B SE Ga er E A S mae A A4 L Ie art e s Tre e E E D L L L M I E Hp pr T prt pr! Ara R M T
E
Berliner Kunstaus stellungen.
: Schlu (Cfr. e 74 Bl.)
Unter drei Arbeiten des Grafen Harra h gebührt der erste Plat der Kniefigur eines „oberitalienischen Bocciaspielers*, die der Künsiler als Geschenk für die Verloosung zum Bau eines Künstlerhauses malte. Die Iacke über die Schulter geworfen, die zum Wurf erhobene Kugel mit der reten, eine andere mit der linken Hand umfassend, mit dem \harfen Blick des dunklen Auges das Ziel abmessend, steht der junge Burs öornüber=- gebeugt da, ganz hingerifsen von der leidenschaftlichen Begierde des Spiels, die jede Linie der lebendig charakterifirten Figur beherrscht. Und nicht geringer als diese Energie des Ausdrutcks ist die Kraft und Wärme des tiefen, harmonishen Tons, die vortreffliche Modellirung der in dur{hsihtigem Helldunkel von der Mauer eincs alten Gebäudes fich plastish absezen- den sonnengebräunten Gestalt. Eine ebenso feine und eigenartige malerishe Wirkung i mit den einfachsten Mitteln in einer diskret gefärbten Kohlenzeihnung dessel- ben Künstlers erreiht. Sie zeigt die in hastigster Bewe- gung meisterhaft geschilderte Figur eines Reiters aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, der auf einem stark gebauten, fast ungethümen Pferde in wilder Flucht durch einen abendlih dâms- mernden Tannenforst einen vershneiten Weg dahersprengt, in der Hand noch die erhobene Pistole haltend, mit der er eben den nächsten seiner Verfolger zu Boden gestreckt hat. Ein drittes Vild endlich behandelt in detaillirtester Ausführung ein um des seltsamen Lichteffekts und des \remdartigen Farbenspiels willen gewähltes landschaftlihes Motiv vom Thuner See. __ Zwischen zwei hohen, in ihrem herbstlihen Laub röthliG \chimmernden Felswänden, deren eine in einem breiten oberen Streifen unter dem auffallenden Sonnenlicht goldig erglüht, blickt der Beschauer Über den klaren, blauen Wasserspiegel hinweg auf die Gebirgs- höhen des jenseitigen Ufers, die der feine, warme Duft der Ferne umhüllt; : i
Aus der Reihe der Genrebilder ragt dur ihre in den Fi- guren wie in den Accessoires gleih vollendete malerische Durh- führung und dur ihr emailartig leuhtendes, reihes und fräf- tiges Kolorit einz der gelungenften Arbeiten des talentvollen Felix Schlesinger hervor. Sie schildert mit glücklichster Beob- achtung der Natur in liebenswürdig charakteristisher Auffaffung ein „\{chläfriges Kleeblatt“, einen alten Bauer, der, in seiner Stube im hohen ledergepolsterten Leynstuhl neben dem weiß- gedeckten Tisch eingeshlafen, den Kopf in die Linke stützend, den rechten Arm um ein kleines Mädchen gelegt hat, das neben ihm sigend gleihfalls entshlumert ist und mit ihren Händen wieder den auf beider Schooße behaglih hingestreckten Haus- hund umsch=lungen hält. Neben diesem vorzüglichen Kabinetftück nennen wir ferner noch Has emann's munteren, hinter der Ete eines ländlichen Hauses, vor dessen blumenumwundener Thür er eben zur Polterabendfeier neue klirrende Scherben hingeworfen hat, ueugierig hervorlugenden Buben als ein tüchtig und anspru{chs- los gemaltes, kräftig gestimmtes Bild, — Conrad's sauber und sorgfältig ausgeführte „Spinnerin“ in einer Dorfstube, Sperling's Bäuerinnen „bei der Wäsche® und \chließlich zwei gefällige Bildhen von Grünfeld. Ein breit und sicher ge- malter, in trauliher \onniger Stille daliegender „thüringischer Bauernhof von Tübbecke, der in diesem Bilde ein recht an- sprehendes Talent beweist, und Kühling's unter der Hut einer jungen Bauerndirne auf einer Wiese weidende Kühe, eine freund- lih anmuthende ländlihe Idylle von glücklich getroffener Herbst- liher Stimmung, sind bereits den landschaftlihen Arbeiten der Ausstellung zuzuzählen, von denen einige der eingehendsten Be- achtung werth erscheinen. :
Unter diesen nimmt Ernst Körner's „Marmarameer“ mit einem fern am Horizont \ich locker zusammenballenden, prächtig gezeichneten weißlihen Gewölk eine hervorragende Stelle ein. In der meisterhaften Schilderung der füdlih heißen, lichterfüllten, flimmernden Luft, die sh über die weite spiegelndé Wasser- flähe ausbreitet, wetteifert diese neue Arbeit des hohbe- gabten Künstlers mit dem von der leßten akademischen Aus- stellung her bekannten entzückenden Suezbilde. Nicht min- der bewunderungswürdig is Rettih's „Strand mit Kühen“, ein Bild von vollendeter Feinheit und Harmonie des klaren, filberhelen Tons, von seltenster Wahrheit in der Wieder- gabe der von leise vershleiertem Sonnenliht gesättigten, stillen, warmen Luft, in welcher die über das sanftgeneigte Ufer und das flahe Wasser verstreuten Kühe in meisterliher Plastik her- vortreten. In einem „Abend in den Scheeren Norwegens“, einer einsamen, von \{heuen Wasservögeln belebten Meeresbucht, die gegen die draußen mit weißlihem Gisht anshäumenden dunklen Wogen durch wild zerklüftete, von den Reflexen der finkenden Sonne goldig angestrahlte Felsenklippen abge\schlo}en wird, wußte derselbe Künstler bei gleih feiner Nüancirung eines kräftig energishen Tons aus einem ganz anders gearteten Motiv ein
Gemälde von ebenso fesselnder, eigenthümlih ernfier und großer
Poesie und von überzeugend echter. Wahrheit der Naturschilde- rung zu gestalten. ,
Aus einer prächtigen, durch ihre satte, kraftvolle Farbe wie dur den glüdcklihften Effekt einer durchaus wahren, ungesuchten Beleuchtung gleih sehr ausgezeihneten „Buchenwaldung“ von Kallenberg strömt es dem Beschauer wie erfrishende, feuchte Kühlung entgegen. Zwischen den Stämmen, deren dichtbelaubte, in ihrem saftigen Grün sonnig durhleuchtete, tief herabhangende Kronen den fetten braunen Boden beschatten, glizert der silberne Spiegel eines Waldsees hindur, an dem eine Rinderheerde Weide und Tränkung sucht. In der vorzüglich getroffenen Stimmung eines hellen Sommertages, dem ein erquickender Regen voraufging, ift das Bild mit breitem, sicheren Vortrag - meisterlich durgeführt. Ein kaum weniger echtes und carakteristisches Gepräge zeigt Flidel's „badishe Landschaft,“ eine \{chlichte Wiesenpartie mit einem zwischen kahlen Steingeröll hinshleihenden Wasser, an dessen Ufer fich aus niedrigem Strauhwerk eine vereinzelte Baum- gruppe erhebt. Der \o wenig verlockenden Erscheinung der ein- förmig grauverhüllten, sommerlichen Stille der hier geschilderten Natur ist aber doch ein feiner poetisher Reiz zu eigen, dem der Maler sorgfältig nachzuspüren besirebt war. In noch viel höherem Grade ist dessen künstlerische Wiedergabe in vier fleinen Bildern von Hermes gelungen, einer ländlihen Partie aus dem Holsteinishen, einem einfamen Schilfufer in tiefem abend- lihen Schweigen, einem Bauerngehöft, das ih bei aufgehender Sonne fammt dem goldig angehauhten Gewölk in einem klaren Wasser spiegelt, und einem Motiv aus Thüringen, einem unter shattigen Baumgruppen träumerisch dahinfließenden kühlen Wald- bach. Namentlich in den beiden leßten Bildern verbindet der Künstler mit dem Belauschen der geheimsten, traulihsten Stimmung der Natur zuglei eine bemerkenswerthe Kraft und Wärme des Tons und der emailartig behandelten Farbe.
