1831 / 120 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

bn ingsdefre: des National- Kongresses in der Tasche.

N z E Ss R doi r A e R

man Alles zusammentreibt, was ihr niw irgend entgegen ist, auch einige ihrer Freunde einzufangen sucht, die thöricht ‘oder dumm genug seyn möchten, ins Mes zu gehen, Mit Bedauern habe ich wahrgenommen, daß das -erste Gänschen, das fopfüber ins Garn gefallen ist, das tapfere Mitglied für Southwark (Sir Nob. Wilson) sey, (Hört und Lachen) den ih bisher für cinen stärferen Reformisten als mich selbst gehalten habe. Sollte der Antrag des tapfern Generals durchgehen, so würde es un- moglich seyu, die Repräsentation Frlands und Schottlands zu vermehren. Die JIrländisheu Mitglieder scheinen_ anch die Frage in diesen Sinne zu nehmen, die Schottischen je- doch, die an der Diskussion Theil genonmicu, Haben fich zu” Gunsten derselben ansgelassen, Hieraus sclueße ih, daß vie Irländischen Mitglieder weit mehr die eigentlichen Vertreter des Volkes find, als die Schottischen, und daß die populaire Art der Wahl in Jrland ein ganz anderes Resultat hat, als die geschlossenen Wahtien in Schottland. Die Folgen einer Ver- werfung der Bill dürftcn verschiedener Art sehn. Jch mag es uicht als eine Drohung gebrauchcn, doch ih habe woh!“ ein Necht, bemerklich zu machen, daß Se. Majestät, wenn die Vill verworfen werden follte, mit der Entscheidung nicht zufrieden feyn und von derselben an das Land avpelliren möchten. ( Hort, hört!) Sollte an der Stelle des gegenwärtigen ein gemäßigter Reform - Plan durchgefuhrt werden, so würde er das Land we- der zufrieden stellen noch bertihigen. Fn einem neuen Unter- hause wird die Bill wieder von einem der Mitglieder in Vor- {chlag gebracht werden, und dicjenigen, die für die zweite Lesung gestimmt haben, würden, wenn fic nicht infonsequent - sehn wollen, verbunden feyn, fie wieder zu unterstüßen. Auf diefe SBeisê wird also nicht der Friede hergestellt, sondern der Kampf zwischen dem Volke, das feine Gerechtsame wieder erlangen will, mnd dem Hause, das sich stränbt, seine angemaaßte Macht aufzugeben, fortgeseßt. Dagegen würde durch die vorge- \{lagene Bill wahrscheinlich die Liebe des Volkes zu der Regie- rung und die Loyalität gegen den Thron, die so wünschenswerth für die Dauerhastigkeit unserer Jnstitutionen ist, wiederhergestellt werden. Der Antrag des tapferen Generals gehört zu den hin- rerlistigen Versuchen, einer Maaßregel eine Barriere in den Weg zu stellen, Alle wahre Freunde der Bill fordere ich auf, ver- einigt mit meinem edlen Freunde und mir dem Aniendenent den entschiedensten Widerstand zu leisten.“ (Es erfolgte darauf die befannute Abstinmnung, wodurch von 299 gegen 291 Stimmen das Amendement des General Gascoyne angenommen wurde.)

London, 22. April. Die Hof-Zeitung meldet die Er- nèmmng des Generals Sir G. Don zum Kommandanten des Kastels Scarborough an die Stelle des verstorvenen Erafen v. Musgrave.

Gestern begab fich eine Deputation von Wählern aus South- wark zu Sir Robert Wilson, um demselben ihr Mißfallen über feine Aeußerungen im Parlamente zu bezeigen. Obgleich derselbe fein ganz unerwartetes Verfahren zu rechtfertigen suchte, so scheint doch die Majorität entschlo}en, bei den nächsten Wahlen Herrn William Brougham, Bruder des Lord-Kanzlers, an seine Stelle zu ernennen.

Die Gewaltthätigkeiten im westlichen JFrland sind fortwäh: rend der furchtbarsten Art. Die Anwesenheit des Lord- Lieute- nants hat fast nichts gefruchtet, und die zahlreich dort stationirten Truppen werden noch anfehnlichere Verstärkungen erhalten; ver-

„nmuthlich wird auch die Jnsurrections-Akte daselbst proklamirt wer- # Den múis}sen. Ein großer Theil der Insurgenten ist bewaffnet und ¿befindet sich unter der Anführung eines gewissen Terry Alt, Die

Gütsbesißer flühten nach Limerik und Cork, ja fogar nach Dublin. Das Volk macht übrigens keinen Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten, sondern wüthet gegen Alles, was Vermögen und Ansehen hat.

Der Times äußert in Bezug auf die hier angekem- mene Belgische Deputation: „Als sich die frihere Depu- tation nach Paris begab, um dem junzen Herzoge von Nemours die Krone anzubieten , hatte sie das bezügliche Ernen- Sie hatte nichts weiter zu thun, als den jungen Prinzen zu fragen, ob er Körtig sehn wolle, oder nicht. Der minderjahrige Königl. Prinz mußte natürlih nm feines Vaters Einwilligung nachsuchen, die der Letztere bekanntlich nicht gab. Jui gegenwartigen Falle aber hat der Kongreß feine folche Autorität ertheilt, so daß, wenn es ait den 5 Abgesandten gelange, Se. Königl. Hoheit für ihre Wünsche zu gewinnen, es den launischen Kongreß einfallen könnte, ‘scine Einwilligung zu versagen. Bevor der Prinz sich also erflárt, sollte er sich dic Beglaubigungsschreiben der Depu- tation vorzeigen lassen. ““

a Nil ed C Pan diæ,

Ans dem Haag, 24. April. Se. Majestät haben den Gouverueur von Nord-Holland, Baron van Tuyll van Seroos- kerfen van Vieuten, und den Bürgedmeister von Amstecdam, Hrn. van de Poll, zu Staatsräthen im außerordentlichen Dienste eruannt.

