1831 / 306 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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E E T E A Tp M E E A e E,

von Griechenland“‘, sagt Herr Eynard uuter Anderem, „hatte ei- nen antiken Charafter ; siceng, ernst, von eiger Rechtlichkeit ohne Gleichen, suchte er nie sich geltend zu machen, verahtete Unge- rechten Tadel, verwandte sein ganzes Vermögen für Griechen- land und verfolgte standhaft seine Pláne sür die Civilisirung sei: nes Vaterlandes, Nie besaß ein Ein mehr werthvolle Eigen- schaften, a!s er; er hatte viel Geist, war sehr unterrichtet, arbei tete viel und war vou seltener Loyalität und einfachen Sitten ; mit allen diesen Tugenden verband er cin nnbeshränftes Vertrauen in die Vorsehung, Die Korrespondenz des Grafen Capodistrias ist ein Muster von Weisheit, Talent und Scharfbli; man kann sich keine Borstellang von dem machen, was ex Alles für Grie: chenland thun wollte, noch von der Sorgfalt, die er auf die Erziehung der Jugend, die einzige und wahre Hoffnung Grie: chenlands, wie er slch ausdrückte, wandte. Aber seine Beschei- denheit und Selbstverläugnung waren #9 groß, und er haßte Alle, die sich selbst rühmen, dergestalt, daß er mir stets verbot, feine Briefe in die öffentlicheu Blätter rücten zu lassen, und mir Vor- würfe machte, wenn i dieses Verbot manchmal übertrat. Der Tod des Práfidenten ist ein Unglück für Griechenland und ganz

Europa, denn er war das Band, welches das civilisirte Europa mit Griechenland verknúpfte. Im weiteren Ver- folg seincs Schreibens warnt Herr Eynard davor, den

verleumderischen Artikeln einiger Blätter Glauben zu \c{enken : der Práfident habe die ungeheure Majorität der Griechischen Bevölkerung auf seiner Seiie gehabt und seh von ihr, wie ein Sater, geliebt und geehrt worden. Als einen Belag für diese Behauptung führt er eine von Kolofotroni, Plaputas, Jatrakos, s{nastassopulos, Papatoris , Petrovas, Choliotis, Maskolos und hundert anderen Militair-Chess des Peloponnes unterzeichnete, in dein amtlihen Theile des Courrier de Grèce vom 27. Sept. b:fannt gemachte, Protestation gegen die Vorfälle in Poros und die Verbreonung der Griechischen Flotte an. Diese bezeugen doriz vor Gott und den Menschen die Verdienste des Präsiden- tei, unter dessen Leitung Griechenland seiner politischen Wiederge- burt und der Civilisation mit NRiesenschritten entgegengehe. Zum Schlusse theilt Herr Eynard folgende Stellen aus dem seen Schreiben des Grafen Capodistrias an ihn mit: „Na u- vlia, 2%. Sept. 1831. .... Einige Personen und Zeitungen sind mit dèr Griechischen Regierung nicht sehr zufrieden; dies wundert mi indessen bei ihren politischen Ansichten nicht. Das Zengniß, das allcin mir unwiderlegbar scheint, geben die That- sachen, und diese beweisen, daß die Regierung uur diejenigen, welche Veruntreuungen begingen oder gegen die jeßige Ordnung der Dinge intriguirten und sie umzufioßen suchten, aus dem Staatsdienste entfernt hat. Der in Frankreih angekommene General Schneider wird, hoffe ih, eine Auskunft ertheilen, die für die Griechische Regicritng nicht ungünstig ausfallen wird.“ .. Son den lezten Eceignissen sprechend, fügt der Präsident hinzu: „We- dex die Furcht vor den Ränkemachern, noch die vor den langen Ko- lirmnen einiger Blätter werden mich von meiner Bahn abbringen ; nan spreche und schreibe, was man wolle, denn auf die Länge iverden die Menschen dech nicht nah dem, was man von ihren Handlungen sagt und schreibt, sondern nah dem Zergniß dieser Handlungen selbst beurtheilt. Geftüßt auf diese Wahrheit, habe ich mix folchen Grundságen bis an den-Abend meines Lebens in der Weit gelebt und mich wohl dabei befunden; es ist mir un- möglich, jeßt davon abzuweichen; ich werde thun, was ih soll, geschehe, was da wolle.‘ Mehrere Blätter melden als (Sorticht, Pietro-Beh habe den Grafen Capodistrias ermordet, and in Nanplia sey eine ans drei Mitgliedern bestehende provi- sor!sch2 Regieruna, au deren Spive Konduriotti stehe, errichtet worben, Zuverlässige Details über dieses Ereigniß sind erst mit eut Courier ¿u erwarten, der hezte oder morgen mit den aus- sibrlichen Depeschen an die Regierung von Toulon hier ein- tceffen wird. |

Die Jury des Departements der, Vendée hat einen dortigen Ginwohwer, der angeklagt war, Soldaten vom 32sten Jnfanterie- vTeoiment zur Desertion aufgefordert zu haben, zu neunjähriger Gefängnißslrafe verurtheilt,

Nevoleon v. Lennor, Anführer eines Streif - Corps in den hundert Lagen, der im Juli d. Y. als muthmaaßiicher Theilneh- mer an einem Komplotte gegen die Sicherheit des Staats ver- ßaftet worden war, ist vom hiesigen Königl. Gerichtshofe von dieser Anflage frei gesprochen, aber wegen unrehtmäßiger ‘An- nahme des Grafentitels vor das Zuchtpolizei - Gericht gestellt worden.

