1831 / 201 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

zogen sich die National-Garden uind Linien-Trupen, zwischen de- nen tros aller Versuche, Zwietracht unter ihuen auszusáen, die vollkommenste Einigkeit den ganzen Tag über herrschte, erst nah Mitteruacht zurück, fest entschlossen, beim ersten Anzeichen von Unruhen aufs neue unter den MWaffen zu erscheinen und. die Pláne der Feinde der öffentlichen Ruhe abermals zu vereiteln,

Großbritanien und Frland,

Parlaments-Verhandlungen. Unterhaus. Siz-

zung vom 14ten Juli, (Nachtrag.) Bei Gelegenheit ei:

ner von der Opposition angeregten Debatte über die Unbillig-

feit, daß man in der Reform-Bill die Einwohner - Zahl von

S statt der von 1831 zu Grunde legen wolle, sagte Sir Eh. detherell:

¿Die Wahlrechts-Entziehung wird- vott gewissen Umständen ab- hängig gemacht, namentlich von der Einwoöhner= Zahl der ‘Burg- fleŒen, und ih wünsche zu wissen, auf welche Weise sich das Haus Über diese Zahl Gewißheit verschaffen will? Die Oppofition hatte vorgeschlagen, einen Anwalt zu vernehmen, der die Thatsäehen nach- weisen solte; dieser Vorschlag ist aber verworfen worden. Jch frage daher die Minister nun ausdrücklich, was geschehen soll, um von der Zahl der Einwohner eine genaue Kenntniß zu erlangen? Man will den Stand von 1821 zur Norm nehmen, von dem die Minister selbs gesagt haben, daß er voll Fehler sey. Die Verfasser der neuen Geseßgebung der Geseßgebung von 1831 {lagen durch“ die Bill von 1531 vor, daß man den Burgflecken ihr Wahlrecht entzie- ben soll, und legen dabei die Bevölkerungs - Lisien von 1821 zu Grunde?! Ih möchte nun wohl wisscn, warum fie ihre Bill nicht auf die Thatsachen von 1831 basiren? F es wohl billig, dergleichen rückwirkende Geseße zu geben? Einige Herren auf den Ministerial - Bänken haben kürzlich schr be- redt über das Thema, Friede mit den Zeiten zu halten, gesprochen und gesagt: „Geht nicht 10 oder 12 Fahre zurück: scht, was stich in der Zwischenzeit zugetragen hat; blickt auf die Begebenheiten in Frankreich und Belgien.//// Dies war ihre Theorie, und sie fügten auch wobl hinzu: ,-/,Macht keine Veränderungen in Bezug auf das, was war, sondern in Bezug auf das, was ist. //// Die Verfasser der Bill aber sagen: /,,,„Nein, wir fragen niht danah, was ift, wir bekümmern uns nicht um-den Zustand der Burgflecen im Fahre 1831, uns gehen die jeßigen Thatsachen nichts an, wir gehen auf 1821 zurüd.//// FJhren eigencn Grundsäßen gemäß aber ist nichts lâcherlicher, nichts abgeschmadckter, nichts unheilvoller, gls eine solche Maaßregel von Leuten, wie sie mir nie vorgekommen sind. (Hört! und Gelächter.) Der ‘edle Lord (Russell) lacht, aber ih weiß nicht, ob úber das, was ich sage/ oder Über seine cigene thôrihte Bill der edle Lord versteht sich besser aufs Lachen, als aufs Beweisfüh- ren; im Lachen if er freigebig, aber karg im Reden! Jch fordere die Minister wiederholentlich auf, zu erklären, wie sie die Bill ei- gentlich versichen, und nehme keinen Anstand, zu erklären, daß, wenn man aufs neue den Versuch machen sollte, die Mitglieder zu ver- hindern, ihre Ansichten über die Grundsäße und die Details der Bill auszusprechen, ih zu demselben Mittel, wie am vergangenen Dienstag, meine Zuflucht nehmen und die Freiheit des Hauses durch Abstimmungen beschÜßen werde.//

Lord Althorp erwiederte: „Der ehrenwerthe tund gelehrte Hérr mag, wenn es ihm beliebt, durch die Fruchtbarkeit seiner Éinbildungsfraft und durch einen Fluß der Rede, wie er vielleicht in diesem Hause früher nicht vorgekommen ist, fortfahren, un- serem Verfahren Hindernisse in den Weg zu legen und das Vorschreiten der Bill zu verzögern; aber ih muß den ehrenwer- then und gelehrten Herrn daran erinnecn, daß das Englische Volk solche Argumente und den Werth einer \olchen Opposition zu würdigen wissen wird, (Beifall.) Der größte Theil' der Rede des. ehrenwerthen und gelehrten Mitgliedes handelt von allge- meinen Grundsäßen der Bill, während man doch über diese (Grundsäße sich längst hon geeinigt bat und bereits am vorigen Tage der Aus\{huß saß, so daß es sich jest bloß um das Wie- derzusammentreten- desselben handelt. Jch hofe, daß keiner der ehrenwerthen Herren auf dieser Seite des Hauses diese ungehö- rige Debatte durch eine Erwiederung verlängern wird.“ Sir Robert Peel bemerkte dagegen :

Fh kann nicht umhin, mein Erstaunen über die Sprache des edlen Lords auszudrücken. Fch habe nicht gehört, daß mein ehren- werther und gelehrter Freund (Sir Ch. Wetherell) irgendwo in sci- ner Rede sh auf die allgemeinen Grundsäße der Bill eingelassen hat. Seine Bemerkungen hatten einen direften Bezug auf den Ge-

