1831 / 195 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 16 Jul 1831 18:00:01 GMT) scan diff

Der Warschauer Zeitung zufolge, organisirt der Wol- hynishe Bürger Ludwig Stezki ein Wolhynisches Negiment un- ter dem Namen: „Freie Kosaken. ““ /

Dasselbe Blatt meldet, daß jet viele von den Polnischen Insurgenten, welche genöthigt waren, slch nah Gallizien zuxück- zuziehen, in Warschau angelangt feyes.: i 5

Die Staatszeitung erzählt Folgendes: „Eine Abtheilung Kosaken legte in einem einzigen Tage den Weg vom Bug bis ZBelechow, eine Strecke von 14 Meilen, zurü; dort angelangt, ließen fih dieselben von dem Bürgermeifter und mehreren Ein- wohnern eine Bescheinigung ertheilen, daß sie feine Polnische Truppen dort angetroffen hätten, fütterten dann ihre Pferde und fehrten wieder über den Bug zurü.“ -

Der Generalissimus hat, der Warschauer Zeitung zu- folge, den in Warschau angekommenen Podoliern und Ukrainern 12 Militair «Kreuze für ihre Hingebung angeboten; diese haben dieselben jedo abgelehnt und zur Vertheilung unter die Solda- ten überwiesen. g

Einer M di gideibia der Municipal-Behörde ¡ufolge, soll, nach dem Reichstagsbeschluß vom 25. Juni, unverzüglich zur Re- quirirung aller in der Hauptstadt befindlichen Pferde geschritten werden. Es ist dazu in jedem Bezirk eine Deputation, bestehend aus einem Witglied des Municipalraths, aus dem Bezirks-Kom- missar und &Snem von dem Kriegs-Minifterium abgeordneten Of- fizier, ernannt worden. Kein Pferd irgend eines Gewerbtreiben- den ist ausgeschlössen, nur die Post- und Fuhrmanns-Pferde und die vom Auslande eingeführten sind von der Requisition frei. Die Fnhaber erhalten eine O über die gelieferten Pferde.

Fn Beziehung auf das Entkommen mehrerer Russischen Gefangenen wird in der Staats-Zeitung vorgeschlagen, allen in Gefangenschaft gerathenen Russen das Ehrenwort abzuneh- men, daß sle nie wieder gegen Polen fechten würden, und sle dur ein Zeichen kenntlich zu machen; die von den Russen da- gegen genommenen Repressalien, heißt es, könnten den Polen nicht sehr gefährlich werden, da einestheils weniger von ihneu in Gefangenschaft gerathen seyen, anderentheils die einmal gefan- gen genommenen in das Junere Rußlands abgeschickt würden,

so daß sle doch nicht zu entfommen vermöchten.

În einer der leßten Reichstags -Sizungen wurde die von der Wojewodschaft Kalish an den Schatz Lnge Summe auf Z Millionen angegeben; der Landbote B. Niemojowski macht dagegen jest in der Warschauer Zeitung bekannt, daß sich die Rückstände jener Wojewodschaft bis zum 21. Juni d. F. nux auf 31,583 Fl. 18 Gr. belaufen.

In der R L Seit heißt es, daß der Pole Theodor Morawski, na vielen Schwierigkeiten, die er unterweges zu be- stehen gehabt, von Paris in Krakau angelangt sey und in die- sen Tagen in Warschau erwartet werde.

Dasselbe Blatt sagt: „Eine bei Uscilug dem Feinde ab- genommene Standarte und mehrere Kosaken : Effekten, welche der Invaliden-Lieutenant Giedroyc erbeutet hat, sind nach Wars schau gebracht worden. ‘‘ i

Unter amtlicher Rubrik meldet die Staats-Zeitung; „Das auferordentliche Kriegsgericht, welches in der Sache gegen die einer Verschwörung innerhalb der Mauern der Hauptstadt angesehuldigten Personen niedergeseßt is, hat dem Gouverneur der Stadt Warschau vorgestellt, daß sowohl die Wichtigkeit des Gegenstandes, der die orgfälti fte Untersuchung erheischt, als auch die Nothwendigkeit, die zahlreihen Papiere der Jnfkriminir- ten durchzusehen , es ttiraidati@ mache, daß die Jnstruction und der Urtheilsspruch in dieser Angelegenheit binnen 24 Stunden, wie es dur den Artikel 16 der Verordnung der National - Re- gierung vom 20. Februar d. J. gefordert werde, erfolgen fönn- ten. Jn Folge til ist das erwähnte Kriegsgericht, nach Be- nachrihtigung der National-Regierung, kraft des Artikels 20 der genannten Verordnung, durch den Gouverneur der Hauptstadt er- mächtigt worden, in dieser Sache nah den für die gewöhnlichen Kriegsgerihte vorgeschriebenen Grundsäßen zu verfahren. ““

Das in Französischer Sprache geschriebene Blatt, der Me \- \sager Polonais, hat mit dem Ende des vorigen Monats hier zu erscheinen aufgehört.

Frankreich.

B 8. Yuli. Der König fam vorgestern und gestern von Saint : Cloud nah der Stadt und prásidirte an beiden Ta- gen in einem mehrstündigen Minister - Rathe.

Herr E. Périer, Sohn des Präsidenten des Minister : Ra- thes, if geftern Abend als Courier nah London abgegangen.

Bei -dem geftern stattgefundenen zweiten Skrutinium ergab sih über ‘die drei noch unentschiedenen hiesigen Wahlen folgendes Resultat: im zehnten Bezirk erhielt der General Lobau unter 1004 Stimmen 588 und twourde demgemäß zum Deputirten aus- gerufen; Herr Chardel erhielt nur 404; im zwölsten Bezirk, wo bei der ersten Abstimmung die absolute Majorität zwischen Herrn Panis und Herrn Arago geshwankt, wurde bei der zwei- ‘ten der Lebtere mit 253 unter 495 Stimmen zum Deputirten

ewählt; Herr Panis erhielt nur 14 Stimmen weniger; im

ahl Kol egium des dreizehnten Bezirks erhielt der Maire

von Berch, Herr Renet, 226 Stimmen unter 398, sein Mit- bewerber, Herr Desgranges, nur 144.

