1831 / 164 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

lands nicht in demselben Verhältnisse stände, wie der Herzog von Nemours zu dem Beherrscher Frankreihs. Dieser Umftand müsse auch die Besorgnisse der Franzosen, daß England irgend eien besonderen politischen oder kommerziellen Vortheil aus der Thron- besteigung des Prinzen ziehen könne, verscheuchen, i Fn ihrem neuesten Blatte sagt dieselbe Zeitung: „Es “scheint, daß das Belgische Arrangement, wenigstens für jeßt, fehlgeschlagen ist. Die dem Prinzen Leopold unter besonderen Milan angebotene Krone is von der even nit angenommen worden, Die Belgier bieten das Prinzen mehr Land an, als ihnen gehört; deshalb hat der Prinz ihre Krone ausgeschlagen. Die Protofalle der großen Máchte erken: nen Limburg ide als zu Belgien gehörend an; die Belgier aber sprechen sich dasselbe eigenmächtig zu und ersuchen den Prinzen Leopold, über diesen vergrößerten Staat zu herrschen. Die Folge davon ist, wie wir bereits erwähnt haben, daß dieser das Anerbieten abgelehnt hat. Die Belgier haben daher nunmehr einen anderen König zu suchen, Ob sie einen finden werden, wissen -wir nicht; aber wir mssen gestehen, daß wir die Kühnheit dessen bewundern würden, der die Krone unter Be- dingungen annehmen würde, denen sih England und Frankreich widerseßen. Die Belgier haben in der That keinen Schritt vorwärts gethan; ste haben bloß den Prinzen Leopold statt des erzogs von Nemours gewählt, Die anderen und wichtigen Are sind im slatu quo geblieben.“ g : Das Schiff „„Nautilus“‘, das Lissabon am 27sten v. M. verlassen hat, bringt die Nachricht mit, daß zwei Französische Fregatten, zwei Korvetten und eine Brigg im Tajo angekommen sehen, wo sie sowohl alle im Hafen befindliche, als alle anfom- mende Portugiesische Fahrzeuge weggenommen hätten. Die Fran- zösische Seemacht sah auch noch einer Verstärkung entgegen. Ein Privatbrief aus Lissabon erklárt die Weigerung Dom Miguels, der Französischen Regierung Genugthuung zu geben, daraus, daß er der Meinung sey, er befände sich, nachdem er den Engländern Alles zugestanden, unter dem Schuge dieser Na- tion und brauche sih daher um die Drohungen Frankreichs nicht zu fummern. Die Times bemerkt dazu, man könue von Lissa- bon her immer auf das Allerseltsamste gefaßt fehn. j Auf Lloyds wurde heute eine Mittheilung des Englischen Vice-Konsuls aus Terceira vom 17. Mai bekannt gemacht, wor- aus hervorgeht, daß St. George, eine der Azorischen Inseln, am 9. Mai von den Truppen der Regentschaft ohne Widerstand ge- nommen worden is. Der Graf von Billaflor kehrte am 1áten mit seinem Stabe nach Terceira zurü, \chiffte sich aber am 16ten mit 150 Mann wieder ein, um, wie man vermuthete, Fa-

hal anzugreifen.

Nach Berichten aus Gibraltar vom 16. Mai ist die Verbin- -

dung mit Spanien wieder hergestellt, da durch das Absenden der Spanischen Flüchtlinge nah Algier der Grund der früheren Ab- brechung hinweggeräumt war. 3 j

Nach Briefen aus Rio-JFaneiro vom 18. Márz war die Stadt fortwährend in einem Zustande großer Aufregung. Eine bedeutende Anzahl von Mitgliedern der Deputirten-Kammer hat- te dem Kaiser eine Adresse überreicht, welche, in nicht sehr ehr- erbietigen Ausdrücken abgefaßt, die Schuld wegen der vorgefalle- nen tumultuarischen Auftritte lediglich den Portugiesen zuschrieb, und die Ungestraftheit, welche diesen zu Theil würde, als eine unwürdige Parteilichkeit und als einen argen Mangel in der An- wendung der Gesetze schilderte. Es hatte eine Ministerial - Ver- ánderung in Rio stattgefunden, aber es waren nur erft zwei Mit- glieder des neuen Ministeriums namhaft gemacht: Gama, frü- her Prásident von Rio Grande, als Justiz-Minister, und Gene- ral Moraes als Kriegs-Minister. Die Brasilianischen Papiere fielen auf diese Nachrichten ungefähr 15 pCt. i

Jn Merthyr Tydfil in Wales ist es zwischen den Arbeitern, welche in den dortigen Eisen-Fabriken beschäftigt sind, und einem Theil des 93sten Regiments zum Handgemenge gekommen. Das Militair war von den Behörden aufgefordert, zum Schuße des Eigenthums und zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Friedens einzuschreiten. - Es hatten schon seit 2 oder 3 Tagen tumultuüga- rische Versammlungen der Arbeiter stattgefunden, wo man sich heftig úber den niedrigen Lohn und die hohen Preise der Lebens- mittel beklagte. Nachdem Unterhandlungen zwischen den Arbei- tern und den Fabrifherren zu feinem Resultate geführt hatten, ward die Aufruhr-Afte verlesen. Der Pöbel aber, statt sich zu zerstreuen, griff das Militair an; er war mit Knitteln und Stocken bewaffnet und verwundete den Major und mehrere Soldaten. Die Magistrats-Personen ermächtigten nun die Sol- daten, Feuer zu geben, wodurch 11 Personen aus dem Volfe getödtet wurden, Hierauf zerstreute sih der Haufen, und die Ruhe war vor der Hand wieder hergestellt.

Nord-Amerikanische Zeitungen enthalten Nachrichten aus Veracruz vom 11lten und aus der Hauptstadt Mexiko vom 5ten April, Das Land wird als in einem verhältnißmäßig ruhigen Zustande geschildert. Der Traftat mit den Vereinigten Staaten, der so langen Berathungen unterworfen gewesen, ift endlich von der Mexikanischen Regierung ratificirt worden. Der Gouverneur von Cuba soll vom Könige von Spanien die Voll- macht erhalten haben, eine Unterhandlung einzuleiten, um den Handelsverkehr zwischen Cuba und Mexiko wieder herzustellen, Fn Washington is noch kein neues Kabinet ernannt. Die ein- zige Ernennung war die des Herrn Livingstone zum Staats- Secxetair.

