1831 / 149 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Offiziere befinben. An Gefangenen hatten wix 2 Offliiere und 60 Unterofiittere und Gemeine, zum Theil Schweden. Das Bataillon der Finnländischen Jager hat in diesem Treffen bedeutend gelitten. Unser Verlust i im Vergleich mit dem des Feindes nur gering; er übersteigt nicht 30 Mann an Todten und Verwundeten, is aber em- pfindlich wegen der verhältnißmäßig bedeutenden Zahl von Offizie- ren, welche getödtet oder verwundet wurden, was ihrer Tapferkeit zuzuschreiben ist, die sie stets an die Spitze des Angriffes führte. Schwer verwundet wurden der Major Dunin vom 1sten Jäger- „Ftfanteric- Regiment, der Lieutenant Wolski, Adjutant des Gene- rals Rybinski, ein schr hoffnungsvoller Offizier, der bald darauf an der empfangenen Wunde starb, undomein Adjutant , Capitain Tho- mas Potocki; dieser Lebte, der ein eben so tápferer Krieger als thä- tiger Srabs-Offizier war, wurde durh den Schuß eines Finnländi- schen Schüßen in den Kopf getroffen. Jndem unsere Armee der- gestalt in Eilmärschen den Feind auf der mittleren Straße zwischen dem Bug und der Narew immerfort weiter trieb, rückte der Gene- ral Lubienski nicht weniger schnell am Ufer des Bug entlang, um sich des Uebergangs-Punktes zu bemächtigen, welchen der Feind bei Rur inne hatte, und vermittelst dessen der Feldmarschall Diebitsch im Verfolg unserer Operation auf dem kürzesten Wege gegen uns hâtte debouchiren können. Am 16ten nahm General Lubiensfki Brok in Besiß. Am 17ten langte seine Avant-Garde, bestehend aus 2 Schwadronen des 5ten Chasseur-Regiments und 2 Pelotons des 7ten Uhlanen -Regiments, im Eilmarsch bei Nur an. Der Feind steckte bei deren Annäherung selbst die am Ufer des Bug zu- sammengezogene Brücke und das Magazin mit Lebensmitteln in Brand. Die genannten Schwadronen trafen in ciner Posi= tion vor der Stadt auf 3 feindliche Fnfanterie - Compagnieen und cine Uhlanen-Schwadron. Sie führten sogleich einige tüchtige Chargen aus, machten 32 Gemeine und einen Offizier von dên Garde-Sappeurs zu Gefangenen und zersprengten diefes Corps gänz- lih. Die feindliche Fnfanterie vertheidigte sich mit der größten Hartnäckigkeit. Bet diesem Angriff starb der Cápitain Skarszewski vom 5ten Chasseur - Regiment den Tod der Tapferen, indem er, die Reihen der Gegnex durchbrechend, von mehr als zehn Kugeln durch- bohrt wurde. Die 1sle und 4te Schwadron vom 5ten Chasseur- Regiment verfolgten den Feind bis zum Dorfe Tymianki guf dem halben Wege nach Ciechanowiec, unterstüßt von 2 leichten Geschüz- zen und 30 Inkfanteriften , denen es hinzuzukommen geluttgen war. M L/TEN rüdte die Haupt - Armee auf der Straße nach Lomza vorwärts. Als ste das Dorf Laskt erreicht hatte, erblickte die Tete unserer Kolonne an dem anderen Ufer des Flusses Orsza das Garde- Corps des Generals Bistrom. Der Feind konnte seine Stellung leicht vertheidigen, da ‘hre ganze Front von dem sehr sumpfigen Flusse gédeckt wurde. Jch traf die nöthigen Verfügungen zum Angriff, in Folge deren der Feind, ‘da er seinen rechten Flü- gel von derx Kavallerie des Generals Skarzynski bedroht sah, nach einer furzen Kanonade eiligst scinen weiteren Rückzug bewerkstelligte, indem er alle Brücken hinter sich verbrannte und zer- sidrte. Auf dem rechten Ufer des Flusses Rus, zwischen dem Dorf Jakac und Sniadow, hatte sich das ganze Garde= Corps kon» centrirt. Seine Arriere-Garde wurde von unserer Avant-Garde auf einen Deich bei Jakac gedrängt, so daß ste, ungeachtet aller BemÜ- hungen, die dort befindliche Brücke nicht zerstdren konnte. Da ich am 18ten noch keine sichere Nachricht Über die Besißnahme von Nur durch den General Lubienski hatte, so war es unmöglich, den Feind bei Sniadow anzugreifen, weil der Feldmarschall Diebitsch möglicherweise schon von dem Bug heranrücken konnte; es mußte daher ein neuer Uebergang irgendwo über die Narew gesichert wer- den. Zu diesem Zweck verblieb die Armee an diesem Tage in Ob-= servationsstellungen zwischen der Rus und Orsza, und ich selb be- b mich mit der Division des Generals Gielgud zum Angriff von strolenka, welches von dem Corps des Generals Sacken beseßt war. General Dembinski, der auf der Chaussee am reten Ufer der Narew vorrückte, um die Operationen der Haupt -Armec zu un= terstüßen, und den Feind vom Ufer des Omulew verdrängt - hatte, unterhielt hon seit frühem Morgen mit dem in Ostrolenka * stehenden Corps ein Kanonenfeuer und verhinderte es durch das wirksame Feuer sciner Geschüße, gegen eine zahlreichere feindliche Artillerie, an der Vernichtung der über die Narew führenden Brücke, an der uns so viel gelegen war. Gegen Abend, als sich die Tete des Generals Gielgud zeigte, verließ der Feind Ostrolenka aufs ci- ligste, indem er seinen Weg nach Lomza nahm. Die Fufanterie des Generals Dembiuskè beseßte sogleich die Stadt , und General Giel- gud, der seine Kolonnen auf der Chaussee umkehrte, rückte auf Miast-

tow zu. Die außerordentliche Schnelligkeit , mit der die Garden ihren Nückzug bewerkstelligten, e rare uns nicht, einen entscheiden- den Kanivf zu liefern; doch nahmen unsere Abtheilungen Gefangene,

