1831 / 108 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

in der Strafe einèn Unterschied zwischen denjenigen, welhe man thres niedrigen Standes, wie ihrer verwahrlosten Erziehung we- gen, für unbekannt mit dem eigentlichen Zwet der Verschwörung und als von andern Jrregeleitete halten darf, und denen zu machen, welche in Folge ihres Standes, ihrer Bildung, ihrer Kenntnisse u. \. f. ihre Theilnahme an dem ungeheuren Ver- brechen der Verschwörung und der Rebellion gegen ihren recht- máßigen Landesfürften und an dem Widerstande gegen die be- wassnete Macht nicht der Unbekauntschaft mit dem Zwecke oder der Tanschung beimessen und sich damit entschuldigen fönnen, so bedeuten Wir gedachter Militair- Kommission, daß sie bei ihrer ferneren Procedur gegen alle übrige, sowohl anwesende, als auf flüchtigem Fuße befindliche Urheber oder Mitschuldige ei- ues so schrecklichen Attentats mit aller Strenge des Gesetzes und der Gerechtigkeit zu Werke gehe, sich aller Empfehlung an Unsere Gnade enthalte und Uns die Urtheilssprüche bloß zu Unserer Bestätigung vor ihrer Vollziehung vorlege, Modena, am 29. Márz 1831. Franz, Gaetano Gomorra, Kabi- nets-Secretair.‘/‘/ Obige Sentenz ist jedem der Verurtheil- ten am 30. März d. F. mit den gehörigen Formalitäten, in Gegenwart sämmtlicher Mitglieder der Kommission , bekannt ge- macht und in Gemáäßheit der höchsten Anorduungen sogleich voll: zogen worden, ‘‘

Spanien.

Die Madrider Zeitung enthält nasichendes Königliches Dekret : ¡Die shändlichen und verwegenen Einfälle der auf- rührerischen Faction in mehrere Theile des Königreichs, die Unerwarteten Freignisse in Cadix und auf der Insel St. Leon, fo wie eine Menge ähnlicher verbrecherischer Handlungen in ver- fehiedeney anderen Pläben, haben mein Königliches Gemüth von dem Daseyn eines Klubs von Revolutionnairs überzeugt, welche, Un die in anderen Ländern von den Direktoren und Agenten Aecheimer Gesellschaften gemachten Pläne in Ausführung zu brin- gen, feine Mittel verabsäumen, um das dergestalt für sie vorbe- reitete böse Werk zu vollziehen. Wahr ist es, daß die Resultate dieser Versuche der Art waren, wie man es uothwendiger Weise von der Tapferïeit und Entschlossenheit meiner Truppen, von der hâurig-erprobten Treue der Königl. Freiwilligen, und von der innigen Ueberzengung erwarten fonnte, und daß mit einem Rückblick auf eine Periode gehässigen Andenkens das ganze Kö- nigreich) es fühlt, daß sein Glück und seine Ruhe von der Auf- rechthaltung seiner alten ehrwürdigen Geseße und von dem Throne abhángt, auf den mich Gott geseßt und die Liebe und ächte Treue meiner Unterthanen wiederholentlich erhalten hat. Jn allen Nich- tungen wurden die Empörer-:Horden geschlagen und niederge- niacht, Ueberall wies die Treue mit Unwillen die lockenden Ver- sprechungen des Verraths zurü; und endlich zeigte das Volk allenthalben seinen Abscheu gegen die Verschwörungen und Nänfke, die man bildete und anwendete, um ihre Liebe und ihre Achtung für die Regierung und für die Religion ihrer Vorfahren zu be- stehen. Aber ungeachtet dieser Thatsachen, die mir die wankeude Grundlage der Berechnungen und Umtriebe der Uebelgesinnten andeuten, schreibt eine weise Politik mir die Pflicht vor, dem Verbrechen zuvorzukommen; zugleich haben sie mein Kö- nigliches Gemüth überzeugt, daß, um unbehutsame Personen von einer Theilnahme an verbrecherischen Handlungen abzuhalten, die zufolge der Geseße und Königlichen Befehle dermalen be- ftimmten Strafen für solche verwegene und verbrecherische Un- ternehmungen uicht hinreichend sind und auch-nicht genügend seyn fonnen, um von ihuen abzuschrecken, wenn vor déren Zuerken- nung die Formalitats - Feierlichkeiten beobachtet werden sollen, welche den friedlichen Zeiten angemessen siud. Von diesem Ge- fsichtspunfte aus betrachtet und in Erwägung der Maaßregelu, die Jch, unter ähnlichen Verhältnissen vermittelst eines Königl. Befehles vom 13. Januar 1824 zu treffen für gut befand, habe Iech in Uebereinstimmung mit der Meinung Meines Minister- Mathes unter Anderem folgende Beschlüsse gefaßt: Art. 1. Von jeßt an soll in Madrid cine bleibende und execkutive Militair- Kommission errichtet werden. Art. 2. Aehnliche Kommissionen soilen in den Hauptstädten derjenigen Provinzen gebildet werden, wo es die betreffenden Genecral-Capitaine für uöthig halten wer- den, Art. 3. Diese Kommissionen sollen bestehen aus einem den Rang eines General-Majors oder Brigade-Generals haben- den Präsidenten; aus einem Affessor, der in Madrid ein Hof- Alcalde sehn und vom General-Capitain von Neu- dastilien er- wählt werden soll; in den Provinzen aber foll derselbe von dem Präsidenten der Kommission aus den Ober-Justiz-Beamten ge- wählt werden; ferner sollen dieselben bestehen aus 6 Beigeordne- ten vom Range eines Brigade-Generals, Obersten oder Oberst- Lieutenants, welche der General : Capitain dieser Provinz unver- zlglih vorzuschlagen hat; was die übrigen Provinzen betrifft, \o haben die betreffenden General-Capitaine diese Beigeordneten Mir vorzuschlagen, wenn sie über dieNothwendigkeit derOrganisirung der genaunten Kommissionen Meine Königl. Bestätigung einholen. Art. 4. Bei allen diesen Kommissionen sollen so viel Fisfale und Secretaire angestellt werden, ais es dem Präsidenten der R S ; : 4 ; Zahl der Prozesse naci) erforderlich scheinen möchte; er hat sie Be- hufs ihrer Ernennung dem General-Capitain vorzuschlagen ; die- selben sollen Capitains-Rang haben. Art. 5, Der Gerichtsbar- keit dieser Militair - Kommissionen sollen alle diejenigen Perso- nen unterworfen sehn, die, von dem Tage derBildung der Kon: Leo an, sih der in den Artikeln 2, 3, 4, 5/6, 7/8. und 9 Meines souverainen Dekrets vom 1. Oftober vorigen Fahres angeführten Verbrechen s{uldig machen, wobei es dic Pflicht der General - Intendanten der Polizei ist, den General - Capitainen (wo sich dergleichen befinden) die in dem 6ten Artikel des besag- ten Defrets erwähnten Listen, hinfichtlich der Anwendung der darin bestimmten Strafen. auf die Schuldigen, vorzulegen; die im ersten Artikel des besagten Defretes aber erwähnten BVerbre- cher solleu nach den in demselben enthaltenen Vorschriften be- straft werden. Art. 6. Diesen Kommisfionen follen ferner Personen unterworfen seyn, die von dem in den vorhergehenden Artikeln erwähntem Tage an sich mit den Waffen -in der Haud oder durch die That als Feinde der gesezmáäßigen Rechte Meines Thrones oder als Anhänger der abgeschafften Constitution er- klären, die zu demselben Zwecke gegen die Regierung schreiben, oder gegen Meine Souverainetät sprechen, die durch Worte, Bersprechungen oder Geschenke Andere von ihrer Treue für Meine Königliche Person abwendig machen oder zu machen versticheu, oder die sich irgend eines Mittels bedienen, das die Beförderting der Pläne einer aufrührerischen Faction bezweckt; und die, welche beunruhigende Nachrichten über die Stärke der Empörer verbrei- ten oder auf fonstige Weise meinen friedliebenden Unterthanen Furcht einjagen. (Die Art, 7—14 beziehen sich auf die Prozeß: formen.) Art. 15. Wein ein Todesurtheil bestätigt ist, \o soll es von dem öffentlichen Nachrichter, falls ein solcher zur Hand ist, wo aber nicht, durch das Militair, nach an zu bestimmens den Regeln vollsirecit werden, —- Art, 16, Alle dex zur Kompetenz dex Militaltr-Kommissionen gehörenden Verbrechen angeschuldigts