Niederlande,

Aus dem Haag, 9. Juni. Fn der Staats- Courant heißt es: „Aller Anstrengungen ungeachtet, um den Durchbruch im Schelde-Deich bei Lillo wieder herzustellen, hat man bis jeßt, des schlechten Zustandes einer Schleuse wegen, noch nicht zum Zwet gelangen fönnen. Man hört indessen niht mit Maaßre- geln auf, einem vielleicht zu befürhtenden Einsturz aller Mauer- werke und daraus entstehenden Durchbruch eines anderen Deiches zuvorzukommen; die Befehlshaber der Truppen sowohl, als der Bürgermeister des Ortes und die bei den Damnibauten ange- stellten Beamten, wirken vereint auf diesen Zweck hin. Hieraus allein sollte man genugsam abnehmen fönnen, mit wie wenigem Grund die Belgischen Tagesblätter obenerwähnten Durchbruch als eine vorsábliche feindliche Maaßregel schildern; übrigens dürfte wohl s{werlich Jemand einer eben. so böswilligen als ungereim- ten Beschuldigung Glauben geschenkt haben,“

Antwerpen, 7. Juni. Das bei Lillo liegende Hollándi- \{che Geschwader wurde gestern dur drei Kanonierboote verstärkt ; auch das Dampfboot Curaçao war dort angekommen. Jn die- sem Augenblicke befinden sich auf der Rhede von Antwerpen 1 Fregatte, 1 Korvette und 5 Kanonierboote. Das hiesige X ournal meldet: „Lieffenshoek wird, wie es scheint, von keiner Ueberschwemmung bedroht; Personen, die von Allem unterrichz tet sind, was in der Umgegend vorfällt, und alle Dámme selbst untersucht haben, fanden keine Spur von Beschädigung, Auch schzeint das Borgeben, als sey die Schleuse yon Pyp - Tabak une

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terminirt, ungegründet; Personen, die si dahin begeben hatten, fonnten nichts dem Aehnliches entdecken, Fm Fall man úbri- gens für diese Schleuse, die nur eine halbe Stunde von Austru- wel ‘entfernt ift, Besorgnisse hegen sollte, könnte man eine starke Wache dorthin senden, die sih in den umliegenden Meiereien einquartieren würde. ‘‘ i

Brüssel, 8. Funi. Die auf geftern anberaumt gewesene

Sibung des Kongresses konnte nicht stattfinden, weil es un- möglich war, die zum Berathen nöthige Anzahl von Mitgliedern zusammenzubriugen. Das Bureau beschloß, einen Brief in die YFournale einrücken zu lassen, durch welchen die abwesenden De- putirten aufgefordert werden sollen, sich augenblicflih auf ihre Posten zu begeben, weil es von der größten Wichtigkeit sey, sich mit dem Budget und den Finanz- Geseßen, welche am 1. Juli in Kraft treten müssen, zu beschäftigen. Der Namens - Aufruf ergab die Gegenwart von 77 Mitgliedern, deren Namen öffent- lih bekannt gemacht wurden. Die Herren Vilain XlIlIl,, Beyts-und H. v. Brouckère- hatten an den Präsidenten ge- schrieben, um den Kongreß von ihrer Abwesenheit in Kenntuiß u seßen, / n White, Secretair des Lords Ponsonby, ist heute Mor- gen un 10 Uhr wieder hier angekommen. „Wir wollen hoffen““, sagt der Independant, „daß diese schnelle Rückkehr auf gute Nachrichten deutet.‘

Der Regent hat durch eine Verfügung vom 7ten d. ange- ordnet, . baß das erste Aufgebot der Búürgergarden in den Pro- vinzen Antwerpen, Ost-Flaudern, West:-:Flandern, Hennegau, Na- mur, Brabant, Lüttich und Limburg mobil gemacht werde.

Der In dependant bemerkt in Betreff der Verseßung des Herrn Tielemans, daß derselbe das Amt eines Gouverneurs der Provinz Antwerpen fcüher nur. ad interim und unter der Be- dingung angenommen habe, daß er später zum Gouverneur der Provinz Lüttich ernannt würde,

Mau \chreibt unterm 6ten d. von Tournah, daß die Natio- nal:A}ociation dort zahlreich und gut zusammengeseßt sey. Die- selbe habe folgende drei Vorschläge angenommen: 1) eine Pro- testation gegen das Dekret, welches der Wahl des Prinzen von Sachsen-Koburg vorangegangen seh, indem dasselbe dem Grund- Artikel der Constitution widerspräche und die Jüitegrität des Ge- biets aufs neue in Frage stelle; 2) eine Bittschrift zur unmittel- baren Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ; 3) die Absendung eiues Deputirten nah Brüssel, um die Affociation des Hennegau mit dem Central-Comité in Verbindung zu seben.

Die St. Simonisien sind nah Lüttich zurückgekommen, und seben ihre Versammlungen daselbst fort.

Lord Ponsoby hat seine Abberufung erhalten.

P o l en,

Den leßten Nachrichten zufolge, befand sih das Haupt- quartier des General : Feldmarschalls Grafen Diebitsch - Sa- balfkansfi am 28. Mai (9; Juni) noh bei Pultusf. Fn der Nähe von Wilna hatte man eine hinlängliche Zahl von Truppen fonzentrirt; überhaupt erwartete man von den eingeleiteten fráftigen Maaßregeln zur Bereitelung der von den Polen gegen die Russischen Provinzen gerichteten Versuche ein befriedigendes und baldiges Resultat.