Gepäck und Lebensmittel. Mein Adjutant , Oberst Szydlowski, er- beutete an der Spiße von etwa 50 Mann, die vom 4ten Chas- seur - R detaschirt waren, 5 Wagen mit einem bedeu- tenden Vorrath von Fourage, welche die feindliche Jnfante-= rie esfortirte und - hartnäckig vertheidigte. Fn der Nacht “óm 18ten zum 19ten suchte der Feind sich dreinial eines Dammes vet Kleezkow zu bemächtigen; aber sein Andrang, den er mit bedeu- tendem Verlust der angreifenden Fäger bis zur Brücke unternahm, wurde von Abtheilungen des 8ten Regiments, unter dem Kommando des Oberst- Lieutenants Antoni, und unterstÜßt durch 2 Bataillone des 4tey Regiments, aufgehalten. Am 19ten erhielt ih die Nach- richt, daß General Lubienski Nur eingenommen habe und -die Com- munication mit dem rechten Ufer der Narew durch Ostrolenka gesi- chert sey, und kommandirte daher die Armee zu weiteren Offensiy- bewegungen gegen die Garden. General Fankowsfki nahm Sniadow in Besiy; der Feind aber wih Überall in Eil zurück. Am Mor- gen des fien beseßte General Gielgud Lomza , ‘woraus sich das

cindliche Corps unter General Sacken schon nach Stawiski zurúck- gezogen hatte, indem es die Befcstigungswerke, die es selbst während der gahtzen Zeit, als fich zu Lomza das Hauptquartier des Großfür- fien Michael befand, mühsam aufgeführt hatte, im Zustand der voll- Xkommenfsten Vollendung zurückließ; außerdem blieben über 1000 Gefan- gene, größtenthcils Kranke und Verwundete, ein Waffendepot, verschie- dene Militair-Effekten, Gepäck und Vorräthe von Lebensmitteln zurück, Als die Unsrigen inLomza einzogen, trafen sîc die schönen Brücken, ge-

en 11 Wagen mit Lebensmitteln, die beider Stadt fich befanden, und die

er Stadt nahe gelegenen Ddrfchen ix vollen Flammen stehen. Der zurückweichende Feind , der zwar eine bedeutende Zahl Kranke hin- terließ, hatte alle ärztliche Hülfe für dieselben mitgenommen. Wäh- rend Genexal Gielgud Lomza in Besiß nahm, rückte ich mit der

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verhinderte ihn att einem glänzenderen Erfolg seiner Operation. Un- ser Angr!ff auf den linken Flügel konnte wegen des bedeutenden Umkreises, den die Kolonnen auf engen Wegen zurücklegen mußten, und dex einbrechenden Nacht halber gar nicht ausgeführt werden. Wir behaupteten diese Position, und der Feind vewerkstelligte des Nachts sei- nen Rüczug in der größten Eil weiter nah Tykocin zu. Fn diesem Tref- fen gab das 12. neu organisirte Regiment unter dem Befehl des Obersten Muchowski schöne Beweise seiner Tapferkeit und Hingebung. Die jungen mit Sensen bewaffneten Soldaten, die mit ihrer Waffe im Walde nur sehr schwer operiren konnten, warfen sich kühn auf den Feind und nôthigten ihn Überall zur Flucht. Unser Verlust an Tod- ten und Verwundeten beläuft sh auf 130 Mann. Dem Feind wurde ein Bataillon vôllig zersprengt. Am 21sten begannen wir sogleich mit Tages - Anbruch die weitere Verfolguitg gegen Tykocin. Fch schickte die Division des Generals Gielgud mit der Kavallerie des Generals Skarzynsfi ab, um auf die Straße zwischen Tykocin und Bialystock zu debouchiren und dadurch die nach Litthauen zurÜck- eilenden Kolonnen abzuschneiden, während ich selbs unterdessen auf der direkten Straße nach Tykocin vorrückte. Aber der Feind war schon Über die Gränzen des jeßigen Königreichs Polen gewichen ; nur seine Arriere- Garden befanden sich noch auf dem linken Ufer der Narew. Gegen 4 Uhr Nachmittags näherte sich die Tete un- serer Kolonne der Stadt Tykocin. Jch befahl dem Oberst Langer- mann , die Stadt und die auf das rechte Ufer der Navrew führende Brúcke sogleich anzugreifen. Dieser. Fluß theilt fh bei Tykocin in zwei Arme; nah dem entgegengeseßten Ufer führt ein lan- ger von neun Brücken durchschnittener Damm , welcher des- halb eiten der schwierigsten Uebergänge bildet, wie fie nur irgend- wo gefunden werden können. Der Oberst Langermann führte den Angriff an der Spiße von 300 Mann des 1sten Fäger= Fnfanterie- Regiments , unterstüßt von einem Bataillon des 2ten Regiments, mit großer Tapferkeit aus, wobei er, nachdem ihm sein Pferd ge- tödtet und die Uniform zweimal durchschossen worden, zu Fuß mit dem Sâvel in der Hand sich zuerst auf die Brúcke stürzte. Der Feind welcher dieselbe hartnäckig vertheidigte, konnte schon die Thore nicht mehr schließen, so kühn war unser Angriff. Obgleich die Brücke theilweise beschädigt war und man auf einzelnen Balken vordringen mußte, bemächtigten sich doch unsere Soldaten derselben mit einem Mal, wobet sie stets vom Oberst Langermann und den Offizieren, welche ihnen mit muthigem Beispiel vorangingen, an- geführt wurden. Der Feind - wurde weiter auf dem Damm zurückgedrängt ; die 3 Haupt - Brücken, welche derselbe mit gleicher Hartnäckigkeit vertheidigte, wurden nah einander er- obert uttd der ganze fo schwierige Uebergang durch die Tapfer- keit unserer Truppen so plöblih genommen, daß der Feind die begonnene Zerstörung der Brücken nicht ausführen konnte. Mit Hülfe der Artillerie und der Jäger unterstüßte er die Verthei- digung der leßten Brücke bis gegen Abend; in der Nacht jedoch mußte er auch diese Position verlassen, und so endigte si) dev Kampf auf Litthauischem Boden Dle Truppen, welche Tykocin vertheidigten, waren vom Corps des Großfürsten Michael und bestanden, unter dem Kommando des Generals Saß, aus 2 Garde-Jäger-Regimen- tern, einer Abtheilung Finnländischer Jäger, 3 Kavalkerie-Regimen- tern und einer Artillerie-Batterie. Unjer Verlust beträgt 22 Mann att Todten und 70 an Verwundeten. Die Armee beklagt besonders deit Verlust des Lieutenants Kruczewski, welcher an diesem Tage unter Beweisen vot Heldenmuth unterlag. Während ich gegen Tykocin vorrücte, näherte sich der General Skarzynski, den er- haltenen Befehlen gemäß, eiligst der Stadt Choroszcz; aber der Fetnd hatte schon jenseits der Narew Schuß gesucht, und fein Kürassser - Regiment, welches den Rückzug deckte, ats es das 2te unsere Avant-Garde bildende Uhlanen-Regiment er- blickte, vermied jedes Zusammentreffen und sprengte im Galopp Uber die Brücke.“ Zwei Ge¡chüße von der Batterie des Majors Böhm verthetdigten bis gegen Abend die Abbrennung der Brücke, indem sie das Feuer von mehr als 10 Kanonen am entgegengeseß- ten Ufer erwiederten; nah Einbruch der Nacht aber rückte der Feind an die Brücke heran und steckte sie in Brand. Als dies bei“ der Haupt-Armee vorging, beobachtete General Lu- biensfi in seiner Position bei Nur beständig die in der Nähe

