1831 / 129 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Berlust an Gefallenen besteht in 8 Oberoffizieren und 257 Mann Soldaten, an Verwundeten in 4 Stabsoffizieren, 13 Ober- offizieren und 610 Soldaten. Der Verlust der Rebellen kann, bei ihrer hartnäcckigen Vertheidigung und den wiederholten An- griffen auf die Brückenbefestigung, außer den Gefangenen, 2000 bis 3000 Mann Getödteter und Verwundeter betragen.

Jn dem genannten Blatte lief?t man ferner nachstehen- den Bericht des General-Lieutenants Baron Creuz an den Ober- Befehlshaber der aftiven Armee vom 7. (19.) April :‘/

„„Unter dem áten (16ten) d, M. hatte ih die Ehre, Ewr. Erlaucht zu berichten, daß das mir anvertraute Detaschement aus dem Flecken Czernejew nach dem Flecken Belzyce dem Ne- belleu-Corps, unter dem Befehle des Generals Sierawski, entge- genmarschire, das die Weichsel passirt war, um mich anzugreifen und sih darauf mit dem General Dwernicfi zu vereinigen. Fn dem Dorfe Strzeskowice angelangt, erfuhr ih, daß Gene- ral Sierawsfi mit allen Stceitkraften heranziehe, um mich zu überfallen. Fch suchte eine vortheilhafte Stellung zu gewinnen und hatte faum so viel Zeit gehabt, sie zu beseben, als der Feind mit úberlegener Macht meine bei dem Kirchdorfe Babiu aufge- stellte Avant-Garde angriff. Sobald ih dies erfuhr, befahl ich, daß dieselbe slch der Haupt-Position nähern und den Gegner auf sie ziehen möge. Während dieser Rückbewegung hat der Capi- tain Bunack, der mit der zusammengezogenen Compaguie des Nesswishishen Karabinier - Regiments zu den Scharfschüßen ge- hörte, fünf heftige Kavallerie-Choks ausgehalten, mit exemplari- scher Kaltblütigkeit und Standhaftigkeit zurückgeschlagen und die Gegner in der nächsten Schußweite niedergesireckt. So wie nur die Avant - Garde in die erste Schlachtlinie eingetreten war, begannen unsere Batterieen auf die aus den Defileen rückenden Kolonnen zu wirken und brachten durch ihr Feuer den Feind in Verwirrung, Da befahl ih der ersten Linie, die Defensive mit der Offensive zu vertauschen und die Spiben der feindlichen Ko- lonnen anzugreifen. Der General-Major Graf Tolstoi rückte mit einer Division des Kasanschen Dragoner - Regimentes, dem reitenden Jäger-Regiment des Königs von Würtemberg tmnd dem Choperschen Kosaken - Regiment zum Angriff auf die linke feind- liche Flanke, während ich zu gleicher Zeit zwei Bataillone Jn- fanterie mit 4 Kanonen der leichten Compagnie Nr. 2. der Gre- nadier-Brigade des 6ten Corps beorderte, das Dorf Radowczyn anzugreifen und Alles aufzubieten, um die Brücke bei dem Dorfe Babin zu besezen. Der Feind hielt sich auf diesem Punkt mit der größten Hartnäckigkeit, wurde aber durch das heftige Feuer unserer Artillerie geworfen und sah sih genöthigt, die Spiben seiner Kolonnen über die Brücke nah dem Kirchdorfe Babin zurückzuziehen. Da die Nacht bereits einbrach und meine Trup- pen noch nicht alle angelangt waren, so hörten hiermit die Opera- tionen für diesen Tag auf. "In der Nacht ‘erhielt ich die Kunde, daß der General Sierawskfi, in der Absicht, mit seinen sämmtlichen Streitkräften den Kampf zu beginnen, seine Trup- pen, nicht weit davon, in Position stelle. Um diese zu entdeckenu, trug ih dem General-Major Baron Dellingshausen auf, mit Tagesanbruch eine verstärkte Rekognoscirung vorzunehmen und die bei dem Flecken Belzyce aufgestellte feindliche Avant-Garde

zur werfen. Zu gleicher Zeit traf ih alle nöthige Anstalten zu einem entscheidenden Angriff auf den Feind. Bei Ausführung jener Rekognoscirung wurden die feindlichen vorderen Truppen, mit großem Verlust für sie, völlig geworfen. Die ste Division des Kasanschen Dragoner-:Regiments unter Anführung des tapferen Majors Obninski hieb sich m ein Bataillon des 16ten Linien- Fnfauterice-Regiments cin, das bei dieser Gelegenheit eine Menge Getödteter auf dem Plate zurückließ und an Gefangenen 2 Of- fiziere und gegen 100 Gemeine verlor. Unterdessen zogen sich meine Kolonnen auf die feindliche Position bei dem Dorfe SBronow, Das Corps des Generals Sierawski bestand aus vem 10ten, 1l1ten, 15ten und 16ten Linien - Regimente ( beide leßtere sind neu formirt ), dem {ten Bataillon des oten Linien: Regiments und zwei Bataillonen Waldschüteu, ia Allem aus 11 Bataillonen, ferner aus dem 2ten Kalischer und 2ten Sandomirschen Uhlanen - Regimente und den FKräku- sen-Regimentern: Poniatowski und der freie weiße Adler. Diese Truppen , deren Anzahl sich nach der Aussage der gefangenen Offiziere, auf 10,000 Mann belief, führten 9 Kanonen mit sich. Die Rebellen hatten die Hauptbatterie auf den großen Heerweg gerichtet und standen in drei Linien. Da ich einsah, daß der Schlüssel der Position eine Anhöhe auf der feindlicben linfen Flanke war, so trug ih dem General-Major Baron Del- lingshausen auf, sie zu besezen und auf selbiger die reiteude Batterie- Compagnie Nr. 27 aufzustellen, um den Feind in die Flanke zu nehmen. Dieser Befehl wurde mit vollfkommenem Erfolge und dek größten Schnelligkeit ausgeführt, Das Kasansche Dragoner-Regiment sprengte die Höhe hinan, die erste Divifion saß flugs ab, besezte den Wald auf der rechten Flanke derselben, warf zu wiedèrholten Malen die feindlichen Schügen, die ihn auch nehmen wollten, und da unterdessen das Nefswishische Kas rabinier - Bataillon zur Verstärkung der Dragoner herbeigeecilt war, \o faßten wir in jener Position festen Fn. Während der Zeit wurde im Centrum higig gefochten. Die Rebellen ver- theibigten aufs hartnäckigste das Dorf Wronow; ich befahl da- her dem General : Major Murawjew, den Angriff zu verstärken, und er führte den Auftrag mit vorzüglicher Entschlossenheit aus, indez;! er aus den Defileen das 2te Bataillon des Nesswishischen Karabinn?- Regimentes und das. Luzkische Grenadier-Regimeut herausführie, unter deren Bedeckung 8 Kanonen der leiten Tompaguie Nr. 2? der Grenadier-Brigade aus die Pofition hin- ausfuhren und ein heftiges Feuer eröffneten. Das Sa- mogitische Grenadier-Regiment stellte sich in Echelon linfs in der Reserve. Jn dieser Stellung {lug das

