1831 / 277 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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nommen. Es wird von den Bürgern eine Adresse an den König unterzeichnet, in der sie die völlige Hingebung ihres Gu- tes und Blutes für die Sache der Freiheit und des Vaterlandes geloben, aber das bisherige Verfahren . der Minister ein unbe- greifliches und wohl schwer verantwortliches nennen. ““

__— Paris, 27. Sept. Der Sieg, den das Minifterium in der Sißung der Deputirten vom 22sten davongetragen hat, indem die Kammer mit einer Majorität von 85 Stimmen die äußere Politik Frankreichs laut und in einer bisher ungebräuch- lichen Form billigte, hat hier unter den Anhängern desselben große Freude erregt. Die ministeriellen Blätter geben sich seit- dem alle mögliche Mühe, um der Ansicht Eingang zu verschaffen, daß dieses Ereiguiß, so wie die gleichzeitige Verwerfung der bei- den Propositionen der Herren Mauguin und Salverte, wegen Er- neunuang einer Untersuhungs-Kommission und wegen Vorlegung diplomatischer Attenstücke, nicht minder die in der S1ßung vom 23sten erfolgte Beseitigung des Laurencefchen Antrages durch die einfache Tagesordnung, dem Ministerium auch für die Zukunft eine entschiedene Majorität versprächen und mithin dessen Exi- fienz sicherten. Bevor man sich indessen hierüber ein Urtheil er- laubt, möchte es wohl angemessen sehn, abzuwarten, wie das Ministerium bei den Berathungen über das Pairs- Geseßs und úber das Budget von 1832 (denn das von 1831 wird zu keiner erheblichen Debatte Anlaß geben) bestehen wird, Sie dürfen nämlich nicht außer Acht lassen, daß in dem vorliegenden Falle mancherlei besondere Umstände zu dem Be- \chlu}e beitrugen, den die Kammer zu Gunsten der Minister ge- faßt hat. Hierher gehörte erstens die offenbare Ungeschiflichkeit des Angriffs des Herrn Manguin, der sih, wie es \cheint, dar- iber mit den anderen Leitern der Opposition vorher nicht gehörig berathen hatte, weshalb auch die Herren Odilon-Barrot und Bignon slch völlig passiv verhielten; ferner die gleichzeitigen dro- henden Volks-Aufläufe in der Hauptstadt, so wie die beispiellose Heftigkeit der Sißung vom 21sten, welche von Augenzeugen den stürmischen Sibungen des Konvents zur Seite gestellt wird; end- lih die Besorgniß, durch eine, wenn auch uur indirekte, Mißbilliz gung der seitherigen Führung der auswärtigen Angelegenheiten dem Fortgange der Reformbill in England und dem Erfolge der etivanigen Unterhandlungen, die wegen des fünftigèn Schicksals Po- lens angeknüpft worden sehu möchten, zu schaden. Ueberhaupt scheint das Minifterium es weniger mit einer Opposition in den Kanm- mern, als mit einer Volks - Opposition zu thun zu haben, und diese ist ganz unbedenflich nicht sowohl durch die äußere Politik Frankreichs, als durch die Art und Weise, wie die inneren An- gelegenheiten betrieben werden, hervorgerufen worden. Es ist uit in Abrede zu stellen, daß, was Hr. Laurence hiertiber in der Sibung vom 23sten gesagt hat, unter manchen Uebertreibun- gen auch viele Wahrheiten enthält, und wenn seinem Antrage diesmal auch feine weitere Folge gegeben wurde, so läßt sich doch mit ziemliher Gewißheit voraussehen, daß die Gegner der Berwaltung bei der ersten sich darbietenden Gelegenheit noch einmal ‘auf diesen Gegenstand zurückkommen werden, wo sle als- dann leiht ‘denjenigen Theil der Kammer für sich gewinnen möchten, der die Mitte zwischen der eigentlichen Opposition und der ministeriellen Partei hält und bei allen Abstimmungen den Ausschlag giebt. Daß das jeßige Minifterium die Popularität icht unbedingt für sich hat, möchte slch {hon daraus folgeru lassen, daß fast alle Provinzial-Blätter , selbst diejenigen, die in dem Sinne der jebigen Regierung redigirt werden, gegen dasselbe zu Felde ziehen. Leicht erklärlich is daher das Schwanken der eben erwähnten sogenannten neutralen Partei in der Kammer. Diese Partei scheut sich, durch ein festes Anschließen an die Berwwaltung deren wenn auch vielleicht unverdiente Unpopulari- tät zu theilen, und sucht also, sobald sie Hercn Périer einmal in irgend einem entscheidenden Augenblicke unterstüßt hat, ich bei der nächsten Gelegenheit wieder in demselben Maße der ffentlichen Meinung zun nähern. Mit Sicherheit kann sonach das Ministerium auf jene Partei nie rechnen. Vielleicht, daß es ihm gelingt, sich die Stimmung des größeren Publikums zu er- werben, sobald nur erst die eben so wichtige als s{chwierige Frage iber die Pairie anf eine demselben zusagende Weise beseitigt. ist. Stárker als je wird indeß seit den leßten hiesigen Volfsaufläufen davon gesprochen, daß der König die Absicht habe, das Ministe- rium in dem Sinne der linken Seite zu modificicen. Unter den Personen, die in diesem Falle ans Ruder kommen würden, nennt man vorzugsweise Hrn. Odilon-Barrot, dessen Sprache und Be- nehmen in der leßteren Zeit seine Ansicht über die bindende Kraft der Traktate der Jahre 1814 und 1815, sein Glaubensbe- tfeuntniß über die Propagandisten und seine auffallende Zurück- haltung im Laufe und nach dem Schlusse der von Hrn, Mau- guin angeregten Diskussion allerdings zun der Bermuthung perechtigen, daß er Atisfichten auf einen nicht entfernten Eintritt ins Ministerium habe. Die Berathungen über das Pairs- Gesel werden wahrscheinlich erft im Laufe der künftigen Woche kegiünen. Wie es scheint, ist die Opposition entschlossen, ihre (usiht über die sogenanute konstituirende Gewalt der Deputir- ten- Kammer bis anfs Aeußerste zu vertheidigen.

Großbritanien und Yrland.

