1831 / 143 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

würden, wenn wir die Minister bei Zusammentretung des netten Parlaments noch eben so entschlossen antráfen, wie sle sagten, daß sie es vor der Auflösung gewesen wáren, mit ihrer Reform: Vill zu stehen oder zu fallen. hre Anhänger behaupten zwar, daß dies der Fall sey aber uns scheint diese Nachricht zu gut, um wahr seyn zu können.“‘

„Ss geht das Gerücht‘, liest man im Morning-Herald, „daß eine durchgreifende Ausgaben-Einschränkung einer der ersten Gegenstände sehn wird, auf den die Aufmerksamkeit des neuen Unterhauses geleitet werden dürfte. Die Maaßregel würde in Form einer Resolution, daß alle Aemter, mit denen keine Pflich- ten verbunden sind, abgeschafft, und daß, wenn Pflichten damit verbunden sind, Gehalt und Einkünste den Geschäften angepaßt werden follen, eingebracht werden. ““

Die Times stellt folgende Betrachtungen über die neuesten Ereignisse und den Stand der Parteien in Paris an.- Die hauptsächlihsten Führer, sowohl in den patriotischen Affociationen als in der Verbindung, welche eingerichtet ist, um sich der Kö- niglichen Verordnung in Bezug auf den Juli: Orden zu wider- seßen, sind größtentheils ausgemachte Republikaner. Ohne daher die Maaßregeln, welche die Regierung zur Unterdrückung derfel- ben ergriffen hat, mißbilligen oder vertheidigen zu wollen, müs: sen wir einräumen, daß es für jeden Monarchen, der bemüht ist, fch der Form und dem Geiste der Regierung, an deren Spive er steht, anzuschließen, s{chwer, wo niht unmöglich ist, es einer Bartei ret zu machen, deren Grundsäße mit dieser Regierung im Widerspruche sind. Ludwig Philipp hat alle die Opfer ge- bracht, welche sich mit seiner Würde vertrugen, um Popula- rität zu gewinnen und zu behaupten; er hat seine Mini- ster mehrmals geäudert; er hat jede Forderung oder Ein- gabe des Geringsten seiner Unterthanen berücksichtigt. Er hat die National: Garde tausendmal als seine „,,, theuren Ka- meraden ‘‘‘’ angeredet, und seine Söhne derselben einverleibt. Die Vorschläge zu seiner Civil - Liste wurden von Hrn. Laffitte gemacht, welcher sih jeßt in der Opposition befindet; und wenn dieselbe etwas zu hoch angeschlagen wurde, so muß dies dem Nathe seines populairen Ministers zugeschrieben werden. Sein Widerstreben, Europa den Krieg zu erklären, wozu ihn die patrio- tischen Affociationen zwingen wollten, beruht auf besseren Grün- den, als auf dem ihm untergelegten Wunsch, eine zweite Restaura- tion zu begünstigen, oder zu einèr Jnvasion auf das Französische Gebiet aufzumuntern. Wenn er in der Angelegenheit des Juli- Ordens sich zu ftreng an den Wunsch hielt, eine Natio- nal -: Belohnung mit einem Königlichen Geschenk identisch zu machen, und als Organ des Volks handelte, welches ihn erwählt hatte, ohne ausdrücfliÞch anzuführen, daß er beim Vertheilen ihrer eigenen Gunstverleihungen sich nur als ihr Repräsentant betrachtete, so war dies ein Versehen, gegen welches vielleicht loyale Unterthanen nicht so heftig hätten pro- testiren sollen. Auf jeden Fall ift der Streit über diesen Gegen- stand so durchaus lächerlich, daß nur frühere Ursachen der Eifer- sucht oder bestimmte Neigung zum Streit ihm einen Stachel geben oder Beleidigungen daraus herleiten kounten. ‘‘

Ungefähr 200 Mitglieder der Gesellschaft zur Untersiüßung des Jsraelitischen Hospitals und Erziehungshauses speisten am vergan- genen Mittwoch in der London- Tavern. Der Herzog von Sus- sex führte den Borsiz. Es befanden sich bei der Gesellschaft auch- noch. mehrere andere ausgezeichnete Personen, sowohl christ- lichen, als jüdischen Glaubens. Se. Königl. Hoheit theilte der Gesellschaft mit, daß das Fustitut gegenwärtig 12 bejahrte Per- sonen, 43 Knaben und 17 Mädchen, im Ganzen also 72 Be- wohner, unterhalte: Seit seinem Bestehen wurden 260 Personen aufgenommen, von denen die meisten erzogen und hernach ver- forgt worden siud. Die Kinder gingen im Laufe des Abends um den Tish herum und zeigten Proben ihrer Geschicklichkeit vor. Zum Schinß ward eine Subscription eröffnet, welche, mit

den Summen, die im Laufe des ahres gesammelt waren, sich auf 816 Pfd. Sterling belief.

Fm Hof-Journa! liest man: „Es hat in Ostindien eine fehr ernstlihe Mißhelligkeit zwischen dem General - Gouverneur Lord William Beutink und dem General-Capitain der Truppen,

Lord Dalhousie, stattgefunden. Diese gingen so weit, daß der General - Gouverneur es für seine Pflicht hielt, den Lord ‘Dal- housie zum Arrest bringen zu lasen. Die wichtigen Folgen die- fes Verfahrens sind kaum zu berechnen, da die Europäischen Offiziere sich fast sämmtlich für deu Oberbefehlshaber erklärt und sich geweigert haben, Lord Bentink?s Gesellschaften ferner zu be- suchen. Der moralische Einfluß, den ein solcher Streit der Be- hörden anf Judien im Allgemeinen hervorbringen faun, kann von wichtiger Beschaffenheit seyn.

Niederlau dé.

