1831 / 162 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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M E v.

Aus den lebten Zeitungen von Hobart-Town bis zum 1ften Fanuar ersieht man, daß die großen Anstalten zur Unterjochung der Eingebornen, die der Kolonie gegen 27,000 Pfd. kosteten, gänzlich fehlgeschtagen sind, und nur den einzigen Erfolg gehabt haben, sie einzuschrecken und zu bewegen für den Augenbli in ihren Feindseligkeiten gegen die Kolonisten weniger thätig zu sehn. Der Gouverneur láßt indessen in seinem Eifer niht nach, und man ist an Ort und Stelle der Meinung, daß sich die ganze Sache am Ende mit der gänzlichen Ausrottung der Eingebornen endigen werde. Die zeitherigen nicht sehr günstigen Nachrichten von der Kolonie am Schwanen-Fluß werden n den obengenann- ten Blättern theilweise widerlegt, so daß diese Kolonie, von de- ren gänzlichen Auflösung die Rede war, fortbestehen durfte, ob- gleih man den früheren Plan, sie zur Ansiedelung von Aus- wanderern aus England zu benuten, aufgegeben zu haben scheint.

Niederlande,

Aus dem Haag, 7. Juni, Die Haarlemsch e Cou- rant enthält an Artikel: „Man vernimmt, daß Se. K, H. der Prinz von Oranien sich {hon vor einiger Zeit dem Kö- nige zur Disposition gestellt hat, um, sobald es zum Kampfe fommen sollte, bei unserem Heere wider die Belgier zu dienen, und unser Vaterland gegen ihre Angriffe vertheidigen zu helfen. Wenn man diesen Umstand in Verbindung mit den glorreichen Thaten des Helden von Quatrebras betrachtet 7 fann man mit desto mehr Vertrauen erwarten, daß die Zeit viele Aufklärung über andere Ereignisse geben und selbige vielleicht unter einem ganz anderen Gesichtspunkte erscheinen lassen wird.‘/

Auf Aulaf von der, von den Sectionen der zweiten Kammer erhobenen Bedenken, ist im Büdget den Nord-Niederländischen, bisher noch immer als „, nördliche ‘/ bezeihneten Provinzen, das Epitheton der „„getreuen‘/ amtlich gegeben worden. j

Brüssel, 7. Juni. Der Regent hat unterm öten d. eine Verfügung erlassen, durch welche Herrn Tielemans, Gouverneur von Antwerpen, dieselben Functionen in der Provinz Lüttich übertragen werden. Durch dieselbe Verfügung wird Herr Ch. Rogier zum Gouverneur der Provinz Antwerpen ernaunt. ;

Die Emancipation bemerkt, daß an dem Tage, wo die Erwählung des Prinzen von Sachsen - Koburg stattgefunden, nur drei Häuser in Brüssel, nämlich die Bauk, das Ministerium des Innern und die Wohnung des Regenten illuminirt gewesen seyen.

Hiesige Blätter machen die Bemerkung, daß der grö- ßere Theil der Mitglieder der Deputation an den Prinzen Leopold zu der Minorität gehört habe, welche gegen die Ausschließung des Hauses Nassau gestimmt hatte.

Der Courrier meldet, daß der Graf von Aerschot und Hr. van de Weyer in London nur als Mitglieder der an den Prin- zen Leopold abgesandten Deputation des Kongresses auftreten wollten, und däß sie die besondere Mission, als Regierungs: Kom: missarièn bei der Konferenz, abgelehnt hätten. 4

Herr Lehon, Belgischer Gesandter am Französischen Hofe, ist in der vergangenen Nacht nah Paris abgereist. T0

Mehrere Journale zeigen an, daß Herr Ch. Nogier gestern Azend bereits abgereist sey, um von ‘seinem Gouvernement Be- sig zu nehmen; dagegen versichert der JIndependant in einem Postskriptum, daß Herr Rogier das Amt eines Civil - Gouver- neurs der Provinz Antwerpen nicht angenommen habe. 4

Aus Antwerpen wird unterm 6. Juni gemeldet: „Ein Theil der Einwohner unserer Stadt befand sich im Laufe des vergangenen Sonnabends in der größten Besorgniß. Es hatte sich allgemein das Gerücht verbreitet, daß die Arbeiter, welche von der Stadt beschäftigt werden, die Absicht hätten, mehrere Háuser zu plündern. Da die Kommission für die öffentliche Si- ccherheit in Erfahrung gebracht hatte, daß unter den Arbeitern wirklich Reden vorgefallen waren, welche auf Unordnungen hin- denteten, so ergriff dieselbe, im Verein mit den Militair-Behör- den, die nöthigen Maaßregeln zur Unterdrückung derselben. Glück- licherweise durften solche nicht in Anwendung gebracht werden, da die sträflichen Absichten nicht zur Ausführung kamen. Die Beÿörden haben übrigens den Einwohnern angezeigt, daß fortan gegen jeden Versuch, die öffentliche Ruhe zu stören, die Gesetze in ihrer ganzen Strenge zur Ausübung kommen werden.

Der Brüsseler Assisenhof hat am bten d. das erste Verhör in der Genter Vershwörungs-Sache angestellt. Die Zahl der Angeklagten beläuft \sich auf vier: die Herren Gregoire, de Bast, von Origny und Jacquemyns. Funfzehn Zeugen zu La- sten der Angeklagten gaben über die denselben zugeschriebenen Schritte vor dem Ereignisse und über diejenigen Umstände Aus- funft, welche mit dem Marsche der Truppen von Brügge nach Gent in Verbindung standen. Die Fortsezung das Verhörs fin- det am heutigen Tage statt,

Dan emari

Kopenhagen, 7. Juni. Gestern Morgen traten Se. Maj. ihre Reise nah den Herzogthümern an,

Folgendes ift das allgemeine Geses wegen Anordnung von Provinzial - Ständen in den Herzogthümern Schleswig und Holstein ; H

