1831 / 120 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

S E mne rote e riv

S R

“¿und damit auch was der vernünftige Zweck aller Strafen

á p f þ

in bex Erwartung, Unser König erschien gestern im Oberhause um das Parlament aufzulösen, weil es, mit Hintansegung der Wünsche des Volkes und seiner eigenen, sich nit reformiren lassen, ja selbst die zur Aufrechthaltung unserer öffentlichen Ein- richtungen erforderlichen Summen vorenthalten wollte, wenn man den Pairs und Burgfleckenhändlern nicht noch ferner die Eriaubuiß zugestände, die Rechte des Volks zu usurpiren.- Zu diesem Zweck ivar es, daß der König von England Wilhelm, der mehr als Eroberer, Wilhelm, der Wiederhersteller der Rechte seines Volkes gestern erschien, úm das Parlameut attf- zulösen. Es war in Beziehung auf Se. Majestät ein erhabenes Schauspiel , das einst eine glänzende Stelle in der Geschichte Englands bezeichnen wird; Nicht weniger bemerkenswerth war das Betragen der Feinde des Könizs und des Volkes. Das Unterhaus befand sich in einer Art von Aufstand; anm auffal- lendsten aber war die Verwirrung im Oberhause und vorzüglich unter denen, die sich durch die Munificenz der nächsten Vorfahren ihres dermaligen {wer beleidigten Souverains oder durch Plün- derung der Nation bereichert hatten.‘

__ Die Mitglieder des hiesigen Gemeinde- Raths sowohl, als eine große Anzahl der Bürger von London, haben Adressen au den Lord-Mahvor unterzeichnet, in welchen sie ihn bitten, Ver: sammlungen zu berufen, um sich über die Art und Weise zu be- rathen, dem Könige in Bezug auf die Reform-Bill ihre Daufk- barkeit dafür zu bezeugen, daß Se. Maj. sich \o {nell und so patriotisch entschlossen haben, Jhr Königl. Vorrecht durch Auf- lösung des Parlamentes auszuüben. Die Versammlung des Genteinde- Rathes soll in seinem gewöhnlichen Lokal, die der Búrgerschaft auf der hiesigen Börse, stattfinden.

Es sollte gestern im Stadthause von Southwark eine bfent- liche Versammlung gehalten werden, um das Betragen des Sir Nobert Wilson in Bezug auf die Reform-Vill in Erwägung zu ziehen, weil er angeblich das seinen Konstituenten gegebene Ber- fprehen gebrochen habe. Diese Versammlung fand indessen in Folge cines Antrages des genannten Parlamentsgliedes erst herte statt. Nachdem eine genaue Abschrift der im Parlament gehal- tenen Rede des Sir Nobert cirkulirt hatte, wurde ein Schreiben desselben vorgelesen, in welchem er der Ehre, Southwark ferner zu repräsentiren, entsagte. Nach einigen Debatten erklärte die Versammlung das Betragen des Sir Robert Wilson als tadelnswerth und lud Hrn. Charles Calvert ein, sich zum fünfti- gen Nepräsentanten für Southwark anzubieten, mit dem Ver- sprechen, daß ihm seine Erwählung keine Kosten verursachen solle.

Herr Hunt wurde gestern, als er sich ins Unterhaus begab, vom Volke ausgezischt und mit Orangenschaalen beworfen.

Folgendes ift der Verweis, welchen der Lord-Kanzler im Namen des Oberhattses dem Drucker der Times in der vorgestrigen Siz- zung dieses Hauses ertheilte (vergl. Nr. 118 d. St. Z.): „ohn Joseph Lawson, der Paragraph, dessen Drucker und Herausgeber zu sehn Jhr eingestanden habt, ist durch die einmüthige Stimme dieses Hauses als ein grobes und \fandalöses Libell anf Edmund Grafen von Limerick, ein Mitglied dieses Hauses erkannt, so wie als eine große Verleßung der Privilegia dieses Hauses bezeichnet worden, Diese Privilegia wurden dem Hanse durch die Landes- Berfassung verliehen und sind zu allen Zeiten von dem Gesetze des Landes auf das unzweidentigste anerkannt worden. Das Haus besißt diese Privilegia weder zum Besten irgend eines be- jonderen Mitgliedes desselben, noch um der Gesammtheit der Mitglieder Macht und Größe zu verleihen, sondern zum Schutze und zur Bertheidigung dieser Versammlung ind zur besseren Bollziehung derjenigen hohen Functionen, welche zum Besten des Staates ihr. von der Verfassung verliehen worden sind, Es würde in der That au seltsam sehn, wenn diese Privilegia, “die nicht bloß der andere niedere Zwêig der Legislatur, sondern anch jeder Kanzleihof im Königreiche genießt, dieser erlattchten Bersammlung, die in sich den Charakter eines erblichen Rathes der, Krone, eines obern Zweiges der Legislatur und eines höch- sten Gerichtshofes im Königreiche vereinigt, von der Politik oder von der Gerechtigkeit des Geseßes verweigert worden seyn sollten. Diese Functionen, die der erblichen Rathgeber der Krone, die der Gefeßgebung und die der richterlichen Eutscheidung in letter Snstanz ohne Appellation an irgeud eine meushliche Behörde, so- woh1 iu Kriminal: als in Civil-Fällen diese hohen Functionen, diese großen Vollmachten und diese hohwictige Pflicht besitzt diese Bersammlung um des ganzen Englischen Volkes willen : damit fie nun mit Nuben und in einer Weise ausgeübt werden fönnen, daß das Land die daraus entsprinzenden Wohlthaten

enieße, ist es durchaus nothwendig, daß die unnbezweifelten Privilegia dieser Versammlung nicht in Frage gestellt oder ver- leßt werden. Es ist demnach die Pflicht dieses Hanses, mit Euch, einem eiugeständigen Verbrecher, so zu verfahren, wie das ernste Vergehen, dessen Jhr Euch s{chuldig gemacht, es verdient, damit Jhr von der Wiederholung desselben abgeschreckt werdet,

