1831 / 289 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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gegen jede Veränderung unferer Kastittittonen {öpfen, Wir hoffen aber, daß’ die Kammer dergleichen Einflüsterungen zu- riicfiveisen werde. Thäte sie es nicht, so würde sle noch stcaffälliger erscheinen, als die Englische Aristokratie; denn man muß völlig mit Blindheit geschlagen seyn, ua nicht den großen Untershied wahrzunehmen, der zwischen einem Lande herrsht, wo die Revolution noch zu machen ist, und einem anderen, wo sle nur von vorn wieder anzufangen wäre. ‘‘ Ziemlich in derselben Weise äußert sich der Constitution-

- nel; au ex findet es wahrscheinlih, daß ein Tory: Ministerium

au die Stelle des jeßigen treten werde, da die Majorität gegen die Bill zu groß sey, als daß die Regierung es wagen könnte, dieselbe durch Creirung neuer Pairs zu drehen. Das künftige Tory: Ministerittin werde aber in die nicht geringere Verlegenheit gerath.n, wie es ein antireformistishes Unterhaus zusammen- bringen solle, Was auch, meint das genannte Blatt, die nâch- flen Folgen der Verwersung der Refo:m:Vill sehn möchten, so lasse sch faum bezweifeln, daß sie zu einer heftigen Krise füh- ren weid?2, Das Oberhaus hätte durch die Anerkeunung der ge-

rechten Beschwerden des Volks sich sein moralisches Ansehen be- -

wahren fönnen; statt dessen habe es vorgezogen, der Nation einen Krieg anf Leben und Tod zu erklären, Das Beispiel der Frau ósisch?n Revolution háättè es über die Gefahren eines sol- chen Schrittes belehcen sollen, Diese Verblendung zeige, wie we- uig. die Erfahrung dem Parteigeiste fromme, und ein, neuer Be- weis hierfür liege darin, daß in demselben Augenblice, wo die Eng! sche Pairie ein solches Beispiel gede, si in Frankreich Leute fän- den, welche verlangten, daß man sich dieselbe zum Muster nehme. Der Conrrier de l’Europe dagegen wünscht sich zu dem Ereig- nisse Gluck. „Man darf davon“‘“, sagt dieses Blatt, „eine völlige Aen- derung in der Politik erwarten, die sih über die Granzen Englands hinaus erst.eckcn wird, und wobei alle Freunde der Freiheit und guten Ordnung ‘lechaft interessirt sind. Nur allein aus diesem politischen Gesichtspunkte betrachten wir die Sache. Wir wissen sehc wohl, daß das Schicksal der Reform-B.ll schon läugst alle unsere revolutionnaire Politiker auëschließlich beschäftigte; auch w {sen wir, daß die Bestürzung heute an mehr als einem Orte sehr groß is. Dies jammert uns, Wäre unsere lebte Nevoinu- tion wahrhaft gerccht und mächtig, so würde sle vor emem Siege der Tories nicht zu erbleihen brauchen. Was uns betrifft, so erv! cken wir in der Verwerfung der Reform:Bill nichts als eine R: volutions-Chance, weniger für England, zugleich aber auch eine Be: pfl chtung für die Aristokratie, eiue allmälige Sibstellung von Vißbräuchen herbeizuführen, die, an und für sl{ch mgerecht, liger furz oder lang einen Vorwand zur Anarchie leihen würden. ““

Dex Courrier français enthält das Schreiben eines Maires, dem die von Hrn. Dupin dem Aelt. in der Sigung vom 21. Sept. bei den Debatten über die Politik des Ministe- riums gehaltene Rede von Seiten des Unter-Präfeften zugesandt ivorden wor, und der nun anfragt, was er denn eigentlich mit die- fer Nete anfangen, ob er sie ohne Weiteres in das Archiv der Matrie uiederlegen, oder etwa mittelst Trommelschlages seiner Gemeinde bekannt machen solle.

Die Schuld- Gefangenen in Sainte-Pelagie haben an Hrn. Debelleyme ein Schreiben gerichtet, worin sle ihm zu seiner kürz- li ecfolgten Erwählung in die Deputirten-Kammer Glück wün- {en und ihn zugleich bitten, sich bei der bevorstehenden Dis- fusslon über eine Proposition in Betreff der Gefangenseßung der S chulduer ihrer anzunehmen. Herr Debelleyme vecspricht ihnen in feinen Antwort-Schreiben seine ganze Theilnahme und Mtit- wicfung für eine Milderung der strengen Gesche über die Ver- hafinig der Schuldner. Die Gazette de France erklärt, wie sle sagt, auf die Iitte einiger aus Jtalien zurückgekehrter Reisenden, daß zwei, anzeblich von der Herzogin v. Berrh und Hru. v. Bourmont herclihrende, im Umlauf befindliche Briefe, worin die Royalisten zem Nusstande aufgefordert werden, falsch sehen.

Das Fournal du Commerce spricht von einer durch den Telegraphen hier eingegangenen Nachricht von ueuen Unruhen, die in Marseille ausgebrochen wären,

Ius Toulon wird unterm ten d. M. geme!det: „Sämmt- lie auf hieslger Rhede befindliche ausgerüstete Linienschiffe, fo wie die F egatte „„Jphigéuie‘“, werden in drei Tagen unter Segel chen und unter den Beschlen des Contre-Admiral Hugon zehn bis zwsif Tage lang zur Uebung ihrer Manuschaften Évolutio- nen auf der hohen See ausführen. Das Dampfboot „Sphinx“ hat durch den Telegraphen die Weisung bekommen, sl{ch jeden Hlugenblick für eine noch unbekannte Mission bêéreit zu halten.

Das Geschäft der Straßenreinigung ‘der Hauptstadt (f. Nr. 975 der Staats-Zrititng) wurde vorgestern vom Polizei: Präfekten dem Unteruehmer Jakob für die Summe vou 818,442 Fe. zu-

ges%Hlagen.

zu e

Großbritanien und Frliank. Parlaments-Verhandlungen. Oberhaus. Siz- zuns vom 7. Okt, Folgendes sind feruere Nusziige aus der (gestern atgebroceuen) Rede des Lo: d Broughanm:

Ein edler Baron (Lord Wharncliffe) sagte uns, er wolle zwar gern zugeben, daß aus den zahlreich eingegangenen Bittschriften das Bedürfniß der Bittsteller nach einer Reform hervorgehe, doch leugne er, daß damit diejenige Reform gemeint scy, welche jeßt Euren Herrlichkeiten vorliege. Nun wäre dies aber, meiner Meinung nach, eine ganz seltsame Art des Petttionirens, wenn darunter nicht eine ausdeückliche Billigung der Vill verstanden würde ; denn wer um Reform nachsucht , während eine Bill, die diesen Zweck hat ; dem Parlamente vorliegt, der giebt doch wohl ziemlich deutlich zu ver- schen , daß es eben diese Bill sey, um welche er petitionnire. Ja, man suche doch nur die guten Leute selb auf, die hier die Tafel Eurer Herrlichkeiten mit Bittschriften Überladen, frage sie und Über- zeuge sich davon - daß sîc eben nichts Anderes meinen - als die Bill/ von dec der edle Lord behauptet, sie sey ihnen so sehr zuwider, Der

edle Baron is so gútig gewesen, Euren Herrlichkeiten einen Bericht fiber die Wahrnehmungen abzustatten, welche sein Ohr während

seiner Wanderungen durch die Strafen von London erreichten; der edle Lord hatte jedoch kaum einer besonderen Straße erwähnt, deren Einwohner angeblich der Reform abgenetgt seyen, als diese Straße bis auf den leyten Mann, der sie bewohnt , die ‘Tafel Ewr. Herclichkeiten mit Bittschriften zu Gunsten der Vill, überschüttet. Mie es thm mit der cinen Straße ging, o ging es ihm auch mit ällen anderen; welche Straße, welche Allee auch der edle Baron auf seinem Wege berührte alle griffen sie gleich nah der Feder und wurten Bittsteller zu Gunsten der Bill. Wohin er sich auch flúch- tet, und wär’ es nah der Themse, auf stehen die Wasserleute und bitten um Reform, wie dies gestern erst geschehen is / roo ich die Bittschrift von Tausend solcher „Wasserleute zu übergeben hatte; nimmt er zu einer Lohnkutsche seine Zuflucht siche da, der Kut- scher tritt ihm mit einer Petition entgegen, die unzählige seiner Ge- wers - Genossen zu Gunsten der Reform unterzeichnet haben. Jn einer cinzigen Straße Londons dürften sich vielleicht feine Reform- Freunde finden, und dies if die Landsdowne-Straße cine Straße, die bekanntlich unbewohnt ist; wo aber ein Haus steht, da findet sich gewiß auch cin Vertheidiger der Bill. Begikebt sich der edle Baron auf das Land, fo folgt ihm auch hier der Ruf ,/ die Bill!//// und reister in die Landsiädte, so hdrt er da nichts als: /, ¿Die Bill, die Bill !/‘/// ja,

roennt er sch dort ermüdet nah dem Zimmer setnes Wirthshaufes flúchtet, so folgt ihm auch hierher der fatale Ruf, denn der Wirth selbst und seine Kellner gellen ihm: //,/,Die Bill , die ganze Bill, nichts als die Bill!//// in's Ohr. (Ungeheures Gelächter.) Derge- stalt wird der edle Baron sich von der Hauptstadt in die Provinz und von der Provinz in die Landstädte verfolgt schen, und wenn er endlich, des ewig wiederholten Rufes überdrüssig, seine eigene D0- maine erreicht, 9 wird er aus der nahen Stadt Sheffield den Ruf 7, ¡(die Bill !//// von 10,000 Kehlen zugleich hôren müssen. ///--Wo- hin ,//// ruft dann der edle Baron mît dem Psalmisten, „wohin soll ih fliehen, um einen Zufluchtsort zu finden ?//// So unsicher, wie hiernach der edle Baron in Bezug auf Thatsachen erscheint, ist ex es auch in Bezug auf seine eigene Ansicht. Der edle Lord will nämlich kein bloßer Gönner einer stückweisen Neform, sondern ein ganz vollständiger Reformist seyn, der jedoch nach einer soliden, we- jentlichen und verfassungsmäßigen Verbesserung der Mißbräuche in der Schottischen und Englischen Repräsentation strebe. Sind aber nicht alle die Argumente, die der edle Lord und seine angeblich eben so denkenden Freunde gegen die Bill vorgebracht haben , eben so gut gegen eine gemäßigte Reform anwendbar, als gegen die vor- liegende? Ein edler Du gegenüber (Lord Harrowby) behauptete, daß nur auf sciner Seite dieses Hauses ein ruhiges Urtheil zu fin- den sey, während wir, die wir auf der anderen sißen/ übereilt han- delten und even so unkonsequent in unseren Reden als in unseren Maaßregeln seyen. Nun hätte man wohl glauben sollen, daß der edle Graf bei der Besonnenheit und bei dem ruhigen Urtheile , die er sih und seinen Freunden zuerkennt, mindestens st0 gerecht gegen die Bill seyn werde, daß er sie bis zum Ausschusse werde gelangen lassen, wo die Versammlung mit Ruhe Úber alle ihre Einzelnheiten deliberiren kann doch nein, er verweigert der Bill diese Gnade und stimmt, weil er sie în seinem ruhigen Urtheile ohne Weiteres für eine Verleßung der Constitution erklärt, für ihre sofortige Ver- werfung. Der edle Graf sagte uns indessen , einer seiner Etnwürfe egen die Bill beruhe darauf, daß dieselbe den ältesten Sdhnen der

