1831 / 223 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Absicht, Beeringen und Umgegend zu besegen. ] i J ]

der General Boyer unterm 12, Juni eine Proclamation, worn er seine Mitbürger aufforderte, sich bereit zu halte, ihre Unad- hängigkeit gegen jeden fremden Angriff zu vertheidigen - zugleich aber den Behörden anbefahl, die Person und das Eigenthum der Franzosen zu achten. „Der Abgeordnete der Republik ‘“, heißt es in dieser Proclamation, „hatte den Befehl, nur einen Monat in Frankreich zu verweilen;- statt dessen is er ein volles Fabr abwesend gewesen und bringt uns jebt uen Traktat mit, zu dessen Unterzeichnung er in keinerlei Weise bevoll- máchtigt war. Die in Frankreich stattgefundene Revolution hatte uns Hossnungen schöpfen lassen, die si leider nicht ver- wirklicht haben. Und wie konnten wir uicht an eine glückliche Zukunft glauben, als wir in Frankreich dieselben Männer an die Spie der Regierung sahen, d!e 1 ihren Schriften, wie von cker Rednerbühne herab, so oft unsern Grundsäßen und gerechten Forderungen gehuldigt, und die übertriebenen Forderungen der vorigen Regierung so laut und oen getadelt hatten. ‘/ Am Schlusse seiner Proclamation fordert der Präsident die Behörden anf, slch durch Muth und Ergebenheit ihrer Stellung würdig zu zeigen, und auf den Schny der Vorsehung zu bauen,

Großbritanien und Jrland.

Londou, 7. August. Der heutige Atlas enthält folgende Nachricht ; Bureau des Atlas, Sonnabend, 6. Aug. Wachts. jr konnen unsern Lefern die Mittheilung machen, daß 111: iere Minister cinen entschiedenen Schritt in der Belgischen Au- gelegenheit gethan haben. Die Regierung hat, deim Vernehmen 1a, schon am Mittwoch Abend die authentische Nachricht er- halten, daß die Holländische Armee die Gränzen überschritten habe, und noch vor Mitternacht wirde an General Codrington der Befehl ertheilt, sich sogleich nach den Dünen zu begeben, um, wie der Courier sagt, danach zu handeln, wie es die Um- tande erheischen möchten. Der Schritt, welchen Frankreich ge- than, indem es den Belgiern ein Hülfsheer zusandte, geschah mit volliger Uebereinstimmung der Konferenz, oder er wurde viel- nehrangenblicklich als eine Folge des unter den 5 Mächten bestehenden Uebereinkommens angeordnet, EineMittheilung, ganz so abgefaßt, wie diejenige, die an Ludwig Philipp übersandt worden, hat der Kö- nig Leopold auch an Großbritanien und an die anderen großen ¿achte gerichtet, welche an. den Unterhandlungen über WBelgien "heil genommen haben. Frankreich handelte natürlich zuerst,

weil seine Nähe an Belgien es in den Stand seßte, zuerst von dem Zustand der Dinge Kenmitniß zu erhalten. Die allgemeine vorherrschende Meinung ift, daß die von Frankreich und England |

ras gemachte Demonstration den Erfolg haben werde, zu gleicher Zeit die Feindseligkeiten zu beendigen und einen definiti- ven Feiedens - Abschluß zwischen Holland und Belgien herbeizu- führen.“

Die von unserm Botschafter in Paris eingegangene offi- zielle Anzeige von dem Einrücken einer Französischen Armee in Belgien gab gestern zu einer furzen Debatte im Unterhause An: laß. Lord Palmerston crktärte, jene Anzeige erhalten zu habeu, d fügte hinzu, daß keine frühere ansdrückliche Verpflichtung zu dem Einmarsch einer Französischen Armee zwvischen England und Frankrei bestehen könne, einfach aus dem Grunde, weil cine jolche Nothwendigkeit nicht vorausgesehen worden wäre. Der Fouig von Hollaud habe den Krieg begonnen, ohne den Allirx- (cen vorher. irgend eine Anzeige davon zu machen, indem er gez hei habe, durch Ueberrashung große Vortheile zu erlaugen. ‘Bir werden von dieser Debatte, da uus der Bericht darüber ert sehr spat zugekommen isl, morgen eine ansführlichere Mit- theilung machen.)

Die Nachricht von dem Einmarsche der Frauzosen in Bel: aien hat an unserer gestrigen Börse großen Schrecken ver- breitet und namentlich ausländische Fonds sehr gedrückt, doch ïnd die Course am Schlusse der Börse wieder etwas gesliegen.

Mi Car la 08,

Aus dem Haag, 8. Aug. Ein Supplement zur heutigen Stagts-Courant enthält die nachstehenden Berichte : l, „An den Kont; Hauptquartier Gheel, 5. Augnsi 1831. Jch habe die Ehre, Ew. Majestät zu berichten, daß dic

