1831 / 274 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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j E K 1 E gau orie noi ‘v Did Arm ita i E ai ine t as 506 idi tit L

übrigens die Mehrzahl bereits wieder im aktiven Dienste ange- stellt ; auf die Frage, ob die von dem Kriegs-Minister verhängte Maaßregel auch geseblih gewesen, lasse sich eine sehr ein- fahe Antwort ertheilen, námlich diejenige, daß es feine Armee mehr geben würde, sobald man ihr das Recht cinráumen wollte, selbst zu berathschlagen, Der Marschall Soult trat hierauf selbst zur Vertheidigung jeuer Maaßregel auf. Die Militairs, bemerkte er, auf welche dieselbe Anwendung gefunden, wären zum Theil Offiziere in aftivem Dienst, zum Theil Zöglinge der Applications-Schule in Meß gewesen; er habe denjenigen unter ihnen, die damals in Paris gewesen, er- flárt, daß er an ihren guten Gesinnungen nicht zweifle, daß er aber, als Chef der Militair-Hierarchie, über ihr Betragen zu wachen habe; im Dienste gebe es nur eine Fahne, nur einen Parole- Befehl: ohne Mannszucht sey keine Armee denkbar, Daß übri- gens alle jene Militairs ohne Sold beurlaubt worden, seh_nur zum Theil wahr; die aktiven Offiziere hätten den halben Sold erhalten, auch sey feinem von Allen ein bestimmter Aufenthalts: ort angewiesen worden; übrigens habe er sie vor ihrer Beurlau- bung gehörig ermahnt und ihnen die militairischen Regeln ins Gedächtniß zurücfgerufen, und nur diejenigen unter ihnen, die dessenungeachiet aus dem Verein nicht ausge- treten wáren, habe er aufgefordert, eine Zeit lang in der Zu- cückgezogenheit über ihre Lage nachzudenken (Gelächter) ; zugleich habe er ihnen angefündigt, daß, sobald sie anderes Sinnes ge- worden, er sie mit offnen Armen wieder aufnehmen werde; meh- rere dieser jungen Leute hätten sih indeß nicht anders bedacht und so habe er denn naturlich geglaubt, daß auch er bei seinem Beschlusse beharren müße; hinsichtlih derer dagegen, die aus dem Verein ausgeschieden wáären, habe er mit Vergnügen den leßten Namenstag des Königs ergriffen, um sie in ihren mili- tairischen Posten wieder eiyzuseben, denn er betrachte sie alle als gute Offiziere und hoffe, daß so“ wertig;-hei ihnen, wie bei ihm eine Erinnerung ‘von dem., was sich zugetzagen, zurückgeblieben sehn werde. Der General Bugeaud sprach sich hierauf sehr entschieden gegen die National - Vereine im Allgemeinen aus, wogegen der General Demarçay sie in Schuß nahm. Leßterer meinte unter Anderem, ein jeder Militair- Chef sey von Natur geneigt, den Kreis seiner Befugnisse zu überschreiten; er selbst habe dies zu seiner Zeit eben so. gut versucht, wie ein Anderer; auth der Marschall Soult set von dieser Meinung nicht ganz frei gewesen und habe im Jahre 1815, wo er Kriegs-Minister gewesen, dem auf Halbsold ftehen- den General Excelmans willkürlich einen bestimmten Ausfenthalts- Ort angewiesen. Was die National-Vereine betreffe, so würden

“sie niemals ins Leben getreten sehn, wenn die Regierung gleich

von Anfang an erklärt hátte, daß sle alle ihre Verbindungen mit dem Auslande fortseßen wolle, insofern sie nicht der National-Exi- fienz und der politischen Unabhängigkeit des Landes zuwider wären. Benn indessen jeßt der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Kammer zurufe: „Fhr werdet Euch den Frieden erhalten, wenn hr hübsch artig (sage) sehd!‘‘ so predige er geradezu die Knecht- [ch aft: fein fremder Staat habe ein Recht, sih um Frankreichs in- nere Angelegenheiten zu kümmern, und das Einzige,was das Ausland verlangeu koune, seh, daß man die mit ihm bestehenden Traftaten respeftire. Der Graf Sebastiani bemerkte, daß, wenn er sich des Ansdrucks: „„sì vous êtes sages” bedient habe, er das Wort sage in dem Sinne von klug (prudent) verstanden habe, d. h. daß, wenn Frankreich verftändig genug sey, die Unabhän- gigkeit anderer Nationen zu ehren, diese auch der seinigza nicht zu nahe treten würden. Nach einigen Bemerkungen des Mi- nisters des óffentlihen Unterrichts und des Kriegs- Ministers wurde die in Rede stehende Bittschrift, dem An- trage des Bericht-Erstatters zuwider, dur die Tagesordnung besei- tigt, Da es bereits 5 Uhr war, so verschob die Versammlung die Eröffnung ihrer Berathungen über das Budget für 1831 bis zum nächsten Montage.

Paris, 25. Sept. Vorgestern wurden der Pair, Herzog v, Yraslin, und der Großsiegelbewahrer, Herr Barthe, vom Kö- nige empfangen. Geftern ertheilten Se. Majestät dem Staats- rath und Deputirten, Hrn. Thiers, eine Privat-Audienz.

Der Oberst-Lieutenant Castres, Chef des dritten leihten Jn- fanterie-Regimeuts, is zum Militair-Kommandanten des Palais- Royal ernannt worden.