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Personen verlieren ihre Vorrechte, zu welcher Klasse, welchem Range und welchen Stande sie auch gehören mögen, ohne daß dabei auch nur die mindeste Ausnahme stattfände; Jch seye zu diesem Zwecke alle diesem entgegen lautende Befehle, Geseße und “Königl. Patente außer Kraft. Sollte der Schuldige ein Geist- licher sehn, so ist es Mein Wille, daß, wenn auch die Kommiis- slon den Prozeß einzuleiten hat, dieser jedoch Meinem in Kraft verbleibendem Dekrete vom 13. September 1815 gemäß zu be- handeln sey. (Der Art. 17. besagt, daß die Kommissionen über feine andere als in den Artikeln 5 und 6 angeführte Ver- brechen und zwar nur mit dem Vorbehalt abzuurtheilen haben, daß selbige feit Organisation der Kommissionen begangen wur- deu.) Art. 18. Die gewöhnlichen Civil: und Militair-Behör- den sollen in den bereits anhängigen Prozessen auch weiter ver- fahren, gleihwie in solchen wegen obbesagter Berbrechen vor Errichtung der Kommissionen etwa noch anhängig zu ma- chenden Prozessen; dabei haben ste sich, in jedesmaliger Ueber- einstimmung mit den Geseßen und Königl. Defreten, der größt- möglichsten Kürze zu befleißigen; sollten sie aber, nach Errichtung dex Kommisfionen, von begangenen Verbrechen Kenntniß erhal- ten, wie sie in den Artikeln 5 und 6 angeführt find, so haben sie die Nichtigkeit der Thatsachen aunszumitteln' und diese mit den Verbrechern, wenn sie deren habhaft werden können, den Konm- missionen zu überweisen. Auch die Polizei hat Instructionen erhalten, wenu ihr dergleichen Fälle zu Ohren fommen, selbige anzuzeigen. Art. 19. Obige Verfügungen verbleiben in Krast, fo lange es die Umstände erheischen. Mit des Königs eigenhändiger Unterschrift. Nadrid, den 19, März. (fontrasignirt) Sambrano.“‘