¡Wir Friedrich der Sechste 2c. 2c. thun kund hiermit: Wie Wir mit Rücksicht auf Unseren für das Herzogthum Holstein erfolgten Beitritt zum Deutschen Bunde bereits früher beschlossen haben, für dieses Herzogthum eine den Zeitumsiänden und Verhältnissen ange- messene ständische Verfassung einzuführen, so wollen Wir auch dem Herzogthume Schleswig eine gleiche Verfassung zu Theil werden lassen und dadurch Unseren sämmtlichen getreuen Unterthanen in beiden Herzogthümern einen neuen dauernden Bewets Unseres uner- schütterlichen Vertrauens und Unserer ungetheilten Huld und Liebe geben. Die zu einer mögligst zweckmäßigen Bollziehung dieser Verfassung erforderlichen für das Herzogthum Holstein ge- troffenen Einleitungen und Vorbereitungen, auf welche Wir landesvâterlich bedacht gewesen sind, sollen daher auf das Herzogthum Schleswig erstreckt, besonders die Trennung der Administration von der Jusiiz in beiden Herzogthümern zur Aus- führung gebracht und zu dem Ende ein gemeinschaftliches Ober- Appellationsgericht , welches gleichfalls für das Herzogthum Lauen- burg die hbchste Fnstanz bildet, errichtet werden. Gleichzeitig mit diesen neuen Einrichtungen sollen die Stände in Wirksamkeit treten, um, durch eine angemessene Theilnahme an der Verwaltung, in Un- seren getreuen Unterthanen den Sinn und Eifer für das gemeinsame Wohl noch mehx zu beleben, Uns von den Mitteln zur Beförde- rung dieses Wohles die zuverlässigste Kunde zu verschaffen und da- durch das Band, welches Unser Kbnigl. Haus mit Unserem Volke vereinigt, noch fester zu knúpfen. Zur Begründung des Verhält- nisses der Stände wollen Wir Folgendes allergnädigst angeordnet haben: §. 1. Es sollen zuvörderst für Unsere Herzogthümer Schles- wig und Holstein Provinzial-Stände eingeführt werden, welche sich als berathende Stände in jedem Herzogthume für sich versammeln, jedoch mit völlig gleichen Befugnissen und Pflichten. Durch die ab-

esonderte Versammlung der Stände wird so wenig in dem Social- Nexus Unserer Schleswig - Holsteinschen Ritterschaft, für welchen es bei den bisherigen Vorschriften und namentlich bei dem Fihalte der Resolution vom 27. Juni 1732 sein Bewenden bchâlt, als in den sonstigen Verhältnissen, die Unsere Herzogthümer Schles-

wig und Holstein verbinden, etwas verändert. §. 2. Die

Pr9o-

vinzial - Stände bestehen aus gewählten, so wie aus solchen Ab-

geordneten, denen Wir eine besondere Stimme beilegen werden, und bilden das geseßmäßige Organ der verschtedenen See me ie allge-

meine Bedingung der Wahl-Berechtigung wie der Wählbarkeit ist das Zur Wahl-Berechtigung wie

zur Wählbarkeit eines städtischen Abgeordneten ist zwar das städtische Bürgerrecht nicht erforderlich: jedoch bedarf die Wahl eines jeden eingr Bestallung oder zum Behuf

rer getreuen Unterthanen in jedem Herzogthume. /§. 3.

Land- und das städtische Eigenthum.

Abgeordneten, welcher mit sl / amtlicher Een mit einem Confirmations-Patente versehen ist, Unserer allerhöchsten Genehmigung. che Versammlung in jedem Herzogthume Abgeordnete für : die ‘Geifsilt-

chen und für Unsere Kielische Universität beiwohnen, die wir aller- gnädigst ernennen werden. §. 4. Mit Nücksicht auf die im §. 2 ent- haltenen Bestimmungen, werden Wir die Entrourfe solcher allge- meinen Geseßbe, welche Veränderungen in Perfonen- und Eiget-

thumsrechten und in den Steuern und dffentlichen Lasten zum Ge- genstande haben, soweit sie ein Herzogthum allein angehen, der sttän-

dischen Versammlung dieses Herzogthums, soweit sie aber beide Herzogthümer betreffen, beiden ständischen Versammlungen der Her- ( §. 5. Die ständische Ver- sammlung für jedes Herzogthum kann nicht nur in Ansehung der zu threr Wirésamkeit gehörigen Gegenstände Anträge, sondern auch Bitten und Beschwerden, welche auf das spezielle Wohl und Futer- esse des ganzen Herzogthums oder cines Theiles desselben Bezichung haben, anbringen, und Wir werden über solche, wte Über diejenigen

zogthümer zur Berathung vorlegen lassen.

Punkte, die Wir ihnen zur Berathung vorzeigen lassen; Unsere Be- chlüsse ertheilen. §. 6. Dic Kommunal -Angelegetrtheiten in jedem Herzogthume wollen wir unter Vorbehalt Unserer Aufsicht und Ge- nehmigung den Beschlüssen der ständischen Versammlung Überlassett, wie derselben denn auch die Befugniß beigelegt seyn soll, die Ne- partition der in jedem Herzogthume zu entrichtenden nicht bereits geseßlich regulirten Anlagen Über die kontribuirenden Disirtkte selbs zu beschaffen und Art dey Vertheilung zu bestimmen: bei- des jedoch unter Vorbehalt Unserer zu bewirkenden Gench= migung. §. 7. Die ständische Versammlung für jedes Hertog- thum tritt zusammen, wenu Wir selbige einberufen. Die- ses wird regelmäßig fedes zweite Fahr geschehen, außerordentlich aber, so oft Wir es für nôthig finden. Die Dauer der ständischen Rersammlung für jedes Herzogthum wollen Wir immer den Um- ftändèn nach bestimmen und danach der Versammlung die Aufhe- bung derselben anfündigen lassen. §. 8. Zur. näheren Regulirung der ständischen Verhältnisse in jedem Herzogthume und über das Verfahren bei den Wahlen und in den ständischen Versammlungen, wollen Wir für jedes Herzogthum besondere Vorschriften erlassen. Fn denselben werden Wix auch Unsere Allerhöchste Entschließung Uber die Zahl der verschiedenen Abgeordneten für iedes Herzogthum erdfnen. Ehe Wir aber in Anschung des sonstigen Fnhalts der Uns zu solchen Vorschriften vorzulegenden Entwurfe Unsere end- liche Allerhöchste Resolution ertheilen, sollen darüber erfahrne Mâätt- ner aus- beiden Herzogthümern vernommen und zur Berathung zu- gezogen werden. Auch werden Wir, wenn Wir künftig in diesen besonderen Geschen Abänderungen- als wohlthätig und nüßlich er- achten würden, diese nur nach vorgängiger Berathung mit den Ständen jedes Herzogthums treffen. Urkundlich :c. Kopenhagen , den 29. Mat 1831. See Moltke. Rothe. Hammerich. Hôpp. Latng-=- heim. Thomsen. Reventlow=-Criminil. Vol e n.

