1831 / 137 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

P S T E E S BNA

Anträgen abzuweichen, doch die Oeffentlichkeit eine heilsame Wirkung üben würde, Der Druck dieses Berichts und die Vornahme der Diskussion- in der nächsten Sizung ward beschlossen. Herr Schomburg trug sodann auf die als- baldige Ausführung des Stände - Hauses und auf die Ein- ziehung von Bauplänen an, um welche das Ministerium zu ersuchen sey; bei welcher Gelegenheit der Lan dtags-Com- missair erinnerte, daß noch mehrere Gegenstände, welche mit der Dotation des Churfürstlichen Hofes in einiger Verbindung ständen, zu erledigen seyen, wozu er die Eruennung eines Aus- \hu}es, wo möglich aus denselben Mitgliedern, wie beim vori- gen Landtage, bestehend, vorschlug. Die Bestellung von Aus- \hüssen zu beiden Zwecken wurde verfügt, Dasselbe ward über einen Antrag des Herrn Dedolph beschlossen, daß bei minder wichtigen Auträgen mit der Zustimmnng von drei Bierteln der Mitglieder, ohne Voruntersuchung dur einen Auss{uß, zur Diskussion und Abstimmung übergegangen werden solle. Hr. v. Hammerstein verlangte, daß der stäudishe Ausschuß, wel- cher für die Zwischenzeit der beiden Landtage bestanden habe, über seine Wirksamkeit Bericht abstatte, weiches, als sich von selbst verstebend, genehmigt wurde. Ein Antrag des Herrn Müller, die Staatsregierung un Auskuust zu ersuchen, ob die Beguadi- gung zweier in Hanau durch richterlichen Spruch zu dreimonat- licher Gefängnißstrafe verurtheilter Personen mit Kontrafignatur erfolgt sey, so wie drei Auträge des Herrn Struberg über Mittel zur Abhülfe des Nothstandes u. #. w., so wie um s{leu- nige Aufstellung des Budgets, wurden, in Erwägung genommen. Herr Ecéhardt nahm einen Antrag, daß geheime Sißungen nur in den durch die Geschäftsordnung bezeichneten Fällen und mit öffentlicher Angabe des Gegenstandes gehalten werden soll: ten, mit der Bemerkung, daß derseibe durch einen bereits vor- liegenden Antrag erledigt sey, zurück. Die Sizung ward in eine geheime zur Ernennung von Ausshü}en und neuer Kan- didaten für die nun erledigte Präsidentenstelle (wozu dem Ver- nehmen nach die Herren Wilhelm von Baumbach, Schomburg nnd Dedolph neben den drei früher {on erwählten in Bor- schlag gebracht worden find) verwandelt,

Karlsruhe, 10. Mai. zung der zweiten Kammer führte die Tages - Ordnung zur Diskussion über den von der Regierung vorgelegten Vertrag mit Würtemberg, wegen wechselseitiger Ueberlassung einzelner Orte in den gegenseitigen Zollverband. Nach einer kurzen Debatte wurde diesem Vertrag mit einer Mehrheit von 48 Stimmen ge- gen 8 die Zustimmung ertheilt.

Oesterreich.

Wien,.12, Mai, Der heutige Oesterreichische Beob: achter enthält Folgeudes: „Nachrichten aus Lemberg vom bten Mai melden: Nachdem der General Rüdiger die Nachricht er- halten hatte, daß das Dwernickische Corps die Waffen nieder- gelegt habe, verließ er die Stellung von Kolodno und begab sich Über Poczajow nach Radziwillow, wo er gestern mit seinem Trup- pen-Corps anlangte, welches, wie man versichert, die Marschrich- tung nach dem Bug erhalten soll, um sich mit den Truppen- Abtheilungen des ‘Generals Rosen, welcher gegenwärtig in zweis ter Linie befehligt und die Gegend zwischen Brzesc, Luboml und Wlodzimirz zu sichern hat, in Berbindung zu seßen, Es waren nämlich in dieser Gegend, während General Drwvernicki noch in Wolhynien stand, an verschiedenen Orten Aufstände aus- gebrochen, die für die Communication hiuderlih zu werden droh- ten, als fúrzlih ein Haufen von beiläufig 5000 Fnsurgenten von mehreren Pulks Kosaken unvernmuthet überfallen und auseinan- dergesprengt wurde, Die Häupter des Aufstandes fielen hierbei in die Hände der Russen, wodurch die Fnfurrection im Beginn erstickt und die Communication über Kowel uach VBrzesc wieder frei geworden ist.‘

Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien unterm 6. Mai: „„Gestern Abends hat hier die Vermählung Sr. K. H. des Großherzogs von Oldenburg mit Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Cäcilie, Schwester des Priuzen Gustav von Wasa, im Beiseyn des Allerhöchsten Hofes in dem Hotel des Prinzen statt- gefunden. Fürst Jablonowski, ehemaliger Kaiserl. Gesandter am Neapolitanishen Hofe, is von Sr. Majestät dem Kaiser beauftragt ‘vorden, die Glückwünsche des K. K. Hofes zur Thron- bestcigung des Prinzen von Carignan nach Turin zu überbringen, wohin derselbe heute oder morgen abreisen wird. Der bishe- rige Englische Botschafter am hiesigen Hose, Lord Cowley, hatte voraestern seine Abberufungs-Schreiben aus London exhalten und wird, wie es gleich anfangs nach der im vorigen Jahre erfolg- ten Ministerial - Veränderung geheißen hatte, durch Sir Frederik Lamb (Bruder des Lords Melbourne, gegenwärtigen Staats-_ Secretairs des Fanern) erseßt werden. ““