Yarlaments-Verhandlungen. Unterhaus, Siz- ¿nung vom 27. Sept, (Nachtrag.) Herr O’Connell trug, in Betracht, daß die zweite Lesung der Jrländischen Reform-Vill nicht heute, sondern erst nach Absolvirung der. Schottischen Re- form-Bill, an die Reihe kommen würde, darauf an, daß die von in veranlaßte Aufforderung an das Haus (zum Erscheinen \ämmtlicher Mitglieder) ihce Gültigkeit für den 10. Oktober be- halte, Er gerieth bei dieser Gelegenheit in einen lebhaften Wort- wechsel mit Sir R. Vyvyhan, der sich dem Antrage sezte. Herr O’Conuell meinte, dies sey eine neue Ungebührlich- feit, die slch das Mitglied für Oakhampton gegen Jrland ge- fiatte, das man im Parlamente immer hintenanzuseßen suche. Sir R. Vhyvyan erwiederte aber, daß Jrländishe Gegen- ïtánde oft noch mehr, als nöthig sey, zur Sprache gebracht wer- den, und daß man oft die halbe Sigungs-Zeit damit zubringe. Niemand im ganzen Hause spreche auch so oft, wie das ehren- werthe und gelehrte Mitglied für Kerry. (Hr. O’°C.), welcher zu glauben scheine, das Parlament seh eine Kirchspiels - Versamm: lung, in der man tiber die allergeringsügigften Dinge sich unter- halten fönne. Herr Hunt nahm ebenfalis Partei gegen Hrn. O°E. und protestirte gegen dessen Anschuldigungen, die er als ‘?lenßerungen eines Mitgliedes bezeichnete, dem es bisher noch nicht gelungen sey, zweimal hinter einander von denselben Konsti- tuenten fúr das Parlament erwáhlt zu werden *). Bei der Abstim- mung úber die Schottische Reformbill sey Hr. O'C, nicht, wie es sich ge- ziemt hátte, auf seinem Plabe gewesen, und doch erlaube er si,

*) Herr O'’Connell is bisher für drei verschiedene Jrländische Grafschaften erwählt worden: zuersi für Clare, alsdann für Water-

“Ford und zuleßt für Kerry.

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1522 Andere zwingen zit wollen, im Hause gegenwärtig zu sehn, wenn es ihm gerade für gut dúnke. Lord Althorp erfiärte, daß er sich dem Antrage zwar nicht widerseße, jedoch bemerken miüisse, daß eine Erfahrung von 26 Jahren ihn überzeugt habe, wie an- gelegentlich sich das Parlament mit allen Jrländischen Gegenstän- den beschäftige. Sir R. Peel {loß sich der Opposition des Sir R. Bhvyan an, weil auch in Bezug auf die Englische und Schottische Reform - Bill ähnliche Aufforderungen an das Haus nicht ergangen seyen. Herr O’Connell, der nun "wies der das Wort nahm, antwortete zunächst Herrn Hunt, daß er bei der leßten Parlamentswahl unter drei Grafschaften habe wöhlen können und der Graffchast Kerrh, in welcher er geboren seh, den Vorzug gegeben habe. Niemals habe er, wie das Mit- glied súr Preston, fr die eine Seite des Hauses gesprochen und mit der anderen gestimmt. Von der Gerechtigkeit dér Englän- der gegen Frland dürfe aber am allerwenigsten in einer Sizung gesprochen werden, in der man sich auf ganz ungewöhnliche Weise ‘einer Aufforderung an das Haus widerseze, bloß weil sie eine Frländishe Angelegenheit betreffe. Welches aber auch das Schisal seines Antrages sey, er würde doch_ die Genugthuung haben, dem Lande zu zeigen, wie er seine Schuldigkeit gethan und das Haus dies aufgenommen habe. Sir R. Byvhan entgegnete nun, daß Hr. O’Connell die von ihm gewünschte Ge-

nugthuung, eine von ihm ausgegangene Aufforderung an das '

Haus verworfen zu sehen, nit haben solle, und daß er (Sir R.) demnach seine Opposition zurücknehme. (Beifall von der Opposition.) Wenn Hr. O’Connell glaube, daß es ihm jemals gelingen werde, das Haus nah Gutdünken niederzudrücken, fo irre er sich sehr. Hr. Hume trat jeyt als Vertheidiger des Hrn. O’Con- nell auf, dessen Verfahren er untadelhaft nannte, während er das jenige des Sir R. V. als ein ihm selten vorgekommenes, eines Eng- lischen Gentleman unwürdiges, bezeichnete. Dieser Ausdruck veran- laßte mehrere Mitglieder, den Redner zur Ordnung zu rufen, worauf er fortfuhr: „Mindestens is ein solches Verfahren eines Engli- hen Gesebßgebers unwürdig. Wenn ehrenwerthe Mitglieder als Englische Gentlemen behandelt zu werden wünschen, so müssen sle sich auch wie Englische Gentlemen benehmen.‘““ Hier er- hob sich der Sprecher und machte Herrn Hume bemerklich, daß dergleichen Ausdrücke höchst ordnungswidrig seyen. Herr Hume aber betheuerte aufs neue, daß das Beuehmen mehrerer Mitglieder gegen Herrn O’Connell höchst unschicklich seh, und als Sir Rob. Vyhvyan ihn fragte, ob er von ihm etwa meine, daß er sich auf die eines Englishen Gentleman unwür- dige Weise benchme, wich ihm Herr Hume dadurch aus, daß er nun das Wort „Legislator“/ für Gentleman ge- brauchte und die Versicherung ertheilte, daß er Niemand habe persönlih beleidigen wollen. Nachdem dieser Gegeustand endlich beseitigt war, entstand in der heutigen Sikzung auch noch ein anderer sehr lebhafter Wortwechsel, in welchen Hr. O’Connell slch verwickelt sah, und zwar in Bezug auf- die {on zur Sprache gekommene angebliche Mißhandlung des Deacle’schen Ehepaares in Winchester durch eine Magistratsperson (Hrn. Bingham Ba- ring), die zugleich Mitglied des Parlaments is. Es wurde auf Untersuchung des Gegenstandes durch einen Auss{huß des Hau- ses angetragen. Hr. O’Counell nannte bei dieser Gelegenheit die Angriffe seiner Gegner „„brutal‘/ und wurde dieses Ausdruckes halber zur Ordnung verwiesen. Der Antrag selbst aber wurde vou 78 gegen 31 Stimmen verworfen.