von Stedlce stehende Haupt - Armee des Feldmarschalls Die- bitsch, welche, durch unsere Bewegung genöthigt, sich nach dem Bug z0g und am 21. Mai bei Granna diesen Fluß passirte. Ge- nevral Lubtenski schickte nach verschiedenen Seiten hin Abtheilungen aus, um dem Feinde die Communication abzuschneiden, und bemäch- tigte sich der Magazine in Bransk und Ciechanowiec, an welchem leßteren Ort er Uber 200 Mann verschiedener Waffengattungen, darunter einen Stabs-Offizier und 6 Subaltern-Offiziere, gefangen nahm. So verdrängte denn die National-Armee durch zehntägige Offensiv - Operationen mit bei weitem geringeren Streitkräften, als die des Feindes, die Russischen Garden aus den Gränzen des Kd- nigreichs, die dieses Land, so lange keine Besorgniß vor Ge- fahr vorhanden war, beschwert hatten, und nahm ihnen an vet- schiedenen Orten gegen 6900 Gefangene, unter denen sich der Adju- tant des Großfürsten Michael, Obers Scharnhorst, und viele angesehene Offiziere befanden, so wie in Lomza gegen 800 Kranke und Rekonvalescenten. An vielen Orten nahmen die Landleute Sóöldaten mit Waffen und Pferden gefangen und brachten fie herbei. Außerdem fiel eine Menge Magazine, die im Rücken der feindlichen Armee angelegt waren, Gepäck und verschiedene Geräthschaften in unsere Hände. Eine der vortheilhaf- testen Eroberungen aber sind die Festungswerke um Lomza, die der Feind mühsam aufgeführt, und, ohne einen Schuß zu thun, verlassen hat, und die uns jeßt gegen ihn s{üßen können. Bloß durch die Eil, mit der sich die Garden zurückzogen, fonn- ten ste einer Niederlage entgehen; doch muß anerkannt werden, daß thre Fnfanterie sich in einigen der stattgefundenen Scharmüßel tapfer mit uns schlug. Durch diese Bewegung hat die Rational- Armce einigé Distrikte befreit, den Feldinarschall mit seiner Haupt- macht zum Rückzug Über den Bug genöthigt, endlich, nachdem ste dent seit lange der Russischen Herrschaft einverleibten Boden betre- ten, sich eine Verbindung mit ihren Brüdern eröffnet, deren Auf- ftand sich immer mehr verbreitet, und die Möglichkeit erreicht, ihnen Beistand zu leisten. Die Freude, mit der wir von der Bevölkerung aufgenommen wurden, is unbeschreiblih. Nicht nur innerhalb dex Gränzen des jeßigen Königreichs, sondern auch in Litthauen geben Bürger und Bauern ihre Theilnahme für das gemeinsame Vaterland und ihre Wünsche für das Gelingen un- serer Sache aufs deutlichste zu erkennen. Fn den oben erwähnten

Hauptmacht gegen Gac vor, um auf diese Weise die Kolonnen, wel- ché sich von Lomza nach Tykocin zurückzogen, abzuschneiden oder den Feind zur Annahme einer Schlacht zu ndthigen. Aber unsere Be- mühungen waren ungeachtet der grdßten Schnelligkeit vergebens. Der Feind zog sh so cilig zurück, daß ih kaum gegen Abend seine Arriere-Garde binter Kolamyja erreichen konnte. Den Wald, wel- cher von diesem Dorf bis Rutki führt, hatte der Feind stark mit Finnländischen Jägern beseßt. General Fankoroski erhielt sogleich den Befehl, ihn von der Front anzugretfen, während unterdeßen (Seneral Boguslawski mit seiner Brigade abgeschickt wurde, um den Wald von der linken Seite zu umzingeln, General Kicki* aber von der rechten, und General Skarzynsfki noch weiter rechts vordringen und dem Feind auf der von Zambrow nach Menzenin führenden Straße Widerstand leisten sollte. Die Finnländischen und Leibgarde-Fä- ger hielten im Walde hartnäckig Stand, und es wurden zur Be- hauptung desselben ‘noch 6 Bataillone mit Geschüßen hineingé- führt. Um diese zu“ verdrängen, bediente fih (General Fanfowsfki dreier Bataillone vom 2ten Regiment und von dem 12ten neu or- ganisirten Regiment , zweier Kanonen und Podlachischer - Schüßen. Dreimal warf sch unsere Fnfanterle, obgleich durch die Eilmärsche ermattet, mit dem Bajonet in der Hand auf den Feind, und gegen Ende des Tages wurde der Feind aus dem ganzen über eine halbe

Meile langen Walde vertrieben: General Boguslawski {lug mit der sciner Brigade eigenen Tapferkeit auf den rechten Flügel des Feindes und brachte thm bedeutenden Verlust bei; aber die Nacht

Scharmüßeln haben sich, der Vorstellung der kommandirenden Gene-

| rale zufolge, durch ihren Muth vorzüglich folgende Offiziere und

Soldaten ausgezeichnet: Von dem Corps des Generals“ Uminski der Oberst Wroniecki, der Oberst-Lieutenant Niewenglowski, Com- mandeur des Grengdier- Regiments, die Lieutenants Breza, Pon- gowski und Oftaszewsfki, der Unteroffizier Domkowski, welcher seinem Dfstzter das Leben rettete, der Soldat Wysocki, welcher, obgleich schwer* verwundet, doch bis zum Ende des Kampfes unter den Ti-= railleurs blieb, und der Lieutenant Redecki vom sten Fâäger-Fnfan- terie - Regiment; vom Corps des Generals Lubicenski: der Lieu- tenant Bernhard Potocki, Adfutant des Generals Lubiensfi, die Unter - Lieutenants Stanislaus Krasinski und JFgnaz My9- kronowsft, von denen der Erste in der Charge gegen das 5te Chaf- seur-Regiment sechsmal mit dem Bajonett durhbohrt, der Andere durch einen Schuß in den Fuß getroffen wurde; beider Wunden sind jedoch nicht lebensgefährlih; von dem-Peloton der Krakusen-Eskorte zeichneten sich in der Charge bei Dlugiesiodlo aus: der Capitain Alexander Wodzicki, der Unter-Lieutenant Viktor Oslawski, der Un- teroffizier Grabëowsfi und der Soldat Zemulka, welche unter dem feindlichen Feuev zuerst vom Pferde absaßen, um dem verwundeten Capitain Thomas Potocki behülflich zu seyn; von“ dex Division der Generale Jankowski und Rybinsfi: det Major Butrym und der Major Dunin vom 1sten Jäger-Fnfanterie-Regiment , die Soldaten