enstand, welcher dem Hause vorliegt; er hat Fragen von Wichtig- eit an die Regkerung gerichtet , denen der edle Lord mit großer Vorsicht ausgewichen is. Er hat um Belehrung über den Gegen- siand, welcher die Bevölkerung zu einen Grund der Wahlrecht s- Entziehung macht, gebeten und gefragt, auf welche Weise man sch Gewißheit Über diese Bevölkerung zu verschaffen gedenkt darguf zu antworten hat der edle Lord nicht für gut befunden, sondern lie- er an das Englische Volk appellirt. (Beifall.) Wenn der edle Lord diese Appellation mit so viel Zuversicht ergehen läßt, so dürfte viel- Ieicht das Englische Volk ihm durch eine andere Frage darauf ant- worten. Es dürfte fragen: ob die Bevölkerung cinen Grund zur Entziehung des Wahlrechts abgeben kann, wenn die Regierung die Bevölkerung nicht so, wie sfe jeßt, sondern wie ste vor 10 Jahren existirt habc:t soll, annimmt? Der edle Lord mag übrigens meinem edlen Freunde antworten oder nicht, ganz wie es ihm beliebt; “es seht unbezweifelt in seiner Macht, die Antwort zu verwei- ern aber das Schweigen wird verstanden werden. Fch in überzeugt, daß die Regierung nicht im Stande if, eine genügende Antwort zu ertheilen. Jh werde nun quch für mein Theil die Minister bitten, mir eine Frage zu beantworten: Wenn es ihre Absicht ist, dem Sysiem der Burgflecken ein Ende zu machen und sie haben erklärt, daß dies thre Haupt-Absicht sey warum erlauben sie diesen Burgflecken, eincs ihrer Mitglieder zu be- halten, wenn sie Über 2000 Einwohner hahen ? Wünschen sie, alle dergleichen Ernennungen durch Bestechung, wie ste sagen, zu ver- hindern, warum nehmen sie ihnen dann nîcht aile thre Mitglieder, ftatt ihnen eines zu lassen? Es kann sich, und in vielen Orten wird es sih ercignen, daß eine größere Anzahl achtungswerther 10 Pfund- Hausbesizer in Burgflecken anzutreffen sind, welche nicht 2000 Ein- wohner, als in solchen, welche mehr als die verlangten 4000 zählen. Meiner Meinung nach, kann Überhaupt die Bevdlkerung feinen

und zur“ Entziehung des Wahlrechts abgeben ; sollte aber das | Haus (chließlich doch diesen Grundsaß billigen , #0 werde ich darauf | Pr A den Bevölkerungs-Listen von 1831 richte./‘ |

Tehen,. daß man sich nach M fragte, ob, wenn der erste Artikel von der MWahirechts - Entziehung der auf der Liste A. genannten Burgs- flecken angenommen würde, dies so anzusehen wäre, daß über alle in der Liste aufgeführte Burgflecen das Urtheil gesprochen sey? Lord Althorp erinnerte daran, daß schon früher die Liste als ein Theil des Artikels selbst betrachtet orden, daß aber, wenn der Artifel angenommen worden wäre, jedem Mitgliede freistände, im Wege eines Amendements auf das Streichen je- des einzelnen Burgfleckens anzutragen, Lord John Russell äußerte sich darauf folgendermaßen: j À Fh sehe mih gezwungen, auf einige meiner früheren Bemer- fungen zurückzukommen, weil mchrere ehrenwerthe Mitglieder sich viel Mühe gegeben haben, dieselben zu entstellen. Jh habe beim Einbringen der Bill gesagt, daß der Zweck derselben sey, die Reprä- \entation frei und unabhängig zu machen. Zu gleicher Zeit habe ich bemerkt, daß die ernennenden Burgflecken , welche man abschaffen wolle, zweierlei Art wären. Einige derselben können guf keine Weise unabhängig gemacht werden; andere, welche eine bedeutende Einwoh=- nerzahl besißen, kdnnen gegen die Entziehung des Wahlrechts geschüßt

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werdett, wenn mant ihne unabhängige Konstituenten zutheilt. Fch habe damals auch bernerft, daß, da es nothwendig sey, in dieser Be- ziehung eine Linie zu ziehen, man nach reiflicher Üeberlegung gefun- den habe, daß feine bessere Richtschnur zu finden sey, als die Be- völkerung von 1821; obgleich ih zugebé/ daß man viel darüber hin und her gestritten habe, ob fein anderer und besserer Maaßstab auf- zufinden, und ob nicht namentlich die Zehn-Pfund-Hausbesißer besser dazu geeignet seyen. Nach reiflicher Erwägung hat man aber ge- funden, daß das Verzeichniß der Zehn-Pfund- Hausbesizer nah so verschiedenen und unzuverlässigen Grundsäßen angefertigt ist, daß es viel besser seyn würde, die Bevölkerungs-Listen von 1821 als Maaß- stab anzunehmen, weil dabci keine Unterschleife stattfinden könnten, und weil dieselben, vollkommen oder unvollkommen, das Werk von Beamten wären, welche zu jener Zeit weder der Parteilichkeit noch des Vorurtheils angeklagt werden könnten. Man hat allen Burg- flecken, welche Über 2000 Einwohner besißen , erlaubt , ein Mitglied zu behalten, weil sie auf keine andere Weise ein billiges Verhältniß zwischen dem Manufaktur = und Agrikultur - Fnteresse hätten herzu- stellen gewußt. Beweise bringe ih ießt nicht weiter bei; wenn aber der 1e Artikel angenommen seyn wird, o bin ih bereit, jeden Zweifel hinwegzuräumen und alle Schwierigkeiten zu lösen, welche bet Berathung über die Listen sih erheben därften.-/

