1831 / 139 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Feldfapelle und eine bedeutende Quantität Tuch, Fn Kok selbs fielen mehrere Magazine mit Lebensmitteln und Fourage in seine Hande, desgleichen der Adjutant des Generals Kreuz, Kindza- kof, und 309 Fl. 10 Gr. baares Geld, welches in die Kriegs- fasse abgeschickt wurde. Die beiden Regimenter der Attaman- schen Kosaken und derer. vom Schwarzen Meere retteten sich nur dadurch, daß sie bei Lysobyki über den Wievrz s{chwammen.“‘

_ Außerdem enthält dasselbe Blatt noch folgende Nach- richten: „Aus dem Feldlager, Pulaw h gegenüber, vom 12ten Mai: Jn diesem Augenblick geht das Corps des Generals Djie- fonsfi auf das rechte Weichsel-Ufer hinüber. Die ausgeschickten Patrouillen melden, daß sich die Russen auch aus Kazimierz zu- rüdziehen. Pulawy is {on von unseren Truppen beseut. Jett, gegen Mittag, hört man aus weiter Ferne starken Kanonendon- ner.“ „Die Russen haben sich im Lublinschen von den Ufern der Weichsel zurückgezogen; am 12. d. stand ihre Arriere-Garde in Garbow. Aber auch unsere Hanptarmee hat seit denselben Tage wieder eine rückgängige Bewegung begennen. Am [Zten fielen bei der Arriere:Garde in der Gegend von Kalluszrn und auf unserem linken Flügel jenseits Pultusf kleine Gefechte vor.““

Das genannte Blatt sagt ferner: „,Vriefe aus Lem: berg vom bten d. M. meldea, daß General Dwernii in seiner aiten Stellung verbleibt. Sein Corps wird von den Bürgern mit allen Bedürfnissen versehen und hált in Borki, 2 Meilen jenseits Tarnopol, Quarantaine. Es zeigt sich also, daß die Nach- riht von seiner Rückkehr nah Wolhynien voreilig war.“

Die heutige Warschauer Zeitung saat: „Bis zu diesen Augenblick haben wir noch keinen amtlichen Bericht von den E-- eignissen der leßten Tage und besonders von einer dur General Chrzanowski im der Gegend von Lubartow gelieferten Schlacht, worüber seit einigen Tagen Gerüchte im Umlauf sind. Die vom Feldmarschall Diebitsch auf feinem linken Flügel vorgenomme- nen Bewegungen waren, wie es heißt, die Veranlassung zu an- gemessenen Manövers von unserer Seite, welche jedo bis jeut ohne Hinderniß und ohne ein bedeutendes Ereigniß ausgeführt wurden. Das Gefecht bei Kaluszyn, welches am 1Zten d. vor: fiel, fand zwischen unbedeutenden Abtheilimgen statt. Von un- serer Seite waren es das Grenadier - Regiment der ehemaligen

Garde, das dritte Chasseur - Regiment und ciu Theil der Kaval- | daß |

l!rie von dem Corps des Generals Uminsfi. Es heißt, die Russen den Kampf begannen, und zwar vornehmlich die Regimenter der Litthauischen und Wolhynischen Garde, welche während des Ansbruchs der Revolution in Warschau waren und jebt mit der größten Hartnäckigkeit gegen uns kämpfen. Unser Grenadier-Regiment griff in diesem Treffen mit dem Bajonet an und verursachte dem Feind dadurch bedeutenden Verlust. Wir haben nicht viel dabei verloren: empfindlich jedoch ist der Ver- lust des Majors Serkowski vom Grenadier-Regiment. Der Kom- mandeur dieses Regiments, Oberst-Lieutenant Niewenglowski, ist in Folge einer erhaltenen Kontusion nach Warschan gebracht wor- den. Das auf Befehl des Generalissimus vom General Prond- zhnsfi an, deu Chef des Hauptstabes der Nuffischen Armee abge- schickéte Schreiben, ist, wie es heißt, entsiegelt unseren Vorposten wieder zugestellt worden, Der Feldmarschall Diebitsch soll auch einen ihm gemachten Vorschlag wegen Anustansches der Gefan- geneh nicht angenommen haben.““

Die Polnische Zeitung, die so ziemlich als das Organ des patriotischen Klnbs betrachtet werden kann, giebt ißren Aer: ger darüber zu erfennen, daß sich, aus dem VWeunde vieler Waxr- schauer Politiker stets das Wort: „vernünftige Uèberlegung“? hü- ren lasse, und daß diese die Nacht des 29, Nov. und den Cifer der Revolutionsmäuner mit dem Ausdruck: „Tollhei/“ bezeichne- ten, während sie selbst sich eiu wichtiges Ansehen gäben und, in- dem fle úber die politischen Ereignisse mit Kaltblütigkeit ‘raisou- nircten, uur persönlichen Vortheil aus der Jusurrection zu ziehen suchten. Es wird ihnen vorgeworfeu, daß se sich zur Zeit der Gefahr, als es gegolten, die Hauptstadt vor Mißbräuchen zu rchüben, weiche eine Nevolutiou immer begieiteten, m ihren Häu- ser verborgen gehalten und eine fiherere Zeit abgewartet hät: ten, um daun als Patrioten aufzutreten. Hierans heisit es, daß die Zweideutigkeit in den Handluugen des Admiuistrations:Raths und der provisorischen Behörden, eine Versanmltng von Tausend Bürgern vor den Mauern der Bank zur Folge gehabt, welcie ein euergisheres Benehmen gefordert hätten: ebeu dieses Ver-

fahren aber, meint das genannte Vlatt, suchten jene Politiker | | sailles begangen werden soll, selbst bestimmt und dazu Sonn- tag den 29, Mai gewählt habe. Se. Majestät sind alsdann von

durch ihre Speculationen überall zu heimen,

Fran kret ch;

Paris, 12. Mai. Vorgestern hatte der Kaiserl. Russische Botschafter in Saint - Cloud eine Privat - Audienz beim Könige. Gestern famen Se. Majestät, in Begleitung des Herzogs von Orleans, zur Stadt, arbeiteten mit dem Präsidenten des Mi- nister- Rathes, bewilligten dem: Admiral Verbnuell eive Privat: Audienz und kehrten gegen 45 Uhr nach Saint - Cloud zurück.

