1831 / 104 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Die General: Majore Vicomte Borelli, - Baron Brun de Villeret und Baron Lahure sind zu General - Lieutenants be- fördert nund der General-Major Baron Baurot ist zum Kom- mandanten der Kriegsschule von la Flèche ernannt worden.

Gestern wurden vor dem Assisenhofe unter dem Vorsiße des DPrásidenten Hardouin die Verhandlungen in dem Prozesse gegen mehrere Studirende, Mitglieder des aufgelösten Artillerie-Corps der hiesigen National-Garde, und einige andere Judividuen eröffff- net, we!che des Komplotts gegen die Sicherheit des Staats und der-Aufreizung zum Aufruhr wahrend der Dezember-Unruhen an- geklagt sind. Eine große Anzahl von Advokaten in ihrer Amts- tracht imd von Zuschauern füllte den Sibungsfaal und versperrte die Zugänge zu demfeiben. Zahlreiche Detaschements der Na- tional-Garde, der Linie und der Municipal-Garde waren im Ju- stiz-Palaste und in den Höfen defelben aufgestellt. Die Posten der Gendarmerie und der Municipal-Garde waren verdreifacht. Die anwesenden 18 Angeklagten waren folgende: J. Sambuc, 26 Jahr alt, Studirender des Rechts; Audry, 20 F. alt, desgl, ; Penard, Uhrmacher,- 25 J. alt; Rouhier, 23 F. alt, Studiren- der der Medizin: Chaparre, 21 F. alt, Pharmaceut ; Gourdin, Commissionair, 47 F, alt: Trelat , Arzt, 35 J. alt; Cavaig-

mac, 30 J. alt: Guinard, 30 F. alt, Eigeuthumer; Chauvn, j

Maler, 29 F. alt: Guilley, 31 J. alt, gewesener Adju- tant und Lehrer bei der Artillerie der National - Garde ; Pecheux d’Herbinville, Mitglied desselben Corps; Lebastard , Ar- Giteftz C. Garnier, ohne bestimmten Beruf, 28 Jahr alt; A. Garnier, 20 Jahr alt, reisender Commis; Danton, Student, 28 YJahr alt; Lenoble, 23 Jahr alt, Studirender des Nechts ; Pointis, Studirender der Medizin, 23 Jahr alt. Nachdem der Präsident in einer Anrede die Geschwornen zur Unparteilichke:t und ‘die Angeklagten und deren Vertheidiger zur Ruhe und Beobachtung des Anstandes, die Zuhörer aber zu gänzlichem Still- schweigen vermahnt hatte und die Anfklage-Afte vorgelesen worden war, .faßte der General - Advokat, Herr Miller, die Haupcumstände dieser Afte „zusammen und theilte sie in mehrere Klassen. Hierauf wurden die Zeugen aufgerufen; unter den 96 auf Autrag des öffentlichen Ministeriums Vorgeladenen bemerkte man die Pairs, General Caffarelli und Graf Simeon, den Ge- neral Pernetti, den Kommandanten des Louvre, Carrel, den Banquier Rougemont und deu Obersten. Feisihammel, der wäh- rend des Prozesses der Ex-Minister Gouverneur des Palastes Lu- xemburg war. Untex den 77, zuGuusten der Angeklagten vorgeladenen Zeugen, befanden sich der General Lafayette, die Herren Blondeau und Hippolyt Royer-Collard, Professoren bei der Rechtsschule, und Herr Laffitte, Bruder des gewesenen Prasidenten des Minister- Raths. Hierauf schritt der Prasident zum Verhöre des ersten der Angeklagten, des Studenten Sambuc, aus deu sich ergab, daß derselbe im September v. J. hier angekommen sey, um die Nechte zu siudiren, daß er eine an die Studenten gerichtete Broschüre über die Juli: Ereignisse geschrieben und den Plan zu einem Studenten-Veretiue entworfen habe, der im Anfang des Dez. auch wirflich unter dem Namen: „Verein der Orduung und der Fortschritte ‘‘ zusammentrat; der monatliche Beitrag jedes der Mitglieder betrug 3 Fr. Der abwesende Angeklagte, Francfort, wax Kassirer des Vereins. Unter den in Beschlag genommeaen Papieren des Lesvtern hat man folgendes Neglement des genann- ten Vereins gefunden: - „Ju Betracht der wichtigen Umstände, io deneu Frankreich und Europa sich befinden, und in der Ab- siht, alle nothwendige Folgen unserer glorreichen Juli - Revolu- tion zu erlangen, haben wir beschlossen, durch alle mit dec Ehre wextragliche Mittel den Versuch zu machen, Fraufreich in den Wiiand zurückzuversezen, worin es sich am 29sien Juli be- fand, und durch einen Aufruf an die Nation auf po- sitive Weise den National - Willen zu fonstatiren. Ar- tikel 4 YJedes' Mitglied - soll, sobald der Prásident den Zweck der Gesellschaft auseinandergesezt hat, {wören, über die geheimen Berathungen derselben das tiefste Stillschwei-

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_gen zu beobachten, oder jedem von uns für einen etwanigen Ver- A tjo lange Genugthuung zu geben, bis es unterlegen ist. Art. 2.

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cen. einer. ¿don uns im Augenblick der Ausführung nicht Theil dara nehnfen oder ausscheiden will, so kann er es unter den Bedingungen des 1sten Artifels. Art. Z. Wenn einer von uns in die Hände der richterlichen Gewalt falleu sollte, so verpflichten wir uns Alle, ihm Beistaud zu leisten. Art. 4. Jedes Mit- glied des Vereins is gehalten, ein gutes Gewehr und 50 Pa- tronen in sciner Wohnung zu halten. Das’ diplomatische Comité wird zu einer vom Vereine zu bestimmenden Zeit in dieser Him- sicht eine Prüfung anstellen. Art. 5. Das diplomatische Comité wird mit den verschiedenen, denselben Zwe# verfolgenden Verei-

nen in Verbindnug treten und mit Beglaubigungsschreiben verz

schen seyn. Art. 6. Die Mitglieder werden nah Stadtvier- teln eingetheilt. Die Mittheilungen dürfen uur im Falle der Wbwesen- heit des Prásidenten und mit der nöthigen Vorsicht schriftlich. gesche- hen. Art. 7. Jun fkritishen Augenblicken soll ein regelmaßiger