Englische Blätter enthalten Privat -: Briefe aus Madrid bis zum 28. März, in denen es unter Anderem heißt : „Bisher sind hier {on 200 300 Personen verhaftet, unter welchen sich auch die Herzoge von Frias und von San Lorenzo, der Marquis von Santiago, Beringas, Regato und viele andere angesehene Individuen befiuden follen. Wie man sagt, ift es der Regierung endlich gelungen, eine schon lange bestehende Berschwö®- rung zu entdecen, zu der auch die genannten Judividuen gehör- ten, und die mit den Ereignissen in Cadix n Verbindung steht. Man erwartet in einigen Tagen vie! Aufklärung über diesen Ge- genstand, da es verlautet, die Regierung sey in Besiy der Chiffer der Berschwornen und anderer Beweisstlicke gegen diesel- ben gekommen. So streug auch das Königliche Dekret wegen Bildung von Militair - Kommissionen ist, so ge- nügen sie dessenungeachtet den Absolntisten nicht. Sie be- schweren sich darüber, daß dieses Dekret die Liberalen, die sie durch ein förniliches Blutbad in Schrecken zu seßen wün- schen, nicht völlig vertilgen werde, Glücklicherweise soll diese Partei auf dem feindseligsten Fuß mit der Garnison von Ma- drid stehen, die darauf eiferslchtig ist, daß jene sich das Recht anmaßen will, die Person des Königs zu vertheidigen. Die Hauptstügen der gedachten Partei, die Königlichen Freiwilligen, sind hier ungefähr 3000 Mann stark, und da es ihnen gestattet ist, ihre Waffen in ihren Wohnungen aufzubewahren, so läßt sich wohl vorausseven , daß sie schon längst ihre Pläne zur Aus: führung gebracht haben würden, wenn sie sich nicht vor der un- gesähr 10,000 Mann starken Königl. Garde gefürchtet hätten. Von Andalusien hört man nichts Neues, außer daß die in Cadix befindlichen Autoritäten unter die dortigen Truppen 44,000 Real. vertheilt haben sollen. Das obgedachte Königliche Dekret wird unter Anderem auch in- sofern einen wohlthätigen Einfluß haben, als es auf alle Räu- bereien überhaupt Anwendung findet; noch neulich fanden hier in den Straßen häufige nächtliche Meuchelmorde statt, deren Opfer meist Personen waren, die im Verdacht standen, zu den Liberalen zu gehören. Uebrigens sind, der entdeckten Berschwö- rung ungeachtet, Viele / der Meinung, daß das Uebel noch lange nicht mit der Wurzel ausgerottet sey. Ob dem wirklich so ist, möchte s{hwer auszumitteln seyn, obgleich, den strengen Maaß- regeln der Regierung zum Trob, die beregte Partei fortwährend die größten Hoffnungen für ihre Sache laut werden läßt. Jn Cadix ist die Polizei ganz außerordentlich wachsanm, besonders gegen dort anfommende Fremde. - Ein Englischer Offizier, der von Gi- braltar angelangt war, mußte, ungeachtet des Schubes des Bri- tischen Konsuls, seine Papiere hergeben und erhielt Befehl, wie- der abzureisen. Endlich erlaubte man ihm, sich nah Sevilla zu begeben, mit der Weisung jedoch, so lange er in Cadix verweile, sich zu Hause (in der Wohnung des Konsuls) zu halten, bei Strafe der Verhaftung, wenn er sich auf den Straßen zeigen würde. Wie es heißt, ward dieses Verfahren durch die Art und Weise veranlaßt, wie man sich in Gibraltar zu Gunsteu der da- hin Geflüchteten ausgesprochen hatte,“

Ut tel

Konstantinopel, 26. März. Am 15ten d. M. ward in Koustautinopel in der Moschee des Sultans Achmet das Bairams - Fest mit gewohnter Feierlichkeit begangen. Dem diplomatischen Corps waren Häuser angewiesen worden, un1 den Zug des Sultans zu sehen; die Läden waren voll von Euro- páäern, und sogar Damen waren herbeigecilt, um Augenzeugen dieses Schauspiels zu seyn; alle Anwesende ließen den Fort- schritten der Türkischen Truppen, was Reinlichkeit, Orduung, gute Haltung und Eleganz der Offiziere betrifft, volle Gerechtig- feit widerfahren. Man will wissen, daß die Regierung so eben in Konstantinopel eine Verschwörung zu Gunsten der Janitscha- ren entdeckt habe; gewiß ist es übrigens, daß man verschiedene Niederlagen von Waffen gefunden und in verschiedenen Stadt- theilen mehrere Personen verhaftet hat; ja, es ist sogar ‘von heimlichen Hinrichtungen die Rede. Am 21sten erhielt der Neis-Efendi Hamid-Beyh seinen Abschied, und Negib-Efendi (der Begleiter Halil -Pascha?s nah St. Petersburg) ward an dessen Stelle ernannt. Am nämlichen Tage ward auch der Kiaya- Bey ( Minister des Jnnern ), Hadi- Efendi, verabschiedet und durch Pertew-Efendi erseßt, der ium Jahre 1829 den Vosten eines Reis-Cfendi befleidete,. Wie man versichert, haben sich die in Aleppo versammelten und gegen den Pascha von Bagdad be- stimmten Truppen bereits in Marsch gesest. Binnen einigen Wochen vird man den Bau dreier Armenisch : katholischen Kir- chen in Galata, in der Umgebung von Pera und in Orta- Kivi, einem am Bosporus belegenen Dorfe, beginnen. Am 21ften ist der nene Nussische Gesandte, Herr von Butenieff, mit 2 Se- cretairen hier angekommen ; er begab sich sogleich nach dem Rus- sischen Gesandtschafts - Palast in Bujukdere, wo er die Besuche mehrerer Mitglieder des diplomatischen Corps empfing, Am 925ften fam er nach Pera, um den Gesandten von Frankreich und England seinen Besuch abzustatten und zu gleicher Zeit die Be- suche der andern Gesandten und Geschäftsträger zu erwiedern, Der Baron von Rückmann, der nach der Abreise des Herrn v, Ribeaupierre als Geschäftsträger zurtickblieb, wird unverzftiglich nach Griechenland abreisen, un dort den Grafen von Panin áls Geschäftsträger zu erseyen; :

von Koßebue.