Wilberg in einem Motiv aus Neapel, v. Kamecke in einer Anficht des Comer Sees und seiner hohragenden, das
| ede vor dem Ausbruch eines Gemwitters in nur gar zu ftumpfen und
weiße Mauerwerk weitläufiger Gebäude mit üppiger südlicher Vegetation umrahmenden Ufer, sowie Douzette in dem kleinen Kabinetstück einer „S{hmiede in einer Mondscheinland\{haft* er- scheinen in gewohnter tüchtiger Qualität, während Pape in seinem „Thuner See“ in erfreulihster Weise wieder die volle Höhe seines Könnens erreicht hat, die manches seiner leßten, süßlih gefärbten Bilder empfindlih vermissen ließ. Das in bläulihgrünem Schimmer fluthende, von einem Dampfer durch- \hnittene Wasser, in das eine Landungsbrüdcke hineinragt, die duftigen Höhenzüge des fernen jenseitigen Ufers, die warme, feuchte Luft, das am Himmel aufziéhende graue Gewölk bekunden einen durh- aus frishen, aus dem Vollen \{chöpfenden Bli des Künstlers, eine gesunde, manierlose Auffaffung der Natur und eine den Be- \hauer wohlthuend anwehende, kräftige Farbenstimmung. Eine in Wasser und Luft eigen!hümlich grau getönte Marine von A. Achenbach endlih und eine nit übel komponirte Partie „aus der Ramsau bei Berchtesgaden“ von einer Malerin Tosfa v. Richter mögen diese Uebersicht überschließen.
Von plastishen Arbeiten ift die jezt in einer tüchtigen Marmgrausführung ausgestellte, aus der Denkmalskonkurenz des Jahres 1872 bekannte, charaktervolle Goethebüste von Pfuhl und eine kleine Bronzefigur einer jugendlichen römischen Spinnerin von Breymann hervorzuheben, — leßgiere als eine in ihrem kleinen Maßstabe trefflich modellirte Gestalt von anmuthig naivem Ausdruck und \{chlichter Grazie der Bewegung. — —
Sachse's Kunstsalon führt dem Beschauer augenblicklih eine größere Reihe bereits früher hier -gesechener, ihrer Mehrzahl nah aus Weimar stammender Landschaften vor. Neben ihnen find als neu die Bilder von Dreßler, Rummelspacher Und Köhnholz zu nennen. Der Erstere zeigt in einer „Partie aus dem Oderwald“, eine weite, spätsommerlich gefärbte, von schilfigen Wasserarmen durchzogenen Ebene mit einem mit weidenden Kühen staffirten Uferrand, den eine hohe, trefflich gezeich- nete Baumgruppe in klaren, durbfichtigen Schatten hüllt, Rummelspacher schildert in einem Gehöft in kahler, hügeliger Landschaft die fahle Beleuchtung, die drückende Shwüle und
trockenen Tönen und mit ungleihmäßiger, hier und da geradezu skizzenhafter Behandlung, während Köhnholz in seiner Küste von Monaco“ die fteil abfallenden Felsengestade das gelbglühende Licht der hinter den Höhen verschwindenden Sonne mit den ihr zugewandten Flächen aufsaugen und in seltener Energie wider- strahlen, den weiten bläulihen Wafserspiegel ringsumher aber in flimmernden Reflexen leise erzittern läßt und vermöge der blen- denden Leuchtkraft der Farbe und der zarten violetten Scatten einen überraschend eigenartigen und zauberishen Gffekt erzielt.