Armee hente eine vortheilhafte nud, aus militairischem Gesichts-

punkte betrachtet, wichtige Bewegung nah Vorwärts auf fol: gende Weise bewirkt hat: Die zweite Division utter dem Befehle des Herzogs von Sachsen-Weimar verließ frühzeitig Gheel und richtete ihren Marsh nah Diest, Einige feindliche Kavallerie war noch des Morgens in der Stadt, räumte dieselbe aber bei Annäherung der Kolonne, der ein Uhlanen-:Detaschement vorausgeschickt worden und nahm ihre Richtung nach der Seite von Hasselt. Die zweite Division hat daranf Diest und die Umgegend beseßt, und zwar auf dem linken Flügel bis an das Dorf Sichem, anf dem rech- ten aber bis dicht bei Halen, Die erste Divislon unter dem Befehle des General-Lientenants Baron van Geen verließ Turn- out und besezte Gheel und Casterle, Die dritte Division un- ier dem Befehle des General-Lieutenants Meyer, verließ Moll in Auf diejem Zuge begegnete ste dem Feinde in Oostham. Das Dorf wurde sogleich vom General angegriffen und der Feind zog sich bald nach Quaad - Mechelú zurück, Jn der Nähe von Beeringen fand der General den Feind wieder und zwar mit an- sebnlicher Macht. Der General ließ fogleich durch -die freiwilli- gen Jäger und das Füstlier-Bataillon des 13ten Reg1uments et- nen Anariff gegen ihn ausführen. Der Feind naÿm bald nach allen Seiten die Flucht, doch haben wir dabei den Verlust des Studierenden Beekman zu betrauern. Der General rühmt ins- besoudere das Benehmen des ganzen Corps Leidenscher freiwilli- ger Jäger. Jun Beeringen selbst hat der General mehrere Kriegs- gefangene gemacht und sein Hauptquartier aufgeschlagen, Jch habe ‘die Ehre, eine Abschrift des Berichtes vom General Meyer hier beizulegen. Mein Hanptquartier is hier in Gheel aufge- schlagen. Die ganze Armee wird morgen den bten d. M, Ruhetag halten und in den früher gemeldeten Positionen bleiben. Der Oberbefehlshaber des Heeres Wilhelm, Prinz von Örantien,“ 2. „AnSe. Königl. Hoh. den Prinzen von Oranien. Hauptquartier Beeringen, 5. August 1831. Jch habe die Ehre, zur Kenntniß Ew. Königl. Hoheit zu bringen, daß ich na Hinterlassing der Husaren-Eskadronen mit der reitenden Artillerie und einem Bataillon Jnfanterie heute Mit- tag um 3 Uhr hier angekommen bin. Die Dragoner - Eskadro- nen sind mit 1 Bataillon Zufanterie nah Paal und 2 Batail: lone Infanterie nah Coursel abgefertigt worden. Die übrigen Corps mit der Batterie haben hier auf einer Höhe vor der Stadt eine Stellung eingenommen; die Jäger: Corps sind zur Handhabung der Ordnung hier geblieben, Die Ursachen, warum

1298 die Truppen so spät ankamen, sind folgende: Als ich heute frith beim Dorfe Oosthám ankam, empfing ih Bericht , daß sich der Feind nocch dort befand : ich fertigte darauf zun1 Refognosci- ren die freiwilligen Jäger nebst einigen Husaren ab, die auc bald auf den Feind fueßen und nut ibm handgemem n

den: er zog sich indessen auf Quaad - Mecheln zurück. war nicht möglich, ihn einzuholen, weil die „Kavallerte , der Gebüsche wegen, keine Gelegenheit hatte, ihn zu erreichen. Bei

diesem Angriff ward der Studirende Huet verwundet. Als wir

damn mit der Kolonne )e von fanden wir den Feind inm beträchtlicher Stärke vor: es war aber nicht möglich, emen regelmäßigen Angriff zu bewirken. Unsere Fruppen, sowohl die freiwilligen Jäger als das Füsilier - Batail: lon des lZten Junfanterie:Regimeutes, slurzten lebhaft auf ihn ein und jagten ihn, na allen Seiten bin, in die Flucht, Mei dieser Gelegeuheit wurde der Sindirende Beekman getödtet und der Studirende Stollé verwundet. Jn diesem Augenblick empfange ich die Nachricht , daß der Feind nach Diest retirirte, daß si indessen noch mehrere feindliche Soldaten in den Gebt schen verborgen bielten, die verfolgt werden. n Gemaßheit der Depesche Ewr. Königl. Hoheit vom 4ten d. Nr. 1386, wird die Division uud die Kavallerie-Brigade morgen, am bten d, Ruhetag halten. Jh habe Sr. Excellenz dem General- Lieute: nant Cort- Heiligers meine Ankunft in Beeringen angezeigt. Der General-Lieutenaut, Befehlshaber der Zten 1: fauterie-Division, Meyer.“ Die Leidener freiwilligen Jäger haben sich bei dieser Gelegeuheit befonders gut betragen, besonders da fle zum erstenmal im Feuer waren. Ein Sergeant und 4 Mam vom Feinde sind zu Kriegsgefangenen gemacht worden. y Die Staats-Couranut enthält außerdem folgende WBe- richte : N 7 “1 „DerGeneral-Lieutenant de Kock, der dieKöniglichen Truppen in Seeland befehligt, berichtet unterm 9, Angust Nachmittags, aus seinem Hauptquartier Ysendyïe, daß der Feind si am Morgen jenes Tages mit einer Macht von beinahe 1000 Maun nebst 2 Kanonen uach den beiden von uns eroberten Posten Ver- laat und Kapitalen-Damm in Bewegung geseßt hatte. Als der General de Kock dieses erfuhr, traf er sogleich die nöthigen Maaßregeln und begab sich in Persou nach den beiden genamiten Punkten: der Feind indessen machte einige Märsche und Gegen- Mársche und zog sih dami nah der Seite von Philippine

Nachschrift.

zurück, Unsererseits is während dessen ein Anfang ge- macht worden, unsere Stellungen am Kapitalen - Damm und Verlaat zu befestigen. Am Morgen des nämlichen Tages

Ledel aus Uardenburg eine Bewegung vertrieb den Feind, seines lebhaften T1: railleur- Feuers ungeachtet, aus dem von ihm beseßten Busche, so wie aus seinen Verschanzuugen und Tranchéen, und verfolgte ihn bis Stroobrugge. Nachdem Oberst Ledel seinen Zweck erreicht hatte, kehrte er na Aardenburg zurü, ohne daß ihn der Feind im mindefien beuuruhigte. Der Oberst berichtet, daß die bei dieser Gelegeuheit vom 2teu Bataillon des 5ten Regiments an den Tag gelegte Kampflust über alles Lob erhaben sey. Unser Verlusi besteht aus 4 Verwundeten, worunter der Lietitenant Mentholt, Unterweges hörte man, daß am Abend des 2ten zwei Wageir mit verwundeten Belgiern zu Ecloo angekommen waren, 11nd daß ein feindlicher Ober: Offizier getödtet sey. Jm Hauptquartier Ysendyke war ferner der Bericht eingegangen, daß Capitain Schwar den 2. August ein Detaschenient ¡rach der zwischen Phlippmne

und dem Kapitalen - Damm belegenen Fsabellen- Schleuse ab:

gefertigt habe, welcher leßtere Pinkt dem Feinde abgenommen und vou den Unsxigen beseßt wurde, Ju Bezug auf die robe: ring des Kapitalen - Damms ergiebt cs fh au ans den bein Marine - Departemeut eingelansenen Berichten , daß unsere Seemacht dazu mitgewirkt habe, indem der Capitain - Lieutenant Meurer mit dem Kanonier- Boot Nr. 31. und einem Ruder- Kanonier - Boot die Bewegung des Obersten Ledel unterstüßt D ATDe

