1831 / 199 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sage: die Regierung, welche Fehler ad libitum begeht, und die- selben auch ad’ libitum verbessert. Sie streiht einen Burgflecten atis der Liste A. aus, und schiebt einen andern in die Liste B., ganz nach Gefallen. Jch muß gestehen, daß mein gelehrter Freund, der Seneral-Anwalt, bei diefer Gelegenheit seine gewöhnliche Lie- benswürdigfeit vergessen zu haben scheint, mit einer Bitterkeit gesprochen hat, die er si seit kurzem in gewijjen Gerichtshöfen angewehnt hat, wo er nicht sehr siegreich war. 9 Aber ob mein gelehrter Freund für seine Ansicht Gründe beibriugen kann oder niht er” ist doch seines. Erfolges in diesem Hause, wo die Mi- nister eine so bedeutende Majorität besien, gewiß. Ich wieder- hole meine Ansicht, daß die vorliegende Bill eine Straf-Vill ift, und fordere die Regierung auf, diese Behauptung zu widerlegen. Die Mitglieder der Seite des Hauses, wo ic siue, sind beschul- dict worden, sich bei Gelegenheit dieser Bittschrift in eine vor: eilige Diskussion eingelassen zu haben, Der General-Anwalt hat sich öffentlich dactiber beschwert , und uns um Gotteswillen ge- beten, bei der Sache zu bleiben. {nd doch sind es gerade der ehrenwerthe und gelehrté Herr und feine Freuude, die aus dem Geleise bogen. Der General-Anwalt sagte : bleibt bei der Bitt- schrift; das Haus ist úber die Grundsäße der Vill sowohl als über die Details einstimmig Jhr habt also nicht nöthig, dar- úber zu flreiten, Das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied ist in der lebten Beit sehr beschäftigt gewesen, Seine Zeit ist ganz von anderen Dingen in Anspruch genommen worden, so daß es wahrscheinlich nicht hat dazu tommen fönnen, die Protofolle und Register des Hauses einztu- sehen, sonst würde es gesunden haben, daß die Mitglieder Alles, nur nit einig über die Détails der Bill sind; und nit we- nide derselben haben ihre Absicht zu erkennen gegeben, die Bill zu verándern oder sich ihr zu widerseßen. Der gelehrte Herr sagt, und wird darin von seinen Freunden unterstübt: ,, , Bleibt bei der Frage, wir sind Alle einig.‘/‘/ Ja, wahrscheinlich sind fie so einig, wie 12 Geschworene, die sich noch nicht über den Aus- spruch verständigt haben. Dieses is die Beschaffenheit ihrer Einstimmigkeit. Einige sagen : wartet, bis wir uns in einen usschuß verwandeln, und dann laßt uns schen, wie die Sache sieht. Das ists aber eben, was ih will; ih wünsche zu wissen, wie die Sache sieht, und eben deshalb verlange ich eine Unter- suchung; ich wünsche, daß Zeugen tiber die Thatsachen vernonm- men werden, und deshalb unterstüße ih das Verlangen der Bittsteller. Jch weiß, daß das Parlament, welches dem gegen- wártigen folgen wird, wenn die Reform-Bill durchgeht , einen neuen Weg einschlagen, und daß es zu denjenigen, welche um Ab- húlfe oder um Untersuchung , einfommen werden, sagen wird : „Mein, wir können Euch nicht anhören; wir sind ein Parla- ment, fark durch feine Zahl, und abgesandt worden, um ein be- fonderes Vertrauen zu rechtfertigen ; wir können Euch daher kein Gehöbc \chenten.‘/// (Beifall.) Wenn es möglich wáre, mit einen Fernroßr in die Zukunft zu hauen, so würden wir wahrschein- lich finden, daß dies die Sprache unserer Nachfolger if; aber da diese Zeit noch nicht gekommen ist, so bitte ich das Hans fle- henilih, den Charafter der Gerechtigkeit und Unparteilichkeit bei- ztbehalten, welcher demselben so viele Fahrhunderte lang eigen war. Der edle Lord (Russel) sagte, daß die verfallenen Burgflecken niht durch ihre Bertreter in diesem Hause vernom- men werden dürften, da dieselben dabei interessirt wären. Wenn sie also nicht durch ihre Repräsentanten und nicht durch einen lnwalt auf Grund ihrer Bittschriften gehört werden sollen, so möchte ich_ den edlen Lord fragen, auf welche Weise sie sich denn Gehör verschaffen sollen ? Auf welchem Wege sollen sie slch über den Aft der Ungerechtigkeit, über den sie sich beschweren, Recht verschaffen?‘ Lord Althorp erwiederte: „Das ehrenwerthe und geiehrte Mitglied hat sich wie gewöhnlich durch seine Einbildungs- kraft zu den größten Uebertreibungen verleiten lassen. Dasselbe hat die Regierung beschuidigt, alle Beweise durch die bloße Zahl ihrer Unterstüher, und jede nothwendige Diskussion durch Gewalt unterdrúcken zu wollen, Geht nun wohl irgend eine ‘\olche Ab- sit aus dem Verfahren, das sie bisher beobachtet hat, hervor? Hat nicht mein edler Freund ausdrücklich erklärt, daß die ganze Froge in dem Ausschusse genau erörtert werden wird? und ich füge ¡ekt hinzu: laßt das Haus in Gottes Namen sich in einen Ausschuß verwandeln, Und dann möge der Fall jedes einzelnen Burgfleckens in Betracht gezogen und reiflich erörtert werden. Das ehrenwerthe Mitglied hat ferner die Regierung der Partei- lichkeit beschuldigt. Nun hat aber die Regierung auf alle Weise dahin gestrebt, sich selbst der Mittel zu berauben, parteiisch sehn zu können, und sich deshalb einer bestimmten Regel unterworfen, von welcher sie entschlossen ist, nicht abzuweichen. Der ehren- werthe und gelehrte Herr hat die Bill eine Straf-Bill genannt, und die Regierung aufgefordert, zu erklären, daß dies der Fall sey. Fch uechme keinen Anstand, das entgegengesebßte zu behaup- ten, und din im Gegentheil überzeugt, daß es eine Bill ist, welche sich als höchst wohlthätig für das ganze Land bewähren wird. Das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied hat gefragt, wie man die Bevölkerung des Burgfleckens Applebh. kennen wolle, wenn man nit das Amendement annähme? Ich erwiedere darauf: durch die Bevölkerungs - Listen; und ih füge hinzu, daß mau sich auf feinem anderen Wege diese Kenntniß verschaffen könnte, selbst wenn Zeugen abgehört würden. Das ehrenwerthe Mitglied hat auf eine Meinungs-Verschiedenheitzwischen mir und meinem edlen Freunde (Lord J. Russell) aufmerksam gemacht. Jch bin mit dem edlen Lord während des größten Theils meines Lebens auf das freundschastlichste verbunden gewesen, aber diejenigen, wel- che das Verfahren in diesem Hause beobachtet haben, müssen be- merft haben, daß wir in unseren politischeu Ansichten häufig nicht übereinstimmen. Das ehrenwerthe und gelehrte Mitglied hat endlich gefragt: ob dies der Weg \ey, das Vertrauen des Lan- des zu gewinnen? Jch beantworte diese Frage durch eine andere: Jst das der Weg, sich das Vertrauen des Landes zu erwerben, venn man auf Anträge dieser Art besteht, weiche lediglich in dec Absicht gemacht werden, um einen Aufschub zu veranlassen, und um dem Durchgehen einer Bill Hindernisse in den Weg zu le- gen, welche das Land -fo fehnlich erwartet?‘/ Alderman Thompson bemerkte, ec wisse vielleicht mehr von dern Burg- fleŒen Applebyh, als irgend ein anderes Mitglied des Hauses, und er müsse befenneu, daß nah dem was, er von den in der Bittschrift angeführten Thatsachen wisse, es ihn die Pflicht des Hauses scheine, den Bittstellern Genüge zu leisten. (Hört, hört !) Die Berwaltung des Majors von Appleby erstrecke sich über zwei Gemeinden, und da es nicht geläuguet werden könne, daß diese mehr als 2000 Eiuwohaer in sich- faßten, so glaube er, daß der Burgflecfen berechtigt seh, eins seiner Mitglieder zu behalten.‘ Es erfolgte hierauf die (geftern gemeldete) Abstimmung, bei der das Nrnendement des Lord Maitland verivorfen wurde. Als dar- auf wieder die Diskussion über die allgemeinen Principien der Nefocm-:Bill begann, äußerte unter Anderen Herr Attwood: *) Sir Ch. Wetherell spielt hier auf den Prozeß gegen Cobbet an, den befanntlich der General - Anwalt (Six D. Denman) leitete und verloy,

