1831 / 163 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 14 Jun 1831 18:00:01 GMT) scan diff

Stadt {on faft ganz in unserer Gewalt war, steckten die Polen von der anderrn Seite sie durch glühende Kugeln in Brand; Als- bald loderten die Flammen hoh auf ckund breiteten sich reißend schnell aus. Ein furchtbares Schauspiel: vorn die brennende Stadt, auf beiden Seiten derselben Russishe Batterieen, die un- ausgeseßt hinüber feuerten, während die Polen von den gegen- überliegenden Anhöhen eben so unausgesezt antworteten. Auf einem Sandhügel dicht hinter der Stadt hielt der Feldmarschall und leitete von hier das Gefecht. Der Graf Toll hatte indes- sen mit 2 Reiter-Regimentern einige feindliche Bataillone in die Sümpfe geworfen und sodann auf unserem linken Flü- gel, diesseits der Narew, 8 Kanonen auffahren lassen, um die Laute unserer Truppen zu deen; und allmälig wurde das Geschüß auf diesem wichtigen Punkte bis zu 32 Stücken vermehrt; auf der rechten Seite der Stadt feuerten 36 andere und deten so durch ihr Kreuzfeuer Front und Flan- ken der übergehenden Truppen. Man fonnte zum Feinde nicht anders als auf einer langen schmalen Brücke, die nur ungefähr 4 Mann in der Breite Naum hatte, gelangen; und war man über die Brücke, so mußte man noch mehrere 100 Schritt auf dem Dammweg, der anfangs gerade läuft und sich daun plöt- lih linfs wendet, unter dem heftigen Feuer der feindlichen Bat- terieen und der in den Schluchten umher verfteckten Scharf- \{chüben vorwärts gehen. Es war ein Schlachtfeld, fasi wie bei Lo di außer daß hier eine ganze zum hartnäckigsten Kampf entshlossene Armee die Russen erwartete und diese auf einem weit längeren Defilee unter dem feindlichen Feuer vorzurücken hat- ten, Doch nichts hielt unsere braven Grenadiere auf. Aus der brennenden Stadt eilten sle auf die Brücke, unter dem furchtbaren Feuer des feindlichen Geshühes und der versteckten Jäger warfen Alles vor sich nieder, nahmen 2 den Dammtweg vertheidigende große Kanonen und gewannen auf der anderen Seite Terrain. Hier darf ich einen trefflichen Angriff nicht ver- {weigen, den die Generale Graf Nostißb und Glasenap an' der Spitze zweier Schwadronen des Garde-Uhlanen-Regiments auf den Feind machten. Jm raschen Trab jagten sie über die Brücke, den Dammweg aufwärts, brachten Unordnung in die feindlichen Reihen und warfen ein ganzes Bataillon in den Fluß. Doch da das durchs{hnittene Terrain zu ungünstig für Kavallerie : At-

takfen war, wurden sle zurückberufen, und der Jnfante- rie lag es ob, unterstüßt von dem Feuer der Artillerie, allein den vollständigen Sieg zu erringen; 5 Brigaden

des 1sten Corps, von dem ausgezeichneten Feldherrn, Grafen Peter Pahlen, geführt, und 4 Brigaden des Grenadier-Corps, in Allem also 36 Bataillons, kämpften gegen die ganze Polnische, ihnen weit überlegene Armee denn die übrigen Truppen wa- ren noch zurück. Der Feldmarschall mit dem Grafen Toll be- gaben sih selbst hinüber, unter einem stürmenden Kugel: und Kartätschen- Regen, um durch ihre Gegenwart die Truppen zu ermuntern. Es begann nun ein heißer, blutiger, mörderischer Kampf; 4mal bildeten die Polen große tiefe Kolonnen zu 8 bis 10 Bataillons, unterstüßt von Kavallerie-Kolonnen auf beiden Seiten, um die Unsrigen in den Fluß zurücfzuwerfen, 4mal drangen sie vor, und 4mal wurden sie zurückgeschlagen. Unsere Grenadiere über- trafen sich selbst und gingen ibnen rasch mit dem Wajonnet entgegen. Zulett gab der Feind die Hoffnung auf, seine heldenmüthigen Gegner zu bezwingen, und dachte nur auf siheren Rückzug. Gegen die Nacht hin bewerkfstelligte er denselben, von den leichten Truppen verfolgt; die na zwei ermüdenden Tagen erschöpften Sieger ruhten auf dem S{lachtfelde, das sie frishen Truppen abge- nommen hatten. Einen \chrecklichen Anblick bot dies dar. Ein paar Werst in die Länge und Breite war Alles mit Leichen, Verwundeten , zerbrochenen Flinten, Tschakos, Patrontaschen, Munitions -Wagen, todten oder verwundeten Pferden bedet; 3 große Kanonen, nebst mehreren Laffeten und Pulverkasten, wa- ren die Trophäen des Sieges, der indeß -auch den Russen manchen Braven kostete, Nach einer ziemlich genauen Schäßung mag unser Verluft ungefähr 4000 Mann an Todten und Verwunde- ten betragen.Unter denLeskteren befindet sich der ausgezeichneteGeneral Manderstern, eben so liebenswürdig als Mensch, wie brav als Krie- ger; eine Kugel zerschmetterte ihm, als er die Seinigen anfeuerte, den linfen Kinnbaen; ferner die Generale Schilder und Na- sacken. Dieser Letbtere äußerte noch während des Verbandes leb- haft seine Streitlust, Vier Obersten fanden den Ehrentod auf dem Schlachtfelde. Aber ungleich größer war der Verlust des Feindes , wie jeder Augenzeuge sich leiht überzeugen konnte das ganze Schlachtfeld war wie überdeckt mit seinen Todten, und außer den vielen Verwundeten, die er weggeführt oder die noch in den Dörfern umher liegen, fielen 700 in die Gewalt der Russen, so wie außerdem noch 1400 Gesunde, unter ihnen der Brigade-General Graf Krasizki, 5 Stabs- und 18 Ober-Of- fiziere. Getödtet wurden die Geuerale Kaminski und Kizki; ver- wundet Paz und, wie es heißt, der Ober:-Anführer Sfrzynezki selbsi. Man fann dreist den feindlihen Verlust auf 7—8000 Mann, Todte, Verwundete und Gefangene mit einbegriffen, an- shlagen fast ein Fünftheil der feindlichen Armee: Dies fann Ihnen einen Begriff von der Hartnäigkeit des Kampses eben. Denn weit entfernt, so wie die ZaititigssGreiber in arschau es thun, unsere Gegner als Feiglinge darzustellen, gestehen wir aufrichtig, daß sie sich mit großer Bravour \{lagen desto mehr Ehre, sie zu überwinden, Nach einem Paar nöthigen Ruhetagen brechen wir weiter auf wahrscheinlich wird wohl eine zweite Schlacht die Sache vollends entscheiden. Ge- wiß hören Sie nächstens von neuen bedeutenden Ereignissen,