ist Andere von ähnlichen Vergehen abgeschreckt werden. Das Haus verbindet jeooch mit der Gerechtigkeit die Gnade und “nimmt gern auf die mildernden Umstände Rücksicht, die mit der Stellung, in der Ihr Euch befindet, verknüpft sind. Ihr habt freiwillig und fogleih eingestanden, daß Ihr des Vergehens \chuldig seyd; Jhr habt gestanden, daß Fhr, als Herausgeber des Libells, der That nach {uldig- seyd, und Jhr habt endlich gestanden, daß Ihr dem Geseße und dem Wesen nah \{uldig feyd, weil Ihr Eure Nette wegen der geschehenen Publication zu erfennen gegeben habt. Jhr habt anch auf das Unzweideu- tigste dur eine Bittschrift und in Eurer eigenen Person vor diefen Schranken Eure Unterwerfung gegen das Haus und ge- gen den edlen Grafen, der der. Gegenftand der Verleumdung war, zu erkeinen gegeben. Ueberdies habt Jhr zwar keine lange, doch eine enge Gefangenschaft auf Verfügung dieses Hauses und im Gewahrsam der Beamten dieses Hauses erlitten. Aus die- sen Gründen und weil das Haus gern mit der Gerechtigfeit die Gnade vereinigt, haben Ihre Herrlichkeiten es für angemessen gehalten, mir die peinliche Pflicht aufzuerlegen, Euch wie ih es jeßt gethan habe einen Verweis zu ertheilen. Nächst die- sein Verweise habe ich Euch noch mitzutheilen, daß man Euch sofort, gegen Bezahlung der Kosten, aus dem Gefängnisse ent- lassen werde. ‘“

Die 5 aus Belgien hier angekommenen Commissaire hatten gestern eine -lange Unterredung mit dem Prinzen Leopold.

Jm Hof-Journal heißt es: „Es is ganz richtig, daß mehrere Kriegsschiffe von hier nach Portugal abgegangen sind, und wir sind im Stande, nach den besten Quellen den Zwet dieser Expedition anzugeben. Vor einiger Zeit waren bei der Britischen Regierung über viele große, Britischen Unterthanen von Seiten der Portugiesischen Behörden zugefügte Beleidigun- gen und Berlezungen, Klagen eingereicht worden, Nachdem je- der Versuch, prompte Genugthuung zu erhalten, vergebens ge- wesen war, beschloß das Kabinet, da es die Ehre Großbritaniens für kompromittirt hielt, auf unverzügliche Genugthuung und Be- firafung der Portugiesen zu dringen, die Britische Unterthanen

874 beleidigt hgben,

Macht hingesendet worden, die sle, im Fall einer Weigerung, kräftig unterstüßen fkann.“‘-

beabsichtige.

Niederlande.

Aus dem_Haag, 25. Aprik. Durch eine in der heutigen Staats-Courant euthaltene Königliche Verfügung von 17ten d. M, sind hinslchtlich derjenigen Beamten, die in Folge der im Staats - Haushalte vorzunehmenden Einschränkungen aus dem

angeordnet worden; demnach werden diese Beamten, wenn sie ihren Dienst gehörig wahrgenommen, Pensionen und Wartegel- der beziehen, bis sie bei eintretenden Vakanzen wieder in den aftiven Dienst eintreten können.

Aus einem in der Staats-Courant erschienenen Berichte úber die von Antwerpener Blättern früher gemeldete Gefangen- nehmung von 4 Belgiern bei dem Dorfe Arendonk *) if zu er- sehen, daß dieselben zu einem Haufen, der das diefeitige Grund- gebiet überschritten hatte, gehörten und von unseren Dragonern bis über die Gränze verfolgt wurden. Zwei der Gefangenen wurden noch auf Nord-Brabantischem Boden gefaßt, die beiden anderen jedoch jenseits der Gränzlinie, auf der Straße na ch Arendonk (nit also in den Häusern, wie die Belgischen Blätter berichtet hatten ), wohin unsere Soldaten, ohne jedoch zu wissen, daß fie die Gränze tiberschritten hätten, ihnen gefolgt wa- ren. Bekanntlich führten darauf die Belgier die Schulzen der beiden diesseitigen DörferReusel und Bladel als Geiseln für die Gefangenez fort, Dies gab zu einem Briefwechsel zwischen den beiderseiti- gen Behörden Anlaß, in Folge dessen dic beiden auf Beslgischem Gebiete gefangenen Belgier gegen Freigebung jener beiden Schulzen wieder entlassen wurden; die beiden anderen Gefange- uen blieben jedoch in unseren Händen. Jn dem Dorfe Heeze, auf der Seite nach der Provinz Limburg, haben sich die Land- letite selbst bewaffnet, um si gegen Einfälle der Belgischen Plünderer sicher zu stellen, Dieses löbliche Beispiel verdient, wie unsere Zeitungen bemerken, Nähahmung.

In Folge der am 19ten d. wieder bei Antwerpen geschehe- nen Beschießung eines diesseitigen Posischiffes und auf die von Seiten des Generals Chassé geführte Beschwerde, hat der in der Stadt Antwerpen befehligende General Hardy de Beaulieu die Versicherung ertheilt, daß nur ein Mißverständniß der Anlaß zu jenem Vorfaile gewefen, und daß die Schuldigen zur Rechen- schaft gezogen werden sollen. Auf jenem Postschiffe ist übrigens Niemand verwundet worden. i Am 28sten d. findet hier eine General -: Versammlung aller Actionnaire der Niederländischen Handels - Maatschappy statt, in der man über die Auflösung dieser Gesellschast in ihrer gegen- wärtigen Gestalt sich berathen wird.

Po l e n.

Auszug aus einem Schreiben aus Siedlce vom (11.) 23. April.

