1831 / 189 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ueber die Kriegsbezebenheiten meldet: dasselbe Blatt Fol: aendes: „Das Corps des Generals Kaissaroff hat si von Za? mosc zurtiégezogen; und zwar soll dief Bewegung durch die Fnfitrrection veranlaßt worden seyn, welche an mehreren Orten in Podolien von neuem ausgebrochen ift. Derselbe General wollte auf die Nachricht, daß der Major Rozhzki mit einer Ab- cheiinng Weolhynischer JFnsurgenten in Tomaszow stehe, den Leh: teren p!ögich überfallen und mit überlegenel? Streitkräften um: ringen, Er sandte- daher den General Brincken mit 2000 Maun aus Heubieszow in \o forcirten Marsch ab, daß dieser, nachdem er ati 25, Juni um 6 Uhr Nachmittags aufgebrochen war, am folgenden Tage um 2 Uhr Morgens {on dei Lomaszow an- langte. Aber der Major Rozhzki hatte sih s{chou bis Zamosc zurücgezogen; die Russen nahmen daher uur, was sie vorfanden, Branntwein, Fleisch und Brod, mit hinweg und brachten 6 Perso- nen, theils Stadträthe, theils angesehene Jsraeliten, in Gewahrsam, um ihnen als Geiseln für bedeutende Requisitionen zu dienen, die sle außerdem unternahmen. Auch stellten sie eine Hausfuchung an, indem sie Poluisches Militair zl finden glaudten ; hierbei verrichteten die Fsraelitischen Einwohner eine patriotische Handlung; es übernachteten nämlich gerade 5 Soldaten, welche vom Dwerniz- fischen Corps juruckgekehrt waren, in dieser Stadt; die Jsraeli- ten wollten sle nicht der Gefangenschaft preisgeben und fleideten ** sie daher in ihre jüdische Tracht , so daß sle den Russen bei de- ren Nachsuchung verborgen blieben, General Chlapowsfi hatte \{on- in der Mitte des vorigen Monats in Litthauen 6 Uhlanen: -” Regimenter, 1 Chasseur- Regiment, cine Linien - Jufanterie -Bri- gade, ein Bataillon Jager zu Fuß, vollständig bewaffnet und nniformirt, die Kavallerie auf tcefflihen Pferden, die Infanterie mit Gewehren und Bajonetten versehen, zusammengebracht. ‘“

_ Km Warschauer Kurier heißt es: „Aus dem Plozkischen wird gemeldet, daß vor einigen Tagen zun zweitenmal eine Rus- sische Truppen - Abtheilung in Plonsf einrückte, nach wenigen Stunden aber diese Stadt wieder verlicß; einige Dörfer im Ploj- fischen haben durch den Feind sehr gelitten; in anderen hat sich derselbe ganz ruhig verhalten und nur Branntwein und Lebens- mittel verlangt. Einige von ihm verhaftete Bürger werden zu Puliusf in Gewahrsam gehalten: man wollte auch den Friedens- richter Herrn Czapsfi fortführen ; dieser entging aber glücklich der Verfolgung. Die Bewegung der versciedenen feindlichen Regi- menter in der Umgegend von Pultuék dauerte ununterbrochen O

Die heutige Warschauer Zeitung meldet: „„Aus der Wojewodschaft Podlachien gedt uns die Nachricht zu, daß die Russen sih aus dieser Wojewodschaft wieder fasr ganz zurückge- zogen haben. Das Corps des Genera!s Rüdiger hält die Woje- wodschaft Lublin besest, das Creubsche Corps ist bei Nur wieder über den Bug gegancen. Die Wojewodschafts-Kommis: sion von Podlathirn, drrem Gouverneur noch immer der General Pencherzewski ift, wurde aué S iedlce nah Biala verlegt; in der ersteren Stadt lassen fic êleine Russische Abtheilungen blicken. Jn Terespol, welche detanuciich der Sammelplaß der von der Armee abberufenen Geaoerale ift, befinden sich deren \{hon über zehn, und unter diejen die Generale Rosen, Geismar, Wlodek und Pinabel; selb General Ereus soll abberufen seyn und hat sich, Einigen fle, na Wilna, Anderen zufolge, nach St. Petersburg bec. Das Kommando über sein Corps soll der Geaera!l Muramwiefff erhalten haben. Das Haupt- “quartier des Feldmacschalls PDaszkiewicz soll sih in R ozan be- finden. Geunzal Thrzanowsfi ist im Stande gewesen, zur Vertheidiguna der Stade Warschau 25 große Wall-Geschüße aus Ramodsc acvzufübenz, über die Weichsel zu bringen und glücklich nach Warschau za scaffen. Die Fürsten Eustachius und Xa- ver Sapieha sind in Warschau eingetroffen, um in die Reihen der Krieger einzutreten. Ersterer ist einer der reichsten Magna- ten in Litthauen, der einige zwanzig Millionen im Vermögen hat ; er verließ Alles und segte sih den größten Widerwärtigkei- ten aus, um den Augen der Feinde zu entgehen und sein Leben dem Vaterlande zu widmen. Das ganze vereinigte Corps der Generale Gielgud, Chlapowsfi, Sierafowsfi und Dembinski wird der General Chlapowsfi fommandiren.““

Der Polnischen Zeitung zufolge, foll der General Rh- binsfi tas Kommando iber das Corps erhalten, welches bis jest von General Jankowski befehligt wurde.

Die genannte Zeitung enthält auch folgenden Artikel: „Noch vor einem Monat brachten wir der National - Regierung die Gefahr in Erinnerung, welche aus der zu großen Rücksicht gegen die Russischen Gefangenen in Czenstochau und an anderen Orten entstehen könnte; wir machten darauf aufmerksam, daß die Erlaubniß, auf die Jagd zu reiten, Belustigungen zu veranstalten, Besuche zu machen, vielleicht eins unserer Sache schaden werde. Unsere Stimme fand fein Gehör. Feut hat sich leider unsere Ahnung bestätigt. Während man bei uns die Spuren s{hwar- zer Verrätherei entdeckte, entflozen die Russischen Gefangenen fast zu gleicher Zeit aus Czenstochau und P liza. Es is dies ein sehr wichtiges Ereigniß und sieht in der genauesten Ver- bindung mit den Begevenheiten in unserer Hauptstadt am 29. Zuni.“

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der Generalissimus der National-Garde ein fefilizes Mahl, zu dem die Stabs-Offiziere, Offiziere und Gar- disteu der beiden Jnfanterie-Regimenter, der Artillerie und Ka- vallerie eingeladen waren; auch die sämmtlichen Mitglieder der Natioual- Regierung, viele Generale und der Municipal - Nath waren bei dieiem Gastinahl zugegen.