Der Moniteur meldet heute in der amtlichen Nubrif die Ernennung des Generals, Grafen von Flahault, zum Gesandten am Berliner Hofe, mit dem Bemerken, daß der früher für die- fen Posten bestimmte Admiral Berhuell einen anderèn temporai- ren Auftrag von hoher Wichtigkeit erhalten habe.

Eben dieses Blatt agußert über die gestrigen unruhigen Anftritte: „Die Scene des 9. M as Baukett in den

mußte irgendwo einen Widerhall finden. Je mehr die Urheber derseiben sich - kompromittirt fühl: ten, um so mehr bemüihten sie si, die öffentliche Meinung zu tauschen und eine Gährung zut erregen, die den eigeuilichen Zweck

S _— Vendanges de Bourgogne,

threr Versuche bemäntele und die Aufimerksan:keit der VNenge |

einen Augenblick von demselben abziehe, Zn der Umgegend des Vendôme - Plaßes wurde daher Zusammenrottnuugen ange: stiftet, die nah den üblichen Aufforderungen die Anwendung der Gewalt nothwendig machten. (Es haben Verhaftungen siattge- funden. Heute Abend (1tten) ist NAiles rubia, Die Beaniten dex, Gerichts - Polizei waren beständig an der Spige der Deta- \chements der bewaffneten Macht, nicht bloß, um die geseßlichen Aufforderungen zu erlassen, sondern um die Verhaftungen zu re- geln und Namen und Woßuung der Zeugen zu notiren, damit zur gelegenen Zeit ihre Ausfagen entgezengenommen werden kön- uen. Es werden anch ferner alle Vorsichts-Maaßregeln getroffen werden, um die Vollziehung der Geseuße zu sicvern. Der öffent- liche Unwille legt der Regiertung Pflichten auf, die sie zu erfül- len wissen wird, Die feste Stellung der Behörte und “der bewaffneten Macht wird bald jene Bewegungen abnuten, wozu nicht der mindeste Borwand vorhanden ifi, und welche Be- forgnisse erregen, denen _ein Ende gemacht werden muß. Doch bemerke man wohl, daß diese Besforguisse das Vertrauen der aufgeklärten Interessen nicht beeinträchtigen, Die hentige Börse beweist solches zur Genüge. Dies kommt daher, daß, wenn man einerseits auch von dem verderblichen Geiste, dex jene Un- triebe leitet, überzeugt ist, man andererseits nicht minder die Ohnmacht dieser Handvoll Ruhestörer ohne Bestand, ohne Mit- tel und ohne Anklang bei einem Volke kennt, das dergleichen

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abscheuliche Versuche, deren Erscheinen es stets als ein bevorste- hendes Trübsal betrachtet, mit Unwillen zurücckweist. Die arbei- tende Klasse, die seit acht Monaten die Folgen der Unordnungen auf öffentlicher Straße je nah der Thätigkeit oder dem Still: stande ihrer Geschäfte hat abmessen fönnen, zeigt jeßt Gesinnun- gen, welche die Behörde mit Vertrauten erfüllen, und macht ihr Anerbietungen, von denen sie sih glücklich hät, gestübt auf den Beistand der Gesete, auf die Mitwirkung der getreuen Truppen, so wie einer dem Lande ergebenen National-Garde, und auf den Beifall des Publikunis, keinen Gebrauch machen zu dürfen.“ Die wiederholte Behauptung des Courrier français, daß der Graf Alexander Delaborde an der Versammlung in der „„Grande-Chaumière“‘’ am 6ten d. M. Theil genommen habe, hat diesen Leßteren veranlaßt, unterm lten d. ein Schreiben an die Redaction des gedachten Blattes zu richten, worin er jene An- gabe als ungenau bezeichnet; wie er angefommen, sey die Siz- zung bereits beendigt gewesen, und er habe sonach an den Bera- thungen der Versammlung gar keinen Antheil nehmen können. „Fm Uebrigen“/, so {ließt das Schreiben, „bedaure ih es sehr, daß ich mich uicht zeitiger eingefunden hatte; vielleicht wäre es mir gelungen, die Wünsche und Meinungen mit einander zu ver- s{melzen und das Band der Freundschaft enger zu knüpfen, das, was auch geschehen mag, stets jene hochherzigen Männer umschlin- gen wird, welche die Stimme des Vaterlandes im Fuli zu den- selben Gesinnungen der Ehre und des Heldennmths vereinigte.“ Im Jonrnal des Débats liest man ein Schreiben an die Redaction dieses Blattes, worin 54 Einwohner des 9ten Stadt-Bezirfs, deuen das Juli- Kreuz bewilligt worden ist, gegen die in der Versammiung der „Grande-Chaumière“/ am 6ten ge- faßten Beschlüsse protestiren. Sie sagen darin: „Bevor wir das Kreuz anlegen, werden wir dem Könige der- Franzosen Treue, der Charte und den Landesgesegen aber Gehorsam geloben. Wir wissen sehr wohl, daß cine Königl. Verordnung den Bestimmun: gen eines Geseßes nichts hinzufügen, noch ihnen Abbruch thun faun, Da der veclangte Eid aber national ist, warun sollten wir ihn da verweigern? Was dagegen die Worte: „Gegeben von dem Könige“‘ betrifft, so glauben wir, daß sie den Gedanken des Gesetgebers uicht ganz treu wiedergeben. Unserer Ansicht nach wáre es besser, wenn man sagte: „Natioual-:Belohuung, gege: ben von dem Könige der Franzosen.“ Doch ift dies bloß ein

| Königs unterwerfen.

von uns gehegter Wunsch, den wir dem Patriotismus unseres Möge er in diesem Giagubens-Befenntnisse den ehrfurchtsvollen Ausdru unserer Liebe und unserer Ecge- benheit für den verfassungsmäßigen Thron erkeunen.““

