1831 / 112 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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/ hoben sich nach der mittlerweile erfolgten Bewilligung einer

- g gewesen und haben demgemaß einen Zusat-Artifel in Vorschlag

\{chafster in Wien dem dortigen Kabinette eingereicht hatte. Fn

mahnt, dafür zu sorgen, daß die Gefangenen feinen Verfolgun- gen ausgeseßt werden, und daß man sie mild und gütig behan- dele, damit sie dem Lande geneigt und nüslih würden.

Der Warschauer Kurier sagt: „„Nach dem unangeneh- men Frostwetter und Schneegestöber, welches fast bis zu Ende Maárz anhielt , ist der Frühling dieses Jahres unerwartet zeitig und anmuthig. Seit dem Z3ten d, M. find die Tage und Nächte immerwährend warm; in den Gärten fangen nicht nur die Ra- jenpläße, sondern anch die Sträucher schon an, von neuem zu grunen. Auch haben \ich feit dem 2ten d. bereits viele Schwal- ben ‘im Warschau gezeigt. Am 9ten d. war in Gofßzczhu schon e starfes Gewitter, wobei der Blig in eite Windmühle ein- \chlug und diese abbraunte; während in Warschau und deren Um- gegend die größte Dürre herrschte," fiel dort der Negen in Strömen, ‘“ '

Frankrei.

Pairs - Kammer. Zu der Sigung vom 14. April haîte fih eine gewaltige Menge vou Zuhörern eingeftuden , da sur diesen Tag die Berathung über den Geseß - Entwurf wegen der Ausschließup4 Sr. Majestät Karls X. und seiner Familie von dem Französ hen Boden angeseßt worden war und Niemand voratissehe' fonnte, daß diese Debatte abermals vertagt werden würde, Zuerst brachte der Finanz-Minister den von der D tPitircen- Kammer bereits angenommenen Gese: Entwurf ein, odr. ch die Regierung zur Forterhebung der Steuern bis zum 1. Augtist und zur Ausgabe von Schaßkannner-Scheinen bis ztim WBetrage von 200 Millionen ermächtigt werden soll. Nach- dem der -Prásident eine Kommission zur Prüfung dieses Gesebes ernannt hatte, ergriff Hr. Casimir Périer das Wort, um der Versammlung uoch einmal das von der Deputirten-Kammer veränderte Wahlgeseß vorzulegen. „Wir fühlen das Bedürfniß“, äußerte er, „indem wir Jhre Aufmerksamkeit noch einmal auf diesen Gegenstand lenken, der Vorausficht Gerechtigkeit wider- fahren zu lassen, die Sie bewogen hatte, dem Wahlrechte vor- weg eine fesie Bafis zu geben. Da indessen eine grüud- liche Erörteraing dargethan hat, daß durch den von Jh- nen gemachten Vorschlag ein großer Zeitverlust herbeige- führt und die nächste Session anf eine unangenehme Weise verzögert werden würde, so wird es Jhnen ohue Zweifel angemessen erscheinen , gleih der Deputirten - Kammer, auf den Wahl-Census von 200 Fr. nah der Steuer-Rolle von 1830 zu- rüczufommen und die Feststellung des Census auf eine unver- ánderliche Grundlage, insofern uns die Erfahrung ein- unfehlba- fes Mittel lehrt, eine Zahl herauszufinden, die feinem wohler- orbenen Rechte zu nahe tritt, der Zukunft aufzubewahren. Sie“ glaubten, bei Jhren Vorschlägen eine solche Zahl ausgemit- telt zu haben, und. man hätte sih allenfalls über das Princip einigen fönnen. Hinsichtlich der Anwendung desselben aber er-

außerordentlichen Grundsteuer für das laufende Fahr einige Zweifel; es entstand nämlich die Frage, ob diese rein transitori- che Steuer bei der Berechnung des Wahl -Census mit in An- {lag zu bringen sey oder nicht. Wir sind der lebteren Ansicht

Dee wonach die nachsten Wahlen noch nach den Steuer- ollen von 1839 erfolgen sollen. Jm Uebrigen werden Sie in dem Gesege, wie wir Jhnen solches hiermit vorlegen, alle die Verbesserungen vorsinden, die Sie darin vorgenommen hatten, und wofür die Regierung Jhnen dankt, indem sie zuglei, Behufs der WBervollständigung einer Justitution, die das Land als den schöusten Lohn der lezten Revolution betrachtet, auf Jhre Mitwirkuug rechnet.‘‘ Der Minister verlas hierauf den transitorischen Artikel selbst. Das ganze Geseß wurde derselben Kommission wieder überwie- sen, die sih {on das erste Mal der Prüfung desselben unterzo- gen hatte, und man kam dahin überein, sich hon am folgenden Tage noch ‘einmal mit diesem Gegenstande zu beschäftigen. Der Práfident bemerkte hierauf, daß eigentlih der Gesez- Ent- wurf wegen Verbannung der vorigen Dynastie an der Tages- Ordnung sey; da indessen die Minister den Wunsch zu erkennen gegeben hätten , dieser Debatte beizuwohnen, hieran aber durch die in der Deputirten - Kammer zur Berathung kommendén Fi- nanz - Gesege “behindert würden, so s{hlage er vor, die gedachte Diskussion noch auf unbestimmte Zeit auszusezen. Die Ver- sammlung nahm diesen Vorschlag an, wodurch die Zuhörer sich in ihren Erwartungen auf eine unangenehme Weise getäuscht sahen, YJezt. bestieg der Herzog Decazes die Redner- bühne, um von dem Präsidenten des Minister - Naths Aufschlüsse über eine Aeußerung zu verlangen, die, nah der An- gere des Generals Lamarque , der Französische Botschafter in Nom, Graf v. Ste. Aulaire, gethan habe. Auf der Neise nach Nom sollte dieser nämlich in der Gegend von Forli zu einem Jusurgenten-Vorposten gesagt haben: „Warum schlagt Jhr Euch! Frankreich wird Euch“ nicht unterstüßen und meine Fnstructionen billigen das Verfahren der Oesterreicher.‘“ Hr. Cas. Périer er- wiederte: „Alles, was über den Grafen von Ste. Aulaire, der Franfrei am Römischen Hofe so würdig repräsentirt, gesagt worden ift, hat nicht den mindesten Grund. Die Protestationen, die er von dem Augenblick an eingelegt hat, wo ihm der Ein- marsch der Oesterreicher in den Kirchenstaat bekannt wurde, be- weisen hinlänglih, daß seine Justructionen für das Unterneh- men des Wiener Kabinets nicht günstig lauteten. Ge- set aber auch, der Einmarsch der Oesterreicher hätte Hrn. v. Ste. Aulaire ohne Justruction überras{cht \o würde“ ein so anfgeflärter Freund seines Landes, wie er, auch in si selbst die Nichtschnur seines Verhaltens gefunden haben. Da ich mi übrigens gerade auf dieser Reduerbühue befinde und über die Îta- liänischen Angelegenheiten befragt werde, o beeile ich mi, der Kammer anzufündigen, daß wir so eben vom Wiener Hofe in amtlicher Weise die bestimmtesten Verslherungen des Rücfzuges der Desterreichishen Truppen aus dem Kirchenstaate erhalten haben. Diese Mittheilung dient als Antwort auf eine in ruhi- geni, festem und würdigen Tone abgefaßte Note, die unser Bot-