Der General-Lieutenant Baron von Crenz hat am (4) 16teu, (5.) 17ten und (6.) 18. April das vom General Sie- rawsti befehligte Corps total geschlagen. Nachdem Lebterer bei Jozefow mit 14 Bataillonen Infanterie, 4 Regimentern Kaval- lerie und 10 Kanonen üver die Weichsel gegangen war, mar- schirte er auf Belzyce zu und fam bis zum Flecken Sterzesfo- wice. Der General Creuß zog sogleich bei Czerniow sein aus

6 Bataillonen Infanterie und 22 Esfadronen Kavallerie be- stehendes Detaschement zusammen und rückte vorwärts, Bei Sterzeskowice trafen die beiderseitigen Truppen auf einander; man {lng sich mit Hartnäckigkeit bis zum Abend, Der Feind verlor seine Stellung und zog si{ch auf Wronow ztt- rück. Den (5ten) 17ten, am frühen Morgen, ergriffen die Re- bellen die Offensive; es entspann sich ein hartnäiges Gefecht, das den ganzen Tag dauerte und slch durch die glänzendsten MWaffenthaten auszeichnete. Alle Truppe, und besonders die Brigade des Generals Murawjeff, die voni 6ten Corps detaschirt worden war, bedeckte sich mit Ruhm, indem sie den Feind mit dem Bajonet angriff und ihn auf allen Punften warf. Die überall zurftickgeschlagenen Polen zogen sih in größter Eile nach Opole. Da si der General Sierawski dergestalt von Fozefow abgeschuitten fand, und keine Hoffnung mehr vor si sah, die Weich- sel bei Kamien zu passiren, wo der Uebergang leicht ist, die ofene Gegend aber ihu einer gänzlichen Niederlage ausgeseßt haben würde, nahm er, in Erwartung einer Unterstübung von Seiten des General Pac, der sich nach Pulawh hin begeben sollte, seine Richtung auf Kazimierz , das den Vortheil eines durch Felsen coupirten Terrains und waldiger Thäler darbot ,“ deren Zugänge überdem noch durch zahlreiche Verhaue ers{chwert waren. Der General Creuß, der sehr spät in Opole angekommen war, ließ seine Truppen nur einige Stunden ausruhen. Die Avant- Garde verfolgte die breite Straße ; er selbst marschirte Rechts über Wilagi, um die Berbindung mit der neuen, auf dem rechten Weich- sel:Ufer erwarteten, Kolonne zu verhindern. Der General Graf Tolstoy erreichte bei Kartschmiszka die Arrier-Garde und drängte sie kráftig zuruück. Bei Amáäherung des Generals Creuß ver- suchte es der Feind noch einmal, nach Pulawy hin durcchzudrin- gen, und richtete seinen Angriff auf die Straße von Wilagi zu. Ju der Absicht, ihn aus Kazimierz zu locken, zogen unsere Trup- pen sich etwas zurück, während der General Dellingshauseu, ihre linke Flanfe tiberflligelnd, ihnen den Rückzug abschnitt. Dem General-Quartierneister Prittwiß gelang es, troß dem feindlichen Feuer und der Schwierigkeit des Terrains, eine Batterie zu er- richten, welche die feindliche Stellung beherrshte: unter ihrem Schuße nahm unsere Infanterie alle Anhöhen mit dem Bajo- nette. Von der andern Seite griff der General-Major Paschfow, an der Spive des reitenden Jäger - Regiments König von Würtemberg , ein feindliches Bataillon an, das in ei: nem waldigen Thale stand, sprengte es auseinauder, stürzte sih auf ein zweites und rieb es gänzlich auf. Inzwischen war es dem General Murawies gelungen, die Felsen zu erflimmen und die Stadt zu beseßen. Die Niederlage war nunmehr vollftändig; die Polen warfen ihre Waffen weg und

versuchten Über die Weichsel zu {wimmen; aber alle diejenigen

welche dieses Unternehmen wagten, famen in den Wellen um.

Bereits am Abend zuvor war die Artillerie und ein Theil der

Kavallerie eingeschifft ; zwei Kanoneu, die zurückgeblieben waren,

wurden in die Weichsel versenkt. Sämmtliche auf dem rechten

Ufer befindliche Truppen wurden entweder niedergemacht oder

zerstreuten sich in die Wälder. Vier höhere Offiziere, námlih

der Brigade - Commandeur Oberst-Lieutenant Krzesimowski, der

Regiments-Chef Major Sakowski, der Major Graf Wielhorski,

die Hoffnung seiner Partei, und der Major Kowicki, Chef

Diese peremtorische Forderung ist mit einer

Dek bekannte Kapellmeister Hunmel ist hier eingetroffen und hat angezeigt, daß er am 14ten Mai ein Konzert zu geben

Königl, Dienste entlassen werden, einige nähere Bestimmungen

des Lten Regiments der Sandomirshen Uhlanen, nebs Offizieren niedern Ranges und 2000 Gerneinen wurden gefangey 3 —4000 Gewehre und eine Menge Bagage wurden auf d Schlachtfelde gefunden ; Sierawsfi, der am Arme verwund war, fand erst in Golomb Gelegenheit, sich einzuschiffen. D Aussagen dèr Gefangenen zufolge, beträgt der feindliche Verlu ivenigsteus 6000 Mann; wir haben unsererseits nur 300 au Kampf, geseßte Tapfere zu beklagen. der glänzenden Tapferkeit der General - Majore Graf Tolsto Prinz Adam von Würtemberg, Paschkow und Murawjeff, di sich überall mit der größten Auszeihuung an der Spiye ihr Truppen zeigten und sie in Person zum Angriff ten, das ausgezeichuetste Lob. Dellingshausen , Anrep und Prittwiß waren überall voray und haben den General Baron Creuß nachdrücklich in dat Ausführung seiner trefflichen Anordnung fráftig unterstüg Die Truppen wetteiferten während dreitägiger unausgesebty Kampfe an Eifer, Tapferkeit und Ausdauer mit einander un) hatten 60 Werft zurückgelegt, indem sie sich faum Zeit nahme einige Nahrung zu genießen. Nach General Baron Creus sich an, die Abtheilung des Generals Va aufzusuchen, und war entschlossen, sie anzugreifen, wo er sie sin; den werde. Der General Gerstenzweig hat Befehl erhalten, ihy hierbei zu unterstüßen. Gestern, den 9. (21.) April, unternahy der in Sturziec stationirte General Manderstern eine Reko Nos: rung mit dem Lubenskischen Husaren-Regiment, 2Stücken Geschiz und 200 Kosaken. Er hob ein feindliches Piquet auf und marschirt nachdem er erfahren, daß sih das 5te Polnische Regiment Lanciers yy Kuflew jenseits der vor diesem Flecken sih befindenden Sandhj, gel aufgestellt hatte, gerade auf dasselbe los, griff es lebhaft an brachte es in Unordnung, tödtete ihm viele Menschen und mat te 6 Offiziere und 60 Soldaten zu Gefangenen. Ein Polnishy Regiment, das zur Unterstüßung der Lanciers herbeigeeilt wir konnte nichts unternehmen, weil es auf den Sandhügeln vot den Flüchtlingen zurügedrängt ward. Der General Mandersit kehrte gegen die Nacht mit seinen 66 Gefangenen zu seiner fri; heren Stellung zurü; die Verwundeten wurden auf dem Schla felde zurügelassen. Unter den Todten erkannte man 8 Offizier worunter 2 Dffiziere höhern Ranges, Von unserer Seite hu ben wir den Verlust des Lieutenants Kabiakoff vom KGeneralsiah zu beklagen, der im Anfange des Gefechtes mit einigen Kosaky sich zu weit vorgewagt hatte und mit 6 Mann seinen Tod fand, _So ebcn eingegangene Nachrichten aus dem Gouvernema Wilna melden, daß die Linien-Kosaken einen Trupp Insurgenten der sich in Oschmiana gebildet , zerstreut haben ; 300 Mann blit ben auf dem Playe und 150 wurden gefangen. Dergestalt wurde vou dieser Seite die Ruhe wieder völlig hergestellt.