Warschau, 9. Juni. Der Tagesordnung gemäß wurde

der Landboten - Kammer in ihrer Sizung am 1sten d. M. der Geseß-Entwurf zur Diskussion vorgelegt, wonach es der Re- gierung freistehen soll, für Schaß-Obligationen, die 6 pCt. Zinsen tra- Pu und im Verlauf von 4 Jahren Saglat seyn sollen, von den Privat-Eigenthümern zum Gebrauch fük die Armee folgende Vor-

räthe zu requiriren: 47,700 Korzez Weizen oder Roggen, 20,702 Korzez Hülsenfrüchte, 258,564 Korzez Hafer oder, in Ermange- lung dessen, x% so viel Roggen, ferner 74,000 Garniez Branut- wein von einer bestimmten Oualität, 107,000 Centner Heu und 54,000 Centner gewöhnliches Stroh. Jn Abwesenheit des Finanz- Ministers sprach der Minister des Jnnern für die. Noth- wendigkeit des Projekts, indem er hauptsächlich anführte, wie dringend erforderli es seh, die Armee unverzüglih mit Lebens- mitteln zu versehen, da sich zu deren Ankauf die Finanzmittel als unzureichend erwiesen. Ueber den Gesammt-Entwurf ließen sich hin- ter einander24 Mitglieder vernehmen, und während Alle der Meinung waren, daßder Eutwurf mit Rücksicht auf die jezigen Umstände unum- gänglih nöthig sey, #so erhoben sich do sehr Viele in heftigen Ausdrücken gegen die gegenwärtige Finanz-Verwaltung. Der Landhote Wenzyk behauptete unter Anderem, das eingebrachte Projekt, wodurch man zu dem verhaßten Mittel der Requisition seine Zuflucht nehme, beweise am besten die Unfähigkeit des jeti- gen Finanz-Ministers , der doch \o feierliche Versicherungen über