Ans dem Haag, 19. Mai. Die heutige Staats-Cou- rant bringt aus Belgischen Blättern das (in Nr. 141 der Staats- Zeitung mitgetheilte) Schreiben des Hrn. Lebeau an den Holländi- schen Minister der auswärtigen Angelegenheiten und fügt demselben folgende Bemerkungen hinzu: „Bei diesem Aktenstücke dringt fich die Betrachtung guf, daß eine besondece Unterhandlung zwischen Nord-Niederland und Belgien wenn si{ch nicht noch andere Bedenklichkeiten gegen dieselbe erheben ließen mit den in London festgeseßten Grundlagen nicht in Uebereinstimmung zu bringen sehn dürfte. Diese befinden sich in der Beilage A des 12ten Londoner Konferenz-Protokolles verzeichnet, und des Königs Beitritt zu dem Jnhalt dieser Beilage hat jene Grund- lagen fúr die Regierung sowohl, als für die zur Londoner Kon- ferenz gehörenden Mächte, auf gleiche Weise verbindlich gemacht. Sie verbürgen das alte Staats-Gebiet von 1790, worunter das Seelándische Flandern und die Nord - Niederländischen Besikun- gen in der Provinz Limburg mitbegriffen sind: ferner verbürgen fie das Großherzogthum Luxemburg und enthalten billige Be- stimmungen hinsichtlih der Vertheilung der Staatsschuld, wäh- rend durch eine befondere Unterhandlung mit Belgien diese Ge- genstände noch einmal berührt werden müßten, Man ift dief- seits völlig darauf vorbereiter, Gránz-Kommissarien in Mastricht und Liquidations- Kommissarien im Haag, der Londoner Ueber- einkunft gemäß, auftreten zu sehen? aus den in Rede stehenden Vorschlage aber, durch gegenseitige Kommissarien nicht über die Art und Weise der Ausführung der bereits festgestellten Regulirung, sondern úber die Grundlagen diefer Regulirung selbst zu beschließen, fönnte man zu der Vorausseßung geleitet werden, daß man in Brüssel andere und für Nord - Niederland minder gerechte Be- dingungen im Sinne habe, und daß Alles, was bereits in Lon- don abgemacht, noch einmal zur Sprache gebracht werden würde. Bemerkensöwerih is es ferner, daß man eines Wiederbeginnens der Feindseligfeiten und einer besonderen Unterhandlung zu der nämlichen Zeit erwähnt, da die Londoner Konferenz ihre früheren Ercflärungen wiederholt: sich nämlich den Feindseligkeiten widersegen und selbige als gegen die fünf Mächte gerich- tet betrachten zu wollen, und daß sle den Beitritt VBel- giens zu den in London gefaßten Beschlüssen verlangt;

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wenn aber auch die Regtilirung- der in Loudon festgeseßten Tren- nungs - Bedingungen durch. keine besondere Unterhandlung erlangt werden kamn, so ist doch nichtsdestoweniger Grund vor- handen, diese Regulirung als nahe bevorstehend zu betrachten, wenn man hinsichtlih dieses Gegenstandes die tibereinstimmende Denkweise der fünf Mächte unter einander und die vollkommen gleichen Ansichten der Nord- Niederländischen Regierung berü- ichtigt. ‘“

A Mach Berichten des Generals Chassé vom 16ten d. M. ha- ben die Belgier am Morgen des genanuten Tages abermals ein Gewehr-Feuer auf unsere in Kiel stehenden Truppen eröffnet, das Sn leßteren erwiedert wurde, jedoch im Ganzen nicht lange dauerte: in der Stadt Antwerpen selbst herrschte den ganzen Tag hindurch eine ungewöhnliche Ruhe.

Antwerpen, 18. Mai. Heute kam eine Korvette von der Rhede bei Lillo stromaufwärts gesegelt und legte beim Fort St. Marie vor Anker, dergestalt, daß sich in diesem Augenblick in der Nähe von Pyp- Tabak Z Korvetten und ein Kanonier- boot befinden; in Lillo ist nur die Brigg „Echo“ zurückgeblieben. Wie es scheint , ift die Stellung der ganzen Linie des Holländi- hen Geschwaders veräudert worden. Eine mit der lezten Kor- vette hier angekommene hohe Person, die man für den Prinzen Friedrich hält, besichtigte heute alle Kriegsschiffe.

Brüssel, 18. Mai. Der an ihn ergangenen Einberufung gemäß, war der Kongreß heute wieder zum ersten Male versam- melt. Nachdem die Dimissions-Anzeige mehrerer Kongreß-Mit- glieder mitgetheist worden und die Verification der neuerdings geschehenen Wahlen vollzogen war, {ritt man zur Eruenerung der Bureaus; Hr. v. Gerlach e wurde von 86 Stimmen (Hr. Gendebien zählte 33 und Hr. NRaifem 21) zum Práäftdenten und die Herren Raifkem und Destouvelles wurden zu Bice-Präsiden- ten erwählt. Als Secretaire wurden die vier Mitglieder, welche dieses Amt früher bekleidet hatten, neuerdings bestätigt. Der Kriegs - Minister Hr. von Hane de Steenhuyze zeigte der Ver- sammlung in einem Schreiben an, daß er seine Entlassung ge- nommen und daß er, um sein bisheriges Verfahren zu rechtfer- tigen, eine Denkschrift herausgegeben habe, so wie er auch be- reit seh, dem Kongresse jeden von ihm gewünschten Aufschluß zu ertheilen, Nachdem der Präsident erklärt hatte, daß zwei Exemplare dieser Denkschrift auf dem Bureau nie- dergelegt worden sehen, bestieg der Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten (Hr. Lebeau) die Rednerbühne, um über seine bisherige Wirksamkeit Bericht abzustatten. Er erinnerte zunächst daran, daß das Portefeuille ihm Ende Márz übergeben worden seh, und daß er in der Sizung vom 4. April sein Glaubensbekeuntniß abgelegt habe. Ex versicherte, seit der Zeit nichts gethan zu haben, was demselben widerspräche, und daß er sih lieber zurückgezogen, als gegen den Wunsch der Majorität gehandelt haben würde. Der Charakter der Londoner Konferenz seh von Anfang an bestimmt gewesen, er sey ledigli vermittelnd; die Rolle der Diplomatie dúrfe, wie er schon am 4. April angekündigt, nur kurz jeyn. Er zählte alsdann alle Mittel auf, welche zur? Vertheidigung Luxemburgs ergriffen wor- den seyen. Er berührte die angeblichen mannigfachen Verleßun- gen des Waffenstillstandes, von Seiten der Holländer, und er- kannte dem Lord Ponsonby insbesondere das Verdienst wirksa- mer Verniittelung zu. Er erwähnte im Verlauf seiner Rede der Sendung des Hrn. v. Aerschot als Gesandten nah London und meinte, daß derselbe, da er vom Englischen Kabinet nicht empfangen worden sey, unverrichteter Sache habe zurückkehren müssen; eben so würde der Agent der Belgischen Regierung in Frankfurt a. M., Herr Michiels, nicht cher vom Bundestage empfangen werden, bis die Anerkennung Belgiens durch die Mächte erfolgt sch. Nach einigen anderen unerheblichen Bemerkungen ging der Redner auf die Verhandlungen mit dem Prinzen Leopold über und äußerte sich folgendermaßen: „Sie haben slch, meine Herren, für eine constitutionnelle Monarchie erklärt, und haben dieses Votun durch die Erwählung des Herzogs von Nemours bestätigt, Durch die Installation des Regenten haben Sie anerkannt, daß das Land nicht definitiv fonstituirt war. Bei den Versuchen, die Gesinnun- gen des Prinzen von Sachsen? Koburg im voraus zu erforschen, bin ih dem früheren Verfahren des Herrn van de Weyer ge- folgt. Mau hat fich immer im Namen des Ministers und nie in dem des Negenten an ihn gewendet. Es ist niemals die Rede davon gewesen, mit dem Englischen Kabinet zu unterhandeln, So mußte man verfahren und dabei den Stimmen des Kon- gresses vollkommene Freiheit vorbehalten; hätte man früher so gehandelt, so würde man si{ch bei der Erwählung des Herzogs von Nemours nicht getäuscht haben. Der Prinz Leopold ift eben