Warschau, 9, Juni. Am Zten d. seßte die Landboten- Kammer ihre Berathungen über den Geset - Entwurf hin- sichtlich der vorzunehmenden Requisltioneu fort, und als die Sizung {hon ihrem Ende nahe war, trug der Landbote Graf Fohann Ledochowski darauf an, daß der Reichstag, ohne die Annahme des ganzen Projekts abzuwarten, dié Regierung be- vollmáchtigen solle, unverzüglich zu Nequirirung der im ersten Artikel des Gesetzes bezeichneten Produkte zu schreiten, und zwar deshalb, damit die Besißer derselben sich nicht beeilen möchten, sie vorher zu verkaufen, wodurch die Armee der Möglichkeit be- raubt werden würde, sich zu erhalten, Da die ganze Kammer einstimmig auf den Vorschlag dieses Landboten einging, so be- zeichnete der Marschall, um dem Antrage vollständige Gültigkeit zu geben, eine aus Herrn Ledochowsfi und dem Deputirten Dembowsfkfi bestehende Kommission, welche denselben dem Senat vorstellen sollte. Nach Verlauf kurzer Zeit tliberbrachten die Se- natoren Kastellane Malachowski und Wenzhfk der Landbo- tenkammer die Entscheidung des Senats, daß er jenem Antrage beistimme, und Herr Wenzyk dankte bei dieser Gelegenheit der Kammer zugleih fúr das Vertrauen, wovon sle ihm durch seine Ernennung zum Senator einen so deutlihen Beweis gegeben habe... Der von beiden Kammern angenommene Gesebß- Entwurf wurde uun in einen Reichstags-Beschluß des Fnhalts verwandelt, daß die Kammern, auf Antrag der National-Regie- rung und nah Anhörung der Reichstags-Kommissionen, um die Ausgaben des Schaßes zu s{chonen und die Armee aufs \schnellste mit Lebensmitteln zu versehen, beschlossen hätten, die National: Regierung zu ermächtigen , für die Bedürfnisse der Armee die in der vorigen Sibung näher bezeichnete Quantität von Produkten zu requiriren, wobei es derselben anheimgestellt werde, jede Gattung von Getreide mit einer anderen erwähnten oder nicht erwähnten zu ver- tauschen, wenn cs die Nothwendigkeit erfordere, und zwar nach Verhältniß dés. einer jeden Getreide-Art zukommenden Werthes, indem sie jedoch zugleich auf die Bedürfnisse des Grund und Bodens und der Eigenthümer Rücksicht zu nehmen und hinsicht- lih der Mittel zur Entschädigung für die zu requirirenden Pro- dukte sh nah einem später zu erlassenden Reichstags - Beschluß zu richten habe.

Die Sibung der Landboten-Kammer am (ten d. M. begann mit Ablesung einer Adresse des Senats-Práäsidenten und des beigefügten Protofkoll-Auszuges, worin die Gründe enthalten waren, warum der Senat die Meinung. der Landboten-Kammer in Bezug darauf nicht theilen könne, daß die Fahnen, welche von Rußland im leßten Türkenkriege erobert und in der Metro- politanfirhe zu Warschau aufgehängt worden, der Türkei zurück: gesandt werden sollen. Unter diesen Gründen war als der be- deutendste angegeben, daß es in einem Augenblick, wo die Pforte mit Unterdrüctung der empörten Paschas beschäftigt sey und sich vielleicht sogar in die Nothwendigkeit verseßt sehen könnte, die Hülfe des Russischen Gesandten, Herrn v. Butenieff , anzuspre- chen, völlig unpolitisch sehn würde, einen Schritt zu thun, der dem Interesse der Türkei selbst zum Nachtheil gereichen möchte. Der Bischof von Plozk hatte slch der Auslieferung der er- wähnten Fahnen an die Türkei deshalb widerseßt, weil er fie als ein Siegeszeichen des Christenthums über den Jslam ansahz der Senator Kastellan Lewinski aber hatte behauptet, man habe selbst in geseßlicher Hinsicht“ nur das. Recht, die besprochenen Fahnen aus dem Heiligthum zu entfernen, in welchem sle auf- gehängt worden, nicht aber dazt, sle den Türken auszuliefern, denn sle wären keinesweges das Eigenthum Polens, sobald dies das ihn von Rußland damit gemächte Geschenk nicht anerkenne, Hierauf erhob sich der Landbote Ledochowski nochmals zur Vertheidigung seines Antrages, indem ex darstellte, daß allein die

Bereitwilligkeit, welche man durch Auslieferunç; der von Rußla

eroberten Fahnen gegen die Türkei bezeige, die Pforte übe zeugen würde, wie sehr Polen wünsche, in ihr seinen Bundesgz nossen zu schen. Die Majorität der Kammer theilte jedoch di Ansicht des Senats, daß die Auslieferung der Türkischen Fah nen an die Pforte auf eine spátere Zeit vershoben werden müss und daß es jet dabei sein Bewenden haben solle, sie aus d Kirche zu St. Johann zu entfernen und die Namens-Chiffy des Kaisers Nikolas überall dur die vereinigten Wappen Py, lens und Litthauens zu erseßen. Der Antrag des Deputirte Szaniezki, aus dem Sizßungssaal der Landboten - Ka

mer nach dem anstoßenden Schloß- Pavillon eine Thür dur zubrechen, um den Saal zu erweitern, und den Landboten in dy Regierungs-Gemächern Wohnungen anzuweisen, wurde beseitigi

er vom Finanz-Minister beauftragt worden, ihr bekannt zu mq chen, daß dieser Minister bereits sein Entlassungsgesuch eingerei habe und daher seinen Play auf der Regierungsbank nicht meh einnehmen werde. Hierauf beflagte sih der Deputirte Klimoy tewicz über die Saumseligkeit, mit der man beim Gießen dy Kanonen zu Werke gehe; er wunderte sich, daß, nachdem berej über 6 Monate seit dem Beginn der Revolution verflossen wi; ren, doch noch nicht eine einzige Kanone fertig geworden seh, und behauptete, daß unter der Kosciuszkoschen Revolution meh) Energie in dieser Hinsicht stattgefunden habe; endlich {loß « mit dem Antrag, daß der Polnishe Mechanikus Migdalsfi, der früher in der Stückgießerei zu Wien gearbeitet un) jeßt {on zur Probe auf eigene Kosten einen Einpfündy gegossen habe, mit diesem Geschäft beauftragt werden möchte, Dieser Antrag veranlaßte einige Diskussionen; unter Anderen wollte der Deputirte Krysinski den Verzug im Gießen de Kanonen und in der Gewehrfabrication dem Wunsch zuschreiben, neue Erfindungen zu probiren; der Landbote Graf G. Mal4 chowsfi leitete diesen Verzug daraus her, daß mau nicht d, zum Kanonengießen nöthige