Am vierten Tage haben die Subscriptioneu zur freiwilligcu Anleihe von 42Mill. Gulden, bereits 14,385,300 Gulden betragen.

Brüssel, 23. April. Lord Pousonby hat vorgestern bei unserem Provinzial - Gouverneur gespeist: sämmtliche Mitglieder des Ministeriums, außer Hrn. v. Sauvage, den eiu Unwohlsehn seit einigen Tagen zu Hause hält, waren zugegen,

Man versichert, der Genera! Goethais werde den Oberbe- fehl über die nach Luxemburg bestimmten Truppen erhalten,

General Dibbets hat neuerdings, wie es im hiesigen Cour- rier heißt, auch nach der von Seiten der Beigier geschehenen Wiederherstellung des Süd -Wilhelms - Kanals, die freie Maaß- Schifffahrt verweigert, weil unmöglich gefordert werden fönue, daß eine im Velagertngs- Zustande befindliche Stadt die Durch- fahrt von Schiffen gestatte.

General Welliard wird erivartet.

Am leßten Sonntage ist in Oflende das ersic von. der gro- ßen Fischerei bei Doggersbvank kommende Fischerboot mit 28 Tonnen Stockfisch einge!aufen, was in Ofiende einen sehr ange- uchmen Eindruck gemacht hat, da man die Fischerei in jener Gegend nicht für sicher von Seiten Hoilands hielt,

g inc E A arr N 4“ F iu diesen Tagen ans Paris zurück

Schweden und Norwegen,

Stockholm, 19. April. Jhre Königl, Hoheit die Kron- prinzessin befinden si in gesegneten Leibesumständen, und es haben die offentlichen Gebete wegen Jhrer glücklichen Entbindung bereits vorigen Sonntag begomen,

Stockholm, 22. April. Am leßten Montage hatte der Marquis von Dalmatien die Ehre, Sr. Maj. dem Könige in einer Privat - Audienz seiu Beglaubigungsschreiben als außer- ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Königs der Franzosen zu liberreichen. Die amtliche Zeitung enthält im gesirigen Bl.tte folgenden Artikel; „Atrswärtige, durch einige Schwedische Blätter irregeleitete Zeitnngen haben das Gerticht

G2 verbreitet, daß der Russische Hof den Schwedischen attfgefordert habe, einer Bestimmung der heiligen Allianz zufolge, ein Kon- tingent von 10,000 Mann zu stellen, Die ersten Artifel über diefen Gegenstand schienen feiner Erwähnung zut verdienen; da jedoch jenes Gerücht nuaufhörlich wiederholt wird, obschou man dessen Grundloslgkeit kennt, so müssen wir erflären, daß eine folche Aufforderung niemals stattgefunden hat, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil niemals derartige Verbindlichfeiten eingegangen worden sind,“ Nach den leßten Berichten aus dem westlichen Theile Schwedens, sind die dortigen Provinzen hinlänglich mit Lebensmitteln versehen. 25,000 Tonnen Ge- treide sind aus Schoueu in Gothenburg angefonimen, ohne die beträchtlichen Vorräthe zu rechnen, die in Westgothland vermit- telst der Seen und inneren Gewässer erwartet werden. "Ju einigen Kirchspielen herrschten Nervenficber, denen indessen durch Maaßregeln vou Seiten der Regierung Einhalt gethan worden it, Das \{one Wettex und das anßere Ansehen der Felder verspricht für dieses Fahr eine gute Erute für das Winter- getreide, Det Qa

Schwerin, 25. April. "JF, KK. HH. der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin sind heute Morgen vou Ludwigslust hier eingetroffen. i

Am 23sten, Morgens 2 Uhr, ward das Großherzogl. Schatt- spielhaus hicrselbst durch ein iu demselben entstandenes Feuer gänzlich in Asche gelegt. Am Abend vorher hatte die Vorstel: lung „die Stumme von Portici‘ stattgefunden.

Kassel, 25. April. Seine Königliche Hoheit der Kurftirst haben den bisherigen Obergerichts - Direktor in Hanau, Gerhard von Mos, zum Staats - Minister der Finanzen ernannt.

R Laie n

Turin, 16. April, Der Gesundheits: Zustand Sr. Maje- stät des Konigs ‘ist, nach dem neuesten Bülletin, unverändert wie in den früheren Tagen. Gestern zeigte sich Diarrhee, die jedoch heute wieder nachgelassen hat.

Livorno, 9. April. (Aus der Allgemeinen Zeitung.) Nach glaubwürdigen Berichten s\oll die Zahl der waffenfähigen Mannschaft der Bologneésen und Modenesen unter General Zucchi nie mehr als 3000 Mann betragen haben. Hier \chifften sich heute Morgen wieder 70 Flüchtlinge nach Marseille ein. Jn Folge eines vorgestern Abends eingetroffenen Befehls, wurde am folgenden Morgen ein Bataillon Jufanterie mit einiger Artillerie nach der Insel Elba gesandt. Man sagt, es geschehe, weil fich in Korsika noch immer eine Anzahl Jtaliänischer Verbannter befinde, von denen man Anschläge gegen Elba besorge. Wor einigen Tagen hatte sich im Hafen von Porto Ferrajo eine Französische Fregatte sehen lassen. Heute lief die Englische Fregatte „VBlonde“‘/ von Neapel hier ein.