fich über zwei Stunden, wobei besondecs der Oberst-Lieutenant MBolodfowitsh an der Spiye des Luzkischen Grenadier-Regimen- tes dieses seinem Befehle anvertraute Regiment n artsgezeic)s-

neter Ordnung und mit beispiellofer Kühnheit zun Angriff auf | Diese leßteren erlitten |

die starïen Kolonnen der Gegner fuhrte, t einen empfindlichen Schaden vou unferen Kanonen, die mit vor- zügtichem Erfolge wirkten. Der General-Major Murawiew führte in Person das Samogitische Grenadier-Regiment mit Trommel: {lag und Hurrah zum Bajonet - Gefecht. Die Attake wurde von der ganzen Linie unterstüßt ; bald schlugen die Schüßen des Nesswishischen Karabinier- Regimentes mit den Bajonetten die Rebellen aus dem Kirchdorfe Wronow hinaus, Vachdem der Feind etwc.s gewichen war, zog er die Mehrzahl seiner Streit- fráfte auf seiner rechten Flanke zusanimen und attakirte das Sa- mogitische Regiment mit der Jyfanterie, unsere linke Flanfe aber mit seiner ganzen Kavallerie. Jn diesem eùtscheidenden Moment bewegte ih die Reserve, welche aus den Regimentern der Dra- goner von Twer und des Herzogs Alexander von Würtemberg, unter dem Kommando des Prinzen Adam von Würtemberg, be- stand, vorwärts und hemmte den heftigen Andrang der Gegner. Der Prinz Adam von Würtemberg führte diefe Bewegung mit

Centrum |

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Unterdessen fügte die reitende Batterie-Compagnie auf der rech- ten Flanke dem Feinde außerordentlichen Schaden zu, indem sie fast unaufhörlich mit Kartätschen auf. ihn feuerte. Um der Sache einen Ausschlag zn geben, beauftragte ih den General - Major Baron Dellingshausen, auf der rechten Flanke eine große Ka- vallerie-Attake vorzunehmen, Der General-Major Graf Tol: stoi machte mit einer Division des Kasanschen Dragoner - Negi- mentes und des reitenden Jäger-Regimentes Sr. Majestät des Königs von Würtemberg den Angriff und warf Alles, was auf seinem Wege war; auch wurde diese Attafe von dem General- Major Anrep mit Grefows uud Chopers Kosaken - Regimentern unterstüßt und fortgesest, Da der Feind besorgte, durch dieses Manover von der Opoleschen Straße abgeschnitten zu werden, so begann er, eilfertig zu weihen, und beseßte den Wald vor Opole mit der Infanterie, unter deren Schus er seinen Rück: zug fortseßzte. Dadurch, daß er alle Brücken theils abbrach, theils vernichtete, wurden wir etwas in seiner Verfolgung auf- gehalten, seßten sie aber denno bis 11 Uhr vor Mitternacht bis zum Flecken Opole fort. Da Sierawski sand, daß es ihm, wenn ih ihn im Gesichte behielt, nicht gelingen werde, über die Weichsel bei dem Dorfe Kamien zurück zu gelangen , dessen Lage ziemlich offen ist, und wo meine überlegene Kavallerie ihn völlig zu Grunde richten fonnte, so beschloß er, sich "rasch nach Kazimierz zu wenden, indem dort die Felsen und die durch- \chuittene und waldige Gegend ihm Hoffnung darboten, mit der überlegenen Anzahl seiner Jufanterie die Streitkräfte des mir anvertrauten Detaschements aufzuhalten und zu werfen, weshalb er auf allen Wegen uud Stegen Verhacïke machte, Juden er darauf rechuete, mich durch leine Truppen-Abtheiltmgen zu be- schäftigen und am Vordringen zu hindern, wollte er indessen durch eine rasche Bewegung der Uedvrigen nach WBobrowniki hin si mit dem General Pac vereinigeu, der, wie es hieß, daselbst über den Wieprz gehen und seine Richtimg nach Lublin nehmen sollte. Bon dieser Absicht Sierawski?s benachrichtigt, beorderte ich, nach kurzer nächtlicher Rast von wenigen Stunden, beim ersten Grauen der Morgendämmerung, den General-Major Grafen Tolstoi, mit der 1sten Brigade der 2ten Dragoner - Divislon, gerade nach Kazi- mierz aufzubrechen, während ich mit allen den übrigen Truppen eine Flanken - Bewegung über die Ddrfer Kowala, Slotwin, Rzedzyce auf Wilagi machte, um Sierawski am Rückzuge nah Pulag- wh zu hindern. Der Gen. Maj. Graf Tolstoi stieß auf die feindliche Ar- riere- Garde bei Karczumsk, die auch sogleich von seinen Vor- dertruppen unter Kommando des General-Majors Anrep augegriffen und in der Richtung nach Kazimierz geworfen wurde. Dieser Flecken liegt in einem Hohlwege, umgeben von allen Seiteu von Ber- geu und Verhacken, die selbst für die Infanterie {wer zu passi: ren siud. Sobald ih mit der Hauptmacht, von der Seite des Dorfes Wilagi her, angelangt war, saudte ich die Scharfschüten aus, in der Absicht, den Feind dahin zu bringen, daß er feine Streitkräfte offenbare. Durch diese unerwartete Bewegung über Wilagi gerieth er in vollkommeue Verwirrung und mußte seinen ersten Plan, uach Pulawy zu gehen, gänzlich aufgeben. Um je- doch seine leßten Anstrengungen nicht unversncht zu lassen, sanm- melte er einige Înfanterie-Bataillone und führte einen heftigen Angriff auf das Dorf Wilagi. Da: es mein Wunsch war den Feind von Kazimierz abzuziehen, so befahl ich den Scharfschüßen, zurückzugeben; zu gleicher Zeit schritt der General-Major Baron Dellingshausen vom linken Filigel her zu einem entscheidenden Angriff auf die Stadt und schnitt dadur den Rückzug ab. Die außerst s{rofen Schluchten, roelche dem Borrücken unserer Artillerie sehr hinderlich ware, erschwerten ganz besonders alle rasche Operationen. Bei alledem konnte nichts den Eifer unserer tapferen Krieger kühlen. Der dieustverrichtende Ober-O.Uartiermci- ster, General-Major Baron Prittwiß, suchte unter dem heftigsten Fener Stellen auf, wo man die Artillerie durcbführen kounte, und errichtete eine große Batterie bei der Windmtihle. Ein Berg nach dem anderenwurde genommen uud mit den Bajonetten gefaätu- bert, Dicht bei Kazimierz öffnete sich eine fleine Ebene, allein mit dichtem, wiewohl niedrigem (Gesirüpp bewacwsen. Jn diefe wagten sich zwei Bataillone der Gegner heraus, anf welche aber das reitende Jáäger- Regiment Sr. Maj. des Konigs von Wür- temberg, unter dem persönliéhen Kommando des General - Ma- jors Paschkow , einen glänzenden Angriff ausführte. achdem das erste Bataillon geworfen uud zerstreut war, griff dieses Ne- giment das zweite an, welches ebenfalls geschlagen und fast gänz- lich aufgerieben wurde. Hierauf und nach der Einnahme der Stadt, welche auf die kräftige Attafe des General-Majors Mu- rawjew erfolgte, warf der Feind die Wasfen von sich und zer- strente sich fliehend nah allen Seiten hin. Viele wollten fich über die Weichsel retten: allein sammtliche Reiter und Jnfante- risten, welche dies versuchten, ertranken ohue Ausnahme. Hiermit endigte sich diese glänzende Affaire. Die Kavallerie und Artillerie, mit Ausnahme einer Kanone, welche in die Weichsel geworsen wurde, hatte der Feind bei Zeiten weggeschickt ; die tibrigen Truppen der Aufrührer wurden gänzlich vernichtet. Der Feind hat au Erschlagenen, Ertrunkeuen, Gefangenen und folchen, die sich verlaufen haven, gewiß gegen 6000 Maun verloren. Ju unsere Häude fielen vier Stabs : Offiziere, der Commandeur der zusammengezogenèn Brigade, Oberst- Lieutenant Krzesimowsfkfi, der Regiments- Commandeur Major Safkowski, der Major Graf Wielhorsfki, Conmandeur des 2ten Sandomirschen Uhlanen-Regiments, der Bataillons - Comman- deur Major Korycki, 52 Ober-Offiziere und mehr als 2000 Mann Soldaten, 3000 bis 4009 Flinten, eine Menge Privatgepäck 1c, Zugleich erfuhr man durch die Gefangenen, daß Sierawsfi selbst am Arme verwundet worden “sey. Unser Verlust beträgt nicht über 300 Mann an Getodteten und Vecwundeten,“‘

