1831 / 110 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Sinn gekommen seyn, Frankreichs Futeresse und sene Würde werden stets die einzige Richtschnur seiner Politik seyn. Seine rhre besteht aber nicht darin, dic bestehenden Traftäten zu ver- nicgten, nach Kriegen zu trachten und die Billigkeit, dieses hei: ligste Gese aller civilisirren Nationen, mit Füßen zu treten. Un- sere Gegner sagen uns immer, fle verlangten keinen Krieg, und doch wollen sie, daß wir ihu überall zur Unterstüßung der En: porung führen sollen; wir werden es nicht thun. (Beifall.) Man ruft uns feruer zu, wir gäben Belgien auf. Aber man betrachte nux die gegenwartige Lage dieses Landes; ich weiß uicht, weiche Association es ist, die dort jeßt eine Regierung errichten will, Mord: uzd Plünderung verbreitet und offen erklärt, sie werde uns gegen unsern Willen zum Kriege zwingen. Nein, meine Herren, wir werden uns nicht elendiglich einigen Un- ruhestiftern nachschleppen, die ihr Vaterland und ganz Europa in einen Krieg verwickeln wollen, dessen Gefahren sie nicht zu ermessen, dessen Folgen sie uicht vorauszusehen wissen, "Was Frankreich für Belgien gethau hat, das würde es auch noch thun ; wir wollen dessen Unabhängigkeit sichern, jedoch unter der Be- dingung, daß es der Stimme der Vernunft Gehör gebe; nur un folchen Preis erwirbt man unsere, Freuudschaft, nur \o darf man auf unseren Beistand rechnen. Man glaube ja nicht, daß die Ehre Frankreichs sich dadur behaupten laßt, daß man deu Rednern „eines -Nachbar-Staates nachahmt, die sich über uns mit einer solchen Bitterkeit und Hintansebung alles Schicklichen ausdrücken, daß wir zu einer Rüge berechtigt wären, wenn hö- here Rücksichten es uns nicht zur Pflicht machtcu, solche Belei- digungen zu vergessen, um uur an das Schicksal eines Voltes zu denken, das ste verläugnet und siets unserer Freundschaft wür- dig sehn wird,“ Nach. einige Gegenbemerkungen des Hru. Mauguin wurde die Fortseßung der Berathung auf deu fol- genden Tag verlegt. | :

P aris, 13. April. Der König arbeitete gestern mit dem Präsidenten des Minister- Raths, so wie mit den Ministern der Marine und der auswärtigen Angelegenheiten. Der Belgische Abgefandte Herr Lehon und der Graf vou Celles hatten eine Privat-Audienz bei Sr. Majestät.

Der Moniteur euthält in seinem Pariser Artikel einen Immediat-Bericht des Kriegs-Ministers und in Folge dessen un- ter seiner amtlichen Rubrik eine Kouigl. Verordnung, laut wel- cher ' das Remonte-Wesen für die Kavallerie, Artillerie und den Train eine erweiterte Organisation durch 15 Nemonte - Depots erhalten und unter dem- Titel „Allgemeiner Remonte - Dienst“‘ cinen besondern Zweig des Kriegs-Ministeriums bilden soll. Der Geschäftsfreis. der Remonte-Verwaltung wird den Ankauf inlän- discher, für den Militair- Dicust tauglicher Pferde, den Ankauf von Füllen und deren Aufziehung in den Depots und, wenn diese beiden Mittel feine für den Bedarf der Armee hinxeichende Anzahl vou Pferden. liefern, Anfäuse im Großen im Auslande umfassen. Die 15 Remoute - Depots sollen in denjenigen De- partements errichtet werden, die am meisten Pferdezucht treiben, und in drei große Bezirke, in den östlichen, südlichen tund west- lichen, zerfallen. Der Ankauf soll künftig direft zwischen dem c L EN und dem Producenten oder Eigenthümer ge- zehen.

i “iehen das Gese wegen der Volks - Aufläufe ließ \sich der Graf von Tascher am 9. d. M. in der Pairs: Kammer also vernehmen: „„Wenn die Geseze durch die Jdeen des Absoluten und Festbegründeten an Würde gewinnen, fo erhalten sie ihre Kraft vornehmlich durch ihre Nothwendigkeit ; denn die schärsste Definition, die man bis jeßt noch vou dem Gesetze gegeben hat, ist diese, daß es- der Ausdrucé der Bedürfnisse der Gesellschaft sch. Es is daher für ein Geseß immer als ein vortheilhafter Bewegungsgrund geltend zu machen, wenn es durch die Um- stände nöthig geworden ist, und ih) nehme daher in dem vorlie- genden Falle feinen Anstand, zu sagen, daß das in Rede stehende Gese durch die Zeit und die innere Lage, in die uns die Revolutton deâFuli verseyt hat, eine Nothwendigfeit geworden ist. Denn haupt- sächlich in Folge von Volfs-Revolutionen macht sich die Nothwendig- keit eines Geseßes über die Volks-Aufläufe fühlbar. Die Revolution von 1789 veranlaßte das Gefes von 1791, und acht Monate nach der Revolution von 1830 zeigten die schuell auf einander folgen- den Volks - Aufläufe die Nothwendigkeit eines zweiten Gesegzes über denselben Gegenstand. Der vorliegende Geseß-Entwurf ist nicht als Unterdrücktungs- und Bestrafungsmittel nothwendig, denn in dieser Beziehung genügt das Geseß von 1791; er ist eine Nothwendigkeit anderer Art, die aus der Milderung unserer Sitten und der glückliches Tendenz unserer Geseßgebung hervor- geht, dieser fortschreitenden Entwickelung der Sitten zu folgen. Der im Geseß-Entwurfe enthaltenen Abstufung der Strafen liegt cine nothwendige Nachsicht gegen irregeleitete Menschen zu Grunde, die sich von einem Volfs-Auflaufe mit fortreißen las: sen, während die strengeren Strafen für die Böswilligen vorbe- halten“ bleiben, welche dén Auflauf veranlaßt haben und ihm cinen angreifenden Charakter zu geben trachten, wodurch er der Borläufer einer Revolution oder, nach ihrer Nede- weise, eine gute und wahrhafte Revolution werden fann. Fine andere noch wichtigere Nücksicht macht das vorliegende Gefes zu einer Nothwendigkeit; so wichtig sie aber auch ist, so fühle ih Verlegenheit, davon zu sprechen, da sle aus einem Princip hervorgeht, das nicht allgemein angenommen ist, obgieich es gegenwärtig große Gunst genießt und in dieser Bersammlung wenigstens einen Anhänger zählt. J will mi daher bemúü- hen, nur mit Schonung davon zu sprechen und nicht die Offen- heit eines berühmten Schriftstellers nachzuahmen, der, indem er Jedem harte Wahrheiten sagt, sich auch erlaubt, ein Dogma absurd zu nennen, vor welchen1 so viele Andere das Kuie bengen. Zum zweiten Male seit vierzig Jahren haben wir in Frankreich das Princip der Volfs-Souverainetät wieder aufleben schen. (Geneigt, wie ich bin, es als eines der wesentlichen Elemente des Staats zuzulassen, will ih es auch nicht unteruehmen, dasselbe dazu befänipfen, wo man es zur einzigen Grundlage, zum allgemeinen und absoluten Principe des Staats machen will. Denn welcher Erfolg wäre von einem Naisonnement da zu hoffen, wo die Lehren der eigenen Lebens - Erfahrung sruchtlos geblieben sind? Lassen - wir daher unsere Nachkommen noch einmal auf ihre cigene Gefahr die Erfahrung durchmachen, lassen wir das my- sterióse und auf die Volks - Souverainetät gestüßte Programm des Sttadthauses sich weiter entwickeln. Ein geistvoller Schrist- steller sagt: „„ „Wenn Gott die Welt strafen will, fo \chickt er ihreinenFrerthumund überläßt das Uebrige der Zeit.‘ Das wahre odex falsche Princip der Volks-Sou- verainetät ist mit seiner ganzen Schwere wieder auf Frankreich