Vón den Departements-Wahlen slnd im Laufe des heutigen Tages folgende bekannt geworden: Departement der Aube; in - Troyes Herr E. Périer *, mit 239 unter 314 Stimmen; der Kandidat der Opposition, Herr Stourm, erhielt 55. Rhône-

y 1180

Genin.

v. Montozon* und Martin“, in Bergues Paul Lemaire *, in Cambray Lallier und v. Estourmel *, in Valenciennes v,

Marquis v. Mornayh*. Ornez; in Alençon Baron Mer- cier*, in Seez Desprez, in Mortagne Ballot®*. Pas- de-Calais; in Arras Lesergent*, in Bethune Gosse, in Boulogne Harlé d. Vater ®*, in Montreuil Harlé d, Sohn °. Nie der:-Phren äen; in Orthez v. St. Cricq *, in Pau Gen. Harispe, in Oleron Lacaze. Ober-Sadne; in Vesoul G e- nour.— Sarthe; in Le Mans die HerrenP icot-Desormeaux und Fournier *, in la Flèhe Goupil®*, in Mamers Char- les Comte und Camille Perier. * Niedere Seine; in Hâvre Duvergier de Hauranne. * Seine und Marne; in Melun Baillot*, in Coulommiers Georg La- fahette.*° Seine und Oise; in Corbeil Berard*, in Mantes Fiot, in Rambouillet Lepelletier d’Aulnay.® Somme; in Montdidier Rouillé de Fontaine. *— Tarn und Garonne; in Montauban Ponx, in Caussade Boudet, in Moissac Duprat. Vendée; in Lusson Marchegah, in Fontenah Chaigneau, in Bourbon- Vendée Perreau, in les-Herbiers Duch a ffault. *—Vienne, in Poitiers Dupont- Minoret *, in Chatellerault, Martineau, in Loudun, Mil- lori, in Montmorillon, Funyen. Vogesen: in Epinal, Gen. Yacqueminot*, in Mirecourt, Gouvernel, in Neuf- château, Gaugier, in Saint-Dié, Vaulot *, in Remiremont, Bresson. Yonne: in Auxerre, Larabit, in Avallon, Fi- not, in Joignh, Cormenin * (die gemeldete Wahl des Herrn Virollot war ein Frrthum), in Sens, Bellaigne, in Tonnere, NosldesVergers. Kanal: in St. Lo, Hav in. Aisne: in Chaunyh, Odilon-Barrot. Allier: in Moulins, v. Trach*, in Montluçon, v. Nichemond. Haiden: in Saint -Sever, Gen. Lamarque ®*. Loiret: in Gien, Ba- ron Roger, in Pithiviers, F, v. Larochefoucauld *, Rhone: in Lyon, Couderc °.— Calvados: in Caen, de la Pommerahe *,

Nach der Berechnung des Journal des Débats gehören von den bis jeßt befannt gewordenen 157 Wahlen 109 der ge- máßigten constitutionnellen Meinung an.

as genannte Blatt äußert über die Wahlen: „Un- sere Hoffnung is nicht getäuscht worden; wir vertrauten dem gesunden Sinne der Wähler. Unser Vertrauen ward nicht be- trogen; der Geist der Mäßigung ift bei den Wahlen vorherr- \{hend. Wir hatten es vorher gesagt; wir konnten nicht daran glauben, daß eine ihr Schicksal in Händen habende Nation es wegen einiger Abenteurer in der politishen Logik in Gefahr brin- gen würde, Wenn wir uns über dieses Ereigniß freuen, so ge- \chieht es weder aus Stolz, noch aus befriedigter Eitelkeit, Gott wolle verhüten, daß wir uns etwas zum besonderen Triumph anrehnen sollten, was der Triumph des Genius von Frankreich ist! Nicht das Ministerium trug in den Wahlen den Sieg .da- von, sondern die Juli - Revolution; Frankreich will Freiheit und keine Anarchie, Freiheit mit Ordnung verbunden, damit sein Handel blühe und sein Gewerbfleiß s{ch entwickele; ruhig will es im Jn- nern seyn, um nah außen hin fräftig und mächtig auftreten zu können.‘ Der Temps sagt über denselben Gegenstand: „Alle Ernennungen der Wahl - Kollegien, die uns zukommen, tragen den gestern von uns angedeuteten Charakter; es spricht sich in ihnen der Sinn für Ordnung„und Stätigkeit aus, der den Ver- handlungen dieser Kammer eilt großes Gewicht geben wird. Bis jeßt bieten sie feine entschiedene Opponenten ‘dar, die das Mini- sterium bekämpfen wollen, sondern zuverlässige Namen, Deputir- te, die ihre Pflicht nicht verleßen und der Verwaltung etwas zu hafen machen werden, wenn sle nicht fest entschlossen ist, alle noch in ihrer ganzen Kraft bestehende Mißbräuche der Restau- ration zu beseitigen. Mit Recht sagt daher heute ein unter ministeriellem Einfluß geschriebenes Blatt, daß die Wähler si für die Juli - Negierung aussprechen, so wie sie nah den 3 Ta- gen gebildet wurde; mit Unrecht aber fügt es hinzu, daß sie sich aus demselben Grunde auch für die seit einem Jahre befolgte Politik aus\prächen, da man seit einem Jahre drei ganz verschie- dene politishe Systeme befolgte und jeut nicht ein cinziges als Muster vor sich hat. Die Wähler wollen Ordnung und Frieden ; in diesem Sinne ‘haben sle gewählt, sie wollen aber auch Erspar- nisse, Departemental-Einrichtungen U. st. w., und in diesem Sinue dürften ihre Wahlen nicht minder bezeichnend sehn: die Verhand- lungen über das Budget werden es den Ministern beweisen.‘ Die Gazette de France bemerkt: „Was wir hinsichtlich der neuen Wahlen vorausgesehen haben, trifft allenthalben ein: das rechte Centrum ist verschwunden, und das linke wird die Majorität haben ; das linfe Centrum aber ohne das rechte wird bald durch die Presse und die Verhandlungen von der linken Seite zurücÉgedrängt werden. ‘/— Der Courrier français sagt: „Den allmälig eingehenden Nachrichten zufolge, fallen die Wahlen verschiedenartig aus, Bis jeßt hat das Ministerium die muthmaaßliche Majorität; was wird aber die wahre Majorität der Kammer sehn? Dies kann man erst nah den ersten Sizungen beurtheilen, und sobald eine eini-

o tieideis in Aix Herr Thiers. * Goldhtigel; in Dijon die Herren Hernoux * und Cabet; in Semur Vatout,

Königl. Bibliothekar. Nor dfküsten; in Dinan Beslay.“— | | die Zahl für sich zu haben scheint, so hat es auch einige bedeu-