| so gut ein Fremder, wie es der Herzog von Nemours war. Das, was man über eine Berathung der Minister am 11. April ge-

sagt hat, wo von: einer Veránderung der Constitution, in Bezug auf den Eid des Staats- Oberhaupts rücksichtlich der Integrität des Grundgebiets, die Rede gewesen seyn soll, ist unwahr. Un- sere Kommissarien in London haben nicht mit der Konferenz un- terhandelt: mnerschütterlich- in Bezug auf unsere National : Ehre, haben sie geglaubt, daß, um nicht angeschuldigt zu werden, die Ruhe Europa?s stören zu tollen, die Fragen wegen des Grund- gebiets durch Entschädigungen gelöst werden könnten. Es haben indessen auch in diesen Beziehungen nur Anerbietungen und vertrauliche Unterredungen stattzefunden, welche im gehei- men Comité mitgetheilt werden fönnen. Die Entwickelung stellt sich mit jedem Tage günstiger. Die Nation kann sich nicht dazu verstehen, den Namen „„Franzosen“/ zu tragen, sie will Bel- gist bleiben. Welches nun aber auch der Erfolg sehn mag, das Ministerium wird nichts thun, was mit seinen Pflichten stritte.““ Schließlich äußerte der Minister noch, daß eine entscheidende Ant- wort ans London erst in der künftigen Woche zu erwarten stehe.

- Die Versammlung beschloß den Druck dieses Berichtes und fam fodann überein, \ch übermorgen im General-Comité zu ver- sammeln, um fernere vertrauliche Mittheilungen des Ministe- rinms entgegen zu nehmen. Herr H. v. Brounckère und Graf F. v. Merode erboten sich außerdem zu allen möglichen Auf- \chlüissen, falls man über ihre Reise nach London Ausfunft ver- langen follte. Man sieht jedoch vor allen Dingen auch noch der Rüctkehr des Herrn Vilain X[!1[. entgegen, um einen definiti- ven Antrag zu machen.

Wie es heißt, wird der Fngenieur-Oberst Hr. Willmar an die Stelle des Hrn. van Hane de Steenhuyze Kriegs - Minister werden; auch spricht man vom baldigen Erscheinen eines Mani- fesies der. Belgischen Association gegen das Ministerium; nach Einigen soll es schon morgen im Kongreß vertheilt rocrden.

Dem Belge zufolge, wird Hr. van de Weyer Mitglied des neuen Ministeriums werden, das jet zu Stande fommen soll.

Ein Flandrischer Deputirter beabsichtigt, wie es heißt, mit einer auf einer großen Menge von Thatsachen gegründeten An- klage gegen die jeßigen Minister im Kongreß zu erscheinen und, es fosie was es wolle, das Prinzip der ministeriellen Verant-

wortlichfeit geltend zu machen, Als einen der ersten vom Minisierium dem Kongreß vorzu

legenden Geseß-Entwürfe nennt man den, der sih auf die Ver, theilung von Sternen und Ehrenfahnen unter die Individuey

und Gemeinden bezieht, welche thätigen Antheil an der Revoly;

tion genommen haben.

Heute früh verließ eine ziemlich große Zahl der zu dem hig in Garnison stehenden 5ten Regimente gehörenden Soldaten ohy Befehl und bewaffnet ihre Kasernen. Diese subordinationstj drige Handlung schreibt man zweien Ursachen zu ; einer allgemeinen Unzufriedenheit mit einem Major, dem man sehr schwere Dinge vorwirft, und der eingegangenen Nachricht, daß man sich bei Ant. werpen shlage. Mehrere Ober - Offiziere mußten ihnen bis zuy Laekener Thore nachéilen, um sle zur Rückkehr zu bewegen, waz denn auch endlich gelang.

Das Journal du Commerce meldet mit dem Bemerken daß die Nachriht noch der Bestätigung bedürfe, daß in legte Nacht, zwei Stunden von hier, 200 Holländer, die angeblich dey Auftrag gèhabt, die Dämme zu durhstehen und einen Thei der Polder unter Wasser zu seßen, von den Belgischen Truppen zu Gefangenen gemacht worden sind.

Vol en i

Aus dem Russishen Hauptquartier Luky; wo, 5, (17.) Mai. Als das Detaschement des Grafen Pa verstärkt durch die Truppen des Generals Romarino , unter den Befehl des Chefs vom Generalstabe des Jusurgenten - Heeres Chrzanowsfi, 10 Bataillons, 16 Eskadrons und 12 Geschüy stark, den Wieprz überschritten hatte, gab der General Creug so gleich dem Detaschement des Generals Thiemann Befehl, Ko zu verlassen und sich auf Kamionka zu dirigiren. Jn der Th besezte der Feind den erstecen Flecken am 6. Mai mit bedeuten den Kräften, und General Creuß traf Anstalten, seine Truppe zu foncentriren. Am §8. Mai wandte er sich nach Kan:ionk und befahl dem General Faesi, eine Nekognoscirung gegen Fi: ley vorzuschicken, Seine Brigade stieß im Walde auf den Fein, griff ihn mit Tapferkeit an, und es gelang ihr, hundert Gefgy

j gene zu machen; aber bald sah ste sih von bedeutenden Kräfte

der Fnsurgenten und von Kavallerie umgeben, welche ihr dy Rückzug abschneiden wollten, ais General Dellingshaufen, welche eine Position bei Kamionka suchte, mit den wenigen Truppen, die er bei der Hand hatte, sogleich vorging, um ihn zu degagiren, Sobald General Faesi dessen Geschlß vernahm, griff er selb} mit dem Bajonet an und machte sich mit einigem Verlust u mit Zurücklassung der Gefangenen mitten durch die feindlich Truppen Luft. Die Polen debouchirten in geschlossenen Kolon: nen auf Kamionfa, mußten sich aber vor dem Russischen Artil: leriefeuer in den Wald wieder zurückziehen und wandten \ich h der Nacht gegen Lubartow.

