1831 / 168 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und wenn der Regent nicht ernstlich einschreitet, so ist in der Thät zu befürhten, daß General Chassé seine MEUNTE ehestens in Vollzug seßt und die Stadt wieder mit einem Bombardement heimsuht. Vorläufig läßt «er den der Citadelle gegenüber be- findlichen Deich durchstehen, um sich nöthigenfalls durch die Polder eine Pas}age für die Schiffe zu verschaffen, wo sie von den Kugeln unserer Batterieen nit erreiht werden können. Es ist ungemein \{wer, die hier befindlichen Soldaten und die niedere Einwohnerkla}se in Schranken zu halten. Erst heute fielen wie- der an 50 Flintenshü}se, und zwar auf der ganzen Linie vom Nord-Fort bis an das Quai, auf eine Holländische Barke, die nach der Citadelle segelte. Dem Vernehmen nach, waren es sámmt- lie Schildwachen, die ihre Gewehre abfeuerten; man schien zwar auf der Citadelle feine besondere Notiz davon zu „neh- men, doch \{chweben wir nichtsdestoweniger in der größten Gefahr. Auf unseren Wällen hatten die Artilleristen heute, ohne Befehl dazu zu haben, Alles vorbereitet, um die Beschießung der Citadelle zu beginnen; glüliherweise kamen jedoch die Of- fiziere noch zeitig genug herzu, um das Abbrennen der geladenen Mörser zu verhindern. Mehrere Soldaten wurden verhaftet, und bei Einem derselben fanden si 37 Dreigulden-Stücke, was dar- auf hindeutet, daß die bekannte Partei in Brüssel förmlich dar- auf ausgeht, das Militair durh Beftechungen zu Excessen zu leiten.

ti Brüssel, 12. Jun. Gestern um 11 Uhr Morgens nahm der General Belliard von dem Regenten Abschied; sein Besuch datierte ungefähr 4 Stunden; von da begab er sich nach dem Kriegs -Ministerium und hatte später mit Lord Ponsonby eine Konferenz. Der General hatte verschiedene Depeschen erhalten, welche ihn ausdrüflich dahin instruirten, unmittelbar nach dem Lord Ponsonby Brüssel zu verlassen. Um 4 Uhr Nachmittags begab er si, unoch einmal zum Regenten und reiste eine Stunde darauf ab. l

Lord Ponsonby verließ die Stadt zu Fuß und bestieg erst vor dem Thore seinen Wagen. Man hat bemerkt, daß er in demselben Augenblick einen Courier mit Depeschen abfertigte, welcher den Weg nah dem Palaste des Regenten nahm.

Der Magistrat und der Militair - Gouverneur von Lüttich

haben Proclamationen erlassen, worin sle die Einwohner warnen, fich niht zum Aufstecken Französischer Fahnen verleiten zu lassen, und die A strenger Maaßregeln gegen jedes Unterneh- nen der Art ankündigen. ; / Gestern wurden ‘die gerichtlihen Verhandlungen in der An- gelegenheit des Obersten Gregoire geschlossen. Der Gerichtshof fällte nah einer langen Berathung gegen 3 Uhr folgendes Ur- theil: Gregoire tund de Bast sind, Ersterer zu zehnjährigem Ge- fängniß und öffentlicher Ausstellung, Leßterer zu fünfjährigem Ge- fängniß ohne öffentliche Ausstellung verurtheilt. Die Herren Facquemyus und d’Orignh sind frei gesprochen worden, ‘Gregoire und de Bast haben auf Cassation angetragen. :

Brüssel, 12. Juni. Die nun wirkli erfolgte Ab- reise des Lords Ponsonby Und des Generals Belliard hat hier einige Bestürzung hervorgebracht, und wiewohl der Pöbel fort- während durch die Bemühungen einiger Bolks-Auswiegler in der alten ausgelassenen Bewegung erhalten wird, so ist doch im Allgemeinen eine trübe Stimmung unter den Einwohnern nicht zu verkennen. Nachdem der erste Nausch der Revolution längst verflogen und darauf so manche nette Hoffnung getäuscht worden ist, fängt man an, auf die gute alte Zeit mit stillem Bedauern zUrücézukonamen, - So Mancher spricht halb wider Willen die wehmüthige Erinverung an die bürgerliche Thätigkeit und den Flor aus, die von der milden Regierung des Königs ilhelm überall, und namentlich hier in Brüssel, hervorgerufen worden 10aren, Der Wunsch, diese Zeit zurückgekehrt zu sehen, läßt fich mehr als halblaut vernehmen, und nur die eitle Besorg- niß, dem übrigen Europa, nachdem so viel gesprochen und so Manches gethan worden, als lächerlih zu erscheinen, läßt diesen NViunsch nicht völlig durchdringen und zur That werden. Bon den Mitgliedern der Königl. Familie sind es besonders J. K. K. H. die Prinzessin von Oranien und J. K. H. die Prinzessin Friedrich, von denen selbst die niederen Klassen der Bevölkerung noch mit großer Anhänglichkeit sprehen. Wenn nicht überall die Erinnerungen an das wahrhaft humane und so oft als Muster aufgestellte Benehmen der Niederländischen Königs-Familie noch haften, \o sind daran nur die Bemühungen einiger politischen und religiösen Zeloten Schuld, zu welchen namentlih auch der befannte Graf Robiano von Boorsbeck gehört, der sich nicht scheut, in Flandern die boshaftesten Verleumdungen gegen- eine Familie zu verbreiten, deren erhabene Tugenden gegen seine heuch- lerishe Frömmigkeit einen s{hneidenden Kontrast bilden. _Die Flandrischen Deputirten find es auch besonders, die sich hier in heftigen Aeußerungen sowohl gegen die Londoner Konferenz, als gegen Holland, vernehmen lassen und fortwährend zu einem all- gemeinen Kriege rathen. Wer inzwischen die jevige Berfassung unseres Heeres und die Stimmung des Volkes im Allgemeinen, cinige Schreier abgerechnet, kennt, wird si{ selbst sagen, daß wir nichts weniger als schlagfextig sind. Namentlich befindet sich die Kavallerie in Folge der unter den Pferden ceingerissenen Krankheiten -in traurigem Zustande; von den 3200 Pferden, die für die Remonte angeschafft wurden, sind bereits so viele zum Theil todt gestochen, zum Theil unbrauchbar, daß nur noch etwa 1500 als dienstfähig angesehen werden fönnen. Die Jnfanterie ist theils noch so undisciplinirt, wie sie es seit dem Entstehen des Belgischen Heeres war, und theils besißt sie sehr s{lechte Gewehre, die allenfalls bei der Parade, s{hwerlich aber im Kampfe zu ge- brauchen sind. Die früher in Antwerpen? und dessen Umgebung kantönirt gewesenen, aus dem gemeinsten Gesindel gebildeten, Freiwilligen sind bekanntlich nach den fleinen Wallonishen Städ- ten in der Gegend von Namur verlegt worden, und dies hat die Folge gehabt, daß mau dort, vo man sonst am eifrigsten anti-Holländish gesinnt war, die gute alte Jeit mehr als irgendwo zurückwünscht. Einige Deputirte aus diesen Gegenden wollen zwar, sobald die bestimmte abschlägige Antwort des Prinzen Leo- pold eintrifft, im Kongresse die Vereinigung mit Frankreich zum Gegenstande - eines Antrages machen; dieser dürfte jedo, bei der befanuten antigallikanischen Gefinnung unserer Ge?stlichkeit, auch jeßt nur wenigen Anklang finden. Die Aussichten für die diesjährige Ernte sind in Belgien sehr günstig, und dies ist noch das Einzige, was einen Theil der Bevölkerung, nämlich die Landleute, für jeßt emporhält,