Rom, 16. April. Das heutige Diario enthält ein aus 12 Artifeln bestehendes Edift des Kardinal Staats -Secretairs Bernetti, dessen Haupt-Bestimmungen folgende sind: Durch den Art. 1. wird eine Civil-Konmmissiou ernannt, um über diejenigen Individuen zu richten, welche die General-Polizei-Direction ihr als Urheber der nunmehr beendigten Jusurrection im Kirchen- staate oder als solche bezeichnen wird, welche dieselbe durch Tha- ten, Schriften oder Rathschläge verbreitet haben. Der Art. 2. seßt zu demselben Zwecte für die im genannten Falle befindlichen Militair-Personen eine Militair-Kommission nieder. Jm Art. 3. ist bestimmt, daß die Freiftätten, dem ausdrüctlichen Willen des

| trafen. -—

eiligen Vaters gemäß, bei der Vollziehung der beiden obigen Artifel nicht zu achten sind, so daß der bezeichnete Schuldige, den fanonischen Vorschriften gemaß, aus der Freistätte weggeführt werden ‘kaun. Die Geistlichen, auf welche. der - erste und zweite Artikel Anwendung findeu, sollen von der Civil - Kom- mission gerichtet werden, der ein Geisiliher als Deputir- ter * beigegeben» “iverden wird. Art: 4... besagt, -:0aß, UN- ter den gegen die Schuldigen auszusprechenden Geldstrafen die Confiscation der Güter in eine Entschädigung des Staats- schaßes für die ihm durch die Jusurrection zugesügten Verluste aus dem reinen Vermögen der Verurtheilten verwandelt werden foll. Nach Axt. 5. verlieren alle Civil-, Municipal- und Mili- tair- Beamte, welche, auch ohne Urheber oder Verbreiter des Aufstandes gewesen zu seyn, durch Haudlungen, Schriften oder Rathschläge thätigen Autheil daran genommen haben, ihre Aem- ter und alle in gleichem Falle befindliche Penfionairs ihre Penu- sionen. Dem Art. 7. gemäß werden alle in den insurgirten Provinzen gestandene Truppen-Corps aufgelost. Die Civil-Kom- mission wird in Ankona, die Militagir-Kommission aber in Rom ihren Siß haben,

T4 4,0; 1.0:

Berlin, 29, April. Fn den Plenar-Sibungen der König- lichen Akademie der Wissenschaften sind im Monat April d, V, folgende Abhandlungen gelesen worden :

Am 14. Avril. Herr Grüsou, Auflösung eines von d’Alem- bert aufgegebenen Problems der Mechanik,

Am 21. April. Herr Lachmann, üder althochdeutshe Be- tonung tund Verskunst, {ste Abtheilung.

Am 28. April. Herr Wilken, über die Venetianischen Konsuln zu Alexandrien im 15ten und 16ten Jahrhunderte.

Wie aus Königsberg vom 25sten gemeldet wird, hatte man daselbst über Riga Bricse aus Wilna erhalten, denen zufolge dort Alles ruhig und man um so mehr unbesorgt war, als stündlich eine Verstärkung der Garnison von Niga her er- wartet wurde, Aus letterer Stadt meldet man, daß dort große Truppenmassen auf Strusen (eine Art großer Kähne) ein- Von Kauen her fehlte es durchaus au weiteren Nachrichten.

Die Königsberger Zeitung meldet aus Tilsit vom 22, April: „Aus dem Augustowschen hort man, daß die Fufur- genten:Anführer von Puschet umd Schon mit ihren Haufen gänz- lich geschlagen sind. General von Frickéen trieb eine Abtheilung von 6000 Mann vor sich her, die sl{ch nah Kauen zurückzog. Vor dem Menmelstrom celang es 4000 Mann, fich in die Wäl: der zu flitchten, die anderen wurden eingeschlossen umd hatten von der einen Seite den Strom und von der anderen die Rusfischen Senerichlünde, die mit Kartätschen in ganz kurzer Zeit den Hau- fen niederstreckten. Man glaubt, daß nicht 100 Mann am Le- ben geblieben sind. ““

Literarische Nachrichten. Der Stadt Stralsund Verfassung und Verwal- tung. Ein Versuch von C. F. Fabrizius, Bür-

ger und Advocat. Stralsund 1831. 8. 127 S, Die Zeit, in welcher diese kleine Schrift an das Licht tritt, rechtfertigt es hinlänglich, wenn wir derselben eine allgemeinere Aufmerksamkeit zu zu wenden suchen, als sonst für besondere, locale Juteressen in Anspruch genommen werden fgnn, Die

Breußischen Institutionen, in ruhig fortschreitender, zeitgemnäßer Ent wickelung begriffen, haben durch die würdige Haltung unseres Stag inmitten der allgemeinen Aufregung fast aller Nachbarländer einff seltene Bewährung erhalten. Was wir insbesondere dem Wesib dy Städteordnung in den meisten Provinzen, so wie der nahe (sich jeßt {on verwirklichenden) Ausficht auf ihre Einführun in den übrige, zu verdaufen haben, darüber wird für Unk, faúñgene durch Beachtung der außerhalb Preußens gerade in dies Beziehung erhobenen Ausprüche und der durch diese Nj