Ans dem Russischen Hauptquartier Kle- czewo vom 4. Juni. Am Morgen nach der Schlacht von Ostrolenfa, also am 27, Mai, waren dem - Feinde Kosaken ge- folgt. Mittags erhielt der General Graf Witt den Befehl über die Avant-Garde, welche aus der 2ten (Grenadier -, der 1sten Zn- fanterie- Divislon und einigen Kavallerie- Regimentern gebildet wurde, und rückte nach-Nozan. Der Feind räumte dicsen Ort, \só wie später Pultusf und Sierozf, ohne Widerstand, ging über den Fluß und zerstörte die Brücken. Am 28sien rückte General Graf Pahlen mit dem 1sten Corps gegen Myszhniez, um dem in Lomza zurückgebliebenen Gielgudschen Corps von angeblich 6000 Mann den Rückzug abzuschneiden, den es nach der ange- nommenen Vermuthung über die Skwa und Omulew zu neh- men sthen wúrde, Diesem gegenüber stand der Geueral Sacken mit 6. Bataillonen, einigen Hundert Kosaken und 2 Batterieen. General Gielgud räumte Lomza am 27sten, zerstörte die dortige große Brücke und wandte si nördlich, drängte den General Sacken zurü tind ging in raschen Märschen bis Angustowo vor. Am 31ften brach General Kurutta mit den beiden Jnfanterie- Negimentern des abgesonderten Garde-Corps, der dazn gehörigen Artillerie und dem Grodnoschen Garde - Husaren - Regiment nach

Lomza auf; die beideu anderen Kavallerie-Reginicnter dieses Corps |

waren {on früher nah Bielsk detaschirt worden. Am 1. Juni brach der Feldmarschall von Ostrolenka nach Rozan auf; der Großfürst Michael rückte mit der Garde nah Glinki, Am 2ten blieb-das Hauptquartier stehen, am Zten rückte es nach Maguieszewo. Die Garde folgte, das Hauptgtuartier des Großfürsten ging nach Mafow und General Pahlen mit der {sten und Zten Diviston und mit einer Grenadier-:Division in die Gegend von Prasznyc, fo daß gegenwärtig die Armee zwischen Pultusk, Praszuyc und Rozan steht. Heute am 4ten rückt das Hauptquartier des Feld- marschalls nach Kleczewo, nahe bei Pultusf, vor. Von dec Cholera is die Russische Armee nunmehr als gänzlich befreit an- zusehen. Jun Lomza haben sich noch einige Krankhéitsfälle er- geben.

- Aus einem Privat-Schreiben von der Rusf- sischen Armee. Zu unserer größten Verwunderung lesen wir in dem Polnischen offiziellen Bericht über die Schlacht von Ostrolenfa die Angabe, die Polnische Arniee habe am 26sten das Schlachtfeld behauptet, die Russische sich aber am Abend auf das' linke Ufer der Narew zurtickgezogen. Die völlige Unrichtig- keit dieser Behauptung geht aber aus Nachsteheudem vollständig hervor: „Zu Ende des Gefechts befanden sich folgende Truppen auf dem rechten Narew-Ufer: General Martinoff mit dem Astrachauschen und Souwaroffschen Grenadier-Regiment; General Berg mit dem Ekaterinoslawschen Grenadier- und Zten Kara- binier- Regiment ; General Maunderstern mit der 1sten Division vom 1fsien Corps; und der Feldmarschall, welcher si ebenfalls in Person daselbft befand, zog beim Einbruch der Nacht, und als das Gefecht {on - völlig beendigt war, anstatt die T das linfe Ufer zurückzunehmen, noch die 2te Garde-Division und vom 1sten Corps noch ‘einige Kavallerie-Regimenter auf das rechte Ufer herüber. ‘“

Warschau, 9. Juni. Ehe die Landboten-Kamnmer in ihrer Sizung vom Z3l1sten v. M. zur Tagesordnung schritt, ersuchte der Landbote Graf Fohann Ledochowski um das Wort und machte den Antrag, daß eine Deputation an den Ge- neralissimns und die Armee abgesandt werde, um ihnen im Na- men der Nation zu erklären, daß ste sich deren Dankbarkeit erz worben hätten. Diesen, Antrag nahm die Kammer, ohne eine Rechtfertigung zu verlangen, einstimmig an und wollte zugleich, daß auch die Senatoren-Kammer befragt würde, ob sle an diesem Beschluß Antheil nehmen wolle, Um den Senat hiecvon zu be-

Auch follen der ständischen

«ruppen auf -

nachrichtigen, bezeihnete der Marschall eine Deputation, bestehend auts. den Landboten Swidzinski unnd Slubizfi, und als diese ih: ren Austrag erfüllt hatten, kehrten sie mit der Nachricht zurück, daß der Senat sehr gern jenem Vorhaben beitrete und von seiner Seite den Bischof von Lublin, Herru- Dziencielski, den Senator Wojewoden Wodzhnski und den Senator Kastellan Krasinski zy der Deputation ausgewählt habe, nur wünsche er, daß man sich vorher über die dem Generalissimus zu úberreihende Adresse ver: ständigen möchte, um dieser Botschaft, welche gewiß die Aufmerk. samkeit von ganz Europa auf sich ziehen werde, mehr Feierlichfeit zu verleihen, Die Landboten- Kammer theilte die Meinung deg Senats, und demzufolge bezeichnete der Marschall, sowohl zur Berathung hinsichtlich der Adresse, als um si vereint mit den vom Senat abgeordneten Mitgliedern zum Generalissimus zu begeben, eine Deputation,-bestehend aus den Nepräsentanten Graf V. Ledo: howsfti, Graf G. Malachowsfki, Ziemienzki, Swirski, K, Witkowski, Zwierkoivsfi, Zaleski und Bykowski. Jm ferneren Verlauf der Siz: zung beschäftigte sich die Kammer mit einem von den Kommissionen vorgelegten Gefeß-Entvwurf über MNeglements Angelegenheiten,