Aae n

Florenz, 5. Mai, Dem Anscheine nach dürften Abtheilungen der Kaiserl, Oesterreichischen Truppen auf einzelnen Punkten der Päpstlihen Staaten noch einige Zeit verweilen, An der. Wiederherstellung der Fefiungswerke von Ankona wird noch immer thätig gearbeitet; der General Resta ist von Seiten der Päpstlichen Regierung zur Uebernahme- des Kommandos die- ser Stadt beordert. Die Kardinäle Benvenuti in Aukona und Oppizzoni in Bologna verfahren mit großer Milde und Mä- ßigung gegen die Theilnehmer an dec Revolution und seßen na- mentlich denen, die: sih durch die Fucht der Streuge der Gerichte zu entziehen suchen, wenig oder gar feine Hinder- nisse entgegen. Aus Bologna und den nördlichen Theilen der Legationen hält die Auswanderung noch immer an; untex den Auswandernden befinden sich viele Gelehrte und junge Leute von den Universitäten, zum Theil Griechen, deren es auf den Ita- liánischen Hochschulen immer eine bedeutende Anzahl giebt. Jn

Perugia sind mehrere Professoren der dortigen Univcrsi- tät wegen revolttionnairer Prinzipien ihrec Stellen entsett worden. Der Delegat in der genannten Stadt, Mou- signor JImpaccianti, geht indessen gleichfalls mit greßer

Schonung zu Werke. Da die Päpstliche Regierung die Wieder- eröffnung der Universitäten noch nicht für rathsam hält, so soll man den Plan haben, den Professoren, zu denen man das meiste Vertrauen hegt, die Erlaubniß zu ertheilen, ihre Vorlesungen privatim wieder zu beginnen. Bei Ascoli, nicht weit von der Neapolitanischen Gränze, streifen 1009 Mann bewaffneter Berg- bewohner der Abbruzzen, unter“ dem Kommando eines gewissen Sciaboloni, des Sohnes eines bekannten Banditen, umher. Sie ziehen ihren Unterhalt aus der Umgegend, indem sie die Land- leute dieses gebirgigen und wilden Landstrichs in Contribution seßen, welche meist ihre Nachbarn und Bekannte sind und ihnen Vorschub leisten, um sich nicht einer gewaltthätigen Behaudíung auszuseßen. Die Neapolitanische Negierung hat Anstalten zur

In der gestrigen öffentlichen S iz-

940

—— Rom, 1. Mai. Das geftern erschienene Päpftliche Ame nestie- Edikt *)/ hat hier einen sehr günstigen Eindruck gemacht und wird diesen wohl au inr ganzen übrigen Ftalien nicht verfehlen, wo man es als ein Muster der Mäßigung und der Nachahmung ansehen dürfte. Das genannte Edikt unterscheidet sich auf das vortheilhafteste von vielen anderen ähnlichen Verfügungen, die zwar denselben Zweck, aber von einer wirklichen Amnestie nur den Namen haben. Die Päpstlihe Amnestie ist klar und be- stimmt, und man fann aus zwei Gründen fogar sagen, daß sie unbedingt sey. Denn es ist doch wohl nur eine natürliche Folge der Flucht, welche diejenigen ergriffen haben, die sih gefährdet glaubten, wenn ihnen verboten wird, ohne Erlaubniß in die Hei- math zurückzukehren eine Erlaubniß und Vergebung, die auch das frühere Edikt vom láten jeßt ganz bestimmt hoffen läßt, falls sle die Sicherheit des Staates nund die Würde des Papstes nicht gefährden. Was aber zweitens die Ausnahmen betrifft, die in Bezug auf die noch im Staate Anwesenden gemacht wer- den, so folgen sie einestheils aus dem Begriffe des Verbrecheus, das diese Ausnahmen begründet, uud andererseits treffen sle nur sehr wenige und klar bezeichnete Personen, etwa 20—30 an der Zahl, und selbst diese sind aller Wahrscheinlichkeit nach sämmtlich in der ersten Klasse der Abwesendeu begrisfen. Die Folgen dieser weisen Maaßregel sind nicht zu bercchnen; im Jnnern werden fie tausend Herzen dem großmüthig uud bald verzeihenden Herrscher gewin- nen und die sichere Grundlage einer glückliheren Zukunft bilden, die für sen Bolk herbeizuführen und kräftig zu begründen und zu sichern der erste Gedanke des neu erwählten Papstes war. Und sollte dieses Beispiel für das úbrige Jtalien verloren sehn? Was aber endlich die allgemeinen Europä schen Angelegenheiten betrifft, so wird diese Maaßregel bedeutend dazu beitragen, die Apostel und Jünger der Anarchie, die in den Verwickelungen der Ftaliänischzen Angelegenheiten die ihnen so oft {hon ent- wtmdene Veranlassung eines allgemeinen Krieges sehen, wo nicht zu belehren, doch zu beschámen und bloßzmstellen. Das vergeb- lich angeblasene Strohfeuer der Jtaliänischen Revolution erlosch bei dem Erscheinen des Vortrabs der Oesterreichischen Truppen. Das Trügerische der Vorspiegelungen fremden Beistandes, wo- nit die Anführer das Volk hintergingen, tritt jeßt nah den Er- klärungen der Französishen Negierung um so deutlicher hervor. Die Keime der Gährung und Unzufriedenheit, die leßte Hoff- nung der Feinde der Ruhe und wahren Freiheit, werden jet erstickt durh eine Handlung weiser Großmuth und Milde, Vor- boten und Bürgen weiterer Segnungen und Wohlthaten.

Vereinigte Provinzen vom La Plata.

