1831 / 137 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

dauerndes Geschrei „Byng und Hunie für immer“ aus: Reiter mit fliegenden Fahnen umringten den Wagen, üund so ging es in langsamem Trott und fortwährendem Jubel fort bis Breut- fort, wo der Zug mit dem größten Jubel empfangen wurde.

Ov Da E a 511 der bald darauf folgenden Wahl-Versammlung trat zuerst Hr.-

Serjeant Pell auf und äußerte sich in Bezug auf die neu zu er- wählenden Nepräsentanten zu Gunsten der Herren Byng und Hume. Von Ersterem sagte er unter Anderen, ér habe die Graf- schaft während 40 Jahren in ## auf einander folgeuden Partg- menten würdig und im Iuteresse der Grafschaft repräsentirt : nadem-er darauf auch Herrn Hume das größte Lob ertheilt, Letdete er die dermalige Lage Englands in Beziehung auf die Reform und machte auf die möglichen furchtbaren Folgen auf- merfsam, wenn lektere nit zu Stande käme, indem, bei aller Duldsamkeit des Englischen Volks, die Dinge auf einen Punkt fommen könnten, wo diese Eigenschaft feine Tugend mehr seyn würde. Er nahm dabei Gelegenheit, des Lord - Kanzlers anf das allerrühmlichsie zu erwahnen, so wie der Lords Cavendish und Russell, von denen er unter Anderem sagte, daß ihre Vorfahren bereits für das Land auf dem Schaffott Miel hs und üm Felde gefohten, und daß fie felbst, als würdige

achkommen derselben, jeut dieselve Laufbahn betreten hätten. Dem Könige hielt er eine lange Lobrede, die durch hausfige laute Beifallszeichen der Versammlung unterbrochen wurde, Gegen den Schlnß seiner Rede sprach er seinen Wunsch aus, zur Ehre und zum Besten Englands die Sklaverei und die Todesstrafe n allen seinen Besikunzen aufgehoben zu schen, uud erflärte “dann, daß er für die Aufrechthaltung der Pairs- Kammer feh, jedoch ‘auf die Abschaffung der Mißbräuche bestehen müsse, die sie sich in Ausübung ihres Einflusses habe zu Schulden fommen lassen, Er endigte damit, Herrn Byng zum ueuen Parlaments - Gliede vorzuschlagen. Darauf trat Sir J. Scott Lilley auf und schlug Herrn Hume als zweiten für Middlesex zu erwählenden Repräseutanteu vor. Weide Vörge- \{lagene wurden einstimmig gewählt und, nachdem die ganze Ver- fammlung ein lautes „God zave fhe King?” gabgesungen, auf ibrem Nuckzuge durch laute Beifalls:Bezeugunzen der jubeluden Menge bis außerhalb der Stadt begleite.

Die leßte Nummer der Quarterly Review enthält einen Artikel über Parlaments - Reform, worin es heißt: „Die Mini: ster wurden durch eine Gewa? angetrieben, deren sie sich nicht gewachsen zeigten, weil fie nicht die Krast besaßen, ihr zu wider- stehen. Beinahe die ganze Presse empfing ihre Zusicherungen mit großem Beifall, steigerte von diesem Augenbli an taglich ihre Forderungen und bestand auf ‘die Ersüllung mit einer fo u:äbtigen Stimme, daß die Regiecung nièhts zu exwidern wagte, cin Umstand, auf den sie vielleicht kaum vorbereitet war. Bitt- schriften für Parlaments-Nefornm liefen uu in Menge von allen Seiten ein: und statt der vierzehn, welches die ganze Anzahl de- rer war, die bei dem Hause in der Sessiseon von 1530 einliefen, wurden diesmal schon vor dem 4, März 645 auf die Tafel ge- lezt. Auf diese Weise befand sich das Land zum ersteumagle, seit die jeßt regierende Familie den Thron imie hat, in der außerordentlichen Lage, daß die Minister der Krone, wel- Gen die ganze Macht und dex Einfluß der execkutiven Ge- walt zin Gebote steht, sich in eine Verbindung mit einer verachtlichen revolutionnairen Faction eingelassen haben, um, un- terstikt von einem großen, aber irre geleiteten Theil der mittleren und niederen Klassen und einigen wenigen in Furcht gejagten vdex fanatischen Personen der höheren Klasse, cine große Ber- éuderung im den alten Einrichtunzen ‘des Reichs herbeizuführen, ganz im Widerspruche mit den Juteressen und Wünschen der großen Masse“ der Aristokratie und einiger der Reichsten und An- gesehensten der anderen Stände, Bei der Bekanmntwerdung der Bill seßten die Zeitungen ihre Kräfte mit erneuter Kühüuheit in Bewegung. Es wurden nicht allein alle Beweisgründe, welche nic6t für die Maaßregel sprache, sorgfaltig verdectt, sondern auch das alleroffeuste Shstem der Drohung gegen diejenigen gebraucht, welche in irgend einer Art gegcn1 die Bill in Opposition treten würden, und gegen das ganze Land, falls dieselve scheitern sollte. Der Eine versucht es, uns durch die Berficherung in Angst zu verseßen, „„daß eine Revolution, durch die Verweigerung der Reform und durch das hartnäckize Aufrechthclten des gegenwär- tigen Bestehungs-Systems hervorgerufeu, in der Thas schrecklich sehn würde, denn sie müsse mit Vint bezeichnet werden !‘/ Ein Anderer, und dieses is das anerkannte offizielle Organ ailer sich folgenden Verwaltungen ( der Courier ), dro dem Parlameute mit Zerstörung und Niedermezelung in Worten, wie diese: „von Tausend verlangen Neunhnndertneununduneunzig die Re- form und verwünschen die Opposlkion, welche sich dagegen er- hebt —- sie sind bereit, zum Aeußersleu zu \{reiten, um den Thron gegeú diejenigen zu bescüben, die ihn dadurch, daß sie ihin die Achtiing rauben, umstärzen wollen. Neunhundertneun- undneunzig von jèdem Tausend sind bereit, wenn es Noth thut, ihr Leben daran zu seßen, um die Grundscße emer Verfassung ‘-zu vertheidigen, welche Andere, indem sie ihre Mißbräuche vex- längern, gern zu Falle bringen mochten.“ Ein ahnlicher Ton wird in. den öffentlichen Versammlungen angenommen wo man übrigens nichts von dieser ächten Manisejtation der Volfs- Gesinmuung findet, die man bei der katholischen Frage wahrnahn, und wo ein fleiner, lärmender und unermüdlicher Haufen Radi- faler es auf sich uimmt,- den Reichthum, das Taleut und die achtbaren Theile des Landes zu vertreten.“

