1831 / 142 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

, um den Prinzen Leopold zurückzuhalten, wenn er auch die Abficht haben solite, die Krone anzunehmen; zwei- würde, ün Fal! einer Weigert:ug seinerseits, die Ge-

nwart einer zu kleinen Anzahl von Deputicten dermaßen damn beitragen, die Regierung zu \{chwähen, daß es als- dami vielleicht nicht mögli) wäre, diejenigen Maaßregeln auszuführen, welche die Umstände erfordern dürften. Es ift da- her in jeder Beziehung von großer Wichtigkeit, daß alle Mitglie- der des Kongresses gegenwärtig slud, daß feiner slch ohne Noth entferne. Morgen werden wir sehen, ob fle von der Wichtigkeit bres Mandats so durchdrungen sind, wie wir. Der zweite Ge- genstand der allgemeinen Neugierde sind die Mittheilungen, wel- che man Seitens der Regierung erwartet. Wir haben {ou an- gedeutet, daß das Ministerium in Bezug auf die Kandidatur des Prinzen Leopold sich wahrscheinlich in der Unnöglichkeit befinden roird, dem Kongreß eine klare und bestimmte Antwort mitzu- theilen; aber es wáre zu beklagen, wenu es ihm nichts als bloße Wahrscheiulichkeiten vorzulegen hätie. , Die Revolution scheint dermaßen die Getuld verloren. zu haben, daß keine Ausfluüchte der Diplomatie bei ihr mehr am rechten Orte sehn dürften. Das Ministerium muß so gur unterrichtet, der Ereicnisse \o ge- wiß seyn, 1m ohne Zwang reden und auf die hauptsächlichsten Fragen fategorisch antworten zu können. Diese Aufgabe mag indessen ihre Schwierigkeiten haben. Wir haben leuthin gesagt, daß es für uns von Wichtigkeit ist, unsere Angelegenheiten zu beendigen. Wir sind gezwungen, diesen Wunsch heute zu wider- holen, Der gegenwärtige LWugenblick scheint kostbar für uns; nïége ihn unser Ministerium uicht entschlüpfeu lassen. ‘*

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 13. Mai. Dem Vernehmen nach, beabsich: tigen Se. Liaj. der Köuig ir Yuni eine Reise nah Lèorwegen. Dic Abwesenheit dürfce 6 Wochen währen, mden Se. Maj. wünschen, bis zum 15. August, um welche Zeit die Niederkunft F. K. H. der Kronprinzessin erwartet wird, wieder hier zu seyn.

Aus der Provinz Bleckinge wird gemeldet, daß die Regie- rung zwar 10,000 Rthlr. Veo. zu Unterstüßungen in Getreide daselbst verwendet habe, das in Karlshamn in Entrepot befind: liche Getreide aber noch nicht gegen einen mäßigen Zoll freige- geben worden sch. An mehreren Orten werden die Buchen um- gehauen und geschält und die Rinden zum Brote verwendet; der Noggenpreis in Auctionen ist schr hoch, allein selbsi zu dem un- geheuren Preise ist fast kein Vorrath. zu finden.

Aus Schonen wird gemeldet, daß nun auch dort wegen der Thenrung des Getreides die Noth unter der armen Klasse so groß ift, daß im Malmöhus-Lehne große Schaaren Bettler her- umj{tceifen und Brod begehren. Merkwürdig genug ist es aber gerade Schonen gewesen, woher, seibst noch in diesem Frühjahr, die eiscigsten Anempfehlungen des Getreide - Einfuührverbots ge-, fommen flud. /

Seit einigen Tagen trägt man sich hier mit dem Gerüchte von der Ankunft eines Englischen Geschwaders von 8 Linien- schiffen und mehreren Fregatten vor Gothenburg, das nah der Ostsee bestimmt seyn soll, Auf welchem Grunde dieses Gerücht beruht, ist indeß nicht zu ermitteln.

Danemaxrf.

Kopenhagen, 17. Mai. Wie man vernimmt, dürften Se. Majestät Jhre vorhabende Reise weitec ausdehnen und am 22. Juni in Altona eintreffen.

Am 13ten d. kam úber Lübe der Königl. Gouverneur auf St. Thomas, Herr Nosenóörn, hier an. :

Borgestern segelte die Königl. Brigg „St. Jan‘, Capitain: Lieutenant Bodenhof, nah Westindien ab.

DeutschGlaud,

Múünchen, 17. Mai. Jn der gestrigen öfentlicen Sißtng der Kammer der Abgeordneten schritt dieselbe nah VBe- fanutmachung der Eingaben zur Berathung über den Antrag des Abgeordneten v. Uyschueider, die Beförderung des Acerbaus und des Gewerbefleißes in Baiern betreffend. Der Abgeordnete Klar bestieg die Nednerbtühne. Er erkannte, daß seit der legten Gemwerbe-Geseßgebung die Lage der Gewerbetreibenden sich bedeu- tend verschlechtert, glaubte jedoch die Ursache davon nicht in den Gesetze, nicht in den Behörden, sondeuu lediglich in der Jnstruc- tion vom 28, Dez. 1825 und in einer geheimen Justcuction von demselben Tage zu finden; er beantragte deshalb die Revision der ersten Jnstruction, die Suspension der in ihr enthaltencn, dem Gewerbe-Gesege widersprehenden Paragraphen und die Aufhebung der erwähnten geheimen Justruction. Der Redner bemerkte ferner, eine dritte Jnstanz in Gewerbe-Gegenständen sey nicht nöthig, wohl aber, daß dieselben bei den Kreis-Regierungen ais Haupt-Gegenftände geachiet würden; deshalb sollte das Gewerbe - Neferat nicht als ein Nebending geachtet, nicht Accessisten übertragen werden, es sollte vielmehr einem der tüchtigsten NRegierungsräthe, ja fogar einem besonders dazu: bestellten Rathe anvertraut seyn, ein NRe-