ken beständen. Die Kammer beschloß daher, den Kriegs - Mini ster auf diesen Umstaud aufmerfsam zu machen. Nächstdem et griff der Landbote Graf Fohann Ledochowski das Wort, um der Kammer einen Gegenstand vorzutragen, auf den der Ge: neralissimus die Aufmerksamkeit der an ihn abgesandten Depu: tation hingelenkt hátte; er stellte sodann die Gründe dar, welch den Generalissimus -bewogen hätten, eine Veränderung in de bestehenden Regierung zu wünschen, wovon die Landboten-Kan-: mer bereits in ihrer geheimen Sißung am 2ten d. be nachrichtigt worden, und erklärte ausdrücklich, daß er di Ueberzeugung theile, daß die National - Regierung in ihre jeßigen Zusammensezung den Wünschen und Bedürfnissen der Nation nicht entsprehe. Ohne ihr den besten Willen abzu sprechen, läugnete der Redner doch, daß in den Bestrebungen det einzelnen Mitglieder Einigkeit vorhanden seh, und meinte, daß dadurch eben der Mangel der jevt so nöthigen Energie entstehe, Als Belag dieser Behauptung führte er an, daß, ungeachtet si längst schon in der Kammer Mißtrauen. gegen den bisherigen Fi: nanz- Minister offenbart habe, die National-Regierung doch, ent: weder aus Gleichgültigkeit, oder weil sie jenen Minister besonders protegirt, sich nicht beeilt hätte, ihn seiner Pflichten zu entbinden, und es vielleicht bis jeßt noch nicht gethan haben würde, wenn nicht der Finanz-Minister selbst seine Entlassung verlangt hätte; ferner, daß die National-Regierung der Zügellosigkeit der Press gleichgültig zusehe. Der Redner führte hierbei den Ausspruch

Walter Scotts an, daß die Preß - Freiheit ein wachsamer Hund

seh, der durch sein Bellen den Dieb zurückschrecke, und behau tete, daß man diesem Hunde, wenn er nicht nur belle, sonder

ihn durch noch heftigere Maaßregeln bändigen müsse; dasselbe hätte, seiner Meinung nach, die Regierung kraft des ihr dienen: den Gesebes hinsichtlih des Preßunfugs {on längst thun sollen, sie habe aber lieber die Sache mit Gleichgültigkeit betrachtet, als daß sie die der Uebertretung Schuldigen zu gerichtlicher Verantwor: tung gezogen hätte. Diese Bemerkungen brachte der genannte Landbote besonders mit einem Artikel in Beziehung, der sich vor eini: gen Tagen in der Polnischen Zeitung befunden hatte, und worin er auf Behauptungen -aufnerksam machte, welhe den vom Reichs: tage angenommenen Grundsäßen aufs heftigste widersprächen, und sich dabei besonders gegen das Regierungs-Mitglied Herrn Lelewel , als Präsidenten des patriotischen Vereins, erhob, wel: her behauptet hatte, daß die Polnische Revolution nicht bloß eine nationale, sondern auch eine sociale sey. Der Redner u

ßerte sich mit der größten Heftigkeit gegen den ganzen patrioti: f

\chen Verein, indem er {hon am Anfang seines Vortrages ge- sagt hatte, daß ihn keine persönliche Rücksihten zurückhalten würden, überall die Wahrheit auszusprehen. Zulett trug er darauf an, daß die Kammer den Kommissionen auftragen möchte, darüber- zu berathschlagen, ob und auf welche Weise eine Verän derung in der bestehenden Regierung- vorzunehmeu sey. De

nen darüber aus, daß in einem Augenblick, wo man Europ ein Beispiel von Einigkeit und Harmonie geben sollte und am meisten Nothwendigkeit dazu vorhanden seh, ein An- trag auf Veränderung der Regierung gemacht werde, und zwar

auf eine ganz unstatthafte Weise, indem er vom Geueralissimus}

herrühre. Der Redner meinte, wenn General Sfrzynezki einen ähnlichen Antrag vom Duniepr oder von der Dzwina aus ge: macht hátte, so könnte man denken, daß er von der wahren Lage der Dinge feine genaue Kenutniß besiße; aber sehr sonderbar seh es, daß er ihn nah der Schlacht bei Ostrolenka mache. Ferner seßte er auseinander, daß sich in dem Verfahren der Regierung durchaus nichts vorfinde, was eine Veränderung derselben wün: {en lassen fönnte; sowohl der Civil- als der Militairdienst würden aufs genügendste besorgt, die Armee sey mit Lebens: mitteln versehen, der Kredit aufrecht erhalten, und nur ein Stre- ben nah Despotismus fönnte den Antrag auf eine Regierungs: Veränderung rechtfertigen. Jn "Erwiederung auf diese Behaup: tungen erklärte der Landbote Wenzhf, daß vielmehr dann, wenn der Generalisssmus den erwähnten Antrag von den Ufern des Duiepr oder der Dzwina aus gemacht hätte, derselbe eher die Gestält einer Anmaßung annehmen würde, als jeßt, wo man auch das berücksichtigen müsse, daß derselbe den Vorschlag niht als Feldherr, sondern als * Regierungs: mitglied in Anregung gebracht hätte, indem er als solches das Recht habe, auf Unziemlichkeiten, die aus der Zusammensetzung der Regierung hervorgingen, die Repräsentanten attfmerksam zU machen. Die Diskussion über den Antrag des Landboten Ledo- chowsfi wurde indeß durch die Bemerkung des Deputirten W o- lowsfi unterbrochen, daß derselbe in formeller Hinsicht nicht auf dem gehörigen Wege der Kammer vorgestellt worden seh- Es entspannen sich“ hierliber weitläuftige Erörterungen, welche damit enoigten, daß die Kammer vou deri Landboten Ledos chowsfi verlangte, ex solle stine Petition den Kommissionen schrift

nenschliche Tyrannei erlaubte.

ubergeben, die dieselbe dann prüfen und der Kammer dartiber gericht erstatten follten. Hierauf vereinigte sich die Landboten- gammer mit dem Senat.