Dienst eingerichtet werden, damit einer oder mehrere von uns stets.

im Stande seyen, den Präsidenten von Allem, was vorgeht, {nell zu benachrichtigen. VBedetten sollen nah den Instructionen des diplomatishen Comité?s entweder beim Palast Luxemburg, oder bei der Deputirten - Kammer aufgestellt werden.- Art. 8. Der Präsident , die Mitglieder des diplomatischen Comité?s und der Secretair haben ein eigenes Losungswort. Art. 9. Jedes Mit- glied muß sich auf die Einladung des Präsidenten unverweilt zur bezeichneten Stunde nah dem angegebenen Ort verfügen. Art. 10. Jedes Mitglied, das einen besondern Auftrag vom Präsidenten erhält, ist gehalten, ihn sogleich zu vollziehen. Art. 11. Fm Fall eines Aufruhrs versieht der Präsident, unter Bei- staud der Secretaire und eines Mitgliedes des diplomatischen Comité?s, die Functionen als General, und jedes Mitglied ist verpflichtet, ihm zu gehorchen. Art. 12. Der Verein wird ei- nen oder mehrere Deputirte bezeichnen, deren Schuß wix zu ge- winnen suchen müssen. Art. 13. Dieses besondere Reglement wird am Schlusse jeder Sizung vorgelesen. Art. 14. Es wird ein Mitglied. des Vereins gewählt werden, das dieses Reglement verwahren soll.“ Als der Prásident, mit Be- rufung auf dieses und mehrere andere bei Francfort ge- fundene Aftenstücke, den angeklagten Sambuc fragte, ob es nicht der Zweck des Vereins - gewesen seh, die republikani- schen Principien zu verbreiten und die Dezember-Unruhen zu einer Veränderung der bestehenden NRegierungs- Form zu be- nuben,'da es ausdrülih heiße, daß man Frankreich zu dem Zu- stande zurücführen wolle, worin es sich am 29. Juli befunden, antwortete dieser, der Zwet des Vereins seh nur auf eine inni- gere Verbindung unter den Studirenden gegangen, obiges NReg- lement enthalte nur die Privat-Ansichten eines mít der wahren Tendenz nöh unbekannt gewesenen Mitgliedes und sey nicht zur Kenntniß der übrigen Mitglieder gekommen. Ueber mehrere

Stellen aus dem aufgefundenen Tagebuche der Angeklagten, die

der Präsident hervorhob, und in denen eine auffallende Ueberein- stimmung mit dem angegebenen Zeglement zu bemerken ist, gab der Angeklagte ebenfalls nur ausweichende Antworten, ¿Der zweite

E a eiaiceit nade DOR r Gia G wai E O L G di I s E ara X p + zug 4 3 n i E L EW 28 M A R C

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Angeklagte, Audrh, sagie aus, er habe im Dezember die Bekaunt- haft Sambuc?s gemacht und sey. in den genannten Verein ge- treten, der den Zweck gehabt habe, die Französischen Studirenden mit den ausländischen in Verbindung zu bringen. Auf die Einwendung des Präsidenten, daß man bei ihm eine zu Papier gebrachte Rede gefunden habe, in der es unter Andernt heiße: „M. H., ih glaube, feiner von Jhnen wird über das Ziel, das wir uns stecken, abweichen- der Änsicht seyn: wir wollen alle die Republik; wir wollen sie um dea Preis jeder, auch der größten Opfer, und sollten wir für diesen Zwec unsern lezten Blutstropfen vergießen missen“, erwiederte der Angeklagte, diese Rede habe gar feine Beziehung auf den fraglichen Verein; er habe vielmehr einen befondecn Verein stiften und diesen auf jene Weise aureden wollen; er ver- hehle uicht, daß ihm die republikanische Staatsform als die beste erscheine. Die Verhöre der Anzeklagten Rouhier, bei dent man 85 Patronen und mehrere geladene Gewehre gefunden hat, Pe- nard, welcher zugab, einige Artikel des Reglements, dessen Ver- fasser Francfort sey, gekannt zu haben, und Chaparre; so wie das des Prásidenten des Vereins der Volksfreunde, Trelat, waren ohne Juteresse. Der Angeklagte Cavaignac, gewesener Lieutenant bei der Artillerie der National - Garde, suchte sich gegen die An- klage, daß hauptsächlich durch seinen Einfluß die Mitglieder des Vereins der Volksfreunde in die Batterie, bei der er gestanden, aufgenommen worden, und daß er geäußert, er werde die Kano- nen dem Volke bei cinem Angriffe widerstandslos preisgeben, zu rechtfertigen. Auch läugnete er, insgeheim Patronen unter ei- nige Artilleristen ausgetheilt zu haben; er habe es öffentlich und gegen alle gethau. Als der Prásident fragte, ob er die Aeuße- ring, die ein Zeuge aus seinem Munde vernommen haben wolle : „„Wenn man mit einem Könige nicht zufrieden sey, so schaffe man ihn- sich vom Halse“, wirflih gethan, antwortete er, er wisse dies nicht gewiß; jedenfalls aber sey in den Juli : Tagen nichts Anderes geschehen, als dieses Princip angewendet worden. Diese erste Sibung {loß um 57 Uhr mit dem. Verhöre Gui- nard’s, welches feinen Umstand von Jnteresse darbot. Jn der heutigen Sibung des Hofes wird das Verhör der Angeflagten fortgesekt und demnächst werden die Zeugen vernomnien werden.

Das Journal du Commerce bemerkt: „An der gestrigen Börse unterhielt man sich viel von dem Beorschlage , die Anleihe von 120 Millionen durch Subscriptionen zu Stande zu bringen, fo daß 30,000 Personen sich verpflichten sollen, 200 Fr. 5proc. Renten zum Pari-Course, also für 4009 Fr., zu nehmen. Mch- rere waren Willens, zu unterzeichnen, im Allgemeinen aber hielt man das Unternehmen für wenig ausführbar, indem man jedoch der guten Absicht des Urhebers Gerechtigkeit widerfahren ließ.“ Jm Journal des Débats erbieten sich der Advokat L. Mes chin und der Kaufmann. Carez, Ersterer 4000, Lebterer 25,000 Fr. für diese Anleihe zu unterzeichnen.

Borgestern gab der Geueral Lafayette eine Abendgesellschaft ; unter den zahlreichen Gästen, welche die Säle anfüllten, be- merfte man auch Herrn Casimir Périer, der über eine Stunde dort verweilte.