L Da

Oberbefehlshabers von den General - Major von Boecop mit einer ftarken Kolonue nach der Richtung von Lanaken, Veldweselt und Bessemer abgesendet, um dfe Umgebungen zu rekognosciren. Abends kehrte diefe : lomue in die Festung zurück, ohne anf den Feind gefioßen zu senu, Am Morgen des Zten war eine Ko!onne unter Befehl des Ober- sten von Ouadt «leichfalls nach Lanaken und Beldwesclt zu aus- gerückt und auch am Abend wieder zurtickgekehrt, ohne cine Spurx vom Feinde entdect zu haben. Am ten Morgens marschirte der genannte Obersi abermals mit einer Kolonne über Smeermas uach Lanaten, Jn den Dörfern, welche diese Kolonnen durc- zogen, hatte der Ober-Befehlshaber den Einwohnern "bekannt mag- en lassen, daß, wenn sie nicht von der Annäherung des Fein: des gehörigen Bericht abstatteten, oder wenn sle auf unsere Sol- daten s{össen, ihre Gemeinden der Plünderung und Berwitistung ausgeseßt sehn würden. Auch fordert man die Auslieferung der ih vorfindenden Waffen. Auf der Straße nach Tongeren warcn am Morgen des 3. einige Dörfer durch Belgisches Kriegsvolk, wor11: ter Lütticher Freiwillige in Kitteln, besct worden ; auch hatte sich ee starke Kolonne Belgier in jener Richtung ungefähr eine halbe Stunde von der Festung gezeigt. Eingelatisenen Berichten zufo!ge, foll ein Theil der Lütticher Bürgergarde darunter gewesen seyn. In der Stadt, wo General Dibbets am 2en durh einen Tages- Befehl den Wiederbeginn der Feindseligkeiten befannt gemacht hatte, herrschte fortdauernd eine erwünschte Ruhe. Diese Bekannt- machung sowohl, als die Nachricht, daß der Prinz von Oranien {h an die Spike der Armee gestellt, hat unter den Soldaten den größten Enthusiasmus erregt, deren Benehmen, anch auf den Stireiszügen außerhalb der Festung, vom General Dibbets sehr gelobt wird. ““ Il. „Jn Breda sind am 5. Auguft aus dem Haupt- O iartier des Prinzen von Oranien in Turnhout 13 fkriegögefau- gene Belgier angekommen, die mit den Tages zuvor dahin ge- brachten 7 nach Loevesiein abgeführt wurden, Am nämlichea Abend sind dort auch Z von unfern bei Turnhout verwundeten Soldaten angekommen. ““

Von dem Vortrage, den (wie geftern gemeldet wurde ) der Minister der auswärtigen Angelegenheiten in der zweiten Kammer der Generalsigaten hielt, geben wir nachstehend eine fortgesete Mittheilung:

„„Reun Monate lang/, sagte der Minister, „gab das alte Nie- derland die überzcugendsen Beweise seiner Geneigtheit, die Disfe- renzen mit Belgien auszugleichen, ohne das Schwerdt zu ziehen. Die an der Gränze stets fortgeseßte Aufstellung der Blüthe der Na- tion, der Aufwand von Millionen aus dem Schate, die Gestattuna der Fahrt auf der Schelde während der Waffenruhe, die ungerächten täglichen Fnvastonen in das Gebiet von Nord - Brabant und Sce- land, die Zulassung einer viele Wochen dauernden Berennung von Mastricht, die Schonung der Stadt Antwerpen, ungeachtet der un- erträglichsten Ausforderungen und die Anlegung von Festungswerken unter dem Geschüße des Kastells und dex Flotte solche Opfer,

machte der Oberst nach Maldeghen1 zu,

Berichten des General - Lieutenants Dibbets,

in der Nähe von Beeringen aufamen, ;

N tri » Ito Yl1 au Î F 5 e : 9 Al A , ; Mastricht, hatte derselbe am 2ten Lug } p uen Schrittes im Bereiche einer festen Berechnung nicht liege, 0

E a A A L L L E!

C L R S A ch2

E e R T I “cir A Di i E

welche unter mehreren anderen das alte Nord-Niederland der Fo dauer der Einftellung der Feindseligkeiten gebracht hat - stellten | das National-Gefühl und den Cifer der Flotte wie des Heeves, j mit Ungeduld auf den Wink harrten, den Ruhm ihrer Väter zu j haupten, auf die Probe, und mehrmals mußte sich die Regtery fragen, ob diese nicht zu weit getrieben sey und ob man ienen Ej noch länger zurückhalten müsse. Die Stunde ist gekommen, nj che ihr die Pflicht, cine bestimmte Wah! zu trefen- auferlegt h Das Niederländische Manifest vom 12. Fuli entwickelte die Grün) welche se verhinderten, die vorgeschlagenen 18 Präliminar - Arti anzunchmen , welche in das alte (Hrundgebiet der Veretnigten Yj derlande einen Eingriff gethan und uns mit einex Unerty lichen Staatsschulden - Last bedrückt haben würden. Sie sind n widerlegt worden. Nichtsdestoweniger hat der König seine Bev mächtigten mit den nöthigen Vorschriften verschen lassen, um | der Londoner Konferenz selbs einen definitiven Vertrag zu erörte festzusiellen und zu unterzeichnen. Dieses allein 1j jedoch eben wenig irgend cine Schwierigkeit auf, als es die Entwerfung Trennungs - Grundlagen oder der Präliminar - Artikel gethan h Rachdem Nord - Riederland den Anhang A. des 12ten Protokol und Belgien die damit ganz im Widerspruche seyenden 15ck Prâlin} nar- Artikel angenommen, steht man sich jeßt, eben #0 wte vorhg schnurstracks einander gegenüber; und welche Hoffnung kann die F gierung, besonders nach dem von dem erwählten Fürsten abgelegt die Beraubung unseres Grundgebietes konsolidirenden Eid, von ner jeßt wieder anzuknüpfenden Unterhandlung ohne Unterstüßu mit den Waffen hegen , da diese scit dem Herbste kein Resultat liefert und seit den lezten Wochen eine unläugbare Richtung zu G sten Belgiens genommen hat ?— Der Koöntg hat fortdauernd undbei all vorkommenden Gelegenheiten von den bet der Londoner Konferenz vert tenen Mächten dic unzweifelhaftesten Beweise aufrichtiger Thetlnah und Freundschaft gegen Nord-Niederland erhalten. Doch der Stat vunkt dieser Mächte mit Beziehung auf dîe heiten is der Natur der Sache nach ein ganz anderer, als der y Nord-Niederland. Jhr erstes Augenmerk is die Erhaltung des

gemeinen Friedens: das zweite die Berücksichtigung unserer gere ten Forderungen. Für Nord- Niederland jedoch muß umgekehrt erste Zweck die eigene Erhaltung und erst der zweite dte Behauptu des Friedens seyn. Aus dieser Betrachtung der Mächte entspra nun während der leßten zwei Monate die Einwilligung in die Y gischen Forderungen und die Stellung der Niederländischen in