Nach diesem Vortrage trug Lord John Russell darauf an, daß die Einleitung der Vill vom! Ausschusse des ganzen Hauses angenommen werde, Sir Rob. Peel erklärte slch bereit, sich für jeßt von jeder allgemeinen Diskussion fern zu halten und auch eben so wenig darauf zu dringen, daß das Haus úber jeden einzeluen der in der Liste A. aufgesührten 57 Burgfleen beson- ders entscheide. Das Haus habe vorläufig bloß darüber zu be- stimmen, ob alle. diejenigen Flecen, die weniger als 2000 Ein- wohner zählen, ihr Wahlrecht verlieren sollen. Nur in- wiefern mehrere der genannteu 57 Flecken nicht in diese Kategorie gehörten, würde in einer späteren Diskussion zu erörtern Gelegenheit sehn. Die allgemeinen Prinzipien der Bill würde er jedoch erst bei der Berichterstattung und bei der dritten Lesung wieder bekämpfen. Schließlich sagte der Redner : ,„„Mögen wir die Arbeiten im Ausschusse mit Lust und Liebe vollenden und ns dabei aller gegenseitigen persönlichen Angriffe enthalten, Bedenken wir, daß wir jeßt im Begriff stehen, eine neue Constitution zu machen, und sollte sle angenommen werden, so dürfen wir keine Zeit verlieren, um sie so viel als möglich zu vervollkomninen.‘“/ Hr. A. Baring nahm eineu Anlaß wahr, um -scine mit der jeßigen Opposition ganz tbereinstimmenden Ansichten an den Tag zu legen. „Das Haus““, sagte er, „sollte doch ja recht reiflich darüber nahdenfen, ehe es überhaupt ir- gend einen Ort in England seines Wahlrechtes beraubt. Wel- ches ist das Prinzip, auf das der uns jest zur Berathung vor- liegende Paragraph sich stüßt? Gewisse unansehnliche, keineswe- ges verfallene Städte sollen keine Vertreter mehr ins Parlament senden. Einige dieser Städte, weit davon entferut, verfallen zu sehn, haben an Wichtigkeit zugenommen. Soll aber ihr Ver- fall das Prinzip seyn, auf welches die Wahlrechts-Entziehung sich gründet, so müßte der edle Lord erst nachweisen, daß alle in der Liste A. verzeichnete Burgflecken verfallen seyen. Meiner Ansicht na, is nur der großen Bermischung demokratischen Ein- flusses mit dem, was sonst noch bei dem gegenwärtigen System Einfluß -besist, das Zusammenbestehen von Freiheit, öffentlicher Ordnung, Frieden und Sicherheit beizumessen. Die Herren mögen sagen, was sie wollen, ich bleibe doch bei der Ueberzeugung, daß wir, wenn diese Bill durchgeht, dem Wesen nach, der Herrschaft der Demokratie anheimfallen. (Beifall von der Opposition.) Freilich werden wir immer noch einen König behalten, allein mit geringerer Macht, als der Präsident der Bereinigten Staaten beslst; wir werden immer noch ein Ober- haus haben, jedoch entfleidet aller Autorität uud in Schrecken gejagt durch jeden Luftzug, der von außen käme. Der edle Lord will allen Burgflecken, die weiiger als 2000 Einwohner zählen, das Wahlrecht entziehen - weil angeblich eine so fleine Bevölkerung hinreichender Beweis dafür sey, daß der Ort seine Vertreter nicht erwähle, soudern ernennen lasse. Jh wünsche jedoch, daß das Land sich, wenn alle sogenannte Ernennungs- Burgflecken abgeschafft seyn werden, eben jo wohl und sicher befinden möge, als es sich während der Dauer jenes Ernennungs-Einflusses be- funden hat. Jch wünschte wohl, daß der edle Lord uns sage, ob er bei der Ziehung seiner Gränzlinie alle Ernennungs-:Burgfleen darin eingeschlo}en, oder ob nicht, sélbst wenn die Bill durchgegangen, 6—7 Burzflecken unter dem Einflusse gewisser hoher Personen, die ih nit näher bezeichnen mag, bleiben werden? (Hört, hört !) Möge doch das Haus reiflich darüber nachdenken, welches die Stellung der Krone unter dem Einflusse der vorliegenden Bill sehn wird. Der König würde sich bei der demokratischen Ver- fassung in einem so hülflosen Zustande befinden, daß er feinen Plab für seine Minister im Unterhause finden wúrde, falls er sie nicht entweder unter gewissen Bedingungen erwählte, wie man dem Volfe anräth, seine Vertreter zu erwählen, oder falls er sich uicht an einige wenige Große wendete, die immer noch ein halbes Dußend Size in diesein Hause zu ihrer Verfügung behalten würden. Hierdurch aber würde eine Oligarchie entste- hen,, die eine vollständige Kontrolle über die. Krone und einen monopolisirten Einfluß auf dieselbe besißen würde.‘ Lord John Russell antwortete hierauf :

__/¡Das ehrenwerthe Mitglied für Thedford hat über das zip der Wahlrechts - Entziehung gesprochen und sich durch sein Ta- lent, so wie durch den ihm eigenen Scharfsinn, yerleiten lassen, die Dinge erst auf der einen und dann auf der anderen Seite abzuwä- gen, so daß: diejenigen, die durch die erste Hälfte seiner Rede überzeugt wurden, im Allgemeinen fanden , daß der ganze Effekt durch die leßte Hälfte wicder vernichtet worden sey. Der ehrenwerthe Herr erklärte zuerst, daß die Abschaffung der ver- rotteten Burgflecken eine völlige Demokratie über das Land brin-

Prin-

gen werde, unter deren Herrschaft des- Königs Macht nicht größer scht würde, als in den Vereinigten Staaten. Kaum aber hatte der chrenw. Herr diese Jdee ausgesprochen, als er auch gleich ein ande- res Phantom, und zwar eine gristokratische Oligarchie, heraufbe- {wor, welche die Krone binden, die Demokratie in Schranken halten und gerade die entgegengeseßten Folgen von denten, die er beim Beginn sciner Rede beschrieben hatte, haben würde. (Gelächter. ) So sehr ich nun auch gewohnt bin, den Argumenten des ehrenw. Herrn mit Vergnú- gent zuzuhdren, so hdre ih ihm doch immer mit einem gewissen Miß- trauen zu, weil nämlich sein Geist so thätig is , daß er zwar jeden Gegenstand in seine verschiedensten Theile zergliedert, doch dabei auf solche Abwege geräth, daß er selten auf das hinauskommt, was er anfangs im Auge hatte. Was nun die Ernennungs-=- Burgflecken betrifft, so ist es eine befannte Sache, daß alle in der Liste A aufgeführte Orte zu dieser Kategorie gehören. Wenn es außerdem noch einige Burg- flecken giebt, wo der Einfluß des Vermdgens sch geltend macht, #0 wird doch darum an unserer Verfassung kein Schandflecken, wie ex sich jeßt bemerklich macht, haftend bleiben. Kein einzelnes Fndividuum wird in der Folge eine solche Kontrolle über die Erwählung von Unter- haus - Mitgliedern ausúben , wie sie bisher in den Orten auf der Liste A. ausgeúbt worden. Jh bin keinesweges der Ansicht, daß die Reform - Bill den Einfluß des Vermödgens ganz vernichten werde; im Segenthes wird dasselbe sein Gewicht in der Waagschale behalten, allein fein Eer wird mehr durch einen Brief oder durch eine andere Ertheilung seiner Willensmeinung ein Mitglied erwählen

Ti

könen, ohtte die freie Wahl des Volkes, dem dieselbe als ein al anerkanntes und nicht zu widerlegendes Prinzip unserer Verfas, zusteht.// (Großer Beifall.)

Das dierauf von Sir Nob. Peel vorgeschlagene Amen ment zur Streichung des Wortes „„each? (jeder) im ersten I ragraphen der Bill wurde (wie bereits gestern gemeldet) y 290 gegen 193 Stimmen verworfen.