Dordogne; in Bergerac Prévost Leygonie; in Lalinde Gar- raubez;' in Nontron Merilhou *; in Perigueux Perrin. ° Eure; in les Andélhs Bignon *©; in Verneuil und Brionme Odilon-Barrot; in Bernay Dupont v. d. Eure *; in Evreux Dumehyhlet *; viers, Passy. * Eure und Loir; in Nogent - le - Rotroi, Texier *; in Dreux, Firmin Didot *; in Chateaudun, Rim- bert Sévin.—Finistère; in Chateaulin, BlancqueWBelair*; in Morlaix, Kératryh *; in Quimper, le Bastard de Ker- guifinec Gironde; in Blaye, Aubert; in Bazas, Merilhou *; in Bordeaux, Dariste“, Dufonr de Bessan* und Henri Fonfrède; in Lesparre, Gaillard; in Libourne, Martel*; in la Réole, Fah. * Ober-Marne; in Lan- res, Carraillon de Vandeul; in Bourbonne, Vireh; in Fhaumont, Toupot de Bevaux., Jlle und Vilaine; in Remes, YFollivet * und Mangin von Oins. Xsére; in Latour- du- Pin, Prunelle °, Loire und Cher; in Vendome, Erignon-Bonvallet *, Nieder- Loire; in Nantes, Dubois *, ehemaliger M N L OLLORILeNE des Globe, jeßt General-Studien-Juspektor, in Ancenis, Levail-

in Pont-Audemer, Legen dre *; in Lou- |

lánt *; in Paimboeuf, Aug. v. St. Aignan *; in Saveney, Varsavaux *; in Pont-Rousseau, Luminais*.// Lot und Garonne; in Marmande, Boryh v. St. Vincent; in Agen,

germaßen wichtige Frage das Daseyn einer vernünftigen Mei- nung dargethan haben wird. Wenn das Ministerium bis jeßt

tende Niederlagen erlitten. Herr von Rigny is in drei Wahl- Kollegien durchgefallen; in Totilon gegen den abgeseßten Práfek- ten des Var, Herrn Bernard; . in Brieyh, wo der Minister Louis, sein Oukel, mehreremale gewählt worden war, ge- gen Herrn Charpentier, cinen Justiz - Beamten, der auf der Reise des Königs an denselben eine durch entschlosse- 1e. Sprache ausgezeichnete Anrede hielt; in Meaux endlich gegen den großen Bürger, gegen den er so unbegreiflicher Weise aufzutreten wagte. Herr Laffitte, in Paris erwählt, ward es auch in Bayonne; Brest bewirbt sich mit Paris um Herrn Daunou ; Herr Odilon-Barrot, der in Paris nicht gewählt wurde, weil fein Gegner ein Patriot war, den das vierte Arrondissement liebte, folgt Herrn Benjamin Constant im Vertranen der Straß- burger Wähler und wurde noch in verschiedenen anderen Arron- dissements gewählt; das Deputirten - Mandat der Wähler von Mamers belohnt Herrn Ch, Comte für seine kürzlich erfolgte Absepung; Herr Cormenin empfängt in mehreren Kollegien den Lohn für die Freimüithigkeit seiner Meinungen und für die Un- eigennütigkeit seiner Vaterlandsliebe. Kurz, es giebt unter den Mánnern, die-sich durch ihren Ruf und durch ihre Anhänglich- feit an die Fuli-Grundsäße den Wählern empfahlen, gewiß wenige,

Merle-Massoneau *; in Villeneuve d’Agen, Lafon-B la- niac, * Maine und Loire; in Saumur, Benj. Dele s sert. * Maas; in Commercy, Etienne *; in Verdun, * Meurthe; in Nanch, die Herren Marchal ® und Thoúvenel *; in Luneville, Gen. Lobau *; in Chateau- Salins, v. Lu dre; in Toul, T ardieu d. Aelt, ; in Saarburg, C h e- vandier. Nievre; in Clamech, Dupin d. Aelt. *; in Cos- ne, Lafon, Oberst der 12ten Legion der Pariser National-Garde, Norden; in Lille Barrois-BVirnot*, in Douai die Herren

Vatimesnil*. Oise; in Beauvais Herr Danse und der

Der Moniteur enthält nunmehr das ausführliche gramm der Feier der 3 Zuli-Tage, dessen Haupt-Bestimmun, in dem (neulich mitgetheilten) Berichte des Ministers des gy dels und der öffentlichen Arbeiten enthalten waren,

Der Minifier des Handels und der öffentlichen Arbeiten an die Práfeften der Departements ein Rundschreiben hinsi/ lich der Feier der Juli-Tage gerichtet; er bemerkt darin, daß j einigen Orten eine dreitägige Unterbrechung der Feld : Arbejt und der Handels- Geschäfte vielleiht von nachtheiligen Folyy

Dauer und. die Details dieses Festes zu bestimmen und dg, über der Feier eines ges{hehenen Ereignisses die Bedürfnisse y Gegenwart und der Zukunft nicht aus den Augen zu verlie

len Behörden ihres Departements über diesen Gegenstand , verabreden und ‘wohlthätige Sammlungen zum Besten der 9 men zu veranstalten. Z

Dem Constitutionnel zufolge, wäre dem Minister ein Plan zur künstigen Konstituirung der Pairie vorgelegt wz den, wonach die Pairs vom Könige aus einer von den Wähl festgestellten Liste lebenslänglich ernannt werden sollen; de

sehn und auf die Liste gebracht werden.

Der Messager des Chambres bemerkt: „Die Unm stifter, welche den öffentlichen Frieden unaufhörlich zu stören iy chen, sollen die Absicht hegen, zum Vorwande der Unordnungy alle auf die vorige Dynastie bezügliche Kupferstiche und Ey bleme zu nehmen und diese gewaltsam zu zerstören. Es reit hin, auf dieses Vorhaben aufmerksam zu machen, um j vereiteln, Die Kupferstichhändler und andere Kaufleute, q welche diese Warnung Bezug haben kann, werden von der Y, hörde aufgefordert werden, die nöthigen Maaßregeln zu tresy und Alles zut entfernen, was die Ausführung jenes Plans h günstigen könnte.“

Herr Aguado macht im Moniteur bekannt, daß bis jy 30. Juni d. I. 513,783 Fr. Spanischer Rente (95,145 hay Piaster) getilgt worden slnd, welche 5,340,492 Fr. gekostet haby

Der Prozeß der Herren v. Montalembert, Lacordaire u) Decoux, wegen ungeseßliher Eröffnung einer Freischule, wi am 1á4ten d. M. vor dem Königl. Gerichtshofe verhandelt my, den, Herr v. Montalembert, der bekanntlich durch den Tod s nes Vaters, nach dem jegt bestehenden Rechte, Ansprüche gj die erblihe Pairs-Würde erhält, hat eine Protestation gegen hi Kompetenz des Königl. Gerichtshofes an den Präsidenten hy Pairs-Kammer, Baron Pasquier, gerichtet.

