1831 / 175 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

von Femmappes, der mit seinen sieben Söhnen hier bei einer und derselben Compagnie steht. Um 7x Uhr langte der Zug vor Epi- nal an, wo ein Dragoner-Regiment und die reitende National- Garde sich demselben anschlossen, nachdem der König zu Pferde gestiegen war. Ju der Stadt selbst bildete die National - Garde zu Fuß ein Spalier, durch welhes Se, Majestät unter dem lau- ten Jubel der Einwohner bis zum Práäfektur-Gebäude ritten, wo Höchstdieselben abstiegen, sofort Audienz ertheilten, Und, nach ein- genommenem Mitttagsmahle, den Fhnen zu Ehren im Saale des Schauspielhauses veranstalteten Ball mit Jhrer Gegenwart beehrten *).

Aus Epinal ‘hat der König unterm 15ten eine Verordnung erlassen, wodur der Generalstab des Ober-Befehlshabers sämmt- licher National-Garden des Seine-Departements, Grafen Lobau, in folgender Weise zusammengestellt wird: 1 General-Major und Chef des Generalstabes, 7 Brigade - Generale, 1 Jntendant, 1 General:Chirurgus, 2 Obersten, 5 Oberst - Lieutenants, 12 Esfa- dron-Chefs und 43 Capitaine. Chef des Generalstabes bleibt der General Facqueminot. Jn eiuer zweiten Königl. Verordnung, ebenfalls aus Epinal vom 15ten datirt, ernennen Se. Majestät unter den Ihnen vorgeschlagenen Kandidaten den Fürsten von der Mosfwa zum Obersten und Herrn Sencier zum Oberst-Lieutenant der Kavallerie-Legion der Pariser National-Garde.

Zwei Gerüchte, die gestern hier in Umlauf waren, daß näm- lich in der Gegend von Lille ein Lager aufgeschlagen und daß die Garnison von Paris um 26,000 Mann vermehrt werden würde, erklärt heute der Moniteur für völlig ungegründet.

Eben dieses Blatt enthält Folgendes: „Die Ruhe der Hauptstadt ist wieder hergestellt. Gestern früh hatten si noch einige Neugierige in der Gegend des Thores Saint - Denis eingesunden, die indessen den von der städtischen und der Po- lizei:Behörde an sie gerichteten Ermahnungen größtentheils Ge- hör gaben und sich zerstreuten, Einige minder folgsame Judivi- duen wurden verhaftet. Den ganzen Tag über war die Dazwi- schenkunft der Civil-:Beamten hinreichend, um den Volks-Aufläu- fen vorzubeugen, Beide Präfekten hatten Proclamationen er- lassen, die von den Bürgern vertrauensvoll aufgenommen wur- den, Man konnte gestern die Bemerkung machen, daß die Neu- gierigen, sobald die unruhigen Austritte des vorhergehenden Ta- ges si erneuert hätten, den Aufforderungen der Behörde bereit- willig gefolgt wären, und diese Stimmung reichte hin, um den Eifer der Böswilligen abzukühlen. Aufrührerische Anschlagzettel, die an einigen Orten angehestet worden, wurden fast unmittel: bar darauf von den entrüfteten Bürgern heruntergerissen. Ge- gen Abend erschienen etwa 200 Ruhestörer auf dem Plate ‘vor dem Palais-royal, bemächtigten sih der vor dem dortigen Kaffeehause wehenden Fahne und schienen sich nach dem Ca- roussel-Plaze begeben zu wollen. Ein Jufanterie-Bataillon ver- sperxte ihnen aber den Weg, während Dragoner- und Husaren- Detaschements sie bis nach der Rue Traversière vor sl hertrie- ben, wo sie si endlich zerstreuten, Hierauf trat überall Ruhe ein. Wir \{ließen diese Meldung nicht mit den gewöhnlichen Glückwünschungen , die wir {hon so oft der Pariser National- Garde und den Linien-Truppen darzubringen Gelegenheit hatten. Diesmal ift es ganz Paris ,. das ihnen seine Bewunderung und einen Dank zollt, dessen Ausdruck wir nur schwächen könnten.“

Der Temps äußert: „Wahrscheinlich wird der Zweck der Ruhestörer bald bekannt werden, da táglich zahlreiche Berhaftun: gen stattfinden: noch gestern Abend um 8 Uhr kamen drei mit verhafteten Fndividuen angefüllte Wagen auf der Polizei - Prä- feftzx an; Stadt-Sergeauten und Municipal-Garden bildeten die Bedetung.““ Unter den in ‘der Straße St. Denis versam: welten Grepyen wurde gestern ein schon dreimal verhaftet gewe- sener und mit einem Dolche bewaffneter Bleistifthändler, so wie ein Mechanikus, verhaftet, bei dem man eine geladene Pistole und ein Paket Patronen vorfand. Jn den Straßen Sainte-Foi und Beauregard, wo mehrere Barrikaden aus Wagen und Ton- nen errihtet waren, kam es zu einem Kampfe, wobei einige Ruhestörér, und zwar einer tödtlih, verwunder wurden.

Der Práfefkt des Seine- Departements giebt in einer Pro- clarnration an die Einwohner von Paris den National- Garden, so wie den Bürgern aller Stände, seinen Dank für ihre Mit- wirkung zur Unterdrückung der leßten Unruhen zu erkennen. General Lobau belobt in einem Tages - Befehle die National- Garde für den bei derselben Gelegenheit von ihr bewiesenen Eifer.