Fn der Staats - Zeitung befindet sich ein 1eitläuftiger (ctifel, worin darüber Beschwerde geführt wird, daß man in der olitik sich stets nah Vorbildern im Auslande ‘umsehe und ein remdes System befolgen wolle; nur der Franzosen und Englän- er parlamentarisches Verfahren werde gepriesen und verlangt, die ganze Nation davon eingenommen sehn solle; die Polen hienen fast zu vergessen, daß sie ganz Enropa in der politischen Freiheit und Reprásentativ-Form vorangegangen seyen und in ih- (n eigenen Reichstagen Muster der Beredtsamkeit besäßen. Hier- uf heißt es unter Anderem: „Es handelt sich jest niht darum,

! z R fmárts zu schreiten und von den Geseßen anderer Nationen Sodann zeigte der Landbote Rembowsfki der Kammer an, dg Jickwärts zu G ies

icht Nuben zu ziehen, fondern darum, nicht mit Willen und ne Noth die Nationalität aufzugeben und zuzugestehen, was unsere Nachbarn vorwerfen, daß Polen niemals etwas Gu- es besaß, daß es gar feine Gesebe hatte; endlich darum, daß vir nicht durch das Nachahmen der Französischen Revolution in heren Abgrund stürzen. Haben wir doch einén ganz anderen Weg or uns, den von den Geseßgebern des Z. Mai angezeigten nám- ih, welcher dasselbe Ziel, wie die Französishe Revolution, be- wecéte, nur daß sich das Geseß des 3. Mai nicht mit Blut, Fenersbriinsten und Zerstörung der Familienbande beflecte. Wer je Polnischen Geseßbücher und die Geschichte unserer Nation ur Hand nehmen will, wird sich überzeugen, daß Polen {hon 1 15ten Jahrhunderte die Freiheiten genoß, welche England erft m 17ten erhielt, und die Franfreich erst im 19ten seiner Regie- ung abzuringen anfing. Neminem captivari permittimus nisÌï ure victum war \chon damals die Bürgschaft der Bürgerrechte. dar erstrete sich dieses Gese nur auf den Adel; aber wäh- end einerseits diese Klasse sehr zahlreich warund es nach ihrer Vermin- derung noch ist, so war es andererseits unmöglich, daß in einem Jahr-

i s R imdert, wo der Feudalismus in der ganzen Welt wüthete, der bei den Oi omposition erhalten könne, welden s ganz ete, eine andere seh, als diejenige, aus denen die gewöhnlichen Glof, #5

Franzosen sogenannte dritte Stand bei uns gleiche Vorrechte mit dem Adel genießen konnte. Es is dies nicht die Schuld der olen, sondern des Zeitgeistes. Judessen waren die Städte doch nicht bedruckt; sie richteten sich nah eigenen Geseßen hat- en ihre eigenen Privilegien und bewähren ihre alten Freiheiten m besten durch ihren damaligen Reichthum; wenn sie gegen das nde der Republik in Verfall geriethen, so war dies nur eine Folge der Kriege, befonders der Schwedischen, und des allmäli- jen Verfalls des ganzen Neiches. Es bestanden auch Gesetze um Schuß der Bauern gegen die Bedrückung ihrer Herren, podurch ihnen gestattet wurde, ihren Siß in ganzen Kolonieen u gleicher Zeit zu verlassen, wenn der Eigenthümer sich un- Schon im 15ten Jahrhundert hatte die Nation auf den Reichstagen Antheil an der Geseßge- ung. Jm 16ten Jahrhundert aber konnte, ohne Bewilligung der Stände, keine Abgabe mehr auferlegt werden. Auch die Städte waren vor Alters nicht ohne Repräsentation auf den Reichstagen, wie die Ausläuder behaupten und viele unserer Lands- eute, besonders heut zu Tage, ihnen nahsagen. Es hatten ihre Repräsentanten alle größeren Städte, wie Krakau, Warschau und ndere; ste hatten Antheil an allen bedeutenden National-Aften, an den Königswahlen, an der Abschließung von Verträgen u. \. w. Diese Repráäsentauten saßen in der Kammer unter dem Titel don Delegirten der Städte, wie die Urkunden beweisen. Die lnion Polens mit Litthauen im Jahr 1569 wurde von 2 Dele: irten der Stadt Krafagu unterschrieben; auf dem Reichstage don 1668 befanden sich 6 Städte - Abgeordnete; die Confödera- ion vom 6. Dezember desselben Jahres wurde von 9, die Vor-

riften über die Königswahl auf dem Reichstage von 1669 von

ß mal 45, die Warschauer Conföderation nah dem Tode des Königs auch beiße, einen Maulkorb anlegen und, wenn er gar toll werde, Vi arf i Y y

Nichael von 6, die Pacta conventa auf dem Wahl-Reichstage

König Johanns 11, von 11, die General - Conföderation von Marschau im Jahr 1696 nah dem Tode des Lebteren von 6

Delegirten unterzeichnet. Der Umfang dieses Blattes ist nicht

hinreichend, um darin die Beschlüsse der Poluischen Reichstage

aufzuzählen, wodurch persönliche Freib,eit, Preßfreiheit, Toleranz, Handelsfreiheit, Zurückdrängung der monarchishen Gewalt in hre geziemenden Gränzen gesichert wurden ; sie sind der Stolz er Mon! der Ruhm ihres Jahrhunderts; in Folge dieser Be- chlü}e hatte Polen im Verlauf von 8 Jahrhunderten feinen tyranni- hen König, es erhoben sich nicht, wie in anderen Ländern, Blutgertiste nd Bastillen, es fanden keine Religionskämpfe, keine ewige theolo- gische Streitigkeiten tiber spibfindige Fragen statt. Der Geifiliche hörte

Miemals auf, Bürger zu sehn; man ehrte in ihm die Freiheit, Meine Meinung auszusprechen. 5 enen Glaubens, welche anderswo verfolgt wurden, fanden hier

Gelehrte und Bekenner verschie-

ine gastsreie Aufnahme. Nur durch die Schuld des YZeitgeistes

Iurden, wie oben gesagt, den Bauern nicht die ihnen gebühren-

en Rechte zugestanden, aber ihre Lage war nicht immer so be- lagenswerth, wie wir sle vor dem Verfall des Reiches hin und vleder gesehen haben. So lange die Aufklärung vorherrschte,

Wurh welche sich Polen zur Zeit der Fagieillonen und Stephan

Landbote Rembowski drückte hierauf sein sehr großes Erstas FWatory's auszeichnete, war ihr Zustaud ungleich beser; als aber