matische Gegenstände so, wie es das Projekt beabsichtigte, von der Kommission für die administrativen und organischen Ange: legenheiten oder. durch eine besondere diplomatische Kommission

erledigt werden follten. Für Bildung einer abgesonderten diplo: matischen Kommission stimmten mehrere Deputirte, und Herr Krysinsfi meinte, daß dieselbe, um der erforderlichen Geheim: haltung ihrer Geschäfte willen, nur aus Z Mitgliedern, nämlich 2Senatorenund3 Landboten, gebildet werde. Mehrere Mitglieder waren der entgegengeseßten Meinung , indem sle auseinanderseßten, daß es dem Neichstage gar nicht gezieme, sich in die dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten anvertrauten Geschäfte zu mischen; daß diese Geschäfte ihrer Natur nah geheim gehalten werden müßten; daß der Beruf der Reichstags - Kommisfionen nur darin bestehe, Projekte und Rechuungen in Untersuchung zu ziehen, und daß, was das Departement der auswärtigen Ange:

legenheiten anbetreffe, die abzuschließenden Traftate die diesem|

Departement zugehörigen Projekte seyen, mit diesen allein also die Neichstags - Kommissionen s\ch zu beschäftigen hätten; daß endlich eine Einmischung einer besouderen diplomatischen Kom: mission in die auswärtigen Angelegenheiten von der auf ihm lastenden Verantwort: lichkeit befreien würde. Hierauf erwiederte der Deputirte Kr hsinsfki, es seh keinesweges seine Meinung gewesen, daß die diplomatische Kommission, deren Nothwendigkeit er behauptet, in die Geschäfte des Ministers sich einmishen solle, sondern nur aus Rücksicht auf die jeßige Lage Polens und auf die nihtigen Wirkungen, welche die. Thätigkeit der diplomatischen Abtheilung bis jett zeige, habe erx es für dringend nothwendig gehalten, alle Kräfte und Fähigkeiten zur Erreichung des erstrebten Ziels zu vereini: gen. Die Majorität der Kammer erklärte sich jedo gegen den Antrag des Deputirten Krhsinski.

Seit dem ten d. M, bis gestern fanden keine Reichstags: Situngen statt, indem sich die Komniissionen während dieser Zeit mit Untersuchung des vom Landboten Ledochowski einge- reichten Projekts über eine Regierungs - Veränderung beschäftig- ten. Nach langen Verhandlungen entschieden die Kommissionen sich endlich daftir, daß eine Veränderung durchaus nothwendig fet, und daß die Negterung einem Einzigen übergeben werden solle. Die Staats-Zeitung begleitet diese Nachricht mit fol- genden Bemerkungen: „Bei den Berathwngen der Kommissio- nen wurde unter Anderem der Vorschlag gemacht, entweder die ganze Negierungs- Gewalt dem jeßigen Präsidenten der Nativ- nal-Regierung, Fürsten Adam Czartoryski, zu übergeben, oder den Fürsten Czartorysfi zinn Präfidenten ohne Verantwortlichkeit, mit dem Titel Statthalter, tund Herrn Vincenz Niemojowski zum ver: antwortlichen Vice-Präsidenten, der die Verordnungen unterzeich: nen folle, zu erucinen, und den Generalissimus zur Entscheidung über Mititair-Angelegenheiten hinzuzuziehen, wahrend außerdem der Bice-Präsident im Minister-Rath den Vorsiß führen und die Minister vom Reichstage erwählt werden follen. Aus diesem Allen soll Einig- keit und Energie hervorgehen! Endlich trug der Graf Gustav Malachowski, ehe noch das Projekt redigirt worden war, darauf an, dasselbe zuerst dem Senat vorzulegen, worüber die Kommis- slonenevorgestern debattirien, Ju der That, es wäre mehr Hoff: nung vorhanden gewesen, daß dieses legislative Monstrum im Senat durchgehen würde, als in der Landboten-Kammer. Die- ser Vorschlag gelang jedo nicht; die Kommissionen entschieden, daß das Vrojeft zuerst in die Landboten- Kammer gebracht wer: den sollte, Man muß hoffen; daß auch die beabsichtigten Ver- änderungen," welche der allgemeinen Sache nur schädlich sein können, nicht gelingen werden; die öffentliche Meinung spricht sich zu deutlich ans, Der Warschauer Kurier sagt in derselben Veziehung: „Seit einigen Tagen sind in Warschau die ver- schiedensten Gerüchte über eine Regierungs-Berändertung imUmilauf, Die aufrichtigen Vaterlandsfretude wünschen, daß dieser Umstand nicht der Aulaß zu Entzweiung der Gemüther werde. Wie sehr jedoch anch die Meinungen getrennt sind, so beruhigt die Gewißheit doch

alle eifrige Polen, daß ein Jeder, wenn auch auf verschiedene Weise, nah Unversehrtheit der Bürger-Freiheiten, und nach Be- | Mögen fich also unsere Feinde |} Wir werden uns Alle zur Vertheidi-

glückung aller Einwohner sirebt. nicht vorx der Zeit freuen. gung des Vaterlandes vereinigen. ‘“

In der S der

gestrigen Sitzung wurde endlich, nachdem dem Kriegs-Minister vorher noch ein Kredit von 14 Millionen bewilligt worden war, der Gesetz - Ent- wurf hinsichtlich einer Negierungs- Veränderung von den Kom- missionen vorgelegt, wonach die Regierungs - Gewalt einem Ein- zigen, unter dem Titel eines Statthalters, übertragen werden soll ; die Disfusslon darüber aber verschob man noch bis zur nächstfolgenden Sibßung.