General Bertrand, der in Thionvikle als Kandidat für die Deputirten - Wahlen auftritt, erklärt sich in seinem politischen Glaubensbefenntnisse ebenfalls für einen Gegner der Erblichkeit der Pairswürde. ;

Der Königl. Gerichtshof beschäftigte slch gestern mit dem

- Einspruche des Königl. Prokurators gegen ein Erkenntniß des Zuchtpolizei - Gerichts, das sich in der Angelegenheit des Abbé Lacordaire, Herrn von Coux und Vicomte von Montalembert wegen Eröffnung einer Freischule ohue geseßlihe Erlaubniß für inkompetent erklärt hatte, weil diese Sache eine politische sey « und als solche vor die Jury gehöre. Nach einstündiger Berathung gab der Gerichtshof folgendes Urtheil ab: „Fn Betracht, daß, wenn die Verfassungs-Urkunde von 1830 in ihrem Art. 69 erklärt, daß die Entscheidung über alle politische Vergehen der Jury unterworfen werden folle, dieser Artikel nicht näher bestimmt hat, welche Vergehen in die Klase der politischen zu stellen sind, und also dem Gesebve die Sorge tiberla}sen hat, zu bestimmen, was unter politischen Vergehen zu verstehen sey; in Erwägung, daß das in Folge der Charte später hinzugefommene Geses vom 8. Oktober 1830 auf eine bestimmte förmliche Weise die Vergehen festgestellt hat, die als politische betrachtet werden sollen ; in Betracht, daß das den Angeklagten schuldgegebene Vergehen sich nicht unter den im Art. 7 des Gefeßes vom 8. Oftober 1830 als politisch be-

Durch ein richterliches Erkenntniß des Appellations-Conseils zu Saint- Louis (Senegal) siud der Capttain der Goelette „„Ca- roline‘‘, Namens Daniel, wegen getriebenen Sklavenhandels zu 10jähriger Verbannung, und der Supercargo Grisard in contu- maciam zu derselben Strafe, 6 Matrosen aber zu zweijähriger

aft, und Alle zusammen solidarisch zu einer ‘dem Werthe des chiffes und seiner Ladung gleichkommenden Geldbuße, so wie in die Kosten des Prozesses, verurtheilt, das Schiff selbst aber ist fonfiscirt worden. .

Straßburg, 19. Juni. Gestern gegen Mittag traf der

König an der Gränze des Elsaß ein. Der General- Lieutenant Brayer und der Präfekt des Niederrheins, Herr Nau de Champ- lonis, hatten sich zum Empfange Sr. Majestät von hier dorthin begeben. Eine große Volksmenge war aus allen Gegenden her- beigeströómt, um den Monarchen zu begrüßen. Se. Majestät fka- men Mittags in Zabern an und hielten eine Revue über etwa 7000 Mann National-Garden aus der Stadt und der Umgegend ab; 3000 Maun, die sich zu Waßlenheim versammelt hatten, wur- den ebenfalls gemustert. Nach 6 Uhr Abends verkündete Kano- nendonner die Ankunft des Königs vor unserer Stadt; 500 Schritt vor derselben wurden Se. Majestät von dem Maire, Herrn v. Türckheim, und dem Stadtrath empfangen. Der Kö- nig hielt seinen Einzug zu Pferde, ihm zur Seite die Herzoge von Orleans und Nemours, hinter ihm ein zahlreicher General- stab; die reitende National-Garde bildete das Geleit Sr. Maj., ein Jäger-Regiment {loß den Zug. Eine unzählige Volksmenge drängte sl{ch in den Straßen und hatte, um den Zug zu sehen, alle Fenster beseßt; beinahe sämmtliche Häuser waren mit Fahnen und Blumen-Gehängen geschmúücit, Im Schlosse angekomnien, empfing der König sämmtliche Behörden und die verschiedenen Offizier-Corps. Die National- Garde hatte keine Rede votirt ; der König trat in ihre Mitte und sprach ungefähr Folgendes: „Fch freue Mich, der Straßburger National-Garde bezeugen zu können, wie viel Vergnügen es Mir macht, Mich in ihrer Mitte zu befinden; das Zutrauen, das sle Mir längft eingeflößt hat, ließ Mich solches lebhaft wünschen. Jch kanu auf die hiesige eben so kriegerische als patriotish gesinnte Einwohnerschaft für die Vertheidigung dieses wichtigen Bollwerks unserer Gränzen zählen, das in seinen Mauern den Feind noch nicht gesehen hat. Nur wenige Veterauen Meines Alters, die für das Vaterland geftritten, sind unoch am Leben; mit lebhaftem Vergnügen finde Fch deren daher in diesen Gegenden; Jh zweifele nicht, daß ihre Nachkommen in ihre Fußtapfen treten, und daß wir im ö. 1831, gleichwie im J. 1792, Vertheidiger des Vaterlandes finden werden.‘ Der wiederholte Ruf: „Es lebe der König! Es lebe die Freiheit !‘/ ertönte nah diesen Worten. Se. Majÿj. traten hierauf einige Schritte weit vor, legten. die Hand aufs Herz und riefen aus: „Wer den König von der Freiheit trennt, ist ein \chlechter Bürger; einen solchen giebt es unter Jhnen uicht. Es lebe die Freiheit !‘“/ Zugleich drückte der König den meisten Offis zieren wohlwollend die Hand, Nach dem Empfange begaben sich Se. Majestät auf den Balkon des Schlosses und sahen die zahireihen Kavalkaden unserer Landleute, so wie Wagen mit jungen Bäuerinnen, vorüberziehen. Abends waren alle öffent- lichen Gebäude und die meisten Privathäuser erleuchtet. Gegen 11 Uhr wohnte der Monarh dem im Sthauspielhause gegebe- nen Konzerte des Elsassischen Musik - Vereins, wo eine glän- zende Gesellschaft versammelt war, bei und verweilte bis zu dem Schlusse desselben. Fn den lebten beiden Tagen sind folgende Persouen hier eingetroffen: der Fürst von Löwenstein - Wertheim nebst Gefolge ; der Großherzoglich Badische Ober-Marschall und Geheime Rath Baron v. Gayling, der Graf von Buol-Schauenstein, Kaiserl. Oesterreichischer, und der Freiherr v. Otterstedt, Königl. Preußi- {her Gesandter am Großherzoglih Badischen Hofe; Herr Bille- cocq, Attaché beim Französischen Ministerium der auswärtigeu Angelegenheiten, und Herr von Valmy, Französischer Geschäfts- träger in der Schweiz.

Großbritanien und Jrland.