Fn England eingelaufene Zeitungen aus Buenos-Ayres bis zum 22, Fan. enthalten Nachstehendes: „Eine so eben abgeschlos- sene Offensiv- und Defensiv-Allianz zwischen Buenos-Ayres, San- ta-Fé, Entre-Rios und Corrientes hat den innigen Verband die- ser Provinzen auf die Dauer begründet. Es ift hiermit der erste Schritt gethan, um das große Werk, den Gegenstand der eifrig- sten Anstrengungen, zur Ausführung zu bringen nämlich die Erlösung der inneren Provinzen aus ihrer \chimpflichen Unter- drückung und die Wiederherstellung der von den profanen Fuß- tritten verwegener Gllcfsjäger niedergetretenen Geseße und In- stitutionen; zugleich faun man sich der Hoffnung überlassen, den lang ersehnten Tag schneller heranrücken zu sehen, wo die Ar- gentinishe Republif sich einer den Wünschen ihrer Bewohner entsprechenden Verfassung erfreuen, des Glücks, daß sie durch ihre großfmüthigen Anstrengungen für die Sache der Freiheit ver-

dient, genießen, und in der Reihe der Staaten den ihr gebtih- rcuden Rang einnehmen. —- Ein neulich von Cordova in Bue- nos-Ahres eingetroffener Reiseuder sagt aus, daß dort die größte Unordnung herrshe. Von den übrigen Provinzen hört man nichts. Eine aufrührecishe Bewegung in Santjago hat in Cor- dova, wo man sie Anfangs nur unbedentend geschildert hatte, später große Sensation verursaht. Die inneren Bezirke Cor- dova?s befanden sl in der größten Gährung, und cin baldiger offener Aufstand schien unvermeidlich, ““

J nand.

Beclin, 16. Mai. Die nachstehenden Notizen liefern einen erfreulichen Beweis von dem Fortgange des Seidenbaues in den Regierungs - Bezirken Potödam und Frankfurt: Im Negierungs - Bezirk Potsdam beschäftigten sich vor der Periode des Mßlederäaflebens nur 58 óIadividuen mit dem Sei- denbau, im Jahre 1829 bereits deren 165. Der Ertrag der Einzelnen war sehr verschieden. Deu größten Ertrag hatte un- ter den alten Seidenbauern, wie in früheren Jahren, der Küster Herr Henning zu Zinna, nämlich 325 Pfund, der Küster Herr Goue zu Stücken mit 22 Pfd. und Herr Göte zu Chemnit nit 30 Pfd, Unter den neueren Seidenbauern hatten der Geheime- Rechnungs - Revisor Herr Haupt in Potsdam und der Negie- rungs-Rath Herr von Türk zu Klein-Gliericke das größte Quan- tum producirt, nämlich resp. 51 und 50 Pfd. Unter den Krei- sen zeichnete fi vorzüglich der Zauch - Belzigsche aus, wo 36 Seidenbauer 252 Pfd, 22 Loth Seide gewannen. Auffallend ift bei vielen einzelnen Seidenbanern das Mißverhältniß zwischen den ausgelegten Grains und dem Produft an Cocons; bei ge- höriger Beforgung des Seidenbaues nämlich fann man auf {1 Loth Grains 40 —45 Cocons rechnen, allein viele haben nur 8, 19 bis höchstens 20 Pfd. Cocons von 1 Loth Grains erhal- ten, Der Grund davon dúrfte nicht sowohl in der schlechten Beschaffenheit der Grains,. als darin zu suchen sehn, daß die Seidenbauer den ihnen zu Gebote stehenden, oft nur sehr geringen Vorrath an Maulbeerbaumblättern übershäten und so viele Grains auslegen, daß sie dieMenge vonSeidenraupen nicht ernähren können. Das Ministerium der geistlichen , Unterrichts- und Medizinals Angelegenheiten hat durch Bewilligung von Unterstüßungen für die Schullehrer zur Anlegung von Seidenbaustuben diese Sache wesentlih gefördect; überdies sind allen Schullehrern, die sich darum beworben haben, junge Maulbeerbaum-:Pflänzl nge unent- geltlich verabfolgt worden. Die Preise der gewonnenen Seide warea verschieden von 4 Rthlr. bis zu 5 Rthlr. 227 Sgx., in- dessen für die beste Sorte um 13 pCt. niedriger, als im Fahre 1828, eine Folge der gesunkenen Preise der Ftaliänishen Seide. Vergleicht man das im Jahr 1829 gewonnene Quanttm mit dem des Jahres 1828, s\so ergiebt sich daraus folgendes Resultat: Jm Jahre 1828 waren 145 Seidenbauer, im Fahre 1829: 165, also im Fähre 1829 mehr: 20, Im Yahre 1828 wurden 14,456 Pfund Cocons erzeugt, im Jahre 1829 10,496 Pfund, also im Jahre 1829 weniger: 3960 Pfund. Diese bedeutende Verminderung des Ertrags der Seiden - Erntéè hat ¡hren Grund wohl vorzüglich ia der ungünstigen kalten und feuchten Witterung des Fahres 1829 zur Zeit des Seidenbaues. Anfangs fehlte es wegen der Nachtfröste an Futter für die junge