Das Glanzstück der Ausstellung is jedoch eine Arbeit von Gusfow in Carlsruhe. Ein heimgekehrter junger Landwehr- mann oder Reservist in einem aus Uniformstücken, aus einem rothen Shawl und einer kurzen \chwarzen Sammetjacke gemischten Kostüm fizt, von seinen Kriegserlebnissen berichtend, mit dem rechten Arm lebhaft gestikulirend, in der Stube am Tisch einem jungen, ihm aufmerksam lauschenden Mädchèn in rothem Kleide gegenüber, während zwischen Beiden, die Arme mit gefalteten Händen auffstügzend, eine Alte mit starrem, saunenden Ausdruck ihrer wettergebräunten Züge seiner Erzählung zuhorht. In vollem Lichte modellirt, heben fich die Figuren in ähnlicher, nur noch viel ener- gischerer Weise wie auf einem auth im Motiv des Inhalts verwandten kleineren Bilde der leßten akademischen Ausstellnng von der ganz hellen, gelblihen Wand des Zimmers“ in plastischer Rundung der Formen ab. Zu der hierbei erzielten imponirenden malerischen Wirkung gesellt \fich eine niht minder erftaunliche Meister chaft der gesammten fkünftlerishen Technik, eine unbedingte Sicherheit in der Wiedergabe der durch ihren verschiedenartigen Stoff be- dingten harafkteristishen Erscheinung der Dinge in Licht und Luft. Eine von Aufdringlihkeit allerdings niŸt freie, geniale Probe des rücksihtslosesten Realismus, läßt das Bild gleich ge- wissen anderen ähnlih extremen Bestrebungen nur Eines nahezu ganz vermissen, — die den Stoff mit gemüthvoller Empfindung innerlih durhdringende Auffassung, die wiederum eine innigere Theilnahme des Beschauers erweckt. :
Obschon es mit einer so eminenten Leistung - niht wett- eifern kann, mag doch auch noch ein Genrebild von Frl. Holhheimer in Düsseldorf erwähnt sein. Es zeigt in einer Bauernstube, durch deren offenes Fenster man in das sonnige Grün des Sommers hinausblickt, eine sterbende Alte, in deren Schooß, die erkaltenden Hände fassend, eine vor ihr knieende kleine Dirne, eine nun ganz verlafsene Enkelin, ihr weinendes Gesiht niedersinken ließ. Nicht in der Farbe allein an manhe Bilder von Lasch erinnernd, is die Darstellung \{licht und auf- richtig empfunden und fleißig gearbeitet, ohne freilich gerade eine besondere Originalität zu verrathen. Su
Unter den plastishen Werken des Salons ist die nicht ganz in Lebensgröße ausgeführte Marmorbüste Sr. Majestät des Kaisers von dem württembergischen Bildhauer Joseph Kopf aufgestellt, auf welche bereits in diesen Blättern an anderer Stelle hingewiesen wurde. ;
TYH:€ d: T6:
— In den ersten Tagen des Mai wird im Königlichen Opernhause ein Gesammtaastspiel des Personals des Russi- schen Nationaltheaters stattfinden, Zur Aufführung fommt das nationale Stück: „Eine russische Hochzeit im 16. Jahrhundert“. Es wird dabei auch der hiesige Opernchor zu Hülfe genommen wer- den. — Wie die „N. A. Z.“ hört, würde Richard Wagner im nächsten Winter im Königlichen Opernhause „Tristan und Jo lde“ zur Aufführung bringen, das Werk auch selbst einftudiren und diri- giren. Die Titelrollen würden Hr. Niemann und Fr. Mallinger danu fingen, den Kurwenal Hr. Beh. :
— Das Gesammêigastspiel der Mitglieder des Friedrich-Wil- helmstädtishen Theaters im Königlichen Hoftheater in der Neustadt zu Dresden findet die beifälligste Aufnahme. Am 24. ging zum ersten Male „Der Carneval in Rom“, Operette in 4 Akten von Joseph Braun, Musik von Johann Strauß, in Scene und hat fich vieler Anerkennung erfreut.
— Das Nationaltheater hat das Gastspiel des Hrn- Ludwig Barnay benußt, um Shakespeare's König Johann, welche Tragödie seit vielen Jahren nicht auf einer hiesigen Bühne dargestellt worden ift, wieder zur Aufführung zu bringen. Durch die Hülfe des berühmten Gastes fonnte dem Stück ein durchgreifender Erfolg nicht fehlen, q i l E
Hru. Barnays kräftige Gestalt, fein wohlklingendes, mähtiges, dabei geshmeidiges Organ, wie sein ausdrucksvolles Spiel machen ihn zu einem Darsteller Shakespearischer Meran vie wée vorzüglich ge- eignet; ganz besonders ist die Geläufigkeit anzuerkennen, mit welcher er die oft unges{chmeidigen Worte der Schlegelschen Ueberfegung be- meistert und dem Hörer verständlich macht. Den eigenthümlich aus Realismus und Jdealiêmus gemishten Charakter des Philipp Faul- coubridge (Bastard) weiß Hr. Barnay trefflich als ein harmonisches Ganzes darzustellen, bei welchem der Humor in den ersten Aften eben fo berechtigt erscheint, wie im Verfolg des Stücks der Abscheu vor dem Verbrechen an Arthurs Leiche und der Schmerz um den Tod
Der König Johann gelangt dur Hrn. Lorßing au neben dem berühmten Gast zur Geltung, namentli wenn die Nolle aus dem Konversationston in den Bereich des Affektes tritt, so bei der Nachricht über den Tod der Mutter, ücer Arthurs. Leben, das stolze Zurückweisen römischer Anmaßung u. f. w. Frl. Wally Hermann als Arthur spielt die grausige Scene vor dem glühenden Eisen mit ergreifender Wahrheit, auch Hr. Menzel ist als Hubert ganz an seiner Stelle. Von den zahlreichen übrigen Mitwirkenden find die Herren Müllner (Salisbury), Fell enberg. (P) sowie Frau Schubert-Waldau (Eleonore) hervor- zuheben,
Den Hauptdarstellern, besonders dem Gast wurde dur reichen: Beifall und häufigen Hervorruf gelohnt. Zuïn Erfolge des Stüdcks e c die geschickte Regie und die glänzende Ausftattung ihrem
eil bei.
— Der Königlich \sächsische Kammersänger Niese hat von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Hessen die goldene Verdienst- medaille erhalten. — Dem Hof - Opernsänger Eugen Degele ist das Prädikat Königlicher Kammersänger verliehen worden.
In dem Konzert, welhes Richard Wagner vor s Jahren, am 4. Februar 1873 zum Bestéèn des Unternehmens in ayreuth hier veranstaltete, mate der Dichterkomponist das hiesige Publikum mit einzelnen Proben aus den ersten beiden Theilen des Bs festspiels „Der Ring der Nibelungen*“ bekannt. ieg munds Liebeslied, Wotans Abschied und der Feuerzauber aus der „Walküre*“, sowie das Sc{hmelzlied und das Hämmer=- lied aus „Siegfried“, sämmtlich von Hrn. Niemann gesungen, fanden begeisterte Anerkennung. Gleichwohl war die Theilnahme für das nationale Werk in Bayreuth keine derartige, daß das enne hätte in Scene gehen können. Richard Wagner fiéht sih daher ver- anlaßt, durch Konzerte, die ueuerdings in Wien, Pest und Berlin unter seiner Leitung stattgefunden haben, für sein Vorhaben iminer weit-re Kreise zu interessiren, während der materielle Erfolg zur Deckung der Kosten für den Ausbau des Festspielhauses und die scenischen Einrichtung verwandt werden soll. h
Die neuerdings gehörten Konzerte brachten Aufführungen von Bruchs ftüden aus dem dritten Theil des Nibelungenringes, der „Götterdämmerung“. Dieser leßte Theil hat auch bei den Gegnern der Wagnershen Richtung Anerkennung gefun- den. Die Dichtung hat in alliterirender Form die alten Lieder der Edda auf das Geschiæteste mit dem mittelalterlihen Nibelungen- epos verschmolzen. Das Vorspiel shildert zunächst symphonisch eine nächtlihe Scene auf felsiger Höhe. Die drei Nornen weben und werfen das Seil- des Schicksales: es reißt; die Nornen umschlin- gen fich mit den Enden desselben und versinken. Morgengrauen. Tagesanbruh. Mit dem Sonnenaufgange treten Siegfried und Brünnhilde auf: Siegfried is in vollen Waffen, Brünnhilde führt ihr Roß am Zaume. : : N
Es folgt nun der Abschiedszwiegesang, in welchem Siegfried Brünn- hilde den geheimnißvollen Ring zum Dank für ihre Runenweisheit reicht und yon ihr das Wolkenroß Grane als Geschenk erhält. Jn musikalisher Beziehung gehört dieser Zwiegesang zu dem Schönsten seiner Art. Ton und Wort sind hier in den vollen prächtigen Strom der Töne getauht, welche diese heldenhafte Liebe schildern. Das \chmiegsame, wohlklingende Organ der Br. Sriedrich-Materna eignet sih für diese Scene vorzüglich, und die bei aller dramatischen Kraft des weihsten Empfindungsausdrucks fähige Stimmbegabung des Hrn. Niemann zeigte sih hier in all ihrem nas
Das Orchester schilderte nun den Hinabzug des Helden durch das Feuer -an den Rhein, wo ihn die Rheintöchter an den Hof der ade geleiten, in einem Zwischenspiel, welhes zum 1. Akt
inüberleitet.
