeit der Ver- einigten Staaten zum vollen und gleichen Gebrauche aller Be- quemlihkeiten, Vortheile, Gelegenheiten und Privilegien von Gasthäusern, öffentlihen Beförderungsanftalten zu Wasser und zu Lande, Theatern und anderen Pläßen öffent-
lihen Vergnügens, gesezmäßig berehtigt sein follen und
hohe
S755.
_ Strafen für Den festgesezt werden, der einem Farbigen die genannten Rechte und Genüsse verweigern sollte, werden kaum verfehlen, den in Südstaaten noch immer vorhan- denen Gegensag zwishen beiden Racen zu verschärfen. Die Opposition gegen diese Bill hat bereits mit der Einbringung einer heftigen Resolution dagegen in der Legislatur von Nord- Carolina begonnen. In engem Zusammenhange mit der Civil- Right-Bill stand die sogenannte Zwangs-Bill (force bill), nach welhcr den Exekutivbehörden in den Golfftaaten das Recht der Aufhebung der Habeas-Corpus-Akte und der Ueberwachung der Wahlen zustehen sollte. Diese Bill wurde am 28. Februar, nach einem heftigen, mehrere Tage währenden Kampfe, mit der Be- \chränkung angenommen, daß dieselbe nur auf zwei Jahre Gül- tigkeit haben solle und. das Recht der Suspendirung der Habeas- Corpus-Akte auf die Staaten Louisiana, Arkansas, Mississippi und Alabama beschränkt bliebe. Die Bill, deren Zweck offenbar nur der war, in den Südstaaten der republikanishen Partei bei künftigen Wahlen die entscheidende Stimme zu fichern, fand im Senate heftigen Wider= stand und konnte wegen Mangels an Zeit nicht mehr zum Ab- \{chlusse gebracht werden. Eine weitere Bill, mit Hülfe deren die republikanische Partei \sich bei einem großen, unmittelbar von derselben berührten Theile der stimmfähigen Bevölkerung in den Nordslaaten wieder in Gunst zu bringen beabsichtigte, die Bounty - Ausgleichungs - Bill, wonach die während des Secessionskrieges von der Regierung gezahlten Werbegelder, welche in der leßten Zeit eine außerordentlihe Höhe erreicht paeu, evt egalisirt werden sollten, wurde, obgleih fie von
eiden Häusern genehmigt und im Senate sogar die Autorisation zur Aufnahme einex Anleihe in Höhe der erforder- lihen Summe von 30 Millionen Dollars ertheilt worden war, vom Präsidenten, wegen einzelner wvorgekomme- ner Formfehler , niht unterzeihnet. Von beiden Häusern angenommen und vom Präsidenten genehmigt wurde die „Tarifbill zum weiteren Shuge des Amortisations- fonds und behufs Beschaffung der Mittel für die Bedürfnisse der Regierung.“ Nach derselben ward die Steuer auf ein- heimische Spirituosen von 75 Cents auf jede „Proof“-Gallone auf 85 Cents, die bisherige Steuer für importitte Spirituosen von 2 Dollars auf 2,50 Dollars per „Proof“-Gallone, die Steuer von Tabak von 20 Cents per Pfund auf 24 Cents, die Steuer auf Zucker um 25 Prozent erhöht und zugleich die frühere Klausel, wona die Zölle auf einzelne Gegenstände um 10 Prozent reduzirt wurden, widerrufen. Es haben indessen diese Bestimmungen für \solhe Waaren keine Gültigkeit, welche bereits am 10. Februar zum Versandt nah den Vereinigten Staaten an Bord eines Schiffes waren, oder sich am Tage der Passirung des Gesees (3, März) in Zollspeichern oder öffent- lichen . Lagerhäusern der Vereinigten Staaten befanden. Die bereits früher mitgetheilte sogenannte Little-Tarif-Bill erhielt am 8. Februar durch die Unterschrift des Präsidenten Gesegzeskraft. Die Bill des Senats, wona das Territorium New-Merxiko als Staat in die Union aufgenommen werden follte, wurde vom