1831 / 142 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sie sich uns nähern könnte, si mit einer genaueren Untersuchung derselben beschäftigte und nah den besten Beschreibungen darü- ber einen furzen Abriß davon mit beigefügten diätetishen und ärztlichen Vorschriften zur öffentlichen Kenntniß brachte. Nach- dem slch diese Krankheit aber in unserem Lande gezeigt hatte, seste die Regierung, für die Sicherung der Gesundheit der Ein- wohner besorgt, ein Central- Comité nieder, um dieselbe genauer zu prúfen und so viel als méglih ihrer zu großen Ausbreitung ein Ziel zu seven. Dieses Comité nun, auf die Arbeiten des allgemeinen Medizinal-Conseils gestüßt, handelte von jeßt an ftets im Geist seiner Bestimmung, niht mehr aus den Erfahrungen Anderer, sondern aus seinen eigenen, gleich von Anfang an ziem: lich reichlichen Erfahrungen den Stoff zu seinem Werk \chöp- fend. Es theilte unverzüglich dem Publikum die zwecckmä- ßigen Vorschriften und die Diätsregeln mit, welche gegen diese Krankheit \{hüten, erließ an die betreffenden Behör- den die anszuführenden medizinalpolizeilihen Verordnungen, wie sie dem erwünschten Zweck entsprehen, und schilderte für die Kenntniß der Aerzte in charakteristischen Umrissen, die bereits aus der Natur entnommen waren, das Bild dieser Krank- heit mit Beschreibung der wirksamsten, durch Erfahrung geprüf- ten Heilmittel. Von der Wichtigkeit einer so viel als mögli \{&leunigen Rettung der von diefer Krankheit befallenen Perso- nen úberzeugt, ordnete das Comité die ärztlihe Hülfe so an, daß Jeder, welcher Beistand verlangt, ihn auf der Stelle erhalten fann. Auch hier gab die Regierung einen nenen Beweis ihrer Sorge für die Einwohner, indem sie, den Anträgen des Comités zufolge, einen Fonds zur Vergrößerung des chirurgischen Beistan- des in der Hauptstadt, wo diese Krankheit sich zuerst zeigte, und einen anderen zu Arzeneien für die Aermeren anwies, denen we- gen ihres minder bequemen Lebens und Wohnens diese Plage besonders drohend wurde. Damit endlich zu jeder Zeit der Zustand der Cholera in Warschau dem Comité befannt werde, jog es táglih Berichte ein über die Zahl der neu ertranften Per- sonen, sowohl in der Stadt, als in den Hospitälern, mit beson- derer Anführung der angewendeten Gegenmittel und des glü- lichen oder unglüklichen Erfolgs der Heilung. Diese Anzeigen stellten dem Comité ein s{merzliches Bild der Krankheit dar, so- wohl hinsichtlich der Menge der von ihr befallenen Personen, als noch mehr hinsichtlich der überaus zahlreichen Opfer. Das Comité wollte die Gemüther der Bewohner unserer Hauptstadt nicht durch Bekannt- machung dieser. Nachrichten in Furcht segen, bemtihte sich aber anf alle mögliche Weise, die Ursachen der Sterblichkeit auszu- forschen, namentlich in dem Lazareth, welches im Feldlager für Tholeraïranke allein bestimmt war und sich durch die größte Sterblichkeit auszeihnete. Wiederholte Untersuchungen der aus der Mitte des Conseils und Comité?s abgeschickten Kommissionen wurden bald von dem gewünschten Erfolg gekrönt, und es offen- barte si, daß die Hauptursache der Sterblichkeit in dem genann- ten Lazareth die rücfslchtslose Transportirung der Kranken aus der Stadt oder deren Umgegend in das Feldlager war; indem eine große Menge dieser Unglücklichen , während dieses unbeque- men Transports und der eben so bes{chwerlichen Unterbringung,

dem Einfluß der Kälte, die bei der Cholera so tödtliche Folgen anrichtet, ausgeseßt, entweder {on leblos an Ort und Stelle anfam, oder bald daranf den Geist aushauchte. Diese Umstände zog das Central-Sanitäts-Comité in Verein mit dem allgemeinen Medizinal-Conseil in sorgfältige Erwägung, und überzeugt , daß für die von der Cholera ergriffenen Personen Wärme eine fast imerläßlihe Bedingung zu einem günstigen Erfolg der Heilung it, auch ohne Beweise von der Ansfteckung der Krankheit zu ha- ben, verordnete es s{ließlich, daß kein von der Cholera Befalle- ner in daéFeldlager abgeführt werden sollte, sondern daß er in dem Hos- pital, wo er erfranft, auch verbleibe und geheilt werde,und zwar in abge-

sonderten, zu diesem Zwe eingerichteten Sälen. Run ift auf

Beorordnung des Comité?s ein Spital für Cholera - Krante aus

der érmeren Volfsfklasse, welche in ihrer eigenen Wohnmmg, dem

Mange! ausgesest, dem Tode ein nothwendiges Opfer fallen müßten, in Bagatelle eingerichtet worden. Andererseits sind alle

Rettungsmitte! für die Kranken in Betracht gezogen worden,

und die in derm erwähnten Spital in nicht zu großer Anzahl Untergebrachten finden darin alle nöthige Bequemlichkeiten und

sorgfältige ärztliche Pflege. Die erwimschtesten Beränderungen

baben in furzem dargethan, daß unsere Handlungen sich auf

sichere Grundsäge ftüßten, indem das Verhältniß der Sterblich-

fcit im Feldlager so abgenommen hat, daß, während früher von

1000 der dort untergebrachten Kranfen tägli 100 150 ftarben,

jet diese Zahl kaum einige und zehn erreicht; aber auch diese

Sterblichkeit ift mehr dem späten Dahinbringen oder der Ver-

spätung des ersten Beistandes an Ort und Stelle, als dem Um-

sichgreifen der Cholera, zuzuschreiben. Die dort befindlihen Kran- fen genießen {on größere Bequemlichkeit und sind mit einer

gehörigen Yahl von Aerzten versehen ; daher vermehrt sich auch

die Jabl der Genesenden um ein Bedentendes.