Ua E

Berlin, 17. April. Die zu Breslau verstorbene verivit wete Kaufmann Wolfgang hat, dem dasigen Amtsblatte zy, folge, ein Legat von 20,000 Rthlrn. gemacht, welches zur Es} richtung eines Institutes für arme Prediger-, Schullehrer - un) Offizianten-Wittwen verwendet werden soll. Ferner hat sie zy

Unterstüßung von Armen und für mehrere wohlthätige und

meinnüßige Anstalten verschiedene Summen im Betrag v 14,600 Rthlrn. ausgeseßt. Die sämmtlichen milden Vern1ätht; uisse der genannten Erblasserin betragen sonach 34,600 Rthlr, Aus Memel wird unterm 13ten d. geschrieben: „Di Berbindung mit Rußland auf dem Landwege über Polaugy besteht noch fort, und auf der Strecke von Polangen bis zy Kurländischen Gränze, 2 Meilen, sollen überhaupt 1400 Mank an verschiedenen Punften zur Sicherung der Straße vorhandy sehn, und noch heute werden einige Hundert Kosaken von Til} her hier durch passiren, um das Truppen-Corps in Polangen y| verstärken. Die Jnsurgenten haben inzwischen bereits am 10. d. NE wieder einen Angriff auf das aus den Waldwärtern Kurlands h Ritzen 2 Meilen von Polangen aufgestellte Russische Truppen- Kon; mando unternommen, um fich der daselbst befindlichen Brücke zu he mächtigen, sind aber mit Zurücklassung von 50 und einigen Tod. ten zurückgeschlagen und zerstreut worden; seit dem s{eint qu der Russischen Besabungs - Linie Alles ruhig geblieben zu seh, Russisch Krottingen ift jeut stark mit Jusurgenten beseßt, die dey

täglich exercirt werden und zum Theil mit Gewehren, zum The|

mit Pifen bewaffnet sehn sollen; ihre Zahl foll dort 4000 üb} steigen, und man sagt, daß eine gleiche Verstärkung von Selschusl ber erwartet werde, um dann die Russischen Truppen bei Polaf gen mnd der Umgegend anzugreifeu. Es sollen in Krottinges sogar einige Kanonen vorhanden seyn. Die heute zu erwarten Nussische Post ift bis jeßt (11F7-Uhr Vormittags)- noch nit} eingetroffen; doch fann das Aufgehen der Flüsse tund die u jeßigen Zeit, im Frühjahr, fehr schlechten Wege in Rußland daj

Veranlassung gegeben haben.“

Nachrichten aus Schmaleninfen vom 12. April folge, war am Morgen des 10ten der Rusfische Oberst von Bw tolame -zu Paschwenten an der dafigen Gränze angekonmey, hatte fih Tages darauf mit den Jusurgenten geschlagen un| Leßtere mit einigen Kartätschenschüssen zum Rückzuge nach den Malde genöthigt. . Bei dieser Gelegenheit war das Gut Past wenten, dem Fürsten Subow gehörig, abgebranni. Die Russ schen Truppen hatten 1 Pferd verloren, nd 1 Mann war leid! verwundet: dagegen aber hatten sie von den Fnsurgenten 1 Mam gefangen genommen und 50 Mann, worunter anch ein Anfüh rer, getödtet. Wegen Mangels an Fourage und Lebenömit teln, konnte der Oberst sich nicht länger an der Gränze erhalta und gedachte deshalb, sich über Memel nach Polangen zu beg ben. Der Durchmarsch dur Schmaleniufkfen ist am s\elbiget Tage bereits erfolgt, und die Polen hatten demnächst die Gräny wieder besett.

Aus Düsseldorf, vom 12. April, berichtet die dasiy Zeitung: „Gestern Abend kam der flüchtige Belgische Gener Bandersmissen mit einem Major Parhs und einem Lieuntenau! Lefevre hier an. Der Major reiste heute Morgen mit den Dan1pf\schiffe weiter nach dem Haag. Jhre Pässe waren von Aache ausgestellk, und auf denen des Generals und des Liertttenaßt ist angegeben, daß sie in hiesiger Stadt oder in Deuz ihre Aufenthalt nehmen wollten. Die vou dem Antwerpener Journ gegebene Nachricht von der Verhaftung dieses Generals nit daß ihn begleitenden Offizieren in der Hähe von Fleurus, war fon} falsch.“ f

Königliche Schauspiele, :

Moutag, 18. April, Im Schauspielhause: Der Müll und sein Kind, Volfksdrama in 5 Abtheilungen, von E. Raupa

Dienstag, 19. April. Jum Opernhauje. Mit Allerhöchst Bewilligung, zum Benefiz der Madame Anna Milder: Arniid! große heroische Opcr in 5 Adtheilungen, mit Ballets; Mus von Gluck,

Preise der Plätze: Ein Plaß in den Logen des ersten Rau ges 1 Rthlr. 19 Sgr. 2c. :

Die Abonnements und freien Entreen sind ohne Ausnahn nicht gültig.

Im Schauspielhause: Der Jude, Schauspiel in 5 Abthei lungen. Hierauf: So geht?s! Lustspiel in 2 Abtheilungen, na dem Französischen des Scribe, von L. Schneider.

Königstädtisches Theater. Ó Montag, 18. April. Die Erbschaft, Schauspiel in 1 Ai Hierauf: Parapluimacher Staberl, oder: DY Bürger in Wien, Posse in 3 Aften, von A. Bäuerle.