m

Deckung ihrer naheliegenden Gränze getroffen,

Brut, und später fiel fast überall Honigthau, der mehr als y, Hälfte der Blätter unbrauchbar machte, Ereignisse, tworgy die Seidenbauer si die gute Lehre ziehen sollten, bei ihrer rechnung nit den größtmöglichen Blätter - Ertrag, sondern ny die Hälfte desselben zum Grunde zu legen. as die Ay pflanzung von Maulbeerbäumen betrifft, so hat d Königl. Landes-Baumschule im Fahre 1829 an Säumlinzy 11,069 Stück verkauft und 4000 Stück ausgepflanzt. Aus dy Pflanzungen des Regierungsraths von Türk in Klein Glienig wurden im Laufe des Jahres 1829 versandt: an 1-, 2- uy 3 jährigen Pflänzlingen nah mehreren Provinzen des Stag 36,100 Stück, au 8 jährigen hochstämmigen Bäumen 680 Stüg überhaupt 36,789 Stück. Ausgepflanzt für die Baumsch wurden 20,090 Stück, Angepflanzt an hohstämmigen - Biy, men: 1) aus Pavia 100 Stück, 2) von den Cevennen {( Stück, 3) aus der Provinz 300 Stück, im Ganzen: 540 Stüg ImFrankfurterRegierungs-Bezirk hat der Betrieb des Sj denbaues im Jahre 1829 im Allgemeinen folgendes Resultat Q liefert. Es wurden an Grains 11 Pfd. 227 Lth. ausgelegt, dy von 3912 Pfd. 6 Lth. Cocons gewonnen, von diesen 399 Pi, 30 Lth. verkauft und 1914 Pfd. 23 Lth. abgehaspelt. Dy reine Produkt abgehaspelter Seide hat 546 Pfd. 4 Lth. gen, und diese ist durchs{chnittlich mit 4 Rthir, 19 Sgr. 9 Y pro Pfund verkauft worden. Der Erlös für verkaufte Seide h daher 2,543 Rthlr. 20 Sgr. 7 Pf., der für verkaufte Coch 164 Rihlr. 17 Sgr. 6 Pf, in Summa 2,708 Rthlr. 8 Sy 1 Pf. betragen. Das Nesultat würde auch hier günstiger au, gefallen sehn, wenn nicht die Kälte und nasse Witterung iy Sommer des Jahres 1829 sehr nachtheilig auf die Maulbey, bäume gewirkt hätte, Jm Allgemeinen läßt ih indesy nach den obigen Resultaten behaupten, daß der Seidenbau h den gedachten beiden Regierungs-Bezirken einen guten Fortgay hat, und nach Verlauf weniger Jahre wird es nicht mehr so seh, wie früher, an Futter für die Seidenwürmer fehlen.

Aus Achen wird unterm 11. Mai gemeldet: He Abend um 5z Uhr sind Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilheln, General-Gouverneur der Rheinprovinzen und Westphalens, fo mj J. Königl. Hohoit die Prinzessin Wilhelm nebst Höchstihrmn Gefolge, hier eingetroffen und im Gasihof zum großen Mon hen abgestiegen.

Nachrichten aus Koblenz zufolge, sind die Aussicht auf die diesjährige Ernte im dortigen Negierungstezirke sehr 1 freulich. Sommer- und Winterfrucht, Kohlsaamen , Futterfräy ter und Obst stehen vortrefflich und lassen einen reichlichen (; trag erwarten ; daher auch die Kornpreife, welche noch in der (1 sten Hälfte des April gestiegen waren, in neuerer Zeit wieder fallen sind. Der Weinstock berechtigt ebenfalls zu den dia Hoffnungen.

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 17. Mai. Fm Opernhause: Der Kapellmeistr aus Venedig. Hierauf : Die jungen Pensionairinuen, fomishe Ballet in 1 Aufzug, von Ph. Taglioni. Im Schauspielhause: 1) Touy ou [e canard accusateur, pièce comique en 2 parties. 2) Le Sourd ou L'aubergt pleine, pièce comique en 1 acte. Mittwoch, 18. Mai. Jm Opernhause: Der Gott und dit Bajadere, Oper in 2 Abtheiltingen ; Musik von Auber. Vorht; Der Oberst, Lustspiel in 1 Aufzug.

Im Schauspielhause: Französische Verstellung.

Königstädtisches Theater. Dienstag, 17. Mai. - Lindane, oder : Der Pantoffelmacher in Feenreiche, großes romantisches Yauberspiel in 2 Akten. Mittwoch, 18. Mai. Das Pfeffer-Rösel, oder : ‘Die Frank furter Messe im Jahre 1297, Gemälde der Vorzeit in 5 Aftm, (Frau von Holtei, neu engagirtes Mitglied dieser Bühne : d Pfeffer-Rösel, als Autrittsrolle.)

Auf vicles Verlangen wird Herr van Klischnig noch einiz Kunst-:Vorstellungen auf dem Königstädtischen Theater gebet, was vorläufig hierdurch angezeigt wird.

Berliner Börse, Den 16. Mai 1831.

Amt], Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufe. Cour)

[Zf Brie] Geld Î 1 Z, PrEriefT Gd A P AINMTUDE B4FÉ

St. - Schuid - Sch 4 | 894 | 885 §Ostpr. Plandbrt. | 4 | 963 | %j Pr. Eng!. Anl. 18 5 | —- 987 Pomm. Pfandbrf. | 4 | 10 Pr. Engl. Anl. 22/5 | | 955 fKur- u. Neum. do.| 4 |

Pr. Engl. Ob]. 30| 4 | 834 | 825 ISchlesische do.| 4 | Kurm. Obl.m:EOC.| 4 | 881 | [liket. C. d.K.-u.N.|— | 54 Neum. Int. Sch.do.| 4 | 881 | #Z.-Sch. d.K.-u.N.|—| 55 Berl. Stadt-Oblig.| 4 | | 892

Königshbg. do. 4 | | 87

Elbinger do. 45/92 | Holl. vollw. Duk. | 1441| —- Danz. do. in Th.|—| 351 | Neue dito |— | 195 | Westpr. Psandbr.| 4 | 924 | 92 JFriedciched’or. . |—| 131 | 1 Grosshz. Pos. do.| 4 | 95 | [Divcento ..... 1] 4

Auswärtige Börsen,

t Amsterdam, 11. Mai. “i Niederl. wirkl. Schuld 384. Auszesetzte do. 25. Kanz-Bil 144. Russ. bei Hope 882. Oesterr. 5proe. Metall. 82.

