1831 / 234 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Ge T N e Es 2

ahren erhalten hatten Zeugnisse liberhatpt nh M Wo L 1820 1 76 272 349 1821 - 121 292 413 1822 4 133 336 473 1823 1 116 394 911 1824 : 160 426 586 1825 1 911 273 485 1826 : 200 279 479 1827 2 231 379 612 1828 « 951 360 611 Ju diesen 9 Yahren 9 1,499 3,011 4,919

Es wurden folglich an Juländer wegen ihrer Aufnahme bei inlándischen Universitäten ausgegeben

eugnisse Nr. 1. Nr, N ¿Mike D, á o r der un- oder der be- oder dernoch in den Jahren g ite dingten nicht erlange überhaupt Reife Reife ten Neife 1820 119 527 293 939 1821 144 650 334 1,128 1822 137 659 369 1,165 1823 223 743 442 1,408 1824 189 943 489 1,626 1825 201 1,080 326 1,607 1826 194 1,136 356 1,686 1827 208 1,181 469 1,958 1828 222 1,284 478 1,984 in diesen 9 Jahren 1,637 8,208 3,556 13,401

E SEST A I ARDE C E I O I N S PIINTIS Ee I 1 SUMIICA OU A A A M45 S

Aehnliche Uebersichten für spätere Jahre sind noch nicht voll: stándig aufgestellt, i |

Die Zeugnisse der unbedingten und der bedingten Reife fúr den afademishen Unterricht werden von den Ghmnasien und von den Prüfungskommissionen aus einerlei Ansicht ertheilt; und es ist allerdings auffallend, wie selten ein Unterricht ausser den Gymnasien eine unbedingte Neife hervorbringt. Aber bei den Zeugnissen nvch nicht erlaugter Neife besteht ein wesentlicher Un- terschied zwischen dem Verfahren beider Prüfungsbehörden. ns dem die Gymnasien in der Negel nur Schüler der ersten Klasse zur Prúfung der Reife für das akademische Leben zulassen, ift ein Maaß sür den geringsten Grad der Kenntnisse derer gegeben, welche das Zeugniß noch nicht erlangter Reife von ihnen erhal- ten: sle müssen nämlich wenigstens so viel wissen, als erforder lich ist, um nach Prima verseßt zu werden. Die Prüfungs- fommissionen bei den Universitäten slnd dagegen verpflichtet, einen YFeden zur Prüfung zu lassen, welcher sich dazu meldet. Aller- dings sind sle befugt, denjenigen die Ausfertigung eines Yeug- nisses ganz zu versagen, für welche bei der niedrigen Bildungs- siuse, worauf sle noch flehen, durchaus fein Nugten aus dem Anhören akademischer Vorträge zu erwarten ist, Auch haben sie von dieser Befugniß zuweilen, und besonders seit dem Jahre 1824 öfter Gebrauch gemacht. Allein es muß doch schon ein ganz auffallender Mangel an Bildung klar ermittelt sein, ehe mit Bestimmtheit ausgesprochen werden darf, daß der Geprüfte gar feinen Nugen aus akademischen Vorträgen ziehen könne : und es ist daher gewiß, daß ein großer Theil derer, welche mit dem Zeugnisse der Unreife von den Prüfungsfkommissionen zur Universität entlassen werden, noch weit unter derjenigen Bildungs- stufe steht, wobei die Gymnasien uberhaupt {on die Zulas- sung zur Prüfung versagen. In der That kann auch hierin niht wohl anders verfahren werden. Neben dem Bildungs: gange, worin die wissenschaftliche Vorbildung in den Formen eines Gymnasli, auf welchem Wege sle auch erlangt worden sei, unentbehrlich erscheint, giebt es mannigfaltige Wege, worauf eine glückliche Organisation zu einem hohen Srade selbst wahr- haft wissenschaftlicher Bildung, wenigstens für besondre Geschäfte und Verhältnisse, gelangen fann, die nicht verschlossen werden dürfen, wenn keine Anlage, woraus ein Gewinn für das geiftige Leben hervorgehn kann, unbenugt bleiben soll,

Diese Betrachtung, wie viele Andeutungen in der vorste- henden Darstellung des höhern Unteprichts, leitet darauf hin, daß in den Bildungsanstalten des Yeitalters etwas keinesweges Unbeachtetes, aber wohl noch Unvollendetes liegt. Ueder der Bildungsstuse, welche die Geseygebung und Grundverfassung eines gegebenen Staats, als allgemein befslehend voranssegen muß, und deren Erreichung die Elementarschule bewirken soll, giebt es zunächst eine höhere Stufe, worauf Jeder stehen mnß, der einen Plaß im Leben unter den gebildeten Ständen ein- nehmen will, H