Im-Warschater Kurier heißt es: „Ueber - die Kriegs- Operationen is noch keine sichere Nachricht in der Hauptstadt angelangt. Bom Feldmarschall Diebitsh find verschiedene Ge- rüchte im Umlauf; die Eineu sagen, er wolle persöulich die Lit- thauischen Jusurgeuten in Schrecen seßen, die Anderen, es seh seine Absicht, sich Warschau zu nähern, Ferner hat sich am 6ten d, M. das Gerücht verbreitet, daß die Jnsurgenten, mit dem General Chlapowsfi vereint, in Brzesc eingerückt seyen und dort ein bedeutendes Artillerie-Depot vorgefunden hätten; doch ist feine offizielle Meldung darüber eingegangen. Man sagt auch, daß General Gielgud jeuseits Raygrod sehr vortheilhaft mit dem Sackenschen Corps gekämpft habe. Mehrere Einwohner von Plozï, welche die Annäherung des Feindes fürchten, haben diese Stadt verlassen und sich über die Weichsel geshist. Das Entlassungs-Gefuch des bisherigen Finanz-Ministers Herrn Bier- nazfi ist im Druck erschienen; erc giebt darin die Gründe an, welche ihn bewogen haben, dieses wichtige Amt zu verlassen, und am Schlusse erklärt er, daß er dasselbe so lange verwalten werde, bis ihm ein Nachfolger ernannt seh, Noch ist es uicht bekanut,

Die Haupterörternngen wendeten sich um die Fragen, ob diplo: |

Ministerialthätigkeit gewissermaßen den Minister der

Landboten - Kammer

x das Finanz- Ministerium tibernehmen wird; es heißt, der stellau Dembinsfi ; Andere wünschen , daß Raimund Rem- [sinsfi nah Polen zurückkehren und dieses wichtige Amt an- men «möge; noch Andere sagen, der Staatsrath Murawsfki r Herr Dominikus Krasinsfi würden es erhalten. Der eißene Bericht über die Schlacht bei Ostrolenka ist uns noch Gt mitgetheilt worden. ‘‘ " Die Warschauer Zeitung meldet: „Der General, Graf ufowiezki, hat bereits die verlangte Dimission als General der fanterie erhalten und beabsichtigt, mm kurzem die Hauptstadt N verlassen. Der nee Gouverneur von Warschau ist noch nicht bannt. Mehrere Generale, denen dieses beschwerliche Amt an- oten worden ist, haben es abgelehnt, ‘/

Fn der Deutschen Warschauer Zeitung befindet si die verbürgte Nachricht, daß die Russen vor einigen Tagen die adt Lublin geräumt hätten,

Dasselbe Blatt theilt den Anfang einer Bekanntma-

ng. der Polnischen Negierung mit, wonach diese, auf Grund

Reichstags-Beschlusses vom 29, Fannuar d. VF,, eine Anleihe 1 60 Millionen Gulden unter dem Titel „Polnische Subsi- n‘ erófsuen will, deren Sicherheit auf alle Staatsgüter und das gesammte National-Bermögen des Königreichs Polen in sei- ganzen Ausdehnung begründet werden foll. Die Negociation ser Subsidien, innerhalb und außerhalb des Landes, ihre Ver- sung und Tilgung soll der Polnischen Bank anvertraut wer- h, Die Staatsschulden - Tilgungs - Kommission, aus Mitglie- n beider Neichstags-Kammern bestehend, soll über Alles wa- 1, was auf das Interesse der Gläubiger Bezug haben kann, sollen 100,000 Obligationen, eine jede zu 600 Fl., ausgestellt den. Um diese Subsldien zu sammmeln, foll die Poluische nf in allen größeren Städten innerhalb und außerhalb des 1des Subscriptionen eröffnen. Der Subsfkribent soll verpflich- seyn, ein Viertheil des Werths der angebotenen Subsidien Aufgeld zu erlegen, den Rest aber in 6 gleichen Raten am n jedes Monats, vom 1. Juli ab bis zum 1. Dezember, zu len, Wer éin größeres Aufgeld zahlt, soll eine entsprechende zahl von Obligationen sogleich dafür erhaiten. Diejenigen, iche die subsfkribirte Summe schon vor Ablauf des. obigen Ter- 1s exlegen, sollen eine Vergtitigung von ? pCt, monatlich für gezahlten Summen empfangen. Zu jeder Obligation soll ein winn gehören, der innerhalb der ersten 6 Jahre am 15. Mai s Jahres durch Verloosung bestimmt werden und dem Jun- er der zu der Obligation gehörigen Prämie am darauf fol: den 1, Juli in Warschau ausgezahlt werden soll, Die Prämien fol: in zwei gleicheHälsten, aund b, getheilt und von den Eigenthümern h abgesondert von den Obligationen verkauft werden könuen. Nach lauf von 6 Jahren, nämlich vom Fahre 1838 ab, sollen die zenthfimer derObligationen gegen Zurückgabe derZins-Coupons am Nuli jedes Jahres 4 pCt. Zinsen erhalten, bis die Nummern durch

vom 15. Mai 1838 an 25 Jahre hindurch bis zum Jahre 2 vorzunehmende Verloosung getilgt ‘und zu dem Nominal- rth ausbezahlt sehn werden. Die Staats-Zeitung sagt: „Bis jebt ist noch fein ter General-Gouverneur für die Hauptsiadt gewählt, und dieses it wird interimistisch von dem Vice-Gouverneux Hrn. Kaminski waltet, Es heißt, daß zu dieser Stelle entweder General ttié oder General Graf Ledochowski, Kommandant der Fe- 1g Modlin, berufen werden soll, Jn diesen Tagen waren der beunruhigende Gerüchte im Umlauf, daß nämlich mehrere sonen mit Ge1oalt die Suspension der Preßfreiheit verlang- , odex auch eine solche Einschräukung derselben, daß es nur a Bermögenderen gegen eine Caution vou 18,000 Fl. erlaubt em solle, efn öffentlihes Blatt herauszugeben. Es ist endlich t, daß die Kawamern dieser Ungewißheit ein Ende machen. it einigen Tagen spricht man von sehr vortheilhaften Gefech- der Litthauischen Jusurgenten in Verein mit General Chla- ófi gegen die Russen. Man behauptet, die Insurrection e sich bis Brzesc ausgedehnt. Am 6ten d. M. der bei Ostrolenka verwundete und in Folge seiner Wunden storbene Oberst Kierwinsfki beerdigt. Die Nachrichten aus lizien über den Aufstand in Podolien sind sehr wider- hend, Jett wird wieder gemeldet, daß die Jusurgenten die sischen Gränztruppen bei Satanow úberwältigt hätten, daß tanow von den Ersteren besett seh, und daß die Russen, un- denen sich über 10 Offiziere befänden, nach Tarnopol in Ga- n ihre Zuflucht genommen hätten. Jun dieser Gegend soll ersahrene, kühne und tapfere Capitain Nyko, der sich in War- u während der Nevolution auszeichnete, die Jnsurrection Ben, An der Gränze ging anch das Gerücht, daß einer unse- Y Generale persönlich in Podolien angelangt set); dies glauben jedoch nicht. Es ift hier eine anf die gegenwärtigen Ver- tnisse bezügliche Karrikaturx erschienen: eine Hand nämlich hält Scepter; anf ihren fünf Fingern befinden sich die 5 Regie- gs-Mitglieder; von der Seite hant ein Säbel vier von den gern ab, und nur der Daum bleibt nnangetastet. Von ö. Bandtkie ist ein sehr fleißig ausgearbeitetes und für die Wunde des vaterländischen Rechts sehr nübßliches weitläuftiges rf in 4to unter dem Titil: Jus Polonicum, codicibus vete- s manuscriptis et editionibus quibusque collatis, erschic- , Die Polnische Jurisprudenz verdankt diesem gelehrten De- der Warschauer Universität hon mehrere Werke dieser Art.“