Da einige hiesige Zeitungen fortfahren, die Königliche Ver- orduung, wodurch die Umschreibung der auf Namen lautenden Renten in Renten au porteur versügt wird, als geseßwidrig zu schildern, so erinnert der Moniteur an den 90sten Artikel des Handels-Gesekbuches, woriu es heißt: „Für Alles, was die Ne- gociirung und Uebertragung des Eigenthums-Rechtes öffentlicher Effekten betrifft , soll dur Verwaltungs-Reglements Sorge ge- tragen werden.“ Hinsichtlich der Anzemessenheit der getroffenen Maaßregel beruft das gedachte Blatt sich auf den in Sachen des Staatshaushalts längst anerfanuten Grundsas, daß Alles, was die Circulation der Valuten erleichtert, auch zur Vermeh- rang des National - Reichthums beiträgt. Der Moniteur enthält heute in Bezug auf die Nenten-Umschreibung eiue zweite Königl. Verordnung folgenden wesentlichen Fnhalts: „Ju Verfolg Unserer beiden Verordnungen vom 13, und 29, April, wodurch die Ausgabe von Jnscriptionen au porteaur, sowohl gegen die Beiträge für das Nationat- Anlehu, als gegen auf Namen lau- tende Renten, verfügt wird -- in Betracht, daß mehrere Kapitali- sien neuerdings den Wunsch zu erkennen gegeben haben, &«ß, tim die Zahlung der nit abgehobenen Zinsen zu erleichtern, den gedachten Inscriptionen auch die rückständigen Coupons beige- sügt werden mögen: —- haben Wir verordnet und verordnen hiermit: Art. 1. Den Renten-Jnscriptionen au porteur sollen rückstandige Coupons beigefügt werden. Art. 2, Diese CEou- pons, zehn an der Zahl, für fünf rückständige Fahre, werden von dem Schage zu der für jede Reuten- Gattung bestimmten Berfallzeit realisirt.‘“

Der Maire von Versailles macht in den öffentlichen Blät: tern bekannt, daß der König den Tag, an welchem sein Namens- Fest (dessen Feier dur die zweimalige Verlegung der Musterung der Pariser National- Garde ausgeseßt werden mußte) in Ver-

Jhrer Reise nach der Normandie bereits wieder zurückgekehrt.

Vor einiger Zeit war hier der Prospektus eines nenen Four- nals unter dem Titel: „Der Franzose“/ erschienen, das als Motto die Worte: „Sonne des Juli, was hast du uns gebracht ? führte, Als Geschäftsführer nannte sich ein gewisser Béraud, der wegen eines in der ersten Nummer seines Blattes vom 13ten v. M. erschienenen Aufsaßes úber die Lage Frankreichs, unter der Beschuldigung der Aufreizung zu Haß und Verachtung der Regierung, vor die Assisen geladen wurde. Da er in dem auf gestern angeseßten Termine nicht erschien, so wurde ex in con- trmaciam zu 6 monatlicher Haft und einer Geldbuße von 3000 Fr. verurtheilt.

Gestern sprach der Affisenhof sechs Fndividnen aus dem Schuldgefängnisse Sainte-Pelagie frei, weiche angeklagt waren, während der Unruhen des 14. und 15. Februars den Versuch gemacht zu haben, gewaltsam aus dem Gefängnisse zu brechen, Jhre Freilassung hängt jedoch nur von ihren Gläubigern ab, Dasselbe Gericht verurtheilte einen Arbeiter, der überführt wor- den war, während der Unruhen des 5. März d. Y. aufrühreri- sches Geschret erhoben und der bewaffneten Macht gewaltsamen Widerstand geleistet zu haben, zu zweijährigem Gefängniß. Meh- rere ar.dere Individuen, die bei denselben Unruhen gerufen hat- ten: „Es lebe Karl der X! Fort mit Ludwig Philipp !‘“/ wurden freigesprochen.

Die Redacteure des Journals „l’Avenir‘‘, Abbé Lacordaire, Bicomte von Montalembert und Herr von Coux, welche befannt- lich ohne die Eclaubniß der Universitäts: Behörde eine Freischule für den Elemeutar-Unterricht eröffnet haben, sind auf morgen vor den JInstructions-Richter geladen worden.

Herr von Arthuys, ehemaliger Unter- Präfekt des Bezirks von Ségré, welcher augeflagt war, auf dem von Orleans nach Angers fahrenden Dampfboote in einer Unterhaltung Ludwig Philipp einen Usurpator genannt zu haben, is von dem Assisen: hofe der Maine und Loire freigesprochen worden.

General Lamarque hat sich nach seinen Besißungen im De- partement der Hehden begeben.

Herr Ehnard hat, wie es heißt, aus eigenen Mitteln, dem Prásidenten von Griechenland durch die Brigg „„Acteon‘“ aber- mals eine Summe von 200,000 Fr. zugesandt.

Nachrichten aus Orleans zufolge, hatte dort die Feier des Jahresfestes der Befreiung dieser Stadt durch die heldenmü- thige Jungfrau, des s{chönen Wetters ungeachtet, im Vergleich zu früheren Jahren, nur eine geringe Anzahl von Zuschauern

herbeigelockt, wodurch das ganze Fest einen etwas leeren Chart ter erhielt. Man schrieb die Schuld davon dem Umstande ju daß die Civil- Behörde unterlassen hatte, die Geistlichkeit aUszy; fordern, das Fest, wie früher, durch eine Prozession zu erböben,

Aus Toulon vom 6. Mai wird gemeldet: „Die Fregath j

„¡Armide‘/ wird sich nach Beendigung ihrer Ausbesserungen \y gleich nach Lissabon begeben, um dort an die Stelle der Fregaty ,„„Syrène“/ zu treten, welche hierher zurücfeyren soll, um mit neuen Vorräthen von Kriegs- und Mundbedarf zu vers; hen. Die Briggs „Hussard‘“/ und „„Zebre‘/ sind eben d hin abgegangen. Wenn es dieser Schiffsmacht nicht gelj, gen sollte, für die gegen die Personen und das {; genthum Französisher Unterthanen in Lissabon begangene Bedrückungen Genugthuung und Entschädigung zu erlangen h sollen noch mehr Kriegsschiffe näch dem Tajo geschicét werdey Die Englische Brigg „Themistokles‘/ ist, von Malta kommen, hier eingelaufen und hat Depeschen an den Marine-Präfekty abgegeben; sie wird, sobald der Wind sih günstiger zeigt, mg Marseille weiter segeln. Der Prinz von Joinville wird zuy 12ten d, von Paris hier erwartet und in dem Hotel der M, rine:Präfektur wohnen; am lten wird er sich an Bord d Fregatte „Arthemisia“/ begeben und von dem Kommandant, Capitain Latrehte, als Marine-Zögling installirt werden. Yy 15ten geht die Fregatte unter Segel, um eine Uebungsfahrt q den Küsten Jtaliens und der Levante zu machen. “‘

