1899 / 190 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Aug 1899 18:00:01 GMT) scan diff

E A Morgen arbeiteten Seine ‘Majestät “der Kaiser mit dem

ertreter des Auswärtigen Amts, Gesandten Grafen Wolff- Metternih und begaben Sich gegen 11 n ‘Vormittags ak en zur Einweihung des Denkmals füt Kaiser

elm I. :

Der weltlihe Stellvertreter des Präsidenten des Evan- gischen Ober-Kirchenraths, Wirklihe Ober-Konsistorialrath . Braun, hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Friedrihs8ort, 13. August. Ein \chwedisches Ge- shwader, bestehend aus den Panzerschiffen „Thor“, „Niord“ und „Oden“, den Torpedo-Kreuzern „Jacob Bagge“ und „Dernen“, den Kanonenbooten „Skagul“ und „Edda“, sowie acht Torpedobooten, ist, wie „W. T. B.“ berichtet, hier ein- osen und wird bis zum 16. d. M. im Kieler Hafen ver-

eiben.

Essen, 13. August. Die „Rheinish-Westfälishe Zeitung“ veröffentliht mittels Extrablatits folgenden Dankeserlaß Seiner Majestät des Kaisers und Königs:

„Dber- Präsident Nasse, Koblenz. Hügel, den 12. August 1899, Meine heutige Fahrt durch das Bergishe Land hat Mir einen neuen Beweis von der treuen Anhänglichkeit Meiner Berger geliefert. Die jubelnde Begrüßung der Be- völkerung in Stadt und Land, der reiche Smut der Städte Remscheid und Solingen und der übrigen von Mir berührten Orte haben Meinem landesväterlihen Herzen wohlgethan und Mich er- kennen lassen, wie treu die Herzen im Bergischen Lande Mir ent- gegenshlagen. Ich ersuche Sie, Allen, welche Mir heute einen so Überwältigend {önen Empfang bereitet haben, Meinen wärmsten Dank zu sagen und sie Meiner Königlichen Huld e M ai

: ilhelm R.“

Elsaß-Lothringen.

Das Ermittelungsverfahren, betreffend die Erträge aus Kapital, Lohn und Besoldung auf Grund des Ge- seßes vom 2. Zuli 1898, ist, wie die „Straßb. Korresp.“ meldet, in seinem ersten Abschnitt, dec Abgabe der Erklärungen, im wesentlihen beendet. Es erübrigt nur noh, in den Städten Straßburg, Mülhausen, Meß und Colmar denjenigen Pflich- tigen, elde aben eine Erklärung nicht abgegeben haben, die durch die Ausführungsbestimmungen zu dem genannten Gesehe

A zweite Erklärungs - Aufforderung mit zehntägiger

S t zuzustellen. Diese Zustellung wird in nächster Zeit erfolgen. isher sind in Elsaß-Lothringen von 30 631 Personen Er- klärungen über Erträgnisse aus E, von 100 A und darüber mit einem jährlihen Gesammtertrag von 47 309 000 6 abgegeben worden. Hiervon sind die Passiv- Kapitalzinsen u. st. w. bereits abgezogen. Kagpitalerträge unter 100 6 sind von der Ermittelung ausgeschlossen. Diejenigen Pflichtigen, welche eine Erklärung niht abgeben, werden durch die Kommissionen eingeshäßt werden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Minister des Auswärtigen Graf Goluchowski, welcher DOIETE früh in Jshl eintraf, wurde von dem Kaiser an demselben Tage in Audienz empfangen.

Jn Budapest fand am Sonnabend in Anwesenheit des Erzherzogs Joseph als Vertreters ‘des Kaisers die feierliche Aufstellung des Krieger-Denkmals statt, welhes vom Ofener Georgs-Play nach dem Garten der Jnfanterie- Kadettenschule übergeführt worden ist. Abtheilungen sämmt- liher in Budapest garnisonierenden Truppenkörper waren dazu ausgerückt. Das Denkmal wurde von dem Korps- Kommandanten Ae Lobkowiz an den Kommandanten der Kadettenshule Oberstleutnant Hanke mit einer Ansprache übergeben, in welcher Fürst Lobkowiß hervorhob , daß der Kaiser den Wunsch ausgedrückt habe, der Georgs-Plaß möge das Denkmal weiland der Kaiserin und Königin Elisabeth aufnehmen. Auf diesem Playe habe seit 1852 das Denkmal der 1849 bei der Vertheidigung von Ofen Ge- fallenen gestanden, deren Gebeine bisher auf V jeßt aufzu- lassenden Militär-Friedhof in Ofen ruhten; um die Gräber der Gefallenen vor der geendet u schüßen, habe der Kaiser nun verfügt, daß die irdischen Reste jener Tapferen exhumiert und im Garten der Jnfanterie-Kadettenshule zur bleibenden Que bestattet werden sollten. Ueber diesem Soldaten- ps e solle sich das Krieger - Denkmal nunmehr als Grab- enkmal erheben. Bei der Rückehr von der Feier traf eine Abtheilung von Honvedtruppen mit einer Gruppe von Manifestanten zusammen, von der sie mit beleidigenden Zu- rufen empfangen wurde. Berittene Polizei trieb die Mani- festanten mit flacher Klinge auseinander. Drei Studenten und ein Schuhmachergehilfe wurden verhaftet.

Grofßbritaunieu uud Jrland.

In Londonderry is es, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, gestern Abend zu ernsten Zusammenstößen zwischen Protestanten und atholiken gekommen. Die Polizei- beamten, welche ett: wurden von der Menge verleßt. A ‘gas die Ausfruhrakte verlesen und Truppen herbei-

erufen.