Der C ourier erwidert auf diesen Artikel: „Es dürfte schwer seyn, in so wenigen Zeilen eine größere Masse von Unrichtigkei- ten und falschen Argumenten anzuhäufen, wie es hier geschehen ist. Weit entfernt, einer Macht nachzugeben, weicher zu wider-

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Es scheint, daß die Meinung, die man levthin an der Börse efaßt hatte, daß die Englische Bank in. Bezug auf ihren Um- fas cinen bestimmten Gruudsas augenommen und die Absicht aufgegeben habe, eine fernere Beschränkung eintreten zu laffen, voreilig war. Der. Verkauf von Schaßkammer - Scheinen hat heute wieder begonnen, und, wie einige sagen, bis zum Belause von 200,000 Pfund; und die vorherrscheude Meiuung ist jebt, daß man damit eine Zeic laug in dem Maße fortfahren werde, wie es die Lage- des Geldmarktes erlaubt. „Der Grund‘’, sagt die Times, „welcher die Bank veranlaßt, die Circulation so zu

\{wankende Politik der Banf und die gänzliche Unbekannt- {aft derselben mit der eigentlichen Lage der Geld-JFnteressen ist ein großes Uebel, und man verfolgt ihre Unternehumngen mit großer Aengsilichkeit.‘“

| St. Michael gehen würde. 1 | Yatrioten acht bewaffnete Schiffe zu ihrer Verfügung haben,

stehen sie nicht die Kraft beszßen, folgten die Minister vielmehr nur den Vorschriften ihrer Vernunft und lösten das Wort ein, welches sie gegeben hatten, als fie sich noch iu der Opposition be- fanden. Wir läugnen nicht, daß sich eine Macht fund gegeben hat, welcher fein Ministerium zu widerstehen im Stande gewesen wäre, ohne das Land heftigen Erschütterungen auszuseßen denn diese Macht war die. offentliche Meinung, welche früher oder später, es sey unter welchem Ministerium es wolle, gesiegt haben würde. Aber es ist eben so. falsch, als unedelmüthig, zu sagen, daß Mánuer, die, als sie noch uiht im An1ite waren, in jeder Session für Parlaments-Reform gekämpft haben, und die, sobald sie Minister wurden, das Werk der Wiedergeburt vornah- men, ohne welches, ihrer Ueberzeugung nach, das Land zu Grtinde gehen müsse daß solche Männer uur einer Macht gehorchien, dey zu widerstehen sie nicht Kraft genug besäßen; denn ihren ei- genen Geundsauen gemäß, die sie darlegten, als ‘sie noch nicht im Amte waren, und uur nach diesen dürseu sle beurtheilt wer- den, besteht eben das Löbliche ihres- Verfahrens darin, daß sie einem Jmpulse gehorchten, den sie selbst mit veranlaßt ‘hatten, und den sle auf eine angemessene Weise würdiaten, ‘während die Führer der anderen Partei die Sicherheit des Thrones und der Verfassung aufs Spiel segten, indem sie der öffentlihen Mei- nung widerstanden,““

Auf die Nachricht, daß Hr. Hunt auf seiner Reise von Pre- ston nach Manchester durch Bolton fommen würde, hätten sich dort zu seinem Empfange zwischen 15— 0,000 Menschen ver- sammelt, die ihn bei: seiner Anfuuft mit Freudengeschrei bewill- fommneten. Jn dem Saale, aus desscu Feustern hinaus er frü: her seine Reden an das Volf zu halten pflegte, gerieth er fogleich in Wortwechsel mit dem Herausgeber einer Zeitung, die .sciner in beleidigenden Ausdrücken erwahnt hatte, uud wiederholte daun, als sich die dadurch entstandene Verwirrung gelegt hatte, dieselbe Rede, die von ihm früher in Blackburn und Manchester gehal- ten worden war. Tages darauf fuhr er nach Mancbester.

„„Wir sind‘/, heißt es im Courier, „zu der Anzeige er- mächtigt, daß Alles, was in Franzosischen Blättern über eiue angebliche Unterhandlung zwischen Mexiko nud Spanien, in WBe- ug anf die Theilung der Spanischen oder sogenannten Cortes: Schuld, oder irgend eine andere pekuniäre Verhandiung ge- sagt wird, unwahr is. Wir wi}en, daß fein Mexifanischer Agent in Europa vom Spanischen Gouvernement die gerinzste WViit- theilung hinsichtlich des oben erwahuteu Gegenstandes erhalten hat,

und wix vermuthen daher, daß diese Nachricht von deucu ver- | breitet ist, welche es früher schou so gut verstanden haben, die | Wir | 3 wcnn fetbji Spauien ein sôlches | Projeft oder eine solche Absicht náhrte, es kein folches Resultat |

Spekulanten der Pariser Borse zum Besten zu haven, fenen auc hinzufügen, daß,

hervorbringen konnte, weil die Mex:fauische Regiertng schon vor langer Zeit vermittelst ihrer diplomatischen Azenturen erflärt hatte, daß sie mit Spanien nux auf der Basis einer u.bediug- ten Auerfennu1g und auf demselben Fuße, wie sie mit andercn Mächten negocüre, unterhandeln würde. ‘“ L

Man hat heute auf Lloyds Kasfechans durch das Schiff „Chanticleer““, welches in Falmouth angekommen ist, die Nach- riht erhalten, daß die Inseln Fayal und St. Michael durch eine Expedition von Terceira genommen wordeu seyen. Hinsichtlich St. Michaels hat man an der Börse einige Zweifel gehegt, aber die Cinnahme von Fayal wird als gewiß betrachtet, St. Michael war wenigstens am 28sten v. M, noch nicht erobert, denn . von diesem Datum sind Briefe von daher in der Stadt, worin gemeldet wurde, daß das Geschwader von Terceira Pico genommen habe, daß es von dort nach Fayal und später “nach Man sagt, daß die Portugiesischen

um die Truppen nach St. Michael hinüberzubringen. Von die- fer Jusel war ein Schiff nach Lissabon gesezelt, um Versiärfung zu holen, und man sagt, daß der Britische Konsul durch den „Ehanticleer““, zur Hinsendung eines Kriegsschisfes aufgefordert habe, um die Britischen Jauteressen zu beshüßen, im Fall die erwartete Fnvasion stattfinden würde.