Mit welchem Namen man auch die gemeinhin Bürger- \{ulen oder Mittelschulen benannten Anstalten bezeichne, und wieviel man auch an diesen Benennungen unpassend finden möge: cs kommt darauf an, öffentlihe Unterrichtsanstalten, wel- che diesen höhern Grad von allgemeiner Bildung zu verdreiten bestimmt sind, in zureichender Anzahl zu haben. Gewiß ist viel dafür geschehen, aber noch viel dafür zu thun übrig; wie na: mentlich auch daraus hervorgeht, daß die untern Gymnasial- flassen uo so oft den Mangel von Mittelschulen erseßen müs: sen, Aus der Elementarschule geht die größre Masse der Schü- lex unmittelbar ins Leben zum Anlernen durch Uebung und Ge- wöhnung, zu einem Abrichten für ihre Geschäfte über: der kleinere Theil gelangt zum fernern. Unterrichte in der Mittel: schule, Aber auch hier findet am Ziele die gleiche Trennung statt. Der größre Theil der Zöglinge der Mittelschule tritt aus derselben ins Leben zu bestimmten Geschäften, und wird dazu theils auch nur durch praktische Anleitung, theils aber auch dur besondern Unterricht in Spezialschulen, früher oder später mit praftischen Uebungen verbunden, vollends ansgebildet. Aber dem Unterrichte, der eigentlich im Bereich der Mittelschule liegt, folgt auch zuweilen noch ein höherer, der jedo auch nur ein allgemeiner, auf fein einzelnes Gewerbe oder Geschäft ge- rihteter, sondern nux eine Anregung zum wissenschaftlichen For- chen, Prüfen und Erkennen ist. Dieser Unterricht ist zur Zeit noch in der Regel den Gymnasien, und zwar zunächst den obern Klassen derselben vorbehalten ; wobei nicht verkannt werden mag, daß auch die untern Klassen, welche für die Zöglinge der Gym- nasien die Stelle der Mittel- und theils selbst der Elementar- Schule vertreten, schon bestimmter auf die wissenschaftliche Rich: tung des Geistes vorbereiten , als die niedern Schulanftalten, welche den vorbenannten allgemeinen Zwecken dienen. Hier aber scheint eine Lücke in dem Unterrichtssysteme des Zeitalters zu bestehen, welche {arf zu bezeichnen eine sehr {were Aufgabe wird. Vielleiht muß dieses Zeitalter selbst noch weiter fortschrei- ten, um auch hierin sein Bedürfuiß nicht blos zu fühlen, son- dern auch zu erkennen.

Melche Vielseitigkeit auch dem Gymnaslal:Unterrichte gegeben werde, seine Grundlage muß die klassische Literatur bleiben: er fann diese nicht aufgeben, ohne seinen wesentlichen Charakter, seine

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anze Haltung zu verlieren, Die Kunst zu reden und zu schrei: bon überhaupt, und in der Muttersprache besonders, die Kennt- niß der Geschichte, der Mathematik, der Naturwissenschaften, sind in dem Gange des Gymnasialunterrichts nur Pfropfreiser auf dem edlen Stamme der klassischen Literatur. Wie reichlich dieser fräftige Stamm sie auch nähre, wie herrliche Früchte au diese Pflege erzeuge: das Reich der Wissenschaften, wie es dem Zeitalter sich gegenwärtig darstellt, wird diese Früchte niemals missen, aber auch damit allein sih fortan niht begnügen wollen. Was die klassische Bildung für die höchste Entwickelung der menschlichen Geistesfräfte geleistet hat, und ferner noch leisten wird und muß, kann nie verkannt werden, ohne in \{máähliche Barbarei zu versinken. Wäre kein Gymnasium vorhanden, das von Jugend auf zur klassischen Literatur leitete; fo würden den- noch einige der reichbegabtesten Vánner den alten Born der Meisheit aufsuchen, und dur seine Kraft ihren Geist erquicken, und ihre Ansichten adeln: aber die große Schaar der minder reih Ausgestatteten würde der höhern Entwickelung durch dieses Bildungsmittel entbehren, dessen Gebrauch sle uur unter sorgs\a- mer Anleitung zu erlernen vermag. Steht es aber anders auf andern Bildungsbahnen? So gewiß in den Wogen des Lebens einzelne Geister auftauchen, mit niht minder hoher und edler Bildung, als jemals die klassische Literatur entwickelt hat, ob- wohl sie niemals mehr von dieser Literatur in sich aufnahmen, als was bereits gemeinsames Eigenthum aller gedildeten Stände geworden ist: so gewiß t a es auch noch eine andre Grundlage der wissenschaftlichen Bildung, einen an- dern Stamm, worauf auch jede Kenntniß gepfropft werden fann, und worauf diese Pfropfreiser nicht minder herrliche Früchte, obwohl andrer Form und Farbe tragen. Aber weder höhere Gewerbeshulen, noch polhtehnische Justitute, wie hoch ge- ftellt ihr Zweck, wie wohlthätig ihr Würken sein möge, sind Un- terrihtsanftalten, deren Aufgabe wäre, von solcher Grundlage ausgehend allgemeine wissenschaftliche Bildung zu fördern. Eben weil diese Unterrichtsanstalten wenigstens selten sind, slnd es auch die Männer, welche daraus hervorgehn sollten. Wir sehen in dieser Bildungsform fast nur Einzelne , deren gute An- lagen die Gunst des Glücks ausgebildet hat; meist späte Früchte eines bewegten Lebens in einer lehrreichen Zeit. j

Wahrlich dem seichten Halbwissen soll nicht weich unterge- bettet werden, indem zur Sprache gebracht wird, was die Schule mit dem Leben entzweit. Jedes äußre Zeichen des Verdieusts sinft in der öffentlichen Achtung eben so wohl, wenn es Unwürdige empfangen, als wenn es Würdigen vorenthalten wird. Wer hohe wissenschaftlihe Bildung nur sucht, wo dieselbe auf der Grundlage fklassischer Literatur aufblüht, schadet der allgemeinen Anerkennung der hohen Würde der Wissenschaft selbst; indem er

einerseits der Versuchung kaum entgeht, den geistigen Werth der- ;

jenigen zu überschäpen, welchen der Beslb dieses Bildungsmittels doch nicht zur Erzeugung der Früchte desselben verhalf; wärend ihm andererseits nur zu leicht, als lose Tünche, als blendender Anstrich die hohe ächt wissenschaftliche Entwickelung derer erscheint, welche die Kraft ihres Geistes auf andern Grundlagen entfal- teten.