Großbritanien und Frland.

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus, Sj zung vom 6. Juli.

nen Burgflecken ihr Recht nehmen, sondern ob das System, Sie aufstellen wollen, der Art i, daß es die beständige Ruhe t Gesellschaft, den Genuß der Freiheit und den Bestß des Eigenthum verbürgt. Fch muß gestehen, daß ich den Grundsäßen, auf wel Ste diese Veränderung begründen wollen, mißtraue. F ziche di Existenz der erwählenden * urgflecken dem allgemeinen Stimm-Ep stem vor, welches Sie durch Fhre Bill einführen wollen ; denn ih finde kein Beispiel in der Geschichte, daß in irgend einem Lande a Erden eine gemäßigte Monarchie mit einer solchen Repräsendatit verträglih war. Zu keiner Zeit der Französischen Geschichte, au genommen im gegenwärtigen Augenblick, war ein solcher Grds der Vertretung in Wirksamkeit, Die National-Versammlung Fran reichs traute threm Repräsentativ-System, das ein allgemeines Stim recht fesistellte, durchaus nicht. Sie werden in keinem Lande, außerl Republiken, finden, daß, wenn dem Eigenthum, ohne Rücksicht (h den Betrag desselben, ein Stimmrecht eingeräumt wird , die altu Privilegien daselbsi lange unangetastet bleiben. Fn den Französisha Wahl- Kollegien hatte bis vor cinem Jahre der Betrag des Eigt thums ein besonderes Gewicht. Unter den Mitgliedern, welche ll Arrondissements und Departements wählten , befanden fh 176, steuerten, wicht des 1 Dieses System is jeßt vernichtet, und was is die Folge davon? #F ben Sie die heutigen Berichte aus Frankreich eue Die dffffentlid

Meinung ist dermaßen vorgeschritten, daß, in Folge dieser Veränderut

ren und die Bewegung organisirten, durh welche die Bourb vom Throne gestoßen wurden, nah Verlauf eines Fahres dutl Männer von demokratischerem Geiste verdrängt worden sind. (L hafter Beifall.) Aber darauf wird gewdhnlich erwiedert : warum si! man dem Englischen Volke nicht trauen, hängt es nicht der Mont chie an? Darauf antworte ich: warum soll man dem Französisch! Volke nicht trauen, denn ich klage es nicht feind\Aiger Gesinnung gegen monarchische Fnstitutionen an. Aber in beiden Fällen behautt

tation die dfentliche Meinung unvermeidlich in dem Grade rh daß alte Frstitutionen nicht dagegen bestehen können. Fn diesen Augenbli, wo wir berathen , wird das neue Systèm in Frarktih seine Probe bestehen. Wir sollten den Erfolg abwarten , (he nit denselben Grundsäßen huldigten. Lassen Sie uns, m. H., nah dei Regeln der Borsicht verfahren und nicht in dem Eifer , eingesan dene Fehler auszurotten, eine Constitution vernichten , die sit | langer Zeit dem Englischen Volke, vor allen anderen, Glü un Freiheit gewährt hat.// (Beifall. ) Nachdem der Redner durch bt schiedene Beispiele zu beweisen gesucht hatte, daß durch die nach d bestehenden Grundsäßen gewählten Tire nente die allerfreifinnigsit und populairsten Maaßregeln eingeführt worden seyen, und in dib ser Beziehung auf Huskissons Handelssystem und auf die katholis) Frage hingewtescn hatte, {loß er mit den Worten: „Fch bin un so mehr veranlaßt, in meiner Opposition zu verharren, wenn ih l denke, daß die Bill ein System zerstört, welches sechs Fahrhundet!! lang gedauert, die größten politischen Aufgaben geldst, die Freiheit! des Volks gesichert und der Regierung eine grdßere Kraft verlicht hat, als dies zu irgend ciner Zeit oder bei irgend einem andert Volke auf Erden der Fall war.// (Lauter und anhaltender Beifall.)

__Sir Fr. Burdett nahm nun das Wort und sagte | nächst, daß die eben gehörte Rede nicht sowohl der Rede eint Geseßgebers, als der eines Advokaten gleiche, der an der Bar! des Hauses die Burgflecken-Eigenthümer zu vertheidigen bemük! seh, und der in der Ausübung seiner Pflicht sch auf eine 0 schickte Weise bemühe, den ehrenwerthen Mitgliedern Sand i! die Augen zu strenen C

hen gesucht ; aber als er von der Constitution gesprochen, habey er weder einen rihtigen Gesichtspunkt ins Auge gefaßt, not

Constitution autsmache, daß Pairs oder Andere Mitglieder del Unterhauses ernennen durften. Denn dies sey die eigentli} Frage, über die man zu entscheiden im Begriff stehe. (Lebha"Þ ter Beifall.)

die nicht gewählt wurden. ““

¡Is es,// fuhr der Redner fort, „länger zu dulden, daß 7}

sehn durfte, und überläßt es dem Ermessen der Präfekten, y L

Schließlich fordert der Minister die Präfekten auf, sich mit „V

teste Sohn eines gestorbenen Pairs würde als solcher Kandi,Fth

h frei seyn müssen. (

"erinnert sich

(Nachtrag.) Sir Rob. Peel fuhr i O

i f j Ind so nimmt er es jeßt

[etnes DUNE L SeNEE alen „Fauta " form- Bill rophezeien , obgleich ihn die Erfahrung gelehrt haben ¡Die wahre Frage besteht nicht sowohl darin, ob Sie den lli} A zu prophezeien , obgleich th fahrung g

durch eîne A E von A L Leo vie Vf / ewählt wurden. Man fühlte in Frankreich, daß das Pi s augenscheinlich igenthums gegen die Ansprüche der Zahl {hüßen mi o sey es augenscheinlich/

; : , i Î gebracht, dem wir den Druck der Fnduftrie dieses Landes, in Ge- diejenigen Männer, die vor einem Fahre die Leiter des Volfs wi Y / de