Nach Berichten aus Halifax vom 31. März hatte in der Stadt St. Johns in Newfoundland eine große Feuersbrunst stattgefimden, die vieles Eigenthum zerstörte und gegen 20 Fa- milien ihres Obdaches beraubte; glüctüicher Weise ging kein Le- ben verloren.

London, 10. Mai. Obgleich die Universitäten (Ox- ford, Cambridge und Dublin)- bei uns die Grundlagen des Kou- servativ-Princips, fast alle kleinere Städte (wovon die meisten durch die beabsichtigte Neform in ihren Rechten angegriffen wer- den) und endlich selbst ein paar Grafschafteu Anti - Reformisten erwählt haben, so berechnet man doch unter den 447 bereits cr- wählten Mitgliedern einen Gewinn von 93 oder 94 für das Mi- nisterium. Und da diejenigen, welche noch nit erwählt sind, größtentheils den Englischen Grafschaften in Jrlaud augehoren, wo dex demokratische Geist der herrschende ist, so läßt sich gar nicht zweifeln, daß bei dec nähsten Entscheidung des Parlamcuts die Stimmen ziemlich nahe wie 2 gegen 1 für die ministe: rielle Reform ausfallen werden. Daß unter solchen Umsiän- den das Oberhaus es unternehimncu sollte, sih dem Willen der Nation in irgend einem Hauptpunkt entgegenzuseßen, steht kaum zu erwarten, aber ware dies auc, so darf man wohl glauben, daß die Regierung mit derselben Entschlossenheit, mit weicher sie das Parlament auflöste, auch eine hinlängliche An- zahl neuer Pairs creiren wird, um ihren Sieg gewiß zu machen, Hat man sich ja doch schon oft dieses Mittels bedient, wenn es die Erreichung ¿eriugerer Zwecke galt; könnte man es also dem Ministerium verargen, wenn es dasselbe ergriffe, un1 auf gefset- lihem Wege eine Maaßregel durchzuseben, die fonst durch Ge- walt errungen werdén würde? Feinde der Regierung haben das Gerücht verbreitet, sie beabsichtige die Reformfrage bis zum Herbst hinauszuschieben ; aber felbst die vernünftigen Tories schmeicheln sich nit, daß ihre Gegner so unvorsichtig seyn fönnten, einen Schritt zu wagen, der sie um alles Vertrauen bei der Nation bringen mußte, wenn er auch feine s{limmere Folgen für die Ruhe des Laudes hätte. Es ist sreilich wahr, daß die Verhand-

| lungen über die einzelnen Verfügungen der Bills in beiden | Häusern an 2 Monate rauben würden, und daß das eben ausf-

gelöste Parlament andere nöthige Arbeiten, welche sich gewiß nicht in weniger Zeit abmachen ließen, liegen lassen müßte: tim jedoch das Mittel zu treffen, ist es wahrscheinlich, daß man sich für jeßt damit begnügen wird, von beiden Häusern den Beschluß fassen zu lassen, daß alle Städte, welche nicht eine bestimnite Anzahl Einwohner enthalten, ihre Repräsentanten entweder ganz oder zum Theil verlieren sollen, Dies sieht man von beiden Seiten sür die Hauptsache an; und die Vertheiiung der dadurch gewonnenen Mitglieder, so wie die Qualification zum Stimmen ließen sich dann füglich -bis zu einer neuen Versammlung des Parlamentes im Oktober verschieben, während bis zum August die sonstigen Geschaste desselben beendigt werden fönnten. Man versichert auch mit großer Wahrscheinlichkeit, die Regierung hâbe wieder bedeutende Modificationen in ihrem Plan gemacht ; uter Anderm heißt es, daß sie nicht mehr gesounen sey, das be- stehende Berhältniß in der Vertretung der 3 Königreiche beden- tend zut verändern, dagegen aber (um die Kaufmaunschast mehr für sich zu gewinnen), den Haupt-Kolonieen Vertreter im Parla- ment zu gestatten, Der Besuch des Kouigs in der City ist wieder verschoben und als Ursache die Unpäßlichkeit des Königs

beschränken, fann nur den Direktoren bekannt seyn: aber die”

angegeben, der gewöhnlich um diese Jahreszeit Anfälle von Gicht zu haben pflegt. Die wahre Ursache aber ist ohne S daß der Monarch nicht ‘im gegeuwärtigen Kampfe -der Parteien ais Anhänger einer derselben zu erscheinen wünscht, was gewisserma: fien der Fall sehn würde, wenn er in dieser bewegten Zeit dey Lord - Mayor mit seinem. Besuch beehrte, weicher Magi: strats - Beamte, obgleich er gerichtlih bewiesen ‘hat, daß er nicht, wie ihu einige Oppositions-Journale beschuldigt, in seinem Eifer seine Amtspflicht vernachlässigt hat, doch zu sehr seine po: litischen Gesinnungen in seinem Amte hat vorwalten lassen. Au

würde der Pöbel wieder die Bewohner der Hauptstadt zur Be- sleuchtung ihrer Häuser zwingen wollen unnd wahrscheinlich um so mehr Verheerungen anrichten; als es sich ergeben hat, daß, wie das Gese jeßt abgefaßt ist, Niemand, dessen Fensler vom Pöbel zerschlagen werden, wenn solches nicht geschehen ift, um das Haus zu berauben, eine Entschädigung von der Kommune zu fordern berechtigt ist. Der unermüdliche Lord Brougham soll alle Prozesse des Kanzlei- Gerichtshofes bereits geschlichtet und sich erboten haben, jeßt dem Vice-Kanzler zu helfen. Solche

Arbeit würde cinen nenen Beweis von den merkwürdigen Taz.

lenten jenes berühmten Rechtsgelehrten liefern.