dem Augenblicke, wo ih spreche, hat Oesterreich bereits Befehle zur Räumung dex Römischen Staaten extheilt, uyd wahrschein: lich ist diese Räumung schon jeut erfolgt, Unsere Loyalität nö- thigt uns aber zud der Erklärung, daß selbst vor den ‘von un- serer Seite gemachten Vorstellungen, der Wiener Hof be- reits Befehle zum Rückzuge der Oesterreichischen Truppen ge- geben hatte.“ Nachdem’ der Herzog Decazes Herrn Casimir Périer für seine Aufs{lüsse gedankt, verließen sämmtliche anwe- sende Minister den Saal, um sich nach der Deputirten-Kammer zu begeben. Der Herzog von Broglie berihtete sodann liber ' den von der zweiten Kamnizer angenommenen Geseb- Ent- wurf, wodurch hinführo das gleichzeitige Beziehen mehrerer Ge- halte oder Penstonen verboten werden soll, und erklärte, daß die Kommission einmüthig für die Verwerfung dessclben stimme, indem sle dafür halte, daß die Oéffentlichkeit etwanige Miß-

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seß, wenn-man eine Bestimmung in das Budget einrlicke, die das Ministerium verpflichte, in der Folge alljährlich eine Liste derjenigen Personen durch den Druck bekfaunt zu inachen, welche verschiedene Aemter auf einmal zu verwalten hätten. Die öffentliche Sißung wurde hierauf aufgehoben, n1d die Versamm: limg trat in einen geheimen Ausschuß zusammen, wu si{h mit dem besondern Budget der Kanmer zu beschäftigen.

Deputirten - Kammer. Sißung vom 13. April. (Nachtrag.) Herr Odilon-Barrot, der zunächst zur. Wider- legung des (gestern mitgetheilten) Vortrages des Herci Castnir Périer auftrat, sprach sich in folgender Weise aus:

¿Der Herr Präsident des Minisier- Raths hat der Opposition ihre häufigen Futerpellationen und ihre Grundsäße vorgeworfen. Was den erstern Vorwurf anlangt, so iff cs nicht zu verwundern, daß unter A aen Umtänden die Opposition häufig Fra- gen an-die Minister thut. Wären wie durch cin Meer von dem Schauplaß der Ercignisse getrennt, jo könnten wir gleichgültiger Über dieselben urtheilen; da aber alle unsere Futeressen, unsere Ehre, iUn- abhängigkeit und sogar unsere Etistenz an die Begebenheiten in Eu- ropa geknúpft sind, so ist es ganz naturlich, daß fortwährend in der Kammer Fragen erhoben werden, die die Besorgniß Frankreichs über seine Zukunft bekunden. Was die Principien anlangt, \o läugnen wir durchaus, daf die Opposition den Krieg um des Krieges wilett fordere. Wir würden in Widerspruch mit unserm ganzea po- litischen Glauben gerathen, wenn wir über die Gefahren cines @rie- es ohne Besorgniß scyn wollten. Vielmehr erscheint auch uns der rieg als verderblich für die Civilisation, als gefahrvoll für die Freiheit; wir sind Überzeugt, daß die Civilisation am Ende jeden ernsten Vorwand zum Kriege hinwegräumen muß. Fch halte es bei dem jchigen Standpunkte unserer Bildung für unmöglich, daß in Europa noch einer jener Kriege vorkommen könnte, wie sie das Mittelalter bezeichnen, wo es sîch um einige Gebietstheile oder um irgend ein Futeresse der Verwandtschaft handelte. Krieg kann nur noch für oder gegen die Freiheit, für oder gegen die Civilisation entsichen, und wenn es der leßtern gelungen seyn wird, die alten Gebräuche der Barbarei zu vernichten, wird der Krieg nicht mehr möglich seyn, denn die moralischen Kräfte werden dann stärker als die materiellen seyn. Zu dieser glücklichen Zeit sind wir indeß noch nicht gelangt; die materielle Kraft ist noch stark genug, um den mo- ralischen Kräften der civilisirten Völker das Gegengewicht zu hal- ten, ja ste sogar zu Überwiegen.// Der Nedne® erneuerte hicrauf den von seiner Partei so oft vorgebrachten Vorwurf gegen die hei- lige Allianz, daß sle cine der Freiheit feindliche Tendenz habe, wäh- rend Frankrcich für alle Völker, die ihre Freihcit zu erringen streb- ten, Sympathie empfinden müsse, da diese nur dem Beispiele folg- tcn, womit Frankreich ihneù vorangegangen sey. Er zweifle daher auch nicht, daß das Ministerium das Princip der eigenen politischen Existenz Frankreichs bald befräftigen und sich der Einmischung fremder Waffen in die Angelegenheiten eines nah Freiheit sire- benden Volkes Überall, wo es nur irgend möglich sey, widersetzen werde. Mit Bedauern sche er, daß die jeßige Verwaltung, ohne das Princip der Nicht - Einmischung geradesweges fallen zu lassen, dennoch nach Gründen hasche, um cine Abweichung von demselben vor sich selbs zu rechtfertigen , und daß ste zu diescm Zwecke einige Acußerungen der Belgischen Rednerbühne benußte, die er (Hr. Odt- lon-Barrot ) zu desavouiren sich beecile, die aber bei dem unglükli- chen Zustande dieses Landes und der Schwäche der dortigen Regic- rung zu entschuldigen seyen; er bedaure, daß die Worte „„Anarchi- sten// und „Ruhestdrer// in der Sprache der Französischen Diplomatie Eingang gefunden hätten. „Fch weiß nicht,// so chloß der Redner scinen Vortrag, „ob die Luxemburgische Frage nicht mehr cine Fran- zösische als cine Belgische ist, und ob nicht Belgien, indem es scine Ansprüche guf dicscs Land behauvtet, mehr die Fntercssen Frank- reichs , als seine cigenen wahrnimmt. Ohne mit meinen Kenntnis- sen in der militairischen Geographie prahlen zu wollen, so springt es in die Augen, daß wir das grdfte Fnteresse dabei haben, daß