London, 28. Sept. Gestern hatte der Baron van Zuyhlue van Nyeveldt, der sich hier im besonderen Auftrage Sr. Maj. des Könige der Niederlande befindet, eine Konferenz mit Lord

im auswártigen Amte. ral Sir Edw. Codrington kreuzt mit seiner Flotte noch der Höhe von Cork, und das Gerücht, daß er daselbst Bord nehmen werde, ist noch unmer in Schwung. jen Sonnabend wurden von Cove (unweit Cork ) Loot- ér Flotte gesandt, um diese nah dem Hafen zu ge-

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Ein Qtkan, der am 11ten v. M. auf Barbadoes wüthete, hat ungeheure Verheerungen angerichtet; 3000 Menschen, un- ter denen sl{ch 40 Britische Militairs befinden, sollen dabei das Leben verloren haben; 14 Kausffahrteischisse wurden ans Ufer getrieten und zum Theil ganz vernichtet. Fast sämmtliche Hâäu- ser auf der Jusel sind mehr oder weniger beschädigt, und der Gouverneur selbst mußte aus seinem Palaste flüchten.

Niederlande

Aus dem Haag, 30. Sept. Die öffentliche Audienz, welche Se. Majeftät am vorigen Mittwoch gewährten, war fehr zahlreich besucht. Man bemerkte unter Anderen mehrere Offi: ziere, die aus Belgischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt sind, und die, nabdem sle Jhren Majestäten vorgestellt worden, auch deu Prinzessimren von Oranien- und Friedri ihre Aufivartung machten,

Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen ist am 27sten d. von hier nach dem Hauptquartiere unserer Armee abgegangen.

Heute ist Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien in Seeland erwartet worden, wo derselbe seinen jüngsten Sohn, den Prinzen Friedrih Henrich, auf das Kriegs\chiff} „de Zeenw‘“ bringen will, um ihn daselbst mit den Marine - Einrichtungen befannt machen zu lassen.

Die Einwohner von Thiel, dem Geburtsorte des General Cha“, haben diesen ihrem berühmten Landsmanne einen gol- denen Ehrendegen anfertigen lassen“ und durch eine Deputation nach der Citadelle von Antwerpen übersandt.

Antwerpen, ‘29, Sept. Der König hat heute Mittag um 1 Uhr seinen Einzug in die Stadt gehaiten uud gleich dar- auf die Bürgergarde die Reoue passiren lassen, Se. Maj. be- gaben sich darauf nah dem Schlosse, wo sle den Französischen Gesandten empfingen. Wald darauf reiste der König, in Be- gleitung seines Bruders, des Kriegs-Ministers und einiger ande- rer Personen nach Merxem ab, wo er ebenfalls die Truppen musterte.

Jn dem hiesigen Journal liest man: „Seit mehreren Tagen verkündigten einige Anordnungen am Bord der Hollän- dischen Schiffe einen wichtigen Besuch. Heute Morgen sah man in der That 3 Holländische Dampfschiffe bei Lillo ankommen, und das, was bei der Citadelle liegt, segelte den Fluß bis nach jenem Fort hinunter. Gegen 11 Uhr kam dieses Fahrzeug wie- der bei der Stadt vorbei, mit dem Prinzen von Oranien und dem Prinzen Friedri an Bord, welche bei der Citadelle abstie- gen, Die Gegenwart dieser Prinzen, gerade in dem Augenbli, wo der König Leopold uns besucht und durch seine Gegenwart den Militair-Angelegenheiten einen lebhaften Jmpuls giebt, bie- tet ein sonderbares Zusammentreffen dar.‘/ (Die Holländischen Blátter melden nichts von einer Reise der Prinzen nach der Citadelle.)

Brüssel, 29. Sept. Fun der gefirigen Sibung d, Senatoren-Kammer verlas der Präsident zwei Gesebß : Ey würfe, die bereits von den Repräsentanten angenommen word sind. Der erste betraf die den Gemeinden zu machenden Vy \chü}se zur Equipirung der Bürgergarden, der zweite die Zul sung fremder Truppen auf Belgisches Gebiet. Ueber lebter eröffnete sich die Diskussion sogleich, während ersterer einer Ko; mission überwiesen wurde. Hr. v. Bey erklärte, daß er st zwar dem Entwurf 1kiht widerseßen wolle, denselben aber dy sehr unvollständig finde. Es sey unter Anderem in dem (j seße gar niht ausgedrückt, zu welchem Zwef man das Zul sen fremder Truppen erlauben wotle, ob bloß zur Aufrecht haltung der Constitution und zur Vertheidigung der besteh den Regierung, oder auch noch zu anderen Zwecken. Eh so seh -der Ausdru „bis zum Frieden‘ gar zu unbestimnj Herr von Robiauo trat dieser Ansicht bei und trug darq an, daß man den ganzen Entwurf an die Sectionen verweis solle, um der unbestimmten Abfassung desselben abzuhelfen. Hy von Aerschot fand die Ausdrücke in dem Geseyße deutlich nug und bemerkte, daß es vielleicht unvorsihtig sehn würde, ej zu große Bestimmtheit hineinzulegen, weil man dadurch Gef laufe, Geheimnisse aufzudecken, deren Bekanntwerdung gefährli schn könne. Auf die Bemerkung des Herrn von Loe, daß di 10. Oftober nicht mehr entfernt und es deshalb nothwendig st rasch einen Entschluß zu- fassen, wurde der: Antrag des Herrn y Robiano verworfen und das ganze Geseß mit 27 Stimmen j gen 2 angenommen.