/ daß cine solche Veränderung in den Grundsäßen der-Reprästt F

a, O A M eins wären , irre zut führen, Der chre ÿ erthe Baronet seh durchaus nicht bei der Sache geblieben, ‘F müht hätten, habe auf eine sehr geschickte Weise das Haus zu verleiten u} B Vertreter der Grafschaft Lancaster zur Ueb ung

die Aufmerksamkeit desselben von der vorliegenden Frage abzuzit} ch

| formbill erflárt habe, Herr O’Connell sagte,

seh er namentlich darauf eingegangen, ob es einen Theil dt h e jener Bittsteller aus Manchefter bei ihm ebenfalls gewe-

airs: 150 Mitglieder dieses Hauses ernennen? Der schr ehrenwer- fe Baronet hat uns gesagt, daß das Volk sich in einer momenta- ven Aufregung befinde einer Aufregung, die sich von dem gegen- vértigen Zustande fremder Länder herschreibe. War dies wohl des chr ehrenwerthen Baronets Ernst? Sollte dies der ta seyn, so laube ih mir, ihm zu sagen, daß er die Geschichte seines eigenen landes vergessen hat; denn so lange ih in das dfentliche Leben nd in die dentlichen E a eingetreten bin, hat diese rage das Volk lebhaft bes, Mes ja, in einem solchen Grade auf- “regt, daß die Regterung gen POIge getbesen ist, diese Aufregung militairische Gewalt zu unterdrücken. (Beifall, und „Rein, in!// von der Opposition.) Haben die chrenwerthen Herren, wel- he nein rufen, die Ereignisse in Manchester vergessen? Haben sie dic Suspendirung der Uabeas- Corpus-Akte vergessen? Wie kann an daher sagen, daß die Reform-Frage der Gegenstand einer mo- mentanen Aufregung, eine gewissermaßen ganz neue Ansicht sey, der das Volk früher nie Aufmerksamkeit geschenkt habe? Jm J. (1795 legte Lord Grey eine Bittschrift auf den Tisch, worin über Zusammenstellung des Hauses geklagt und unter anderen Miß- hrguchen besonders die Thatsache aufgeführt wurde, welche ih eben awähnt habe, nämlich die Bradiuns von Mitgliedern durch Pairs. Gon dem Tage an bis jeßt hat das Volk über die Art und Meise, wie es repräsentirt werde, geklagt. Als der ehrenwer- ¿ Baronet von Grundsäßen sprach, hat er die beiden haupt- vergessen, nämlich, daß das Volk nicht besteuert wer- wenn es nicht repräsentirt wird, und daß die Wahlen ört, hört!) Dieses sind die alten und ur- syrünglichen Grundsäße der Constitution! Warum zittert der sehr ehrenwerthe Baronet bei den Begebenheiten, welche in Frankreich sattgefunden haben? Amerika sollte ihm doch als Beispiel dienen, daß der Stimme des Volks gehoren nicht nothwendigerwcise anarhie, Verwirrung und Zerstörung herbeiführt. Das Volk von England beklagt sich über das verfassungswidrige Verfahren, daß die Pairs, anstatt seiner, seine sogenannten Repräsentanten erwählten; und was es daher mit Recht verlangt, is, eine Wiederherstellung sines Rechts, eine Stimme bei der Wahl derer zu haben, von de- Ihnen sein Eigenthum und Leben abhängt. Dieses Verlangen des Zalks is nicht das Resultat einer momentanen Aufregung, wie es ins der sehr ehrenwerthe Baronet gern einreden möchte, sondern s Echo eines längst ausgedrückten Wunsches der Mittelklassen. Hbrt!) Als Lord Cochrane noch mein Kollege war, haben wir Beide die Tafel des Hauses mit Bittschriften um Reform bedeckt ; das Haus wollte denselben kein Gehdr schenken, und dies wärde, ohne den Einfluß der dentlichen Meinung, noch so seyn. Der sehr ehrenwerthe Baronet hat uns traurige Folgen von der Annahme dér Bill prophezeit ; aber wer erinnert sich nicht der eben so kläglichen von Fahr zu Fahr wie- Tderholten Prophezeiungen über die Gefahr, welche der Constitution durch Emancipirung der Katholiken drohe, und der. eben o heftigen Gegen - Weissagung von der noch größeren Gefahr, falls man die "Annahme dieser weisen Maaßregel verweigere? (hört) Federmann noch der feierlichen Protestationen gegen die Zurük-

"nahme der Lest.- und Corporations-Akte (hôrt), und eben so ertnnern wir uns Alle, wie sorgsam der sehr chrenw. Herr später sich be- Imühte, die Abgeschmaktheit sciner eigenen Erklärungen zu beweisen. wieder über sih, in Bezug auf die Re-

lichsten D dúrfe/

wie wenig zuverlässig sein Blik in die Zukunft ist. Aber, sagt der sehr ehrenwerthe Baronet, das Englische Volk war, der Zahl nal, der katholischen Bill entgegen so daß, wenn wir zu der Zeit cin teformirtes Parlament gehabt hâtten,ste nicht durchgegangen seyn würde; l von der Opposition.) ergo, sind wi Que en-Repräsentanten lúger, als da ESU Ge Volk, und ergo besteht keine Nothwendigkeit für diese Reform-Bill. Nun bestreite ih aber sowohl den Vordersaß, als die Schlltßfolge. Nicht allein der aufgeklärte Theil , sondern auch die Masse des Volks war der katholischen Bill günstig (Hört !); #1) daß, wenn das Haus dieselbe nicht angenommen hätte, dies nur in Beweis mehr gewesen sehn würde, daß das Volk \hlecht reprâ- (nirt sey und reformirt werden müsse.// Der Redner suchte ferner j beweisen, daß aus der Bill keine Gefahr für die Stabilität der jetfassungsmäßigen Privilegien der Pairs hervorgehen könne. Daß se sich die Gewalt angemaaft hätten - Mitglieder dieses Hauses zu nennen, sey nichts weniger als verfassungsmäßig ; #9 daß man es der Bill nicht vorwerfen kdnne, daß sie dieser Usurpation ein Ende mache. Die Pairs mdchten sich auf die thnen e Stellung und auf die Ausübung threr Pflichten beschränken und sich nicht an die des Volks vergreifen, so würde das Volk auch ihre [Privilegien unangetastet lassen. Wenn sie aber glaubten, keine I besseren Stützen als verfallene Burgflecken haben zu fönnen, daß se weder das Theoretische noch das raftishe der Constitution begriffen. Das System des Burgflecken- | Handels sey nicht länger zu dulden. „Es hat uns‘, sagte der Red- Ï ner, „Amerika gekostet es hat den Krieg mit Frankreich zu Wege