seitigt. Um so beiuerfenswerther isi die in der obgenaunte fleinen Schrift versuchte apologetiscche Darstellung (i nes Stadtwesens, welches auf ganz cipien berttht, als die siud, aus denen sich unsere Stcädte- Or, vtinig und „deren eben ins Leben tretende Bervollsiändigung ui Verbesserung herleitet, Ein Magistrat, welcher sich durch Coo tation selbst ergänzt, eine Repräsentaticu der Bürgerschaft welche, ihrem vornehmsten und einflußreichsten Bestandtheile nah ihr Manoat eben diefer Wählart verdankt , überhaupt aber ih Wurzel noch vorzugdweise in dem alten Zunftwesen hat; day die Vereinigung der Gerichtsbarfeit mit der städtischen Verw tung und Polizei in einer Behörde (dem Magistrat), und übe hauvt deren Ausstattung mit einer Menge Privilegien, welh mii den ailgemeinen Staats - Justitutionen in Widerspruch sj hen, dieses und Anderes, was damit zusfammenhäny hat natürlih längst die Aufmerksamkeit der obersten V hörden auf fich zichen müssen, dürfte aber in seinem Gegensy sowohl gegen die allgemeine Tendenz des Staats, als auch (i gen die wohlverstandenen Interessen des einzelnen Gemein sens selbst durch nichts einlenchtender werden, als durch die Büchlein, dessen Verfasser úberall, bei ehrenwerther Gesinnun die größte Befangcenheit des Urtheis zeigt. Ganz besond erscheinen nah der gewonnenen Bekanntschaft mit Stri sun d’s Verfassung und Verwaltung die sh auch (h dorther fundgebenden Wünsche nach einer Aenderung des in ch¿r Weise bestehenden und einer Verschmelzung des ein seit Localen mit den allgemeinen Staats-Formen höchst bedeutunj voll, und es dringt sich die Frage auf, ob diese Stimmung s nicht lauter und allgemeiner ausgesprochen haben würde, wi es nicht einerseits bei mangelhafter Vertretung der Comniun Interessen an geseßlichen Organen für einen großen, aufgeklärt und unpartheiisc{en Theil der Bevölkerung fehlte, andererse auch in Stralsund, wie überall in unserem Vaterlande, die f Ueberzeugung, daß in dem zeitaemäßen und besonnenen allgem nen Fortschreiten des ganzen Preußischen Staats eine genügen Bürgschaft für die Abstellung einzelner Mißbräuche vorhandi sey, den Einsihtigen volle Beruhigung gewährt hätte. Dei diesem unsch@kbaren Glauben verdanken wir in Preußen jt der offentlichen Wohlfahrt so förderlice Mäßigung tnd Dis tion gegen die Regierung, welche, freilich in starkem Abstath gegen manche grelle Erscheinungen unserer Zeit, öfters ein genstand wunderlicher Mißdeutungen im Auslande geworden is MBahrhaft erhebend ist es daher was überhaupt feines i nnbedeutendsten Momente in der innern Entwickelung unse Monarchie bildet daß in der hier gedachten Angelegenht| städtischer GBemeineverfassungen bereits ein neues Unterpfand d gegenseitigen Vertrauens zwischen NRegierenden und Regierte gerade jeßt durch die Allerhöchste Cabinets: Ordre vom 17, Mi wegen Einführung der revidirten Städteordnung gegeben und zwar nicht mittelst eines im Drange der Umstände imp visirten, sondern seit Jahren reiflih erwogenen und vorbereitet Gesezgzes. ges

d

Königliche Schauspiele, Sonnabend, 30. April. Im Schauspielhause: Die Fra oder: Die Anstellung, Lustspiel in 3 Abtheilungen. Vorhi Der See Lustspiel in 2 Abtheilungen, von A. v. Sl gente}ckch. Sonntag, 1. Mai. Im Opernhause: Alceste, lyrisd Trauerspiel m 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Glü (Mad. Milder : Alceste. Hr. Hoffmann: Admet.)

Königstädtisches Theater.

Sonnabend, 30. April. Lindane, oder : Der Pantoffelmad| im Feenreiche, großes romantisches- Zauberspiel in 2 Akten.

Sountag, 1. Mai. Zum erstenmale: Vetter Bene Lustspiel in 1 Aft, von L. Angely. Hierauf, zum erstenmäl Die Brustuadel, dramatisirte Anekdote in 1 Aft, mit Gesa von L. Barth; Musik von C. F. Ebers. Zum Beschluß, jl erstenmale: Der lebte April, dramatische Kleinigkeit in 1 von W. A. Gerle.

Berliner Börse. Den 29. April 1831.

Amt], Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cou n S T 7 Brief. v

Uslpr.. Pfandbef. 9 Pr, Eng!. Anl. 18| 98 Pomns. Pfandbrf, 103 Pr. Engl. An]. 22| 5 | 95 - Kur- 1, Neum. do. 109 Pr. Engl. Obl. 20} 4 | 793 | 791 ISchlesische do. 10k Kurm. Öbl. m.1.C.| 4 | 851 Rkat. C. d. K-u.NI—| 52 1” Neum. Int. Sch.do.| 4 | 851 Z.-Sch. d. K.- u.N.|— | 58 |- Berl. Stadt-Ob!is.| 4 |8T5 i Königsbg. do. | Elbinger do. * ioll, vollwv. Duk. Danz do. in Th.|— | 351 Neue dito VVestpr. Pianábr.| 4 | 90 91 J Triedrichsd'or. irrosshz. Pos, dos 4 : Disconto

| Uf. brief Geld. f St, - Schuld - Sch | 57

Auswärtige BÖrSsel Hamburg, 27. April Gosterr. 4proc. Îetall, 74. Bank-Actien 1015. BRnss. Eof Ánl. §71 Russ, Ani. Lamb. Cert. 85. Dän. 563. Poln, 9314.