ferenten - Wechsel so selten ais mözlich stattfinden: dann sey eine |

genauere Gewerbe- Statistik unerläßliches Erforderniß; die Ler Natur der Sache entspreczenden Verhältnisse der Gemeinden forderten ferner, daß ibnen allein die Aufnahme der Gemeinde- glieder und der Gewerbetreibenden zustehe, dies fey auch durch das Gemeinde-Edift anerfannt; deshalb mochte diese Anerkenuung entwedec im Gewerbe - Gese ausgesprochen, oder der §. 2. des Ansässigmachungs-Geseves dahin abgeändert werden, daß die Er- theilung einec Konzession nur dann einen Titel der Ansassigmaechung zu begründen vermöge, wenn diese Ertheilung ven den Unterbe- hörden ausgegangen, in allen übrigen Fallen solle mit der Kon: zefsion die Anfassigmachimgz nicht verbunden seyn. Ein Ecrinnerungs- und Widerspruchs-Recht der Gewerbe-Berechtigten bei Generbe- Berleihungen hielt der Redner für uoerflüssig und schädlich. Hierauf follte die Disfussion vom Plaue aus beginuen; von meh- reren Seiten wurde jedoch bemerkt, daß in Beziehung anf das Gewerbe-Wesen noch eine zroße Menge von Eingaben und WBe- {werden vorlägen, deren Bearbeitung durch den Ausschuß nöthig set, um gründliche Anträge stelleu zu fönnen; daß ferner die in Beziehung auf den Actecbau in Anregung geoörachten Punkte am zwectmäßigsten- mit den das Kuliuc-Gesey betreffenden Gegen- ständen berathen werden fönnten. Die Kammer beschloß deshalb, die Berathung über die das Gewerbe-Wejeu betreffenden Gegen- stände so lange auszusezen, bis vom lil, Ansschusse über die übrigen das Gewerbe - Weseit betressenden Gegenstände Bortrag erstattet ey; eben so die Berathung der den Ackerbau betreffen- den Punfte mit der Berathung über die das Kultur-Gesey be- treffenden Anträge zu verbiuden. Hierauf wurde in geheimer S igung über die Beschwerde, die Verlegung der Verfassung durch die Censur- Verorduung vom 28. Jan. 1831 betreffend, abge- stimmt. Die nächste öffentliche Sipung wird Mittwoch den 18. . d, stattfinden. ; In der geheimen Sigung wurde die Frage: Hält die Kammer die in Vezug auf die Censur » Verordnung von den

964

Städten Kempten, Nürnberg, Fürlh, von den Buchdrueru zu Múürzbuce, Bamberg, Augsburg, so wie von Dr, Coremans zu Nürnberg eingereichte Beschwerde für begrúndet, und foll der Monarch gebeten werden, dieser Beschwerde unverzügliche Abhtilfe zu gewähren? mit 96 gegen 29. Stimmen bejaht; die zweite Frage fiel dadurch weg; die dritte Frage: Findet sich die Fam: mer durch ihre Pflicht aufgefordert, eine formliche Anklage gegen den Minister des Innern wegen vorsäglicher Verlegung der Ver- fassting zu stellen? wurde mit 73 gegen 50 Stimmen verneint.

Der Nürnberger Friedens- und Kriegs- Kourier meldet ans München: „Das schon vor einigen Tagen verbrei- tete Gerücht einer Vertagung der Kammer, unm ein neues Mini- sterium zu organisiren, gewinnt viel an Wahrscheinlichkeit, dage- gen erklären Wohlunterrichtete die düstere Sage von Auflösung der Kammec u. st. w. für unwahr.“

Karlsruhe, 18. Mai. Jn der öffentlichen Sipung der erften Kammer vom 11. Mai zeigte, nah Vorlesung des Protokolls, das hohe Prásidium eine Mittheilung der zweiten Kammer mit der Adresse an Se. Königl. Hoheit den Großher- zog, die Revision und Modification des Geseves über Ablösung der Herreufrohnden betreffend, welche in eine Vorberathung ver- wiesen wurde, der Bersammiung an. Auf den Vorschlag des hohen Prasidiums beschloß die Kammer, die in der leßten Siz- zung angeuommene Adresse auf Wiederherstellung der Verfassting, der Geschäfts-Ordnung gemäß, an die zweite Kammer rückgelan- gen zu lassen. Der Geheime Rath Kirn erstattete den Kom- misslons-Vericht über die von der zweiten Kammer angenommene Uebereinkunft mit der Königl. Würtembergischen Regierung, die weselseitige Ueberla}sung einzelner Orte in deu gegenseitigen Bollverband betreffend. Die Kammer beschloß, diesen Gegen- stand in abgefürzter Form zu berathen, und trat nach einer fur- zen Diskussion dem Beschluß der zweiten Kammer einstimmig bei. Nach Eröffnung der Diskussion über den Gesey- CEutwurf wegen Aufhebrmg der peinlichen Frage und Abschaffung der kör: perlichen Züchtigung, wurde derse!ve mit einem Zusaß in dem 4ten Artikel einstiximig angenommen. Der Finanz-Minister verlas hierauf eine hochstlandesherrliße Verordnung über die Erhebung der direften Steuern auf weitere 6 Mouate. :

În der Sigung der ersten Kammer vom 13ten fand die Discussion über die Adresse der zweiten Kammer auf Herstellung der im Jahre 1825 abgeänderten Artikel der Verfassungs-Urfunde ftatt, Die öffentliche Tribune war zum Erstiken voll; leider gewährt sie kaum für nngesähr 60 Personen Raum und dies ist die Ursache, daß die Sizungen der ersten Kammer vom Publikum nur wenig besucht werde. Zuerst sprach der Freiherr v. Türkheim in ei- ner sehr weitläuftigen Rede über den Kommissions - Antrag, er- klärte sich jedoch am Schlusse für denselben, das heißt, für den Bei- tritt zur Adresse. Nach einander nahmen nun der Professor Zell, die Herren v. Falkenstein, v. Wessenberg, v. Nüdt der Aeltere, der Berichterstatte® und der Fürst von Fürstenberg das Wort, um für den Kommisslons-Autrag zu sprechen. Zuleßt erflärte auch der Präsident, Markgraf Wilhelm, daß er die Ber- fassungs-Aenderung nie gut geheißen habe. Bei dieser Aeuße- rung, so wie bei der Rede des Professors Zell und der mit tie- fem Gefühl gesprochenen Rede des Fürsten von Fürstenberg, er- \choll von Seiten der Zuhörer ein lautes Bravo. Gegen den Beitritt zur Adresse sprachen die Herren v. Göhler, v. Berk: hein, v. Zobel und der Graf v. Hennin. Neues wurde von den gegen die Herstellung dec abgeänderten Artikel sich er- kflärenden Mitgliedern nicht vorgebracht, soudern nur das bekannte im Jahre 1825 zur Vertheidigung der Verfassungs - Aenderung aufgestellte wiederholt. So meinte Herr v. Göler, je selteuer Landtage gehalten würden, defto größer würde das allgemeine nteresse daran werden, Herr v. Berkheim behauptete, das Petitions- Recht werde durch die Erweiterung der Landtags - Pe- riode von 2 auf 3 Jahre nicht beschränkt, da man ja im Badi- schen die Einrichtung der wöchentlichen Audienzen habe, wo Je- der sein Anliegen vorbringen könne. Auch der Hofgerichtsrath Graf v. Henn in, las, zur Vertheidigung der vieifach angefoch- tenen Verfassungs-Aenderung, eine lange Rede ab, in der er sich für die theilweise Erneuerung von zwei zu zwei Jahren, nud zu- glei für die dreijährige Landtags - Periode erklarte. Das Re- sultat der Abstimniung war, daß die Kammer mit 19 gegen 5 Stimmen dec Adresse dex zweiten Kammer beitrat.