Der Temps bemerkt über die vorgestrige Sißung der De- putirten - Kammer : „Die Kammer hat die Diskussion über die inneren Angelegenheiten durch die einfache Tagesordnung geschlos sen uit1d das Ministerium hat nicht darauf gedrungen, daß die motivirte Tagesordnung auch auf diesen Theil der Debatte an- gewendet werde. Man nennt 27 Deputirte, die an der Abstim- mung über die motivirte Tagesordnung in der Sißung vom 22. d. nicht Theil genommen haben und das Ministerium soll durch die Besorgniß, daß die Minorität sih durch diese Stimmen verftär- fen möchte, bewogen worden sehn, die motivirte Tagesorduung nicht nochmals in Antrag zu bringen, Die vorgestrige Debatte wurde von beiden Seiten mit großer Zurückhaltung geführt, Die ganze Kammer hegte den einstimmigen Wunsch, die Debatte so- vald wie möglich und auf feine Aufsehen erregende Weise zu schlie- ßen und Hr. Lanrence machte seinen Antrag nur darum, weil er ihn einmal angefündigt und das Ministerium mit Nachdruck darauf bestanden hatte. Die Minifter hatten sehr richtig beurtheilt, daß diese Erörterung zu nichts führen würde; indes: sen hat sie ihnen den guten Willen der Kammer gegen sle und den Wunsch, ihnen die Leitung der Staatsgeschäfte zu erleich- tern, gezeigt. Wir werden bald sehen, ob das Ministerium slch bestceben wird, diesem hohen Beweise von Vertrauen zu ent- sprechen.‘

Das YFournal des Débats sagt: „Die Debatte über die auswártigen und inneren Angelegenheiten ist nun endlich ge- \chlo}en. Die Opposition ist durch die glänzende Fndemuitäts- Bill, welche die Kammer dem Minifterium ertheilte, in ihren Erwartungen getäuscht worden und sucht den Eindruct derselben auf das Publikum zu schwächen, Einige sagen, die Kammer habe das System und nicht die Männer gebilligt, Andere behaupten gerade das Umgekehrte, sie habe die Männer und uicht das System gebilligt ; noch Andere behaupten, die Kammer habe den mit JFudiscretion in ihrer Ehre angegriffenen Ministern eine Artigkeit erweisen wollen. Durch dergleichen sucht man die Wichtigkeit dieses Schrittes zu verkleinern. Wir sehen in der von der Kammer angenommenen motivirten Tagesordnung eben sowohl eine Billi- gung der Minister, als ihres Systems. Das Resultat der Siz- zung vom 22ften - ist ein entscheidendes. Es traten noch zwei besondere Umftände hinzu, welche bemerkt zu werden verdienen ; der eine 1 die von Hrn. Odilon - Barrot ausgesprochene Miß- villigung der Persönlichkeiten, die Herr Mauguin gegen das Mi- nisterium aufs Tapet gebracht hatte, der andere die ächt constitu- tionnelle Erklärung Hrn. Périers úber die Art, die Unabhán- gigkeit des Beamten mit den Pflichten des Depukirten zu ver- einigen, Die Bemerkung des Hrn, Odilon-Barrot über die motivirte

E g E ied Be Vi E

T5910 hat großen Eindruck auf die Kammer gemacht. Sein plöblicher Abfall von Herrn Mauguin, dessen Opposition bisher mit der seinigen in einem folidarishen Verbande zu stte- hen schien, gab zu Betrachtungen Anlaß, die ihre Früchte tragen werden.“ Das Fournal du Commerce sagt über densel: ben Gegenftand: „Wir gehören nicht zu denen, welche den Schritt der Kammer für bedeutungslos halten und sagen, er seh eine bloße Gefálligfeit gegen das Ministerium, dem man in den Augen des Auslandes diejenige Festigkeit verleihen wolle, deren es nach \ei- nem Vorgeben bedarf, um die versprochene allgemeine Entwaff- nung herbeizuführen. Die motivirte Tagesordnung ist ein ganz unge- wöhnlicher Schritt, von dem sich kein früheres Beispiel aufwei- sen láßt; hon aus diesem Grunde ift der Beschluß der Kammer sehr bedeutungsvoll. Aus den für die Tagesorduung angegebe- nen Motiven geht offenbar eine vollständige Billigung alles un- ter dem jeßigen Ministerium Geschehenen, so wie eine dem ge- genwärtigen Ministerium für die Zukunst ectheilte Vollmacht her- vor, und zwar mit einer Majorität von 85 Stimmen.“

Der Temps meldet, die Neden der Herren Thiers und Guizot würden von dem- Ministerium in ganzen Ballen nach den Departements versandt.

Die Yahl der hiesigen Polizei-Commissaire ift in Folge der leßten Unruhen um fünf vermehrt worden; vorgestern stellte die Polizei in mehreren Häusern, wo man Feuergewehre verborgen glaubte, Nachsuchungen au,

Sortant, der bekannte Chef einer Bande von Chouans, der vor kurzem sich bei dem Obersten eines in der Vendée flehen- den Regiments geftellt hatte, um sich zu unterwerfen, hat fein Versprechen keinesweges gehalten und durchzieht an der Spißve eines Haufens widerspenstiger Militairpflichtigen aufs neue die westlichen Departements, indem er hier und da plündert und einzelne Militairs entwaffnet,

Jn Angers haben am 20sten und 21sten d. M. unruhige Auftritte wegen der Getreidepreise stattgefunden. Ebenfalls am 20ften d. M. hat die Nachricht von der Einnahme War- shau?s in Grenoble Volks - Aufläufe veranlaßt, welche aber bald zerstreut wurden, Jn Aix sind die Karlisten und die An- hänger der jegigen Regierung bei Gelegenheit der Wahlen der Offiziere -der National-Garde zum Hanudgemenge gekommen, Die Dazwischenkunft der Polizei beugie ernsthafteren Unru- en vor.

; Die leßten hiesigen Unruhen haben, wie die France Nou- velle meldet, einen so s{chmerzlichen Eindruck auf die Einwohner von Nantes gemacht, daß diesclben eine Protestation gegen diese

Tagesordnung

Volksbewegungen und deren mögliche Folgen an den König und

die Kammern richten wollen.

Der Spanische Botschafter in Rom, Don Pietro Gomes Labrador, ist auf seiner Reise nah Madrid am 19ten d. durch Bayoune gekommen.

Die Anklage - Kammer des hiesigen Königl. Gerichtshofes hat: erflárt, daß der gegen den ehemaligen Polizei - Präfeften Herrn Vivien und den Polizei-Commissair Noël von einem hie- sigen Einwohner eingereichten Klage, wegen Verlegung des Do- micils und willkürlier Verhaftung, keine Folge zu geben seh.