Warschau, 26. April. Fn der Sibtung der Landboten: Kammer vom 21sten d. ersuchte der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Malachowski, nachdem er seinen (gester erwähnten) Vortrag beendigt hatte, den Landtags-Marschall, dem Staatsrath Grafen Wielopolsfki das Wort zu ertheilen. Dix ser Leßtere ließ sich hierauf, nach erhaltener Erlaubniß, folgender: maßen vernehmen: Es möge ihm hinsichtlich der Rede des Hrn, Krysinski erlaubt seyn, sich vor allen Dingen über die unparl: mentarische Art und Weise zu beshweren, in welcher derselbe seine Fragen gethan habe. Jn allen constitutionnellen Versamn- lungen pflegten selbst spezielle Fragen vorher angekündigt zu wer: den, damit derjenige, welcher sie zu beantworten habe, sich ers darauf vorbereiten könne. Die vou dem genanuten Redner auf; geworfenen Fragen aber beträfen die auswärtigen Beziehungen insgesammt; um so mehr Veranlassung wäre daher gewesen, den Minister zur gehörigen Zeit davon zu benachrichtigen und ihm Muße zu lassen, sich auf eine vollständige Antwort vorzubereiten; denn er glaube do, daß es sih hier nicht auf einen unvernu- theten Angriff gegen den Minister, sondern um eine gehorigt Aufklärung der Sachen handele. Er wolle indessen von Form, in der die Fragen gethan worden, jeßt absehen und die selben, in fo weit sie von dem Minister noch uicht erledigt seyen, zu beantworten suchen, hoffe aber, daß ihm die Kamme ihre Nachficht shenken werde, da seine Beredsamkeit und Fähig: keiten mit denen des Fragestellers sich nicht messen könnten. Nun habe er beiden Epochen der Diplomatie, sowohl derjenigen während der Diftatur, als derjenigen nach der Detronisations: Akte, angehört und könne daher der Kammer über beide Zeit: räume Aufklärungen geben. Auf die Frage, welche Justructio: nen die Poluischen Agenten während der Diftatur erhalten hät: ten, und die Behauptung, daß die Unterhandlungen aller Agenten den in Petersburg gepflogenen entsprechen mußten, fönue er nur entgegnen, daß die: Diplomatie in Rücksicht auf die anderen Euro: päischen Höfe zwar einen gleichen Stempel mit der in Peters burg beobachteten haben mußte, aber doch nicht ein und dieselbe seyn fonnte. Die den Agenten unter dem Diftator ertheilte Instruction habe ihnen vorgeschrieben, von dem Kaiser Nifolas die vollständigste Erfüllung der Traktaten zu begehren, so wit die uneingeschränkte Erlaubniß, sih der durch erstere zugesicherten Freiheiten zu bedienen; den anderen Höfen aber auf das ein: dringlichste vorzustellen, daß die Revolution national sey und nicht eher aufhören werde, bis ihr Genugthuung geworden wäre, Hiernach hätten sich die dem Londoner Hofe gemachten Aufflä: rungen gerichtet, und er habe demselben vorgestellt, in wie weit von dem Wiener Traktat abgewichen worden, auch hinzugefügt, daß man sich nicht an die Constitution gehalten und den Polen iu den Russischen Provinzen die ihnen zugesagten nationalen Institutionen uicht verliehen habe. Somit werde wohl die Muthmaßung verschwinden, als hätte er um Fürsprache bei der Gnade des Kaisers Nikolas gefleht und erklárt , die Polen be- flagten die Revolittion und sehen nur dazu verleitet worden , da er im Gegentheil den Aufstand als national und allgemein ge- billigt dargestellt, Er halte übrigens das Gesagte für hinrei: chend, um den Unterschied zwischen den Londoner und Peters:

tions - Afte aber sey eine Veränderung in den Unterhazudlungen vorgegangen, indem er mit Beziehung auf seine früheren Schritte erklärt habe, die Revolution hätte nun, nachdem die Polnische Regierung vergebens eine Ausgleihung auf der Basis der Con- ftitution und der Traktaten versucht und man durchaus eine Ergebung auf Gnade und Ungnade verlange, einen anderen Cha: rafter angenommen und werde nach völliger Unabhängigkeit der Nation streben, Hinsichtlich dex Jnstructionen in der zweiten Epoche müsse er folgende Erläuterungen geben - Der erste Jn- siructions- Entwurf sey, nah Austrag des Fürsten Czartorysfi, der damals der diplomatischen Abtheilung vorgestanden habe, von ihm angefertigt worden und hätte zwei Kategorieen enthalten: zuerst nämlich solle man Genugthuung in Gemäßheit dér Constitution und Traktaten fordern; dànn aber, wenn diese nicht gewährt und in Folge dessen der Thron für erledigt erklärt würde, eine Rück- kehr zu der alten Ordnung der Dinge als unwahrscheinlich dar-

*) Vergl, Ny. 115 der Staats - Zeitung.