Niie--de x l:a 1..d

Brüssel, 11. Mai. Die Emancipation sagt in Be: zig auf die (gesiern mitgetheilten) im Courrier enthaltenen Nach: rihten: „Eine Zeitung giebt sich die großte Muhe, um glauben zu machen, daß gestern hier eine Bewegting stattgefunden habe, die sie mit dem Namen einer Französisch - Oranischeu bezeichuete, Diese ganze Bewegung bestand aus uichts Weiterem, als aus den Excessen einiger betrunkenen Menschen, die am Montage nichts Seltenes zu schn pflegen. welche die Zeitunz die BVurgergarde zu Fuß und zu Pferde und die ganze Garnison der Stadt aufmarjschiren läßt. indessen noch besser unterrichtet und fonnen unseren Lesern sazen, wie sich die Sacbe eigentlich verhielt. Von Gent aus ist ein paunisher Schrecken in Herrn Lebeau gefahren. Ec fürchtete eineni gegen ihn gerichteten Volks - Aufstand und fand es für seine persönliche Sicherheit ersprießlich, eine Zuflucht guf feinem Landhause zu suchen. Es war also nicht eiuer angebli: cen Berschworung gegen den in ganz Belgien so hoch geachte: ten und geliebten Megenten, sondern seiner cigeneun Sicherheit iwvegen, daß Herr Lebeau die ganze Stadt in Bewezung brachte,“

Ju der Emancipation heißt es: „Der für Gent ecnannte Gouverneur. Herr Vanderliuden ist zurückberufen und der Baron von Lauiberts bestatigt worden. Herr Lebeau hat -mithin einge: sehen, daß .die Bewohner von Gent Recht hatien, als sie riefen: ;7 ,,Mieder mit den Ministern! ‘‘‘/ Er dat eingesehen, daß der Baron von Lambects Recht hatte, gegen den Messager du Gand eincn- Beschluß zu erlassen, den wir uicht näher bezeichnen wellen, Er hat eingesehen, daß er selbs Unrecht hatte, diesen Beschluß zu mißbilligen: er hat eingesehen, daß er es war, der durch die Absendung des Herrn Vanderlinden nah Gent die dortige öffent: liche Ruhe stórte. Ob er aber eingesehen habe, daß er sein Porte: fenille nicht länger beibehalten könne, davon hört man noch nichts, Wir unsererseits halten dafür, daß er es, - ohne sich zu sckämen und ohne Gefahr für das Land, nicht behalten dürfe. Moge Herr Lebeau sich nicht darüber täuschen; er hat cine wirkliche Niederlage erlitten. ‘“ ;

Gent, 19. Mai. Da man hier neuerdings die öffentlicht Ruhe zu sioren versucht und zu diesem Zwecke die beunruhigend:

| sten Gerüchte verbreitet hatte, so fanden es die Behörden det

Stadt fúr nöthig, einzuschreiten, um der Ausführung solcher bös: willigen Pläne vorzubeugen. Eine Deputation der Bürgergarde und die Offiziere der verschiedenen Truppen der Garnison hatten“ fich zu diesem Behuf auf dem Waffenplay versammelt, um si gegenseitige Unterstußung in Aufrechthaltung der Ruhe zuzusichern, in welchem Entschluß sje durch eiuè fräftige Rede des Divisions: Generals Wauthier bestärkt wurden. Diese Scene machte auf die Bewohuer den erwünschten günstigen Cindrucf.

P ole n,

Warschau, 12. Mai. Die Sigzung der Landboten: Kammer vom i0ten d. ging fast nur mit Fragen über Gegen: stände hin, die nicht zur Tagesordnung gehörten. Unter Anderen fragte der Deputirte Gumowsfki-den Finanz-Minister, ob es wahr sey, wie die öffentlichen Blätter gemeldet hätten, daß troß den befichenden Vorschriften dem Chef einer Abtheilnng in der Regierunzs-Konmission der Finauzen, Herrn Ostrowski, das (Gehalt eines Staatsraths und Genera!-Direktors der indirekten Steuern ertheilt habe, obgleich es befannt sey, daß dieser Het Osirowski den zuleut erwähnten Beaniteu nicht vertrete. Diese Fragt veranlaßte eine weitlanftige Diskussion, nicht nur hinsichtlich des

- dem Finanz-Minister gemachten Vorwurss, daß erzu wenig Sparsan-

feit beobachte, ohue auf die Bedúürsnisse des Landes und die bestehen den Vorschriften Rücksicht zu nehmen, sondern auch hinsichtlich der von diesem Minifter versprochenen und nicht ecfüllten Vorlegung l ner Liste der einzelnen Beamten-Gehalte zur Durchsicht von Sei ten der Neichstags-Kommissi:nen. Da jedoch die Kommissions Mitglieder Zwierfowskti und Slasfi der Kammer in dieser les teren Hinsicht befriedigende Aufschlüsse gaben, endigte die gaujt Diskusficn damit, daß der Finanz-Minister erklarte, ex werde nit miterlassen, den vom Deputirten Gumowski beregten Ge genstand in Orduung zu bringen. Hierauf uahm der Deputirte Dembowski das Wort und gab sein Erstaunen darüber zu tk kenuen, daß in Folge der Vorfalle vom 2ten d. M. zwei Mink ster, namlich der des Innern und der des Auswärtigen, zugle!

ausgeschieden seyen, da, wie cr meinte, schön das Ausscheiden des einen hingereict hätte. Er fragte feruer den Finanz - Ministet, auf wie lange er sich anheischig mache, mit den öffentlichen Fonds die gegenwärtigen außerordentlichen Bedürfnisse zu bestreiten, und ob er, mit Rücksicht auf. diese Bedürfnisse, Maaßregelu zuk Bergrößerting der Fonds ergriffen habe. Endlich sprach sich dek Redner über die National - Regierung aus und meinte, daß die Trennung derscloen in Abtheilungen, welche der Leitung einzelner Mitglieder anvertraut - wären, der beabsichtigten Gemeinsamfkeit in ihren Handlungen -entgegenstehe, drüickte anch sein Bedatuerl darüber aus, daß die vollständige Zusammensezung derselbeu aus 5 Personen, unbedeutender Veranlässungen wegen, fast i? mer auf 3 Personen reducirt zu sehn pflege. Hierauf ent gegnéte der Finanz-Minisker, daß sich unter den. Fragen des vorigen Redners solche befänden, über die er aus Rücksicht all die jebige Lage des Landes keine ösfentliche Aufschlüsse ertheilen könne, Nichtsdestoweniger behauptete der Laudbote Swi!- dzins fi, daß es dem allgemeinen Interesse feinesweges nachlht! lig seyn fönne, wenn der Finanz-Minister Aufklärungen darüber gäbe, wie weit man mit Kontrahirung einer Anleihe Seitens des landschaftlichen Kredit-Vereins auf die Bergwerke, die eingezogenen Güter u. \. w. vorgeschritten sey, und welche Maaßregeln man hi1? sichtlich einer Anleihe im Auslande getroffen habe. Dieser Gegenstand wurde jedoch auf den Antrag der Majorität uicht weiter bespr0®

Das ist die ganze Sache, fur

Wir sind.