Das Yourna! de St. Petersbourg giebt in einer außerordentlichen Beilage folgenden Auszug eines au Se. Ma- jestät den Kaiser abgestatteten Berichts des General - Lieutenants

lung an

ausgezeichneter Ordnung unter dem heftigsten Feuer der Feinde aus,

Rüdiger über seine leßten Operationen gegen das im Gouverne- ment Wolhynien eingerückte Corps des Generals Dwernicki: „„Nachdem der S&eneral-Lientenant Rüdiger am 7. (19.) April mit den seinen Befehien anvertrauten Truppen bei dem Dorfe Chry: ufi auf das linke Ufer des Styr übergegangen war, griff er die Rebellen in der von ihnen vor Boremel eingenommenen Stel: und brachte ihnen eine totale Niederlage bei. Die ganze, auf diesem Punkt vereinigte Jnfauterie des Dwernickischen Corps ward zerstreut ; 2 Divisionen feiner besten regulairen Reiterei wurden völlig vernichtet mund gegen 200 Feinde zu Gefangenen gemacht. Die hereinbrechende Nacht that dem Eifer unserer tapferen Trnppen und ihren ferneren Fortscbritten Einhalt. Begünstigt durch die Dunkelheit, zogen sich die Rebel: len in größter Eile gegen Beresteczko zurück und zerstörten auf ihrer Flucht älle Brücken und Uebergänge. Unser Verlust an Getödteten bestand ans 2 Subaltern - Offiziereu und ungefähr 100 Gemeinen; verwundet wurden der die erste Linie Kavallerie befehligende General-Major Plochoff, ein Ober- Offizier und 14 Subaltern- Offiziere, Die Rebellen verloren gegen 1500 Mann auserwählter Truppen , hauptsächlich von ihrer Kavallerie. Am

8. (20.) April erreichte Dwernicki den Ort Beresteczko, ging, durch den Strom watend, auf das rechte Ufer des Styr übe und nahm feine Richtung nach Radziwillow. Der General-Lieute: nant Rüdiger verfolgte ihn lebhaft, fonte ihn aber nicht errei: chen, da er auf jedem Schritte durch die erforderliche Wiederher: stellung der Brücken und 'Damnmie aufgehalten ward. Am ten (21sten) befand sich Dwernicfi mit dem Gros seines Corps iy Radziwillow. Nachdem der General - Lieutenant Nüdiger dur eine Bewegung nach dem Dorfe Kosin hin die Stadt Dubn gedeckt und seine Avant : Garde nach dem Kruge Werbowskajz abgefertigt hatte, beschloß er, seinen Truppen die unerlaßlih n: thige Ruhe zu gewähren, dann auf die Rebellen loszumarschiren, sie anzugreisen und auf die Oesterreichische Gränze zurückzuwer: fen. Dwernicki vermeidet auf alle Weise ein Zufammentreffej mit unseren Truppen und thut alles Mögliche, um den Aufstand weiter zu verbreiten : die Zahl seiner Truppen wird aber täglich beträchtlich geringer. ““