einmal sogar gesagt, man dürfe um einen Ausfall im Schabe während des gegenwärtigen Krieges gar nicht besorgt seyn, ja er bürge mit seinem Kopf dafür, daß die Finanzen noch 4 Mo- nate zur Kriegsführung ohne irgend eine Schwierigkeit hinrei- hen wácden; und nun trete er mit einem Gese hervor, welches gestatten solle, den Privat-Leuten ihr Eigenthum wegzunehmen, als erster Frucht seiner herrlichen Finanz-Operationen; auch die Regierung mache sich der Unempfindlichkeit gegen die allgemeine Sache schuldig, indem sie die überaus wichtige Verwaltung der Finan- zen in der jeßigen Zeit den Händen ungeschickter Leute überlasse, und weun es der Regierung noch nicht eingefallen sey, an eine Veränderung in der Beseßung des Finanz-Ministeriums zu denken, so seh es doch die Pflicht derKammer, auf dem gehörigen Wege eine solche in Anregung zu bringen. Fn Uebereinstimmung mit ‘dem vorigen Redner ließen sich auch die Repräsentanten Stwoidzinski , Mala- chowsfi, Krysinski, Dembowski und Andere vernehmen. Wäh- rend dieser Verhandlungen erschien der Finanz - Minister in der Sizung. Der Deputirte Krysin ski widerlegte vor allen Din- en die Ansicht des Landboten Swirsfi, als ob das besprochene Projekt nit cine Requisition, sondern eine Anleihe genannt wer- den müsse; er verhehle, meinte er, sein Erstaunen darüber nicht, daß dieser Geseß-Entwurf der Kammer kaum acht Tage nach der feierlichen öffentlichen Versicherung des Finanz-Ministers, daß sich der Schaz in den bestenUmständen befinden, zur Untersuchung vorgelegt verde ; dieses Ereigniß schreibe sich offenbar noch aus den früheren Fi- nanz-Verwaltungen her, und die Quelle desselben sey vorzüglich in je- nem vermeintlichen Budget zu suchen, welches Graf Felski noch einge- reiht, und wodurch man sich bemüht habe, die Kammer irre zu machen, indem man ihr ideelle Einkünfte des Schaßes vorge- malt, deren Nichtigkeit die Gegenwart aufs flarste an den Tag lege. Hierauf ging der Redner auf die Thätigkeit des gegenwär- tigen Ministeriums über und bediente sich der \{chärfsten Aus- drücke, um dessen Nachlässigkeit und Unfähigkeit zu il: dern; er maaß ihm die Schuld der größten Verantwortlich: feit bei, fügte ‘aber hinzu, daß diese Verantwortlichkeit leider nur eine Phantasmagorie sey, sobald sie nicht die Verluste erseßen fönne, von denen die ganze Nation in einem so entscheidenden Augenblick bedroht werde. Die Nede- dieses Deputirten wurde, wie gewöhnlich seine Vörtráäge, mit großem Beifall aufgenom- men. Sodann fragte der Landbote Swidzin ski den Finanz- minister, wo denn jene Finanzvorräthe wären, mit denen er die Kosten eines siebenjährigen Krieges habe bestreiten wollen, und sebte hinzu, daß, wenn die Kommission nicht da. wäre, welche beauftragt worden, si von der Lage des Schabes zu überzeugen, dann vielleicht das besprochene Projekt, so dringend es auch seh, noch nicht der Kammer zur Prüfung würde vorgelegt worden seyn. Der De- putirte Dembowsfkimeiute, der vorliegende Fall gewähre die ge- nügendste Ueberzeugung davon, wie nöthig und angemessen die Frage über den Zustand der Finanzen gewesen seh, die er vor einigen Wochen öffentlich an den Minister gerichtet, und die es einem Ministerialblatt gefallen habe mit der Frage des Genera- lissimus, wie viel Ladungen Pulver er noch besiße, zu verglei- chen. Auf alle diese Vorträge antwortete der Finanz - Min i- ster damit, daß er die Unmöglichkeit vorshübte, in Kriegszeiten ein bestimmtes und festes Budget zu entwerfen, und brachte der Kammer die vielfältigen Hindernisse in Erinnerung, welche der beabsichtigten Steuer - Erhebung gegenwärtig im Wege stän- den, in welcher Hinsiht er auch das von seinem Vorgänger, dem Grafen YJelsfi, angefertigte Budget zu vertheidigen suchte. Ferner begründete der Minister die Dringlichkeit des eingebrachten Projekts durch die Behauptung, daß die Finanz: behörde niht im Stande s\ey, außerordentliche Kriegsausgaben vorherzusehen, welche bewirken könnten, daß die ursprünglich für die Armee und deren Erhaltung bestimmten Quoten, die jeden Augenblick vollständig vom Schaß ausgezahlt werden könn- ten, unzureichend würden; und dies allein habe die Finanz -WVe- hörde bewogen, zu dem durch das Projeft angedentéten Mittel zu greifen, dem sle sich so lange als R entgegengestemmt hátte. Endlich widerlegte der Redner die Behauptung, als gäbe es in Polen Ministerial -Blätter, indem er bemerkte, daß der- gleichen da ganz unnöthig wären, wo die Regierung und die Minister das Vertrauen der Nation besißen müßten und nur so lange ihr Amt bekleiden dürften, als sle dieses Vertrauens sicher wären. „Einige oder mehrere Stimmen“, so {loß der Minister, „die sich gegen mih aussprechen, überzeugen mich noch nicht, wie der Landbote Wenzhk es meinte, daß ih das Vertrauen der Kamnier verloren habe; sollte ih aber durch die Abstimmung die Ueberzeugung gewinnen, daß es wirk: lih so ist, dann würde ih auf der Stelle mein Amt niederlegen. ‘‘ Von mehreren Seiten wurde nun: „Zur Abstimmung““ gerufen. Dié Diskussion über das Projekt selbst hatte keinen anderen Er- folg, als daß die Kammer dasselbe, aus Nücksicht auf die drin- genden Umstände, für unerläßlich anerkannte; der Landbote Wen- zhf indeß, da er die Annahme des Geseß-Entwurfs voraussah, warnte den Finanz- Minister zugleich, daß er das Resultat der Abstimmung nicht als ein Lob ansehen solle, welches ihm von der Majorität der Kammer für seine Finanz-Operationen ertheilt würde. Hierauf erfolgte endlich die Diskussion über die einzel- nen Artikel des Entwurfs, welche zwei an einem Tage abgehal- tene Sißungen der Landboten-Kammer ausfüllte und kaum mit der Annahme einiger Artikel endigte. Am Schluß der Morgen- Sibßung zeigte der Landbote Graf Fohann Ledochowski der Kammer au, daß, ihrem Beschluß vom vorigen Tage gemäß, die aus Mitgliedern beider Kammern bestehende Deputation sich zum Generalisssmus begeben habe, um demselben, so wie der ganzen Armee, die vollkommene Dankbarkeit der ganzen Nation für deren Heldenthaten zu bezeugen. Er fügte hinzu, daß der Generalissiinus den Ausdruck der National-Gesinnungen mit dem lebhaftesten Dank aufgenommen und zu gleicher Zeit der Depu- tation einige Umstände eröffnet hätte, welche diese Deputation in der nächsten Sißung der Kammer bei verschlossenen Thüren mitzutheilen nicht verfehlen werde. :

. den befriedigenden Zustand der Finanzen gegeben habe, indem er

Frankrei chi

Paris, 6. Funi. Gestern Mittag führten Se. Majestät den Vorsiß im Minifter - Rathe. Heute treten Höchstdieselben Jhre Reise nah den éftüichen Provinzen an. Wie auf der Reise nach der Normandie, werten auch diesmal der Kriegs - und der Handels-Minister den Monarchen begleiten. Mittelst zweier Ver- orduunngen vom Zten d. M. haben Se. Majestät bestimmt, daß für die Dauer Jhrer Abwesenheit der Präsident des Minister- Raths die Geschäfte sowohl des Kriegs - als des. Handels-Mini- steriums führen und alle den Dienst beider Departements be- treffende Befehle und sonstige Bestimmungen unter seiner Na- mens-Unterschrift ausfertigen lassen soll,

Gestern ging hier auf telegraphishem Wege die Nachricht von der Erwählung des Prinzen Leopold von Sachsen - Kobtirg durch den Belgischen Kongreß ein. Der Constitutionnel beglei: tet diese Meldung mit folgenden Bemerkungen: „Jnnerhalb dreier Monate hat also der Belgische Kongreß zwei Souveraine

T Ao e E

mittelst Kugelwahl ernannt. Wird das zweite Königthum [F ¿rn alle Heiligenköpfe, die sle erreihen konnten, abschlagen. ger als das erste dauern? Wird es überhaupt nur ins LeMan befürchtete nämlih, daß die Kanonenschüsse die Atmo- treten? Wir zweifeln daran.- Die Haupcfrage betrifft immer phâre zu sehr ershütter und daß in Folge dieser Erschütterung Gránzen, und diese ist noch unerledigt. Das Betragen der Y ene Köpfe hèrabfallen und Unglück anrihten möchten. Durch tischen Regierung in dem vorliegenden Falle berechtigt zu Fjese Borsichtsmaäßregel wurden ungefähr 200 Heiligenköpfe ab: seltsamsten Betrachtungen. Wenn sle aufrichtig wünschte, | geschlagen.“ :

ihr Kandidat gene werde, so mußte sie den Bedingungen, F "Das Fournal de Genêve enthält einen Französischen Belgien uberhaupt an die Uebertragung der Krone fnüpft, virief, den Buonaparte als Artillerie-Lieutenant an Abbé Raynal her Eingang verschaffen. Auf solche Weise würde sie die VF,schrieben hat, mit allen orthographischen Fehlern ‘des Originals. ihres Kandidaten gesichert und ihm einen unabhängigen Thi "Es ist hier kürzlich. eine neue Ausgabe des Dictionnaire de verschafft haben. Da England solches nicht gethan hat, so n-4cadémie mit einem Supplemente erschienen, welches etwa man glauben, daß es ihm mit der Kandidatur des: Prinzen (1,000 neue Wörter enthält, die seit dem Jahre 1794 in die pold nie Ernst gewesen ist. ‘/ Französische Sprache aufgenommen worden sind,