efallen; Viele nennen es eine Wohlthat, von der auch sie ‘ihr

Theil friegen wollen, Wenige glauben wahrhaft daran, noch We- nigere bekämpfen dasselbe, und man muß esbaher nebst seinen Folgerungen so betrachten, wie es sich darstellt, Fch habe: nur die auf meinen C A bezüglichen Folgen davon zu betrachten, Wenn man nach einer, aus einem Volfs« Auflaufe entstandenen

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Revolution dem Volke sagt und wiederholt, es y Sotiverain, so ift die natürliche Folge dieses'Princips eine. fortwährende Nei- gung zum Aufruhr, und weil dieser sich im gegenwärtigen Falle auf ein. Princip stubt, ist es unumganglih nothwendig, den Ge- fahren, die daraus entstehen können, vorzubeugen. Jch brauche meine Behauptungen wohl nicht erst zu beweisen; wenn Jemand sie bestreiten wollte, so würde ih ihn siatt aller Antwort nur auffordern, zu seinem Fenster hinauszusehen, zu betrachten, was feit sechs Monaten auf unseren Straßen geschieht, und zu hören, welche Aeußerungen gegenwärtig vor den Nichtern des Landes (dem Assisenhofe) gemacht werden; an leßterem Orte vornehm: lih fann nan die Theorie von den Volks-Auflänfen und ihre Ver- bindung mit dem Principe der Volfs-Sonuverainetät kennen lernen. Abgesehen davon, daß die Verfassung dem Volke regelmäßige Mit- tel. und Wege öffnet, seinen legitimen Willen fund zu geben, hat das Volk, wie jeder andere Souverain, und mehr noch als dieser, Schmeichler, die es irre leiten ; es hat seine Launen, und eben diese müssen unterdrückt werden, wenn sie ihm selbst und also der ganzen Gesellschaft schädlich sind. Was ift aber s{ädlicher, als ein Bolksauflauf? Er verwandelt das civilisirteste Bolk der Erde in eine Horde von Vandalen, er schafft eine demüthigende Gleich- heit zwischen dem gebrandtmarkten Galcerensflaven und dem hoff- nungsvollen studirenden Jünglinge, will der Gerechtigkeit ihre Urtheile vorschreiben, oder ihr die Angeklagten entreißen , fordert bald den Kopf eines Deputirten, bald den eines Erzbischofs, stürzt auf seine Beute uùd zerstört mit dem Justinfte des Wilden und der Erbitterung des wilden Thiers. Dieses Bild gewährt ein Volksauflauf. Soll ih auch noch die traurigen Wirkungen des- selben auf den Haudel und Gewerbfleiß und den moralischen Ein- dru schildern, den er auf ganz Frankreich und auf das Ausland macht ? Nein! das Gesagte ist genug über einen so verabschetungêwer- then Gegenstand. Hat man nicht unter Anderem, ohne Zwei- fel, um uns Theilnähme für die Sache der Volks-Aufläufe ein- zuflößen, gesagt, die Macht Ludwig Philipp's sey aus einem Bolfs-Auflaufe entsprmmgen? Nein, m. H., dem ist nicht so, das Königthum Ludwig Philipp?s stammt nicht aus einem Volks-Auf- laufe her; ein solcher ist geschickt, zu zerstören, kann aber nichts erbauen; nur Anarchie kann cr stiften, und eben um dem Aufstande Einhalt zu thun, um dex Anarchie vorzubeugen, hat derrichtige National-Sinn hastig einen Thron errichtet, den der erste Bürger, der einzige, der es wagen konnte, mit Hingebung bestieg. Das Königthum Ludwig Philipp?s hatte seinen Ursprung in der Nothwendigkeit, in den Trúümmern des frühern Königthums und in der Zustim- mung der großen Mehrzahl; ein solches konnte nicht durch Bolks- aufläufe begründet werden; diese haben vielmehr {on versticht, es wieder umzustoßen. Lassen Sie uns daher unsere Anstren- gungen vereinen, um es zu unterstüßen, und keinen Anstand neh- men, einem Ministerium, das das Vertrauen des Königs wie das- unsrige verdient, die Mittel zu gewähren , diese Aufgabe in der Zeit zu erfüllen, wo wir 1hm nicht mehr unsere Mitwirkung darbieten köunen.‘‘

Die Bürgerschaft von Straßburg hat durch ihren Deputirten, den General Athalin, dem Könige eine Adresse übersandt, worin sie gegen alle Theiluahme anu den National-Associationen pro- testirt.

l Der Handels-Minister hat auf den Antrag der medizinischen Akademie vier goldene und hundert silberne Medaillen unter die: jenigen Aerzte vertheilen lassen, die im Jahre 1829 am meisten für die Verbreitung der Schußpocken - Impfung gethan haben; außerdem haben zwei Aerzte einen Preis von 1500 Fr. unter sich getheilt. Jn dem genannten Jahre wurden, dem Berichte der Akademie zufolge, in 55 Departemeuts 296,132 Individuen geimpft; 9196 wurden von den natürlichen Blattern befallen, 1084 starben daran, und -854 sind in Folge dieser verheerenden Krankheit ungesund geblieben. i

Se. Majestät der König haben das Protektorat. der Gesell: haft des Bulletin universel des sciences et de Pindusitrie anzunehmen geruht.