Warschau, 14. Juni, Die Staatszeitung meldet jebt als offiziell, daß die National-Regierung den Senator Kastellan Leo Dembowski zum ordentlichen Finanz-Minifter ernannt hat.

Demselben Blatt zufolge, soll der General Romarino das Kommando über das Corps des Generals Dziekousfi erhal- ten; andererseits heißt es, daß General Eren fich nicht nah Brzese begeben habe, sondern durch Podlachien marschire, um sich mit der Russishen Hauptarmee zu vereinigen,

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Eben dieses Blatt sagt: „Die Deutschen Zeitungen haben irrige Nachrichten darüber verbreitet, als ob die Fnsurrec- tion in Podolien völlig unterdrückt worden seh. hat bis jeßt nar mit den Fnsurgenteu der Distrikte von Olvio- pol, Naysyn, Latyczew, Lipowiez und Human gekämpft. Er hat bis jeßt den Jnsurgenten fünf Treffen geltefert; aber überall, wo sie selbst angriffen, wurden die Russischen Corps zersprengt. Die Bauern schlugen si{ch sehr tapfer. Die bei Daszow erlittene Niederlage schreiben die Jnsurgenten dem Capitain Orlifowski zu, welcher bei Ausführung eines Manövers mit ungeübter Ka- vallerie eine rúckgängige Bewegung machte und dadurch Ver- wirrung veranlaßte. Nach dem Treffen bei Daszow hatten die Insurgenten wieder Vortheile errungen, zwei Geschüße genoms- men und 3900 Mann zu Gefangenen gemacht. Der Graf Rze- wuski ist nicht geblieben, sondern nur verwundet worden. Selbst

von Znsurgenten in den Wäldern umher. “/

In der Warschauer Zeitung heißt es: „Folgendes sind die gewisseren Nachrichten über die Expedition des Generals Chlapowsti,. Fm Bialystockschen war es ihm günstig gegangen ; er rücte daher mit seinem Corps nah Litthauen vor; seine Streitkräfte vermehren sich täglich durch hinzufommende Freiwil- lige, und die Ankunft der Polen hat die Litthauer Jusurgenten neu belebt, Aus der Bialowieser Haide haben sich ihnen viele äger angeschlossen. Se, Kaiserl. Hoheit der Cesarewitsch begab sich mit der Fürstin Lowicz nah Slonim; aber General Chla- powsfi drang mit außerordentlicher Schnelligkeit in die ehema- lige Wojewodschaft Nowogrod ein und näherte sich der Stadt Slonim, indem er der Fürstin Lowicz (deren Schwager er ist) den Rath ertheilte, sih aus dieser Stadt zu entfernen ; sie reiste daher nah Minsk ab, und Chlapowski soll sich eiligst nach Wilna gewandt haben. ‘‘

Ein hiesiges Blatt meldet: „Wir wissen aus sicherer Quelle, daß am 7ten d. der General Chrzanowsfki einen bedeu- tenden Vortheil über das vom General Rüdiger kommandirte Corps davongetragen hat; die Affaire is zwei Meilen von Za- mosc vorgefallen ; die Details sind uns jedoch noch nicht bekannt.‘

Der junge Fúrst Poniatowski, Adoptivsohn der Gräfin Thszkiewicz, Schwester des Fürsten Foseph Poniatowski, ist in Warschau angekommen, um in die Armee einzutreten; er hatte im vorigen Fahre in dem Französischen Heere an der Expedition nach Algier Theil genommen.

Im hiesigen Merkur wird darüber Beschwerde geführt, daß die National - Regierung in ihrer Bekanntmachung über die Dimission des Generals Krukowiezki dessen Vergehen nirht an- gegeben und ihn gestraft habe, ohne daß man wisse, warum, vielleicht sogar ganz aus eigener Willkür oder, ohne Untersuchung der Sache, auf die bloße Vorstellung des Generalissimus. Es werden hierauf die früheren Verdienste jenes Generals und be- sonders auch seine leßteren um Aufrechthaltung von Zucht und Ordnung in der “Hauptstadt hervorgehoben, welche ihn um p mehr zu Forderung eines gerechteren Verfahrens berechtigt ätten. :

