Das Parlamént ist versam- melt, und das Unterhaus hat den Herrn Sutton aufs neue zu seinem Vorsiyer (Speaker, Sprecher) erwáhlt und isi nun, so wie das Oberhaus, mit der Beeidigung seiner Mitglieder beschäftigt. Dies wird jeyt bald geschehen seyn, und nächsten Dienstag wird der König in eigener Person die Session eröffnen; wahrschein- lich mit einer Rede, worin die Mefonmfrage auf eine so allge-
London, 17, Auni,
meine Weise berührt werden wird, daß (außer den wenigen, die, wie der Herzog von Wellington, jede Urt von Beráänderung in der Verfassung des Unterhauses fúr überflüssig und gefährlich halten) alle Gegner des eigentlihen ministeriellen Borschlages in die Antwort - Adresse werden einwilligen können, Denn ge- chieht dies nicht, und sollten slch die Anti - Reformisten genöthigt halten, eine Gegen - Adresse vorzuschlagen und auf Abstimmung darliber zu bestehen, so könnte es die Regierung in große Berle- genheit seyen, weil es sich alsdann leicht fügen fônmite, daß das Oberhaus auf diese Weise gegen die Reformbill entschiede, che solche vom Unterhause, wo do deren Annahme gewiß ist, noch berathen worden, Diesem wird sle auch schon am Donnerstage vorgelegt werden; uberhaupt soll die Megierung entschlossen \feyn, die Maaßregel bald zur Entscheidung zu bringen, die, besonders auf dem Lande, die Gemüther in fortwährender Gährung er- hált; denn das gemeine Bolk \{heint an vielen Orten weit mehr von der Reform zu erwarten, als sle möglicher Weise ge- wáhren kaun; ja Manche sollen in Folge der Bill der Theilung aller liegenden Güter entgegensehen. Es ist also um so not(z- wendiger, die Sache zum Schlusse zu bringen, damit die Leute einsehen lernen, daß solche Abgeshmacktheiten nicht dabei beab- slhtigt waren und man stlch in den Stand segen könne, Ber- theidigungs- Maaßregelu zu ergreisen , im Falle hier und da ein Bolkshause es slch einfallen lassen sollte, sol tolles Wesen er- zwingen zu wollen, Jn Wallis sollen die Eisenhaudwerker zur Arbeit zuruckgekehrt seyn, überzeugt, daß die planlose Zusanmmen- rottung unbewassneter Tausende, da, wo die Soldaten treu und alle nux einigermaßen vermögende und gebildete Bürger für Ordnung und Recht vereint slud, zu nichts führen könne, Merk: würdig aber ist es, daß die Getödteten (wie man versichert 23 an der Zahl) ohne die vorhergehende Todtenschau und Coroners- Untersuchung, wie bei allen gewaltsamen oder auch uur uner- warteten Todesfällen das Gesel verlangt, begraben worden sehn sollen und mau wenigslens von keiner solhen Untersuchung ver- nommen hat, Zu jeder anderen Zeit würden die Times und andere liberale Journale sich um eine solche Untersuchung heiser geschrieen, ja sie wrden dic Tödtung so vieler Measchen, obgleich es zux Selbstvertheidigung geschah, vielleicht als Mord gebrand- maxkt haben, Aber jeyt muß Alles der einzigen großen Frage nacstehen, und die liberalen Zeitungen halten geflissentlich Alles zurü, was die Minister in Verlegenheit segen köunte, Wenn es daher jeyt irgendwo Unruhe im Laude giebt, mitsseu wir die ausführliche Nachricht davon eher in der Moruiug-Post und den andexen Zeitungen der Opposition suchen, obgleich dieselben, im Ganzen genommen, mit ihren Neuigkeiten deu populairen Zei- tungen nachstehen, die, da sie einen größeren Absaß haben, auch eine ausgedehntere Korrespondenz bestreiten können.
Niederlande.
Aus dem Haag, 18. Juni, Holländische Blätter melden von der Niederländisch - Preußishen Gränze vom láten d, M.: „Zwei Belgische Deserteurs, unter - dencu ein Unteroffizier aus dem Luxemburgischen, die heute aus Lüttich hier ankamen, sagen aus, daß es an legtgenanntem Orte sehr unruhig ausfleht, Das Volk sirebt dort nach der Ober-Gewalt, um alódam die Framösische Fahne auszusteclken, Die Civil- und Militair-Behörden suchen es zu verhinderu, scheinen aber wenig Einfluß auf die Truppen zu haben, ‘Die angebliche Augenkrauk- heit unter den Soldaten \cheint nux eine Tauschung und ein Vorwand zu seyn, um aus der Citadelle zu kommen, Ju der Nacht vom 13ten auf den láteu hörte man in Lüttich laut ri: fen: „Cs lebe Napoleon, es lebe die Republik, es lebe Frank: reiz“, während die Wasfeuschmiede gemeinsame Sache mit dem Pöòbel maczten. Flüchtlinge, die heute Mittag aus Lüttich an- lamen, bestätigen Obensteheudes, Die Kohlenarbeiter hatten Theil an der Bewegung genommen, Die dagegen erlassenen Proclamationen wurden vou den Manern abgerissen. Der Ge- neral van dex Meere hatte den Befehl erlassen, alle bei den Fabrikanten si vorfindende Waffen iu die Citadelle zu brin- gen, jedoch feine große Bereitwilligkeit gesunden, seinem Vefehl Gehorsau zu leisten.“
= Amsterdam, l der GBraatspapiere während der lezten Woche etwas ge'vichen und folgten darin dem Pariser Markt, wo allerlei beunruhigeude Ge- ruchte in Umlauf waxen, welche sl spater uur zum Theil bestäz tigten, Durch die Revolution in Brasilien erlitten die Brasi: lianiscben Fonds einen sehr bedeutenden Fall und gingeu von {62 auf 483 pEt, zurück; beute waren dieselben jedoch wieder etwas begehre in Folge eîner höheren Notirung von London, und es woitrde dasir 48} und 49 pEt. dewilligt; der Handel war übri: gens in allen StagtLpavieren von fehr geringem Uinfang.