alt einer ungeheuren Schuld, zu danken haben; und noch mehr, es fesselt .uns so, daß wir nicht wagen dürfen, in fremde Angelegen- heiten einzuschreiten, nicht einschreiten dürfen în den Kampf der olen, selb| wenn wir von der Ehre, der Gerechtigkeit und der ational - Politik dazu aufgefordert werden. (Hört, hört!) Aber, sagt ein ehrenwerther Baronet (Sir J. Malcolm), bedenkt, daß, wenn FJhr die Burgflecken schließt, die Männer / welche Erfahrung in den Kolonial - Angelegenheiten besißen , keinen Zugang zu dem Hause finden kdnnen, und daß Jhr dadurch gendthigt werdet, im unkeln tappend Gesche für die Kolonieen zu geben. Nun frage ih aber den ehrenwerthen Baronet, ob er, mit allen seinen umfassenden Kenntnissen von den Angelegenheiten Fndiens, ein Repräsentant dieser roßen Kolonie oder der Ernannte eine? BurgfleckXenhändlers f ? (Hört, jürt!) Befindet er sich nicht auf seinem jeßigen Plaße unter der ausdrücklichen Bedingung, daß seine Vota und sein Betragen in diesem Hause genau mit den Gesinnungen des Burgflecket. - Eigenthümers, der ihn hierher gesandt hat, Übereinstimmen müssen? Hört, hört.) Und ist nicht die Vertheidigung des verfallenen Burgfle en-Syftems ein wesentlicher Theil jener Gesinnungen? Wenn er daher gegen dieses System stimmte, würde er nicht, troy sciner ausgebretteten Kenntnisse der Fndischen Angelegenheiten, von seinem Patron sogleich ausgestoßen werden? (Hört, bdrt.) Was kümmert sich der Herzog von Northumberland um 120 Millionen Britischer Unterthanen in Indien, wenn dabct der Besiß eines sciner Den in Betracht immt? Dies Argument is daher ganz trügerisch./ Am Schlusse seiner Rede sagte Sir Fr. Burdett, daß es jeyt dke Pflicht des Par- | laments sey, die Bill in einer solchen Gestalt anzunehmen, daß ste | den Wünschen des Volks entspräche und zu gleicher Zeit die Quelle ' unschäßbarer Wohlthaten nicht allein für dasselbe, sondern auch für | dessen späteste Nachkommen würde. (Das Resultat dieser Debatte, die schließlich noch von Lord Fohn Russell resumirt wurde, ist \ bereits im vorgestrigen Stücke dieser Zeitung gemeldet worden.) London, 8. Juli. Als beim Beginn der heutigen Sißung | des Unterhauses Herr Hunt eine von 19,400 Einwohnern der | atbeitenden Klasse von Manchester unterzeichnete Bittschrift, um | größere Ausdehnung der Reform, namentlich um die Bewilli- ung eines allgemeinen Stimmrechts, um jährlich zu erwählende arlamente und um Abstilmmen durch Kugelung, überreichte,

emerkte er, daß die Bittsteller sich vergebens bemüht. hätten,

ittschrift zu bewegen, wiewohl sich do das Mitglied, an wel- es sie sich gewandt, ganz ohne Borbehalt zu Gunsten der Re- daß die Abgeord-

en seyen und ihn gefragt hätten, ob' er niht auch der Meinung seh, daß OX, E der Times bestohen worden? (Großes Gelächter.) *) Er habe ihnen darauf erwiedert, daß er das nicht glaube ;

2" URE

denn erstlih wolle Niemand Hrua. Hunt bestehen(Gelächter),und zwei- tens würde Herr Hunt, falls sich auch Jemand ände ; a ihn bestehen wollte, keine Bestehung annehmen; diese Gründe seyen ihnen sehr einleuchtend gewesen, und damit hätten sie, überaus zufriedengestellt, sich roieder entfernt. Auf diese, von faft unun- terbrohenem Gelächter begleitete Mittheilung bemerkte Herr unt, es sey ganz unverantwortlih, daß man die arbeitenden lassen in der Reform-Bill so wenig bedacht habe, und er glaube, es seh dabei hauptsächlich auf Preston, seinen Wahl-:Ort, gemünzt ge: wesen; er prophezeie, daß, wenn man in der Bill nicht einige Aende- rungen mache, die Aufregung im Volke eben so groß sehn würde, als wenn man sie gar nicht hátte- passiren lassen, Oberst Evans meinte dagegen, üble Folgen seyen nur zu befürchten, wenn die Bill gar nicht durhginge; übrigens aber müsse er das von Herrn Hunt beobachtete Verfahren mißbilligen und bedauern.