Hintergrund. Seit dem Beginne der Empdrung wußte Belgi icdoch von den Brandstoffen des Aufstandes, von dem Vorgeben éi nicht zu beruhigenden bet seiner ganzen Bevölkerung herrschen) Aufregung der Gemüther, und von der Verwickelung Vortheil ziehen, welche seine geographische Lage hinsichtlich mehrerer gen Reiche erzeugte, um auf diese Weise, falls man in setne anm ßendsien Forderungen nicht willigen würde, den Frieden von Eur zu bedrohen. Des Kdnigs Hülfsmittel, die sich auf die regelmäß und constitutionnelle Wirksamkeit unserer Institutionen, auf

Bestreben der Bevölkerung, die gesellschaftliche Ordnung zu beha ten und auf den Muth einer ansehnlichen und trefflich eingerichte Land- und Seemacht gründeten , Übertrafen dte von Belgten , 6 fïe dienten nur zu einer müßigen Darlegung, so lange man Princiv befolgte, sie niemals zu gebrauchen, während das Belgis revolutionnaire Schreckbild in gleichem Verhältnisse sich mehr

mehr bemerklich machte. So trug es sich denn zu, . daß m rielle Kraft einer ideellen Gestalt weichen mußte, daß Nord- Nied lands Ansehen unaufhaltsam zu sinken begann und _daß man | Belgischen Einfluß auf eine unerwartete Welse steigen sah. Wiewohl des Königs Scharfblick, der diese Erscheinungen wah nahm, das Uebel sogleich erkannte und das Hülfsmittel dage aufzufinden wußte, so zôgerten doch Se. Mai. lange, zu diesem R tungsmittel überzugehen, obgleich Jhnen bewußt war, daß die d

Niederland und Belgien zu legen und den Vorhang wegzuzieh hinter welchem das grinzende Bild der Belgischen Politik aufge war. Der König hat den Beschluß dazu endlich gefaßt und f Befehl an seine Kriegsmacht ausgefertigt, die Unterhandlungen dur die Waffen zu unterstüßen. Erlangung billiger Trennungs - Bed gungen if der ausschließliche Zweck 1enes Befehls: aber um ihn erreichen, muß Europa fîch Überzeugen , daß Holland eben #0 wi als Belgien übersehen werden darf, wenn der Friede bchauptet n den foll und daß der ruhige stille Hang der Riederländischen Res rung, welche die Ordnung aufrecht erhalten will , mindestens ck so sehr zu beachten ist, als das Belgische revolutiontiaire Prinzip. Der König hat sich keinesweges verhchlt, daß der Erfolg des die Völker können eben so wie einzelne Fudividuen unter Umstäß gerathen, in denen gerade dadurch, daß man nichts wagt, All auf das Sviel geseht wird. Sich den Belgischen Forderungen terwerfen, hieße den Staats-Banquerott beschließen, Nord: Nied( land der unentbehrlichen Gränzen berguben, die es durch das d Blut der Väter erlangt hat, den Nationalruhm verdunkeln, den

tergang des Staates besiegeln und de lacto die Niederländer d der Reihe der unabhängigen selbständigen Nationen streihen. F len die Loose nur einigermaßen natürlich, so sicht der König d Resultate mit ruhigem Vertrauen auf die Vorsehung entgegen.“

(Eine \ch{ließliche Mittheilung aus dieser, so wie aus Rede des Präsidenten der Kammer, Herrn van Toulon, müs wix uns, wegen Mangels an Raum, noch vorbehalten.)

Nymwegen, 7. Aug. Es geht aus neueren & richten, die wir aus der Umgegend von Mastricht erhalten, hi vor, daß bis zum 5ten d. M. noch kein bedeutendes Hollän {hes Corps zur Verstärkung der Garnison dort angekom war, und daß es vielmehr ein aus der Festung selbst entsand Streif - Corps gewesen, welches die Bürgergarden in der U gegend cntwassnet und die Gewehre 2. auf Wagen nach Festung abgeführt hat. chen Streif:-Corps und einigen hundert Mann Belgischer Tr pen zu einem Gefechte: nachdem sie die Belgier bis auf d halben Weg nach Tongern zurücigetrieben, kehrten die Unsri wieder nach der Stadt zurück. Das rechte Maas-Ufer in eit Entfernung von zwei Stunden außerhalb der Festung vor di MWuyker Thore, nach der Seite von Eysden und Visé, war }! 1nd der Weg nach und von Achen ohne Hinderniß zu passit! Sett fünf Tagen werden die Thore verschlossen gehalten. K Einwohner darf ohne ausdrückliche Erlaubniß des Kommand ten die Stadt verlassen. Die Polizei in der Festung wird Strenge wahrgenommen, und es herrscht in derselben die v fommenfle Ruhe.

Antwerpen, 6. August. Unsere Stadt athmet wie Freude und Hoffnung sind wieder in Aller Herzen eingeke! Heute Morgen is folgende Proclamation und der nachstehe" Tagesbefehl hier angeschlagen worden:

„Proclamation. Die Stadt Antwerpen if unter den Sd Frankreihs, Englands und ganz Europas gestellt worden. D! Schuß sïchert unsere Personen und unser Eigenthum gegen 10 Angriff von der Citadelle oder von den Holländischen See - Sk! kräften. Gegeben auf dem Stadthause, am 6. Aug. 1831. 2 Bürgermeister Zerhard Legrelle.“

„Tagesbefehl. Der Brigade - General, militairischer Goul neur der Provinz und Ober-Befehlshaber der Stadt und des Wel bildes von Antwerven, beeilt sich, den unter seinem Befehl stehend! Truppen anzuzeigen, daß Se. Excellenz der General-Lieutenant l Pair von Frankreich, Graf Belliard, und der General, Baron Cha Dber - Befehlshaber der Citadelle von Antwerpen übereingekom sind: daß cin Waffenstillstand zwischen der Citadelle, den H) ländischen Sec- Streitkräften, und den