Eben so zeigt sich unter den Einwohnern der Hauptstadt ein zünftigerer Zustand, und während in der ersien Woche, als die Cholera zu grafsiren begann, gegen 200 Personen derseiben un- terlagen, belief si{ch deren Zahl in der zweiten nur auf 100, und in der lesten betrug sie nicht mehr als 60; in diesen Tagen aber bat sich namentlich die Zahl der neu Erkrankten so vermindert, daß am 11ten d. M. nur 6 Personen in der Stadt von der Cholera befallen wurden. -—— Obgleich diese so günstigen Berän- derungen in unserer Hauptstadt ein nahes Ende der Cholera au- zudeuten scheinen, so fönnen wir doch niht zweifeln, daß die ge- naue Befolgung der diátetishen und medizinalpolizeilihen Bor- schriften der Verbreitung des Uebels ein ungemeines Hemmniß entgegengesest hat. scweinbar nach!assenden Epidemie, immer auf diese. Plage auf- merksam seyn, welche sich wieder vergrößern und einen Jeden, der si nicht sorafáltig hält, noch stets ergreifen kann.

Warschau, den 13. Mai 1831.

Der Práfident des Central- Sanitäts - Comités, Dr. Malcz.“

Der Staats-Zeitung zufolge, hat die Cholera in dec Hauptstadt fast ganz aufgehört; am 16ten war Niemand erkrankt.

Der Reichstags - Marschall Graf Wladislaus Ostrowski hat das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten ausgeschlagen ; an seine Stelle is unterm 17ten d. der Staatsrath' Andreas Horodysfi von der National-Regierung zur provisörischen Leitung dieses Departements berufen worden.

Der Warschauer Zeitung zufolge, soll die National: Ne- gierung an den seiner Gesundheit wegen in Kalisch sich aufhal- renden Staatsrath Morawskfi eine Staffette mit der Anzeige ab- 2cihidt Haben, daß er zum Finanz-Minister ernannt worden seh.

Das Untersuchungs- Comité in Angelegenheiten der gehei- men Polizei macht bekannt, daß Kasimir Tomwdfi überführt, ¡u jener Polizei gehört zu haben, unter polizeiliche Aufsicht ge- ¿elt und von allen öffentlichen Aemtern und Stellen ausge- olernm worten fes: im Fahre 1823 habe derselbe die Bekannt-

deé Chefs der geheimen Polizei, Heinri Makrott, ge-

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macht und von demselben monatlich 140 Fl. für seine einge- shickten Berichte erhalten.

Am 15ten d. ist, wie die Warschauer Zeitung meldet, der durch seine Kenntnisse und Beredsamkeit in Warschau be- kannte Herr Thaddens Krempowiecki von dem Dwernickischen Corps in der Hauptstadt angelangt. Er befand sih unter der Artillerie dieses Corps und wurde zum Offizier mit dem Mili- tairkreuz befördert. Auch der bekannte Xawer Bronikowsfi, der bis jeßt sich in den Schlacht - Reihen befunden hat, ist nach Warschau zurückgekehrt.

Borgestecu führte die Artillerie der Warschauer National- Garde auf den sogenannte Schwedischen Schanzen jenseits Po- wonzk Schießübungen aus. „Die neuen Artilleristen“/, sagt die Warschauer Zeitung, „bewiesen, wie eifrig sie in diesem \s{wierigen Dienst gearbeitet haben, und ernteten alle Lob ein.“

Nach Privat - Nachrichten , meint die Staats-Zeitung, wäre der. Chef der Wolhynischen JFnsurcgenten, Ludwig Stecki, am 27. April nicht von den Russen erschossen worden, foundern nah Gallizien entkommen.

Demselben Blatt zufolge, sind die von Sr, Majestät dem Kaiser Nikolas zu Mitgliedern der provisorischen Regierung des Königreichs Polen ernannten Personen in Bialhstock ange- fommen und gedenken sich von da nah Lublin zu begeben.

Anstatt des Herrn Schnch is der bisherige Bezirks - .Kom- missar von Stanislawow, Staats-Referendar Gerliß, zum Vice- Präsidenten der Hauptstadt ernannt worden.

Dieser Tage sind der Fürst Heinrih Lubomirski mit feiner Tochter, der Fürstin Sanguszkowa, der Leibarzt Napoleons, Dr. Antomarchi und ein Pariser mit dem Juli-Krenz geschmück- ter Arzt in Warschau angekomnien.

Sa E L 10.

Paris, 16. Mai. Vorgestern kam der König zur Stadt und bewilligte dem Grafen von Saint-Priest, so wie dem bisherigen Konsul in Lissabon, Herrn Cassas, eine Privat- Audienz. Der Direktor der Französischen Akademie, Herr Par- seval- Graudmaison, hatte die Ehre, dem Monarchen die beiden neu aufgenommenen Mitglieder der Akademie, Herren Cousin und Viennet, vorzustellen. Um 1 Uhr führten Se. Majestät den Vorsit im Minister - Rathe und kehrten gegen 4 Uhr nach Saint- Cloud zurück,