stellen, Jm Buregu des Diktators habe diese Instruction die

Generál Creug erti i

A y Eo vou den Polnischen Agenten während und nach der Dik- Die General - Majore Butt Noten P è

diesem Siege schickte de}

\Miegangen seh,

burger Negociationen klar zu machen, Nach der Detronisa: |

derung erlitten, daf nux ‘die ersie Hälfte geblieben, die y "e aber wéggela}en worden sey. Bei seiner Abreise habe er och die weiteren Absichten der Regierung {on gekannt und aher, sobald ihm die Nachricht von der Detronisations - Afte r die öffentlichen Blätter zugegangen sey, in dem ersten Sinn | d Ker Fnstruction zu handeln begonnen. Auf die Bemerkung des Krysinsfi, daß nach. dieser Afte die Personen, denen das teresse Polens - anvertraut worden, hätten verändert werden hüfsen, gab der Redner dieselbe Antwort, welche (wie gestern

wähnt) der

heilt hatte. Sodann erwiderte er auf die Frage, was für

¡tür an die auswártigen Höfe gerichtet worden, daß sich die Unter- andlungen in der ersten Periode nicht auf das Verlangen einer völli- ‘nUnabhämgigkeit der Nation gestüßt hätten, weil von den Kammern mals noch nichts der Art beschlossen gewesen ; auch sehen die Agenten ur als Polnische Reisende angesehen worden, die den wahren ustand der Dinge berichteten, nicht aber als Personen von di- ‘lomatishem Charakter, welches leßtere die Verhältnisse nicht ge- tatteten; daher hätten auch feine Noten, sondern nur -diploma- ische Schreiben an die Höfe gerichtet werden fönnen. Ein an das Londoner Kabinet erlassenes Schreiben dieser Art seh später on den Journalen in Englischer Sprache mitgetheilt worden nd habe großen Eindruck auf das Publikum gemacht. Sobald ihm jedoch die erste Depesche über die Detronisations - Akte zu- was ziemlich \pät der Fall gewesen, habe x unverzüglich eine spezielle Denkschrift überreicht, welche eine Aufklärung tiber die Polnischen Interessen enthalten und zu eigen gesucht hätte, in wie fern die Wiederherstellung Polens im Interesse von Europa liege ; in einer anderen Note habe er alle auf die Basis dieser Denkschrift gestüßte Forderungen der National-Regierung hinzugefügt ; aber weder die Denkschrift, noch die Note könnten hier mitgetheilt werden, da sie sh, wie der Minister \chon gesagt habe, auf noch im Gange befind- liche Negociationen bezögen und dem Gegner durch Be- fanntmachung derselben ein Mittel an die Hand gegeben wurde, deren Wirksamkeit zu beeinträchtigen. Als er die Nach: richt von der Schlacht bei Grochow erhalten, habe er eine zweite, sein erstes Verlangen unterstüßende Note eingereicht, aber auch diese könne er nicht mittheilen. Ferner habe der Redner ge- fragt, ob nicht noch irgend eine Nebenkorrespondenz vorhanden seh; er kenne jedoch feine andere, als die amtliche mit dem Mi- nister der auswärtigen Angelegenheiten. Anfangs zwar habe er mit dem Fürsten Czartorysfi korrespoudirt, so lange dieser námlich als Mitglied des National-Conseils die diplomatische Abtheilung desselben leitete, Was die in England gepflogene Negociation l hetrefffe, so habe der Redner hier einen Artikel aus dem Engli- hen Courier citirt, aus dem er folgere, daß der Polnische Agent in London unvollständige Aufklärungen gegeben ; doch sey nur eine aus dem Zusammenhange gerissene Stelle dieses Artikels yon jenem angeführt worden. Uebrigens sey es zwar in einer legislativen Kammer unpassend, sih mit Journal-Artikeln zu be- fassen, da jedoch der Englische Courier wirklih ein halb offizielles Blatt sey, so wolle- er sich die Freiheit nehmen, diesen Artikel n- herzuuntersuchen ; derselbe wäre furz nach dem öffentlichen Schmause, denman den Repräsentanten der Polnischen Nation gegeben, geschrie- ben worden ; und zwar einige Tage nachher, als sich das Gerücht von der Einnahme Warschau's verbreitet hatte; es heiße darin unter An- derem: „Es is uns angenehm, dem Publikum versichern zu fön- nn, daß das Gerücht von der Einnahme Warschau?s ungegrüm- wis; die Stadt vertheidigt sich, und es ist zu erwarten, daß sie sich bis aufs Aeußerste wehren und eher das Beispiel eines | ¡weiten Moskau geben, als sich dem Feinde unterwerfen wird. Dies zeigt, daß der Zustand der Dinge so ist, wie ihn Herr Pielopolsfi in seiner bei dem Schmaus gehaltenen Rede dar- gestellt hat, wo derselbe erflärte, daß die Polnische Revolution national sey; wenn sle dies niht wäre, so könnte man eine so | ausdanernde Vertheidigung nicht’ begreifen.“/ Zuleßt fordere der ' Redacteur das Ministerium auf, einen Agenten nah Polen zu | chickden, damit dieser die Regierung von der wahren Lage der | Dinge benachrichtigen fönue; denn sie möchte vielleicht die von ' dem Polnischen Agenten erhalteuen Nachrichten nicht für hinrei- Ï hend halten. Hieraus nun gehe doch hervor, daß der Polnische \ Agent in London nicht nur den Ministern , soudern auch dem | Publikum genügendèé Aufschlüsse ertheilt habe, der erwähnte Artikel | aber zeige, daß jenes Journal den Polen freundschaftlich gesinnt | seh, indem er mit einer Aufforderung an die Regierung schließe, | dieselben Maaßregeln hinsichtlih Polens zu ergreifen, deren fe sich früher in Bezug auf Fraukreich und Belgien bedient | hätte, Er habe nun noch eine Antwort auf die Frage zu er- | theilen, was man für schriftlihe Erklärungen von den Höfen -er- halten; und diese beschränke sich darauf, daß man von Regie- rungen, die Polen nicht anerkannt hätten, feine amtliche Mit- | theilungen empfangen föune; wenn er der Kammer anzeigen | fónnte, daß Polen von dem Londoner Kabinet anerkannt wor- | den, dann wäre die Frage am rechten Ort, jeßt aber seh sle vor- zeitig. Hiermit schließe er, nachdem er, wenn sein Gedächtniß | ihn nicht trüge, ziemli alle Fragen beantwortet habe. Nach Beendigung dieser Rede erhob sih der Deputirte Krhsins ki. | (Ueber die weiteren Verhandlungen behalten wir uns eine Mit-

| theilung vor.)