Das 2. Bruchstück, Siegfrieds Tod, führte tonmalerisch die als pantomimish zu denkende Scene des III. Akts aus, welche den Untergang Siegfrieds durch Hagen zum Gegenstande hat. Die von Hrn. Niemann vorgetragenen Worte des Sterbenden an Brünnhilde waren von ergreifender Wirkung. Der darauf folgende, in der Weise eines Chores gehaltene Trauermarsh, welcher zuglei die Herkunft, die Herrlichkeit und das Schicksal_ des Helden feiert und beklag*, übte eine solche Wirkung auf die Zuhörer, daß auf Verlaugen das ganze Stiück wiederholt werden mußte.
De n SHluß des Konzerts bildete die gewaltize leßte Scene des leßten Aktes. Sie hat die feierliche Bestattung des Helden zum Gegenstande. Brünnhilde klagt um Siegfried und s{reitet zu seiner Rache. Sie giebt den Befehl zur Errichtung des Scheit- haufens, der mit Decken und Blumen geschmüæckt wird. Dann zieht Brünnhilde den furchtbaren Ring von seinem Finger, steckt ihn an ihre Hand, s{wingt sich auf das Reß Grane und sprengt in den brennenden Scheithaufen. Fr. Friedri - Materna bewährte in dieser Scene, daß es ihrer Stimme auch an dramatisher Kraft nit gebricht und die mächtigsten instrumentalen Massen fie nicht zu decken vermögen. Der Beifall, der für ihre großartige Leistung der Künstlerin zu Theil wurde, war darum ein wohlverdienter. i
Die 1ymphonische Malerei der Götterdämmerung selbst, mit welchem diese Scene und das ganze Bühnenspiel \chließt, ist von überwältigender Wirkung und ohne Zweifel das Gewaltigfte, was auf musikalishem Gebiete hervorgebracht worden ift. Die stürmische Anerkennung, die den Dichterkomponisten dafür lohnte, war hier bes gründeter als fe. Vor dieser Schöpfung haben sclbsstt Wagners Gegner die Waffen gestreckt und dem Genius bewundernde Anerken- nung gezollt. j E
Die beiden Konzerte ware die bedeutendsten Ereignisse der Jahreszeit und wohlgeeignet, die Erwartung dessen, was das Fest in Bayreuth im nächsten Jahre bringen soll, auf das Höchste zu spannen.
"_— Die am ersten Mai stattfindende Sinfonie-Soirée der Königlichen Kapelle, die leßte dieser Saison, ist zugleich die dreihundertste überhaupt. Mit ihr {ließen 33 Jahre des Be- stehens dicser hauptsächlich der Pflege flassisher Jnstrumentalwerke gewidmeten Konzerte ab. Dem Institute ift bei diesem Anlaß von einem für die empfangenen Genüsse dankbaren Abonnenten ein kosft- bares Dirigentenpult geschenkt worden, welches an diesem Abend zun ersteu Male E Men foll. Ein Festmahl der Kapelle wird die
eier des Tages beschließen. t E — Am Mittwoch, 28. d. Mts., Nahmittags präzise 5 Uhr, findet in der Marienkirche ein Orgelkonzert, veranstaltet von Schülern des Organisten Dienel, statt, welches durch gütige Mit- wirkung des Frl. Langner, Frl. Schauhmann und des Hrn. Jul. Sturm noch besonders genußreich zu werden verspricht.
Man {reibt den „H. N.“ aus Christiania, 20. April: An der Küste von Ostfinninarken hat ein s{hrecklicher Sturm gewüthet, der viele Menschenleben zum Opfer gefordert hat. Der Vogt von Vards giebt in einem Telegramm die Anzahl der verloren gegangenen Fahrzeuge auf 28 große Böte und 5 kleine Böte an, welche fih beim Ausbruch des Sturmes auf dem Meere befanden, um den Fischfang zu betreiben. Die Besaßung eines fog. großen Bootes pflegt 5, die eines fleineren 3 Mann stark zu sein, fo daß darnach uiht weniger als 155 Menschen den Tod in den Wellen gefunden haben. Es ift jedoch sehr leiht mögli, daß diese Zahl fih nóch bedeutend erhöht, da man nuoch von vielen Böten keine Nachricht erhalten hat. Der Schreck und die Bestürzung, heißt es in einem Telegramm, haben die Bevöikerung gelähmt, Ju Vards find derartige Stürme besonders
efährlich. Die Stadt liegt auf einer Insel, welche nur dur einen soutalen Sund vom Festlande getrennt ist. Dieser Sund wird, nameutlich wenn ein Nordweststurm wüthet, so in Aufruhr gebracht, daß es oft Tage lang zu den Unmösglichkeiten gehört, ihn zu über-
\cchiffen. , Redacteur: F. Prehm. Berlin! Ferlag der Expedition (Kessel). Druck W, Elsner. Vier Beilagen
seiner Krieger wie des Königs.
(einschließliG Börsen-Beilage),
E x ft e
Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
97,
—— It Op A 20)
Landtags
Berlin, 27. April. In der Sizung des Hauses der Abgeordneten am 24. d. M. erwiderte der Handels-Minister ch in der Diskusfion über den Gesezentwurf, be-
nzial- und Kreisverbände,
. b. Schorlemer-Alst, welche fih
: gegen den Gesegentwurf erklärt hatten weil die Provinz Westfalen in ihren Chausseen vom es vernah-=
s sei:
eine Herren! Gegenüber den Aeußerungen üb
der Chausseen in der Provinz Westfaleno mus b E O ftatiren, daß nah den von nir eingezogenen Berichten. der Provinzial-
behörden fi diese Chausseen in einem normalen Zustande befinden.