Dasselbe Journal enthält ferner folgenden Auszug eing Berichtes des Ober- Befehlshabers der aftiven Armee, Gras Diebitsch-Sabalkanski, an Se. Majestät den Kaiser, vom 12tey (24.) April, über eine, vom General Dawidof} einer Abtheilun des in Wlodzimierz zurückgebliebenen Dwercnicktischen Corps beige brachte Niederlage : „Nachdem der General-Major Dawidoff die Nachricht empfangen, daß der General Dwernicki in Wlodzimiey eine Truppen- Abtheilung mit mehreren Offizieren und seinem ey; sten Adjutanten hinterlassen hatte, um im Gouvernement Wel: hynien, zwischen dem Bug und dem Sthr, das Land zu insu: giren, begab er sich sogleich in Eilmärschen nah Wlodzimierz. Jy Angesichte der Stadt stießen unsere vorangeschickten Patrouillen anf die Rebellen, an Zahl ungefähr 1000, und zogen \ich bij auf eine Werst von der Stadt zurück. Während dessen fam da Donsche Kosaken-Regiment des Obersten Katasanof}, der unse Avant-Garde befehligte, hinzu, warf sich mit Ungestüm auf di Rebellen und trieb sle in die Stadt hinein, wo sie ihre Zuflut in Häusern und Kirchen suchten, aus welchen sie ein lebhafte Flintenfeuer eröffneten. Der ïiavfere Oberst Katasanoff war der Erst, der ihnen in die Stadt folgte : er ließ sein Regiment einrüicken, eint Theil desselben absißen, und begann, die Rebellen aus ihren Lufluchts stättenzu treiben. Jhre durch einen abermaligen ungestümen Angriffin Unorduunz gebrachte Kavallerie begab sich eiligst auf die Flut und verbarg sich in einem nahe an der Luckischen Straße belt: genen Walde. Während dieser Zeit zog der General-Major Di widoff Wi dem Kirejewschen und dem Finnländischen Dragonir Reginent in vollem Galopp in Wlodzimierz ein, bemächtigte sih der Stadt umd vollendete die Niederlage der Rebellen. Ihre hartnäckigen Vertheidigung ungeachtet, wurden fie aus den Hau sern vertrieben, und der größte Theil derselben blieb auf den Playe. Wir haben 90 Gefangene gemacht, und unter diese den ersten Adjutanten Dwernickis. Unser Berlust“ beläuft sid anf 10 Getödtete und 59 Verwundete. Der General - Majo Datwvidoff lobt ganz besonders die exemplarische Tapferkeit de Obersten Katasanof, Kologrivoff und Dmitriesf, die an diesem Gefecht Theil genommen hatten. ““

Durch einen am 30. März (11. April) erlasseuen Kaiserl, Ukas werden den Gouvernements, Bezirken und Städten, wo die Cholera geherrscht hat, aufs nene rückständige Abgaben tr lassen und mehrere andere Erleichterungen zugestanden.

Nach den neuesten Nachrichten von der Südfküste Tauriens ist der dasige Gesundheitszustand vollig befriedigend, und die in dieser Beziehung gehegten Besorgnisse sind sonach verschwundw.

Aus Kronstadt schreibt man untern 26. d. M.: „Das Ci nach der Ostseite hat sich noch nit gerührt, und nah St. P: tersburg hin ist fein offenes Wasser zu sehen. Die Fahrt nat Oranienbaum , die einige -Tage lang frei war, ist durch das al der Westseite, ungefähr 5 Werste von hier, aufgegangene und eingetriebeue Eis wieder gehemint. Nach der See hin steht dw Eis noch fest und ist kein offenes Waffer zu bemerken.“

Bei Narwa is das Fahrwasser von Eis frei, das Mt aber noch mit Eis bedeckt.

D C

Warschau, 5. Mai. In der gesicigen Sißung der Lank botenfammer crstattete der Deputirte Zwierfkowsfi di Kammer im Namen der Kommissionen Bericht über diejenige Anträge, welche die Erneuerung der gegenwärtigen Zufammel ebung der Kammer bezweckten. Nachdem einige Mitglieder iht diesfällige Meinung - ausgesprochen hatten, wurde die weite Diskussion über diesen Gegenstand auf den folgenden Tag ver legt, und die Landbotenfammer vereinigte sich sodanu mit det! Senat, um die Berathungen über den der Tagesordnung gem vorliegenden mehrerwähnten Gesetz-Entwurf fortzuseßen.

The die vereinigten Kammern sih mit dem genannt! Gesel - Entiwourf beschäftigten , ließen sich einige Mitglieder übt abgesonderte Angelegenheiten vernehmen. Unter Anderen ma! der Landbote Modlinski die Kammern darauf aufmerfksat daß Personen, welche beschuldigt woorden, dem ehemaligen Vice Präsidenten der Hauptstadt, Herrn Lubowidzki, zu seiner Flu! bebülflih gewesen zu seyn, ungeachtet man sie vor Gericht g& stellt habe, doch noch bis jeßt bedeutende Posten im Staat innt hätten. Der Deputirte Gumowsfi meinte, daf, abgesehe! von den- Strafen, weiche die erwähnten Personen in Folge rer gerichtiichen Untersuchung träfen oder treffen könnten, | schon deshalb nicht Aemter bekleiden sollten, weil sie der jest il Lande bestehenden Ordnung der Dinge eutgegen seyen und elt! den von dem Neichstage vorgeschriebenen Schwur der: Treue (F gen die Nation noch bis jevt nicht geleistet hätten, Als Erw! derung auf diese Bemerkungen erklärte der Finanz- Mi nister: was eine gerichtliche Belangung der genannten Pei“ neu betresse, so wäre ihm davon nichts bekannt; er habe sie abt deshalb von ihren Posten nicht entfernt, weil er sie für sehr tüchtig Beanite halte, die n Erfüllung der wichtigen Bauk-Angelegel heiten nit leit zu erseßen sevn möchten. Auch fügte er hin daß die Behauptung des Deputirten Gumomskfi irrig sey, dew die erwähnten Beamten hätten nicht unterlassen, den vorges! beneù Eid zu leisten. Jn Verbindung mit diesem Gegenstan bemecktte der Deputirte Klimontowicz, daß er auf der 11! Wojewodschafts-Journal abgedruckten Lifte der zur geheimen Po: lizei gehörenden Personen zu seinem Erstaunen nur Namen v0! Judividuen aus der niedrigsten Volksfklasse vorfinde, so daß 0! deinen müßte, als ob gar feine Personen aus den hohel! Klassen zu der geheimen Polizei gehört hätten, Er fordere di her von dem Justiz-Minister Aufklärungen über diesen Umstand. Sowohl auf diese Frage, als auf die des Landboten Ty mowékt| in welchem Rustand fich gegenwärtig der Prozeß befinde, wel! gegen die Personen anhängig gemacht worden, die dem ehem ligen Vice-Präsidenten Herrn Lubowidzki zur Flucht béhúülflid gewesen, versprach der Justiz-Minister Antwort zu ertheilt sobald er den Auszug aus dem Berathungs- Protokoll, die bei den erwähnten Gesuche betreffend, erhalten haben werde. Dit