Hamburg, 14. Mai. d

Oesterr. 5proc. Metall. £4 à 831. 4proe. 73 à 724. Bank

Actien 1059. Russ. Anl. Hamb

Russ. Engl. Anl, pr. Cassa 891. Cert. 87. P P y

Dän. 594, Poln. 90.

Wien, 11. Mai. 5proc. Metall. 811%. Aproc. 704. Loose zu 100 FI. 156. Bank Action 1021.

Ci

NEUESTE BŒRSEN- NACHRICHTEN. Paris, 10. Mai. 5proc, Rente pr. compl. 88, 95. fi cour. 89, 3proc, pr. compt. 63. 5. fin cour. 63. 10 5proc. Neapol. pr. compt. 69. 20. fia cour. 69. 25, ópro Span. Rente perp. 54. / Franffurt a, M., 13. Mai, Oesterreichische 5procentiß! Metalliques 833. 834. 4procentige 733. 7375. 24xprocentige 42% 1procentige 185. Brief. Bank - Actien 1254. 1252, Parti“ Obligationen 1165, 1162. Loose zu 100 Fl. 1582. Brief. Polnischt Loose 465. 452.

Redacteur Foh n. Mitredacteur Cottel.

ia R RN E E L A R t mnn - e

*) Siehe das gestrige Blatt dex Staats - Zeitung.

Gedruckt hei A. W. Hay?

Betreff des Juli - Kreuzes und der dagegen er tioncn: Vi máchtigste Bundesgenposse einer loyalen Regierung. jür sle, wie sie für ihn. r so wenig gegen die Regierung, als diese gegen das Geseß versto- ßen. j f D

Publikum, das sfeit. einigen Tagen den Debatten folgte, die sich über die Förmlichkeiten bei der Verleihung des Juli-Kreuzes er- hoben hatten, hat die Augen geöffnet und seine Meinung abge- geben. rthentS}pr E Sen Lo Appellation zuläßt, if nicht_ günstig für die Männer ausgefallen,

Allgemeine

[sche Staats-Zeitung.

Berlin, Mittwoch den 18ten Mai.

Kronik des Tages.

___ Seine Konigl. Majestät haben den bisheriçen Appellations- und Landgerichtsrath Johann Baptist Artois zu Trier zum räsidenten des dortigen Landgerichts und den Landgecrichts- rath Anton Runten daselbst zum Geheimen Justizrath und Präsidenteu der correctionnellen Kammer des gedachten Gerichts Allergnädigst zu ernennen gernht.

Fhre Majestät die verwitwete Königin von Vaiern sind mit Jhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie von Baiern aus Dresdcun hier eingetroffen und auf dem Könial, Schlosse in die für Hochstdieselven in Bereitschaft geseßten Zin?- mer abgestiegen.

Angekommen: Se. Excellenz der Königl, General : Post- meister und Bundestags - Gesandte, von Vagler, von Frank: furt a. M. Y

Der Wirkliche Geheime Ober - Finanzrath, Prásident der

Hanpt - Verwaltung der Staats-Schulden und Chef des See- |

handlm1,s- Jnstiints, Rother, von Schlesien. Der Herzogl. Luccaische ‘Prasident, von Trenta, von Lucca, Abgereist: Der Kaiserl, Russische Feidj iger, Lieutenant

Dobrowolsfi, als Courier nah St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten. Nusland.

Frankrei ch Paris, 10, Mai. Gestern Vormittag empfingen Se. Ma-

jestät die Glückwünsche der Geistlichkeit, so wie der Militair-, Civil- und städtischen Behörden des Departements der Seine und Oise zu Höchstihrer Ankunft in St. Eloud,

Dex Graf von Flahault ist zum Gesandten am Berliner

Hofe, statt des Vice-Admirals und Pairs Grafen von Verhuell, ernannt worden , der diesen Posten nicht angenommen hat.

obenen Reclama- „„Der gesunde Sinn der Menge ist der sicherste und Er handelt Vorgestern sagten wir, das Land werde

Der Moniteur enthält neuerdings U A Artifel in

Dieses Vertrauen findet si bereits gerechtfertigt. Das Sein Urtheils\spruc, der zogernd kömmt, aber auch keine

die aus einem Ehrenzeichen, einem Pfande der Freiheit ein Werkzeug der Unordnung, eip Sinnbild des Mißtrauens machen

wollten, Die anfangs überraschte öffentliche Meinung hat | ihren Frerthum erkannt. Das Protokoll einer Berscmm-

lung der Deforirten des Juli, das von einer voëgeblichen

| Einmüthigkeit sprach, e Welt pr ; | vielfältige Reclamatioueu von derselben Art, wie diejenige, die

gegen die jeut alle Welt protestirt ;