London, 15. Juli, Die Hof-Zeitung meldet Sten d. M., daß der Herzog v. Leinsier und Sir E. H. East Mitglieder des K. geheimen Rathes vereidigt worden.

Der König hat dem Herzogl. Braunschweigischen Hau mann Berner das Guelphen-Ritterkreuz verliehen. j

Der Courier meldet aus authentischer Quelle, die Fra zösische Regierung habe Unterhandlungen mit unserem Kabineh eröffnet, in der Absicht, dessen Qustimmung zu irgend einem Play zur Einstellung des Blutvergießens in Polen zu erlangen,

Ein Tagesbefehl des Ober- Befehlshabers unserer Trupp in Jrland vom 11ten d, fordert die Truppen auf, wenn si (j der wieder der Fall ereignen sollte, daß ihre Mitwirkung gegy das Volk in Anspruch genommen würde, neben der Erfülluy ihrer Pflicht mit aller möglichen Menschlichkeit zu Werke zu gehe

Die neue Brasilianishe Regierung hat Hrn, Andrade ¡un Minister am hiesigen Hofe und Herrn da Nocha in gleicher (; genschaft am Französischen Hofe ernaunt. |

Mit Bezug auf die gestcige Sipung des Unterhauses (j ßert die Times: „Wir fönnen nicht umhin, unser Bedauty darliber auszudrücken, daß die Majorität der Reform-Bill, dur die Saumseligkeit der Unterstübßer derselben, immer kleiner tin Bei der Abstimmung am gestrigen Abend waren die Zahlen und 193 so daß 77 von der Majorität und nur 38 von du Minorität der zweiten Lesung fehlten; und dies ist um #0 mat,

(Gelächtev.) |

würdiger, da wir tiberzeugt sind, daß keines der Mitglieder, wel für die zweite Lesung stimmten, für das Amendement des Hin Peel stimmte. Man sollte Mittel ergreifen, um die Namy derjenigen Mitglieder öffentlih bekannt zu machen, welche ihn Pflicht nicht nachkommen, damit ihre Konstituenten mit ihn über diesen Punft rechten können, Die Anti - Reformisten si) thätig und aunsdauernd, und nur der eifrigste und punktlichste V, such des Hauses von Seiten der Anhänger der Maaßregel fan die Minister in den Stand seßen, die neckende und position zu befämpfen, welche nicht allein auf jeder Stufe de Maaßregel, sondern fast bei jedem Worte in den einzelnen ragraphen Widerstand leistet, Gewiß wollen die ehrenwerthn

nicht die kleinste Ausslht auf einen Triumph geben, Weder di Dringlichkeit von Privat-Geschäften, noch die unerträgliche An: strengung, dasselbe alberne Geschwäß Abend für Abend wiederhy: len zu hôren, dürfen die Mitglieder von der pünktlichen Besfol: gung ihrer parlamentarischen Pflichten bei dieser vorzüglich wid: tigen Angelegenheit abhalten, Die Herren vom Hause der Ge meinen werden fühlen, daß die Augen des Landes auf sie ge richtet sind, und daß die Nation das vollkommene Zutrauen hegt, daß jeder Reformift seine Pflicht thun wird, “/

Es geht das Gerucht, daß die Vorlesungen des Konigs: Kol: legiums mit denen der Universität in der Gowerstreet verbunde werden sollen. Das Gebäude des Königs-Kollegiums würde alé dann zu Regierungs-Bureaus eingerichtet werden, um diejenigat zu vexgrößern, welche sich {Gon in Sommerset- House befinde

Ju Folge der Besorgniß, welche sich durch alle Klassen vet: breitet hat, daß die Cholera morbus hier ausbrechen möchte, {ft die Lebens - Versicherungs - Anstalt seit 10 Tagen so belagert, daß die Beamten in vielen Comtoirs derselben bis 10 und 11 Uhr Nachts beschäftigt sind.

Niederlande

Herzogenbusch, 14. Juli. Wie es heißt, werden Se, Majestät der König in Begleitung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen von Oranien und dessen dreier Söhne unsere Stadt bald mit AllerhöchstJhrem Besuche beehren, um alsdann, wie hinzu gefügt wird, die Armee und die Festungswerke von Nord - Br: bant in Augenschein zu nehmen. Eine Batterie reitender A: tillerie, die sich zeither in Boxrtel befand, ist nach Oosfterwyk al: gefertigt worden. Nach den lezten Berichten aus den Lim: burgschen, ist die Anzahl der Belgischen Truppen an unseren Gränzen fortwährend nur gering. Die Bürgerwache in Lim: burg wird fleißig in den Waffen geübt; in den nahe bei Mastricht belegenen Dörfern dagegen sind die Bewohner bis jetzt noh nicht mit Waffen versehen worden. Gefstrigen Berichten zu: folge, stehen in der Nachbarschaft von Alphen keine Belgier, Das 2te Bataillon unserer Jäger, das von Zundert dahin ab: marschirte, ist durch ein Bataillon Geldernscher Schutterei et seßt worden.

Amsterdam, 16. Juli, Die bisherige Flauheit in den Staatspapieren blieb auch während der abgelaufenen Woh vorherrschend; der Preiswechsel in den Französischen Fonds, wel: cher hier stattfand, muß eher den Unruhen im Innern Frant: reis, als einem unglinstigen Zustand des allgemeinen Verhält: nisses, zugeschrieben werden; Russische Papiere und vorzúglih Rubel wichen zurück, Die regelmäßige Zinsenzahlung der perp. Spanischen hat günstig auf diese Fonds gewirkt, Unter den

¡ Holländischen Staatspapieren waren die Vorschußbilletts und | NRenversale der vorigen freiwilligen Anleihe begehrt, weil diese

bei der vermutheten gezwungenen Gelderhebung an Zahlungsstatt angenommen werden ; alle übrige aber waren sehr flau, welches eine Folge von den Verkäufen ist, um sich für die anhángige freiwillige Anleihe Geld zu verschaffen; man s{hmeichelt sich, daß die Subscriptionen dafür hinreichend seyn werden, die gezwun- gene Anleihe zu verhüten; bis jeßt läßt sich aber vom Erfolg noch nichts mit Wahrscheinlichkeit sagen. Am geftrigen Ge- treidemarkte war es wieder sehr leblos ; Weizen ging nur träge und bei Kleinigkeiten an Verbraucher ab; einige Partieen getrok: neten Roggens wurden zu niedrigeren Preisen - weggegeben ; für ungetrocknete Waare waren die vorigen Preise ebenfalls {wer zu bedingen. Gerste fand wenig Abnehmer; Hafer ging besser Folgende Preise wurden angelegt: für 126pfünd. bunten Polni: {hen Weizen 990. 395 Fl., für 125. 127pfünd. alten bunten dito 388 Fl., für 117. 118pfünd, neuen Preußischen Roggen 188. 190 Fl. , für 115. 120pfünd. alten dito 187. 200 Fl., für 110 aer 162 Fl, für 81. 83pfünd. feinen Hafer 108-