Peter Lewartowskt; welche sih vor der

ten und ihn mit dem Bajottett durchboßrten; vott dem Uhlanen - Regiment: dex Capitain e dev Licuténatt 20 biello und die Unteroffiziere Zielski und Jaroszynski; von dey Sappeur-Bataillon : der Lieutenant Nowosielski, welcher unter deni Kartätschenfeuer {nell eine Brücke aufschlug, die Lieutenants Tho: mas Bancewicz und Andreas Rende, der Soldat Fdachim Kuba, welcher, den Sappeurs zur Arbeit bei einer Brücke beigegeben , von einer Granate verwundet wurde und, von Blut triefend/, nicht ehe wi, als bis die Brúcke aufgeschlagen war; von der Brigade deg Obersten Langermann zeichneten sich aus: der Oberst - Lieutenant Breanski, Commandeur des 1sten Jäger-Fnfanterie-Regiments, dey Capitain Olendzki, welcher zuerst cin Peloton guf die Brücke bei Tykocin führte, der Lieutenant Gordaszewsfki, die Unteroffizier Kaczor und Sawicz, und die Soldaten Czyzewski und Choderowsti4

Das Dorf Modzele, von wo der Bericht des Generaliss; mus datirt ift, liegt anf dem Wege zwischen Sniadow und“ Th. kocin, näher dem ersteren von beiden Orten. /

Der Oesterreihische Beobachter meldet: ,, Dey nettesten Berichten ats Lemberg vom 19ten d. M. zufolge waren die Ueberreste des bei Lubartow geschlagenen Corps des Polnischen Generals Pac*) in sehr úblem Zustande und kaun 2000 Mann ftark, bei Zamosc eingetroffen, und hatten in d Nähe der Festung ein Lager bezogen.

Bon der Polnischen Gränze, 26, Mai. Dk

| Kaiserlich Nussische Garde soll, dem Veruehmen nach, tiber die

Narew zurückgekehrt und der Voluishe Generalissimus dadur veranlaßt wokden seyn, sein Haupt-Quartier nah Lomza zurü zu verlegen.

Frankre G.

Paris, 23. Mai. Heute Abend hatten der See - Minister der Russische Botschafter, der Schwedishe Gesandte, - fo wie die Gemahlinnen der Marschälle Soult und Gérard, die Ehr von J. Maj. der Königin empfangen zu werden.

Einige Wähler des Bezirks Troyés hatten unterm 17tey Ò: M. ein Schreiben an Hrn. Casimir Périer ( den vieljährigen Deputirten dieses Bezirks ) folgenden wesentlichen Juhalts 9: richtet: „Mein Herr, in den seit der Wiederherstellung de Monarchie bis zur Juli-:Revolution verflossenen funfzehn Jahren hatten die Liberalen feinen anderen Beruf, als die Regierung zu bewachen, gegen die bösen Absichten derselben anzukämpfen , dic offentliche Meinung auf diese aufmerksam zu machen und dg: durch die Ansführung eines Systems zu verhindern, welches di allmáäliche Vernichtung aller unserer Freiheiten zum Ziel hatte Zur Erfüllung dieses Berufs, dem die Liberalen sich mit viel Muth und Beharrlichkeit widmeten, waren ein patrioti: hes Herz tmd ein unabhängiger Charafter hinreihend. Jy dieser doppelten Hinsicht waren Sie, Herr Minister, würdig, die Stimmen der Wähler zu erhalten und das Organ der Nation zu werden. Man war gewiß, daß die Lokungen der Regiermmg Sie nicht erreichen und daß Sie vielmehr uner: schütterlich in den ersten Neihen der Opposition bleiben würden, Damals waren dies die Bürgschaften, die ein Deputirter gewäh: ren mußte; man fand diese in Jhnen, und Niemand konnte ay: nehmen, daß Sie denselben untreu werden würden. Bei den verschiedenen Wahlen, in welchen Sie zum Deputirten ernaunt toutrden, hat man daher auch kein Glaubensbefenutuiß von Fh: nen verlangt; die Vergangenheit war den Wählern ein Unter: pfand für die Zukunft; jeßt is der Fall ein anderer; der Kampf gegen die Regierung if beendigt, und es handelt sich nunmehr darum, durch Einrichtungen, die unseren Sitten und Bedürfnissen angemessen sind, die von uns gegründete Regierung zu befestigen, indem wir ihr Geseße zur Grundlage geben, die den rechtmáäßi: gen atis unserer Revolution hervorgehenden Forderungen ent: sprechen. Man nuß si{ch nicht mehr mit der Gegenwart allein, sondern auch mit der Zukunft beschäftigen. Mit einem Worte, das Werk der Geseßgebung besteht darin, ein nenes Shstenm aufzustellen und auszuführen, das für uns und unsere Kinder den Abgrund der Revolution auf immer \{ließe, indem es den fortschreitenden Ideen Spielraum láßt, um sich frei zu entwickeln. Möge es Sie daher uicht befremden, Hr. Minister, wenn einige zu einem Wahl-Comité zusammengetretene Bürger des Bezirks von Troyes in ihrer lebhaften Sorge für das Wohl ihres Landes und bei der Unkenntniß Jhrer Ansichten über die Hauptfragen, welche dic nächste Session der Deputirten-Kammer beschäftigen werden, die Bitte an Sie richten, sle von dem Votum, das Sie über einige dieser Fragen abgeben werden, in - Kenntniß zu seßen. Diese óragen, vier an der Zahl, lassen fi in folgender Weise zusam: menfassen: Werden Sie in Jhrer Eigenschaft als Deputirter (denn nur diese berechtigt die Wähler, Sie zu befragen) 1) füt eine erbliche Pairschaft; 2) fúr eine Civilliste von mehr als 10 Millionen; 3) gegen die Zulafstng der gebildeten Stände zu den Wahl-, Departemental - und Municipal-Geschäften, ohne die Be dingung eines Census; 4) gegen die Freiheit des Unterrichts und für die Aufrechthaltung des Universitäts - Monopols stimmen? (s giebt noch viele andere Fragen, über welhe die Wähler von den Kandidaten gern Aufschluß haben möchten, aber die von den Comité angegebenen Puukte erregen theils in diesem Augenblicke das lebhafteste Interesse, theils läßt sich darauf am leichtesten eine fategorische Antwort ertheilen und eiue positive Verpflich: tung eingehen. Die Mitglieder des Wahl-Comités des Bezirks von Troyes haben die Ehre, zu sehn u. \. w.