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„Fch kann die Gelegenheit nicht vorüber gehen lassen, ohne aufs nene die Aufmerksamkeit des Hauses auf eine Maaßregel zu lenken, welche in der Geschichte des Parlaments und des Hauses ohne Beispiel ist. Seit demBeginn unserer Reprásentativ-Regierung und Mahl-Legislatux ist kein Präcedent zu einem solchen Verfahren vorhanden. Hat man je den Gemeinen Englands vorgeschlagen, wie in der gegenwärtigen Bill, einem Drittheil des MWahlkörpers, ja, unr einer einzigen Wahl-Versammlung, ihr Recht zu nehmen, wenn nicht eine Entschädigung damit verbunden, oder wenn es nicht die Strafe für ein überwiesenes Verbrechen war? Jch vertheidige das System unserer Neprásentation im Allgemeinen, und be- hanpte, daß in jedem großen System einige Beispiele von Be- ftechlihfeit vorkommen werden, Für diese besonderen einzelnen Fälle giebt die Bill kein Mittel an, denn sle stürzt alle unsere bestehende Institutionen um. Jch behaupte, daß die Vortheile des Burgfleéen-Shstems einleuchtend sind, wenn man sich der berühmten Mitglieder erinnert, die durch den Einfluß desselben ins Parlament gekommen sind. Den Burgflecken ist das Laud für die Dienste und Tatente der Lords -Eidon und Manösfield und für die glänzende Beredtsamkeit und den unsterblichen Ruhm des Herrn Pitt verpflichtet. Als Antwort auf die Bitte an den König, die Ausschreiben an die Burgflecken zurückzuhalten, be- merke ih, daß die besten constitutionnellen Nechtsgelehrten und die größten Autoritäten immer der Meinung gewesen sind, daß jeder Burgflecken, der einmal das Privilegium genossen hat, ‘Mitglieder ins Parlament zu senden, berechtigt ist, diesen Bor- zug immer zu genießen, und ih protestire in den bestimmtesten Ausdrücken gegen die Reform-Bill als eine Confiscations-Maaß- regel. Jch frage, ob man annehmen fann, daß die neuen Kon- stituenten Mitglieder von größeren Talenten, Ansehen und Recht- lichkeit wählen können, als diejenigen, aus denen das Haus jeßt zusammengeseßt ist? Was hat in den leßten 40 Jahren alle Ue- bel über Frankreich gebracht, was anders, als der. Ehrgeiz des Volks, die Leitung des Landes in seine eigene Hände zu neh- men? Eben dies war der Fall mit mehreren übrigen Ländern Enuroya?s: fie sind beinahe alle bemüht, die Souverainetät des Bolfks anerkennen zu lassen. Aber jede Regierung is mit der Herrschaft des Bolks unverträglich, Der Kampf dieserhalb hat wáhrend der leßten 15 Fahre fortwährend in Frankreich bestan- den, und was sind die Folgen davon? Daß der ältere Zweig der Bourbonen verbannt worden ist.- Wenn man auch zugesteht, daß sie schwach waren und Frankreich \{lecht regiert haben, fo fann doch Niemand für das sich verbrgen, was anderen Ne-