Am 9Iten griff sie General Creuß in ihrer Position au und brachte ihuen empfindliche Verluste bei. Nach mehreren úInfanterie- und Kavallerie-Angriffen zogen sih die Jusurgenten, vom Kartätschenfener zerschmettert, völlig zurück. Die Bataillone, welche in den Flecken selbs und in das Kloster postirt waren, leisteten einen. verzweifelten Widerstand; als aber das Feuer dit Häuser ergriffen hatte, kamen alle diejenigen, welche si darin festgeseßt hatten, um den Angriffen der tapferen Sieger Wider: stand zu leisten, in den Fiammen um, Während dessen war in der Kloster - Einschließung eine Bresche gelegt, und die vertheidi: genden Truppen sahen sich bei einem neuen Sturm des Gene: rals Dellingshausen genöthigt, das Gewehr zu strecken, Dw mit Todten und Verwundeten bedeckte Schlachtfeld ward gänzlió vom Feinde geräumt, welcher durch eine Fuhrt den Wieprz wieda passirte und noch viel Maunschafr in deu Wellen verlor. Dri Laffeten, welche mit den Pulverwagen am Ufer gefunden wur den, bewiesen, daß die Geschtiße selbst ins Wasser geworfen w& ren. Fm Laufe des Gefechts wurden 600 Mann, und darunt« 11 Offiziere, zu Gefangenen gemacht. Verlusi des Feindes an beiden Tagen auf ungefähr 3000 Mann, und außerdem ist noch ein Theil der Truppen zersprengt in den Wald geworfen. Nach dieser Niederlage zogen sich die Insur

die Russische Infanterie, welche drei Tage hindurch forcirte Mir sche gemacht hatte, um den Feind zu erreichen, der Ruhe bt durfte, o entgingén ihr die auf das linfe Ufer des Wieprz zl: rückgekehrten Polen durch Schnelligkeit und erreichten Alt Zamosc, indem sie in weniger als zwei Tagen 12 Meilen untt fortwährenden Angriffen der Russischen leichten Kavallerie zl: rücklegten, welche mehrere Male die Arriere - Garde anfiel, n mentlich am 11. Mai, wo der Oberst Kousnetsoff mit de Kosaken des Atamanschen Regiments ihr noch empfindliche Ver luste beibrahte. Jn Folge dieser Ereignisse hat General Creuß mobile Kolonnen formirt, mit der Bestimmung, die Wälder und abgelegenen Wege zu durchstreifen, um die Soldaten einz fangen, welche sich in Haufen von 30—60 Mam nach alle!

Seiten aufgelöst haben, und schon sind viele Gefangene von ih

nen eingebracht. Der Russische Verlust an Todten und Ver wundeten beläuft sich auf 400 Mann; die Brigade Faesi ha während ihres glänzenden Angriffs, der sle von einem der Za nach überlegenen Feind losmachte, am meisten gelitten.

Auf die Nachricht, daß die Jnsurgenten mit ihren Haup! fräften etwas gegen Siedlce unternehmen wollten, traf der Ru| sische Ober - Befehlshaber sogleih seine Anordnungen, um ihne! diurch eine {nelle Bewegung zuvorzukommen; er machte all 11ten Abends eine Bewegung gegen Fablonna und rücktt mit Anbruch des folgenden Tages mit den daselbst versammelte! Truppen gegen Kaluszyhn vor; aber die Polen hatten es {o! geräumt, Sie hielten weder in dem davor liegenden Walde, noch den zur-Vertheidigttng des Orts aufgeworfenen Verfchanzungt! Stich, ans welchen sie nach den einstimmigen Zeugnissen der Gefal? genen und der Einwohner schon den Abend vorher die Geschüße wée} geschafft hatten, Sie wurden einige Zeit verfolgt, machten bei Jel

als aber das überlegene- Artillerie - Feuer, welches ihre Stellun) beherrschte, ihnen sehr empfindliche Verluste beigebracht hatte und die braven Russishen See - Regimenter ihnen mit dem Bajont! auf den Leib rücten, zogen sie sich eiligst zurück und ginge! Minsk vorbei auf Dembe-Wielkie. Nachdem der Ober-Befehl“ haber sich überzeugt hatte, daß alle Massen zurückgezogen wart! und er es nur noch mit einer Arriere - Garde zu thun hatte, fe stellte er die Verfolgung ein und zog am anderen Tage fell Truppen in ihre Position zurück. Dié Russen haben hunde!! Gefangene auf diesem Marsch gemacht, welcher, ohne die Truppe! zu fatigiren, von neuem die Ueberlegenheit ihrer Waffen U! die feindliche Absicht, die Schlacht nicht anzunehmen, bewiesen ha! Der Russische Verlust beträgt nicht über 100 Mann a Todten und Verwundeten. General Grabbe, welcher die Avant: Garde führte, hat eine Kontusion erhalten, welche ihn glücklicher weise nicht genöthigt hat, die Reihen zu verlassen, denen er but® seine Talente und durch seine Tapferkeit so viel Ehre mat