Brüssel, 15. Juli, Dex Bel ische Moniteur sagt: ¿Die Nachricht von der Ankunft des Königs, welche gestern Morgen in Brüssel eintraf, hat sich \{chnell durch alle Klassen der Geselischaft verbreitet und is überall mit Freuden aufge- nommen worden, Wir haben uns nicht aller Vortheile bedienen wollen, welche uns diese Nachricht gab; in dem Augenbli, wo dieselbe n Brüssel eintraf, verkündigten die feindselig gegen die Majoritát des Kongresses und gegen die Regieruug gesinnten Blätter ganz ernsthaft, daß der Prinz niemals mit einem Belgien be-

treten werde, Diese Fournale werden jeßt ihre Taktik verändern;

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1Nitte sehn. Euch diese Nachricht mittheilen, heißt so viel, als

\Whn auf eine Weise zu empfangen, die seiner und unser würdig

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Mitglieder, welche Freunde der Vill sind, ihren Gegnern au F

da die Ankunft des Königs gewiß ist, so werden sle sich mit der Dauer seiner Regierung beschäftigen; sie werden ihm wahrschein- ¡i einige Monate bewilligen. Diese finsteren Vorhersagungen aen aber auf die vernünftigen Gemüther feinen Eindruck, 1nd diese bilden die Mehrheit. in Belgien; das Land verachtet diese Drohungen, und die Regierung wird den Wirkungen der- elben ziivorzukommen wissen. “/

Der Bürgermeister und der Magistrat der Stadt Brüssel aben folgende Proclamation erlassen:

„Mitbürger! Unsere Wünsche gehen in Erfüllung. Der Prinz Leopold hat definitiv die Krone Belgiens angenommen. Che acht Tage vergehen, wird Se, Königl. Hoheit in unserer

Fuh anzeigen , daß wir das Ende und den Zwet unserer glor- eichen Revolution erreicht haben. Unter dem Scepter eines nstitutionnellen Königs bilden wir endlich eine freie und un- bhángige Nation, Eme spátere Anzeige wird Euch von dem Tage in Kenntniß seven, an welchem der Prinz seinen feierlichen Finzug in diese Stadt halten wird. Mitbürger! Fhr werdet fure Bemühungen mit denen Eurer Behörden verbinden, um

Es lebe die Belgische Nation! Es lebe der König Leopold !‘/ Man liest im Belgischen Moniteur: „Der Kongreß vird, nahdem er den Eid des Königs entgegengenommen hat, eine Mission für beendigt erklären. Die Kammern werden wahr- heinlich Ma Monate, wo der Kongreß aufgelöst wird, zu- menberufen.

O Der Minister des Innern, Herr von Sauvage, wird s{ am inftigen Sonnabend nach Ostende begeben, um den Empfang es Königs vorzubereiten, Der Baron von Hoogvorst , Ober- Befehlshaber der Bürgergarden , wird sich ebenfalls, in Beglei- ing seines Generalstabes, dahin begeben,

Eine Eskadron Kürasstere ist diesen Morgen nah Gent jbgegangen, um, wie man sagt, den Prinzen von Sachsen - Ko- hurg daselbst zu erwarten,

Jn einer gestern Abend stattgehabten Sigung des Stadt: aths ist eine Kommission ernannt worden, um dasjenige anztts \irdnen, was die Verzierungen der Häuser betrifft, welche auf dem Wege liegen, den der Zug einschlagen wird.

Der Baumeister Suys hat den Befehl erhalten, auf der Place Royhale eine Estrade, bei der Treppe, welche zur Kirche ührt, zu erbauen ; die Handwerker haben die Arbeiten {hon be- onnen.

Die Gazette von West-Flandern zeigt in einer außer- rdentlichen- Beilage an, daß der Prinz Leopold am 17ten um 410 Uhr Morgens in Furnes eintreffen und die Behörden und die Offiziere der Bürgergarde empfangen werde. Nachmittags verde er in Ostende seyn und am 18ten vou dort nah Brügge breisen , daselbst im Regierungs - Hôtel absteigen und den Be- jörden und Offizieren der Bürgergarde Audienz ertheilen. Nach dem Frühstück werde der Prinz den Weg über Gent nah Brüs l einschlagen. | Diese Nacht sind in dem hiesigen Gefängnisse mehrere Wa- en angekommen, die von Gendarmen begleitet wurden.

Das Provinzial-Comité der National - Association hat seine uflöósung, als Folge der des Central-Comité?s, ausgesprochen. | Nath den neuesten Nachrichten aus Gent sind bereits meh- hre Personen, namentlich Denis Janssens, Charles Cambien, harles Devos und Jacques Moeris, Alles Wollspinner und Fa- i:Arbeiter, in Folge der Theilnahme an der (vorgestern erwähn- 1) Umherführung einer als Engländer gekleideten Puppe verhafs (t worden. Am 13ten wurde daselbst die Ruhe nicht gestört ; us Vorsorge ließ man jedoch einige Patrouillen die Stadt \urchstreifen.

' Lüttich, 16, Juli. Hier ist folgende Bekanntmachung er- hienen: „Morgen am 17, Juli werden Artillerie-Salven und Blockengeläute die Ankunft des Königs auf Belgishem Boden erfündigen, Die Jnauguration wird am 21sten d. in Brüssel Mattfinden, Dieses glückliche Ereigniß wird in Lüttih Veran- Massung zu einer öffentlichen Festlichkeit geben. Der Stadtrath, | die Wünsche des Volkes einstimmend, wird das Programm

Decselben unverzüglich zur allgemeinen Kenntniß bringen. Lüttich, Den 16, Juli. (gez.) Der Bürgermeister Louis Jamme. T Dos hiesige Journal enthält Folgendes: „Die Engli- hen Journale sprechen mit vieler Emphase von dem Enthusias- us, den die Wahl des Königs und die Annahme der 18 Arti- l in Brüssel hervorgebracht habe. Jun den anderen Stádten Velgiens, sagen dieselben, habe sich der Enthusiasmus wo mög- ch noch lebendiger ausgesprochen, als in Brüssel. Wir über- isen unseren Lesern die Sorge, die Wahrheit dieser Behaup- Ung zu ermitteln.‘/

Mol 1.