Der Gazette de France zufolge, hat die Regierung die Zahlung der Pensiouen an die Ritter des Ludwigs - Ordens ein- estellt.

P Der Courrier françcais meldet, die Belgische Deputa- tion, die dem General Lamarque den Ober-Befehl über die Belgische Armee antragen solle, seh in Paris angekommen und habe bereits ihre ersten Schritte bei dem General gethan.

Mie der Messager des Chambres berichtet, wird der Finanz-Minister, wenn die National-Subscription uicht die Total: Summe von 120 Millionen erreicht, es den Subskribenten frei stellen, 5procentige auf 5 Jahre lautende Bons für die von ih- nen unterzeichneten Summen zu nehmen oder die Subscription für ungültig zu erflären.

Die Statue Napoleons, die wieder anf die Säule des BVendome - Platzes gestellt werden soll, wiegt 5112 Pfd. und ist eilf Fuß hoch.

Jn Havre eingegangene Briefe aus Martinique vom 24. Februar melden, daß der Gouverneur dieser Kolonie den Bela- gerungs - Zustand, in den er die Jnsel verseßt hatte, wieder auf- gehoben hat. Es war ein Prévotal-Gericht niedergeseßt worden, um die 126 Verhafteten zu richten.

Dem vor kurzem zwischen Frankreich und Haiti abgeschlo }e- nen Vertrage zufolge, verpflichtet sich Lekteres, jährlich eine Summe von zwei Millionen vorzugsweise zur Verzinsung und Tilgung der in Frankreich gemachten Anleihe auszuseßen.

Der gelehrte Alterthumsforscher Philipp Aurel Visconti, Bruder des berühniten Ennins Quirinus Visconti, ist am Z0sten v. M. nach langer und s{chmerzhafter Kraufkheit in vorgerücktem Alter gestorben.

Unter den Redacteuren des Constitntionnell ist Uneinigkeit ausgebrochen ; ciner derselben, Hr. Evariste Dumoulin, hat seine Beschwerden gegen die jeßige Farbe dieses Blattes, dessen ur- sprünglicher Zweck es gewesen, ein Organ der Opposition zu \eyn, und das jeßt mit dem Temps und dem Journal des Débats ein Journal des Widerstandes geworden seh, gerichtlich zu Pro- tofoll nehmen lassen und auf. die Auflösuug der dem Blatte vor- stehenden Gesellschaft angetragen.

Großbritanien und Jrland,

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz: zung vom 12, Axril. (Nachtrag.) Sir C. Forbes, der (wie gestern ermähnt) von dem üblen Eindruck sprach, den die

Reform-Bill in Schottland gemacht haben soll, sagte unter An-

derm: „Es is in Edinburg eine Bittschrift zu Gunsten dieser Bill in Branntwein-Läden ausgelegt worden, und Leute waren dort aufgestellt, die den Unterzeichnern erzählten, daß sie, wenn die Maaßregel durchginge, den Whisfh fast umsonst bekommen würïden; BVisitatoren werde es dann gar nicht mehr geben, und alle: Gegenstände würden abgabenfrei seyn. Die auf solche Weise unterzeichnete Bittschrift, die binnen kuxzem wohl dem Hause vorgelegt werden wird, sucht auch darum na, daß diejenigen, die durch die RéformeWBill vom Motiren ausgeschlo}en werden,

hält.

attc vou der Miliz und von der Bezahlung aller dixeften uud indireften Steuern ausgeschlo}en fen sollen. Sollten sie aber bei’ deï Miliz eintreten müsen, so bâten fie darum, ihre Offi ziere selbst durch das Loos erwählen zu durfen. Dies ist bloß eine Probe von dem, waswir zu erwarten haben, wenn es, zum Unglück für Europa und die Welt, den Ministern gelingen solite, diese revolutionnaire Maaßregel dent Hause aufzuzwingen, Jn der That glaubten viele Mitglieder, als der edle Lord die monstróse Vill einbrachte, daß es bloß sein Scherz seh, und ih zweifie au gar nicht, daß, wenn mau sie gleich zit Anfang b& fämpft hätte, sie von einer großen Majorität verwor n worden wäre.‘ Hr. Hume wollte uicht zugeben, daß die Vill, 10 „wie sle die Minister jeßt abändern lassen wollten, dadurch eine ganz „eue Bill wieder geworden seh, dem die Veränderung, wenn man s iber: haupt so nenuen könne, betreffe ja nicht das Princip der M aas: regel. Das Verfahreu der Opponenten nannte er infonsequen't, denn erst hätten sie darüber Beschwerde geführt, daß die Bil auf ungenaue Bevölkerungs- Listen begründet sey, und jebt, da die Minister ihre Bereitwilligkeit zu erkennen gäben, jene Listen zu berichtigen und nicht zu gestatten, daß irgend ein Burgflecken dadurch in seinen Rechten gefkrcnkt werde, jeßt wendeten fle sih um und sagten, es sey mm eine ganz nette Bill geworden, Ueber das, was in Schottland vorgehe , -befände sich der ehren: werthe Baronet (Sir C, Forbes) in einet großen Jrrthume;

vielmehr sey es außer Zweifel, daß man si dort .von einen Ende des Landes bis zum andern zu Gunsten der Maaßregel