Es ift allerdings richtig, daß in JIndustriebezirken durch den schr
starken Verkehr die Straßen außerordentlich in Anspruch genommen
werden, und deshalb stets sehr umfangreiher Reparaturen bedür en. Das ist namentli in Westfalen der Fall. ine Übrigens der Be:
Vorreduer glaubt aus diesem Grunde herleiten zu müssen, gegen die
Dotationsvorlage zu stimmen, so ist mir das absolut unverständli Nach einer Aufstellung, die ich vor mir habe, ist LeispirldBeise E den leßten 13 Jahren — ich sage, in den leßten 13 Jahren und nehme das vahr 1872 als S{lußjahr — auf die Provinz Westfalen durchshnittliß die Summe von jährlich 74,638 Thlr. für Neubau von Staatschaufseen und an Prämienzushüfsen gekommen. Dieselben rmittelungen ergeben, daß auf Westfalen allein von dem Neubau- fonds in Zukunft mehr als das Doppelte fallen wird, und daß die Provinz auch an Unterhaltungskosten wesentlich mehr als bisher er- halt. Es ift also gewiß eine ausreichende Summe dieser Provinz überwiesen, und die Verwendungszwecke sind nach der Vorlage so E E, daß man ¿s T That an , di inz Westfalen werde, wenn ihre erhältnifse bisher ungünstige ge- wesea sein sollten, gerade dur diese Vorlage in ei ünsti ide tra ch dies ge in eine recht günstige
— Jn der Diskussion über den Gesezentwurf, betreffend die mogensverwaltung in den katholischen Kirchen- istlihen 2c. An- ) Val? nah dem Abg. Dauzenberg das Wort: Meine Herren! J will mir nur zu der Nr. 3 der Vorschläge Ihrer Kommission eine Bemerkung erlauben. Wenn dasjenige, was der Hr. Abg. Staß in diesem Vorschlage gefunden hat, wirklich darin enthalten wäre oder enthalten sein sollte, dann schiene es mir allerdings unmögli, der Bestimmung Raum zu geben. Ich bin aber doch nicht der - Meinung, daß hier irgend etwas über Eigenthumsverhält- nisse bestimmt fein foll, sondern ih habe, namentlich wenn ih den Bericht Ihrer Kommission mit der Formel des Vorschlages verglich, nur ausgedrückt gefunden, daß von derartigen Sammlungen und ihren Resultaten die betreffenden Gemeindeorgane eine Kenntniß erhalten und- eine Kontrole darüber üben follen, daß fie aber nihts weiter thun sollen, -als daß fie gewissermaßen dur laufende Posten, die sie an der einen Stelle in Einnahme, von der andern in Ausgabe stellen dur ihre Rechnung aufnehmen, das soll, glaube i, nach den Motiven, die im Bericht niedergelegt sind, der Sinn dieser Bestimmung sein. Ginge er weiter, dann würden fih allerdings Folgerungen daran knüpfen lassen, wie sie der Herr Abg. Staß vorhin angeführt hat, und ih würde mich dann nicht in der Lage befinden, mich" mit dieser Be- ftimmung irgendwie einverstanden zu erklärea.
._ Eine solche Kenntnißnahme und Controle scheint mir allerdings wünschenswerth, und wenn Sie das Beispiel, was der Herr Regie- rungs-Kommisfsar durch Verlesung eines ganzen Berichts Jhnen vor- hin vortrug, in dem Sinne autfassen wollen, wie ih es thue, nämli dahin, daß es außerordentlich erwüns{t gewesen wäre, im Interesse des angegriffenen, verdä iftli i i “o E betreff a Ä ;
er Meinung sein, daß eine folhe Bestimmung ni t blos nüßlich für die Gemeinde, sondern auch im Interesse bert ift, die R A, hay trole fo erheblihe Summen einnehmen und über die dann derartige Mittheilungen verbreitet werden, -wie die vorgetragenen, die übrigens in manchen Punkten von Zeugenaussagen unterstüßt sind.
Aber, meine Herren, der Theil, den der Hr. Abg. Haute bezeichnet hat, scheint mir denn doch über Wünschenôwerthes hiunauszugehen. Jh bin vollständig davon durchdrungen, daß die Sammlung, welche in den Motiven oder in dem Bericht als Hauptmotiv für den Vorschlag Erwähnung findet, durch die Annahme desselben nit unter die Kontrole gestellt wird, die gewünscht wird. Das ist, wie s{chon vorhin hervorgehoben wurde, der Feterbpfennig, Kollekten, meine Herren, die außerhalb der irchengebäude gesammelt werden, können legal nur gesammelt werden mit polizei- licher staatlicher Genehmigung. Jch glaube, schon dieses Gescß wird mannuigfach umgangen sein, und wenn es sich um die genannte Ab- gabe handelt, so würden auch in dem Falle, daß die hier fixirte Kon- trollmaßregel angenommen ift, die Mittel zur Umgehung des Gesetzes nit allzuschwer gefunden werden. In anderen Fällen aber, meine Herren, meine ih, ift die vorgeschlagene Bestimmung des Geseßes nicht erforder- li, ihre Folgen würden sich sogar leiht in einer Weise zeigen , die man Quälerei — ich brauche allerdings êinen harten Ausdruck — der Npalperlouan nennen kann. Jch habe gar kein Bedenken, das 3. B, Ur den Fall, den der Hr. Abg. Haucke und auch, glaube ih, der Hr. Abg. Brüel ängedeutet haben, anzuerkennen. Es ist dies ein aus dem Leben gegriffener Fall, dèr sich außerordentli oft wiederholt. Sollen denn die Damen, die einen Teppich sticken wollen, oder eine Altardeckte
ck für eine katholische Kirche zum Jubiläum oder zu einer anderen Ge- legenheit, und die durch Kollekten in einem bestimmten Kreise bestimmte Mittel zur Anschaffung der Materialien sih beschaffen, das Geld, ecst an den Kirchenvorstand abliefern, damit sie es nachher wieder herausbefommen, um sich die Materialien anzu- schaffen? Wenn diese Bestimmung angenommen würde, würde es dahin kommen.