Allerdings ift es ein großer Schritt zur Vermittelung zwi- hen den fämpfenden Meinungen, daß die Universität nicht auf einer bestimmten Form der Vorbildung besteht, fondern Jeden zuläßt, der dieselbe auch auf anderm Wege, als auf dem Boden der flassischen Literatur erlangte. Aber sie zeigt noch immer eine

vorzügliche Neigung für diese Form der Vorbereitung, indem das |

Zeugniß der unbedingten Neife auch bei ihren Prüfungsfommis-

sionen nur bei Kenntnissen ertheilt werden darf, welche dasselbe

auch bei der Entlassung von Gymnasien erworben hätten; und

indem sle den Gebrauch der vorzugsweise gelehrt genannten |

Sprache, mithin das Vermögen, sich \chriftlich und mündli leiht und richtig darin auszudrücken, süx jeden öffentlichen Be- weis erlangter Kenntniß fordert, der unter ihrer Aufsicht und Würdigung abgelegt wird. Es mag nicht getadelt werden, daß die Universität in dieser Richtung beharrt, so lange sle uno sich-

rer Mittel entbehrt, den Misbräuchen zu fteuern, die zur Zeit eine |

Veränderung derselben wahrscheinlich begleiten würden, Aber erlaudt sei es darum nicht minder, es als einen Fortschritt zu bezeichnen, der von der Zukuust erwartet wird," wenn neben den Anstalten zur Vorbereitung für eine wissenschaftliche Bildung auf der Grundlage der klassischen Literatur, auch Anstalten zu gleichem Zwecke auf einer andern Grundlage welche kaum eine andre als die Größenlehre vereint mit den Naturwissenschaften sein dürfte bestimmter und“ allgemeiner hervorträten, als es vor jeßt noch geschieht, So wie der edle Geist der ächten klassischen Bildung das kräftigste Mittel ist, die Phrasendrechsler zu bannen : so is der nicht minder edle Geist eines großartigen Studiums der Erscheinungen in dem Panorama, das die Natur um uns aufgestellt hat, das würksamste Gegengift - wider die Opiate, welche Trägheit und geistiges Unvermögen aus einer sehr miß- bräuchlich praftisch genaunten Richtung der Studien bereiten. Sobald auch eine unbedingte Neife für die wissenschaftlihe Bil: dung auf Universitäten auf audern Grundlagen , als denen der flassischen Literatur anerkannt sein wird, wird auch die Zuläßig-

keit derer, welche nicht mit Gyhmnasial-Zeuguissen entlassen sind, | überhaupt ein bestimmteres Maaß erhalten, und dem Andrange | gänzlich Unvorbereiteter kräftiger, als bisher, gesteuert werden |

fonnen. Die Universität aber wird als die partheilose Pflegerin aller wissenschaftlichen Richtungen, als" die wahre alma mater in ungetheilterer Achtung ihrem hohen Berufe leben,

H.

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E Cl A. Ans der Provinz Preußen sind folgende Meldungen ein: gegangen : Jm Negierungs-VBezirk Königsberg waren in Memel und den Vorstädten Bestand erkrankt. genesen. gestorben. geblieben,

bis zum 10ten d, M. 499 95 De 87 davon vom Militair 32 T 17 8 vom Civil 467 88 300 79

Der ausgezeichnete Eifer, mit welchem die beiden Polnischen Aerzte, Dr, Schrader und Dr. Matiszewski, die Cholera-Kranken behandeln, hat nicht wenig zur Beruhigung der Gemüthsstim- mung beigetragen und die Hoffnung erweckt, daß die gefürchtete Seuche dort bald ihre Verheerungen einstellen werde.

Fn den Dörfern Kassereggen, Lentinen, Kalleishken, Dum- pen, Preszen: Bendig, Sohlengen - Andres, Jnken und Szuczei- ken-Jahe des Memelschen Kreises waren einzelne Erkran- fungs- und Sterbefälle an der Cholera vorgekommen.

n Tapian sind bis zum 12ten d. M. 21 Persoyen an der Cholera erkrankt und 7 gestorben,

In Pillan waren vom {18ten bis 21sten v. M. 2 Personen erkranft und 2 gestorben, vom 2ten bis 11ten d, M. 24 erkrankt und 14 gestorben.

Fn Neidenburg war seit dem 20ster v. M,, wo sich es Sterbefall an der Cholera ereiguete, bis zum 8ten d. M, fe}

neuer Cholerafall vorgekommen. Von da. ab bis zum 1lten | M. sind aber 5 Personen daran erfranft und 3 davon geftorbe Fm Regierungs-Bezirk Gumbinnen sind im Pi)

fallenshen Kreise erkrankt geftorben.

in Schirwind bis zum 11. Aug. .…. 13 9 im Stallupöhner Kreise

in Stallupöhnen bis zum 8. Aug... 56 32 2 On. E o 12 5

Fn den Dörfern Barßkehmen , Gudwitschen, Sodargen uy Lauken hat die Seuche mehrere Opfer gefordert ; genaue Ang

ben fehlen jedoch. Jn Johannisburg, wo 2 Personen Q der Cholera erfranft und verstorben waren, sind seit dem ten M. keine neuen Erkrankungen vorgekommen.

Fm Danziger Regierungs-Bezirk sind in Marien; burg vom 15ten bis 16ten d. M. 12 plößliche L ach dens Urtheile der dortigen Aerzte zeigten sih dabei die Symptome dy

vorgekommen, von denen 7 durch den Tod endeten.