airs die Thüren des Unterhauses verschließe - welches er für die geeignetste politische Bildungs - Anstalt der künftigen Pairs be- trachte: Was dieses Leßtere betrifft, so bin ih mit dem edlen Grafen ganz einverstanden, doch leugne ich, daß die Bill irgend ein solches L inderniß darbiete, wie er es vorausseßt. Vielmehr erdfnet ste den Sdhnen der Pairs ein viel weiteres Feld, wie auch bereits die Er- fahrung lehrt, daß die meisten Pairs - Söhne , die sich jeßt im Un- terhause befinden, von großen Grafschaften erwählt worden sind. Ein einziges Beispiel jedoch, das ich besonders hervorheben will, fann uns mehr als alle úbrige von dem Ungrunde der Behauptung des edeln Grafen überzeugen. Es giebt einen Pairs- Sohn, der an edeln, vortrefflichen Eigenschaften von keinem Anderen übertroffen wird, so viele von Euren Herrlichkeiten sich guch der trefflichen Sdhne rühmen mögen; dieser Pairs - Sohn war der Vertreter eines kleinen Burgfleckens dur den Einfluß geworden, den seine Familîte dort ‘ausúbt; als aber der junae Mann in der vorigen Parlaments= Session für die Reform-Bill sich erklärte, wurde er von dem Flecken verstoßen, dafür aber von einer großen volkreichen Stadt erwählt. Der junge Mann, den ich meine, is der Sohn des edeln Grafen (Harrowby); der Flecken, den er früher vertrat, ist Tiverton- das Eigenthum seiner Familie; und der Ort, der ihn nun erwählt hat, damit er seine politishe Bildung im Unter- hause vollende, heißt Liverpool. Braucht es mehr als dieses einen Beispiels, um den edeln Grafen zu widerlegen? Das nächste Argument , worauf der edle Lord seinen Widerspruch gegen die Bill gründet, ist, daß die Bevdlkerung und nicht das Ei- genthum, die Basis der Maaßregel ausmache. Wenn unter der Basis der Bill die Gründe verstanden werden, nah welchen es für recht befunden worden is, daß cinige Städte Repräsentanten ins Parlament senden sollen, und andere nicht, so gebe ich zu, daß des edlen Grafen Einwand nicht unbegründet ist, und daß die Bevödlke- rung, wenigstens in erster Jnstanz, berücksichtigt worden ist. Wenn aber in des edlen Grafen Vorausseßung zwet anj verschiedene Dinge unter einander gemischt werden sollen nämlich der Grund, wonach einige:Städte Repräsentanten haven sollen, und andere nicht, und das Wahlrecht, dann muß ich es bestreiten, daß in diesem Sinne die Bevölkerung die Basis der Bill ist. Nur eine Bill, welche das allgemeine Wahlrecht in sich fassen würde, wäre auf Bevölkerung basîrt. Wenn man behauptet , daß der gegenwärtigen Bill die Bevölkerung zum Grunde liegt, so möchte ich fra- en, wer bei einer Grafschafts- Wahl das Wahlrecht auszuüben be- ugt i? Die Personen, welche eine Stimme abgeben dürfen, sind Freisassen, Pächter, Erbpächter und Pächter auf unbestimmte Zeit. Mit Ausnahme der Lebtecen sind solche sämmilich durch Ei- genthum zum Stimmen berechtigt. Daß diese Leßteren das Wahl- recht erhalten haben, lag ursprünglich nicht in den Bestimmungen der Bill. Es wurde durch einen Verwandten des edlen Herzogs (von Bukingham ) in Antrag gebracht, die Regierung widerseßte sîch dem Vorschlag, erlitt ader bei der Absiimmung eine Niederlage. Jn jeder anderen Beziehung sind die Grafschafts - Wahlen auf Ei- genthum begründet. Jch komme nun auf die Befähigung der Wäh- ler in Burgflecken.// (Hier hielt der Lord-Kanzler einige Sekunden inne, weil ihn die Unterhaltungen in seiner Nähe, in welcher sich die Bânke der Opposition befinden, störten.) „Andere edle Lords/“/ fuhr der Redner fort, „sind doch wenigstens sicher daß sie, wäh- rend ste das Haus anreden, keine Coversationen hinter sich und um sich herum hèôren. Wenn die edlen Lords bedenken wollten, daß ich, von meinen Gegnern umgeben, rede, so würden ste wenigstens ihre Privat- Unterhaltungen einstellen. Fch bin an ein solches Be: ragen vom Unter- hause her nicht gewdhnt Doch ich kehre zu meinem Gegenfaundezurück und bestreite es, daß dic Bevdlkerung, und nicht das Eigenthum, der neuen Burgflecken-Vertretung zum Grunde licgt. Die Bill giebt den In- habern eines Hauses von 10 Pfund jährlicher Rente das Recht, in Burgflecken zu stimmen. Die Abfasscr haben hier nicht dic Eigen- schafr einès Freisassen oder den Vermögens - Betrag. in Geld und Gut zum Grunde gelegt, weil es mir vielen Fukonvenienzen ver- bunden ist, sich darüber Kenntniß zu verschaffen. Wenn man auch allen Hausbesißern das Wahleecht gegeben hêite, so würde selbst diese Anordnung nicht auf die Bevölkerung, sondern auf das Eigenthum begründet seyn. Man hat aber diese Allgemeinheit beschränkt und festgeseßt, daß. das Eigenthum bis zu einem gewissen Belauf nur zum Stimmen berechtigen soll. Man hat eingewendet, daß 10 Pfd. Rente ein zu niedriger Sah sey. Dies gehört eigentlich nicht hier» her und wúrde passender im Ausschuß erdrtert werden: wenn ich aber den edlen Grafen, der diese Einwendung gemacht, Überzeugen fann, daß in ganz England, mit Ausnahme von London und ein oder zwei anderen großen Städten, die 10- Pfund - Rente kein nie- driger Sah i, o darf ih hoffen, seine Zustimmung zur zweiten Lesung der Bill zu erhalten. Fn kleinen Städten müssen sich die Personen, welche in 10 Pfund- Häusern wohnen, schon in erträglich guten Umsiänden befinden. Die Regierung hatte ursprünglich den Plan, nur den FJuhabern solcher Häuser das Wahlrecht zu ertheilen/ deren Ertrag sich auf 20 Pfund jährlich beliefe. Bei genauer Nach- forshung aber ergab sich, daß in einer Stadt von 17 18/000 Einwohnern nur 20 Personen sich fanden, welche einen jährlichen Zins von 20 Pfund bezahlten. Sollte die Regterung nur darum Old Sarum und Gatton vernichten, um aus anderen Pläßen ver- rottete Burgflecken zu machen? Der edle Graf, welcher der Mel- nung war, daß die Berechtigung durch einen zu niedrigen und all- gemeinen Sah bedingt werde, wünscht vielleicht , daß dieser an ver- schiedenen Orten verschieden seyn môge, niedriger in kleinen und hdher in großen Städten. Jch will es jeßt nicht berühren, warum ich mit dieser Ausicht nicht übereinstimme, warum ich ursprünglich von derselben Fdee ausging, dieselbe aber später aufgegeben und den in der Bill aufgestellten Saß angenommen habe. Jh bemerke nur noch, daß ih bereit bin, im Ausschusse diesem Punkt die alleraus- fhrlichste, genaueste und sorgsamste Erdrterung zu widmen. Fch ecke hier als ein JFndividuum und will nicht sagen - dafi, wenn eine Veränderung, wie die in Rede stehende, im Ausschuß vorgenommen werden sollte, ih dann die Bill noch für vollständig