(gez.) Chambette, Prästdent, Millar d, Secretair.

Jn der Antwort, die Herr Casimir Périer jeßt auf dieses Schreiben ertheilt hat, dankt er zuvörderst den Wählern von Trohes für die darin enthaltenen schmeichelhaften Aeußerungen über ihn 1nd fährt sodann folgendermaßen fort: „Sie bemerken ganz richtig, m. H., daß die Umstände \i{ch geändert haben, und daß, nachdem der Kampf gegen die Staatsgewalt beendigt ist es sich um die Befestigung der von uns begründeten Regie: rung handelt, Jch bin daher weit s entfernt, mich darüber zu wundern, wie Sie es zu befürchten scheinen, daß die Herren Wähler es für angemessen halten, sich zu vergewissern, ob dieselben Gesinnungen, welche dazu beigetragen haben, dic früheren Hindernisse zu beseitigen, jekt auch im Stande sind, zur Aufrechthaltung unserer neuen iurichtungen beizutragen, Aber gerade in dieser Hinsicht gew ie ih glaube, meine Vergangenheit alle und jede Bürg die Beständigkeit mei ner durchatis constitutionnellen "Dpposson muß hinlänglich für mich kaviren, und mein Antheil an unserer heilsamen Nevoltt- tion ist ohne Zweifel ein Unterpfand für die Fürsorge, die i, so sehr wie irgend Einer, für die Befestigung der Fnstitutionen, welche die Revolution uns {on gegeben, so wie für die Ent- wickelung derer, die sle uns noch versprochen hat, hegen muß. Meine Ansichten können daher über keine Grundfrage irgend einer Art unbekannt sehn, dem sle stehen in meinen Handlun- gen, wie in. meinen Worten, dentlich geschrieben. Daß man von meinen Grundsäßen abweiche, finde i begreiflich, kennen aber

9)

Stanislaus Naworotiskfi und Front eines feindlichen Bataillons guf einen Oberst stúrz=

Vergl. den Bericht aus dem Russischen Hauptquartier in

Nr. 143 dex Staats-Zeitung.

Ich habe in dieser Beziehung der WMajo- rität der Herren Wähler, wenn sle mich abermals mit ihren Stimmen beehren sollte, nichts Neues zu sagen. Der von Jhnen ausgesprochene Wunsch, mein Votum über die in der náchsten Session zur Sprache kommenden Gegenstände und na- mentlich über vier von Jhnen gestellten Fragen zu kennen, \chließt Prinzipien von der höchsten Wichtigkeit in sh, worüber ih Jh- nen mit der Offenheit, die Sie au mir kennen, antworten werde. Die wahren Grundsäve der verfassungsmäßigen Regierung, für die allein ich einen 15jährigen Kampf bestanden und jebt eine Last übernommen habe, die noch {werer ist, als jener Kampf, verträgt sich nah meiner Ansicht, nicht mit anticipirten Er- flärungen, welche die Freiheit der Prüfung in Fefseln legen und die Unabhängigkeit der Rednerbühne vernichten, und die, wenn sie allgemein und shstematisch würden, den Untergang der Repräsentativ - Einrichtungen nach sich ziehen müßten. Wenn die Vota vorher bekannt sind, wozu nüyen dann noch die Berathungen der Kammern? Und welcher, der Stim: me der Wähler würdige. Charakter könnte im voraus und ohne Rücksicht darauf, ob die Belehrung, welche die Debatten mit sich bringen, späterhin seinen Sinn niht ändern möchte, seine Ueberzeugung verpfänden. Mein Gewissen weigert si, dies zu thun, im Namen der Aufrichtigkeit unserer Einrichtun- gen, der Würde des Berufs eines Deputirten und meines Cha- rafters, und- glauben Sie fest, m. H., daß ih, ohne diese Fra- gen auf irgend eine Weise umgehen oder lösen zu wollen, uur Verpflichtungen nicht eingehen mag, die ih als verfassungswi- drig betrachte, da ih überzeugt bin, daß es dem Kandidaten eines Bezirks nicht erlaubt ist," sich in Betreff seines Votums als De- puticter Frankreichs im voraus zu binden; denn nah vollbrachter Mahl sind alle Deputirte niht mehr die eines einzelnen Be- zirks, sondern des ganzen Landes. Dies sind Prinzipien, die bei uns noch fester als bisher Wurzel fassen, und denen Mán- ner, die von ihrer Richtigkeit überzeugt sind, jede persönliche Rücksicht opfern müssen. Diese Antwort, m. H., ist so kate go- risch, als Sie sie wünschten; sie ehrt, wie ih glaube, sowohl diejenigen, an die man sie rihten kann, als die Epoche der Freiheit, in welcher sie ein Recht und eine Pflicht gewor- den ist. Suchen Sie keinen Aufschluß in meinem Verhältnisse als Minister: Sie haben sich“ an den Deputirten von Troyes gewendet, und nur dieser Deputirte hat die Ehre, Jhnen durch ein Glaubensbefenntniß zu antworten, das sein Gewissen dem Urtheil des Jhrigen übergiebt. Jch werde so vor die Wähler von Troyes treten, wie sle mich gekannt und gewählt haben, ind wie ich immer sehn werde, und mich glücklich s{äbßen, mit ihren Stimmen, die für mich stets eben so werth als ehrenvoll gewesen sind, auch ihre persönliche Achtung zu erhalten, die das Ziel meines Ehrgeizes und meine Belohnung ist. Empfangen Sie u. -\. w.

muß man sie,

Casimir Périer, Deputirter des Aube - Departements. “‘‘

Der Constitutionnel begleitet dieses Antwort-Schreiben mit folgenden Bemerkungen: „Statt auf die ihm vorgelegten Fragen fategorisch zu antworten, oder ganz einfach zu erflären, daß er darauf nicht antworten wolle, \pricht Herr Casimir Pé- rier, gleihsam als eine allgemeine und absolute Sentenz, die Ansicht aus, daß ein Kandidat, den Wáhlern gegenüber, nicht vorweg eine Verpflichtung übernehmen könne, ohne sich seiner Freiheit als Deputirter im voraus zu entäußern. Diese Ent- scheidung aus dem Munde eines Deputirten, der zugleich Chef des Kabinets is, däucht uns von hoher Wichtigkeit; sle schließt eine vollständige Lehre über die Natuc des Deputirten-Mandats in sih, eine Lehre, die leicht bestritten werden kann, und in die, wie es scheint, die Wähler sich nicht fügen mögen. Weh- rere Kandidaten zu den bevorstehenden Wahlen sind freiwillig einige von den Verbindlichkeiten eingegangen, die die Wähler von Trotzes von Herrn Casimir Périer verlangen, und wir glau- ben, daß in mehr als einem Wahl - Kollegium diese oder jene Frage, namentlich diejenige úber die Erblichkeit der Pairs-Würde, hon vorher zwischen den Kommittenten und dem Mandatar ec- órtert und entschieden werden wird. Das Antwort - Schreiben des Herrn Périer verdient sona nicht bloß von den Wählern von Trohes, sondern von allen Wählern erwogen zu werden.““