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7. Juni, Jm Ganzen sind die Preise
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Die traurigen Nachrichten aus den Oseehäfeu über die Verdvei- | cimg der Cholera Krankheit und die dadurch verbinderten Getreides |
expeditionen haben keinen erheblichen Einfluß, auf die hiesigen Preise gehabt; der deutige Umsaß wax nur mäßig; folgende Preise find bekanut geworden: füx 124pfünd. alten bunten Poluifcdben Weizen 385 Fl., für 117pfünd. dito Z35 Fl., 118pfünd. neuen dito 345 Fl, 117. 118. 119pfuünd. alten Vreußischen MNoggen 907 , 210. 213 Fl., {lUApfünd. alten Pommerschen 210 Fl., l 19pfünd. nenen dito 202 Fl, 117pfünd. getrockaueten {98 Fl. Antwerpen, 17. Yuni. m Fourual d'Anvers liesi man: „Genague Nacforscbungen belehren uns, daß vorgestern feine Eutwaffnung der Wacbden dur das Volk fiattgefunden dat. Uvei oder drei Gewedre siud gestohlen worden. Diefer Ums. wird dazu beitragen, die Wacbsamkeit zu scärfen und die Nuf:
rubrer strenger zu besirafén. Die Bürgergarde verdoppelt ibre edelmüthigen Aunsireugungeu: die beostürzte Stadt vertraut idr
die Sorge für die Sicherdeit, das Eigentbum und Leben ibrer Mitbürger an: fle wird fich diefes Auftrages, der seine Gefah ven, feine Mübseligkeiteu, ader aud semen Rudm hat, würdig zeigen Eden so slnd wir denjenigen unserer Neprasentanten cie BVürgerkrone sc{uldig, welcwe die Aufmerksamkeit des Kon are}es auf unsere fürctterliche Lage gelenkt daven. Wir erwar ten die unverzügliche Bekamnimacdung der Maaßregel, welcbe ¡¿eiroffen flud, um jeder eigemnäwtigen Feindseligkeit vorzubdeu: gen, Es ift odue Beipiel bei civilislrten Volkern, daß eine friedz \icbe und nuit belaggerte Stadt deu Swreckuissen eines Voms- bardements ausgeseut bleibt, und daß man idre Einwohner allen diesen Besorgnissen überlaßt, obue ihnen zu fagen ," was sle zu (irten oder zu hoffen dabden.“
Das hdieftge Journal du Commerce theilt über die leuten CErelguisse folgende Details mit: „Die Sedüsse, welcbe
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gegen 6 Uhr Abends häufiger. Ein Schiff unter Belgischer Flagge, welches dem Hrn. M. N. de Cocq gehörte und nach dem Ánlande bestimmt war, hatte die Anker gelichtet und schickte sich eben an, abzuseegeln, als die Holländischen Kanonier-Boote ihm nach einigen Flintenshússen andeuteten zu bleiben unddie Flagge cinzuziehen, Während des Wortwechsels zwischen dem Capitain des Belgischen Fahrzeuges und den Holländischen Offi- zieren, wechselten die Kanonier-Boote mehrere Flintenshti}se mit den Quais; auf diese Weise fing, wie man sagt, das Gefecht an, Um 9 Uhr wurde Generalmarsch geschlagen, um die Vür- gergarde zu versammeln; es fand sich indessen nur eine sehr kleine Anzah! ein. Die Nacht verfloß ruhiger, als man es zu hoffen gewagt hatte; es fielen weniger Schüsse, als am Abend. Zwei Belgische Schiffe haben den Hafen verlassèn, und slnd heute Morgen unter Seege!l gegangen, ohne daß man ihuen Hindernisse in denWeg gelegt hat. Dessenungeachtet ist der Scheecken in der Stadt noch immer sehr groß, Man behauptet, daß die Holländer eine Genug- thuuñg für die Angriffe verlangen, über die sie sich angeblich zu be- flagen hátten, und fein Schiff von Antwerpen nach dem Fnnern mehr durchlassen wollten. Man {äßt die Zahl der Einwohner, welche Antwerpen seit Sonntag verlässen haben, auf 10,000, und
das Bertrauen ist noch bei weitem nicht wieder hergestellt. Man hat gestern das Gemälde vom Hochaltar in Unserer lieben Frauen- Kirche (die Himmelfahrt von Rubens) abgenommen und die bei- den anderen Meisterstücke desselben Malers, besonders die Abnahme vom Kremze, sind mit einer Abdachung vou Balken versehen, um sle vor dem Herunterfallen der Steine zu schüßen, falls, in Folge eines unglücklichen Ereignisses, das Gewölbe dieses Gebäudes er- shüttert werden follte. Wir zweifeln aber, daß diese BVorsichts- Maaßregeln sle im Fall einer Feuersbrunst schüyen würden, und hielten es für zweckmäßiger, diese Bilder nach einer benachbarten Stadt zu bringen. Man versichert, daß sehr strenge Befehle von Brüssel gekommen sind, um die Ursachen der Streitigkeiten zu erforschen , * die täglich zwischen der Stadt und den Holländern statt finden; und daß, im Fall es bewiesen würde, daß die Bel- gier Schuld daran slnd, die Urheber bestraft werden sollen.
Brüssel, 18. Juni. n der gestrigen Sizung des Kon- gresses erstattete Herr Zoude einen Bericht im Namen der Central-Section über einen Vorschlag wegen Freigebung der Ha- fer-Ausfuhr. Die Sectionen waren der Meinting gewesen, daß am Vorabend eines Krieges eine solche Maaßregel nicht zweck- máßig sehn würde, und der Berichterstatter trug denmach auf Bercwerfung desselben an. Hierauf wurde der Vorschlag gemacht, daß, in Betracht der Abwesenheit so vieler Mitglieder, täglich der namentliche Aufruf stattsfände, und daß die Namen der Ab- wesenden durch den Moniteur befannt gemacht werden sollen. Herr Pirson wollte, daß man die Namen der jedesmal Ge- geuwärtigen bekannt machen solle, Dagegen bemerkte Herr Trenubesaux, daß man alsdann diejenigen Mitglieder mit an- schuldige, welche einen Urlaub erhalten hätten, da der Tadel doch nur anf die fallen solle, die ohne Urlaub abwesend seyen. Herr Vilain X[{{]1, {lug vor, daß nur die Namen derer öffentlich be: fannt geniaht werden follten, die ‘ohne Urlaub von ihrem Po- sten entfernt blieben, Dieser Vorschlag wurde angenommen. An der Tagesordnung war die Fortsezung der Berathung über das Gesey in Betreff der Bürgergarden. Die Sizung wurde um 43 Uhr aufgehoben.
