1875 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Apr 1875 18:00:01 GMT) scan diff

S E E E S T A E F ACE L Dr Co r C S 2 va

erabsezung der Löhne, insbesondere der Gedingesäße, sowie L Erböbung der Arbeitsleistungen. Thatsächlih sind die leßteren gegen früher nicht unwesentlih zurückgeblieben uyd gerade in den leßten Jahren, wo die Löhne der Arbeiter eine unverhältnißmäßige Steigerung erfahren haben, find die Leistungen der Arbeiter fast ausnahmslos noch geringer ausgefallen. : Dieses Mißverhältniß machte fich in den Jahren 1873 und theilweise auch 1874 weniger geltend, weil die fiskalishen Werke bei dem hohen Preise ihrer Produkte und Fabrikate und bei den günstigen Absaßverhältnissen troßdem gute finanzielle Resultate zu erzielen vermohten, es stört indessen gegenwärtig das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und Ausgaben, und es muß Vorsorge getroffen werden, daß die Bergwerks- Verwaltung auch unter den weniger günstigen Verhältnissen angemessene Uebershüsse erzielt. j : i Es fommt, um dieses Ziel zu erreichen, weniger auf eine allgemeine Herabsezung der Arbeitslöhne, als vielmehr dar- auf an, daß die Arbeitsleistungen gesteigert werden, wozu in der Ermäßigung der Arbeitsgedinge ein entsprechender Hebel zu finden ist. Es wird dabei dem fleißigen Arbeiter Ge- legenheit gegeben, bei größerer Leistung fih den gleichen Erwerb wie früher zu verschaffen, so daß die weniger eifrigen Arbeiter es sih selbst zuzuschreiben haben würden, wenn eine Shmälerung ihres Verdienstes eintritt. E Die Direktoren der Staatswerke werden zwar, wie ih vorausf\eze, {hon bisher bestrebt gewesen fein, nah dieser Richtung hin das fiskalishe Interesse zugleih auch mit Rück- fiht auf das Wohl der Arbeiter wahrzunehmen, nichts desto- weniger halte ih es für angezeigt, die Erwartung auszusprechen, daß auf die Ermäßigung der Selbstkosten hingewirkt werde. In den von den Werksverwaltungen für das l. Quartal d. I. zu erstattenden Betriebsberihten erwarte ih Anzeige, ob und“in welcher Weise nah vorstehenden Gesichtspunkten bereits verfahren worden if und welche Maßregeln dieserhalb fernerweit in Ausficht genommen find. : i Der Minister für E Se abas und öffentlihe Arbeiten. enbach. An das Königliche Ober-Bergamt zu Breslau, Halle, Dort- mund, Bonn, Clausthal.

Dem Johann Franz Winkler und August Albert Zeidler in Berlin ist unter dem 21. April 1875 ein Patent auf eine durch Zeichnung und Beschreibung erläuterte Kehl- maschine für konishe Kehlungen, soweit dieselbe als neu und eigenthümlich erkannt ift, : auf drei Jahre, von jenem Tage an gerecnet, und für den Um- fang des preußischen Staats ertheilt worden.

Das 11. Stück der Geseßz-Sammlung, welches heute aus- gegeben wird, enthält unter Nr. 8280 das Gesetz, betreffend die Deckung der bei Begebung der Eisenbahn-Anleihe aus dem Jahre 1868 entstandenen Coursverluste. Vom 2. April 1875; und unter Nr. 8281 das Gesetz, betreffend die Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch-katholischen Bis- thümer und Geistlihen. Vom 22. April 1875.

Berlin, den 26. April 1875. ;

Königliches Gesez-Sammlungs-Debits-Comtoir.

BetonntmaG ung.

Die chirurgishe Klinik in dem Königlichen Universitäts- Klinikum, Ziegelstraße Nr. 6, wird für das Sommer-Semester Ende dieses Monats eröffnet werden. 2 e

Kranke, zu deren Heilung cirurgishe Hülfe nothwendig ist, können sih daselbst täglich Mittags von 1 bis 2 Uhr melden, Bedürftige Kranke erhalten außer freier Behandlung auch freie Arznei. : ; G Die Anmeldung zur Aufnahme dringender Krankheitsfälle wird von den in der Anftalt wohnenden Assistenz-Aerzten zu jeder Zeit entgegen genommen. ;

: Diejenigen “Scenen: welche eine unentgeltlißhe Aufnahme nachsuchen wollen, haben fich zuvor bei dem Unterzeichneten \chriftlich zu melden, Privatkranke können gegen Bezahlung der reglementsmäßigen Kurkosten aufgenommen werden, \oweit die Räumlichkeit es gestattet.

Berlin, den 23. April 1875. B. von Langenbeck. 1 Geheimer Ober-Medizinal-Rath und Professor, Direktor des Königlichen Klinikums. Alsenftraße Nr. 9.

Nichfamfliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 26. April. Zum Besuch Sr. Majestät des Kaisers und Kövigs find am Sonnabend, den 24. d. M., die Prinzesfin Elisabeth, Gemahlin des Prinzen Carl von Hessen, und die Beiden Prinzessinnen-Töchter des Großherzogs von Sahhsen-Weimar in Wiesbaden eingetroffen. Dieselben nahmen mit Sr. Majestät dem Kaiser und der Groß- herzogin von Baden gemeinsam das Frühfstück ein; später fand eine Spazierfahrt ftatt. Am Abend gedachten Se. Majestät einer Soirée bei der Prinzessin von Lippe-Schaumburg beizuwohnen.

Bei der am Freitag Abend stattgehabten glänzenden Be- leuchtung des Schloßplagzes und der evangelischen Kirhe wurden Se. Majestät der Kaiser von der zahlreih versammelten Volks- menge enthusiastisch begrüßt. s E :

Am Sonntag Vormittag wohnten Allerhöchstdieselben einer musikalischen Matinée bei dem Regierungs-Präfidenten v. Wurmb bei und unternahmen Nachmittags bei sehr {chönem Wetter eine Spazierfahrt. Am Abend erschienen Se. Majestät im Hoftheater.