Qn der gestrigen Sihung der Repräsentantenkamm hatte sich eine bei weitem größere Anzahl von Zuschauern, a zu allen friiheren Sißungen eingefunden. Herr Liedts verl den Inhalt mehrerer Bittschriften, unter denen slch eine von d Offizieren des Zten Fäger-Regiments befand, worin sle erklärte ihre frühere Bittschrift zurücknehmen zu wollen. An der T gesordnung war die Fortseßung der Berathung über die Bitl rift einiger Offiziere des 12ten Regiments, welche sich üb ihre vom Kriegs-Minister verfügte Entlassung beklagten. Y vor indeß dazu geschritten wurde, bemerkie der Präsiden! daß die Kämmer mit Bedauern wahrgenommen habe, mj die Berathung in der leßten Sizung in Persönlichkeitt ausgeartet sey; und Jeder müsse wünschen, daß sle nit in diesem Tone wieder beginne. Troy dieser Ermahnun áußerte slch gleich darauf Herr Gendebien in den alle heftigsten Ausdrücken gegen Herrn Lebeau, der ihm in de vorigen Sißung vorgeworfen hatte, daß er einen Bürgerkrie] habe erregen wollen. Herr Gendebien erzählte sehr umständlid seine ganze politische Laufbahn und erklärte hierauf Herrn Le beau, der nicht anwesend war, für einen Verleumder, weshal) er von der Versammlung und dem Präsidenten zur Ordnung ge rufen wurde, Herr Fallon untersuchte in einer langen Red, ob die Bittsteller irgend ein Recht zur Beibehaltung ihres Rau ges besáßen, beantwortete diese Frage verneinend und „trug au die Tageéordnung an. Herr Legrelle erklärte slch für Ueber sendung der Bittschrift an den Kriegs-Minister. Nachdem noth mehrere Reduer sich über diesen Gegenstand hatten vernehmei lassen, ergriff der Kriegs - Minister das Wort und äußert sich folgendermaßen :

„Fn der vorigen Sißung hat ein ehrenwerthes Mitglied all Personen , alle Stellungen ugd alle Verhältnisse ' angegriffen. Er- warten Sie indeß nicht vonFnir, daß ich Jhnen meine politisch Laufbahn oder meine militairkschen Vorgänge hereroe. Wenn ih in die Regterung eingetreten, wenn ich vom Subaltern - ras zun Ober-Offizier erhoben worden bin, so is dies von der provisorischen Regterung selbst veranlaßt worden. Glauben Sie, daß ih mein jeßige Stellung gewünscht habe, daß sie mir viel Vergnügen macht! Nur Pflichtgefühl hat mich dazu bewegen können, den Posten anzu: nehmen, den ich gegenwärtig bekleide. Dadurch, daß man fortwäh: rend die Armee beschuldigt, und besonders dadurch, daß man di Offiziere in den Augen der Soldaten herabseßt, wird man die Dis: ciplin nicht wieder herstellen, und dennoch is diese Disciplin hôchî nöthig, denn der Feind is nicht weit entfernt. (Bewegung.) Al! die Revolution begann, cxistirte keine Armee, sie ist ganz aus de Nation hervorgegangen. Man hat sich auf eine Menge Details in Betreff des leßten Feldzuges eingelassen. Man hat von Befehle und Gegenbefehlen gesprochen, die wegen der Befestigung Löwen erlassen worden seyn sollen, wodurch Löwen genöthigt worden wär, zu kapituliren worden, sondern man hat immer an verschiedenen Punkten der Stadt an den Befestigungen gearbeitet, je nachdem es die Stellungen de Armee erforderten. Löwen hat nicht kapitulirt, weil es sich nich! vertheidigen konnte, sondern weil die Regierung wußte, daß der Ki- nig von Holland dem Vorschlage, seine Truppen zurückzuziehen, bei: getreten war, und weil die Vertheidigung Löôwens die Zersid: rung eines Theiles der Stadt zur Folge gchabt haben würde Man beklagt sich, daß ih die Bürgergarde, und nament lich die Artillerie, niht benuße. Die Bürgergarde is auf den Marsch nach den verschiedenen Punkten, wohin sie beordert! worden ist. Zwei Compagnieen Artillerie sind organisirt und wer den heute um 5 Uhr im Kriegs-Ministerium inspicirt werden. Di Organisation der Armee findet nicht bloß auf dem Papiere statt; in wenigen Tagen werden alle Corps definitiv organisirt seyn. Jd habe aufgeklärte Richter zur Seite, welche das, was o gethan habt, zu beurtheilen wissen werden. Man hat mich beschuldigt , Septen- ber-Männer entlassen zu haben. Es i| aber kein Offtzier entlassen worden, welcher begründete Ansprüche hatte; es waren zu viel Of- fiziere, man mußte einige in Nicht - Aftivität verseßen. Man hat mir besonders die Entlassung eines kommandirenden Offiziers vor geworfen; aber was wird man erwiedern, wenn ih Beweise bel bringe, daß er allen militairischen Verordnungen Hohn gesproche! hat, daß er sh förmlih Betrügereien hat zu Schulden kommen lassen.// Hier verlas der Minister einen diesen Umstand bestätigen- den Bericht, woraus hervorging, daß der in Rede stehende General z¿. B. Schein -Licitationen angestellt und sich unter der Hand mit einigen Leuten- verständigt hatte. Der Minister bedauerte, daß e zu seiner Selbstvertheidigung solche “Aufklärungen geben múßtt

Reden Sie, reden Sie!) „Ein anderer Offizier /‘/, fuhr Herr vot Brouckère fort, „ist entlassen worden, wetl er vorgegeben hatte, früher denselben Grad besessen zu haben, während wir ein Aktenstüd vorgefunden hatten, woraus hervorging, daß er vom Könige Wil- helm entlassen worden war, weil er sich einen Grad zugelegt , det er in Frankreich niemals besessen hatte. Alles dieses beweist wohl, daß ich nicht aus Haß gegen die Männer des Septembers gehandel! habe. Uebrigens behaupte ich keinesweges, daß nicht Frrthümer has ben stattfinden können. Man behauptet, daß, von dem Augenbli an, wo die Freicorps durch eine Verfügun des Regenten in dit regulaire Armee aufgenommen worden seyen, die Tjdiere dieset Corps unwidersprechlich ein Recht auf thre Grade erlangt hätten. Fch bemerke dagegen, daß die Verfügung des Regenten nur von dek Zukunft spricht, und daß die Organisation der drei darin erwähnten Regimenter nie stattgefunden hat. Die Patente für Offiziere von Freicorps sind ohne alle Rüksiht vertheilt worden. Man brauchtt sich nur an der Spiße von einem Haufen Leute zu melden, um zu Capitaik ernannt zu werden. Und wenn -am anderen Tage ein übtt diese Beförderung eifersüchtiger Lieutenant dem neuen Capitain einen Theil setner Leute ana gemacht und sich an ihrer Spiße ge meldet hatte, so erhielt er ebenfalls den Capitains - Rang. Auf diese Weise hatte man zwei Capitains, wo nur einer nôthig war. Und glauben Sie, daß alle diese Leute Männer des September waren? Biele, die aus Holländischen Gefängnissen -entwischt sind, haben sich

Es sind weder Befehle no en Punkten d erlassen!