Herr Arnault, Mitglied des Instituts, ist zum Professor der Französischen Literatur an der polytehnischen Schule ernannt worden.

Baron Osy, Mitglied des Belgischen Kongresses und Di- rektor der Bank von Antwerpen, is von Brüssel hier ange- fommen.

Ein hiesiger" Zoll - Beamter, von Perigny, der Mitglied des National - Vereins is und seinen Tadel über die Abseßung sei- nes Chefs, des Herrn Duboys - Ayhmé, öffentlih ausgesprochen hatte, ist seines Amtes entlassen worden,

Großbritanien und Frland.

London, 9. April. Sir R. Fecguson ist zum Parlaments: Mitgliede für die Stadt Londonderry erwählt worden,

NXu Cornwall hat eine Versammlung stattgefunden, in der man unter Anderem beschlossen hat, bei einer etwanigen Auflö- sung des Parlaments, den bisherigen Vertreter der Grafschaft, Sir R. Vhyvyan; nicht wieder zu erwählen. Dieser war es be- fanntlih, der vor der zweiten Lesung der Reform-Bill auf de- ren sech8monatliche Vertagung antrug. An seine Stelle soll Hr. W. Peter kostenfrei gewählt werden. Eben so geht man auch in

Nottingham damit um, statt des Admirals Sotheron ‘einen Nes: -

formisten fostenfrei ins Parlament zu bringen.

Hr. Grant wird beim Wiederzusammentreten des Unterhau-

ses darauf antragen, daß der Ostindischen Compaguie diejenige vom Gesetze vorgeschriebene Anzeige gemacht werde, welche der Beendigung ihres Freibriefes vorangehen muß. Der Marquis v. Anglesea befindet sih gegenwärtig in der Grafschaft Clare, welche von furchtbarer Anarchie heimgesucht wird: man hort dort nichts als von Mordthaten, Näudereien und Brandstiftungen. Der Zustand der Dinge in Jrland -ist noch immer sehr bedenflih, O’Connell ist wieder in Dublin an- elangt. N e: den im Britischen Buchhandel angekündigten Werken bemerft man eine „Geschichte Franfreichs von der Wieder - Ein- sezung der Bourbonen bis zur Revolution des Fuli 1830, von T. B. Macauley‘“, dem befannten Parlaments - Mitgliede, so wie das „Leben Petrarkas, 'von Thomas Moore,“

Niederlande.

Aus dem Haag, 9. April. JJ. MM. der König und die Königin siud gestern Mittags um 2 Uhr von hier nach Am- sterdam abgereist. (S. Amsterdam.)

Dem Vernehmen nach hat der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in dem General - Comité, das vorgestern in der zweiten Kammer der Generalstaaten stattfand, eine bestimmte Mittheilung in Bezug auf die Trenuung von Holland und Bel- gien gemacht, |

Borgestern Nacht erhielt der hiesige Französische Gesandte einen vom Belgischen Regenten abgesandten Courier, der im Laufe des gestrigen Tages wieder abgegangen ist.

Mau schäßt den Vexlust, den die Stadt Bergen op Zoom

durch die leßte Pulver : Explosion erlitten hat, auf 200,000

Gulden.

Amsterdam, 8. April. FJhre Majestäten der Kö- nig und die Königin sind heute Nachmittag aus dem Haag hier eingetroffen, um einige Tage hier zu verwoilen. Die Freude der hiesigen sehr zahlreih versammelten Einwohner bei Ankunft des geliebten Landesvaters ‘war außerordeutlich und gab sich auf die enthusiastishste Weise kund. Man sieht morgen auch der Ankunft Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien entgegen.

Anm sterdam, 9. April. Papieren war während der abgelaufenen Woche nicht von Be- deutung; die von Paris täglich niedriger. angekommenen Course wirkten drückend auf die hiesigen Preise, ungeachtet die feste Haltung des Französischen Ministeriums die Hoffnung auf Er- haltung’ des Friedens wieder mehr belehte, Nachrichten von ei- ner Jusurrection zu Wilna haben die Russischen Fonds etwas

Der Handel in Staats- -

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herunter gebracht; dagegen haben die Englischen, wegen günsy erer politischen Aussichten , sich gebessert. Holländische Staat Bapiere erfuhren wenig Preiswechsel ; doch gingen sie in den | ten Tagen ein wenig in die Höhe. -— An gestrigen Getreid, Marfte waren die Besiver von Weizen und Roggen sehr zurü haltend, da es scheint, daß die eingegangenen Nacbrichten vy einem Ausfnhr- Verbote aller Getreide - Arten von Seiten Ruj lands und Polens si bestätigen; es sind daher auch für jeny Getreide bei lebhafterem Umsave etwas höhere Preise bewilli worden. ‘Hafer war wenig ausgeboten und dagegen stark begeh Gerste blieb preishaltend. Folgende Preise sind bezahit worden für 125pfündigen weißbunten Polnischen Weizen 400 Fl., fi 125pfündigen bunten 390 Fi., sür 123pfüud. dilo 385-F!., 125pfündigen rothen Königsberger 380 .Fl., für 120 . 123pfünh Memeler 330.340 Fl., Alles im Verbrauch; für 126pfünd. wes

bunten Polnischen unter Schloß 400 Fl., für 119. 120.122. 1

pfünd. Preußischen Roggen 227 . 230. 236 . 239 Fl. , für 119 pfünd. PVernatier 220 Fl. ; 119. 120pfünd. Rigaer galt 220,2

Fl, 114pfünd. Archangeler 207 Fl. , 80pfünd. dicker Hafer 118

Fl,, Futter-Hafer ohne Gewichts-Angabe 68. 87 Fl.