keine feindliche Hecre von dem an unserer Gränze liegenden

Luxemburg aus in die shwächsten Theile unseres Gebiets: eindrin- en könucn. Ucber den 1sten Artikel des vorliegenden Geschz- ntwurfs behalte ih mir einige Bemerkungen vor, wenn er zur Berathung kommen wird. Obgleich die Forderung , dic da3 Ministerium darin macht, sehr groß it, so bin ih doch bereit, der Regierung all: Mittel zu; gewähren, um die Ordnung im Jnnern und die Würde der Nation ‘im Auslande aufrecht zu er- alten; ih würde als ein s{chlechter Bürger zu handeln glauben, wenn ich diese Mittel verweigern wollte; es giebt aber auch hier cine Gränze, und diese wird uns durch unser verfassungsmäßiges Man- dat vorgezeichncet.//

Herr Baude nahm das Wort, um, wie er sagte, nah \o vielen rein politischen Erörterungen eine, die materiellen Futeres- sen des Landes betreffende Angelegenheit, zur Sprache zu brin- gen. Er meinte nämlich den Anfauf von 230,000 Gewehren in England, die 32 Fr. 50 C. das Stück gekostet hätten, während der gewöhuliche Preis in Cngland nur 19 Shillinge, also weni- ger als 24 Fr. sch. Für diesen Preis würde die Fabrik von Saint-Etienne bald die nöthige Anzahl von Gewehren haben lie- fern fönnen, die noch obenein brauchbarer gewesen waren, als die Englischen, deren Kaliber von dem Französischen abweiche. Der Redner ging hierauf zu der kommerciellen Frage über und fand, daß die zwischen Preußen und verschiedenen Deutschen Staaten geschlossenen Handelsverträge dem Französischen Interesse sehr nachtheilig wären, insofern sie darauf hinausgingen, die Cin- fuhr Französisher Seiden - Waaren ganzlich zu verhindern. Der Kriegs - Minister erwiederte, es sey allerdings wahr, daß die Regierung in England 230,000 Gewehre zu dent Preise von 32 Fr. 50 Cent, gekauft habe; ein niedrigerer Preis sey zu der Zeit, wo der Kauf abgeschlossen worden, nicht zu erlangen gewesen, da die Gewehre, deren schnelle Lieferung nöthig war, erst auf gemachte Bestellung angefertigt worden seyen. Er räume ein, daß die im Auslande angefertigten Waffen den Französischen an Güte nachständen und namentlich den großen Nachtheil des verschiedenen Kalibers hätten. Der Bedarf sey aber dringend gewesen, und der Ankauf habe sich nicht verschieben lassen. Man habe 1,500,000 Gewehre allein für die Bewaffnung der Natiy- nal-Garde verlangt, und wenn die Verwaltitng zu ansländischen Fabriken ihre Zufluchr genommen habe, fo habe sie darum nicht verabsäumt, die einheimischen aufzumuntern; den leßtere? sey ein solcher Aufschwung gegeben worden, daß die Anzahl der Fabri- fate sich seitdem verdreifacht habe: sogar Uhrmacher seyen mit der Anfertigung einzelner Beslandtheile der Gewehre beschäf- tigt, und cs lasse sich voraussehen, daß mit dem Schlusse des lau- fenden ZFahres allenBedürfnissen des Dienstes abgeholfen seyn werde. Dies, so {loß der Minister, werde als Erwiederung auf die ge- machten Einwendangen genügen; wünsche die Kammer noch an- dere Aufschlüsse, so sey er bereit, auch diese zu geben, Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der eben- falls zur Widerlegung der der Verwaltung gemachten Vorwürfe auftrat, wies zuvörderst die Beschuldigung zurück, daß Franfk- reih seine Handels - Juteressen vernachlässige, während Preußen sih zu seinem Vortheile und zum Nachtheile Frankreichs mit denselben beschäftige. Der Prasident des Handels:Bureaus, der in der Versammlung anwesend sey, könne bezeugen , daß er (der Minister) sih lange Zeit mit ihm über eine diese Juteressen be- treffende Depesche unterhalten habe. Deutschland strebe, die Schranken, die seine politische Zerstückelung seinem Handelsver-