London, 18. Juni. Die gestrige Hof-Zeitung meldet die Erhebung des Lord Fingol, Lord Sefton, Lord Kinnaird (mit_dem neuen Titel Baron Rossie) und des Herrn Agar Ellis (mit dem Titel Baron Dover) zu Britischen Pairs. Von der beabsichtigten Ernennung des Lord Leitrim verlautet noch nichts. Diese Ernennungen geben der Times Anlaß zu folgenden Bemerkungen: „Wir köunen nicht begreifen, wie irgend Jemand den Ministern den Vorwurf machen kann, durch Ernennung von fünf neuen Pairs dem Oberhause „die Bill‘/ aufzwingen zu wollen. Eine solche Vorausseßung is lächerlich, weil es flar ift, daß die Bill nicht von einer großen Mehrheit der Pairs gemiß- billigt werden kann, wenn fünf neue Pairs den Ausschlag ge- ben fönnten. Wir sind geneigt, diese Ernennnngen aus einem viel höheren Gestichtspunkte zu betrachten, und wir behaupten, daß Minister, die, nah langer Ausschließung von der politischen Gewalt, ans Ruder gekommen sind, es ihrer Partei und ihren Grundsäßen \{uldig sind, das Oberhaus in die Lage zu versezen, jede Frage von Wichtigkeit unparteiisch erörtern und dem Ueber- gewicht entgegen wirken zu können, welches irgend eine politische Partei durch das lange besessene und ausgeübte Privilegium, ihre Freunde und Anhänger ins Oberhaus zu bringen, erlangt haben dürfte. Ein Pair, der erbliche Rathgebec der Krone, weder durch kfleinlihe Ansichten noch durch augenblickliche Aufre: gung geleitet, kann der unparteiischste Richter über politische Gegenstände seyn; und so ist es vielleicht mit dem Oberhause, im Ganzen genommen, seit einer Reihe von Jahren der Fall gewesen; aber es is wohl sehr einleuchtend, daß zu

zeihneten Vergehen befindet, und daß die muthmaaßliche. oder fogar offen erflärte Absicht diesem Vergehen keinen andern Cha- | rafter geben kann, als den ihm das Gefes beilegt; in Betracht | alles dessen erflárt ‘der Gerichtshof den Einspruch des Prokurators, so wie das Urtheil, wogegen Einspruch gethan, für nuil und nich: | tig, und zieht, in Ansehung, daß das Zuchtpolizei-Gericht, indem | es sich für inkompetent erflärt, seine Jurisdiction erschöpft hat, die Sache vor sein eigenes Forum, indem er die Entscheidung auf deú 28ften d. M. verschiebt.‘“

General Vajol erinnert, als Commandeur der ersten Mili- tair - Division, alle auf Urlaub hierher fommende Offiziere dar- an, daß sle sich spätestens binnen zwölf Stunden nach ihrer An- funft bei ihm zu melden und ihre Wohnung anzuzeigen hätten.

Der Gazette de France zufolge, befände sih die Herzo- gin Hortense von Saint - Leu feit vier Tagen in Paris,

Der Königl, Spanische Botschafter an Neapolitanischen Hofe, Don Pietro Labrador, ift auf seincr Reise nah Madrid hier angefommenu.

Der Portugiesische General Saldanha hat sich von hier nach Caen zu dem Kaiser Dom Pedro begeben. :

*) Uever die Ankunft des Königs in Straßburg \. weiter unten den Artikel „Straßburg“.

jeder Zeit, wenn eine Partei 50 oder 60 Jahre lang auss\chließ- lich im Besib der politischen Gewalt gewesen ist, und wenn fast alle Pairs-Ernennungen in demselben Sinne geschehen sind, das

| Oberhaus eine entschiedene Neigung für die Gefinnungen der

herrschenden Partei haben muß. Wenn dann am Ende eines solthen Zeitraums die entgegengeseßte Partei zur Macht gelangt, so muß sie slch im Oberhause im Nachtheil befinden. Jm Un- terhause findet sle wahrscheinlich eine entschiedene Majorität, denn sonst würde sle überhaupt nicht zuc Herrschaft gelangt feyn; oder wenn dies nicht der Fall wäre, so würde sle dieselbe durch eine Auflösung erlangen ; aber im Oberhause kann man auf feine an- dere Weise dem unbilligen Vortheil der Partei, welche so lange die Gewalt in Händeu gehabt hat, entgegen wirfen, als dadurch, daß man bis zu einer gewissen Ausdehnung das thut, was die Gegner so lange Jahre hindurch gethan haben nämlich, einige seiner Freunde zur Pairie zu befördern. Diese Bemerkungen haben flch uns hauptsächlih dur die Beobachtung aufgedrun- gen, daß die álteren Pairs im Allgemeinen der Reform günstig sind, während die Mehrheit derec, welche seit dem Jahre 1800 ernannt sind, dagegen eifern.“/ Zur Unterstüßung dieser Be- hauptung. wird ein Verzeichniß beigefügt, woraus hervorgeht, daß unter den älteren Herzogen 7 für uud 2 gegen, unter den

jüngeren Herzogen 2 für und 7 gegen die Reform ferner unter den älteren Marquis 3 für und 2 gegen; y den jüngeren 2 für und 3 gegen; unter den älteren ( fen 6 für und 4 gegen, unter den jüngeren 3 für, 7 gegen; unter den älteren Viscounts 6 für und 1 gen, unter den jüngeren 4 für und 5 gegen; j den älteren Baronen 17 für und 3 gegen, den jüngeren 10 für und 10 gegen die Reform sind, Ganzen wären also, die Abwesenden und die, deren Mein zweifelhaft ist, abgerehnet, von den älteren Pairs 39 daj und 12 dagegen, und von den jüngeren 21 dafür un) dagegen.“ i

Der Sun meldet, daß die Lords. der Admiralität am {1 d. M. nah Portsmouth gehen würden, um die Flotte, di Begriff stehe, 6 Wochen lang zu kreuzen, vorher zu besichti Die Flotte würde später wieder in den Hafen zurückkehren, Wasser einzunehmen, und dann aufs neue zu einem 6wöh lihen Kreuzen auslaufen.

Dasselbe Blatt berichtet, daß im Oberhause ein An dement z1ui der Adresse an den König vorgeschlagen und voy Majorität unterstüßt werden dürfte. Wie sich die Minister einem so wichtigen Vorfall benehmen würden, das sey noch Geheimniß.