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte gestern dem Gottesdienste in der Kapelle des Augusta-Hospitals bei. Ihre Majestät besuchte den Oberhof- und Hausmarschall und Ober-Stallmeister Grafen Pückler, um ihn zu seinem 60jährigen Dienstjubiläum zu beglückwünshen. Das Familien- Diner fand bei Sr. Königlihen Hoheit dem Prinzen Carl ftatt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit derKron- prinz ist in Begleitung des deutshen Gesandten in Rom, von Keu- dell, gestern in Neapel eingetroffen. Höchstderselbe wurde am Bahn- hofe dur den General-Adjutanten Sr. Majestät des Königs von Italien, General Medici, und durch den Chef des Königlichen Kabi- nets empfangen und begab Sich in einer Hofequipage sogleich in das Königliche Palais, wo Se. Majestät der König Se. Kaiserliche

lihe Hoheit wird auf Einladung Sr. Majestät des Königs im Königlichen Palais seinen Aufenthalt nehmen. e : Ihre Kaiserlihe und Königlihe Hoheit die

Kronprinzessin wird in Florenz verbleiben.

Das Reichsgeseß vom 23. Dezember 1874 hat bekannt- lich die vom Reichstage zur Vorberathung der Entwürfe eines Gerichtsverfassungsgeseßes, einer Straf- prozeßordnung und einer Civilprozeßordnung neb st den Einführungsgesetzen eingeseßte Kommission er- mächtigt, ihre Verhandlungen nah dem Schluß der Sesfion bis zum Beginn der nächsten ordentlichen Session des Reichstags fortzusezen. In Folge dieser Ermächtigung is die Kommission heut unter Vorfiß des Abgeordneten Miquel im Gebäude des Reichstages zusammengetreten. Als Kommissarien des Bundes- raths nehmen an den Berathungen Theil : der Wirkliche Ge- heime Ober-Regierungs-Rath von Amsberg, Direktor der 1V. Ab- theilung des Reichskanzler-Amts, der Geheime Ober-Regierungs- Rath Hanauer, der Regierungs-Rath Hagens; der Königlich preußishe Ministerial-Direktor Wirkliche Geheime Ober-Justiz- Rath Wengzel, der Königlih preußische Geheime Justiz-Rath Kurlbaum 11, der Königlih preußische Geheime Justiz-Rath Oehlschläger, der Königlih preußishe Geheime Justiz-Rath Schmidt, und der Königlich bayerishe Staatsanwalt Dr. Hauser. Als Schriftführer fungiren der Königlih preußische Gerichts-As- \sessor Sydow, der Körviglih bayerische Staatsanwalt-Substitut Dr. Seuffert und der Königlich sähfishe Gerichts- Assessor Schreber. Mitglieder der Kommission find be- kanntlich außer dem Ober-Bürgermeister Miquel: die Ab- geordneten Dr. Schizarze, General-Staatsanwalt; Dr: Mayer (Donauwörth), Appellationsgerichts-Rath ; Thilo, Kreisgerichts- Direktor; Eysoldt, Advokat; Struckmann (Diepholz), Ober- Tribunals-Rath; Reichensperger (Olpe), Ober-Tribunals-Rath ; v. Forcade de Biaix, Ober-Tribunals-Rath; Hau, Bezirks- Amtmann; v. Schöning, Landrath und Rittergutsbefigzer ; v. Jagow, Wirkliher Geheimer Rath, Ober-Präfident ; Kloß, Kreisgerihts-Rath; Herz, Bezirksgerihts-Rath; Dr. Zinn, Di- rektor und Chef-Arzt der Kurmärkischen Land-Irrenanstalt ; Dr. Lasker, Rechtsanwalt; Dr. Marquardsen, Univerfitäts- Professor; v. Puttkamer (Fraustadt), Appellationsgerihts-Rath; Bernards, Landgerichts-Affessor; Dr. Lieber ; Pfafferott, Amts- rihter ; Dr. Kraeger, Appellationsgerihts-Rath ; Dr. Bähr (Caffel), Ober-Appellationsgerihts-Rath ; Becker, Ober-Appellationsgerichts- Rath; Dr. Gneist, Professor, Prorektor der Universität ; Dr. Grimm, Rechtsanwalt; Dr. Völk, Rehtsanwalt ; Dr. Wolf- son, Advokat; Gaupp, Kreisgerihts-Rath.

Der Abgeordnete Dr. Schwarze hat den Antrag gestellt, die Berathungen mit der Civilprozeßordnung zu beginnen. Die Berathung über diesen Antrag steht auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung.

Die Kommission für Berathung der Ausfüh- rung des Gesetzes vom 6. März 1875, Maßregeln gegen die Reblaus krankheit betreffend (R. G. Bl. S. 175), ift am 22. d. Mts. unter dem Vorsize des Kaiserlihen Geheimen Ober-Regierungs-Raths Starke hierselbst zu# ammengetreten. Mit- glieder der Kommission find: der Königlich preußische Universitäts- Professor Dr. Gerstäcker; der Königlich preußische Professor und Inspektor des naturhistorishen Museums zu Wiesbaden, Dr. Kirshbaum; der Botaniker an der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau in Geisenheim, Dr. David; der Weinguts- besißer Lade zu Geisenheim; der Königllh bayerische Universi- täts-Professor Dr. Rosenhauer ‘zu Erlangen; der Weinguts- befiger Dr. Buhl zu Deidesheim, Mitglied des Reichstags; der Professor Dr. Nobbe zu Tharandt; der Königlich württem- bergische Forstrath und Polen an der land- und forstwissen- \chaftlihen Akademie zu Hohenheim, Dr. Nördlinger ; der König- lih württembergische Professor an der land- und forstwissen- \chaftliten Akademie zu Hohenheim, Dr. v. Wolff; der König- li mwürttembergishe Oekonomie - Rath - und Vorstand der Weinbaushule zu Weinsberg, Mühlhäuserz der Privatdozent und Gutsbefigzer Dr. Blankenhorn zu Karlsruhe; der Vorstand des Blankenhornshen Laboratoriums zu Karlsruhe, Dr. Morig ; der Weingutsbesißger Bronner zu Wiesloch; der Gutsbefiger Geßner zu Bingen; der Weingutsbesiger Probst zu Mainz; der Kaiserliche Univerfitäts-Professor Graf zu Solms-Laubach zu Straßburg i. E. und der Bürgermeister und Weingutsbesißzer Oberlin zu Beblenheim. An den Verhandlungen werden außer- dem Theil nehmen: der Königlich preußische Geheime Ober- Regierungs-Rath Heyder, sowie die Kaiserlihen Regierungs-Räthe Lieber und Weymann.