Herr van de Weyer hat unterm 13. d. an Hrn. Wallez in Brüssel geschrieben: „Glauben Sie umchts von allem, was die Journale sagen, wenn sie von dee Weigerung des Prinzen Leo- pold, von Besezung Belgieus u. \. w, sprechen; der Prinz ift im Gegentheil so güustig wie möglich gestimmt, und alles läßt uns cinen glüctlichen Ausgang hoffen. ““
Ein aus Eugland - gekommener Courier hat dem Regenten vorgestern Abend Briefe von der Köngresß-Deputation überbracht. Diese Briefe euthielten nichts Bestimntes. Sie zeigten nur an, daß noch uicht alle Hoffuung zu einer güustigen Lösung für Belgien verschwunden sey.
Der Belgische Moniteur versichert, daß bis jeßt weder die Protokolle Nr. 23. und 24., noch das Memorandum der Bel- gischen Regierung mitgetheilt worden seyen.
Der Secretair des General Belliard ist nach Brüssel zu- rückgekehrt. i Der Jundependant sagt: „Die Emancipation scheint darauf hinzudeuten, daß Herr White in Bríissel, England oder die Londoner Konfcrenz repräsentire, Wir sind aufgefordert zu erklären, daß Herr White durchaus keinen offiziellen Charakter hat, und daß er sich als bloßer Privatmann in Belgien aufhält.‘
P sl e ‘u. Warschau, 20, Juni. Fun der Sigung der Laudboten- Kammer vom 15ten d. M. wurde zuerst ein Antrag des Land: boten Niemojowski, hinsichtlih einer Erneuerung der Land- boten: Kammer, mit Stimmenmehrheit befeitigt. Alsdann schritt mau, der Tagesordnung gemäß, zur Berathuug über eiu neues Lieferungs-Geseß, wonach die Kontribuenten der Liefertngssteuer noch eine ansehnliche Quautität Lebensmittel für das Jahr 1831
| tirung der Lebensmittel eine Entferuung von 12 Meilen festge:
man gestern beinahe den ganzen Tag über vernadm, wurden
zur Verproviantirung der Armee: zusammenbringen sollen. Zwar famen alle Mitglieder über die Nothwendigkeit einer solwen Un- terstutung überein; doh wurde gegen die Ari und Weise dersei- ben Mehreres eingewendet. Der Landbote Gawronsfki trug zulegt darauf an,daß die Bürger nicht genöthigt werden sollten, die Lebens- mirtel zu weit zu transportiren, Nur dieser leßtere Antrag wtirde in das Projekt aufgenommen und für die unentgeltliche Transpor- YA set, Die ubrigen Anträge aber wurden durch Stimmenmehr- heit verworfen. Hierauf ging der ganze Geseß-Entwurf eiuftim- mig dur. Am Schluß der Sigung wurde der Marschall vom Senats - Präsideuten benachrichtigt, daß der Senat die Kastellane Niemcewicz und Wenzyk aus seiner Mitte dazu bestimmt habe, um im V mit der Finanz - Kommission eine Proclamation au die Burger zu erlassen, wodurch diese zu Beiträgen zu der ter dem Namen Polnischer Subsidien publizirten Auleihe auf- werden sollen. Der Marschall bezeicbnete seinerseits aus der Lauddboten:-Kammer zur Theiinahme an diesem Geschäft die Nepräfentauten Niemojowski, Krysinski, Posiurzvrusfki und Gawronski. Hierauf wurde die Sipung aufgehoben.
Am {Gteu d. wurde in der Laudboten: Kammer ein von dem Staat&Referendar Minasowicz vorgelegter Geseß-Entwurf angenommen, wonach die National-Regierung die Vollmacht er- theilt, mit den Schuldnern der durch eine Convention vom 17. 20,) Mai 1830 von der Preußischen Regierung anu das König: reich Polen abgetretenen Summen Verträge uber die ganze oder theilweise Bezahlung dieser Summen und der dazu geborigen Provislonen, oder die Vertheiltmg derselben in verschiedene Na: ten, abzuscbließten,
An demselben Tage verwaudelte die Seuatoren-: Kant: mer den von der Landboten: Kammer angenoumnenenu Entwurf hinfichtlich außerordentlicher Lieferungen für die Aïmee in ein
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in der Landboten-Kammer durchgegangene und noch ein and Projekt von geringerer Bedeutung. i
In der Sibung der Landboten-Kammer vom 17} d. wurde der früher zurückgenommene Geseßz-Entwurf, wona} Zinsen und Coupons der Pfandbriefe in Papiergeld ausgezg werden sollen, nochmals eingebracht und angenommen.
Vorgestern wurden in der Senatoren-Kammnmer die vorhergehenden Tage in der Landboten - Kammer durchgegay nen Geseß-Entwürfe in Reichstagsbeschltisse verwandelt, so ein anderer, welcher an demselben Tage von der Landboten: Kyy mer angenommen worden war, und der für beide Kamm bis zum 15. Juli d. F. die kleinere geseliche Vollzaht zu y Berathungen gestattet; so daß die Anzahl der Senaten biz, dieser Zeit nur aus 10, die der Repräsentanten aus 30 Mitgzhi dern bestehen soll und die Anderen sich zu Regulirung ihrer y Zohanni eintretenden Geschäfte in ihre Heimath begeben dürf
In der Landboten-Kammer wurde vorgestern der (j Olizar, als Abgeordneter für Wolhynien, vorgestellt; der Sey tor Wojewode Gliszczynsfki führte ihn ein, und alle: Lriwvese erhoben sich von ihren Pläßen, um ihn zu „begrüßen. -F Reichstags-Marschall hielt eine Anrede an ihn, weiche der C; Olizar durch eine Rede erwiederte, in welcher er eine Schily rung von den Unternehmungen der Wolhynier gab, die oh Armee und ohne Waffen aufzestanden wären, um die Polni Sache zu unterstüßen.