Der heutige Moniteur enthält das Edikt des Königs von Sardinien, wegen Ercichtung eines Staats-Rathes, vor welchen die wichtigsten Angelegenheiten des Landes gebracht werden sol: len und fnüpst daran ein ausgezeichnetes Lob der neuen Sardi- nischen Negierung. „„Jn diesem Edikte“/, sagt das genanute Blatt, „liegt so viel wahrhaster Liberalismus, ais mau in den beften moderuen FJustitutionen nur immer fiuden kann, Fn den Augen des Königs Karl Albert haben Tugenden und Ta- lente den Vorrang vor allen anderen Arten von Vorzügen. Um sich von den wahren Bedürfnissen seines Bolkes immer besser zu unterrichten, und die Mißbräuche, die sich in die verschiedenen Verwaltungszweige eingeschlichen haben möchten, zu entdecken, hat er dem permanenten Staats-Rathe außerordentliche Staats- räthe hinzugefügt, die jährlich aus den Notabilitäten der Pro- vinzen gewählt werden sollen, eine Art von Nepräfentation, die alle wünschenswerthe Garantieen darbietet, Jn dem Gange der Sardinischen Regierung liegt überhaupt ein Shstem von Klugheit und Mäßigung, welches, durch die wahren Interessen des Augenblicks aufgeklärt, die sicherste Grundlage guter politi: cher Jnstitutionen sehn wird. Diejenigen, für welche die Neli- gion weit entfernt ift , ein Vorurtheil zu sehn, werdeu mit Ver- gnügen wahrnehmen, daß der junge Monarch dieselbe als die Grundlage seiner Geseßgebung, und die Moral der Religion als den stärksten Grundpfeiler des gesellschaftlichen Gebäudes be- trachtet.“

Der neue Polizei-Práfekt, Hr. Saulnier, hat ein statistisches Bureau errichtet, von welhem alle in das Gebiet der Polizei gehörige Ereignisse und Notizen gesammelt und jährlich im Druck erscheinen follen, |

Herr Arnanult, Mitglied der Französischen Akademie, is zum Professor des Französischen Styls an der polytehnis{chen Schule ernannt vorden.

Dem Constitutionnel zufolge, werden die Gesetz Entwürfe über die Organisation des Staats-Raths und über das neue Mi- litair-Strafgeseßbuch zuerst der Pairs-Kammer vorgelegt werden,

Das 11te Pamphlet des in fliegenden Blättern erscheinen- den Fournals „„Mayeux““ ist in Beschlag genommen wordén.

Einem vom Kriegs-Minister an die kommandirenden Gene- ral-Lieutenants gerichteten Rundschreiben zufolge, sollen die von den Militair - Gerichten gefällten Todesurtfeile in Friedenszeiten vor ihrer Vollziehung jedesmal mit den Prozeß - Akten dem Kö- nige vorgelegt werden,

Großbritanien und Frland.

London, 25. Sept. Gestern wurde den Lords J. Russell, Althorp, Palmerston und anderen Kabinets - Mitgliedern, welche mgleih Mitglieder des Unterhauses sind, ein großes Fest zu Ehren der in diesem Hause durhgegangenen Neform - Vill gege- ben; 269 Mitglieder des Unterhauses, lanter Reform- Freunde, hatten dieses Fest veranstaltet, das eines der glänzendsten und belebtesien war, die hier seit einiger Zeit gefeiert worden sind.

Fm Oberhause wird bereits an den Seiten- Gallecieen ge- arbeitet, die während der Diskussionen über die Reform-Bill dem Publikum geöffnet seyn sollen.

Dem M oruning- Herald zufolge, wollen die Mitglieder des Oberhauses übereinkommen, ihre Sizungen zur Diskussion der Reform-Bill nur am Tage, und zwar von 10 Uhr Vormittags bis 5 Uhr Nachmittags, zu halten.

Es sind bedeutende Wetten in Bezug auf die zweite Lesung der Reform-Bill eingegangen, und ein bekannter Lord soll eine große Summe dafür verwettet haben, daß die zweite Lesung durch eine Majorität von 40 Stimmen verworfen werden würde.

Dem Globe zufolge, findet der Marquis von Palmella, der im Begriffe ift, zu dem Kaiser Dom Pedro nah Paris ab- zureisen, daselbst anch die Grafen v. Funchal und Villa - Neal, mit denen gemeinschaftlih er den Kaiser durch seine Nathschläge

unterstüßen soll, Alle drei genannte Staats-Männer haben n

einander den Gesandtschafts-Posten in London bekleidet und si , j „Die Armee ver Prinzessin von Oranien bei der Geburt ihres zweiten Soh-

der Sache der Donna Maria sehr zugethan.

Terceira, ‘’ heißt es im Globe, ,„, oder vielmehr die der Azorey ist kürzlich um beinahe das Doppelte vermehrt worden, inde sich ihr von den Soldaten und Landleuten der nseln Fay und San Miguel sehr viele Freiwillige angeschlossen haben, uy ein trefflih bewaffnetes, vom besten Geiste beseeltes Heer vy 5000 Mann befindet sich jeßt unter den Befehlen des My | Hr. Read, Englischer General-Konsul q den Azoren, - ist kürzlih von San Miguel nach London gekommen Z und spricht von der Mannszucht und der Tapferkeit der Regen

quis von Villa-Flor.

\hafts-Truppen, so vie von der gemäßigten Regierung und i besondere von dem Befehlshaber Marquis von Villa Flor größter Achtung. ‘“

Der Courier erwähnt in einer Privat - Mittheilung ay

Lissabon eines Schreibens, das die Prinzessin von Beira an

ren Bruder Dom Miguel erlassen und worin sie ihn aufgef Inzwischen gingen h

dert haben soll, der Krone zun entsagen.

Dom Miguel aus allen Orten des Königreichs Adressen ein, | welchen erklärt werde, daß er der legitime König seh, und di

die Portugiesen niemals einen anderen anerkennen würden.

Briefen äus Lissabon vom 10. d. zufolge, fand an df sem Tage die Hinrichtung von 18 Soldaten des 4ten Jnfantf rie:-Regiments statt, welhe in die leßte Verschwörung verwid(] Sie wurden des Morgens um 5 Uhr in C

gewesen waren. genwart einiger tausend Soldaten erschossen.