Hffizieren machen lassen, und nur dadurch, daß ein Dberst auf den ten Einfall kam, sein ganzes Regiment ein Bad nehmen zu lassen, haben ir die Spuren der # randmarkung auf den Schultern dieser Offt- re entdecken können. (Allgemeines und anhaltendes Gelächter.) inige der Bittsteller haben nur Freicorps - Patente , andere haben r feine. Man hat Jhnen auch von Patenten gesprochen, welche x General Nypels ertheilt hat; Folgendes is in dieser Beztehung e Verfügung der provisorischen Begehung: 17 ¡Dex General Ny- [s is ermächtigt, Offiziere zu Freicorps zu ernennen und ihnen ovisorische Patente auszufertigen.//// Js das deutlich ? Aber, sagt qn uns, der Regent hat die Absicht gehabt, ihnen alle rxe Grade in der Armee zu sichern. Wenn dies die Absicht g Regenten gewesen wäre, so würde man \{chon damals cht von den Offizieren verlangt haben, ihre Anspruchs - Be- cchtigungen beizubringen. Jch bin übrigens immer der Meinung wesen, daß „ih niht das Recht habe, Offiziere der Armee zu tlassen, und deshalb habe ih hierüber ein Gefes verlangt. Aber, ndet man mir ein, diese Leute waren Offiziere, der Minister selbst e dafúr anerkannt, indem er sie entlassen hat. Nein, m. H., habe sie immer nur für Offiziere von Freicorps anerkannt , und shalb habe ich sie entlassen. Jch wiederhole übrigens, daß einige prthümer stattgefunden haben können, und ih werde mich beeilen, hald l ra at davon Überzeugt haben wird, dieselben wieder gut machen. :

Nachdem noch Ma Devaux, Poschet und Destou- elles sh für die Verweisung der Bittschrift an den Kriegs- inister ausgesprochen hatten, wurde dieser Antrag genehmigt d die Sizung um 35 Uhr aufgehoben.

Folgende Französische Offiziere sind neuerdings in Brüssel 1gefommen: Die Oberst- Lieutenants Motté und Schaunburg; e Bataillons - Chefs Dutheillet, de la Mothe, Nabaudy, Faré, \ousson, Louzeau, Haellin, Renault de Kerbourg und Noié, d die Herren Lesparda, Berrat, Guerbe, d’Eprémenil, Du- art, Dorvale, Offiziere vecshiedenen Ranges. Alle diese Offi- re erhalten unmittelbar nah ihrer Anfunst eine Bestimmung.

Polen.

** Bon der Polnischen Gränze, den 2. Oftober. ah mehreren, von verschiedenen Seiten eintreffenden, zuverläs- en Nachrichten, herrsht in den Ueberresten des Polnischen eeres die größte Verwirrung. Ein Theil hatte \sich bei Plozk geschifft, war bis Wrozlawek (am linken Weichsel-Ufer) gegan- n, hatte die Russen daraus vertrieben und eine Brücke ge- lagen. Man glaubte daher, daß eine größere Operation da- nter verborgen liege. - Keinesweges. Kurz darauf verließen die olen das linke Ufer ; die Russen beseßten Wrozlawek; Oberst Kras- w nahm ihnen sogar, nach einer {wachen Gegenwehr, die Brücke, d, nah Aussage der Gefangenen, sollte die Armee den Weg nach r Preußischen Gránze eingesch!agen haben und sih in Lipno befin- n. General Anrep ging sogleich zur Verfolgung bei Wrozla- f auf das rechte Ufer, und in den nächsten Tagen muß daher

so mehr die endlihe Entscheidung erfolgen, als General raf Pahlen von Gombin bis Brzesc- Kujawski echelonnirt steht d das linke Ufer beobachtet, auch bereits, wie oben erwähnt, en Theil auf das rechte hinüber gesendet hat und der Feld-

arschall Fürst Paskewitsch mit dem Corps von Creuß und einem -

heil der Garden auf dem rechten Ufer bereits bis in die Ge- nd von Plonsk vorgerückt ist. Mittlerweile sind Flücht- ige und Deserteure \chaarenweise auf das Preußishe Ge- t übergetreten, Ju Strasburg kamen allein einige -und Personen an, unter denen sich Regierungs - Mitglieder, enatoren, Landboten, Offiziere und Privatleute, und na- entli die Gebrüder Niemojowsfi, Biernazki, Ostrowski und lihta, so wie der General Skarzynsfi und die Fürsten Sapieha finden.

f Oesterreich.

Wien, 30. Sept. Se. Kaiserl. Majestät haben den fom- andirenden General in der vereinten Banal - Warasdiner - Karl- dter- Gránze, Feldmarschall - Lieutenant Grafen von Lilienberg,

Civil- und Militair - Gouverneur von Dalmatien und den ldmarschall - Lieutenant und wirklichen Hoffriegsrath Freiherrn adossevich von Rados zum interimistish fommandirenden Ge- ral in der vereinten Banal- Warasdiner - Karlstädter- Gränze ernennen geruht.

Der Oesterreichische Beobachter enthält Folgendes:

„Fn unserer bewegten Zeit hat es oft keine geringe Schwie- feit, die ofenkundigsten Thatsachen in dem Nebel falscher Be- te, in welchen Unwissenheit oder vorsäpliche Täuschung sle hüllt, richtig zu erkennen; und selbst, wenn sie mit Aften- cken belegt werden, darf die Kritik auf ihr Necht, sle mit

enge zu prüfen, uicht Verzicht leisten. Unmittelbar nach An- ft der Nachricht von der Einnahme der Stadt Warschau in aris ershienen in den Französischen Journalen zwei Cirkulare

Polnischen Regierung an ihre Agenten im Auslande, wovon s eine, vom 15. August datirt, bittere Klagen über die Etiro- {hen Höfe, namentlich über das Verfahren * des Franzö- hen Minifteriums, das andere, vom 24. August, eine, ar spáte, aber ziemlich treue Erzählung der Umstände, [he die Mord- Scenen in der Nacht vom 15. zum 16. Aug. beigeführt hatten, enthielt. Wenn das angebliche Cirkular