Der „Ami de la Charte ‘‘, ein in Nantes erscheinendes Blatt, meldet in seiner neuesten Nummer: „Mit Vergnügen zeigen wir an, daß die von der Militair-Behörde getroffenen srengen Maaßregeln den besten Erfolg haben; täglich stellen sich entwichene Militairpflichtige, und die Säumigen melden sich. bei ihren resy. Corps. * Wir glauben die Versicherung geben zu kôn- nen, daß auch die brigen Widerspenstigen bald den Jrrthum er- fennen werden, in den sle auf Anstiften einflußreicher Personen, auf welche die Polizei ein wachsames Auge hat, verseßt wor- den sind.“

Der mit dem Oberbefehl über die westlichen Departements bekleidete Divisions - General Bonnet diente 1790 als gemeiner Soldat in dem Regimente von Boulogne und stieg durch seine Tapferkeit in vier Jahren bis zum Range eines Brigade - Gene- rals. Napoleon ernannte ihn 1802 zum Divisions-General. Jm Fahre 1809 {lug er bei Santander die Generale Ballesteros und Marguesito und mehrere andere Corps; 1813 nahm er an dem Feldzuge nah Deutschland Theil; im März 1815 übergab ihm Napoleon das Kommando der Festung Dünkirhen. Nach der Schlacht von Waterloo kam er außer Dienst, trat unter dem Ministerium des Marschalls Gouvion - Saint- Cyr auf eine kurze Zeit wieder in ‘Thätigkeit, kehrte aber ins Privatleben zurü, als der Herzog von Feltre Kriegs-Minister wurde, und war seit- dem ohne Anstellung.

Der Temps tritt heute als heftiger Gegner des Herrn Guizot auf, der gegenwärtig auf einer Neise durch das Depar- tement des Calvados begriffen ist, dessen Deputirter er bisher war, wo ihm aber jeßt die Wähler ähnliche Fragen, wie die von den Wählern von Troyes an Herrn Casimir Périer gerichteten, gestellt haben. Herr Guizot hat gleichfalls diese Fragen aus- weichend beantwortet und soll sich, dem Berichte des Pilote du Calvados nach, zum Beweise seiner liberalen Grundsäße darauf berufen haben, daß er der Verfasser der am 28. Juli erschiene- nen Protestation der damals in Paris anwesenden Deputirten gegen die Verordnungen vom 25. Juli sey. Der Temps er- klärt jevt, daß Herr Guizot allerdings der Verfasser jener Pro- testation seh, daß die Redaction des Temps sich aber damals meh- rere Auslassungen erlaubt habe. Das genannte Blatt giebt hierauf die Protestation und unterstreicht die vier ausgelassenen Stellen, welches gerade diejenigen der Protestation sind, in wel: chen das Wort König vorkommt.

Die alte Lateinische Inschrift über der Cingaugsthür zur Ven- dome-Sáule is jeßt wieder hergestellt uud das Gerüst, das zu diesem Zwecke um die Säule errichtet war, abgenommen worden.

Fu Arles fanden am 15ten unruhige Auftritte statt, in de- ren Folge mehrere Personèn verwundet wurden. Am folgenden

Fn Toulon treffen fortwährend Leute ein, die nah Algier auswandern wollen, wo man ihnen Grund und. Boden zum An- bau, gegen einen jáhrlihen Zins von 25 Fr. für den Morgen, verspricht.

Die Gazette de France, die Quotidienne und das Avenir slnd wegen des Pfingsifestes heute nicht erschienen.

Paris, 24. Mai. Se. Maj. verließen Havre am 21sten Morgens um 6 Uhr zu Pferde. Die Natioaal- Garde bildete ein Spalier von dem Präfektur- Gebäude bis zur Vorstadt Fn- gouville. Hier bestieg der König seinen Wagen, um die Reise nach Dieppe fortzusezen. Jn den auf dem Wege dorthin bele- genen Städten Montivilliers, Goderville, Fécamp, Cany und Saint-Valéry fanden Se. Maj, die National-Garden aufgestellt. Fn Fécamp wurde ein Frühstíck, das der Maire dem Monar- chen bereitet hatte, eingenommen und die Kirche, ein weitläufti- ges Gothisches Gebäude, in welchem die Gebeine der Herzoge der Normandie ruhen, besichtigt. Es war 4x Uhr, als der Kö- nig in Dieppe eintraf. Vor dèm Stadtthore wurden Se. Maj. von dem Magistrate unter einem Triumphbogen empfangen. Der Einzug erfolgte zu Pferde. Alle Häuser waren mit drei- farbigen Fahnen und grünen Laubgewinden verziert, Gleich nach seiner Ankunft im Rathhause ließ der ‘König die Civil- und städtischen Behörden vor und begab s\ich sodann zu Fuß nach dem Plate, um die dort aufgestellte National- Garde der Stadt und der umliegenden Gegend, 4000 Mann an der Zahl, in Augenschein zu nehmen. . Nach beendigter Mu- fterung besuchten Se. Majestät das Seebad. Um 7 Uhr wurde zu Tisch gegangen. Obgleich es {hon spät war und die Neise noch an demselben Tage fortgeseßt werden sollte, so wollten Se. Majestät doch die Stadt nicht verlassen, ohne zuvor der Eröff- mung eines Jhnen zu Ehren veranstalteten Balles beigewohnt zu haben. Es war bereits 12x Uhr, als der König in Seinem Schlo}se Eu, 7 Lienes von Dieppe, eintraf.

Nachrichten aus Toulon vom 18ten zufolge, hatte der Prinz von Yoinville sih niht, wie solches anfangs bestimmt war, am 17ten eingeschifft, sondern wollte noch bis zum 20sten in Tou- lon verweilen und sich dann erst- an Bord der „Artemisia“/ bege- ben. Der Prinz wird zunächst in Ajaccio auf Korsika erwartet. Gestern wurde bei dem Präsidenten des Conseils ein mehr- ständiger Minister-Rath gehalten.