) Warschau, 17. Juli, Die heutigen Warschauer Blätter nthalten einen Bericht des Generalissimus Sfrzynezki an die (ational:-Regierung über ein am 14ten d. vorgefallenes Treffen, jlhes der General Chrzanowsfi einer Russischen Heeres-Abtheilung | Minsk geliefert und in welchem er die Oberhand behalten hat. inem Bericht zufolze hat Rnssisher Seits niht nur ein ideutender Verlust an Todten und Verwundeten stattgefunden, ndern es“ sind auch 600 Mann Gefangene nebst 1 Kanone nd 1000 Karabinern in die Hände der Polen gefallen, *)

Von der Polnischen Gránze, 15. Juli. Der é Dichter und Staatsmann gleich bekannte Kastellan Niemce- j hat gestern, nur von einem Diener begleitet, die Quaran- le von Strzaifkowo bezogen. Der Andrang zur Quarantaine d jeßt so groß, daß alle früher getroffene Einrichtungen iht mehr ausreihen. Schon befinden sl{ch dort der Minister ‘tabowsfi, der Graf Mycielsfki, der Professor Zinserling und t Frau des bei Ostrolenfa in Russische Gefangenschaft gerathe- in Obersten Krasinski, und die Generalin Dombrowsfka wird li erwartet, Aus Warschau hört man, daß nach Eingang ! Nachricht von dem Uebergange der Russischen Truppen über ! Weichsel \sich daselbst Bestürzung und Schrecken verbreitet ten, Die Kosaken s{chwärmen bereits bis Sompolno, und die sen-:Beamten in Slupce haben den Befehl erhalten, sich 0) Warschau zu begeben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 12. Juli. Unterm 9ten d. ist hier eine Be- Mtmachung erschienen, des Jnhalts, daß Se. Majestät nah lflich wiedergewonnener Gesundheit die Fuhrung der Negie- ¿9 wieder übernommen habe. Bei dieser Gelegenheit äußern Majestät, daß Sie eine JFhrem Herzen theure Pflicht erfül- 1 Und der Erwartung der Nation entspráchen, indem Dieselben hre hohe Zufriedenheit mit dem Eifer und der Sorgfalt aus- lien, welche die Verwaltung der Regierungs-Geschäfte durch

’) Die spâte (erst in der 7ten Nachmittagsstunde erfolgte) Anz

1207 Se. Königl. Hoheit den Kronprinzen bezeihnet, während deren die Achtung für die Gesete, die Heiligkeit der dentlichen Frei- heit und des Volkes Wohlfahrt die getreuen Leiter in allen Be- \{chlü}en Sr. Königl. Hobel gewesen. ““

Deutschland.

Dresden, 15. Fuli. Durch ein unterm 6ten d, M. er- gangenes Allerhöchftes Reskript ist die Anlegung einer Musters Sammlung aller Arten von Erzeugnissen der inländischen Fndu- strie angeordnet und die Kommerz- Deputation befehligt worden, die zu diesem Behufe zu treffenden Einrichtungen und Vorkeh- rungen in Erwägung zu nehmen und einen dazu anusgearbeiteten Plan beim geheimen Kabinet einzureichen. Zur Aufstellung die- ser Sammlung is der physikalishe Salon im Zwinger bestimmt. Die unter dem Vorsige Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johaun niedergescßte Kommission, welche mit der Leitung des dem verewigten König Friedri August zu errichtenden Denk- mals beauftragt ist, hatte den Hrn. Ober-Baurath Schinkel in Berlin veranlaßt, einen Plan für das für die Universität Leip- zig bestimmte Augusteum zu entwerfen, Dieser Plan ist, nah den Antrágen der Kommission, genehmigt und angeordnet wor- e unverzüglih Hand an die Ausführung jenes Gebäudes zu egen.

Leipzig, 19. Juli, Nah Inhalt einer in der heutigen Leipziger Zeitung enthaltenen Bekanntmachung, haben Se. Kö- nigl. Majestät und des Prinzen Mitregenten Königl. Hoheit, zu sofortiger Entscheidung in Leipzig vorkommender Wetidatert Censurfragen, ein Censur - Kollegium, vorjeut beftehend aus der Bücher - Kommission in ihrer dermaligen Zusammenseßung und unter jedesmaligem Beitritt desjenigen Censors, welcher eine dergleichen zweifelhafte Frage vorzutragen hat, errichten zu lassen für gut befunden.

Nürnberg, 16. Juli. Gestern Abend gegen 10 Uhr tra- fen Jhre Maj. die regierende Königin und Se. Königl. Hoheit der Prinz Otto nebst Gefolge, von München über Ängolftadt kommend, hier ein und stiegen im Gasthofe zum rothen Rose ab, wo die Civil- und Militair-Behörden nebst der Generalität zu Deren Empfang versammelt waren. Nachdem die Hohen Reisenden im Laufe des heutigen Vormittags mehrere Kirchen und andere öffentliche Anstalten besichtigt hatten, erfolgte gegen 2 Uhr die Abreise nah Bamberg, wo heute Nachtlager ge- halten wird,

Karlsruhe, 16. Juli. Die hiesige Zeitung meldet aus Toodtmoos, den 11. Juli: „Gestern Nachts 12 Uhr steckten verbrecherische Menschen, vielleicht dieselben, welche {on im vorigen Jahre die ruchlose That versucht hatten, das hiesige Adlerwirthshaus , eines der besten, geräumigsten und billigsten des südlihen Schwarzwaldes, in Brand, Das große hölzerne Gebäude wurde in kurzer Zeit mit Allem, was darinnen war, Menschen und Thiere ausgenommen, ein Raub der Flammen und brannte zu einem Aschenhaufen nieder, Ein noch größe- res Brandunglück hatte sih schon in der Nacht des 1. Juli zu Gersbach, in der Nähe von St. Blasien, zugetragen. Auch dort zündeten verruhte Hände ein großes Wohngebäude an. Fünf Personen weiblichen Geschlechts, darunter ein achtjähriges Mädchen, das Tages zuvor nach Gersbach gegangen war, um s)seine Großmutter zu besuchen, fanden in den Flammen einen jammervollen Tod. ‘‘

Frankfurt a, M., 17. Juli. Die hiesigen Blätter enthalten eine obrigkeitliche Bekanntmachung vom 12ten d., wo- nah auf verfassungsmäßigen Beschluß der geseßgebenden Ver- sammlung vom 9. Juli d. F in Bezug auf die Rheinschifffahrts- Ordnung und das Protokoll der durch den Wiener Kongreß für die Organisation und Administration der Rheinschifffahrt insti- tuirten Central-Kommission vom 16. Funi 1831, derjenige Raum an beiden Ufern des Mainflusses vom oberen Ende von Frankfurt und Sachsenhausen bis zum unteren Ende, mit Einschluß des öffentlihen Lagerhauses, zum Freihafen erklärt wird.