Jch glaube also, es ist wohlgethan, die betreffenden Worte unter allen Umständen zu streichen, und es würde wohlgethan fein, der Be- stimmung des §8. 3 nit die Zustimmung zu gewähren, wenn der Bir 6: Stat mit seinen Ausführungen Recht hätte. In dieser
eziehung darf ih aber noch den Aeußerungen des Herrn Referenten oder anderer Mitglieder der Kommission entgegensehen.
— Der Bericht der verstärkten XIT. Kommission des Hauses der Abgeordneten über den Geseßentwurf, betreffend die Verfassung der Vcrwaltungsge:ihte und das Ver- waltungsstreitvèrfahren ift erschienen. Derselbe hebt im Allgemeinen hervor, _daß das Bédürfniß, nach den Vorgängen des Bundesgeseßes über den Unterstüßungswohnsiß und des dazu CRLIeNs Ausführungsgeseßes, der Gewerbeordnung, und besonders der K-eisordnung, für Angelegenheiten {der Verwaltung ein dem ge- ridtlichen Verfahren nachgebildetes Streitverfabren durchzuführen, allgemein und in Uebereinstimmung mit den Anschauungen anerkannt wurde, welche in dem Plenum des Abgeordnetenhauses zur Geltung gekommen sind. Die Einführung von rechtsprechenden Organen, welche in der Handhabüng der Verwaltung die Betheiligten gegen Willkür von Einzelbeamten, gegen wechselnde Geseßesauslegung eines auss{ließlich berufêmäßigen und abhängigen Beamtenthums schüßen und ihnen die Gewähr der Einhaltung eines gleichen und gerechten Maßes bei Abgrenzung öffentlicher Rechte und Pflichten geben, ist die nothwendige Ergänzung der Entwickelung, welche die innere Ver- waltung und ihre Organisation seit Erlaß der Verfassung genommen
meinerseits fkon-
Berlin, Dienstag, den 27. April
geSghtses Funktionen auf eruht auf der Erwägung, d
des Privatinteresses gegenüber nit loszulösen ist, und daß ei doch die Vermischung beider
Behörden, in der Zuziehung Verfahren und einem geord
und, unter ihren Uebergang
zwischen gemachten Erfahrun seits eine Umarbeitung und
gegenüber den Verwaltungen größeren Landgemeinden an Stadtgemeinden) gegenüber niht minder gegenüber den kommunalverwaltung einzune
zu der Ueberzeugung geführt, um eine Instanz verkürze. sehe, das
für diese nicht mehr
Revisionsinstanz begnügen, Berufungsinfstanz haf
lihkeit sie erst durch das wären. Als der einfachste
Vafsungsänderungen: in den 8
nimmt an, daß es nicht erfor Ober-Verwaltungsgerict hera
habe. Jn den meisten zu kommenden Streitsachen ist e in allen Beschwerdesachen —,
konkurriren.
flüssige zu kennzeichnen.
desselben gegeben werden müss
einem Staatsbeamten — das
komme nur darauf an, eine denten zur Einlegung der Rev
Dber-Verwaltungsgericht, das len durch einen Kommissar ve
werden solle, so müsse das al
das Rechtsmittel eingelegt ist.
tungsgerichts durch Mittheilun
Befugniß der Verwaltungsbe
nah den Vorschriften des G
hat. Daß diese Gewähr nicht in der Uebertragung verwaltungs-
einer VBerufungsinstanz aus,
durch eine Entscheidung des Kreisaus\husses das öffentliche Ee als verleßt ansehe, Berufung einzul-gen und also auc dann die Sa seinerseits in der höheren Jnstanz zu verfolgen, wenn nur CrUN sich als Parteien gegenüber gestanden hätten. Dieses Recht se
in dem vorliegenden Entwurfe aufrecht erhalten worden, und es
die Civilgerihte gefunden werden kann, aß auch das Rechtsprechen in Verwaltungs-
sachen von einem freien administrativen Ermessen, von einem Abwägen
dem fonfurrirenden öffentlichen Interesse ne darauf gerichtete Thätigkeit si mit dem
strengeren Formalismus der Civilrechtspflege nicht verträgt. Wenn i auch beide Gebiete an zahlreichen Aan berühren mögen, fo Bi a
zum Nachtheil entweder der ivilrechts-
pflege oder der zu wahrenden öffentlichen Interessen ausfclagen. Jene Gewähr ift in der kollegialen Verfassung der eutscbeidenden
von Laien, in einem öffentlich mündlichen neten Instanzenzuge zu finden, welcher
leßtere in einem obersten Verwaltungsgerichtshof abschließt. Diesem fällt ganz besonders die Anfgabe zu, die dleiinátige Acwendaas pee bestehenden Verwaltungsrechts zu sichern.
Die Kreisordnung hat eine erste N in den Kreisaus\{hüssen
8- und Aus ührungsbestimmungen, eine
Berufungsinstanz in den rVerwaltungsgerichten*®, leßtere in Anleh- uung an die früher gebildeten Deputationen für e Deine, bereits ge]chaffen. Charakterisirt si diese Organisation der Verwal- tungégerichte aber {hon durch die Stellung, welche die bezüglichen
estimmungen in der Kreisordnung für die sechs ssftlichen Provinzen erhalten haben, als ein Provisorium, war es nöthig, sie nah den in-
gen und bei Ausdehnung ihres Geltungs-
bereihs auf die ganze Monarchie ciner Revision zu unterwerfen, fo fehlte der wesentliche Abschluß des ganzen Baues, das Ober Verwal tungsgeriht, bisher ganz. Der vorliegende Geseßentwurf enthält des- halb în Bezug auf die Kreisaus\hüsse und Verwaltungsgerichte einer-
Vervollständigung der \{on jeßt in den
Osftprovinzen bestehenden Einrichtungen und andererseits die Neu- |Göpfung e le A ee S | -
: er Dinvlick auf die Stellung, welhe die Verwaltungsgeriht in Zukunft in Bezug auf eine a arate
ehnliche Zahl von Angelegenheiten der Stadtgemeinden, (wenigstens der die Einwohnerzahl erheblich übersteigenden den Verwaltungen der Stadtkreise und Kreisaus\chüfsen als Organe der Kreis- hmen berufen sind, hat die Kommission daß es nicht angemessen sei, wenn der
Entwuxf gerade die prozessualische Verfolgung dieser Angelegenheiten
Der Entwurf gehe von der Gewährung Indem man sich aber genöthigt
2 iftelglied dieser Organisation für gauze Kate- gorien von Angelegenheiten, : Mei geringfügiger Art, zur ersten Instanz zu machen, dürfe man
und zwar für solche keinesweges
mit dem Ober-Verwaltungsgericht als sondern man müsse auch für sie eine en. Nur auf diese Weise würden die
Parteien in den Stand gesebt, in einer zweiten Instanz solche That- sachen und Beweismittel nachzubringen, über welche sie in der ersten vielleicht noch nicht hätten disponiren können, oder auf deren Erheb-
Verfahren in erster Instanz hingewiesen und beste Weg wurde erachtet, für diese gericht als Berufungsgericht zu nigen Befugnisse zu übertragen,
| g8gerihten zweiter Instanz beigelegt sind. Die vorstehenden Erwägungen haben demnächst in der verän- derten Fassung des 8. 5 ibren Ausdruck gefunden, außerdem aber