Untecm Z0sten v. M. tat der Generalissimus einen Tages- befeh! erlassen, durch weichen unter anderen Beförderungen in der Armee der Oberst Szeptyzki zum Brigade - General ernannt wird.

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reiche Polen befinde, hat sich uit bestätigt; vielmehr heißt es jeßt, daß sich derselbe noch mit seinem Corps jenseits der Menrel befinde, und daß ihm die Rufsen den Rückzug über die bei Giel- gudischken geschlagene Brücke abgeschnitten haben. Es scheint in dieser Gegend zu einem heftigen Gefechte zwischen den Nus- sischen und Polnischen Truppen gekommen zu sehn; mindestens ist gestern und heute an der Gränze eine sich ihr immer mehr annähernde starke Kanonade gehört worden.

Die Königsberger Zeitung meldet: „¿Dex Pol: nische General Gielzud war bis vor Wilna vorgedrungen und hatte einige glückliche Gefechte besianden. Er fand diese Stadt stark verschanzt und befestigt mnd wendete sich deshalb über Kieydany und Nofsienna nach Szamaiten, woselbst er sich mit General Chlàpowsfi vereinigt hat. Der Oderst Valentin d’Hauteriere, von der Division Gielgud, ist beim Baden in der MWilia ertrunken, Puschet hat bei Mariampol Nachtheile in ver- schiedenen Gefechten erlitten. Nachrichten aus Johannisburg vom 1. Fuli zufolge, ward das vereinigte GBielgud-Chlapowsfifsche Corps von dem Corps des Russischen Generals Tolstoy hart be- drángt und verfolgt.‘

Samt e O

Paris, 2. Yuli. Se. Majestät der König kamen gesiern gegen Mittag von Saint-Cloud nah der Stadt und führten ia einem Minister- Rathe den Vorsilk; vorher hatte der Belgische Gesandte, Herr Lehou, und nah Beendigung desselben der Ge-

zen bei Sr. Majestät. i L : Bl i

Der Moniteur enthält nachträglich die Details über die Reise des Königs von Besançon über Vesoul, mont, Troyes, Nogent an der Seine und Provins.

wohnern und den in Parade aufgestellten National - Garden einpfangen.

Dasselbe Blatt enthält einen Jmmediat - Bericht des Marine-Ministers und in Folge dessen cine Königi. Berordunng, wonach in den Kriegshäfen ein Corps von Konstabels und Wäch- tern errichtet wird, denen insbesondere die Bewachung und Jn- standhaltung der im Hafen liegenden abgetafelten Kriegsschiffe anvertraut werden soll.

nungen lud Herr Truelle zum Obersten und Herr Las-Cazes zum

Weichbildes und Herr v. Tracy zum Obersten, Herr Branville

nal-Garde ernannt worden. Der Moniteur erflärt: „Eine mit keiner Unterschrift ver-

Nom aufs bitterste, sischer aus Korsika gebürtiger Unterthanen verwendet habe, welche durch die Römischen Gerichte zu entehreuden Strafen verurtheilt werden, weil sie die Revolution in der Romagna mit Begeisterung begrüßt hätten. Wenige Worte werden genügen, diese Anklage in ihr rechtes Licht zu stellen; die sechs in Rede stehenden Jndividuen wurden, wegen Theilnahme an der auf- rührerischen Bewegung, die in den ersten Tagen des Februar in Nom ausbrach, verurtheilt, erhielten aber auf das Gesuch des Grafen v. Saint - Aulaire ihre vollständige Begnadigung. Die Päpstliche Regierung stellte dieselben zur Verfügung des genannten Botschafters, der sie am ôten Juni anf der Franzö: fishen Brigg „Surprise“/ einschiffen und nach Korsika zurüc- bringen ließ.“

Die Wähler des zweiten hiesigen Bezirkes haben bei Herrn Laffitte, der auch im dritten und eilften Bezirke als Kandidat auftritt, angefragt, ob er, wenn sie ihn zum Deputirten erwähl- ten, für ihren Bezirk optiren werde. Jn. einem Antwort-Schrei- ben an einen dieser Wähler erklärt Herr Laffitte, daß er alle Kaudidaturen annehme, ohne sich um eine zu bewerben oder ei: nem besonderen Wahl - Kollegium die Annahme des Mandats zuzusagen; dennoch betrachte er es als eine Pflicht, zu erkiären, daß die Wähler des zweiten hiesigen Bezirkes, so wie die von Bayoune, die ersten Anrechte bei 1hm hätten,

Der Maire des neunten Bezirks protestirt heute gegen die gestern vom Constitutionnel mitgetheilte Kandidaten s Liste, in #0: fern sie seinen Bezirk betrifft; Herr v. Schonen sey darin als zweiter Kandidat aufgeführt, während er die Mehrzahl der Stim- men des neunten Bezirks-:Wahl- Kollegiums für sich habe; auch seh es zweifelhaft, ob die vorbereitende Wähler- Versammlung, in der jene Liste vorgelegt worden, wirklich aus 400 Wählern bestanden, und noch mehr, ob sie von den verschiedenen Vezir- fen durch das Loos abgeordnet worden sehen ; wenigsteus sey vie- len Wählern des neunten Bezirks nichts davon bekannt. Jeden: falls aber habe eine fo fleine Anzahl von Wählern kein Necht, die Kandidaten nah ihrem Belieben zu klassifiziren. Die Mähler des dritten Bezirks hielten gestern eine vorbereitende Ver- fammlung, an welcher 649 derselben Theil nahmen ; bei einem vorläufigen Skrutinium erhielt Herr Laffitte 360, Herr Odier 252 Stimmen; die übrigen zersptitterten fich; 1m fünften Bezirk versammelten sich gestern 700 Wähler, um die politischen Be- fenntnisse der beiden Kandidaten Eusèbe Salverte und E fèbvre zu vernehmen; der Leßtere hatte sich einer Unpäßlichkeit wegen nicht eingefunden, das Bekenntniß des Herrn Salverte

neral Graf Lobau und der General Jacqueminot Privat-Audien- }

wurde Seine Majestat mit gleichem Enthusiasmus von den Ein- | |

sehene Note im National tadelt den diesseitigen Botschafter in } weil er slch nicht zu Gunsten ses Franzö- |