Die Staats-Zeitung spriht von aus dem Hrubieszo- | wer Bezirke eingegangenen Briefen, wonach man dort die Nach- richt von einer abermaligen Niederlage des Generals Rüdiger bei Lk (Kreisstadt in Wolhynien am Sthr) durch den General Dwernicki vnd die Wolhynischen Jnsurgenten unter Anführung | eines gewissen Czaéki erhalten haben wollte. Daß, meint das gedachte Blatt, über die Vortheile des Generals Dweruicki noch Ÿ feine amtliche Nachricht eingegangen, liege daran, daß durch | die Niederlage des Generals Sierawski bei Wronow und Kazi- mierz, so wie durch-den Aufbruch des Dawidoffschen Corps nach dem Bug, die Communication auf dem rechten Weichsel - Ufer erschwert worden sey. z Dasselbe Blatt enthält auch Folgendes: „„Aus dem Au- | gustowschen sind wieder günstige Nachrichten eingegangen, Der ajor Puszet hat bereits 3 Distrikte befreit und gegen 4800 Mann zusammengebracht. Den Garden, welche am 12ten dieses Mo- nats ‘von Lomza nah Litthauen aufbrachen, zieht Gabriel Oginski mit einem Aufgebot von 15,000 Mann entgegen. Rulian Niemcewicz ist aus Krakau zurückgekehrt und hat vor- gestern {on in einer Sigung der hiesigen gelehrten Gesellschaft prásidirt, in welcher der Generalissimus einstimmig zum Mitgliede dieser Gesellschast gewählt wurde; außerdem wählte man auch noch folgende Mitglieder: den Minister der Justiz, Vincenz Nie- mojowski, den Dichter Mickiewicz, den Grafen Bruno Kicinsfi und ‘die Herren Delavigne, Bignon und Brougham. Ein vorgestern hier angekommener Französischer Oberst. ist ins Polni-

| sehr

nen befindén fl6 Z Türken, welche bei Anapa in Rusfische Ge: fangenschaft gerathen sind,“

Russen Lomza verschanzen , und daß: der Großfúrst Michael wie-

Vorgestern musterte der General-Gouverneur der Hauptstadt das 2te Regiment der Warschauer National-Garde. Briefe aus Brody melden, daß der General Dwernicki in Druzkopol (einem Städtchen an der Galizischen Gränze) mit eiaem Corps von Graf Malachowski in Beziehung auf diesen Punkt | 12,000 Mann eingerückt sey.“

unserem Lande äußernden Cholera ‘Morbus hat das Central: Gesundheits: Comité ein Gutachten befannt gemacht, welches uns überzeugt, daß diese Krankheit bei weitem nicht so gefährlich ist, als man sich dieselbe in der That vorstellt. mindert slch immer mehr mit der Entfernung vom Orte ihres Ursprungs. Andererseits hat anch die Regierung alle Anstalten getroffen, um dem Umsichgreifen dieser Epidemie zu steueru. Vor Allem aber können Diáätsmittel ihren Einfluß hemi1nen. Das Comité empfiehlt daher die größte Reinlichkeit, sowohl der Wohnung, als des Körpers. Speisen, als Sauerkraut, Gurken und Käse, nicht ausgebackenes Brod und jede Sáure werden untersagt. man sich vor Verdruß, Zorn und anderen heftigen Gemtithsbe-

875

Die Warschauer Zeitung meldet: „Es heißt, daß die

er einén Theil der Garden über den Niemen geschickt hat.

Die Polnische Zeitung sagt: „Hinsichtlich der sich in

úJhre Kraft ver-

Fette, der Fäulniß unterworfene Vorzüglich aber soll

wegungen hüten.“

Nach Privatbriefen aus Warschau vom 26. April hatte man daselbst bestimmte Nachricht erhalten, daß am selbigen Tage die Feindseligkeiten zwischen den beiden Haupt - Armeen wieder begonnen hatten. Das Polnische Hauptquartier, welches si am 25sten in Jakubow befand, soll am folgenden Tage in Minsk gewesen seyn.

Deutschland.

Hannover, 26. April. Am lévten Sonnabend wurde das Geburtsfest unseres geliebten Königs und Landesvaters hier fest- lih begangen. Während die hier in Garnison liegenden und aus der Umgegend eingetroffenen Königlichen Truppen aller Waffengattungen paradirten , erfolgte eine Salve aus dem gro- ben Geschüße und wurde von allen Thürmen mit den Glocken geléutet, Se, Königliche Hoheit der Vice- König geruhten in Jhrem Palais in einer sehr zahlrrichen Cour die Glückwünsche zu der frohen Veranlassung des gefeierten Tages entgegen zuu nehmen. Abends war Cercle, Ball und Souper im Königlichen Schlosse zu Herrenhausen. i Se. Hochfürstl. Durchl. der Herzog Wilhelm von Braun- {weig waren am 23sten d. hier eingetroffen und sind Tages darauf nach Jhrer Residenz zurückgekehrt.

Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der General - Lieutenant von Hinüber das Kommando des 10ten Bundes - Armee - Corps übernehme, wenn selbiges zusammenge- zogen werden wird.

Die über den Stand der Bevölkerung im Königreiche vom Fahre 1830 aufgenommenen Listen ergeben das nachsiehende Resultat: lebendig geboren sind 51342; gestorben 39028, und sind daher mehr geboren 12314; fonfirmirt sind 32515 Kinder, und 12200 Ehepaare sind kfopulirt. Unter der gan der Gestor- benen befinden sich 126 Personen, welche ein Alter von 91 bis 100 Jahren und darüber erlebten, und 790 Jndividuen, welche auf eine gewaltsame Weise, theils freiwillig, theils in Folge eines unglücklichen Zufalls, ihr Leben verloren haben. Oldenburg, 24. April. Fn verflossener Nacht verließ uns unser verehrter Großherzog, um über Hannover nah Wien zu reisen, wo dessen Vermählung mit der Prinzessin Cäcilie, Tochter des vormaligen Königs von Schweden, im Laufe des nächsten Monats statthaben wird; gegen Ende des Mai?s hofft man Se, Königl. Hoheit, von seiner jungen Gemahlin begleitet, in Olden- burg wiederzuseheu, j a 109 Stuttgart, 19. April. Se. Königliche Majestät haben heute dem Königl. Französischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minisier, Vicomte de Fontenah, zu Ueberrei- chung seines neucn Beglaubigungsschreibens Audienz zu erthei- len geruht. : :