Der Messager“ des Chambres versichert, daß die Das Geschwader des Contre-Admirals Hugon war, wie man Tarascon herrschende Gährung bei weitem nicht so groß seh, Mus Toulon schreibt, wegen widriger Winde auch am 30sten-v. M. einige Pariser Blätter solches behaupteten, und däß die Moch nicht auf der dortigen Rhede vor Anker gegangen und hatte gierung feine telegraphische Depesche erhalten habe, woraus F, aher seine Evolutionen auf der hohen See fortgesest. Es lag irgend ergebe, daß die Ruhe in jener Stadt aufs neue ges m. Z1sten bei den Hyerischen Fnseln vor Anker, und man glaubte, worden sey, L es würde am folgenden Tage in den Toulouer Hafen einlaufen.

Aus Toulon schreibt man in Bezug auf die in TarasF : j : stattgesundenen Unruhen unterm 31sten v. M.: „Diese Vorfi Straßburg, 7. Juni. Die Unordnungen, welche diese können ein verderbliches Beispiel für die südlichen Departeme(Stadt zwei Abende hindur betrübten, haben gänzlich aufge- werden; sie sind eben so viel Féuerbránde, die man in die Ge(Mhört. Vorgestern wurden auf den öffentlichen Pläven und in den schaft s{leudert, und ganz dazu geeignet, an anderen Orten e} Hauptstraßen bedeutende Streitmassen aufgestellt, und auch gestern falls die Ruhe zu stören. Schon regt sh. auch: in unserer \MAÄbend noch waren in mehreren Stadtvierteln Piquets aus Bor- so friedfertigen Stadt der Parteigeist; glücklicherweise sind [sicht aufgestellt, allein die Ruhe wurde nicht gestört, Heute Behörden hier gut konstituirt, und die bewaffnete Macht ist (Mwurde die Raths-Kammer des Tribunals berufen, um über die dem besten Geiste beseelt. Fn Tarascon würde es- vielleicht Mgerichtliche Belangung der verhafteten Jndividuen zu entscheiden ; gar feinen Unordnungen gefommen seyn, wenn man die der Königl. Prokurator soll selbst auf die Freilassung mehrerer pflanzung des Freiheitsbaums geduldet hätte; in der That Munter denselben angetragen haben; andere werden nach Maaß- dieser nichts als ein Sinnbild unseres Königthums, indem nMgabe der ihnen Schuld gegebenen Vergehen vor das einfache auf der Spize den Gallishen Hahn und in der Mitte des (MPolizei- und das Zuchtpolizei-Gericht verwiesen werden. nigs Büste, umgeben mit dreifarbigen Fahnen, erblickte. Y Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Baden wird nebst die Orts-Behörde, die vielleiht ihre bestimmten Jnstructinsden Badischen Prinzen während der Anwesenheit des Königs in hatte, wollte handeln, und dadurch wurde die Erbitterung [M Straßburg hier erwartet. Der Elsassishe Musik - Berein will Patrioten nur gesteigert. Es thut uns leid, daß wir unseren (zur Feier der Anwesenheit des Königs in unseren Mauern eine sern über solche Vorfälle berichten müssen ; vielleicht hat dies 4} große Musik-Aufführung veranstalten. das Gute, daß die obere Behörde einsehen lernt, wie sie | durch eine übertriebene Strenge bei der Unterdrückung der Fi heit nur die wahren Anhänger des Königs und unserer jeziz Institutionen abwendig macht.‘ :

Ein Schreiben aus den östlichen Provinzen enthält über \ wahrscheinlichen Ausfall der Wahlen in diesem Theile Fra reichs folgende Angaben: „Das von einigen Wahl-Kollegien j gebene Beispiel, den Kandidaten Fragen über die wichtigsten, | der nächsten Session zu erörternden Angelegenheiten vorzule und ein politisches Glaubens-Bekenntuiß von ihnen zu verlang wird hier bis jevt noch nicht befolgt. Alles deutet darauf hi daß unsere Wähler gemäßigte Deputirte ernennen werden. F jeßige Opposition, die sih offenbar in der Minorität befindy hat nicht den Beifall der Volfksmassen, die, wenn sie auch niß direkten Antheil an den Wahlen nehmen, dennoch Einfluß geu auf die Wähler ausüben, um sie zu bewegen, in dem Sin

Großbritanien und Frland.

London, 5. Juni, Der Fúrst Talleyrand und die Her- zogin von Dino haben am 2ten d. bei Jhren Majestäten in Windsor gespeist.

Die Dubliner Times widerspricht dem Gerüchte, daß der Marquis von Anglesea Frland verlassen werde, und ertheilt ihren Lesern die Versicherung, daß der Lord auch ferner die Stelle eines Lord-Lieutenants von Jrland bekleiden werde.