„gierungen bevorsteht, wenn der Volkswille so mächtig wird, Will

man nun dem WVeispiele Frankreichs folgen, und die Britische Constitution in den allgemeinen Revolutions-Ofen werfen? Wer faun vorher sagen, was das Ende davon sehn wird? Es ist nicht meine Absicht, den allgemeinen Lehrsaß von den Rechten des Parlaments zu bestreiten. Es giebt zwei. abgesonderte Rechte des Parlaments. Im ausgedehnten Sinne des Worts hat das Parlament das Recht, jedes Vorrecht der Krone und alle ande- ren abzuschaffen, und dem Lande eine neue Constitution zu ge- benz dies ist aber hier nicht der Fall. Der König hat in seiner Rede vom Thron das Parlament aufgefordert, diesen Gegen- stand, mit Berücksichtigung der allgemeinen und anerkannten Grundsäße der Constitution, in Berathung zu nehmen. Jn dic- sem Sinne nun bestreite ih dem Parlamente das Recht, solche Veränderungen in einer. der drei constitutionnellen Gewalten vor- zunehmen. Nach demselben Grundsaß, den das Ministerium in Bezug auf das Haus der Gemeinen angewendet hat, müßte auch die Berfassung des anderen Hauses geändert werden. Bis jest waren die einzigen Konstituenten jenes Hauses die funfzehn Kabinets-Minister. Es geht das Gerücht, daß sie beabsichtigen, eine neue Zahl Mitglieder in jenem Hause zu erwählen denn so muß ih die Ernennung neuer Pairs bezeichnen um die Reform-Maaßregel zu fördern. Jch kann diesem Gerüchte fei- nen Glauben beimessen. Gewiß besißen sie mt die Keckheit, die Ruchlosigkeit, dies zu thun, (Hört, hört! von der Opposition.) Aufgefordert, den Zustand dieses Hauses zu reformiren, bloß des- halb, weil die Zahl der Wähler zu klein ist, werden sie da woh! das Schauspiel einer Wahl von Repräsentanten für das andere Haus geben wollen, welche bloß durch die Minister, alfo gewiß durch wenige Constituenten, stattfinde? Das würde in der That eine Verlegung aller Grundsäße. der Constitution seyn. Die Macht, Pairs zu ernennen, ist der Krone gegeben worden, um Mánner, welche sich ausgezeihnet haben, zu belohnen, aber nicht, um eine Maaßregel im Parlament durchzusegen, Wenn 10 Pairs zut einem Zweck ernannt werden, so fann man 20 zu einem an- deren ernennen. Auf solche Weise würde dieser Zweig der Le- gislatur von der Krone absorbirt werden. Wenn die Maaßregel angenommen wird, so öffnet mau der Revolution alle Schleu- sen, sie wird alle Prárogative der Krone, des Parlaments, und jedes Recht des Volkes mit fortreißen.‘/ Nach diesem Bor- trage wurde vou der Opposition einer von. den vielen (gestern er- woáhnten) Bertagungs-Vorschlägen gemacht. Lord Althorp wi- derfeßte sich dem Vorschlage, der zwar mit großer Stimmen- Mehrheit verworfen, jedoch immer wieder, ohne daß die Debatte im Geringsten vorgeschritten, oder daß nur irgend etwas Neues zur Unterstüßung des Antrages gesagt worden wäre, bis um 7x5 Uhr Morgens erneuert rourde. :

London, 13. Zuli. Bei dem Gastmahle, welches die Stadt London dem Lord John Russel gab, äußerte derselbe : „Gott wird in seiner Sorgfalt für das Wohl dieses Reichs die Gemüther der Pairs. dahin lenfen, das aufgeklärte System der Reform anzunehmen, welches so sehr darauf berechnet ist, die Constitution zu stärken und zu befestigen, die vernünftigen Er- wartungen eines freien und anfgeflärten Volks zu befriedigen und die Ruhe, die Sicherheit und die Unabhängigkeit unseres geliebten Vaterlandes zu sichern.“‘

Aus Liverpool wird unterm 10ten d, gemeldet: „Gestern Abend um 92 Uhr plaßte der Dampfkessel der Maschine in dem nenen Zollhause. Herr Toncfinson, der Unternehmer des neucn Stein-Werks, hatte diese Maschine von 5 Pferden Kraft einge- richtet, um die Steine herauf zu winden und nieder zu lassen. Um die benamte Zeit waren mehrere Arbeiter in dem Maschineu- Hause versainmelt und bemüht, die Kraft des neuen Kessels zu probiren; aber unglücklicher Weise vergaßen sie in der Eile das Gewicht in die Balance zu werfen, und während sle ringsherum standen und’ glaubten, daß der Dampf noch nicht seine Höhe erreicht habe, plagte der Kessel mit einer furchtbaren Explosion und sprengte das ganze Gebäude in die Luft. Einer der Um- stehenden, Namens John Price, der Aufseher der Arbeitsleute, wurde wenigstens 30 Ellen weit geschleudert und blieb gleich todt anf dem Plate. Zwei andere wurden, -aber hoffentlich nicht ge- ährlich, beschädigt. Die Kraft der- Explosion war so fürchter- lich, daß diè Steine und andere Theile des Gebäudes über 80 Ellen weit geschleudert wurden. Es ‘gränzt beinahe. an ein Wunder, daß an einem \o belebten Orte nicht mehr Personen zu Schaden gekonmnmien sind,“

Niederlande, Aus dem Haag, 13. Juli, Ihre Königliche Hoheit d Prinzessin Friedrich ist heute von hier nah Breda abgereist, Aus Zwolle schreibt man unterm 11ten d. M. : daß, dy

bestehenden Gesetzen zufolge, ein (auf der Flucht begriffene 4

Uhrmacher aus Oldenzaal, der überführt worden ist, sich in dy im Dezember 1830 an genanntem Ort stattgehabten Unruhy an die Spige eines bewaffneten Haufens gestellt zu haben, u den in den südlichen Provinzen ausgebrochenen Aufstand ay in die nördlichen zu verbreiten, dazu verurtheilt worden anf dem öóffentlichen Richtplaß in Almelo gehängt zu werde Es wird hinzugefügt, daß Abschriften des Urtheils nach Almeh und Oldenzaal abgefertigt worden, um sle dort an eigends day aufzurichtenden Pfählen zur öffentlichen Kenntniß anzufchlagy

Brüssel, 13, Juli. Herc Ch. Lehon ist heute Morg wieder uach Paris zurückgekehrt. Herr Vanderstraeten - Ponthy hat ihn als Legations:-Séecretair begleitet.