Frankreich,

Vor dem Kriegsgericht in Rennes wurden vor estern der frühere Präsident Vet eo e Cas imtt-Rörier bs der General Mercier als Zeugen vernommen. Bei der Abfahrt des Generals Mercier kam es, wie „W. T. B.“ berichtet, zu Kundgebungen. Ein Theil der vor dem Lyceum versammelten Menge N: „Es lebe die Armee! ès lebe Mercier !“, der andere Theil rief: „Es lebe die Gerechtigkeit! Nieder mit den Jesuiten!® Gendarmerie zu Pferde zerstréute die B T, éi: ah einer dem „W. T. B.“ zugegangenen D é

Rennes, wurde e Morgen aut det Vertheidige bea Hauptmanns Dreyfus Laborîi, als er fi

gerat begab, in dem Augenblick, wo er die Rue Chateau- riand passiett bel ein Schuß abgegeben, der ihn mitten in den Rücken traf. Ein Jndividuum in zerlumpter Kleidung, das hinter einer Mauer versteckt auf Labori gelauert hatte trat, als dieser vorübergegangen war, aus seinem Versteck hervor, ging hinter demselben her und Feuer aus nächster Nähe einen E Le Gub ab. Labori kehrte sich um, wankte und sank alsbald auf die rechte Seite. Der Schuß zog eine

ch nah dem Kriegs-

Anzahl Personen herbei, welhe dem Verwundeten die erste ville leisteten. Jm Sißunç n des Kriegsgerihts wurde der. Vorfall unmittelbar vor der Eröffnung der Sigung bekannt ‘Und rief große Erregung hervor. Labori soll no Kugel in die Wange erhalten haben. Der Verwundete, welcher das Bewußtsein verloren hatte, kam bald wieder zu sich. Der Urheber des Attentats ist unerkannt geblieben.

Jn den Kirchen von Rennes wurde gestern ein Erlaß des dortigen E verlesen, durch welhen das Unter- bleiben der sonst alljährlih am 15. August zu Mariä A aO veranstalteten Prozession angeordnet wird.

n verschiedenen religiösen Vereinen wurden außerdem die Gläubigen ermahnt, während der Dauer des Prozesses völlige Ruhe zu bewahren. i

Zu der Verhaftung Déroulède’s (s. die vor- gestrige Nr. d. Bl.) bringt die „Agence Havas“ folgendes Communiqué:

Am Sonnabend Morgen if infolge einer Untersuchung, die auf Grund des Artikels 89 des Strafgeseßbuhes bezüglich eines auf den Umsturz der Regierungsform gerichteten Komplotts eingeleitet worden ist, eine Anzahl von Vexbafhinaen vorgenommen worden. Die Angeschuldigten gehören den Gruppen der royalistischen Jugend, der Patriotenliga und der Antisemitenliga an. Nah dem Prozeß, betreffend den Vorfall in der Neuilly-Kaserne, haben die vorgenommenen Hausfuchüngen und die dabei beshlagnahmten Papiere zu der Feststellung geführt, daß es sih im Monat Juli um ein Komplott handelte, si mit einem Gewaltstreih der Regierung zu bemächtigen. Die aufgefundenen Depeschen ließen keinen Zweifel über das Vor- handensein eines Komplotts sowie über die hauptsächlich Betheiligten. Infolge dessen wurde eine strenge Ueberwachung dur{chgeführt, welche den Betveis erbrachte, daß diese Gruppen binnen kurzem einen, neuen Handstreih vorbereiteten, und sofortige Maßnahmen erforderli machte, um Unruhen vorzubeugen.

Unter den übrigen Verhafteten befinden sich, wie „W. T. B.“ berichtet, André Buffet, de Frechencourt, de Moni- court und Girard, der General-Sekretär der Antisemiten- liga. Buffet wurde in dem Augenblick verhaftet, als err die belgishe Grenze überschreiten wollte. Alle Verhaftungen sind auf Grund der Entdeckung neuer Anzeichen von einem Komplott gegen die Regierung erfolgt, das von Royalisten und Antisemiten geplant war; in den Versammlungen derselben wurde die Frage erörtert, ob der Versuch, die Form der Regierung zu ändern, vor dem Ende des Prozesses oder nach dem Prozesse in Rennes sigen werdén

solle. Der Präsident des Aus\hu}ses der royalistischen Jugend, Godefroy, wurde in Saint verhaftet, auch der General- Sekretär der Patriotenliga, deren Räume polizeilich eschlossen worden sind, Lemunet, wurde in Haft genommen. Der Präsident der Antisemitenliga Guérin befand si, als er verhaftet werden ollte, niht in seiner Wohnung, sondern im Lokale der Anti- emitenliga, wo er sih förmlih verschanzt und eine Anzahl

ntisemiten, die mit Gewehren bewaffnet waren, um sih ver- sammelt hatte. Er selbst war mit Revolver und Messer be- waffnet und erklärte, er werde sih aufs äußerste vertheidigen. Die mit seiner Verhaftung beauftragten Polizeibeamten sahen deshalb vorläufig von seiner Verhaftung ab; man will warten, bis Guérin ied ergiebt. Um ihn zu verhindern, sich mit der Außenwelt in Verbindung zu segen, sind umfassende Maßregeln getroffen worden. Die Wa ser- leitungen, das Gas und der Fernspreher wurden abgeschnitten. Gestern sammelten sich vor dem Hause der Antise- mitenliga E G Neugierige an. Die Thüren und Fensterladen des Hauses waren geschlossen. Auf der Dach- galerie hielten mehrere ‘mit Karabinern bewaffnete Mitglieder der Liga Wache. Guérin erklärte, er sei zum Aeußersten ent- shlossen, sein Haus sei eine uneinnehmbare Festung. Vierzig Mitglieder der Liga, welche sich im Hause befänden, seien entschloffen, dasselbe eher in die Luft zu sprengen, als sich zu ergeben. Die Gas- und Wasserleitung sei zwar abgeschnitten worden, aber er besige einen reichlichen Vorrath von Petroleum und Wasser. Während des ganzen Abends veranstalteten etwa 50 Antisemiten, welhe sich in einer Weinhandlung in der Rue Chabrol, gegenüber dem Hause der Antisemitenliga befanden, Kundgebungen gegen die Juden. Guérin und seine Anhänger stimmten in die Kundgebung ein. Die Polizei sperrte die Straße ab und verhinderte so weitere Kundgebungen. Während der vergangenen Nacht verbarrikadierten Guérin und seine Genossen das Thor des Hauses mit Balken. Es heißt, dem mit der Verhaftung Guérin's beauftragten Polizei- Kommissar sei eine Kompagnie Jufanterie zur Verfügung ge- stellt worden. i

_ Gegen das Blatt „Petit Français“, Organ der „Ligue de la Patrie Française“, ist ein gerihtlihes Ver- fahren eingeleitet worden; das Blatt wird beschuldigt, versuht zu haben, unter Soldaten ein Plebiscit über die Form der Regierung hervorzurufen. Der Redaktions- Sekretär des Blattes Maillard, ein Sohn des Kommandeurs der Militärshule von Saint Cyr, ist unter der An|chuldigung, an der Komplottangelegenheit betheiligt zu sein, gleichfalls verhaftet worden.

150 Mitglieder der Patriotenliga beschlossen, am

15. d. M. eine Versammlung abzuhalten, um gegen die Ver- haftung Déroulède's Einspruch zu erheben.