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sel ausgebrochene Unruhen waren, wie roir gleich glatibten, jy gegründez. Graf v. Appony, dessen Abreise von Paris gemel) wurde, wohnte ruhig einem diplomatischen Banquet bei, welt Herr v. Nothschild veranstaltet hatte.“

Das YFournal le Finistère meldet: „Jm Departemey des Morbißhan soll außer dem fliegenden Lager von Modon tj zweites auf der Haide von Lanvaux errichtet werden ; hier lieg die Flecéen Grandcchamp und VBignan, ehemalige Hautptquartigi der Cadoudal. Jn den Gemeinden Grandchamp, Bignan, ŸY meliaux, Pluvigners, Auray und VBrec befinden sih aliein diy bis væœrhunidert widerspenstige Konsktribirte, velche meistens ruhig h Feid bebanen, aber bei der geringsten Truppen: Bewegung, yy denen fie immer genau unterrichtet sind, verschivinden. My versichert mit Bestimmtheit, daß der Adel der Gegend, im Y; ein mit den Priestern, die jungen Soldaten von ihrer Pfli abwendig macht. Beim Durchsuchen des Waldes vou la Nou | faud ein, Jugenieur cine vollkommen ausgeführte Karte der sj sten der Bretague und der Veudée bis nach St, Malo mit dy Straßen, welche vont Meeresufer nach den bedeutendsten Wi dern dieser Provinzen führen.

Zur Aufrechthaltung der Ordunng bei den Sigungen d | Assisenhofes slud strenge Maaßregeln genommen worden; y | die Geshworneu, Advokaten, Zeugen und Fournalifien erhalty den Saal; für die Leßteren soll eine besy

| künftig Zutritt in

| dere Tribune eingerichtet werden; auch slnd Anorduungen getr

| Personen, sich im Advoka

daß dem richterlichen Stande frem} ten-Kostüm in den Saal einschleicha, Die Tribune erzahlt solgeude Anekdote: „Herr v. My

fen, um zu verhindern,

| talivet scheint die Kandidatur des Professors für die Deputirty

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Langres, Chau- | Ueberall |

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Wahlen nicht gern zu schen und soll geäußert haben, derse würde besser thun, wenn erx bei seinen Sternen bliebe. H Arago, dem dies wieder erzählt wurde, erwiederte „Wenn ich dem Rathe des Herrn v. Montalivet folgen wolli wáre i sicher, ihm niemals zu begegnen. ‘‘““

Der Quotidienne ¿usolge rufen viele Familien in den P vimen ihre Kinder aus den hiesizen Erziehuugs- und Unterri Anstalten aus Wesorgniß vor der Fahreswiederkehr der Julituss zu sich zurück. /

Der Prozeß wegen des Testaments des Prinzen von Con

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| wurde gestern vor dem Tribunale erster Justanz verhandelt; 1} | Ndvokaten der Familie Rohau, Hennequin und Mermilliod, y

Mittelst zweicr aus Besançon erlassenen Königl. Berord- |

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Oberst- Lieutenaut der zweiten Legion der National - Garde des |

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zum Oberst- Lieutenant der Artillerie-Legion der hiesigen Natio- |

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wurde mit Beifall aufgenommen und- er zum Kandidaten pro- flamirt; die Wähler des vierten und zwölften Bezirks werden heute vorbereitende Sizungen halten.

Die Sanitáts-Kommission in Calais hat sirenge Borsichts-

Der Landbote von Jendrzejow, Graf Ledochowsfi, hat dem Neichstage die Erklärung eingesandt, daß er seine Reprasentan- tenwürde niederlege.

n der Sigung des Reichstages am áten d. M. erinnerte der Deputirte Klimontowicz die Kammern daran, daß die Vo-

lizei auf die Anfrechterhaltung der geseßmäßigen Brod- und Fleischs }

taren ein wachsames Auge haben solle;

Gestern sollten im Reichstage die Berathungen über ein Projekt fortgesept werden , dem zufolge alles Silber zum Besten des Landes dargebracht werden joll,

Der patriotische Berein hat beschlossen, bei den jeßigen wich- tigen Ereignissen täglich eine öffentlihe Sipung zu halten, wo- bei es einem Jeden der Anwesenden freistehen soll, tiber einen vorliegenden Gegenstand das Wort zu nehmen, ja selbst neue Anträge in Vorschlag zu bringen, jedoch Leßteres nur mit be- sonderer Bewilligung des Vereins, Auf diese Weise is man übereingekommen, mehrere Adressen an die National - Regierung und an den Generalissimus einzureichen, in denen auf Verbesse- xungen im Lande angetrazen werden soll,

Von der Litthauishen Gränze, 5. Juli. Die an verschiedenen Orten verbreitet gewesene Nachricht , daß sich General Gielgud auf seinem Rückzuge bereits wieder im König-

maaßregeln zur Abwehrung der Cholera getroffen. Jn der Bar- rae der Lootsen am Strande ist ein Militair - Posten errichtet ; am Eingange des Hafens sind Lootsenboote aufgestellt, um deu aus ter Nordsee kommenden Handelsschiffen die für die Abhal- tung der Quarantaine bestimmten Orte zu zeigen; am Ufer ist eine Kanone aufgestellt, um die Schiffe, die das Verbot zu übertreten wagen follten, mit Gewalt zurlickzuweisen ; / nalmast if errichtet, unm mit den auf der See befindlichen Loot- sen forrespondiren zu können. Am 27ften v. M. wurde ein Boot, das fünf Personen von der nach Cherbourg segelnden Schwedischen Fregatte „, Charlemagne‘“ am Bord hatte, unter denen sich ein Schwedischer Major mit Depeschen für den Schwedischen Ge-

saudten in Paris befand, in den Hafen nicht zugelassen, sondern mit Lebensmitteln versehen und nach der Quarantaine - Anstalt an der Spitze le Hoc bei Hâvre verwiesen.