Brüssel, 9. April. Als in der gestrigen Kongreß-Sißuty wiederum der uamentliche Aufruf der Mitglieder geschah uj auch der -Name des Hrn. Fendius, Deputirten aus dem Lttxen burgischen , genannt wurde, sagte Hr. Claes, daß derselbe ü möglich noch zu den Mitgliedern des Kongresses gezählt werd| fónne, da er, dem Vernehmen nach, zum Feinde übergeganz seh. Auf die Bemerkung, daß man vor allen Dingen wis müsse, ob die Thatsache gegründet sey, erklärte der Präsident, | wolle dieserhalb bei Hrn. Thorn, dem in Arlon befindlichen Bi gischen Gouverneur, eine Anfrage machen lassen.

welche die Anspruche der Bittsteller untersuchen soll. Hr. Raife erstattete im Namen der Central-Section den Bericht über eini von mehreren Mitglieder früher gemachte Anträge, deren ers dahin ging, dem König von Holland den Krieg zu erklären, we er binnen cinem Monate nicht das linke Schelde-Ufer, das Li burgische und das Luxemburgische geräumt haben sollte. Hi sichtlich dieses Antrages schlug die Central-Section vor, zur ges:-Ordnung überzugehen, weil das Recht, über Krieg und Fi den zu bestimmen, der Verfassung zufolge, dem Regenten zusteh Fn Bezug auf einen andern Antrag, der dahin ging, daß Kongreß am 25. April aufgelöst werde, schlug die Central-Secti

“vor, beide Kaunnern auf den 1. August einzuberufen ; bis dah

follte man zu den Wahl- Operationen schreiten und der Kougu an dem Tage des Zusammientritts der beiden Kammern aufs lost sehn. Inzwischen würde er sich auch dann noch immer | Erwählung des Staats-Oberhauptes vorbehalten, falls sie bis d hin noch nicht zu Stande gekommen seyn sollte. Dieser Y richt, so wie cin Antrag des Herrn Serruys auf Abánderu dex Vorschriften wegen der Einfuhr von Fischen, wurde zum Du und zur Vertheilung verordnet. Der Geseus-Entwurf wegen hebung einer Anleihe von 2 Millionen Fl. wurde ‘darauf zur stimmung gebracht und von 113 gegen 5 Stimmen angend! men. Nach geschehener Abstimmung machte der Marquis y Ro des bemerklich, daß die beiden Flandern, welche nach den di maligen- Grundsteuer - Kataster am höchsten besteuert sehen, 1 auch zu der vorgeschlagenen Anleihe -mehr als die andet Provinzen, und namentlich noch einmal fo viel als die Provi Hennegau, beizutragen haben würden, was in jedem Falle "i großes Unrecht gegen die beiden Flandern sey. Der Finan} Minister gab dies zu, meinte jedo, daß es vorläufig nicht ändern sey, daß aber bei der Herstellung des Friedens zunä an der Berichtigung der „Kataster gearbeitet werden. würde. Folgendes ist das vom Kongreß angenommene Geses wegen des Anlehns: Art. 1. Es foll ein Anlehn von 12 Millionen Gruilden hoben werden, um den Bedürfnissen des Staates nachzukomme lrt. 2. Das Anlehn ist am 1. Januar 1833 rückzahlbar, dl auch früher, wenn es die Umstände gestatten. Art, 3. Y Grundbesiger oder Nugnießer soll zu dem Anlehn na dem B hältnisse der Grundsteuer beitragen, welche auf den Gütern last in deren vollem Besib er ist, oder deren Nubnießung ihm n rend des laufenden Abgaben -: Termins zufallt, unbeschadet d Abzuges der Zusaß- Centimen, welche zum Besienu der Kom nen und der Provinzen erhoben werden. Von Grundstücen, | in Folge des Krieges zerstört oder unter Wasser geseut. werd! soll indessen nichts zu dem Anlehn entrichtet werden. Die 8 hebung findet beim Grundbesiger statt, so lange er den Nubhn ßer nicht fenntlich gemacht hat. Art. 4. Die Erhebung l Theiles des Aulehns, der die Grundsteuer zur Basis hat, geschi nach den Grundsteuer - Rollen des laufenden Abgaben - Termi! Die eine Hälfte ist am 1. Mai und die andere am 1. Juli j( bar. Die Obligationen der patriotischen Auleihe von 1830 | len bei dem gegenwärtigen Anlehn statt baarer Zahlung al nominen werden, jedoch mit Abzug der Zinsen pro Nata der 1 nicht abgelaufenen Zeit. Art. 5. Ein der Hauptswumme | Personal-Steuer von 1830 gleihkommendes Kontingent soll u jeder Gemeinde erhoben und von dieser unter den beiden Di teln ihren Höchstbesteuerten repartirt werden. Art. 6. Dit zweite Theil der Anleihe ist am 1. Juni zahlbar. Die Stell Rollen sollen von der Kommunal: Verwaltung festgestellt exefutorish gemacht werden. Art. 7. Die Steuer - Einneh! sollen den Darleihern fostenfrei eine Anzeige von dem Bett des sie betreffenden Steuersaßes zukommen lassen. Art. 8. 4 jeder Zahlung werden die Einnehmer auf den Namen ? Darleiher provisorishe Empfangscheine. über die eingeza) Summe ausstellen. Diese Scheine sfolleu als Effekten orteur angesehen und in dem Kreise, wo sié aus tellt, später umgetauscht werden. Art. 9. Der Umtal geschieht vom 1, Aug. bis zum 31. Dez. d. I. Zegen Cd Obligationen von 500, 100, 50, 25 und 10 Fl. Die Komn nen werden autorisirt,- die provisorischen Empfangscheine der F haber, die es wünschen, zu vereinigen, so daß nur eir ein) Umtausch im Namen der Komniune stattfindet, die sodann l den Interessenten, denen sie einstweilen Bons au porleur kann, sih berechnen muß. Die Schay - Obligationen sind Visa des Rechuungshofes unterworfen und werden ebenfalls ( Effeften au porleur angesehen, Sie tragen vom 1. Jul! ab pCt, jahrliche Zinsen. Art. 10, Die mit dem Umtausche bes tragten Agenten sind autorisirt, die zur Kompletirung einet F ligation nöthige Summe in baarem Gelde zu empfangeu, hen die Interessenten es vor, so sollen ihnen neue Empfal scheine zur Vervollständigung derjenigen ertheilt werden, welt Obligationen verwandelt werden sollen. Ar t. 11. Die Einzahlung? Anlehnis. muß zu den augegebenen Terminen geschehen, eld auch die Reelamationen seyn möchten, die die Interessenten machen haben sollten; im Falle einer güustigen Entscheidung, len sie jedoch das zu viel Entrichtete unverzüglich zurückgezahlt

fommen, Art, 12 und 13 enthaltea lokale Bestimmungen, Art,M |

) Auf AnlF einiger, vom Justiz-Minister dem Kongreß übersandten Naturalis tionsgesuche, beschloß dieBersammilung, eine Kommission zu ernenne