betrachten würde. Aufrichtigkeit hält mich ab, eine bestimmte y nung über diesen Punkt abzugeben; aber ich weise darauf hin, y dies ein der Erörterung im Ansschuß angemessener Gegenstand | (Hôrt, hôrt!) Die Bevblkerung ist ‘in der Bill bloß cin Maaß wonach gewisse Städte in das Repräsentations-System eingeschlyj| und andere davon ausgeschlossen wurden. Da es unmöglich war, der Stadt das Recht zu verleihen, ein Mitglied ins Parlament senden, so mufßfte irgendwo eine Linie gezogen werden. Der Graf (Harrowby) hat eingewendet , daß die 4000 Einwohner e Burgflecken lauter Arme seyn könnten. Guter Gott! kann man) Wiß so weit treiben, um einen so abgeschmackten äußersten F anzutichmen? Was! eine Stadt von 4000 Einwohnern soll von h ter Armen bewohnt werden? Wer soll denn da die Armen: Tax,| zahlen? (Lautes Gelächter.) Wenn man äußerste Fälle annehmen ny so erlaube mir das Haus, auch einen anzuführen. ‘Es ist der g möôglih und wirklich vorgekommen, daß ein Nabob von t durch Ankauf von Ernennungs - Burgflecken 15 bis 20 Mitgli ins Unterhaus scnden konnte. (Hôrt, hôrt!) Nun rede man y vom Einfluß des Eigenthums, von den geheiligten Rechten der i stofratie, von den Ansprüchen des Ackerbau-Juteresse, von den Ri ten und Pflichten des Engländers, wenn der Nabob von Arcot, y seinen verfaulten Bulvalte en Pergament in der rechten Hand y mit seinem Geldbeutel in der linken, nah dem Unterhause zusch tet und seine 20 Mitglieder installirt! (Beifall.) Jch rede hier y nicht einmal von einem äußersten Fall; denn dieser hat sich wirf zugetragen. Wenn Femand behauptet, daß ein Mann auf diesc Y seinem Bedienten die Livree ausziehen und ihn ins Unterhaus sh fen kaun, und daß dies cinen wesentlichen Theil der Englischen ( stitution ausmacht, so muß er sie mit besseren Augen gelesen ha als ih. Wenn Jene Recht haben , so habe ih Unrecht; aber y ich Unrecht habe, so haben alle die mit mir Unrecht, die bisher Englische Verfassung gepriesen haben. Fch habe es in meiner y xis erlebt, daß cin Schneider als Bevollmächtigter das Ernenny recht fúr einen Burgflecken erhielt. Er ernannte sich selbs und ej Mann, der Tafeldecker in einer Taverne gewesen war. Dis Schneider saß im Unterhause und wußte es durch gehöriges richtiges Stimmen dahin zu bringen, daß er zum Baron ern wurde. Man sagt gewöhnlich, ein s{hdner Styl bestehe dai daß man die rechten Worte an den rechten Plaß stellt ; so, möchte] sagen, besteht das gute Stimmen darin, daß man ein richtiges y tum am gehörigen Ort abgiebt. Am rechten Ort richtig zu stimm ist das Mittel gewesen, wodurch {on viele Personen die Ehre Pairie erlangt haben. Man hat die Minister kürzlich sehr geta) weil sie Männer zu Pairs ernannt haben, die in politischer Hinsi mit ihnen übereinstimmen. Für sein Vaterland gefochtett und blutet zu haben in dffentlichen Aemtern gedient, die Gerech fcit verwaltet zu haben seine Mitbúrger durh Kunst oder Y senschaft aufgeklärt zu haben das sind Verdtenste, worauf mand seine Ansprüche zur Pairie begründen sollte. Aver nit i Mann unter Handerten, die zu Pairs ernannt worden sind, | diese Ehre aus solchen Gründen erlangt. Politische Die ohne Narben, beständige Gegenwart auf dem Schlachtfelde in ders Stephans-Kapelle, Abwesenheit von den blutigen Schlachtfelderni Blenheim an bis Waterloo vor Allem aber: richtiges Stimni am rechten Ort das sind Eigenschaften, die endlich einen M zum Pair erheben. Pitt hat vom Anfang seince Verwaltung niemals einen seiner politischen Feinde zum Pair ernannt. Un solchen Umständen muß ich mich jehr wundern, daß man den Y nistern so heftige Vorwürfe darüber macht, daß sie einige i Freunde zu Pairs ernannt haben. Jch komme nun zu Änklage gegen die Bill, welche ich von vielen edlen Lords h vorbringen hôren, daß nämlich die Bill einer zu großen Anzahl | Leuten ein Eigenthum verleihe, welches eigentlich Privat-Eigenth der Pairs und anderer Burgflecken-Besißer sey. Man nennt es unerhdrte, abscheuliche, unleidliche, unbegreifliche und gefährlis Reuerung, daß das Volk bei der Wahl der Parlaments - Mitglikt cine Stimme haben soll. Fch bin gefragt worden, zu welcher man in der Geschihte Englands von einem solchen Wahlrecht, 1 das in der Bill festgeseßte, gewußt habe? Muß ich denn { Herrlichkeiten daran erinnern, daß Eduard 1V. so viel neue Bu fccken, Eduard V1. deren 20, die gute Königin Elisabeth abe erschuf, und daß bis zur Restauration ungefähr 200 Burgfld theils erschaffen, theils wieder neu belebt wurden? Der Red suchte nun ausführlich zu beweisen, daß die Bestimmutigen der durchaus mit der alten Englischen Geschgebung im Einélang s den, und widerlegte demnächst die Bchauptung der Opposition, die jeßige Verwaltung den Beisiand der niederen Klassen in Ansp1 nähe. „Ein edler Lord,// fuhr er fort, „hat gesagt, daß er nid dagegen einzuwenden haben würde, Städten wie Manchester, Y minghgm, Sheffield und anderen, Repräsentanten zu geben , wt durch dic Entziehung des Wahlrechts von Burgfleken, die sich V brechen hätten zu Schulden kommen lassen, Stellen im Unterhal erledigt würden. Entweder aber haben solche Städte einen Anspr auf Vertreter, oder nicht; haben fie ihn aber, warum soll man| nen die Befriedigung vorenthalten, bis an anderen Orten ein V brechen begangen wird? Fch hatte noch die Absicht, Euren Ht lichfeiten die Veränderungen auseinanderzuseßen, welche in neu Zeit in den Gemüthern, Mcinungen und Sitten des Volkes vot gangen sind; dies hat aber bereits mein edler Freund (Lord Pl fett) mit einer Beredsamkeit gethan, die zu erreichen ich mich i gebens bemühen würde, die aber gewiß in vieler Herzen einen Y derflang gefutiden hat. Jch hade mich bemüht, zu zeigen, daj Minister durch Einbringung der gegenwärtigen Maaßregel ihre Pfl gegen die Englische Kirche und den Englischen Staat nicht al nicht verlelst, „ondern sich derselben auf eine angemessene Weise d ledigt haben. Jch erinnere Ew Herrlichkeiten daran, was der } nig bei der Krdnungs- Feierlichkeit beschworen hat. Als der edle 0 an der Spiße der Verwaltung Sr. Majestät das Schw der Gerechtigkeit darbot, nahm es der König unter Ang buno: //,,daß Er veraltete Dinge neu herstellen und die il wiederhergestellten aufrecht erhalten wolle ; ‘/// wodurch gel ist, daß Er das Fehlerhaste in der Constitution reformi und das Gute bestätigen und aufrecht erhalten wird. König wird das nie vergessen, was er beschworen hat, und ih hal es für meine Pflicht, dem Monarchen, welchem zu dienen ih! Ehre habe, diese feterliche Verpflichtung, daß er das Verfallene derherstellen und das Zweckmäßige aufrecht erhalten wolle , sett! sein Kdnigl. Gedächtniß zurückzurufen; und wenn diese Aufrechth! tung auch Opfer kosten sollte, so werden sie gebracht werden; de Se. Maj. werden denen , welche sich jeder Veränderung widersehl zurufen: „Jch habe geschworen, das abzuschaffen, was in der stitution veraltet ist, und das aufrecht zu erhalten, was gut ist.//// (Die Fortseuung dieser Rede folgt.)