Die Anwesenheit des berühmten, auch auf dem Europäi Kontinente den Freunden der Sansfkrit-Literatur nicht unbefy ten Fndishen Gelehrten Ram Mohun Roy in London, jj der Times zu nachstehender Notiz Anlaß: „Ram Mohun Ÿ| dessen Ankunft in diesem Lande ein so großes Aufsehen eru ist aus Bengalen gebürtig. Er war von Geburt ein Bram welche Kaste bekanntlich die erste und vornehmste ist und dy die Geburt {hon dem priesterlichen Stande angehört. Fm J 1812 wurde er der Freund und Gefährte ‘des verstorbenen J Digby, welcher-zu der Zeit General - Einnehmer in Nunzy war. Herr Digby war in der klassischen Litteratur sehr bey dert, und seßte die Studien in seinen Mußestunden fort, welchen er Ram Mohun Roy Theil zu nehmen veranlj Dieser vertrauliche Verkehr dauerte beinahe fünf Fahre, als Mohun Roy durch Umstände veranlaßt wurde, sich nah Kalky zu begeben. Jm Verlaufe seines dortigen Aufenthalts matt die Bekanntschaft des Bischofs Middleton und mehrerer and ausgezeichneter Personen und laushte mit der ernstesten Y merksamkeit auf alle Erörterungen, welche theologischer Nij waren. Er vertiefte sich so sehr in einige häufig berührte F geu und bemerkte, daß so viele Meinungs - Verschiedenheit unter den Christen herrsche, daß er sich entschloß, die heili Schriften im Original zu studiren; zu dem Ende widmete er dem Studium der Hebräischen und Griechischen Sprache, in 1 hen er bald ausgebreitete Kenntnisse erlangte. Das eifrige Ls der heiligen Schrift führte ihn zur Verwerfung seines abz {hen Glaubens und zur Annahme eines anderen, der als i Art Unitarismus angesehen werden fann; aber er verläuzy wie wir vernehmen, auf keine Weise die Göttlichkeit unst Heilandes, obgleich er in den Lehrsaß von der Dreieinigkeit, y ihn die Englische Kirche aufstellt, niht einstimn1t, Es unmöglich, den Aufenthalt eines Mannes unter uns gleichgü zu betrachten, welcher der erste von so vielen Millionen se Landsleute ist, der das Neb des abgöttischen Glaut:ens, mit d er auferzogen , zerrissen und die Fesseln abgestreift hat, well ihn in seinem Vaterlande festgehalten haben würden, Die F dier schiffen sich nämlich niemals ein. Wir begrüßen seine kunft als einen Vorboten jener Früchte, welche die Ausfaat ( ropäischer Kenntnisse und Literatur und der he ilsamza Ha shafts- und Regierungs- Grundsäße hervorbringen muß, de Verbreitung in ihrem weiten und s{hönen Reiche im Osten | heiligste Pflicht - der Regierung Groß-Britaniens ift. Wir seh in Ram Mohun Roy eiu Beispiel dessen, was wir von tin so aufgeklärten Politik zu erwarten haben. Ec soll enth den zu Gunsten des gegenwärtigen Regierungs - Shstems t! wie es von der Ostindischen Compagnie iu Anwendung gebr wird, und erkennt die Wohlthaten an, welche Jndie11 durch dass zu Theil geworden sind. Er ist kein Freund der ‘Colonisation der weiten Bedeutung des Worts, da, seiner LNeinung n aus dem gemischten und unbeschränkten Hinzuströnten derjeniß welche im Mutterlande überflüssig und unversorgt find, nur na theilige Folgen entstehen können; aber er billigt es, daß m unter besonderen Einschränkungen Leuten von Vermögen und sehen, durch deren Ansirengungen die Fähigkeiten Judiens t wickelt werden fönnen, den Zutritt gestatte. Wir wollen bi fen, daß ein längerer Aufenthalt unter uns ihn in der Ueber gung, von welcher er schon durchdrungen zu seyn scheint, bes fen wird, daß, während England selbst Vorrechte und Segu gen genießt, welche den Neid aller Natiouen erregen, es t seiner Haupt-Pflichten ist, dieselben auf diejenigen Reiche au dehnen, welche die Vorsehuug unter sein Scepter gebracht \ und daß feines derselben einen größeren Anspruch darauf mat! darf, als unser Judisches Reich, von dern der interessante genstand dieser kurzen Notiz eines der ausgezeichnetsten Milt der ist.‘ Jun einem anderen Blatte de: Times befindalh ein Schreiben eines, der Angabe nach, alten und vertrat Freundes Ram Mohun Roy's, der, einige falsche An ben in den obigen Bemerkungen berichtigt und sich unl Anderem folgendermaßen ausdrückt: „Sie sagen in Jhrer Net ,„ „Er soll entschieden zu Gunsten des gegenwärtigen NRegierunÿ Systems seyn, wie es von der Ostindischen “Compagnie in Y wendung gebracht wird, tund erkennt die Wohlthaten an, wel Jndien durch dasselbe zu Theil geworden sind.‘/‘/ Die Ans Ram Mohun Roy?’s über diesèn Gegenstand ist, daß, mit} wissen Beschränkungen, die politische Gewalt der Compagl! wenn die Handels-Befähigung ihr gänzlih genommen wird, al fernerhin mit mehr Vortheil für Groß - Britanien fortdau könne, als weun diese Gewalt der Krone übertragen würd aber selbst diese Meinung, in so weit ih dieselbe in einen! ll gen vertraulichen Umgang habe erforshen1 können, gründet | auf die Furcht vor dem gefährlichen Einflusse des ministeriel!

wurde. Uebrigens ist selbst diese Ansicht von keinem großen 0 wicht; denn jeder unterrihtete Engländer ist im Stande, so gut über diesen Punkt zu entscheiden, als ein Eingeborl| der sein ganzes Lebeu in dem Lande zugebracht hat. Es ist Niemanden bestritten worden, daß die Compagnie den Jndil! mehr Sicherheit für ihr Leben und Eigenthum darbietet, als d! unter ihren früheren Moguln der Fall war; und in so fl hat sie Indien Wohlthaten erzeigt; aber wenn man auf der !