P

—ImOesterreihischenBeobachter liest man: „Nach-

len von der Galizishen Gränze vom 1. Juni zufolge, war Kaiserl, Russische General Rüdiger bereits mit seinem gan: Eorps in die Lubliner Wojewodschaft eingerüct, befand sich dl. Mai in Tomaszow uud sendete Streisparteien aus. Schreiben aus Krakau vom 2, Juni Morgens ' meldet : General Uninsfi soll vom Kommando entferut worden feyn. Grund hiervon wird in Warschauer Briefen angegeben: Ge- Uminsfi habe die ausdrückliche Bestimmung gehabt, den marschall Grafen Diebitsch durch unaufhörlihe und heftige jtife glauben zu machen, daß die ganze Polnische Armee ge- vartig seh, um den Generalissimus Skrzynezki zu seiner Éx- lon nah Tyfocin mehr Yeit gewinuen zu lassen. Statt n habe es General Uminsfi bei einigen {wachen Angriffen enden lassen, wodurch der Feldmarschall in den Staud gesekßt den seh, das Manöver des Polnischen Ober - Befehlshabers wahrzunehmen, als solches nah des Leßteren Berechnung e geschehen sollen,‘ ‘/

I Bon der Polnischen Gränze, 10. Juni. Wenn ») nach einigen Nachrichten die Russische Armee noch bei «an sieht, \o lassen doch mehrere in Warschau eingegan: è Notizen glauben, sie sey im Begriff, bei Plozk und zugleich \ulawyh über die Weichsel zu gehen. Von den Generalen igud und Chlapowski sind feine neuere Nachrichten einge- hen, und es muß daher der Bestätigung der bereits erwähn- Gerüchte noch entgegeugesehen werden. Die Negierungs- nberung in Warschau sollte heute ausgesprochen werden.

wourde

1047

Von der Litthauishen Gränze, 7, YXuni. Nachrichten aus Gielgudischken zufolge, war Ie d Toos Mann starke, zu dem Corps des General Gielgud gehörende Ab- theilung Polnischer Truppen angekommen und wird daselbft über die Memel gehen. Eine zweite eben so starke Abtheilung will, dem Vernehmen nach, bei Wilzki und eine dritte oberhalb Kauen diesen Fluß passiren. Das ganze aus Kalwary kommende Corps des Generals Gielgud s{heint demnach aus 9000 Mann zu be- stehen. Jn Ermangeltng von Pontons und anderen Brücken bedient sich dasselbe, um auf jenen Punkten über den genannten Fluß zu kommen, der Holzflöße, die mit starken Bohlen belegt werden, eine Einrichtung, die man für alle Truppen - Gattungen sicher geung erachtet. Die früher schon in jenen Gegenden befindlich gewesenen Insurgenten - Haufen , als deren Anführer wiedernm der Major Puszet (oder Puscheit) genannt wird, und der jeßt in der Gegend von Prenn stehen soll, suchen sich sämmtlich dem General Gielgud anzuschließen, und es scheint, da, dem Verueh- men nach, ein Nussisches Corps unter dem General Saß die Polen zu erreichen sucht, hier bald zu einem ernsten Gefechte fommen zu wollen.

Deutschland.

Weimar, 9, Juni, Heuté Nachmittags 5 Uhr ist Se, Königl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen im Höchsten Wohlseyn zu einem Besuche am hiesigen Großherzoglichen Hofe auf der Sommer-Residenz Belvedere angekommen.

_ Leipzig, 9. Juni. Gestern früh geruhte Se. Königl. Ho- heit, der Prinz Johaun, den Exerzier- Uebungen der hiesigen Kommunal:Garden (16 Compagnieen zu Fuß und eine Eskadron zu Pferde) beizuwohnen, Höchstderselbe gab die vollkommenste Zufriedenheit zu ecfennen. Kommunal: Gardisten jedes Gra- des, Militair- und Civil-Beamte hatten die Ehre, von Sr. Kö- nigl, Hoheit zur Tafel zugezogen zu werden, vor welcher unmit- telbar auf Höchsten Befehl die Kommunal: Garde durch Alarm- schlagen unter die Waffen gerufen wurde, bei welcher Gelegen- heit fle abermals ihren Eifer für treue und rasche Ausführung des Dienstes bewährte, wofür Se, Königl. Hoheit neuerdings den höchsten Beifall zu erkennen gab und Abschied von den Compagnieen nahm, welcher durch ein einstimmiges Hurrah er- wiedert wurde. Abends begab sich Se. Königl. Hoheit in das Theater und verließ heute früh, gegen 8 Uhr, begleitet von den heißen Segenswtinschen sämmtlicher Einwohner, unsere Stadt, um die Neise über Borna, Rochliß, Penig und Chemniß nach Dresden fortzuseßen. Jn sámmtlih genannten Städten wer- den die daselbst errichteten Kommunal - Garden vou Sr, Königl. Hoheit gemustert werden.