Fm Journal du Commerce liest man: „Ueber die Er- örterungen des gestern gehaltenen Ministerraths verlautet nichts im Publikum; nur ist bemerkt worden, daß der Graf von Se- bastiani slch zu guter Zeit bei dem Könige eingefunden hatte uyd sehr aufgeregt schien, So viel is gewiß, daß die Richtuug, die er unserer Politik gegeben, zu s{chweren Anschuldigungen An- laß geben fann, und wir glauben, daß er dies selber einsleht.‘‘

Dasselbe Blatt sagt: „Die Gerichte

ein Sig- |

über in Brüs: | Aufmerksamkeit des Hauses auf eine furchtbare Coalition

langten die Vertagung der Sache bis nach den Gerichtsferin ungeachtet des Einspruchs der Advotaten des Herzogs von i male und der Barouin von Feuchères, wurde die Sache auf dy Wochen verschoben. Der Nachlaß des Prinzen von Condé nw auf 80 Milltonen veranschlagt, wovou ungefähr neun Million Schulden abzuziehen slud.

Der wegen Schulden zum Gefängniß verurtheilte Pair b Frankrei, Vicomte v. Dubouchage, wurde gestern in eiu Hause, worin er sich seit mehreren Monaten verborgen gehal hatte, verhaftet und nach dem Gefängniß von Saint - PelaP gevracht. i:

Großbritanien und Jrland.

Parlanents-Verhandlungen. Unterhaus. Si zung vom 1. Juli, (Nachtrag, ) Sw Henry Hardin brachte neuerdings das schou mehreremale in Anregung geko mene neue Flugblatt „der Nepublikaner““ zur Sprache und f derte Hrn. Hume auf, sich über die neuliche Behauptung, l der Herausgeber jenes Blattes, Herr Lorimer, in „des Feind Lager‘ zu Hause seh, näher zu erklären, Hr. Hume p durchaus nicht geneigt, seine frühere Behauptung zutüd zunehmen; er habe damit hauptsächlich die Be schuldizunz daß Schriften, wie die erwähnte, von den politischen Uni nen, deren Proteftor er seh, ausgiugen, wideriegen wolli und fände sich auch jeßt nit veranlaßt, eine audere M nung abzugeben. Erst heute habe er ein sehr merfwürdil! Schreiben von Hrn. Lorimer erhalten, der zu vermuthen {i daß der Gegensland in der heutigen Sißung wieder zur Spri fonamen würde. Dieses Schreiben sey an den „Bürger Hu Mitglied des Parlaments‘ adressirt und fange mit den Watt an: „Hochgeachteter Mitbürger!“ (Gelächter. ) Der Schrel sage darin, daß er mit feinerlei Union, weder mit der der di tischen Antireform- Tories, noch mit der der heuchlerischen ? pelzüngigen Whigs (Beifall und Gelächter von allen Seiten! Hauses), etwas zu schaffen habe. Dessenungeachtet habt (Hr. Hume ) doch Grund, auc ferner zu glauben, daß det dachte Hr. Lorimer, verautiwortlicher Herausgeber des publifaner, aus „des Feindes Lager “‘/ und im Wes der Stadt zu Hause seh. Zwar sey er weit davon entfernt, ! überspannten Schreiber des Republikaner mit dem sehr ehrt Baronet (Six H. Hardinge) in Verbindung zu bringen, nchme er auch nichts von dem zurück, was er früher behauß habe. Sir H. Hardinge gab seiu besonderes Befreinden l! diese wiederholte Erklärung zu erkennen. Rúührte eine sol) sinuation von vffentlichen Blättern her, so würde er sie ten, da der Angriff jedoch von einem einflußreichen SParlanui

gliede fomme, so dürfe er ihn nit ignoriren; er hoff! noch immer, daß das ehremverthe Mitglied für Middlest (l Anschuldigung zurücknehmen werde. Da Herr Hume aben auf seine früheren Worte zurückkam und auch Sir Rob. Y davon getroffen zu seyn glaubte, so sagte dieser, er halte esl für nöthig, sich zu rechtfertigen, deun er wolle viel [iebtt Gegenstand, ais der Urheber einer so niedrigen Anschuldi!! seyn (großer Weifall), die gewiß fein Rechtschaffener nd Ÿ ständiger ernfilich vorbringen wecde. Es sey wohl das seltsul Argument, daß Jemand, weil er westlich von Temple - Bd Westende der Stadt lebe, darum auch aus dem feindlichen U seyn müsse uud fein wahrer Freund der Reform-Bill seyn könne. * ähnlichen Anschuldigungen sey man in Paris aufgetreten, inden? die dortigen Unruhen denjenigen beigemessen, die Karl X. | rüdbringen wollten, und so habe manu auch, als bei der l lichen großen JÜumination in Loudon so viele Fenster! zerbrohen worden, in den Zeitungen erzählt, daß dies auf stiften der Tories geschehen sey. Sogar eine in der neuen form-Vill hinzugekommene unpopulaire Klausel, wodur d nigen Häusler, die ihre Pacht oder ihre Miethe vierteljäl entrichten, von Stimmrechte ausgeschlossen werden, werde t selven geheimen Feinde beigemessen. Nach einigen Bembtl gen des Herru Ferguson giug endlich das Haus zur Tage nung úber, an der sich zunächst die Zölle befanden. Lord Alt! - exflärte bei dieser Gelegenheit, daß, wiewohl in den Einki ein Minder-Ertrag sich bemerklich gemacht, dieser doch nur d) bar sey, wenn man die vielen Abgaben in Betracht ziehe, in der vorigen Session abgescha}fft worden. Die Anträgt Ministers hinsichtlich der Bestätigung früherer Resolutionen der Beibehaltung gewisser Zölle wurden ohne lange Debatl( nehmigt. Bei Geiegenheit einiger ebenfalls in Antrag geb! ten Geldbewilligungen äußerte Herr Hunt: „Jch wünsht zul

geistvol}

Mem diplomatischen Corps aiersche Gesandte und der Brasilianische Geschäftsträger.