Iu der heutigen Sigzung der zweiten Kammer zeigte der Prásident derselbea an, daß die vou ihr beschlossene Adresse an Se. Königl. Hoheit deu Großherzog wegen Wiederherstellung der Verfassung auch von der ersten Kammer mit Stimmenmeßhr- heit angenommen und von derselben wieder zurückgefommnien sey, Co fie durch die gewöhnliche Deputation überreicht rwoerden öónne,

Jn der Nacht zum 15ten d. ist hier der Fürst Fraüz von Salm-Krautheint mit Tode abgegangen.

Hechingen, "7, Mal, Staatsvertrag mit der Kre Würtemberg, wodurch dem Königl. Ober-Tribunal in Stuttgart die Functiouen eiues Ober - Appel- lationsgerichtes für daë Fürstenthum übertragen woiden, wicder auf 6 Zaÿre eriettexrt wordei1.

Kafßsel, 183. Mai. Se. K. H. der Kurfürst haben sich mit Sr. Durchl, dem Herzoge von Nassau, zu Gründung einex gemeinschaftlicen farholisch- theologischen Fafuität bci der Uni: versität Marburg vereinigt. . Die Stiftungs-:Urkunde is can 24. ‘März in VBieberih und am 5. Mai zu Philippruhe Aller- höchst vollzogen worde, Mach derselben führt die Fafultäi den Namen einer Kurfürstlich-Hessishen und Heczoglich-Nassauischen ; sie ist im Range den übrigen Fakultäten gleich und {ließt sich in der Reihefolge an die evanzelish-theologische Fakultät an; sle hat alle Fafultäts-Rechte und kann daher Licentiaten uud Dof- tor der Theologie creiren. welchen zwei Hessisher Seits und zwei Nassauscher Seits er- name werden, bilden die Fakultät, dec noch außerordentliche Pro- fessoren uud Privat - Docenten beigeordnet werden fköunen; die Vorlesungen sind, für die Jnländer, unentgeltlich.

At@llten

Turin, 10. Mai, Am verwichenen Sonntage fand Gala und Handfkuß bei Hofe statt. Früh brachten die hohen Staats-

und Hof-Beamten, der Adel und das Offizier-Corps F.F. M.M. -

ihre Huldigungen dar; Abends ließ die Königin die hoffähigen und dem Hofe vorgestellten Damen zum Handkuß. Nach der Messe hatten der Französische Botschafter, so wie die Gesandten und Geschäftsträger der fremden Mächte, die Ehre, J. F. M.M, die Kondolenz- und Gratulations - Cour zu machen.

Florenz, 11. Mai, F. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin sind, nachdem Sie die in den Sümpfen un- ternommenen Arbeiten beslchtigt und die in diesem Fahre ge- baute Straße von Grosseto nach Pisa befahren, am 9ten d. in bestem Wohlseyn wieder hier eingetroffen.

Florenz, 12, Mai. Die gefangenen Häuptlinge dex Ftaliänishen Revolution befinden sich noch immer in Venez

Auch bei uns ist der ablaufende

Bier ordentliche Professoren, von j |

dig, wo fie übrigens mit vieler Schenmnig behandelt werdey, Die Grafen Bianchetti und *zucchi, sowie dexr eheinalig, Gonfaloniere von Bologna, Vevilacqua Uriosti, Mitglieder, de, provisorischen Regierung, welche während der Revolution jy Vologna errichtet war, leben in Lucca, wo ihnen nach vorbe nachgesuchter und erhaltener Erlaubniß des Papstes der Aufent halt gestattet worden is. Eine Abtheilung von Flüchtlingen, die nameutlih zu Sercognani?s Corps gehörten, ist auf Korsika an gelangt, wo man uo mehrere erwartete; man foll ihnen n vorläufig den Aufenthalt auf dieser Jusel estattet und ihne ihren späteren Wohnort in Frankreich angewiesen haben. Türkei.