Mittwoch, 20. April. Zum erstenmale: Lindane, oder : Di Pantoffelmacher im Feenreiche, großes romantisches Zauberspi! in 2 Aften, von A. Bauexrle, für diese Bühne bearbeitet, v0! L, Bartsch; Musik arrangirt vont Musik - Direktor Kugler. M nenen Decorationen und neuer Maschinerie von Hrn, Nollt bisheriger Deforateur und Maschienenmeister bein Hof - F heat zu Kassel, jeßt neu angagirtes Mitglied diefer Bühne,

Billets zu dieser Vorstellung werden von heute ab im Will Verkauf-Burean, im ehemaligen Postgebäude verkauft.

Auswärtige Börsen,

Amsterdam, 12. April. Niederl. wirkl. Schuld 3914. Kanz-Bili. 153, Metall. 81. Russ. Engl, Aul. 535

Vesterr. Spr : Hamburg, 15. April.

Oeslerr. 4proc. Metall. pr. ult. 72. Bank-Actien 980. Rus

Engl. Anl, 86. Russ. Anl. tamb. Cert. 844. Poln, pr. Mai N

#

Dän. 56. l

London, 9. April.

158

3proc. Cons. 79. Russ. 894. Span. 164. 0

Wien, 12. April. j 5proc. Metall. 83. 4proe. 71. 1proc. 18. Bank-Actien 973 | | D E S ES M P C E SNRRIT G R ASEET 1A? M T NE E L R N R M C" V a B N R MOE R E I R N Ri 008 B NEUESTE BŒRSEN-NACHRICITEN, Frankfurt a. M., 14. April. Oesterr. 5proc. Metall. 847 4E, Aproc. 734, 73%, Qtproc, 43; Lproc 185 Brief, Baut! Actien 1222. 1218. Partial-Oblig. 1162. 1164. Loose zut 100F 1574 z Poln, Loose 46 Brief.

Redasteur John. Mitredacteur Cottel, Debris hol #6, 9, Ma 9

Partial-Oblig. 113

Allgemeine

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I E e I Ee: t a,

Amtliche Nachrichten.

Kronik dev Tages.

Die bisherigen Advokaten Otto Meurer und Heinrich Fuchs sind zu Anwalten bei dem Landgericht zu Koblenz be- stellt worden, i Befkanutmaächunzg.

Anch in diefem Jahre wird für den Zeitraum vom 1. Mai bis ult. Oftober eine dreispäánnige Schnellpost zwischen Mag d e- burg und Braunschweig über Heimstädt in Gang gesctt.

Diese Post geht ab aus Magdeburg

Dienstag und Sennabend Mittags um 12x Uhr; fommt an in Braunschweig nach Aukunsft der Schnellpost aus Berlin,

an denselben Tagen Abends nah 11 Uhr;

sie geht von Vraunschweig ab Dienstag und Freitag 6 Uhr Abends,

und fonmt in Magdeburg an

Mittwoch und Sonnatend nah 5 Uhr früh.

Die Wageu sind bequem cingerichtet und nehmen im Fn- nern sechs Personen und auf dem unverdectten Vordersiße eine ficbente Person auf.

Das Personengeld für einen Plaß im Fnuern des Wagens beträgt einschließli des Postillon-Triufgeldes auf der Tour von Magdeburg nah Brannschweig 10 Sgr. Preuß. und auf der Tour von Braunschweig nah Magdeburg 8 gGr. Conventionsgeld pro Meile. Der Vordersiy fostet resp. 75 Sgr. und 6 gGr. Conveutionsgeld pro Meile, Jede Person fann 30 Pfund Gepäck frei mitnehmen. Mehr-Gepäck muß mit den Fourgon versandt werden,

Um fibrigens den von andern Coursen, und namentli den von Berlin kommenden Reisenden ach in dem Falle die Wei- terreise nah Braunschweig möglichst zu sichern, wenn bei ihrer Ankunft in Magdeburg die Pläve im Schnellpostwagen schon beseyt snd, werden von Magdeburg aus Bei- Chaisen bis zur Zahl von zwei, jede für 4 Personen, mitgegeben.

Berlin, den 14. April 1831.

General-Post-Amt.

Befanntmachung.

Die Bilder- und die Antiken-Gallerie des Königl, Museums \ind dem- Publikum an jedem Sonnabend und Montag, mit Ausnahme der Feiertage, gegen Einlaß- Karten geöffnet, und zwar: ; ¿ in den6 Sommer-Monaten:

am Sonnabend: von 9—1 Uhr und von 3—6 Uhr, am Montag: von 9—14 Uhr; in den 6 Winrer-Monaten: an beiden genannten Tagen von 1090—3 Uhr. Wer Einlaß- Karten zur Liider- und zur Antifen- Gallerie

zu erhalten wünscht, hat ein schriftlihes Gesuch, welches nur

die Adresse des resp, Bestellers, so wie die Zahl der gewünschten Karten, zu enthalten brancht, bei dem Kastellan des Museums in den hierzu bestimmten Kasten werfen zu lassen, worauf die verlangten Karten (jedoch nie mehr, ‘als drei auf ein Gesuch) den Bestellern durch die Stadtpost zugeschickt werden. | Die Sammlung der antiken Vasen ist dem Publifum a jedem Mittwoch gegen Einlaß- Karten geöffnet, und zwar: in den 6 Sommer-Monaten: von 9—1 Uhr und von 2—4 Uhr; in den 6 Winter-Monaten: von 10—?2 Uhr. Der Eingang zur Vasfen- Sammlung ist durch die Thür dem

ehemaligen neuen Packhof gegenüber.