41, zumal da der Landbote Soltyk in seinem Eifer“ äußerte, Le bei der Bereitwilligkeit der ganzen Nation, alles Privat- mögen für das Vaterland aufzuopfern, der öffentliche Schag nesiveges erschöpft sey, welchem der Deputirte Szaniecki ch hinufügte, daß nach einer privatim gegebenen “Erfklä- ing des Finanz - Ministers, die Finanzen noch für einen

henjährigen “Krieg hinreichen würden. Hierauf \chritt die mmer endlich zur Tages - Ordnung und nahm den Geseg: twurf vor, wonach diejenigen Senatoren und Repräsentanten, (he bis zu einem bestimmten Termin den Neichstags : Aften m 18. Dezember vorigen und 25. Januar dieses Jahres cht beitreten, sie mogen sich nun innerhalb oder außerhalb des indes befinden, das Recht, in den Kammern zu sißen, verlieren sollen. legen diesen Geseß-Eutwurf sprach sich der Landbote Tymowsfki sofern aus, als er meinte, daß sich unter den aus dem König- ihe abwesenden Senatoren auch solche befänden, welche, wie z. B. ar Thomas Grabowsfi in Wien, gegen die Sache der Nation ndelten, und daß solche Senatoren unter feiner Bedingung eder in den Senat zuzelassen werden sollten, Die Landboten galchnowsfi, Niemojowsfi u. A. machten zwar noch ei: je Einwendungen gegen einzelne Artikel des Geseß-Entwurfes, deß wurde der leßtere am Ende mit unbedeutenden Veraude- ngen einstimmig angenommen und dem Senat übersandt.

Die Poluische Zeitung beschwert sich in sehr bitteren nsdrúüicken über das von der National - Negierung hinsichtlich ¿ Gutsbesipers Raphael Cichocki beobachtete Verfahren. „Alle ;lätter‘/, tagt diese Zeitung unter Anderem, „erheben sich gegen e Unverschämtheit, mit welcher jener vou dem Kriegsgericht urtheilte Edelmann in Schuß genommen wird, und erstaunen ber den patriotischen Eifer des Repräsentanten, der mit diesem utrag in der Kammer aufgetreten ist; und die National - Re- jerinig, gis ob sie schon auf wohlverdienten Lorbeern xuhte, hweigt und gestattet, daß die moral. sche Kraft der Nation durch jesen Umstand geschwächt wird, Wir haben {on voc vier Ta- 1 auf der Forderung bestanden, daß man wenigstens die Griün- , belaunt machen solle, welche die Aufschiebung der Execution hifertigeu; aber die National - Regierung ‘verachtet die öffent- de Meinung, welche sich ofen in allen Blättera ausspricht. hn den gegeuwärtizen Angenblicken is Gleichgültigkeit gegen das, 8 allgemeine Gefinnung s{chw.chen fann, ein unverzeihlicher t hltritt. Man achtet die Meinung des Volkes für Bichts, und 1s Volk bildet die Reihen der Krieger, das Volk erschöpft sich 1 Opfern und is die Hauptstúße unserer Fnsurrection. Die egierungs - Mitglieder follten uur wissen, welche Aufregung und

elche nachtheilige Folgerungen aus der Aufschiebung jeuer Exe: |

tion in der Hauptstadt entstanden sind.“

Deutschland.

München, 12. Mai, Se. Majestät der König haben vor- estern im Staats-Rathe den Borsig zu führen gernht.

Jn der gesirigen öffentlichen Sibung der Kammer der bgeordneten wurde nah Befanntmachung des Einlaufs der lbgeordnete Sep p bceidigt und sodann die Diskussion über die Beschwerde wegen der durch die Censur-Verordnung von 28fsien annar 1831 angeblich geschehenen Verlegung der Verfassung ‘schlo}en. Es sprachen 33 Abgeordnete, dann der Minister v. F chenf und der Ministerialrath v. Abel. Die Diskussion ehte sich um die Fragen: wurde durch die Censur: Verordnung ¿ Verfassung verleßt? ist eine Anklage gegen den Staats - Mi- jer des Junnern begründet? Bei der ersten Frage wurde für 1e Begründung der Verlezung der Verfassung angeführt, die ensur:Berordnung enthalte eine authentische Juterpretation des ortes politisch im §. 2 des 11[, Edifts; sie enthalte ferner die- m Edifte widerstreitende legislative Bestimmungen; gegen sel- ige aber: es werde durch sie nichts Neues, nichts der bisherigen jesekgebung und der usuellen Juterpretation Widerstreitendes urch die Censur-Verordnung festgesezt : in Beziehung auf die Frage hinsichtlich der Anklageftellung wurde bemerft, daß diese ogleich nicht beschlossen werden cónne, soudern, daß ein besonde- er Ausschuß die Anklagepunkte prüsen müsse; daß der Beweis es Vorsaßes nur durch Indizien geführt zu werden brauche, nd daß diese Jndizien aus dem Zusamutenhaite der neuesten erfügungen des Ministeriums Scheuk geschöpft werden muz- in; dagegen wurde bemerkt, ein Ausschuß zur Bearbeitung einer (lnflage fonne uur zusammengeseßt werden, wenn beide Kam- nern den Beschluß gefaßt hätten, es sey ein Minister in den Anklagestand zu versetzen; der Versuch, die vorsägliche Berlegziung der Verfassung durch den Zusammenhalt verschiedener Verfügun- gen des Ministeriums zu beweisen, trage die Natur eines Ten- Weges an sich, ein solcher sey nit zulässig.