Gestern traf der König gegen 113 Uhr hier ein, um endlich die, der ungünstigen Witterung wegen, zweimal abbestellte Revue über die National-Garde der Hauptstadt und des Weichbildes abzuhalten, Schon seit §8 Uhr Morgens befanden die Legionen sich in der shönsten Haltung unter den Waffen und marschirten aus ihren verschiedenen Stadtvierteln nah dem Marsfelde, wo sie sich in der anbefohlenen Schlacht-Ordnung ausstellten. Die Legionen der Hauptsiadt standen zur Rechten, die des Weichbil- des zur Linken dex Militairschule, die reitende National - Garde und die Artillerie aber mit dem Rücken gegen die Seine. Um 112 Uhr verließ der König zu Pferde, in Begleitung des Her- zogs von Nemours (der ‘Herzog von. Orleans befand fi bereits auf dem Marsfelde an der Spive seiner Batterie), des Mini- sters des Fnnern, der Marschälle Soult, Macdouald und Gérard, des Grafen von Lobau und eines glänzenden Generalstabes, das Palais-Royal. Detaschements der reitenden National-Garde er- dffneten und s{lo}en den Zug, Um 123 Uhr langten Se. Ma- jestät auf dem Marsfelde an und wurden dort von dem, von \ei- nem Unfalle gänzli wiederhergestellten General Jacqueiminot empfangen. Nachdem der König vom Pferde gestiegen, empfing derselbe die Huldigungen des Stadt -Raths aus dem Munde des Práfeften des Seine-Departements. Se. Maj. übergaben #o- daun, der Verordnung vom 13ten d. gemäß, den beiden Unter- Präfekten von Sceaux und St. Dénis, so wie den Maires der zwölf Pariser Stadt - Bezirke, das Model der Juli - Krettze und Medaillen, die den Theilnehmern an den Ereignissen des Juli bereits zuerkannt worden sind oder noch zuerkannt werden sollen. Der Monarch seßte sich demnächst wieder zu Pferde und durchritt sämmtliche Linien, bei welcher Gelegenheit Se. Maje- stät dreien National- Gardisten, die während der legteren Unru- hen durch Steinroürfe verwundet worden, das Kreuz der Ehren- legion zu verleihen geruhten. Um 25 Uhr formirten die Linien geschlossene Kolonnen, während der König das Marsfeld umritt, um sich der auf den Anhöhen befindlichen zahlreichen Volksmenge zu zeigen. Se. Majestät stellten sich alsdann bei der Militair- Schule auf und licßen sämmtliche Legionen vor sich vorbeidefi- licen. hre Majestät die Königin und die Prinzessinnen des Königl. Hauses sahen dem militairischeu Schauspiele, von dem Balkon jenes Gebäudes aus, zu. Um 5x Uhr traf der König wieder im Palais-Royal ein. Ueberall, wo er sich zeigte, wurde er mit dem lebhaftesten Jubel begrüßt. Gegen Abend kehrten Se. Majestät und die gesammte Königl. Familie nach Saint- Cloud zurück. Heute- tritt der König seine Neise nah der Nor- mandie an.

Nach der Revue hat- der König folgendes Schreiben an den General Grafen von Lobau erlassen: „Sie wissen, Mein wer- ther General, daß Ih Mein Namiensfest auf diejenige Weise feiern wolite, die Mir am meisten zusagte, nämlich durch den nohmaligen Anblick der National-Garde der Hauptstadt und des Weichbildes, so wie sle sl{ch im Juli nund August freiwillig gebildet hat. Jch wollte nämlich, bevor ihre Organisation die m dem defiuitiven Geseße vorgeschriebenen Veränderungen er-

Deshalb müssen wir auch, ungeachtet der |

leidet, der National - Garde das Zeugniß geben, daß fle durch ibren patriotischen und freiwilligen Eifer an Unterweisung, Manus- zuht und Ergebenheit Alles übertroffen hat, was Jch von ihr erwarten und was Frankceih von ihr hoffen konnte. Jch sage es dreist, Mein werther Geueral, die Geschichte bietet fein Beispiel von einem so hochherzigen Aufschwunge und einem so glänzenden esultate dar, und Mein Nationalstolz läßt Mich glauben, daß nur Franzosen dessen fähig waren. Ich habe aber anch noch andere Schulden gegen die National- Garde abzutragen. unächst muß Jch ihr die Erkenntlichkeit der Nation und die Meinige für die Thätigkeit, die Geduld und die Kaltblütigkeit ( die oft {hwieriger ist, als der Muth) bezeugen, womit sie unter den s{merzlichen Ereignissen, die wir in den verflossenen neun Monaten zu überstehen hatten, zur Unterdrüf- fung der Unruhen und zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung, ohne welche für Franfreih weder Freiheit, noch Glück möglich ist, so mächtig beigetragen hat, Zweitens habe Jch eiue persouliche Schuid abzutragen und der National-Garde zu sagen, wie sehr Mein Herz von dem Empfange, den sle Mir bereitet, von den Gesinnungen, die sle gegen Mich an den Tag gelegt hat, so wie von der Zuneigung gerührt ist, die sie Mir bei jeder (Selegenheit beweist, Fch fühle, daß Jch dies der Kenntniß, welche die National-Garde von Meinem Patriotismus hat, so wie der Bürgschast zu verdanken habe, die ihr Meine lange Laufbahn für Meine Treue zu Meinem Lande und Meine Hingebung für die heilige Sache ihrer verfassungsmäßigen Freiheiten bietet. Móge die National - Garde aber auch alle Meine Gessnnungen

gegen Sie kennen, möge sie erfahren, wie seh: Jch Mich in al: sen Diensten, die sie dem Vaterlande leistet, mit ihr identificire, mnd wie sehr sie stets auf Meine lebhaste und aufrichtige Zunei: gung rechnen darf. Jh kann, mein werther General, feinen besseren Dollmetscher bei der Nationat-Garde finden, als denjeni: gen, der den wichtigen Posten, auf den Mein Bertrauen Sie berufen hat, so würdig ausfüllt, Haben Sie daher die Güte, ihr Alles, was ih so eben gegen Sie ausgesprochen habe, mit: zutheilen. Jch füge die aufrichtige Versicherung Meiner ganzen Ach: tung für Sie hinzu. (gez.) Ludwig Phtlipp.

St,. Cloud, den 15 Mai, Abends. ‘‘

Noch gestern Abend theilte General Lobau der National:

Garde obiges Schreiben in einem Tagesbefehle mit, den der Moniteur in seinem heutigen Blatte enthält. Der Prinz, von Joinville hat, nachdem er am 9ten Abends in Valence eingetroffen, diese Stadt am 10ten Morgens wieder verlassen und is noch an demselben Tage Abends in Avignon eingetroffen. Mittelst des Telegraphen hat man hier auch schon die Nachricht von der Ankunft des Prinzen in Marseille erhal: ten, Se. Königl. Hoheit wollten sh von dort am 13ten Vor- mittags nah Toulon begeben und bis zum 19ten daselbst verweilen.