Frankfurt a. M., 24. April. Während der leßten Woche variirten die Course der Oesterreichischen Haupt-Effektensor=- ten um mehrere Procente. Das Endergebniß war den Spekulanten aufs Fallen günstig. Es wichen nämlich im Ganzen dîe 5proc. Me- talliq. von 852 auf 837, die 4proc. von 747 auf 734, Actien von 1247 auf 1231, Partial von 1174 auf 1157, und so im Verhältniß auch die übrigen Oesterreichischen Fonds. Die 5proc. Metalliq. er- litten den bedeutendsten Fall, was jeinen Grund in den starken Ver- fäufen hatte, welche von mehreren angesehenen Häusern für Rech- nung der Wiener Banquiers, die das lehte Anlehn von 36 Millionen übernommen haben, bewirkt wurden und nach dem Wort - Fnhalt der Aufträge zur unlimitirten Cours - Notirung stattfinden konnten. So fam es, daf gleich am ersten Börsentag der Woche elei alle Oesterreichishe Fonds von Seiten der Haupt - Geschäftsleute Und da Úberdem auch von Paris pr. Efiafette so verloren die kleineren Spekulanten aufs Steigen allen Muth, Papiere zu Übernchmen. Am 19. April folgte ein weiteres und zwar besser motivirtes Sinken. Handels- Staffetten von Wien brachten von dort niedrigere Course, was Er- ftaußen erregte, da man das Entgegengeseßte mit Recht erwartet hatte, indem man bei Abgang der Nachricht zu Wien von dem an- schnlichen Aufschwung der Notirungen unterrichtet seyn mußte, der zu Paris und darauf hin auch hier eingetreten war. Das Fallen der Course zu Wien soll übrigens theils durch starke Verkäufe 5proc. Metalliq. von Seiten der dortigen ersten Banquiershäuser - theils von dem einigermaßen fühlbarcen Geldmangel veranlaßt „worden seyn. Gleichzeitig mit dieset? ungünstigen Berichten liefen weitere ansehnliche Kommissionen zum Abgeben von 4proc. Metallig. und Bank-Actien von Wien hier ein, welche denn freilich nurzzu weichenden Coursen befolgt werden konnten. Auf Lieferung war wcnig anzU- bringen, da unsere ersten Häuser durchaus keine Kauflust zeigen. Was verkauft wurde, geschah in kleinen Partieen pr. compt. an die Baissiers, welche noch Versprechungen zu decken hatten. Wns die weichende Tendenz noch verstärkte, war die von Paris kommende Rachricht von- neuen Unruhe- Scenen in den Straßen und darauf erfolgtem Fall der Rente. Am 20. April bemerkte man ers, daß sih die Fonds in den Preisen, wie Tages zuvor, bchaupteten; bald aber fanden wiedex starke Verkäufe sür Wiener Rechnung statt, hauptsächlich in Z5procentigen Metalliques umd Bank = Actten, wodurch erstere um 27 Procent , leßtere um 10 12 Fl. wichen. Gegen Mitte der Börse gewahrte man inzwischen cin plößliches Ge- such nach den genannten Effekten-Sorten, und sie {lossen am Ende um 1 pCt.-besser, als der erste Cours gewesen war. Man vermu- thete gleich, daß steigende Rente-Nottirungen per Courier Den Mrs da seyn müßten, was fich auch am folgenden Tage (21. April) er währte, indem man erfuhr, daß die Rente plößlich wieder A 25 bis 3 pCt. in die Hdhe gegangen war. Unsere Bödrsenmänner assen sich jedoch dermalen nicht #0 entschieden, wie früher, von den 4 riser Schwankungen die jeßt mehr in Lofal-Ursachen, als Bli er Politik, ihren Grund haben leiten und haben vielmehr ihre B ice nach Wien gerichtet, woselbst si die Course gar nicht bessern wol-

ausgeboten wurden. niedere Rente-Notirung kam,

der Uebernahme der neuen Franzk von 130 Millióne in 5proe. Rente zu 84, werde iets günstigen Eindru

machen. _

Inland.

Berlin, 30. April. Ein Schreiben aus ln vom 25ften d. meldet : Unlängst wurde in der Budengasse ein unterirdischer Kanal entdet, dessen Aufgrabung seitdem ce N worden ist, weil sich die städtische Behörde von der Wiederherstellung dessel- ben mit Recht sehr ersprießliche Folgen Behufs des Abflusses der Unreinigkeiten verspricht. Mit dem Wegräumen des darin be- findlichen Schuttes ist man jeßt bis in die Nähe der Hochstraße vorgerüt, wo sich jedo, tros der von den Pionniers vorgenom: menen Nachgrabungen, die Spuren verloren haben. Vielleicht ist bei dem Bau eines dort befindlichen großen Ectfhauses dex Kanal zerstört und mit Kies vershüttet worden. Abwärts nach dem Rheine zu finden sich dann wieder Spuren des Kanals. Der Kanal selbst ift außer der Werkstein- Umfassung noch mit einem Mauergusse umgeben und trägt unverkennbare Spuren Römischer Bauart an sich. Nach dem Urtheile von Mánnern, die mit der Topographie Kölns wohl bekannt sind, dürften sich wohl noch an mehreren Orten ähnliche Kanale finden, deren Wiederherstellung aus dem oben angeführten Grunde sehr wün- \{enswerth ist. Am 30. März hat die seit zwei Jahren aus städtischen Mitteln begründete höhere Bürgerschule hierselbst eine öffentlihe Prúfung gehalten, welhe vom Publikum zahlreich be- suht war und ein erfreuliches Resultat der Leistungen die- ser Anstalt abgegeben hat. Die Zahl der Schüler beläuft sich jeßt auf 113, sie wird aber bei dem längst gefühlten Bedürfnisse einer solhen Anstalt unstreitig sehr bald zunehmen.

Verzeichniß der Vorlesungen bei der Königlichen medizini#sch- chirurgischen Militair- Afademie im Sommers Halben-Jahre vom Anfang Mai bis Ende September 1831.