Repräsentantenhause verworfen, dagegen genehmigten beide Häuser die Aufnahme Colorados unter der Bedingung, daß die Verfassung des künftigen Staates nihts enthalten dürfe, was gegen die Bestimmungen der Civil-Rights-Bill verstieße. Am 2. Februar ratifizirte der Senat den Vertrag, wodur der Sigzungstermin der mexikanishen Reklamations- Kommission um ein Jahr verlängert und dem Schiedsrichter, Sir Edward Thornton, eine weitere Frist von \sechs Monaten bewilligt wird, um die lehteren unterbreiteten Fälle zu ent- heiden. Am leßten Tage des Kongresses wurden sämmtliche noch nicht erledigte Appropriationsbills, nahdem bei einzelnen die im Senate bewilligten Zusäße wieder gestrichen waren, ohne weitere Debatten genehmigt und vom Präsidenten sofort vollzogen. Eine Uebersicht über den Betrag der einzelnen Pofitionen hat bei der Eile, mit welher zu Werke gegangen wurde, bis jeßt noch nicht aufgestellt werden können. Ver- worfen wurden sämmtlihe Anträge auf Unterstüßung von Eisenbahnen, ebenso wurde beschlossen, die bisher der Pacific- Mail-Company gezahlte Unterstügung für Beförderung der Posten nach China und Iapan in Zukunft fortfallen zu lassen.
Die Louisiana- Angelegenheit ist auch in dieser Session niht zur Erledigung gelangt. Das Repräsentantenhaus hat in Folge des Berichtes des nah Louisiana gesandten besonderen Ausschusses die Anerkennung des Gouverneur Kellogg bis zu Ablauf seiner von der Konstitution des Staates vorgeschriebenen Amtszeit und zugleih die Zulassung der durch das returning board ans der Staatslegislative dusgestoßenen konservativen Mitglieder empfohlen, Durch diesen Beschluß is insofern eine neue Komplikation eingetreten, als dadurch die farbigen Ele- mente zur Opposition gegen die Bundesregierung, welche bisher gerade in ihnen ihre Stüye fand, getrieben worden sind, und dürfte die ganze Sache jeßt nur noch in dem Abschlusse eines Kompromisses zwishen den Parteien, welche beide des bis herigen resultatlosen Kampfes müde zu sein scheinen, ihr Ende finden- können. In Betreff der Wirren in Arkansas erließ Präsident Grant zu Anfang Februar eine Botschaft an den Kongreß, in welcher er die Anficzt aus\prach, daß die Wahl des Gouverneurs Brooks in legaler Weise erfolgt sei und daß derselbe in ungeseßliher Weise seines Amtes beraubt worden sei. Auch sei die Verfassung des Stag- tes dur Gewalt und revolutionäre Maßregeln über den Haufen geworfen und eine neue Verfassung und eine neue Staatsregie- rung eingeseßt worden. Würde ein solches Verfahren gebilligt, 1 hieße dies die Rehte der Minorität in einer Weise ignoriren,
ie auch für die Nationalregierung nicht ohne Gefahr wäre, und der Präsident ersuhte deshalb den Kongreß, in dieser Frage bestimmt handelnd aufzutreten, damit die Regierung der Noth- wendigkeit überhoben werde, ‘über Fragen urtheilen zu müssen, welche allein von dem Kongresse entschieden werden könnten. Jm Senate i bis jezt die Arkansas-Angelegenheit einer Er= wägung nicht unterzogen worden, das Repräsentantenhaus aber hat fich am 3. März mit 149 gegen 80 Stimmen dahin ausgesprochen, daß das Volk von Arkansas \sich im ruhi- gen und E REN en Besiße einer selbstgegebenen republi- kanishen Verfassung befinde, und jede legislatorische oder exeku= tive Einmischung in die bestehenden Verhältnisse ein Bruch der
durch die Bundesverfassung garantirten Staatsrechte fein würde. Wie bereits mitgetheilt, hat die Bundes\chuld während