Im Reihs-Eisenbahnamte wurden heute vom Präfidentec.. desselben die Berathungen des Entwurfs der Bestimmungen über die Konstruktion und Aus- rüftung der Eisenbahnen mit Delegirten der Bun- desregierungen eröffnet,

Es hatten ih eingefunden :

für Preußen: der Regierungs- und Bau-Rath Brand- hof, der Regierungs- und Bau-Rath Oberbeck und der Bau-Rath Quassowski; für Sachsen: der Direktions-Rath Nowotny; für Württemberg: der Bau-Rath Brockmann, für Baden: der Ober-Baurath Klingel, für Hessen: der Geheime Baurath Lihthammer, für Mecklenburg-Schwe rin: der Eisenbahn-Direktor Jacoby, für Oldenburg: der Geheime Ober-Baurath Buresch, für Braunschweig: der Ober-Baurath Dr. Scheffler, für Elsaß-Lothringen: der Eisenbahn- Direklor Funke. : i

Seitens der Königlichen bayerischen Regierung is der Ober- Ingenieur Mohnié zur Theilnahme an den Konferenzen abge- ordnet worden. :

Die Militärverwaltung if durch den Oberst-Lieutenant und Abtheilungs-Chef im Großen Generalstabe Keßler vertveten.

Na den Festsezungen in den §8. 42 und 43 des Be- triebs-Reglements vom 11. Mai 1874 is die Bestimmung darüber, mit welchen Zügen und in welcher Zahl Pferde und andere Thiere zu befördern sind, in das Ermessen der Eisen- bahn-Verwaltung geftellt, während andererseits den Versendern obliegt, Pferde mindestens eine Stunde, andere Thiere mindestens zwei Stunden vor Abgang der Züge auf den Bahnhof zu bringen und zur Einbringung in die Wagen bereit zu stellen, bezw. wenn der Zug in der Naht oder des Morgens früh vor 7 Vhr abgeht, bis Abends 8 Uhr vorher anzumelden. E z

Diese Anordnung erheischt, daß die betreffenden Züge für einen längeren Zeitabschnitt, bezw. für die Dauer der Fahrplan- periode ein für allemal festgeseßt und durch Anschlag in den Expeditionslokalen oder durh Bekanntmachung in den Zeitungen zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden, damit die Vieh-

Nicht minder if es als ein Bedürfniß anzusehen, bei Ein- rihtung direkter Verkehre mit anderen Bahnen auch Verein- barungen über diejenigen Züge zu treffen, mit welhen das zum Uebergange auf andere Bahnen bestimmte Vieh befördert werden soll, ingleichen bei der Auswahl der Züge darauf Bedacht zu nehmen, daß ein mit den Zwecken der direkten Expedition nicht in Einklang stehender Aufenthalt auf den Uebergangsftationen vermieden wird. Das Reichs-Eisenbahn-Amt hat die Eisen- bahnverwaltungen (exkl. Bayern) durch ein Cirkularreskript vom 13. d. M. veranlaßt, bei jeweiliger Vorlage der Fahrpläne an- zuzeigen, in welher Weise dem vorbezeihneten Bedürfniß ent-

\prochen ift. Im ferneren Verlaufe der Sißung des Hauses der Abgeordneten am 24. d. M. wurde die zweite Berathung des

.Gesezentwurfs, betreffend die Vermögensverwaltung in

den fkfatholishen Kirhengemeinden, fortgeseßt. Zum 8. 1 sprahen noch Abg. Brüel gegen, die Abgg. Haute und Dr. Petri, der Minister der geistlihen u. \. w. Angelegenheiten Dr. Falk und der Ministerial-Direktor Dr. Förster für den Paraga- graphen, der darauf unverändert genehmigt wurde, ohne Debatte nahm das Haus den §8. 2 an.

. 3 lautet: :

u dem fkirhlichen Vermögen im Sinne dieses Gesetzes gehören ; 1) das für Kultusbedürfnisse bestimmte Vermögen, einsliecßlich des Kirhen- und Pfarrhautbaufonds, der zur Besoldung der geistlichen und anderen Kirchendiener bestimmten Vermögensfstücke und der Anniversarien; 2) die zu irgend einem fonstigen kirlichen Zwedcke oder zu wohlthätigen oder Schulzwecken bestimmten kirblihen Ver- mögenéêstücke; 3) die Erträge der dur kirhliche Organe zu firh- lichen, wohlthätigen oder Schulzwecken oder durch andere Per- sonen zu kirchlichen Zwecken innerhalb und außerhalb der Kirchengebäude veranstalteten Sammlungen, Kollekten 2c.; 4) die zu firblihen wohlthätigen oder Shulzwecken innerhalb des Gemeinde- bezirks bestimmten und unter die Verwaltung kirhliher Organe ge-

stellten Stiftungen. : i

Der Abg. Haucke beantragte in Nr. 3 die Streichung der gesperrt gedruckten Worte ; Abg. Brüel die Streichung der Nr. 3 und 4 überhaupt. In der Debatte sprachen für ihre Anträge die Abgg. Haucke und Brüel, gegen den Paragraphen überhaupt die Abgg. Windthorst (Meppen) und Stag, für denselben die Abgg. Dr. Petri und Dr. Gneist und der Staats-Minister Dr. Falk. 8. 3 wurde unter Streihyng der gesperrten Worte, 8. 4 ohne Debatte angenommen :

Die dem Staate oder den bürgerlichen Gemeinden zustehenden Rechte an Begräbnißpläßen oder solchen Vermögensstücken, welche zu kirhlichen Zw-cken bestimmt sind, werden dur dieses Gefeß nicht be- rührt. Unter kirchlichem Vermögen im Sinne dieses Gesetzes ist dasjenige nicht begriffen, welches zwar zu kir{lichen Zwecken bestimmt, aber unter dauernde Verwaltung des Staates oder der bürgerlicen Gemeinden uad Kommunalverbände gestellt ift.