Belgischen Angelege

2

ßerûe Roth dic Anwendung des Aeußersten rechtfertigen müsse. Df ses bestand darin , die Kraft von Niederlands Flotten und Heer die Baagschale zur Herstellung des Gleichgewtchts zwischen Not

Vorgestern kam es zwischen einem (f

Belgischen Tru s wohlwollenden Empfang,

en, bis auf das Eingchen höherer Befehle, welche der Baron hassè in dieser Beziehung erwartet - statt finden soll; während der Dauer dieses Waffenstillstandes bleibt alles, was die Angrifs-Arbei- n von beiden Seiten anbetrifft, in slatu quo; und es werden Oul- éndische und Belgische Kommissarien ernannt, um eine Demarka- jons-Linte zu errichten, welche, in Gemäßheit der Stipulationen der Ponvention vom 5ten November 1830, bezeichnet werden soll. Der 7 eneral-Lieutenant,Graf Belliard, hat versichert, daß die Stadt Antwer- en unter den Schuß von Frankreich, England und von ganz Europa estellt scy, ein Schuß - welcher die Personen und das Eigenthum egen jeden Angriff von Seiten der Citadelle und der Holländischen otte scher stelle, Demzufolge hört iede Feindseligkeit, auf der anzen Linie, welche von der Stadt und dem Weichbilde abhängt, uf, und dic geringste Verleßung dieser Verfügung wird mit der öten Strenge besiraft werden. Die Herren Befehlshaber der orps und der Posten sind persönlich für die strenge Beobachtung es vorerwähnten Uebereinkommens verantwortlich. Fm Fall der egenwärtige Waffenstillstand aufgehoben werden soll, wird 24 Stun- n vorher davon Anzeige gemacht. Antwerpen, 6. August 1831. der Brigade-General. : (94) F. von Dabor.// Gestern wurde der Major Gaelton, Commandeur des Zten Bataillons des lsten Regiments, von einer starken feindlichen

S olonne, welche bis 17 Stunde diesseits Breschaet?s vorgedrun-

en war, angegriffen. Er rief den Obersten Delescaille, dessen bauptquartier in Merxem ist, zu Hülse, und der selbs mit dem ten Bataillon des 12ten Regiments ankam. Der Feind wurde aranf lebhaft angegriffen und aus fcinen Stellungen verjagt. Die Holländer wurden von unseren Truppen bis West-Wezel ver- olgt, wo sle si indeß vor überlegenen Streitkräften zurückziehen ußten. Der von unserer Seite erlittene Verlust isl noch nicht enau bekannt, da das Gefecht bis tief in die Nacht fortgeseßt urde. Der Capitain Madelena i} {wer verwundet. Die Lieu- nants Brandt, Marot und Campagny sind ebenfalls verwun: et. Mau hat sih die gauze Nacht bei dem St. Laurents- ort geschlagen ; der Feind machte einen Ausfall nach der Cita- isse Und griff unsere Borposten: an. Viele von den Un: igen wurden aus den Trancheen vertrieben; aber wir be- alten noch immer die Batterieen und Trancheen beseßt, elche der Major Stevens befehligt. Da der Feind bemerkte, ß wir, den erhaltenen Befehlen gemäß, nicht \cho}en, so warf sich auf unsere Batterieen, und es gelang ihm, Z Kanonen vernageln. Unsere Truppen sammelten sh indeß und ero- erten ihre Stellungen wieder. Die Bürgergarden von Berchem, Brüssel, Borgerhont und Deurne waren mit im Feuer umd ben sich tapfer geschlagen. Der Capitain Debruye hat fich sonders ansgezeichunet und wurde dem Könige vorgestellt, Die ollánder haben große Verluste erlitten. ,, Die gestrigen Er- anisse" (sagt das Journal d’Anvers) „haben uns 1fs neue Gelegenheit verschafft, den edlen Charakter 1m: res Konigs fennen zu lernen. Run Cu Q, daß x Feind einen Ausfall aus der Citadelle gemacht habe, s er augenblicklich sein Hauptquartier in Mecheln verlicß, um ah dem Orte der Gefahr zu eilen, Mit dem General von abor, den der König nah Berchem rufen ließ, batte er einc uterredung, welche über cine Stunde dauerte, Als der Feind irückgetrieben war, kehrte der König, in Begleititng des Kriegs- tinisters, zu Pferde na Mecheln zurück. E Brüssel, 6. Aug. Eine heute erschienene außerordentliche Beilage des Belgischen Monitenrs enthält Folgendes über e Aufnahme des Belgischen Gesandten in Paris: „Da der inister der auswärtigen Angeiegenheiten Herrn Lehon augezeigt ktte, daß Se, Majestät der König der Franzosen ihn am 4ieu ugufi in seiner Eigenschaft als bevollmachtigten Minister und 1ßerordentlihen (Gesandten Sr. Majestät des Komgs der Bel- er empfangen würden, so begab sich Herr Lehon zur destimniten tunde, in Begleitung der Herren Legat1ons-Secretaire Rogier d Vanderstraeten-Ponthoy, nah dem Palais-Royal. Daselbst gekommen, wurde Herr Lehon von den dienstthuenden Adju: nten empfangen, welche ihn unmittelbar darauf in den Thron: baal zum Könige führten. Der Herzog von Nemours befand » bei Sr. Majestät: der Herzog von Orleaus war abwesend, d Se. Majestät drückten mehrere Male das Wedattern aus, elches der Prinz empfinden würde, bei dieser feierlichen Au- enz nicht gegenwärtig seyu zu köuneu. Nachdem Herr Lehon m Könige der Franzosen das eigeuhäudige Schreiben Sr. Ma- stät des Königs der Belgier, durch welches er affkreditirt wurde, erreicht hatte, richtete er an den König Ludwig Philipp einige Porte, womit er ihm die Thron -Besteigung des Königs der delgier anzeigte uud die Gesinnungen der Anhänglichkeit seines ouverains für den König, seine Familie und für Frankreich drückte. Er fügte hinzu, daß der König Leopold auf die eundschaft und den Beistand Frankreichs rechnete, im Fall die mstände so schwierig würden, um dieselben in Anspruch zu ‘hmen. Er {loß mit der Aeußerung, wie glücklih er sich hle, die Belgier bei einem Monarchen zu repräsentiren, elher ihnen eine so aufrichtige Freundschaft bezeigte. Der ónig Ludwig Philipp antwortete folgendermaßen : 7, ¿00k ónig Leopold kennt die wahrhafte Anhänglichkeit, welche Jch ihm hege, und eben so kennen die Belgier ganz das íáInter- e, welches Frankreich und Jh ihnen gewidmet haben. Bel: en muß frei und unabhängig seyn: es kann auf den Beistand ankreihs renen; Meine beiden Söhne und die Französischen ataillone werden ihm zu Hülfe eilen, wenn seine Unabhängig: it bedroht würde. ‘‘‘“/ Schließlich versicherte der König dem errn Lehon, daß er mit Vergnügen vernommen habe, daß der dnig Leopold ihn von neuem an Seinem Hofe afkreditirt habe, 1d iviederholte mehreremale, daß Er es ihm ganz besonders auf: ge, dem Könige der Belgier die lebhafte Freundschaft, die \rihtige Anhänglichkeit und das Juteresse, welches er unserem ouverain widme, auszudrücten. —— Nach dieser feierlichen Au- enz unterhielt sich der König in seinem Kabinet mit Herrn hon beinahe eine halbe Sinnde lang und var so gnädig, ihm s Schreiben vorzulesen, welches er an den König Leopold, als twort auf dessen Schreiben, gerichtet hatte. Vom Könige rde Herr Lehon durch die Adjutanten zur Königin geführt, lche von ihren drei Prinzessinnen Töchtern umgeben war. Nach- m Herr Lehon der Königin die Huldigung der Gesinnungen s Königs der Belgier dargebracht hatte, fügte er hinzu, daß n Monarch die Hoffnung hege, daß seine neue Stellung die ande, welche ihu \{chon so lange an Jhre Majestät und Jhre milie fesseln, nur noch verstärken könne. Die Königin drückte ihrer Antwort mit einer rührenden Empfindung ihre lebhaste eilnahme für die Belgier aus: „,,„„Jch gebe Jhnen heute“““‘, gte sie, „,,„den Beweis davon; mein Sohn auf den Her- g von Nemours zeigend ist im Begriff, zu ihrer Verthei: zung zu eilen; Jch habe nicht nöthig, hinzuzufügen, für wen tine Wünsche sind.‘/‘/ Als Herr Lehon die Königin verlassen tte, wurde er der Madame Adelaide vorgestellt, welche ihm eselben Gesinnungen für den König Leopold ausdrückte und n mit Versicherungen eines besonderen Wohlwollens entließ, err Lehon zog sih darauf zurück, durchdrungen von dem über welcher ihm vom Könige und