Die Warschauer Zeitung berichtet: „Vermittelst der Preußischen Militair - Behörden im Großherzogthum Posen hat slch bei unseren Behörden ein Arzt aus St. Petersburg anmel- den lassen, der in der Heilung. der Cholera sehr erfahren seyn soll; er bietet seine Dienste an und versichert, daß er sich unter die Aufficht einer städtischen Behörde stellen und in keine politische Korrespondenzen und Angelegenheiten einlassen will. Die Na- tional-Regierung hat dies Anerbieten angenommen ; sie wird den Arzt uuter Bedecktüng hierher geleiten lassen. Fm medizinischen Conseil soll er seine Magßregeln bei Heilung der Cholera mnd seine Ansichten über diese Krankheit an den Tag legen und, wenn er nihts Neues mitbringt, was unseren Aerzten noch unbekannt wäre, mit Dank und einer angemessenen Belohnung wieder an den Ort, von wo er gekommen, zurückgeleitet werden.‘/ Da- gegen sagt dis Staats-Zeitung in derselben Beziehung: „Fast hätten wir einen Arzt aus St. Petersburg erhalten, Der Dok- tor Kildaszewski, welcher die Cholera während deren Grassirens in Moskau heilte, wurde mit einer Instruction des Generals Tschernischoff, in politischer Hinsicht sich in Nichts zu mischen, fondern nur mit seiner Erfahrung Hülfe zu leisten, von St. Pe- tersburg abgesandt. Er langte an unserer Gränze an, hatte ein Empfehlungs - Schreiben vom ‘Feldmarschall Gneisenau an den Regierungs-Präsidenten Fürsten Czartorysfi und ließ sich durch den Königl. Preußischen Befehlshaber des Gränz-Cordons, Ge- neral Zasirow, wegen seines Hierherkomnrens anmelden. Doch wurde ihm der Zutritt in unser Land nicht gestattet. Denn wenn wir auch gegen die Cholera nicht hinreichenden ärztlichen Beistand hätten, so“ würde er doch deshalb noch weniger als An- dere haben nüßen fönnen, weil er aus politischen Rücksithten sich Sicherheits-Maaßregeln hätte unterwerfen müssen, die seine Thä- tigkeit gehemmt haben würden.“

Der am sten d. M. zusammengetretene Verein für Ver- besserung des Zustandes der Bauern hat eine Sigzung gehalten, in welcher zum Präsidenten einstimmig der Warschauer Depu- tirte Valentin Jwierkowsfki, zum Vice - Präsidenten der Advokat F, Owidzki „und zum Secretair der Redacteur der Polnischen Zeitung, Herr J. N. Janowskfi, gewählt wurden. Jn der näch- sten Sißung foll tiber das Projekt der Statuten des Vereins, welches von einem Comité unter Vorsiß des Staats - Referen- dars Marszalowéfi angefertigt wird, verhandelt werden, Bis jet zählt dieser Verein 70 Mitglieder.

Jn der Warschauer Zeitung befindet sich folgender als eingesandt bezeichneter Artikel; „Da fein Geseb, keine Behörde der zügellosen Frechheit der Presse steuert und die Zeitungss\chrei- ber, unr im Umisichwerfen mit Verleumdungen muthig und keck, sich auf dem Kampfplas, wenn sle von den Beleidigten heraus- gefordert werden, als niedrige Feiglinge zeigen, so wird hierdurch bekannt gemacht, daß slch nach dem Muster des patriotischen Vereins in der Hauptstadt ein Strafverein gegen die verleunt- derischen Journalisten gebildet hat. Dieser Verein, der aus einer ziemlichen Anzahl von Personen besteht, wird jeden in den Jour- nalen befindlichen Artikel zur Beurtheilung vornehmen, und da fein Journalist eine Caution für seine Verantwortlichkeit stellt, so wird der Verein, wenn jener keine Ehren-Erklärung und Sa- tisfaction giebt, körperliche Strafen in Ausübung bringen. Denn wenn die Regierung deu guten Ruf der Bürger nicht beshübt, so verseßt sie einen Jedeu in die Nothwendigkeit, sih persönlich Genugthuung zu verschaffen. ““

Privat-Nachrichten aus Warschau - vom 14. Juni zu- folge, war die Polnische Haupt - Armee an diesem Tage wieder ins Feld gerückt.

Deutschland.

Braunschweig, 15. Juni. Hier ist folgende Bekannt- machung erschienen: „Von Gottes Gnaden Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg u. \. w. Nachdem, zufolge der jeßt

eingegangenen Berichte, die nah Vorschrift der. erneuerten Land-

General Roth

in den genannten Distrikten kreuzen noch immer Abtheilungen }

bewaffneten

schafts-Ordnung §, 11 uind 12 vorzunehmenden Wahlen der y zweiten Section der Stände gehörigen Deputirten der Städ und der Freisafsen ftattgefunden haben, so ift nunmehr der Zeit, punkt erschienen, wo Wir, wie es {on längst Unser Wüns war, eine Bestimmung über die Versammlung der vereinte Stánde erlassen können. Wir haben daher beshlo}en, daß ei offener Landtag in Unserer Resldenzstadt Braunschweig ge halte werde, und in Erwägung, daß der Mehrzahl der getreuen Ständ, das Erscheinen auf dem Landtage während der Ernte - Mony, und zur Zeit der Herbstbestellung beschwerlich sehn würde, bestimmt daß derselbe am Z0sten des nächstkünftigen. Monats Septemhy

eröffnet werde. Wir vertrauen zu dem bewährten patriotisch«

Eifer, den uneigennübigen Gesinnungen und den erlettc tete Einsichten der vereinten Stände, daß die hochwichtigen Verhany, lungen von neuem dazu beitragen werden, die Wohlfahrt un) das Glück des Landes zu befördern und fester zu begründey Braunschweig, 11. Juni 1831, Auf höchsten Spezial : Befeh( Graf von Veltheim. von Schleinißk. Schulz.“ /

Am 12. d. M. wurde durch eine Deputation von 15 Bürgern dey Kommandanten von Braunschweig, General-Lieutenant yyy Herzberg Excellenz, der Ehrensäbel überreicht, welchen Brau; \hweigs Bürger als Ehrengeschenk für denselben, zur Anerfey; nung seiner vielen und hohen Verdienste um das Vaterland, vor, zugsweise aber um unsere Stadt in den gefahrvollen Stundey des 6. und 7. Septembers v. VF., hatten anfertigen lasen.

Hamburg, 16. Juni. Laut Nachrichten aus Kuxhavy ist das Schiff „vier Brüder‘/, Capitain Lühr Liebie, von Ry; stock nah Hamburg bestimmt, da es unter Anderem Lumpen, al Kleider und rohe Háute an Bord hatte und der Capitain e klärte, mit seinem Schiffe nach keiner Reinigungs-Quarantaine Anstalt gehen zu können, in Gemäßheit der Bekanntmachun des Senats vom 8ten d. M. und in Folge dessen Beschluss vom 15ten d. M., von Kuxhaven nah Rostock zurückgewiesen, Die Schiffe „Wienands““, Capitain Hein Bornholdt, und „Fray Nebecka‘‘, Capitain Johann Broders, mit Gewehren und Stü: gütern beladen, von Kopenhagen auf hier bestimmt, sind, da s ohne Quarantaine-Pässe und sonstige Papiere hier ankamen, ij Gemäßheit der Verordnung vom 8ten d. M., mit Wache belegt und am l4ten d. unter Quarantaine-Flagge nah Kuxhaven iy die Observations-Quarantaine zurückgewiesen,

N talten.