Konstantinopel, 25. April. (Aus dem Desterreithj \chen Beobachter.) Die Pforte ist jeyt beinahe aus\cch{ließend mit den Maaßregeln und Anftalten beschäftigt, um deu in ofe ner Revellion gegen den Suitan begriffenen Pascha von Sty tari, Mustapha: Pascha, uud den gleiczeitig gegen die Rezieruy aufgestaudenen und mit einigen, seit jeher zur Meuterei geneigi ten Bosnischen Häuptlingen in Verbindung flehenden Karaseij: Zade, Ali Bei, mit Macht und Nachdruck zu bekämpfen. Sämmt, liche Häfen und Küsten des Paschaliks von Skutari und der jy demselben gehörigen Disirikte von Albanien sind von der Pfor in Blockadestand erklärt, und zur Ausführung dieser Maaßregel bereits am 20sten d. M. eine kleine, aus einer Fregatte und fünf Korvetten bestehende Escadre nach dem Adriatischen Meere gh gesendet worden. Zu Lande sammeln sich von allen Seiten Try: pen aller Waffen-Gattungen in Adrianopel, deren Zahl nächstes auf 30,009 Mann, mit 60 bis 80 Kanonen, gebracht seyn wir, Da die Pforte erfahrener Generale bedarf, welche eine s große und so ansgedehnte Expedition zu leiten im Stande sin, fo hat slch der Sultan bewogen gefunden, die zwei nach Rodosh verwiescucn ehemaligen Groß-Wesire, Selim-Mehmed und Jytt Mehmed - Pascha, der sich durch die tapfere Vertheidigting Vi na's ausgezeichuet hat, wieder in Gnaden aufzunehmen; erst rem ift bereits ein Kommando in der Armee verliehen worden, Hussein - Pascha von Adrianopel, dana die Pascha?s von ju MNoßschweifen Ahmed und Mehmed-Pascha werden ebenfalls Thi an dieser Expedition nehinen, die: von der Pforte mit der gr ten Energie betrieben wird. Der aufrührerische Pascha yy Bagdad, Daud-Pascha, scheint, durch die zu feiner Unterwt fung mit Gewalt der Waffen getroffenen Maaßregeln erschredt sein Heil in der Rücikehr zum Gehorsam suchen zu wollt, Indessen sind noch keine bestimmten Nachrichten über die ti: liche Unterwerfung dieses Rebellen hier eingelaufen. Di große Ottomanische Flotte, die aus 3 Linienschiffen, 8 Fregatta und 10 bis 12 Korvetten besteht, liegt noch dem Arsenale gege über und wird, allem Auscheine nah, ungeachtet des Eifers, ni dem an ihrer vollfommnen Ausrüstung gearbeitet wird, kaun vor vier Wochen zum Auslaufen bereit sehn. Dieselbe ist neuerlih durch drei auf den Werften des Schwarzen Meeres erbaute Kor vetten vermehrt worden. Die wenigen Veränderungen, die in du leuten Zeit in den Civil-Aemtern vorgenommen wurden, haben glei: falls auf die bevorsichenden Ereignisse in Albanien Bezug, D! unlängst zum Tophaua Nasiri ernannte vormalige Kiaja- Be) Hadi Efendi, ist nun zum Desfterdar des Lagers ernannt worde! und in diefer Eigeuschaft gestern nach Adrianopel abgegangen Seine Stelle ist dem ehemaligen JFntendanten des Munition wesens, Aarif Efendi, -verliehen worden. Der als provisoristq Borsteher für die Angelegenheiten der katholischen Armenier h fannte Edhem Efendi ist nach Salonik beordert roorden, um seibst die Aufficht über den Anfauf des Proviaut- und aud Bedarfs für die Armee zu führen. An! 16ten d, M, hat

der Kaiserl. Russische Gesandte, Hr. von Butenieff, seine W

tritts-Audienz beim Großherrn im Landhause Tschirighan, oh das fonst bei Audienzen fremder Gesandten übliche Gepränt, Hr. von Butenieff war nur von seinem ersten Legations-Sett tair und dem ersten Dolmetsch begleitet. Er erhielt als 6 schen? eine mit Brillanten heseßte Tabatiere und ein {on

Pferd mit gestickter Schaorace. Die Herren Wolfkosf und Fw

cchini wurden mit Dosen von geringerem Werthe beschenkt, - Die Hanotstadt und eines vollfommnen Gesundheitszustandes ; allein Bachrichten al Syrien zufolge, ist die Pest auf mehreren Punkten der dorti! Küste ausgebrochen; sle foll sich auch auf verschiedenen Punkt! der Küste von Klein - Asien, Rhodus gegenüber, gezeigt habt

weshalb von dem Vei von Nhodus einige Sanitäts-Maaßrezt

getroffen worden sind,

Belgrad, 7. Mai. (Aus dem respondentcz1.) Aus Nifsa erfährt man vom 28, At daß der Vortrab ¿cer Insurgenten unter dent Oder - Bes dec Pascha?’s von Wrana und Perserim- die

Nürnberger §!ff

in die Flucht getrieben worden sey. Unf die Nachricht von dl ser Niedertage cúckte Mustapha Pascha von Stutari augenblli vor, un die Flüchtlinge zu sammein und den Siegern ihre Vit } theile zu entreißeu. Wirküch stieß er am 23, UApril mit seil Hanuptmacht auf die Truppen der Regiecung, worauf das Tf fen. lch soglei) eutspann, und eine jurhtbare Kazionade d ganzen Tag hindur vernommeu wurde, Ueber dei Ausg! hat man noch keine Nachrich. Jn dem Treffen voni 21! eciethen drei vornehme Ahans in die Gefangenschaft des Et dBefirs, nid der Pascha von Wrana selbst entging dem gleicht Loos nur durch Zufall, Aus Konstantinopel ist die Post wol 25. April auf dem gewöhnlichen Wege über Sophia hier ein troffen. Noch immer gehen viele regu!äre Truppen aus Haurptstadi nah Mazedonien ab. Der Pascha von Stutati | in die Acht erklact, uad diese Erklärung in allen Moscheen stantinopels verfündigt worden. Au den Vaschaliks A drianot Philippopel und Salonichi wird das allgemeine Aufgebot zud Waffen gerufen. : Belgrad, 9. Mai. Aus Pirlipe haben wir Nachricht bis zum 23sten v. M. erhalten ;. fle melden ebenfalls die Wiederholt des Gefechts durch das Eintreffeu des Pascha von Skut(l wissen jedo, da man bis gegen Abend fortwährend seuern h nichts Sicheres über den Ausgang desselben, es hieß aber, die Truppen des Groß-Wesirs anfangen sich zurückzuziehen, D Plat, wo dieses Gefecht begann, ift derselbe, wo das am 21st entschieden wurde, eine große Ebene 2 Stunden von Pi und 6 Stunden von Bitoglia. Die regulairen Truppen ? Regierung, welche etwa 10,060 Mann záhlten, und 12,000 Mw Fnsurgenten vor sih hatten, bewiesen viele Taktik, und ihren) schickten Evolutionen {reibt man hauptsächlih dem am ri vorangegangenen Siege zu. Unter den Gefangenen befindet? der Pascha von Lesfkowacz, der von Bristina und der von Jpel wenigsieus werden diese neben mehreren anderen Ayans vermiß

Beilag

ihre Umgebungen genießen fortwahr«!