Jtalien.

Bei den gestern vorgenommenen Wahlen zur Depu- tirtenkammer wurden in Forli Chiesi, in Mailand Turati und in Ravenna de Andreis wiedergewählt.

Türkei.

Die Botschafter Großbritanniens, Jtaliens, Desterreih-Ungarns und Rußlands, denen sih später noch der deutsche er E anschloß, haben, dem „W. L. B.“ zufolge, den Minisier des Aeußern telegraphisch um SEnung einer neutralen Zone auf dem am Donnerstag gesBleileren uai bis zur Erzielung eines Einvernehmens in ieser Angelegenheit ersucht.

Der rumänische Professor Demoni, welcher die Fauna und Flora des Kara-Jagha erforshte, wurde in Uesküb unter dem Verdacht der Spionage verhaftet.

Serbien,

Jn gut unterrihteten Kreisen Belgrads werden, wie dem „W. L. B.“ Tes wird, die von auswärtigen Zeitungen an den Nütritt des Ministers des Jnnern Andonowitsch pernpftes Kommentare „als den Thatsachen nicht ents prehend bezeihnet. Andonowitsh ga am Tage nah dem Attentat auf den F Ania Milan seine Entlassung, doch wurde diese im B auf die Abwesen- eit des Minister-Präsidenten eee a N niht angenomnten.

ndererseits erklärte der Minister-Präsident bei seiner Rück- kehr dem König Alexander, daß das ganze Kabinet fi für

eine zweite

“der SefisGrift ferner sieben von

rüdzutreten, sobald das Stand

Ps gefällt habe. Der König wies die Dem idt das Kabinets zurück, versicherte dasselbe seines vollen Vertrauens und stimmte lediglich einer theilweisen Umgestaltung des Kabinets zu, die auch am Tage vor der Abreise nah Nisch stattfand.

Bulgarien.

Der „Agence Bulgare“ zufolge Haben die Mi Grekow und Radoslawow ein Rundschreiben unterzeichne welches im Laufe der vergangenen Woche ihren Areurden gesandt wurde, und in welchem sie diese auffordern, bei den in gan Bulgarien stattfindenden Departementalwahlen ein über: einstimmendes Vorgehen zu beobachten. : Í

Amerika.

Jn Paris eingetroffenen Meldungen zufolge sei die & Monte Christi auf Haïti umzingelt. Die Revolution ¡e Gunsten von Jimenes breite sich aus.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Peking vom 12. d. M. hat der italienishe Gesandte der chinesishen Regierung den förmlichen Antrag Unterbreitet einem italienischen Syndikat die Konzessionen für eine Eisenbahn von der Küste der Provinz Tsche-Kiang nag dem Jnnern des Landes und für eine andere Eisenbahn in der Umgebung von Peking zu gewähren. |

Afrika.

Die „Times“ meldet vom 12. d. M. aus Joha nnesburg daß nah der allgemeinen Stimmung die Aussichten weniger beruhigend seien. Die Bemühungen der Friedenspartei iy Pretoria schienen fehlgeshlagen zu sein und es liefen Gerühte um von ernsten militärishen Vorbereitungen: die Verhaftung von Uitlanderführern und andere Yu:

2e erregende Vorgänge sollen bevorstehen. Fy s O Chronicle“ wird aus Kapstadt berichtet, daß erste in Transvaal abgegebene Schuß das Zeichen für dun allgemeinen Aufstand der eingeborenen Bevölkerung sein nile Die Reichsregierung sei gewarnt worden und habe deshal| Eintreibung der neuen HÜüttensteuer bei den Basutos versth, Dem „Reuter’schen Bureau“ wird aus Kapstadt gem, es werde dort von zuverlässiger Seite versichert, hi Daus dér Afrikander in einer gestern abgehaltenen r ammlung beschlossen hätten, der Regierung von Trxanz: vaal zu rathen, sih zur Einseßung einer gemischten Unier: R Lan in der Wahlrechtsfrage zu vet ehen.

verpflichtet halte,

Parläâmentarische Nachrichten.

Die nächste (89.) Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten findet am Mittwoch, den 16. August, Vormittags 11 Uhr, ftatt. Auf der Tagesordnung stebt die Fortseßung der zweiten Berathung des Geseyentwurfs, betreffend den Bau eines Schiffahrtskanals vom Nhein bis zur Glbe, und der Staatsverträge zwischen Preußen und Bremen, zwischen Preusen, Braunschweig und Bremen sowte zwischen

een und Lippe über die Kanalisierung der Weser von Hameln remen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand im Berliner Zimmerergewerbe ift, nj der „Volbs-Ztq.., in einer am 11. d. M. stattgehabten gemeinsamet Sigzung der Neunerkommission der Bau-Arbeitgeber mit den V tretern der Zimmerer beigelegt worden. (Vergl. Nr. 188 d. Y) Als Basis der Einigung diente der mit den Maurern ges{losa Vertrag. Dieser wurde mit einigen Aenderungen, -wlk die Verschiedenartigkeit der Gewerbe fordern, von der W zehnerkommission angenommen. Die Ausführungsbestimmunger b fagen: 1) Falls die Lohnzahlung niht auf dem Bauplate \tattfidt, wird dementsprehend früher Feierabend gemaht. 2) Gesellen, üt entlassen werden, sollen eine Stunde vorher hiervon verständigt werda. 3) Vie Arbeitnehmer sind verpflichtet, mit sharfem Geschirr dit Arbeit zu beginnen. 4) Baubuden müssen auch auf Werkpläßen errihtet und im Allgemeinen mit Waschvorrihtungen versehen sein

In Jena kam es, wie die „Magdeb. Ztg.“ erfährt, zroischen den seit Anfang Juni aus\tändigen Zimmerern und Arbeitgebern am 12. d. M, zu einer Verständigung. Die Gehilfen wollten heute die Arbeit wieder aufnehmen; die Meister erkannten einen Minimallohn an. Die aus\tändigen Maurer sind hon vor mehreren Tagen zur Arbeit zurückgekehrt.