L S S R N E R S RIE E Es P I E i E R R E S E E E R E! Bic V6 G G I D A B

NEUESTE BŒœRSEN-NMACZRICITTENLZ,

Baris, 23. April, Z5proc. Rente pr compt. 86. 60. ( cour. 86, 55. Gproc. pr. compt. 58. 70, sin cour. 59. 5proc. nete Anleihe der 120 Mill. 86, 75. 5proc. Neapol. | compi. 64. 30, fin cour. 64. 25. S5proc. Spanische R perp, 475

Frankfurt a. M., 26; April. Oesterr. 5proc. Metall. & 834, 4proc. 723. 7257, -23proc. 425. 1proc. 185, Brief. Bus Actien 1217. 1215. Partial-Obl. 1157. 1153, Loose zu 100 159. Brief. Poln. Loose 465. 455.

Medaeteur Fohn. Mitredacteur Cottel. etre IEGCRZER taten

edruckt hei 4, W, Pa

entgegengeseßten Pri

Königl. Garde und vie General:Majors-Rang hatten, auf Reform-Gehalt geseßt.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

sprüche hervorgerufenen, hestigen Reibungen jeder Zweifel h

Berlin, Sonntag den 1fen Mai.

&

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Regierungs - Vice : Prä- denten Troschel zu Liegniß den Rothen Adler - Orden ziveiter Flasse mit Eichenlaub zu verleihen geruht.

Der bisherige Privat - Docent, Dr. Benarhy hierselbst, ist um außerordentlichen Professor m der theologischen Fafultät der iesigen Königlichen Universität ernannt worden.

Der bisherige Privat -Docent und Konservator des botaui- chen Gartens zu Breslau, Pr, Göppert, ist zum außerordent- ihen Profsssor in der medizinischen Fakultät der dortigen Kö- ¡glichen Universität ernannt worden.

Die bisherigen Privat-Docenten, Dr, Facobfson und Dr. Sanio, zu Königsberg in Pr., sind zu außerordentlichen Pro-

sessoren in der juristischen Fafultät der dortigen Königlichen Uni-

zersität ernannt worden.

Angekommen: Se. Excellenz der Großherzogl. Hessen-

Darmstädtsche Wirkliche Geheime Rath, Ober-Appellations-Ge- richts-Prásident, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister -am hiesigen Hofe, Freiherr Schüler von Senden, ym Schlesien.

T E EA L E TEES M E O D A LE R N E E E A E E EEERA Mm T MAI

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Fex azn. f=+r e i.Ó. Paris, 23. April. Gestern Vormittag arbeiteten Se,

Majestät hinter einander mit den Ministecn der Justiz, des Krie- 96s, der Marine und des Junern. Uhr : dieselben sich in Begleitung J. M. der Königin nah Neuilly. Sizes Abend geben die Herzoge von Orleans und Nemours dem

Uin 3 Uhr begaben Höchst-

äger:Regimente „Nemours‘“ einen großen Ball in dem Schlosse

von St. Germain-en-Layhe, wozu auch die dortigen Behörden, so wie die Garnison und die Offiziere von der National - Garde

jeser Stadt, geladen sind. A A j Gestern Nachmittag versammelten die Minister si bei Herrn

kasimir Périer zu einer mehrstündigen Konferenz.

Der Moniteur enthält in seinem gestrigen Blatte einen Auf-

saj;worin verschiedene, von dem Journal du Commerce und dem Courrier français gerügte Unregelmäßigkeiten, deren sich angeb- lih der Finanz- Minister bei dem Zuschlage der Anleihe der 120 Millionen \{uldig gemacht haben foll, näher beleuchtet und als vôllig ungegründet dargestellt werden. ) die angeführten beiden Blätter dem Baron Louis gemacht hat- ten, war der, er Hande! ( : geboten, das Geschaft späterhin für das von ihm festgeseßte Mi- äimum von 84 pCt. überlassen habe. i 1

‘hätte Behufs des Zuschlags einen neuen Termin anseyßen müssen.

Der Haupt-Vorwurf, den daß er der Handels - Gesellschaft, die 8275 pCt. Der Minister, meinten sie,

[s Antwort hierauf heißt es in dem Aufsave des Moniteurs: „Was

verlangt das Gese? Publicität , Konkurrenz und Beobachtung der Formen ; alle drei Bedingungen sind gewissenhaft erfüllt worden. Da si bisher der Fall noch nicht ereignet hatte, daß dâás von dem Finanz-Minister gestellte Minimum nicht erreicht worden war, : : .

obahtende Verfahren feine geseßliche Bestimmung. nister blieb unter solchen Unständen nichts übrig, als das allge: éine Beste zu befragen, und dies gebot ihm, anch noch um 9 Uhr ein Geschäft zu machen, das er um 12 Uhr für vortheil- haft gehalten hatte. var seit läng j angeseut, und doch hatte sich nur eine einzige Compagnie gemel- det, Jm Laufe des Tages hatte sich kein Ereiguiß zugetragen, wonach man hätte annehmen können, daß noch bessere Anerbie- tungen würden gemacht werden, und wenn die gedachte Com-

pagnie 1 Fr. 90 Cent.

\so bestand anch úber das in solchen Fállen zu be- Dem Mi-

Der Termin war seit länger als 20 Tagen

zulegte, so beweist dies nichts anderes, als daß sie von Anfang an nicht das höchste Gebot abgegeben hatte.