Cholera.

lera verdächtige Krankheitsfälle vorkamen, hat am 7ten d. Y

seine Contumaz - Zeit glücklich bestanden, und is im besten Gz

fundheits - Zustande aus dem Neustädter Kreise nach Pommen abgerüdt. Fn der Provinz Posen waren

in Shwerin a. d. W. bis zum 16ten d. M. 62 Persy nen erfranft, davon 10 genesen, 9 gestorben und 23 frank g

blieben. Fm Regierungs-Bezirk Oppeln waren:

Bestanhl erkr. genes. gestorb. geblieben 19" at ¿f

iu Beuthener Kreise bis zum 10 Aug. 63 14

- Plesser A 6 2 4

-¿ Sol «1 S 1 F

Summa 759 10 46 14 F

Es kamen hinzu im Beuthener / Kreise: in Beuthen bis zum 13 Aug. 7 4 12 Deutsch-Pieckar -= - 18 2 5 16 im Plesser Kreise Dzieczkowiß 10. - 2 2

Es find also überhaupt 102 17 57

Am lten d. M. erkrankte und starb in der Kolonie dey Eisengießerei bei Gleiwiy die Frau eines Musquetiers von 22sten Infanterie: Regimente, welche ihren im Gränz - Kordo stehenden Mann in Brzesowib besucht hatte und am 12ten Abend zurückgekehrt war. Die herbeigerufenen Aerzte wollen bei ihr di Symptome der Cholera wahrgenommen haben, Es wurden s gleich alle Vorsichts-Maaßregeln gegen die Weiterverbreitung da Seuche getroffen ; es kamen feine neuen Erkrankungen vor und bj zum 17ten d. M. erfreute man sich sowohl in der Kolonie al in Gleiwiß selbft des besten Gesundheits-Zustandes. Auch i Brzezinka, Brzemsfowiß und Kiefernstädtel haba

feine neuen Erkrankungen stattgefunden. Dagegen haben sich if

Comin bei Deutsch - Pieckar und Jmelin im Plesser Kreis Spuren der Cholera gezeigt. jedoch noch nicht eingelaufen.

Garz gelegenen Hause die Symptome der Cholera gezeigt. E sind námlih in demselben am 19ten und 20sten d. M. ein Schi ferfnecht, weicher sich am 17ten d. M. daselbst krank eingeschl) hen hatte, dessen Frau und zwei Kinder desselben unter da Shmptomen der Cholera verstorben. Ein drittes Kind liegt hof nungslos danieder. Es slnd sogleich die kräftigsten Maaßregel! gegen die Weiterverbreitung des Uebels getroffen worden.

Königliche Schauspiele. Dienstag, 23. Ang. Im Opernhause: Der Templer un die Jüdin, große Oper |n 3 Adtheilungen, mit Tanz, Mus von H. Marschner.

E Theater. Dienstag, 23. Uung. Zum. Erstemnale: Der verkehrte Rs man, Lustspiel in 4 Aften, von C. E. Grammerstätter.

Das 2te Bataillon (Stolpesche) 21sten Landwehr-Regiments in welchem in den Cantonnements bei Neuftadt einige der Chi

29, f

Die näheren Berichte darüber inf

Berliner Bre Den 22. August 1831. Amtl. Fonds - und Geld- Cours - Zettel. (Preufss, Cour)

|Z/ Brief. Geld. [Z7. Brief. Geli E, L) Si. - Schuld - Sch.| 4 | 895 | 895 fOstpr. Pfandbrf. | 4 | 982 | Pr. Engl. Anl. 18| 5 | | 985 omm. Pfandbrf. | 4 | [105 Pr. Engl. Anl. 22| 5 | | 954 fIKar- u. Neum. do.| 4 [1054 | - Per. Engl. Obl. 30| 4 | 80 | 7914 [Schlesische do.| 4 1106 | Karm. Öbl. m.1.C.| 4 S871 | IBEst.C.d.K.-u.N.|—| | - Neum. lat. Sch.do.| 4 | 871 | 1Z-Sch. d.K.-u.N|—| |- Berl. Stadt-Oblig.| 4 | 904 | Königsbg. do. 4 | 89 Elbinger do. 41 | WHloll. vollw. Duk.|— | 18 | -— Danz. do. in Th.\—| 34 | Neue dito |— | 19 | VVestpr. Pfandbr.| 4 | 944i | fFriedrichsd’or. . |—| 127 | 1 Grosshz. Pos. do.| 4 | 965 | Disconto... ., —| b: M Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 17. August.

Niederl. wirkl. Schuld 363. Kanz-Bill. 131. Oesterr. Spr

Metall. 774. Rass. (bei Hope) 85+. Hamburg, 20. August.

Oesterr. 5proc. Metall, 78. 4proc. 66 à 658, Bank-Actien 98 Russ. Engl. Anl. 87. Russ. Anl. Hamb. Cert. 824, do. in Inscrip 83. Dän. 567. Polo. 851,

i: London, 16. August. 3proc. Cons. 815. Bras. 44. Russ. 921. Dän. 601. Mex. 31h x Ait L Mos e Angine 4 pu "roc. Metall, T5. roc. 632, 2lnroc. 375. c, 17, Far Oblig! 1134, Bank-Actien Sap E M P E e E d

NEUESTE BŒRSEN - NACHRICHTEN.