Warschau, 19. Mai. Die Sitzung der vereinigten ammern am 13. d. war für die Wahl neuer Senatoren aus der Zahl der vom Senat vorgeschlagenen Kandidaten festgeseßt. Die größere Hálfte dieser Sibung wurde jedo mit Verhand- jungen über sogenannte Práäliminarfragen zugebracht, welche seit einiger Zeit sehr gewöhnlich geworden sind und meistentheils zu feinem bedeutenden Resultat führen. Auf Veranla}ung der vom Landboten Jasinsfi vorgelegten Frage, welhe Maaßregeln die Regierung zum Heil des Landes in Folge der von zwei Ministern zu leiher Zeit eingereichten Entlassung getroffen habe, entspann si ine weitläuftige Diskussion, welche jedoch damit {loß, daß die Kam- mern die vom Landboten Jasinski gethane Frage der National-Re- gierung vorzulegen beschlossen. Hierauf trug der Deputirte Zwier- fowsfi eine Petition des Hrn. Heinrich Lubowidzki vor, worin dieser sich darüber beschwerte, daß ihm der bereits gefällte Ausspruch der Gerichte in dem Prozeß, worin ihm der Vorwurf gemacht worden, dem ehemaligen Vice-Präsidenten Lubowidzfki zur Flucht hehülflih gewesen zu sehn, noch nicht eingehändigt worden sey; er verlangte deshalb, daß entweder der Justiz-Minister oder die Person, welche an jenem geseßwidrigen Verfahren Schuld sey, ur Verantwortung gezogen würde. Herr Zwierkowski nahm je- do seinen Antrag zurück, als der Deputirte W olowsfki ihn auf die durch das organische Statut vorgeschriebene Art und Meise einer Anklage gegen die Minister und andere Beamte auf- merfsam machte. Demnächst nahm der prásidirende Senator Mojewode Mionczynsfi das Wort und rechtfertigte die Noth- wendigkeit einer nenen Wahl von 4 weltlichen Senatoren, er- flärte auch, daß es der Wunsch des Senats sey, den Bi- hof der Krakauter Diöcese, Hrn, Skorkowski, zu Sig und Stimme in seine Mitte zu berufen. Ehe jedoch die Kammer ju den Wahlen \chritt, stellte der Landbote Swidzinski die Frage auf, ob es uicht angemessen wáre, in den vereinigten Kammern vorher über den Geseß-Entwurf zu berath- shlagen, wouach die gesekmäßige Anzahl der Senats-*Mitglieder u außerordentlichen Sibungen auf 11 Personen herabgeseyt wer- den sollte, welches Projeft bekanntlich von dem Senat angenom- men, von der Landboten - Kammer aber verworfen worden war. Er meinte nämlich, daß die Ernennung einer größeren Zah! vou Senatoren sich als überflüssig ergeben könnte, wenn jenes Pro- jeft durchginge. Dieser Antraq wurde au von vielen Mitglie- dern unterstüßt und angenommen. Außerdem wurde noch von dem Landboten Swidzinsfki und dem Deputirten Krysinski darauf angetragen, daß der Marschall der Landboten-Kammer er- laubeu möchte, ihn ans der Liste der Senats - Kandidaten aus- justreicheu, und geruhen wolle, die Marschallswürde in der Landko- ten-Kammer, die er mit solcher Gewandtheit und Delikatesse zu allge- meiner Zufriedenheit verwalte, auch ferner noch zu bekleiden. Hierauf erwiderte derMar schall, daß er, ungeachtet mancherlei Gründe ihn wlinschen ließen, die lebenslängliche Senator-Würde zu erlangen, doch stets gemeint habe, daß der Wille der Kammer für ihn Geseb seh, und daß er daher auf den Antrag der Repräsentan- ten Swidzinsfkfi und Krysinsfi, den er auch noch von vielea an- deren Mitgliedern unterstüßen sähe, sehr gern gestatte, seinen Namen aus der Kandidaten-Liste wegzulassen. Auf diese Erklä- rung antworteten der Senat, die Landboten- Kammer und die Zuschauer mit dem Rufe: „„Es lebe der Marschall! ‘/ Endlich beschäftigten sih die Kammern mit der Diskussion des Geseß- Entwurfes hinsichtlich der zu vermindernden Sezaatoren-Zahl für außerordentliche Sizungen und beschlossen na& kurzen Erörterun- gen, weil die geseßliche Anmohl von Mitgliedecn beider Kammern nicht zugegen war, diæ Abstimmung darüber anf den folgenden Tag zu verschieben. Jn der Sigung der vereizigten Kam- mern vom l4ten d. M. begannen die Verhandlungen mit Ab- stimmung über den oben erwähnten Geseß-Entwurf, der mit ei- ner Majorität von 46 gegen 41 Stimmen verworfen wurde.

A 0 | (Eine weitere Mittheilung über diese Sipung behalten wir uns vor.) General Creus {ägt du F

Die Landboten Walichnowski und Fr. Soltyk, welche zu

| Kastellanen ernannt worden sind, haben, dem Warschauer | Kurier zufolge, die Landboten - Kammer bereits verlassen und den Senatorensiuhßl eingenonimen,

genten auf Lenczna zurü, und wurden lebhaft verfolgt; da abt F ' \chauer Kurier befannt, daß er den aus dem jeyigen Kriege mit einem günstigen Zeugniß ihres Befehlshabers zurückkehren- ' den Soldaten, welche auf seinen Gütern in den Wojewodschaf- ' ten-Masowien und Plock ausáässig slnd, einem Jeden 15 Morgen Ackerlandes mit den dazu gehörigen Wirthschastsgebäuden, als immerwährendes Eigenthum, mit einem jährlichen Zins von 3 Fl. auf den Morgen in der leßteren, und von 2 Fl. wegen der gerin- | geren Güte des Bodens in der ersteren, verleihen und außerdem noch eine Summe von 100 Fl. zu Anschaffung der Wirthschafts- * bedürfnisse hinzufügen und darüber eine amtliche Verschreibung | ausstellen wolle; die auf den Gütern lastenden Staats - Abgaben | sollen aber diese auf Zins freigelassenen Bauern dann auch zt entrichten haben.