wir gestern bekannt gemacht, und die eine uaserer ehrenwerthesieu Magisirats-Personen, der Maire der: Vorstadt St. Antoine, ein- gereicht hatte, dies war schon zu einem Verdammungs-Ur- theile des Publikums hinreichend, Eine Berathuug der Kom- mission für die National -Belohnungen, die sich- so eben für in- fompetent erklärt hat, die Protestationen gegen die Königliche Verordnung vom 2. Mai anzunehmen und zu unterstügen, und die sonach anerkennt, daß die Negierung inm1erÿalb der (Gränzen ihrer Befugnisse gehandelt habe, benimmt jegt auch den Män- nern, welche die wahren Bürger des Juli*irre zu führen suchen, den leßten Vorwand. Es ist indessen natürlich, daß in demsel: den Maße, wie die eines Besseren belehrte öffentliche Meinung sich offener ausspricht, die s{chlechten Gedanken, die Niemanden haben täuschen fönnen und jeßt auf ihre eigene Ohnmacht be- {ränkt sind, sich auch in einem legten Geschrei Luft machen. Wie verlautet, haben sich gestern Abend (Iten) in einer Versammlung, die nach so vielen getauschten Hoffnungen noch stattgefunden hat, so unsinuige, so abgeschmactte Thatsachen zugetragen, daß wir sie, bevor wir niht neue Erkundigungen darüber eingezogen haben, gar nicht anführen mögen. Solche Thorheiten sind immer ein Zei- chen der verzweifelten Lage derer, die sich dieselben erlauben ; und nach der Abneigung, die sich vor diesen wahnwißigen Ber- suchen gezeigt hat, dürsen wir uns hierüber nicht wundern. Die National-Garden, die Behörden , die Bürger, die wahren Juli- männer, -— Alles hat s auf eine so -eutschiedene Weise ausge: sprochen , daß man endlich wohl hoffen darf, daß gewisse Mân:- ver, die sich selbst eben so wenig täuschen, als sle künftig das Publikum täuschen möchten, diesen leßten Wink zu benußen wif- sen werden,“

Der Constitutionnel seinerseits hält \sich streng an das Gese, um zu beweisen, daß die mit dem Juli-Kreuze De- korirten feinen Eid zu leisten brauchten. Jn Betreff der Mili- tairs und Beamten beruft er sih auf das Gesey vom 30. Au- gust v. Y., in dessen 1stem Artikel es ausdrücklich heiße: „Alle öffentliche Beamten, sey es im Justiz- oder im Verwaltungs- Fathe, so wie die Offiziere von der Land- und See:Macht, sind gehalten, folgenden Eid zu leisten: ¡(1 Jch \chwöre dem Könige der Franzosen Treue, der Verfassungs-Urkunde und den Geseten des Landes aber Gehorsam.‘ Feder andere Eid kanu nur kraft eines Geseues von ihnen verlaugzt werden.‘/ Das Gesey vom 20. Dezember 1830 (fügt das gedachte Blatt hinzu), wodurch die Juli - Decoration eingeführt worden, erwähne aber kines Eides mit keiner Shlbe, Der Courrier français sagt am Schlusse cines Artikels über denselben Gegenstand: Das Ministerium fühlt, daß 6s einen Fehler begangen hatz

a E Ter S E

1931.

ares Aar -

S M ÉE Cre T e T E E T

statt ihn aber wieder gut zu machen, will es lieber desselben noch vershlimmern ; es will lieber der Regierung Feinde zuziehen und das moralische Ansehen, das sie umgiebt, gänzlich vernichten, als zugeben, daß es fich geirrt habe.“ L :

Der Messager des Chambres versichert, daß die Herren | v. Lavorde, J. Laffitte und Odilon-Barrot an der Versammlung der Defkorirten in dem Lokale der „Grande-Chaumière““ am 6ten d. M. uicht Theil genommen haven, wie solches von einigen öf- fentlicen Blättern behauptet worden sey. Das gedachte Blatt bemerkt nahträglih über jene Bersammlnng: „„Febt, wo die Opposition des Juli auch ihren Eid im Ballhause gehaktt hat, wo sie sich durch Aufstehen und Sißenbleiben fur eine uber allen auderen Staatsgewalten stehende Liristokratie mit besonderen R. chten erflart bat, jeßt wird sie nit mehr, wie noch vor eiui- gen Tagen, ironisch fragen, ob im Zuli wirk!ich cine Revoltition stattgefunden habe; fie darf nur ihr Knopfloch ansehen, um sich davon zu tiberzeugen. fen ein; wir fragen, ob mac der Revolution ‘nicht eine Verfas- uug gegeben witrde, ob auf die ausgewanderte Dynastie nicht

Uns aber fällt bei der Sache ein Beden- !

die Folgen | digung des Festes 21 Kanouenschüsse gelöst.

eine andere folg:e, ob uicht eine Charte, welche die Rechnung mit der Vergangeuheit absczloß und alle Rechie und Hoffuun- gen der Zukunft ocdnete, erörtect und anacuonmmen wurde. Wir fragen daum weiter, woher der Erste Beste, weil er im Jui eine Zunte abgeschessen hat, sich för berechtigt halten fann, alle Sigatsgewalten und tmsere ganze gesellschaftliche Existenz in Frage zu stellen, wie wenn die Revolution nur für ihn und einige

' gute Feeunde geschehen und ihuen im voraus freigestellt worden | Ware, damit zu machen, was fie wollen. ‘‘