Paris, 16. Aug, Z5proc. Rente pr. compt. 88. 80, fil cour. 88. 85. 3proc. pr. compt. 57. 80. fin cour. 57, S 5proc, Neapol. pr. compt. 68, 75. fin cour. 68. 70, 5pro(

Span. Rente perp. 483,

Franffurt a, M., 19. Aug, Oesterr. 5proc. Metall, 775 7743. Aproc, 6643. 6655. 2Zproc, 404. proc, 162, Br. Bank Act. 1175, 1172. Partial: Obl. 1145. 114{. Loose zu 100 F 155. Br, Poln. Loose 432, G,

Redacteur John. Mitredacteur Cottel. | Gedruckt bei A. W. Hayn,

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

I 7:

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Seine Königliche Majestät haben geruht, den Appella- ns- und bisherigen Landgerichtsrath Johann Baptist ellert zum Rath bei dem Nheinischen Appellationsgerichts- se, ingleichen den bisherigen Landgerichtsrath Friedrich Fer- nand von Ammon zum Appellationsgerichtsrath bei gedach-

Kollegium zu ernenuen.

Seine Königliche Majestät haben den Justizrath Mebfke Breslau zum Rath bei dem Ober-Landesgerichte zu Frankfurt [ergnädigst zu ecuennen geruht.

Angekommen: Der Königl. Französische Kabinets-Courier eisset, von Schneidemühl,

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankrei.

Deputirten-Kammer. Die Sitzung vom 15. Au- st war eine der stürmischsten, die bisher noch stattgefunden ben, Herr v. Las Cases eröffnete dieselbe mit der Vorle- g nachstehender Proposition: „Jh wünsche, daß die Kam: r die Herren Minister veranlasse, uns über die Lage von Eu- pa, und namentlih über die von Portugal, Belgien und dem irchenstaate, diejenigen Mittheilungen zu machen, die mit dem ange und dem Geheinnisse der Unterhandlungen verträglich d, Der Minister der auswärtigen Angelegenhe i- n bemerfte, daß die Regierung gesonnen seh, den Kammern e Aktenstücke vorzulegen, die dazu dienen könnten, sle mit dem ange der Unterhandlungen und dem Resultate derselben ver- ut zu machen; wann solches indessen geschehen föune, dar- er sey die Regierung allein Richterin; er hoffe, daß die Zeit zu niht mehr fern seh, müsse aber erklären, daß von den Por- giesishen, Jtaliänischen, Polnischen und Belgischen Angelegen- iten vorläufig nur die ersteren mitgetheilt werden könnten.

N 4 ; S wollte fei igè Propositi ledi- An der Oder haden sich leider in einem vor dem Thore v 4's Cases: wollte seine ovigè Proposition nah Erledi

ng der übrigen der Kammer gemachten Anträge entwickeln. Nachdem hierauf der Präsident drei Schreiben mitgetheilt tte, wodurch die doppeltgewählten Deputirten, Herren Batout, St, - Aignan und Arago, resp. fúr die Bezirke von Sémur, Paim- euf und Perpignan optiren, beschäftigte die Versammlung sich it dem Geseß-Entwurfe wegen Forterhebung der Steuern bis zum Nov. Herr Mercier verlangte, daß man den Ministern die tetern gleich bis zum 1, Januar bewillige. Dieser Antrag d indessen feine Unterstüßung, und der aus 2 Artikeln beste- nde Geseß-Entwurf wurde in seiner ursprünglichen Abfassung it 306 gegen 10 Stimmen angenommen. Nach dem Jnhalte elben sollen die bis zum 1sten September bewilligten direften 1d indireften Steuern bis zum 1sten November fort erhoben den, und es wird den Ministern zur Bestreitung der Ausga- n ihrer Departements nachträglich ein provisorischer Kredit von 5 Mill. Fr. bewilligt. Hierauf wurden die bis zum 13ten vorgerückten Berathungen über die Adresse fortgeseßt. Ein n Hrn. Beaudet-Dulary in Antrag gebrachter Zusaß des halts, daß die Organisation der Kolonie Algier hoffentlich bald endigt seyn werde, fand feine Unterstüßung. Ueber den l4ten , welcher von der Räumung des Römischen Gebiets durch die esterreicher handelt, ließ sich sehr ausführlih der Minister s öffentlihen Unterrichts vernehnen. | „Der zur Berathung vorliegende Antrag‘/, äußerte derselbe, nthält keinen Tadel, sondern nur cin Bedauern; dagegen haben hrere Redner im Laufe der allgemeinen Berathung den förmlich- n Tadel ausgesprochen. Einer derselben (Herr Odilon - Barrot) tderte die Regierung auf, sich darüber auszusprechen, ob es in slerreichs Belieben siche, seine Heere von einem Punkte Ftaliens if den anderen zu werfen? Wir erklären hiermit, daß die Franzd- Ge Regierung Oesterreich keinesweges dieses Recht zuerkennt; gber n der Nichtanerkennung eines Rechtes ist noch wcit bis zu einer iegserflärung. Das Gold und das Blut Frankreichs gehören l seiner Würde und seinen Futeressen an. Man wirft uns Un- ‘e gegen unsere eigene Prinzipien vor, denn die Beseßung Fta- ns durch Oesterreih sey den Funteressen Frankreichs zuwider. jie Besezung Ftaliens is ein allgemeiner unvestimmter Ausdru. talien besteht aus mehreren Staaten, die ihrerseits wieder aus ver- )iedenen Revolutionen und zu verschiedenen Zeiten entstanden sind, thiedene Regierungs - Formen und Prinzipien haben und näher et ferner von unseren Gränzen liegen. Frankreichs Futeresse ist her auch bei der Existenz aller dieser Staaten nicht in gleichem lade betheiligt. Als die Oesterreicher in Modena einrückten, miß- ligten wir es und beschränften uns darauf, dies auszusprechen, et dies im Jahre 1823 ein Englischer Minister beim Ein- den unserer Truppen in Spanien that. Als die Oeiter- her auch Bologna beseßten, wurden unsere Fnteressen schon chr gelanedet: wir äußerten nicht mehr bloßen Tadel, son- tn verlangten ausdrücklich, daß diese Occupation bald aufhdbre. benn es sich um die Beseßung noch anderer Punkte Ftaliens han- lte, so würde auch die Frage einen anderen Standpunkt gewin- 1, denn die Gefahr für die Fnteressen Frankreichs könnte größer d unmittelbarer werden. Ueber die Ftaliänische Frage in ihrer sonderen Beziehung auf die Rdmischen Staaten scheint uns die wposition ganz den richtigen Gesichtspunkt verloren zu haben; ihre dner haben mit Berufung auf die Geschichte wiederholt von der litairischen und politischen Wichtigkeit Ftaliens gesprochen, von ier religidsen Wichtigkeit aver nicht. Fs diese aber von kei- Belang ? Fs die Aufhebung der weltlichen Macht des Papstes Aen in “ihrer Beziehung auf seine geistlihe Gewalt wohl tihgültig? Dies ist eine wichtige Frage des Europäischen Staats- chts. Eine Revolution in Rom is nicht der in anderen Staaten tih; die Vertreibung des Papstes, die Vernichtung der Päpstlichen walt fann nicht bloß als der Sturz eines Thrones oder als eine iche Revolution betrachtet werden, und Rom ist noch etwas an-