1299 Seiner erhabenen Familie zu Theil geworden war, und besonders ergriffen von den Worten der Theilnahme und der Liebe für die Belgier , welche er in dieser feierlichen Audienz vernommen hatte.“

Am 3, August, um 7 Uhr Abends, empfing Herr Lehon die Depesche, womit ihm der Minister der auswärtigen Angelegen- heiten das Schreiben des Generals Chassé übersandte. Herr Lehon theilte daselbe unverzuglih dem Grafen Sebastiani mit, welher noch denselben Abend einen Minister - Rath zusammen- berief. Am andern Morgen wurde ein Courier nach dem Haag gesandt, welcher dem Herrn Polhydor de la Rochefoucault den WBefehl brachte, dem König von Holland zu erklären, daß jeder Angriff auf Belgien als ein Aft der Feindseligkeit gegen Frank- reich betrachtet werden würde. j

Der General Ghiny ist heute von Brüssel nach dem Haupt-

quartier in Mecheln abgegangen. Der General Goblet ift heute mit mehreren Offizieren des Generalstabes nach der Gränze gereist; er is beauftragt, die ganze Linie zu inspiciren und dem Könige genane Notizen über die Stellung beider Armeen zu ver- schaffen und Tag für Tag einen Bericht über die Bewegungen der. Truppen einzusenden. Der Belgische Moniteur theilt nachstehende Berichte über die Kriegs-Ereignisse mit: „Unser Feind scheint in seinem Marsche anzuhalten. Es ist wahr, daß er bis Diest vorgedrun- gen ist: aber dies darf keinen Grund zur Besorgniß geben. Man darf nur einen Blick auf die Karte werfen, um sich zu beruhi-: gen. - Man sieht, daß der Raum, den die Holländer bis jeßt zu- rúcégelegt haben, gerade zwischen der Maas- und Schelde-Armee liegt, Es war ihnen also leiht, bis nah Diest zu kommen, da sie kein Hinderniß anf ihrem Wege fanden. Wenn sie aber wei- ter vorgehen, so wird diese Bewegung wahrscheinlich nicht un- günstig für uns ausfallen. Nach Berichten, welche indeß nicht offiziell sind, wären die Holländer, die Prinzen von Oranien und Sachsen-Weimar an der Spive, in Diest eingerückt. Es scheint, daß sie die Abslcht haben, sich nach Hasselt zu begeben. Jn den Umgebungen dieser Stadt besindet sich die Maas-Armee. Ue- brigens sind heute keine wichtige Nachrichten von der Armee eingegangen.“

Aus Geut wird gemeldet, daß, nach einem Bericht des Obersten, welcher in Westflandern kommandirt, der Feind eine Bewegung gegen die Posten von Haregens und Houcke gemacht habe: es sey indeß eine Compagnie des 1sten Bataillons des 6ten Regiments nach diesem Punkte abgesandt worden, und es schiene, daß sich der Feind zurückgezogen habe.

Der Búrgermeister von Maldeghem hat durch einen Spion in Erfahrung gebracht, daß die Holländer 800 Matrosen erwarten, und er befürchtet, daß dieser Ort morgen angegriffen werden wird.