Frauffurt a. M., 17. Juli. Die leßte Woche fing mit günstigen Aussichten für die Spekulanten aufs Stei- gen an. Sämmtliche Fonds waren mehr gesucht als ausgebo- ten, und die Course zogen an. Man kaufte an der Börse vom 11. Juli 5proc. Metalliques zu 793, 4proc. zu 673 und Actien zu 1210. Der Begehr nahm in den Mittagsftunden so zu, daß Metall, um F pCt, und Bank-Actien um 12 Fl. höher gemacht wurden, als solche an der Börse geschlossen hatten. Ursache da- von war, daß man bemerkte, wie mehrere gewöhnlich gut unter- richtete Häuser ziemlihe Posten der kfurrenten Effeftensorten an sh brahten. Am 12. Juli dauerte das Steigen fort, da es sh nun zeigte, daß in der That der Belgische Kongreß die 18 Artikel angenommen hatte, ein Ereigniß, das allerdings geeignet war, auf die Börse zu wirken. Doch gingen die Notirungen niht so {nell hinauf, als sie früher gewichen waren. Der höchste Cours war für Zproc. Metall. 81, für 4proc. 69, für Actien 1235. Man erwartete allgemein ein weiteres Bessergehen, und die Bais- siers waren ernstlih bedacht, ihre Versprechungen zu deen, doch die Berichte von der Wiener Börse lauteten gar zu ungünstig, und als am 14. und 15. Juli weichende Notirungen auch von Paris kamen, von wo man gerade auf die Belgische Annahme der Friedens - Präliminarien bedeutend höhere Renten - Course er- wartet hatte, nahm der Effektenhandel plößlich wieder eine rück: gängige Wendung. Die Baissiers suchten sich zu entschädigen, und es gelang ihnen ohne viele Mühe, die 5proc. Metalliques auf 7977, die 4proc. auf 6742 und die Bank - Actien auf 1218 herabzudrücken. Die 4proc. Partial blieben von diesér Schwan- fung fast unberührt; sie wichen nur 7 pCt, Dieses Papier ruht meist in festen Häuden, und fiberdem waren darauf von aus- wärts her mehrere Kauf-Aufträge am Plag. Auf Lieferung in 1— 2 Monaten fix fanden mehrere Umsäße statt, wobei die Me- talliques um j, Actien um 2 Fl, niedriger stehen, als pr. Cassa. Dagegen wird bei Lieferungs\clüssen, wo die tägliche Beziehung in der Wahl des Käufers bleibt, bei Metalliques 4 pCt, und bei Bank - Actien 1 bis 2 Fl. pr. Stück mehr bezahlt, als pr. comptant, Fm Prämiengeschäft war es etwas lebhaft. Man gab 15 pCt. Prämie, um Z5proc, Metalliq. ult. Sept. d, J. zu 79z beziehen zu fönnen. Am 16. Juli wurden wieder ansehn- lihe Umsäße an der Bdörse- gemacht; es zeigten sich Käufer zu steigenden Preisen, wir notirten zuleyt: 5proc. Metalliques 805, 4proc. dito 684, Actien 1226, Partial 1154. Man hatte näm- lih bessere Reute : Notirung von Paris und wollte anch wissen, der König vön Holland habe die 18 Artikel ebenfalls angenom- men. Fn den Oesterreichischen Nebenpapieren war wenig Ge- such. Preußische 4proc. Staatsschuld - Scheine, Baiersche und Darmstädtsche Obligationen hielten si begehrt, und man fand nur wenige Abgeber. Unter den Holländischen Fonds waren nur 27 proc. Integralen mitunter etwas begehrt ; für Kanzen und Restanten zeigten slch keine Nehmer, Die Z5proc, Neapolitanis schen und Spanischen Papiere folgten ganz den Schwankungen an der Pariser Börse. Jn den Polnischen Loosen war einiger Ber-

n der Warschauer Blätter verstattet uns nicht , heute ein Meh- daraus mitzutheilen.

kehr; es waren mehrere Aufträge, deren einzuthun, am Plaß,

Im Wechselhandel blieb es im Ganzen genommen fill, Die meisten Devisen sind wegen momentaner Anhäufung und bei mangelnder Verwendung in Papieren kurzer Sicht gedrückt im Cours, während man für noch lange laufende Wechsel Käufer findet. Der Diskonto behauptet sich ohne Aenderung auf 2x pCt,

fürs Fahr. Portugal,

Pariser Blätter melden aus Lissabon vom 29. Runi : „„Wir sind erstaunt, das große Französishe Geschwader noch nicht in unseren Gewässern zu sehen. Seit zwei Tagen hat das \{lechte Wetter den größten Theil der Kriegsschiffe, welche den Tajo blo« firen, gezwungen, sich momentan zu entfernen. Heute hat der Telegraph an der Barre die Korvette „Eglé‘/, südlich vom Kap Espichel, und die Brigg „le Hussard“/, östlich von demselben Kap, signalisirt. Die Fregatten „Sirene‘/ und „Melpomene““ und die Brigg „Endymion“/ hat man aus dem Gesicht verloren. Die Portugieslshe Galeere „„Thalia‘‘, von Fernambufo kommend, hat diese Gelegenheit benußt, um in den Tajo einzulaufen. Seit die Französishe Kriegs-Fregatte, welche sich in die Gewässer von Terceira begeben hatte, die Blokade-Escadre versammelt hat, ist eine der Korvetten verschwmiden, und wir wissen nicht, was aus ihr geworden is; sie wird sich wahrscheinlich auf einem anderen Punkt unserer Küsten befinden. Da kein Portugiesishes Fahr- zeug auszulaufen wagt und das Felleisen für Rjo- Janeiro \ich hon lange am Bord der Brigg „„Vainqueur“‘/ befindet, so hat man si entschlossen, es dem leichten Fahrzeuge „le dix: neuf Decembre“‘/ anzuvertrauen, welches entshlo}en ift, einen Versuch zu machen, während der Nacht' der Wachsamkeit des Blokadez Geschwaders zu entgehen. Unser Hafen is fortwährend öde ; der Handel befindet sich in der vollkommensten Stockung; das Ae ist groß, und die Unzufriedenheit hat den höchsten Grad erreicht.“