lands mit aufmerfsamem Auge, werde aber dadttrch nicht beuy ruhigt. Vielmehr werde diese durch die Fortschritte der Civilisg tion herbeigeführte Erscheinung später dem Französtschen Hande Bortheil gewähren. Fekt seh es unmöglich, mit jedem der ein zeinen fleinen Staaten, die mir unbedeutende Quantitäten Fray zösischer Erzeugnisse konsumirten, wezen einer Ermäßigung de Zoll: Tarifs zu unterhandeln; wenn aber alle diese Zollfchrankey der fieinen Staaten verschwunden seyn würden, dann werde ay Frankrei vortheilhafte. Verträge abschließen können. Nachdey der Minister hierauf die m!längst wieder von Hrn. Manguj erwähnte Nachricht, daß sl im veraangenen Winter ein Russ scher Geueral nach Berlin vegeven habe, um wegen des Weges dei die Russischen Trttppen auf ihrem Marsche nach Frankrei nehmen sollten, in Unterhand!ungen zu treten, für eine Erdi tung erklärt hatte, wie er solches nach feinen Berliner Depeschen so wie nach den von ohl 1mnterrihteten Männern eingezogen Erkfundigunacn, versichern fenue, widerlegte derselbe die Benn kungen des Senerals Lamarque über die Luxembirgische Frage, ¿«(in Redner‘“, so äußerte sich der Graf Sebastiani in dieser By ziehung, „hat Ihnen gesagt, die Luxemburgische Fragt fe um so leichter zu entscheiden, als" der König dy Vtiederlande felbst die ans dem Großherzogthum gebürtigen S, daten aus seinem Heere cutlassen habe und also wcnig Wircbtiy feit auf die Erhaltung des Großherzogthums zu legen schein, Der Redner kann überzeugt sehn, daß die Französische Dipl matie den König von Holland uicht zwingen wird, das Großh zogthum anzunehmen. Er hat ferner gesagt, diese Frage sey un so wichtiger, als unsere Gränze von der Luxemburgischen Seite aj am meisten bedroht sey. Die Vereinigung Luxemburgs mit Vi gien würde aber unsere Gränzen nicht stärker machen. WBelgins! verlangt die Festung Luxemburg nicht, und eben so wen g v laugen wir diefe Festung für Belgien. Die Festung wäre abg gerade für die Sicherheit unserer Gränzen das einzig Wichtige," „Man miederholt heute“, so {loß "der Minister, „was my schon unzählig oft gesagt hat, daß namlich der Krieg unvermel|); lich seh, daß die beiden Principien, das der Freiheit und d der absoluten Gewalt, nicht neben einander bestehen kennt, Wir sind aber im Gegentheil überzeugt, daß diese beiden Prin cipien sich sehr gut vertragen und in dem wohlverstandenen Zy teresse Europa?s friedlich neben einauder wohnen fönnen., Wäh| rend man einerseits Sie zum Kriege treiben will, find wir úbet zeugt, daß Frankreich den Frieden verlangt, weil es ihn mit sck: ner Unabhängigkeit und Würde für vereinbar hält, Wir sind überzeugt, daß der Friede, den wir aufrecht zu erhalten sw chen, ehrenvoll ist. Schließlich wiederholen wir der Kanmer un) dem ganzen Lande, daß wir seit dem Juli v. J. bei den Frie dens-Shstem beharrt haben und auch ferner dabei beharren wer: den.‘ Nach dem Grafên Sebastiani trat noch einmal Hen Manguin auf, ohne jedoch irgend einen neuen Gesichtspunkt aufzustellen. Die allgemeine Berathung über das vorlie geude Gese, die eine völlig politishe Wendung genommu hatte, wucde sodann mit großer Majorität für geschlossen erklä, und der Berichterstatter, Hr. Cuuin-Gridaine, machte \ei Résumé. „Der vorliegende Geseß- Entivurf“/, anßerte er unt Anderm, „ist in gleichem Maße eine politische und eine fin zielle Maaßregel und stellt eben deshalb große Hülfsmittel ju Verfügung der Regierung, von denen diese wahrscheinlich keit Gebrauch zu machen haben wird. Wenn sie sich gleichwohl hie

genöthigt sähe, so würde ganz Frankreich zeigen, daß, so sehr t auch den Friedeu wüns{cht, es doch zu allen Opfern bereit if um unsern Waffen deu Sieg zu stchern. Auch wir, m. H, werden diesen hochherzigen Gesinnungen beipflichten und der R1 gierung einen glänzenden Beweis unseres Vertrauens iu ih Einsicht und ihrén Patriotismus gebc11, Dies wird den würdi gen Schlußstein einer langen mühevollen Session bilden, die i der Geschichte unseres Laudes einen bedeutungsvollen Plat ein nehmen wird. “‘

Deputirten-Kammer. Sibung vom 14, April Fortsekung der Berathungen über den eventuellen Kredit der 100 Millionen. Der Graf von Mosbourg hatte am Schlusse du Sigzung des vorhergehenden Tages ein aus sieben Artikeln beste hendes Amendement entwickelt, wodurch das ganze Shstem de vorgelegten Gesezes verändert wird. Die Herren Kar! Du pin und Cunin-Gridaine widerseßten fh diesem Amende ment, während Herr Odilon -Bärrot die Anträge der Kon mission, wonach die Wahl der etwa auszuschreibenden Steuer den Minifterium überlassen bleiben soll, als verfassungswidrig {il derte. Wollte man, meinte er, eine solhe Steuer bloß mittel! Königlicher Verordnung erheben, so könnten leiht innere Unr hen die Folge davon sehn. Der Großsiegelbewahrer be stritt die Ansicht, daß die der Regierung einzuräumende Befup niß eine Verlegung der Charte sey. Es sey, meinte er, - nit! wahrscheinlich, aber doch möglich, daß Umstände einträten, die dit Regierung nöthigten, von dem ihr zu bewilligenden außerordent lien Kredit Gebrauch zu “machen ; es lasse sich inde sen für diesen Fall nicht behaupten, daß die auszuschreibel: de Steuer kraft einer Königlichen Verordnung erfolge; i würde vielmehr, frast des Geseßes, womit die Kannmit sih in diesem Augenblicke beschäftige, stattfinden. Herr Bel ryher war der Meinung, daß das Ministerium eines abermalige! Kredits nicht bedürfe, Hr, Dupin der Aeltere bemúhtt sich hauptsächlich, das Gesetzliche der vorgeschlagenen Maaßregl} herauézuheben. Er stgte sodann hinzu: „Wie geht es doch zu} m. H. , daß das Jhnen vorgelegte Geseß von zwei Parteien, die sonst gewöhnlich in ihren Anfichten von einander abweichet; in gleichem Maaße bekämpft wird. Ein folches Zusammientreffe!} naht immer einen s{merzlicen Eindruck auf mich: es ist mit, als ob beide Theile sich vereinigten, um aus welchen Grün den, mag dahin gestellt bleiben einen Krieg herbeizuführen} ohne daß sie zuglei die Vittel dazu hergeben wolleu, Ma! tadelt die Forderung der Regierung und bezeichnet fie als vet fassungswidrig; statt sle aber zu verbessern, verwirft man sie li ber ganz, bloß um dem Ministerium Hindernisse in den Weg j} legen, Die Negieru1g, m, H., glaubt an die Erhaltung de Friedens; fie will si aber denselben nicht um jeden Preis sicher! und muß daher für alle mögliche Fälle vorbereitet seyn. mich persönlich betrifft, so zweifle ih nicht daran, daß der Krit)

vermieden werden wird; ich fann nicht glauben, daß di Stimme Fraunfkreihs im Auslande verkannt oder verachtl!