barbarischen Borgánger, so darf man auf der anderen fragen, sie der Britischen Nation oder des Britischen Namens wi? sey, und ob fie noch länger ohne wesentliche Reformen in d Justiz- und Einnahme - System besteheu kann? Von der No!

wendigkeit einer solchen Reform is Niemand inniger überzeu)

Ì ih darüber nicht hinreichend ausweisen können. Jn ganz beson-

Patronats, welches Argument auch von den Bertheidigern !} Compagnie bei Gelegenheit der Fndischen: Bill geltend gem}

nen Seite zugesteht, daß ihre Regierung besser if, als die ihn

Mohun Roh. Ueber das Kolonisirungs-Syhstem hat x gerade die entgegengesezte Ansicht von der, die ihm in Jh- ¿m Artikel zugeschrieben wird, Er wünscht jede Beschränkung aufgehoben, die den Engländern das Ansiedeln in Indien er- chwert, da er in der großen Entfernung und in den Kosten der Reise eine hinlängliche Sicherheit gegen das Zuströmen einer ulflosen und lästigen Bevölkerung findet. . Besonders wünscht x die Jndischen Gouverneurs der Macht beraubt zu sehen, je- den Engländer ohne irgend eine richterliche Form nach- England .urücéshicken zit können. Er hat eine Bittschrift an den Kö- nig zu Gunsten eines solchen Kolonisirungs - Systems, und eine andere, worin um Aufhebung der Beschränkungen der ndishen Presse gebeten wird, mit unterzeichnet.“/ Eines er leßten Blätter der Times enthält endli ein an den Re- dacteur dieses Blattes gerichtetes Schreiben von Ram Mohun Roy selbst, das folgendermaßen lautet: „„Mein Herr, einer der Haupt-Zwecte meiner Reise in dieses Land bestand darin, dem Britischen Publifum eine, wenn auch nur furze, Darlegung mei- ner Ansichten, in Bezug auf die jeßige Lage und auf die künf- tigen Aussichten Judiens, zu übergeben, Unpäßlichkeit und be- ständige Abhaltungen haben mich bis jeßt verhindert, meine Fdeen- Über diesen Gegenstand genau zu ordnen. Da i aber demerke, daß verschiedene Parteien ih weiß nicht, ob es Freunde oder mir gänzlich Unbekannte sind widersprehende Berichte über meine, die Indische Frage u. #. w. betreffende Meinungen abstatten, #o erlanbe ich mir, Jhnen zu sagen, daß, sobald meine Gesundheit, mit der es sich jeßt bessert, es nur gestatten wird, ¡ch mich beeilen werde, meine Ansichten über den obigen Gegen- stand, fo untwichtig und unbedeutend dieselben auch seyn mögen, - durch den Druck bekannt zu machen. Jch halte übrigens dafür, daß, so lange die vorliegende Reform-Bill noch schwebt, jede audere Frage, Verbesserungen in Indien oder in anderen Ländern unter Britischer Herrschaft betreffend, verhältnißmäßig von feiner Wichtigkeit ist. Da eine fernere Aufregung meine Miederherstellung verzögern würde, fo bitte ih Sie, mich da- durh zu verbinden, daß Sie jeden Jhrer Korrespondenten davon abhalten, sey es nun zur Unterstüßung oder im Widerspruch mit seiner Privat - Meinung, sich meines Namens zu bedienen. Ich habe die Ehre u. \. w, Ram Mohun Roy.“‘

Die Berichte aus ÎFndien in Englishen Vlättern lau- ten dahin, daß der Bescheid auf die Denkschrift der Offiziere in Bengalen, in Betreff der Batta (Abzug des Servis), eine große Unzufriedenheit unter denselben hervorgebracht habe, und daß die große Mehrheit derselben entschlossen seh, durch eine Bittschrift an den König und an die beiden Parlaments - Häuser gegen die Entscheidung der Direktoren zu protestiren.

Jn Merthyr-Tydvil ist die Ruhe vollklommen wieder herge-

stellt, und die Eisen-Werke sind wieder in voller Thätigkeit. Die Englischen Blätter enthalten die Beschreibung einer großen Vase von Glas, die in Birmingham gearbeitet worden ist. Sie ist 14 Fuß hoch, hat 12 Fuß im Durch: messer und kann 8 Pipen oder 5400 Flaschen Wein aufnehmen. Der Werth derselben wird auf 10,000 Guineen geschägt. Herr Y, Gunbyh, Verfertiger derselben, hat 4 Jahre lang ununter- brochen daran gearbeitet.

Mid erl ano,

Aus dem Haag, 20. Juni. Gestern wohnten Se. Ma- jestät der König und Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die Yrinzessin von Oranien, nebst Höchstderen beiden ältesten Söh- nen, einem zur Feier des Sieges von Waterloo veranstalteten Gowesdienste bei. Außerdem wurde dieser Tag durch Aufsteen von Fahnen und durch eine Kirchen-Parade des hier anwesenden Militairs gefeiert.

* Einem Königl, Defret' vom 17ten d. M. zufolge, müssen alle aus oder über Belgien nach den nördlichen Provinzen kom- mende Personen nicht nur die in den, Dekreten vom 9. Oktober und 2. November 1830 enthaltenen Bestimmungen befolgen, son- dern, wenn sie zu Lande kommen, ihren Weg nur über die Fe- stungen Nymwegen, Herzogeubusch, Breda und Bergen-op-Zoom nehmen. In einer dieser Fesiungen angekommen, müssen sie sich unverweilt zum Ober-Befehlshaber begeben und, wenn sie wieder abreisen wollen, den Ort bezeichnen, an den sie sich begeben wol- len. Wer die Land - Gränzen der nördlichen Provinzen passirt, ohne sih an einem der genannten Plätze gemeldet zu haven, wird soglei wieder über die Gränze zurücktransportirt; dasselbe ge- hieht mit denen, die angeblich seewärts angekommen sind und

¿(s Ram

deren Fällen find die Ministerien der Justiz uud des Juneren bevoll- mächtigt, bei obgemeldeten Bestimmungen Ausnahmen zu machen,

Am 15ten slnd aus dem Reserve-Park von Gorinchem wie- der 36 Munitionswagen mit einer halben Million scharfer Pa- tronen zur Armee abgefertigt worden.