Kammern wollten jedoch auf diefe Aufklärungen nicht so lan!

| mern, sich bis je6t- darauf zu beschränken, daß der Regierung der

| Ordnung.

ten und beschlossen auf den Antrag des Marschalls, durch einen (zug aus dem Protokoll die Aufmerksamkeit der Regierung * den von dem Landboten Modlinsfi erwähnten Gegenstand rihten. Hierauf nahm der Deputirte Dembowsfi das dert und brachte den Kammern einen Umstand in Erinnerung, { sh in der lebten Sigung gezeigt habe, daß nämlich bei den erhandlungen über den Geseg-Éntwurf hinsichtlich des den Lit- auern, Wolhyniern u. \, w. zu leistenden Beistandes, sich eine erschiedenheit zwischen den Meinungen der Regierungs - Mit- jeder zu erfènnen gegeben habe, namentlich aber zwischen dem Ftgatórath Wielopolsfi, der sich, wie er behauptet, in Ueberein- mung mit dem von der Regierung den! Minister der aus- ärtigen Angelegenheiten ertheilten Mandat ausgesprochen hätte, 1d dem Minister des Junern; der Deputirte Krysinsfki habe, \durch veranlaßt, nicht mit Unrecht die Kammern auf den Wi- ¿spruch in dem Verfahren der Beamten, welche ein angeme}se- (6 Organ der Regierung seyu müßten, aufmerksam gemacht. kn dieser Beziehung kündigte mun der Deputirte Dembowski 1 Kammern an, daß in Folge dec erwähnten Vorfälle der stell: ertretende Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Graf Malachowsfi, seine Dimission eingereicht habe, und meinte, indem 7 auf die Bemerkungen uberging, welche hinsichtlich der Unei- jgfeit und des Mangels an der nöthigen Uebereinstimmung nter den die Regierung bildenden Personen gemacht worden, haß dieser (Gegenstand die ganz besondere Ausmerksamfkeit der ational-Regierung verdiene. Der Landbote Wenz hf dazegen obte die Meinungs - Verschiedenheit welche sich unter den Ke: hierungs-Mitgliedern in der legten Zißunug offenbart habe, inden r dies für einen Betrveis. der liveralsten Zusammenseßzing einer Regierung hielte, wenn keines ihrer Mitglieder deshalb, weil es ur Fuhrung eines Amtes berufen worden, seine persönliche An- iht verläugne. Ec verglich mit dem vorliegenden Fall das bei ‘erken der {bnen Kunst sich geitend machende Princip und meinte, daß eben so wie aus der Literatur, so auch aus der Ad- ninistration Einheit der Handlung und des Orts verbannt werden müsse, und daß der Zustand der Romantik derjenige sey, nach dem die Polnische Regierung streben sollte: dahec wundere er %, daß der Staatsrath Wielopolsfi, der, obgleich er aus dem Vaterlande Byrons zurückkehre, sich öffentlich erdreiste, zur Be- fráftigung seiner Propositionen den Willen der Regierung anzu- führen und somit die Principien der Klassicität zu vertheidigen, noch immer auf der Regierungsbauk seinen Siß habe. Auÿ die Rede des genaumnten Landboten, welche die Versammlung mehreremale zum Lachen brachte, erwiderte der Deputirte Kry- sinsfki, daß es dem Landboten Menzyk freistehe, in der Liteca- iur das zu loben, was mit seinem Geschmack ‘übereinstimme ; ber es zieme sich nicht, Principien der Aesthetif auf po- litishe Gegenstände anzuwenden; das Haupt - Erforderniß zu schnellen und tüchtigen Handlungen einer jeden Negie- rung sey die Einigfeit der Personen, aus denen sie bestehe, und al er die Aufmerktsamkeit der Kammern in der lezten Sißung auf diesen Gegenstand gelenkt, habe er nicht zur Absicht gehabt, Zwietraht in den Ministerien zu verbreiten, noch weniger eine Beránderung in denselben verlangt, sondern nur, in der Ueber- eugung, daß die Polen hinsichtlich der staatsrechtlichen Prineci- pien noch auf einer schr niedrigen Stufe der Ausbildung standen, gewünscht, daß die Minister in dem, was er. getadelt, Verbesse- mungen machen möchten. Durch die Rede des Landboten Wen- hf veranlaßt, erflarte der Staatsrath Wielopolsfki, daß, venn das Entlassungsgesuch des Grafen Malachowsfi bei der Regierung den beabsichtigten Erfolg erreiche, auch er ohne Zwei- 4 mit diesem zugleich seinen Plak auf der Regierungóbank auf- geben werde. Nachdem von dem Finanz-Minister hieranf versichert worden war, daß der Minister des Jnnern der Kam- mer hinsichtlich des besprochenen Gegenstandes befriedigende Aufschlüsse zu ertheilen uicht unterlassen werde, und der Land- dote Swidzinski die Versammlung aufgefordert hatte, die Entscheidung der Regierung in Beziehung auf das Eutlassungs- gesuch des Grafen Malachowski abzuwarten, beschlossen die Kam-

Auszug aus dem Sigungs - Protokoll, welcher die über dieseu Gegenstand gepflogenen Verhandlungen enthalte, zu angemessener Benugung vorgelegt werde, und schritten sodann zur Tages-