arlsruhe, 12. Mai. Ju der öffentlichen Sigung der ¡weiten Kammer vom 10. d, machte Secretair Grimm die neu tingefommenen Petitionen bekannt. Die Tages-Ordnung führte mnn auf Fortseßung der Diskussion über den Antrag des Abge- ordneten Knavp, die Revision und Modification des Geseges von 1820, die Ablösung der Herrenfrohnden betreffend, an welcher die Regierungs : Kommissare, Finanz- Minister v. Böckh, Geheime Rath v. Weiler und Staatsrath Winter, so wie die Abgeord- nten Mittermaier, Regenauer, v. Notteck, Welfer und Andere, Antheil nahmen. Bei der Abstimmung wurden die tinzelnen Auträge des Kommissions - Berichtes dirs große Ma- jorität angenommen. Luxemburg, 11. Mai. Das hiesige Journal ent- hält den nachstehenden Artikel: „Das Militair- Gouvernement der Bundes-Festung Luxemburg, für die Sicherheit des Platzes verantwortlich, hatte es sich bisher zum Geses gemacht, sich auf feine Weise 1m die Ereiguisse einzumischen, welche sich in den Umgebungen zutrugen. Von dem Augenblick an indesen, wo die insurrectionnelle Behörde, welche das Land regiert, es unternahm, ihre militärischen Organisationen bis auf den allernächsten Kreis der Vertheidigungs-ÄAnstalten der Festung vorzuschieben, mußte tin solches Unternehmen yothwendiger Weise die Aufmerksam: eit des Gouvernements im höchsten Grade in Anspruch nehmen. Diese Orgauisationen gewannen endlich sichtbar an Konsistenz durh das Auftreten der Bürgergarde. Mau vertheilte in alleu örfern der Umgegend, welche au die Außenwerke der Festung granzen, Waffen, und die solchergestalt gebildete Garde, machte u wiederholtenmalen mit bewaffneter Hand Einfälle in dis an die Festungswerke gränzende Gebiet, welches durch Pähle abgesteckt is; es - erfolgten daraus Handlungen, welhe den Stempel einer willkürlichen Gewalt trugen. Dies war mehr, als die Sicherheit der Festung zu dulden er:

laubte; man sah in dieser Art zu handeln einen Anfang offfensi--

ver Demonfirationeu, besonders da es der entzegengesezten Par- ti niht fremd seyn fonnte, daß die Nechte der Bundes - Festtng durch die Gegenwart einer fremden militairischen Macht unter den Kanonen und so zu sagen vor den Thoren des Plabes ver: lebt werden ein Zustand der Dinge, der dem militairischen Reglement aller Zeiten und aller Völker entgegen ist. Aus wohl|- vollenden Rücksichten, die aus dem Wunsche entsprangen, die Um-

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gegenden der Stadt den Einfállen mit bewaffneter Hand zu ent- ziehen, welche die Juteressen der Einwohner gefährdeten, und in Folge der Grundsäye der Mäßigung, welche zu allen Zeiten der Militair-Verwaltung zur Richtschnur gedient haben, versuchte sie es, den Weg gegenseitiger Aufklärung einzuschlagen, um die Reclamationen zu erledigen, welche die Umstände unvermeid- lich herbeiführen mußten. Sie stellte der Regierung, welche de sacto das Land regiert, zu drei verschiedenen Malen die Nothwendigkeit vor, die Waffen zurückzunehmen, welche sle in den der Festung zunächst liegeuden Gegenden hatte vertheilen lassen, und machte sie auf die unbeugsanie Strenge der Geseve, welche die Sicherheit der Festung beshübten, aufmerksam. Da der erste Versuch, um zu einer gütlichen Ausgleichung der Schwierigkeiten zu gelangen, eine ausweichende Antwort zur Folge hatte und die beiden folgenden Mittheilungen ganz ohne Antwort blieben, so würde eine läugere Nachsicht eine Schwäche gewesen seyn, die mit den Pflichten unverträglich ist, von denen das Militair-Gouvernement so inauig. durchdrungen ist. Es mußte seine Rechte durch alle Mittel aufrecht erhalten, welche in seiner Gewalt stehen, und die Verantwortlichkeit flir die traurigen Folgen, welche daraus entstehen können, auf diejenigen werfen, welche sie freiwillig und mit Verachtung der drin: gendsien Nücksichten hervorgerufen hätten. Das Militair-Gonu- vernemeut ließ daher am 9ten d. M. Morgens die Jufanterie Waffen weguehnien, welche in den Dörfern Eich, Dommeldange, Weymersficch, Hollerich, Bonnevoye, Neudorf und NRollinger- grund ausgetheilt waren. Sie hat slch auf Ausübung dieser ein- zigen, aber unvermeidiichen Maafregel beschränkt, indem sie in Bezug auf viele andere Umstände, welche der Ruhe der Festung entgegen sind, die Augen verschloß. Die Festigkeit und die musterhafte Orduung, mit welcher diese zugleich s{hwierige und unangenehme Unteruiehmungz i Vollzug geseßt worden, geben den schlagendsten Beweis von dem guten Geist uud der Dis- ciplin der Truppen, welche den Erfolg derselben gesichert haben.“

Hecr Thorn, der von der Brüsseler Regierung in Arlon nuie- derzesebte Gouverneur, hatte s{ch in Bezug auf den kürzlich *) in Neuho}f verhasteten Bauer mit einer Beschwerde an das hie- fige Militair- Gouvernement gewandt, Unserem Journal zu- folge, hat das leptere dem Herrn Thorn unter Anderem geant- wortet: „Aus mehreren Ausdrücken, die in Jhrem Briefe“ vom Gten d. M. enthalten sind, geht hervor, daß Sie der Meinung seyen, daß geseßliche und rechtlich beartüindete Verhaltnisse zwischen dem Mili- tair-(Bouvernement der Festung Luxembttrg und der insurrectionnel- len Behorde, welche die Civil-Verwaltung in diesem Laude ausübt, stattfinden fonnen. Obgleich das Militair - Gouvernement sicher- lich nicht zu diesem Jrrthum Anlaß gegeben hat, so glaubt es si doch verpflichtet, um allen Folgeruugen dieser Art, welche aus der Korrespoudenz, die es mit Jhuen gehabt hat, gezogen werden könnten, vorzubeugen, bestimmt zu erflären, daß diese Mittheilungen in der einzizen und alleinigen Absicht stattgefun- den haben, um, wenn es möglich ist, Handlungen der Unter- drüctkung und zum Schaden des Landes durch ein gemäßigtes und überlegtes Betragen von Seiten der Regierung, welche da- selbst de facto errichtet ist, vermieden zu sehen.“

O esterrel (G.