Mit dem Ausstand der Leipziger Bauschlossergehilfen beschäftigte fi, der „Leipz. Ztg." zufolge, am 10. d. M. eine von über 200 Perfonen besuhte Versammlung. Nach dem Situations- beriht waren im Ganzen bis jeßt 311 Gehilfen in den Aubstand eingetreten Von diesen sind einige abgereist, andere haben bei den 10 Meistern, die die Gehilfenforderungen, insbesondere die neunstündige Arbeitszeit und einen Mindestftundenlohn von 40 4, inzwischen bewilligten, die Arbeit wieder aufgenommen, sodaß die E sammtzahl der “am Orte anwesenden Ausständigen z. Zt. nod 267 beträgt. Das Hauptergebniß der Versammlung war die Ein {ebun eines Ausftandscomitós und die Wahl von besonderen Ot hilfenkommissionen für die greTeem Betriebe, die mit den Arbeit ebern wegen Beilegung der Differenzen in Unterhandlung treten ollen. (Vergl. Nr. 187 d. Bl.)

Aus Kopenhagen meldet „W. T. B.“ unterm 12. d. M, dd der Vorstand des Arbeitgebervereins beshlossen hat, baldmöglichst, 1 ¿war späteftens am 21. d. M., die Aussperrung auf mehrere Fab verbände, welche gegen 15 000 Arbeiter umfassen, auszudehn! (Vergl. Nr. 187 d. BL)

Bauwesen.

Zu der am 11. August von Seiner Majestät dem Kaise! und König porto feierlihen Eröffnung des Dortmun ; Ems - Kanals ist, wie das „Zentralblatt der Bauverwaltung i theilt, im Auftrage des Ministers der öffentlihen Arbeiten eine a Prachtband ausgestattete Fest \chrift verfaßt worden, die in S

nd Bild einen zusammenfassenden Ueberblick über die vielgestal"0 usführung des großen Kanalunternehmens gewährt. künstleris hergestellte - Titelblatt i nach dem des Regklerungs - Baumeisters a, D. H. Hertel in iv von dem Baurath Grunert gezeihnet worden und enthält in den “i gefü ten Bildern der ‘Natbhäuser inweise auf die von den ee erührten dret größeren Städte Dortmund, Münster und Se gwblf dem Text beigegebene, von dem Hosphotographen Nückward 4

erlin angefertigte Kupferlihtdrucke veranshaulichen die größeren Kae bautrverke: das Schiffshebewerk bei Henrichenburg, die Su 4 Ems- und Stever-Kanälbrücke, das Libpe-Pumpwerk, die i {Gieu e' bet Münster, die Emsbrücke bei Tunxdorf, das fue ei Herbrum, ein Sicherheitsthor in geöffnetem und geld ofe Zustande und die Emdener Seeschleusen nebst Siel. |Angeheftet fh ogdan Gisevius in Berlin ged i Pläne, die aus einer Uebersichtskarte des Kanals in Verbindung

on deg

: den angrenzenden Wasserstraßen, dem Lage- und Höhenplan des Kanals “und aus

e zwei Darstellungen der Endftädte Dortmund und Emden und deren Häfen bestehen. Der Druckder Ee M IGEe l des Titel- blattes sowie der Einband sind von Jul. Sittenfeld in Berlin geliefert.

Die Festschrift wird eingeleitet dur geshihtlidße Mittheilungen, beginnend mit dem 1724 in Angriff genommenen Max Clemens- Kanal, dessen Verlängerung bis Emden von Friedrih dem Großen ins Auge gefaßt. wurde, „umb den Handel von Westfalen und in Sonderbeit Seiner Majestät darin gelegenen Landen und Herrschasten und dêr Stadt Embden bestmöglichst zu facilitieren“, ferner über die

“seit 1820 begonnenen Arbeiten zur Sciffbarmachung der Lippe 2c.

Dánn folat eine ausführlihe Darftellung, wôie unter dem 13. März 1886 der Plan der Herstellung eines Dortmund-Ems-Kanals in Ge- meinshaft mit der Erbauung ‘eines Oder-Spree-Kanals als Entwurf eines Geseßes, betreffend den Bau neuer Schiffahrtskanäle und die Nerbesserung vorhandener Schiffahrts\traßen, dem Landtage vorgelegt, vom Abgeordnetenhause am 27. Mat, vom Herrenhause am 10. Juni 1886 angenommen wurde und am 9. Juli 1886 zur Aller- hödsten Vollziehung gelangte, / worauf nach Ueberwindung aller ent- gegenstehenden Schwierigkeiten in ‘den Jahren 1892—1899 der Bau des Kanals zur Ausführung gebracht worden ift. j

Nach der sich anschliefienden Beschreibung des Kanals beginnt derselbe unmittelbar bei Dortmund. Die Stadt hat für einen Betrag von 4 Millionen Mark, wozu der Staat 1325900 4 Zuschuß leistete, einen in jeder Beziehung vollkommenen Hafen geschaffen. Von Dortmund aus liegt der Kanal auf dem Westabbhange der Wasser- scheide zwischen Emscher und Lippe. Der 14 m hohe Abstieg in die nächste Haltung bei Henrichenburg geschieht durch das als Schwimmerschleuse erbaute Schiffsbebewerk. Big hierher berührt der Kanal außer den mit kleinen Häfen versehenen Orten Mengede und Waltrop die Zehe Hardenberg, sowie durch Eisenbahn- anshluß die bei Mengede entstehende neue Zeche Minister Maybach. Mit dem durch einen Koblenkipper ausgerüsteten Hafen Hardenberg ist die Privatbahn Dortmund Gronau Enschede angefclossen. Von dem 10,9 km langen Zweigkanal Henrihenburg—Herne wird die Zehe Friedrich der Große unmittelbar berührt, der in einem mit Kippern versehenen Hafen aumündende Eisenbahnanschluß der Zecze König Ludwig ift bereits hergestellt, der der Zehe Victor gesichert. Von N OTenoura bis Datteln folgt ein längerer, 10 m tiefer Mergeleinshnitt, darauf im Thale der Lippe und Stever 13,5 bezw. 19 m hohe Kanaldämme, die zwischen beiden Flüssen dur einen furzen 12 m tiefen Einslhnitt unterbrochen sind. Die Lippe wird dur eine massive Kanalbrücke von drei Oeffnungen zu je 21 m Spann- weite und die Steyer durch ein ähnliches Bauwerk mit drei Oeffnungen von je 12,5 m Weite überschritten. Nördlih der Stever bei Seppen-

rade wird ein Kalksteinrücken vom Kanal umgangen. Hter wie bet Datteln und Olfen sind. kleinere Häfen angelegt.