Der Belgische Moniteur meldet, die Regierung ha die Nachricht erhalten, daß der Gesandte des Königs der Nj, derlande in Paris auch jeßt noch die Pässe nah Belgien visly daß uamentlich am 19. oder 20. Juni Herr v. Fagel deu Yj cines Arbeiters von Gent visirt habe. Der Minister des Jy nern habe deshalb ein Rundschreiben an alle Provinzial-Gouy, neuvre erlassen, und das Publikum werde benachrichtigt , daß ql Pásse nach Belgien, die von dem Niederländischen Gesandty in Paris visirt fehen, als nicht visirt betrachtet werden sollen,

Dasselbe Blatt enthält Folgendes: „Mehrere Zeitungg haben sich auf verschiedene Weise über die in Gent vorgenom nen Verhaftungen ausgelassen; wir halten es daher für ang messen, die Thatsachen mitzutheilen, welche zu diesen Verhafti gen Anlaß gegeben haben. Am Abend des 5ten d. M. y ein Haufen Leute, zum Theil mit Sensen nach Art der Poly schen bewaffnet, welche auf dem großen Plate vertheilt wordy waren, aus Gent, und schlug den Weg nah Brüssel ein, indqy er die Absicht zu erkennen gab, den National - Kongreß zu zin gen, die Friedens-Präliminarien zu verwerfen. Dem General wy MWautier gelang cs, diesen Haufen, dem noch ein ebenfalls mj Sensen beladener Wagen nachfolgte, zum Rückmarsch zu by anlaf}sen. Die Waffen wurden darauf in einem Lok genannt „die Nhetorië‘/, wo gewöhnlih die Sipung der Association. slattfinden, niedergelegt. Diese gaben zu einer gerichtlichen Untersuchung Anlaß, in Folge wel Mandate gegen die Herren de Souter, Spilthoven, de Cos, Eichberger, Hellebatit und Bogaert, als angeklagt, die Beweguy veranlaßt und geleitet zu haben, weiche so glücklich durch die Bi

hörden unterdrüct worden war, erlassen wurden. Die Regu rung ist also, was man auch fagen mag, diesen Verhaftung

fremd, welche in Folge eines richterlichen Befehls statt gefundn haben. Die Negieritng, obwohl entschlossen, jeden Bersuh zur Störung der Ruhe ohne Ausnahme zu bestrafen, beabsit tigt jedoch keinesweges, zu Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen, wt he nicht durch das Gese erlaubt sind. Man muß unsere Jy stitutionen, und diejenigen, welche beauftragt sind, darüber zu w chen, sehr schlecht kennen, um das Gegentheil zu verbreiten. Du Neich der Eigenmächtigkeiten ist vortiber.‘“

Hiesige Zeitungen meldez aus Gent vom 12, Ju „Gestern gegen 5 Uhr Abends fand ein großer Zusammenla im St. Sauveur- und Aùugustin- Viertel statt. Die Mey umringte und folgte einem Esel, auf dent eine Puppe faß, sehr fauber als vornehmer Engländer gekleidet, und mit viel Inschriften versehen war. Diese Masse durchzog mehrère Stw ßen, und ftieß verworrenes Geschrei aus; man vernahm unt Anderem : „Nieder mit den Ministern!“ Ungefähr 40 Män mit Stöcken bewaffnet gingen neven dem Esel her, und {lug auf die Puppe los, dieselbe wurde endlich zerrissen, und der Est blieb verlassen auf dem Playe zurück. ‘‘

Ein Tages-Befehl des Comité-Directeur, worin aufgefordt wurde, gegen die Annahme der Präliminarien zu protestirt

ivar an die patriotische Asociation in Tongern gerichtet roordu i

Nach einer reiflichen Untersuchung und Erörterung, welche zu Stunden dauerte, hat die patriotische Affociation Tongerns, nt che größtentheils aus Bewohnern Mastrichts besteht, a schieden, daß kein Grund zum Protestiren vorhanden fey.

Brüssel, 13. Juli, Wiewohl noch keine Nachrichten b unserer neuerdings na London gesandten Deputation hier el! gegangen sind, fo s{chmeichelt man sih doch mit der Hoffnun den neuen König sehr bald hier eintreffen zu sehen. Zwar wi hier und da noch die Besorgniß zu erkennen gegeben, daß! Prinz Leopold von den in einigen Belgischen Städten vorgekoni nen Ereignissen sich möchte abschrecten'lassen, die ihm eröffnete Bä! zu betreten; doch im Ganzen lassen die hiesigen Einwohner, seitd die Konferenz die Práäliminar-Artikel angenommen, weniger die Ki hángen und blickenmit größerer Hoffnung auf die Erhaltung dest dens, den die Mehrzahl aller Bürger nicht gestört zu seheu wüns Die Besorgniß eines Krieges und einer demnächst zu erwar! den Besezung von Seiten Frankreichs, das Belgien als t seiner Departements behandeln möchte, ist es hauptsächlich! dazu beigetragen hat, die Freude liber die Annahme der Fried Vorschläge und über die Erwählung des Prinzen Leopold) vermehren, Die Abneigung gegen Alles, was Französisch | geht jeßt {hon so weit, daß sich hier unter der niederen Einwo ner - Klasse ein Verein von ents{chlo}ssenen Männern, an det! Spiße ein gewisser Simon steht, zu dem einzigen Zwet! gebildet hat, mit allen hier befindlihei Franzosen H! del anzuknüpfen, uud sie auf diese Weise wo möglich au Brüssel tund aus dem Lande zu verdrängen. An jed Abend begeben si diese Männer nach den Kaffee-Häusern u! Schenken, wo es ihuen in der Regel gelingt , die anwesend! Franzosen iu eine Schlägerei zu verwickeln, aus welcher diese mer mit blutenden Nasen uud zerschlagenen Gliedern sich flu} ten müsen. Gestern und heute sind wirklich mehr als 80 F zosen mit den Diligencen nah ihrer Heimath zurückgeke)l Aber nit bloß gegen diese ausländischen Unruhestifl® sondern auch gegen die Mitglieder der Belgischen Ao tion hat sh die Wuth des Volkes gekehrt, in Fol dessen der hiesge Verein für gut befunden hat, si aufzu sen. Die Borsteher desselben bewirkten diese unerwartete Al

lösung, naehdem sie in Erfahrung gebracht, daß sowohl ihr B} sammlungs-Lokal als ihre eigenen Wohnungen vom Volke A

droht seyen. Die Verhaftung der beiden Herren Lehardi P

Beauilieu \oll in Folge der Eutdeckung eines Planes defoige L Î ra

den dieselben im Vereine mit einem ebenfalls verhafteten zosen, der si Baron von Armagnac nennt, zu Gunsten eint Mitgliedes der Buonaparteschen Familie, nicht ohne eine

noch zeitig genug auf die Spur gekommen und glaubt ütberhaup daß keine Partei mächtig genug sehn dürfte, eine andere Com" nation als die des Kongresses geltend zu machen.