Die Deutsche Opern - Gesellschaft wird heute Beethovey „Fidelio“ aufführen,

Paris, 12. Mai. Heute ist auf die Bewegungen dy leßtverflossenen Tage wieder Ruhe eingetreten, obgleich der Hin melfahrtstag begangen wird und also zu besorgen stand, daß di Menge der Neugierigen und Müßigen auf -den Straßen noh größer seyn würde, als an den vorhergehenden Tagen. Gestty Abend wurden, wie man erwartet hatte, die Volkshaufen in dy dem Bendôme- Plave benachbarten Straßen immer dichter, un) füllten zuleßt, na dem Playe drängend, dieselben in ihrer gat: zen Länge und Breite an. Die Polizei - Kommissarien stellte sich daher zu Pferde an die Spiße von Detaschements der Du; goner, richteten an die Menge die geseßlichen Aufforderungen, gau: einander zu gehen, und ließen, wo diese uicht befolgt wurden, die Haufeu durch die im starken Galopp reitenden Dragont auseiuauder sprengen, ohne daß Lebtere von ihrem Seitengeweh, das rithig in der Scheide stecken blieb, Gebrauch machten. Bu diesen! Kavallerie-Choc, wodurch die Volfksmassen bis nach den Palais-Royal zucückgedrängt wurden, waren einige Verlezungen, vou denen jedoch zum Glück keine ernster Art war, nicht zu ver meiden. Eine große Anzahl von Judividuen, die \ich in du Mitte der Haufen durch ihr verdächtiges Aussehen und ihr vet: worrenes (Geschrei bemerklich gemacht hatten, wurden von det Bolizei verhaftet. Nach zehn Uhr hatte sich die Menge, di fast nur aus Neugierigen bestand, verlaufen und war die Ruhe vol!fommmen hergestellt. General Jacqueminot, den vorgesteru sein Pferd abwars, als er eben ein Individumm, das ihn insul: tirte, verhaften wollte, ist anßer Gefahr, und man hofft, daß de Sturz keine ernstliche Folgen haben werde. Der König ließ sid gestern theiluehmend nah seinem Befiuden erkundigen, und de Herzog von Orieans hat dies in Person gethan. Die gerichtliche Unterjuchung über den auf dem Baukett in den Vendanges de Bourgogne am 9ten getriebenen Unfug wird thätig fortgeseßt, Nach den Aussagen der Dienerschaft des genannten Hôtel sind bejonders folgende, bei jeuem Gastmahl ausgebrachte Et sundheiten von der Mehrzahl der Gäste mit Beifallsruf aufge nommen worden: der Propaganda und der Republik in allen Ländern! der Revolution von 1831! dem Aeltt: sten der Republik! und dergleichen Toaste mehr. Auffallend ist es, daß alle Aussagen darin tibereinstimmen , daß der Nam des Generals Lafayette während der ganzen Dauer des Ban: kfetts uicht genaunt wurde, Also auch diejenige politische Gesin: nung, welche durch diesen Namen repräsentirt wird, eint de Gesellschaft zu gemäßigt gewesen zu sehn. Einer der Gäste sol in der Trunafenheit seines Republikanisnius so weit gegangen sehn, firafbare Worte mit dem Zucken eines Dolches zu beglei ten, aber er, so wie ein anderer, der einen den K nig perfönlicy beleidigenden Toast ausbringen wollte, wur de durch Zischen und Pfeifen zur Ruhe gebracht. Dae noch bleibt es immer ein s{limmes Zeichen für den Geis der ganzen Gesellschaft, daß sie, wie dies geschehen seyn sol) jene Mitglieder noch länger in ihrer Mitte duldete. Auf du

Ausgang dieser Untersuchung, welche \{werlich, wie frühere Pre: F

zesse gegen dieselben Judividuen, mit einer Freisprechung endigei dürfte, ist man im Publikum sehr gespannt und zollt der Ret gierung zu der Nuhe und Kraft, die sie bei diesen neuen Unord: uungen an den Tag gelegt hat, unbedingten Beifall.

Großbritanien und YFrland,

London, 13. Mai, Folgendes is das früher {on tr wähnte Schreiben, welches der Minister des Jnnern auf Befehl des Konigs an den Lord-Mayor von London, in Bezug auf dit nochmalige Aufschiebung des Mittagsmahls in der City, geri: tet hat: „Mein Herr! Jn meinem Briefe vom 4ten d, hatt i die Ehce, Ew. Herrlichkeit den Wunsh Sr. Majestät des Königs mitzutheilen, daß die Vorbereitungen zu Seinem En pfange bis zu der heute erfolgten Rückkehr nah London aufge: schoben werden möchten, wo der Zustand Seiner Gesundheit Ihn in den Stand seven würde, zu bestimmen, ob es Ihm mög: lich sehn würde, die Anstrengung zu ertragen, welche Sein Be: such in der Cith erfordert, Se, Majestät befiehlt mir nun, na Einsicht des Briefes, welhen Ew. Herrlichkeit gestern an Lord Grey gerichtet haben, Sie zu unterrichten, daß dieselben Ursa: chen, welche Se. Majestät veranlaßten, die Entgegennahme der Einladung der Stadt London am vergangenen Mittrooch zu ver: schieben, leider noch fortbestehen und Se, Majestät zu Seinem noch größeren Bedauern zwingen, den Etrnpfang dieser Einladung in der gegenwärtigen Jahreszeit überhaupt auszusetzen. Nichts als die Nothwendigkeit, welche aus dem Zustande Sei ner Gesundheit hervorgeht, und die, wie ih niht zweifle, von des Königs treten und liebevollen Unterthanen zuerst als alle andere Nücksichten überwiegend angesehen werden wird, konnte Se. Majestät veranlassen, einen Entschluß zu fassen, von welchem Er wohl weiß und es tief bedauert, daß er die Ursache großen Mißvergnügens sehn wird. Jch bin zu gleicher Zeit ange: wiesen, Ew. Herrlichkeit anzuzeigen, daß die Umstände, die Sie in dem Briefe an Lord Grey berühren, durchaus keinen Einfluß auf die Gesinnungen Sr, Majestät bei dieser Gelegenheit ge? habt haben. Se. Majestät is mit den Aufklärungen, welche Sie über Jhr bei der leßten Fllumination beobachtetes Betra- gen gegeben haben, vollkommen zufrieden und erfuhr mit ganz A Vergnügen, daß die Bekanntmachung, die Anwen- dung der Stadt-Polizei betreffend, welche, wie man sagte, von Ew.

Herrlichkeit ausgegangen seyn sollte, durchaus ungegründet ist, Diese

J ten!