Der Kanal verläßt sodann die nordöstlihe Richtung und wendet sh nördlich nach Münster. Vorher überschreitet er die leßten zum Rheingebtet gehörigen Zuflüsse, den Kleuterbah, Nonnenbah und die obere Steyer. Die kaum merkbare Wasserscheide zwischen dem: Rhein- und dem Gmsgebiet bildet das Venner Hohmoor. Die zum Emsgebiet gehörigen Zuflüfse, der Offerbach und Kannenbach, sind in den Kanal aufgenommen, der dann folgende Getterbah ift unter- dükert. Die Eisenbahn Hamm—Münster if bei Hiltrup über ben Kanal geführt. Dié Stadt Münster wird im Osten vom Kanal be- rührt. An der von der Stadt hergestellten Hafenanlage, welche einen Koftenaufwand von 850 000 verursachte, hat sich der Staat mit einem Zuschuß von 221 477 #4 betheiligt. Der Hafen ift 800 m lang und 60 m breit und an den Bahnhof angeschlossen. Die Lager-

ächen sind {hon jeßt lebhaft begehrt, und eine Reike von Ge- äuden für Spedition und Handel eigen, daß die Provinzialhaupt- stadt von Westfalen sich ihres Hafens bald erfolgreih bedienen wird. An der Sparschleuse hinter Münster mit 6,2 m Gefälle erreicht die 67 km lange Hauptkanalhaltung ihr Gnde. Die folgende Haltung, 37 km lang, überschreitet bei der sog. Schiffahrt die Gms5 mit einer massiven Brücke von vier Oeffnungen zu je 12 m Weite. Es folgen dann die Düker für vier Seitenflüsse; den Gellenbah, Eltingsmühl- bah, den Nebenbach und die Glane. Die Kanalhäfen bei Gelmer, Bockholt, Greven und Ladbergen werden zunächst im wesentlichen der Landwirthschaft dienen, bis der Anschluß der nahen Orte Greven, Emsdetten, Mesum R ift, in denen ein lebhaftes Web- stoffgewerbe blüht. Der Hafen bei Dörenthe verspriht s{chon jeßt einen lebhaften Verkehr durch Versendung Ibbenbürener Kohlensand- steine und das voraussihtlich hier entstehende Zement- und Kalk- gewerbe, für welches die dem Teutoburger Wald vorgelagerten Kalk- und Thonlager die Urfstoffe liefern. Die im Bau begriffene Bahn von Gütersloh nach Brochterbeck und Jbbenbüren wird h an diesen Hafen anschließen.

Die Kanallinie nähert s\ch den Ausläufern des Teutoburger Waldes und durhbriht bei Riesenbeck den festen Kalkftein in einem 12,5 m tiefen Ginschnitt., Unmittelbar vor der Alice Bergeshövede, welche die Kanalhaltung (N.N. + 49,8 m) abschließt, ist die Ab- zweigung des Mittelland-Kanals nah der Weser und Elbe geplant. Auf die Bergeshöveder Schleuse folgt in 1,1 km Abstand die Schleuse Bevergern und 2,9 km von diefer die Schleuse Rodde. Unterhalb derselben führen die Bahn Rheine—Osnabrück und die Landstraße Rheine—Ibbenbüren: über den Kanal. Der an dieser Stelle angelegte Paltn für sechs große Schiffe dürfte bald lebhaften Verkehr erhalten. Die Stadt Rheine mit großen Fabriken für Spinnerei und Weberei liegt nur 5 km vom Kanal entfernt, und ihr Anshluß an den Kanal durch eine Gisenbahn is gesichert. Gegenüber hat der Georgd9- Marten-Bergwerks- und Hütten-Verein einen Hafen für zwei Schiffe angelégt, der durh eine Æleinbahn an das Hauptwerk bei Osnabrück angeshlossen werden soll. Etwa 5,4 km weiter folgt die Schleuse Altenrheine, 8,7 km davon die Schleuse Venhaus, dann in 7,8 km Entfernung die Schleuse Hesselte und schließlich nach 3,5 km die Sparschleuse bei Gleesen als leßte Stufe des auf größere Längen dur Heiden mit geringwerthigem Holzbeftand führenden Abstieges des Kanals zur Ems.

Gleich unterhalb der Shleuse erreiht der Kanal den Fluß, den er auf 1,5 km bis zum Eintritt in den alten Haneken-Kanal verfolgt. So steht der Kanal auch in unmittelbarer Verbindung mit der oberen Ems, die von hier ‘aufwärts bis Greven auf 80 km schiffbar ift. Bis zu der 36 km aufwärts liegenden Stadt Rheine is die Ems hon früher mit vier Schleusen kanalisiert worden. N

iht unterhalb der Eisenbahnbrückte am Haneken mündet der Etns-Vechté-Kanal, dessen geringe S in der m Liese gat

nah der Ems von 20 m Länge, 4 m Breite und 1,8 m Tiefe zwar eine Benugung durch größere Fahrzeuge ausschließen, der jedoh einen lebhaften Verkehr kleiner Fahrzeuge: zwishen Holland und dem Dortmund-Ems-Kanal bringen wird. Der Ems-Vechte-Kanal ift dur den Süd-Nord-Kanal an den Haren-Rütenbrocker Kanal angeschlofsen, der bei Haren, 13 km abwärts von Meppen, cine zweite Verbindung pen dem Dortmund-Ems-Kanal und ben links-emsischen soroie den olländifhen Kanälen herftellt. L

Der bereits erwähnte Haneken-Kanal von nekenfähr bts Meppen is verbreitert und vertieft worden. Die früheren vier kleinen Schleusen bei Haneken Geeste, Varloh, Teglingen und die Koppel- [hleuse bei -Meppen find r den Verkehr der kleinen Fahrzeuge elassen worden. Daneben sind bei Haneken, Varloh, Teglingen und Deppen S@hleppzu6schleusen von 165 m Länge für große Schiffe

Von Meppen bis Papenbur eine Kanalisierung der Ems in [ünf Stauftufen ersolgt, wobei die Actien Krümmungen des Flusses urch Schiffahrtökanäle abgeschnitten und in diese die 165, m langen Schleusen bei Hüntel, Hilter, Düthe, Bollingerfähr und Herbrum ge- zent sind. Der Schiffa rtêwegs ist hierdurh um 26,5 km verkürzt, Die ersten vier Stau tufen haben Nadelwehre, das bei Herbrum, wo in der Ems s{hon Ebbe und Auto eintritt, ein beiderseitig kehrendes li Se dennedr erhalten. Troßdem in diesem Gebiete landwirthschaft- e

anal zu, ‘die’ Kreisbahn. Meppen-Haselünne an den an der Ems (elegenen Hafen Meppen und die RrciGlchn Lathen-Sögel an die bei Lathen angeschlofsen werden.