London, 9. Oft. An die Stelle des zum Baron Ten more erhobenen Hrn. A. Chichester hat die Grafschaft Wess ar Bt R. S, Carew zum Mitgliede des Unterhauses ( wadit,

Eine zweite Ausgabe des Couriers vom gesirigen Att enthált die Namen-Liste der Pairs, die für oder gegen die ! form:Bill geftimmt haben. An der Spitze der Pairs, die g die Bill gestimmt, besinden sich -JY. KK. HH. die H zoge von Cumberland und Gloucester, die Herzoge von Bud! ham, Wellington, Beaufort, Leeds, Rutland, Dorset, N\ castle, Manchester, Marlborough und Northumberland. An Spige der anderen Partei bemerkt man Se. König!. Hoheit d Herzog von Sussex, die Herzoge von Grafton, St, Alba Richmond, Brandon, No' folk, Devonshire, Somerset, Portl und Bedfort. Von der Bischöflichen Bank haben nur die Þ {öfe vou Chichester und Norwich für die Bill gestimmt.

„Wir wissen“, heißt es in einem Sonntags-Blat!! „„daß die Minister alle von der Vorsicht erheischte Anordnun}!

etcoffen haben, damit Ausschweifungen des Publikums unter- ickt und die erften Paroxysmeu der getäuschten Erwartung be- igt werden. Eine stake Militair:-Macht befindet sich in der achbarschaft der Hauptstadt, und Truppen sind in mehreren heilen des Landes zusammengezogen worden , von two sie rasch ch denjen.gen Orten geschaft werden können, in denen es wa zu Gewaltthätigkeiten fommt. Es war die Pflicht der Ninister, solche Schritte zu thun, doch wir hoffen, daß sie ganz mnöthig gewesen sehn werden. An dem Volk ist es jegt, zu igen, daß Kraft, Máßigung und Festigkeit eine Niederlage der ten Sache iu einen Sieg verwandeln können. War au die Nehrheit im Oberhause größer, als man sie sich gedacht hot, so } doh noch nicht Alles verloren. Hat doch Graf Grey erklärt, n König nicht verlassen zu wollen, so lange er demselben von ußen sehn fönue. Zwar sind Se. Maj. von Feinden der Re- m umgeben, doch Wilhelm 1V, wird fest stehen, wie ein Fels Meere. ‘‘ i Der Morning - Herald enthält Folgendes: „Es is ge- iß, daß die Niederländischen Angetegenheiten von dexr Londo- ex Konferenz schr ernftli in Ueberlegung genommen werden, 11d daß manu erwarten darf, bald einen definitiven Friedent- raftat unter Vermittelung dieser Schiedsrichter zwischen Hol- nd und Belgien abgeschlossen zu sehen. Wir haben Grüude, 1 glauben, daß Folgendes der genaue Gang der-Unterhandiun- n ist. Auf Ersuchen der Konferenz haben die Holländischen d Belgischen Bevollmächtigten jeder die Grundlagen zu einem raftat vorgelegt. Der Belgische Bevollmächtigte hat sich, wie h erwarten stand, auf die 18 Präliminar- Artikel bezogen, indem den gegenseitigen Austausch der Enklaven vorschlug, wonach ganz Limburg nud mehrere Pläve auf dem linken Schelde- fer mittelst einer Entschädigung Belgien anheim fallen würden. der Holländische Bevollmächtigte hat slch dagegen auf die Pro- folle berufen und sich bemüiht, deren Resuitate noch weitex szudehnen. Er s{chlug vor, daß der König von Holland Lu- mburg behalten sollte, wobei er zu verflehen gab, daß es der Folge ein Gegenstand des Geviets - Austausches erden fönne. Er verlangte ferner, daß Belgien 72 der Schul- n tragen, und daß Holland seine Gränzen von 1790 mit einer usdehnung in Limburg, die ihm die beiden Ufer der Maas bis ch Visé sicherte, wieder erhalten sollte, Diese leßteren Forde- gen wurden indeß von dec Konferenz von fo außerordentlicher deschaffenheit befunden, daß dér Gesandte es für passend exach: te, sle durch die Fusiructionen seinec Negierung über diesen Ge- nstand zu rechtfertigen. Die Gränzen Hollands sollten diesel- n, wie die der Vereinigten Provinzen der Niederlande im Jahre 790 sehn, mit den Modificationen, welche aus folgender Auf- lluag hervorgehen. Die Demaccations - Linie solle von dent unft des Meeres ausgehen, wo das Holländische uud Beigische ebiet sich zu jener Zeit berührten, und sich bis an das liufe er dec Scheide nah Staatsflandern erstrecken. Auf dem hten Ufer der Schelde solle sle ganz dieselbe sehn, wie , welche Nord - Brabant von den Provinzen Antwerpen )emarcations - Linie ihre Nichtung südli, Peer und Tongern Westen und Achel, Nommont, Brée und Bilzen im Osten end, nehmen und sich dann mit der gegenwärtigen Gränze jishen den Provinzen Limburg und Lüttich vereinigen, sich rdlih von Visé bis zur Maas und jenseits des Flusses bis die Preuß:she Gränze ausdehnen folle, genau dabei den igen Gränzen zwischen den Provinzen Lirxiburg und Lüttich gend. Alles Gebiet und Land, nördlich und östlich von die- Demarcations- Linie gelegen, solle Holland gehören. Der veck dieser Linie wäre, eine Demarcation zu errichten, wodurch der fünftige Streit vermieden würde, und da das Shstem der flaven in allen früheren Unterhandlungen so viel als möglich üdcsihtigt worden sey, so stehe der König von Holland nicht , zu verlangen , daß dieser Grundsaß zu seinem Gunsten an- wendet würde. Das Resultat desselben würde seyn, daß der ónig eine freie Communication mit Mastricht erhalten, und j ec seinerseits auf alle Enflaven Verzicht leisten würde, wel- Holland jenseits dieser Linie besäße.“

Niederland e

Aus dem Haag, 11. Oft, Durch Königliche Verfügung m 7ten d. M. is der General-Lieutenant Bermasen, bicheriger ovinzial: Kommandant von Nord-Brabant und Ober-Befehls- ber von Herzogenbusch, zum kommandirenden General im zwei- 1 großen Militair-Kommando, an die Stelle des bisher interi-

ih mit diesem Posten bekleidet gewesenen General- Lieute- nis Cort - Hehligers, ernannt worden, und wird derselbe sein auptquartier in Zütphen aufshlagen. Zum Provinzial - Kom- ndanten von Mord - Brabant und Ober - Befehlshaber von rzogenbusch ist der General-Major George und an die Stelle } Leuteren der General-Lieutenant Howen (früher in Mons imandirend) zum Gouverneur von Nhmtwegea ernannt worden.