eder fann bis zum 1. Yuli an dem Anlehn dur freiwilli Subscriptionen von 500, 100, 50, 10 und ; Gudea reit n, Art. 15. Die Regierunz wird autorisirt, die Obligationen des genwärtigen .Anlehns nah und nah zurückkaufen zu laísén P bald Ler E Mt AE es gestattet. Aus dem Luxemburgischen wird gemeldet: „Fn d s en Tagen der vorigen Woche ritt ein Französisches E ee jet, das ans Thionville abgegangen war, bis. na dem im roßherzogthume gelegenen Dorfe Frisange. Der Regiments- dberst wurde davon benachrichtigt uud gab am folgenden Tage hehreren Offizieren Arrest; eben \o wurden auch die Dragoner elche die Französische Gränze überschritten hatten, bestraft. Seit- em ist den Detaschements, welche den Dienst haben, der Be- hl zugegaugen, nicht tiber das Dorf Roussy hinaus, welches ne Stunde von der außersten Granze entfernt liegt, zu reiten.“ Man geht hier damit um, dem General Lamarque die Bes h[shaberstelle uber das Bertheidigungs - Heer anzubieten, falls e Deutschen Bundes-Truppen in Luxemburg einrücken sollten. j Die Emancipation meldet: „Unsere Regierung hat den Beschluß gefaßt, einen Aufruf an die Freiwilligen zu erlassen. s sollen acht Bataillone gebildet und in Mons und Namur gauisirt werden. Die Freiwilligen verpflichten sich, bis zum jeden zu dienen, und sollen ihre Offiziere und Unteroffiziere lbst erwählen können. Demnächst wird dieses Truppen - Corps, ¿s auf 8000 Mann gebracht werden soll, nach dem Luxembur- ischen gesandt werden, ““ Die Besaßung von Antwerpen, die bereits 12,000 Mann hlen soll, wird noch eine bedeutende Verstärkung erhalten. Das ct St, Marie ist jeßt mit Feldstücken beseßt. Die Stellung s Holländischen Geschwaders vor Antwerpen bleibt unverändert. C Firmin Rogier ist gestern Abends wieder nach Paris ereist, f Aus Ypern [wird gemeldet, daß außer den Häusern der Herren ehaghel und Steurs auch noch das des Herren CEardinael mit r{chterlicher Wuth verwüstet worden sey. Der Lettere fam selbst 1ter die Plunderer und bat fleheatlichst um Schonung ; er machte gar Anerbietungen; es half jedo Alles nichts, da durchaus ine Behörde vorhanden war. Der Haufe, der die geplünderten ufer um 4 Uhr Morgens verlassen hatte, stellte sich um 9 Uhr Vor- ittags wieder ein und trug Alles fort, was noch mitzunehmen war. je anwescnden Soldaten haben, statt dem Unwesen ein Ende zt achen, daran Theil genommen und den Diebstahl mit n Plünderern getheilt. Als nach 9 Uhr, aus Besorg» ß, daß Feuer entstehen möchte, eine Sprüze herbeigebracht irde, stürzte das Bolf, das der Meinung war, man habe eine anone aufgefahren, aus dem Hause, das eben geplündert wurde ; s es jedoch seinen Irrthum wahrnahm , ging es ruhig wieder rüc und seßte seine Plünderungen fort. Erst Mittags ließ der Pdjutant Simons zwèi Kanonen auffahren und stellte dadurch Me Ruhe wieder her. Aus Furcht vor Hanssuchungen warfen iele die gestohlenen Möbel auf die Straße “oder in den Fluß, d man sie zum Theil zertrümmert wieder gefuuden hat. Ein Mitalied der hiesigen Association ist gestern Abend nach

nördlichen und nordwestlichen Granzen von Franfreich abge- -

ist, um dort den Französischen Associationen die Hand zu bieten, Jn Gent ist am 7ten_ d. die fogenanmnte Belgische National- ociation feierlich installirt worden ; auch in Bassevelde und Eccloso ben ähnliche Feierlichkeiten unter der Aufpflanzung von Frei: itsbäumen stattgefunden. Lüttich, 9. April. Folgendes ist ein Auszug aus dem an

n Bürgermcister und die Schöffen erstatteten Bericht des Ober-

fehlshabers ‘der hicsigen Bürgergarde, Herrn VBercen, über die eiguisse des 28sten und 29sten v. M. „Am 28. Marz gegen Uhr Abends empfing ih ein Schreiben von Herrn Lambremont, mich bat, ihn und sein Eigenthum gegen die Gewaltthaten, n denen er am genanmten Tage- bedroht zu seyn vorgab, zun büßen. Schon einige Stunden früher durch Sie unterrichtet, ß ein anderes Individuum von Unordmmgen gesprochen habe, am Abend stattfinden sollien, gab ich, ohne daß mir die seit igen Tagen geäußerten Besorgnisse sehr gegründet schienen, n Trommelschläagern Befehl, sich beim Rathhause zu versam- ln, um nöthigenfalls den Generalmarsch zu schlagen, was auch der That das einzige Mittel war, dgs mir Behufs der Vereiniz g der Garde zu Gebote stand. Fch schrieb an Hercn Behr, den esehlshaber der Nord- Legion, um ihm den Brief des Herrn mbremont mitzutheilen und ihn zur Wachsamkeit und zur greifuñg aller ihm zweckmäßig scheinenden Maaßregeln aufzu- dern. Anderen Beamten machte ich dieselbe Mittheilung, ewohl nur mündlih. Andererseits war mit ihnen die Ueber- funft getroffen worden, daß der Posten der Pompiers verdop- t und dem Militair angedeutet werden sollte, eine (Fsfadron ürassiere bereit zu halten; das Nämliche geschah hinsichtlich der ensdarmen. Diese Maaßregeln, die einzigen, welche die Ums- nde nothwendig zu machen s{ienen, wurden vollzogen; wir iten mithin ruhig seyn. Deffsenungeachtet befahl ich zur it der Ablösung der Wache der abziehenden Garde, in 1 vorgeblich bedrohten Stadttheil zu patrouilliren. Der