e vorherrshen, wendet sih auch hier bereits der Verkehr dem

An der freien Emöstrecke von Papenburg bis Oldersum erbaut die Stadt Papenburg mit einem t Îlidhen Zuschusse von 7500009 M unterhalb der bestehenden Gmsschleuse eine zweite größere von 15 m Thorweite, 5,5 m Drempeltiefe und einer Nußlänge von 99 m. Auch die Stadt Leer rüstet #ch zur Aufnähmè einés größeren Schiffsverkehrs; se beabsichtigt, unter Beihilfe des Staats den Ledaarm, der die 64 ha große Halbinsel Nefse um\{ließt, zu einem Hafen auszubauen. i

Um die langen i den Gefahren des Seegangs auf der breiten Emsstrecke von Oldersum bis Emden zu entziehèn, i} hier ein 9 km langer Seitenkanal angelegt, der unmittelbar in den Hafen Emden einmündet, wo der gewöhnliche L auf Fluthnull liegt, Ursprünglih sollte dem Seitenkanal derselbe Wasserstand gegeben werden, die Rülksihtnahme auf die Entwässerung des durhschnittlichen Gebiets, die durch einen Hohwasserkanal erschwert worden wäre, führte indeß dazu, den Kanal als Niedrigwasserkanal mit dem Binnenpeil der Hauptentwässerungszüge üdiafühuen: Es kehrt fomit jeyt die Verbindungsschleuse nach dem Hasen Emden bei Borssum gegen den Emdener Hafenpeil, und die Eintrittsschleuse an der Ems bei Oldersum sowohl gegen Fluth der Ems als gegen den Binnenpeil bei Ebbe der Ems. Große Oeffnungen in den Gbbe- thoren der Oldersumer S{&leuse ermöglichen zuglei, bei fallendem Wasser der Ems die Schleuse als Stel zu benußen, eine Einrichtung, dur) welche die Entwässerung eines ausgedehnten hinterliegenden Gebiets ganz außerordentli verbessert worden ift.

Der Ausbau des Emdener Hafens ist in. dem Gesege 8 dln g weil eine ordnungsmäßige Ausnußung des Kanals nicht denkbar ift, wenn niht cin geeigneter Hafen zur Verfügung fteht, in welchem sich Kanalverkehr und Seeverkehr in zweckmäßiger Weise vereinen können. Der anfänglihe Plan hat entsprehend der Vergrößerung des Tiefganges der Seeschiffe eine erheblihe Erweiterung erfahren, um den Wettbewerb mit den Häfen Rotterdam, Amsterdam und Antwerpen aufnehmen zu können. Daher if der Ausbau des etwa 1300 m langen Emdener Außenfahrwassers zwischen der Schleuse und dem Eméstrom zu einem Außenhafen in Angriff genommen, der eine Tiefe von 10 m unter Fluthnull, oder reichlich 7 m unter Niedrigwasser erhält. Derselbe wird mit allen für den Umschlags- verkehr zwischen Seeshiff einerseits und Kanalschif oder Eisen- bahn andererseits erforderlihen Einrichtungen, elektrishen Hebe- vorrichtungen, einem Kohlenkipper, Lagerhaus u. |. w. ver- sehen. Die Bauten folen im Jahre 1900 vollendet werden. Einsft- weilen sind im Außenhafen einige Liegepläße für große Dampfer hergestellt.

Im Emdener Binnenhafen, dessen Seeshleuse eine Drempeltiefe von 6,5 m unter Fluthnull hat, finden Schiffe bis 6 m Tiefgang gute Liegepläße zum Umschlag zwischen See- und Kanalschif, eine ‘dur Bohlwerk befestigte e Quailänge zum Umschlag auf die Gifenbahn mit ebenfalls elektrisch betriebenen Hebevorrihtungen und ausreihende Shuppenflähe zum Lagern von Gütern. Daselbst find drei Stichhäfen mit einer großen Uferlänge hergestellt, die sih vor- S u großgewerblihen Anlagen, Schiffbauaustalten, Lagerpläßen u. dgl. eignen.

Für das Umladen der Massengüter zwishen Seeshiff und Kanal- {i oder zur Lagerung an Land sind {wimmende Krahne vorhanden, die mit Fördergefäßen zum Füllen oder zum Greifen in 10 Stunden je 250 t umzuladen vermögen. 4

Um der verhältnißmäßig weihen westfälishen Kohle außerdem etne unmittelbare Verschiffung von der E über See nah den roßen Verbrauhspläßen an der Nordsee, nach Wilhelmshaven, Benin: Hamburg und weiter durch den Kaiser Wilhelm-Kanal nach der Ofitsee und damit etne Verdrängung der englishen Kohle zu ermög- lien, follen seetühtige, gedeckte Prähme, sog. Seeleihter, Ver- wendung finden, die dur flarke Dampfer die Ems hinaus über See geschleppt werden. Um diesen Seekähnen in Emden eine Ergänzung threr Ladung dur Verladung von: der Eisenbahn zu gestatten, wird vom Jahre 1901 ab am Emdener Außenhafen ein Kohlenkipper zur Verfügung ftehen.

Die. Unter-Ems von Emden bis zur Nordsee mit einer um- fassenden Betonnungs- und Beleuhtungsanlage hat durchgängig ‘eine Wassertiefe von 7,5 m unter Hochwasser, welhe im nächsten Jahre auf 8,5 m vergrößert werden wird. Ihre weitere Vermehrung auf 10 m unter Do wafser (7 m unter Niedrigwafser) ist in Aueficht genommen.

Preußen wird darnah an der Nordsee bald wieder cinen MTIE hafen besißen, der einen Vergleich mit den hansfeatishen Häfen an Weser und Elbe nicht zu scheuen braucht, zumal die Verbindung mit einem verkehrsreihen Hinterlande dur eine 270 km lange Wafser- firaße et großer Leiftungsfähigkeit seine baldige Entwicklung ge- währleistet.

Was die Abmessungen des Kanals betrifft, so # der normale Kanalquerschnitt mit 18 m Sohlenbreite, 2,5 m geringfter Wassertiefe und 30 m Wasserbreite in allen Strecken, wo Auf- träge oder Einschnitte in weiheren Bodenarten vorkamen, durch Böschungöbefeitigungen geändert worden. Die lichten Brückenhöhen betragen 4 m über dem höchsten Wasserstande. Dieser liegt in den längeren Haltungen von Dortmund bezw, Herne bis zur Schleuse 3 um 50 cm höher als der normale, sodaß hier eine Aufspeiherung von Wasser möglich ist. Die Sohlenverbreiterung in den Kurven be- trägt 0,5 m bei 2000 m, 1 m bei 1000 m, 1,5 m bei 509 m und 3 m bei 400 m Krümmungshalbmesser. Die Kanalbreite bei den Sicherheitsthoren und solchen Bauwerken, die größere Flüsse oder Landstraßen überbrücken, beträgt 18 m.