Truvpen t Groß-Wesirs bei Pielepo am 21. April angegr!ffen hate, O ; { bbs a oll : » B A N E ihnen aber total geschlagen und mit Veriust von etwa 1000 Mul

D N A D, Berlin, 23. Mai. Die Magdeburger Zeitung ent:-

hâlt folgendes Allerhöchste Kabinets-Schreiben :

„Fch habe aus Jhrem Berichte vom 11ten d. M. die erhebende Feier, welche zum Gedächtniß des 10ten Mai 1631 in Magdeburg stattgefunden. hat, mit besonderem Wohlgefallen ersehen, da sich in derselben ächte Neligiosität und treuer Sinn der Magdeburger erneuert ausgesprochen hat. Der Einsen- dung der näheren Beschreibung aller Feierlichkeiten sehe ch entgegen.

Berlin, den 17, Mai 1831.

Friedrich Wilhelm.

An den Staats - Minister v. Klewiz

zu Magdeburg.“

__— Anus Düsseldorf vom 18. Mai wird gemeldet: „„Ge- stern Nachmittag um 5 Uhr trafen Jhre Königl. Hoheiten der Prinz Wilhelm, General : Gouverneur der Nheinprovinzen und

Mestphalens, und die Frau Prinzessin nebst den Prinzen Adalbert _und Waldemar und der Prinzessin Elisabeth Königl. Hoheiten,

und deren Suite, hier ein und stiegen im Breidenbacher Hofe ab, Eine Schaar von Reitern und eine Menge Wagen hatten sich den sehnlichst erwarteten hohen Gästen bis an die Gränze der Ober-Bürgernieisterei, woselbst der Hr. Ober -WBürgermeister Schöller, Namens der Stadt, die hohen Herrschaften bewillkomm- nete, entgegenbegeben und begleiteten, der S0jährige Greis und Ju- bilarius, Ritter des Rothen Adler-Ordens, Herr Heinrich Heu- bes an der Spige der Reiter, Dieselben bei Xhrem Ein- uge in unsere Stadt, wo Sie von den herbeigeströmten R nx6 mit Frohgefühl und Ehrerbietung begrüßt wurden. Abends wurde den höchsten Herrschaften, welche sich in dem Prinz- lichen Palais befanden, ein Fackelzug gebracht, wobei dieselben auf dem Balkon erschienen und die dargebrachten Begrüßungen mit gewohnter Leutseligkeit erwiederten. Die Stadt war be- leuchtet und die höchsten Herrschaften fuhren durch mehrere Stra- ßen, in denen eine frohe Menge wogte. Heute Morgen war vor Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen General - Gouverneur und den übrigen hohen Herrschaften auf dem Exercierplaße große Parade der hiesigen Garnison. Das Ganze gewährte einen höchst glän- zenden Änblik, Diesen Abend werden die hohen Gáste einen Fhnen zu Ehren von der Stadt veranstalteten Ball im Beer- schen Gartensaale mit Jhrer Gegenwart beglücken.“

Die hiesige Universität hat durch das am 20ften d. M. Abends um 8 Uhr erfolgte Ableben des Königl. Geheimen Yus ftizraths, Professors Dr, Schmalz, einen empfindlichen Verlust erlitten. Er starb an Entkráäftung, als Folge eines entzündlichen Brustfiebers, im 72sten Jahre seines Alters. Seine vielfache Thätigkeit als akademischer Lehrer wie als Schriftsteller sichert ihm ein dauerndes Andenken,

Am 19ten d. starb hier der als ausgezeichneter: Land- \haftsmaler sehr geachtete Professor an der Königl, Afademje der Künste, Herr P. L, Lütfe, im 72sten Jahre seines Alters.

Aus Memel wird uns unterm 18. Mai berichtet: „Am 15ten d. M. ift der- Kaiserlich Russische General - Gouverneur von der Pahlen, mit seinem Truppen - Corps von Telschen kom: mend, in Russisch - Krottingen eingerückt und hat sich dort mit dem Russischen General - Major von Rennenkampf vereinigt. Auch der Russische General Schirmer mit seiner Truppen: Abthei- lung ist an demselben Tage in Garsden angefommen uud ohne Aufenthalt zur Verfolgung der Jusurgenten weiter marschirt. Die Insurgenten-Haufen sollen ihre Richtung nah Georgenburg nehmen und die Absicht ausgesprochen haben, von dort vereint sich nah dem Königreiche Poleu durchzuschlageu, oder wenn sol- ches unmöglich sehn möchte, si nach Preußen zu flüchten. Die Russische Kriegs-VBrigg hat den hiesizen Hafen wieder verlassen, uahdem fie das nöthige frische Wasser eingenommen und die durch Nordost-Sturm deschädigte Takfelage* reparirt hatte.‘

Die Königsberger Yeitung meldet in einem Schrei- ben aus Schirwindt: „Tie Besorgnisse eines etwanigen Ein- falls Polnischer Jusurgenten !| für diesen Augenblick gehoben , in- dem in der am 22, April bei Mariampol zwischen denselben un- ter Anführung des 2c. Puschet, der sl der Sage nah mit 40 Krakusen über die Memel nach Samaiten geflüchtet haden soll, und des eingefangenen :c. Schon eiaer-, und einem geringen Russischen Corps andererseits unter dem Befehle des Adju- tanten Sr. Kaiserlihen Hoheit des bei Lomza stehen- den Großfürsten Michael, Namens Nauinka, gelieferten Schlacht die Rebellen aufs Haupt geschlagen, versprengt, 1400 Krafusen eingefangeu und nach Grodno zur Arbeit getrieben, 200 junge Krafusen nach empfangenen 40 Ruthenstreichen in die Heimath entlassen, 600 geblieben, 80 schwer verwundet, da- vou 26 {on gestorben sind, Jn Folge fkriegsrechtlicher Sentenz ward der Major Madeisfky aus Ladwinawo und dessen Oekonom am 22, April erschossen, am 29sten der Anführer Schon erhángt. Folgende Fndividuen: der Capitain Spestinsfky aus Kalwary, Unterförstec Baranowsfky aus Wanabaek, Bürgermeister aus