S. 94, 56, 58, 60 bedingt.
Dagegen schlägt die’ Kommission die Beseitigung der in den Ent- wurf eingefügten Institution einer Staatsanwaltschaft vor. Sie
derlih und deshalb zu vermeiden jei, ein
drittes außerhalb des Gerichtshofes , und selbständig neben den Par- teien stehendes Element zu dem Verfahren vor dem Provinzial- und
nzuzieben, welches doch entweder nur die
Nolle einer Partei übernehmen oder in die Lage kommen werde, den Richter über die Art belehren zt wollen, wie er Recht zu sprechen
r Entscheidung der Verwaltungsgerichte ine öffentlihe Behörde Partei — z, B. welcher hiermit auch die Wahrnehmung
des öffentlichen Juteresses zufällt. In den Streisachen, wo aus\{ließ- li Private sich als Parteien gegenüber stehen — wie in Ane, ftreitsachen E A fal der i le Sr\ahrungen des rheinischen Civi!prozesses, des Ehescheidungsprozesses U. a. genügen, um die Rolle der Staats- anwaltshaft in solchen Privatstreitigkeiten als eine sehr über- | i, Allerdings, so wurde insbesondere von dem Hrn. Regierungskommissar hervorgehoben und von der Kommission anerkannt, gâbe es eine Anzahl von Fällen, wo auch in Streitig- keiten unter Privaten „Gu welchen auch die Vorstände von Gemeinden, Amts- und Kreisverbänden zu rechnen seien), ein öffentliches Interesse vorliege und der Verwaltungsbehörde Gelegenheit zur Wahrnehmung
Regel ein öffentliches Interesse nit
e. Für diese seltenen Fälle erachtete es
aber die Mehrzahl der Kommissions uitglieder nicht als erforderlich, eine besondere Staatsanwaltschaft ein uführen und die Vorschriften des Entwurfs zu acceptiren, daß dies ällen zugezogen und vor Erlaß der Endurtheile gehört werden solle. ie Kreisordnung habe dem Vorsitzenden des Kreisauss{usses — also
e Staatsanwaltschaft in allen
Recht eingeräumt, in den Fällen, wo er e i auch
gleihe Befugniß dem Regierungspräsi- ision (beziehungsweise Berufung) gegen
Endurtheile des Provinzialverwaltungsgerichts einzuräumen, und ihm für die Berufsinstanz, den Ministern für bas Verfahren vor dem
Recht beizulegen, sich in denjenigen Fäl- rtreten zu lassen, wo eine Entscheidung
der Vorinstanz wegen ihrer prinzipiellen Bedeutung durch die Behörde Habe angefochten werden müssen. Werde in Betracht gezogen, daß es die vorgefeßte Verwaltungsbehörde in der Hand habe, den untergebenen Be- amten, also der Minister den Regierungs-Präfidenten, der Regierungs- Präsident den Landrath mit Anweisung zu versehen, in Fällen wel- cher Art die Berufung unbedingt eingelegt und Instruktion eingeholt
so abgegrenzte Recht unbedingt ausrei-
chen. Auf diesem Gedankengange beruhen die Vorschläge der Kom- mission, dem Regierungs - Präsidenten im 8. 51a. das Recht der Be- rufung gegen die in erster Instanz ergangenen Entscheidungen der Provinzialverwaltungsgerichte und im §. 60 das Ret der Revisions- einlegung, fo wie ferner dem Regierungs-Präsidenten und dem Ressort- Minister im §. 58a, die Befugniß beizulegen, sich in ullen Fällen in der höheren Instanz durch Kommissarien vertreten zu lassen, wo ge- gen das Endurtheil der Vorinstanz durch die untergebene Behörde
Es ergab sich dabei als nothwendige Konsequenz, eine Vorschrift in die §8. 50f. Und 59 des Geseßentwurfs aufzunehmen, wonach der Regierungs - Präsident von allen Endurtheilen des Provinzialverwal-
g einer Ausfertigung in Kenntniß zu
seßen ift, und zwar leichzeitig mit den Parteien. Der 8. 82 der Regierungsvorlags will in dem ersten Alinea die
örden, gegen die ordentlichen Gerichte eßes vom 8, April 1847 den Ko.mp e-
tenzkonflikt zu erheben, auch dann zulassen, wenn sie der Mei- nung find, daß die Sache, weil es fich um eine Verwaltungsstreit- G händle, vor die Verwaltungsgerichte gehöre. Das zweite Alinea überträgt die Entscheidung über Kompetenzstreitigkeiten zwischen Ver- waltungsgerihten und Verwaltungsbehörden auf das Ober-Verwal- tungsgericht sowohl dann, wenn sih beide Behörden für kompetent (posfitiver Kompetenzkonflikt), als wenn sich beide Behörden für in- kompetent erahten (negativer Kompetenzkonflikt).