Brüssel, 19. Juni. Ju der gestrigen Sißung des Kon- gresses wurde die Berathung über das Gese in Betreff der Bürgergarden fortgesetzt und beendigt. Nachdeni alle Artikel einzeln angenommen waren, wurde, zu allgenieiner Berwunderung, der ganze Entwurf mit 57 gegen 48 Stimmen verworfen, Herr v, Brouckère seute die Nothwendigkeit auseinander, das ver- worfene Defret durch ein anderes zu erseßen, und {lug vor, dieses der Central-Section zu überlassen. Dieser Vorschlag wurde angenommen und die Siißung um 43 Uhr aufgehoben.

Fn der Emancipation liest man: „Heute morgen haben sh die Herren Ducpetiaux, Levae, Bartels und F. Bayet, wel- de von der Affociation bestimmt waren, den Regenten um die Entlassung des Ministeriums zu bitten, ihres Auftrags entledigt, Herr Surlet de Chokier hat dieselben mit der offenen und freien Zutraulichfeit empfangen, welche ihn auszeichnet, ihnen aber be- merklich gemacht, daß vor dem 30. Juni auf keinen Fall eine Veränderung stattfinden könne. Die Abgesandten haben dem würdigen Staats-Oberhaupte die Besorguisse nicht verhehlt, wel- che aus der Unzulänglichkeit der Mittel, um die Feindseligkeiten wieder aufzunehmen, hervorgegangen sind, und die Unmöglich- feit, von einem Ministerium etwas Gutes zu erwarten, welches das Zutrauen der Nation gänzlih verloren habe. Sie haben außerdem geglaubt, die Bemerkung nicht unterdrücken zu dürfen, daß es {wer seyn würde, der Juitiative von Seiten des Volks Einhalt zu thun, wenn am 30. Juni der Prinz Leopold die Be- dingungen des Kongresses nicht ohne Vorbehalt angenommen habe, Der Herr Negent hat erklärt, daß am 30sten jeder auf- shiebende Vorschlag Seitens- der Mächte, nah so häufigen Täu- hungen, einer bestimmten Weigerung glei gestellt werden müsse, und in diesem Falle würde sich dem Belgischen Volke die Gelegenheit darbieten, seine ganze Energie zu entwickeln, um die Hindernisse hinwegzuräumen, welche sich seiner gänzlichen und vollflommenen Befreiung entgegenstellen.‘/

Der Belgische Moniteur erklárt, daß das, Gerücht, als ob im Minister- Rathe davon die Rede gewesen wäre, die Be- amten, welche der Association beigetreten seyen, abzusegen, durch-

Schweden und Norwegen.

Stockholm 17. Juni. Bis zum iten d. hatten Se. Majestät Fhre Zimmer noch nicht wieder verlassen und so au den E08 Vhrer vorgehabten Reise nah Rosersberg noch nicht be- immt.

Für den Bedarf von Dalekarlien, der sehr groß seyn soll, wurde hier Getreide zu hohen Preisen ‘aufgekauft. Man glaubte, daß eine besondere Erlaubniß in Auregung kommen würde, nah jener Gegend ausländisches Getreide von der Niederlage über Westerás abzuschiken. Auch für Ost-Gothland ward hier Rog- gen zu 16—17 Rthlr. die Tonne aufgekauft. Jn West-Goth- land und Smáland haben starke Regengüsse der kommenden Ernte großcn Nachtheil gebracht.

Deutschland,

Hamburg, 23. Juni, Se. Majestät der König von Dä- nemark sind gestern Abend, unter dem freudigsten Empfange, in Altona angekommen, wo das Hotel Rainville zu Jhrer Aufnahme bereitet tvar. Haunover, 21, Yuni. Auf der Landes - Universität Göt- tingen befanden sich am 31sten v. M. 920 Studirende, nämlich: Theologen 177 Landeskinder, 58 Ausländer, zusammen 235. Ju- risten 204 Landeskfinder, 150 Ausländer, zusammen 354. Medi- ziner 128 Landeskfinder, 78 Ausländer, zusammen 206. Philoso- phen 2c. 62 Landeskinder, 63 Ausländer, zusammen 125. Jn Summa 571 Landeskinder und 349 Ausländer. Luxemburg, 18. Funi. Die Kontingente von Lippe und Waldeck für die Bundes - Besaßung von Luxemburg sind vorge- stern in unserer Stadt angekommen. Unser Militair - Gouver- neur, der Landgraf von Hessen-Homburg, war ihnen mit seinem Generalstabe entgegengekommen. Ein großer Theil der Bevöl: kerung hatte sih eine weite Strecke außerhalb der Stadt bege- ben, um sie einziehen zu sehen. Es sind ihnen bei den Bewoh- nern Quartiere angewiesen worden. Wie man versichert , wird man Lektteren diese Last wieder abnehmen, sobald die Kasernen völlig eingerichtet sind, mithin im Laufe von 8 Tagen.

Aal 1e: U Rom, 11. Juni. Der Präsident des Militair - Wesens, G, Ugolini, hat eine Bekanntmachung über die Vermehrung der Linien-Truppen um 8000 Maun auf dem Wege freiwilliger Re- frutirung erlassen. Wer in die Päpstliche Armee eintreten will und 100 brauchbare Rekruten stellt, erhält den Rang eines Lieu- tenants, wer 200 stellt, den eines Capitains, wer 600 stellt, den eines Majors; den Rang eines Oberst - Lieutenants erhält, wer 800, und den eines Obersten, wer 1600 Rekruten stellt. Bei der Armee werden die Fähnriche, Unter- Offiziere und Sergean- ten, die 50 Rekruten stellen, zu Unter - Lieutenants, die Unter- Lieutenants, welche eine gleiche Anzahl stellen, zu Lieutenants, und die Lieutenants, die 100 Rekruten stellen, zu Capitains be- fördert. Außer diesen Begünstigungen und Beförderungen wer- den es jeden diensitauglich befundenen Rekruten vier Scudi ezahlt. : Am 28sten v. M. wurde in der Bibliothek des Kapitols die von dem Bildhauer Fabris verfertigte Vüste des rühmlichst be- kannten VFtaliänishen Philologen Antonio Cesari, Herausgebers des Wörterbuchs der Akademie della Crusca, aufgestellt,