Jn seiner gestrigen Ntmmer giebt der Moniteur eine furze Uebersicht von den politischen Ereignissen der vorigen Woche. Am Schlusse derselben heißt es: „Die vollkommenste Ruhe ist zurückgekehrt. Gleichzeitig gewinnt die öffentliche Meinung an Zuversicht dur neue Friedens-Versicherungen, durch Ereignisse, die diesen Frieden bestätigen, durch Unterhandlungen, die ihn be: festigen. Man sieht, daß die Ordnung im Innern und der Friede nach außen hin solidarisch sind; man fühlt dies, und dieser heil: same Gedanke flößt tiberall Vertrauen ein. Der rasche Wechsel der Begebenheiten und ihrer Resultate, die sich in eine einzige

Woche zusammengedrängt haben, bietet einen reichlichen Stoff

zu núüulihen Betrachtungen für die Wähler, die zwischen der Regierung und einer Handvoll Ruhestörer entscheiden sollen. Aile jene eitlen Versuche sind an der offentlichen Macht gescheitert, und die bevorstehenden Wahlen werden beweisen, daß das Trei: ben der Unruhestifter im Lande keinen Anklang findet; deun die hiesige Einwohnerschaft, die nichts verlangt, als Friede und Ar: beit, und deren Zuversicht wir am vorigen Donnerstag bewun-: dert haben, is das Bild der gesammten Französischen Nation, Dieses Vertrauen, das hier am Orte den Kredit hebt, hat si durch die stets wachsende Geschäfts - Thatigkeit auch bereits an verschiedenen Handelspläßen gezeigt; die Pariser National-Garde repräsentirt, was ihren trefflichen Geist betrifft, alle National: Garden des Reichs. Der König wird dieses tröstenden Anblicls auf einer Neise genießen, die nichts als ein ununterdrochenes Fest seyn wird; denn er wird außerhalb der Mauern der Haupt: stadt Alles wiederfinden, was er heute innerhalb derselben er: bliét: Vertrauen in seine Weisheit, Eifer für das Genteinwohl, Liebe zu unserer Verfassung, Ergebenheit für seine Person.“

Unter den Präfekten haben mehrere Entlassungen, Berseßun- gen und freiwillige- Abdankungen stattgefunden. Der ehemalige Präfekt, Herr von Sainte-Suzanne, ist statt des ausgeschiedenen Herrn Bogne de Faye (chemaligen Deputirten ) zum Präfetten des Departements der Aisne, und der Unter: Präfekt von Com- piègne, Herr Thiessé, statt des ausgeschiedenen Herrn Rouillé d'Orfenil, zum Präfekten des Departements des Jura ernannt worden. Die Práäfeften der beiden Departements der Loire und der Dordogne, Herren Mourgue und von Norvin, haben ihre Posten unter einander getauscht. Herr Villiard, der bisher das Departement des Finisterre verwaltete, ist Prafeft des Departe: ments der Haiden, statt des Herrn Gonubault, geworden, der sei: nerseits wieder das Departement des Var, statt des ausgeschie: denen Herrn Bernard, erhalten hat. Das “Departement des Fi: nisterre ist dem Unter-:Präfekten von Saint-:Pol, Herrn Pellent, zu Theil geworden. Der bisherige Präfekt des Departements der Charente, Herr Vesson, ist ausgetreten. Seine Stelle hat der Präfekt des Departements der Baucluse, Herr Larreguh, er: halten, der in seinem Posten durch: den ehemaligen Präfekten, Herrn Derville- Maléchard , erseßt wird. Endlich if der ehema: lige Präfekt, Herr von Talleyrand, statt des Herrn Cahouët, zum Präfekten des Departements des Pas- de - Calais, und der ehe: malige Präfekt, Herr Heim , statt des Herrn von Solère, zun Práfeften des Departements beider Sèvres ernannt worden,

Durch Königl. Verordnung vom 1sten d. M. sind der Frei herr Alexander von Humboldt und Berzelius, Mitglieder det hiesigen Akademie der Wissenschaften, so wie Thorwaldsen, Mit- glied der Akademie der {nen Künste, zu Offizieren der Ehren: legion ernannt worden,

Der Vicomte von Châteaubriand ist gestern von hier nah Genf abgereist. Das Journal des Débats äußert bei dit ser Gelegenheit unter Anderem: „Das vertraute Verhältniß, das uns seit dreißig Jahren mit dem größten Schriftsteller unfetet Epoche verband, berechtigt uns, den Schmerz, den dieses Exil, so freiwillig es auch ist, uns einflößt, ofen auszusprechen. Wi leben in einer Zeit, wo die Entfernung für eine alte Freund chaft eben fo bitter ist, wie für die lebhafte Leidenschaftlichkeit der Fugend. Es seh uns daher erlaubt, hier ein Gefühl aus: zusprechen, dessen Gegenseitigkeit für m1s stets ein Gegenstaud des Stolzes gewesen is, und es in ein Journal niederzulegel welches das Glück hatte, sich öfter mit beredten Aufsäßen j! bereichern, deren unnahahmliher Styl den Verfasser bald verrieth. Vor seiner Abreise hat Herr von Châteaubriand einen seiner nund des Landes würdigen Abschied von Frank: reih genommen. Sein legtes Werk, die historischen Stl- dien, sind bereits in Federmanns Händen. Sie sind eil dem Ruhnie des Landes errichtetes Denkmal, einem Ruhmé, dem Herr v. Châteaubriand stets seine Feder, seine Zeit, seine Existenz, kurz Alles gewidmet hat, nur nicht die Festigkeit seiner Grundsäge und die Ünabhängigkeit seiner Meinungen, d. h, dit Ehre, die bei einem großen Bürger auch dem Vaterlande zun! Ruhme gereicht.“ Schließlich spricht das genannte Blatk die Hoffnung ans, daß Herr v. Châteaubriand später in sein Ba terland wieder zurtickehren werde. /

Der hiesige Erzbischof hat in Bezug auf den Abbé Gregol!? unterm 13. d. M. das nachstehende Schreiben an die Pfarrtl seiner Diöcese erlassen: „Die einfachen Borschriften der Si? lichkeit gestatten mir nicht, mich über Hrn. Gregoire, ehemalige! constitutionnellen Bischof des Loir und Cher, der gegenwärti gefährlich frank liegt, so wie über sein Verhältniß zur geistlichel Behörde, weiter auszusprechen; aber ih muß mich beeilen, de"! Eindrucke zuvorzukommen, den ein in einem Blatte (den Tempé heute erschienener Vrief auf die Geistlichkeit und die Gläubige" meiner Diöcese machen könnte. Jch protestire im voraus geg" diesen Brief und gegen den darin enthaltenen Bericht. Sie wt? den spätér erfahren, welhe Schritte die Liebe zum öffentliche Frieden, so wie die Liebe zu den heiligen Regeln des Glauben“ die hier mehr betheiligt sind, als die der Disciplin, mich haben unternehmen lassen, um, so wei! dies in dem vorliegenden Falle