Turin, 4. Juni. Am Frohnleichnamsfeste begab si de König, dem Beispiele seiner Vorfahren gemäß, mit seinem Ge folge nah der Karthause von Collegno und wohnte im Inner dieses Klosters der Feier jenes Kirchenfestes bei.

Florenz, 7. Juni. Vorgestern traf Se. K. H. der Prin v. Joinville nebst Gefolge von Livorno hier an und ftieg in Großherzogl. Palaste ab. :

Neapel, 30. Mai. Einem Ministerial-Berichte zufolge, be: laufen sih die Steuer: Erleichterungen, die der König deù Pro: vinzen diesseits der Meerenge mit Ausnahme Neapels, für wel: ches cin besonderer Bericht abgestattet werden wird, auf 1,192,74 Dukaten, was durch die in der Verwaltung eingeführten Erspar: nisse nothwendig geworden is; im nächsten Fahre soll dieselbe Begünstigung auch auf Sicilien ausgedehnt werden. —' Heut, als an seinem Namenstage, hat der König den wegen Theilnahn an dem Vorfall von Monteforte (im Jahre 1820) verurtheilte Personen vollständige Begnadigung gewährt. Auch sind mehrer Militairs der im Fahre 1821 aufgelösten Armee wieder in den aftiven Dienst berufen worden.

S T

Smyrna, 15, Mai. Der hiesige Courrier meldet: „Die!

erste Woche dieses Monats wurde dur ernsthafte Unordnungen bezeichnet, die unter der friedlihen Einwohnerschaft Unruhe ver: breitet haben. Das Ofterfest der Griechen scheint unter der nie: dern Klasse dieser Nation und namentlich bei den unter dem Schute der verschiedenen Konsuln stehenden auswärtigen Grie: chen eine Ugen hervorgebracht zu haben, die sich fast täglich durch Gewaltthätigkeiten äußert. Während der drei Osterfeiertage konnte fein Jude sich auf der Straße zeigen und seinen Geschäf: ten nachgehen, ohne sich einer unwürdigen Behandlung auszu- seyen. Mehrere, worunter achtbare und von ihren Beleidigern gefannte Kaufleute, erhielten Bacfenstreiche und Stockschläge, andern wurde der Bart zerzupft. Zwei Jsraeliten sind gänzli verschwunden; sle hatten sich nah dem Dorfe Bournabat bege: ben und find von dort wieder abgegangen, um nah der Stadt

zurückzukehren; seitdem hat man nihts mehr von ihnen gehört, |

und vermuthet, daß sie von dem Führer des Boots, das sie be: stiegen hatten, ersäuft worden; ste sheinen etwas Geld bei si gehabt zu haben. Am verwichenen Dienstage bra eine Bande von 30 mit Dolchen und Messern bewaffneten Männern in das Haus eines Englischen Kaufmanns und entführte eine junge Griechische Magd, die an demselben Tage mit ihrer Herrin nah Konstantinopel reisen sollte. Der Vorwand zu dit sem Ueberfalle war, daß die Magd einen Katholiken liebe un man sie dem Unglücke entreißen mú}e, einen Mann von eint anderen Regis zu heirathen. Das Mädchen wurde von det

Bande zum Griechischen Erzbischofe geführt, von det Ortsbehörde aber ihrer Herrschaft zurückgegeben. Der Gouver: neur von Smyrua, Tahir-Bey, versammelte auf Anlaß dieser Vorfálle sämmtliche Europäische Konsuln und stellte ihnen vor, wie die Unordnungen, durch welche die Ruhe der Stadt seit acht Tagen gestört worden, weder von der Türkischen Bevölkerung, noch von den unter seiner Verwaltung stehenden zahlreichen Klassen der Rahas, sondern von den Schüßlingen der Konsuln verübt worden ; er forderte die leßteren demgemäß auf, unverzüglich die geeigneten Sicherheits-Maaßregeln zu treffen und alle ihre Schüb- linge sorgfältig und täglich zu bewachen, weil er sonst für die Ruhe der Stadt nicht einstehen könne. Die Konsuln von Frank- rei, England und den Niederlanden haben in Folge dessen eine Bekanntmachung erlassen, wodur allen hier befindlichen Grie- hen befohlen wird, sich binnen aht Tagen auf den Konsnulaten einzufinden, deren SchHuß sie genießen; auch wird aufs neue al- len Griechen bei Strafe sofortiger Vertreibung verboten, Waffen und Messer auf den Straßen, Pläzen, Kaffechäusern und an anderen öffentlihen und Privat: Orten der Stadt Smyrna zu tra- gen; unter Androhung derselben Strafe wird jedem mit einem

Passe versehenen Griechen untersagt, denselben an einen Raha

zu verleihen, um diesem die Mittel zu erleichtern, sich der Be- zahlung der Kopffteuer zu entziehen oder aus einem anderen Grunde.“

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika

hat ihren ehemaligen Gesandten in Spanien und Dänemark, Herrn Erwing, zum Geschäftsträger in Konstantinopel ernannt.

Am 5ten d. machte der Nord-Amerikanishe Konsul, Herr Offley, dem hiesigen Gouverneur Tahir-Bey, seinen Antritts-

Besuch, den dieser am 9ten auf der Fregatte „Constellation““ er- iolederte,

Nachrichten aus Chi os vom Iten d, zufolge, hatte wenige Tage uvor eine Seeräuber-Mistik ein von dort abgegangenes Schiff efapert und die Führer desselben ermordet; man befürchtet, daß och mehrere Seeräuber von Ypsara aus in See gehen werden ; uf diefe jeßt verödete Insel, fllichten sich von Zeit zu Zeit die Piraten, um hier ihre leßten Anstalten zum Auslaufen zu

en.