Man liest im Courier: „Die Frage wegen Limburg war beim Abgang unserer leßten Nachrichten aus Brüssel das ein- zige Hinderniß, welches sich der Erwählung des Prinzen Leopold in den Weg stellte; aber man hielt dies für einen sehr {wie- rigen Fall, da man wußte, daß der Prinz die Belgische Krone ausschlagen würde, wenn nicht vorher das Arrangement zwischen die nil ; j , p H Holland und Belgien, wie es von den großen Mächten anem-

er allgemein verbreiteten Meinung zu stimmen,“ f pfohlen ist, zu Stande käme; man wußte ferner, daß einige der

Das Journal des Débats theilt in einem Schreib einflußreichsten Mánner in Belgien, selbst unter denen, welche “prt Sor ms n f Mun d) Me nut die E am sehnlichsten wünschen, den Prinzen Leopold als Kbnig zu Vai E 208 lens i R Oa MMURS Q i sehen, sih jedem Arrangement heftig Nen Ewa L: E Rechenschaft abzule en Die ate heißt es dati E ae 2 ARSRO 0 7 COONE R: R DRIRLG BUIAE habe die Erwartungen des Landes nicht getäuscht; sle habe l f ( Krone auf das Haupt desjenigen geseßt, der am fähigsten gew sen sey, Frankreichs Gli zu begründen, Mit der Charte haf Aus dem Haag, 8. Juni. Yn der gestrigen Sibßung der die Kammer die seit langer Zeit gewünschten Modificationen v ¡weiten Kammer der Generalstaaten theilte der Präsi- genommen; er (der Reduer) wolle die ganze Charte mit al dent derselben ein Schreiben des Deputirten, Herrn van Dam ihren Gag, aber auch nichts darüber hinaus; er glaube nid van Jsselt, mit, des Inhalts, daß seine Stellung bei der Armee mes der Thron mit Ee Tang dan Einrichtungen Wu ihn gegenwärtig verhindere, den Sißungen der Kammer beizu- geben werden müsse; Frankreich seh keine Republik, sondern e wohnen. Nachdem zwei eingegangene Bittschriften der Petitions- verfassungsmäßige Monarchie, der Thron müsse daher auch 1 Kommission zugestellt worden, wurde der Bericht der Central: verfassungsmäßigen Einrichtungen umgeben seyn. Section lber das Kredit-Gesebß vorgelesen; aus diesem Berichte lang ersehntes Municipal - Geseg sey abgefaßt worden, und F erhellte unter Anderem, daß die siebente Section bemerkt hat, die nächsien Session bleibe es noch vorbehalten, dén wichtig von mehreren Sectionen gesteläiie Frage, „„ob die bereits disfu- Punkt der Befugnisse der Municipal - Conseils zu ordusF tirten vier Finanzgeseße, in dem Falle, daß die Generalstaaten Noch seh ein Departemental - Geseß zu geben, das dem für di Se, Majestät ehrerbietigst ersuchen sollten, das vorliegende Geseb aa GLO R T u ee T Vereine Es Birch E Age Ca zu r r A zur Merathans

i t, oder ob andere Geset-Entrourfe vorgele er- Wahlrecht verliehen; seine (Hrn. Vatimesnil's) Stimme ha! M wié, sey von der Bezlccttng nur zur Hálfte R aáloete im Schoße der betrezsendem Kommission die Herabsezung d tet worden. Dieser Bericht soll gedruckt und vertheilt und Wahl-Census auf 200 Fr. entschieden , später werde dersel die Diskussion über das Geseg übermorgen eröffnet werden. wohl auf 150 Franken vermindert werden; es sey zu bedaue Die erste Kammer der Generalstaaten war gestern versam- Une A g Lv la: wo erge Vgg Ler n e E an n via I “ehl wegen der Veränderungen des

3 5 N olltarifs zu bera agen.

lih habe die vorige Kammer das schöne Justitut der Nation d Lek E Bernhard von Sachsen-Weimar reist garde organisirt , der die Obhut der Volks - Freiheiten anvertr(F heute von hier zur Ärmee ab. worden sey. „„Auf diese Weise hat‘/, so schließt Herr v. V Bei Breda soll auf der Haide zwischen Gilze und Rijen mesnil, „die Kammer, insoweit die Zeit es ihr erlaubte, F am Iten oder 10ten d. M. von zwölf Bataillonen Infanterie Ble ga pee: erei fl, Aud Wenn WLs EBRN ein Lager bezogen werden. Die Linientruppen sollen am sten vollständigen Erfüllung dieser Versprehyngen An J A Din loro. E

Der Temps verspricht, seinen Abonnenten ein Tableau Der Bredaer Zeitung zufolge, soll es abermals zu Er- nunmehr aufgelösten Deputirten-Kammer zu geben. - „Jn d örterungen zwischen dem General Chassé und der Belgischen Re- E sagt dieses Blatt, „„wo die Foagiex im Beg gierung gekommen seyn, weil die Belgier den Bau von Angriffs- sind, neue N zu Res, s es nicht ohne F werken gegen die Antwerpener Citadelle fortgeseßt hätten. teresse sehn, ein Tableau der aufgelösten Kam:ner vor Augen | Aus Aardenburg wird gemeldet, daß an unserer Gränze ein haben. Man wird einst e Plas jedes einzelnen eputirten Belgischer Ober-Offizier gefangen genommen worden ist, der nach dieser Kammer wissen wollen, die Fun neuen Thron und F Vließingen transportirt werden soll. Täglich kommen Deserteurs, neue Charte entstehen Us man wird diese Eriunerung um F größtentheils Franzosen, nah Staats-Flandern herüber, die nicht lieber gewinnen , je s r man La jener Zeit CRRETNS, 1 länger bei den Belgiern dienen wollen, von denen sie, ihrer ae B E S M (ee 298, mlt des Wassowteigen hiaterzangen wou dats und aller Autorität entbehrend, - den Muth hatte, die ung Brüffel, 8. Zuni, Die aus 10 Mitgliedern des Kon- heure Verantwortlichkeit für solche Ereignisse zu übernehmen, 1 gre}es bestehende Deputation is gestern Morgen um 5 Uhr nach L E L Es zu enthalten, deren 26 Ostende abgereist, um ih von dort nach London einzuschiffen. ge! Das In Mai p L Q S ha A Vie G __Im hiesigen Courrier liest man: „Es sind gestern in j B Meg" e J aine y oire meldet, daß die OF einem Zwischenraum von 4 Stunden zwei Englische Couriere an- m ehörde von Ma, Nus 2, d. M, bei dem Pächter ein gekommen. Sie sind beide bei dem Lord Ponsonby abgestiegen,