ausgesprochen habe. Zwar seyen die bisher monopolisirt Gewe- senen dagegen; diese verhielten sich jedoch zu der übrigen Be: völkerung, wie 1 zu 10,000. Die Unruhen in Edinburg und Dunde seyen wohl hauptsächlih von den Anti - Reformisteu er: regt wordeu; mit Ausnahme dieser beiden Städte aber seh Alles in Schottland ruhig geblieben. Hanse Glück zu den in der Vill ‘vorgeschlagenen Aenderungen, wiewohl er diese von Seiten der Minister, die noch vor kurzem gesagt, daß jede Aenderung die Maaßregel unwirksam machen

würde, iufousequent neunen müßte. Aber auch jeßt noch wolle |

er für die Bill nicht stimmen, falls nicht noch größere Aende: rungen gemacht werde würden. Hr. K. Douglas bedauerte, daß die vorgeschlagenen Aenderungen nicht zeitiger zur Sprache gebracht worden, und erwähnte wieder der in Schottland gegen die Bill herrschenden großen Aufregung. Darauf bemerfte Hr, lands in Bezug auf die Bill: der einen zufolge, stehe das Land von einem Ende bis zum andern in Feuer und Flammen ; nah der andern sey Schottland voller Zufriedenheit und Jubel; nach der dritten endtich habe die Maaßregel eine dort ungewohnte üble Aufregung hervorgebracht. Nun sey er (Hr. Hunt) kürzlich selbst in dem Lande gewesen und könne seinem ehrenwerthen Freunde (Hrn. Hume) erzählen, daß das Bolk. gar uicht so toll für die Maaßregel sey, als er sich einbilde. (Lauter Beifall vou den Oppositions -Bänken.) „Das Land‘, fuhr er fort, „hät jeßt Zeit gehabt zum Nachdenken, und es findet nun in de Meinung des Volkes eine Reaction statt. (Wiederholter anhal: tender Beifall von Seiten der Opposition.) Komint dieser Bei

fall auch von denjenigen, die meine Ansicht der Bill wohl schwer}

lich unterstüßen werden, so will ih doch offen bekennen, wel

. Art die Meinmmg des Volkes ist, die ih fennen gelernt habe,

Jn Staffordshire und Warwickshire, wo ih Gelegenheit hatt, mehr als 200,000 Menschen anzureden, billigte „nicht Einer va denen, die dur die Maaßregel entweder ihr Wahlreö) verlieren oder es nicht erhalten, die Bestimmungen det

Bill, während sie von Allen gepriesen wird, die im Recht Demnach fann man annehmen, daß

bleiben oder es’ erhalten, die Bill von 7 800,000 Menschen gebiiligt, von 7—8 Milliy nen aber gemißbilligt wird" (Abermals Beifall von der Oppo fition). Mögen unx diejenigen, die mir jeßt so applaudiren, j nicht glauben, daß ich uni dieses Einwurfs willen die ganze Bil verwerfen werde, Was ih gegen die Maaßregel einzuwenda! habe, besteht nur darin, daß sie nicht weit genig gehe. Hâättt sie das Wahlrecht auf alle Steuerpflichtige ausgedehnt, so würde ein bestimmtes Princip darin gewesen feyn, das ich jeßt gat und gar vermisse. Inzwischen hoffe ich doch, daß die Bill dur gehen werde, denn dem abschenlichen Shsteme wird dadurch ei Ende gemacht, das dieses Haus bei jedem vernünftigen Mer schen, ja bei der ganzen Wett verächtlich gemacht hat. (Weil von beiden Seiten.) So weit also erfreue ich mich der Magf regel, doch der Wahrheit gemäß muß ich bekennen, daß hinsicht lich der Vill in den Gemüthern eine große Neaction siattgefu den hat. Jch habe das Volk von Manchester, das von Vik mingham, Bolton, Preston und anderen Orten gesprochen und so viel anch das ehrenwerthe Mitglied für Middlesex (Hr. Hum!) fagen mag, daß das Volk ganz toll vor Freude über die Maaße regel sey, ich nuß darauf erwiederu, daß mit geringen Ausnah men das Volk die ganze Maaßregel für -eine Tätischunj (Beifall von der Opposition). Anfaugs dachte d Volk, daß es selbst etwas davon haben werde, ds Essen und Kleidung dadurch wohlfeiler werden würden; seitdem es jedo erfahren, daß diese Wirkung nicht eintretel dürfte, findet es sich natürlich in seinen Erwartungen sehr 96

täuscht. Jch habe das Volk gefragt, ob es wohl, da cs vou dell

Rechte, seine Vertreter selbst zu erwählen, ausgeschlossen worde damit zufrieden sey, daß diese, wie es in der neuen Bill heiß von den 10 Pfd.-Zahlern gewählt werden? Das Volk hat m! daranf einstimmig mit „Nein!“ geantwortet. (Hört, hórt ruft die Opposition.) Das Volk sagte, es wolle doch lieber sei Bertreter von den vornehmern Ständen erwählt sehen, als vol einer Klasse, die unmittelbar über ihm ständen. (Hört hört!) Die Spitalfields- Weber sandten mir kürzlich eine Deputatiol zu, welche mir sagte, daß sie feinesweges mehr so froh über dit Maaßregel sehen, als früher, den sie hätten gefunden, daß si gar nicht repräsentirt sehn würden, und versprächen sich daht! nicht: viel Gutes davon.‘ Oberst Davies sagte, er habe: der ebe! gehaltenen merkwürdigen Rede mit großem Leidwesen zugehör!, (Gelächter von der Opposition.) Das ehrenwerthe Mitglied fill Preston nenne sich einen Reformisten und habe doch so viel gt gen die Vill gethan, als nur irgeud ein Gegner der“ Refor! thun fönne. (Man ruft: Hört, hört! und Nein, nein!) „Das ehrenwerthe Mitglied“, fuhr der Redner fort, „„erzáhl uns, - das Volk sey von seiner Ueberspanntheit und feind Täuschung zurückgekommen. Nun hoffentlich wird mind stens das gute Volk von Preston von seiner Täuschun} zurückgekommen sehn ; dieses glaubte, daß es einen Reformistel ins Parlament geschickt hábe, dürfte aber jeßt finden, daß dies Reformist alles Mögliche thut, um die Refornr zu hintertreibell Fch will dem ehrenw. Mitgliede nur die Bemerkungen mitthe! len, die hier in unserer Nähe *) über seine Rede: gemacht wo! den sind Benrerknngen , die er selbst wahrscheinlich nicht gt