Die Staats- Yeitung enthält unter amtlicher Ruj einen Bericht des Generalissimus Sfkrzynezki, datirt aus d Hauptquartier Sienniza vom 16ten d. und folgenden Jnhali „Jch habe die Ehre, die National-Regierung zu benachrichtig daß General Chrzanowsfi über die Operationen einer Abtheil der Insurgenten von Zhtomir, unter dem Kommando des Cy tains Nozyhzfi, folgende Nachrichten eingesaudt hat. — Eine
ner Haft zu ‘entkommen tund nach Warschau zu gelangen, wo ér s{ch gegeuwärtig befinde,
Fn der Staats-Zeitung heißt es: „Aus dem Augustow- hen sind uns folgende Nachrichten aus guter Quelle, größten: theils von Augenzeugen, zugekommen. Nachdem das Haupt- Corps des Generals Gielgud durch diese Wojewodschaft gezogen wür, erschienen erst am 9ten d. M. einige Kosaken - Trupps in Kalwary; aber auch diese zogen fich wieder nah Snu- walfi zurück und sagten, daß ihre Hauptmaht um Au- gustoivo stände. — Der Oberst - Lieutenant ZJaliwski bildete die Arrière- Garde * des Generals Gielgud und folgte dem Corps in einer Entfernung- von 2 Tagereisen; er sammelte die übrigen Insurgenten, die wasfenfähige Jugend und die Trans- porte und schickte Alles über die Memel; außerdem befahl er auch den Veainten und angeschenen Bürgern bei Todesstrafe, der Armee zu foigen. — General Gielgud führte 890 Gefangene bei si, unter denen sih mehrere Offiziere befanden; von den Unsrigen ijt der Capitain Zaborsft bei den Chasseurs verwundet worden. — General Dembinski fommunizirte mit den Litthaui- {hen Jnsurgenten über Olita, wo man für ihn eine Brücée über den Niemen schlagen ließ, mittelst welcher er {hon eine Stafette yon dem Litthanischeu General Tyszkiewicz erhalten hat, welcher Leßtere nacy Süden hin berèits mit dem General Chla- powsfi m Berbiudung siand. Diesen Insurgenten gelang es, die Russen im Trozkishen zu s{lagen, ehe dieselben ihre Communication mit der regulairen Armee eröffnet hatten. Sie erbeuteten 2 Kanonen, viele Munition und einige Kirgisk- he Pferde. — Nachdem General Chlapowsfi die Bialystocker Haide durchzogen hatte, warf er einen Theil der Fnsurgeuten nah der Gegend von Slonim; er seibst aber wendete si{ch nörd- wärts, schlug die Nufsen zwischen Wolfowysfi und Grodno,
y ¿ S C E 1 denselben 2 Kanonen und 40 Gefan ing dann über theilung des besagten Ausstandes, aus Bürgern der Distrikte 3 E Ma und ad arg f Q o a l G tomir und Machnowice bestehend, formirte sih am 6ten Maß x4 (s fiat ihn e C ise junze, E Meilen von dem Städtchen Cudnow, fing in den dortigeu (| dste) Familien, ßer do A lveiGon Kavalldülärenhd geuden am 20. Mai 560 auf der Zytomirshen Straße zur Ke! E F 1Tcuvvs bor As H 7 F ARA E L L ntt sischen Haupt-Armee trausportirte Rekruten auf und schickte d erte 2, ots 9 00d. urgenten,. — Jn e A von selben wieder in ihre Heimath. Da diese Abtheilung wegen d S mncattierzs K O E
j L - - 2 A A N nete ° vom General Roth unterbrochenen Communication slch nicht ny 5 a L j dem Aufstande i Podolien vereinigen fonte begab fle fl E Le Ven Blatt áuifolge hat: Genexal Glelgud seine nach Fanow und von da, n Éé sie Bar: deu Fluß Artillerie durch 16 Kanonen verstärkt, von denen er 3 dem Ge- L a «c Luis - s (S ao 44d Cv c C .+ gegangen war, in die ’ waldigen Positionen Wolbhyniel neral Sacken abnahm und 8 bei den Jusurgenten vorfand, Jett,
“i j j f oi * Glit- 5 D O h: Q! 0a vol R MMachdem er sich mit den Schamaiten und einem Theil der Lit- Bon 2 Infanterie - Trupps des Regiments Herzog vou W thatter vereinigt hat, sollen sich feine Streitkräfte auf 40,000
lington am 27, Mai bei dem Dorfe Moloczki angegrifu - 7 0a / S L A e 28 Mann belaufen, wovon ex die Hälfte nah Polangeu und die tödteten die Jusurgenten 30 feindlihe Soldaten nebsi d, v hon N ah P E heißt fer-
andere Hälfte nach Wilna abgeschit haben soll. ner in der Staats-Zeitung, daß das Corps des Generals Giel- qud mit vielen tüchtigen Offizieren versehen sch; unter Anderen befänden sich bei ihm der Stabs-Chef Oberst Koß, vom Quar- tiermeisterstabe, der Artillexie-Oberst Pientka, der Kavallerie - Ge- ieral Demodinsfi und die Jnfanterie-Generale Rohlanud, Siera- fowsfi und Szhmanowsfi, :
Mehrere hiesige Blätter, unter anderen auch die Staats- Zeitung, sprecheu von einem bedeutenden Siege, den General Chrzanowsfi über den General Rüdiger erfochten haben und vobei viele Ober- und Subaltern- Offiziere von Seiten der Rus: sen geblieben und in Gefangenschaft gerathen seyen; unter den Lebteren folle sich auch der Herzog Adam von Würtemberg be- finden; doch fügt die Staats-Zeitung hinzu, daß noch feine amt- liche Nachricht darüber eingelaufen sey,
«— Von dexr Polnischen Gränze, 21. Yuni. In arshan herrschte, den lezten Nachrichten zufolge, einige Gäh- ung; man sprath von Veräuderungen im Oberbefchle des Hee- es, wozu besonders die unerwartete Nüctkehr des Generalstabes der Armee Anlaß gegeben zu haben scheint. Dem General frzynezfi \oll seine am lten d. projektirte Unternehmung miß- glücktt seyn, weshalb man auch die Haupt - Armee selöst bald zu: rüd erwartet und der Meinung ist, daß sle einé andere Bewegung verde auszuführen suchen. Die Russische Armee soll die Stel- ungen bei Siedlce, Sierozf u. #\. w. beseßt haben und jeßt dort foncentrirt sehn. Man glaubt, daß fie im Laufe dieser Woche ‘inen Uebergang über dîe Weichsel versuchen werde,