,,ZU den mancherlei ungereimten Gerüchten der heutigen Zeit ‘‘, sagt die Leipziger Zeitung, „hat sich seit einigen Tagen auch das gesellt, daß Oesterreichische Truppen des nächsten Sachsen beseßen würden. Die Sache verdiente keiner Erwäh- nung, wenn nicht, wunderbarer Weise, die Möglichkeit eines folchen Ereignisses hier und da Glauben fände und fomit Be- sorgnuisse erweckte. Daß alles darüber Erzählte unwahr und er- dichtet ist, kann mit Bestimmtheit versichert werden. ““

Braunschweig, 8. Juni. Se. Durchlaucht haben geruht, den bisherigen Ministerialrath und Hof-Jägermeister Grafen von Veltheim, den bisherigen Ministerialrath von Schleiniß und den bisherigen Ministerialrath Schulz zu Geheimen Räthen zu er- nennen

Giessen, 5. Juni. Die hiesige Universität hat durch den gestern erfolgten Tod des Großherzoglich Hessischen Prälaten und geistlichen Geheimeraths, Professor Dr. Fohann Ernst Christian Schmidt, berühmt als Schriftsteller, namentlich im Fache der Kirchengeschichte, einen unerseßlichen Verlust erlitten. Er war 1772 geboren und wirkte seit 1793 segensvoll an der hiesigen Universität,

Salem Das Journal des Débats enthält folgendes Privat- schreiben aus Nom vom 23. Mai: „Jch sende Jhnen anliegend die Kopie eines Schreibens des Kardinals Bernetti anu den Fran- zösischen Botschafter, woraus hervorgeht, daß im Römischen Staate nicht ein Jndividuum mehr wegen politischer Vergehen gefangen sizt, mit Ausnahme der Anstifter des Aufstandes, der während des Römischen Karnevals ausbrach, über die in der nächsten Woche das Urtheil gefällt und die sodann begnadigt iverden sollen. Es ist feine Härte begangen, und nicht eine Obole Werthes is in einem Lande fonfiscirt worden, wo diese Strafe dem gemeinen Rechte angehört. Allerdings befinden sich viele Ausgewanderte im Auslande; weun sie aber heimzufehren wün- schen und die vou ihnen verlangten Versprehungen geben, #o werden alle oder doch beinahe alle bald zurückkehren fönnen. Nachstehendes ist das oben erwähnte Schreiben des Kardinals Bernetti: Sm QUiIr at, 11 O USOr, Der Kardinal Pro-Staatssecretair fann dem ausgezeichneten Interesse, welches Ew. Excellenz unansgeseßt für die Nuhe der Staaten des heiligen Stuhles beweisen, nicht besser entsprechen, als iudem exr fortfährt, Fhnen die weiteren Maaßregeln mitzu- theilen, durch welche die Päpstliche Regierung sich bemüht, einer Störung dieser Ruhe vorzubeugen, und denen, die eine solche ver- suchen möchten, jeden Vorwand dazu zu nehmen, Die im Edikt vom 30, April ausgesprochenen Maaßregeln der Mäßigung und Milde haben bereits in der ganzen Ausdehnung dieses Staates ihre Wirksamkeit geäußert, die Provinzial-Behörden haben, den ihnen übersandten Befehlen gemäß, alle wegen hervorstehender Theilnahme an den leßten Unruhen verhaftete Personen in Frei- heit geseßt; feine neue Verhaftung hat stattgesunden, einige Jun- dividuen der niedrigsten Klasse abgerehnet, die sich in den let- ten Tagen neuer Vergehen gegen die Ordnung und öf- fentliche Ruhe \ch{uldig gemacht haben. Mit der morgenden Post werden neue Justructionen abgehen, nah deren Juhalt die Amnestie buthstäblih vollzogen und die Gnade des Sottverains nicht durch Auslegungen beschränkt werden soll. Pro - Staats - Secretair hat sich beehren wollen, Ewr. Excellenz hiervon Mittheilung zu machen, um Sie in Stand zu seven, ge- legentlich die Gerüchte zu widerlegen, die von den erbitterten Feinden dieser Regierung zum Hohn der Wahrheit unanfhörlich verbreitet werden. Der Unterzeichnete wiederholt Ewr. Excellenz U, f Wi S Wernett1i,“ Ql Le l Die Schlesische Zeitung meldet aus Belgrad von 27. Mai: „Wir haben Briefe aus Monastir vom 11ten d. er- halten. Nach. diesen ist der Groß-Wesir nah den glänzenden Siegen über die Rebellen wieder in gedachte Stadt zurtickgekehrt. Es ist dies eine Folge der in Unter- Albanien ueuerdings ausge- brochenen Unruhen, an deren Spiye der Seliktar Poda fieht, welcher sh bei den früheren Aufständen schon durch eine zwei- detitige Rolle bekannt machte und aur durch seine zuvorkom:

Der Kardinal- !

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mende Unterwerfung das" lektemal der verdienten Strafe entz- ing. Diese Unruhen sind keinesweges unbedeutend und erstrek- en sich von Janina bis Gorga, einige Meilen von Monastir ; von allen Orten strömen Banden von Unzufriédenen der Stadt Gorgßa zu, wo sle sich unter dem Befehle des Seliktar Poda versammeln. Dieser hat auch seinen Wohnsiß unweit Gorta in Vertheidigungsstand geseßt und verproviantirt, entschlo}en , si im \chlimmsten Falle da einzuschließen und bis auf den leßten Mann zu halten, indem er wohl einsieht, daß er nun feine Be- gnadigung mehr zu hoffen hat. Mustapha Pascha von Sku: tari steht bei Pesreni und beobachtet den Pascha von Skopia. Wo Karapheys Oglu sh nah der von dem Sohne unseres Pa: \{a?s erhaltenen Schlappe hingewendet hat, ift nicht bekannt.“ Dasselbe Blatt berichtet unter Triest, vom 31. Mai: „Briefe aus Korfu von neuexenr Datum bestätigen den Wieder- ausbruch der Jnsurrection in Albanien, so wie auch, daß der Groß-Wesir nach Monastir zurückgekehrt sey. Nachdem er die zum Gehorsam zurückgefehrten Paschas von Skopia, Wrana und Lesfowacz, ihre Kinder und Verwandten als Geiseln abge- führt hatte, erhielten diese den Befehl, gegen die Fnsurgenten in Unter - Albanien zu marschiren. Aus Skutari schreibt man, daß 12000 Bosniafen auf dem Wege nah Pesreni, um zu Mustapha Pascha zu stoßen, bereits in Gabko angekommen sehen. Der Pascha von Salouichi hat, wie man von dort U, Lan 3 geei mehrere 1000 Mann starkes in Ne ordringendes Corp riehen zwei Paschas mit beträchtlichen T A L A YAY N In der Agramer Zeitung liest man Folgendes von der Bosyischen Gränze: „Der von den Bn Rebellen vor- gehabte Ausmarsch ist am 17. Mai wirklich erfolgt, demnach sind auch die Kontingente der Capitaine von Gradachacz, Teschan, Tusla, Maglaj' und Dervent zu dieser Zeit aufgebrochen und hatten sich am linken Drina:Ufer (Scheidungs-Gränze zwischen Bosnien und Servien ) aufgestellt und von dem Servischen Fürsten Milosch Obrenovih den Durchzug nach Albanien ver- langt, welcher von diesem jedoch mit dem Bedeuten verweigert wurde, daß er seine Treue für die Pforte auf diese Art keines- weges fompromittiren wolle und könne, jedoch zur Vermeidung eines feindlichen Einbruches die angesuchte Verpflegung der längs Serviens Gränze marschirenden Truppen nicht verweigern wolle, worauf der Marsch längs der Drina fortgeseßt und der allge- meine Versammlungsplaß zu Vishegrad, wo bereits der Wesir von Bosnien nebst den Sarajevoern eingetroffen i , bestimmt wurde, von wo aus dann der weitere Marsch - Plan eingeleitet werden soll. Dem Vernehmen nach, sind die Capitains von Türkisch Croatien abgeneigt, diesem Komplotte beizutreten, und haben bereits dagegen die diesfalls fategorisch abgeforderte Erfklä- rung abgegeben, welcher Umstand in den Plänen der Rebellen einige Verwirrung hervorgebracht zu haben scheint. ““