*) Bherst Davles und Hr. Hunt ‘sihen "nämlich" heide auf d Oppositions - Seite des Hauses

Oberst Sibt horp wünschte dem F

Hunt,” es gäbe dreicrlei Versionen über den Zustand Schott: |

irt hat, die aber uicht unwichtig für ihn siud. Einige Herren da benu mir sagten nämlich, die Rede sey die beste gewesen , die nals gegen oie Reform gehalten worden: Andere fügten hinzu s ehrenro. Mitglied habe ihrer Sache die vortrefflichsten Diensie leistet. (Beifall von der Opposition, während man „Nein, nein !‘“ n der ministeriellen Seite ruft.) Das Volk, so sagt das eh- uw. Mitglicd, habe gesunden, daß weder Essen noch Kleidung Folge der Maaßregel billiger werden würden; nun, ich würde x die Maaßregel gewiß nicht stimmen, wem ich nicht gerade e umgekehrte Ueberzengung hätte. (Gelächter von der Opposi- n.) Wer hat denn das jeut bestehende fürchterliche Steuer- ystem aufgebracht? Wer anders, als diejenigen, die von den ißbräuhen lebten, denen die Reform abhelfen foll? Nicht Worhen wird bei einem reformirten Parlamente eine Ver- alt'ang bestehen, die feine Maaßregeln der Oefonomie und Ein- cánfung vorschlägt. Jh widersprece der Behauptung, daß 14 Volk von einer Täuschung zurückgekommen sey; vielmehr ist in großer Theil desselben bereit, seine schäbbarsten Vorrechte zun Zesten des (Semeintwohls aufzuopsern, Unbegreiflich if es mir aher, 1vas das ehrenw. Mitgüied bewogen haben fanu, eine der eform- Bill so nachtheilige Rede zu halten, Hr, Hunt ent- egnete hierauf einige Worte zu seiner Rechtfertigung, wonächst ¿s Haus zur Berathnng der (gestern erwähnten) Jrland betref- unden Gesebes-Borschiage überging.

London, 13. April, Seit der zweiten Lesung der Neform- Bi[l sind für verschiedene Grafschaften und Städte 7 neue Re- rásentanten gewählt worden, von denen mau weiß, daß sie für dieje Bill stimmen werden, Außer diesen neunt man noch meh- ¿ere Mitglieder des Parlaments, die ihre früheren Ansichten ge- ndert 1nd beschlossen haben, die uecue Maaßregel zu unterstüßen.

Der Marquis von Anglesea, der in diesem Augenblict auf Aner Reise dur Jrland begriffen ist, wird, nach von dort ein- Zelaufenen Berichten, überall mit Beweisen von Achtung tund Anhänglichkeit empfangen. i

Berichte aus Clare schildern den Zustand dieser Grafschaft (ls sehr anarchisch. Die Wahl des Sohnes des Herrn Daniel '‘(onnell zum Parlamentsgliede, anstatt des Sir E. D'Brien, er zu einer alten und reichen Familie des Landes gehört, wäh: end der Neuerwählte mit der “Grafschaft in keiner Art von Ver- bindung stand, soll den Ausbruch der Erbitterung veranlaßt ha- en, die, wie man hinzufügt, sih übrigens fast nur die Besißzun- ven der Reichen zum Ziel gewählt hat. Jn diesen Tagen starb der General Graf von Mulgrave mnd hinterließ seine Titel und Güter seinem älteftcn Sohne, dem isherigen Biscount Nermanby. i

Die drei Lord-Kanzler von England, roelche das Neichssiegel am längsten in Händen hatten, waren Lord Ellesmere, der es 0 Jahre lang, Lord Hardwicke, der es 20 Jahre 9 Monate ang, und Lord Eldon, der es 25 Jahr lang besaß.

“Wie es heißt, sind gegen 2 Millionen Pfund Sterling in Gold und Silber, von China und anderen östlichen Ländera, größtentheils aber von Canton, theils {ou hier angefommen,

heils noch unterweges.

Briefe aus Porto melden, daß sich in der Nachbarschaft dieser Stadt, in Porra de Laguero und in Guimaraes, coustitu- jonelle Guerilla?s gezeigt und alle politische Gefangene befreit aben sollen, Aus Lissabon schreibt nau, ein Gerichts-Beamter ey mit 50 Soldaten bei Nacht in das Haus eines im Bal de Vereiro wohnenden Britischen Kaufmanus gedrungen und hätte ¿s durch sucht, angeblich weil Constitutionnelle darin verborgen seyn ollten.

Die leßten, bis zum 14. Dezember gehenden Nachrichten aus Bombay bestatigen ein schon früher in Umlauf gewesenes Gerficht vou einem großen 200 (Englische) Meilen von Peking stattgefundenen Erdbeben, bei dem, wie die lesten Berichte \a- gen, gegen eine Million Menschen umgekommen und 12 Städte intergegaugen seyn sollen; hinzugefügt wird, daß das Erdbeben von Ztägigem Hagelwetter und Plaßregen begieitet gewesen war.

Spätere Nachrichten aus Martinique gebe die nàheren Umsiände der neulichen Sklaven - Verschwörung auf dieser Jusel und führen als deren Veranlassung die Pariser Juli:Nevolution au, von der die Sflaven glaubten, sie brächte auch ihnen die langerschnte Freiheit. Sechs oder sieben derselben wurden ge- tódtet, und ungefähr 250 erwarteten ihr Urtheil; Z oder 4 Häu- ser gingeu in Flammen auf. Fur den Augenblick war die Ver- {wörung völlig unterdrückt,

“Nachrichten aus Buenos-Ayres bis zum 8. Januar zufolge, war in“ Entrerios die unitarische Partei unterlegen und die fode- ralistische auf dem Wege, in den Provinzen wieder ein Ueberge- wicht über die Partei des Generals Paz zu eclangei1,

Hier eingelaufene Zeitungen aus New-York bis zum 11. Márz melden den Schluß der diesjährigen Kongreßslzung mit dem Bemerken, daß es dabei ziemlih unruhig hergegangen und ein großer Theil der Geschäfte unbeendigt nachgeblieben sey.