fommandirenden Offizier und nahmen 90 Maun nebst einem ŸY fizier gefangen, welche fle sodaun wieder entließen ; fie selbst al verloren nur 5 Mann und 2 Pferde an Verwundeten. — 30. Mai umgingen sle die feindlichen Truppen, begaben fich | die Gegend zwischen Korzez und Zwiakiel und nahmen bei Kiliaky einen Transport Hafer und Sucharen (gedörrtes Brod), welt auf 105 Wagen von 240 Pferden gezogen wurde; eben \o uh men sie 49 Wagen mit Pulver, Granaten und Bomben, wel mit Ausnahme von zwei Fässern Pulver, versenkt wurden. A 2. Juni wurden sie in der Gegend des Städthens Berezno hi Tyhszhce von 2 Schwadronen des Dorpatschen Chessenr:Regiment angegriffen, tödteten denselben 12 Mann und machten 40 Vet wundete zu Gefangenen , „seuten diese jeooch auf den jenseitize Ufer des Styr wieder in Freiheit. Sie selbst hatten einen Todten und 4 Verwundete und verloren 14 Freiwillige, die mit Vorspau fuhren. — Nach diesem Treffen gingen sie bei Dorochusts úb) den Bug. — Der General Chrzanowski, welcher hiervon bena richtigt worden war, schickte ihnen 2 Jnfanterie- Bataillone enl gegeu, um ihnen den Durchgang zwischen den Kosaken und r tenden Jägern vom Nüdigerschen Corps, welche in der Gegen von Zamosc lagerten, zu erleichteru. Allein diefe. Hülfe war nis} mehr nothwendig; denn in der Nacht hatten sie 2 Schwadron von dem Sieverss{hen Chasseur- Regimente und ein Negimen Kosaken in der Gegend von Uchanie im Lager überfallen, 5 F fiziere, worunter- ein Oberst von den Donschen Kosaken, und ( Gemeine getödtet, einige 60 Maun nebst dem Oberft- Lieutena Bogdanoff von den Chasseurs gefangen genommen, und langt mit ihnen, 3 Schwadronen und 40 Mann zu Fuß stark, i der Festung Zamosc an. — Die tapferen und ausgezeichnet Manöver, so wie die Geistesgegenwart des Capitains Rozhjk machen dem Muthe und den militairishen Talenten dess ben Ehre und köunen als Musier für diejenigen dienen, wel! vou der höheren Behörde zu ähnlichen Expeditionen aufgeforde werden. Laut seinem Zeugniß haben sich Thomas Odhniejl Franz Wojewodzki, Jsaak Halczhnsfki, Trohim Danilewicz, Et verin Malinowskfi und der Unteroffizier Julian Budzhnsfki beso ders ausgezeihnet. — Um dem ehemaligen Capitain Nozhzik meine Zufriedenheit zu erkennen zu geben, habe ich ihn zu Major und Commandeur eines neu zu formirenden Regimert ernannt und ihm das Ritterkreuz ertheilt: eben so haben dieje gen Soldaten und Unteroffiziere, welche si, seinem Bericht |# f folge, auf diesem höchst musterhaften Marsche ausgezeichnet | ben, das silberne Kreuz erhasten.““
Das Hauptquartier des Generalissimus war, wie die acftri Staats-Zeitung meldet, noch immer in Sienniza. Siedll und Miendzyrzecz ist, demselben Blatt zufolge, vou dem Cor! des Generals Rybinsfki eingenommen worden. General Rom rino hatte am 15ten d. M. das Kommando tiber das an di oberen Weichsel stehende Corps erhalten: eine Patrouille von s nem Corps, aus einer Schwadron Krakufen bestehend, wur! längs dem Wieprz ausgesandt und soll noch an demselben Taj! bei Radzhn 22 Russische Soldaten nebst einem Offizier gefangt! genommen haben; später soll das ganze Corps über die Meichst gegangen seyn. Ans der Gegend von Zamosc hat si das Cor}! des Generals Rüdiger am 13ten d. M. entfernt und ist an di! Stelle des Crensshen Corps in Lublin eingerückt: von Geuerd| Creuz heißt es jegt, daß er durch die Wojewodschaft Vodlachiel marschirt sey und in der Gegend von Drohbyczhn stehe. Zwi! s{en Modlin und Sierozk machen die Russen angebli Vorbt reitungen, um drei Brücken über die Narew zu s{laaen. Naw! riten aus Pulawyh zufolge, follen die Russen sich am {Zten d, M. von diesem Ort nah dem Yunneren der Wojewodschaft LU blin zurtiägezogen haben.
Dasselbe Blatt berichtet: „Se. Kaiserl. Hoheit der Groß! fürst Michael steht mit den Garden in Makow. Unsere bel Ostrolenka in Gefangenschaft gerathenen Offiziere sind bis noch im Russischen Feldlager, weil die Nuffen sie bei der tmfsich& ren Communication nicht in das Innere von Rußland abfsendel konnten. Ju Prasnysz daben die Rusen ein Verproviantir Comité eingesezt, an dèfsen Spiye der Kaiïerl. Flügel : Adj
DeutschGland. München, 13. Juni. Die in der Kammer der Abgeord- è, vorgelegten 6 Geseß-Entwürfe über die Presse
ieten am Z. d. M. enthalten folgende Grundzüge :
l, Edift über die Freiheit der Presse und des Buchhandels 10 Artifel). (Als Abänderung des desfallsigen Edikts Beilage Îl, zur Verfassungs-Urkunde.) Die Presse isi in der Regel janz frei. Die Censur tritt nur ausnahmsweise ein, fraft be- dnderer Geseze, beshränft auf Zeitungen und periodische Schrif- en, und auch bei diesen beschränkt auf Artikel über die Verhält- isse des Deutschen Bundes, die Staats-Verhältnisse zu oder E diesem Buude angehörigen Landen außer Baiern, oder e Staats-Verhäitnisse zu oder in andern auswärtigen Lauden, velche gegen Baiern ein Gleiches beobachten. Niemand kann iner Schrift wegen zur Verantwortung gezogen werden, außer n Fällen, welche als Uebertretungen, Vergehen oder Verbrechen jeseplih mit Strafe bedroht sind. Die Strafgerichtsbarkeit steht iht der Polizei, sondern aus\chließend den Gecichteu zu,
Il, Geseßz uber die Censur der Zeitungen und periodischen riften (6 Artikel). Die Censur über die oben angeführten lrtifel fann von der Staatsregierung ganz oder theilweise auf- ehoben, auch nach Umständen wieder hergestellt werden. Die usübunyz derselben richtet sich nach einer innerhalb der geseßli- en Gränzen zu ertheilenden Fnsiruftion. Artikel über die in: ern Staatsverhältnisse der einzelnen Deutschen Bundesstaaten ußer Baiera, oder der andern auswärtigen Lande, können nur aun verworfen werden, wenn der Juhalt wider strafrechtliche Destimmungen verfößt.