werden sollte: das Geheimniß der Oesterreichischen Diplomat! isl mir unbefamut, ich forrespondire nicht mit dem Ausland! aber ih hege nitsdestoiveniger die innige Ueberzeugung, daß Oesterreich seine Truppen aus dem Kirchenstaate zurückziehe!ß wird.“ (In diesem Augenblicke trat der Präsident des Ministe Rathes in den Saal und theilte den ihn umgebenden Depulil ten die furz zuvor der Pairs-Kammer angekündigte Nachrith! von der Raumung der Römischen Staaten durch die Oesterre}

fehr entgegen stelle, durch Einführimg eines allgemeinen Zollver-

bráuche am leichztesten abstelle, und daß es sonach hinreichend

bandes ju durchbrehen, Frankrei folge dieser Tendenz Deutsch:

chischen Tritppen mit.) Herr von Tracy beklagte si bitt} darúber, daß seine und seiner Freunde Gessunungen täglith

j von Ihnen verlangt haben.

|aunch imsere Forderung.

jellt und angeschwärzt würden, um ihnen bei den nächsten Wah- en die Kandidatur zu entziehen. Das Ministérium scy erst ei: en Monat alt, und Alles, was es in dieser Zeit vorgeschlagen, ey nichts als geseßliche Willkür. (Gelächter.) Es gebe ein an- deres Mittel, die Regierung zu befestigen, wenn das Ministe- ium nämlich nicht seinen verfappten Feinden \{meichle und die- enigen Manner aufgebe, die es mit dem Lande wahrhaft gut meinten ; jenn es in Jtalien dem Blutvergießen Einhalt thne und nicht ugebe, daß ein Nachbarvolk wegen einiger unbedeutender Er- esse verleumdet werde. Bei diesen Worten riefen mehrere Stimmen: „Wie! Sie nennen Mord und Plündcring inbedeutende Excesse ?‘/ Herr v. Tracy fuhr fort, es sey min- estens tubedachtsam, die Welgier in einem Momente aufzuge- en, wo Ke, cin Spiel der \chmählichsten Intriguen, im Begriffe ánder1, ihren Feinden in die Hände zu fallen. Man behaupte andig, daß Belzien seine Unabhängigkeit dem Schuße Frauk- eichs verdanke; er seinerseits behaupte vielmehr, daß der Auf- and der Belgier Fraukreichs Gränzen beschüßt habe. Was úta- jen- betresse, so werde Oesterreich allerdings seine Truppen aus jesem Laude zurücéziehen; Zucchi und seine Gefährten aber wür- den das Verbrechen, Frankreich nachgeahmt zu haben, auf dem Schaffotte büßen müssen. Der Minister der auswärtigen ngelegenheiten tcat zur Widerlezung des vorigen Redners guf. An Bezug auf Belgien äußerte er sich folgendermaßen: „Man be- chuldigt uns, daß wir ein Nachbar:Bolk verleumdeten. Dies ist iht der Fall, meine Herren ; wir wissen, daß dieses Volt unsere {tg verdient, und unser Beistand wird ihm auch nie fehlen. Mir vecweigern aber diesen Beistand einigen unruhigen Köpfen, die sich bemtihen, die Regierung ihres Landes zu unterjochen und an die Stelle der Gesetze einen Zustand der Anarchie herbeizuführen. erecht gegen Jedermann, werden wir mit solchen Männern den

gesunden und atifgefiärten Theil der Belgischen Nation niemals

sermenzeu. ‘“ y der Minister : „Mau sagt uns, den Rückzug der Oesterreichischen

Ueber die Jtaliänischeu Angelegenheiten bemerkte

Truppen habe Jedermann voraussehen fönnen. Allerdings ; aber warum? iveil die Franzosische Regierung niemals hinter den Erwar- tungen der Nation zurückgeblieben ist, weil sie eine starke Stel: lung eingenommen hat und ihre Vorstellungen nicht verschmäht werden konuten. Die Thatsachen zeugen für ihr kluges und festes Betragen. Man wirft uns vor, daß, wenn auch unsere Pürde befriedigt worden, die Menschlichkeit dagegen die Ereig- nisse in Jtalien tief zu beklagen haben werde, Glaubt man denn aber, daß die Französische Regierung eine so heilige Pflicht vernachlassigen wird? Verlassen Sie sich dieserhalb, m. H., auf die Gesinnungen, die alle Mitglieder des Ministeriums be- sceelen, Diese Art von Vertrauen verlangen wir von Jedermann, und Niemand - wird sie uns verweigern.“/ Hr. Odilon-Barrot wies dagegen auf die Proclamation des Herzogs von Modena hin, wodurch Militair - Kommissionen ein- geseßt werden, um- die Theilnehmer an der Jusurrection zu rich- ten; es lasse sih, meinte er, hiernach annehmen, daß das Blut Zucchi’s und seiner Gefährten fließen werde, und Frankreich werde mit seiner Vermittelung gerade noch zeitig. genug fonmen, um dem Leichenbegängnisse dieser Freiheitshelden beizuwohnen. Als bei diesen Worten von einer- der öffentlichen Tribunen ein Bravo! erscholl, verordnete der Präsident sofort, daß diese Tri- bune geräumt werde. Nachdem solches geschehen, trat Hr. v. Mos bourg noch einmal zur Vertheidigung seines Amendements wi, Hr. Ganneron verlangte, daß man im Eingange des

N Gesebes ausdrücklich * bemerfe, der Kredit der 100 Nill, werde F der Regierung für den Fall bewilligt, daß die Ehre und Unab-

hängigkeit des Landes bedroht werden möchten. Hr. Cas. Perier widerseßte sich dieser Abfassung ; das sicherste Mittel, meinte er, den Krieg zu vermeideu, sey oft, daß man sl zu demselben vorbereite. „Wir fönnen““, fügte er hinzu, „der Kammer die Versicherung geben, daß, weun wir jeßt Hoffnung haben, die Genugthuung