Bersicherung, welche ich ermächtigt bin Jhnen in den allerbe- fimmtesten Ausdrücken zu ertheilen, wird, wie ih hoffe, der ilnzusriedenheit ein Ende machen, welche die ungerechten An- huldigungen in Betreff Jhres Betragens hervorgebracht zu haben scheinen, uud Jhr Gemüth gänzlich von der Besorgniß be- reien, daß Ew. Herrlichkeit auf irgend eine Weise Veranlassung dazu gegeben hátten, Ihre Mitburger einer Ehre zu berauben, auf die sie mit einer so ángstlichen Erwartung blickten. Jch habe die Ehre 2c. L (gèz.) Melbourne.“

Die Morning-Post- fáhrt in ihren Oppositionen gegen das Ministerium fort und läßt sih neuerdings folgendermaßen ' vernehmen: „„Die „,„Bewegung“‘““/ ist nun von den Ministern

f das herrlichste zu Stande gebracht worden , und. auf ihre äupter fällt die fürchterliche Verantwortlichkeit der unberechen: baren traurigen Folgen, welche daraus hervorgehen werden. Der shwächste Verstand kann die Art dieser Folgen voraussehen ; aber der größte Scharfsinn ift nicht im Stande, die traurige Aus- dehnung derselben zu berechnen. Die Minister haben beschlossen, daß in allen Grafschaften und Burgflecken, wo die Gemüther der Menge aufgeregt und ihre Hände gegen die der ministeriellen Maaßregel opponuirenden Kandidaten bewaffnet ‘werden fönnen, feine ehrliche Wahl stattfinden soll. Wir sehen in der Geschichte unseres Landes zum erstenmale das fürchterliche Schauspiel, daß die Verwaltung einen wütheuden Pöbel antreibt, die bestehen: den Jnstitutionen des Königreichs durch Gewalt zu vernich- Diese Verbindung der Macht, welche darauf angewiesen das Gefes zu verwalten, mit einer rohen Kraft, die an- gereizt wird, das Geses umzustoßen, führt die allerfurcht- harste Krisis herbei , die jemals den Gesezen und allem dem, was bisher zum Glück, zur Ruhe und zum Ruhm dieser großen Nation beschügt und aufrecht erhalten ward, ge- droht hat. Unter welhem Geses oder unter welher Combi- nation die Minister, Urheber dieser Umwälzuug, si dieserhalb werden verantworten mssen, können wir nicht vorhersagen ; aber | die Geschichte aller Veruichtungen gesellschaftlicher Institutionen | lehrt uns, daß die Urheber der Veruichtung immer die ersten sind, die in Folge derselben untergehen.“ : i Gegen die Partei, welche von der Moruing-Post repräsen- tirt wird, äußert der Morning- Advertiser: ¡Bon allen listi: en Betrügereien der Anti- Reformisten is das die unverschäm-: teste und veráächtlichste, sich bei einem Bolke, das sle im leßten halben Jahrhundert so ungcheuer bedrükt habeu, und für dessen geduldige Bittschriften um Reform sie fortwährend taub aren, jegt für eine Art von Reform-Freunden auszugeben. Ja, diesel: ben Leute, die beständig behauptet habeu, daß die Englische Ber- fassung die Reinheit felbst sey daß sie vortreffliche Dienste leiste, daß sie wahrhaft den Neid -und die Bewunderung der be- nahbarten Völker errege daß sle nicht verbessert oder ver- ándert werden fönne und daß die Uebertragung einer Wahlgerechtigkeit von einem verfallenen Burgfleken auf eine bevölferte und reiche Stadt ein zu großer Einbruch in dieses heilige Gebäude seh, als daß man auch nur daruber berathschla- gen fönne diese Männer treten nun vor und erklären sich für Reformisten, theils in größerer, theils in geringerer Ausdeh- nmg. Aber das Volk ist durch traurige Erfahrungen nur zu sehr belehrt worden, wie wenig es solhen Leuten trauen darf, als daß es jet auf ihre betrügerischen Glaubens :Bekenntuisse auch nur die entfernteste Rücksicht nehmen sollte. ‘‘

„Unsere Vorhersagung eines entscheidenden Erfolgs ‘‘, sagt vie Times, „wird, wir haben nun keinen Zweifel mehr, vollfommen in Erfüllung gehen. Selbst die Schottischen Wahlen versprechen etwas, und die Irländischen lassen sich gut an. Wales ist mit einem Eifer zu Werke gegangen, der diejenigen täuschen wird, welche die innere Kraft die- [ses alten und fráftigen Volks für bloße dumme Hart- | náckigkeit nahmen. Die alten Briten werden jeßt, wie immer, | jedem Angriffe auf ihre Nechte und Freiheiten widerstehen, und mit dem gesunden Urtheil, welches sie besipen, begreifen sie es | wohl, daß die Männer, welche jeßt mit einer Nevolution dro- hen, in der That die eigentlichen Revolutionnairs sind; denn was fann leichter eine Revolution herbeiführen, als die blinde und wüthende Opposition, welche die Anti-Reformisten gegeu das wohlthätige und constitutionnelle Projekt erheben, durch welches ' unsere Vertretung gesäubert und die gefährlichen Auswüchse hin- | weggeschnitten A A E moralische uud politische | Gesundheit des Volks untergraben 9 | e Khan, Gesandter Sr. K. H. Abbas Mirza, i von Persien hier angekommen. S \

j Aus Limerik schreibt man, daß vor einigen Tagen in der | Nähe von Ennis ein Zweikampf zwischen den Herren O’Gorman Mahon und Steel stattfinden sollte, aber durch das Dazwischen- | treten des Sefundanten des Legteren verhindert worden sey. Es | hatten sich nämlich an dem zum Duell bestimmten Orte eine große Anzahl bekannter eifriger Anhänger des Herrn O’Gorman | Mahon eiugesunden, wodur der obgedachte Sekundant veran- laßt worden war, Herrn Steel davon abzuhalten, sich zu schlagen, | indem von den Umstehenden Gewaltthätigkeiten zu befürchten sehen, wenn seinem Gegner ein Unglück zustoßen sollte. Ferner mel- det man von Limerik die dort erfolgte Ankunft O’Connells ans Clare. Fn Ennis hatte ihn eine ‘Deputation erwartet, un ihn ¡u ersuchen, als Wahl- Kandidat für Tipperary aufzutreten, was er aber ablehnte, bis er erfahren würde, wle es ihm in Kerry ergangen sey, weil, wenn man ihn dort wählte, von Tipperarh

ntürlih nit die Rede sehn könne. Niederlande.