15ten ácht seyn sollte, so müßte es nothwendig das Werk

Personen gewesen seyn, die an- diesem Taze noch die Regie- 196: Geschäfte verwalteten mnd am Abend desselben den hreckens - Männern weihen mußten. Jedermann weiß, daß e Personen der gemáßigteren Partei angehörten, die in feiner er früheren Communicationen die in dem Cirfular vom 15ten rschende leidenschastliche und feindselige Sprache geführt hat- , und denen ihr eigenes Jnteresse diese schonungslosen An-

e gegen eine Regierung, von welcher sle Hülfe erwarteten, tersagti hätte. Erwägt man nun ferner, daß an dem Tage,

das Cirkular geschrieben sehn soll, die Anarchie in Warschau eits auf einen so hohen Grad gestiegen war, daß die Regie- gs: Mitglieder, von ganz anderen Sorgen bedrängt, weder igung noch Muße finden konnten, polemisirende Cirku-

gegen fremde Höfe in Umlauf zu seßen so ergiebt

, wo nicht mit Gewißheit, doch mit dem höchsten Grade

Wahrscheinlichkeit, daß das Cirkular vom 15ten, nicht an

Tage, von welchem es datirt ist, abgefaßt wurde, sondern

späteres und in so fern hon verfälschtes Fabrikat war. ber den Ursprung und den Zweck Dieser Verfälschung lassen

freilich nur Vermuthungen anstellen. So viel aber ist ge- }, daß das angebliche Aktenstück entweder in Warschau, und ar in den Tagen na dem 15. August, oder in Paris in dem genblicke der ersten Bestürzung über den Fall von Warschau, sertigt worden sehn muß. War das Erste der Fall, so is es

Werk der Faction, die sich vom 16ten an im augenblilichen iy der Macht befand, und die es ihren Absichten gemäß hielt,

Ausfálle gegen die fremden Höfe ihren gestürzten VBorgän- n auf die Schultern zu legen. War die Quelle der Erfin-

g in Paris, so ist der Zwe derselben, das Französische Mi-

erium ins gehässigfte Licht zu ftellen, unverkennbar, und hierzu ben die Tumulte am 17, September und den folgenden Ta-

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gen und die Debatten in der Deputirten-Kammer die besten Kommentare geliefert.“

Folgendes ist der Stand der Cholera ‘hierselbst in den leßten beiden Tagen:

erkrankt. genesen. gestorben.

, Vom 27sten bis 2Wsten Mittags 44 23 22

- 2W8sten - 29sten - 65 28 28

Im Ganzen sind bisher 1315 Personen erkrankt, 360 ge- nesen, 511 gestorben und 444 blieben noch in ärztlicher WBe- handlung. :

Der Ofener und Pesther Zeitung zufolge, sind seit dem 13. Juni bis 23ften d. M. in 2335 Ungarischen Ortschaften 254,489 Personen von der Cholera befallen worden. Davon sind genesen 93,502, gestorben 117,782, und in ärztlicher Pflege verblieben 43,205 Personen.

Ala n D.

Berlin, 5. Oft. În der vorgestrigen Versammlung des Vereins für Gewerbfleiß kamen die Kassen- Angelegenheiten des Vereins und der v. Sehdlißschen Stiftung zum Vortrag; ferner: der Verlust, welchen der Verein durch den Tod des Stellvertreters des Vor- sibenden, des Hrn. Fabrifen-Kommissions-Raths Weber, und des Hrn. Fabrik-Unternehmers Tappert erlitten hat ( Leßterer ist der erste von den sieben Stiftern des Vereins, welchen der Tod dem Vereine entriß) ; die Wahl eines neuen Schreibers an die Stelle des Hrn. Lebrun, welcher ein Opfer der Cholera wurde; das dem Verein zugefallene Vermächtniß des Hrn. Fabriken: Kommissions: Raths Weber von 10,000 Nthlr. zur Gründung einer Brougham- schen Schule; drei Gutachten der Abtheilungen für Physik und Chemie, so wie für die Baukunst und die {önen Künste, über die fürs künftige Fahr zu stellenden oder wegzulassenden Preis- Aufgaben; die Gutachten der Abtheilungen für Mathematik und Mechanik wegen der Bemerkungen des Hrn. Bau- Conducteurs Jacobi über das Utrehter Prägewerk, \#o „wie über das Wasserrad des Hrn. Wortelmann in Stettin; der Abtheilung für die Baukunst und der \s{önen Künste über den Aufsaß des Herrn Bau-Juspektors Schulz: „Was sind die besten Fenfter ?‘/ und über die Deutsche unauslöschliche Dinte und Tusche des Herrn Markwardt; der Abtheilung für die Ma- nufakfturen über den Abdampfungs- Apparat des Herrn Bau- Conducteurs Jacobi; über die Oefen des Eisen-Waaren-Händlers Lehmann; über verschiedene Anfragen des Görlißer Gewerbe- Vereines; über die Versuche mit den von Herrn Peter in Mühl- heim in 12 Stunden gegerbten und gerathenen Häuten; über die von Herrn Stelling gemachten, die Papier - Fabrication be- treffenden, Anfragen; Mittheilungen des Ministeriums des Jn- nern für Handel, Gewerbe und Bauwesen über die Erfolge der Rheinischen Dan1pfschifffahrt: eines Preußen tiber den Handel von Nio Janeiro; des Herrn Godwin über eiserne in Dublin angewendete Bettstellen; des Herrn Uhlhorn über einen neuen Hygrometer. Herr Landrath Lepsius theilt das von ihm ver- faßte Leben des Erzgießers Peter Fischer in Nürnberg mit; Hr. Bockmühl eine von ihm angewendete Kochbieke; Herr Pietre sein Werk: Traité sur la fabrication du Papier, Paris 1831. Der Central: Aus\{huß des polytechnischen Vereines für Baiern richtet mehrere Anfragen an den Gewerbe? Verein; die Gesell- haft zur Beförderung der Gewerbe in Würtemberg theilt dem Nereine ihre Verhandlungen mit, eben so die ökonomische Ge- sellschaft im Königreiche Sachsen und der hiesige Verein zur Erziehung sittlich verwahrloster Kinder die seinigen. “Herr Geh, Rath Hermbstädt- theilte dem Verein ein Schreiben des Leder - Fabrikanten Bartsch in Strigau nebst einer von dem- selben mit Lormentill- Wurzel gegerbten Probe Sohlleder mit; Gegenbemerkungen der Herren Treu und Nuglisch zu dem Gut- achten des Vereins über ihre Seifen-:Proben; Mittheilungen der Rheinish-Westindischen Compagnie und des Deutsch:Amerikani- {hen Bergwerks - Vereins. Der BVorsipende zeigte der Ver- sammlung ein Exemplar der in, Frankreich patentirten Lampe manométrique von Faillot vor, der Hr. Mechanikus Müller eine Luftpumpe nah Reid, ein Exemplar der zweiten Abtheilung des 1sten Bandes der Elemente der technischen Chemie nebs Kupfectafeln, welches der Verfasser, Hr. Professor Schubarth, dem Verein als Geschenk überreicht hat.