Fres, als ein militairischer Punkt auf der Karte von Europa.

Berlin, Mittwoch den 2/40en August.

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Der Sturz des Papsithums würde ein Europäisches Ereigniß seyn und sich in seinen Folgen fntesweges auf die Gränzen der Ro- magna beschränken. Staatsmänner dürfen daher diesen religidsen Mittelpunkt, auf den die Blicke des civilisirten Europa gerichtet sind, und dessen Schicksal fast alle Regierungen interessiren muß, nicht unberückfichtigt lassen. Kein Staat is mehr und spezieller un- ter die Obhut des Völkerrechts gestellt, als Rom, und diese Macht, die sich nicht durch Armeen, sondern nur durch Ueberlieferungen und Erinnerungen vertheidigen fann, darf daher nicht uach Believen von einer Aen umgestoßen werden, die durch Gewalt einen Staat stürzen will, der sich nur auf moralischen Einfluß gründet. Die Revolution von 1830, deren erste Folge war, daß die Regierung auf die Bahn der Nationalwürde geleitet wurde, e allerdings eine verlängerte Beseßung des Kirchenstaates durch Oesterreich nicht dulden; fonnte aber sie, deren Hauptruhm und Charakter darin besicht , daß sie eine politische Reform, ein großer Fortschritt der Freiheit, keinesweges aber eine gänzliche Umwälzung der Gesellschaft is, dem Sturze des Kirchensigates und mit ihm einer zugleich das religiòse Gefühl verleßenden Stbrung des politi schen Gleichgewichtes gleichgültig zusehen oder ihn gar wünschen? Nein, m. H.! Frankreich konnte in dem Augenblicke, wo es im Jn- nern die Unabhängigkeit des katholisch gesinnten Belgiens sicherte, und w9o es die religidse Freiheit beshüßtc, um dem Fanatismus und der Fntrigue allen Vorwand zur Aufwiegelung einiger unserer De- partements zu nehmen, im Auslande nicht einen Umsturz begünsti- gen/- der den Einen als eine Verleßung alter Rechte, den Anderen als eine Drohung für die ihrigen erschienen wäre. Selbst Fnteressen der Freiheit sichen mit dem Päpstlichen Rom in B, Von den Feldern des heldenmüthigen Polens bis zu den Republiken Súd-Amerikas wird der Name des Papstes von Völ- kern geehrt, die den Sturz seiner Macht mit Schmerz vernommen und mit Schrecken den Glauben erfafit haben würden/ daß die Frei- heit sih bald von der Religion trennen möchte. Napoleon stürzte in neuerer Zeit den heiligen Stuhl und verbannte den Papft aus seiner Hauptstadt. Napoleon fühlte aber dic politische und religidse Wichtigkeit des Papsithums genug- um es in Frankreich wiederher- zustellen, nachdem er es in Jtalien vernichtet hatte; er wollte die geistliche Gewalt nicht zerstdren, sondern ihr.einen anderen Siy un- ter seiner Gewalt errichten. Wenn der Papst feßt aus seinen Staaten vertrieben würde, so würde er s{werlich in Paris, sondern in einer anderen Hauptstadt des katholischen Europa ein Asyl suchen und den Einfluß dieser Macht vergrößern. Ferner wúrde die Vernichtung der Päpstlichen Macht dem Französischen Klerus, den die Anhänger der vorigen Dynastie ohnehin argwdhnisch zu machen suchen, gerechte Besorgnisse einflößen, würde den mit dem Kreuze in der Hand fechtenden Polen neuen Schmerz bereiten und unsere natürlichen Verbündeten, die Belgier, entzweien , deren katholische Geistlichkeit großentheils die Revolution gegen Holland hervorgebracht hat. Aus dem -“olitischen wie aus dem religidsen Gesichtspunkte betrachtet, war-älso die Stellung der Regterung in gleichem Grade schwierig; sie mußte die Räumung der Romagna von den Oesterreichischen Truppen zu erlangen suchen, ohne die Hand jur Vernichtung einer Macht zu reichen, deren Fall in cini- gen Theilen Europas und Frankreichs zu ernsten Unruhen Anlaß eben würde. Dieses schwierige Resultat hat das Kabinet erlangt, indem es sich zum Vermittler zwischen der Römischen Behörde und den Römern aufwarf, und das katholische Europa wird in seinem Gewissen nicht beunruhigt werden, denn die Macht des Papstes wird fortbestehen; die Würde Frankreichs wird unverleßt bleiben, denn Oesterreich wird die Römischen Staaten geräumt haben; in der O ist der Weg zu allmäligen Walilcratgei geöffnet, denn der heilige Stuhl wird den Rath Frankreichs befolgen.