teierei des nag P En é, ehemaligen Pairs von Fran Dieser Diplomat, den man als frank und sehr entmuthigt s{il- N: 10 lein ne, He mit N ronen, 2 ante n dert, erwartet spätestens am Donnerstag die Rückkehr seines Se- Sn Patronen je C7 K ior v au e e eine gro cretairs, Herrn White. Dieser hat bei seiner Abreise nach Lon- Tenge frishgege}se ex U n gefunden habe, er Pächter F don, wohin er mit der Nachricht von der Erwählung des Prin- sogleich E Gn BILNRDs gezogen worden, ed jen Leopold abgeschickt wurde, vom Lord Ponsonby den ausdrück- F fes g E «Bp boE er Agen De a lichen Befehl erhalten, ihm Insiructionen von der Konferenz Sie R Ea L ‘Mar g ge N A s nas cene F zurücftzubringen. Man versichert, daß zwischen Herrn Lebeau Catals dines ersten Aberidt an dan Minister Mas ete cini n O O De la M Li e Ae Bb ae ledi: sandt. Jn diesem Berichte heißt es unter Anderem : „Die F fiau, us ei 56h es scheint uns, daß von De Weigerung çade ai Kathedrale von Nheims m vor sechs Jahren e} oder der Annahme des Prinzen Leopold unsere Zukunft abhängt. chre iche Verstimmelun erlitten. Die mit den Borbereitu!" Wenn er die Krone annimmt, so kanm man überzeugt seyn, daß gen zur Krönung Karls X, beauftragten Architekten und D er die Mittel sieht, um unsere Angelegenheiten auf eine vortheil- rateure ließen nämlich damals an den beiden Thürmen Se! hafte und ehrenvolle Weise zu beendigen; wenn er sie ausshlägt,

Niederlande.

befestigen, und 5 bis 6 daran hängende Maurer mußten mit Hä" so ist er vom Gegentheil überzeugt, Wir sehen daher der Ants-

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wort des Prinzen nicht ohne Besorgniß entgegen, Sagt er: ja, so wird dies bei uns ein Zutrauen und eine Hoffnung erween, die wir bisher nicht gehabt haben; sagt er: nein, \o glauben wir in diesem Worte die Losung zum Kriege zu vernehmen. Wenn diese politische Combination nicht gelänge, so würden \sich wahr: \sheinlih die vernünftigen Männer des Kongresses ermüdet und entmuthigt in Masse zurücfziehen, und das jezige Ministerittm würde sogleich fallen. Eine einzige Aussicht bliebe uns im Fall der Nicht-Annahme von Seiten des Prinzen; wenn nämlich die Mächte sich dermaßen hart und Ea: zeigten, daß ganz Bel- ien davon durchdrungen würde. aun würden vermuthlich alle Paxtesen ihre Ansprüche und ihren Ehrgeiz der nöthigen Einig- feit opfern, und die gemeinschaftliche Gefahr fönnte Belgien die Kraft wiedergeben, welche traurige Spaltungen tägli mehr {chwächen.“/ : Das Zeugen-Verhör in der Sache des Obersten Gregoire

und seiner Mitangeklagten wurde am 7ten beendigt und mit den

Verhören der Angeklagten selbst der Anfang gemacht. Der Oberst

Gregoire, der mit vieler Festigkeit und Ruhe antwortete, erklärte

im Wesentlichen, daß das Projekt, wegen dessen er sich im An-

flagezustande befinde, lediglih von ihm selbst herrühre, Der Prinz von Oranien habe nicht einmal gewußt, daß ein solcher Bersuh gemacht werden würde. Alle Offiziere und andere Per- sonen, deren er 2 bedient habe, seyen vollkommen über den eigentlichen Ziveck in Ungewißheit gewesen. Als er von Brügge nach Gent gekommen sey, habe er den Versuch machen wollen, die provisorische Regierung umzustürzen, Dieses Projekt habe ihn {on seit längerer Zeit beschäftigt, und er sey nur noch nicht recht über die zwecmäßigsten Mittel mit sich einig gewesen. Es würde aber aus der gerichtlichen Untersuchung deutlich hervorge- hen, daß er nur das Glück des Landes im Auge gehabt habe. Es seh möglich, daß er sih getäuscht ; er könne sich aber bis jeßt nicht davon überzeugen. Jn Bezug auf seine früheren Aussagen vor dem VFnstructionsrichter erklärte der Oberst jeßt, daß er den Pro- fessor Facquemyns nur deshalb mit in die Sache verwicfelt habe, damit diese ganze Angelegenheit vor einem Civil-Gerichte verhandelt würde, weil er erfahren hätte, daß man die Ueberweisung an eine Kriegsgericht oder an eine revolutionnaire Kommission beabsich- tige. Aus diesem Grunde habe er auch mehrere Bürger Gents in seinen ersten Verhören genannt. Er wiederhole aber jebt die Erklärung, daß er ganz allein den Plan entworfen habe, und daß alle dabei Betheiligte gänzlich in Unwissenheit gehandelt hät- ten. Als dem Angeklagten ein Schreiben des Prinzen von Ora- nien vorgelegt wurde, mit der Aufforderung, sich darüber zu er- fláren, bemerkte er, daß dieser Brief eine Antwort auf einen von ihm an den Prinzen gerichteten seh, in welchem er sich die Ue- berzeugung habe verschaffen wollen, daß, im Fall der Prinz je- mals zur Krone Belgiens gelange, keine Reaction stattfinden würde. Der Prinz habe sich in der Antwort auf seine Procla- mationen berufen, welche durch die öffentlihen Blätter hinlänglich befannt geworden seyen. Die einzige Anweisung, die er von London aus erhalten habe, sey die Andeutung gewesen, daß der Prinz es im höchsten Grade bedauern würde, wenn neuerdings Blut vergossen würde. Nach dem Verhöre des Herrn Jacque- myns erhielt das Substitut des General : Prokurators , Herr von Cuyper, das Wort, um die Anklage zu unterstüßen. Es ist wahr- \ceinlih, daß die Vertheidigungsreden noch zwei Sißungen aus- füllen werden.

Die Capitaine der Compaguieen des 1sten Aufgebots der Brüsseler Bürgergarde haben sich vorgestern zu dem General en Chef begeben und sich von demselben Waffen erbeten. Der General antwortete ihnen, daß er s{chon wiederholentlich das Mi- nisterium darum ersucht, aber bis jest feine Antwort erhalten habe und sich nun direft an den Kongreß wenden würde.