Aus dem Haag, 14. Mai, Einige Brüsseler Blätter, namentlich der In dépendant und der Courrier, haben ihren Lesern triumphirend erzählt, daß mehrere Mitglieder der Opposi: tion der zweiten Kammer unserer Generalstaaten, namentlich auch Hr. van Dam van Ysselt, mit der Regierung zerfallen seyen; dies hat den Leßteren veranlaßt, folgendes Schreiben in das Journal de la Haye einrücken zu lassen: TRO

„„Mein Herr! Seit gestern erst is mir die gute Meinung bekannt geworden, die unsere Belgischen Mitbrüder von mir und meinen ehrenwerthen Kollegen hegen. Ich sehe, wie gut sie un- sere verfassungsmäßige Opposition zu würdigen when, und sehr erfreut würde ich sehn, wenn ih ihnen durch Ihre Zeitung mei- nen innigen Wunsch zu erkennen geben fönnte, ihnen an der Spitemeinertapferen Jäger meine Anhänglichkeit an ihre heilige Sache und meinen Haß gegen den König zu beweisen.

Genehmigen Sie, mein Herr, u. #. w. O E. M, van Dam van Ysselt, Mitglied der

General-Staaten und Befehlshaber eines

Corps freiwilliger Jäger.“ j

Aus Herzogenbuscch schreibt man untern 11. Mai: „Nicht selten melden fich Belgische Deserteure, meistens Franzo- sen, bei unseren Vorposten; die für den Dienst brauchbaren Jn- dividuen werden, wie man vernimmt, nach den mehr nordwärts

ist,

Brüssel, 13. Mai. Lord Ponsonby ift heute Morgen um 9 Uhr nach London abgereist, wohin er, wie der Céitee e ufer, berufen worden if, um die legten Aufklärungen über den inneren Zustand Belgiens zu geben. Der Fndépendant sagt in dieser Hinsicht: „Wir glauben, daß die Reise des Lords Ponsonby zum Zweck hat, den Abschluß der Angelegenheit, welche unsere vier Deputirten nah London geflihrt hat, zu be- shleunigen, und daß diese Reise, weit davon entfernt, ein beun- ruhigendes Anzeichen hinsichtlich der Wahl des Prinzen von Sachsen-Koburg zu seyn, vielmehr dazu dienen wird, die Einwil- ligung des Prinzen zu sichern. Lord Ponsonby wird wahrschein- lih morgen über aht Tage wieder in Brüssel seyn.“ Der Bel ge versichert, daß der genannte Diplomat vor seiner Abreise einen Brief _ gezeigt habe, worin ihm mitgetheilt wird, daß der Prinz von Sachsen-Koburg geneigt sey," die Krone anzunehmen. Ungeachtet der Besorgnisse, welche man hegte, ist die Stadt gestern sehr ruhig gewesen; starke Patrouillen der Bür- gergarde haben während eines Theils der Nacht die Stadt durch- zogen. „Es werden““, sagt der Belge, „die albernsten Gerüchte verbreitet, um das Publikum zu beunruhigen: bald \spricht man von der Ankunft des Herrn de Potter, der die Republik profla- miren will; bald verfündigt man, daß der Regent mit mehreren Millionen die Flucht ergriffen hobe, oder man versichert auch, daß die Prinzessin von Oranien mit ihrem ältesten Sohn im Schlosse abgestiegen sey. Wir hoffen, daß man sich uicht länger durch solche grobe Lügen werde täuschen lassen. ““

Unter den 17 Personen, welche bei Gelegenheit der leuten Uncuhen in Brüssel arretirt wurden, befinden \sich 12 Franzosen. Der Lynx, das an die Stelle des „Vrai Patriote‘‘ getre- tene Blatt, äußert: „Es ist erwiesen, daß mehrere Leute „es lebe die Republif‘/ und „es lebe de Potter‘ geschrieen haben ; man spricht wohl von dem guten Geiste, von dem alle belebt sehn sollen, wir wissen aber, daß man, jedem Thronfkandidaten zum Tro, geschworen hat, eine Republik zu bilden. Wer küm- mert sich um das Elend, das daraus entstehen würde? Man will einen Freund zum Präsidenten und dann alle Aemter und An- stellungen für sich haben.“/

Es hat sich das Gerücht verbreitet, daß Hr. Lebeau, Mini- sier der auswärtigen Angelegenheiten, gestern nach London abge- reist sey. Bei den neuerlichen Unruhen hielt es Herr Lebeau für angemessen, nicht in seinem Hause zu bleiben; er begab \ich mit seiner Frau nah einem Gasthause und brachte daselbst die Nacht zu.

Es scheint, daß man in Brüssel zum 18. d. einer Ministe- rial- Veränderung entgegen sieht. Man spricht von den S Seron, Gendebien, Van de Weyer und dem Vicomte von Beau- lien, „Dies wáre‘‘ sagt ein hiesiges Blatt „eine Combina- tion im Französischen Sinne. ‘‘

Hr. v. Robaulx ist gestern Morgen nach Antwerpen abge- reist, wo er sih einige Tage aufhalten wird, um sich als Mit- glied der Untersuchungs-Kommission die nöthigen Aufklärungen zu verschaffen.

Der General en Chef der Bürgergarden hat einen Tages- befehl erlassen, worin er derselben seinen Dank für ihr festes und musterhaftes Betragen zu erkennen giebt.

Der hiesige Gerichtshof hat entschieden , daß, in Folge des Geseßes vom 10. Vendemiaire des Jahres 1V, die Gemeinden für die in ihrem Bezirke von einheimischen Personen verursach- ten Verwüstungen verantwortlich sind, und daß sie den Scha- denersas auch dann nicht abweisen können, wenn sie beweisen, daß sle in dem Augenblicke ihrer geseßlichen Autoritäten beraubt und in völliger Anarchie waren.