Kriege, häufig wiederholte ungestüme Angriffe und die Ver- vistungen, welche sih die Schweden zweimal erlaubten, unsere Ehulen und Bibliotheken vernichteten und die Bildung zerstör- en, als der Pole mehr mit Vertheidigung seiner Gränzen, als nt den Wissenschaflen, beschäftigt war, da mußte sich freilich uh das Loos der Bauern verschlimmern. Aber mit der Rück- ehr der Wissenschaften erkannte die Nation ihre wahren Bedürf- lse, Wer weiß nicht, wie die privilegirte Klasse, durch nichts ezwungen, freiwillig die anderen Einwohner- Klassen zum Genuß er allgemeinen Freiheiten zulassen wollte. Werfen wir einen Dlické auf die Polnische und Französische Revolution und wägen eide gegen einander ab, Der Polnische Reichstag begann sein Verk im Fahre 1788 in gesezmáäßiger Zusammenberusung; die jtanzosen begannen es ein Jahr später, nämlich 1789. Der Pol- lische Adel, dem Zuge seines Herzens folgend , reichte den an- eren Ständen brüderlich die Hand und fing allmälig an, die ange unterdrücften Nechte wieder einzuführeu; der Französische ldel, obgleich durch die Umstánde gedrängt, wollte von nichts drren, Wenn der Polnische Reichstag nicht plögliche Verände- Ungen einsuhrte, wenn er die übrigenEinwohner nicht zumGenuß glei- er Rechte zuzog, so that er es nur aus Furcht vor gewaltsamen ‘ts{hütterungen. Doch verließ er den eingeschlagenen Weg nicht, ndern behielt sich, nachdem er bedeutende Verbesserungen für Ptadte und Volk in der Regierungsform vorgenommen hatte, ah -25 Jahren eine Revision des ganzen Grundgeseßes vor und ‘tete uns auf diese Weise von den blutigen Scenen und schreck- chen Umwälzungen, denen Frankreich unterlag, welches, vom eußersten zum Aeußersten s{hreitend, 2 Millionen Menschen erlor und zuleßt sich unter das s{chwere Joh Napoleons eugte, Aber schon längst is die durch das Geseß vom Mai bezeichnete Zeit zur Verbesserung desselben verflos}sen, nd wix haben uns durch das Zusammentreffen dex Umstände nd duxch die Fortschritte dex Aufflárung bereits der Neife ges

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nähert. Laßt uns also unser Geses vom Z, Mai vervollkomm- nen, den Schuß, welcher darin den Rechten aller Einwohner- Klassen versprochen wird, und ihre Gleichheit vor dem Gesebß aufrecht erhalten, die Repräsentation nach den Bedürfnissen der Zeit einrichten, die von unseren Vätern immer heilig gehaltene religiöse Toleranz bewahren, die Aufklärung durch Preß- Freiheit verbreiten, die Lage der Bauern - dur alle mögliche vernünftige Maaßregeln verbessern, diejenigen Civil- Rechte, weiche, wenn gleich uns aufgedrungen, slch doch als nüblich bewährt haben, uns zu eigen machen und sie, wo es nöthig ist, verändern, aber nicht der Vergangenheit uns {ämen, denn wir dürfen uns der- selben rühmen, sondern der Würde unserer Väter nachfolgen, wie sie, vor Verfolgung und Willkür zurückbeben, feine Factio- nen begründen und nichts dergleichen nähren, was die blutigen Scenen der Französischen Revolution herbeiführen könnte, vor denen selbst die Franzosen jevt sich entseßen. Vergessen wir nicht, daß die feindliche Armee noch auf unserem Boden steht, und daß uns, während Einigkeit uns allein zum Ziel führen kann, Zwietracht in einen Abgrund von Elend stürzen könnte, dessen bloße Erinnerung mit Schauder erfüllen würde.‘

TtalTten

Florenz, 4. Juni. Einer in diesem Augenblicfe aus Livorno angekommenen Nachricht vom 3ten d. M. zufolge, ist der Prinz von Joinville am 2ten Mittags 1 Uhr dort ans Land gestiegen und mit dem Abfeuern des Geschüßes und Glocken- Geläute empfangen worden. Er nahm seine Wohnung im Groß- herzogl. Palaste, vor welchem die Garnison unter den Waffen war. Am Zten Abends sollte ein Ball zu Ehren des Prinzen, der am folgenden Tage wiedex abzureisen gedachte, bei dem Fran- zösischen Konsul seyn. Der Prinz wird uicht nah Florenz kom- men, sondern nur die Hafenstädte besuchen. Die Getreide- Preise sind auf dem dasigen Playe wieder etwas gestiegen, in- dem die anhaltend nasse Witterung eine sehr mittelmäßige Ernte verspricht. Uebrigens währt die Lethargie des Handels noch fort, obgleih der Kredit sich von neuem etwas mehr befestigt hat.

Rom, 1. Juni. Am 24sten v. M. überreichte der hiesige Bildhauer Ritter Fabris dem heiligen Vater die lebensgroße Marmorbüste Sr. Heiligk@it, wozu er in den ersten Tagen der Thronbesteigung Gregor’s XVI. das Modell genommen hatte; die Büste ist mit ciner Blumenkrone von vergoldetem Me- tall ges{chmückt, und auf der Stola ist die merkwürdige Epoche der Thronbesteigung Sr. Heiligkeit symbolisch dargestellt. Der Künstler ist zur N für diese ausgezeichnete Arbeit zum Coadjutor und künftigen Nachfolger des Ritters Anton v. Este, Direktors des Vatikanischen Museums, ernannt worden.

Die Negierungs- Kommission hat über neun von den hier wegen politischer Vergehen gefangen slßenden Personen das Ur- theil gefällt und Sr. Heiligkeit vorgelegt; zwei davon waren, wie man jetzt erfährt, zum Tode, die übrigen zu vieljähriger Ga- leerenstrafe verurtheilt. Der heilige Vater hat die Todes - in Galeerensirafe verwandelt und für die übrigen die Dauer der Gefangenschaft abgekürzt. Auf diese erste Milderuai ist eine zweite wichtigere gefolgt; unter den Gefangenen befanden sich nämlich sechs Korsen, ein Neapolitaner und nur ein Römer, Namens Lupi; die sechs Korsen sind zur Verfügung des Franzö- sischen Botschafters gestellt, der Neapolitaner wird ebenfalls sei- nen Landesbehörden ausgeliefert werden, und die Galeerenstrafe des Lupi ist in eine Gefangenschaft von einigen Fahren auf der Engelsburg verwandelt worden.

Der Allgemeinen Zeitung zufolge, heißt es, der in Gräß vor ein Kriegsgericht gestellte ehemalige Feldmarschall: Lieutenant Zucchi sey zum Tode verurtheilt, von Sr. Majestät aber begnadigt worden.