Schluß 4 Uhr.

In der heutigen (53.) Sißzung des Hauses der A b- geordneten, welher am Ministertishe der Staats-Minister Dr. Falk, sowie der Ministerial-Direktor Dr. Foerster und andere Regierungskommissare beiwohnten, wurde die zweite Berathung des Gesezentwurfes, betr. die Vermögensverwaltung in den katholishen Kirchengemeinden, fortgeseßt und zwar von §. 5 ab. Gegen denselben sprachen bis zum Schlusse des Blattes die Abgg. Dauzenberg, Dr. Franz, Windthor| (Meppen), für denselben die Abgg. v. Sybel, Jung und Dr.

Wehrenpfennig.

In der 37. Sitzung des Hauses der Abgeordneten am 6. April hat der Abgeordnete Windthorst (Meppen) in Betreff einer Petition, welche dem Hause in Beziehung auf die Geseßz- vorlage wegen Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die rômish-katholishen Visthümer und Geistlichen aus Hildes- heim zugegangen war, geäußert, daß, wenn diese vom 10. März datirte Petition erf nach dem 20. März eingegangen sei, er die Poft für solche Versäumniß verantwortlich mache. Aus Anlaß dieser Aeußerung sind von dem Kaiserlichen General- Postamte nähere Ermittelungen über das Sacperhältniß an- gestellt worden, wobei si ergeben hat, daß die fraglihe Petition bereits am 12. März im Bureau des Abgeordnetenhauses prä- sentirt worden ist, und daß mithin keinerlei Verzögerung in der Postbeförderung stattgefunden Hat.

Der gewaltsame Widerstand gegen einen Be- amten in der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes ist, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 8. April cr., strafbar, auch wenn das Benehmen des betreffenden Beamten, welches zu dem Widerstand Veranlassung gab, die Mißbilligung seiner Vorgeseßten erfahren hat.

Die Nichtigkeitsbeshwecrde der Gräfin von Drosfte- Vischering und der übrigen adligen Damen in Westfalen, welche fich an der Adresse an den Bischof von Münster betheiligt hatten, gegen die vorinstanzlihen Erkenntnisse, wurde vom Ober- Tribunal in der Sizung vom 20. d. M. zurückgewiesen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Königlich sähsisher Geheimer Justiz-Rath Held, ist hier angekommen.

Vom 15. Mai d. I. tritt für die Königliche Of- bahn ein neuer Fahrplan in Kraft. Derselbe liegt dieser

Nummer bei. L

S. M. S. „Ariadne“ hat am 4. März c. den Hafen von Swmato verlassen und ankerte am 5. des. Mts. im Innen-

hafen von Amoy.

Altona, 23. April. Hier ftarb gestern der Regierungs- Rath a. D. Senator Lesser. Derselbe war früher Mitglied der provisorishen Regierung Schleswig - Holsteins, wurde 1851 Abtheilungschef im Justiz-Departement der obersten Civilbehörde, trat im Januar 1864 in die holsteinishe, im Januar 1865 in die {hleswig - holsteinishe und im Herbst 1865 wieder in die holfteinishe Regierung.

Bayern. München, 24. April. Obgleich ein Georgi- Ordensritterfest in diesem Jahre nicht “abgehalten wurde, begingen doch in übliher Weise die hiesigen Mitglieder dieses Ordens heute Vormittags um 11 Uhr in der alten "Hofkapelle die kirchliche l durch ein Hochamt, welch:s Dr. Enzler celebrirte. In dem feier- lihen Zuge, welcher sich vom Ordenskapitelzimmer durch die Korridors in die genannte Kapelle bewegte, befanden fih Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Luitpold, Ludwig und Leopold und 13 Ordensritter, sämmtlich im rothen Anzuge. Die König- lihe Hofmusik führte die Messe von Mozart in C aus. Im verflossenen Jahre hat der Orden ein Mitglied, nämlih den Ka- pitular-Kommenthur Max C. Frhrn. v. Riedheim zu Harthausen durch den Tod verloren. Uebermorgen zu gleiher Stunde

versender rechtzeitig ihre Dispositionen treffen können und nit

Ie begrüßten. Eine Abtheilung Kürassiere in Paradeuniform ildete Spalier. Der Besuch dauerte eine Stunde. Se. Kaiser-

dem Belieben der Expeditionsbeamten anheim gegeben sind.

ndet der Trauergottesdienst| für den - leztverstorbenen | Mekacde des Ordens König Maximilian 11, ftatt.

Erinnerungsfeier |

Der Königliche Staats-Minister der Justiz Dr. v. Fäufstle hat von Sr. Majestät dem König einen kurzen Urlaub (Lg während dessen Staatsrath Dr. v. Fischer die Geschäfte des Mi- nisters Rue wird.