Niederlande,

Aus dem Haag, 25, Mai. Jun der gestrigen Sigzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde der von Herrn Warin bereits vor längerer Zeit in Anregung gebrachte Borschlag zur sofortigen Revision des Grundgeseßzes von 30 ge- gen 10 Stimmen verworfen.

Nachdem Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrih der Nie- derlande die Pfingstfeiertage hier zugebracht , sind Höchstdieselben wieder zur Armee zurückgekehrt.

Durch einen Königl, Beschluß vom 23sten d. M. is der bei den legten Ereignissen in Antwerpen bekannt gewordene Fü- selier des 10ten Infanterie - Regimentes Hendrik, van Lettven, zum Ritter des militairischen Wilhelnr-Ordens vierter Klasse er- nannt worden.

An unseren neuen Gränzen wird über den Schleichhandel sehr geklagt, besonders in der Nähe der Maas. Auch in Staats- flandern ist dies der Fall; vor furzem fonfiszirte man dort 7 Ki- sten mit Manufaktur-Waaren, gegen 4000 Gulden an Werth, und fertigte sie nah Middelburg ab.

Antwerpen, 24. Mai. In der leßten Nacht kam hier der Regent mit seinem Adjutanten, dem Oberst Rogier, an. Die hiesigen Civil- und Militair - Behörden waren ihm bis Berchem entgegengegangen. Um 5 Uhr heute früh war er bereits auf- gestanden, empfing die Behörden und besichtigte die Festungs- werke und die neu angelegten Batterieen. Um halb 8 begab er sich nah den Bassins, wo alle Schiffe flaggten, und besichtigte dann die Nord- Batterie. Ueberall empfing ihn das Volk mit lebhaften Beifalls-Bezeugungen. Um 11 Uhr hatten sich die Bürgergarde, die Linientruppen und die Freiwilligen auf dem Meir-Plab versammelt, wo in Gegenwart des Regenten eine Re- vue stattfand, die so glänzend war, als man sie hier seit langer Zeit nicht gesehen hatte. Der Kommandant der Provinz, Ge- neral von Tabor, hatte den Oberbefehl. Den Regenten beglei- teten der Kriegs - Gouverneur und General Tieken von Terhove. Nach Beendigung der Pargde trug das Volk dén Negenten im Triumphe bis zum Thore des Palastes, wo er von den Mitglie- dern der Regentschaft empfangen ward. Die Truppen erhielten eine Gratification. Nach eingenomnmenem Dejeuner kehrte der Regent nach Brüssel zurück.

Brlissel, 24. Mai, In der gestrigen Kongreß-Siz- zung theilte der Minister der auswärtigen Angelegen- heiten folgende Noten des Generals Belliard und der Engli- hen Gesandtschaft mit :

I. „Der General Belliard {äßt sich glücklich, dem Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Belgien anzeigen zu fönnen, daß er von seiner Regierung die Nachricht erhält, daß die Vorschläge, welche der Londoner Konferenz, Seitens des Lord Ponsonby, gemacht wurden, von derselben angenommen worden sind, und daß dieselbe eine Unterhandlung einleiten wird, um die Abtretung des Herzogthums Luxemburg an Belgien, mittelst einer Entschädigung, zu erlangen. Belgien wird“ ohne Zweifel in diesem Entschlusse der Konferenz einen neuen Beweis der wohlivollenden Gesinnungen finden, welche die großen Mächte in Bezug auf dieses Land hegen, und wird sich zweifelsohne beeilen, dieselben dadurch zu erwiedern, daß es schnell, und auf eine bestimmte und versöhnende Weise, scine Absichten hinsicht- lich der Entschädigung zu erkennen giebt, vermöge welcher es fei- nen Wunsch erreichen will, sich den Besiß Luxemburgs zu sichern. Der General Belliard ergreift diese Gelegenheit u. #st. w, Brüs: sel, 23. Mai 1831.“

Nach Mittheilung dieser beiden Aktenstücke, die bei der Ber- sammlung einen sehr angenehmen Eindru hervorbrachtrn, machte der Bürgermeister von Antwerpen, Herr Legrelle, auf die Nothwendigkeit aufmerksam, daß der Kongreß bestimmt erkläre, er wlnsche den- Frieden aufrecht zu erhalten, damit nicht eine Partei im Lande, die um jeden Preis den Krieg wolle, die Ver- fügungen des Regenten täglich Übertrete und zu neuen Kämpfen stets herausfordere, Diese Bemerkung wurde von der Mehr- heit der versammelten Mitglieder lebhaft unterstüßt. —* An der Tagesordnung war der Antrag des Herrrn Lardinois, daß der Kongreß sich nur noch mit drei angegebenen Geseß-Entwürfen bescháftige, was jedoch von 77 gegen 58 Stimmen verworfen wurde.

Fn der heutigen Sißung des Kongresses entwicelte Herr Pirson seinen früher angekündigten „Vorschlag, der im We- sentlichen Folgendes enthält. „Der National - Kongreß ernennt eine Kommission, welche ihm, in möglichst kurzer Zeit, die Mit- tel vorschlägt, die Räumung des Belgischen Gebiets von Hol- lándischen Truppen, entweder durch Vermittelung der Londoner Konferenz, oder dur einen Krieg gegen Holland, zu bewirken, Wenn der Konferenz diese Räumung gelingt, so giebt der Kon- greß derselben dadurch den größten Beweis von Achtung, daß er ihr die Wahl eines Velgischen Königs überläßt, der sich na- túclich den constitutionnellen Bedingungen unterziehen muß. Die Familie Nassau allein bleibt ausgeschlossen. Es soll nah ge- \chehener Räumung eine Zusammenkunft zwischen Holländischen und Belgischen Kommissarien in Achen stattfiuden, um si wegen Theilung der Schuld zu verständigen. Der Londoner Konferenz bleibt die Entscheidung wegen der freien Schif- fahrt auf der Schelde und dem Nhein überlassen. ‘“ Hieran schließen sich noch einige andere Erklärungen für den Fall; daß die Feindseeligkeiten mit Holland aufs neue beginnen sollten. Herr Pirson erklärte in seinem Vortrage, daß, so lange nicht viele andere Gegenstände, worüber sih Belgien zu beschwe- ren habe, erledigt seyen, man sich nicht auf eine Entschädigung für Luxemburg einlassen könne, und er glaube, man dürfe sich durch die Drohung einer Jnvafton nicht einshüchtern lassen, fon- dern múisse mit Besonnenheit einen festen und bestimmten Weg einschlagen, der sicher zum Ziele führen werde. Nach dem Schlusse seiner sehr heftigen und oft unterbrochenen Rede ver- langten mehrere Stimmen den Druck seines Vorschlags und die Vertheilung desselben an die Sectionen. Herr Duval de Beau- lieu trug auf die Tagesordnung an. Herr von Robaulx wi- dersetzte sih derselben und machte die Bemerkung, daß es sich hier um Krieg und Frieden handle, und daß man durch. das Ue- bergehen zur Tagesordnung geradezu erkläre, sich nicht um die Rntere}sen des Vaterlandes bekümmern zu wollen. Herr Du- val äußerte, daß er die Wichtigkeit des Vorschlages uicht erkenne, fondern nur wünsche, daß derselbe in eine andere Form gebracht werde. Herrv.Brouckèrestimmte für dieZusendung desBorschlages an die Sectionen, jedoch ohne die Rede des Herrn Pirson, welche unpassend gewesen sey. Nachdem der Vicomte Vilain XITIT. die Proposition noch einmal vorgelesen hatte, erklärte sich Herr van de Weyer durchaus dagegen, daß man der Londo- ner Konferenz die Wahl eines Königs überlasse. Herr von R obaulx forderte Herrn Pirson auf, diesen Punkt aus seinem Vorschlage zu streichen, wozu sich Letterer bereit finden ließ. Da es sich beim Abstimmen ergab, daß mehr als 10 Mitglieder dafúr waren, so wurde die Vertheilung an die Sectionen be- {lo}en. Herr Raikem stattete am Schlusse der Sißung, im Namen der Central - Sektion, einen Bericht Über den Gesey- Entwurf hinsichtlih der National - Belohnungen ab. Der Ent- wurf der Central - Section ‘weicht in vielen Punften von dem des Ministers ab.