I. Professores ordinarii. i

S. F. Hermbsiädt, PDr., Dekanus, wird Mittwochs und Sonnabends von 5—T7 Uhr die Lehre von den offizinellen Salzen nach der Pharmacopoea Borussica. im Laboratorium seiner Woh- nung, theoretisch und praktisch lehren. Privatim wird er Mon- tags, Dienstags, Mittwochs - Doggerfage und Freitags von 3—4 Uhr die Pharmacie und pharmaceutische Chemie oder die Lehre von der Kenntniß und Zubereitung der chemischen Arzneimittel, durch Experimente erläutert, und Montags, Dienstags - Mittwochs und - Sonnabends Nachmittags von 4—5 Uhr die Erxperimental- Physik vortragen. Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von t N wi er ein theoretisch - praktishes Examen über Chemie und Pharmacie halten. L 8

È F. v. Gräfe, Dr., trägt vor: dffentlich die dynamischen Knochenkrankheiten, Montags und Diensiags von 9—10 Uhr. Pri- vatim: 1) Chirurgie, Montags, Dienstags, Donnerstags und Frei- tags von 3—4 Uhr; 2) Klinik der Chirurgie und Augenheilkunde im Königl. chirurgisch- klinischen Fnstitute, täglich von 2— 3 Uhr. E. Horn, Pr. wird Mittwochs und Sonnabends von 8—9 Uhr seine dffentl ichen Vorträge Über die wichtigsten Lehren der praktischen Kriegs - Arzneikunde fortschen und privatim Mon- tags/ Dienstags , Donnerstags und Freitags von 8 —9 Uhr die spe- zielle: Pathologie der hißigen und chronischen Krankheiten nach eige- nen Heften vortragen. ; i F. Hufeland, Vr., wird dffentlih Mittwochs und Sonng=-

Dienstags, Donnerstags und Freitags von 10—-11, und Therapie täglich von 1—2 Uhr. i A 4

C. A. F. Kluge, Dr., wird 1) dffentlich über Knochenbrü- che und Verrenkungen des Montags und Qienbane Vormittags voir 11—12 Uhr, 2) privatim a) über den chirurgischen Verband des Mittwochs und Sonnabends Vormittags von 10— 12 Uhr, h) Über die chirurgischen Operationen des Montags, Diensiags, Donnerstags und Freitags Morgens von 6—8 Uhr, c) Über theoretische und praktische Geburtskunde des Mittwochs und Sonnabends Nachmit- tags von 3— 5 Uhr Lehrvorträge halten und d) über die syphili- tischen Krankheiten des Mittwochs und Sonnabends von 3—10 Uhr Morgens im Charité - Krankenhause klinischen Unterricht er- theilen. Die zur chirurgischen Operationslehre gehörenden Unter- weisungen und Uebungen an Leichnamen werden sechsmal wöchent- lich während der Abendstunden von 6—8 Uhr und die mit den ge- burtshülflichen Vorlesungen verbundenen klinischen Uebungen des Mittwochs und Sonnabends von 5—6 Uhr im Charité - Kranken- hause besonders statthaben. ) C. Knape, Dr. wird Donnerstags und Freitags Vormittags von 10—11 Uhr die Osteologie dffentlich vortragen Privatim wird er die medizinische Polizei - Wissenschaft in noch zu bestimmen- den Stunden, die Osteologie Montags, Dienstags und Donnerstags von 12—1 Uhr und das Formulare Montags, Dienstags und Don- nerstags von 11—12 Uhr lehren. i “s dad L. E. v. Kbnen, VDr., wird dffentlich Montags und Dien# stags von 10—11 Uhr Yateria medica nah C. W. Hufeland's Von-“ #4 spectus Materiae medicae vortragen.

H. F. Link, Dr., wird öffentlich Sonnabends von 12—1 Uhr die Lehre von den Giften abhandeln. Privatim wird er von 7—8 Uhr Morgens sechsmal in der Woche die Kräuterkunde lehren, auch Sonnabends Nachmittags botanische Exkursionen anstellen; ferner Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 8—9 Uhr und Sonnabends von 6—7 Uhr Morgens die Naturgeschichte vortragen. E. Osann, Dr., wird privatim die îlateria medica nach C. W. Hufeland's Conspeectus Materiae medize sechsmal wöchentlich, von 5—6 Uhr und dôffentlich zweimal wdchentlih, Mittwochs und Sonnabends von 9—10 Uhr, die Rettungsmitlel bei pldßlichen Le- bensgefahren vortragen. i / C-/ A. Rudolphi, Dr., lie 1) dffentlich Mittwochs und Sonnabends von 8—9 Uhr die Encylopädie und Methodologie der Medizin; 2) privatim a) von 9—10 Uhr täglich die Physiologie ; b) Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 8—9 Uhr die vergleichende Anatomie. d

F. N. Ruf, Ve., wird 1) die klinischen Uebungen am Kranken= Bette über die geiaumtte Chîrurgie täglich von 10— 113 Uhr im Königl. chirurgischen Klinikum des Charité-Krankenhauses leiten und 2) über Chirurgie Mittwochs und Sonnabends von 6—s8 Uhr lesen.

C. D. Turte, PDr., wird Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 5—7 Uhr Nachmittags Experimental - Chemie, Mittwochs und Sonnabends von 6—8 Uhr Morgens Experimental= Pharmacie, Mittwochs und Freitags von 9—11 Uhr die Grundzüge der Physik und Chemie, als Einleitung in die medizinisch - chirukgi- schen Studien, vortragen, auch Dienstags und Donnerstags von 9 bis 11 Uhr privatim über Expcrimental- Physik Vorträge halten und seine d ffentlichen Vorlesungen in noch zu bestimmenden Stunden fortseßen.

F. Wolf, Pr, wird Donnerstags und Freitags von 11—12 Uhr Einleitung in das Studium der Philosophie dffentlich vortragen.

[. Professores extraordinarii. J

G. W. Eck, Dr., wird privatim von 2—3 Uhr Montags, Dieibaos, Donnerstags und Freitags die allgemeine Pathologie und dffentli ch Mittwochs und Sonnabends in denselben Stunden die allgemeine Therapie vortra

len. An den beiden leßten Tagen der Woche (22. und 23. April)

\che Hauptquartier abgegangen, um in den Reihen unserer Trup- pen & fechten, Unter den ‘eingebrachten Russischen Gefange-

waren die Effekten etwas angenehm; man hofft, die Nachricht yon

en. G. C. Reich, Dr, ied die Geschichte der Medizin vortragen, Privatim lehrt ex Pathologie und Therapia N

bens von 9 10 Uhr Pathologie vortragen; privatim Semivotik- A H

N E E

R B:

UEEM E:

Ls

H R C R Q E A T Eut Pn

L e

7 H Tf T GE e E C A B A A E R E 4 ls at 2E I Af Ta P i ch - -

e