Niederlande,

Brüssel, 9. NXuli, Kongreß-Sigung. Nach der An- nahme des Protokolls verlas Herr Liedts eine gegen die Prá- liminar- Artikel gerichtete Protestation, welche mehrere Offiziere und Unteroffiziere der Bürgergarde des Kantons Spaa an den Kongreß übersandt hatten. An der Tagesordnung war die Fort- sezung der Diskussion über die Vorschläge der Konferenz. Herr Duval de Beaulieu bemerkte, daß nach 9 tägiger Erörterung, und nachdem 69 Redner gehört worden, es toohl Zeit sey, den Debatten ein Ende zu machen und zu einem Resultate zu ge- langen; er {lage demnach vor, daß die Versammlung slch für permanent erkläre, Dieser Vorschlag, von den Herren v. R o- baulx, Trentesaux und Pad bestritten und von den Herren von Secus Vater, eleeuw und Delhougne unterstüßt, wurde angenommen. Nachdem sih Herr Deleeuw für, Herr von Robaulx gegen die Präliminarien ausgesprochen hatten, verlangte Herr E den Schluß der Debatte. Herr Devaux widerseßte slch, weil er es unbillig fände, daß nach einer so langen Diskussion dieselbe mit der Rede eines Mitgliedes der Opposition endige. Herr Deleeuw verlangte, daß man vor dem Schlusse noch Herrn Lehon höre. Mehrere Mitglieder sprachen noch für und gegen den Schluß. Herr Le- beau {lug vor, man solle es machen, wie bei der Wahl des Herzogs von Nemours, daß man nämlich vor dem Schlusse der Debatte noch einen Redner für und einen Redner gegen höre. (Nein, nein !) Der namentliche Aufruf wurde verlangt und dem: nächst der Vorschlag, die Diskussion zu schließen, mit 104 Stimmen gegen 84 verworfen. Herr Ch. Lehon sprach \ich darauf in einer ausführlichen Rede zu Gunsten der Präliminarien aus. Nachdem noch Herr Jottrand gegen die Vorschläge gehört worden war, wurde endlich die Diskussion geschlossen. Der Präsident ließ zuerst über die von Herrn von Robaulx in Antrag gebrachte vorläufige Frage abstimmen; dieselbe wurde von 144 Stim- men gegen 51 verworfen, Hierauf verlangte Herr von Robaulx das Wort und sagte, daß ihm eiue constitutionnelle Pflicht zu er- füllen übrig bleibe. Er sey Jnhaber einer Proteftation ge- gen das Abstimmen über die 18 Artikel, Er werde dieselbe vorlesen und auf das Burean niederlegen. Herr von Robaulx verlas hierauf eine {on früher in den Zeitungen erwähnte, von 38 Mitgliedern des Kongresses unterschriebene Protestation, worin auf den Grund, daß die Constitution die Gränzen Belgiens fest: stelle, daß nah derselben Constitution § 80. der König diese Constitution beshwören müsse, daß der Prinz von Sachsen: Ko- burg durch den 1sten Artikel des Dekrets vom 4. Juni noch ganz besonders dazu verbunden sey, auf das förmtichste gegen die An- nahme der Kouferenz- Vorschläge protestirt und, im Fall diesel- ben doch angenommen wurden, die Wahl des Prinzen Leopold für nichtig erflárt wird, weil alsdann Personen daran Theil ge- nommen hátten, die nicht zum Belgischen Kongreß gehörten. Diese Proteftation war unterzeichnet von den Herren von No: baulx, Seron, Jottrand, Thuns-:Amand, C. de Smet, Bischoff, Speelmann, Ch. von Brouckere, J. von Nee ff (aus Löwen), J. Frison, J. B. Gendebien, L. Coppens, L. Bredeat, Pirson, Helias d’Huddegham, Ch, Coppens, Beaucarne, VBlargnies, Vandeker- kowe, E. de Smet, Abbé de Haerne, Delhougne, de Reze, Rosfseúw, Dams, Jaminè, Watelet, Verga- wen-Goethals, A. Gendebien, A. Rodenbach, Graf v. Robiano, Gelders, Vanderlooy, Naline, Vanart, Teuwens, de Meer von Moersel. Herr von Robaulx bemerkte noch, daß man den Namen des Herrn Lebègue, der anfánglich mit unterzeichnet, ausgestrichen habe. Herr Lebègue sagte, daß dies auf sein Verlangen geshehen sey. Die Herren Beaucarneund L. Coppens verlangten ebenfalls, ihren Na- men zu streichen, dagegen verlangte Serr Lardinois, den sei- nigen hinzuzufügen. Mehrere “"leis wünschten, daß man ihre Vota zu Protokoll nähme. err A. Gendebien fügte diesem Wunsche noch die Bemerkung hinzu, daß er, im Wider- spruche mit seiner früheren Drohung, im Kongresse bleiben werde, um seine Pflicht zu erfüllen ; dies geschehe unter der Aegide der Protestation, welche er unterzeichnet habe. Man schritt nunmehr zum namentlichen Aufruf über die Vorschläge der Konferenz, welche mit 126 Stimmen gegen 70, also mit einer Majorität von 56 Stimmen, angenommen wurden. Als der Präsident das Re- sultat bekannt gemacht hatte, erschollen von allen Seiten des Saales und der Tribunen laute Beifalls-Bezeugungen. Hr. Osh trug darauf an, daß eine Deputátion von fünf Mitgliedern an den Prinzen von Sachsen-Koburg gesandt werde , um ihm die Annahme der Präliminarien anzuzeigen uud um ihn einzuladen, slch so bald als möglich nah Belgien zu begeben. Er halte es nicht für passend, si bei einer so feierlihen Gelegenheit mit Ah- sendung eines Couriers zu begnügen. Hr. Forgeur widerseßte sh diesem Vorschlage, weil man dadurch unnüße Koftèn veran- lasse. Es sey Sathe der Regierung, die mit den Unterhandlun: gen beauftragt seh, die Annahme der 18 Artikel nah London zu berichten. Hr. Lebeau unterstübte den Vorschlag des Hrn. Osy, welcher angenommen wurde. Zu Mitgliedern dieser Deputation wurden die Herren Lebeau, Felix von Mérode, J. d’Hoogs vorst, v. Meulenaere und Fleussu erwählt, Es entspann sich noch eine Diskussion darüber, ob man dem Ministerium, ehe der Kongreß auseinander ginge, noch einen provisorischen Kredit für den Monat Juli eröffnen solle. Endlich wurde ent- schieden, sich morgen mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen, Die Sißung wnrde um 5 Uhr aufgehoben. E Hiesige Blätter publiziren das nachstehende Schreiben aus Ldwen: „Die Zeitungen haben erzählt, daß die Thatsachen zut reden beginnen, daß man über das uachdenken t was sich in Löwen zugetragen, und dann sagen möge, ob die ukunft wohl ufriedenstellend aussehe? Doch lassen Sie sich dadur nicht er- \chrecken die Thatsachen haben nicht geredet. Die unserer Uns abhängigkeit feindlich geslunten Fournale haben erzählt, E Löwen eine Volks -Bewegung ftattgefunden ; sle haben es voller Freude - hundertmal wiederholt und jedesmal die Thatsachen auf

© Man vergl. den Ausfall der Times gegen Hrn. Hunt in Nr. 189 dex St. Zeit.

E Ao) len E E E

eine {händlihe Weise übertrieben; es ist endlich Zeit, daß wir

die Wahrheit zur Kenntniß bringen; hier if fie, man lese und urtheile dann: ' Sonntag und Montag beads däkea tse einige Leute aus dem Volk und mehrere hundert Kinder auf dem gro- ßen Markte versammelt und haben dort gegen die Präli- minar - Artikel, die wahrscheinli feiner von ihnen gelesen hatte, unendlich viel geschrieen. Voll von dem Bier, das man unter sle ausgetheilt hatte, tanzten sie unter dem Freiheitsbaume und zerstreuten sich endlih, einige Straßen unter Absingung patriotischer Lieder durchziehend, Kann man nun wohl einem solhen Possenspiele, das so wenig national war, und das alle anstándige Leute mit Unwillen erfüllte, den Nas men einer patriotishen Bewegung geben? Man hat das Be- nehmen einiger Hibköpfe sehr getadelt, die sich nicht gescheut ha- ben, das Volk aufzureizen, ohne daran zu denken, daß eine solche Bewegung die öffentlihe Ruhe {wer fompromittiren und Scenen der Ausshweifung zur Folge haben konnte. Ganz eben so verhält es sich mit den Ereignissen in Lüttich; die Hälfte der Einwohner hat dort kaum eine Notiz davon genommen. Ueberall hat man versucht, . das Volk in Aufstand zu bringen, aber das Volk hat seine Dimisslon eingereicht. ““