Ueber die Vorfálle in Namur (\. das gefir. Bl. -d. Staats- Zeitung) giebt der hiesige Courrier folgenden neueren Bericht. „Die Uhlanen und die Freiwilligen hatten sich gestern, noch mehr als - gewöhnlich, mit einander geneckt. Als sie Abends in die Kaserne zurückgekehrt waren, kam es zu Säbelhieben und bald darauf wurde die Sache noch ernstliher. Die Freiwilligen hat- ten sich {on vorher mit Patronen versehen. Sie zogen sich nach ihrem Sammel-Playe zurück und feuerten von da aus auf die Uhlanen, welche keine andere Waffen als ihre Säbel hatten, Als man das sehr lebhafte Gewehrfeuer hörte, wurde General- marsch geschlagen, um die Bürgergarde zu versammeln. Bald darauf verbreitete sh das Gerücht, daß der Quartiermeister Dútilleux erschossen seh. Dies erbitterte die Bürgergarde der- maßen , daß sie sih nach der Kaserne: begeben wollte, um den Uhlanen zu Hülfe zu kommen. Sie drang ins Militair - Hospi- tal ein und {oß von dort aus auf die Freiwilligen. Unter- dessen hatte der Capitain Vermehlan Artillerie vom Schlosse geholt, und die Sappeurs kamen auch herbei und feuerten anf die Freiwilligen. Man schoß viermal auf - dieselben mit Kartätschen, worauf sie dann nach allen Richtungen hin flo- hen. Man stieß die Thüren aller Häuser ein, in die sie sih ge- flúuchtet hatten, verhaftete, entwaffnete sie und sperrte fie darauf in die Reitbahn ein, wo sie si bis jeßt noch befinden; Dütil- leux allein ist todt; außerdem find aber ungefähr 17 Personen verwundet, wovon 6 oder 7 tödtlih, Die Uhlanen haben am meisten gelitten. Der General Mellinet, welcher sich in der Mitte der Freiwilligen befand, ist ebenfal!s verhaftet und wird von der Bürgergarde bewacht. Man hat diesen Morgen einen Courier an den Regenten abgeschict, um fich Verhaltungsbefehle einzuholen.“

Herr Le Hon ist gestern aus Paris. hier angekommen und wohnte sogleich der Sigung des Kongresses bei.

A

Kopenhagen, den 24. Mai. Durch Schreiben von der Königl. Dänischen Kanzlei ist heute den sämmtlichen Kollegien der Mille Sx. Majestät des Konigs angezeigt, daß morgen nur

Der Minister bemerkte nah Verlesung dieses Aftenstückes : „„Da Lord Ponsonby noch nicht zurückgekehrt ist, so werde ich

sehn, dem Kongresse die Bedingungen vorlegen zu können, wel- che man uns in Bezug auf andere Theile des Grundgebiets vor- \{chlägt. Mittlerweile seße ich-Sie von dem Empfang folgender Note in Keunntuiß:

IT. „Der Unterzeichnete hat die Ehre, den Minister der aus- wärtigen Angelegenheiten zu benachrichtigen, daß, da die nöthi- gen VBefehle ertheilt worden sind, um die Fahrzeuge unter Bel- gischer Flagge in die Englischen Häfen zuzulassen, es nöthig wird,

authentischen Beschreibung dieser Flagge zu feten. zeichnete hat demnach die Ehre, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten zu bitten, ihm die Beschreibung der obenerwähn- ten Flagge zukommen zu lassen, damit er dieselben ohne Zeitver- lust seiner Regierung zusenden könne, Der Unterzeichnete er

Tage war indeß die Ruhe vollkommen wiederhergestellt.

greift diese Gelegenheit u. w. Brüssel, den 22. Mai 1831. d Ralph Abercrombd h.‘

wahrscheinlich diese Rückkehr abwarten mü}en, um im Stande zu |

die Regierung Sr. Großbritanischen Majestät in Besiß einer | Der Unter- |

Sachen der allerhöchsten Dringlichkeit zum Referat im | Staatsrathe kommen follen. Hieraus fann mau mit Gewißheit | schließen, daß die Entwürfe beider Kanzleien zu einer ftandifchen | Verfassung morgen Sr. Majestät vorgelegt und im Staats-Rathe i Der Eifer, womit diese Sache betrieben

on

iverden follen,

diskutirt 1

t, zeugt von dem aroßen Jnterésse, welches der König für diese

/ Institution hegt.

-

DeLULt\ VTAUA

(Aus dem Nürnberger Kor- acht Tagen mmlaufende Lerücht, Majestät den Köuig Ob exr

München, 24. Mai. respondenten.) Das seit der Herr Minister von Schenk habe Se. um feine Entlafsmig gebeten, {eint si zu bestätigen. ie erhalten werde, is noch ungewiß. Hannover, 28. Mai. An die Stelle der Nettstadt der biesigen Residenz bisher bestandenen Bürger - Mili:

in der Nit: und

binets-Ministeriums, hierselbft eine Bürgergarde organifirt werden, Abwesenheit oder unzureicheuder. Stärke ci-

A D 144 L TY a deren Ziveck ift, bei A

tair - Einrichtungen wird, mit Genehmigung des Königlichen Ka-

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