Lüttich, 14. Mai, Das hiesige Journal macht folgende Betrachtungen: „Wenn das constitutionnelle Leben in Franfreich von allen Seiten neue Nahrung erhalt, was wird dagegen bei uns aus der Freiheit, unter deren Schatten die Franzosen die Zelte des Königthums aufs{lugen? Bei uns ist auch uicht ein- mal der Anschein einer Rückkehr der Ordnung und Ruhe vor- handen. Man spricht von der Freiheit, man preist sie, man möchte daran glauben, aber wo isst sie? Es giebt keine Freiheit ohne eine starke Regierung, deren Ansehen, auf die Gesege be- gründet und von den Bürgern anerkannt, von Niemanden un- gestraft verachtet wird. Haben wir eine starke Regierung? Ha- ben wir überhaupt eine Regierung? Nein, wir haben eine pa- triotische Affociation, deren angemaaßte Macht sich der constitu- tionnellen Gewalten bemächtigt und dieselben lähmt. Was ent- steht daraus? Nichts Gutes für die Volksthümlichkeit und Un- abhängigkeit. Anstatt die verschiedenen und heterogenen Theile, woraus das Land besteht, zu verbinden, hat sie sie veruneinigt ihre Ungeschicklichkeit ist so weit gegangen, daß sie durch die Mittel, welche sie anwendete, um einen Zusammenhang zu bewirken , eine größere Trennung hervorgebracht hat; durch die Bildung von Unterab- theilungen des leitenden Ausschusses in den Städten, welche frü- her Hauptstädte unabhangiger Provinzen waren, hat sie dem Lokalitätsgeiste Anhaltpunfte gegeben und Erinnerungen wieder erweckt, welche zu unterdrücken sie slch hätte bemühen sollen ; so daß, obgleich die Association stark genug gewesen ist, die Stelle einer {wachen Regierung einzunehmen, sie doch in sich selbst sehr wenig ‘bedeutet; sie beschränkt \sich auf einige Einwohner Brüssels, auf einige Ehrgeizige in der Provinz, welche feine an- dere Aussichten haben und ihr Einfluß is so unbedeutend, daß sie nicht einmal in Brüssel es hat durchsezen können, ihre Kan- didaten für den Kongreß erwählen zu lassen. Sie nimmt einen sehr vornehmen Ton an, macht viel Geschrei, aber in der Wirk- lichkeit bedeutet sie nichts. Der Französishe Anhang verstärkt sich durch alle diejenigen, welche von ihr abfallen, weil die Fran- zösische Partei sich auf das stügt, was die Nationalen verachten, auf die materiellen Interessen. Wenn die Provinz Lüttich von den Brüsseler Unabhängigen abhängig bliebe, wenn wir zur Herabwürdigung unter ein solches Joch verurtheilt wären, welche Hoffnungen für unser Wohlbefinden könnten uns dann noch übrig bleiben?‘

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 10. Mai. Das vom Hofkanzler ergangene Verbot der Herausgabe des Upsalaschen Korrespondenten ist von Sr. Maj. im Staats-Nathe definitiv bestätigt worden,

Nachdem durch eine ministerielle Erflärung Schwedischen Schiffen in Oesterreichischen Häfen sowohl in Hinsicht der Ab- gaben von Waaren, als der Schiffsgelder, die völlig gleiche Behandlung mit den eigeneu des Landes zugestanden worden, hat unsere Regierung den Oesterreichischen Schiffen in Schwedi- schen Häfen a E t von der Eröffnung der

iesjährigen ifffahrt an ertheiit. |

ouIR Ler Seiiben Berichte des Chefs des Jugenieur- Corps, General - Lieutenant Frhrn. Franc Sparre aus Wanás, vom Zten d. M., waren bis dahin an Arbeits\suchenden aus den westlichen Lehnen bei gedachter Festung in Allem 1309 angekom-

eilige Ernährung, Unterbringung“ nund angemessene Beschäfti- gung dieser Unglücklichen gesorgt worden.

Dáänemarf,

Kopenhagen, 12. Mai. * Die Sthifffahrt durch den Sund hat-in diesem Jahre früher begonuen, als gewöhnlich : vom 20, Februar ab war der Sund frei von sesiem Eise, fo daß \hon am nämlichen Tage ein Schiff von Helsingör Hierher auf- segeln konnte. Die eigentlihe Schifffahrt begann mit dem 7ten März, wo zuerst 16 Preußische Schiffe, von der Ostsee fommendè, den Sund passirten; die Fahrt wurde alsdann bald allgemein und nahm so rasch zu, daß bis zum 11ten d, M. bereits 3514 Schiffe zu Helsingör fklarirt sind: beilänfig 173) mehr, als zu gleicher Zeit im vorigen Fahre. Ein höchst interessantes Scha1:- spiel bot sich am 7ten d. M. dar, wo nach lange anhatltendem östlichen Winde derselbe plöulih nah Nordwest herumging und an einem einzigen Tage 497 Schiffe ans dem Kattezat im Sunde ankamen; eine solche Menge Schiffe ist seit Menscheugedenken noch nicht mit einenimale dort eingetroffen ; die Rhede glich einen Walde von Masten, und es is zu bewundern, daß beim Zusam: mendrängen so vieler Schiffe auf einem kleinen Raum, fein Un- glück dur Ansegelung vorgefallen ist. Die Getreidefahrt durch den Sund war bis jevt ziemlich lebhaft; es sind bis jet 246 La- dungen Weizen, 155 Roggen, 102 Gerste, 42 Hafer und 287 La- dungen gemischter Körner, im Ganzen 832 Ladungen Getreide aller Art aus der Osisce exportirt. Nimmt man die Ladung durchschnittlich zu 80 Last an, so giebt dies ein Quantum von 66,560 Last. Sämmtliche Getreide-Arten sind größtentheils nach England gebracht, nur der Roggen war meistens nach Holland bestimmt. Mit der Holz - Ausfuhr geht es noch etwas lang- sam, es sind zur Zeit erst 157 Ladungen, sämmtlich von Vrett- Fischen Häfen fommeud, im Sunde flarirt. Ungeachtet dei in diesem Jahre \o außerordentlich günstig begonnen Ofisee: Schifffahrt glaubt man doch allgemein, daß solche von feiner nachhaltigen Dauer seyn werde, da die Getreide - Vorräthe in Danzig beinahe erschöpft sind und neue Zufuhren ans Polen unter den jeßigen Berhältnissen wohl nicht zu erwarten find.