An der Gränze von Seeläudisch-Flandern fahren die Bel- r fort, Schanzen aufzuwersen, die Wege zu durchschneiden und dere Vertheidigungsmittel ins Werf zu seßen, Fn Wialdeg-

war die Furht vor dem Wiederbeginmu der Feindseligkeiten 1 10. d. M. fo groß, daß ein großer Theil der Einwohuer sich chtete und viele Háuser ganz geschlossen waren. |

Die Königl. Korvette „„Hippomenes‘“ ist am 6ten d. nach

Nhede von Vließingen zurtickgekehrt. /

An der ‘Amsterdamer Börse wollte man wissen, daß Graf ey uur noch so lange am Englischen Staatsruder bieiben rde, bis die Ruhe im Lande als volikommen gesichert erscheint.

Brüssel, 11. Okt. Gestern sind hier vou Lüttich 50 Ki-

Gewehre angefonmen. Aus Douai meldet man, daß ein lgisher Offizier daselbst angekommen sey, um 15,000 Ge- hre in Empfang zu nehmen, welche die Französische Regierung t Belgischen abgetreten habe. :

Die hiesigen Zeitungen berichten, daß der Komman- t von Brüssel mehrere Vürger - Gardisien des ersten Aufge- 6 durch Gendarmen nach dem Orte ihrer Bestimmung habe ühren lassen.

Ans Ostende wird gemeldet, daß ein vor einigen Tagen in D dortigen Hasen eingelaufenes Schiff angezeigt habe, daß 1 Holländische Kanonierböte begegnet seyen. Alle Einwohner nde’s hátten sich auf die Wälle begeben, aber kein Schiff er- Ét, woraus man schließe, daß dieselben enttveder cine andere htung genommen oder nur die Absicht gehabt hätten, die tungswerte zu refognosciren. /

Brúissel, 11. Oft. Seit mehreren Tagen sehen wir starke Truppendurchzüge , meistens sind es sogenannte De- 8, welche nah den verschiedenen, dem Vernehmen nach schr f vershanzten, Lagern - ziehen, wo man immer noch einen derfall von Holländischer Seite zu befürchten scheint. Judess ist unser Ministerium mit den neuen Friedens - Vorschlägen, ihm von London ans gemacht werden, sehr besHäftigt und

nd Limburg trennt, bis dicht unter Valkenswaard, von wo die.

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dürfte wohl am Ende do, alles Sträubens ungeachtet Miene zum bösen Spiel machen und diejenigen Beditauneen lui: men, die allein im Stande slnd, in Belgien einen definitiven Zustand herzustellen, ohne welchen seine jeyige Regierung und der uen errichtete Thron niemals auf eine feste Grundlage kommen fönnen und immer deu politischen Stürmen eine leichte Beute darbieten werden. Es sind jeßt ïeine Französishe Truppen mehr in Belgien, doch ist in jeder Belgischen Fefiung ein Französischer" Stadt - Kommandant, der 8 Frauzösishe Gendarmen zu seiner Disposition bei sih hat, zurückgeblieben. Kaum eine Stunde von der Belgischen Gränze entsernt findet man die Franzö- sisczen Truppen in den zahlreichen Dörfern kantonnirt. Nament- lich befinden slch daseibst das 8te und 33fte Linien- so wie das 20ste leichte Jufanterie- Regiment, Von dem 12ten und 4ásteu Linien: Jufanterie-Reginmenute sind hier neuerdings zahlreiche Ysslzlere angelangt, deren Bestimmung ei Rätbhsel ist, da man fich diesseits schon früher gegen jede fernere Anstellung Französi- scher Oifiziere ausgesprochen ‘hat. Fast ist anzunehmen, daß man nun anch unseren Bürgergarden die so schr mangelude Diéciplin durch Französische Offiziere wolle beibringen lassen. Beim ecsten Aufgebote sind kürzlich die Widerseßlichkeiten so häufig vorgekommen, daß man an aller Wirksamkeit der bestehenden Disciplinar-Strafen son verzweifelt und über furz oder lang einen Aufstand in Ora- nischem Sinne besürchtet. Zur Neorgauisation unseres Feld- Lazareth - Dienstes ist der bekannte Genecal-Stabéarzt des Kai- sers Napoleon, Baron Larrey, aus Paris hier angekommen. Es sind ihm bereits die hiec anwescuden Militair - Aerzte vocgestelt worden. Mit diesem Heilkünstler zugleih hat uns Frankreich die Instrumente zugeschickt, die unsere Feinde ebenfalls auf die Nothwendigkeit eincs solchen Mannes hinweisen sollen, Wir erhiel- ten nämlich am vorigen Donnerstage 79000 Gewehre aus Frankreich und extvarten deren noch 30,000. Vermuthlih haben jene Ge- wehre früher denjenigeu Franzosen angehört, die über unsere Gränze gekommen sind, um die 4 neuen Belgischen Reginienter zu bilden, Indessen würden \slch bei der jeßt hier im Laude herr- schenden Stimmung diese Französischen Säße hiec kaun für sicher halten, wenn sie. sich nicht auf die dicht an dec Gränze lie- gende Nachhut verlassen könnten. Außer den oben bezeichueten Regimentern befinden sich noch in Manveuge das Ste leichte Jn- fanterie- und das 2te Husaren-Regiment, so wie in Valenciennes 3 Batterieen Artillerie von Nr. 1. und 4 Batterieen von Nr. 8, Der übrige Theil der Französishen Nord-Armee hält sich etwas weiter von unserer Gränze entfernt.

Verviers, 11. Oft. Gestern gegen 3 Uhr Nachmittags traf der König Leopold hier ein. Die Bürgergarde, eine Ehren- wache und sämmtliche Behörden empfingen denseiben am. Xa- vée-Thore. Im Gefolge des Königs befanden sich: der Prinz sein Bruder, die Generale Chasteler Und d’Hane von Steen- hithse, der Adjutant Capiaumont und der Groß - Marschall von Aerschot. Alle Häuser waren mit Kränzen und Blunen ge- \{chmückt, und der König wurde mit dem lebhaftesten Jubel be- grüßt. Nach ertheilten Liudienzen und der Revue über die Búür- gergarden nahm der König mehrere Fabriken und die Kunftaus- stellung in Augenschein, wohnte dann einem Diner auf dem L bei und fehrte gegen 7 Uhr Abends nah Lüttich zurück,

Deuts Glan.