Der Senator Kastellan Franz Nakwasfkfi macht im War-

Der General - Gouverneur der Hauptstadt hat einen Tages- befehl erlassen, worin er den zu ihrer Heilung nah Warschau

| zurückgekehrten Offizieren anzeigt, daß ihnen die Erlaubniß, sich in den Stadtquartieren heilen zu lassen, nicht deshalb ertheilt | orden seh, umSpaziergänge, Schauspiele, Kaffeehäuser, Gafthäu- | ser und Weinstuben zu besuchen und sih daselbst neue Krank-

heiten zuzuziehen, oder die Heilung derjenigen, von denen sle befal-

| len wären, zu vernachlassigen, sondern einzig und allein deswe-

gen, damit sie unter der Obhut ihrer Familie so schnell als mög- lih ihre Heilung bewerkstelligen und dann aufs schleunigste zu

| ihrer Pflicht in die Schlachtreihen zurückkehren sollen; er hoffe

daher, daß diese Bekauntmachung hinreichend seyn werde, ihnen

| tin solhes Betragen vorzuschreiben, daß die Einwohner von

Warschau nicht Veranlassung fänden, au der Kampflust der Her- len Offiziere zu zweifeln. “Durch eine andere Verordnung fordert der General-Gottver-

1 “F neur nochmals alle noch in Warschan verweilende Offizier - und drzewo Miené, unter dem Schuß des Terrains Stand zu halten; F

Soldatenfrauen auf, sih unverzüglih nah den zu Militair-De- bots bestimmten Orten zu begeben, wo sich ihre Mánuer befin- den, weil dur die jeßige Ueberfüllung der Hauptstadt die Le- bensmittel immer mehr 1m Preise stiegen und für den nächsten Monat Quartier-:Billets sehr schwer zu erlangen sehn würden.

Deutschland.

München, 20. Mai. In der Sißung der Kammer der Abge- drdneten vom 18. wurde das Resultat der Abstimmung in geheimer Sigung, die Beschwerde über Verlegung der Verfassung durch die

ensitr:Berorduung vom 28. Jan, 1831, so wie der dieser Abstimmung gemäß gefaßte Beschluß und das Mittheilungs-Schreiben an die ammer der Reichsrathe, verlesen. Sämmtliches wurde geneh- migt, Ehe die Berathung über die Beschwerde gegen die katho- lische Geistlichfeit in Beziehung auf das Verfahren derselben bei gemischten Ehen begann, erklärte der Staats-Minister v. Schenk, kr sey ermächtigt, in Beziehung auf den in der vorigen Sitzung an der Tagesordnung gewesenen Gegenstand zu erklären, die Kör igl, StaaissRegierung werde die Wünsche der Stände in Be-

ziehung auf das Gewerbswesen geeignet berücksictige 2 lich eine Revision der Instruction vom 28. D 1828 C sen. Jn Beziehung auf den Berathungs - Gegenstand selbst äußerte der Minister: die Beschwerde sey in formeller Rücf- sicht nicht begründet, indem sle einmal mit den durch die Verfassungs-Urkunde geforderten Beweismitteln nicht belegt, und indem sle nit gegen die Staats-Behörde, sondern gegen eine kirchliche Behörde gerichtet sey, Beschwerden gegen diese Be- hörde aber niht zur Kompetenz der Kamniern , s\ondern nach Edift II, zur Kompetenz der Staats - Regierung gehörten. In materieller Beziehung enthalte die Verweigerung der Ein- segnung bei gemischten Ehen, im Falle nicht sämmtliche Kinder | in der katholischen Religion erzogen würden, keine Verlevzung der Verfassung ; sle lasse sich zwar nicht rechtfertigen in Bezie- hung auf Klugheit, sie widersprehe dem Principe der Duldung, sie widerspreche der früheren Praxis , allein sie verleße nicht die verfassungsmäßigen Rechte der Staatsbürger, da von ihr die Gültigfeit der Ehe nicht abhánge; die Pfarrer könnten deshalb zur Einsegnung nicht durch Vorenthaltung der Temporalien ge- zwungen werden, da diese ein rein geisilicher Gegenstand sey; anders verhalte es sich mit der Verweigerung des Aufgebots und der Dimissorialien ; diese sey eine Verlegung der Verfassung, denn von ihnen hänge die Gültigkeit der Ehe ab; zu ihrer Aus- stellung könne also die Geistlichkeit gezwungen werden; nach die- sen Grundsäßen habe die Negierung s{chon seit 1804 gehandelt. Der gegenwärtige Zustand des Verfahrens der katholischen Geist: lichkeit bei gemischten Ehen könne jedoch durchaus nicht so blei- ben; die Regierung habe sich deshalb um Abänderung mit Un- terhandlungen an den Päpstlichen Stuhl gewendet. Nachdem der Abgeordnete Mäzler gegen die Beschwerde gesprochen hatte, wurde die Fortsezung der Berathungen über diesen Gegenstand auf den folgenden Tag verschoben.

__ In der gestrigen öffentlichen Sißung wurde die Berathung übdr die Beschwerde, die Verlegung der Verfassung durch die fatho- lische Geistlichkeit bei ihrem Verfahren bei gemischten Ehen be- treffend, fortgesezt. Der Abgeordnete Weinzierl bestieg die Rednerbühne, um gegen die Beschwerde zu sprechen, Nachdem er die Kompetenz der Kammer ini vorliegeudem Falle geläugnet, entwickelte er die die Beschwerde LMulassende Thatsache. Die Beschwerde selbst erklärte er für ungegrüudet, indem durch die Verweigerung der Einsegnung gemischter Ehen, im Falle die Kinder nicht in der katholischen Religion erzogen werden, fein constitutionnelles Recht irgend eines Staats-Bürgers verleßt werde; indem es kein Gesey gebe, welches einen fatholischen Geistlichen gegen fein Gewissen zur Bollziehung des Sakranien- tes der Ehe zwinge; vielmehr seyen Gewissens-Freiheit, die Rechte und Prärogative der katholischen Kirche dur die Verfassung ge- slchert, daraus folge, daß sich die weltliche Obrigkeit in rein geist- lihe Sachen nicht mischen dürfe, weil sonst ein Eingriff in das Necht, katholisch zu feyu, geschehe; nach diesem Rechte aber hät- ten die Bischöfe so handeln müssen, wie sie handelten. Das Religions-Edift stelle es bei gemischten Ehen den Eltern frei, die Religion der Kinder zu bestimmen, und seße uur, im Falle eine solche Bestimmung nicht getroffen würde, Normen fes; diese Freiheit nehme die fathoiishe Kirhe in Ansvruch, wenn sie verlange, daß die Kinder aus gemischien Eheu katholis wer- den sollen; daß die Kirche etwas Anderes gebiete, als der Staat, liege in der Liatur der Sache, denn wenn die Kirche nichts ge- bieten dürfe, als was der Staat gebiete, fo sey ja Kirche und Staat eines wnd daselbe. Der Redner suchte nun noch die