Dec Hamburger Korrespondent meldet in einem Schreiben aus Venedig, vom 10. Juni: „Die mit dem Ge- neral Zucchi vor Ankona in unsere Gefangenschaft gerathenen Ftaliänischen Fnsuxgenten befinden sich noch immer hier in Ver- wahrung. Dies geschieht indessen aus keinem anderen Grunde, als weil man noch feinen Beschluß gefaßt hatte, was mit ‘ihnen anzufangen seh, am wenigsten in der Absicht, fie zu bestrafen. Nun aber ift es slcher, daß sle, ihrem Wunsche gemäß, nach Frankrei transportirt und zit diesem Ende nächstens nah Mar- seille überschifft werden sollen. Ueberhaupt wird gegen die ver- irrten Strafbaren in allen insurgirt gewesenen Provinzen mit möglichster Schonung verfahren, und nur in Modena ist das Blut zweier Menschen geflossen, Wie man versichert, hat sich nun aber auf Verwendung aller Glieder unseres Allechöchsten Kaiserhauses auch die Strenge Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Modena gemildert, und alle später als \{huldig Besundene wurden entweder nur leicht beftraft oder begnadigt.““

Spanien,

Madrid, 9. Juni. Die heutige Hof-Zeitung enthält das Staats-Budget für 1831 im Total-Betrage von 599,033,274 Realen, wovon 54,899,345 für die Civilliste, 177,359,422 für die Tilgungs - Kasse, 11,513,496 für das Staats - Ministerium, 14,136,120 für das Justiz-Ministerium, 254,608,326 für das Kriegs-Ministerium, 40,000,000 für das Marine- und 46,516,563 für das Finanz-Ministerium ausgeseßt sind,

Jn 1.6 #0.

Berlin, 25. Yuni. Aus Memel wird gemeldet, daß der Kaiserl. Russische Feldmarschall, Graf Paskewitsch - Eriwansfi, am 21sten d. M. mit dem Dampfboote daselbst eingetroffen ist,

Die in Nr. 166 der Staats- Zeitung enthaltene Mel- dung, daß der Gefängnißthurm in Danzig abgebrannt seh, wird von dort aus dahin berichtigt, daß die Flammen nur das Dach des Thurmes beschädigt hätten und daß man bereits nah einer halben Stunde Herr des Feuers gewesen seh.

Ans Köln meldet man: „Die Feldfrüchte stehen gut und haben die in der Mitte des vorigen Monats eingetretenen Nacht- fróste nur wenig empfunden, da der Roggen die Blüthe noh nicht erreiht, der Rappsamen aber dieselbe bereits bestanden hatte. Um #o mehr aber haben der Weinstock, die Gartenge- wáchse- und die Obstbäume gelitten. Von ersterem läßt sih an- nehmen, daß wenigstens ein Drittheil der Schößlinge erfroren ist. Auch in den Waldungen ift die Beschädigung bedeutend ; in den Thälern und Niederungen flnd alle junge Triebe und die Blüthe der Eichen und Rothbuchen erfroren, }o daß die Mast eine traurige Aussicht gewährt. Handel und Verkehr auf dem Rhein waren im verflossenen Monate nicht fo bedeu- tend, wie sle sonst wohl zu sehn pflegen, woran ohne Zweifel die stets gespannten Verhältnisse zwischen Holland und Belgien und insbesondere der stockende Verkehr mit Antwerpen einen wesentli- chen Antheil haben. Die Anzahl der im Monat Mai hier ange- fommenen beladenen Schiffe betrug zu Berg 84, zu Thal 81, mithin im Ganzen 165, und der von hier abgegangenen zu Berg 92, zu Thal 106, zusammen also 198. Die Dampf-Schifffahrt auf dem Mittel-Rhein geht fortwährend einen regelmäßigen Gang, obwohl die Zahl der davon Gebrauch machenden fremden Rei- senden unter den jeßigen Zeit-Umftänden nicht so bedeutend wie

den Dienst auf dem Mittel-Rheine, an die Niederländische Ge- sellschaft verkauft hatte, ist, nachdem es einer sehr fostspieligen Reparatur-unterworfen, gegen Ende des vorigen Monats zuerst wieder in Dienst geseyt worden, Doch ist der Gang desselben immer noch nicht ganz befriedigend. Auf dem Ober- und Nie- der-Rhein hat sich übrigens der Zustand der Dampf-Schifffahrt noch nicht gebessert.

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Cholera.

Kn der Provinz Pommern sind nunmehr überall die Kreis - und Orts-Kommissionen zur Abwehrung der Cholera gebildet und ins Leben getreten, und bis jet hat sich, nah den neuesten amt- lichen Nachrichten, in keinem Theile der Provinz auch nur die mindeste Spur der Cholera gezeigt. Vor einigen Tagen hat mehr als 20 See- Fahrzeugen in Swinemünde, als durchaus unver: dächtig, die freie Praftifka ertheilt werden fönnen, von denen der größte Theil bereits in Stettin angekommen ist,

Jn Mitau wurden vom 18. Mai bis 1, Juni alten Styls von der Cholera befallen 135 Personen; davon sind genesen 19, gestorben 66. Vom 1. bis zum 3, Juni a. St, erkranften 163, genasen 26, starben 79.

Die Städte Wenden und Lemsal, in denen die Krauk- e sih auch gezeigt haben soll, liegen in Lievland, nördlich von

iga.