¡ch war, meine Pflichten als Bischof und als Franzose mit der zit vereinbaren. Ich erwarte von der Barnmkherzigkeit js, die ich unaufhörlich anflehe, eine jener Wirkungen der de, welche rühren, beruhigen und trösten, und fordere Sie mit mir darum zu bitten. Empfangen Sie, Herr Pfarrer, Bersicherung meiner aufrichtigen Zuneigung.“ s Die erste und dritte Kammer des Königl. at s hmen am vorigen Sonnabend die Antráge des General- ro- tors Herrn Persil in der Sache des Priesters Dumonteil, dem geistlichen Stande entsagt hat und sich nunniehr ver- hen will, wogegen von seinen Eltern vor Gericht Einspruch

n wird. Der General-Prokurator fand die Civil - Ehe der hter von dem juristischen Standpunkte aus ¡zulässig ; nach ein- diger Berathung erflärte aber der Gerichtshof, daß die Stim-

gleich getheilt seyen; die Sache muß daher vor allen drei mern des Gerichtshofes nochmals verhandelt worden, Die pesenheit des Ersten Präsidenten Barons Séguier, der durch

Tod seines Bruders abgehalten war, der Sipung beizuwoh-

würde die Theilung der Stimmen verhindert und die Sache,

"nan glaubt, im Sinne der Anträge des General - Profura- ; entschieden haben. i

Der Handels-Minister hat 34,400 Fr. zur Errichtung einer salen Statue des Generals Valhubert in Avranches (De: tement des Kauals), 25,700 Fr. zum Bau einer neuen he in Nenung-sur-:Beuvron (Departement des Loir und Cher) d 10,000 Fr. zur Untecstügung mehrerer Gemeinden des De- ements des Lot, die durch einen heftigen Gewittersturm starf iten haben, bewilligt.

Herr Séguier, diesseitiger General - Konsul in London und uder des Ersten Prásidenten des hiesigen Königl. Gerichtsho- ist vorgestern hierselbst mit Tode abgegangen, Man glaubt,

werde feinen Nachfolger erhalten, da die Negierung überhaupt , Absicht haben soll in allen Städten, wo diesseitige Botschaf- } oder Gesandten cesidiren, die General-Konsulate aufzuheben,

Der veïstorbene Labbey de Pompières, Deputirter des UAisne- \epartements und älicstes Mitglied der Kammer, war in Be- eon geboren. Vor der Revolution war er Artillerie-Offizier, n während der Schreckenszeit ins (Gefäugniß, wurde aber spä- , wieder frei und Abgeordneter des Nisne - Departements ün gebenden Körper. Seitdem war er bestándiges Mitglied der (schiedenen Kammern. Er war es, der unter demi Minisierium ilèle die Anklage dieses Ministers sowohl, als der Herren von bière und Peyronuet, in Antrag brachte. Hauptgegenstand ner Beschäftigung war das Budget, bei dessen Erörterung er e eine Menge von Ersparungen vorschlag. Er hinterläßt fei- n Sohn. Eine Enkelin von ihm ist die Gattin des Herru dilon-Barrot, i :

Der Oberst Baron Noel Girard, bisheriger Befehlshaber r hiesigen Municipal- Garde, is zum General-Maior ernannt den und hat den Obersten Feisthammel zum Nachfotger inden nannten Posten erhalten. i

Briefen aus der Vendée zufolge, soll bei Choliet (Maine nd Loire ) ein Lager errichtet werden. Ein Anführer einer Ban-

| von Chouans, Namens Viguault, ist auf der Fiucht von den 1 verfolgenden Truppen erschossen worden.

Aehnliche Unruhen, wie die vor kurzem in Bordeaux ftattgefun- uen, sind in der vorigen Woche in Falaise (Calvados) ausge- oczen ; die Arbeiter rotteten sich zusammen, um die Maschinen zerstören; die National-Garde trat unter die Waffen und ver- itete die Rädelsführer. Ein Detaschement der Gendarmerie y Caeu is dorthin geschickt worden. Diese Unruhen -hatten higens durchaus feinen politischen Charakter.

Auch in Lyon haben, wie dies bereits an mebreren anderen iten geschehen ist, die Bortráge der St. Simonianer Unrußen ter den Zuhörern erregt, so daß der Eigenthümer des Loka!s, ho die neue Lehre verkündigt wurde, si genöthigt sah, dasseibe u {ließen.

Der Messager des Chambres enthält eine Protesta- jon von 23 Juli-Ritteru des 1sten Bezirks und eine andere von h? Yuli-Rittern des 5ten Bezirks gegen die Beschlüsse der Ver- ammlung in der „Grande-Chaumidère““; sie erklären sieh sämmt- lh bereit, den von der Regierung verlangten Eid zn leisten und as Kreuz mit der Fuschrist: „Vom Könige gegeben““ zu tragen.

Das General-Conseil des Departements der oberen Garonne hat in der am 10ten d. eröffneten Sigung den Grafen von Ca- telan, Pair von Frankreich, das der Gironde den Herzog von Jecazes, das der Haiden den General Lamarque, das der Aisne den Grafen von Sades zu Präsidenten gewählt.