_U, Gesel uber die Polizei der Presse und ihrer Erzeitg- le (18 Artikel). Pressen ohne Gewerbsberechtigung, so wie er Buchhandel ohne solche, sind bei Strafe verboten, Die 'erechtigten haben Verzeichnisse vorzulegen. Jede Schrift muß rudckort und Fahr, jede periodishe Schrift den Namen des erantwortlichen Redacteurs enthalten, Dieser muß 4000 Fl. aution, in Geld, Staatspapieren oder durch Bürgschaft stellen. on jedem Blatt ist ein Exemplar mit der Unterschrift des edacteurs bei der Polizei - Behörde zu hinterlegen. Periodisch nd jene Schriften, welche öfter als einmal im Monat erschei- en, ohue Unterschied der Art, wie dies geschieht. Die Straf- A reit verjährt nah drei Monaten, vom Tage der Uebertretung, L i ug diese cin fortdauerndes strafbares Verhältniß bildet. Fürst Trubezkoi steht. Der Apotheker Zimmermann in Bultusf, Nißbrauch der Presse ét Tee Cezèianoe M Maire Der von den es dies, daß er von den Russen gebangt worden fet, Nißbrauch der Presse hat 3 Abstufungen: 1) Preß-Uebertcetun- lebt, ist aber nebst den Bürgermeistern von Nasietsk und Siero)ln, 2) Preß-Vergehen Und 3) Preß: Verbrechen Erstere wer- und dem Pfarrer Tadenski verdaftet worden.“ Der Warschau !n bestraft ad Arrest L bis 2 Wochen, aa
Geseg und bestätigte außerdem das obengenannte am 16ten d,
Zeitung zufolge, soll es jenem Apotheker gelungen seyn, .aus se!Weld von 5 bis 200 Fl, , die anderen mit Gefängniß bis zu 2
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Jahren und die dritten mit Arbeitshaus von 1 bis 6 Jahren, zu vollziehen in einer Festung. Als Preß-Vergehen- und Ver- brechen. sind bezeichnet : Aufreizung: zu Vergehen und Verbrechen, Schmähung der Geseve, Beleidigung des Königs und der Kö- uigin (6 «Jahre Arbeitshaus), des Thxronerben, der Mitglieder der Königlichen Familie, fremder regierender Häupter, Gesandter, der Regierungen oder Behörden fremder Staaten; Aufreizung fremder Staaten zum Aufruhr; Schmähung der Staats-Regie- rung, öffentlicher Beamten, der Stände, der Landräthe, der Wahl-, Distrikts - oder Gemeinde-Versammlungen, der Geschwor- nen, der öffentlichen Körperschaften, der Religion, unzüchtige Darstellung, Verlänmdung (bei welcher nicht entscheidet, ob der AÄngegrisfene genannt oder tenntlih bezeichnet. ist. Der Beweis der Wahrheit von Anschuldigungen macht firaffrei, jedoch nur, wenn dieselden ein öffentliches Berhältniß berühren. Wenn aber ehrenrührige Handlungen aus dem Privatleben bekannt gemacht werden, fo s{chüßt auch der Beioeis der Wahrheit nicht vor Strafe), Ansstreuttng von wissentlich falschen Nachrichten über bevorstehende Regierungs - Maaßregeln, woraus Beunruhigung oder Störung des Vertrauens entstehen könnte; Verbreitung von Schriften, welche bereits durch Urtheil für sträflich erfannt wor- den sind. Die Verantwortlichkeit geht nah folgender Ordnung : a) Verfasser, h) Herausgeber, e) Verleger, d) Drucker, e) Ver- breiter. Eutflieht die Yerson, welche die Verantwortlichkeit trifft, so haftet die náchstfolgende Person. Für censirte Artikel ist nur der Censor verantivortlich. Auch tiber im Auslaude gedruckte Artikel können von inländischen Gerichten Strafen erkannt werden. (Schluß folgt.)