_Diese Bestimmungen eertien lebhaftes Bedenken in der Kom- mission. An den bisherigen efugnissen der Verwaltungsbehörden folle zwar E dieses Gericht in soweit nicht gerührt werden, als es fih darum handle, solhe Angelegenheiten den ordentlihen Gerich- ten zu entziehen, welche nach der von dem Kompetenzgerihtshof ein- zuholenden Entscheidung überhaupt niht durch Gerichte, sondern im
der Verwaltung zu erledigen seien. Derartige vorliegenden Gesetzes. e E i a a as eine oder das andere fi dur alle Instanzen éine Kompetenz abe welche ihm na der Vorschrift dex Gesetze nit zustehe und es widerspreche der normalen Stellung der Geri te, zwischen ihnen, vielleicht gegen die Geseßesauslegung der obersten Gerihtshôfe — des Ober-Tribunals einerseits oder des Ober-Verwaltungsgerichts andrerseits — eine dritte Behörde und zwar den Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenz- konflifte, zur Entscheidung zuzulassen, welcher geringere Garantien für die Geseßmäßigkeit seiner Entscheidungen biete, als jene beiden. Nur für den Fall sei allerdings im Interesse der Parteien besondere Vorsorge zu treffen, daß sowohl ein ordentliches Gericht, als ein Ver- waltungsgeriht seine Kompetenz ablehne. In diesem Fall aber sei der allein angemessene Ausweg, eine gemeinschaftliche Fntscheidung bei der obersten Juníftanz herbeizuführen, nicht aber eine dritte Be- O E arge / er Kompetenzstreit zwischen Verwaltungsbehörden und Ver- waltungsgerichten jei ebenfalls in soweit ausgeschlossen, als es der Verwaltungsbehörde nicht zustehen dürfe, eine Sache, welche vor einem Verwaltungsgerichte anhängig geworden sei, mittelst Er- haltung des Konfliktes an si ziehen zu wollen, wie dies denn auc die Regierungsvorlage felbst nicht beabsihtige. Die Verwaltungs- gerichte bis in das Ober-Verwaltungsgericht hinauf würden über ihre Kompetenz selbst zu entscheiden haben. Das sei der einfache Gang der Sache. Erachte eine Behörde eine Sache als nicht für das Streitverfahren geeignet, so sei ihr in dem geordneten Verfahren ge- nügende Gelegenheit geboten, au diesen Einwand zur Geltung und zur Entscheidung zu bringen. Nur die Fälle des negativen Konflikts jeien au hier besonders vorzusehen und in dieser Beziehung feien die Bestimmungen des Regierungsentwurfes zutreffend. In jolchen Fällen sei aber von einer Konfliktserhebung im Sinne des Gesetzes von 1847 überhaupt nit die Rede. Es würde Sache der Parteien fein, die Entscheidung des Ober-Verwaltungsgerihts darüber anzu=- rufen, an welhe Behörde fie fich zu wenden hätten.
Der Regierungs-Kommissar widersprah zwar dem gestellten Amendement , der aus der Mitte der Kommission gestellte Antrag fand aber einstimmige Annahme und ist im F. 82 der Kommisfions- beschlüsse niedergelegt.
___ —Im1. Aachener Wahlbezirk (Shleiden, Malmedy, Mont- oie) ist an Stelle des verstorbenen Wirklichen Geheimen Raths von avigny der Professor Dr. Janssen in Frankfurt a. Main mit 215 gegen 34 Stimmen, welche Joseph Rey in Gladbach erhalten hat, zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin. Am 25. d. M. starb hier der Geheime Regierungês Rath Dr. Helwing, ordentlicher Professor der Staatswissenschaften an der hiesigen Universität.
— Am 10. März d. J. war die Senckenbergishche Natur- forschende Gesellshaft zu Frankfurt g. M. zum ecsten Male in der Lage, den 1854 gestifteten, für die in den leßten vier Jahren erschienene beste phystologische Leistung bestimmten Tie d ez mannshen Preis zu vertheilen. Der Preis wurde dem aus Frank- furt gebürtigen Professor Dr. Hermann M eyer zu Zürich wegen jeines Werkes: „Statik und Mechanik des menschlichen Knochengerüstes, Leipzig 1873, zuerkannt.
— Hr. Prof. Oswald Heer in Zürich ist für scin Werk „Flora fossilis arctica“ von der Akademie in Stockholm mit der gol- denen Medaille ausgezeichnet worden.
_— — Auf der Antillen-Jnusel Dominica is ein kocender See entdeckt worden, Derselbe liegt in der waldbedeckten Berggruppe hinter der Stadt Roseau, 2500 Fuß über dem Meere und hat zwei englishe Meilen im Uinfange. Der Rand des Seebeckens besteht aus Scchwefellagern und ein gewaltiger Wasserfall bildet seinen Abfluß.
— Das dritte Heft der Zeit \chrift für deutsche Kultur- ge\schichte (neue Folge, IV. Jahrgang 1875), herausgegeben von Dr. J. H. Müller, Studienrath, (Hannover, in Kommission bei Carl Meyer) hat folgenden Inhalt: Srankreichs und Englands Einwirkung auf die Volkswirthschaftslehre in Deutshland und die nationale Reaktion, Von Johannes Falke, — Karl der Große in der Schweiz. Von Ed. Ofenbrüggen. — Bücherschau : Allgemeine deutshe Biographie. Das médcklenburger Osterspiel. Von Dr. Alb. Freybe. Die mittelalterlihen Siegel der Abteien und Konvente in Steiermark. Von Arnold Luschin. Denkwürdigkeiten aus denx münfterisWen Humanismus. Von Dr. J. B. Nordhoff. Elpis Meleno, Kreta-Biene. — Buntes: Der Hedemöppel von Varde- even oder das Ummeklappen. Von Pastor Engel in Leese. Eine
iâtetik des sechsten Jahrhunderts. Von Carl Bartsch. Politiiche Broschürenliteratur und Kolportage zur Zeit des 30 jährigen Krieges, Von Pr. K. G. vera Privilegium für die Sesselträger in Cöln. Zum Bücherwesen der ! orzeit, Von J. Zahn. Letter Reichs-Abschied von der Mutter dem römischen Reih an die enterbte Tochter nun- mehr franzöfishe Stadt Straßburg. Juschriften auf Richtshwertern.
Gewerbe und Handel. ;
Nach dem Geschäftsberiht der Deutschen Effektens- und Wechselbank in Frankfurt a. M. haben L ame der Bank ungeachtet der im Allgemeinen vorwaltenden Geschäftsftille
eine Höhe erreicht, welche der vorjährigen nicht nur gleihkommt, son- dern dieselbe noch um etwas übersteigt. Die Betheiligungen an Syndikatsgeschäften betrugen am 31. Dezember 1874 nur 174,747 Sl.
und haben sich gegen das Vorjahr um ca. 90,000 Fl. vermin- dert. Der Gesammtumsat beträgt 1,529,558,331 Fl.; das ein- gezahlte Aktienkapital von 7 Millionen Gulden ist demnach 18 Mal, also in je 5 Tagen dreimal umgeshlagen worden. Die Direktion \chreibt dieses Resultat einer Ausdehnung ikrer Thätigkeit zu, aus welcher sich andererseits auch die Mehrbelastung des Unkosten-Kontos erkläre, welches diesmal im Ganzen mit 210,964 Fl. erscheint. Der nah Abschreibung aller Spesen, ¿zweifelhafter Außen- stände mit 28,160 Fl, Minderwerth der Syndikatsbetheiligungen mit 7924 Fl. verbleibende Reingewinn beläuft fich auf 710,658 F. Hiervon beantragt der Auffichtsrath, nah Dotirung des Reserve- fonds (welcher fich dadurch auf 104,058 Fl. erhöht, und nach Abzug der anderen statutenmäßigen D egüge 85% mit 10 Mk. Bco. pro Aktie zu vertheilen und den Saldo von 10,850 Fl, auf neue Rech-
nung vorzutragen,