Anus Gent vom Sten d. M, schreibt man: „Der Advokat de Souter, Präsident der hiesigen National s Association, ist heute Abend um 74 Uhr verhaftet worden; man brachte ihn sogleich nach der Citadelle, Die Militair-Behörde entwickelte bedeutende Kráfte, um diese Verhaftung zu bewerkstelligen. Infanterie, Kavallerie , Gendarmerie, Artillerie nichts wurdè vergessen ; die ganze Garnison war auf den Beinen; alle Straßen, alle Pläye waren beseßt; die Bestürzung war allgemein, welches anch wohl bei dem Anbli brennender Lunten nicht anders seyn fonnte.‘“

Brüssel, 9. Yuli. Das Schicksal tinseres neuen Staates ist heute vom National s Kongreß entschieden worden. Die Annahme der Propositionen der Londoner - Konferenz fand mit einer überwiegenden Stimmenmehrheit statt. Von 196 Mitgliedern stimmten 126 für und 70 gegen die Annahme. Die Freude ist nicht mit Worten zu beschreiben, welche das Nesultat der Abstimmung hervorbrachte. Es ist merkwürdig, daß von den Tribunen , die außerordentli angefüllt waren, an diesem Tage während der Diskussion und Abstimmung Ruhe und Anstand im höchsten Grade beobachtet wurden, und daß nah Bekanntwerdung des Nesultats der Abstimmung die Gefühle der Freude und des Danks sich auf die lebendigste Weise verkündeten. Man sleht hieraus, daß die Vorgänge der früheren Tage nicht der Aus- druck des Volks, sondern der Erfolg der Bemühungen der Oppo- sition und Association gewesen ist. Diese hatte auch noch in dem leßten Augenblicke ihre ohnmächtigen Versuche nicht aufge- geben. Noch vor der Abstimmung übergab Herr von Nobaulx eine von 39 Mitgliedern des Kongresses unterzeichnete Protesta- tion, nah welcher sie die Wahl des Prinzen Leopold für null und nichtig erkannt wissen wollten, weil dieser Wahl die Bedingung zum Grunde läge, daß die Integrität des Territoriums, wie \olhes der National - Kongreß beftimmt habe, unverlegt bliebe. Der Unwille drückte sich hierüber jedo allgemein und sehr laut aus, man {ritt zur Abstimmung, und der höchste Applaus in der Kammer selbft und von allen Tribu- nen folgte derselben. Sobald solhe außer dem Hause bekannt wurde, ftrömten Tatisende von allen Seiten herbei, und das Visz vat- und Bravo-Rufen hatte kein Ende. Mit diesem Applaus wurden auch die Minister und alle Mitglieder begrüßt, wie fie das Haus verließen, wogegen die Mitglieder der Opposition sich ganz fill davon machten; doch ist man nicht ohne Sorge, daß sie noch heute Abend einen Versuch machen werden, um auf das gemeine Volk zu wirken. Der Geist der National- Garde ist vortrefflich, und rings um die Stadt liegen Truppen. Auch suht man das Gerücht zu verbreiten, daß die Einwohner von Venloo diese Stadt in Brand ftecken wollten. Morgen geht eine Deputation von fünf Mitgliedern nah London, um unserem Könige Leopold [. die Annahme der Bedingungen an- zuzeigen, unter welchen er die Krone von Belgien acceptirt hat.

Lüttich, 10, Fuli, Hier ift folgende Proclamation er- schienen: „Einwohner der Provinz! Der National - Kongreß hat mit einer Majorität von 126 Stimmen gegen 70 die große Frage, welche ihn seit mehreren Tagen beschäftigte, bejahend entschieden. Alle Meinungen waren frei; und die Behörde, treu ihrem Man- date, hat-den Bürgern, welche ebenfalls eines besaßen, weder das Recht, es kund zu thun, noch die constitutionnellen Mittel, es gel- tend zu machen, bestritten, Eine einzige dieser Meinungen slegt, denn alle konnten nicht siegen; die anderen unterliegen einer Nothwendigkeit der gesellshaftlihen Ordnung. Talent, Wahr- heit, Gefühl nihts hat den Anstrengungen der Minorität ge- mangelt; aber wenn die Zahl das Recht bildet, so is es der Majorität erlaubt, zu glauben, daß die Vernunft die Yahl gebil- det hat. YFebt, da die Diskussion beendigt if, liegt uns Allen dieselbe Pflicht oh. Es if die Majorität des Kongresses, nicht der Sieg der herrshenden Meinung, welche uns diese Pflicht vorschreibt ; es ift ein allen Meinungen gemeinschaftliches Jnter- esse, es ist der Feind von außen, welcher uns befiehlt, im Fn- nern einig zu bleiben. Der König von Holland hat früher gegen die Protokolle protestirt, obgleich er sie annahm; wird er jest die Friedens - Präliminarien und seinen ungeheuren Theil an der Schuld annehmen? Er wird zögern, es zu thun. Hüten wir uns, daß er in der Zwischenzeit niht Gelegenheit finde, uns iu- mitten bürgerlicher Streitigkeiten der Lnarchie und aller ihrer Ausschweifungen, angreifen zu können. Hüten wir uns, daß wir im Kampf der Parteien ihn nicht als einen Befreier herbeiwün- {hen müssen, und daß wir niht dem Gram und der Schande anheimfalleu, das Vaterland in einem Augenblick zerrissen zit

haben, wo es sein Heil in die Eintracht seiner Kinder gesezt hat. Der Gouverneur der Provinz (gez.) Tielemans.““

Der Bürgermeister und der Magistrat haben ebenfalls eine Proclamation an die Bewohner Lüttichs erlassen, worin sle den Beschluß des Kongresses zur öffentlihen Kenntniß bringen.

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 5. Juli, Ein Russischer Offizier ist mit Ge- schenken des Kaisers, bestehend in fostbaren Porzellan-Basen für den König und frystallenen für den Kronprinzen, hier ange- fommen.

Vorgestern hatten der Königl. Französische Gesandte, Mar- quis von Dalmatie, der, so wie auch Lord Bloomfield, zum Ge- brauche der Seebäder nach Uddewalla reist, und der Kaiserl. Russische General van Suchtelen zu gleicher Zeit Privat - Au- dienzen beim Könige.

Stockholm, 8. Juli, Am ten d. M., dém Ge- burtstage des Kronprinzen, hat der König, Seiner gewöhnlichen Freigebigkeit gemäß, 1000 Rthlr. gegeben, um Brennholz für die Armen zu kaufen, und 1000 Flaschen Wein, um unter arme Kranke vertheilt zu werden. Das Departement der Wassser- bauten hat so eben dem Könige seinen Bericht über die im vo-

rigen Vahre ausgeführten Arbeiten abgestattet, Das beträcht-

122 M S A E r o

He S E P

F E R E