Blo ero E

Aus dem Haag, 15. April. Auch J.J. K.K. H.H, der Prinz und die Prinzessin von Oranien, so wie J. K. Hoheit die Prinzessin Friedrich, sind gestern aus Amsterdam hierher zurlick- efehrt. i ben furzem wird der zweiten Kammer der Generalfiaa- ten ein Gesetz - Entwurf über die Veränderungen vorgelegt wer- den, die in dem Einfuhr- und Tranfito - Zoll : Tarif stattfinden sollen,

Durch Königl. Verfügung ist dem See- Kadetten Lycklama a Nyeholt und den! Ober-Stenermann Matthysen die Allerhöchste Zufriedenheit mit dem Benehmen zu erkennen gegeben worden, das dieselben als Führer der beiden Schaluppen bewiesen, welche am 19, Márxz vor Biervliet uud Philippine gegen die Flamändi- hen Fischer ausgesandt worden, *) Dem Matrosen Hobehn, der sich bei dieser Gelegenheit durch die lebensgefährliche Zurückho- lung einer National-Flagge auszeichnete, ist der militairische Wil- helms - Orden vierter Klasse ertheilt und außerdem von der Am- sterdamer Gesellschaft „„Zeemans-Hoop‘“ ein sinnvoll verzierter silberner Becher zugesandt worden,

Jn Folge der beim Ministerinm des Jnnern angeordneten Einschränkungen, haben bereits mehrere Entlassungeu höherer WBe- amten stattgefunden. é Le

Brüssel, 15. April, Als die gestrige Kongreß-S1z- zung eröffnet wurde, antworteteu. nur 80 Mitglieder auf den namentlichen Aufruf; die Sißung mußte daher, da, dem Regle- ment zufolge, mindestens die Hälfte aller Mitglieder (100) er- forderlich ist, um eine solche zu bitden, vorläufig suspendirt wer- den und konnte erst nach einer Pause von 20 Minuten wieder beginnen. Hr, v. Huart sagte, der Kriegs-Minister habe vor einiger Zeit versprochen, daß binnen 8 Tagen das Großherzog- thum Luxemburg in Vertheidigungs- Zustand geseßt sehn wirs apa Let

*) Val, Nr: 93 dex Staats=Zeitung:

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de: inzwischen versicherten do alle Reisende, die von dort: her fämen, daß durchaus noch feine bewaffnete Macht im Luxemburgischen augekommen sey. Er wünsche daher vom Kriegs- Minister zu wissen, warum dessen Versprehungen nicht gehalten worden? Da der Kriegs-Minister niht anwesend war, so wurde nach demselben geschickt. Jnzwischen legte der Minister des Fnnern ein Defret vor, wodurch zum Ausbau des Kanals von Brüssel uach Charleroy jenem Minister ein Kredit von 300,000 Gulden bewilligt wird, Dieses Dekret wurde ohne lange Dis- fussion von 116 gegen 5 Stimmen angenommen, Nachdem der Kriegs-Minister erschienen war und Hr. v. Huart seine Frage wiederholt hatte, antwortete der Erstere: „Die Truppen, die sih nach dem Luxemburgischen begeben sollen , sind auf dem Marsche; sie werden in wenigen Tagen dort seyn. Was die Bertheidigung des Großherzogthums betrifft, so sind unsere Maaß- regeln genommen, und ich fann versicheru, daß die Vertheidigung kräftig und so beschaffen schn wird, wie sie es sehn muß. Hin- sichtlih der benöthigten Waffen sind unsere Maaßregeln eben- falls getroffen; wir erwarten deken aus Lüttich und anders100- her; anch sind Befehle gegeben worden, sie direkt nach dem Großherzogthume zu senden.“ Hr. Ch, Rogier vexlangte, daß der Kriegs-Minister auch über einen Gegenstand befragt werde, den früher Hr, v. Nobaulx zur- Sprache gebracht, Dieser habe nämlich gesagt, daß die 1ste, früher vom General Mellinet kom: mandirte Brigade, jeßt von dem Obersten Vandenbroeck des or- ganisirt werde; dies sey jedo ungegründet, der genannte Oberst thue vielmehr nur seine Schuldigkeit. Hr. Ch. von Broue.r e bemerkte, daß bereits vor länzer als 5 Wochen der Regierung bekannt geworden, die Soldaten jener Brigade hät- tei in ciner Proclamation die Aufforderung erhalten, nicht der Negierung, foudern nur einem gewissen näher bezeichneten Manne zu gehorchen, Jeßt sey nun diese Brigade, die übrigens dem Lande und besonders den Bauern durch ihre Erpressungen unge- mein lästig gewesen wäre, in Regimenter vertheilt worden, und darin besiche die ganze Desorganisation. Der Graf F. v. M e- rode legte dem Finanz - Minister folgende Frage vor: „F}t es wahr, daß der chemalige Erzbischof v. Pradt bei: der Belgischen Negierung die Pension in Anspruch genommen, die ihm der RKö- nig Wilheln1, als gefälligem Demissionair des provisorischen Titels eines Erzbischofs von Mecheln, auszahlen ließ, der ihm von Napo- leon ertheilt worden war? Jch sage des provisorischen Titels, weil die Verwaltuings-Rechte des Erzbisthums nur in Ucebereinstim- nung mit dem heiligen Stuhle ertheilt werden fonnten ; nicn1als aber war Herr von Pradt mit den nöthigen Bullen versehen worden. Jst es nun wahr, daß derselbe jevt die Zahlung der ihm vom Könige Wilhelm auf unsere Kosten bewilligten Pen- fion fordert, so widerseze ich mich dem, daß der Belgische Schaß ferner Ausgaben bestreite, die mir nicht gerechtfertigt erscheinen. Bereits gelten wir in den Augen des Herrn Erzbischofs, wie- wohl wir doch nicht, gleich den civilisirten Parisern, das Kreuz von der Kuppel der Mechelner Kathedrale heruntergeschlagen und auch den Pallast nicht zerstört haben, welchen er einige Augenblicke bewohnte, für Barbaren. Ya, er begnügt sich nicht, diesen Ge- dankten für si zu hegen, er schreibt sogar und unterzeichnet durch seine bekannte Chiffre Zeitungs - Artifel, in denen wir als eine Tartaren - Horde dargestellt werden, bei der weder Personen noch Eigenthum geachtet werden. Je nun, mögen nun auch die Belgier und ihre Regierung wirklich so beschaffen seyn, wie der publizistische Pralat fie schildert, oder mögen sie es auch nicht sehn, so wollen wir uns doch: mindestens davor in Acht nehmen, daß wir nicht von ihm dupirt werden. Denn nachdem uns der hochwürdige Herr der Verachtung: Franfreichs und Europa?s preisgegeben, scheint er uns auch noch aussaugen zu: wollen.“ Der Finanz-Minister (Hr. v. Brouckere) antwortete, cs sey wahr, daß Hr. v, Pradt die Auszahlung feiner Pension von 12,000 Fcanfen verlangt habe, daß diese jedoch mit allen andern rüctständigen Pensionen des leßten vorjährigen Semesters erst liqui- dirt und einer Revifion unterworfen werden müßte. Nachdem die Bersammilung ein Dekret wegen der Besoldung des obern Kriegs- (Serichtshoses angenommen hatte, genehmigte sie auch mit 110 gegen 7 Stimmen folgenden, von Hrn. de Theux gemachten Borschlag: „Art. 1. Vom 16. April ab ist die Session des Kongresses ohne festgesezte Vertagung prorogirt. Art. 2. Der gegenwartige Präsident der Versammlung hat, eben so wie die Regierung, das Necht, den Kongreß zusammenzuberufen. Art. 3. Mo eine Deputirten-Stelle erledigt wird, foll ein neuer Depu: tirter und ein Stellvertreter ernannt werden. Die Wahlen follen in Gemäßheit der Verfügungen vom Oktober 1330 und an dem von der Regierung festgesetzten Tage in der kürzesten Frist, nach den zux Erwahlung des Kongresses aufgenommenen Listen, statt- finden. Art. 4. Die Wähler zur Ernennung der Reyräsentanten- Kammer und des Senates sollen zu einer später vom Kongresse zu bestimmenden Zeit zusammentreten.“ Hr. Duval v. Beau- lien fragte, ob der Minister der auswärtigen Angelegenheiten nicht einige Neuigkeiten erhalten habe, die er dem Kongresse mittheilen fönnte? Hr, Lebeau antwortete: „Jch habe heute fcüh Depeschen von Hra. Le Hon erhalten, worin er mir an- zeigt, daß er im Begriffe sch, sih zum Grafen Sebastiani zu begeben, und daß er mir binnen furzem dessen fategorische und genaue Antwort durch einen Courier zusenden werde. Den Hrn. v. Aerschot mi Loudon habe ih wissen lassen, daß er, falls er bis zum 17ten d, M. noch feine amtliche Audienz gehabt, zu- rüctfehxren soll, Wenn ich nun aber auch noch feine bestimmte Antwort aus Paris habe, so kann ih doch sagen, daß das Fran- zösische Kabinet in den Luxemburgischen Angelegenheiten eine \orgfaltige und sehr freundschaftlihe Vermittelung eintreten laßt. Nach den mir von unserm Gesandten gemachten Mittheilungen hat die Qustunmung Frankreichs zu dem Protokolle vom 20. FJamuar Feinesweges auch die von uns gefürchtete Folge. Bei dieser Gelegenheit bedaure ih den unparlamentarxischen Ausfall eines ehrenw. Mitgliedes (Hru. v. Robaulx). *) Es roar dies ein Ausfall, der si nicht auf die Regierung beschränkt, sondern einer viel höhern Stelle gegolten hat.“ Herr v. NRo- baulx erwiederte: „Jch halte es für nicht minder unparlanten- tarish, wenn ein Minister meine Ansichten fritisirt. Ueber meine Ausdrücke, denke ih, hat m der Kongreß selbst zu urtheilen. Fch war in der That anf einen solchen Angriff nicht gefaßt ; ih habe zwar in einer Franzosischen Zeitung **) eine Lection gefunden, die man unserm Minisier der auswärtigen Angelegenheiten hielt ; ih konnte mir jedo nit denfen, daß er sich diese Lection, die ich verachte, so bald zu Herzen nehmen würde. ‘“‘ Hr. Lebeau entgeguete, daß er dies, was er 10 eben gesagt, ans einer an- dern Quelle geschöpft habe, und daß er eiusche, er habe zwar, als Individuum, nicht nöthig gehabt, die Ausdrücke des Herrn von R. zu rügen, als Minisier müsse er es jedoch thun, Es würde überhaupt gut seyn, den parlamentarischen Gebrauch nicht

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*) Vergl. in Nr. 103 der Staats-Zeitung den Bericht übe die KongreßeSißung vom 7, April ;

**) Journal des Débats vom 12, Apris:

außer Acht lassen, denn bei einem Ministerwehsel dürften darat:s leicht seltsame Jufonsequenzen entstehen. Die Versammlung vertagte sich auf unbestimmte Zeit.

eneral Belliard ist vorgestern wieder aus Paris ange-

fommen.

Die hiesigen Zeitungen enthalten die Berichtigung, daß in dem Verzeichnisse der im Belgischen Dienste befindlichen Generale (S. Nr. 108 der St. Ztg.) der Name des. Don Juan van Halen, als Generals zur Disposition, ausgelassen worden sey. Der Lettere habe dem Regenten seine Dienste im Luxem- burgischen angeboten und berufe sich dabei auf die Erfahrungen, die er im Parteigänger-Kriege in den Pyrenäen und im Kaukfa- sus unter Mina und Jermoloff gesammelt habe.

Herr Ch, Rogier, der in einer kritischen Zeit die eiuftweil ze Direction der Polizei übernommen hatte, hat, wie es heißt, dem Ministerium angezeigt, daß er, da die Gefahr vorüber seh, seine Entlassung nehmen wolle. ?

Um die politischen Prozesse mehr zur Kunde des Publifums zu bringen, hat die Regiecung befohlen, die Verhöre und Zeu- gen-Auss\agen den Journalen mitzutheilen.

Ein Journal behauptet, es wären wieder neue Combinatio- nen hinsichtlih des Staats - Oberhaupts im Gange; man hätte námlich im Sinne, die Belgische Krone an Friedrich August von Sachsen, oder dem Prinzen Karl vón Baiern, Bruder des Kö- nigs, anzubieten; es seyen deshalb von Seiten unseres Mi- nisteriums bereité Aufragen in Berlin, München, Dresden und Franffurt gemacht worden.