Die Schleusen von Münster bis zur Gms haben eine nugbare Länge von 67 m, 8,6 m Thorweite und 3 m Wassertiefe über den Drempeln. Von der Pauelen Meuse anfangend, find Schleppzug- chleusen mit 165 m Länge und 10 m Thorweite gebaut. Bis ein- chließlich Schleuse Meppen haben sie 3 m Wassertiefe über dem

berdrempel und 2,5 m über dem Unterdrempel. Bei den folgenden fünf Schleusen der S BALLL liezt ber Unterdrempel 2,5 m unter dem hydrostatishen Stauspiegel des Unterwassers und der Oberdrempel auf gleihec Höhe. Die Schleusen zum Abschluß des Seitenkanals Oldersum-Emden en 100 m Länge bei 10 m Tÿor- weite, Auf der benußten Gmwmösstredle sind 30 m Sohlenbreite vor- handen. In befonders gekrümmten Strecken beträgt der kleinste Halb» messer 350 m.

Die größten erme lsungen der Fahrzeuge mit 65 m Länge und 8,2 m Breite richten sich nach der Größe der Schleusen. Ein größter Tiefgang von 1,75 m wird bei einer Geshwindigkeit bis zu 5 km in der Staude und ein Tiefgang bis zu 2 m bei einer größten Ge- shwindigkeit von 4 km in der Stunde zugelassen.

Von den Bauwerken des Kanals ift das bedeutendste die Schwimmerschleuse bei Henrihenburg. In fünf neben- einander liegende wassergefüllte Brunnen von 9,2 m Durchmesser und 30 m Tiefe tauhèn fünf Schwimmer aus Eisenblech von 8,3 m Durchmesser und 10 m Höhe. Diese liefern dur ihren Auf- trieb die Tragkraft' für das Gewicht des mit Wasser gefüllten Troges nebst seinem - Unterbau, das sich äuf 3000 # beläuft. Der Trog hängt an - breiten eisernen lothrechten Bändern in einer Brüe, die durch gitterartige Aufbauten auf die fünf Schwimmer auf- geseßt und mit ihnen verbunden is. Die Brücke und der Trog werden as zusammen durch den Auftrieb der Schwimmer getragen, und zwar befindet sih das ganze s{chwimmende ' System annähernd “im Gleichgewicht, sodaß eine geringe Vermehrung des Wasserinhalts im Troge ein Niedergehen, cine Verminderung ein Aufsteigen hervor- bringt. ‘Um beide Bewegungen in der Hand zu behalten, d. h. zur rechten Zeit einzuleiten, an jedem - Punkr beliebig zu unterbrehen

und în der gewünschten Endstelung zu. beenden, sind seitlih vier |

roße stehende Schraubenfspindeln angeordnet, durch deren Drehung die L rie anscheinend hinauf- oder hinabgeshraubt wird; thatsäch- li haben die Spindeln aber nur die Ange geDene TRTREE der Regelung der Bewegung und der Parallelsührung. Der Trog ist 70 m lang und 8,6 m breit. An beiden Enden if er durch ein Schüß geschlossen. Ebeuic geshlofsen E De R S R ee ster An uneren E Bor dém obéren und unteren or befindet |

Wasserständen verstellbarer - Kéeilvershluß, der beiderseits mit

Gummiwulsten verseh und dur das Anf des Tro Endstellun M die Endflächen der entsprechenden Kanal- 1 1 theile wasserdiht angepreßt wird. Trogthor und Kanalthor wert efuppelt und, ‘nahdem der Spalt zwischen beiden mit Wasser ge- üllt, ges mrt E E S E N A (i angreift, zugleih gehoben; ihr Gewicht u egengew / as eglihen. Findet die Verbindung des Troges mit dem Unterkanal statt, so fährt das Schiff von : der unteren Haltung in den Trog ein, und zugleih fließt bas Uebergewihtéwasser aus dem Trog, dessen Wasserstand bei ‘der Anfahrt etwas höher als im Unterkanal ftand, nah dem Kanal ab, die Thore werden hinabgelassen, das Spaltwasser beseitigt und die Kurnelng aufgehoben. Der Trog steigt nun auf, E die Drehung der Sicherheitsshrauben die Qeweguag ae Am Dberhaupt wird die Bewegung so unterbrochen, daß der Trog- wasserstand etwas tiefer als der Kanalwasserftand bleibt und beim Oeffnen der Thore Wasser als Uebergewicht in den Trog eintritt. Die Bewegungen der Thore und Verschlüsse sind | diefelben woie am Unterhaupt. Ls Hebung der Thore fährt das Schiff aus dem Trog in den- Oberkanal. Die vier Schraubenspindeln werden “Traub mittels einer

aus Wellen und Zahnrädern bestehenden Transmission bewegt, die auf etner hohen Bühne zwishen den vier Führungsthürmen liegt. Der Antrieb is ‘elektrish. Ebenso werden die Thorshüßen dur Elektromotoren bewegt. Die Krafterzeugung erfolgt dur zwei neben dem Hebewerk in einem Maschinenhause aufgestellte Dampfdynamos von e 220 Pferdekraft, von denen eine als Gr ale maschine dient. Diese liefern auch die Triebkraft für zwei Kreisel- pumpen, die der oberen Haltung das erforderliche Speisungswasser zus führen. Die ganze Anlage des Hebewerks hat rund 2,5 Millionen Mark gekostet.

Neben diesem hervorragend\sten Bauwerk des Kanals sind die Kanalbrücken über die Lippe, Stever und Ems zu nennen, die hoh über den Wasserspiegel der Flüsse f Ansichtsflächen, Gewölbe und das innere Mauerwerk der Lippe- und Stever-Ueber- brüdung sind aus Ruhrkoblensandstein hergestellt, nur bei der Ems- überbxückung find Klinker verwandt. ei diesen Kanalbrücken ist eine gute Di@tigkeit gegen Dur(hsickerung dadur erreicht worden, daß das Mauerwerk an den inneren Wandungen mit zu- sammengelötheten, 3 mm \tarken Bleiplatten belegt worden ist. Diese Dichtung i} in der Kanalsohle dur übergelegtes Pflaster, an den senkrebten Wänden des Bauwerks dur vorgestelite Holzwände gegen Beschädigungen gesichert. Die Bleiabdeckung kostet einschließli

flaster und Shußwand für die Lippe-Kanalbrüde 74 509 4, für die ms-Kanalbrücke 79 000 „4

Literatur.