R U Tel,
Die Allgemeine Zeitung meldet aus Konstantino- pel vom 27, Mai: „Mehrere Divans- Versammlungen wurden gehalten, um die jesigen Verhältuisse der Pforte zu den Euro- päischen Regierungen in Berathung zu ziehen, hauptsächlich aber, um sich mit dem Gegeustaude einer von dem Grafen Guillemi- not dem NReis-Efendi übergebenen Note, über sein in der leßten Zeit beobachtetes Verfahren, zu beschäftigen. Die Pforte war bisher in der Ueberzeugung, daß der Graf Guilleminot, in allen seinen Beziehungen auf sle, a!s Organ der Französischen Regie- rung zu betrachten sey. Wie sehr mußte sich demnach der Divan betroffen fühlen, ais cr aus der Note des Grafen Guilleminot, welche als eine Act von Bekeuntuiß seiner eigenen Ausichten an- zusehen ist, entnahm, daß derselbe seinen diplomatischen Charaf- ter mißfaunt, und daß er die gegebenen Winke und Zusagen aus eigenem Antrieve, im Sinne. seiuec Ansichten, keinesweges aber im Auftrage seiner Negierung gemacht habe. Man fann si{ch die Verlegenheit des Ottomanischen Ministeriums denten, welches bei der hohen Meinung von dem Feldmarschall Diebitsh und der Stärke der Nuffischen Armee Anfangs den ihm zukommenden Jn- sinnationen wegen Benübung. des Polnischen Krieges, um das Mißgeschicë von J. 1829 wieder auszugleichen, mißtraute, endlich aber nah mühsam eingeholten Nachrichten über die Lage der Dinge in Polen, und in Foige der vielversprechenden Aeußerungen des Fran- zösischen Botschafters, ernstlich damit umging, das Vergeltungs- recht zu üben; und in der Vorausseßung, dabei unter allen Um- ftánden auf Frankreich rechuen zu fönnen, dazu Einleitung traf, und nun mit einemmale durch die Erflärung des Grafen Guille- minot erfähct, daß es getäuscht worden, und auf feinen fremden Beistand zu rechuen habe, falls es wagen würde, Rußland anzu- greifen. Das Nesu!tat der nmehrtägigen Divans - Berathungen
| ging unn dahin, fich mit dem Nussischen Bevollmächtigten zu
verständigen und feierlich zu versichern, daß die Pforte stets das großmüthige Betragen des Käisers von Rußland vor Augen ge- habt und haben werde; daß sie nie den mächtigen Einfluß Ruß- lands auf die Europäischen Angelegenheiten zu schmälern beab- tigen könne, oder dessen Feinden Vorschub leisten wolle; daß ihr alle dahin zielende Schritte fremd geblieben und bleiben wür- den, wiewohl es au Aufreizungen nicht gefehlt habe; und daß die Pforte jeßt mehr als jemals den Kaiser von Rußland als ihren Beschüzer ehre und als Freund erkenne. Unter solchen Un1- ständen durfte dem Grafen Guilleminot der hiesige Aufenthalt fehr lästig seyhu, und seine Entfernung nicht mehr als ein Ver- lust’angesehen werden, — Die Jnsurrectionen in den Europäischen Provinzen flößen hier nach den von dém Groß-Wesir erfochtenen Vortheilen wenig Besorgnisse mehr cin, und gegen die in Klein- asien noch obwaltenden Aufstände werden kräftige Maaßregeln ergriffen.‘ MeC10
Nordamerikanische Blätter bringen Nachrichten aus Tampico bis zum 9, April. Jn Folge einer Gegen-Revolution der Garnison war der wichtige Play Acapulco in die Hände der Regierung gefallen. Die Abtrünnigen fuhren fort, sich wegen Pardon an die Kammern zu wenden, dergestalt, daß man die baldige Beendigung der Revolution in den südlichen Provinzen erwartete. Der Zustand der Republik verbesserte sich täglich, weil die Regierung \ich immer mehr die Achtung der Bewohner zu erwerben wußte. — Wei der Uebergabe von Acapulco wurden der dortige Militair-Chef Brinabo nebst fast allen seinen Offizie- cen zu Gefangenen gemacht; dieser feste Plaß war der legte, den die Anhänger Guerrexo?s an der Küste besaßen, — Jn der Nähe von Mexiko ist eine Baumwolleuspinuerei errichtet worden, die vor einiger- Zeit 16 Stück Baumwollenzeug, das erste in Me- xifo fabricirte, zum Verkanf ins Publikum brachte.
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Die leuten über Baltimore aus, Calláo eingelaufenen Nachrichten gehen bis zum 31sten Januar. Die Negierungen von Pecn und Bolivia machten große Anfsialten zum Kriege, und die, Pernanische vom General (Samarra befehligte Armee war bereits den Gränzen näher gerückt; an der Spie der Bo- livishen Armee stand der Präsident der Nepublik, Geueral Sanuta- Cruz. Nachdem eine zwischen genannten beiden Gene- raleu stattgehabte Unterredung zu feinem friedlichen Ueberein- fommen geführt hatte, erwartete man allgemein eine baldige Kriegserklärung. — Eine heftige Feuersbrunst hatte in der Stadt Guayaquil mehr als 50 Häuser in Asche gelegt ; man s{äßte den dadur verursachten Veriuft auf ungefähc 3 Millionen Piaster.
J, n.,6..0. 1d,
Zerlin,23. Funi. Aus Hohenstein in Ostpreußen wird unterm 1 ot d. M. Sieben Am 3. d. M. verließ diesen Ort das ehren- werthe erste Bataillon des hochlöblichen Zten Fnfanterie - Regi- ments, so wie der Herr Commandeur des Regiments selbst nebst dem Stabe, und heute der fommandirende Hr. General der mobilen Kolonne nebst Adjutantur, welche die Ereignisse im be- nachbarten Polen nach Hohenstein und in die nächste Umgebung
! noch in der Behandlung 45.
geflihrt, und die beinahe 6 Monate hier kantonirt hatten, Alle — vom Höchsten bis“ zum "Geringsten, haben während dieser fúr uns jest leider éntflohenen Zeit ein in jeder Hinsicht anspruch- loses preiswürdiges Entgegenkommen gezeigt und si{ch dadurch den gerechtésten Anspruch auf unsere ungetheilte Achtung und E Danfkbarkéit erworben. Wir wünschen aufrichtigst, daß die Schickung sie Alle einer” glücklichen Zukunft entgegen führen und daß sie im Genusse ihres Glückes sich bisweilen ihrer in Hohenstein zurückgelassenen Freunde und Verehrer wohlwollend erinnern mögen.