Dur den Landtagsabschied vom 15. A ril haben folgende 9 Ges egentwürfe die Königliche Gauttion ai 1) zum Hauptet : waltung des Königreichs Bayern für das Jahr 1875; 2) einen Kredit für außerordentlihe Be- dürfnisse des Heeres betreffend; 3) die Aufhebung des Art. 22 des Wehrverfassungsgesezes vom 30. Januar 1868 betreffend; 4) die Vorlage einer revidirten Gerihtsvollzieherordnung betreffend ; 5) die Bestimmungen des Art. 89 des Gesezes vom 28. Mai 1852 über die Benugzung des Wassers betreffend; 6) die Be- ftreitung der Impfkosten in der Pfalz betreffend; 7) die Auf- nahme eines Kreisanlehens zur Deckung der Erweiterung und Verbesserung der Kreis-Irrenanstalt Münden betreffend; 8) die bayerische Sypotheken- und Wechselbank betreffend ; 9) die Erwer- bung der Königlich privilegirten bayerischen Oftbahnen für das Königlich bayerishe Staatsärar betreffend. ¿

Sachsen. Dresden, 24. April. Die Soirée, welche zur Feier des Allerhöchsten Geburtstages gestern Abend bei Sr. Excellenz dem Staats-Minister General der Kavallerie v. Fa- bric e stattfand, beehrten auch Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königlichen Hoheiten Prinz und Prinzessin Georg, sowie Se. Durchlauht Fürst Reuß à. L. Heinrih XXII, mit Ihrer Gegenwart. Die Allerhöhsten und Höchsten Herr- schaften wurden bei ihrer Ankunft, da der Kriegs-Minister leider noch das Bett hüten muß, neben Frau v. Fabrice von d¿m Staats-Minister Srhrn. v. Friesen empfangen, Se. Mag- jestät der König hatte den Kriegs - Minister im Laufe des Nachmittags bereits mit einem Besuche beehrt. Die Soirée war sehr zahlreich besucht. Unter den Anwesenden befanden fh die hier weilenden Prinzen von Mecklenburg, Meiningen und Reuß, die hiesigen Gesandten, die Staats-Minifter und obersten Hofchargen, die Generalität, die Präsidenten der beiden Stände- kammern des leßten Landtags, die Spigzen der Königlichen und städtishen Behörden, die hervorragendsten Männer auf dem Ge- biete der Kunst und Wissenschaft, Vertreter der Geistlichkeit und des Lehrerstandes, sowie zahlreiche distinguirte Fremde.

Württemberg. Stuttgart, 22. April. Die Finanz- Kommission der Kammer der Abgeordneten hält seit 12. April regelmäßig Sißungen, um ihre Berichte über den Hauptfinanz- etat für 1875/76 bis zu dem auf 27. April anberaumten Wie- derzusammentritt der Stände so weit immer möglich fer- tig zu stellen. Bereits find denn au von ihr zahlreiche Berichte und Aniräge durhberathen. Die Berichte über die Etats der Eisenbahnen, der Posten, Telegraphen und Bodenseedampf\cif- fahrt werden in den nähften Tagen vollends zum Abschluß fommen. Es wird daher beim Wiederzusammentritt der Stände- versammlung an Stoff zur Berathung in der Kammer der Ab- geordneten nit fehlen, zumal au der Bericht über den Geseßz- entwurf betreffend die Bewirthshaftung und Beauffichtigung der Waldungen der Gemeinden, Stiftungen und sonstigen öffentlichen Körperschaften von der dazu gewählten Kommission in jüngster Zeit berathen und festgestellt worden ist. An den Pfingstfeier- tagen hält der „Deutsche Kriegerbund“ dem Vernehmen nah seinen diesjährigen Delegirtentag in Stuttgart ab.

Vaden. Carlsruhe, 23. April. Die „Carlsr. Ztg. * meldet berihtigend: Die von mehreren Zeitungen aufgenommene Notiz eines Mannheimer Blattes, daß Hrn. Bau - Direktor Gerwig in Zürih nah seinem Rüttritt vom Gotthardt-Bahn- bau die Leitung des Wasser- und Straßenbaues in unserm Lande zugedacht sei, ist, wie wir von zuverlässiger Seite ver- nehmen, unbegründet. Wann Hr. Gerwig seine Ueberfiedelung in die Heimath bewerkstelligen und in welche dienstlihe Stellung er alsdann hier eintreten wird, ift noch unbestimmt. Für den nächsten Landtag wird im Handels-Ministerium ein sog. Wasser- ge\eß ausgearbeitet, in welhem die geseßlihen Normen fest- gestellt werden, unter welchen die Landesgewässer künftig zu industriellen Zwecken nußtbar gemaht werden dürfen, und welches die Ausgleihung zwischen den berechtigten Ansprüchen der In- dustrie und den Grundeigenthümern der betreffenden Uferstrecken regeln soll.

Hessen. Darmstadt, 23. April. Zur Feier des Ge- burtstages Sr. Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Carl gab Se. Königliche Hoheit der Großherzog heute eine Fa- milientafel im Bessunger Hofgarten. Die Eröffnung der Landes-Synode am 26. Mai mird durch den Präsidenten des Ober-Konfistoriums im Auftrag des Großherzogs als summus episcopus der evangelischen Landes-Kirhe erfolgen.

Sachfen - Weimar - Eisenach. Weimar, 23. April. Seitens des Kultus-Departements des Groß rzoglihen Staats- Ministeriums is nunmehr eine weitere Au führungsver- ordnung zu dem Geseg über das Volks\hulwesen ver- öffentliht worden, durch welhe die inneren Verhältnisse der Schule geordnet werden.

Desterreich-Ungarn. Wien, 24. April. Der Kaiser besuhte gestern von Spalato aus San Giovanni, Almissa, Makerska und die Insel Brazza. Der Besuch Mildas wurde wegen der hogehenden See aufgeschoben, demuah die Reise um zwei Tage verlängert. Heute reiste der Kaiser von Spalato ¿u Wagen über Clifsa, Trilj und Lovree nach Imoski.

Salzburg, 23. April. Die Regierungsvorlage betreffend die Umwandlung der gegenwärtigen Maß- und G-wichts\äße in metrishes Maß und Gewicht wurde vom Landtag angenommen.

Pest, 24. April. Jn der heutigen Sißung des Ab- geordnetenhauses wurde der Handelsgesezentwurf nah kurzer Generaldebatte als Grundlage zur Spezialdeba:te ange- nommen und wurde beschlossen, nur über jene Paragraphe ab- zustimmen, zu welhen Anträge gestellt werden. Hierauf wur- den 152 Paragraphen des Geseßes im Sinne der Aus\huß- anträge unverändert angenommen.