__ Die Einlaß- Karten zur Vasen-Sammlung werden auf dieselbe Weise und unter denselben Bedingungen, welche für die Bilder- !ind die Antiken-Gallerie hiervor angegeben worden, den

resp, Bestellern durch die Stadtpost zugeschickt, mit dem Unter-

I

shiede jedo, daß in den desfallsigen Meldungen, außer der Adresse des Bestellers, auch noch anzugeben ist, ob derselbe die Sammlung Vor- oder Nach mittag zu sehen wünscht, da die Zahl der Beschauer, welche zu gleicher Zeit Eintritt haben

fónnen, beschranft seyn muß.

Schließlich werden noch diejenigen Personen, welche die er-

haltenen Einlaß- Karten zu den verschiedenen Sammlungen des Ï Königl, Museums an den bestimmten Tagen nicht benuten könn-

ten, nochmals ersucht, dieseiben im General-Futendantur-Bureatu abgeben oder umtauschen zu lassen, indem, vom 1. April d. J, an, die Eintaß- Karten verändert und altere Karten am Eingange der Galleriècn nicht mehr angenommen werden. Berlin, den 26. März 1831. General - Jutendant der Königlihen Museen. Graf Brühl.

j Durchgereist: Der Königl. Französische Kabinets-Courier asteyrie, von Paris fommend, na St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten.

U us.1 a.n:d,

San re l M.

Paris, 11. April. Gestern Mittag begab der König sich zu Pferde in Begleitung der Herzöge. v. Orleans und v. Nes- mouxs, dexr Marschälle Soult mnd Gérard, des Grafen Lobau und eines zahlreichen General - Stabes nah den Tuilexien, um in dem Hofe des Schlosses die zweiten Wataillone dex 2, 4, 6,

8, 10 und 12ten Legion der hiesigen National-Garde, so wie die 1ste Legion des Weichbildes der Hauptstadt, das 19te und 59ste Liuien-Regiment und das 6te Dragoner-Regiment zu mustern. Nachdem Se, Majestät die Reihen durchritten, ließen Höchst- dieselben die Truppen an si ‘vorbei defiliren. Fhre Majestät die Königin, so wie Jhre KK, HH. die Prinzessinnen Adelaide, Louise und Marie, wohnten der Nevue bei,

Ueber die Befestigungs-Arbeiten, womit man gegenivärtig in der Nähe der Hauptstadt beschäftigt ist, und die vorgestern von dem Könige in Augenschein genommen wurden , liesi man im Moniteur Folgendes: „Seit länger als cinem Jahrhundert war man von der. Nothwendigkeit überzeugt, Paris vor dem Ueberfalle einesglücklichen Feindes zw {hüten. Schon Vauban faßte einen Plan hierzu und wies auf die Wichtigkeit desselben durch die Neußerung hin, daß Paris dem Lande das seh, was das Herz dem. menschlichen Körper ist. Unter den durch die Ereig- nisse des Juli nothwendig gewordenen Maaßregeln durfte die Sicherheit der Hauptstadt nicht vernachlässigt werden, und man faßte daher den Entschluß, nicht bloß die Stadt selbst mit ‘Festungs- werfen zu umgeben, sondern auch Schanzen anzulegen, um dem Feinde den ersten Zugang zu erschweren. Die auf dem rechten Seine- Ufer beschlossenen Werke sind jevt größtentheils beendigt. Der König besichtigte sie vorgestern auf das genatteste von St. Denis bis nach den Hohen von Romainville und’ bezeigte dem General Valazé, \o wie den unter ihm stehenden Jugenieur- Offizieren, die Allerhöchste Zufriedenheit mit der Umsicht, die sie im Allgemeinen in der Wahl und Benugung der verschiedenen Positionen zur Anlegung der Werte an den Tag gelegt haben, wobei Se. Majestät zu- gleich einige Ihnen nothwendig s{einende Verbesserungeu anord- neten, Der Monarch war bei diesem Besuche von Seinen beiden ältesten Söhnen, dem Kriegs- Minister, dem Marschall Gerard und mehreren Generalen begleitet. Jn sämmtlichen Dorf - Ge- meinden, die Se. Majestät anf Ihrer Tour berührten, hatten sich die National: Garden aufgestellt und begrüßten Höchftdiesel- ben mit deu lebhaftesten Freuden-Bezeigzungein.

Der heutige Moniteur enthäit nuumehr die Königl, Ver- ordnung, wonach die Statue -Napoleons wieder auf die Säule des Bendôme-Plates gebracht werden soll; sie ift vom 8. d. M. datirt und von Hrn. Cas. Périer fontxasignirt. FJhr voran geht ein Bericht des Präsidenten des Minister- Rathes, worin es im Wesentlichen heißt: „Die Säule des Vendöôme-Plates, Sire, dieses Denkmal unsterblicher Siege, verlor vor 15 Jahren die Statne, die sie trug, und diese Verstämmelung besteht auch jet noch, Die Denfkmaler aber gleichen der Geschichte; sie sollen dem Lande ein ihm ehrenwerthes Andenken erhalten und nur den Streichen der Zeit erliegen. Gewiß wird aber die Geschichte nicht den Namen des großen Feldherrn vergessen, desen Talente unjere Legionen zum Siege führten, des umsichtigen Monarchen, der Ordnung auf Anarchie folgen ließ, die Altare dem Gottes- dienste zurückgab und der Gesellschaft -das Gesebbuch verlieh, nach dem wir noch jeßt regiert werden. Ew, Majestät wollen feine glänzende Seite aus den Jahrbüchern unserer Ge- schichte streichen; was Frankreich bewundert, bewundern auch Sie, und ich glaube daher, Jhren hochherzigen Absichten zu entspre- chen, wenn ich Jhuen die Wiederherstelllmg des Standbildes Napoleons auf der Säule des Vendôme - Plaves in Vorschlag bringe. Jhre Regierung, Sire, hat dem Lande mit der Freiheit zugleich die Unabhängigkeit zurückgegeben; sie nuß alle Spuren einer verderblichen Reaction vertilgen: kein Ruhm darf hinführo der Vergessenheit übergeben werden, Die Grundlage, worauf der verfassungémnaßige Thron Ew, Majestät beruht, bewahrt Frankreich für immer vor den Uebeln der abfoltiten Gewalt und der Politif der Eroberer. Jndem Sie aber einen großen Ruf ehren und ein Monuni1ent wieder aufrichten, wodurch der Nation ein ruhmwürdiges Audenfen bewahrt wird, {lingen Sie gleich- sam ein neues Band um den Thron und das Land, und ih schmeichle mir daher, daß der Beschluß, den ih Jhrer Vestäti- gung unterwerfe, als ein gerechter Tribut, den Sie dem gesun- den Sinne der Menge zollen, und als ein glänzender Beweis der Kraft und Gerechtigkeit einer nationalen Regierung, betrach- tet werden wird.“