f Brasilien, Die Times theilt Nachstehendes über die der Revolution n Rio-Janeiro vorangegangenen Ereignisse mit: „Obgleich die Revolution in einem Tage zu Stande gebracht wurde, o aren doch die Vorbereitungen zu derselben schon seit ungefähr inem Monate gemacht, und seit 14 Tagen sah man dem Aus- ruch insurrectionneller Gewaltthätigkeiten täglich entgegen. Der aiser war von einer Reise in die Provinzen am 12. oder 13. Márz in seine Hanptstadt zurückgekehrt, und “von dieser Jeit an his zum 7. April waren die Einwohner von Nio in beständiger bufregung. Es scheint, daß Dom Pedro bei seiner Rückkehr Init allen äußeren Zeichen von Treue und Anhänglichkeit empfan- hen wurde; aber in der Nacht zum 14. März kam es zwischen den Portugiesen und Brasilignern zu einem Haudgemenge, das piht ohne Blutvergießen ablief. Am 15. März, bei dem feier- (hen Einzuge des Kaisers, erneuerten si diese. Excesse. Einige ersonen, die den Kaiser zu Pferde begleiteten, ließen sich ver- iedene unbedachte Handlungen zu Schulden fommen und rohten den Bürgern mit ihren Reitgerten, wen“ sle nicht Lange lebe der Kaiser! ‘/ und „Tod der Repuvlik! ‘/ rufen wür- den, Ein Brasilianisches Blatt, der Jntelligencer, sagte bei dieser Gelegenheit: „,,„„Man beschuldigt die Polizei, daß sie mit den \ufrührern einverstanden gewesen seh, undes ist die feste Ueberzeugung aller Brasilianer, daß das Ganze unter dem Einflusse und unter dem chuse der Agenten der vollziehenden Gewalt angestistet worden. Agewaltthätigkeit folgt auf Gewaltthätigkeit: kein Brasilianer ist Mnehr sicher; es wird als ein Berbrechen betrachtet, patriotische Gesinnungen. zu äußern und die National: Kokarde zu tragen, ‘/‘‘ E Folge dieser Ereignisse ward dem Kaiser unterm 17. März Fine von 25 Deputirten unterzeichnete Adresse (S. unten) über- Reicht. Anf diefe Adresse erfolgte am nächsten Tage eine Autwort, Mvelche erflärte, daß Maaßregeln angeordnet worden sehen, um Ordnung und Ruhe aufrecht zu erhalten, und durch Dekrete vom pleichen Tage entließ der Kaiser vier sciner Minister und ernannte nudere an ihre Stelle. Am 25. Márz wurde der siebente Jah- Festag der Einführung der Brasilianischen Constitution mit al- en Acußerungen dex Anhänglichkeit an den Kaiser gefeiert. Ihre Kaiserlichen Majestäten, welche bei der Nevue der Truppen ge- enwärtig waren, wurden mit lautem Zuruf von den Zuschauern ind den Soldaren begrüßt, und am Abend toar die Stadt glän- end erleuchtet. Mit Rücksicht auf die leßten Ereignisse beftrch- tete man unruhige Auftritte; aber glücklicherweise ging diese Furcht iht in Erfüllung. Am 3. April erließ Se. Majestät ein De- Fret, dur welches eine anßerordentliche Einberufung der geseßz- ebenden Versammlung angeordnet wurde. Der Kaiser hatte Binen Theil seiner Minister entlassen und an ihre Stelle ndere gewählt, welche noch unpopulairer waren, und als man n ihn drang, diese Letzteren- wieder zu entlassen, hatte er weder die Kraft, zu widerstehen, noch die Klugheit, nachzugeben. Wie Karl X. mit Polignac und Peyronnet, bestand er auf dem Recht, seine Diener wählen und seine Lieblinge beibehalten zu öonnen. Andererseits wollte sich das Volk, ohne Zweifel durch ersonen geleitet, welche auf etwas Anderes, als eine bloße Mi- isierial:Veränderung, ausgingen, nicht eher zufrieden stellen', als is es den Thron von anderen Räthen umgeben sähe. Es äu- Werte slch etn lautes Mißvergnügen über die Ausgaben des Ho- es und úber die Unvershämtheit der Portugiesen, und die Bra- Milianishen Reformisten bezeichneten bei dieser Gelegenheit ihre eiden Gegen-Parteien durch die Worte: „„Aulismos‘/ und „„Lu- taniómos,‘/ Das Volk wurde die „„heldenmüthige Nation“‘ Povo heroico) genannt, und man stellte demselben die neuesien Bolfs-Fnsucrectionen in Europa und deren Nesultate als Muster uf, Eben so wie in Frankreich und Belgien waren die Vertre- ter der Nation, die öffentliche Presse und die unruhigen Ge- nüther der Hauptstadt für eine Veränderung, und vermöge der inwirkung dieser vereinigten Kräfte konnte auch die Armee iht lange treu bleiben. Als daher der Kaiser durch den Pöbel edroht wurde, fonnte er keinen Theil der Nation um Beistand fnrufen, und was in einem anderen Lande ein bloßer Au f- siand gewesen seyn würde, wurde hier zu einer Revolution, Der Kaiser, welcher sich auf seinem Lustschlosse befand, wurde 1 wiederholten Malen aufgefordert, sein Ministerium zu entlassen. Fine Deputation nach der anderen wurde zu diesem Zwecke ver- jeblih an ihn abgesendet. Endlich wurden anch die Garden ab- tünnig und machten mit: den - Unzufriedenen gemeinschaftliche Sache. Nach diesem Abfall blieb dem Kaiser kein anderes Mit- fel übrig, als zu Gunsten seines Sohnes abzudanken und sich inen Zufluchtsort am Bord eines Englishen Schiffes zu sichern. Das Geschrei und die Aeußerungen. des Volks, die bisher fo be- Froheud gewesen waren, verwandelten sich darauf in Glückwtinsche nd in die lautesten Zeithen der Freude. Die Repräsentanten eer Nation kamen augenblicklich zusammen und ertiannten eine Kegentschaft, um im Nanien des jungeif Kaisers zu handeln. Die Gesandten der fremden Mächte, den Päpsilichen Nuntius n ihrer Spie , - begaben sich, unruhige Auftritte besürchtend, it dem Kaiser an Bord des „Warspite‘/ tind richteten von ortaus eine Vorstellung an die provisorische Regierung, in wel- er sie den Schuß derselben für die Unterthanen ihrer respekti- en Nationen in Anspru) nahmen. Diese Vorstellumg war nter Anderen von dem Englischen Geschäftsträger, Herrn Ar- jur Aston, und von dem Grafen von Sabugal, außerordentli- em Gesandten und Bevollmächtigten der Regentschaft von erceira, unterzeihuet. Am 9ten April, zwei Tage nach der \uht seines Vaters, begab sich der junge Kaiser nach der Kai- lichen Kapelle, um einem Tedeum für die glorreiche Nevolu- on, welche die Krone auf seine jugendliche Stirn geseßt hat- , beizuwohnen. Er war natürlich von der Regentschaft be- leitet, Von dortaus hielt er seinen feierlichen Einzug in die Stadt und begab sich nach dem Palaste, wo er die Glückwtinsche es diplomatischen Corps entgegennahm. Die Zeitungen - von 10 bieten alle Redekuünst auf, um diese erhabene Feierlichkeit zu tschreiben und den YFubel des Volks zu schildern. Vis da- in war der „Warspite‘/ noch nicht mit dem Vater des neuen derrschers abgesegelt; denn wir finden in einem Blatte vom ôten April die Bemerkung, daß Dom Pedro 2 Stunden weit on der Barre vor Anker liege. Ju demselben Blatte befindet Y ein Schreiben Dom Pedro?’s an die Brasilianische Nation om Bord des Schiffes, worin es heißt: „„„Jch ziehe mich ach Europa znrück, mein Vaterland, meine Kinder, meine reunde bedauernd. So theure Gegenstände zu verlassen, muß 28 unempfindlichste Herz erschüttern; aber sie verlassen, um die gene Ehre zu behaupten, ist der größte Ruhm. Lebe wohl, Pein Vaterlaad, lebt wohl, Jhr Freunde, lebet wohl für im-