p, deren au die Zeitungen fürzlih mehrmals gedacht haben. war wird auch von mir gesagt, daß ih mich in eine Coalition ngelassen diese fostet jedo dem Lande keinen Heller und wird m auch nie etwas fosten. Dagegen is die Coalition, die ich ejne, ganz anderer Natur. Jch wünsche daher zu wissen, ob , wahr ist, was in den Zeitungen steht, daß nämlich der an A Spite der Verwaltung befindliche edle Lord (Grey) mit den sitgliedern - seiner Familie in eine Coalition getreten sch, e dem Lande bereits 68,000 Pfund jährlich an verschie- nen Besoldungen fositet?// Als Lord Althorp \sich erhob, m darauf etne Antwort zu ‘ertheilen, riefen mehrere Mit- Nieder: e Nein, nen! es “M Dey Mühe nicht werth!‘ ch der Minister ließ si nicht zurücfhalten und meinte, das renwerthe Mitglied für Preston scheine den Sinn des Wortes (Foalition‘“ gar nicht recht zu fennen, Fhm (Lord A.) seyen je erwähnten Zeitungs-Artifel gegen den Grafen (Grey sehr wohl efannt; die Angriffe auf denselben hätten jedoch nur ein Ge- icht, weun die Mitglieder aus seiner Familie, die der edle Lord ngestellt, zu ihren Aemtern unfähig wären; seh dies nicht der Fl, so zerfalle der Angri} in sich selbst, (Beifall) Ungereimt sey die (ngabe einer Sunrme von 68,000 Pfd. ; nächstdem ater würde gewiß tièmand seinem edlen Freunde zutranen, daß er sein Privat-Juteresse uf irgend eine Weise zum Schaden des Allgemeinen zu begün- figen suche, Herr Stanley trug auf Erlaubniß an, eine ill einbringen zu dürfen, wodurch die Waffen-Einführun in land und die Wasfenhaltung daselbst auf eine bestimmte Weise egulirt und fontrollirt werde. Jeder, bei dem in einem unru- igen Distrifte in der Folge Waffen gefunden werden, die nicht egistrirt sind, soll, der neuen Bill zufolge, zu 7jähriger Trans- ortation verurtheilt werden. Da Herr O’Connell bemerkte, es zu spät in der Nacht seh, um eine so fürchterliche Maaß- egel gehörig erwägen zu föónnen, so wurde die Debatte aufge- hoben. Schließlich wurde auf den Antrazg des Lord- A d- ofaten die auf Schottland Bezug habende Reform-Bill

um ersten Male verlesen. Das Haus vertagte sich um 1i Uhr.

London, 2. Juli, Der Ball, den Y. J. Majestäten vor- hestern Abend im Palast von St. James gaben, war glänzen- Der und zahlreicher besucht, als irgend ein früherer. Man ver- Fammelte sich um haib zehn Uhr; nah 10 Uhr erschien Dom Medro, inter dem Namen eines Herzogs von Braganza, in Be- qleitung des Marquis von Rezende und dreier anderer Herren.

m halb 11 erschienen J. J. Majestäten ; der König trug eine Feldmarschalls-Uniform. Gestern gaben Se. Majestät zu Ehren Dom Pedros ein großes Mittagsmahl, gleichfalls im Palast von St. James; unter den anwesenden Personen befanden sich aus der Oesterreichische Botscbafter, der Dom Pedro stattete gestern früh dem Grafen Grey einen Besuch ab.

Mie es heißt, werden Se. Majestät binnen kurzer Zeit ei-

Enge angesehene Perfouen zu Pairs ernennen; auch spricht mau M davon, daß die in Spithead liegende Flotte gestern Befehl er-

balten habe, in See zu gehen. ,

Die Times äußert slch in sehr s{harfem Ton über Herrn Hunts neuliches Benehmen im Parlament und wirft es ihm namentlich vor, daß es geschienen, als habe er sich ein Vergnü- gen daraus gemacht, eine in den gemeinsten Ausdrücken abgefaßte Bittschrift, anstatt sie stillschweigend zu übergeben, vollständig und mit besonderem Nachdruck vorzulesen, wobei sie noch bemerkt, die Verfasser der Bittschrift hätten sich am Ende nur einen Scherz mit Herrn Hunt machen und versuchen wollen, ob er \ih vinde verleiten lassen, den Znhalt derselben dem Hause laut zu ycéunden. „Wir konnten nicht umhin‘“, sagt das genannte Blatt unter anderem, „eine Frage an uns selbst aufzusiellen, die sich vielleicht {hon manche Gegner der Reform gemacht haben, ob es nämlich nicht möglich wäre, daß bei einer größeren Wahl- freiheit mehrere solche Mitglieder ins Parlament gewählt werden dürften. Die Antwort darauf, sowohl für uns als für andere, war Nein, und diese Antwort gründet sich auf Erfahrung. Es giebt zwar rinige verrufene Burgflecken , die allenfalls einige Hunt?s erwählen möchten, doch ein Exemplar wie er war bis jezt noch nie im Hause. Jn dieser Hinsicht also hat das Pu- blifum feine Ueberschwemmung zu fürchten, wenn die Wahlfrei- heit auch noch so sehr ausgedehnt wlirde.‘“

Das Theater von Drurylane ist zu einem, unter dem Schutze X. Majestäten und zum Besten der Nothleidenden in Jrland, binuen furzem zu gebenden Ball auf das geschmackvollsie einge: richtet worden. Man verspricht sich von der Theilnahme der Bewohner Londons eine reiche Einnahme.

Niederland é

Aus dem Haag, 4. Juli. Nach Xnhalt einer Bekannt- machung des Finanz - Ministers vom 1sten d. M. soll das Ein- schreiben für die neulich von den beiden Kammern der General: staaten bewilligte freiwillige Anleihe am 1lten d. M. beginnen und in den Orts-Behörden , auch iu der Bank der Niederlande, so wie bei den Agenten des Reichs-Schaymeisters an den Orten stattfinden, wo dergleichen angestellt sind. j :

Jn einigen Tagen wird, wie es heißt, der außerordentliche Desterreichische Gesandte und Deputirte bei der Londoner Kon- ferenz, Baron von Wessenderg, von hier wieder nach London zu- rüctkehren.