{luß auf den Vorschlag des Herrn Wiederholt dahin aus, der Staats-Regierung anheim zu stellen, möglichst für die Vollzie- hung der Gesege gegen die Hazardspiele Sorge zu tragen. In der Sigung vom 18ten verkündigte der L andtags-Kom- missar, daß durch allerhöchste Entschließung der gegenwärtige Vice- Prásident Herr v. Trott zum Präsidenten und Herr Ober-Appella- tionsgerichts-Rath v. Baumbach zum Vice-Präsidenten für den jeßigen Landtag ernannt worden sey. Auf den Antrag des Hrn. Jordan wurde alsdann die Anlegung einer ständiszen Biblio- thek, insbesondere für politische Flugschriften, beschlo}sen und dem Antragsteller die Entwerfung eines Pians zu derselben aufgetragen. Hanau, 18. Mai. Der zuerst vom Schwäbiscchen Merkur gegebenen Nachricht, daß sich Se. Königl. Hoheit der Kurfürst zum obersten Chef der hiesigen Bürgergarde erkiärt habe, wird jeßt von hier ans widersprochen, Wiesbaden, 15. Mai. (Aus der Allgemeinen Zei- tung.) Jm Herzogthum Nassau scheinen sich die vor furzem noch sehr erregten Gemüther allmälig wieder zu beruhigen. Was zu diesem erfreulichen Resultate sehr viel beigetragen haben mag, ist das gemäßigte und wahrhaft weise Betragen der Regierung, die ohne Zweifel von der Ansicht durchdrungen is, daß es in unseren Tagen wohl dec Mühe lohnt, ja daß es umungänglich ist, durh Rede und Schrift auf die öffentliche Meinung zu wir- fen und solche da, wo sie im Frrthume befangen oder von Lei- denschaftlichkeit geleitet wird, eines Besseren zu belehren und \o die Gemüther auf den Weg vernünftiger Ueberlezung zurückzuführen, Zu dem Ende wurde von Seiten dieser Regierung, außer der {on durch öffentlihe Blättec befannt geivordenen „Vtachricht an die Ein- wohner des Herzogthums Nassau über die am 2. Mai 1831 gesche: hene Vertagung der diesjährigen Stände-Bersammlung‘‘— auch noch ein Resfcipt an die Herzoglichen Justiz - Beamten erlassen, das „die Domainen-Verwaltung betreffend““ rubrizirt ist, und dessen wesentlichen Jnhalte ste alle mögliche und zweckdienliche Publi- zität zu geben am Schlnsse aufgefordert werden. Hinsichtlich der tumultuarishen Auftritte, deren Schauplaß körzlih der Ort Hof: heim bei Höchst war, erfahren wir, daß sieben Jndividuen, die sich gegen den Beamten besonders grobe Ungebührlichkeiten er- laubten, zur gefänglihen Haft und Untersuchung gebracht wor- den sind. Andererseits ist aber die an diesem Orte- eingelegte Truppen-Abtheilung, die sich anfangs auf 230 Maun belief, be- reits um mehr als die Hálfte vermindert; auch heißt es, daß der nene Schulhaus -Bau, der bekanntlih zu jenen freilich an si{ch höchst tadelnswürdigen Ausbrüchen von Unzufriedenheit Anlaß gab, insofern unterbleiben dürfte, als sich bei näherer Prüfung der Sache ergeben möchte, daß die desfalls von der Gemeinde erhobene Beschwerde nicht ungegründet gewesen seh. Göttingen, 18. Mai. Die Universität hat am 15ten d. M. das Z59jährige Professor- Zubiläum des durch seine Gelehr- samkeit eben so berühmten, als durch die Biederkeit und Liebens- würdigfkeit seines Charakters hochverehrten Ober- Konsistorialraths, Abts und ersten Lehrers der Theologie, Dr, Planf, gefeiert.

Jt Elen

Turin, 10. Mai. Gestern hielt der König über die Trup- pen der hiesigen Garnison uad der Umgegend eine Musterung, welcher auch die Königiu und die jungen Prinzen zu Wagen beiwohnten. der Hauptstadt, als von den Truppen mit lauten Freudenbezeu- gungen begrüßt.

Florenz, 14. Mai. Gestern überreichte der Königl. Sar-

Einwendungen früherer Redner zu beseitigen. Hierauf begann die Diskussion voi Plave ans, an welcher 14 Abgeordnete Theil nahmen; sie wird in der morgenden Sißung fortgeseßt werden. Sudann erstattete der Abgeordnete v. Dresch im Na- men des ersten Ausschu}es, in Betreff des Butrags, den Frie- densrichtern im Rheinkreise die pragmatischen Rechte der Staats- diener, insbesondere den Richteramts- Personen, einzuräumen, Bericht; der Ausschuß {lug den Antrag vor, daß es Sr, Ma- jestät gefallen möge, den Friedensrichtern des Rheinfreises die pragmatischen Rechte der Staatsdiener, und insbesondere den mit Richteramts-Functionen betleideten, einzuräumen.

Kassel, 19. Mai. Fn der Sigung der Stände-Ver- sammlung vom 16ten d. M. entwickelte Herr Fuchs sei- nen Antrag auf völlige Aufhebung der Hazardspiele, Er stellte die nachtheiligen Folgen derselben für die Erregung der Leiden- haften, die Vernachlässigung der Pflichten, die Zerstörttng des häuslichen Glückes dar, weshalb sle von den besten Geseßgebun- gen als eine moralische Pest verdammt worden seyen. Auch in Hessen bestehe ein gesebliches Berbot gegen dieselben; dennoch würden sle öffentlich, und namentlich in Badeörtern unter der Autorisation des Staates, getrieben. Er trug daher darauf an, daß die Staats-Regierung ersucht werde, den Polizei- Beamten aufzugeben, daß ein verbotenes Spiel nie und nirgends getrie- ben werde, und für die Entdeckung und strenge Bestrafung jeder Uebertretung Sorge zu tragen. Bei der hierüber entstehenden Diskussion äußerte Herr Jordan: So sehr die Abschaffung der Hazardspiele zu wünschen seh, so köune sie doch nicht ohne über- einstimmende Maaßregeln aller Deutschen Staaten durchgefüthct werden. Das Verbot derselben an den Badeörtern eines Lan- des werde nur einen selteneren Besuch derselben zur Folge ha- ben. Auch seyen, bemerkte er weiter, die Hazardspiele nicht an sich selbst unmoralisch, sondern nur wenn Unmündige dazu verleitet würden; selbstständige Personen hätten kein Recht, sih über cinen Verlust zu beklagen, in welchen sle zum vor- aus fonsentirt hätten. Diesen Gründen trat Herr Eckhardt bei, Hr. v. Waiß aber entgegnete: Das Beispiel der Öester- reichischen Bäder beweise, daß die Aufhebung der Hazardspiele eine geringere Frequenz an Kurgästen keinesweges nach sich ziehe ; die Neigung zu diesen verderblichen Spielen hätte berhaupt abgenommen, und in Pyrmont iu dem Grade, daß die Unter- nehmer gern mit Verlust in die Aufhebung ihres Kontrakts wil- ligen wollten. Herr Schomburg fügte hinzu: Er glaube so- gar, daß es ganze Klassen von Badegásten gábe, welche einen Kurort gerade aus dem Grunde vorziehen würden, wenn sle ver- sichert wären , daselbst das traurige Schauspiel und die Verfüh- rungen der Hazardspiele nicht zu finden. Als hiecauf Herr