Die Natioual-Subscription für die Herbeischaffung der An- leihe von 120 Millioneu gewinnt immer mehr au Ausdehnung.

| Das Journal des Débats euthält wieder eine lange Liste

von Subst-ibenten. Das lte Artillerie-Regiment in Vincennes hat aus seinen Ersvaruissen 25,000 Fr. und ein Bataillon der National-Garde 35,000 Fr. unterzeichnet. Jn dem Bureau der General - Einnehmer sind an einem Tage nahe au 500,000 Fr. unterzeichnet wordei1.

Der National meldet: „Der Hauptzweck der Reise des General Clausel von Algier hierher ist, die Regierung zu einen Veschlusse über die definitive Offupirung tund Tolonifation die- ses eroberten Landes zu vermögen. Seit seiner Rückkehr nach Paris hat der’ (General mehrere Pläne in Vezug auf diefe wich- tige Frage vorgel:gt ;- diese gehen hauptsächlich darauf hinaus, die Stadt Algier zut einem Freihafen zu machen und diejenigen, welche Ländereien urbar machen wollen, hierzu aufzumuntern. Dies würde leicht seyn, denn es ist höchst wahrscheinli, daß, sobald die Regierung einige Verfügungen über den Verkauf der bedeu- tenden dem Staate angehörendeu Ländereien getroffen hat, sich Käufer in Menge finden werden. General Clausel selbst ist mit gutem Beispiel vorangegangen, indem er ausgedehnte Grund- stücke von Matirischen Eigenthümern gekauft hat; er hat Spa- nische Familien, die zusannmen s{chon an 100 Köpfe bilden, dort- hin geftzt. Auch andere Personen haben seitdem ähnliche Eta- blissements errichtet. Das Ministerium, das anfangs unent- \{lo}en war, hat im Conseil vom vorigen Mittwoch beschlossen, daß Algier definitiv okfupirt und folonistrt werden soll. Der Ueberschlag der Ausgaben der Occupation für dieses Jahr zeigt, daß der Unterhalt der Truppen durch die verschiedenen Ein- nahmen der Kolonie beinahe gedeckt werden wird, General Clatisel wird E a Algier bleiben, aber erst im näch-

en Herbst dahin zurückkehren, ; f A v; : ontbel (dessen Schreiben an die Zeitungs-Nedaca

tionen wir gestern mitgetheilt haben) hat im Januar d. F. nach- stehende Zuschrift au den Präsidenten der Nat Lame, erlas fen: „Herr Baron! Durch die Journale benachrichtigt, daß ih vor die gegenwärtig als Gerichtshof versammelten Pairs ge- laden worden bin, habe ich die Ehre, bei Jhuen, als Präsidenten dieser Versammlung, eine förmliche Protestation gegen jedes Ur- theil einzureichen, das in Folge des gegen mi eingeleiteten? Un geseplicheu Verfahrens gefallt werden möchte. Jch richte d.ese Protestation an die Pairs von Frankreich und verlange ausdrüct- lich, daß sie ihnen vorgelegt werde. Wenn jeder Franzose seine Ansichten frei aussprechen darf, so muß dies insbesondere der Fall seyn, wenn es si für ihn um die Vertheidigung aller seiner bedrohten Juteressen handelt, Man wird mir ohne Zweifel die Befugniß nicht versagen wollen, die Wahrheit in meiner elge- nen Sache laut hören zu lassen und denen, die man mit der Entscheidung über mein Schicksal beauftragt hat, zu erflären, daß ih ihnen nicht das Recht zuerkenne, mich zu ricóten. Jch ver- lange, daß meine Protestation in das Protokoll aztfgenommen werde, und habe die Ehre u. \. w.““ ; :