Deutschland. München, 14. Mai. Jn der gestrigen öffentlichen Sißzting der Kammer der Abgeordneten wurde vom Präsidium die Frage über die Beschwerde wegen der durch die Cenfur-Ver- ordnung vom 28. Jan. angeblich geschehenen Verletzung der Ber- fassung der Kammer vorgelegt. Wiewohl man von einer Seite Anstand dagegen nahm, wurde die Frage doch in der vom Prá- sidenten vorgelegten Weise von 71 gegen 47 Stimmen vesiätigt. Hierauf berichtete der Abgeordnete Hofr. v. Ehrne-Melchthal im Namen des ersten Ausschusses über den Antrag des Abg, Frhrn. v. Closen: die Kabinets-Befehle und die Berantwortlich- keit der Minister betreffend. Der Ausschuß beantragte, Se. Königl, Majestät möge im verfassungsmäßigen Wege gebeteu werden, ein Geseß an die Stände des Reichs zu bringen, durch welches die in der Verfassungs-Urkunde enthaltenen Bestimmun- gen über die Verantwortlichkeit der Minister u. a. Staatsbeanm- ten genauer entrwoicelt und dadurch deren Anwendung gesichert werde. : : Stuttgart, 14. Mai. Se. Majestät haben, auf den Vorschlag des akademischen Senats, dem bisherigen Bice-Kanz- ler, Ober- Tribunalsrath, Proféssor von Schrader , das Reftorat der Universität Tübingen für das Jahr 1852 zu übertragen gerußt. Hanau, 10. Mai. Se. Königl. Hoheit der Kurfürst haden geruht, sich zum obersten Chef der hiesigen Bürger-Garde zu er- klären. Se. Königl. Hoheit sind seitdem zum öfteren in der eigenthümlichen Uniform dieses Corps mittéèn unter thren ge- treuen Hanauern erschienen. Ee Frankfurt a. M., 16. Mai. Zu Wiesbaden erschten in den legten Tagen eine offizielle Flugschrift unter dem Titel : „„Nachricht an die Einwohner des Herzogthums Naf- sau über die am 2. Mai 1831 geschehene Vertagung der diesjährigen Stände-Versammlung.“ Fhr Jnhait ist im Wesentlichen folgender: : ¡Unter dem 2ten d. M. haben Se. Herzogl. Durchlaucht nach angehôörtem Gutachten des Staats-Raths zu bejchließen geruht, daß mit Rücksicht auf den §. 3 der Verfassungs-Urkunde, wortn es heißt: 7, ¡Wir behalten Uns das Recht vor, die Sißungen der Landstände nach Gutfinden zu unterbrechen, ‘/// die diesjährige Stände - Ver- sammlung auf unbestimmte Zeit vertagt werde. Damit bis zu-der demnächstigen Wiederzusammenberufung derselben Niemand über den Stand der Verhandlungen in Zweifel sey, theilt die Regierung einst= weilen das Nachstehende dffentlich mit. Die diesmalige ungewöhn- lich lange Dauer des am 21. Februar d. F. versammelten Landtags hat darin ihren Grund, daß die Deputirten-Versammlung das Etgen- thumsrecht des Herzoglichen Hauses guf die Domainen in Zwelk- fel gezogen hat und bis jeßt bei ihr keine gründliche Erörterung der Sache und daher auch keine Berechtigung der entsandenen ir= rigen Ansichten zu bewirken gewesen is.// (Run folgt eine histortsc- staatsrechtliche Deduction Úber dic herzoglichen Domainen, worin unter Anderem gesagt i|:) „Durch Familien-Verträge und zweck- mäßige Vorschriften gegen Übelen Haushalt und Veräußerung des Vermögens, ist das Vermögen nicht allein zusammengehalten, s01- dern auch nah und nach bedeutend vermehrt worden. Daß dies auf Kosten der Unterthanen, durch Geld, welches von diesen erhoben worden, geschehen sey, davon findet sich nirgends eine Spur: denn niemals haben die Regenten der Nassauischen Lande für ctgene oder ihrer Familien Bedürfnisse Steuern vou ihren Unterthanen erhoben, ganz spezielle, nah dem früheren Reichsherkommen übliche und läng außer Gebrauch gekommene Fälle, wie z. B. bei Vermählung einer Prinzessin die Prinzessin- Steuer, ausgenommen. Dagegen liefert uns noch die leßte Hälfte des vorigen Fahrhunderts schr cvidente Belege, daß durh Geldmittel, die nicht aus dem Lande kamen, bedeutende Domainen angekauft worden sind. Unter anderen hat der Fúrst Karl von Nassau - Weilburg in den Jahren 1754 bis 1753 aus dem von sciner Gemahlin, einer gebornen Prinzessin von Ia sau-Oranien, eingebrachten Vermögen, welches diese von threr Mut- ter, einer Prinzessin von Großbritanien, ererbt hatte, für 1,350,900 Fl. Domainen angekauft. .…. Fortwährend bleidt der Zusiano der entscheidende, welcher in den alt- Nassauischen Landen bestauoòen hat, und dieser is nach dem Ausgeführten geschichtlich der gewesen: daß die Fürsten Eigenthümer ibres Vermögens waren, daß fic aus dem Ertrage ihrcs Eigenthums lebten und für ihre und ihrer Hofhaltung Bedürfnisse keine Steuern von den Unterthanen erhoben... Dic= ses Verhältniß bestand, als im Fahre 1514 die Verfassungsurkunde erschien. Sie schränkt das den Ständen eingeräumte Abgavetdc willigungs - Recht schr bestimmt auf „„die von den Unterthanen z; erhebenden direften und indirekten Abgaven“/ ein; fie giebt deu Ständen aber nirgends cin Recht der Mitwirkung oder Kontrolle hei der Verwaltung und Verwendung der aus den „Domainen des Hauses// oder dem „Familiengut‘/ crfallenden Einkünfte. Die Tren= nung der Verwaltung der Steuern von der Verwaltung der Do- mainen beruht also durchaus auf bestimmter geseßlicher Vorschrifl Sie hatte schon ihre rechtliche und geschichtliche Begründung vor der Verfossung: die Verfassung vom Fahre 1814 ändert daran nicht allein nichts, sondern hält sie ausdrücklich aufrecht; das Edikt vom Fahre 1815, welches nach seinem §. 1 iatcgrirender Theil der Verfassung i|, ordnet fïe auf das bestimmteste án; die zwei

men, die zum Theil durch Hunger im größten Elende waren,

belegenen Depots abgefertigt.“

- darunter anch eine Menge Kinder, Es war unverweilt für einst:

Edikte vom Januar 1816 führen sie nach allen Bezichungen und. vor

1 AGBC E f U D Ma * 57 R: DTEEEE c x, 2: NOME

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