(0 D

¡hat nunmehr begonnen.

erfüllt wird.

| bis auf eine einzige noch ledige

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mer !//‘/ =—= Die von dem. Präsidenten der National - Versamms lung erlassene Proclamation drückt sich dahin aus, daß Brasilien erst „, „seit dem 7ten April, wo der Kaiser abdankte, ins Leben getreten sey.‘ „, „Unsere National-Existenz“/‘‘, heißt es darin, Wir haben jeßt ein Vaterland wir haben jeßt einen Monarchen, der das Shmbol unserer Ei- nigkeit und der Unverleßlichkeit des Reichs ist.//‘/ Als der Prä- sident sch auf diese Weise ausdrückte, versah e: sich der Ereig- nisse in Bahia nicht.

Folgendes ift die obenerwähnte ältere Adresse der Deputir- ten ‘an den Kaiser Dom Pedro : __ _¿eSire! Die unterzeichneten Vertreter der Nation find über die Er- cignisse, welche sich in der Hauptsiadt zugetragen haben , tief be- trúbt. Besonders beklagen ste diejenigen Vorfälle, welche am 13. Mârz stattgefunden haben, wo man sich weniger der Freude über die RÚckkehr Ewr. Kaiserl. und constitutionnellen Majestät Überließ, als man es sich zum Vergnügen machte, die Brasilianer Freunde der Freiheit und des Landes zu beleidigen und zu mißhandeln. Diese wurden in der That mit Beschimpfungen von der Lusitani- schen Partei Überhäuft, welche sih mit dem Rufe: ///Es leben die Portugiesen !//// wieder in unserer Mitte erhoben und aufrÜhrerische und anarchische Handlungen jeder Art begangen hat. Patrioten, deren Blut durch cinen treulosen und vorbedachten Angriff vergos- sen wurde, sind von Männern hingeopfert worden, welche, in aller Raserei ihrer Verbrechen, offenbar von der Regierung und den un- tergeordneten Behörden heschüßt worden sind. Sie rühmen sich des- sen selbs und entweihen mit unglagublicher Kühnheit den erhabenen und Ehrfurcht gebietenden Namen Ewr. Kaiserlichen und constitu- tionnellen Majestät. Die Unterzeichneten halten es daher, als Bür- ger, denen die Stimmen threr Landsleute zu Theil geworden sind, als gute Brasilianer, denen Alles an der Erhaltung der Ehre und Würde der Nation und an der Stäbilität des constitutionnellen Throns gelegen ist, für ihre Pflicht, ihre Stimmen in der erhabenen Ge- genwart Ewr. Kaiserl. und constitutionnellen Majestät zu erheben, Jh- nen diese kurze Schilderung des traurigen Zustandes, in welchem sich die Angelegenheiten der Nation befinden, vorzulegen und dringend um die Anwendung der nöthigen Maaßregeln, sowohl zur Wiederherstel- lung der Ordnung und öffentlichen Ruhe, als auch zur Genug- thuung der Brasiltaner, welche in dem zarten Punkt der National- Ehre beleidigt und verleßt sind, zu ersuchen; diese Maaßregeln brau- chen nicht von dem gewöhnlichen Wege des ) zuweichen, sondern die Urheber und Theilnehmer jener Angriffe mö- gen durch die regelmäßige Ausübung der Geseße bestraft und die Behörden, welche dur notorisches Einverständniß oder durch eine apathische Gleichgültigkeit den Mördern und Stödrern der dentlichen Ruhe freie Hand gelassen haben, mögen dafür verantwortlich gemacht werden. Sire, die Empörung fährt fort, unter dem Schatten des erhabenen Namens Eurer Kaiserlichen constitutionnellen Majestät, ihre schwarzen Entwürfe zu verfolgen. Die Beleidigungen nehmen zu, der National- Geist leidet, und kein Volk wird es ohne Wider- stand erdulden, daß Fremde ihm in seinem eigenen Lande ein schmäh- liches Joch auflegen. Fremde, welche die Ehre haben, Unterthanen Dom Miguels zu seyn, und Andere, welche Donna Maria 11. an- gehören, haben allein dic Gruppen gebildet, die, in den Nächten des 13ten und 14, März, den Brasilianischen Namen {chmähten und viele unserer Mitbürger, unter dem Vorwande, daß ste Föderalisten wären, be-