Unter den gegenwärtigen Umständen trägt jede Anleihe den Cha- ‘takter des Zufälligen an sh; um zu entscheiden, ob die leute An- leihe vortheilhaft oder nachtheilig für den Staat sen, muß man den möglichen Gewinn oder Verlust vorher gegen einander abwágen. Wir unsererseits glauben, daß der Cours, zu welchem das An- leiße-Geschäft zu Stande gekommen, nicht ohne Einfluß auf die moralische Kraft des Landes sehn wird. volution von 1830 dürfen sich Glück wünschen, daß diese Revo- lution, die noch fein Jahr zählt, ziemlich unter denselben Be- dingungen, als die vorige Negierung nach einer mehr als 6jáh-

rigen : f 4 esunden hat. 4 s - Dan gab sie der jeßigen Regierung einen Beweis des Vertrauens, wofür man ihr das verdiente Lob ertheilen fann, ohne dadurch den Subsfribenten der National-Anleihe irgend zu nahe zu treten ; diesen Lesteren gebührt ein Lob anderer Art; fie handeln als Mitbürger, nicht als Kapitalisten, und leisten

Die Anhänger der Re-

Dauter und unter günstigen Handels-Verháältuissen, Kredit Xndem die Compaguie die Anleihe zu 84 pEt.

dem Staate einen unermeßlichen Dienst , wofür die Regierung ihnen einen Dank schuidig ist, den sle bei jeder Gelegenheit mit

Vergnügen abtragen wird. ““

er Kriegs - Minister hat sämmtliche Obersten der alten n Í des militairischen Hausstandes Karls X.,

Die Gesellschaft: „„Hilf dir, so wird dir der Himmel hel:

Fen!‘/ macht bekaunt, daß sle, ihrem früheren Gebrauche gemäß, ein Wahl-Comité errichtet habe, das den Bürgern, die sich in

die l-Listen eintragen lassen wollen, Auskunft und Rath: Cts aver ble zu diesèm Behufe zu thuenden Schritte unent- eltlich ertheilen werde. Auch werden die Advokaten, welche Mitglieder dieses Comités sind, diejenigen Bürger, gegen deren Eintragung in die Wahl-Listen sich Schwierigkeiten erheben, un- entgéltlih vor den Gerichten unterstüßen,

Der Geschäftsführer des Fournals „la Tribune “/, der in kurzer Zeit 9 Mal vor Gericht gestanden hat, war auf gestern wegen eines in der Nummer der „„Tribune‘/ vom 5. Márz ent- haltenen Artikels über die Nationalbelohnungen, worin die Per- son des Königs beleidigt wird, abermals vor den Assisenhof ge- laden worden und wurde, da er nicht erschien, in contumaciam zu halbjährigem Gefängniß und einer Geldbuße von 500 Fr., dem Minimum der Strafe, verurtheilt, Fn derselben Sißung kondemnirte der Afsisenhof den Buchdrucker Gambin, der ein von einem Steindruck begleitetes Lied zu Ehren des Herzogs von Neichstadt gedruckt hatte, ohne seinen Namen und seine Woh- nung darauf anzugeben und die vorschriftsmäßige Anzahl von Exemplaren bei der Behörde zu deponiren, zu einer Geidsirafe von 6000 Fr. Ein Kupferstihhändler und mehrere Ausrufer und Bánkelsänger, die wegen Verbreitung desselben Liedes vor- Gericht gezogeu waren, wurden freigesprochen. Dieselben Assi- sen haben in den leßten Tageu mehrere Fndividuen wegen Theil- nahme an den Februar-Unruhen zu mehr oder weniger bedeuten- den Gefängniß - und Geldstrafen verurtheilt.

Heute werden, ebenfalls v,r den Afffisen, die Debatten in dem Prozesse gegen Valerius, Duronchoux und einige andere Vndividuen beginnen, die eines Komploits gegen den Staat und der Aufstellung aufrührerischer Vilder bei der Todteufeier, die am 14. Febr. in der Kirhe St. Germain l’Auxerrois stattfand, angeklagt find; 40 Zeugen sind auf Antrag des Staats-Anwalts und 20 auf Veriangen der Angeklagten vorgeladen.

Das hiesige Kriegsgericht hat vorgestern den Major Four- mond, ehemaligen Secretair des Grafen Bourmont, welcher vor mehreren Monaten hier verhaftet wurde, weil man einen von ihm mit alten Militair -Effekten nach Angers geschickten Wagen in Beschlag genommen hatte, freigesprochen.

Man wird sich erinnern, daß im Februar und März d. F. bei drei FZinwohnern des Bezirfs von Segré (im Depart. der Maine und Loire) Kriegs -Munition und Militair: Effekten, in einigen tausend ‘Patronen, ferner in Toruistern, Bandelieren, Schabracken u. \. w. bestehend, gefunden wurden. Jene drei Personen wtirden von dem Tribunale vou Segré zu 100 Fr. Geldstrafe verurtheilt. Der Königl, Prokurator appellirte gegen dieses Urtheil als zu gelind, und der Königl. Gerichtshof vou Angers, vor den nunmehr die Sache gebracht wurde, erhöhte in zweiter Jnstanz die Geldstrafe auf 3000 Fr. ;

Die öffentliche Sißung der hiesigen vier Afademieen wird, statt am Namenstage des Königs (1, Mai), bereits Tages zu- vor stattfinden. ;

Gestern Mittag gegen 2 Uhr langte eine Deputation der Weinhändler des Weichbildes der Hauptstadt im Palais - Rohal an, um dem Könige eine Bittschrift über die Getränk - Steuer zu überreihen. Da den Abgeordneten im Hofe des Palastes durch den Posten der National-Garde der Weg vertreten wurde, so hándigten sie die Bittschrift dem wachthabenden Offizier ein.

Die Einnahme der Tilgungs - Kasse hat von 1. Juni 1816 ab bis zum 31. Márz d. F. 1,056,204,271 Fr. betragen.