Die Gazette de France fieht sich durch den Streit, wozut die Stiftung des Jul:-Kreuzes Anlaß gegeben hat, zu fol- genden Betrachtungen veranlaßt: „Die Forderungen der Juli- männer haven einen politischen Zweck, den es nicht {wer hält herauszufinden ; sle wollen nämlich durh ein besonderes änußeres Zeichen diejenige Partei femitlich machen, die, nacbdem sie das legitime Königthum durch die Jusurrection umgestürzt hat, sich als ein Princip betrachtet, das älter als das neue Königthum ist, und da sie sehr wohl weiß, daß in politischen Dingen das Aeltere auch das Höhere ist, so will fie sich über der Regierung eine Existenz und Konsistenz bewahren, die unter gewissen Um- ständen einen wirksamen Einfluß ausüben fönnien. Diese Ab- sicht geht flar aus den Worten des „National‘“/ hervor, daß es zwischen der vorigen und der jeßigen Regierung eine Volks-Diftatur gegeben habe, und daß, wie Ludwig Philipp scine Krone dieser Diktatur verdanke, also auch die Fuli-Männer ihre Auszeichuuing derselben verdanfen wollten. der Aeußerung der „„Tribuné““, daß die Zuli-Männer eines poli- tischen Zeichens bedürften, das genug in die Augen falle, m eintretenden * Falls der Sache der Freiheit dienen zu können. Man will also die Diktatoren durch ein äußeres Zeichen kennt- li machen, und um der Diftatur noch- mehr Gewicht zu geben, hat man in der Versammlung der „Grande - Chaumière““ das Ordensband durch einen Stürmer der Bastille vertheilen lassen, damit die eine Revolution sich gleichsam auf die andere ftube. Die Regierung ihrerseits, . die sich von jenem dem neuen Kö- nigthume vorangegangenen Principe gern losmachen möchte, bemtiht sich jeßt, die Partei, die über ihr stand, un- ter sich zu stellen; fie verlangt daher einen Huidigungs- Eid von den Mannern, deuen sie ihre Existenz verdankt, und versucht, die Zeitfolge zu verdrehen, indem sie auf das Zeichen der Juli- Diftatur die Worte: „Gegeben von dem Kö- nige‘ seßt. Daß eine solche Gedanfken-WVerwirrung bei den Ne- volutions- Männern üble Aufnahme gefunden hat, darüber darf man sich nicht wundern, Was fich in der Grande: Chaumière zugetragen hat, is ein unheilbares Uebel für das Ministerium. Allen Dencn den Prozeß zu machen, die, ohne den Eid geleistet zu haben, den Orden schon jest anlegen, dies würde die Krafte und deu Eifer des Herrn Persil übersteigen. Dem Betragen der Defkorirten aber ruhig zuzusehen, wäre eben so verdrießlich. Jeden- falls muß man aus diesem Umstande schließen, daß die Negie- rung von einem Principe beherrs{ht wird, das ihr die Berwal- tung des Landes äußerst f{wierig macht.‘

Der Temps meldet: „Gestern Abend begaben sich cinige junge Leute, nah einem in den „Vendanges de Bourgogne“‘ gehaltenen Gastmahle, nah der Porte- Saint - Dénis und nach dem Vörsenplaue, indem fie aufrührerisches Geschrei ausftießen nad die Carmagnole sangen, Mehrere von ihnen wurden ver- haftet. ““ L0H

Fm Globe liest man: „Gestern Abend gegen 10 Uhr zog ein ziemlich zahlreicher Volkshaufe die rue neuve St. Augustin hinab nach dem Vendôme- Plate, tanzte hier um die Säule, fnicete nieder und stimmte die Marseillaise an. Hierauf ließ sich das Geschrei: „,,„„Es lebe die Nepublifk! Es lebe das fouvez raine Volk!‘ vernehmen, und einige Stimmen, welche die der Rädelsfirhrer zu seyn schienen, riefen: ,„,,„„Nach dem Nevolu- tions - Plage!‘ Der Haufe begab sich anch wirklich dorthin und erneuerte den Tanz um das noch unvellendete Denkmal! auf der Mitte des Plaves. Bei einem Wachthanse vorbeiziehend, riefen Viele: „,,„„Es leben die Linien - Truppen !‘/‘/ Auf seinem Mege nach dem Palais-Royal wurde der Volkshaufe durch einen Poften der National - Garde zerstreut.‘ Auch heute fanden Bolks-Anflänfe auf dem Vendôme-Plage statt. Bei der Saule waren Dragoner, Linien-Truppen und einige Abtheilungen Na- tional-Garde aufgestellt, welche mehrere Jndividueu verhafteten.

Aus Nismes wird gemeldet: „Das Namenssfest des K0- nigs wurde hier höcbst glänzend gefeiert. Der städtischen Matio- nal - Garde hatten sich 2— 3000 Mann ans der Umgegend zu einer großen Revue angeschlossen. Nachmittazs wurde cin Fest- mahl veranstaltet, zu welchen! die Tische eine ganze Straße ent- lang aufgestellt waren: Auch ließ man einen dreifarbigen Lust- ballon aufsteigen. Abends war die Stadt erleuchtet; im Schau: spielhause wurde ein glänzender Ball gegeben. Kein mnangeneh- mer Vorfall stórte die Freude des Tazes.‘‘ e :

Vorgestern ist in Orleans der Jahrestag der Befreiung dies ser Stadt durch Johanna von Arc gefeiert worden, Der An- ordnung des Maires zufolge, wurden Abends zuvor zur Anfküns

fene Absicht ergiebt sich ferner aus -

i

Am folgenden Tage fruh um 11 Uhr versammelte sich die National-Garde in Pa- rade-Uniform auf dem großen Playe. Die Büste der Jungfrau wurde dann, von der National - Garde und den Civil: und Mi- litair-Bebörden der Stadt umgeben, im Tciumphzuge und unter Kanonendonner dur die Stadt getragen. Der-Orléanais, ein dort erscheinendes Blatt, tadelt den Maire, daß er die Geisi- lichkeit, die in früheren Fahren an diesem Tage eiue große Pro- zession hielt, nicht" zur Theilnahme an der Feierlichkeit cinge- laden habe.