Aus Eindhoven wird gemeldet, daß 10 Artilleristen, die am 93, Mai von dort nach Masiricht marschirten, unterweges mit einem Bauer übereingekommen waren, sle auf seinem Wagen nah Masiricht zu fahren. Anstatt dessen aber hatte der Bauer sle den Belgiern zugeführt, von denen sie nach Bree gebracht und entwaffnet, übrigens aber gut behandelt wurden. Der bald darauf nah Eindhoven zurückgekehrte Bauer ward verhaftet und soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. :

Der Direktor der Königlihen Schule für núüßliche und bil- dende Künste in Herzogenbusch, Herr Dubois, der zugleich ein talentvoller Maler ist, hat die Ehre gehabt, Sr. Majestät ein von ihm verfertigtes Gemälde, den Augenblick vorstellend, wo der heldenmüthige Lieutenant v. Speyk eine Pistole auf die Pul: verfammer seines Fahrzeuges abbrennt, zu überreichen. Dieses Gemälde findet allgemeinen Beifall, der dadurch noch vergrößert wird, daß der Künsiler die Aehnlichkeit seines Helden ganz vor- züglich glückli zu treffen gewußt hat. (Se. Majestät haben Herrn Dubois den Auftrag gegeben, ein Gegenstück zu dieser Darstellung zu malen, wobei es ihm überlassen bleibt, nach Gut- dünfen einen anderen Moment aus jenem denkwürdigen Ereigniß zn wählen,

Brüssel, 2. Juli, Jn der heutigen Sigung des Kon- gresses wurde zuvörderst eine Protestation von 50 Genter Bürger-Gardisten gegen die vou der Londoner Konferenz vorge- \{hlagenen Friedens - Präliminarien verlesen. Hierauf war die Fortsezung der gestern abgebrochenen Disfussion an der Tagesord- nung, Es wurde beschlossen, daß die Erörteruug der vorlánu-

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figen Frage gleichzeitig mit dem Vorschlage des Hrn, Vansnick geführt werden solle. Herr H. v. Brouckèr e äußerte sih folgen- dermaaßen. ¿, Wenn der Vorschlag des Hrn. Vansnické Jhuen während der zwei ersten Monate hrer Sißung vorgelegt worden wäre, würde derselbe nicht Gegenftand einer allgemeinen Miß- billigung gewesen seyn? Man schlägt Jhnen als Bedingungen der Annahme des Prinzen Leopold Friedens - Präliminarien vor, die als nicht betrachtet werden, wenn Sie dieselben ganz oder theilweise verwerfen. Wir dürfen nicht die gerinoste Aenderung darin vornehmen, und es isst die Wiederholung dessen, was in dem Protokolle vom 20. Yan. enthalten ist. Man verlangt von uns, daß wir, in Erwartung des Enklaven - Austausches, Beuloo und die anderen Pläze, welche in unserer Gewalt find, rätumnen sollen, und da nach alten Traftaten Mastricht halb von unseren und halb von Holländischen Truppen besegt sehn müßte, so be- streitet man uns unsern Antheil an der Oberherrschaft. Jch schließe da- raus, daß man uns dahin bringen will, Mastricht, Venloo und die Ge- neralitäts-Lande definitiv abzutreten. Durch eine Holländische Gar- nison beseßt, hat Venloo während der ersten Tage unserer Nevolu- tion unthätig bleiben müssen. Nach der Einnahme von Antwerpen ist dasselbe von uns aufgefordert, die Garnison fortzujagen und sih der Belgischen Sache anzuschließen, Jch war damals in Ruremond Kommissarius des Distrifts, Jch verbreitete eine Proflamation in Venloo, die Einwohner waren nicht taub dage- gen; ein fleines Belgisches Corps wurde in die Stadt gelassen und die ganze Hollandische Garnison zu Gefangenen gemacht. Wenn es Jhre Absicht nicht war, die Bewohner Venloos als Brüder zu behandeln, warum wollen Die jeßt dieselben den Hol- ländern auf Gnade und Ungnade überlassen. Wenn man jest frágt, ob die Bewohner der Geueralitäts - Lande über- haupt ein Recht haben , Belgier ‘zu. seyn, so dünkt mich, hätte man diese Frage thun müssen, bevor man dieselben auffor- derte, sich mit uns zu vereinigen. Jch werde für die vorläufige Frage stimmen.“ Herr Ch. Le Cocq sprach in dem Sinne des vorigen Nedners, glaubte indeß, daß durch Veränderung des 6ten Artikels der Präliminarien eine befriedigende Lösung her- beigeführt werden könne. Herr von Moeceregghem roar der SNeinung, daß die von der Konferenz vorgeschlagenen Artikel ait mit der Constitution im Widerspruch siänden und die An- nahme derselben das einzige Mittel sey, der Anarchie zu entge- hen, Herr Helias d’Huddeghem stimmte für die vorläufige Frage. Herr Delwarde sagié: „Die Politik der Französischen Regierung besteht darin, in ganz Europa republifanische Justi- tutionen einzuführen, Zwischen Mächten liegend, welche uns an Kräften überlegen sind, is es uus unmöglich, eine eigene Poli- tif zu befolgen. Dies ist eine Nothwendigkeit, der wir uns un- terwerfen müssen. Haben diejenigen, welche diese Betrachtungen zurückweisen, die Folgen eines Krieges mit Holland wohl úüberlegt ? Angenommen, daß uns die großen Mächte unsern Streit mit Holland allein ausfechten lassen, und wir keinen allgemeinen Krieg haben, so werden wir Menschen und Geld für einige Dörfer aufopfern und das Land zu Grunde richten. Aber es ist viel wahrscheinlicher, daß ein allgemeiner Krieg daraus eut- stehen würde; denn weder Preußen noch England oder Dester- reih werden zugeben, daß wir Krieg gegen Holland sühren, und wir müssen uns alsdann der Französischen Nation in die Arme werfen. Daraus würde ein Kampf zwischen Franfreih und den anderen Mächten entstehen, worunter unser Laud anm meisten leiden müßte. Und was würde der Ausgang seyn? Wenn Frauk- reich siegreich wäre, so würden wix ein Franzesisches Departe- ment ; im entgegengeseßten Fall stünde uns die Restauration be- vor.‘ (Hier wurde der Neduet dur ein solches Toben der Tribunen unterbrochen, daß der Präsident erklärte, dieselben mit Gewalt räumen lassen zu wollen, wenn die Nuhe nicht augen- blicklich hergestellt würde.) Herr Delwarde erklárte sich ‘entshlof- sen, die Präliminarien anzunehmen. Herr Tiecken vou Ter- hove sagte, daß er, sobald die Präliminarien angenommen wür- den, als Deputirter Limburgs sogleih die Bersammlung ver- lassen würde. Jm Verlaufe der Diskussion verlas der Prâsi- dent einen Vorschlag des Herrn van de Weyer folgenden E halts: „Der Kongreß, indem er die Propositionen der Konferenz annimmt, beauftragt die Regierung, auf folgende 2 Punfte zu bestehen: 1stens, daß die Enklaven in Holland, welche Belgien nah dem 2ten Artikel der Práliminarien zugehören, als Entschädigung für Venloo und den Antheil Hollauds an