London, 23. Sept. Die Reformbill is endlich

stern früh nach 5 Uhr im Unterhause durhgegangen, und zw mit einer Mehrheit von 109 bei 581 Stimmen, während df

zweite Verlesen derselben eine Mehrheit von 136 Stimmen 5898 hatte.

flüßer der Bill befannt gewesen, zu den Gegnern übergetret

daß aber auch feiner von den Gegnern zu den Reformers h#

übergekommen ist, Manche Mitglieder waren zugleich mit ein Mitgliede von der Gegenpart abgetreten, so daß sie gewiß war daß ihre Abwesenheit neutralisict war; andere waren mit Erla

niß wegen Krankheit oder anderer Ursachen abwesend; wow

aber manche von ihren Konstituenten zu scharfer Rechen

gezogen werden dürften; neun Stellen waren durch Todesfäll

oder durch Erhebung in die Pairs-Kammer unbefeßt. Jude}

so sehr auch die Gegner der Bill über die Verminderung der Unte flüßer derselben frohlofen mögen, so sind doh 345 Stimm ans einer Vertretung, die in dem Augenblick im Ganzen a 649 Mitgliedern besteht, nicht zu verachten, besonders wenn mi in Betrachtung zieht, daß es fast alle die Stimmen der VertrŸ ter von Grafschaften und großen Städten sind, während tf 236 Gegner, mit sehr wenigen Ausnahmen, für unbedeutent

Ortschaften ihre Sie haben, die noch dazu größtentheils du

die Bill ihr Wahlrecht ganz oder theilweise verlieren sollen. Au

ist die Berachtung, womit die Oppositions - Journale von Mehrheit , als einem Haufen Deligirter oder willenloser We zeuge in den Händen eines von demagogischen Blättern gelei

tes Volkes, sprechen, nur affektirt, eben so wie alle die Behau tungen, daß jede Versammlung, welche jeßt zu Gunsten der Bi

stattfindet, flein und unbedeutend sey. Die Bill wurde gest

von Lord John Russell in der Begleitung des Lord Althorp u : mehr als 100 anderer Mitglieder dem Oberhause überbrahFGründe uicht

i Aus dem, was seitdem in den Zeitungen erschien ist, geht hervor, daß zwar Keiner von denen, welcher als Unt

ay seinem Jncognito eins bewohnt worden war, eine Berühmtheit langt hatte, war von Sr. Majestät dem Könige angekauft und

s zum Geschenk gemacht worden. Jhre Kaiserl. Königl. Hoh. tte außer Jhren Majestäten, Jhrem erlauchten Gemahl, dem rinzen und der Prinzessin Friedrich und dem Prinzen und der Prin- sin Albrecht von Preußen, auch den Gouverneur der Provinz Nord- lland, den Bürgermeister und den Befehlshaber der Schutterei n Amsterdam, die Generale Baron Tindal und Baron von erponcher, den Contre-Admiral Lantsheer und dèn Bürgermeister aandam zu dem von ihr veranstalteten Feste eingeladen. die Hohen Herrschaften hiften sich zwischen 8 und 9 Uhr Mor- ns in Amsterdam auf dem Dampfboote „Merkurins‘/ ein d fuhren unter Begleitung einer großen Königl. Schaluppe d des Musik - Corps der Schutterei mitten unter zahllosen, tig durch Flaggen und Wimpel verzierten Gondeln Und Schiffen, unter denen sich auch das fürzlih aus Batavia zurück: kehrte Kriegs\chiff} „„de Admiraal de Ruyter‘/ befand, und die st sämmtlich durch Kanonenschüsse salutirten, nach Zaandam, ¡o sle nah Verlauf einer Stunde anlangteu. An dem Laudungçs- unkte war eine Ehrenpforte errichtet, wo eine städtische Depu- F tion die Hohen Herrschaften empfing und junge Mädchen aus n angesehensten Familien ihnen Blumen brachten. Die ganze Ein- ohnerschast hatte sih sowohl zu Lande als auf geschmückten ondeln versammelt und begrüßte durch den lautesten Jubel die nfommenden, die sich zu Fuß nach der Kirche begaben, um s daselbst befindliche große Gemälde, die Ueberschwemmung des Jahres 1825 darstellend, zu besichtigen. Nachdem sle noch g nige andere Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein ge- ommen, begab sh die Königl. Familie nah dem Hause Pe- rs des Großen. Auf dem Wege dahin wurden ihr abermals von jun- (en Mädchen Blumen gestreut und am Hause selbst hielt der Befehls- M aber der Schutterei von Zaandam eine herzliche Anrede an en Prinzen von Oranien. Während die Hohen Herrschaften «n dem einfach, aber sinureich ausgeschhmüten Hause ein Dejet- Rer einnahmen, ließ die Prinzessin von Oranien zum Andenken jeses Tages und der ruhmvollen Siege ihres Gemahles im Morsaale des kleinen Hauses eine Marmortafel befestigen , auf Mhelcher slch die Worte befanden: „Wilhelm [1., König der jederlande, Wilhelmine, Königin der Nieder- Mande, am 22, September 1831. Wilhelm, Prinz on Oranien, Feldmarschall. Hasselt, 8ten, Löwen, M2, August, 1831.// Eine angesehene Einwohnerin von Paandam überreichte bei dieser Gelegenheit der Prinzessin von Pranien die Kelle, das Kalfbrett und den Hammer, deren der Faiser Alexander im Jahre 1814 sich bedient hatte, um einen Stein an diesem Hause zu befestigen, welcher die Jnschrift trägt: Petro Magno, Alexander.” Gegen 1 Uhr fehrten die Hohen Herrschaften nah Amsterdam zurück, Das Fournal de la Haye, bekanntli von Herrn Char- Mes Durand, einem gebornen Franzosen, redigirt, der ih früher n Gent aufhielt und daselbst das Journal de Gand jeßigen Messager de Gand herausgab, sieht die MWiedervereinigung Welgiens mit Holland immer noch als etwas nicht Unmögliches an. „„Aber,‘/ bemerkt das genannte Blatt, „man wird ns einwenden, wie sollen zwei Nationen, die einen so tiefen nd unauslös{lichen Haß gegen einander hegen, vereinigt wer- Wen fönuen? Armseliger Einwurf! Ein Staatsmann darf sich, 0 es auf große politische Combinationen anfommt, durch solche aufhalten lassen; sein Standtpunkt muß ein hô-