Im Oberhause wurden gestern der Geseßentwurf über die Erwerbsteuer und die Indemnitätsvorlage im Sinne der Ausshußanträge unverändert angenommen.

Belgien. Brüssel, 24. April. (W. T. B.) Wie dem „Echo du Parlement“ aus Lüttih gemeldet wird, hat der Bischof von Lüttich troß der von dem dortigen Bürger- meister erhobenen Vorstellungen es' abgelehnt, die Jubiläums- Prozessionen einzustellen. Die Repräsentantenkammer hat gestern das Geseg, wodur die Handelskammern auf- gehoben werden, mit 57 gegen 43 Stimmen angenommen.

__ Frankreich. Paris, 24. April. Das «Journal officiel geigt heute amtlich des Vize-Admirals Baron de la Ron-

cière de Noury Ernennung zum Ober-Kommando des Evo- none getA aders an.

D L April. (V. E V) Die „Republique française*“ veröffentliht eine Rede, welche Sabetta a ano 4 Belleville ftattgefundenen Versammlung gehalten hat. Gambetta vertheidigt in derselben die Errichtung des Senats als einer den demokratischen Interessen förderlihen Institution und erklärt, daß in Bezug auf die Verhältnisse zum Auslande auch die demokratische Partei die friedlihsten Gefinnungen hege.

Spaniea. Madrid, 24. April. (W. T. B.) Von den neu ausgehobenen Mannschaften befinden fich, wie von der Regierung mitgetheilt wird, bereits 43,000 Mann unter den Fahnen. Nah einer weiteren Mittheilung der Regierung find an Entshädigungsgeldern für die Roftoter Brigg „Gustav“ und für das deutsche Schiff „Gazelle“, fowie als Ersaß für den Schaden, welchen deutsche Staatsangehörige in Cartha- gena während der Belagerung erlitten haben, nunmehr im Ben 85,000 Pesetas an die deutsche Regierung gezahlt

orden. __ Santander, 24. April. (W. T. B.) Der neue äpst- L Nuntius ist auf seiner Reise nach Madrid Vier zig

Italien. Rom, 24. April. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte v. Keudell, ist nach Florenz abgereist. Die M der Deputirtenkammer tritt in der Kürze zu einer Be- rrouag mit F di see Miaitinen, in welcher das

rogramm für die noch zu erledigenden parlamentarish-

Arbeiten festgestellt werden Bu! G Va ani iat

29. April. (W. T. B.) Heute hat eine Versammlung der Majorität der Kammer stattgefunden, in welcher au die Minister Minghetii und Spaventa anwesend waren und das Wort ergriffen. Außerdem sprachen Lanza, Ricasoli und Sella, Die sämmtlichen Redner sprache sich dahin aus, es erscheine geboten, daß die bestehende Majorität fest zusammenhalte und Uber das Ausgabebudget zu einer Verständigung gelange, um Be evn im Staatshaushalte möglichs| bald wieder erzustellen.

i Griechenland, Athen, 24. April. (W. T. B.) - Der diesseitige Gesandte in Paris, Konduriotis, is von dort hier eingetroffen.

Türkei. Konstantinopel, 25. April, (W. T. B.) Nah einer Mittheilung der hiesigen „Agence Havas-Reuter“ ift der Großvezir seines Amtes enthoben worden. Die Mit- theilungen, daß der Abschluß eines Vertrages über die rume- lishen Bahnen bereits erfolgt sei, sind gutem Vernehmen nah unbegründet. Die Verhandlungen mit den verschiedenen Gesellschaften dauern vielmehr noch fort.

__ Amerika. New-York, 24. April. (W. T. B.) Nach einer hier eingegangenen Nachricht find in New-Orleans 3 Dampfer durch Feuer zerstört worden; der Verlust an Menschenleben wird als sehr beträhtlich angegeben. Ein Telegramm aus Cuba mel- det ein bei Las Cruces, dem Hauptquartier des General Val- maseda, ftattgehabtes Gefecht, in welchem die Insurgenten ge- \{chlagen wurden und 70 Mann an Todten verloren. Der Distrikt Lagua if durch die Verwüstungen der Insurgenten besonders heimgesuht. Aus Südamerika liegen der „A. A. C.“ folgende Nachrichten vor :

Nah Berichten aus Rio dez Janeiro vom 24 März hat das Relacao von Paxa den Apyell des Vorstehers des Bisthums, Pater Sebastian Borg S. de Caftello, gegen eine Verweisuzg vor die Assisen wegen Ungehorsams gegen den Befeb[ zur Aufhebung der Interdikte verworfen. Seitdem Pater de Caftello au fortgefahren, troß seiner Verweisung vor die Assisen die Diözese zu verwalten, ift er auf Befehl des Präsidenten von Para wegen des Vergehens der geleßwidrigen Ausübung amtlicher Funktionen in den Anklagezustand verseßt worden, |

Der „Buenos Ayres Standard" schreibt in seiner Postausgabe vom 15. März: „Varda und Bustamente fahren noch immer energisch fort, alle ihre Gegner zu „verhaften und zu deportiren. Einige der- selben haben hier eine Zuflucht gesuht oder sind auf ihrem Wege nah Cuba. Die allgemeine Ansicht ift, daß dieser Zustand der Dinge nicht lange anhalten kann. Nachdem vorige Woche alarmirende Gerüchte betreffs der brasilianischen Einwendungen gegen die Befestigung von Martin Garcia in Umlauf gewesen, hat die argentinische Regierung dieselben prompt dementirt, mit dem Hinzufügen, daß keine Noten eingegangen find, welhe die mit Brafillen bestehenden freundschaftlichen Bezie- hungen zu ändern im Stande seien. Die Insel wird befestigt und es sind Gerüchte von brasilianischen Truppenbewegungen am Uruguay im Umlauf. Man glaubt indeß an feinen Krieg, - obwohl die Beziehungen zwischen Brasilien und Uruguay derariig sind, um Besorgnisse einzuflößen. Bezüglich der Verbrennung des Jesuiten- Seminars hat sich die öffentliche Meinung abgekühlt und die Affaire ist nahezu vergessen. Die Berichte von den oberen Provinzen lauten um Allgemeinen günstig. Auf dem Geldmarkt herrs{cht große Stille, da die Krisis in Montevideo denselben von baarem Gelde entblößte. Die Wellschursaison ist nahezu vorüber. Das Defizit der leßtjährigen Ausfuhr wird fih dem Vernehmen nah auf 25,000 Ballen beziffern. Hunderte von Europäern haben sich nach Bra- silien und anderen Ländern begeben, da sie hier keine Beschäftigung finden können.“