Olitta, der Postschreiber aus Woywera, ein Kassirer aus Wilna.

und noch 2 dem Namen nach unbekannte Rebellen bei Mariam- pol sind erschossen, und der Schirrmeister Facobowsky aus Woy- wera ist zu lebenslänglichem Arrest abgeführt worden. Russischer Seits sind: 2 Offiziere und 37 Mann geblieben, 2 Offiziere scher, ? leiht und 15 Gemeine s{chwer und leiht verwundet, Bei Madeisky \oll folgender Fund: 40,000 Rthlr. an Silber, 15,000 Rubel und 3300 Dukaten, beim Puschet aber 1500 Schafe, 500 Stück Rindvieh und 200 Stücé Schweine, von den Russi- {hen Truppen gemacht und in Mariampol eingebracht worden sehn. Der mündlichen Mittheilung des unlängst in Neustadt mit 60 Garde-Kosaken eingerückten Obersten Alexander Nifkolajas Ko- nonoff zufolge, fam derselbe vorlängs der Memel über Pzlawa, Buda, Koslava, Ruda, Ponimon, Karten, von wo er am 27. April abgegangen ist über Dembowa, Kydullen, Szaky zur Säu- berung der Jnsurgenten. Seine Bestimmung ist, alles Verdäch- tige aufzuräumen und dann an der Preußischen Gränze entlang über Wirballen nah Mariampol zurückzukehren. Die Gegenden, die er’ passirt, sind völlig gereinigt. Außer diesem Kommando sind noch mehrere kleine Pulks in den bezeichneten Gegenden zu- rückgeblieben, um die legte Spur der Rebellen zu ver- tilgen. Auf seinem Zuge hat er mehrere verdächtige Ju- dividuen aufgehoben, und nach Mariampol geschickt. Jn die Gegenden von Sarvay, Seynh, Olitte 2c. sind gleich- falls Kommando?s zur Säuberung abgeshickt. Fn Marian1pol ist genannter Adjutant Naninka Ober-Befehlshaber, Von Grodno

(d 28

Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung 142.

ab bis Marez, Troy und Kauen is Alles gesáubert i Straße von Wilna nah Kauen if frei e geht die Po de selbst ungehindert. Kauen is verschanzt und befindet si dariu eine Besazung von mehr als.2 Bataillonen Jufanterie und 8 Kanonen. In Wilna is, außer der früheren Besazung von 5 Bataillonen, 2 Batterieen Artillerie und einigen hundert Kosaken, eine ganze Division dazu gekommen ; von diesen Truppen sind gleich- falls Abtheilungen zur Vertilgung der Nebellen abgegangen. Von Dü- naburg sind auch Truppen in die Gegend von Willkomiz angekommen, deren Stärke unbekannt geblieben ist. Die Insurgenten sind am 29. und 30. April von Kauen ab bis Zerednik zurückgedrängt, und bis zur Gegend von Nosseinen die Straßen bereits frei ; sie werden überall, wo sle getroffen werden, versprengt oder aufge- rieben. Die Straße von Kauen über Mariampol bis Augustckwo ist gesäubert tund frei, Mariampol, Kallwary und Sawalken sind mit Infanterie, Artillerie und Kosaken hinlänglih beseßt. Von Kiew her kommt über Grodno eine Abtheilung Kosaken von 18 Ne imentern, welche zur großen Armee bestimmt sind, wovon je- do ein paar Regimenter zur Besczung des Augustower Depar- tements E Reita sollen.‘

In Königsderg eingegangenen Nachrichten zufolge hat sich in Ostrolenfa , Lomza und Szczuczyn „- so M in Dro: hhczhn, Ciechanowiec und Wilna die Cholera gezeigt. Von den verschiedenen Gerüchten über Ausbrüche der Cholera diesseits der Weichsel hat sich uur das bestátigt, daß an zwei Orten, Socha- czenw und Lowicz, Symptome jener Krankheit zum Vorschein ge- fommen sind.

—— Nachrichten aus Strzalkowo zufolge, is die dortige Quarantaine : Anstalt am 20sten d. M. vollkommen eingerichtet U und es is demnach den mit Extraposten und nit der Post anfommenden Reisenden wiederum gestattet worden, die diesseitige Gränze zu passiren.

Während des Russish-Türkischen Krieges in den Fahren 1828 und 1829 hatten si mehrere unserer geachteten Landsleute, Aerzte und Wund-Aerzte, nah dem Kriegs-Schauplaye begeben, um dort durch ihre Kunst Hülfe zu leisten, wo man deren be- durfte, Leider sind mehrere ein Opfer ihrer dem Dienste der Menschheit gewidmet gewesenen Anstrengungen geworden ; dieser Tage sind jedoch zur Freude ihrer hiesigen Verwandten und Freunde, der Bataillons- Arzt Herr Muzelius und der Wund- Arzt Herr Seebrecht, aus Silistria hierher zurückgekommen.

Bei Gelegenheit der Schlaht von Navarin hatte der hier wohnende Komponist Hr, C. F. Müller, von Geburt ein Hol- länder, eine jenem denkwürdigen Ereignisse gewidmete Schlacht- Musik komponirt und diese dem Kaiserl. Russischen Vice-Admiral Hrn. Grafen v. Heiden in einem Exemplare zugesandt. Der Herc Vice-Admiral hat dem genannten Komponisten seinen leb- haftesten Beifall s{riftlich zu erkennen gegeben und ihm dabei eine kostbare Me Dose übersandt.

Die Schifffahrt auf der Elbe war im vorigen Monate äußerst lebhaft, und es wurden beim Haupt- Jollamte Witten- berge überhaupt 124 beladene und 225 unbeladene Kähne auf- wárts, so wie 567 beladene und 13 unbeladene Kähne nieder- wärts, abgefertigt. Darunter befanden sich 139 Kähne mit di- refkten Transitogütern nach und von Sachsen und Böhmen. Die Hauptgegenstände der Einfuhr bestanden in Baumwolle, Steinkohlen, Wein, Zucker, Kaffee, Gewürz und anderen Süd- früchten, die der Ausfuhr in Getreide, Schaafwolle, Leinwand, Nuzholz, Droguerieen und Farbewaaren. Die Ausfuhr an Ge- treide aller Art aus dem Julande über das obgedachte Haupt- Zollamt betrug im März 24,990 und im April 27,940 Wispel, worunter allein 33,536 Wispel Weizen.