Die Gazette de France giebt demnächst den Sch171ß der Protestation des Herrn von Montbel mit dem Bemerken, daß sie den ersten Theil derselben, der die persönliche Vertheidigun@ des Cx-Ministers enthält, am folgenden Tage mittheilen werde. „¡Nach unserer Ankunft m St. Eloud““, heißt es darin, „„ver- nahm der König unsere Berichte, las das Schreiben des Her- zogs von Ragusa und, mit Festigkeit auf die Mittel zur e nisirung der Vertheidigung und zur Unterdrückung des Aufruhrs bedacht, ernannte er den Dauphin zum Generalissimus der Trup- pen. Der Prinz schickte sich augenblicklich an, sich nach. Paris zu begeben; ich sollte ihm dahin folgen, um Befehle in Bezug auf die Finanz-Verwaltung zu ertheilen. Jn demselben Augen blicke überbrachte ein Stabsoffizier die Nachricht, daß die Linienz Truppen nach unserer Abfahrt sich mit dem Volke vereinigt hät ten, daß das Louvre, die Tuilerieen verlassen seyen, daß die Küa nigl. Garde sich in vollem Rückzuge mit dem Marschall bejindé, der selbst Gefahr gelaufen sey, getödtet zu werden. Der Dau- phin entfernte sich schnell, um den Truppen entgegenzugehei- Um diese Zeit wurde der Großreferendarius mit den Herren von Argout und Vitrolles beim Könige eingeführt ; sie famen, wie sie. sagten, um sich als Unterhändler für einen Vergleich amzudtetien. Der Bericht der Municipal-Kommission giebt Aufschluß, warum diese Unterhandlungen si in die Länge zogen. Man wollte Zeit gewinnen, um die noch tren gebliebenen Truppen zum Abfall zu bewegen. Der Minister-Rath wurde sogleich zusammen berufen. Die Mehrzahl der Minister schmeichelte sich zirt sehr mit der Hoff- nung, daß sie, alle Verautwortlichkeit für die Ereignisse auf ihren Kopf nehmend, die Unverleßlichkeit des Königs noch retten könn- ten. Das Resultat dieser Berathung ist bekannt; nicht bekannt ist dagegen die erhabene Aeußerung des Dauphins: „„„Es ist nicht eine Meinung, die ich abgebe , es ist meine Ueberzeugung, meine innerste Gesinnung, die ih ausspreze. Jch bin weit ent- fernt, zu- glauben, daß wir nicht zahlreiche Hülfsmittel gegen den Pariser Aufstand in Frankreich finden würden ; wenn wir aber wirklich ganz verlassen wären, wenn dieser Tag der leßte unserer Dyna- stie seyn sollte, so wollen wir uns rühmlih in unser Schicksal fügen und mit den Waffen in der Hand untergehen.‘/‘“/ Herr von Montbel erzählt hierauf bekannte Ereignisse: den Abgang des Königs von St. Cloud nach Trianon und Rambouillet, die Ernennung des Herzogs v. Orleans zum General-Statthalter, und seine eigene fo wie noch eines andern Ex- Ministers Trennung von der Königl. Fa- milie. „Der König und der Dauphin‘, fährt er dann fort, „gaben uns die rührendsten Beweise ihres Wohlwollens; wir reisten bei Nacht ab; ih begab mich direft nah Paris: es war mir fast gleichgültig, in die Hände derer zu fallen, die mich pro- \fribirt hatten... . RYwei Tage später reiste ih in einein öf- fentlichen Wagen durch Frankreich, mich ohne Furcht in das sti- gend, was die Vorsehung über mich verhängen würde. Jch t n in diese Details eingegangen, weil die Huldigung, die ih der Wahrheit darbringe, wenn sie mir \{ädlich sehn kann, um so reiner ist und um so mehr das Vertrauen der rechtlich Gesinnten verdient, und weil ih eine Nachsicht verschmähe, die man irr- thümlih der Schwäche oder der Nzue zu s{enfen glauben fönnte. Jch habe nach Grundsäßen gehandelt, denen- ich nie untreu geworden bin, und wenn ih sie in besseren Tagen nicht vergaß, so werde ich sie auch inm Un- glück nicht verläauanen. Das Mißlingen einer Sache bringt in der Gerechtigkeit derselben feine Kenderung hervor. Was ih gethan habe, glaubte ih thun zu müfsen, und ich würde Gewissensbisse fühlen, wenn ih es nicht gethan hckftte. Ich bin dent Könige, dem ih den Eid der Treue geleistet, auch treu ge- blieben; ich habe die Gränzen der Charte, deren Aufrechthaltung ih beschworen, nicht überschritten. Alles, was in meinen Kräften stand, un die erhaltenden Principien der gesellschaftlichen Ord- nung zu vertheidigen, habe ich versucht, ohne meine Fnteressen oder die meiner Familie, ja ohne meine Existenz zu berticksichti- gen. Jch beklage die blutigen Tage des Juli. …..,- Gewissens- bisse mögen diejenigen darüber empfinden, die dieses Unglück her- beiführten. Jch habe mich niht in Redensarten über die Vhi- lanthropie ergangen, aber diejenigen, die in Verbindung mit mir standen, wissen, ob ih jemals die Gerechtigkeit, Unparteilichkeit oder die Rücksichten zurückgesezt habe, die ih meinen Neben- menschen, ohne Unterschied der Partei und ‘des Ranges, \{uldig war, und bei öffentlichen Unfällen hatte ich einigemale das Glück, mein Leben für die Rettung meiner Mitbürger in die Schanze zu schlagen. Jch erfüllte damals nur eine Amtspflicht, heute er- fülle ih eine nicht weniger heilige Pflicht, indem ih gegen die Ungerechtigkeit protestire und nicht in feigem Stillschweigen die Hoffnung auf ein Mitleid suche, an das ich als ein vorwurfs- freier Mann kein Recht zu haben glaube. Da der König mich mit sei:

nem Vertrauen beehrte und mir seine geheimsten Gedanken mittheilte,

so kann ich ihmjezt laut éin Zeugniß geben, das Niemanden verdächtig sehn wird; denn Schmeichler bleiben dem Unglücke nicht tren! , , , Es ist durchgus. ungegründet, daß Karl X, unter cinem andern Einflusse gestanden habe, als untex dem seinex Pflichten, denen

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