Mastricht angenommen werden, und daß während dieses Arran- daß der

gements feines dieser Territorien herausgegeben wird; 2. Status que in Luxemburg, unter der Garantie der Mächte, bis zum Abschluß der Unterhandlungen über die Entschädigung au}- recht erhalten wird.‘‘ Es entstand eine lange Diskussion dar- über, ob dieser Vorschlag den Sectionen zuzuiveisen oder mit der Haupt - Erörterung zugleich zu untersuchen seh. Die Ber- fammlung entschied sich für das leßtere. Herr Lebeau, in dieser Debatte auf’s äußerste gedrängt, seine Meinung liber die 18 Ar- tifel abzugeben, sagte endlich: ¡Da man nicht au die Beweg- gründe glauben will, welche der Minister zur Rechtfertigung \sci- nes Sehweigens über die Vorschläge der Konferenz angegeben hat, so stehe ih nicht an, mich auszusprechen. Jch erfläre da- her, daß ich für die Annahme derselben bin; ih erfläre ferner, daß ih meine Existenz als Minister daran fnúüpfse, deun es 1k für mich ein Ehrenpunkt, Jh erfläre dies dem Kongresse und der Nation.“ t

Sigung vom 3, Juli, Die Menge der Zuschauer war noch bedeutender, als au den vorhergehenden Lagen. Die Fortseßung der in der vorigen Sihung nicht beendet Dedvatte war an der Tages - Ordnung. Hr. Ch. v. Broucère äußerte si folgendermaßen : „Fch habe Ihnen, m. H., vorgestern gesagt, daß, wenn die Minister uns die Annahme der 18 Urtikel der Konferenz vorgeschlagen hätten, ich sle als Verräther betrachtet haben würde. Jch fügte hinzu, daß ich die Annahme der Arti- fel der Annahme der Prôtotolle gleichstelle. Eine solche Rede seßt wohl genugsam voraus, daß ich für die v orláufige Frage stimme, und daß ih bereit bin, die leste Seite unjerer Revolu: tion, wie Herr Vansnick sich ausdrückt, zu zerreißen, Ich dbe- greife nicht, woher Herrn Bausnick der Muth gekommen 1k, ei- nen Vorschlag zu machen, v _selbst das L fürchtete. Er war hier, als über die Constitution berathen wurde ; er hat an der Disfassion über den sten Artikel derselben Theil genommen und eben so an der Erwählung des Prin: zen von Sachsen - Koburg. Man sagt uns, daß die Bor- läge der Konferenz feine Protokolle seyen. Wie es wären feine Protokolle! Jch lege wenig Werth auf ein Wort. Ih weiß, daß Protokoll so viel bedeutet, als Verbal - Prozeß. Alle vou der Konferenz ausgegangene Aktenstücke sind nichts als VBer- bal - Prozesse ihrer Berathungen; die 18 Artikel bilden daher el: nen Verbal- Prozeß, d. h. ein Protoftoll. So viel, was das Mort anbetrifft. Lassen Sie uns die Sache beleuchten. Es ift, sagt man, von Seiten der Konferenz ein Vorschlag, und feine Entscheidung, eine Vermittlung, und feine Einmischung. Ja, ein Vorschlag, der nichts anderes ist, als die Entwickelung des

| Vorschläge aus.

* verhüten,

vor dem sich selbst das Ministerium |

Protokolls vom 20. Januar. Sie haben das Recht, diese Bors schläge zurücfzuweisen; dann bleiben immer noch die Protokolle. Ja, wenn uns die Konferenz gesagt hätte: „,„Wir erkennen, daß wir Unrecht hatten, Euch die Protokolle aufzwingen zu wollen, daß das eine Einmischung war, auf die wir Ver- zicht leisten; Alles, was wir fsröher gethan haben, ift nullz wir wollen jeßt als Vermittler zwischen Holland und Eu auftreten, hier sind die Vorschläge, welche wir Euch machen.“ ‘/ Fa, dann könnten wir diese Vorschläge untersuchen. Aber ist dies die Sprache, welche man gegen uns führt ? Nein, denn wenn wir die Vorschläge verwerfen, so bleibt noch immer die Jutervention.‘/ Herr Jottrand spra si ebenfalls gegen die Annahme der Herr Deleuze erklärte, daß er für die An- nahme derselben stimmen wúrde, und wurde deshalb von den Gallerieen ausgepfiffen. Dies gab Herrn Devaux Veranlassung, zu erfláren, daß er entschlossen sey, seinem Mandate Achtung zu verschaffen, und daß er bei dem geringsten unschicklichen Lärm uicht weiter reden, und fernerhin nur im geheimen Comité das Wort nehmen würde. Er bemerkte hierauf, daß er gesonnen seh, die Vorschläge anzunehmen, um dem größten aller Uebel, der Theilung Belgiens, vorzubeugen. Die Sißung wurde um 5 Uhr aufgehoben, ohne daß es zu einem Resultate gekom: men war.

7 N Der Emancipation liest man: „Es ist ein Gerücht im Umlauf, woraus hinlänglich die Wichtigkeit hervorgeht, welche das Ministerium auf die {impfliche Lösung der Frage legt, die es dem Kongresse vorzulegen gewagt hat. Man sagt, daß in zwei verschiedenen Minister - Conseils einige Minister, als eine will- führliche Maaßregel, die Verhaftung von 18 Personen vorges schlagen hátten, unter denen sih die Herren A. Gendebien, van Meenen, Lehnodi, von Beaulieu, Barthels, A. und F. Bahet, Levae, u, \. w. befänden. Bei der leuten Berathung über die-

| sen Gegenstand habe man darauf Verzicht geleistet , indem er

Lebeau daran erinnert habe, daß die Herren A. Gendebien und n Meenen in ihrer Eigenschaft als Deputirte unverleßlih ehen.