Asien. China. Die „Hongkong Daily Preß * erhält aus For- mosa die Kunde von einer daselbft stattgehabten blutigen Fehde zwischen den Eingeborenen dieser Insel und chinesishen Sol- daten, in welcher legtere mit sehr ernstlihem Verlust den Kür- geren zogen, Es scheint, daß am 12, März eine Ab- theilung cinesisher Truppen von einer größeren Schaar dieser Barbaren in der Nachbarschaft von Hongkong, einem kleinen Dorfe an der Küste in kurzer Entfernung von Langkinou wüthend angegriffen wurde. Ein Mandarin und über 200 chineshe Soldaten blieben todt auf dem Plage und eine große Anzahl wurde verwundet.

Afrika. Nachrichten vom Cap der guten Hoffnung d. d. 25. März melden, daß die Kolonisten sehr zufrieden find mit der Weise, in welher Lord Carnarvon, der Minister für die Kolonien, in der Behandlung der Langalibalele-Affaire ihren Wünschen Rehnung getragen hat. Das Cap-Ministerium beab- sihtizt, das lokale Parlament um diz Aufhebung der Akte, in Gemäßheit welcher der Häuptling auf der Robbeninsel inter- nirt ist, und Annahme einer anderen für seine Internirung auf dem Festlande als ein Verbannter auf Ehrenwort anzugehen.

Im: Verlage der Gch. Ober - Hofbucdruckerei (R. v. Deer) erschien soeben die Kreisordnung fürdie Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, vom 13, Dezember 1872, nebft Wahlreglement und Anhang, enthal- tend die zur Ausführung der Kreisordnung in der Zeit vom 29. Jas nuar 1873 bis 3. Februar 1875 ergangenen Geseße, Instruktionen

und Ministerial-Verfügungen, nebst ausführlihem Sachregister. 1875.

_ Zu dem „Handbucch für preußische Standesbeamt in den altländischen Provinzen von Hagen, Kreisgerihts- Ra ist soeben ein Nachtrag im Verlage der Königlichen Ge- heimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) erschienen.

Vereinswesen.

Der Berliner Fröbel-Verein hielt am Sonnabend Abe unter Betheiligung eines zahlreichen Dane - Publikums im Sa gend schen Vereinshause unter dem Vorsiße des Stadtverordneten Weber seine dier jährige Generalversammlung ab. Den Jahresbericht er- stattete der Dr, Poppenheim. Dem Berliner Fröbel - Verein unter- ftehen zur Zeit 9 Kinderzärten, welche ven ca. 500 Kindern besuct werden. Die Kindermädchenscchule zählt gegenwärtig 26 Schü- lerinnen ; sie nimmt fkonfirmírte Mädchen von 14 Jahren auf, welche ein gewisses Pensum der Volkéshule absolvirt haben, und erzieht die- selben durch theoretishen und praktischen Unterricht zu ver- ftändigen Kinderpflegerinnen. Der Nahfrage des Publikums nach entlassenen Schülerinnen fann bei den beschränkten Mit- teln des Vereins nicht im Entferntesten entsprochen wer- den. Au das 4 indergärtnerinnen-Seminar, wel- ches augenblicklich 36 Schülerinnen in zwei getrennten, ater gleihen Kursen zahlt, hat guten Fortgang. Der Wunsch des Central- vorstandes geht dahin, die Kindergärtnerinnen gleichzeitig aub zu Lehrerinnen auszubilden. Der Preis für die im vorigen Jahre ausgeschriebene Konkurrezzschrift über das Thema: „Jn welcher Weise ijt eine organishe Verbindung zwischen den Kindergärten und der Schule herzustellen ?“ wurde unter 18 Bewerbern dem Heraué geber der „Pädagogischen Bibliothek“, dem Lehrer Carl Richter in Leipzig, ertheilt; das Accessit erhielt eine durch Klarheit si aus- zeihnende Arbeit unter dem otto: „Das Alte stürzt, es ändert sih die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen“. In den Vor- stand wurden außer den ausscheidenden Mitgliedern gewählt die Herren Geheimer Ober-Finanz-Rath Groth und Standesbeamter Goldammer. :

2 i Mittwock, den 28. d. M., Abends 7F Uhr, findet die diesjährige Generalversammlung des Asylvereins für Obdach- lose im Sahse’schen Vereinshause ftatt. Zahlreiche Betheiligung der Mitglieder und Freunde des Vereins ist um so erwünschter, als u. a. auch die Maßregeln zur Beschaffung der benöthigten Geldmittel für das laufende Jahr besprochen werden sollen.

Statistische Nachrichten.

r. 16 der „Statistischen Korrespondenz“, heraus- gegeben von Dr. E. Engel in Berlin, hat folgenden Inhalt: Das Wachsthum der preußischen Eisenbahnen von 1861 bis einschließlich

1874, Ueber die Ausführung der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872. Die Beschaffung der Militärpferde in Frankreich. Die Königlichen Arsenale zu Woolwich.