Bei dem fürzlih erfolgten unerwarteten Hintritt des Gene- ral:Feldmarschalls Grafen Diebitsch - Sabaltkanski haben sich ver- schiedene Gerüchte über die Art seines Todes verbreitet. Die Staats-Zeitung hat zwar in ihrer Nr. 165 aus ganz unverdäch- tiger Quelle bereits authentisch mitgetheilt, daß der Verstorbene der Cholera morbus erlegen sey; in der-Nr. 171 aber läßt ihn ein Privat - Schreiben, de dato Pultusf, den 11. Juni, am Schlagfluß sterben , anderer herumlaufender Meinungen. nit zu gedenken, Es wird dahec unseren Lesern nicht tnangenehn fchn, folgenden Auszug aus einem Schreiben des Königl. Prenßifchen Bataillons-Arztes Koch *) an den Königl. General : Stabs - Arzt Dr. von Wiebel zu kennen, welchen wir der Güte des Herrn 1c. v. di 4 verdanken, und dessen Inhalt jeden Zweifel entfernen ird: __¡¡„Schón seit mehr denn vier Wochen hatten sich in dem in der Nähe des Hauptquartiers befindlichen Theile der Armee keine Cholera-Kranke mehr gezeigt, und selbst in den entfernter stehenden Garden hatte sie si{ch nur in höchst modifizirter Ge- stalt geäußert. ‘/
„Am 20. Mai (1. Juni) wurde das Haupt-Quartier nach Kleczewo, 4 Werste von Pultusk entfernt, verlegt; gleichzeitig trat überaus rauhe und feuchte Witterung ein, und ih erklärte damals schon mit Bestimmtheit, daß, wenn die mancherlei nach- theiligen Verhältnisse, die sih hier vereinigten, längere Zeit be- stehen blieben, die aus dieser Gegend so eben erst abgezogene Cholera in den tief gelegenen Niveaus si neuerdings erzeu- gen werde. “‘
„Am 24. Mai (5. Juni) starb plöulich ein Domeslik des Fürsten Gorczakow, den ih sogleich secirte; am 28. Mai (9. Zuni) starben eben so plöulih zwei Marketender, Alle an ei: ner so intensiven Cholera , wie ih sle in hiesiger Gegend noch nicht beobachtet.“ '
„Am 29. Mai (10, Funi), Morgens gegen 4 Uhr, wurde der Wirkliche Staatsrath, Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers, Dr. Schlegel Excellenz, der den Feldmarschall in ‘der Qualität eines Leibarztes begleitete, und bei welchem ich zu wohnen pflege, zu dem, wie es hieß, — seit zwei Stunden er- kranften Feldmarschall gerufen; drei Stunden später, um 7 Uhr, berief Herr 2c. Schlegel den zum Hauptquartier kom-
maudirten Russischen Arzt Dr. Stürmer zur Assistenz, und“
auf dessen dringendste Forderungen wurde auch ich um 87 Uhr gerufen und aufgefordert, den Kraufen „„„„ganz nah meinen Ansichten“‘‘“/ zu behandeln. — Wie ich- den Kranken fand, konnte ih indeß nur erflären, daß hier nichts mehr als der'in wenigen Stundeú zu erwartende Tod zu hof- fen sey, und obgleich die Sache heftig befiritten wurde, \o glaubte ih dennoch vorsihtshalber diese Erklärung dem Herrn du jóur- General 2c. Obresfow aussprechen zu müssen. Drei Stunden später, um 117 Uhr, erfolgte der Tod des Hecrn Feldmarschalls. ‘“
,„„Am folgenden Tage, den 30. Mai (11- Funi), machten Herr 2c. Schlegel und ih die Section, und hätte die überaus hestige und stark ausgeprägte Krankheit überhaupt noch einen Zweifel erlaubt, fo seßte der Leichenbefund die Ueberzeugung fest, daß der hohe Patient an der hier überaus intensiv aufgetretenen Choleramorbus— d. h. an der unter diesem Namen in der leyten Zeit bekannt gewor- denen epidemischen Krankheit, gestorben sey. An organischen Fehlern fand sl nichts vor, als eine Verknöcherting an der Herzmündung der Aorta und den Mitrali-Walveln und ein fleines fnöchernes Konkrement in dem unteren Lappen der rechten Lunge, welches‘ aber zur Krankheit selbst in keiner Beziehung stand. ““
„Jch erlaube mir, bei diesem traurigen Ereignisse folgende Bemerkungen: — weder vor, noch bis jeßt, 5 Tage nach. dem Tode des Herrn Feldmarschalls, hat sich in dessen näheren Umgebungen ein Cholera-Kranker vorgefunden, und in der ganzeu Umgegend ist schon seit längerer Zeit kein Kranker der Art beobachtet worden, “‘ :
„Die 3 Cholera-Krauke, die so kurz vor dem Herrn Feld- marschall erfranften, wurden inmitten ganz gesunder Uimge- bungen, auf weit von einander entfernten Punkten, in feuch- ten Bivouacs, von der Krankheit ergriffen; aus ihren näheren Umgebungen, selbst von ihren nächsten Schlafgenossen, erkrankte Niemand.“
„Am Abend vor seinem Erkranken war der Herr Feldmar- schall noch in der 9ten Stunde, in der fenchten kühlen Abend- luft, durch das vom Negen nasse Gras spazieren gegangen und hatte sich namentlich beim Ersteigen eines Berges sehr echausfirt,
Pultusk, den 2. (14.) Juni 1831.“
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Nn Danzig stellt sich nach dem neuesten Berichte die Zahl der an der Cholera Erkrankten, wie folgt: am 17. Juni erkrankten 14, stæcben 11, genasen 2. 4 6! s - 20, s 19; - 4. - 9, #s - 18, d 4; s; Os Es waren mithin seit dem Ausbruch“ der Krankheit in Danzig Summa erkrankt 268, gestorben 188, in der Rekonvalescenz 35, Das Verhältniß der Gestorbenen zur Zahl der Erkrankten stellt slch hiernach noch immer ungün- stig, wogegen die Zahl der Erkrankungen, im Verhältniß zur Ein: wohnerzahl, nur ‘gering ist; 181 Häuser unterlagen der Absper- rung, nur in 15 derselben waren neue Erfrankungen, 1 Allem
*) Der Bataillons - Arzt Koch war im Jahre 1829 mit Königl. Erlaubniß zur Russischen Armce nach der Türkei gegangen ü hatte daselbs den Feldzug gegen die Ottomanen mitgemacht. Feld- marschall Diebitsch rühmte , bei seiner Anwesenheit in Bexlin , die Thâtigkeit dieses Mannes, der lange Zeit Pestpitälern vorgestanden und fich sehr nüßlich gemacht hatte. Während eines Theils des vergangenen Jahres hatte ex sich in Bessarabien ‘aufgehalten ,. wo gerade die Choleráà herrschte, und dort Über diese. Krankheit man- nichfache Erfahrungen eingesammelt. Er war eben im Begriff, in sein Vaterland zurückzukehren, als er dem Ansuchen des ver=- di N RALIENANE nachgah. und vorerst in seinem Hauptquar- tier verblich.
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