Deutschland.

Dresden, 16. April. Heute Nachmittag 4 Uhr sind Jhre Majestät die verwittwete Königin von Baiern nebst der Prin- zessin Marie Königl. Hoheit hier angekommen.

Luxemburg, 13. April. Das hiesige Journal meldet: „Ungefähr 1500 Manu werden unsere Festungs - Garnison ver- stärken; 600 Mann sind bereits angekommen, und die übrigen werden im Laufe dieser Woche erwartet ; 1000 Mann werden aus Mangel an hinreichendem Plaß in den Kasernen, bei den Vür- gern einquartirt werden. Der Stadtrath hat angeordnet, daß die solchergestalt Bequartirten eine Vergütignung von 10 Cents per Mann täglich erhalten, und daß die dazu nöthigen Fonts durch eine städtische Auflage erhoben werden sollen.

Dasselbe Blatt widerspricht den von Brüsseler Zeitun- gen, namentlich dem Courrier, verbreiteten Nachrichten von Tu- multen in der hiesigen Stadt, von Arretirungen, die hier statt- gefunden haben sollen, von einem Ausmarsche von 200 Mann der hiesigen Garnison nah Eich, von Mißhandlungen der hier angefommenen, dem Großherzoge treuen Beamten u. \. w.

Italien.

Florenz, 9. April. Die Ruhe ist in den revoluz tionnirten Provinzen des Kirchenstaats wieder hergestellt, Nachs dem die Truppen Sercognani?s, welche bis zulest Stand hiel- ten, sich nah Bekanntwerdung der Eonvention von Anfona zer- streut, haben die auf dem Macsche zu ihrer Verfolgung befind- lichen 4000 Desterreicher demgemäß schon zu Macerata Halt ge- macht. Ueber 600 Mann von den genannten Truppen sind wieder in die Reihen des Päbstlichen Militairs eingetreten; etwa 200 haben die Erlaubniß der Tosfanishen Regierung, fich zu Livorno einzuschiffen, benugt und sind zum Theil {on in ge- nannter Stadt angelaugt, von wo sie nach Korsika gebracht wer- den sollen. Sercognani selbst soll sfi heimlich noch in Anfona befinden. Jn dieser Stadt liegen viele Oesterreichishe Truppen ; einzelne Abtheilungen zu Rimini und Forli. Die Besaßung von Bologna soll 1200 Mann betragen. Weneral Gra- binsfi, der ehemalige Kommandant der National - Garde, und der Redacteur der Zeitung „11 Precursore"”, Benelli, haben sich auf einem Englischen Dampfboote nah Korfu begeben. (S. den folgenden Artikel.)

Der Oesterreichische Beobachter meldet: ,„„Nach- richten aus Korfu vom 2. April zufolge, war das Jonische Dampf- {i} „Sir Frederik Ada“, welches Anfoua am 30sten v. M. verlassen hatte, am Morgen des obgedachten Tages zu Korfu eingelaufen. An Bord desselben befanden sich 17 ÎInsurgenten- Chefs und Offiziere, die in der Flucht nah den Fonishen ÎIn- seln ihr Keil suchten, nantentlich der General Grabinsfi, daun der befannte Carbonaro und Neapolitanische Ex-Oberst de Con- ciliis und ein gewisser Ripa Berardi. Wie verlautet, wollen diese Flüchtlinge nicht in Korfu verweilen, sondern mit der näch: sten Schiffs - Gelegenheit nah Frankreich abgehen,“

Inland.

Berlin, 20. April. Die Stände des Kreises Wipperfürth haben, der Kölnischen Zeitung zufolge, nachstehende ehrfurchtsvolle Adresse durch eine besondere Deputation an des Herrn General- Gouverneurs der westlichen Provinzen, Prinzen Wilhelm Kö- nigl. Hoheit, überreichen lassen: „Die Bewohner der Rhein- Provinzen erkennen in der Sendung Ewr. Königl. Hoheit einen neuen unschäpbaren Beweis landesväterliher Huld. Hoch er- freut über die von Sr. Maj. dem Könige getroffene Wahl, wett- eifern sie, ihre Dankbarkeit, ihre treueste, innigste Anhänglichkeit an Preußens erhabenen Herrscherstamm an den Tag zu legen. Auch die unterthänigen Stände des Kreises Wipperfürth fühlen sich gedrungen, Ewr. Königl. Hoheit ihre ehrfurchtsvolle Hul- digung L agen Auch die Eingesessenen dieses Kreises sind, als getreue Unterthanen, von den Gesinnungen wahrhaf- ter Liebe und unbegränzter Ergebenheit für unsern allverehrten Köniz beseelt. Sie wollen nicht zurückstehen, wo es gilt, diese Gesinnungen zu beftinden und zu bewähren. Die Rheinländer sind weder kurzsichtig, noch undanfbar. Sie wissen das Glück zu schäßen, einer Regierung anzugehören , deren besonnenes Fort- schreiten in Darstellung und allmäliher Entwickelung eines den Forderungen der Zeit entsprechenden Staats-Organismus, selbst dem Auslande Achtung gebietet, deren Grundsäße und Anorts nungen überall davon zeugen, wie sle es sich zum Ziele geseut hat, dem sittlichen und geistlihen Volksleben einen kräftigen Auf- s{chwung zu geben, die freie Entwickelung jeder Art von industri- eller Betriebsamkeit im Fnnern wie nach- Außen hin möglichst zu fördern und so auf dauernden Grundlagen das Aufblühen der innern Landes-Wohlfahrt mehr und mehr zu sichern. Fn- stitutionen, die, wenn gleich auf fremdem Boden entsprossen, fich in der Erfahrung als gut und zweckmäßig bewährt haben, sind uns durch die Weisheit unseres Königs erhalten worden. Fhr verdanken wir eine ständische Vertretung. Die Herzogthümer Fü- lich und Berg hatten seit uralten Zeiten ihre Landstände. Wip- perfürth, einè der ältesten Städte des Landes, sandte vor Yahr- hinderten seine Deputirten zum Landtage. Wie die nreisten va- terländischen Einrichungen unter dem Drucke der Fremdherrschaft von s{nöder Willkür zernichtet wurden, so geschah auch dieser,

== Möge das neu geschaffene SWystem ständischer Wirksamfkeis

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