Hamburg, 14. Oft. Hier is folgende Bekanntmachung

erschienen : ¡Durch ein Schreiben der Königl. Dänischen Landdroftei zu

Pinneberg iff dem Senate angezeigt worden, daf von Wedel bis oppenbüttel, nördlich von Tiensdal, Brosen, Eggerstedt, Thesdorff- Zellingen, Bönningsöstedt, Garstedt, Ochsenzoll, Hummelsbüttel und Wellingsbüttel und weiter nach Nahlstedt und Besenhorst ein Mi- litair - Cordon aufgestellt worden sey, welcher so lange als Sperr- Cordon bestehen jolle, bis die in Pinneberg, Rahlstedt und Esche- burg \{chleunigs eingerichtet werden sollenden Kontumaz- Anstalten organisirt seyn werden, über deren Einrichtun baldmöglichst das Erforderliche bekannt gemacht werden soll, und bet welchen für Perso- nen, aus Hamburg, als aus einem inficirten Orte, kommend, eine 20tägige Kontumaz-Zeit, für Personen aus Altona, als aus einem bis jeßt gesunden Orte, kommend, eine 10tägige Kontumaz-Zeit vor- geschrieben is. Das nämliche Schreiben zeigt an, daß der Andrang zu diesen Anstalten schon so groß sey, daß den Reisenden zu rathen seyn würde, bis auf weitere Bekanntmachung Über die Einrichtung und die Bedingungen der Aufnahme zurückzublet- ben, weil in der Nâähe der zu errichtenden Kontumaz - Ansialten für die Aufnahme von Reisenden nicht füglich gesorgt werden könne. Da die Ausfuhr aus dem Holsteinischen von Lebensmitteln und Schlachtvieh frei ist, wenn die zum Transport derselben ge- brauchten Personen sich demnächst der Kontumaz unterwerfen, oder wenn diese Gegenstände auf der Cordonlinie von Personen aus den diesseits des Cordons belegeneyr Distrikten, unter Beobachtung der ehòrigen Vorsichtsmaaßregeln, in Empfang genommen werden; da Übrigens n hier und Pinneberg ein Markt, namentlich für Schlachtvieh und ähnliche Waaren, sedoch mit Ausschluß des De- tail- Handels, organisirt werden soll, worüber das Nähere noch fer- ner befannt gemacht werden wird, und auch die Einrichtung getrof- fen ist, daß dem Durchgange aller sowohl Fracht- als Bricf- Posten nach Hamburg durchaus keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden sollen, und für die Desinfection der von Hamburg kommen- den Brief- Posten auch schon geforgt if, Fahrposien von Hamburg und Altona aber bis auf Weiteres nicht durchgelassen werden, die Bedingungen, unter welchen Geldsendungen zu rechnen sind, auf der Königl. Dänischen Post erfragt werden können, so hat ein Hochwet- ser Rath dies Alles zur dentlichen Kunde bringen wollen.

Gegeben in Unserer Raths - Versammlung, Hamburg, den 14. Oktober 1831.‘ ; i :

Hannover, 14. Oft. Die Gesez-Sammlung enthält nachstehende, von dem Königlichen Kabinets-Ministerium unter dem

10ten d. M. erlassene Bekanntmachung : i Nachdem die Cholera - Krankheit seit dem 3ten d. M. die Elbe bei Magdeburg überschritten hat, dieselbe S am 8ten d. M. zu Hamburg ausgebrochen is und Königl. Preußischer Seits unter Auf- hebung aller innerer Absperrungen und Kontumazen der freie Ver- kehr zwischen den jenseits und diesseits der Elbe belegenen Landes- theilen hergesiellt is; so haben Wir uns überzeugen müssen, daß weder dem ferneren Vordringen der Krankheit über die Grän- zen des Königreichs bei dem steten und unvermeidlichen Verkehr mit dem benachbarten inficirten Auslande, insonderheit mît der Stadt Hamhurg, durch einen bewaffneten Absperrungs - Cordon wirksam gewehrt werden könne, noch daß die zu Gehote stehenden militairischen Mittel überhaupt hinreichen würden, eine strenge Ab- sperrung der zugleich bedrohten nördlichen, dftlichen und sÜdöstlichett Gränzen des Landes zu bewerkstelligen und dauernd zu unterhalten. Wir haben daher, zugleich in Berücksichtigung der wesentlichen Nachtheile, welche nah den in anderen Ländern gemachten Erfah- rungen dem Erwerbe, Handel und Verkehr durch eine sirenge Hand- habung der ber Absperrungen und Kontumazen befchenden Vor- schriften erwachsen, folgende Verfügungen zu treffen beschlossen : 1) der an der Elbe von Artlenburg bis Schnakenburg aufgestellt ewesene Militair- Cordon soll nach erfaigter Einziehung des damit n Verbindung stehenden Königl. Preußischen Cordons aufgehoben werden, und werden dort, wie an allen anderen bedrohten Landes- Gränzen, nur die Haupt - Eingangs - Punkte Cre mit bewaffneter Macht zur Unterstüßung der Polizei - Aufsicht geschüßt werden ;

23 die beabslchtigten Land - Kontumaz - Anstalten tveten nicht s Wirksamkeit, vielmehr wird der Vetlehr s Fnnern , S inác aufen, unter Beobachtung ‘der erforderlichen Vorsichts - Maaßre= geln und der Legitimations - Vorschriften nah den in den felgen- den Artikeln enthaltenen näheren Bestimmungen zugelassen; 3) die Verbindung des diesseitigen Elb - Ufers mit dem jenseitigen - namentlich mit Hamburg, foll in dem Maße ununterbrochen fort- besiehen, daß ein freier Verkehr mit dem leyteren allen diessci- N innerhalb einer Entfernung von drei Meilen von dem linken Elb - Ufer belegenen Städten, Flecken, Dôörfern u. f w. gestattet, dabei iedoch ihnen nachgelassen is, sich selbsi gegen jede Verbindung mit den infîcirten und verdächtégen Gegenden nach Maaßgabe der darüber von der Königl. Fmmediat - Kommission gegen die Cholera ju erlassenden näheren Bestimmungen abzusperren; 4) dicienigen ewohner der inficirten Oerter, welche jenes nicht gesperrte Ufer- Gebiet Überschreiten und sih in das Jnnere des andes hegevett wollen, so wie die Bewohner dieses Ufer-Gebiets selbst, müssen dur genügende Legitimations - Scheine beweisen, daß fie sich volle fün Tage lang an einem nicht angesteckt.n, von der Cholera verschont geblievenen Orte jenes fceien Gebiets aufgehalten haben. Gegen: diejenigen, welche sich ohne Beobachtung diefer Vorsichts-Maaßregeltr in das Jnnere des Landes einschleichen, i| nach der ganzen Stceti= ge der Bekanntmachung vom 1sen September d. F. zu verfahren : 5) wenn wider Verhoffen die Krankheit auch in die hiesigen Lande eindringen sollte, so gilt dasselbe, was in Ansehung der Elb- Ufer in dett vorsichenden Artikeln vorgeschrieben ist, auch für die Umge- buñg des inficirten Orts, indem sodann jedem in einem Umkreise von 3 Meilen von diesem belegenen Orte der freie Verkehr mit dem inficirten gestattet , keinem aber die ohnehin im Fuueren des Lan- des allgemein gestattete freiwillige Abjperrung benommen seyn soil und jedem Bewohner dieses Rayons nur dann die Ueberschreitung desselben vergönnt ist, wenn er sich über cinen fünftägigen Auf enthalt an cinem gesunden Orte gehdrig auszuweisen vermag. 6) Briefe und giftfangende Waaren aus den inficirten Orten, o wie die Effekten der Reisenden, sind dem vorschriftsmäßigen Desin= fections - Verfahren zu unterziehen, wenn sie das freigelassene Ge- biet überschreiten. Den Königl. Land-Drofteien und der Berghaupt- mannschaft zu Klausthal bleidt es Überlassen, die Orte zu bestimmen, wo dies Verfahren in Ansehung der Waaren und Effekten der Ret- senden vorgenommen werden soll, Die mit der Pos versandten äckerecten und Briefe sind der Desinfection auf dem nächsien Post- Bureau zu unterziehen. 7 î Auch die Reisenden in den übrigen Theilen des Landes haben sich hinführo mit Legitimations - Karten über den Gesundheitszustand ihres leßten Aufenthaltsorts zu verse- hen. Uebrigens bleiben nicht nur alle Vorschriften der Bekguntma- chung vom 1. Sept. d. F. Über die Legitimation der Neifenden in so weit besiehen, als sie nicht durch gegenwärtige Verordnung etue Aenderung erlitten haben, sondern es wird auch den Obrègkeiten und Polizei-Behdrden cine geschärfte Beobachtung derselben empfohlen.“