zu erlangen, die wir in Bezug auf die Besebung des Kirchen-

staats begehrt hatten, wir folches vielleicht ledigli der Stellung verdanfen, die wir einnahmen, als wir unverzüglich die Mittel von Jhuen verlangten, Frankreichs Würde und Unabhängigkeit zu bewahren. Die Beredtsamkeit ist niht hinlänglich, um einen Krieg zu führen ; es bedarf dazu des Geldes, und dieses ist es, was wir von Jhnen fordern. Was hilft es, das Wort Krieg beständig im Munde zu führen, wenn man nicht die Mittel in Händen hat, ihn zu unternehmen? Man beruft sich darauf, daß für das Kriegs-Ministerium bereits so große Sunmumen hergege- ben worden wären. Meine Herren, zu einem Kriege haben Sie weder uns noch unsern Vorgängern auch nur eine Centime be- willigt, Wenn also unvorhergesehene Umstände es uns un- mögli machen, die Anleihe der 120 Mill. und den Ver- kauf der Staats - Waldungen zu realisiren, so missen wir wohl eine außerordentliche Steuer ausschreiben, und dies ist der Grund, weshalb“ wir den uns bereits bewilligten Kredit von 190 Mill. Die Forderung der 100 Mill., die wir jeßt an Sie machen, ist die erste, die den Krieg zum Ge- gensiande hat; da indessen der Krieg rein eventuell ist, so ist es Was verlangen wir denn? Die Befug- niß, frast eines bestehenden Geseßes, eine außerordentliche Steuer zu erheben. Wer in diese Forderung willigt, muß allerdings Vertraueu zu der Regierung haben ; hat er dieses aber, so muß er ihr anch die Wahl der auszuschreibenden Steuer überlassen, und die Verantwortlichkeit der Minister muß ihm in dieser Be- ziehung eine hinlängliche Bürgschaft seyn.“ Nachdem noch Herr Laffitte sih zu Gunsten der vorgeschlagenen Maaßregel erklärt hatte, würden der 1ste Artikel des Geseß-Entwurfs mit einem (niht dem obigen) Amendement des Hrn. Ganneron, der 2te und Zte in der ursprünglichen Abfassung und der 4te und lebte

| nach einem Vorschlage des Hrn, Lesébvre angenommen. Sie lau-

tén also: / i

„Art. 1. Jin Nothfalle ist die Regierung ermächtigt, bis zur nächsten Session mittelst Königl. Verordnung den ihr bewilligten Kredit bis auf eine abermalige Summe .von 100 Mill. zu erhöhen, die entweder durch eine Anleihe oder durch eine atißerordentliche Steuer herbeigeschafft werden fann, der: gestalt jedoch, daß diese Steuer, sie seh direkt oder indirekt, nicht von einem und demselben Gegenstande erhoben, fondern verhältnißmäßig auf die verschiedenen Steuer - Arten repartirt werde. ‘‘

„Art. 2. Yede auf diese Weise eingeführte Steuer gilt uur bis zum Schlusse des Jahres 1831.“ i

„Art. 3. Die obigen Bestimmungen hören mit der Er- öffnung der nächsten Session vou Rechts wegen auf, insofern von der dadurch eingeraumten Befugniß bis dahin kein Ge- brauch gemacht worden ist. ‘‘ ; f vit

„Art. 4. Für den Fall, daß die National - Subscription zur Beschaffung dex Anleihe der 120 Millionen zum Pari- Course nicht ganz zu Stande fommen sollte, wird der Finanz: Minister ermächtigt , für die bei dem Schaße eingegangenen Summen Schaukammer- Scheine, die 5 pCt. Zinsen tragen Und gegen 5proc, Renten zum Pari-Course ausgetauscht wers

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den können, auszugeben. Jene Schaßkammer-Scheine dürfen höchstens auf 5 Jahre lauten.‘

Das ganze Geseß ging hierauf mit 246 gegen 51 Stimmen dur. Am Schlusse der Sißung verlas der Präsident noch ein ihm eben zugegangenes Schreiben des Barons ‘Pasquier, wodurch dieser der Kammer das von dem Pairshofe am 11ten gespro- cene Urtheil über die drei abwesenden Ex- Minister mittheilte. Die Sigzung wurde um 6 Uhr aufgehoben.

Paris, 15. April, Gestern Abend ertheilten Se. Majestät den Botschaftern von England, Rußland und Oesterreich, so wie dem Königl, Preußischen Gesandten, Privat - Audienzen. Der Finanz - Minister stellte vorgestern Abend dem Könige den Urhe- ber des Plans, die Anleihe von 120 Millionen durch eine Na- tional-Subscription zum Pari - Course zusammenzubringen, Hrn. Nodrigues, in einer Privat-Audienz vor; Se. Majestät richteten wohlwollende und schmeichelhafte Worte an ihn und dankten ihm im Namen des Landes für seinen patriotischen Gedanken.

Graf Lobau, der sich wegen Annahme des Oberbefehls über die hiesige Vational-Garde der Wiedererwählung zu unterwerfen hatte, ist von dem Bezirks-Wahl- Kollegium von Luneville (De- partement der Meurthe) aufs neue zum Deputirten ernannt worden.

Durch eine Kön1gl, Verordnung vom 12ten d. M. wird der Kriegs-Minister ermächtigt, die für die im nächsten Sommer be- vorstehenden Schieß- Uebungen der National - (arde erforderliche O zur Verfügung des Ministers des Jnuern zu stellen.

Einem vom Minister der öffentlichen Arbeiten erstatteten Berichte an den König zufolge, wird, da die Bildsäule Napo- lcons, die früher die Vendome-Saule zierte, ein Werk des be- ruhmten Bildhauers Chaudet, nicht mehr vorhanden ist, für die Anfeitigung einer neuen Statue allen Franzosischen Bildhauern eine Konkurrenz eröffnet, die den 1. Juni d. F. geschlossen wird. Die Statue wird in militairischer Kleidung sehn und dieselbe Hohe haben, wie die alte.

Der Geueral Athalin , Adjutant des Königs, hat auf Be- fehl Sr. Majestät aus der Königl. Schatulle die National-Gar- den sämmtlicher Hauptstädte der Departements und der Bezirke mit dreifarbigen Fahnen versehen.

Zur Feier des 1. Mai, als des Namenstages des Königs, wird in mehreren Theatern unentgeltlihes Schauspiel gegeben werden; eben so werden die öffentlichen Belustigungen, Theater im Freien, Feuerwerke u. #. w., womit das Namensfest der früheren Könige gefeiert worden is, auf den Elysäischen Feldern und an der Barrière du Trône stattfinden und eine Summe von 61,000 Fr. theils baar, theils in Speisen an Hausarme vertheilt werden.

Gestern beendigten die Rechts - Anwalte der in dem Pro- zesse wegen der Dezember -Unruhen angeklagten Personen ihre Vertheidigungsreden. Einer der Advokaten benachrichtigte den Prásidenten, er habe Winke erhalten, wonach einige Unruhestifter am Schlusse des Prozesses sich Excesse erlauben wollten; er glaube sich verpflichtet, der richterlichen Behörde davon Anzeige zu ma- en, damit diese den Unruhen, auf welche die Feinde, nicht die Freunde der Angeklagten sännen, vorbeugen könne. Jn der heu- tigen Sißung des Assisenhofes wird zunächst der Kron - Anwalt den Vertheidigern repliciren , der Präsident , Herr Hardouin,, die Verhandlungen zusanimenfas}sen und dann die Jury das Urtheil

ällen.

| Gestern Abend bildeten sich abermals auf dem Greve-Plabe und dem Plate du Chatelet einige Bolksaufläufe, die aber leicht zerstreut wurden.