| leidigten und verwundeten, der Föderalismus if eine politische Frage,

deren Entscheidung von dem Urtheil und der Berathung der legisla- tiven Gewalt, aber nicht von der sinnlosen und blutgierigen Wuth einiger unwissenden Leute abhängt. Die so grausam beleidigten Brasilianer die Brasilianer, denen man mit parteiischen und ungerechten Eit- kerferungen droht, nähren in ihrer Brust die wohlbegründetste und tiefste Erbitterung, deren Folgen unmöglich zu berechnen sind, wenn die Regierung nicht in der Folge ähnliche Unordnungen unterdrückt und Maaßregeln ergreift, um, so weit dies möglich ist, die Beleidi- gung, welche die Nation erfahren hat, wieder gut zu machen. Die unterzeichneten Deputirten erwarten, daß dies geschehen wird; denn sie vertraucn der Weisheit und der Vaterlandsliebe Eurer Kaiserli= chen und constitutionnellen Majestät, troß der Verräther, welche Fh- ren Thron umgeben, die aber doch nicht Kraft genug haben die Klagen zu ersticken, welche jeßt aus den zerrissenen Herzen dex Freunde des Landes und der Gerechtigkeit aufsteigen. Die- Umstände sind dringend, und der kleinste Verzug kann in einem solchen Falle ver- hängnißvoll scyn. Das Zutrauen , dessen die Regierung genießen muß, is beinahe gänzlich dahin, und wenn die Kränkungen, gegen welche diese Vorstellung gerichtet ist, unbestraft bleiben, so würde eine solche Vernachlässigung der Erklärung gleichkommen, daß es dem Brasilianischen Volke Überlassen bleibt, selbst, durch die Mit- tel, welche ihm zu Gebote sichen, den Flecken zu vertilgen , welcher seiner Ehre und scinem Charakter so unverdienter Weise angeheftet worden. Diese Sprache, Sire, ist frei und loyal. Mögen Eure Kaiserliche und constitutionnelle Majesiät ihr Gehdr schenken und die Ueberzeugung hegen, daß Staaten nie durch E \on- dern nur durch Leute gerettet werden, welche hinlängliche Charakter- Stärke besißen, um den Fürsten die Wahrheit zu sagen, selbs wenn sie solche ungern hören. Die öffentliche Ordnung, die Ruhe des Staates, ja, der Thron selbst Alles wird sich in Gefahr befin- den, wenn die Vorstellung, welche die Unterzeichneten hierdurch Eu- rer Majestät überreichen, nicht berücÉsichtigt und ihre Bitte nicht Rio - Faneiro, den 17. Mâ'z 1831.

Unterz. von 24 Mitgliedern der Repräsentanten-Kammer.//

Vereinigte Provinzen vom La Plata.

Nord- Amerikanische Blätter bringen folgende Nach- richten aus Buenos-Ayres bis zum 2. März: „Der zwischen den Küsten - Provinzen Buenos - Ayres, Entre - Rios, Santa- und den Provinzen des Junern begonnene ‘Krieg schien sehr hartuäcig werden zu wollen, indem man von beiden Seiten zu dessen fräftiger Fortseßung alle Mittel aufbot, welche der er- \{chöpfte Zustand des Landes- erlaubte. Ein zwischen den Küsten- Provinzen abgeshlo}sener und in Santa-Fé unterzeichneter Offen- siv- und Defensiv- Traktat war in Buenos - Ayres öffentlich be- fannt gemacht worden, Auch erschien ein Dekret der Regierung, das alle-über 15 Jahr alte Individuen männlichen Geschlechts zu den Waffen ruft. Für außerordentliche Ausgaben des lau: fenden Jahres bewilligte das Haus der Nepräfentanten 6 Mill, Dollars.‘

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Berlin, 18. Juni, Nach einem Reskript des Königlichen Ministeriums des Fnnern und der Polizei vom 17ten v. M., haben des Königs Majestät durch Allerhöchste - Kabinets: Ordre vom 27. März d. 1 geruht, daß welche wegen moralisher Unwürdigkeit nicht in das Heer einge- siellt werden fönnen, die ihuen obliegende Berpflichtung zum Militair- Dienste durch Arbeit ablösen, jedoch nicht mit den Leuteu, die sich in den schon bisher bestandenen Arbeiter - Abthei- lungen befinden, in Gemeinschaft gebracht, sondern daß für die- selben besondere Abtheilungen eingeführt werden sollen. ;

Aus Breslau vom 15. Juni wird geschrieben: Der Professor Dr. Herber ist Pfarrer zu St. BVinzenz und zugleich Ehren-:Domherr geworden. Das hiesige Domkapitel ist nunmehr, j Numerär - Präbende, vollständig beseßt. Es besteht aus folgenden Mitgliedern: Dompropst: Graf v. Solluizki; Domdechant: Hr. v. Montmarin; wirf? liche Domfkapitularen: Pe. Schöópe, Scholaster; De. Krü- ger, Domprediger; v. Schubert, Weihbischof ; - Neander, ehema- liger Abt zu St. Vinzenz; Dr, Köhler; Dr. Ritter; Dr. Hei-

nisch; Schongerz; Latußek. Ehren-Domherr en: Smith, Vor:

eseßlichen Anjchens ab- |!

steher des Priesterhauses zu Neiße; Knauer, Landdechant der Grafschaft Glaz; Fischer, bishöfliher Delegat und Propst zu Berlin; Dr. Sobief, Vorsteher des geistlichen Alumnats zu Bres- lau; Sedleg, Konsistorialrath und Erzpriester zu Oppeln, und

Dr. Herber, z

Ch 0.1 é r.

Der Hafen zu Swinemünde ist dur eine starke Besaz- zung und durch \{weres* Geschüß vor jedem verbotenen Ein- gang gesichert, und die nunmehr definitiv ergangene Bestimmung, daß dort die Quarantaine - Anstalt errichtet werden folle, \ichert den aus angesteéten und verdächtigen Häfen kommenden Schif- fen unter den angeordneten Vorsichts-Maaßregeln dort den Ein-