, Na einer von Dr. v. Schulte verfaßten sta tis i\{en Ueber- sicht der altkatholishen Gemeinden und Vereine in Preußen und Baden, welche für die Mitglieder der Kommission des Altkatholiken-Gesctzentwurfes angefertigt wurde, betrug die Anzabl der Gemeinden und Vereine in Preußen im Januar 1874: 36. Die Zahl der selbständigen Gemeindemitglieder, welche übrigens an man- chen Orten in der Liste nit angegeben ist, da genaue Nach- weil fehlten, betrug 1874 (Januar): 4334, dagegen im Januar 1875: 6143. Die “Seelenzahl überhaupt (unge- fähr) 17,674. Fö: mlice, staatlicherseits genehmigte Pfarreien mit fest angestellten Pfarren bestehen in: Breslau, Côln, Crefeld, Dortmund, Essen, Hagen, Kattowiß; Bonn und Witten werden ver: waltet; im Zuge befindlih if die Pfarrerrihtung für Boppart, Coblenz, Düsseldorf, Saarbrücken, Bochum. Geistliche in dauernder Thätigkeit siad 5 in Bonn, 1 in Boppard-Coblenz, 2 in Brauns- berg, 4 in Breslau, 2 in Cöln und i? einer in Crefeld, Dort- mund, Düsseldorf, Efsen-Duisburg, Hag?n-Witten, Kattowitz, Königs- berg, Hirschberg. Geweiht ‘sind 1874 2 Schweizer, 1 Deutscher. Ostern 1875 werden zwei weitere Deutsche und ein Schweizer ge- weiht, Theologie ftudiren in Bonn 5 Preußen, 2 Bayern, 2 Nieder- länder, 5 Schweizer. Neu find 1874 hinzugekommen 3 Priester. In Baden befinden fich 33 altkatholische Gemeinfchaften und Vercine. Die Zahl der selbständigen Mitglieder beträgt 3500. Alle staatlichen Genehmigungen find seit dem Geseß vom 15. Juni 1874 erfolgt. Seit dietem Gesetze bildeten sich neu 8 Gemeinschaften, und eine Anzahl sind augenblicklich in dec Konstituirung begriffen. Vor dem Juni 1874 gab es nur in fünf Gemeinden Geistliche, jeßt sind deren vierzehn mit eigenen Geistlihea an Ort und Stelle versorgt.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der Sitßung des Vereins für die Geschichte Ber- lins, welche am Sonnabend, 24. April, im Vürgersaale des Rath- hauses abgehalten wurde, lasen: 1) Hr. Rechtsanwalt Levin: Der Name Matrsilius. Eine Note zur Abhandlung! „Der Schulze Mar- silius von Berlin, von L. Freih. v. Ledebur.“ (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins. Heft 2.) 2) Hr. Kaufmann Alfieri: Weitere Mittheilungen über die Wandgemälde im hohen Chor der Nikolaikirhe, über ein Grabgewsibe daselbt und über die mittel» alterlihen Baureste des Haujes Poststraße 12.

Wie der „Post“ aus Potsdam gemeldet wird, hat in Bezug auf die Sonnenwarte Herr Professor Dr. Spöre- in der leßten Sißung des dortigen Vereins für Handel und Gewerbe auf einige Fragen ausführliche Antwort ertheilt Nach seiner Mittheilung werden verschiedene Beobachtungsthürme erbaut werden. Einer derselben, welcher das größte Fernrohr aufn'mmt, dient für die Spektral-Unter- suchungen der Fixsterne; südlich von diesem Thurme wird ein Ge- bäude für die photographischen und die nothwendigften physikalischen und chemischen Arbeiten errihtet. Ein zweiter Thurm westlich er- hält ein Ferurohr mit 8 Zoll. Oeffnung; dasselbe ist bestimmt für die Beobachtung d-r Sonnenflee und Protuberanzen; ein drittes Fernrohr befindet sich im östlichen Thurm. Etwas zurück- liegend wird das Hauptgebäude mit Saal für physikalishe und chemische Arbeiten aufgebaut. Ein Wasserthurm mit Windfahne versorgt die Wasserleitungen in sämmtlihen Räumen mit Wasser, welches aus dem jeßt in Arbeit befindlichen Brunnen mit Hülfe ciner Dampfmaschine auf de: Thurm gehoben wird. In einem Kellerraum seitlich vom Brunnen, mit konstanter Temperatur, wird ein magnetischer Apparat aufgestellt, Ziemlich weit entfernt von den Thürmen wird ein Ge- bäude zur Beobachtung der magnetischen Konstanten errichtet und ein Zöll- nershes Horizontalpendel zur Mcssung der feinsten Nuancen der Schwerkraft aufgestellt. Das Wohngebäude für die Observatoren wird fih in der Nähe der Luckeuwalderstraße befinden. Fertig wird in diesem Jahre von den Baulichkeitcu noch Nichts, auch nicht der Brunnen, an dem seit dem 18. Fanuar gearbeitet wird. Das provi- sorische Observatorium auf dem Thurme des großen Militär-Waisen- hauses dient Hrn. Professor Spörer zur Fortseßung seiner Sonnen- beobachtungen so lange, bis die Sonnenwarte N dem Brauhausberge vollendet ijt.

Die Generalversammlung der „Deutschen Shakespeare- gesellschaft“ hatte, wie die „Weim. Ztg.“ meldet, am 22. April ein zahlreihes Publikum im Saale des Stadthauses zu Weimar versammelt. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wohnte mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Erbgroßherzoge und der Erbaroß- hèrzogin dem ersten Theile derselben bei. Von auswärtigen Mit- gliedern der Gesellschaft waren nur wenige erschienen ; auch der Vor- stand war nicht vollständig anwesend, da der Präsident, Profeffor Dr.

Ulrici in Halle, und der zweite Vize-Präsident, Frhr, v. Friesen in Dresden, nicht eingetroffen waren. Beide Herren hatten \hriftlih ge- beten, von ißren Aemtern entbunden zu werden; vorausgreifend fei bemerkt, daß die Versammlung ia dankbarer Anerkennung der hohen Verdienste, welche beide Männer in langjähriger Thätigkeit sich um die Gesellschaft erworben, Professor Ulrici zum Ehrenpräfidenten , Frhr. v. Friesen zum Ehrenmitgliede ernannte. Nachdem der Redner des

Tages, Hr. v. Vincke, in einem geistvollen nnd auzieheuden Ver-

Uzi