Der Auftritt war auffallend feierlich , und, wie die Times ri@herer seyn,“ Das hiesige Advertentieblad bemerkt hier- tig bemerkt, Gebräuche, welche wegen ihrer Gewöhnlichkeit n#gu: „Wir brauchen eine solche Stelle wohl nur anzuführen, um

Aufmerksamkeit erregen, erhielten hier eine hohe Wichtigkeit ui / L Jch zweifle gar nicht, daß gar mancher alte Edisînal de la Haye von einem schlechten Geiste beseelt seh.“

Bedeutung.

mann gebebt haben mochte: eine Deputation des Unte! Brüssel, 26. Sept. hauses mit einer Reform-Bill, und diese mit eine Wer so etwas v

T Minister an der Spige! 2 Jahren hátte prophezeien wollen, würde für einen Wahn nigen erflärt worden seyn. Die Bill wurde, wie jede, wel

von einer Kammer an die andere gebraht wird, zum erstenm verlesen, und das zweite Verlesen, auf Antcag des Grafen Gre

auf Montag über 8 Tage anberaunii, eine lange Frist, wel

wahrscheinlich deswegen gesucht wurde, damit erst die vielen Bil

riften einlaufen können, welche man allenthalben vorbereit Das Unterhaus geht inzwischen diesen Abend an die Betra tung der Schottischen Reform - Vill, welche weit mehr Wid

stand im Einzelnen, d. h. im Ausschuß, als in ihrem Prinz | ] L 1 Auch die Opposngeno tion bei den Lords, sagt man, würde auf diese Weise mit (sichtigt.

nämlich beim zweiten Verlesen, finden wird,

Englischen Bill verfahren und dieselbe im Einzelnen zu verni

ten suchen; dieses Verfahren wäre auch das klügste, da im Ei

zelnen die Schwäche der Maaßregel und alle ihre Blößen lies Ya, wenn die Tories, dieses und die Zeit beachtend, dieser V mit einer Reihe von verständigen und verständlichen Vorschlä entgegenkommen wollen, durch welche die auffallendsten M bräuche in der Verfassung des Unterhauses abgestellt würd ohne das Grundgebäude derselben zu erschüttern, so dürfte wohl das Volk gern bedeuten und vielleiht eine Maaß gel fahren lassen, die zu umfassend ist, Menge begriffen zu werden, ja deren wahrscheinliche Wirku sih vom erfahrensten Staatsmann nicht vorher beftimmen l und bei weitem mehr umstürzt, als je nothwendig geschienen o! vom Volke verlangt worden wäre, Ja, man würde dies um eher, da das jeßige Ministerium so wenig Verwaltungs - Tal zeigt und weder nach innen noch außen hin etwas zu thun u mocht hat, was auf irgend eine Weise eine Verbesserung ( nannt werden fönnte, oder doch als solche imponirte. Jm

gentheil befteht Alles, wortiber man unter den früheren Vecn tungen flagte, fort, und sogar manche Verbesserungen, welche b! Sir Robert Peel angefangen worden, sind in Stillftand g then. Der einzige Lord Brougham s\öhut durch seine Bere samkeit und nübliche Thätigkeit neben den Hoffnungen, wel! die Parclaments-Reform gestattet mit der Grey?schen Verw tung aus; sollten aber die gemáßigten Tories eine solche auf ti ofene mänuliche Weise gebieten, als etwas, das sich nit m! vorenthalten lasse, so müßte mich Alles trügen, wenn man nil

dafúr die nie sehr beliebten Whigs fahren ließe, selbst mit |

Gefahr, einen weniger thätigen und beredtsamen Lord - Kau auf dem Wollsacke slpen zu schen. Auch sind die Whigs imn| IRE Ub E als Opposition gewesen, als sle es in der Verwalt! sind,

M iede (a 1/0 6 Aus dem Haag, 27. September.

Zaag, Unsere Bl ter geben ‘nachträglich einen Bericht über den Besuch , d die Königliche Familie während ihres Aufenthaltes in À

sterdam auf die Einladung der Prinzessin von Oranien Zaandam (Saardam), wo bekanntlich der Czar Peter ) Große eine Zeit lang lebte, abgestattet hat. Das kleine L welches dadurch, daß es von dem Gründer der Russischen