befehligende Lieutenant Praigneup berichtete mir, daß es ruhig und fein Zusammenrotten zun bemerfen sey. à die aufgezoger:e Garde, die uuter dea Befehlen des Capi- ns Ducros aus 50 Mann bestehen follte, nicht vollzählig war, trug ih éinem Korporal und 2 Mann auf, die Gardiften, ungeachtet der an sie erlassenen schriftlichen Aufforderungen ht auf ihren Posten erschienen waren, in ihren Wohnungen fzusuchen. Zu gleicher Zeit fertigte ih nach allen Richtungen donnanzen ab, unm zu erfahren, ob feine Zusammenläufe statt- den. Die mir inx Rathhause, wo ih mich beständig aufhielt, gegangenen Berichte meldeten mir, daß überall die größte Uthe herrshe. Gegen 10 Uhr Abends wollte ich mich perfsön-

von der Lage der Dinge unterrichten und begab mich, in egleitung der Legions-Befehlshaber Behr und Richard La- arche, des Capitains Demanyh und anderer Offiziere, nach dem t, Leonardus-Thore, in der Absicht, die hintere St. Thomas- traße und mehrere andere-Straßen zu passiren ; ich‘ fand Alles hig ünd keine Spur von Aufregung, Fm Zurüctkommen, als r eben den Play St. Barthelemi durc6schuitten, sahen tvir bblih aus der Straße Fércnstrée einen Haufen von 60 Met- jen aus verschiedenen Ständen mit dem Geschrei: „„„„Weg t den Orangisten, es lebe Belgien !‘/‘/ herausstürzen; sie schie- “fibrigens unbewaffnet zu seyn. Nh hielt diesen Haufen für yenigen, welcher Herrn Lambremont für das Haus besorgt nacht hatte, in welchem das Echo, ein den neuen Einrichtun- lin Belgien feindliches Blatt, gedruckt ward, das sich täglich ange- en seyn ließ, anders denfeùde Personen und aus der Revolution tsprungene Verfügungen zu \{mähen und herabzuwürdigen,

eilte mit den Herren Behr und Richard dem Rathhause zu,

die nöthigen Befehle zu ertheilen. Die anderen Offiziere theilten sih, um- den oben genannten Haufen zu beobachten.

fertigte sogleih eine Abtheilung Pompiers mit dem Befehle þ den Häufen, der, meines Dafürhaltens nach, seinen Weg nach

der hinteren St, Thomas-Séraße geinömnmen häben mußte, aus einander zu treiben. Auch schickte ih von dem damals noch niht vollzähligen Posten der Bürgergarde, der das Rathhaus beseßt hielt, eine Patrouille dahin. Den Trommels{chlägern befahl i, den Generalmars in solchen Stadttheilen zu schlagen, die nicht von den niedrigeren Klassen bewohnt werden, wozu man meine Bewegungsgründe leicht einsehen wird. Nach wenigen Augenblicken stellte sich ein starkes Peloton Garde beinr Rathhause ein, das ih unter den Befehlen der Lieutenants Reusounet- und Martial nach der St; Thomas-Straße abfertigte: der Haufen war aber theilweise schon in das Haus des Herrn Lambremout eingedrun: gen, und mit lautem Geschrei verlangte die Menge die Ausliefe- rung der Pressen der oben genanuten Zeitung, die ihre Wuth veranlaßt hatte. Jch befahl den Capitain's Ducros und Hu- bert, die allmälig anfommenden Gardisten bei dem Rathhause in Pelotons zu formiren, und eilte mit Herrn Behr und einigen anderen Personen dem Schauplaß der Unruhen zu. Es hatten sich dort beträchtlich viele Menschen versammelt, die dem, was dort vorfiel, ihren Beifall bezeugten. Jch fand bald, daß es un- möglich war, die Vernichtung des Hausgeräthes zu verhindern :

Borstellungen, Bemerkungen, Bitten waren fruchtlos: die Wuth

der Zerstorer machte sie taub. Unscererseits fonnte die Anwen- Vir: eter Gewalt nux von traurigen Folgen sehn, da die Massen mit denen shmpathisirten, die wir vekämpsen sollten. Einige, den Urhebern dieser Unordnungen entschlüpften Worte und die Ueber- zeugung, daß der einmal in Bewegung geseßte Strom der Volks- massen schwer zu bändigen ist, brachten. mich zu dem Entschluß, so schnell als möglich zum Rathhause zurückzukehren, un dort eine größere Trup- penzahl zut organisiren und andere Punkte, die bedroht werden konnten, zu beschtiben. Zwei Esfadrone Kürassfiere hatten Befehl erhalten, sich auf den Theaterplaß zur begeben, um das Haus des Herrn Orban zu M dna Nachdem noch’ eine gehörige Anzahl Gardisten beim Mathhause angekommen war, bildete ih eine starke Kolonne, die dur zwei von Herrn Lambremonts Haus zurückgekehrten Pelo- tons verstärkt wurden und behielt mir den Befehl über dieselben vor, Jest erhielt ih die Nachricht, daß ein Theil der Volks- masse, die jenes Haus zerstört hatte, dem südlichen Theile der Stadt unter Drohungen gegen Herrn Orban zuzog, worauf ih mich nah dem Theaterplaß begab, den ih mit der Menge zu- gleich erreichte, Die Kürassiere waren vor dem Orbanschen Hause in Schlacht-Ordnung aufzestellt. Fch machte sogleich eine Bewegung, um mich ihnen und dem Capitain Fchotte anzu- schließen, der in dem Augenbli mit einem Peloton aus der St. Thomasstraße anrücte. Fast mit mir zu gleicher Zeit langten der Bürgermeister und die Schöffen Demonceau, Defooz und Dejaer auf dem Play an. Wir wurden von der Menge umzin- geit und fonnten nux mit Mühe durchfommen. Nachdem die Kürasfiere die Froute verändert hatten, marschirte ich gerade auf das Haus Froidbise los, um von dort aus durch eine Seiten- bewegung das bereits mit Steinwvürfen bestürmte Orbansche Hans zut befreien. Viele Gardisten hatten sich in dèr Menge verloren, weshalb ich mehrere Male Nappell {lagen ließ, um sie wieder zu vereinigen und in Reihen zu bilden. Aller An- strengungen ungeachtet, von meiner Seite sowohl als von Seiten der Capitaine Demany, Nagelmackers, Forgeois und Remont, und tros der Mitwirkung des Hrn. Behr und mehrerer anderer Offi- ziere, die ich hier nicht nennen zu können bedaure, kam die Bil- dung der Kolonne nicht zu Staude. Ueberall seute man uns eine Kraft der-Träghekt entgegen, die unbesiegbar war. Fast Jedermaun raisonnirte und wollte da etwas Politisches er- blien, wo man doch nur die Angriffe auf das Eigenthun hätte ins Auge fassen sollen. Die geringe Zahl derer, die noch meiner Stimme gehorchten, konnte nah außen hin nur einen fruchtlo- sen und sehr gefährlichen Widerstand leisten. Schon waren ge- ivaltsamer Weise Oeffnungeu in den beiden au das Thor stofßen- den Fenstern gemacht worden und einige der Stürmenden in das Imnere des Hauses gedrungen. Jch glaubte uns mithin besser im Jnnern postirt und stieg durch ein halbzerschlagenes Fenster in das Haus hinein, indem ich zugleich die Gardisten aufforderte, mir zu folgen; drei nur folgten. Wahr ist es, daß die Gefahr groß war, denn man warf Flaschen und andere Ge- genstände aus den Fenstern, durch die man hinein mußte, und Hausgeräthe aus den Fenstern des ersten Stoctes. Fin dem Theile des Hauses, der zum Laden diente, angekommen, befanden wir uns in der größten Dunkelheit und hörten um ins her Alles zerbrechen, ohne die Thäter erkennen oder derseiben habhaft werden zufkönnen. Uebrigens nahm die Zahl der Zerstörer immer mehr zu.“ (Hier berichtet Herr Vercken uber die Scenen, die im Innern des Hauses stattfanden, und führt mehrere Emwohner an, die sich mit großer Anstrengung den Verwüstimgen widerseßt haben. Herr Vercken fertigte später einé Abtheilung Garden na dem Hause des Herrn Cockerill ab, das man bedroht glaubte.) „Jch erfuhr inzwischen,“ heißt es weiter, „„daß fich eine neue Men- schennias}se gegen das Haus des Herrn Stephany, eines ehema- ligen Direktors der Holländischen Polizei, m Bewegung gesebt