Brüssel, 2. Yuli. Die früher ausgesprochene BVer- muthung, daß die neuen Vorschläge der Londoner Konferenz bei dem hiesigen Kongreß ein williges Gehör und leichte Annahme finden würden, hat \sich bisher unerwarteter Weise noch nicht bestätigt. Den Anstrengungen der Belgischen republikanischen Association und der Französischen Partei, die man unter dem Namen „Pariser Propaganda‘‘ bezeichnet, ist es doch gelungen, das Brüsseler Volk in Aufregung zu erhalten und gegen die Bedingungen des Prinzen Leopold einzunehmen, und wiewohl die hiesige Bürgergarde in den Straßen der Stadt die offent- liche Ruhe bisher zu bewahren wußte, so konnte “fle doch nicht daß während der heutigen Kongreß - Sigung bei jeder Rede zu Gunsten der Londoner Vorschläge der Ruf: „„An den Galgen! Nieder mit ihnen! Krieg, Krieg! Keine Abtretung Ven- loos! Kein Schacher mit Menschenfleish!‘/ u. dergl. m. erscholl. Die zaghafteren Mitglieder des Kongresses sind darum auch {hon in ihrem srüheren Entschlusse, für die Annahme der Londoner Vorschläge zu stimmen, wankend geworden, und Herr van de Weyer, der, als Mitglied der Deputation nah London, dem neuen Plane bisher sehr günstig war, hat zu den 18 Präliminar-Ur- tifeln ein Amendement in Vorschlag gebracht, wonach 1) die fünf gro- ßen Mächte den Besiy Luxe:nburgs an Belgien garantiren sollen und 9) die frliher nicht Holländischen Besizungen, die gegenwärtig in Holland enfklavirt sind, namentlich Berge op RYoom, Naven- stein u. #. w., als Compensation für Venloo anzusehen seyen. Morgen wollen einige audere- Mitglieder noch mehrere neue Amendements und Vorschläge machen, so daß, wie es scheint, die Debatten erst am nächsten Mittwoch beendigt werden dürf- ten wenn nämlich überhaupt eine solche Beendigung möglich isi, da es im Plane der Opposition liegen soll, für den Fall, daß die Majorität der Versammlung den Vorschlägen gün- stig gesinnt zu sehn scheint, die Sizung zu verlassen, und diese, da ohne die Anwesenheit von 101 Mitglie- dern fein Beschluß gefaßt werden darf, unvollständig zu ma- chen. Die Minister Lebaux und Devaux haben erklärt , daß sle sich zurückziehen würden, falls ein Amendement zu den Londo- ner Propositionen durchgehen sollte. Da nun der Anschein daztt vorhanden ist, so heißt es bereits, daß Herr Charles v. Brouckère wiederum Finanz- Minister und der jeßt als Gesandter in Paris befindliche Herr Le Hon Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten werden würde. Viele Franzosen sind hier angefommen, die den Pöbel aufzureizen suchen und zu diesem Behufe 40,000 Fr. mitgebracht haben sollen, Mißlingt ihnen auch vielleicht ihr Vor- haben für jeßt, so ist doch bei dem Stande der Parteien unter feiner Combination eine ruhige Zukunft für Belgien zu er- warten.

DeutschGrano.

Lübeck, 6. Juli. Heute Vormittag kam das Dampfschiff Nikolas 1I., Capitain N. W. Stahl, von Kronstadt auf der Travemünder Quarantaine- Rhede an, wo es außer aller Kom- mimication blieb, Die in gehöriger Entfernung vom Capitain erhaltene mündliche Ausfunst ergab, daß zwar die 67 Passagiere und die ganze Besaßung vollkommen gesund seyen, daß aber #\o- wohl in St. Petersburg als in Kronstadt die Cholera ausge- brochen war. Der Nikolas 1. war gleich bei seiner Ankunft in Kronstadt geblieben; er wartete daselbst bis Sonnabend Abend (den 2ten d.) auf jene St. Petersburger Passagiere und Briefe z jedoch vergeblich, Die Sanitäts- Konmzuission hat sofort das ge- nannte Schiff eine Meile von der Rhede hinauslegen lassen, und ein eigends bewaffnetes Fahrzeug ihm zur Seite gelegt, da- mit jede Kommunication gehindert werde. Ob das chiff nach einer auswärtigen Reinigungs - Quarautaine wird verwiesen wer- den, oder hier eine Quarantaine abzuhalten hat, wird erst den1- nächst entschieden werden. Es ist sofort das Mislitair:Kommando in Travemünde stark vermehrt worden. Das Dampfschi} hat gar keine Waaren am Bord. Der Herzog von Morte- mart is mit unter den am Bord des Nikolas 1, befindlichen Passagieren.

Hamburg, 7. Juli. Die Börsen halle meldet: „Amt- licher Mittheilung zufolge, wird bis weiter feine Briefversendung mit dem Dampfschiffe nah St. Petersburg stattfinden , sondern nur auf dem gewöhnlichen Landwege über Berlin und Menmriel.‘‘

Dasselbe Biatt theilt auch folgende vom Bord des Dampfschiffes „Nikolas T,‘/ erhaltene Meldung mit: „Nachdem am 2. Juli mehrere Schiffe, worunter auch ein Dampfschiff von St. Petersburg, in Kronstadt zurückgewiesen wurden und in die angeordnete fünftägige Quarantaine verfielen, wir auch durch Zollbeamte die Nachricht empfingen, daß Tages zuvor bereits zwei Personen daselbst an der Cholera gestorben sehen, lichtete der Capitain, auf dringende Vorstellung sämmtlicher Passagiere, die Anker, und wir gingen, ohne das Felleisen abzuwarten, in See. Hier am Bord genießt Alles, wie es auch E der ganzen Reise der Fall war, der besten Gesundheit, Wei unserer . Nb