Deutschland.

Múnchen, 8. Yuni. Ihre Majestät die verwitwete Kö- nigin sind vorgestern mit Fhrer Königl. Hoheit der Prinzessin Marie hier wieder angefomnien.

Hannover, 10. Juni, JFhre Königliche Hoheit die Herzo- gin von Cambridge hat mit der Durchlauchtigen Prinzessin Au- uste gestern die hiesige Residenz verlassen, um sich, zu einem Besuche bei des Königs und der Königin Majestäten, Über Hol- land nah Eugland zu begeben. Jhre Königliche Hoheit beab- sichtigt, am Sonntage zu Rotterdam an Bord des daselbst zu der Ueberfahrt bereit liegende Königlichen Dampfschiffes zu chen, i Das Königliche Kabinets - Ministerium hat an die Königl. Landdrosteien zu Stade und Aurich erneuerte Anweisungen er- gehen lassen, die Quarantaine - Maaßregeln gegen alle aus den Ostsee - Häfen kommenden Schiffe zu {ärfen, '

Schwerin, 9. Fun. Se. K. H. der Großherzog haben sich gestern Morgen von hier nah Doberan begeben, nachdem Allerhöchstdieselben am 7ten d. M. einem Manöver des leichten Fnfanterie- Bataillons und der Artillerie hinter Tannenhof bei- gewohnt hatten. Se. K, H. der Erb-Großherzog ist heute wie- der von hier abgereist. L

Eine Compagnie des hier garnisonirenden leichten FÎnfante- rie-Bataillons hat heute Schwerin verlassen, zur Mitwirkung des an der Ostsee-Küste anzulegenden Cordons gegen das Eindringen der Cholera,

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Konstantinopel, 10. Mai. (Aus dem Oesterreich i- \chen Beobachter.) Die Thätigkeit und Energie, welche die Pforte in Ergreifung der Maaßregeln zur Dämpfung der bedenkf- lichen Unruhen in Albanien und Bosnien entfaltete, ließ einen guten Erfolg der Waffen Sr. Hoheit erwarten. Die Wirkung dieser Maaßregeln entsprah auch bisher der Erwartung vollfom- men. Schon am 27sten v. M. erhielt die Pforte, direften Nach- richten aus dem Lager von Monastir zufolge, Kunde von einem am 21. April durch die Truppen des Groß-Wesirs uber fünf bei Perlepe gelagerte Paschas erfohtenen Siege , wobei 4000 Rebellen auf dem Plage blieben. Wenige Tage darauf fiel ein Trefen bei Tikwesh vor, welches sich ebenfalls für die Otto- manishen Truppen entschied, und dem am Z3ten d, M. eine gänzliche Niederlage des Pascha von Sfutari in dem Engpasse zwischen Perlepe und Köprili folgte, wobei mehrere Tausende der aufrührerischen Albaneser getödtet und gefangen genom- men, Mustapha Pascha selbst aber und die bei ihm be- findlihen Anführer in die Flucht geschlagen und zerstreut wurden. Die náheren Details über diese siegreichen Ge- fechte des Groß-Wesirs enthált das offizielle Bulletin der Pforte vom heutigen Tage, so wie ein Bericht des mit der lesten Sieges- Nachricht hierher abgefertigten Tataren. ®) Weniger Wichtig-

lletin folgt weiter unten; den Bericht werden wir cia di DiiritEA Das sutere am 13. Mai zu Konstantinopel be-

kannt gemachte Bulletin haben wir beveits in unserem Blatte vom 4. Junt gegeben.