Der Königl. Französische Botschafter am Kaiserl, Rufssi- \hen Hofe, Herzog von Mortemart, ist am 29. Sept. in Achen angekommen und am folgenden Tage von da nach Paris weiter gereist.

Die Vorlesungen werden auf der hiesigen Universität zur

geseßlihen Zeit, den 24, Oftober, anfangen. Daß während des fommenden Winter- Semesters die Cholera - Krankheit sich {hon bis auf das linfe Rheinufer verbreiten sollte, is zwar nah dem bisherigen Verhalten derselben durchaus unwahrscheinlich; indessen fönnen wir allen Studirenden, die unsere nah dem Urtheile be- rühmter Aerzte gegen Epidemieen überaus geshüßt liegende Uni- versität zu besuchen denken, so wie allen Angehörigen derselben, die Versicherung geben, daß die Behörden in dieser beruhigenden Vorausseßung keinesweges unthätig geblieben sind; sie haben viel: mehr die sorgsáltigsten Anstalten getroffen, um für alle Fälle den Studirenden eine so schleunige und wirksame Hülse zu leisten, wie sie nur immer dieselbe zu Hause und im Schooße ihrer Fa- milie wünschen und erwarten fönnen.

Bonn, den 28. September 1831. Rektor uud Senat der Rheinischen Friedrich-Withelms-Universität.

v. Droste, Prorektor.

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Fn der Residenzftadt Berlin waren erfr. genes. gestorb. Bestand bis zum 4. Oft. Mittags 1029 226 653 150 Hinznugek. bis zum 5. Oft. Mittaas 42 7 27 158

Bis zum 5. Oft. Mittags Summa 1071 233 680 158 Hierunter sind vom Militar „... 10 2 8 7

Fu ihren Wohnungen werden behandelt 99 Personen, in den Hospitälern 59.

Regierungs-Bezirk Potsdam.

Kreis Teltow-Storkow. Am 28. Sept. ist- die Cholera in Spreenhagen ausgebrochen.

Auf dem Kiet bei Köpenik ist am 4. Oft, wieder eine Person an der Cholera gestorben, in der Stadt selbst hat #ich dieselbe noch nicht gezeigt.

Negiertutngs-Bezirk Frankfurt. Fn der Stadt Frankfurt sind erfranft genesen gestorben Bestand bis zum 3. Oftober 50 15 32 3 Darunter Militar 1 : 1 ü

Regierungs-Bezirk Bromberg, Fn der Stadt Bromberg sind bis zum 1. Oft. wieder einige Erkrankungen vorgekommen, i Ausbrüche der Cholera sind bemerkt : Kreis Bromberg, in Goscieradz am 28, Sept. Kreis Czarnifau, in Selchow, Gulcz, Czyhsfowo, Smieszkowo, Kruszewo bis zum 26sten Sept. Kreis Gnesen, in der Stadt Wittkowo und in Neu- dorf am 23sten Sept. Regierungs-Bezirk Posen. Ausbrüche der Cholera sind bemerkt: Kreis Birnbaum, in Gollmibß am 27sten September ; Kreis Pleschen, in Baranowo am Wsten Sept.

Wissen schaftlihe Nachrichten.

Schluß der (gestern abgebrochenen) Recension aus den Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik,

Auch bei dem Wechsel-Fieber zeigt das Blut eine Neigung, seine wässerigen Theile fahren zu lassen, und Bailly hat durch Leichend|- nungen dargethan, daß die Anfúüllung mancher _Eingeweide mit \hwarzem Blut, die blasse Rôthe des Darmkanals, ja selbs die Auf- lockerung (das sogenannte Exanthem) auf der Schleimhaut des Ma- gens und E in der Gallabsonderung, welche Beschaffenheiten die Cholera hâufig zu hinterlassen pflegt, auch bei den Wechsel - Fiebern nicht selten stnd. Die Symptome beider Krankheiten sind oft in einem Kranken so innig verbunden, daß manche Aerzte ( Morton, Torti, Prâtorius, Scardona u. A.) einen solchen Zustand nicht besser als durch zusammengeseßte Namen Cholera Pperiodiéca. Febris inter- mittens cholerica, Tertiana omitata cholerica) zu bezeichnen wußten, und die unter dem Namen ial de terre und Nort de chien befannte bdsartigste Form der Cholera, welche vorzüglich in Bengalen und guf der Küste Koromandel unter den Fndiern wüthet, macht zuwei= len so deutliche Exacerbationen, die mit Frost anfangen, mit Schweiß endigen und kurze Remissionen zur Folge haben, daß sie von Meh- reren ‘wirklich zum Wechsel-Fieber gerechnet worden ist. Kann aber der Zug der Cholera mit der Ausbreitung des Fiebers verglichen werden? Es scheint, daß auf die allmählige Verbreitung die- ser Fieber in den Jahren 1825 und 1826 zu wenig Aufmerk- samkeît verwendet worden sey, mit Gewißheit möchte Ref. nur behaupten, daß die Wechsel =- Fieber vor dieser Zeit seit vielen Fah= ren nur auf die Gegenden eingeschränkt waren, wo fie von jeher endemisch herrschten, daß sie späterhin fast über ganz Europa sich ausdehnten , in Polen und Schlesien aber früher als im nördlichen und westlichen Deutschland epidemish erscheinen. Fndessen is das langsame Fortschreiten des Wechsel-Fiebers in einer bestimmten Rich- tung niht ohne Beispiel in der Seuchen - Geschichte, und es mag Hier genügen / auf die merkwürdige von Wepfer beschriebene Epide- mie des Fahres 1691 zu verweisen, welche, durch besondere Einge- nommenheit des Kopfes und allgemeine Steifheit der Glieder agus- gezeichnet , nach Art der Fnfluenza Über weite Länder - Gebiete von Often nach Westen ziehend, namentlich über Ungarn, Krain, Steier- mark, Kärnthen, Tyrol, Graubündten und die Schweiz, sich bis an den Rhein und wahrscheinlich noch weiter verbreitet hat Wenn nun eine solche Wanderung des kalten Fiebers auch nur einmal stattgefunden hâtte, so wäre man schon befugt, dasselbe auch in die- ser Hinsicht mit der Cholera zu vergleichen, die auch ers einmal ih= ren Zug nah Westen unternommen hat; aus allen Umständen würde man schließen dürfen, daß derselbe epidemische Einfluß, welcher seit einigen Jahren die Wechsel - Fieber erzeugt, entweder mit erhöhter Jntensität oder besonders modificirt , ießt die Cholera hervorzubrin- gn im Stande sey, womit die Annahme immer vereinbar bliche,