Die Fregatte „Juno“ ist am 19ten d. M. mit Truppen für Martinique von Brest aus unter Segel gegangen. :

Aus Toulon vom 17, April wird gemeldet: „Die Linien- chiffe „„Trident‘/, „Algier“, „die Stadt Marseille‘/ und „Ma- rengo‘/ haben ihre Segel angeschlagen und warten nur noch auf das Signal zur Abfahrt. Ueber die Bestimmung dieser Schiffe weiß man nichts Gewisses; einige glauben, das Geschwader werde sich nach der Mündung des Tajo begeben, Das platte Fahr- zeug „„Luxor“‘/ ist unter Begleitung der Gabarre ¡¡Dordogne“‘ am 15ten d. unter Segel gegangen ; dieses Fahrzeug wird den Nil von Alexandrien bis zu den Ruinen von Luxor hinauf se- geln und mehrere Denkmäler Ober-Aeghptens durch das Mittel- ländische Meer, den Atlantischen Ocean und die Seine nach Paris bringen, Da die \{öne Fregatte „Dido‘/ einiger Aus- besserungen bedarf, so hat sich ihre Mannschaft an Bord der Fregatte „„Artemisia“/ begeben, die kleiner und weniger schön ist, Auf diesem Schiffe wird nunmehr der Prinz von Joinville seine erste Uebungsfahrt antreten, und zwar, wie man sagt, zunächst nah Algier, Mit dem gestrigen Dan1pfschiff sind 60 Ftaliänische Flüchtlinge hier angekommen. Die Mann- schaft der Fregatte „„Jphigenie““, auf welcher der Contre-Admiral Hugon seine Flagge aufpflanzen wird, zog vorgestern in Masse vor das Hotel des Marine-Präfeften und verlangte einen angeb- lih rücfständigen 6 monatlichen Sold. Nachdem die Behörde ihr Verlangen augehört und versprochen hatte, dasselbe zu besfrie- digeu, wenn es begründet seh, zogen sich die“ Meuterer, 350 an der Zahl, in größter Ordnung an Bord ihres Schiffes zurück.“

General Santander erflärt in einem Schreiben an die Re- daction des Constitutionnel die von hiesigen Blättern verbreitete Nachricht, daß er si anschicke, nach Amerika zurückzukehren, für ungegründet. Er hege diese Absicht nicht, da er befürchten müsse, daß seine Wiederkehr nach Amerika jest, wo der Tod des Be- freiers Bolivar die freie Aeußerung der ösfentlichen Meinung ge- statte, nur dazu beitragen würde, den inneren Zwiespalt zu ver- längern. j | R ; Herr Rogier, von der Belgischen Legation, ist gestern mit einem besonderen Auftrage an die Belgische Negierung von hier nach Brüssel abgegangen, j

E Raid Trift in Laufe der nächsten Woche von hier nach London ab; er giebt morgen im Opernhaüse sein leßtes Konzert.

Großbritanien und Jrland.

arlaments-Verhandlungen, Oberhaus. Siz- 14 N 20. April, N Nachtrag. ) Die von dem Drucker der L imes eingesandte Supplifk gab in dieser Sigung zu leb- haften Erörterungen Anlaß. Der Graf v. Limeridck deprecirte zwar jede strengere Ahndung des gegen ihn gerichtet gewesenen

ren Perry uud Lamberts, Redacteur und Drucker der Mor- O LNUU I l ela wegen eines gegen das Oberhaus gerichtet gewesenen Artikels zu dreimonatlicher Einsperrung und einer

Strafe von 50*Pfund Jeder verurtheilt worden sehen, Graf

Artikels, machte jedo bemerklich, daß im Jahre 1798 die Her--

1831.