Die Allgemeine Jeitung meldct aus Wien vom 7ten Mai: „„Es heißt, dem General Dwernicfi und einem Theile seines Offizier - Corps werde Laibach, den übrigen Offizieren aber Gräs zum Aufenthalts - Orte angewiesen, die Soldaten aber würden in Siebenbürgen und Mähren vertheilt werden. Der Englische Botschafter, Lord Cowley, trifft Anstalten zu seiner Abreise, da sein Nachfolger, Herr Lamb, in fkur- zem hier- erwartet wird, Nach Handels -Briefen aus Semlin hat der Sultan in einem Aufrufe alle Gläubigen zur Befrie- gung der Rebellen aufgefordert. Man betrachtet hier die Ereig- nisse in der Türkei als sehr ernstlich.“

N A U En

Genua, 4. Mai. Vorgestern reiste J. Majestät die ver- witwete Königin Marie Therese mit Jhrer Prinzessin Tochter von hier nach Turin ab.

Rom, 5. Mai. Am 2. d. M. überreichte der Marquis Crosa di Bergagni Sr. Heiligkeit in einer Privataudienz sein Beglaubigungsschreiben als Gesandter des neuen Königs von Sardinien, Karl Albert, beim Päpstlichen Stuhle.

Noch immer treffen aus den verschiedenen Städten des Kirchenstaates Deputationen ein, um Sr. Heiligkeit zu Jhrer Thronbesteizung Glück zu wünschen und die Versicherungen treuer Anhänglichkeit au den Päpstlichen Stuhl zu erneuern.

Bologna, 29. April. Ein Edift des Kardinals Oppizzoni untersagt die Anfertigung und den Besiß aller Arten von Feuer: und blanfem Gewehr. Ausgenommen von diesem Verbot sind die Jagdflinten, die Pistolen von geseylichem Kaliber, wozu be- sondere Erlaubniß ertheilt worden ist, die Messer bis zu einer Länge von F Palmen und die zur Ausübung eines Gewerbes unentbehrlichen Stich- und Schneide-Werkzeuge.

—- Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Bologna vom 1. Mai: „Die Fcanzösischen Zeitungen, mit Ausnahme des Moniteur, der Quotidienne und ein Paar anderer von gleicher Farbe, die nur von sehr Wenigen gelesen werde, sind nuna seit gestern hier verboten, wovon wir wenig- stens den Vortheil ernten, daß wir nicht mehr mit so vielen aberwißigen Neuigkeiten und Schwägereien heimgesucht werden. Man sollte die Wahrheit uicht nah der Pariser Mode fkleiden, wenn man nicht einen auszgestopften Bajazzo daraus machen will, der zur Ergößung des Publifums herumgaloppirt und éin Klei- dungsftück nah dem andern von sich wirft. Nach den Pariser Blättern- sind die Bäume Italiens zu lauter Galgen geworden, rasend und mordend s{hweifen Panduren und Rothmáäntel in seinen Fluren herum, seit funfzehn Jahren stehen Kauoneu mit ‘brennenden Lunten auf den Pl.ven von Mailand und Venedig, die Ftali..nischen Regimenter seufzen au der Türkischen (Gränze, die Deutschen wurden bei Rimini geschlagen, und mußten alle ihre Hoffnung in eine Verstärkung von 12,100 Mann von (damit ja die Geschichte nv lächerlicher würde, fam der ver- zweifelte Druckfehler hinzu) vou Warschan ans segen u. \. w. Bis jeut ist noch Niemand gehangen worden; Wenige wurden verhaftet, Allen oder wenigstens fast Allen, die sich nicht allzu- sehr vergauzen oder allzuweit verlaufen haben, soll Verzeihting verkündet werden. Wie ich selbst angegeben habe, wurden Tou- sende von Pâsscn ausgestellt; die Juhaber derselben machten aber größtentheils feinen andern Gebrauch davon, als daß sie thaten, als reiseten sie weg, aber auf dem Lande in entlegenen Villen blieben. Die Pol'zei fcatte ihnen auf ihrer Reise nach und daun {loß sie das Auge zu und lächelte Beifall, Ungefähr 70 find in Marseille angelangt, vielleicht eben so viele in Korsika. Toschi hat keinesweges, wie es iu den Französischen Zeitungen

«J S. Nr. 135 der Staats-Zeitung.

E E AUTN E! Q: ati G E R R ARCE TEIEET E E f Se E

stand, aus Parma fliehen müssen. Er lebte dort sehr ruhig und ganz seiner Kunst. Diese Woche erst fam er hier durch, um sich nach Florenz zu seinem Stampatore, Hrn. Barbi , wegen cines feiner Blätter zu begeben. Sein Berlust wäre ein großer gewe- sen, denn Toschi ist jeut der einzige, der unter den Jtaliänischen Kupferstehern wirklich hoch steht. WMorghen in Florenz ist ait

und hat sich {on überlebt ; Rosaspina in Bologna ist ebenfalls alt und fast immer fränklih, Longhi in Mailand starb vor we- nigen Tagen : Folo in Rom verdient neben ihnen feiner Ecwäh- nung. Morghen hat keine Schüler herangebildet ; die besten Ro- saspina’s sind gestorben. Also bleibt nur Toschi und auf niede: rerer Stufe Garavaglia und Anderloni.‘/

Inland.