-

um von der groß

N

ns zu rechtfertigen, wenn wir behauptet haben, daß das Jour- Der König hat heute Morgen um Z Uhr Brüssel verlassen, um die Truppen bei Termonde, St. Nicolas und Gent die Revue passiren zu lassen; er wird mor- Men wieder nah Brüssel zurückkehren. ; Der General Belliard hat das 4te Belgische Jnfanterie- Regiment Mann für Mann inspicirt. Gestern Morgen is eine Feld-Batterie von 8 Stücken von Mhier aus nah dem Lager bei Diest abgegangen. Aus Valenciennes wird unterm 24sten-d. M. gemeldet : Y Es scheint jet gewiß, daß auf der Höhe von Bruille St. Amand, zwischen der Schelde und der Scarpe, ein Lager aufge- chlagen werden wird. Am vergangenen Mittwoch hat Herr Del- ¡otte , Ober- Offizier des Generalstabes , die Gegend genau aufs venommen und alle Dörfer 2 Stunden in der Runde be- Am folgenden Tage trafen der Marschall Mrard, der General St. Cyr und der General-Jntendant Neu- Wille hier ein und refognoscirten die Umgegend. Der Mar- hall Gérard isst darauf nach seinem Hauptquartier in Maubeuge Wurückgekehrt.““ : | er Lynx theilt folgendes, an den Redacteur der ¡„Fndustrie“‘ gerichtetes Schreiben mit: „Mein Herr! Jch bin ein armer Kaufmann , den unsere glorreiche Nevolution zu Grunde gerich- tet hat, Um meine Abgaben, die dur ein, jevt ganz unnüzes, Patent vermehrt werden, und um gutwillig die gezwun- gene Anleihe zu bezahlen, habe ich meine legten Hülfsquellen r{öpft. Aber jet, wo die Thron-Rede neue Opfer von uns verlangt, wo die Kammer der Repräsentanten uns einen Be- peis ihres Eifers giebt, indem sie ohne weitere Untersuchung eine M leine Anleihe von 21 Millionen Fr. votirt jeßt muß i Wmir die Freiheit nehmen, Sie in meinem Elende um Nath zu fra- gen. Wir werden es sehen : man wird Geld gebrauchen und immer Geld; denn Geld ist der Nerv einer wohlfeilen Regierung. Wo Woll ih aber Geld hernehmen, der ich feines mehr habe? Gestern glaubte Wih ein Mittel gefunden zu haben, die Abgaben noch eine Zeit ang bezahlen zu fönnen, indem ich meine Anleihe-:Bons verkaufte. Jch wandte mich an große Patrioten und hoffte Pari oder doch wenigstens mit geringem Verlust verkaufen zu fönnen; aber, ach! man wollte mir nit einmal 50 pEt. geben, Vergebens berief ih mich in meiner Verzweiflung auf das Zeugniß des ehren- werthen Herrn Lebeau, daß unsere Angelegenheiten ganz vortreff: lich. ständen. Als mir das nichts half, sprach ich die magischen Worte „Freiheit,“ „Ruhm,“ „„Vaterland‘/ aus; ih sang zuleßt alle mir nur erinnerlihe patriotische Lieder; aber, sollten Sie es glauben, nichts konnte diese Kieselherzen erweichen, Sie ver- weigerten mir hartnáig das Geld, welches ih der Nation und dem Könige geben wollte. Sie trieben sogar den Aberwig so M weit, mir ihre eigenen Bons verkaufen zu wollen! Jch werde Paun zwar noch einige andere Wege einschlagen, um meine pa- triotische Anleihe zu verkaufen; wenn mir dies aber nicht gelin- ez sollte, so bitte ih Sie, mein Herr, mich aus meiner großen erlegenheit zu reißen; denn ohne Geld fann mi die Freis- heit, welche ih besiye, daß ih nämlich die Zeit, die ich im vo- rigen Fahre meiner KFndustrie widmete , jeßt mit Spazierengehen verbringen kann, nicht glücklich machen , und es ist traurig für einen ruhmvollen und freien Bürger, unglücklich zu sehn, wenn unser König sih glücklich sagt, unser Senat sich glücklich

1511 \chäut, und wenn unsere Beamten durch mein Abmagern fett werden.“

Brüssel, 25. Sept. Die Französischen Truppen haben bis heute den Belgischen Grund und Boden noch nicht verlassen und scheinen die von ihrer Regierung ausgesprochene Absicht noch nicht so bald erfüllen zu sollen. Nicht bloß, wie ich fürzlih bereits gemeldet, in Namur und dessen Citadelle, sondern auch in Tournay und Mons, wird der Fesiungsdienst einzig und allein von ihnen versehen. Jhre Jngenier - Offiziere sind eifrigst damit beschäftigt, auch die Pläne der uicht zur Demolirung bestimmten Fesiungen aufzunehmen, und in einigen dieser Fe- stungen wird sogar unter der Leitang Französischer Offiziere von Französischen Mineurs an der Aulegung ueuer Fortificationen gearbeitet. Das Kavallerie:-Regiment , welhes, wie ih vor ei- nigen Tagen berichtet habe, aus Französischen Diensten in Bel- gische übergegangen if, war das 8te Französishe Kürassiler-Regi- ment, das, dem Vernehmen nach, in Lille förmlich entlassen -wor- den seyn soll. Aus Antwerpen schreibt man, daß die der doríii- gen Citadelle gegenüber anzaetegten WBattecieen zwar entwaffff- net worden, doch liegen die Geschüße dicht daneben, so daß eine Arbeit von 24 Stunden hinreichen dücfte, um Alles wieder in den alten Stand zu seßen. Judessen geht doch bei allem friegerishen Anschein, den unsere Regierung si zu geben bemüht, die von ihr angeordnete Bewaffnung der im Lande be- findlichen diensifähigen Mannschaften, wegen der Lauheit, die das Volk dabei zeigt, nur langsam vorwärts. Von 4 5000 Mann, welche das erste Aufgebot der Bürzergarde von Brüssel bilden, sind nun dreihundert Mann wirklich ausgerückt ; auf dem Lande aber is der mobile Theil der Bürgergarde, wegen der dazu fehlenden Gelder, noch gar nicht zusammenberufen wor- den, Ueber das zweite Aufgebot (die Garde civique sedenlaire) will Niemand den Ohecbefehl annehmen. Jn der Armee, o weit sie national- Belgisch ist, her:\{t eine unverkennbare Gäh- rung, und die angeordueten Pur:ficationen der verschiedenen Re- gimenter dürften noch mit großen Widerseblichkeiten und Zwisten zu fámpfen haben, Die entlassenen Offiziere mögen \sich im Ganzen auf etwa 700 belaufen. Diesen steht nun zwar frei, zu ihren früheren Beschäftigungen und Arbeiten zurückzukehren; da ihuen dies jedo, vermöge der Epaulettes, die sle einmal getragen, als eine unwürdige Degradation erscheint und sie au durch den bisheri:

en Múüßiggang zu aller Arbeit unfähig gemacht worden, so zie- A sie das Leben auf den Straßen und in den Kaffeehäusern

pliziren, Geld zu vershafsen. Die neuen Belgischen Negimen- ter begeben slch in die ihnen angewiesenen Lager mit Widerwil- len und Unzusfriedenheic. Die Refruten, welche noch an keinen Felddienst gewöhnt sind, bieten einen traurigen Anblick dar, und die früher so beliebten, nah der Parislenne gedichteten Solda- ten-Lieder, die mit „En avant, marchons!“ anfangen und \chlie- ßen, sind ganz außer Mode gekommen, Laut- und muthlos begeben sih unsere Vaterlands-Vertheidiger an ihre Posten, denen sie, so- bald ein Feind slch zeigt, um so schleuniger den Rücken kehren dürften. Unsere Nevolutions- Männer sind darob und ob des Umstandes, daß sich der Wunsch nach einer Nückkehr der guten alten Zeit immer mehr ausspricht, sehr betrüdt; dies hindert in- zwischen do nicht, immer noch von einer Wiedereröffnung der Feindseligkeiten nach Ablauf des sechswöchentlichen Wasffenstill- standes zu sprechen, und man sleht deshalb hier dem 10, Oftober mit einiger Spannung entgegen.