G S T N A E C S Ce I E ee

T E R T D E e E R D d-e emden Epe

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Greh meinte, es würde besser sehn, die Sache, statt sie noch länger aufzuschieben (es war darauf angetragen worden, am näch: sten Tage dazu zu schreiten), sogleich vorzunehmen, dem Angeklagten einen Verweis zu ertheilen und ihn seiner Haft zu entlaffen. Dem Marquis v. Londonderry erschien diese Strafe jedoch zu gering. „Man hätte‘, sagte er, „mehr in den Angeklagten dringen sollen, um den eigentlichen Verfasser des Artikels her: auszubringen, damit dieser selbst, zur Warnung gegen eine Wie- derholung des Vergehens, besiraft werde. Man sollte den Ne- dacteur des Blattes vorladen, denn der Drucker hat den Artikel nicht geschrieben und dient nur zur Maske, hinter der sich- Andere verbergen. Jch habe bisher immer geglaubt, daß der edle und gelehrte Lord auf dem Wollsack der Mann seh, der die beson: dere Verpflihtung habe, die Rechte und Privoilegia der Lords zu beschúßen und die Anordnungen des Hauses in Kraft zu seßen. Dem edlen und gelehrten Lord (Wrougham}) hat es indessen gefallen, unsere Privilegia, statt sle zu vertheidi- gen, selber anzugreifen. (Hört, hört!) Ja, wenn ih mich der Aeußerungen des edlen und gelehrten Lords erinnere, so möchte ih in' der That glauben, daß er der Advokat des Angeschuidigs- ten sey.“ Der Lord-Kanzler rief hier den Redner zur Ord- nung. „„Jch fürchte zwar“, sagte er, „„den edlen Lord nicht, -und seine Sticheleien, Sarkasmen und Einflüsterungen sind nir ganz gleichgültig; ich möchte jedo, daß er, statt in dieser Weise auf mich anzuspielen, eine direfte Anklage gegen mich richte. Fch wenigstens bin immer gewohnt, meine Beschuldigungen ge- rade heraus vorzubringen und habe mit solchen Einflüsterungen nicht gern etwas zu thun.‘‘ Der Marquis vou Londonderch antwortetie, es sey gar nicht seine Absicht, den edlen und geiehr- ten Lord zu verflagen. „Jch bin‘‘, fügte er binzu, „„seiner gro- ßen Macht mir sehr wohl vewußt und hege die größte Achtung vor seiner gewaltigen Beredsamfeit und seinen glänzenden Talens ten; nichtsdestoweniger aber will ih mich doch weder von dem edlen und gelehrten Lord noch von irgend einem Andern über: wältigen lassen. War nicht der edle und gelehrte Lord, der unsere Privilegia schüßen müßte, der Erste, der uns empfahl, wir sfoll: ten uns mit der ganzen Sache so wenig als möglich abgeben2 Was erfolgte jedo daraus? Ew. Herrlichkeiten beschlo}en, nemine coutradicente, gegen die Empfehlung des edlen und gelehrten Lords, den Angeschuldigten vor die Schranken des Hauses zu laden. Als sfsodaun ein edler Lord (Wynford) die Meinung abgab, daß dem Angeschuldigten eine Geldbuße und Gefängnißstrafe auferlegt werden sollte, erhob sich der edle und gelehrte Lord vom Wollsack und bezweifelte die Befugniß dieses Hauses, solche Strafen aufertegen zu dürfen. Heißt das, die Privilegia Ewr. Herrlichkeiten vertheidigen ?‘/ Der Lord-Kanz- ler erflärte, wenn er den edlen Lord zur Ordnung gerufen, o sey es geschehen, weil derselbe einem Individuum dieses Hausg die Schändlichkeit beigemessen, daß es als Advokat eines Anga shuldigten erscheine, während dieser vor ihn, als obersten Richter des Landes, gestellt werde. Der Marquis entgegnete, er habe nicht dies, sondern bloß gesagt, das Benehmen des edlen und gelehrten Lords sey von der Art, daß man fast glauben möchte, er sey der Advokat des Angeschuldigten. Diese Wen- dung wurde vom Lord-Kanzler als ein Kunstgriff bezeichnet, den so geschickéte und bewanderte Redner, wie der Marquis, immer gebrauchten, damit ihren Worten nicht beizukommen sey. ns zwischen bleibe die Anschuldigung immer noch sehr kränkend, und er glaube daher zu seiner eigenen Rechtfertigung bemerktiih ma: chen zumüssen, wie der edle Lord sich selbst widerspreche, wcan er sage, daß nemine contradicente die Anflage beschlossen und der bezeich- nete Artikel als ein Libell erkannt worden sey, Denn hieraus gehe ja schon hervor, daß er (der Lord-Kanzler) nicht als Recht- fertiger des Augeklagten aufgetreten, sondern ebenfalls für dessen Vorladung gestimmt habe. Nur gegen die gleichzeitige Auferle- ung einer Geld- und einer Gefängniß-Strafe habe er sich ex: lärt, weil er es unmöglich billigen fônne, daß Jemand wêgen

einer Verleßung der Privilegia, wie die in Nede stehende # mit. 6/28

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100 Pfd. Geldstrafe belegt und außerdem noch auf 6 Monmäte ¿3°

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nach dem Newgate - Gefängnisse solle gebraht werden können. Es wäre doch seltsam, wenn es in der Macht des Hauses stände, solhe Strafen vielleicht auch eine Geldbuße von 10,000 Pfd. ohne Jury, und ohne daß der Angeklagte durch einen Anwalt vertheidigt worden sey, bloß deshalb aufzu- erlegen, weil ein Lord sich beschwert, daß sein Ehrgefühl dur einen Zeitungs : Artikel verleßt worden sey. Gäbe man solchen Beschiverden jedesmal nach, so würde das Oberhaus am Ende nicht sowohl als Gerichtshof, sondern als eine wahre Fnquisition auftreten. Lord Tenterden (Lord- Oberrichter ) erklärte zwo.e, die beiden Parlaments - Häuser hätten eben so gut, wie die ho- hen Gerichtshöfe, das Recht, Geld- sowohl als Gefän nißz- strafen, wegen einer Verleßung ihrer Autorität und zue Erhal- tung ihrer Würde, aufzuerlegen; diese Behauptung won Seiten einer so hohen Gerichtsperson gab jedoch nur dem Zord- Kan z- ler Anlaß, auf den Gegenstand noch ausführlicher zurückzukom- men und in einer langen, von gelehrten Citaten begleiteten Ab- handlung, die, weil sie ganz aus dem Stegereif gehalten wurde, den lautesten Beifall des Hauses sich erwarb, nachzuweisen, daß am allerwenigsten dem Unterhause eine solhe- Befugniß zu- fomme, Schließlich kam man überein, den Supplifanten anx folgenden Tage wieder vor die Schranken des Hauses treten zut lassen, um ihm demnächst einen Verweis zu ertheilen (was auch in der Sigung des Oberhauses vom 21. April geschehen ist).

London, 23. April, Se, Majestät der König wurden ge- stern bei Jhrer Hin- und Rückfahrt nach und von der; Ober- hause von allen Klassen der hiesigen Bewohner mit vem laute- sten Jubel begrüßt. Gegen 200 Personen ; größteutheils Advo- faten, die sih auf dem Portifus der Einfahrt zum Oberhause | befanden, s{wenkten unter wiederholtem Frendenruf ihre Hüte. Auch der Lord-Kanzler und Graf Greh wurden mit großen Bei fallsbezeugungen empfangen, Abends waren viele Häuser erz leuchtet, und Glockengeläute ertönte fast von allen Kirchen.

„England, Jrland und Schottland“, sagt die Times, „leben

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