Im Frankfurter Regierungs-Bezirke findet die Obstbaum- zucht mit jedem Jahre mehr Freunde und Beförderer, und die vocroaltende Neigung für diesen nüßlichen Zweig der Landes- Kultur läßt die günstigsten Resultate erwarten, So wurden z. B. im Soldiner Kreise allein im vorigen Jahre 2749 wilde Obstbaumstämme gepflanzt, 3638 dergleichen veredelt und 3033 schon veredelte Stämme verpflanzt.

Auf dem Wollmarkt in Spremberg befanden si{ch un- gefähr 500 Eentnec Mittel-Wolle, die sehr rasch à 50 -— 60 Nthlr. per Centner verkanft worden sind, Viele Kauflustige sind unbe- fciedigt geblieben.

Ueber den Gewerb-Verein zu Erfurt.

Ein Bericht von den Leistungen des Gewerb-Vereins zu Erfurt dürfte vielleicht schon deshalb um so nachsichtsvoller aufgenommen werden, wenn er das bescheidene Bekenntniß vor- anstcllt, daß. diese Leisiungen toeit hinter den Wünschen des LVer- eins zurücgeblicven sind, Sie werden sih aber am besten von selbst ergeben, wenn ihre Aufzählung in einen Abriß der Ge- schichte desselben verfloten wird. ‘Diese ist fürzlih folgende: Herr Regierungsrath Werneburg hielt am 4, Juli 1827, in einer Sizung der Afademie gemeinnübßiger Wissenschaften. in Erfurt, eine Vorlesung, in we!cher der Plan zur Errichtung eines Gewerb-Vereins auseinandergeseßt und die Gesete desselben, vor- läufig entworfen, vorgelegt wurden“). Die Akademie ernannte darauf einen Auss{chuß von 3 Mitgliedern zur Präfung des Planes und der Gesete. Nachdem diese vollzogen und über das Ergebniß derselben berichtet worden, und nachdem die Erlaubuiß zur Errichtig des Vereins von der Staats-Behörde eingeholt war, erfolgte die Einladung zur Theilnahme. Es hatten bald so Viele unterzeichnet , daß sich der Verein konstituiren konnte. Dies geschah dadur, daß in der ersien General : Bersamm- lung der Vorstand, und zwar Herr Regierungsrath Wer- neburg als erster, Herr Hofrath und Professor Tromns- dor} als zweiter Vorsteher und noch drei Béisibex, erwählt wurden, welche Vebtere die Konferenz- Protokolle uiederzu- schreiben, die Rechnungen über Einnahme und Ausgabe anztt- fertigen und die Ober - Aufsicht über die Bibliothek zu führen hatten. Dieser Vorstand trat wöchentlich einmal zufammen, um darüber zu berathen, wie das Interesse des Vereins nach allen Seiten wahrzunehmen und die Förderung seiner Zwecke zu be- treiben, fturz, wie dessen volle Wirksamfeit ins Leben zu rufen sey. Die Resultate dieser Berathungen wurden den gleich näher zu erwähnenden Ausschüssen insofern mitgetheilt, als die ersteren einer vielseitigen und oft langen Prüfung bedurften und Kunst- verständige darüber zu urtheilen und zu entscheiden hatten, ob ein gemachter Vorschlag überhaupt ausführbar seh; ob seine Ausführung si den hiesigen Verhältnissen anpasse; ob die Ko-

*) Diese Vorlesung ist gedruckt in den „Abhandlungen der Afka- demie gemeinnüßiger Wissenschaften, der neuen Folge I. Samm- lung 1Y. Abhandlung. Erfurt, Maringsche Buchhandlung, 1828,//

sten, mit den davon zu erwartenden Vortheilen verglichen, ein

günstiges Resultat erwarten ließen; ob die Mitglieder davon be-

zue M hätten oder Erfahrungen darüber gesammelt?

u. dergl. m.

Anfangs hatten sich solcher Aus\{hü}e 15, jedoch nur dem

Namen nach, gebildet ; nämlich für Bau- und Maschinenwesen,

Metall- und Holzarbeiten, Arbeiten aus Stein, Thon, Ledec und

Pappe; für chemische Arbeiten, Brauerei und Brennerei,

Seifesieden und Färbekunst, Lederbereitung, so wie Anbau und

Verarbeitung von sogenannten Landesproduïteu; für Seiden-

zucht, Seiden-, Baumwollen-, Wollen-, Linnen-Manufakturen

und Papierfabrikation, furz technische Bearbeitung im Großen.