Aus Ajaccio vom 3. Mai schreibt man: |

des 1. Mai, des Namesfestes des Königs, wurde die öffentliche Ruhe hier ernsthaft gestört. Gegen 10 Uhr Abends bildete sich in zahlreicher Haufe vor dem von der Präfektur ziemlich ent- enten Stadthause und ließ den Ruf: „Es lebe Napoleon M vernehmen: man warf den dort errichteten Triumphbogen tim und zerbrah die Lampen, womit er erleuchtet war. _ Den An- srengungen des Generals Estève und des Präfekten Herrn Jour- dan gelang es, den Aufruhr zu unterdrücken. Am folgenden Tage wurden vierzehn Verhaftsbefehle erlassen; nur eine einzige erson, Namens Olera, Beamter bei der Präfektur, ist verhaf- it worden; man hofft auch die anderen Individuen bald zur Haft zu bringen,‘ _

Aus Toulon vom 10. Mai schreibt man: „Die Englische Vrigg „Phénomène“‘, die auf hiesiger Nhede eingelaufen war, it nah Marseille abgesegelt. Die von diesem Schiffe mitge- brachten Depeschen, deren wesentlicher Juhalt durch den Telegra- hen nach Paris gemeldet worden ist, scheinen hinsichtlich der von Portugal verlangten Entschädigungen befriedigend zu sehn, dka noch der gesirige Telegraph den Befehl hierher brachte, die Ausrüstung der Schiffe auf den Kriegsfuß einzustellen und sle nur auf den Friedensfuß zu beendigen. Auch soll die Abfahrt der beiden Linienschiffe und dreier Fregatten, die sich in dieser Voche nach Lissabon begeben sollten, verschoben worden seyn,“

Das bisherige Seminar in Lyon is zur Verfügung des Kriegs-Ministers gestellt worden.

,„„Am Abend

—— Paris, 16. Mai. Das Leichenbegäugniß des Herrn Lab- eh dePompières fand heute früh in Anwesenheit zahlloser Zuschauer statt, unter denen man viele Juli-Ritter, mit dem blauen Bande im Knopfloche, bemerkte. Piquets der National-Garde, die vornehmlich

aus der ersten Legion genommen waren, erhielten die Circulation eei, Der Sarg wurde - abwechselnd von einer Deputation der Studirenden und von FJuli-Rittern getragen. Jn dem der Leiche folgenden Zuge bemerkte man den General Lafayette, der mit Herrn Laffitte Arm in Arm ging, so wie die Herren Manguin, Delaborde, von Schonen, den Dichter Berenger und den Prä- sidenten des Minister-Rathes, Herrn Casimir Perier. Der Zug fam um 12 Uhr in der St. Nochus - Kirche an, wo die Geist- lihfeit eine Todtenfeier hielt; um 2 Uhr seßte sich derselbe nach dem Kirchhofe des Pater Lachaise in Vewegung, Am Grabe

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Großbritanien und Yrland,

i: London, 15. Mai. Am vergangenen Mittwoch gab der König ein großes Diner, zu dem die Erzbischöfe von Canterbury, York , Armagh, Dublin, Cashel und Tuam und die Bischöfe von London, Llandaff , Chichester, Chester, Lichfield und Coven- try, Bristol, Sodor und Man, Cangor und Gloucester einge- laden waren. In der London Tavern wurde vor einigen Tagen zur Feier der Erwählung der vier Reform-Freunde, als Vertreter der City, ein öffentliches Gastmahl gehalten. Es nahmen ungefähr 240 Personen daran Theil. Den Vorsiß führte Herr G. Grote, dem zur Seite der Lord - Mahor, die: vier Londoner Parlaments-Mit- glieder und die Herren Hume, Hodvhonse, C. Calvert, W. Brougham und Easthope saßen. Nachdem die Gesundheit des Königs, des Herzogs von Sussex und der anderen Zweige der Königl. Familie getrunken war, verlas der Vorsizer ein Schrei- ben des Herzogs, worin Se. Königl. Hoheit es bedauerte, der Einladung zu diesem Mahle nicht Folge leisten zu können, da er an diesem Tage dem Könige aufwarten müsse; es thue ihm dies um so mehr leid, da es ihn einer Gelegenheit beraube, seine Meinung über eine Maaßregel auszusprechen, die seines Srach- tens nach von allen, die jemals ins Parlament gebracht wor- den wären, die bestgeeignetste sey, um die Festigkeit der Krone, das Ansehen der Uristokratie und das Wohl und Glück des Volks zu sichern. Jn dem Kanzelei-Gerichtshofe sprach der Lordkanzler gestern - ein nicht uninteressantes Urtheil in nachstehender Angelegen- heit: Ein Dänischer Unterthan heirathete nämlich in Eng- land eine Englánderin; sle gingen späterhin nach Danez mark und wurden dort von einer in diesem Lande fom- petenten Gerichtsbehörde geschieden. Die Frau starb bald darauf in England, und der Mann enisagte allen Ansprüchen auf ihr Vermögen. Nach dem Tode des Maunes fam ein schr lange s{chwebender Prozeß zur Entscheidung, durch welchen der Fran eine bedeutende Summe zugesprochen wurde, die aus den Rücekfständen eines Jahrgehalts entsprang, das ihr vor ihrer Ber: heirathung zugesichert worden war. Die Testaments-Vollfirecer des Gatten nahmen diese Summe für denselben als überleven- den Theil in Anspruch, die PBerwandten der Fran aber verlangten dieselbe fraft der Scheidung und der Verzichtleistung des Man- nes. Der Vicekanzler hatte zu Gunsten der legteren entschieden. Der Locdkanzler stieß aber dieses Urtheil um und begründete seinen Spruch darauf, daß eine Scheidung in Dänemark eine Heirath nicht annulliren fönne, welche unter den gesetzlichen For- men in England vollzogen worden sey, und daß daher die eheli- hen Rechte des Mannes dieselben wáren, als ob eine folche Scheidung niemals stattgefunden hätte; was seine Verzxichtlei- ftung anbetreffe, so fönne dieselbe, da sle in Unwissenheit über den wahren Vermögenuszustand der Frau geschehen und späterhin von den Administratoren widerrufen worden sey, seinen Rechten feinen Abbcucch thun. Der Lord-Kanzler erklärte daher, daß vie Erben des Gatten zum Empfang der Gelder berechtigt sehen. Bei dem Schaßkammer- Gericht wurde kürzlich die Klage eines Herrn Freu gegen den Drueker der Times verhandelt, Dieser Herr French, der früher Englischer Offizier war und Jeßt auf halbem Sold steht, hatte vor einigen Fahren den Tivoli- Garten zu Margate übernommen und dieser Anstalt zur voll-

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schießen, welche das Feuer unverzteglic beantwortete. Das Hin-

. Und Herschießen dauerte, bis die Dunkelheit eintrat ; unsererseits

erhielten dabei 2 Soldaten leichte Kontusionen. Während des Gefechtes hatte der General Chassé oben erwähntes Schreiben be- antworten lassen. Fn dieser Antwort beruft ec sich, um die Be- sezung der beiden Punkte zu rechtfertigen, auf den ersten und zweiten Artikel der Uebereinkunst und msbesondere darauf, daß von Seiten der Belgier {on seit längerer Zeit jene Ueberein- kunft durch Anlegung von Batterieen an der Schelde verleßt worden seh, wobei er hinzufügt, daß sie allein nur alle -aus die- ser Verlegung entspringende Folgen zu verantworten hätten.