Der Moniteur enthält eine vergleichende Uebersicht des Ertrags der indireften Steuern in den ersten drei Monaten d. F. mit dem der entsprechenden Monate des vorigen Jahres, woraus sich ergiebt, daß das erste Vierteljahr von 1831: 15,683,000 Fr. weniger eingetragen hat, als im vorigen Jahre; zieht man hiervon 8,100,000 Fr. als vierteljährigen Minderertrag der seit vorigem Jahre um 32,400,000 Fr. reducirten Getränksteuer ab, so bleibt nur ein wirklicher Ausfall von 7,583,000 Fr. übrig.

Großbritanien und Frland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz- zung vom 14. April. (Nachtrag.) Herr Western sagte, als er (wie gestern erwähnt) die Vittschrift der Grafschaft Essex überreichte, daß wohl noch niemals eine öffentliche Maaßregel so allgemein und mit solchem Eifer betrieben worden, als diese zu Gunsten der Reform lautende Petition. Zwar stelle man aller- lei geheim gehaltene Versuche an, um auch Gegen-Bittschriften ans Tageslicht zu fördern ; einige achtbare Unterschriften dürsten auch wohl dafür zu gewinnen seyn; daß jedoch im Ganzen die Meinung aller Einwohner des Landes für die Bill sey, könne man niht im Geringsten bezweifeln. Die Meinung der Leute hátte sich in dieser Hinsicht, im Vergleiche gegen sonst, gar sehr

eändert, und nicht einen Einzigen dürfte es wohl im ganzen tande geben, der jeßt noch die Dreistigkeit haben möchte, . sich gegen alle Reform überhaupt zu erklären. Manche, fügte der Redner hinzu, die sich für Freunde einer gemáßig- ten Reform ausgäben, sehen gefährlihe und heimtückische Feinde jeder wirklichen Verbesserung, und gegen sie müßten die Unterstüßer der vorliegenden Maaßregel am meisten auf der Hut seyn. Es habe ihm sehr leid gethan, von den Ministern zu ver- nehmen, daß sie in der Bill einige Aenderungen vornehmen woll- ten, die inzwischen, wie er hoffe, das Wesentliche derselben un- berührt lassen würden. Seiner Meinung nach seyen diese Aende- rungen von den Feinden der Vill insinuirt worden, um unter ihre Freunde die Saat der Uneinigkeit auszustrenen. Herr L. Wellesley. bestätigte die Angabe des vorigen Nedners hinsicht- lih der Begeisterung, welche in der Grafschaft Essex über die Reforni-Bill herrsche. Ehemals sey dort die Abneigung gegen Neform zuhause gewesen, jet sehen jedo große, mit gewiegten, erfahrenen, reihen mnd verständigen Einwohnern begabte Städte gauz und gar für die in Borschlag gebrachte Verbesse- rung. Ja, diejenigen, die jeßt die Frage am Meisten anregten, sehen dieselben, die sich ihr sonst widersett hátten. Nachdem Hr. Stanley, zur Beantwortung der von Hrn. Western gemachten Bemerkung, die Versicherung gegeben hatte, daß die von den Ministern in der Bill vorzunehmenden Veränderungen das Prin- cip derselben gar nicht angehen und nur etwa die zu reduzirende Zahl der Parlamentsglieder betreffen würden, „nahm Sir E, B, Sugden (General-Fiskal unter der Wellingtonschen Ver- waltung) das Wort und meinte, daß die Bill mit solchen Aende- rungen als eine nèue Bill angesehen werden müsse, denn der Zweck der Maaßregel scheine ihm eben nur aus ihren einzelnen Bestimmungen einleuchtend, und daraus gehe hervor, daß die Zahl der Nepräsentanten vermindert werden soll, während es seßt heiße, daß man die Fehlenden nöthigenfalls durch gröô-

Ackerbaus sehn. Eine Klasse von Individuen würde nur das Manufak-

tur-Fnteresse und eine andere nur das Ackerbau-Jnteresse vertreten-

Die Maaßregel sey auch kaum halb so populair, als Manche der

Anwesenden glauben machen wollten. Die Bemerkungen des

ehrenwerthen Mitgliedes für Preston (Hrn. Hunt) zeugten dafür

hinlänglih, Hiernah wünsche das Volk, das von dem Wahl-

rehte ausgeschlossen sey, lieber von den höheren Ständen als

von den 10 Pfd, - Rentnern bei der Wahl vertreten zu seyn, und

sehr natürlih sey es, daß das Volk ein Recht, das es selbst nic t

besie, lieber denen ertheilen wolle, die weiter von ihm entfernt,

ständen, als die 10 Pfd.-Rentner. Der edle Lord (Russell) zeige

sich jeut geneigt, die Rechte derjenigen nicht angreifen zu wolle,

die das Corporations-Wahlreht durch Geburt oder Diensibarkeit

erlangt hätten; heiße das aber nicht, das Princip der Bill ver-

legen? „Wenn ih mich“/, sagte der Redner ferner, (ogen die

Kommittirung der Vill erkläre, so geschieht es, weil ih nicht meine Zustimmung dazu geben mag, daß das Haus im Aus-