hatte. Da ich nicht genug Mannschaft hatte, um Ge- walt brauchen zu fönnen, begab ich mich in aller Eile, in Begleitung des Lieutenants Collard und des. Adjutanten Centroul, dahin, und in wenigen Augenblicken gelang es mir mit Beistand der genannten Herrn, das ganze Haus von den

Eingedrungenen säubern zu lassen. Darauf begab ich mich nach

dem Orbanschen Hause. Hier machte ich die wichtige Bemerkung,

daß ein großes von Herrn Delmarmol bewohntes Jinmer vom

Bolk verschont worden war, worans deutlich der Geist hervor:

geht, der sein Verfahren leitete, Jch hatte Gelegenheit, die näm:

liche Bemerkung im Hause des Herrn Lambremont zu nrachcn,

als ich selbiges mit den Herren Schöffen Plumier trad Dejaer

am 29sten um 7 Uhr Morgens besuchte, Mit Leichtigkeit ge-

lang es ins, die zahlreichen Arbeiter, die es demolirten, durch

die Bemerkung zu entfernen, daß ihre Verwüstungen nur zum

Nachtheil des Präsidenten Fabrh gereichen würden. Am 29sten

des Morgens ließ ih in allen Theilen der Stadt ‘den General- j marsch schlagen, um. genug Mannschaft zum Widerstande zu | versammeln, im Fall sich die Unordnungen erneuern follten. Die Gardisten, entweder aus Ermüdung oder aus Gleich- gültigfeit gegen Gefahren, die sie nicht für bedeutend hielten, sammelten sich nur langsam. Um 8 Uhr ward die Menge, die abermals in das Orbansche Haus gedrungen war, durch ein Peloton der, den Bürgermeister begleitenden Garde wieder hinausgetrieben. Während dessen meldete man mir, daß das Haus des Herrn de Macar, dem das Volk, mit Recht oder mit Unrecht, die Auflösung unserer s{hönen Kommunal - Garde vorwirft, von einer beträchtlichen Volksmasse angegriffen wurde. Es war 9 Uhr Morgens. Herr Richard führte eiligst eine Ko: lonne Garden dahin; es war aber schon zu spät, das Haus war bereits erstürmt und Alles, was sich an Hausgeräth vorgefunden hatte, zerstört oder weggetragen worden. Die Verwüister wuxdcn gewältsam hinausgejagt, wobei ein von Herrn Bayet ange- führtes Peloton Pompiers die größten Dienste geleistet hat,

fehligtes Peloton, das bis zum folgenden Tage das Haus besezt gehalten und es gegen einen am Nachmittage etï- folgten, áußerst heftigen Angriff tapfer vertheidigt hatte. Es haben zahlreiche Verhaftungen stattgefunden. Die ive ten wurden den Gerichten übergeben, die über die Veranlassun- gen und über die Urheber der begangenen Gemaltthätigkeiten strenge Untersuchungen anstellen werden. Man hat die Frage aufgestellt: warum die Kürasslere nicht auf das Volk eingehauen haben? Jch meinerseits frage dagegen, ob in der Zeit, in wel- cher wir hier leben, die Kürassiere einhauen konnten, wenn sie die Bürgerschaft unbeweglich sahen. Diese unglücklichen Ereignisse , die wir nicht genug beklagen können, sind das gewisse Resultc t politischer, täglich durch die unvorsichtigen Feinde der Revol1:z tion aufgeregter Leidenschaften , dieser Manner, die sich auf die nur zu große Nachsicht der Regierung gegen eine Klasse von Leuten stüßen, gegen welche die Belgier den tiefsten Widerwil- len hegen. Was man übrigens auch sagen möge, ich bleibe da: bei, daß es fein Komplott gegeben hat, und bin der Meinung, daß Alles aus freiem Antriebe und in Folge von Leidenschaften geschah, die- bis zur Wuth gesteigert waren. ““

Gestern is General Daine hier angekommen. Mittags hielt er eine Revue ab, worauf die Offiziere der Constitution und den Belgischen Geseßen Trene s{wuren.