- Brüssel, 6. Aug. Die Belgier scheinen die Probe, auf welche fie durch die unerwartete Demonsiration der Hollän- der geftellt worden, beslehen zu wollen, denn die Begeisterung, die sich hier jeßt und wie es scheint, überall im Lande kund giebt, läßt fich nur mit derjenigen vergleichen, deren Zeuge der Absen- der dieses Schreibens vor 18 Jahren in Deutschland gewesen ist, als es dort ebenfalls galt, den answártigen Feind zu vertrei- ben und die gefährdete National-Unabhängigkeit zu vertheidigen. Den Belgiern, wie sie sich jeßt zum Kampfe gerüstet, fehlt un- ftreitig sehr viel, um einen Angriff tapferer und gut angeführter Soldaten auf die Länge der Zeit zurückzuhalten : Freiwilligen und Bürgergarden sind meistens noh schlecht erercirt und in größeren Manövers noch gar nicht geübt; in offe- ner Fe!dschlacht dürften fe es daher mit cinem strategischen Feinde nicht aufnehmen fönnen, dagegen um so ficherer im klei: nen Kriege, wo sie sowohl durch Gewandtheit als durch Bra- vour nicht bloß einem gleich starken, sondern einem weit überle- genen Feind die Spiße bieten werden. Der Zeitpunft, den die Holländer zu ihrem Angriffe gewählt haben, is, aus einem ganz ruhigen Gesichtspunkte betrachtet, nicht der richtige zu neunen. Bor der Erwählung und Ankunft des Prinzen Leopold, wo die Nation in ihren Wünschen und Bestrebungen mehr zer- splittert war, hätte leiht eine Holländische Armee, wenn anch nicht bis Brüssel fommen, doch mindestens festen Fuß in Béêlgien fassen können. Dies aber wird jeßt, und weun die Holländer nicht eine große Schiacht mit Bortheil liefern, uur mit vielen Aufopferungen für kurze Zeit möglich sehn. Das ersie sowohii als das zweite Aufgebot der hiesigen Bürgergarde ist bereits zur Armee aufgebrochen, und ein großer Theil des dritten hat ebenfalls {hon die Capitulation zum Ausmarsche unterzeichnet. Gestern, als die Chastelerschen Jäger ausmarschir- ten, ereianete s{ch der Umstand, daß ein Jndividuum, das m diesen Tagen seinen Abschied vou dem genannten Jäger-Corps ge- nommen hatte und das zufällig anf der Straße in Civilkleidern gesehen ward, von dem Volke öffentlich verhöhnt und nur durch die Flucht vor Mißhandlungen si retten konnte. Dieser und andere Züge bezeichnen die Stimmung inz-Allgemeinen, die si jeßt bedeuten- der als früher, für den König Leopold ausspricht, weil man in ibm auch die ganze Nation beleidigt glaubt und der Ruf „Es lebe Leopold !‘‘ der jeßt durch die Straßen ertönt, ist aufrichtiger gemeint, als derselbe Ruf, den man bei der Ankunft des neuen Herrschers vernahm. Inzwischen ist doch auch wie- derum der Begeisterung, wie sie in unseren Zeitungen sich darstellt, kein unbedingter Glauben zu schenken. Ge- wohnt zu tübertreiben, thun sie es noch mehr, wo es einem anscheinend edlen QZwecke gilt und hier scheuen sie sogar, wenn von den Holländern die Rede ist, die gröbsten Lügen nicht. Der Unbefangene nimmt daher auch die Berichte vom Sengen und Brennen, Plündern und Morden des Feindes, die gewöhnlich in unsern Zeitungen mit großen Buchstaben hervorgehoben werden, nur mit Vorsicht auf, verwirst aber unbedingt, was in dieser Hinsicht das Journal des Flandres und der Politique er- zählen, deren Wahrhastigkeit läng schon nicht mehr die Probe bestanden hat. Die vorgestern verbreitet gewesenen Gerüchte haben sih nur theilweise bestätigt; auch der angekündigte Ministerwech- sel ist noch nicht eingetreten, dürfte jedoh in den morgenden Sei: tungen publicirt werden.

Mons, 6. Aug. Der hiesige Beobachter meldet: „Ein Schreiben, das wir so eben aus Maubeuge erhalten, meldet uns die in dieser Stadt erfolgte Ankunft der beiden áltesten Söhne des Königs der Fränzosen. Der Herzog von Orleans musterte die dortige Besabung und richtete an dieselbe die nachstehenden Worte: „, „Meine Freunde, der Marschall Gérard kommt mit 50,000 Mann; ih will neben ihm meine ersten Waffenthaten für die Sache der Völker. und die Vertheidigung der Freiheit vollführen.‘/‘“ Man versichert uns, daß die Franzosen bereits unsere Gránze von der Seite von Lille überschritten hätten, und daß sie mit forcirten Märschen auf Gent losgehen.““

Lüttich, 7. Augnst. Das hiesige Journal theilt fol: gende, angeblich offizielle, Nachrichten mit: „Man schlägt sich in der Gegend von Hechteren, nahe bei Peer. Die Hollän- dischen Tirailleurs sind im Geschwindschritt zurückgedrängt, Wir fingirten einen Rückzug, aber der Feiud ging nit in die Falle,

denn die:

Der Oberst : Lieutenant Devillers, der, aus Mons gebürtig, in Hollándischen Diensten geblieben is, befindet sich unter den Todten. Sein Fall beschleunigte die Flucht seines Bataillons; 3 Kanonen, 1 Fahne, 1 Oberst und Gefangene von allen MWaf- fen- Gattungen sollen in unsere Hánde gefallen schn. Nach- \chrift, Ein so eben aus Hasselt eingegangener Brief verkün- digt die Gefangennahme von 30900 Hollêndern.““

Polen.