Berlin, 17. Mai. Aus Koblenz ist die betrübende Nachricht eingegangen, daß daselbst am 13. d. M., Nachts 11 Uhr, Se. Ex- cellenz der Königl. Geheime Staats-Minister und Ober-Präsident der Rhein - Provinzen, Freiherr von Ingersleben, plöblih, und nachdem er noch an demselben Abend einen Spaziergang im Gar- ten gemacht hatte, mit Tode abgegangen ist. Der König vertiert in ihm einen der bewährtesten Staatsdiener und die Provinz einen ehrwürdigen Chef, dem sie mit inniger Liebe zugethan war. Jn Wittenberg wurde am 6ten d. das Amts -Jubi- läum des dafigen Pastors und. General - Superintendenten, Hrn. Dr. Karl Ludwig Niß\ch, Professors der Theologie und er- sten Direktors des Königl. Prediger: Seminars , gefeiert. Ler- selbe hat vor 50 Yahren sein erstes Kirchen- Amt als Pfarrer zu Beuche bei Leipzig angetreten . und seitdem mit s rastlofer und uneigennüßiger Thätigkeit auf Kanzel und Katheder geivirkt, daß sein Jubelfest die regste Theilnahme bei seinen zahlreichen Schülern, Fceunden und Verehrern erwecken mußte, Schon der Vorabend des festlichen Tages wurde von den Kommunal- Schulen durch eine passende Musik begrüßt. Am Taze felbst empfing der Jubilar zahlreiche Glückwünschungs - De- putationen, aus deren Mitte zunachst der Herc Geheime Ober- Regierungs-Rath und Vice-Präsident des Konsistoriums zu Mag- deburg, Hr. v. Seyhdewiß, hervortrat und dem Juvelgreise die Fnsignien des Rothen Adler - Ordens zweiter Klasse mit Eichen- laub, begleitet von einem gnädigen, die Allerhöchste Theilnavme bezengehden Schreiben Sr. Maj. des Königs, überreichte. Der Fubilar wurde durch diese Beweise Königlicher Huld und Guade auf das innigste ergriffen. Nächstdem wurden ihm anch vou Hrn. v. Seydewiß die Glückwünschungs-Schreiben Jhrer Excel- lenzen des Hrn. Geheimen Staats-Ministers Frhrn. von Altenstein und des Hrn. Geh. Staats-Ministers von Klewiy, so wie des Kenjisto- riums und Schul- Kollegiums der Provinz Sachsen, überreicht. Das Glückwünschungs- Schreiben der Königl, Negierung zu Merse- burg übergab Hr. Konsistorial- und Regierungs - Nath Haaseus ritter. Auch die theologischen Fakultäten zu Leipzig und zu Halle begrüßten den Herrn Jubilar, Nach ihnen die verschiedenen Vi- litair- und Civil-Behörden der Stadt. Die Bürgerschaft úüber- brachte eine von Hrn. Medailleur Held in Beriin ausnehmend \chön ausgeführte Jubel-Medaille, geschmückt auf der einen Seite mit dem sehr getroffenen Bildnisse des Herrn Jubilars, gu Rande und auf der Kehrseite versehen mit passenden Jnschristeu, Zuigleich bat die Gemeinde durch ihre Deputation, einer beabficz- tigten Stistung für verwaiste und verwahrloste Kinder den Na- men der Nibsch’schen beilegen zu dürfen. Die Députirten der Diöcesan - Geistlichkeit überreichten einen Ehrenbecher und ciu Gedicht. Auch das Gymnasium (Lehrer und Schuler), so wie die Kommunal-Schullehrer der Stadt und die Landschullehrer der Diöcese, hatten ihre Glückwünsche durch Gedichte gusgespro- chen. Die Mitglieder aber des Königl. Prediger-Seminars uber- reichten ein geschmackckvoll gebundenes Pracht-Exemplar der Gries- bachschen Ausgabe des Neuen Testaments nebst einer Fest-Rede. Die tiefste Rührung sprach si, wie bei allen Theilnehmecu an dieser feierlichen Haudlung, so auch besonders in den Worten und dem ganzen Wesen des verehrten Jubelgreises aus, den Gott fo gnádig geführt, und den er noch lange für Wissenschaft und Kirche erhalten möge. :

Die hiesige Haude und Spenersche Zeitung bringt hetite unter der Rubrik: „„Litthanische Gränze vom 11. Mai“ wörtlich die vorgestern von uns aus Privat: Quellen mitgetheilten Nachrichten aus Memel mit der voraugeschickten Bemerkung, daß sie der Königs- berger Zeitung entlehnt sehen, was jedoch keinesweges der Fall ist, da das ebengenannte Blatt obige Nachrichten in der von uns mitgetheilten Vollständigkeit noch gar nicht enthalten hat. So wenig uns nun auch daran gelegen ist, die Staats-Zeitung in jedem einzelnen Falle, wo Nachrichten aus derselben eutlehnt worden, genannt zu sehen, so scheint uns doch mindestens das Verlangen nicht unbillig, daß da, wo die Staats- Zeitung be- nugßi worden ist, nicht andere Quellen angegeben werden.

Literarishe Nachrichten. Vocabulaire français-arabe du dialect d’Alger, - de Tunis et du Maroc, àl’usage des militaires français; par M. J. J. Marcel. 2, édition, Paris, chez Denain.

Die Französische Expedition hat verschiedene Folgen gehabt ; von der einen Seite die Herbeiführung einer Krisis, die, lange vorbereitet, endlich zum Verderben derer hervorbrach, die den b0- sen Geist geweckt hatten, und in ihren Schwingungen noch Jeßt fortdauert. Aber anch durch eine Fiuth von Schriften ist die politishe Welt überschwemmt worden, die, in näherer oder eut- fernterer Verbindung mit dem Hauptgegenstande stehend, meist ein sehr neugieriges Publikum fanden, Schilderungen von ein: zelnen Scenen, Lob- und Abscheugedichte der ganzen Richtung, gelehrte Rechts-Erörterungen, historische Schilderungen der Derna- stieen und der einzelnen Männer u. \. w. u. \. w. sind cin: ander gefolgt uud werden mit derselben Schnelligkeit, mit der sie gelesen und verschlungen, ja mit der sie verfaßt wurden, auch verschwinden und vergessen werden, da stets neue Erschei: nungen die Aufmerksamkeit des Publikums auf andere Gegen- stände lenfen. Sehr zweckmáäßig is dies Unternehmen zu neu: uen, das uns zu den eben gemachten Bemerktngen v ranlaßte. Es steht, wie aus dem Titel erhellt, in unmittelbarer Verbindung mit jener merkwürdigen Expedition, die, so nahe sie mis der Zeit nach liegt, doch {on weniger beachtet wird. Bei dem großen Studium, dessen sich die Orientalischen Sprachen unter den aus- gezeihnetsten Männern jeßt in Frankreich erfretten, war es fein Wunder, daß \chou srüher lexikalische Arbeiten unternommen waren. Für Kaufleute, die meist vom Süden Franfreichs aus nach der Levante, Aegypten oder der Nordküste von Afrika schisf- ten, war es schon lange ein Bedürfniß, die Sprache auf eine einfachere und leichtere Weise, als auf dem weitläuftigen und schwierigen wissenschaftlichen Wege, zu erlernen. Gelegenheiten boten sich dazu genug dar, und mehrere oft sehx brauchbare lexi- falishe Arbeiten unterstlizten dies Studium. Wenn nun an- geführtes Werk sich besonders auf die Raubstaaten beschráänft,

fo wird: es den Militair-Personen, für die es besonders bestimmt

R E E C S R E Ri o E i TE E 4 Ée i E D E La L A

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