P olen,

Aus dem Kaiserl. RussishenHauptquartier zu Ryhfki den 6. April

Das Wetter is seit einiger Zeit beständig tind trocken, \o daß Wege und Felder bald Truppen - Bewegungen zulassen wer- den, Es befinden sich hier koncentrirt das Gretzädier-Corps, die Lithauischen Garden, das 1ste Armee-Corps und das ôte Kavals=- lerie-Corps. Fn wenigen Tagen werden die fräftigsten Offensivz Operationen stattfinden. Man sieht den Truppen nicht ant, welche beschwerliche Märsche sie bereits im Laufe dieses Winters gen?acht haben. So eben geht ein Ponton-Train hier durch. Seneral Dwernicki ist nach den neuesten Nachrichten noch immer in Za- mosc eingeschlossen.

Warschau, 11. April. Die hiesigen Blätter enthal- ten eine Verordnung der National - Regierung vom 25. März, welcher zufolge eine Rechnungs - Kommission zur Durchsicht und Verificirung der Rechnungen über die von der früheren Armee- Verpflegungs-Kommission verausgabten Gelder und über die von ihr bezogenen und verabfolgten Produkte und Armee-Bedüirfnisfe niedergeseßt werden soll. Diese Rechnungs-Kommission soll un- ter Aufsicht des Ministeriums des Fnuern stehen und aus 2, von der National-Regierung ernannten Räthen, einem General -Ses cretair und einem Controlleur bestehen.

Unter amtlicher Rubrik bringt die hiesige Staats-:ZJe is tung folgende Berichte : „Vom «ten bis 7ten d. M. ist bei den unter unmittelbarem Befehl des Generalissimus stehenden Corps kein Gefecht von Bedeutung vorgefallen. Die Avant - Garden brachten einige Gefangene und etwas Gepäcf ein. Das Haupt- Quartier ist nah Latowicz vorgerückt. Der Feind hat, durch unsere Bewegungen gedrängt, einen bedeutenden Theil seiner Streitkräfte von der Weichsel und dem Wieprz zurügezögen. Der überaus \chlechte Zustand, - in welchem sich die Wege noch immer befinden, segt den militairischen Operationen große Hin- dernisse entgegen. Am 4ten d. M. seßten einige Abtheilungen der Leibgarde- Husaren und Dragoner unterhalb Rozan über

dronen des Zten Chasseur-Regiments an; der Feind würde, ztz

ben so wie ein anderes von dem Capitain Martini be-

die Narew. Der Oberst Dluski griff dieselben mit 2 tee E f

streut und warf sich theils in den Fluß, theils in die antUf&® in Bereitschaft gehaltenen Kähne. Es blieben 2 Offiziere, 40 Unteroffiziere und Gemeine, und ein Oberst (Lansfko1,Fiach*den Aussagen der Gefangenen), 4 Offiziere und gegen i | ertranfen; in Gefangenschaft geriethen ein Fahnenj Soldaten ; auch wurden an 50 Pferde erbeutet. Uer beschrärft fich auf einen Todten und 6 Verwundete.“/" Le Cy Außerdem enthält die Staats-Zeitung tüuter Anderm noch folgende Nachrichten: „Vom 7ten. Daß dle Potüische Kavallerie bis jenseits Siem1ica auf die Communications-Linie der Nussen vorgedrungen, beweist am besten das genommene Ge: páck und die Verschiedenheit der Regimenter, zu denen die in diesen Tagen eingebrachten Gefangenen gehören; die leßten sind aus den Corps der Generale Fürst Schachoffsfoi und Graf Pahlen. Nach der Stellung und Bewegung der Armeen zu urtheilen, kann möglicherweise heute oder morgen eine große Schlacht fiattfiñden. Eine Abtheilung von Freiwilligen der National-Garde zu Pferde und zu Fuß, desgleichen Artillerie unter dem Kommando des Bür- gers Nojewsfi, eines ehemaligen Militairs, ist nah den Wäl- dern bei Kaluszyn marschirt, un die Russishen Nachzügler aus jenen Gegenden zu verdrängen. Aus Zamosc wird unterm 28ften v. M. gemeldet , daß das Corps des Generals Dwernicki sih in gutem Zustande befinde und durch Freiwillige einigen Zu- wachs erhalte. „Vom 8ten. Privat - Nachrichten aus dem Polnischen Feldlager bei Latowicz vom 7ten zufolge, beabsichtigte der Generalissimus, am folgenden Tage dem Feldmarschall nach- zurücken, Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst Michael hat seit einiger Zeit sein Hauptquartier in Lomza.““ „Vom 9ten. Gestern wurden einige Offiziere 11d gegen 50 Gemeine nah Warschau gebräck@ht, welche am 5teu d. bei Stoczek gefan- gen genommeu wurden.“ „Vom 10ten. Personen, wel- che von jenseits Ofkuniew in der Hauptstadt angekommen sind, sagen aus, daß sie vorgestern und gestern Nachts in der Ent- fernung vou einigen Meilen eine starke Kanonade gehört haben. Eine offizielle Nachricht ‘darüber ist nicht eingegan- gen, doch heißt es, daßdie Polnischen Truppen wieder gegen 1500 Mann zu Gefangenen gemacht hätten. Diese Kanonade konnte möglicherweise von der Kolonne des Generals Andrhchewicz her- rühren, welche bei ihrem weiteren Vordringen gestern unter im- merwährendem Kampf in Wengrow eingerückt seyn soll. Die Nachrichten von dem Corps des Generals Dwernicki reichen bis zum á4ten d, N. Er ftand noch immer in der Umgegend von Zamoscz die sehr schlechten Wege in jenen morastigen Gegen- den erlaubten ihm nicht, offensive Bewegungen zu machen. Mehrere Russische Gefangene umd einiges Gepäck sind von der linken Seite des Weichsel-Ufers eingebracht worden, da der Fluß beiStenzyca schon passirt werden kann. Aus Miechow ivird gemeldet, daß am 27sten v. M. die dortigen Einwohner den von dem Neichstage vorgeschriebenen Eid geleistet haben, und daß. zugleich die Adler des zweiten Krakusen-Regiments, welches die Wojewodschaft Krakau auf eigene Kosten unter dem Kommando des Obersten Paßzyc organisirt hat, eingeweiht worden seyen.“

__ Dem Polnischen Kurier zufolge, zieht der Feldmarschall Diebitsch- von dem jenseitigen Ufer des Bug her ein Corps des Generals Pahlen an sich. Unter diesen Truppen sollten sich- Spuren der Cholera gezeigt haben, doch errege diese Krankheit in Polen keine Besorgniß, weil fie sich, nach der Behauptung erfahrener Aerzte, in diesem Lande nicht leicht mittheile