Fn der Staats-Courant liest man auch: „Es ist in verschiedenen Tages-Blättern die Nede_davon gewesen, daß Bel: gische Poften, die sich auf den bei Antwerpen belegenen Vatte- rieen besinden, auf Fahrzeuge geschossen haben die sich nach der Citadelle oder von dort zurü begaben. Diese Angriffe hgtten einen ernsten Briefwechsel zwischen den gegeuseitigen militärischen Autoritäten zur Folge, aus welchem sich ergiebt, daß die Wieder- vergeltungs-Magaßregeln, zu denen sih der General Cha}é genöthigt sah, ibren Zweck erfüllten, und daß Alles in den vorigen Zustand der Dinge zurückgekehrt isl. Seit 5 Tagen find bercits 2 Fahr- zeuge unter Holländischer Flagge von der Citadelle ‘am Nord- Fort entlang die Schelde hinunter gesegelt.‘

Antwerpen, 16. Mai. Gesiern seßte einer von den Vor- fällen, die bei unserer Stellung dem Feinde gegenüber fat nicht zu vermeiden sind, die ganze Stadt in Bewegung; glüclicher- weise bot er feine wirkliche Gefahr dar. Die in der Citadelle befindlihen Holländer hatten sich nämli in der vorletzten Nacht des St. Lorenz-Forts bemächtigt, das zeither von keiner der frieg- führenden Parteien beseut gewescn war, und um sich den Vesis desselben zu sichern, die dahin führende Straße durchstocen uud dadurch alle diesseitige Communication unterbrochen. Außer: dem waren aus der Citadelle Flintenshüsse gefallen, weil, wie hiesige Blätter vorgeben, Kinder auf dem Glacis eine Na- tional-Flagge aufgesteckt hatten. Hierdurch veranlaßt zog gestern das Zte Bataillon des 9ten Regiments mit einer großen Auzahl Freiwilli- ger dem Fort zu, und erösfnete ein Gewehrfeuer, das von den Holian- dern erwiedert, bis in die Nacht hinein dauerte, Die Holländer ware hinter ihren Wällen fast gänzlich geschüßt; üunfecerseits zähien wir einige Verwundete, unter denen der Kapitain Lureau, dessen Wunde indessen nicht gefahrlich ifi. Die Truppen blieben die Nacht fiber im Bivouac, so wie diejenigen, die bei Berchem und Bor- gerhout stehen. Während des Ausmarsc6es des Bataillons de- zog die Búürgerwache den Posten «an der Börse, wo Waffen ver- theilt wurden, und im Innern der Stadt zogen Patrouillen umher, tum die öffeatlice Ruhe aufrecht zu erhalten. Einige Flitenschusse ans der Citadelle drangen bis in die Falshmtinzer-Straße, wo fie mehrere Bürger verwundeten. Heute früh s{o}en die Holländer auf die Unsrigea, die damit beschäfiigt waren, die Verwundeten mitzunehmen, die man gestern nicht aufgefunden hatte, General Dufailly hat den General Chassé aufgefordert , das Fort, dessen er sich angeblich gegen die eingegangenen Berträge bemieistert habe, wieder auszuliefern. Jn dec Umgebung des Forts werden Z Batterieen errichtet, die man, wie es heißt, heute Nachmit: tags mit Mörsern beseßen wird. Vei alledem hofft man, - daß dieser Verfall feine ernsicren Folgen haben werde. Kanonen wurden nicht abgefeuert, was den Bewohnern Antwerpens die Ueberzeugung gewähren muß, daß sle feinen Angriff von Seiten der Citadelle aus zm vesúrchten haben, so lange die Stadt nicht

fommenen Zufriedenheit der Besucher vorgestanden. Fm ver- gangenen April ließ jedoch die Theilnahme des Publikums nach, und zwar in Folge eines Artikels in der Times, worin gesagt worden war, daß die große Jury von Middlesex eine Akte gegen einen Herrn Martin French erlassen habe, weil dieser dem Her::1 Trotter cinen Brief geschrieben, in welchem er ihm mit Ermor- dung und mit Verbrennung des ihnen gemeinschaftlich gehören- den Tivoli gedroht hätte. Der Bertheidiger der Times be: merkte, daß, wenn es dem Kläger nur um Rechtfertigung „seines Charafters zu thun sey, so würde ein Shilling Schaden - Ersaß zu diesem Zwecke so gut hinreichen, als Tausend Pfund. Wenn dies überhaupt seine wirkliche Absicht gewesen wäre, so würde er die Redaction der Times aufgefordert haben, den Verfasser jenes Artikels anzugeben, oder folchen zu widerrufen ; da dies aber nicht geshehen wäre, so seh es augenscheinlih , daß es zwischen ihm und seinem Anwalt abgekartet sey, diesen Umftand zu benußen, um sich ein Geld-Sümmchen zu verschaffen. Er hoffe, daß die Jurh eine solche Verfahrungs-Art nicht aufinuntern werde, und daß, dieser niht mehr als einen Pfennig betragen würde. Die Jury sprach nach halbstündiger Berathung dem Kläger einen Schaden- Ersaß von 40 Shillingen zu. ; : Beim Anlegen des Grundsteins für die neue Goldschmiede- Halle, entdecte ein Arbeiter ungefähr 15 Fuß unter der Erde einen herrlichen Römischen Altar. Auf der Borderseite befindet sich eine s{öne Figur mit einem Bogen in der linken Hand und mit der rechten einen Pfeil aus einem Köcher ziehend, der ihr über der rechten Schulter hängt. Auf der Rückseite befin- det sich die Form einer Lyra, welche aber durch die Werkzeuge der Arbeiter schr beshädigt worden ist, Diese prächtige Antike wurde der Gesellschaft für Alterthümer in ihrer legten Siptmg ugestellt. M "Dei Gerüchten, daß Dom Mignel mit dem Befehlshaber der auf dem Tajo erschienenen Englischen Flotte in Unterhand- lungen getreten seh, fügt der Courier noch hinzu, daß die Por- tugiesishe Negierung alle Forderungen des Britischen Kabdinets zugestanden habe; die Beaniten, deren Abseßung und Beftrafung man gefordert, seyen abgeseßt und bestraft , ihre Namen in der Lissaboner YJeitung publizirt und auch außerdem seyen alle ver- langte Entschädigungen und Genugthuungen geleistet worden,