Ju der Polnischen Zeitung befindet sich ein von dem Grafen Bruno Kicinsfi ( demselben, welcher früher im Merkur gegen die Zügellosigkeit der Presse geschrieben hat) verfaßter Artifel, worin derselbe den General Chlopicki und den Staats- Secretair Niemcemwicz gegen die Angriffe des Blatts „„Nen-Po- len‘ vertheidigt. Es heißt darin unter Anderem: „Personen, welche vor einigen Lagen aus Krakau zurüuckgekfehrt siud, versi: chern, daß General Chlopicki von den in der Schlacht bei Gro: chow erhaltenen Wunden schon zu genesen beginnt; doch geht er noch an Krücken. Er lebt höchst einfach undck bedient si felbst bei Tische nur blecherner Löffel. So ist das Leben des, echema- ligen Diftators, eines Mannes, unter dessen unumschräukter Gewalt der ganze Schaß des Königsreichs Polen stand, und ihn bezeichnet das Blatt Neu-Polen mit dem Namen eines Verrä- thers.‘““ Weiterhin heißt es: „Daß der Aufstand der Nation so wenig Blut fostete, daß es keine fonvulsioische Erschütterun: gen gab, haben wir nur Chlopicki zu verdanfen. Wer weiß, was ans der Polnischen Angelegenheit geworden wäre, wenn er nicht in den ersten Augenblicken das verlassene Ruder der Regie- tung mit feäftiger Haud ergriffen hätte, von Factionen und unheilsvoller Zwietracht befreit.‘ dem der Verfasser bierauf eben so den Dichter Niemceroicz zu rehtfertigen gesucht und daranf aufmerksam gemacht hat, daß sich alle Besserdeukende von der frechen und zigellosen Nedactiou dieses Blattes zurückgezogen hätten, klagt er die Natioual-Regie- rung der Schwäche an, daß sie Männer, wie Josephat Ostrowski und Johann Zukowski, die Redaktoren des Neu-Polen, die sich nie auch nur das geringste Verdienst um das Laud erworben hät- ten, ungestraft die rechtscha\sfensten Männer, ja selbst die Kani- mern und die Nation verleumden lasse und ihnen die besoldeten Aemter nicht nehme, welche Beide befkieiden. „Wenn der Aus- spruch des Gerichts,“ heißt es am Schlusse, „dem die Heraus- geber jenes Blattes von den Kammern unterworfen worden find, das Strafgeseu sür unzureichend befunden hat, um eine so \{hwar- ze Verleumdung zu bestrafen, so sollte ïïe die National-Regierung wenigstens mit Abseßung von ihren ‘Aenitern strafen. Soll denn jeßt niht mehr das Verdienst, sondern die Frechheit den Weg zu Würden und Ehren bahnen? Der Reichstag, die ganze Nation, die in ihren Repräsentanten slch mit Recht verleßt fühlt, erwar- ten diese Gerechtigkeit von der National - Regierung, erwar- ten ein ausreichenderes Geseß zur Bestrafung solcher Mißbräuche der Preßfreiheit. Jh werde uicht aufhören, auszurufen : Man muß diese Zügellosigkeiten bestrafen.‘“

Wenigstens hat er 1us | Nachy- |

L Generals Dwernicki auf das Gallizishe Gebiet gefolgt und es daselbst zwischen den beiderseitigen Truppen zu Gefechten gefon1- men sehn, denen jedoch das Einschreiten einer Kaiserl. Oesterrei- chis{chen Truppen-Abtheilung ein Ziel geseßt habe. Die Kaiserl. Russischen Truppen sollen sich bereits nah Wolhynien zurückge- zogen häben; dagegen fehlte es noch an bestimmten Nachrichten darüber, daß das Corps des Generals Dwernicki auf Gallizischem Gebiete bereits die Waffen wirklich niedergelegt habe.

Frankrei,

Paris, 2. Mai. Der Moniteur giebt nachträglich noch die Reden, womit der Großsiegelbewahrer im Namen des Staats- Raths, die Präsidenten des Cassations-, des Königlichen Gerichts: hofes, des Nechnungshofes 1nd des Rathes fur den offentlichen Un- tercicht, so wie der Präfekt des Seine-Departements im Namen des Stadt-Kathes, den König an seinem gestrigen Namensfeste vegrüß- ten, nebsi den von Sr, Maj. darauf ertheilten Antworten. Der Prä- feft der Seine äußerte in seiner Unrede unter Anderem: „Das erste Familienfest, das wir Eurer Majestät bereiten, kündigt si un:

‘ter günstigen Auspicien an: die Leidenschaften besänstigen sich,

der Kredit stellt sich allmälich wieder ‘ein, und mit der Sicherheit kehrt auch das Vertrauen zurück, Bald, so hoffen wir, wird die arbeitende Klasse ihre frühere Thätigkeit in vollem Maaße wie- derfinden, und Frankreich wird, nach einer großen Krise, im Schoße der Wohlfahrt ausrühen können.‘ Der König erwiederte: „Sie fomiten Mir an Meinem Feste nichts Angenehmeres bieten, als die Hoffunng, daß die Leidenschaften sich legen, das Vertrauen zur: kehrt und der Haudel von neuem jene Thätigkeit gewinnt, die der öffentlichen Wohlfahrt so Noth thut. Dies is das vbe- siändige Ziel Meiner Bestrebungen , wie derjenigen der Verwal- tung, gewesen. Mein innigster Wunsch ift, daß unter Meiner Regieritug die Stadt Paris zn einem Grade der Wohlfahrt, wie sie deren nur immer fahig ist, gelange; Jch Meinerseits werde Mich stets becifern, dazu mitzuwirken. Es isr sehr natürlich, daß Meine Geburtsstadt für Mich der Gegenstand einer befonderen Neigung ist; aber dieses Gefühl wird noch gar sehr gehoben durch die Beweise der Liebe, die mir zu allen Zeiten von dieser Stadt zu Theil geworden sind, und die ich noch täglich von ihr empfange. Jch ersuche Sie, sich bei Meinen Landsleuten zum Dolmetscher Meiner Gesinnungen zu macheu und sie der leb- haften und aufrichtigen Zuneigung zu versichern, die Jch für sie empfinde. ‘‘

Die Witterung war, wie die öffentlichen Blätter melden, gestern bei weitem günstiger, als man solches nach dem vorher- gehenden Tage ecwarten durfte; daher hatte sich auch eine übec- aus zahlreiche Volksmenge zu den öffentlichen Belustigungen in den Elysäischen Feldern eingefunden. Ungeachtet man uirgends Militair , Polizei oder Gendarmerie zur Aufrechthaltung der öf fentlichen Ordnung aufgestellt hatte, wurde doch die Ruhe in feinerlei Weise gestört. Gegen 4 Uhr erschien unerwartet der König im Fra, zu Pferde, ohne Bedeckung und bloß in dec Begleitung seiner beiden ältesten Söhne, des Marschalls Gérard und einiger Adjutanten. Alsbald verließen die Bolksgruppen die Spiele, woniit sie sich eben belustigten, drängten sich dem Mo- narchen entgegen und begrüßten ihn mit einem lauten anhaltenden Lebehoc. Se. Maj. verweilten eine flenne Stunde und kehrten sodann nach dem Palais - Royal zurück, Um 8x Uhr wurden die angekündigten beiden Feuerwerke abgebrannt ; die ganze Stadt ivar bereits erleuchtet: eine ungeheure Menschenmasse wogte durch die Straßen: hier erschollen Freudenschüsse, dort stiegen Schivärmer in die Luft: Alles ergab sich der Lust und dem Ber- gnügen, bis sich gegen 9 Uhr piöglich ein ziemlich starker Regen einstellte, die Lampen auslöschte, und die freudige Menge nô- thigte, sich eiligst nah Hause zu verfügen.