Inland

Berlin, 12. Juni. Aus Köln vom 7. Juni wird ge- schrieben: Se, Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm von Preußen ist nebst Höchstseiner Familie von der na Koblenz und Trier unternommenen Neise zurück gestern Abend in erwünshtem Wohl- sehn wieder in unserer Stadt eingetroffen./“ Aus Neuwied (welche Stadt Se. Königl. Hoheit auf dieser Reise am 31, Mai besuchte), Koblenz und Trier melden alle Berichte, daß die Anwesenheit der erlauchten Fürstenfamilie die freudigste Aufre- gung dort hervorgebracht und daß sich überall der reine, unver- kennbare Ausdruck der Liebe, Treue und Anhánglichkeit für Se. Majestät den König und das Königliche Haus bei diefer Gelegen- heit fund gegeben hat, - ' s : Man berichtet aus Koblenz vom 6. Juni: Morgen tref- fen 1400 Mann Bundestruppen von dem Kontingente von Lippe- Detmold, Holstein-Lauenburg und Waldeck hier ein, um die Be=- saßung in Luxemburg zu verstärken; die Quartiermeister sind. be- reits hier angekommen.

Am 18, v, M. wurde in Wolgast auf einem, von eini- gen wohlthätigen Bürgern der Städt geschenkten Grundstücke, der Bau eines städtischen Armen- und Arbeitshauses begonnen, bei welchem sich der mildthätige und jedem guten Zwecke förder- lihe Sinn der Einwohner durch ansehnliche freiwillige Beiträge zur Ausführung des Baues bewährt hat. -

Im verflossenen Monat sind in den Hafen zu Swine - münde 97 Schisse und unter diesen 61 Preußische und 12 ge- ballastete eingelaufen, dagegen sind 78 Schiffe, einschließlich 57 Preußischer und 22 geballasteter Schiffe, ausgegangen. Haupt-Einfuhr- Artikel bestanden in 5287 Ctnr. Farbeholz, 6693 Tonnen Hering, 4030 Ctnr. Baumöl, 3383 Ctnr. Reis, 2724 Ctnr. Salpeter, 7102 Ctnr. Sirup, 29,604 Ctnr. Wein und 7677 Ctnr. theils roher, theils raffinirter Zucker, Ausgeführt wurden haupt- sächlich 7108 Kubiffuß Eichen-Schiffsho!lz und fast 4000 Wispel Getreide und Hülsenfrüchte. Ueberhaupt sind im Monat Mai in sämmtliche Häfen der Provinz Pommern 202 beladene und 58 geballastete Schiffe eingelaufen und 199 beladene und 32 ge- ballastete Schiffe ausgegangen. Der Getxreidehandel war beson- ders lebhaft, indem mit jenen Schiffen 289,889 Scheffel Ge- treide, Hülsenfrüchte und Malz größtentheils nach dem Auslande verschisst wurden.

Als Natur-Merkwürdigkeit verdient Erwähnung, daß sich in diesem Jahr in Neu-Vorpommern eine ungewöhnliche Anzahl von Störchen eingefunden hat, so daß z. B. in einem N wo sich sonst nur einige Paare einfanden, jeßt 29 Paar

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Zu der bereits gemeldeten Zahl von Cholera- Kranken in Dan- zig sind bis zum 9ten d, M. nur 9 nette Erkrankungen und 8 Todesfälle hinzugekommen; die Krankheit scheint daher im Ab- nehmen zu sehn

Auch in Kalisch ist nunmehr die Cholera ausgebrochen.

Von Seiten des Ober-Präsidiums dex Provinz Schlesien ist unterm 9ten d, M. folgende Bekanntmachung erlassen wor- den: „Da, amtlichen Nachrichten zufolge, die Cholera in Gali- zien, vornämlich in Lemberg, um si greift, so ist sür nothwen- dig befunden worden, die gegen das Königreich Polen, das Ge- biet der freien Stadt Krafau und das Königreich Galizien be- reits bestehende Sperre, so lange, als nicht unbedingt die Ueber- zeugung feststeht, daß Kaiserlich Oesterreichischer Seits sowohl gegen Rußland und Polen als zur Absperrung von Galizien gegen die übrigen Kaiserli Königlichen Staaten vollkommen genügende Schußvorkehrungen getroffen sind, nunmehr auch ge- gen Oesterreichish Schlesien, Mähren und Böhmen eintreten zu lassen. Es verbleibt zuvörderst dabei, daß, wie dies {on bisher der fortwährenden Rinderpest halber angeordnet gewesen ist, Rind- vieh und Wollenvieh, ingleichen giftfangende Waaren, als na: ntentlich Bett - und Schreibfedern, Pferde- und Kiuhhaare, Flachs, Hanf, rohe Häute und Felle, Leder, Juchten, Pelzwerk, Segel:

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