Nach dem Grafen v, Montalivet verlangte Herr La f- fitte wegen eines persönlichen Faftums das Wort. Der Prä- sident des Minister-Raths, äußerte er, habe vor einigen Tagen erflärt, daß er bei der Uebernahme der Geschäfte bereits das Sh- stem vorgefunden habe, welches Franfreih in Bezug auf Fta- lien befolge; daß das Herzogthun Modena damals {on von den Oesterreiczern beseut und diese in vollem Marsche nach der Nomagna begriffen gewesen seyen. „Jch begreife sehr wohl““, bemerkte der Redner, „„daß Herr Casimir Périer nicht die Ver- antwortlichkeit für wichtige Ereignisse tragen mag; ih meiner- seits mag dies indessen eben so wenig. Auch mein Shstem war das Shstem des Friedens, auch ih hatte das Prinzip der Nicht- einmishung angenommen und gründete hauptsächlich auf dieses die Würde und Sicherheit Frankreichs. Wobl weiß ich, daß, als der Herr Prásident des Minister-Raths an das Staatsruder ge- langte, die Oesterreicher bereits in Jtalien standen. Wenn derselbe sich indessen uur noch mit der Räumung der Romagna zu beschäftigen hatte, geht hieraus hervor, daß man mir den Ein- marsch zum Vorwurf machen könne? Nein, meine Herren, ih habe feine meiner Verpflichtungen gegen Frankreich verlegt. Die Geheimnisse des Kabinets, dem ih angehört, darf ich freilich nicht verratheu; aber eben so wemg mag ih unter der Last einer ungegründeten Anklage bleiben, Glücklicher Weise kann ih mich rechtsertigen, ohne gegen die mir obliegende Discretion zu verstoßen. Fünf Minister bildeten die Majorität der vorigen wie der jeti- gen Vertvaltung; ich kounte mich anf deren Zengniß berufen, aber ich ziehe die Autorität der Thatsachen vor; die Oesterreicher seßten sich am 6ten März in Marsch; den Sten reichte ih mene Ent- lassung ein; den 10ten wurde sie angenommen. Was fich seitdem zu- getragen, geht mich nichts weiter an ; ich war bereits ausgeschieden, ehe die Antwort des Wiener Kabinets auf unsere Reclamationen eintraf. Fch habe von dieser Rednerblhue herab erklärt, wir würden es nie zugeben, daß das Prinzip der Nicht- Einmischung verlegt werde; dies is auch weder durch mich, noch mit meiner Einwil: ligung, jemals geschehen.“ Hr. Cas. Périer erwiederte: Er habe, als er erflárt, daß bei seinem Antritte Modena bereits von den Oesterreichern besetzt gewesen seh, nur ein positives Faktum anführen, nicht aber eine Anklage gegen irgend Jemand auf- stellen wollen; Lebteres habe um so weniger der Fall sehn können, als sein System mit dem des Herrn Laffitte, dessen Kollege er gewesen, übereinstimme ; eben durch die Nicht- Einmischung in die Angelegenheiten Modena’s habe man damals beweisen wol- len, daß das Înterventions-Recht nur da zulässig seh, wo Frank- reis Fnteresse auf dem Spiele stehe; Leßteres seh bei den gedach- ten Angelegenheiten nicht der Fall gewesen, weshalb man sich auch nicht eingemischt, sondern slch damit begnügt habe, dem Wiener Hofe auf die Anfrage, wie das etwanige Einrücken eines Oester- reihishen Armee-Corps in irgend eineu Theil Jtaliens von Frank-

1831.