Hr. Casimir Périer gab gestern ein diplomatisches Gaftmabl. An dem Festmahle, welches von der hiesigen Generalität bei Lointier veranstaltet war, nahmen 80 Generale und eine große Anzahl von Stabs- und anderen Offizieren Theil.

Da die große Revue der National-Garde auf den 8. verlegt ivorden ist, so hat auch die neue Wahl der Offiziere und Unter- offiziere, die am 5ten stattfinden sollte, ausgeseßt werden müs- sen: sie wird erst in der nächsten Woche vor si gehen.

“Jn dem heutigen Blatte des Moniteurs liesi man einen Bericht des Präsidenten des Minister-Raths an den König über die fraft des Geseßes vom 13, Dezember v. J. und nach den Vorschlägen der betreffenden Kommission den Theilnehmern au der leßten Nevolution zu bewilligendeu National : Belohunngen. Jn Folge dieses Berichts haben Se. Majestät zwei Verordnun- gen, beide vom 30sten v. M., erlassen. Durch die erste wird zum Andenken an die Ereignisse des Juli eine nene Decoration unter dem Namen des JFuli-Kreuzes gestiftet. Dieselbe be- steht aus einem silbernen, weiß emaillirten, dreistrahligen Sterne, mit einer Mauerkrone darüber. Jn dem Mittelpunkte des Ster- nes, der in drei Kreise mit den drei Nationalfacben getheilt und von einem Eichenkranze umwunden ift, liest man das Datum des: 27sten, 28sten, 29. Juli 1839. und in der Umschrift die Worte:

die eben so wie die Vorderseite abgetheilt ift, zeigt den Galli- \chen Hahn in Gold, mit der Umschrift: Vaterland und Freiheit. Die Decoration wird im Knopflocwe an einen! ge- wáässerten hellblauen Bande mit rother Einfassung getragen. Wec dieselbe erhält, muß dem Könige Treue und der Charte, so wie den Landes - Gesezen, Gehorsam geloben, Dem Juli- frenze sollen dieselben militairischen . Ehrenbezeugungen zu Theil werden, als dem Orden der Ehrenlegion. Der zweiten Verordnung zufolge, wird die nene Decoration an 1551 in einer angehängten Liste namentlich aufgeführte Jndividien verliehen. Mau findet darunter die nachstehenden bekannten Na- men : Agier (Deputirter), Arago, Audry de Puyraveau (CDep.), Baude (Dep.), Bavoux (Dep.), Béranger (Dep.), Bérard (Dep.), Boulay von der Meurthe, Cadet de Gassicourt, Eau: chois- Lemaire, Chardel (Dep.), Delaborde (Dep.), Fabvier, Russien, Lafayette, viermal den Nämen Laffitte, worunter auch Hr. Jacques Laffitte, Lanjuinais, Las - Cases (Dep.), Loban (Dep.), Manguin (Dep.), Mérilhou, Odilon - Barrot (Dep. ), Casimir Périer, Nemusat, Nenouard, Sappeh (Dep.), Schonen (Dep.), Tardieu, Thiers (Dep.), BVassal, Zimmer. Mach dem Antrage des Herrn Casimir Périer wird die Uebergabe der Kreuze an einem uo näher zu bestimmenden Tage im Hôtel des Invalides und in Gegenwart des Königs stattfinden. Gleich- zeitig sollen dann auch die gleichfalls- durch das Geset: vom 13. Dez. v. J. gestifteten Medaillen unter diejenigen JIndividucu, die derselben für würdig erkannt worden sind, worüber indeß die Liste noch nicht definitiv feststeht, vertheilt werden. : Der Rath beim hiesigen Königlichen Gerichtshofe, Herr Duboys, ist zum General-Prokurator beim Königl, Gerichtshofe in Angers an die Stelle des Herrn Treilhard , der ‘seinen Ab-

ied genommen hat, ernannt worden, a [9 Doktor Dubois, bisheriger Dekan der medizinischen Faful-

Gegeben von dem Königeder Franzoseu. Die Nückseite,-

die dem Doktor Orfila übertragen worden ist, das Offizier- Krenz der Ehrenlegion erhalten. Doftor Broufsais is zum Professor der allgemeineu Pathologie und Therapéutik an derselben Ansialt ernannt worden. h

Zu der gestrigen Eröffnung des Museums im Loitvre hatte si eine so gewaltige Menge von Menschen eingefunden, daß eigentlich Niemand die ausgestellten Kunst- Gegenstände , deren es im Ganzen 2670 giebt, worunter allein 2238 Gemälde, gehö-

rig in Augenschein nehmen kounte. „Wir haben nur so viel er-

kennen fönuen““, heißt es im Moniteur, „daß binsi6tlih der Mannigfaltigkeit die Ausstellimg bei weitem besser ist, ais die früheren: und wenn auch mehrere Kemälde wohl bloÿ aus Nacb- sicht für den Künstler zugelaßen worden sind, so giebt es dercu doch auch eine große Menge von ausgezeicbuetem Werthe, Wir werden dieser Ausstellung, die, nserer Meinuug na, in dec Französischen Schule Epoche machen wird, spaterhin einige be: sondere Aufsäße widmen, ““