feit legte die Pforte bisher auf das Erscheinen des mit Mu-

stapha Pascha in Verbindung stehenden Rebellen-Anführers Ka-

rafeizi-Zade Ali-Bei in Sophia. Derselbe hat in-Folge eines leßt-

hin von den Einwohnern genannter Stadt gegen ihn versuchten

Ausfalls seinen Truppen den Einmarsch in diese Stadt anbe-

fohlen, dieselbe am 23. April nah geringem Widerstande besebt

und die doxtigen Basare einer zweitägigen Plünderung preis-

gegeben. Zugleich durchstreift seine Mannschaft die Gegend um

Sophia, macht die Straßen unsicher und erlaubt sich in den nahe

gelegenen Dorfschaften viele Excesse. Um diesem Unfuge zu

steuern, if der ehemalige Groß-Wesir und tapfere Vertheidiger von

Varna, ZFzzet Mehmed Pascha, mit einer zahlreichen Truppen-

und Artillerie: Abtheilung, gegen das angeblich 8000 Mann

starke Corps Ali -Beis abgeschickt worden, und die Pforte er-

wartet täglih Berichte ber die Resultate dieser Expedition. Die-

ser Empörer dürfte demnach, besonders nach der erfolgten Nieders

lage Mustapha Pascha?s, nicht mehr lange die Communicationen

zroishen Belgrad und der Hauptstadt stören. Die Türkische

Flotte, welche bestimmt ist, die Häfen des Paschaliks von Sku- tari zu blofiren , hat bereits den Nordwind benutt, um den Bos- porus zu verlassen und außerhalb desselben vor den sieben Thür- men Auker zu werfen, Der diese Flotte kommandirende Groß- Admiral Halil Pascha hat si diesen Morgen nach einer Audienz beim Sultan an Bord derselben begeben. Sie wartet nur ihre vollständige Bemannung und Verproviantirung ab, um nach dem Orte ihrer Bestimmung abzusegeln. Von Veränderungen in den Statthalterschaften is diesmal bemerkenswerth die Ver- leihung von drei Roßschweifen an Faakub Pascha, aus der Fa- milie Kara Osman Oglu, der zugleih die Stelle eines Mahassil von Seres und ein Kommando bei der Armee des Groß - We- sirs erhielt, Der Beglerbeg von Dschildir, Fdschaneli Ahmed Pascha, ward ebenfalls zum Pascha von drei Roßschweifen er- hoben und erhielt das Militair-Gouvernement der Festung Kars, welches bisher mit dem Paschalik von Erzerum verbunden ge- wesen war. Ungeachtet der unrühigen Bewegungen in so viez len Provinzen des Türkischen Reiches, hat die Hauptstadt bisher die vollkommenste Ruhe genossen. Nur in den leßten Tagen der Griechischen Charwoche erlaubten sich mehrere hier anwesende Griechi- \he Matrosen, meistens aus Hydra und Spezzia, in den Griechischen Kirchen von Pera und Galata gröbliche Excesse, welche ohne Zwei- fel ernsthafte und blutige Folgen gehabt haben würden, wenn sich nicht sogleih die Wache ins Mittel gelegt und hierdurch Herstellung der Ordnung herbeigeführt hatte. Nichtsdestowe- niger war der ganzen hiesigen Armenischen und Griechischen Be- völferung, worunter auch viele Albaneser, gestattet, an den drei Osterfeiertagen die Straßen von Pera unter Musik und Natio- nal-Tänzen zu durchziehen und sich auf den freien Pläßen nah Landessitte zu belustigen. Am 1sten d. M. ward im Franzö- sischen Botschafts-Hotel das Namensfest des Königs der Fran- zosen durch Tedeum und Abends dur einen Ball und Souper gefeiert, wozu das gesammte diplomatische Corps und ein Theil der hiesigen Gesellschaft geladen waren. Von den Türkischen Mi- nistern und Ober-Offizieren war Niemand dabei zugegen.

Uebersceßung des von der Pforte am 10. Mat-d. J. mitgetheilten Bulletins über die Niederlage Musta- pha Pascha’s von Skutarft. : :

So wie es bereits mündlich mitgetheilt worden, haben die re- gulairen Truppen des Groß-Wesirs in Vereinigung mit dem in sei- nem Solde Leden Toskaschen- Albaneser-Corps den Milizen von fünf mit Mustapha Pascha von Skutari gemeinschaftlih aufgestan- denen Beglerbegs bei Perlepe eine Schlacht geliefert, wobei mit Gottes Hülfe die Rebellen gänzlich geschlagen wurden, 4000 Mann an Todten verloren und thre sämmtlichen Kanonen, Zelte und Kriegs - Vorräthe den siegretthen Truppen Sr. Hoheit Überlassen mußten. Nach diesem s gge Ereigniß beschloß der Groß-Wesir,- gegen Köprili aufzubrechen, um auch die dort befindlichen Rebellen nachdrücklich anzugreifen. Doch schon wenige Tage nach dem ersicn Treffen fand cin zweites bei Tikwesch statt, in welchem die Empörer abermals besiegt wurden und alle ihre Munition und Vorräthe in die Hände der Ottomannischen Truppen geriethen. Endlich ließ der Groß - Wesir am vorigen Dienstag (3. Mai) die Über 20,000 Mann starken Rebellen, die den Engpaß zwischen Perlepe und Köprili be- seßt hielten, von neuem angreifen, und dies geschah von Seiten der regulairen Truppen sowohl als der Toska- und Gega - Albaneser- Corps mit solher Heftigkeit , daß die Empdrer, nicht im Stande, längeren Widerstand zu leisten, sich sämmtlich auf die Flucht bega- ben. Viele Tausende derselben blieben auf dem Plaße, und alle ihre Munitionen und sonstigen Vorräthe kamen in den Besiß unserer Truppen. Auf die Nachricht , daß die Rebellen sih in dem nahe bei Köprili gelegenen Babu Chan befestigt hielten, war alsobald der Marsch gegen sie anbefohlen, und nach geschchenem Angriff wurden sowohl Mustapha Pascha, der sich in Person daselbst befand, als seine aufrührerischen Helfershelfer gänzlich geschlagen und zerstreut. Alle Kanonen, Gewehre, Zelte, Küchengeräthschaften c. fielen in die Hânde der Armee des Groß-Wesirs. Wiewohl verlautete, daß Mu- stapha Pascha nah Uskub entflohen sey, so is doch noch nichts Ge- wisses hierüber befannt, und man war fortwährend beschäftigt, die flichenden Rebellen zu verfolgen.

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Berlin, 13. Juni. Heute früh um 45 Uhr starb hierselbst nach einer höchst schmerzhaften vierzehntägigen Krankheit der am hiesigen Hofe akfreditirte Kaiserl. Russische außerordentliche Ge- sandte und bevollmächtigte Minister , Wirkliche Geheime Rath und Kammerherr, Graf von Alopeaäs Excellenz, nach zurück: gelegtem 62sten Lebensjahre.

Die ( gestern von uns mitgetheilten ) Ereignisse au der Polnisch-Litthauischen Gränze werden von der Königsberger Zeitung in nachstehender Weise gemeldet: „Der Polnische Ge- neral Gielgud is angeblich mit 12,000 Mann in Gielgudischken eingerückt. Er zog mit etwa 4000 Mann regulairer Truppen dem Corps des Generals Sacken, welches 8000 Manu stark war, bis Kowno (Kauen) nah. Auf dem Marsche bis hierher waren bereits mehrere: Jnsurgentenhaufen dazu gestoßen. Das Nussische Corps hatte in Kowno eine feste Stellung eingenommen, und General Gielgud ließ mit 2000 Mann eine Schein-Attake auf Kowno machen und ging selbst mit den übrigen Truppen in der Nacht úber die Memel, um in Schamaiten einzudringen und slch mit v. Puschet zu vereiuigen.‘‘

Man meldet aus Lippstadt vom 7. Juni: Das Ge- treide steht in Westphalen durhgáängig so {ón, daß die Ernte, wenn sonst feine Unglücksfälle eintreten, überaus reichlich aus- fallen wird, |

Wir sind von zuverlässiger Hand zu der Erklärung ermäch- tigt, daß Se. Durchlaucht der Fürst Wilh. Florentin zu Salm: Salm, welcher aus einem in Nr. 144 der Allgemeinen Preußi- hen Staats-Zeitung vom 26fien v. M. befindlichen Bericht lber die Brüsseler Kongreß-Verhandlungen nicht ohne Befremden seine vermeintliche Bereitwilligkeit zur Annahme der Belgischen Krone

ersehen hat, sich nit nur über einen derartigen, ihm ohnedies

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