\{hu}e eine ganz andere Bill begutachte, als diejenige, welche die zweite Lesung erhalten, Die ganze Bill hat eine wesentliche Veränderung erhalten, und welche Bürgschaft haben wir denn dafür, daß sie morgen niht noch mehr verändert sehn möchte ? Es heißt, man werde die Bevölkerungs-Listen nochmals revidiren und, indem man die Bevölkerung des Kirchspiels zu der des eigentlichen Burgfleckens schlage, manchen Burgflecken aus den Verzeichnisse A. (welches die Orte angiebt, die ihr Wahlrecht anz verlieren sollen) auf das Verzeichniß B. (von, Orten, die unftig Ein Mitglied statt zweier wählen sollen) übertragen. äst das wohl die rechte Weise, über die Repräseutation Jrlands zu verfügen, und heißt das nicht, aus der Bill ganz etwas Anderes machen, als das, wofür sie das Volk bisher gehalten hat?“ Hr. Stanley erwiederte auf eine Bemerkung des vorigen Redners, daß für den Fall, daß man Ergänzungen der ausscheidenden Mitglieder für nöthig erachten sollte, diese nicht bloß auf große Orte, sondern auch auf große und volkreiche Distrikte repartirt werden würden. General Gascoyhne meinte, es wäre doch gut, noch vor der Kommittirung der Bill zu erfahren, welches Schicksal die 62 Englischen Mitglieder haben würden, die nach den bisherigen Bestimmungen der Bill ganz reduzirt und nun wieder beibehalten werden sollten? Der Kanzler der Scha b- kammer gab darauf die ( gestern erwähnte) im Wesentlichen mit den obigen Aeußerungen des Herrn Stanley überein- stimmende Erflärung ab, Lord“ Nugent trug auf Er- laubniß zur Einbringung einer Bill an, in Folge deren viele Eide, die bisher bei der Erhebung von Zöllen und Accisen gefordert wurden, abgeschafft würden, Der Antragsteller machte auf den Uebelstand der bisher in jenen Geschäftszweigen so häufig vorgekommenen Eidesleistungen aufmerksam; bei der Accise seyen in einem Yahre nicht weniger als 194,612 und bei den Zöllen niht weniger als 101,590 Eide Ane worden. Die Accise- und Zoll-Kammer seh jedoch der Meinung, daß von 94 verschie- denen Eiden, die bisher erforderlich gewesen, 92 ohne Benach- theiligung für den öffentlichen Dienst ganz abgeschafft werden fönnten. An die Stelle der Eidesleistung s{chlage man die Ab- gabe einer Erklärung vor, deren Uebertretung eine Geldbuße von 100 Pfd. nah \sih ziehen würde. Herr O’Conu nell sagte, die

aller unnöthigen Eide, gleichviel ob in Universitätey, oder in Zoll: häusern. Er wünsche daher dem Lande Glück dazu und werde den edlen Lord aus allen Kräften unterstüßen. Die Erlaubniß zur Einbringung der Bill wurde demnächst ertheilt.

Niederlande.

Antwérpen, 16. April. Im hiesigen Fournale liest man: „Gestern um 2 Uhr Nachmittags ging eine Kriegs-Brigg von 22 Kanonen vor dem Fort St. Marie, eine Stunde von der Stadt, vor Anfer. Um 43 Uhr zeigte sich eine Korvette, welche dieselbe Stellung einnahm. Peri früh haben alle Ka- nonierboote, so wie das Dampfschiff, ihre Stellung verändert und sich sämmtlih zwischen dem Flandrishen Haupte und der Citadelle aufgestell. Bis um 2 Uhr heute Nachmittags ist feine weitere Bewegung vor dem Fort St. Marie oder vor der Stadt bemerkt worden. Ohne die Ursache dieser Erscheinung von Kriegsfahrzeugen erklären zu wollen, dürfen wir doch versi- chern, daß sie uns kein Motiv zu ernstlihen Besorgnissen und Feindseligkeiten darbieten; wir glauben feinen Grund zur Unruhe zu sehen und fürchten nichts für die öffentliche Sicherheit. Im Gegentheile hegen wir einige Hoffnungen. Es soll nämlich in der Citadelle Unzufriedenheit herrschen und an gutem Triukwas- ser fehlen, so daß man ansteckende Krankheiten befürhtet. Diese Rücksichten und die bedeutenden Ausgaben, welche die Occupa- tion der Citadelle den Holländern verursacht, geben uns die Hoff- nung, daß dieselbe bald geräumt werden dürste.“/

Der Steuer-Einnehmer von Boom ist seines Amtes entseßt worden, weil man ihn im Verdacht hat, Verbindungen mit der Citadelle unterhalten zu haben,

Brüssel, 16. April. Durch ein Dekret des Regenten vom 9ten d. M. isf angeordnet worden, daß ein Aufruf an die Forsthüter der Provinzen Luxemburg, Lüttih und Namur, Be- hufs deren Organisirung in Compaguieen, erlassen werde; sie sollen hauptsächlih als Wegweiser dienen. Ein Herr v. Stap- pers ist mit der Organisirung dieser Compagnieen beauftragt worden, Durch einen Artikel dieses Defrets wird auch be- stimmt, daß bei dringender Gefahr der Finanz- Minister befugt ist, an die Zoll- und Accise- Beamten eine ähnliche Aufforde- rung zu erlassen und diese ebenfalls in Compagnieen zu or- ganisiren. j

Die Nachricht von der bereits erfolgten Rückkehr des Ge- nerals Belliard wird jegt in hiesigen Blättern widerrufen.

Das 1ste Bataillon des 7ten Jufanterie- Regiments, das von der Gränze jenseits Gent hergekommen war, is gestern von hier nah dem Luxemburgischen abgegangen.

Brüssel, 14. April. Die hiesigen Zeitungen be: rihten zwar seit einigen Tagen, daß sich die jungen Leute hau- fenweise und voller Begeisterung melden, um sich als Freiwillige zur Vertheidigung des Deutschen Großherzogthums einschreiben zu lassen; mit dieser Begeisterung hat es jedoch eine eigene Be- wandtniß. Zwar lag es in der Absicht der hiesigen Association, eine. solche Begeisterung hervorzurufen; diese ließ sih jedo nur so lange finden, als es der ungestraften Plünderung sogenannter Orangisten-Häuser galt, während die schönen Redensarten, welche nachfolgten, keinen Anklang gefunden haben. Die genannte Affo- ciation ließ am t0ten d. eine zu den Waffen rufende Procla- mation an die Straßen-Eckeu anschlagen. Abends aber wurde fie überall abgerissen, welches Schicksal ihr auch, als sie am fol- genden Tage wieder angeheftet wurde, zum zweiten Male wi- derfuhr. Um nun, wie man es sich vorgenommen hatte, dem übrigen Belgien sowohl, als Frankreich und den andern Mäch- ten, do sagen zu können, daß eine große Anzahl von Freiwilli- gen auf den an sle ergangenen Aufruf herbeigesirömt seh, wurde

ßere Orte wolle ergánzen lassen. Eine Folge dieser Maaßregel wurde zu-

náchst die völlige Trennung des Manufaktur-Jnuteresse von dem des

das Mittel ersonnen, die bisher guf Kosien dexr Stadt beschäï-

vorgeschlagene Maaßregel sey der erste Schritt zur Abschaffung -

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