Dáäánemarfk.,

Kopenhagen, 24. Sept. Für die Stadt und Umgebung besteht seit 1820 eine Sparkasse; am Schlusse des Rechnungs- jahres 1830 zählte dieselbe 8113 Juteresseuteu, die eine Summe von ungefähr 1,300,000 Rthlr. zur Verzinsung aufbewahren ließen.

Oesterrei G.

Wien, 27. Sept. Die heutige Hof - Zeitung meldet: „„Se. K. K. Maj. haben in Jhrer weisen Sorgfalt und in Be-

rungen von Häusern und Wohnungen, wo si Cholera - Kranke befinden, oder wo Jemand an dieser epidemischen Krankheit ver- storben ist, nicht nur nicht zum Zwecke führen, sondern hierdurch sogar wegen der durch Furcht und Angst, welche sich der abge- sperrten Familien zu bemächtigen pflegt, hervorgebrachten hefti- gen Gemüthsbewegungen nur neue Keime zur Krankheit ge- legt werden, Allerhöchst anzuordnen geruht, daß alle der- lei Absperrungen aufzuhören haben und auf die sorgfáls tigste Reinigung der Bett - und Leibwäsche , dann der Wohnung selbst, beschränkt werden soll, Eben so haben Se. Majestät, in der Betcachtung, daß weitere Cordons- Ziehungen mit den damit verbundenen Kontumaz - Anstalten, #o- wohl mit Rücksicht auf die Finanzen, als auch auf die benöthig- ten Truppen, physisch nicht mögli erscheinen, daß Civilwächter feine zureihende Garantie gewähren, diese überdies ihrem ei- gentlichen Berufe entzogen werden und ihre angemessene Ent- s{hädigung unermeßliche Auslagen im Gefolge haben müßte, daß endlich durch neue Cordons der Handel in der ganzen Monarchie gelähmt und die Steuerfähigkeit des Kontribuenten erschüttert, wo nicht ganz zerstört würde, sih bewogen gesunden, anzuord- nen, daß zwischen der Provinz Nieder-Oesterreih und den Nach- bar:Provinzen, außer dem bereits bestehenden Cordon, feine neue Cordons gezogen werden jollen, sondern anf die nach reifli- cher Ueberlegung zu verfügenden, sich bereits als wirkli zwet: máßig und nüßlich bewährten, Lokal-Anftalten zu beschränken seyen ; welche wahrhaft landesväterlichen Verfügungen auch von dem Publifum mit dem wärmsten Danke aufgenommen worden sind. ““ Fhre Kaiserl. Hoheiten die Durchlanchtiüsten Kinder Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Reichs-Palatinus, Erzherzog Ste- phan und Erzherzogin Hermine, Erzherzog Alexander und Erz- herzogin Francisca, sind am 18ten d. M. um 3 Uhr vor Tages- Anbruch im erwünschten Wohlsehn von Prag wieder in Ofen angekommen. Jhre Kaiserl. Hoheit die Durchlauchtigste Erzher- zogin Mutter war Höchstdenselven bis Bruck an der Lehtha ent- gegengereist. : à Die aus Ungarn eingehenden amtilichen Berichte liefern die tröfilichsten Nachrichten theiis über das völlige Erlöschen, theils über die Milderung der Cholera in diesem Königreiche. Jn Ofen und Pesth kommen mmmehr bloß einzelne wenige Cho- sera-Fálle vor, und man darf mit Zuversicht erwarten, daß das Uebel in beiden Städten baldigst ganz aufhören werde. Folgendes is der Stand der Cholera in hiesiger Stadt und den Vorstädten in den leßtverflossenen Tagen: erfranft genesen gestorben Vom 23sten bis 24sten Mittags 65 L 19 - QLásten - 25ften - 56 14 16 - 95sten - 26sten - 50 Á1 23 Ueberhaupt sind bis jeßt hier 1145 Personen erkrankt, 260 genesen,

425 gestorben, und 460 befinde! sich uoch in ärztlicher Behandlung.

vor und suchen slch durch Drohungen, die sle hier und dort ap- :

rücksichtigung der bisher gemachten Erfahrungen, daß die Absper-

Spanien,

Madrid, 15. Sept. Am 10ten, 11ten und 12ten d. M. wurde das glückliche Eceigniß der Schwangerschast der Königin in San VXldefonso mit den früher angekündigten Feierlichkeiten und öffentlichen Belustigungen begangen.

Fn der Provinz Cordoba haben die Polizei-Soldaten einen Hauptmann von Straßenräubern und mehrere seiner Spicßge- sellen gefangen genommen.

Túrfkei.

Konstantinopel, 10. Sept. Am 28. v. M. hat Sir Robert Gordon seine Adschieds-Besuche bei der Pforte ge- macht, und am folgenden Tage hatte er eine Zusammenkunft mit Mustapha-Efendi, dem Geheim-Secretair des Sultans, Am Z0sten \chiffte er sh auf der Fregatte „Aftäon“/ ein. Der Ge- sandtschafts-Secretair Mandeville wird vorlaufig als bevollmäch- tigter Miuister die Geschäfte verschen. Am 2ten d. M. brach wiederum eine große Feuersbrunst in Konstantinopel aus und legte in einem Zeitraum von 24 Stunden mehrere von Türken und Rajah?s bewohnte Quartiere in Asche. Drei Tage zuvor war {on Feuer im Arsenal ausgebrochen , welches den Divan- Hané (Admiralitáäts- Palast) und die daran gränzende Moschee verzehrt hatte, Man zweifelt jegt nicht mehr daran, daß diese häufigen Feuersbrünste das Werk eines Haufe von Ucbelthätern sind; es sind s{chon mehrere derselben ergriffen und'hingerichtet worden, welche brennbare Stoffe bei sih getragen und des Nachts Feuer anzulegen versucht hatten, Am (ten, d. M. is Tahir - Pascha von seiner Fuspections : Reise nah den Dardanellen zurückge- fehrt. Die Cholera morbus hat hier beinahe ganz aufgehört, dagegen fährt die“ Pest fort, in mehreren Theilen der Stadt zu