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reich betrachtet werden möchte, zu erwiedern, daß bei einer Be- sebung des Modenesischen der Krieg mögli, bei einer Beseßung der Legationen und des Kirchenstaats der Krieg wahrscein- lich, bei einer Besegung Piemonts aber der Krieg gewiß seyn würde; hieraus gehe klar hervor, daß das Laffittesche Ministerium nicht gesonnen gewesen seh, im Falle einer Beseßung Modena'?s Oesterreich den Krieg zu erklären. Hr. Laffitte bestätigte diese Angaben; das Prinzip der Nicht-Éinmischung, fügte er hinzu, sey aber nicht auf eine so unbedingte Weise aufgeftellt gewesen, daß das Ministerium nicht die Befugniß gehabt hätte, bei der Anwendung desselben die Zeit-Umstände in Erwägung zu zie- hen. Nach diesem Futernmezzo verlas der Prásident die beiden zu dem 1láten §. gemachten Amendements. Das eine des Hrn. Augu i s wurde verworfen; das andere rührte von dem General Lafayette her, welcher das damalige Einrücken der Oesterreicher in Ftalien aus- drüflih als ein Attentat gegen die Unabhängigkeit dieses Lan- des-und gegen das von Frankreich aufgestellte Prinzip der Nicht- Einmischung bezeichnet, zugleih aber einen Saß des Inhalts, die Kammer sey zu der Erwartung berechtigt, daß ein solcher Fall sich nit wieder ereignen würde, in die Adresse einge schal- tet wissen wollte, Nachdem der General diesen Antrag ausführ- lich motivirt hatte, richtete er an den Minister dec auswärtigen Angelegenheiten folgende Frage: „Wird die Französische Regie- rung es zugeben, daß, falls es den Bewohnern der Romagna, Modena's oder Parma's noch einmal in den Sinn kommen sollte, ihre Rechte zu vindiciren, Oesterreich noch einmal ein Armee - Corps in eines dieser Länder senden ?‘/ Der Graf Sebastiani begnügte sich, hierauf am Schlusse seiner Antwort zu erwiedern, daß in der Pro- clamation, die der Oesterreichische kommandirende General bei seinem Abzuge aus der Romagna erlassen habe, fein Wort von einer Rü- kehr der Oesterreicher im Falle einer abermaligen Jnsurrection enthalten sey. „Die Ereignisse“, fügte er hinzu, „die sih für einen solchen Fall in Jtalien zutragen können, lassen sh nicht voraussehen. Was ich aber versichern kann, is, daß die Negie- rung stets auf das Interesse, die Ehre und Würde Frankreichs ein wachsames Auge haben wird.‘‘— Der General Lafayette fand sich durch diese ausweichende Antwort keinesweges zufrie- dengestellt. „Fch wünsche in bestimmten Ausdrücken zu wissen““, äußerte er, „„ob die Regierung gesonnen is, künftig einen Ein- marsch der Oesterreicher in einen ihnen nicht zugehörigen Theil Ftaliens zu gestatten, oder nicht?‘ Der Graf Sebastiani erwiederte von seinem Plage, er glaube, dem ehrenwerthen Ge- neral schon gesagt zu haben, daß in diesem, wie in allen Fällen, Frankreich feine Ehre und das eigene Fnteresse zt Nathe zieheu würde. Eine Stimme zur Linken meinte, solche Antwort.seh so gut wie gar feine. Hr. Cabet sprach sh sehr ausführlich über die Art und Weise aus, wie er das Prinzip der Nicht-Einmischung verstehe. Frankreich, äußerte er, habe dieses Prinzip nothwendig aufstel- len müssen; die Revolution des Juli sey nicht gerechter gewesen, als diejenigen, zu denen sich seitdem andere BVötker entschlossen hátten; wolle man sonach diese leßteren niht anerkeunen, o verurtheile man dadurch die eigene; es leide gar keinen Zweifel, daß das gedachte Prinzip eine heilige Verpflihtung set, die Frankreih gegen andere Völker übernommen habe; in diesem Glauben hätten auch die Ftaliäner ihre Revolution bewerkstelligen wollen, und Franfreich hätte sle also nicht verlassen müssen. Der Redner stimmte schließlich zu Gunsten des Amendements des Ge- nerals Lafayette, Eben so Hr. Gauthier de Rumilly, Nach einer kurzen Debatte zwischen dem General Lamarque und dem Grafen Sebastiani über das Besaßungs- Recht Oesterreichs in Ferrara, Comacchio und Piacenza, wurde das obige Amendement des Generals Lafayette verworfen, was eine lebhafte Sensation erregte, Nicht besser erging es einem anderen Amendement des Generals Lamarque, des FJnhalts, daß der Rückzug der Oesterreicher noch nicht vollständig erfolgt sey. Auch dieser Antrag wurde verworfen und der lte §. un- verändert angenommen. Der 15te und 16te erlitten ebenfalls keine Aenderung; zu dem 17ten dagegen, welcher von Polen han- delt, waren vier Amendements gemacht worden, nämlih von den Herren Périn, Lafayette, Bodin und Bignon. Das erstere fand feine Unterstüßung. Das zweite, worin der Verfas: ser verlangte, daß Franfreih die Unabhängigkeit Polens faktisch anerkenne, gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß, an welcher der Haudels-Minister, Herr Dupin d. Aeit., Herr Sal- verte und zulegt auch noch der Minister der auswärtigen Angelegenheiten Theil nahmen, worauf sowohl das Amen- dement des Generals Lafahette, als demnächst auch das dritte des Herrn Bodin verworfen wurden, Jeßt kam die Reihe an das Amendement des Herrn Bignon. Dasselbe lautete also: „Jn den rührenden Worten Ewr. Maj. über die Unfälle Polens fin- det die Deputirten - Kammer mit Vergnügen eine ihr sehr theure Gewißheit: die Nationalität Polens wird nicht untergez hen.“ Herr Bodin {lug vor, sich, ftatt Gewißheit, des Wortes Hoffnung zu bedienen. Hr. Bignon entwickelte die Gründe zu seinem Autrage in einer sehr ausführlihen Rede, an deren Schlusse er äußerte: „Ein Volk ins Leben zurückzuru:

| fen, dem ein naher Untergang droht, ist eine großmüthige, Frank:

reis würdige Handlung, in dem vorliegenden Falle aber zugleich ein Aft der Dankbarkeit und der Pfliht. Sie fönnen diese Pflicht erfüllen, m. H., ohne daß Sie zu besürhten brauchen, das Ministerium dadurch in Verlegenheit zu seven. Nur Jhren Gedanken, den National - Gedanfen, wünsche ih in die Adresse an den König einfließen zu lassen. Giebt es Einen unter Jh: nen, der in den Untergang einer so tapferen Nation, wie die Polnische, willigen könnte? Nein, die Vernichtung der Polnischen Nationalität ist nicht möglich; Sie haben die Gewißheit, daß sle unvergänglich ift, und werden daher keinen Anstand nehmen, sol: hes laut zu verkündigen. Und in der That, m. H., wie fönn- ten Sie anstehen, einem Heldenvolke in feiner Herzensangst Hoffnung zuzusprehen und ihm ein Pfand für eine bessere Zu- funft zu geden? Wie könnten Sie jenen Braven, die für ihre Nationalität in den Tod gehen, die Gewißheit der Unsterblich- keit ihres Vaterlandes verweigern? Sie werden solches nicht thun und mein Amendement annehmen,“ Der Großsiegelbewah-