Warschau, 3, Aug. Die vorgestrige Sißung der Land- boten- Kammer begann damit, daß das diplomatische Comité über mehrere Anträge Bericht erstattete. Im Namen dieses Comité?’s machte der Landbote Morawski die Kammer zuerst auf den Antrag des Landboten Jelowizfi aufmerksam, welchem zufolge eine Adresse an die Repräsentativ- Kammern Frankreichs und Englands gerichtet werden sollte. Das Comité, in Be- traht , daß in monarchisch - constitutionnellen Verfassungen die höchste Gewalt getheilt sey und nur ein Theil derselben, näm- lich der legislative, in den Kammern beruhe, war der Meinung, daß es ungehörig sey, sich an leytere in Angelegenheiten zu wenden , die allein der exefutiven Gewalt zukämen; wenn auch durch das Zusammentreffen der Umstände in Polen die Kammern jeßt einen Theil der vollziehenden Gewalt ausúibten, so verhalte sich doch im Auslande die Sache ganz anders, und man würde vergeblich von den Kammern eine Unterstübung erbitten, welche die Kabinette verweigerten; endlich komme noch hinzu, daß in Repräsentativ-Regierungen die Mini- sterien sch nux insofern behaupten könnten, als sie die Majorität der Kammern für sich hätten, woraus sich ergebe, daß die Ab- sihten des Französischen und Englischen Kabinets in Bezug auf Polen zugleich die ihrer Kammern seyn müßten, und daß daher eine Appellation an diese leßteren sogar überflüssig wäre, Der Landbote Jelowizki sagte, als Erciäuterung seines Antrages, daß er dabei nicht den Zweck ‘gehabt, von den Repräsentativ: Kammern Frankreichs und Englands das zu begehren, was man lediglich bei den Kabinetten zu beantragen habe, sondern viel- mehr ihre Sympathie für die Polnishe Sache zu wecken und sle geneigt zu machen, in dieser Sache ihre Stimme an die Monarchen zu erheben. Doch erklärte er sih bereit, den An- sihten des diplomatischen Comités nachzugeben: um indeß die fremden Nationen genauer von der Lage Polens zu un- terrichten, schlug er zwei Mittel vor, nämlich ein Manifest an Europa zu erlassen, oder auch eine amtliche Zeitung, als Organ des Willens der Kammern und der Regierung, einzuführen. Der Landbote Wenz yfk erklärte das erstere für minder nöthig, da das diplomatische Comité durch . Cirkulare an alle seine Agenten die wichtigsten Ereignisse in Bezug auf die Polnische Sache zu verbreiten pflege, dagegen war er cinverstanden mit der Fdec, ein offiziellés Journal zu errihten, Jhm stimmte der Landbote Nakwaski bei, nur meinte er, daß jene Cirfulare niht immer ganz den allgemeinen Wünschen entsprächen. Er verlangte über- dies von dem diplomatischen Comité einige Aufklärungen in diese Hinsicht: da jedoch die Kammer entschied, daß dieser Gegen: stand fir die Sonnabend - Sibungen gehöre, und der Land- bote Jelowizki seine Anträge \chriftlich einzureihen versprach, so ging die Kammer zu einer anderen Angelegenheit über, Zuleßt fam noch ein Geseß-Entwurf zur Diskusfion, wodurch die National-Regierung ermächtigt wird, für den Fall einer Bela- gerung der Hauptstadt, wo die Zufuhr schwierig sehn würde, 6 12,000 Stück Schlachtvieh, welches eine Quantität von 24,000 Centner Fleisch liefern würde, zu requiriren. Von Sei: ten der Regierung wurde die Nothwendigkeit dieses Projekts durch den Staatsrath Lewinski und von Seiten der Reichstags-Kommi)- sion dur den Deputirten Klimonto wicz gerechtfertigt. Zwar lies sih im Allgemeinen keine Stimme dagegen vernehmen, doch sprachen Einzelne gegen gewisse Bestimmungen desselben und gegen das Ver- fahren der Regierung, welche durch ihre Berordntmg vom 16ten Juli {on Requisitionen von Schlachtvieh angeordnet hatte, ohne vorher den Kammern in dieser Beziehung einen Geseß- Entwurf vorzulegen. Diesen Vorwurf beseitigten der Minister des În- nern, der Staatsrath Lewinski und Andere dadurch, daß c erflárten, es sey damals, als die Regierung diese Verfügung ge- troffen, nur die fleine Vollzahl der Kammern versammelt gewe- sen, und diese habe sich nicht für befugt gehalten, über einen solhen Geseß- Entwurf zu entscheiden, Am Schluß wurde das eingebrachte Projekt noch einmal an die Kommissionen verwiesen, um einige Artikel desselben umzuarbeiten.

Gestern meldeten hiesige Blätter, daß am Sonnabend Abend (den 3Z0sten v. M.) plöblich alle Russische Truppen, welche, einige 1000 an Zahl, bei Siedlce ihr Feldlager hatten, sehr \chnell durch Losice über den Bug aufgebrochen seyen, und daß man sich dieses Manöver nicht zu erklären wisse. Es hatte sich in die- ser Beziehung durch Juden, welhe aus Siedlce, Konstautinow und Miendzyrzecz ankamen, das Gerücht verbreitet, daß General Dembinski sich von Swislocz der Stadt Brzesc - Litewski genä- hert und dieselbe mit Sturm genommen habe. Auch in dem Corvs des Generals Rüdiger, der sich plößlich wieder von der Meichsel zurückzog, wollte man eine große Bewegung wahr- genommen haben. Heute widerlegt indeß die Staats-Zei- tung die Nachricht von der Einnahme der Stadt Brzesc und erflárt die {nelle Wendung des Golowinschen Corps dadurch, daß, als Dembinski mit seinem Corp® über den Bug gegangen seh, die Russen befürchtet hátten, er möchte sle im Rücen an- greifen. Gestern hat der genaunte General seinen “Adjutanten mit der Nachricht an den Kriegs - Minister gesandt, daß er sich der Hauptftadt nähere. Es heißt, daß er vorgestern in Stoczet, jenseits des Liwiez, eine sichere Position eingenommen hatte, wo ihn die Russen nicht angreifen konnten, und daß er den .weitereu Befehlen entgegensehe, ob er sich entweder heute nach Praga heranziehen oder den General Golowin angreifen folle. Er soll 5000 Mann Kavallerie, 6 Geschüyge und viele Verwundete, Ge- fangene und Munition, die er unterweges ‘genommen, bei si führen. Jn seiném Corps befinden sich angeblich Abtheilungen

der Kalischer Kavallerie, des 18ten Infanterie: Regiments , der Schamaitischen Jäger und anderer öInsurgenten-Corps; auch der Oberst Rozyzki soll sich mit ihm vereinigt haben.

Warschau, 4. August. Jn der Staats-Zeitung wird gemeldet: „, Jenseits der Bzura streifen bis jeßt nur noch s{wa- he Abtheilungen Russischer Kavallerie umher. Die Avant-Garde wird vom General Witt fommandirt. Der Feldmarschall Paske- witsch befand sich vor 3 Tagen in Kutno.‘‘

Die heutige Warschauer Zeitung meldet, daß der Ad- jutant des Generals Dembinsfi den Letzteren in Jadow verlassen habe; gestern früh habe si dieser General bereits auf seinem Wege nach Warschau in Radzymin befunden und sey am Abend in der Hauptstadt angelangt, wo er sich sogleich zu der National: Regierung begab.

Ferner berichtet dieses Blatt, daß uach neueren Nach- richten aué dem Sandomirschen, der General Rüdiger von neuen an mehreren Orten, namentlich bei Rachow, Fosefow und Sg93

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