Niederlano t. Aus dem Haag, 18. Mai. Der General- Lieutenani de

die Garnison von Vließingen zu inspiciren. Auf den Gränzen der Provinz Seeland war nah dein Gefechte bei Hulst Alles unter den Waffen. Ueber die legten A hiesige Staats-Courant einen Bericht,

die zur Citadelle gehöreuden festen Punkte Kiel und St. Lorenz zu beseßen und in Vertheidigungszustond zu bringen , ein Ver- fahren, zu welchem er in Folge der bestehenden Bestimmungen vollkommen berechtigt gewesen seh. Bon Seiten des feindlichen Befehishabers sey dies jedoch als eine Beriezung der 2Waf- fenstillstandes - Uebereinkunft angesehen worden , fiber T che er sich -in einem Schreiben an den Befehishaber Hes Hauptquartiers, Oberst-Lieutenant Rupertus, beschwert hátte. Eine Stunde nach Absendung dieses Schreibens , heißt es ferner, be- seßten Belgische Scharfschüpen die nahe veim St. Lorenz-Fort

vurden mehrere Neden gehalten.

belegenen Häujer und be zannen, auf die Besatung des Forts zu

wenn sle überhaupt zu einem Schaden - Ersabe verurtheile, |!

| That hucht weiß, wie sie eigentlich zufanmienhängt, | richtlihe Untersuchung if bereits eingeleitet.

Kock ift aus Staatsflandern nach Middelburg zurückgekehrt, um |

Ereignisse bei Antwerpen enthälz, die | in welchem es het, | daß in Folge von Seiten der Belgier in Antwerpen genomme- ner Maaßregeln, der General Chassé es für nöthig erachtet habe, i

die Citadelle angreift, was, wie das Journal d’Anvers versichert, nie geschehen wird.

Antwerpen, 17, Mai. Der Französische Gesandte, Ge- neral Belliard, ist in Begleitung des Herrn Brefssón gestern hier eingetroffen. Man set diese Ankunft in Verbindung mit den leßten hiesigen Vorfällen und glaubt, der General habe sich über dieselben an Ort und Stelle unterrichten wollen; heut Abeud kehrt er wieder nah Brüssel zurück, Auch der Ingenieur General Goblct, früherer Kriegsminister, kam in diesen. Tagen hier an, tim, wie man sägt, die Angriffs- und Bectheidigungs- Anstalten, die anf das lebhafieste betrieben werdeu, persönlich zt leiten, Ein Holländischer Reisender, der auf einen Holländi- schen Paß reiste, ist hier festgenommen worden, und zwar ‘au: geblich als Wiedervergeltungs-Maaßregel sür das Verfahren Hol- lands hinsichtlich der mit Belgischen Pässen versehen-n Reiseu- den. Heute sehr früh am Tage bemerête man auf der hohen Sce zwischen Lillo und dem Fort St, Marie zwei Dampsboote, von deneu das eine als das Königliche, mit der Königl. Flagge geschmückt, erkannt wurde, was die Amwvesenheit einer Perfou von Auszeichnung vermuthen läßt.

Brüssel, 17. Mai. Der hiesige Courrier äußert: „Jn Folge oer zahlreichen uns zugefoinmenen Berichte sieht ucht zu befürchten, daß die Deputirten bei der nächsten Versammiung des Kongresses ausbleiven werden. Nur in einigen Orten ist eine geringe Anzahl, durch die Aussicht, daß die Belgische Ne- volution sich endlih ohne Restauratiou und ohne Vereinigung mit Franfreich endigea werde, in üble Lame versezt worden, und diese Fraction nimmt sich vor, durch ihre Abwesenheit gégen die Verleßung ihrer fkleinlichen Interessen zu protestiren. ‘‘

Man meldet aus Gent: Herr Fronz Vergauwen , Mitglied der Kommission für die öffentlicze Sicherheit, ging ta VBealei- tung eines Vortugiesischen Offiziers ruhig spazieren, als der Graf Karl d’Hane vou Steenhutzze auf ihn losftürzte, thm einen hef tigen Schlag auf den Kopf verseßte und beleidigende Schimpf- ivorte gegen ihn ausfließ. Kaum hate Herr von Vergauwe Zeit, sich von seiner Bestürzung zu erholen und die Haud an fe Pistolen zu legen, als anch schon eine Menge Menschen iu von dem Grafen d’Hane trennte, Es hat. früher fein Streit ftatt- gefunden, der diese Sache erkiären tömnte, von der man in de

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Fn der Nacht von Sonntag auf Montag hat e | tillerie:-Batterieen, welche sih im Hofe eines unserer Schlöffer be- finden, den Befehl erhalten, si ohne Verzug na Nutwerpen | zu bezeben. Die Batterie ij bespannt worden und hetite vor Tagesanbdruch avzegangeu.

Der Courrier berichtigt die früher gemachte Anzeige von, der Zahl der unter den Ruhestörérn gefundenen Franzosen dahin, | daß nur zwei dieser Nation sich unter den Berhaftcten befun- | den hätten.

Lüttich, 18. Mai. „Am heutigen Tage““, sagt, der Cour- rier de la Meuse, „wird slch unser Kongreß wieder versam- meln. Zu feiner Zeit, seit dem Beginn unserer Nevolution, war die Erwartung der Bürger \o gespannt, als fie es in diesem At genblic zu sehn scheint. Jedermann sieht es ein, daß der: entz- \cheidende Augenblick naht. Man ift zuvörderst neugierig, wie groß die Zahl der zu Briüssel versammelten Deputirten seyn wird, und diese Neuzierde ist sehr natürlich. Wenn "die Anzahl klein und gering:r ijt, als sle feyn m 1ß, fo wird wan dies, und nit obne Grund, für eine \{chkechte Borbedentung nehmen, Denn

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