aug. Gegen jedes Fahrzeug, das aus verdächtigen Häfen oder

egenden fömmt, wird nach aller Strenge der Kontumaz - Vor- schriften verfahren. Das Regierungs - Departement Kös- lin ist landwárts gegen den Danziger Regierungs - Be- zirk durch einen aus Militair und Kommunen gebildeten Cor- don abgegränzt, und Kontumaz - Anstalten sind angelegt, aus denen ohne vorschristsmäßige Atteste Niemand die Weiterreise verstattet wird, Der " ganze Ostseestrand an der Pom- merschen Küste wird streng bewacht und jeder Versuch einer Lan- dung ganz zurück und nach den Häfen gewiesen, so weit diese dem Verkehr geöffnet sind. Rücfsichtlich der hier und an geäu- ßerten Besorgniß, daß durch den Stettiner Wollmarkt eine Ein- {hleppung der Cholera stattfinden könne, fann zuvörderst die beru- higende Bersicherung gegeben werden, daß nicht allein in Stettin, sondern auch in der ganzen Provinz Pommern der beste Gesundheits- zustand vorherrscht und namentlich nirgends eine Spur der Cholera vorgekommen ist. Es ist also überall hinsichtlih der Wollen, welche aus der Provinz Pommern zum Wollmarkt eingegangen sind, kein Grund zu irgend einer Besorgniß vorhanden, Um aberx den Markt vor al- len verdächtigen Wollen zu bewahren, is uicht nur eine strenze Bewachung aller nah Stettin führenden Land- und Wasserstra- ßen augeordnet gewesen, sondern auch alle Wolle ohne Unter- | \{ied, crstt nach vollständig geführter Legitimation und nachdenr- es erwiesen worden, daß sle aus einer völlig unverdächti- | gen Heimath und auf dem Transport hierher nux dur eben so unverdächtige Gegenden gekommen war, zugela: s]sen worden, Dabei is ein Fall vorgekommen, wo eine Post Wolle wegen fehlender Legitimation zurückgehalten wi1.rde, deren Zulassung jedech späterhin ebenfalls unbedenklich erfolgen fonnte, nachdem die Unverdächtigkeit ebenfalls evident er viesen wurde, Die große Strenge, mit welcher die Sichecheits- und Wollmarkts- Kommission verfahren, läßt mit völliger Ueberzeu- gnng annehmen, daß auch nicht die geringste Quantität Wolle eingegangen is, der man ans gesundheitspolizeilicher N:.cfsicht die Lage nicht unbedenklich hätte gestatten fönnen.

In Königsberg sind von Seiten Les dasigen Gouverne: ments und des Polizei-Prasidinms unterm 10ten und 11ten d. zwei Bekanntmachungen hinsichtlic der für jene Hauptstadt an- geordneten Sicherheits-Maaßregeln gegen Einschleppung und Ver- breitung der Cholera erlassen worden. Jn Beziehung ‘auf die vorschriftsmäßigen Neisepässe und Gesundheits - Bescheinigungen ist eine genaue Kontrolle eingerichtet worden, zu deren besserer Aufrechthaltung die Schlagbäume und Thore der Stadt bis auf Weiteres um 11 Uhx Nachts gänzlich geschlossen werden sollen. Ferner sind hiusichtlih der regelmäßigen Straßen- und Häuser: Reinigungen, des öfteren Lüftens der Wohn- und Schlafjiuben, so- wie gegen die Ueberfüllung der Wohnungen überhaupt und

* *

F, zu genehmigen geruht, daß folche Verbrecher, |

in Bezug auf den Handel mit alten Kleidern 11. .-w., die ge- messensten Anordnungen getroffen worden. S

In mehreren Warschauer Blättern heißt es gleich- lautend:- „Aus dem ärztlichen Bericht über das Cholera-Hosyi- tal, welches auf Kosten der Stadt Warschau in der Vagatelle für arme Kranfe eingerichtet worden ist, geht hervor, daß sich diese Krankheit in hiesiger Hauptstadt nicht nur uicht verbreitet, sondern nachläßt. Der Bericht vom 9ten d. M. lautete folgen- dermaßen :‘/ „Erfreulich ist das Resultat, däß jeßt, wo man die Kranken zeitiger, nämlich sogleich nah erfolgter Erkranfung, in das Hospital sendet, diese auch“ größtentheils nah kurzer Zeit wieder genesen. Seit zehn Tagen zeigt sih die Sterblichkeit fast aus\chließlich unter Greisen über das funfzigste Lebensjazr hin- aus; denn der größere Theil der Gestorbenen war über 65 Fahre alt. Bei jungen Personen von 7 bis 20 Fahren bewährt si als ein sehr günstiges Heilungsmittel das Anseyen einer beträcht- lichen Zahl von Blutigeln, nämlich 15 bis 30, an dent oberen Theile des Bauches (regio epigastrica el mesogastrica); bei Personen, wo die Blutigel nicht genug Blut saugzen wollen, hat es guten Erfolg, wenn an die von den Blutigeln gestochenen Wunden Schröpfköpfe aufgeseßt werden und dem Kranken fogleich ein Bad- gegeben wird; endlich zeigt sich bismuthum nitricum, mit häufigem Trinken von heißem Wasser verbunden, erfolgrei- cher, als der Gebrauch von Kalomel mit Opium. ‘‘‘‘

Nach den in Riga täglich bekannt gemachten Uebersichten stellt sich dort die Zahl der an der Cholera Erkrankten wie folgt:

bis z. folgenden Morgen hinzu |

es twa- ren franf.

Datum. gene:

gekton- sen.

mien,

noch) gestor- f franf. ben.

161 D 163

215

63 56 58 51

17. (29.) Mai 18. (30) 19, (L) 920. Mai (1. Funi) 21. (2; Ja 215 4 49 201 22. (3. ) 1 231 76 ] 36- J 271

Daß am 20sten mehr Kranke. hinzugekommen zu sehn s{hemen, | liegt darin, daß man in die frühern Angaben nur die Zahl der | in die Hospitäler gebrachten Personen aufgenommen hatte.

Die Rigaer Zeitung vom 28, Mai (9, Juni) e. mel- det, daß daselbst seit. dem Beginmy der Cholera bis zum 27. Mai in ihren Wohnungen 841 Personen erkrankten, von welchen 279 genesen, 340 gestorben und 222 krank waren. - Jn den Hospi- tálern sind vom Beginn der Epidemie bis zum 27. Mai aufge- nommen: 1082 Kranke, von welchen 120 genesen, 644 gestor- ben und 298 noch frauf sind.

Von den bei Riga liegenden Schiffen sollen 6 Capitains und 150 Matrosen begraben worden seyn.

In Mitau sollen nur einige Judividuen und zwar nur solche, die vor Sperre des Orts von Riga dorthin gekommen, erkranft und von diesen 7 gestorben seyn.

Die Cholera ist anf’s Neue in Nibinsf an der Wolga im Gouvernement Jaroslaw (332 Werst nördlich von Moskau) ausgebrochen und hat sich auch im Gouvernement Mohilew-ge- zeigt. Ce AY

Die St, Petersburgishe Handelszeitung enthält

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