Spater wurden diese Abtheilungen auf 3 reducirt, und zwar o

zusammengestellt, wie die vorigen Einschnitte es bezeichnen. VFegt

bestehen nur noch die beiden ersten Abtheilungen, die si wö-

entli einmal abwechselnd versammeln. Auf die früher ange- zeigte Art gelangten an diese Ausschüsse beziehungsweise folgende Gegenstände, innerhalb der 3 Jahre, während welcher der Verein besteht, Ueber die zunächst folgenden wurden Berathungen ge- pflogen, Untersuchungen angestellt und die Resultate derselben in Originalproben vorgelegt. Sie fielen sämmtlih günstig aus und wurden mehr oder minder anwendbar gefunden. Dahin ge- hören náänllich : 1) einige Erstlingsversuche über Seidenbau; 2) eben solche über Strohhutfabrikation; 3) bestimmtere Nesultate über Opinmbereitung ans inländischem Mohn ; 4) eben solche über Salepbereitung aus inländischen Or- chisarten; 5) Saflorbau; 6) Damarlac; 7) Kalkmörtel; 8) hydrostatishe Lampen, die jeßt hier wohlfeil und fehr gut gearbeitet werden; 9) Kühlapvparat, worüber, unter dem Namen Psyfter, ein Patent ertheilt wurde; 10) Kettenscheer- Rahmen, wofür eine Prämie gegeben wurde: 11) Dekatir- Maschine; 12) Danmpfmaschinen - Einrichtung; 13) Dampf - Apparat zum schnellen Erwärmen des Wassers: 14) Lackirung von Leder, Tuch und Hanf; 15) Eunthülsung der Erbsen; 16) Erbsengries; 17) Kartoffelshlichte: 18) Trocknen des Korns und Schüven desselben gegen Wurmfraß, worüber Versuche im Großen angestellt wurden ; 19) Einrichtung der Oefen für unsere Gegenden und unseren leihten Häuserbau; 20) Wasserleitungen aus Röhren von gebranntem Thon; 21) Lampen, welche beim Umiwerfen fein Del verschütten; 22) Stearinlichte, die hier jezt verhältniß- máßig wohlfeil und in großer Quantität verfertigt werden; 23) Benutzung der Brunnen als Wasserzubringer bei Feuers- noth; 24) Reise-Dintefässer; 25) Stereotypen, die in ganz eigenthümlicher Art hier zubereitet werden; 26) Stein- druckerpresse für einen Arbeiter; 27) Raupenscheere, die hier mit bedeutenden Verbesserungen nachgeahmt wurde; 28) Abziehriemen, durch Güte, Dauer und Wohlfeilheit aus- gezeihnet; 29) Palmseife und Mehlseife. Ueber meh- rere Gegenstände dagegen fielen die Resultate für uns ungünstig aus, Sie werden hier erwähnt, um andere ähnliche Vereine darauf aufmerfsam zu machen und diese zur auderweitigen Prüfung einzuladen; denn es fann sehr wohl seyn, daß die Prüfungen des hiesigen Vereines uicht sorgfältig genug gewesen sind, oder daß man ein allzuglinstiges Resultat gleich erwartete und, weil diese Erwartung getäuscht wurde, die Sache zu {nell außer Acht ließ. Hierbei mag die Bemerkung stehen, die gewiß jeder einigermaßen Erfahreue bestätigen wird: in den meisten Blättern, welche Tages - Neuigkeiten erzählen, wird die Wahrheit entstellt, meist nicht aus üblem Willen, sondern um dem Leser gewisser- maßen zu imponiren, unm dem großen Haufen zu erzählen, was er gern und wie er és gern hört. Zu den Tages - Neuigkeiten gehören aber auch die Erfindungen und dergleichen, und diese werden oft in ein Gewand gehüllt, dessen Stoff dem fsogenaun: ten Lügengewebe täuschend ahnlich sicht. Es würde sehr ermü- dend seyn, alles dasjenige aufzuzáhlen, was der Verein jenes Gewandes entkleidete und dabei die darauf verwendete Mühe und Zeit zu bedauern hatte; einige ungünstige Erfahrungen mö- gen aver doch, aus vorher erwähnten Gründen, hier Plab finden.

ues Abprefsen des Oeles zu erhalten; diese Erwartung, zu wel- cher Versuche im Kleinen berechiigten, wurde nicht befriedigt. So ging es auch mit folgenden Gegenftänden: 2) Oel aus Salat-Saamen, welches nicht von guter Qualität war; 3) S o- daseife_ wax uns zu theuer; 4) Düngung durch Knochen- mehl und Poudrette fand feinen Eingang; 5) die Teig- fuet - Maschinen scheinen hier nicht Anwendung finden zu fönnezu; 6) dasselbe möchte von den Artcsischen Brunnen gelten; 7) Hanf als Oelgewächs hat slch hier nichi bewährt; eben so 8) die Persische Hirse: 9) desgleicien die Bascler zwei schürige Esparcette; 10) der Saame gewisser Drchis-Acten isi nicht aufgegangen; 11) îlyrica cerifera ift crsrorcii: 12) We in- trester als gerbestoffhaltig haben sich ncht bewahrt: 13) die Manlbeer-Pflanzung hat durch Frost und Wasser sehe gelitten : 14) auf das Opiumsammeln, welches Gedunid uud Sorgfalt fordert, hat sich noch fein Einzelner eingelassen. Ueber mancbe Gegenstände ist der Verein noch im Yweifel, obgleich fie in dessen Versammlungen zur Sprache gekommen sind: 1) Ueber den Anbau von Süßholz; 2) Wsoidz; 3) über die Wirksan1- feit einer Maschine im Großen zum Euthülsen des Mohns: 4) über die Urfachen des Berfalls der Hutfabrifation und der Gerberei; 5) über die richtige Zeit zur Fällung der Bän: mez: 6) Vertilgung des Hausschwammes; 7) Anwendbarkeit Nusslscher Rauchröhren;: 8) Verhinderung des Glanzrnsses;: 9) LZweckmäßigkeit der Kochmaschinen; 10) Beuukung erfro- rener Kartoffeln; 11) Beimischung der leßteren in den Bro d- teig; 12) über den Einfluß des Kieselgehaltes im Strohÿ auf dessen Glanz; 13) über den Einfluß des Trockneus des Leinsaamens auf die Ausfaat: 14) über die Anwendbarkeit der schmelzenden Kraft des Kochsalzes und des salzsauren Gases: 15) über den Gebrauch der hhdrostatischen Presse zur Anfer- tigung gesättigter Lohbrühen; 16) Anwendung des Fischthrans zur | Abhaltung des Salpeterfraßes, und noch einige andere minder | bedentende Gegenstände. Nachdem gezeigt worden ist, daß dic Auss{hü}e nicht unthätig gewesen sind, obgleich in einzeluen Fállen darin noch Manches zu wünschen übrig bleiben möchte, so fehren wir zur Geschichte des Vereines zurück, unt mit seinen übrigen Einrichtungen und Anordnungen bekannt zu machen. Herr Hofrath Trommsdorf übernahm es, den Mitgliedern des Vereines Vorlesungen tber Physik und Chemie und deren Anwendungen auf Gewerbe zu halten; die Mitglieder zahlten zwar einen geringen Beitrag, allein dieser floß in die Kasse des Bereins, da Herr T. s\ch nicht einmal die Kosien, welche viele Versuche veraulassen, wiedererstatten ließ. Herr Seminar - Jn2

spektor Jabst übernahm die Vorlesungen über Arithmetik und

1) Man glauóte, ein besseres Senfmehl durch vorangegange-

Zl e DPOEYC, Lo A Rit EN ASTRNEE P Pn SPHINE T N AEPEZAt Mm DY T E R E I

R E S R S E T E t

A

R