Verviers, 13. Juli. Im hiesigen Fournal liest ma"

¡¡Sestern Abend um 9 Uhr bildeten sh zahlreiche Gruppen al

Umstän

F Maaßregeln auszuseßen,

Part! zu finden, angestistet haben follen. Man ist diesent neuen Pl

„m Sablon und auf dem Markte; man konnte daraus leicht (f eine bédeutende Zusammenrottirung schließen; und wirklich reinigten sich im 95 Uhr alle die verschiedenen Abtheilungen 1d nahmen ihren Weg nah dem Stadthause. Auf dem Markte gekommen, ertónte der Ruf: „Nieder mit Lebeau!‘ „Es lebe rantreih!“/ u. #. w. Die sich hinzudrängenden Neugierigen rmehrten die Masse immer mehr, und um 10 Uhr seßte sich je Bürgergarde in Bewegung, um die Menge aus einander zu eiben; es gelang ihr glüliherweise, und eine halbe Stunde äter war der Plaß gesäubert; es fielen am Abend keine weite- n Störungen vor.‘

D olen

Warschau, 14. Juli. Die Staats-Zeitung enthält en Bericht des chemaligen Befehlshabers der bewaffneten treitfcáfte der Wojewodschaft Augustowo, Herrn Godletoski, olcher daselbst als Kommissar der National! : Regierung die Fuppen organisicte und lange Zeit hindurch die Russische Ar- ee im Augustowoschen und Plozkischen dur Streifzüge beun- hhigte, bis ihn eine Krankheit nöthigte, nah Warschau zurück: (kehren und das Kommando úber jene Streif-Corps dem Ober- n Zaliwsfi zu übergeben, welcher gegenwärtig in Augustowo ehen soll, Jn jenem Bericht, welcher bis jeßt nur bis zum 3. rz reicht, und worin genau über alle Einzelnheiten, über erwendung der Fonds u. \ w. Rechenschaft abgelegt toird, lefinden sich unter Anderem folgende Nachrichten: Der ge- annte Oberst Godlewsfi benachrichtigte den ehemaligen Diftator, General Chlopizfi, daß die Wojewodschaft Augustowo ußer den anbefohlenen Truppen-Aushebungen noch 15,000 Mann telle, darunter 4000 auf wohl zugerittenen Pferden, um den- «(ben Dienst bei der Polnischen Armee, wie die Kosaken bei der Russischen, zu versehen; daß dieselbe Wojewodschaft die auf ihren \ntheil fallende Quantität von Produkten für die Armee nicht În die Agenten der Bauk, wie es vorgeschrieben war, verkaufen, dern unentgeltlich liefern wolle ;. daß die Bürger von Samo- ilen und Litthauen, und namentlich diejenigen, welche am rechten [fer der Wilia wohnten, sich mit den Polen vereinigen, eine Fnsurrec- jon zuStande bringen und die in ihrer Mitte kantonnirenden Russi: hen Truppen entwaffnen wollten ; endlich daß, da die Wojewodschaft Mugustowo ihrer Lage nach leicht abzuschneiden seh, die sämmtlichen treitfräfte so bald als möglich aus derselben herausgezogen und )lles, was man mitnehmen könne, fortgescha}t werden müßte. Gierauf hatte General Chlopizki erwiedert: 1) daß er vou den Cinwohnern keine Opfer fordere; sle sollten nur thun, was ihnen Anbefohlen würde; 2) hinsichtlich der Lieferung von Produkten ollte man sich mit dem dermaligen General-Jutendanten , Gra- en Lubiensfi ,- verständigen; 3) die Samogitier und Litthauer follten sih ihren guten Willen auf eine spätere Zeit aufsparen ; () was das Zurückziehen der Streitkräfte aus dem Augustowo- hen betreffe, werde so verfahren werden, mie es die Kriegs- perationen erforderlich machten.

Die Synagogen - Vorsteher der Hauptstadt Warschau haben eine Bekanntmachung an die Jsraeliten erlassen, worin sie den- elben anzeigen, daß der Reichstag, das Haupt der Nation, von hnen nur Opfer an Geld fordere, und daß sle in Folge eines Meichstagsbeschlusses den vierfachen Betrag der bisherigen Re- frutensteiter entrichten sollen. Sie fügen hinzu, daß, wenn bei Vertheilung dieser Abgabe auf Manchem vielleicht ein zu großer Vntheil falle, ein Jeder die empfindlihe Last im Namen der Billigkeit der allgemeinen Sache geduldig ertragen möge, indem du ersehute Frieden, welcher eine Folge der National-BemÜhun- (m sevn solle, reihlihe Früchte für Alle tragen und für bie \sraeliten insbesondere eine Bürgschaft der engsten Berbindung Init den Vúrgern anderer Glaubensbekenntnisse werden würde ; Janch wünschen die Vorsteher, daß die Vertheilung so gentigend Vals mögli ausfallen möge, bitten indeß die Kontribuenten,

instweilen, bis die Repartitionen in Gemeinschaft mit dem dazu bestimmten Comité durchgesehen und die gehörigen Verbesserun- en darin vorgenommen werden fönnten, zur schuelleren Unter- tügung des Schaßes wenigstens den dritten Theil der ihnen auf: gelegten Steuer darzubringen und sich uicht erst Executions-

Der Municipalcath macht bekannt, daß Nicmand in das Hospital in der „Bagatelle‘“, welches nur für arme Cholera-Kranke bestimmt seh, aufgenommen werden könne, wenn er nicht ein

R ausdrüfliches Zeugniß des Bezirks-Chirurgen beibringe, daß er Fwirkflih an der Cholera leide, und ein anderes von Seiten des I Polizei-Kommissarius, daß er der unentgeltlichen Pflege bedürf- tig seh. E

h —— Von der Polnischen Gránze, 16. Juli, Man N meldet aus Sluczewo, daß dieser Ort vorgestern von 200 Mann N Kosaken, welche die dortige Gegend patrouilliren, beseßt worden i sey, Der dasige Magistrat soll dem komniandirenden Offizier F entgegengegangen seyn, und um Schonung für die Stadt gebe- Î ten’ haben. Ein bedeutendes Russisches Armee - Corps hält auf Ï dem linfen Weichsel-Ufer die Städte Nieszawa, Racioncezk, Lu- |branizk und andere Orte besett. er Feldmarschall, Graf Pas- | fewitsh:-Eriwanski, hat si jedoch nur furze Zeit auf dem Punkte, wo der Uebergang über die Weichsel geshah, aufgehalten, indem, [wie es heißt, die Nachricht eingegangen ist , daß si der Polni- Ì he Generalisfimus mit seinen Truppen der Narew genähert } habe, worauf sich der Russische Feldmarschall bewogen gefunden, | nah seinem Hauptquartiere bei Lipno zurückzukehren.