jene tellurish-atmosphärischen Ursachen allmälig Über einen gro= ßen Theil des Erdkreises sich verbreiten können. Es ist nicht hier der Ort, diese Me noch weiter zu entwickeln und die Folgerungen darzulegen, welche in praktischer Beztehung besonders für die den beiden Krankheiten gleichmäßig entsprechende Vorbauungs- Kur fich ergeben; auffallend bleibt es nur, daß die so nahe liegenden Ver- gleichungs-Punkte nicht längst schon nach allen ihren Beziehungen gewürdigt worden sind.

In Zeiten allgemeiner Noth und Verwirrung zeigt sih aber hâäuftg ein unsicheres Schwanken auch in dem Gebiete der Wissen- schaft und ihrer Anwendung; die einfachsten Thatsachen werden dann zuweilen auf eine seltsam abenteuerliche Weise erklärt, die Meinun- gen folgen oft unwillkürlich der Bewegung , die durch irgend einen

nto hervorgebracht ist, die große Menge, immer geblendet und ohne Prúfung dem ersten Eindruck sich überlassend, wird von dem Strome, den sie selbs gebildet, fortgerissen, nicht selten werden selb| die Unterrichteten vom. Schwindel ergriffen. Und so verhält es sich auch bei der Seuche, welche jeßt Europa in Schrecken scht. Davon zeugen die heillose Furcht, die sich der Gemüther bemäch- tigt, die Aufstände und Volfstumulte, die fanatische Vorstel- lung von Verpestern und Vergiftern, welche uns in die Zeit des funfzehnten Fahrhunderts zurükverseßt und an. die Ausschweifun- gen bei der Mailänder Pest von 1639 erinnert, die Manzoni nicht romanhaft, sondern historisch geschildert hat. Von der Verwirrung zeugen aber auch die Thaten und Meinungen der Aerzte, welche die Cholera als ein ganz neues und außerordentliches Uebel betrachten.

Zuerst hat in der Therapie das rastlose Versuchen und die blinde Nachahmung auf eine Weise überhand genommen, die îm neunzehn- ten Jahrhundert fast beispiellos ist und in der Folge ohne Zweifel als die verderblichste verworfen werden wird, wenn unsere Nachfkom men erfahren werden, wie hartnäckig viele tausend Kranfe in Eu ropa mit Je Entgchatgan und Übermäßtgen Gaben von Que- ‘filber und Opium bloß deshalb behandelt worden sind, weil früher die Englischen Aerzte in Ostindien von diesen Mitteln Gebrauch gemacht hatten, und wenn es allgemeiner bekannt seyn wird, wie schr der Erfolg aller Heilmittel von der Periode der Epidemie ab- hängig ist, und wie“ wenig man den Arzneien Wirkungen zuschrei- ben darf, die fast allein in der natürlichen Abnahme der Seuche be=

ründet sind. Jene Landleute in Polen, die ohne Arzt durch ein- ache Schwitßmittel sich von der Cholera befreiten, kônnen det blin=- den Emptrikern zu nüßlihen Führern dienen und Alle beschämen, die in der Kur dieser Krankheit cin Asyl für die Charlatanerie ge- funden haben.

Richt minder schwankend und nahgeahmt, als die therapeu- tischen Methoden , waren auch die Vorschläge, welche sich auf die Sicherstellung der Gesunden bezogen, zumal in Deutschland, wo eine selbstständige Meinung sich selten hervorthut und noch. seltener zu behaupten weiß, und wo es fast immer eines ausländischen JFmpul- ses bedarf, bevor eine bestimmte Anstcht zur herrschenden wird Dices- mal fam der gehofte Impuls von St. Petersburg, und faum hat- ten einige Stimmen in der Hauptstadt des Nordens die Cholera für eine Pest und Kontagion erklärt, #0 fanden fie auch hundertfachen Wiederhall in den Blättern und Schriften, die unter uns die Lite- ratur des Tages bilden. Dieselben Organe, welche weder Arbeit noch Lobsprüche sparen, um jede Englische oder Französische Schrift üver das gelbe Fieber entweder überseßt oder im Auszuge zu verbreiten, von den Untersuchungen unseres Landmannes v. Reider aber nichts Erhebliches zu sagen wußten, bemächtigten sich der dentlichen Mci- nung über die Cholera. und sahen sich bald von einer Menae Hel- fer unterstüßt, die-sich beeilten, den angegebenen Ton auf Windes- flügeln weier gu tragen Die Wortführer konnten mit Sicherheit Tut dent Beifall der großen Masse zählen, weil diese zur näheren Prüfung der Dinge nicht geeignet und allezeit geneigt it jede grofe Epidémie für ansteckend zu halten. Wurden auch hin und wieder einige Zweifel und Bedenken laut, #0 blieben se entweder unbeach= tet, oder man suchte sie durch „sonnenklare// und „handgreifliche// Atutnenee zu widerlegen, die aber im Grunde nicht viel mehr als Mißverständnisse und Vermuthungen waren Die Vertheidiger ‘der Kontagion, unter welchen ohne Zweifel viele ehrenwerthe Männer sich befanden, seßten den Streit um so beharrlicher fort, da Man=-