Im Verlage der Buchhandlung ber Berliner Stadt- mission Berlin SW. (Johannistish 6) sind die folgenden, von Grn ft Evers herausgegebenen Kalender für das Jahr 1900 erschienen :

„Der Deutsche Volksbote", Ein Kalender auf das Jahr 1900,

wölfter Jahrgang. Preis 50 4. Sein Inhalt bietet eine Fülle von esefteff aus dem Chriftenleben, aus der vaterländishen Geschichte, der inneren und äußeren Mission. Eine große Zähl in Buntdruck und Holz- \@nitt ausgeführter Bilder auf Tafeln und im Text dienen thm zur Zier. Der Ums@hlag ift mit einem farbigen Familienbilde geschmückt. Für weitere 50 erhält der Leser noch eine schöne Ie, das Weihnahtsbild „Fürchtet euch nit“ (Papiergröße von 63 zu 79 ca), das g zum Wandschmuck eignet. er Martha-Kalenderc“. Ein Jahrbuch für Frauen und Jungfrauen, in Verbindung - mit dem Vorstände-Verbande der evan- elishen Jungfrauenyereine Deutschlands hepausgegeden von Ernst vers (Pr. 25 4). Pfarrer Burckhardt, der Vorsißende des unter dem Protektorat Ihrer (eint der Kaiserin und Königin Ane

Vereins der Fürsorge für die weibliche Jugend, hat das Begrü ie wort zu diesem Kalender geschrieben; darauf folgt eine hübsch illuftrierte- Grzählung des: Herausgebers, Fenner bringt der Kalender Beiträge von J. Wasserzug, R. PfannshmidtiBeutner, Julie Lippert, Amalie Haupt, O. Brüfsau, Pastor Paul Hasse u. A. - Der Kalender erfreut ih seit Jahrèn bei dèn Mitgliedern der Jungfrauenvereine arofer Beliebtheit, eignet sich aber wegen seiner hübschen Ausstattung auch zum Geschenk für Töchter und lange Hausfrauen.

„Der Jobannes-Kalender “. Ein Jahrbuch für evangeli) Männer und Jünglinge. Pr. 25 4. Dieser Kalender: enthä mannigfache, zur Unterhaltung und Belehrung geeignete Beiträge. L seten die folgenden Aufsäße: Was der Johannes-

alender- feinen Lesern bei Be inn des neuen Jahres zu fagen hat, von Fr. Schlegelmilch; Die Sonne, von Robert Wendlandt; Im Reich der Mitte, mit fünf Holzschnitten und einem chromolitho- graphishen Porträt Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrih von Preußen; ein rei illuftrierter Artikel über die erste Hilfeleistung bei Unglück8- und plöglihen Erkrankungsfällen und Mittheilungen über die- Mission von D, Grundemann. Der farbige Umschlag stellt Chriftus“ und die Ganmausjünger dar. Den beiden letztgenannten Kalendern fügt“ die Buhhandlung für die kleine Mehrzahlung von 15 „S4 (ausf ließlich Beri und Verpackung) als \{önen Zimmer- schmuck das Kaulbah'she Bild „Zu Gott" im Holzschnitt bet.

Land- und Forftwirthschaft. Grnteaussichten und Getreidehandel in Polen.

Warschau, den 5, August 1899. Dié seit ed Juli vor- berrshende trockene und warme Witterung hat das en des Ges» treides beshleunigt, sodaß um den 20. Juli mit der Roggenernte bes gonnen werden konnte. Ein großer Theil des Roggens ift bis jou noch nit geborgen, au liegen rihten über dén Noggenertrag bisher nicht vor. Soviel scheint festzustehen, daß die anb befriedigende Ernte durch die erheblichen Re egan im Runt, zum theil auch durch Hagel- {läge nicht unerhebt eeinträhtigt worden e ie in diesem Jahre an niedriger gelegenen Orten ungewöhnlih großen Ueber- s{wemmungen haben, wie aus verschiedenen Orten Polens gemeldet wird, gleichfalls bedeutenden Schaden angerihtet. So i} insbesondere ein großer Theil des Klee- und des Grasshnitts in diejem Jahre in- folge übermäßiger Nässe in Shwaden verfault und nur noch als Streu benuybar. Wie verlautet, soll besonders der Hopfen unter der Näfse gelitten haben und von einer pilzartigen Krankheit befallen worden seit, des die Hopfenbauer empfindlihèn Schaden befürhten.

Die Preise sind auf dem Wars®%auer Markt für Weizen gestiegen, für Roggen und Hafer ziemli unverändert geblieben.

Es wurde gezahlt für das Pud:

am 4. August d. I.

am 3. Juli d. J. für Weizen . . . . Rbl. 0,74—0,93 Rbl. 0,82—1,00 - Roggen .. . . , 0,66—0,80 « 0,68—0,78 « Hafer .- ¿. » 0,70—0;90 0,68—0,90.

Saatenstaüd und Getreideernte in Oberitalien.

Mailand, den b, August 1899, Mais und Reis f\tehen vor- « züglih und versprechen gute Ernten, Wetzen ergab nah neueren Schäßungen bei befriedigender Güte mehr als im vorigen Jahre: eine volle Dur@schnittsernte, Die Gesammternte tens an E wird ünter Berücksichtigung des sehr vine cags in Sizilien auf nur 1 Million Hektoliter mehr als im Jahre 1898 ges{äßt, d. h. auf 48 Millionen. s

ür die VI. Deutshe Gersten- und Hopfen - Aus- cHA g, welche vom 1B 15. Oktober d. J. A dem Verein Mer Iu Gs) 4 D EAAt FRE Ea E Ee UR Nitwirkung der De n ellschaft 1 Deutschen ‘Hovfenbau-Vereins ‘im Justitut für Gäran( Berlin veranstaltet wird, hat | ische Ministeri: wirthschaft, Domänen und “tine -silbetne Di f ale Gilaen 1 Wi iee Mr T | er r diejenige voa ein ] wirth selbft ¿ante Braugerste bestimmt, welche in dei

Ee EIE dex mit ‘erften autgez:ihneten ‘beste befunden wird. Für den Prämienfonds der