Dan ema r t

} —— Helsingör, 12. Juli, Manu erinnert sich seit längerer } Zeit keines Jahres, wo die Schifffahrt gleich im ersten Seme- | ster so lebhaft gewesen wre, als in diesem Jahre; die Anzahl der Englischen, Preußischen, Holländischen und Schwedisch- | Norwegischen Schiffe, die in gedachtem Zeitraum den Sund } passirt sind, übersteigt die vorjährige seht bedeutend, was zunächst der, in Folge der gelinden Frühjahrs - Witterung, statigehabten jitigen Eröffnung der Schisffahrt beizumessen is. Die Rahl simmilicher in gedachtem Zeitraum im Sund klarirten Schiffe beläuft sich auf 7112; in derselben Periode des vorigeu Fahres hatte dieselbe Hur 4706 betragen, mitbin sind in diesem Jahre deren 2406 mehr flarirt worden, als im vorherigen. Der Nationali: tät nah waren von jenen Schiffen 1349 Englische , 830 Preußi- he, 884 Schwedisch-Norwegische, 491 Holländische, 305 Däni- she, 236 Meeklenburgische, 226 Hannöversche , 128 Russische, 5 Französische, 49 Amerikanische, 33 Lübecker, 29 Oldenburger, 27 Bremische, 10 Hamburger, 3 Spanische, 1 Oesterreichisches und 1 Neapolitanisches, Der Hauptgegenstand der Exporta- tion aus der Osisee war Getreide, wovon bereits im vorigen Jahr bedeutende Ankäufe in den Osiseehäfen geschehen waren.

Deutschland.

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von den heißesten Segenswünschen aller getreuen Unterthanen

Baierns, in die Bäder nach Doberan abgereist.

Am 10ten Juli hatte der bisherige Französishe Gesandte,

Graf von. Rumigny, die Ehre, Sr. Majestät dem Könige das

Abberufungs-Schreiben zu überreichen, worauf der neue Ge-

sandte, Baron von Mortier, sein Kreditiv in die Hände Sr.

Majestät übergab. Am Abend hatten Beide Audienz bei Jhrer

Majestät der Königin.

In der Kammer der Abgeordneten legte gestern das

Präsidium die Fragen zur Abstimmung tiber die Anträge des Ab-

geordneten Kremer, die Aufrechthaltung einiger Bestimmungen

der Augsburger Wechsel- Ordnung und das Vorzugsrecht der

Sensarie- Gebühren betreffeud, vor; selbige wurden mit einigen

Abänderungen genehmigt. Hierauf wurde die Berathung über

den Antrag des Freiherrn von Elosen, die Sicherstellung dec

Personen gegen Uebergriffe der Militair- und Polizeigewalt be-

treffend, fortgeseßt. Von der Bühne fuhr Freiherr v. Closen

in feiner in voriger Sißung begounenen Nede fort. Dieselbe

begann mit der Fortseßung der Darstellung der- in den lebten

Tagen des Dezember v. J. in München vorgefallenen Ereignisse ;

der Redner verglich dann diese Ereignisse mit den bestehenden

Geseßen, suchte darans die Fehler der Justiz, Verwaltungs- und

Militair - Behörden zut folgern, und {loß mit den Anträgen,

Se. Majestät auf geseßlichem Wege um Vorlage gesezlicher

Bestimmungen über die Sicherheit der Personen gegen An-

grifse der Polizei- und Militairgewalt, so wie um strenge Un-

tersuchung und Bestrafung der bei den Dezember - Unruhen

von dem Militair begangenen und von den Behörden veranlaß-

ten Excesse, endlich um Unterstüßung der in Folge diesec Excesse

Verunglückten aus Staatsmitteln , zu bitten, An der nach

Beendigung der Rede des Baron von Closen begonnenen Disfussion vom Plaße aus nahmen unter Anderen die Abg. v. Settssert) Nudhart, v; Anus, L: Kreß, v, Qre\GO, Gmeiner, Kapp, Culmann, v. Korb als Referent und Baron v, Closen als Antragsteller, dann die Staats-Minifter v. Weinrich und v. Stürmer Theil, Die Anträge des Ba- ron v, Closen wurden von den meiften Rednern unterstüßt, dann von einigen derselben auch noch der Antrag auf Beeidis gung des Militairs auf die Verfassung gestellt. Von Seiten der Staats-Minister wurde bemerkt, über die Dezember-Unruhen lägen die Akten zur Entscheidung bei dem Appellations-Gerichte, ehe diese Entscheidung erfolgt, lasse sich Über die von Seiten des Mi- litairs und der Behördern dabei begangenen Fehler kein Urtheil fállen, indem die von dem Antragsteller vorgebrachten Thatsachen keinesweges so konstatirt seyen, daß auf sie ein Urtheil gebaut werden könne; ergebe das Resultat der Untersuchung eine Schuld des Militairs und der Behörden, so würden die Schuldigen der strengsten Bestrafung nicht entgehen. Den Antrag, die Leistung des Verfassungs - Eides durch das Militair betreffend, wurde er- Élárt, daß die Staats-Regierung demselben sich widerseßen müßte. Jm gegenwärtigen Studien - Jahre war die Zahl der Stu- direnden an der hiessgen Hochschule 1915, Darunter sind 1702 Vnländer und 213 Ausländer; 493 studiren Theologie, 585 Ju- risprudenz, 57 Camera!l, 234 Medizin, 41 Pharmacie und 505 Philosophie.