Gartenbau- Verein,

Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den nigl. Preußischen Staaten beging am 19. Juni c. das neunte Jahresfest seiner Stiftung in ösfentliher Sizung, in dem zur Feier des Tages, durch die künstlerische Anordnung der in ihren Leistungen vortheilhaft bekannten Mitglieder des Vereins, Herren Hofgärtner Brasch und Kunstgärtner Toussaint, im Einverständ- nisse mit dem durch Kränklichkeit zurückgehaltenen Herrn Garten: Direktor Otto, mit Florens Schäßen reich und innig geschmüúücck- ten Lokale der Sing - Akademie. Jn mannigfacher Farbenpracht strahlten an den Pilastern der Seitenwände des Fesisaales herr- lich gruppirte Pyramiden von ausgezeichneten Pelargonien, Azaleen, Rhododendren und Nerien in üppiger Blüthenfülle, die in gefálliger Verbindung den Blick auf das amphiteatralish geordnete anziehende Bild im Hintergrunde leiteten, wo über einem, von Reseden, Campanelen und Hortensien eingefaßten, vorn durch eine dichte Reihe von Celosien gehobenen, sammetar- tigen Moosteppich, aus einem Ringe von Rosen und Ranunkeln, die mit Lorbeer befränzte Büste des vielgeliebten Herrschers, auf einfachem Piedestal sich erhob, umgeben von einem großartigen Halbkreise blühender Orangeubäume aus dem Königl. Garten von Monbijou und \schlanken, hochanstrebenden, zum Theil blü- henden Formen Neu-Hollands, als: Metrosideren, Melaleucen, Leptospermen, Calothamnen, äus dem Königl. botanischen Garten, mit zierlich eingestreuten hochstämmigen Nosen von der Pfauen-Fnsel. Vor diesem reizenden Bilde fesselte das über- . rashte Auge ein von dem Kunstgärtner Herrn Gäde geschmack- voll geordneter Frucht - Tisch mit Feigen, Pfirsih, Pflaumen, Weintrautben, ausgezeichneten Erdbeeren, Melonen und Kirschen aus den Königl. Treibereien zu Potsdam und Schönhausen, und von hiesigen Handelsgärtnern, worunter 13 Spielarten Erd- beeren vom Hofgärtner Herrn Voß umgeben von einem Halb- kreise herrlicher Ananasfrüchte aus der Treiberei des hiesigen Handelsgärtners Herrn Fuhrmann, deren seltener Anblick noch gehoben wurde, durch zwei von dem Kunstgärtner Herrn Faust lieblich geordnete Blumenkörbe, aus deren Mitte kleine Dracaeen luftig emporschofsen. Besondere Bewunderung erregten dazwi- hen vier Pracht- Exemplare von Ananas, worunter zwei hier noch nicht weiter kultivirte ausgezeichnete Arten, nämlih neue weiße Providence und Neue Königin, gezogen in den Treibereien Sr. Königl, Hoheit des Prinzen August in Bellevue, von dem in dieser Kultur excellirenden Hofgärtner Herrn Brasch. Sowohl die Königl. Hofgärtner und die Landes-Baumschule bei Potsdam , als die hiesigen Kunst- und Handelsgärtner und Privat - Gartenbesißer hatten im rühmlichen Wetteifer Alles dar- gebracht, was die Jahreszeit Schönes und Ausgezeichnetes noch darbot. Obgleich die vorgerückte Sommerwitterung schon vieles hinter sich gelassen hatte, so machte doch das Ensemble von mehr als 2400 blühenden und 600 grünen Pflanzen, also über 3000 Exemplare, einen imposanten Eindruck. Unter diesem Reichthum entgingen dem forshenden Auge des Kenners nicht: Cyrtopodium flavum, Pimelea deeussata, Galardia bicolor, Lupinus lepidus, Rosa ‘microphilla, Echinocactas Oitonis, Cypripedium spectabile, Tradescantia ciliata, Gesnera bul- bosa und aggregata, Russelia multiflora, Elacocarpus denta- tus, Helichrysum proliserum, mehrere Ericeen in ausgezeichne- ten Exemplaren, worunter E. ventricosa und sloribunda, nebst vielen seltenen und neuen zum Theil nicht in unserem Klima ausdauernden Staudenpflanzen aus dem * hiefigen botanischen Garten; Pracht - Exemplare von Andromeden aus der Landes- Baumschule, ausgezeichnete Kalmien vom Hofgärtner Herrn Morsch ; mehrere Exemplare gefüllter dunkelroth blühender Pian- thns barbatus in ausgezeichneter Schönheit, von dem Handels- gärtner Herrn Mathieu; zwei Pracht - Exemplare von Cactus speciosissimus in reiher Blüthenpraht vom Handelsgärtner Herrù Kraaß; mehrere neue und seltene Pelargonien vom Hof- gärtner Hercn Brasch und Handelsgärtner Herrn Limprecht ; Bur- chellia capensis mit ihren glühenden Blüthen, vom Kunstgärtner Herrn Teichmann; eine bis dahin hier noch nit in Blüthe ge- fehene Protea Cynaroides und Acacia undulaesolia von vor- züglihem Wohlgeruch, vom Justizrath Herrn Meyer; auch darf die ausgezeichnete Schönheit und Fülle der vom Handelsgärtner Herrn Späth gezogenen zahlreihen Exemplare von Nerium splen- dens. so wie die seltene Pracht der vom Handelsgärtner Herrn Cobbin gelieferten Masse Hortensien niht unerwähnt bleiben. Nachdem auf ausgegebene Einlaß- Karten über 2500 Per- sonen aller Stände des \{chönen Anbliks s{ch erfreut und den Festsaal wieder verlassen hatten, begaben si die Mitglieder des Bereins in den anstoßenden Nebensaal zur Wahl des Borstan- des, dessen bisheriges Personal durchgängig bestätigt wurde, Hiernächst kehrte die Versammlung in den Festsaal zurück, wo die zur Beiwohnung des Vortrages eingeladenen Damen und Herren in den Logen und an den Seiten-Estraden Plas genom- men hatten. Jn Stellvertretung. des in dringenden Geschäften abwesenden Direktors des Vereins, gab der Geheime Medizinal- Rath und Professor, Herr Dr. Link, Nachricht von dem, was für den Gartenbau im verflossenen Jahre Merkwürdiges gesche- hen ift, im Auslande sowohl, als in Deutschland, besonders aber

früher is, Das Dampfsc{hiff „Prinz Friedrich von Preußen““,

aus ungegründet sey.

das die hiesige Gesellschast wegen ungeeigneter Beschaffenheit für

von dem, was dur den Verein geleistet worden, wobei er an-