Die Quotidienne zeigt an, daß die Herzogin von Berry durch den Gebrauch des Bades zu Bath vou dem rheumatischeu

| Uevel, woran sie einen Theil des Winters über gelitten, voil:

foniumen hergestellt sey. :

Gestern erschien ein ehemaliger Königl. Gardist, Namens Coudé, der jeßt als Schneider in einec hiesigen Kaserne gegen Tagelohn arbeitet , vor den Assisen, weil ex ein von ihm selbst verfertigtes Gedicht, worin die Person des Königs beleidigt wird, aus dem Fenster scines UArbeitszimmers in den Hof der Kaserne geworfen hatte, wo es von den dort liegenden Municipal - Gar- disten gefunden wurde, Der Anwalt des Angeflagten bemerfte, daß der Hof einer Kaserne kein öffentlicher Ort sey, wenn man auch eincaumen müsse, daß das Gedicht für den König belcidi- gend sey; das Geseg sexe aber nur für die Beleidigung des Kö- nig® an einem öffeutlichen Orte eine Strafe fest. Jn Berück: fihtigung dieses Umstandes verurtheilte der Assisenof den An- geklagten nur in die Kosten, nachdem die Jury ihn von der

| Haupt-Anklage freigesprochen hatte. Ein anderes Judividuum,

das am 3. Márz in der Mitte eines Auflgufes gerufen: „Es lebe der Kaiser! Es lebe die Republik! Brod oder den Tod!“ und beleidigende Aeußerungen gegen den König hinzugefügt hatte, wurde zu ljährigem Gefängniß und einer Geldstrafe von 500 Fr. verurtheilt.

Der Assisenhof zu Bordeaux hat den Redacteur des dort ersheinenden Blattes „le Propagateur“/ wegen Weleidigung der Person des Königs zu fechsmonatlicher Haft und einer Geldstrafe von 1200 Fr. verurtheilt, den Drucker des Blattes aber frei- gesprochen. i O

Aus Angers vom 7. Mai wird geschrieben: „„ Die Nach- richten aus Ségré und Cholet sind vollkommen beruhigend; cs war in diesen Bezirken durchaus nichts Neues vorgefallen. Die Banden von Soxtant Und Delaunay werden unablässig vou den Truppen verfolgt und miissen zuleßt den Anstrengungen und den Mangel unterliegen; ohne Vereinigungspunkt und bestimmten Zweck irren sie, vom Zufall getrieben, umher. Das Marschlaud der Vendée is vou den Banden, die sich darin aufhielteu, ge- säubert: was nicht gefangeu wurde, hat sich in den unter den Namen Buschland (le Bocage) befannten Theil dieser Provinz geworfen. ‘/

Die Fürstin von Talmont, Witwe des Generals, der int Fahre 1792 in der Vendée im Kampfe für die Sache des Kö- nigs fiel, ist gestern hierselbst mit Tode abgegangen.

Bei der Akademie der Wissenschaften ist eine Schrift des Doktor Beunati über die physische Constitution Paganini?s cin- gegangen, die der Verfasser als eines- der Haupt - Elemeute der Virtuosität dieses Violinspielers betrachtet.

Herr Fabien überreichte vor einigen Tagen der Witwe Ben- jamin Constants- eine VBeileids - Adresse der farbigen Eiuwohner von Martinique, deren eifriger Vertheidiger der Verstorbene in der Deputirten-Kammer war, so oft ihre Sache zur Spracße fam.

Großbritanien und Jrland.

London, 11. Mai. Jhre Majestät die Königin hatten vorgestern Abend eiuen zweiten sehr zahlreich besuchten Bal paré im Palaste von St. James veranstalten lassen. Gleich uach 10 Uhr erschienen Jhre Majestäten, worauf der Tanz begaun, Die Königin tanzte eine Quadrille mit dem Herzog von De- vonshire: um 1 Uhr nach Mitternacht fand ein glänzendes Sou- per statt, nach dessen Beendigung wieder bis gegen 4Uhr Mocs gens getanzt wurde.

Gestern und vorgestern Nachmittag hatten die Minister der großen Mächte im auswärtigen Amte Konferenzen über die Belgischen Angelegenheiten, die gegen Z Stunden dauerten.

Der Ausschuß, dem die Oberleitung des zu Ehren Sr. Ma- jestät beabsichtigten Festes in Guildhall übertragen ift, versam: melte sich gestern, um die Antwort des Königs auf die an deu- selben ergangene Einladung zu vernehmen; Der Vorsißer las eine vom Minister des Jnuern an den Lord-Mayor gerichtete Mittheilung vor, in welcher das lebhafte Bedauern Sr. Majestät ausgedrückt wird, Jhrer erschütterten Gesundheit wegen fir diesesmal die Einladung nicht annehmen zu können, wobet der Minister hinzufügt, daf ec in Beziehung auf die in öffentlichen Blättern bei Gelegenheit der allgemeineu Erleuchtung dent Lord- Mayor gemachten Vorroürfe zu der Erklärung autorisirt worden sey, wie nux Rücksichten für Jhre Gesundheit Se. Majestät ver- anlaßt hätten, dem Vergnügen zu entsagen, die Einladunz au- zunehmen. Dieses Aftenstück wird morgen dem versammelten Gemeinde-Rath vorgelegt werden.

Lord Palmerston kehrte Sonnabend Morgen von Cambridge zurü. Der Desterreichishe, Preußische und Spanische Gesandte besuchten ihn im auswärtigen Amte.

inter den neuerdings erwählten Parlaments - Mitgliedern bemerft nian den Marquis von Chandos für Buckingham, Hrn. C. W. Wynn für Carnarvon, Hrn. Calvert für Herfortshice und Lord Morpeth nebst drei anderen Reform-Frennden für die Graf- {aft York.

Gestern fand in dem nahen Brentfort die Wahl der beiden neuen Parlamentsalieder für Middlesex stat. Schon früh Morgens war die Straße nah Brentfort gedrängt vol! vou Nei- tern, um die srüheren Repräsentanten der genamnten Grafschaft, die Herren Byng und Hume, dahin zu begleiten: von mehrere Häujern sah man Fahnen und Paniere wehen, und dazvischen ertönte das Glockengeläute benachbarter Kirchen, Als die Erz warteten in eitem mit vier Pferden bespannten Wagen eèschiec-

nen, brach die Menge in. ein liberlautes, einige Minu las

s 6 G

ae o A