Die Umgegend vou Cholet (Departement der Maine und Loire) ist in den Tagen des 25fien, 26sten und 27ften v. N. diurch eiue Bande vou Chouans beunruhigt worden. Der Prä- feft des Departements macht in dem Fournal de Maine et Loire darüber Folgendes befaunt: „Die Baude, an deren Spipe ein gewisser Sortant steht, zählt in Allem. etwa 40 Mann, Am I5sten Abends zeigten sich diese Uebeithäter, dur die Abwesen: heit der Truppen, die zu einer Revue nach Beanpréan marschirt ivaren, ermuthigt, in fleiner Anzahl in Maulevrier. Sie wur- den von der Gendarmerie mit Flintenshüssen zurückgeworfen. In demselben Augenblicke drang eine zweite Bande in den Flek- fen Cholet; auch diese wurde von einer Patrouille der National- Garde vertrieben. Am folgendenMorgen bemerkten zwei Gendarmen, die mit Briesen nach St, Macaire geschict waren, in einem Gehölze, eine Stunde von Cholet, eine Bande und leisteten ihr so iauge Widerstand, bis fie ihre Munition verschossen hatten. Die Na- tional - Garde von Cholet, die sle von dem Vorfalle hatten be- nachrichtigen lassen, kam an und verfolgte die Räuber, die fich zerstreuten und vou denen ein Theil beinahe in ciner Meierei ge- fangen worden ware: der Pächter der leßteren, ein gewisser Qu- vrard, auf friscber That ertappt und angeschuldigt, den Strauch- dieben eine Zuflucht gewahrt zu haben, wurde verhäftet. Man fand mehrere Tornister und Bajonette bei ihm. Ein junger Na- tionalgardist aus Cholet rourde dabei durch einen Schuß tödtlich verwundet. Ju der Nähe der Meierei, in welche die Räuber sich zurückgezoaen hatten, verhaftete die National - Garde auch den vormaligen Unter-Präfekten von Beaupréau, Herrn v. Cam- bourg. Dieser gerieth, im scharfen Ritte, in die Mitte: eiuec Abtheilung der bewaf\neten Macht und mußte sich dem Artil- lerie-Lientenant Mallat ergeben. QOuvrard unv Herr vou Cam: bourg sind, nebst ‘einem dritten Judividunm , nach An- gers gebracht mud den Gerichten übergeben worden,

Am 27sten fielen fünf Gendarmen unter Anführung eines Un- teroffiziers beim Verfolgen der Uebelthater zwischen Cholet umd Maulevrier in einen Hinterhalt: drei von ibuen, worunter der Unteroffizier, blieven auf dem Plave und wurden von den Nä: bern, deren zwölf waren, geplündert ; die drei anderen Gendarmen entfamen. Die Negierung ist von diesen Attentateun %unterrichtet ; ich habe um Linien - Truppen nachgesucht, um das Land gegen die Rauber zu schügen, und der Behörde die Maaßregeln angege- ben, die mir die Umstände zu fordern scheinen.“

Jn Rouen wollte vor einigen Tagen ein Misfionair der St. Smnonschen Lehre, Herr Lecbevalier, einen Bortrag halz ten, wurde aber durch den Tumult des höchst zahlreichen Audi- toriums, worimter si viete Damen befanden, gar nicht zu Worte gelassen, so daß er die Sitzung aufheben mußte, ohne sein Vorhaben auszuführen.

In Oriecans und der Umgegend wtirde ai 29sten v. M. ein leichtes Erdbeben verspürt.

Der Preis des Getreides is im Vergleich nit demjenigen der zweiten Hälfte des vorigen Monats durcbschuittlih unm 69 Centimen gesunfen.

Aus Toulon vom sten April {reibt man: „Die Gaz barre „le Dromadaire“‘“ ist gestern mit 200 Pariser Nekruteiun nach Afrika unter Segel gegangen. Die Korvette „la Diliz gente‘/ hat sich nach der Jtaliänischen Küste begeben, um die Ftaliäner, die in Frankreich eine Zuflucht suchen wollen, au Bord zu nehmen. Das Linienschiff „UAlgesiras“/ if von Brest hier eingelaufen ; es hat außer seiner Mannschaft 600 Matrofen an Bord, welche unter die Schiffe, die gegenwärtig hier auf- den Kriegsfuß ausgerüstet werden, vertheilt werden sollen,“

Das Yournal des Débats, der Temps, der Conf i- tutionnel und der Messager des Chambres sind wegen der gestrigen Feier des Namensfestes des Königs heute nicht er: schienen.

Paris, 3. Mai. Geftern um 107 Uhr begab sich der Kö- nig, begleitet von den Herzogen von Orleans und Nemours, dem Kriegs-Minister, den Marschällen Mortier und Gerard, den General Bajol und einém zahlreichen Generalstabe, zu Pferde nach dem Marsfelde, um die Pariser Garuison und die in der Umgegend zusammengezogenen &Lruppen zu mustern. Bei Jh: rer Ankunft stiegen Se. Maj. ab und traten in den für Sie erz richteten Pavillon, wo Höchfidieselben die neuen Fahnen unter die Truppen vertheilten. Hierauf siegen Se. Maj. wieder zu Pferde, ritten durch die Reihen und vertheilten mebrere Kreuze der Ehz rena-Legion unter die vom Kricgs- Minister zu dieser Auszeichnung vorgeschlagenen Offiziere, Unteroffiziere und Gemeine, Sämmkt=- liche Truppen defilirten sodann vor Sr, Maj. mit dem Nusfe: „Es lebe der König!‘ vorbei, Dec Herzog von Nemours führie ein Uhlanen-Regiment und der Herzog von Orleans eine Bria ade Husaren an, Die Königin sah mit den jüngeren Prinzen und den Prinzessimen vom Valkon der Militair-Schule der Revue zu. Die Gesammtzahl dec Truppen belief sth auf 45,000 Manu mit 120 Kanonen. Die Haltung derselben war ausgezeichnet. Eine unzählige Bolkömasse bedeckte die das Marsfeld umgeben: den Anhöhen. Nach 5 Uhr kehrten Se. Maj. nach den Pa- lais-Roval zurück, nachdem Höchstdieselben einen kurzen Besuch in dem Hotel des Jyvalides abgefiattet hatten,

Großbritanien und Frland.

London, 3, Mai. Jhre Majestäten befinden si in Wind- sor, wo gestern Vormittags der Hannöversche Minister, Baron vou Ompteda, eine lange Audienz beim- Könige hatte. Morgen werden Se, Maj., nah der Stadt kommen, um hier einen Conseil und einem Lever beizuwohnen und sodann nach Windsor zurückzukehren. Die Reise, die Jhre Majestäten nah Portsz mouth machen wollten, ist vorläufig noch aufgeschoben worden.

Jn der City werden bereits glänzende Anstalten zum Em- pfange Sr. Majestät für den 20. Mai getroffen.

mouth am 1. Juni stattfinden werde. Der ‘“aönig wird sodann

Nachrichten von der Gallizishen Gränze zufolge, sollen die Kaiserl, Rusfischen Truppen dem Eorps des Polnischen

- tát an der Universität, hat jeyt, bei Niederlegung dieser Würde,

die Flotte inspiciren, die jeut ausgerüstet wird und, wie es heißt,

Man glaubt , daß die Reise Jhrer Majestäten nah Ports-

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