Urte

Der (gestern vorbehaltene) Bericht Über das siegreiche Ge- feht des Groß -Wesirs* gegen den Pascha von Skutari, lautet, dem Oesterreichischen Beobachter zufolge, alö:

Ueberseßung des mündlichen Berichts, welchen der vonSeiten des Groß- Wesirs an die Pforte abgefertigte F N am 25. Zilkide 1246 (7. Mat 1831) ér- Nate Dat:

, Nach dem Treffen bei Perlepe warf Mustapha Pascha von Sku- tari den um ihn versammelten Albanesischen Paschas ihre Untüchtig- keit mit folgenden Worten vor: „Bei Perlepe wart ihr zu dreizehn Paschas und habt dem einen Redschid Pascha nicht widerstehen können. Schmach über euh!// Diesem entgegnete einer unter ih- nen, Namens Hifzi Pascha: „„Fhr kennt nicht denjenigen, den man Redschid Pascha nennt. Fch sah seine Art, zu kämpfen, und weiß es daher. Die Zunge kann es nicht aussprechen; es muß mit Augen geschen werden. ‘7 Hierauf sammelte der Übermüthige Mustapha von Skutari 15,000 Mann frischer în der Gegend von Perzerin ausgehvbener Truppen, schlug zu denselben noch 12,000 auserlesene Soldaten aus seinem Heere, begab sich in Person nah dem Engpasse oder Derbend bei Perlepe und vertheilte seine Truppen in die Durch- gänge, welche die gtößten Hindernisse darbieten. Da der Großwesir wohl einsah, daß die von den Rebellen beseßten Punkte sich zu ei- nem Kavallerie-Angriffe nicht eigneten , ließ er die regulaire sowohl als die Úbrige unbesoldete Reiterei sich auf den Ebenen bei Perlepe aufstellen und ertheilte alsogleih den Befehl an die regulaire Fn- fanterie und das in Monatsold stehende Albaneser- Corps, besagte unkte anzugreifen. Dies fand am verflossenen Dienstag (3. Mai)

att, und der Angriff von Seiten der Truppen des Großwesirs war o heftig und stürmisch, daß nach einem Kampfe von vier und einer halben Stunde die Rebellen von drei Seiten eingeschlossen waren und ihnen nichts übrig blieb, als sich auf einen von ihnen beseßten hohen Felsen zu werfen. Der Großwesir licß demnach die auf benanntem Felsen sh wehrenden Empdrer durch seine regulaireu Truppen umringen und versprah denjenigen, welche den Fel- sen erstürmen würden , eine Belohnung von dreißig Beuteln (15/000 Piaster). Unverzüglich führte das Toska’sche Albaneser-Corps einen Le Sturm gegen dieselben aus, wodurch die Rebellen nicht allein aus ihren. Posten vertrieben wurden, sondern, da sie von den regu- lairen Truppen umzingelt waren, sämmtlich lebend in Gefangenschaft geriethen. Mustapha Pascha eilte mit den Worten: „„Hifzi Pascha hat wahr gesprochen// unter den übrigen fliehenden Rebellenschaaren in das fünf, Stunden von Köprili entfernte Chan Pajoli, konnte sich aber auch da nicht aufhalten, da er die auf den Ebenen ver- theilt gewesene Reiterei sah, welche cilte, ihn einzuholen. Er ver- ließ daher sein Lager und suchte sein Heil in einer weiteren Flucht. Wohin ex sich gerichtet hat , hat noch nicht ausfindig gemacht wer- den können. Der Großwesir erhielt bald die Kunde, daß auch leßt- genannter Chan genommen worden sey. Der Tatar berichtet über- dies, daß seit seiner Abreise, welche zwei Stunden nach der Schlacht \tattgefunden, mehr als 500 Rebellen lebend gefangen genömmen und 3000 Kbpfe der Umgekommenen eingebracht worden seyen; daß ferner Emin Aga aus Köprili seine Familie nach Usfub gesendet und, wiewohl er selbst sih während der Schlacht in Köprili befun- den, au derselhen keinen Antheil genommen habe.

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_ Berlin, 14. Juni. So eben geht hier auf außerordentli- lihem Wege die Nachricht ein , daß der Ober-Befehlshaber der Kaiserl. Russischen Armee in Polen, Graf Diebitshz-Sabalkanski, am 9ten d. M. vom Schlage getroffen und' hoh an demselben Tage Abends verschieden ist,

Aus Halle vom 11. Juni meldet die dortige Zeitung: ¡¡Abermals ward uns das Glück zu Theil, ein Mitglied unserer Erlauchten Herrscher-Familie, in deren Haupt das Preußische Volk ein leuchtendes Musterbild der höchsten Regententugenden ver- ehrt, in unseren Mauern. zu begrüßen. Se. Königl, Hoheit der Prinz Wilhelm (Sohn Sr, Majestät) traf nämlich, auf einer Musterungsreise begriffen, gestern Nachmittag - hier ein. Nach- dem Höchstderselbe die Aufwartung der zum Empfange in dem Gasthofe zum Kronprinzen anwesenden Behörden entgegengenon- men, begab Se. Königl. Hoh. sich nah den Franfkschen Stif- tungen, woselbst Sie jeder sehenswerthen Einrichtung dieser groß- artigen Anstalt Jhre regste Theilnahme zu bezeugen und unter Anderem auch den großen Speisesaal, in welchem sämmtliche Schüler zur Abendmahlzeit versammelt waren, in Augenschein zu nehmen geruhten. Auch das Stadt - Hospital, ein Jnstitut, wie es gewiß nur wenige Städte der Monarchie in gleicher Zweckmäßigkeit und in gleih bedeutendem Umfang besiben', er- freute sich der Anwesenheit Sr. Königl. Hoh., Höchstwelche sich nach dessen Besichtigung wiederum in den Gasthof zum Kron- prinzen zurücbegaben. Sämmtliche höhere Stabs - Offiziere, so wie der Bürgermeister Dr. Mellin und der Direktor der Fran- fishen Stiftungen, Professor Dr. Niemeyer, hatten darauf die Ehre, zur Tafel gezogen zu werden. Heute Morgen fand die Musterung der hier garnisonirenden Truppen, aus dem Füsilier: bataillon des 19ten Jnfanterie - Regiments und einer Eskadron des Zten Hufaren - Regiments bestehend, statt, worauf Se. K. M von den herzlichsten Wünschen begleitet, Fhre Reise fort- ebten.