Karlsruhe, 13. Juli. Jn der gestrigen Sitzung der zweiten Kammer ward der Kommissions - Bericht über der Motion des Abgeordneten von MNotteck in Betreff der Abschaf- fung des Zehnten erstattet, Die Kommissson hatte sich in meh- reren Hauptpunften nicht vereinigen können, weshalb ein doppel- ter Bericht, der der Majorität und dex der Minorität, erstattet ward. Folgendes sind die- wesentlichsten Unterschiede: Die Ma- joritát verlangt unbedingte Abschaffung des Zehnten, die Mino- ritát will die Ablösung dem Willen der Gemeinden überlassen die Majorität will den Zehntherrn mit dem 15fachen, diè Mi- noritát mit dem 18fachen Netto - Ertrag entschädigt wissen; bei der Zehnt - Ablösung soll nah dem Antrag der Majorität der Pflichtige den 9fachen, nah dem der Minorität den 13fachen Betrag leisten, der Staat also beziehungsweise den 6fachen und 5fachen Netto-Ertrag des abzulösenden Zehnten und da, wo nach dem Obigen volle Entschädigung eintritt, bis zu deren Betrag zuschießen; dies verursachte im ersteren Fall eine immerwährende jährliche Ausgabe vou 863,000 Gulden, im zweiten eine nur 38 Fahre lang dauernde von 550,000 Gulden. Die Minorität ver- bindet zugleich mit dem Antrag, die Zehnten auf die Gemeinde- Kassen zu übernehmea, den Vorschläg, unter der Garantie des Staats eine Zehnt- Ablösungs- Kredit - Kasse zu errichten. Der Druck beider Berichte ward beschlossen.

Schweiz,

Schaffhausen, 14. Juli. Aus dem eidgenössischen Gruß bei Eröffnung der Tagsaßung theilt heute der Schweizerische Korrespondent das Bemerkenswertheste mit. „Zürich (heißt es in dem genaunten Blatte) hofft durch Weisheit und Groß- muth die jüngsten Ereiguisse. bald verwischt zu sehen. Das Wohl der Eidgenossenschaft erheische ein engeres Band, wobei aber die Souverainetät der Stände nicht ausgeshlo}en werden dürfe. Bern bietet den Gruß aus redlichem aber tief betrübtem Her- zen. Die Zeit des stillen Glückes scheint für dasselbe vorüber- gegangen zu seyn. Dennoch wird das alte Bern, seinem Eide getreu, Alles thun, was unter den gegenwärigen Umständen dazu dienen kann, Frieden und Eintracht im Jnuern zu erhalten. Uri und Wallis äußern lebhaste Besorgnisse gegen die Andeu- tungen von Zug, Solothurn, St. Gallen, Aargau und Thur- gau zu Abäuderung des Bundes-Vertrags. Der Gesandte des ersteren Standes spricht nebstdem seine Abgeneigtheit gegen die Revolution, der die Prefisreiheit, geheime Gesellschaften, die An- \{chwärzung aller rehtlihen Männer als Mittel dienen müßten, aus: der des Wallis huldigt nur allmáliger Vervollklommuung, aber niht dem Fdealiómus und dem Supraliberalismus; denn diese bezwecken nur leideuschastlichen Umsturz des Bestehenden und Mißbrauch der Gewalt, dem besseren Geiste des Volkes ent- gegen. Unterwalden, Glarus, Basel, Appenzell, Tessin, Neuenburg und“ Geuf sprechen in ihren Grüßen die Versiche- rungen bundesbrüderlicher Gesinnungen aus. Glarus benerfte dann noch: das Sicherste sey problenratisch geworden und Man- ches zu Grunde gegangen, was man sonst heilig geachtet. Ob wir übrigens vom Auslande zu viel oder zu wenig gefannt seyen, wáre noch zu untersuchen, Möge nur die Borsehung verhüten, daß man slch nicht durch blendeude Hirugespinnste vom Guten ableiten lasse. Schaffhausen sagt: Trösteud ist es, daß Über die wichtigsten Angelegenheiten unter allen Eidgenossen nur eine Stimme herrscht; die Erhaltung der Unabhängigkeit gegen das 9usland steht über allen Meinungsstreit. Brüder konnen sich iber die Benußung eines gemeinsamen Hauses eiue Zeit lang entzweien, aber das Gebäude, das sie Alle vor Sturm und Ge- witter \chüßte, sollen sle um deswillen niht vernachläsflgen, son- dern es wohl unterhalten und defestigen. WBündten blicft mit

und die daraus hervorgegangenen Folgen, vertraut aber auf die Weisheit und Festigkeit der Bundes-Versammilun , sle a4 den Brennstoff im Jnnern zu entfernen, die Eintracht gegen Außen zu erhalten wissen. Dazu werde Bündten die äußersten Anstren- gungen machen. Waadt mahnt zur Erhaltung des Friedens, damit wir stark seyen gegen das Ausland,‘

Aae

Rom, 6. Yuli, Der Königl, Baiersche außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Päpsilihen Hofe, Baron von Malzen, welchem, aus Rücksicht auf seinen Ge heitszustand, die nahgesuchte Entlassung von seinem Monarchen bewilligt worden, ist gestern nah Deutschland abgereist, nachdem er vorher bei Sr. Pápsilichen Heiligkeit Abschieds - Audienz ge- habt und dabei zuglei den Herrn von Mehlem als nunmehris: gen Geschäftsträger des Baierschen Hofes vorgestellt hatte. Bologna, 5. Juli, Als Zeichen des Vertrauens, welches die Regierung zu ihren Unterthanen hegt, und in Betracht des großen Nugens, den eine wohl eingerichtete Bürger- garde zu leisten vermag, ist, wie die hiesige Zeitung meldet, die Errichtung einer solchen Garde für die hiesige Stadt, inglei- hen für die Landgemeinden der Provinz angeordnet worden ; eine besondere Kommission ift mit der Formation derselben beauftragt, Neapel, 28. Yuni., Gestern kam Jhre Majestät die ver- witwete Königin - von Sardinien auf der Fregatte „Carlo Fe- lice‘ im hiesigen Hafen an und wurde am Bord des Schiffes vom Könige und dessen beiden Brüdern, dem Prinzen von Ca- pua und dem Grafen von Lecce, bewrillkommt.