Türkei,

Ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes Schrel- ben aus Wien vom 10. Juli meldet: „Von der Servischen Gránze wird geschrieben, daß die Reise des Sultans im Xnnern des Landes einen günstigen Eindruck auf die Nation mache, daß die eingeleiteten Arbeiten zur Umänderung der Administration dadur sehr befördert würden, und daß der Sultan seinen Lieb- lings-Entwurf, die allgemeine Einführung regulirter Truppen, nicht kräftiger unterstüßen könne, als indem er sich dem Volke zu nähern und die Hindernisse zu beseitigen suche, die demselben vorzüglich von derjenigen Beamten-Klasse, welche sih durch die neuen Ein- rihtungen beeinträchtigt glaube, in den Weg gelegt würden. Uebrigens scheint die Reise des Großherrn nah allen Angaben feinen anderen Zweck zu haben, als sich von dem Zustande des Landes und der Befolgung seiner Befehle, so wie von deren Wirkung, zu überzeugen; alle andere derselben zugeschriebene Absichten verdienen keinen Glauben. “/

Griechenland.

Der Courrier de Smyrne fährt auch in den neuesten Blättern fort, Korrespondenz-Artikel. zu liefern, die in dem feind- seligsten Geiste gegen den Präsidenten Capodistrias abgefaßt sind und alle Maaßregeln der Griechishen Regierung in dem ungün- stigsten Lichte darstellen. Fn einen Schreiden aus Nauplia vom 19. Mai heißt es: „Der Einfluß des Präsidenten oder, besser zu sagen, seine Bestechungs-Mittel sind bei den Mainoten vollständig gescheitert; sie verlangen, daß man ihren Bei, den man ungerechter Weise gefangen halte, wieder frei gebe, und daß man die Constitution proklamire, ohne welche der Bürger jeden Augenblick der Gefahr ausgeseßt sey, ohne Urtel und Recht ein- gekerkert zu werden, um fkeinés anderen Vergehens willen, als der Regierung mißfallen zu haben. Der Präsident is wieder hier eingetroffen, nachdem er den St. Philippstag zu Modon gefeiert hatte, um ‘der Französsshen Brigade zu {meicheln, wobei ‘es ihm jedoch nicht gelang, dem Befehlshaber der Brigade die wahre Lage der Sachen zu verhüllen. Hier \{meichelte er si noch die Hhdrioten zu täuschen, zu welhem Ende er sih der Vermittelung des Herrn Zaimi bediente, um eine Verständigung mit den Herren Miaulis und Buduri, die sich gegenwärtig in Nauplia befinden, zu versuchen. Nach seiner Versicherung wollte er den Reclamationen ihrer Jnsel entschiedenes Recht widerfahs- ren lassen; er gab sein Ehrenwort, eine Kommission zu ernennen, um ihre Rechnungen zu untersuchen, die er ohne Schwierigkei- ten zu ratifiziren versprach; in einem Monate sollte ein Drittel des Betrages derselben in baarem Gelde, das andere durch Abtretung von National-Gütern und das leßte Drittel durch Verschreibungen von kürzerer oder längerer Verfallzeit liquidirt werden. Doch die con- ditio sine qua non aller dieser Vortheile war, Sr. Excellenz den Hrn. Polhzoides, Redacteur des Apollo, auszuliefern , oder ihm wenigstens dadurch Stillschweigen aufzulegen, daß man un: verweilt das leßte Defret gegen die freie Presse in Kraft treten ließe, welches der Präsident, nachdem es durch seinen lenksamen Senat diskutirt und durch eine erkaufte Majorität angenommen worden war, so eben erlassen hat. Miaulis entgegnete dem Ab- gesandten, daß Hydra sich nie so sehr entehren werde, einen großs herzigen Bürger, der “die Vertheidigung der Freiheit und der Rechte der Griechen übernommen habe, auszuliefern; daß das Journal Apollo mit dem Willen der Hydrioten nie aufhören werde, und daß sie nimmermehr sich einem Dekret unterwerfen könnten; das in offenbarem Widerspruch mit den Grundgeseben des Landes stände. Diese Antwort erregte, wie man denken kann, den Unwil!- len des Prásidenten aufs höchste und bewirkte einen jener An- fálle von Wuth, deren Ausbrüche von Tag zu Tage heftiger wers den, Das Verlangen, sh zu rächen, vermochte ihn zu jener Kriegslist, die er furze Zeit nach seiner Ankunft in Griechenland anwendete, als es sich darum handelte, die verschiedenen Theile des Griechischen Staats durch vorübergehende Schranken zu tren: nen. Hydra wurde als von der Pest angesteckt erklärt, und vier Briggs haben so eben deu Befehl bekommen, es als verpestet blokirt zu halten, Zur. Nechtfertigung hat man angegeben, ein Schiff, von der Küste von Karamauien kommend, mit einem kran: fen Mann an Bord, habe in Hhdra Anker geworfen; aber der Präsident hútet slch wohl, zu sagen, daß das Schiff nicht zum freien Berkehr zugelassen wurde, folglich auch, selbst wenn es an- gesteckt gewesen wáre, die Pest nicht auf der Jnsel verbreiten konnte. Uebrigens scheint es gewiß, daß der Kraufe nur eine ihm vorgeschriebene Erklärung gab, die den Maaßregeln gegen Hydra so gut angepaßt war, daß man deutlich die Berechnung der einen auf die anderen sieht, Die wahre Pest in Hhdra sind für den Präsidenten die Freiheits-Jdeen, welche die Presse von dieser Jusel aus in dem ubrigen Griechenland verbreitet. Rumelien is im Aufstand ; Karatassos zu Eleusis war der Erste, der sich mit seinem ganzeu Bataillon erhob, schnell nach Talanta ging und sl{ch mit seinem Schwager Gardikioti vereinigte, der ebenfalls die Fahne des Auf: ruhrs erhoben hatte. Beide sind ini Einverständniß mit den an- deren Capitainen, die in Salona unter dem Vorssp Notis Wotßaz