Man meldet aus Achen vom 9. Juni: Se. Durchl. der regierende Herzog von Braunschweig is unter dem Namen eines Grafen von Eberstein gestern Nachmittags nebst Gefolge hier eingetroffen unnd im Hôtel du Dragon d’or abgestiegen. Se. Durchl. hat gestern der Vorstellttng ‘des „„Freischüb““ ‘im iri Theater beigewohnt und ist hent Morgen nach London abgereist.

Die am 24. Mai vor dem Asslsenhofe in Köln, unter dem Vorsibe des Herrn Geheimen Ober-Revifionsrath Krezzer, begonnenen Verhandlungen über die zu Achen ergriffenen Meu- terer dauern ununterbrochen fort. Alles geht dabei ruhig und ohne Störung zu. Die Theilnahme des Publikums bei diesen Verhandlungen ist nicht allzu groß, und mana bemerkt daher bei denselben auch eine verhältnißmäßig nur kleine Anzahl von Zu- hörern. Für auswärtige Leser ist es vielleicht von Jnteresse, daß von ‘dem Advokaten Venedey in Köln die Verhandlungen nach- geschrieben werden und sofort im Druck erscheinen.

Als ein Beweis guter Gesinnung verdient es wohl er- wähnt zu werden , ‘daß die zum dritten und vierten Stande ge- hörenden Kreistags-Deputirten im Kreise Euskirchen (Regie- rungs-Bezirk Köln) ans eigenem Antriebe auf jede Entschädi- gung für die Kosten ihrer Reise zum Kreistage Verzicht geleistet und darúber einen förmlichen Beschluß gefaßt haben. Die Kö- nigl. Regierung zu Köln hat diesen rtühmlichen Beweis guter Gesinnung in ihrem Amtsblatte mit dem gebührenden Lobe an- erkannt. Früher schon hatten die Deputirten aus dem Kreise

Boun und aus dem Landkreise Köln ebenfalls auf eine Entschä- digung für ihre Reisekosten Berzicht geleistet.

Ausstellung der Shülerstudien auf der Königl. Afa- demie der Künste, vom 31. Mai bis 4. Juni.

Keinen Verein des Höchsten und Trefflichsten, was die vater- ländische Kunst zu leisten vermag, hatte man diesmal in den Sälen der Akademie zu suchen; dafür sah man aber die Hoffnungen künf- tiger Zeiten, die von Lehrerhand geleiteten oder schon mehr sich selbst Überlassenen Uebungen junger Künstler, wie sie, mit ihrcm Genius und der Natur allein, gleichmäßig Phantasie, künstlerische Perception und Hand üben, ohne uns Schaulustigen cin Bild dar« Lies zu wollen. Man fieht hier auf der einen Seite immer neue Kräfte und Neigungen für die Kunst gewonnen, auf der anderen die stetigere Wirksamkeit der Akademie, welche, Über den verschiede- nen Fndividualitäten waltend, sie alle in gemessenen Studien wei- ter künstlerischer Freiheit und Selbstständigkeit entgegenführt. Man freut sich, auf bemerfenswerthen Leistungen neue Namen und die hon bekannten auf reiferen zu lesen. ; /

Den Anfang machen die Zeichenklassen der Akademie: freies Handzeichnen nah Vorbildern, in Kreide oder Roth ift, theils ein- zeln Köpfe, theils Glieder; dann geht es fort zu Zeichnungen nach Gyps und endlich nach der Natur. Hier schließt sich das Justitut der akademischen Eleven an, deren Arbeiten zu Vorbildern der Zei- chenschüler benußt werden. Unter den Ausstellungen dieser Art machte sich ein Blatt von Holbein, darstellend einen gebogenen Arm mit einem Theil der Brust, durch Weichheit, Ründung/ Klarheit der Schatten und Überhaupt lebendige Naturauffassung besonders bemerklich. Die Ornamentzeichnungen nach Vorbildern oder Gyps waren in dem anstoßenden Korridor aufgestellt; darunter manches, das an plastischer Verfolgung der Formen, an reliefartigem Hérvor=- treten, guter Lichtwirkung, endlich an sanfter Behandlung bei doch wohlverstandener Schärfe aller Theile kaum etwas zu wünschen übrig ließ. : E s A :

Ungleicher zeigen sich die Leistungen , je freier se werden. Die Reihe dér Aufstellung im großen Saal führt zunächst auf die land- schaftlichen Studien. Große Blätter von Herrn Elsasser, der vor seiner Reise nah Ftalien sich noch eine kurze Zeit in die Schule unseres trefflichen Blechen begeben hatte, nimmt in großen effeët- vollen Sepiaskizzen das Auge am meisten in Ansyruch. Sic können es aber auch am längsten fesseln, denn so wild und eilfertig, so sehr im Großen und Ganzen diese Blätter auch gearbeitet scheinett, so haben sie doch eine nahhaltige Nahrung für die Phantasie des Betrachtenden. Wir haben hier einen berufenen Landschafter, der schon viel leistetund noch mehr verspricht. Ein wahrhaftes Gefühl für die Wirkuhgen und Spiele des Lichts, noch ganz entfernt von einseitiger Art, Effekt durch Kontraste des Hellen und Dunklen hervorzubringen , springt zuerst in die Augen, sodann ein vortrefliches Zurüclkweichen der Ge- genstände, große Lockerheit und Luftigkeit in jetnent Zweigen und Stauden, aber, was mehr sagen will, Sinn für Leben und Fülle der Vegetation, zarte Empfänglichkeit für die Charaktere und gleich- sam Neigungen und Sitten der Bäume und Pflanzen, wohl in Wuchs und Gruppirung, als selbs in der Bewegung: dies Alles macht es, daß der begünstigte Zeichner nicht nah dem Seltsamen und irgendwix Außerordentlichen greifen darf, sondern {on mit dem, was jeder in der Nähe haben kann, künstlerische Wirkungen hervorzubringen weiß. Eine Waldpartie an einem eingeschlossenen Wasser, auf welches der Mond scheint, vereinigt die bezeichneten Vorzüge ganz besonders in sich; auch is dies Stück eun tumul= tuaris ausgeführt. Herrn Elsassers Geschick, in scinen Compositio= nen mit der Architektux umzugchen, muß noch ganz besonders nam=

d macht werden. ' i E giebt es noch eine andexe Art füx den Landschafter,.