Michael rügte, daß in Bockenheim während der vorigen Franfk- |

furter Messe eine besondere Erlaubniß zu diesen Spielen vom Staate gegeben worden fc, erklärte der Landtags-Kom mis- sar, daß eine áhuliche Duldung füx die Zukunft in Boctenheim nicht stattfinden und sich bloß auf die Badeörter beschränken würde. Herr Wiederhold bemerkte, eine größere Aufmerksamkeit der Po- lizei:-Behörden gegen die dabei eingeschlichenen Mißbräuche, nament- lich gegen die geringen Ságe, welche eine Lockung für die unbemittel: teren Volksklassen enthielten, wäre zu empfehlen ; als indessen der Landtags- Kommissar hierbei fragte: ob die Stände die Borlegung der Koutrakte mit den Unternehmern verlangten, um an den Bedingungen derselben etwas abzuändern, wurde dieses abgelehnt, Die Versammlung beschloß, den Antrag in Etivais gung zu ziehen, und ngch einer kurzen Disfussion fiel der Bes

dinishe Staats-Minister, Graf von Castell *Alfero, Sr. Kaiserl.

bigungs - Schreiben als Gesandter des Königs Karl Albert von Sardinien an hiesigen Hofe.

Rom, 11. Mai. Am lsten d. M. feierte der Graf v. St, Aulaire das Namensfest seines Monarchen durch Anord- nung einer feierlichen Messe in der Französischen St. Ludwigs- Kirche, welcher der Botschafter selbsi, so wie die hier anwesenden Franzoslschen Kardinäle und der Kardinal Staats - Secretair Bernetti, beiwohnten. Die Messe wurde von dem Abbé Taveau gelesen. Ein von diesem gedichteter Hyhmunts und das Gebtet: Domine, salvum fac regem Philippum! wurde von einem Sänger - Chor und einem gut beseßten Orchester vorgetragen, An1 Abende dieses, so wie des folgenden Tages, war der Palaït des Botschafters, so wie die Französishe Afademie, prachtvoll erleuchtet.

Neapel, 3. Mai. (Aus dem Schwäbischen Mer- kur.) Die großen Truppen - Uebungen bei Sessa sind nun geendigt ; das ungemein schlechte Wetter machte dense!ben schnel: ler ein Ende, als es wohl anfangs beschlossen war. WUuser jun- ger König, der alle Anstrengungen der Soldaten theilte, wurde plöplich daselbst von einer bedeutenden Unpäßlichkeit befallen, die bedenklich hätte werden fönuen, wenn nicht ein ‘entschlossener Gemeiner vom Uhlanen - Regiment ihm plöoulih eine Ader ge- offnet und so dem Andrang des VBluts gesteuert hätte. Nach dieser Operation erholte sich der König sogleich wieder. Wir leben hier so ruhig, als nur immer möglih; täglich mehr die guten Absichten des Monarchen crfennend, der \o einfach lebt, als nur ein Privatmann leben kann. An eine solche Herab- lassung war man hier, wo sonst die strenze Spanische Hof-Sitte herrscht, nie gewöhnt. Heute tritt der König seine Reise “in einige Provinzen des Königreichs an, die 18 Tage dauern wird. Jn dem Programm wird diese Reife ein väterlicher Besuch ge- nannt, auf dem der König die Bedürfnisse seines Volks fennen lernen und nicht mit dem äußeren Pomp der Souverainetät tums geben seyn will, Alle öffentliche Festlichkeiten, um sein Kom- men zu feicrn, die die geringsten Unfosten verursachen föumien, sind streng verboten; eben so soll kein Beamter sich von sei-

nem Posien entfernen, um ihm entgegen ¿u fommen. Sein

; Absteigequartier wird er bei den Jutendanten der Provinzen,

in den bischöflichen P.-lästen oder Klöstern nehmen, der Aufwand seines Ausenthalts wird von seiner Begleitung be- stritten für die Pferde haben die Postmeister zu sorgen und im Ganzen sollen es nur drei Wagen seyn. Jedem Unterthan, ohne Ausnahme, soll es erlaubt seyn, sich dem Könige zu nahen, um ihm sein Anl:egen vorzutragen. Dies ist ein in Neapel ganz ungewohnter Ton, der die Liebe zu dem jungen Fürsten außerordentlih vermehrt. Die Haupt - Orte, die der Konig beruhren wird, sind: Salerno, Melfi, Andria, Bari, Trani, Foggia, Lucera. Spâter soll er auch eine Reise nach Sicilien und Kalabrien beabsichtigen. Man spricht viel von ei- ner bevorstehenden nahen Vermahlung unseres Königs. Die Aussichten auf die verschiedenen Ernten von Korn, Oel u. \. w. sind außerordentlich gut. Die Preise, besonders des erfteren Ar- tifels, sind demnach bedeutend heruntergegangen. Unsere Staats- Papiere haben sich wieder auf 70 gehoben. Seit dem verflosse- nen Monat Juli wurden an 800,000 Dukati Reuten an Pri- vatleute überschrieben, ein Beweis, daß das Inland Zutrauen in dies Papier hat und darin seine Kapitalien anlegt, Diese Staats-Papicre famen meist aus Paris,

J. MM. wurden \owohl von den Einwohnern E

Hoheit dem Großherzoge, in einer Privat-Audienz, sein Beglau-

S E F T E E tus O E I E

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