Unter dem nämlichen Datum ist von dexr Königlichen Inne: diat- Kommission gegen die Cholera ein Publikanzum erlaffen, welches in Ansehung der, unter dem 15. Juni ergangenen, das Verhalten bei der Annäherung oder dem Ausbruche der Affati- {hen Cholera betreffenden Ministerial - Jnstruction, abändern und erioeiternde Beftimmungen enthält.

Die Elb - Cordon: Brigade ift wieder aufgelöst, Die Trny- pen- Abtheilungen, welche jene Brigade gebildet hatten, werden an einem von dem Commandeur, Obersten von Düring, zu be- stimmenden Tage ent!a}eu, und treten für selbige alsögun die gewöhnlichen Dienfiverhältnisse wieder ein.

Seine Königliche Hoheit der Bice- Konig if gestern nach Oldenburg, zu einem Besuche bei Sr. Königl. Hoh. dem Groß- herzoge, abgereist und wird auf der Rückreise sowohl ua WBrez- merhafen, um die dortige Hafen- Anlage in Augenschein zu nehmen, als auch nach Verden, Behufs Besichtigung der daselbst ausgeführten Deichbauten, sich begeben. Se. Königl. Hoheit werden am nächsten Montage hier zurück erwartet, - e

ta 14:2,

Rom, 1. Oftbr. NaGsGstehendes ist, in getretter Uebersezung des Lateinischen Originals, die Päpstiiche Bütte, in deren Folge der Botschafter Dom Miguels am 21|sten vort- gen Monats Audienz bei dem Papste gehabt hat: „„Dapst Gregor, der Knecht der Knechte Gottes, zu künftigem Gedvächi- niß. Die Sorge für die Kirche, welche die Nömischen Bi- chöfe, dem ihnen von Gott anvertrauten Hirten - Amte über die christliGe Heerde gemäß, unablässig beschäftigt, treibt dieselben dazu an, Alles, was in allen Ländern und bei allen Völkern die gute Verwaltung der Neligion, so wie das Heil der Seelen be- fördert , eifrigft ins Werk zu rihten, Die Beschaffenheit der Zeit ist indessen von der Art, und der Wechselsälle und Veránde- rungen in der Regierung und dem Zustande der Staaten sind so viele, daß jene dadurch nicht selten gehindert werden, die geist: lihen Bedürfnisse der Völker schnell und mit Fceiheit zut befrie- digen. Die Autorität der Päpste kaun nämlich haupytsäcvlich vou denen, die nach weltlichen Gesichtspunkten urtheilen, in einem gehässigen Lichte dargestellt werden, als ob jene näm!icch, von Parteigeist getrieben, irgendwie ein Urtheil über die Rechte der Personen fällen wollten, wenn sle in Ländern, wo mehrere um die Herrschaft streiten, in Bezug auf die dortigen Kirchen und insbesondere auf die Bestätigung der Bischöfe erwvas beschließen und zu diesem Behufe mit denen unterhandeln, welche daselbst faktisch die oberste Gewalt besien. FJu- diesen gehßässlgen und und verderblichen Verdaczt sind die Römischen Päpste zu allen Zeiten geratheu, obschon ihnen daran, daß dessen Uigrund. offen- bar werde, so viel liegt, als das ewige Heil derer werth. ist, dez nen aus dieser Ursache der geeignete Beistand verweigert oder doch länger, als billig, vorenthalten wird. Nur dies hatte Unser Vorgänger, Clemens V., seligen Audenkens, im Auge, als er auf dem allgemeinen Concilium in Vienne in einer höchst heilssameu Bulle bevorworteie, daß, wenn der Papst Jemanden mit dem Titel irgend einer Würde nach sicherer Kunde in Wor- ten, Bullen oder Briefen beneune, ebre, oder auf irgend eine andere Weise behandele, dies nicht so verstanden werden dürfe, als wolle er denselben dadurch in jener Würde bestätigen oder ihm ein neues Recht verleihen, Dasseibe hat au Joßann XXIT, aufs deutlichste fund gethan, als er dem Robert 2Bcnce, der als König der Schotten anftrat, in Briefen, un der Ein: trat willen, den Nönigstitel ertheilte, wohl wissend, daß dadurch, der Bestim der CElementinischen Bulle gemäß, weder dem Nechte des Königs von Enaland ein Abbruch geschehe, noch je: nem ein neues Recht verliehen werde. Was er nicht nur in zivei WBriefen an Nobert selbs auêgesprochen , sondern anch in cinem äußerst verbindlihen Schreiben den Könige Eduard von England, mit dem jeuer um die Herrschaft Englands kämpfte, ansdrücklih in Erinuercu:g gebracht, nämlich: daß er uicht glguz ben möge, es werde durch diese Titulatur das Recht eines vou ihnen ‘beiden vermehrt oder geschmälert. Jn ähulicher Weise verfuhr Pius 1l,, als zwischen Kaiser Fciedric und Matthias, dem Sohne Hunyad?s, unm die Herrschaft von Ungarn gekämpft wurde; er erklärte nämli, derjenige werde, dem Branche ge: máß, von ihm König genannr, der die Herrschaft besitze, wo- durch, wie er glaube, feinem eine Beeinträchtignüg widerfähre. Diese Handlungsweise, die, wie wir wissen, vou dem Pápfi- lichen Stuhle seit den ältesten Zeiten beobachtet worden isi, hat

HOHA