,

wiüthen. : : Ble 0,

Rio Yaneiro, 23, Juli. . Während die geseßzge- bende Versammlung ernstlich damit beschäftigt ist, den empfind- lichsten Uebeln abzuhelfen, alle Zweige der Verwaltung mit der constitutionnellen Regierung in Uedereinstimmung zu bringen und dergestalt das gesellschaftliche Gebäude zu vervollfkfommuen , ha- ben leider einige aufrührerische Bewegungen, dem Anschein nach von verborgenen Triebfedern angespornt, die öffentliche Ruhe auf einen Augenbli gestört. Der Aufstand ging von dem im St. Bento- Kloster einquartierten 26sten Jäger-Bataillon aus, welches meist aus Farbigen besteht. Es richtete seinen Angriff gegen die Bürger - Wache, der es seit dem 17. Juni, wo sie zuerst den. Dienst übernahm, gelungen war, das allgemeine Vertrauten wie- derherzustellen, indem sie dem nächtlichen Umherschleichen erkauf- x ter Söldlinge Einhalt that, Am ersten Abend stellte diese Wache die Ordnung wieder her, und am 14ten Nachmittags wurde je- nes Bataillon auf Befehl der Regierung nah den Provinzen eingeschifft ; einige 40 Mann davon fanden indeß Mittel, zu ent- : fommen, und wiegelten nun die Polizei-Soldaten auf, wobei heimliche Geld-Unterstüßungen von Seiten vornehmer Personen mit im Spiel gewesen sehn sollen, Linien- und Polizei: Truppen dur- zogen jeßt lärmend und unter mannigfachen Excessen die Stra- ßen der Stadt und drängten die Bürger -Patreuillen zurü. Nachdem die Meuterer ihre Offi¡iere vertrieben hatten, nahmen sie am Morgen des 15ten ihren Weg nah dem Campo da Honra. Hier schloß sich eine Menge der berüchtigten Strohhütler dem Haufen an, und so vereint forderten sie allerlei Bewilligungen von der Regierung, ohne jedoch irgend eine bestimmte und deut- liche Absicht an den Tag zu legen. Der wahrscheinliche Ziveck ihres Beginnens war Plünderung und Ermordung der Weißen. Da indeß unter den Truppen selbs Uneinigkeit entstand, inden 2 Bataillone sich in ihren Kasernen einsch!ossen uud sich nicht daraus entfernen wollten, auch die Artillerie niht in Uebereinstimmung handelte, so wagten sie feine weitere Forderung, als “daß 90 Personen, deren Namen auf einer Liste aufgezeihnet wa- ren, deportirt werden sollten, und gaben der Regierung in dieser Beziehung 48 Ständen Bedenkfzeit. Unterdessen hatten sich “die meisten Offiziere wieder bei ihren Corps einge- funden, und es gelang denselben, die Aufrührer zum Abmarsch nach ihren Kasernen zu bewegen, nachdem diese vorher die Ab: ckung mehrerer Majors und die Wiederausschiffung des 26sten Bataillons ertrout hatten. Doch dies Bataillon weigerte sich jeßt selbst, wieder das Land zu besteigen, und so gewann die Re-

ierung die Hoffnung, die Ruhe bald wieder hergestellt zu sehen. Während dessen hatten sh beide Kammérn im Palast um den jungen Kaiser versammelt, sich für permanent erfiärt und zur Beruhigung der Einwohner eine Proclamation erlassen, Die Marine : Artillerie reichte nun von freien Stücken eine Adresse an den Kaiser ein, worin sie ihren auch von anderen Truppen: Gattungen getheilten Unwillen gegen die Polizei-Soldaten aus- \sprah. Man schritt sonah zu Entwaffnung der Leßteren, und bereits am {16ten wurde ein Theil derselben nach dem Fort St. Joao abgeführt. An demselben Tage versammelten sich die Bür- ger in Masse vor dem Negierungs- Palast und unterzeichneten eine Adresse, worin ste betheuerten , die Constitution mit allen ihren Kräften aufrecht erhalten zu wollen. Der Ueberrest des Polizei - Corps wurde am folgenden Tage ebenfalls gefan- gen abgeführt. Jn dem neuen Ministerium, welches aus den Deputirten Lino Coutinho, als Minister des Jnnern, Padre Freijo, als Justiz- Minister, Vasconcellos , als Finanz-Minister, und Fonceca Lima, als Kriegs - Minister, besteht, will man eine bedeutende Bürgschaft für eine festere Zukunft schen. Auch die Arbeiten der Kommission, welche mit Umgestaltung der Consti- tution beauftragt is, und die sich zu einem Föderativ- System hinneigt, werden vom größeren Theile des Publikums mit vie- lem Beifall gekrönt, wiewohl slch drei Parteien dagegen erklä ren, von denen die eine es bei dem Bestehenden bewenden lassen will und der Meinung is, daß die legislative Behörde chou Gewalt genug besiße, um der exefutiven entgegenzuardeiten , die

andere aber zu einer unbeschränkten Demokratie sih hinneigt,

| und die dritte endlich nur aus persönlichen Rücksichten gegen die

Fndividuen, aus denen jene Kommission besteht, deren Arbeiten anfeindet. Die „Aurora‘‘, eines der besten unserer Tagblätter, giebt von dem neuen Constitutions- Entwurf, dessen dritte Vor- lesung bevorsteht, folgende Uebersicht: Die politishen Gewalten sind auf drei Zweige zurückgeführt, die geseßgebende, vollziehende und richterliche Gewalt, Einige von den Necbten der moderi- renden Gewalt gehen auf die exekutive uber; andere werden ¿ánz- lich aufgehoben, wie dasjenige der Senatorenwahl und das Recht, die Kammern aufzulösen, zu vertagen und zu prorogiren. Dieseleßteren Maaßregeln sollen nur vermöge eines gemeinschaftlichen Besczlusses beider Zweige des gesetzgebenden Körpers genommen werden können. Der Staatsrath wird abgeschafft; die Deputirten-Kammer soll si alle 2 Jahre erneuern ; die Senatoren: Kammer ift ebenfalls tem- porár und wáhlbar, jedoch mit dem Unterschied, daß sie sich alle zroei Jahre um den dritten Theil erneuert; die Senatoren wer- den von den Provinzial-Versammlungen gewählt und müssen we-