TUttel

Smyrna, 12. Juni. Im Laufe der legten Woche des vorigen Monats waren in verschiedenen Stadtvierteln einige Pest: fälle vorgefommen ; man gab Anfangs die Zahl derselben über- trieben hoh an. Sie wurde durch Schäser aus Karamanien hier eingeschleppt, die zu’ dem Hammelmarfte am Kurbam-Bai- ram mit ihren Heerden hierher gekommen waren. In der leß- ten Zeit hat (wie das neueste Blatt des Courrier de Smyrne be- richtet) die Krankheit mehr um sich gegriffen und wüthet am meisten unter den Türken, was man dem Umstande zu- schreibt , daß sie sich nicht von den erkrankten Jhrigen entfer- nen, wie es die anderen Nationen thun, sondern l bis zum legten Augenblick pflegen, ja sogar zur Erde bestatten. Nach ihnen leiden die Maltishen Bewohner am meisten und wie es heißt, durch ihre eigene Unvorsichtigkeit ; indem sie von der Jnsel Rhodus anher gebracht und wahrscheinlich Pesi- sto in sich tragende Kleidungsstücke unter sich vertheilten, bevor sie die Nachricht von der auch dort ausgebrochenen Pest erhiel- ten; es sterben indessen täglich nicht mehr als 7 oder 8. Unter den Griechen und Franken ereigneten sich täglich Z bis 5 Todes- fälle, Seit gestern scheint die Krankheit nachgelassen zu haben und es sterben täglih nur eine oder zwei Personen. Die hiesl- gen Armenier und Juden sind bis jeßt ganz befreit geblieben ; leßtere haben für jede eintretende Pestzeit eine besonders dazu or- ganisirte Gesellschaft, deren Mitglieder die Erkrankten besuchen und mit der größten Sorgfalt pflegen. Die Griechen und Armenier haben Pest-Hospitale. Auch befteht außerhalb der Stadt eine von der Brüderschaft St. Roch gestiftete Anstalt, mit 12 zur Aufnahme von Personen bestimmten Zimmern, die, noch gesund, sich vor Anstek: fung sichern wollen. Die Unterhaltsfosten trägt die Brüderschaft. Uebrigens sind die Vorslhtsmaaßregeln nie so groß gewesen, als jest, Der hiesige Gouverneur erwirbt sich durch sein Betragen die allgemeine Achtung und Anerkennung. Häufig zeigt er si auf den Straßen und sorgt für Reinlichkeit und Beobach- tung der vorgeschriebenen Maaßregeln; auch hat er in Ue- bereinstimmung mit den Konsuln Anordnungen getroffen, damit alle von Rhodus kommende Schiffe, welche Flagge sie auch führen mögen, einer nach den Umständen längeren oder fürzeren Quarantaine unterworfen werden. Gegen 20,000 Personen haben die Stadt verlassen und benachbarte Dör- fer bezogen, wo sie ungeheure Miethe bezahlen. Einen Verlust hat die Stadt durch die Abreise eines Juden, Namens Cahbas- saca, erlitten. Dieser Mann erkannte beim erften Anblick ‘die Pest in Personen, die von ihr befallen waren, ohne daß man andere äußere Kennzeichen bemerken konnte; auch gab er soglei die Stelle an, wo si{ch das Gift im Körper angeseßt hatte; man hat fein Beispiel, daß er sih jemals geirrt hätte, Ein Mittel gegen die Pest hatte er übrigens nicht, sondern nur die Gabe, sle überall gleich zu erkennen. Er befindet sich jeßt in Ferusa- lem und verzehrt dort in Ruhe sein nicht unbedeutendes Ver- mögen.

Die Redaction des Courrier entschuldigt das verspätete Erscheinen ihrer leßten Blätter durch das in Folge der Pest un- regelmäßige Kommen seiner Drucker und bereitet ihre Leser dar- auf vor, daß sich dieser Fall, so lange die Krankheit dauere, noch öfter wiederholen könnte.

n 4:0 fd.

Berlin, 19. Juli, Aus Posen vom 16ten d. M. wird gemel- det: Eine schmerzliche Veranlassung versammelte uns vorgestern in den Hallen des Doms. Das feierlihe Todten-Amt des am 9ten d. M. früh um halb ein Uhr zu Berlin verstorbenen Prinzen Wladislaus, Sohnes Sr. Durchiaucht des Fürsten Statt- halters des Großherzogthums Posen wurde begangen, und ein Re- quiem aufgeführt, Se. Excellenz der Feldmarschall Graf v. Gneisenau, so wie sämmtliche Militair- und Civil-Behörden, und eine zahlreiche Versammlung von Bewohnern der Stadt und der Umgegend, wohnten dieser Trauerfeier bei. Alle An: wesende waren auf das tiefste ergriffen. Denn mit der Trauer um das Hinscheiden des so {öne Hoffnungen erregenden Für- stensohnes in der Blüthe seiner Jahre, dessen liedenswürdige Persönlichkeit und Tugenden Allen lebhaft vor der Seele stan- den, verband sich die innigste Theilnahme an dem Schmerze des erhabenen Fürstenhauses, dem die Bewohner Posens mit fo gro- ßer Ehrfurcht und Ergebenheit zugethan slnd, und die Erinnerung an ähnliche harte Verluste, die dasselbe erst vor wenigen Jahren betra- fen. Alle Herzen vereinigten sih in dem innigen Gebete, daß Gott den Kummer der erhabenen Angehörigen tröften und ste mit sei nen besten Segnungen erfreuen wolle. :

Man schreibt aus Memel vom 13ten d. M. Sobald hier die Nachricht eingegangen war, daß sich der Polnische Ge- neral Gielgud mit einem. Theile der früher von ihm befehligten Truppen auf Preußischem Gebiete befinde, verfligte sh der Land- rath des Kreises, Herr von Auerswald, nah Laugallen und for- derte den General auf, die diesseitige Gränze augenblicklich wie- der zu verlassen. Derselbe wollte angeblich von der Nothwendig- feit gedrungen worden seyn, auf Preußishem Boden Schuß zu suchen ; zwar schien diese Nothwendigkeit nicht recht einleuchtend,

Bekümmerniß auf diejeuigen Kantone, wo noch immer Zerwürf-

München, 14. Juli. Fhre Maj. die Königin sind heute Nachmittags mit Sr, Königl, Hoheit dem Prinzen Otto, gefolgt

nisse walten, Es bedauert die ungezügelte Freiheit dexr Presse,

da der General indessen die Menschlichkeit der Preußischen Behör- den in Anspruch nahm und sich in alle Vorschriften derselben fügen