Der Courrier de l’Europe meldet nah einem Schrei- ben aus Arles vom 16ten d. M.: „Ganz Frankrei fennt die (5: schichte von dem berüßmten heariquinquijstishen Kohilfopf in ‘?ontpellier und die gerechten Entrlstungen der Capacitäten des Zuli darüber, daß eine Pflanze es gewagt, grüne und weiße Blätter zu tragen. Etwas Aehnliches hat si jeyt hier zugetra- gen, Nachdem ein Winzer zu Bellegarde eine von jenen großen Spinnen gefunden, die auf dem Leibe die Figur eines Kreuzes und unter demselben ziemlich deutlich eine weiße Lilie zeigen, brachte er dieselbe hierher, wo sle von Hand zu Hand ging und die Polizei, die fch wenig auf Entomologie versteht, sofort auf die MWBermuthitnz brachte, daß sie den Faden irgend eines Karlistischen Fomplotts entdeckt habe. Mehrere Personen wurden gerichtlich vorgeladen und des Verbrechens angeschuldigt, sich mit einem nsekte befaßt zu haben, das ein Emblem der vorigen Dynastie an sich trage. ‘‘

Großbritanien und Frland.

London, 28. Oft, Der König wird am künftigen Sonn- abend von Windsor in Brighton erwartet.

Die Großfürstin Helena von Rußland hat, bevor sie London verlassen, der Königl. Dienerschaft, welche die Aufwartung dei ihr gehabt, 150 Guineen zuslellen lassen.

Lorò Durham ist gestern Morgen nah Brüssel abgereist.

Lord Holland hat sich nah Brighton begeben. Der Nieder- O Baron Fal, leidet fortwährend sehr heftig au der Gicht. Man schreibt aus Deal vom geftrigen Tage: „Diesen Morgen famen die K. Schiffe von der Linie, „Revenge““, „Ta: lavera‘’ und „Wellesley“, von Portsmouth, nebst der Kanonen- Brigg „„Recruit‘/ an, um zu dem seit gestern schon hier liegen- den Geschwader zu stoßen und unverzüglih unter Befehl des Contre: Admirals Warren ( Flaggschiff „„Talavera‘/) nach der Schelde abzusegeln.‘‘

_Der Globe sagt: „, Wir haben Grund, zu glauben, daß die Bestimmung der Flotte iediglich von den Maaßregeln abhängt, die der König von Holland ergreifen wird. Die Nichtannahme des Traktats von seinèr Seite dütfte nicht zu einer augenbli- lih:n Thätigkeit führen; aber jeder friegerishen Bewegung ge- gen Belgien würde sogleih Einhalt gethan werden. ‘/ *

i d phie aiten meldet, daß Sr. Majeftät 71 Adressen ber die Verwerfung der Reform-Bill, so wie zur Bezeugung

1642 des Vertrauens auf die Königl. Minifter und um die Ernen- nung neter Pairs, Übergeben wörden. Die Yorfk- Courant erklärt sich 1 tigt, daß der Erzbischof von York, dringeuder Umstände halber während der Verhandlungen üver die Reform - Bill in Yorkshire zuriicézehalten, seine Vollmacht zu Gunsten der Bill dem Bi-

zu der Bemerkung ermäch:

schofe von London eingesandt habe; dieser aber sey durch den plö6lichen Tod seines Vaters verhindert worden, bei jener Gele- genheit im Oberhause zu erscheinen. ,

Der Courier sagt: „Wir haben ein Schreiben erhalten, dessen Abfasser sich einen Freund der Wahrheit neunt, und der sich sehr über die Urtheile der Journale in Bezug auf das Be- tragen des Bischofs von London deklagt. Ec behauptet, aus guter Quelle zu wissen, daß der Bischof entschlossen gewesen seh, für die Bill zu stimmen, von seinem geistlichen Oberhanpt aber, das ihm bemerkt habe, daß es wichtig für die Bauk sey, einstimmig zu sehn, davon abgebract roorden sch. Odgleich wir nun an die Wahrheit dieser Behauptung kaum glauben fön- nen, so ents{uldigt sie doch den Bischof von London keiueswe- ges. Als Mitglied des Oberhauses war es seme Pflicht , nach Gewissen und Ueberzeugung, aber niht aus Rücksicht gegen cinen Oberen zu stimmen, ‘‘ E

Ein Schottisches Blatt erzählt, daß Karl X. in einem Gespräch, welches er mit Lord Elcho auf der Jagd gehabt, der Meinung gewesen seh, daß es sehr räthlih fur die Lords sehn durfte, die Reform-Bill ohne Weiteres anmzunehmen, L

Die Morning-Chronicle berichtet, daß am näcsteu Montag unter dem Vorsiy Sir F. Burdetts eine öffentliche Ver- samm!ung in der Kron- und Anker-Tavern stattfiiden werde, um den Plan zu einer großen politischen Union zu entwerfen. Ein Hauptzwe dieser Union werde seyn, die Neform:Bill zu befôrs dern und die Mittelklassen mit den arbeitenden Klassen für das allgemeine Beste zu vereinigen. Zu dem Ende solle neben die- ser politischen Union eine bewaffnete Association, eine Act Na- tional - Garde, ercichtet werden, um Personen und Eigenthum zu beshüßen und zu verhindern, daß die Reform nicht zum Vors wand für Unordnung und Verwüstungen gemacht werde. „Durch diese Union und eine bewaffnete Association‘‘, fügt das ge- nannte Blatt hinzu, „leihen wir der Regierung eine wirksame Uaterstüßung, und zerstören die Hoffnungen derjenigen, welche anf Uneinigkeit unter den Reformisten rechnen, und sich nicht darum fümmern, wie sehr sie dem Lande durch Verzögerung ei- ner Maaßregel, die sle doch am Ende nicht hintertreiben fönnen, Schadeu thun,‘ Die Times weist, über denselden Gegen- ftaud sprechend, auf den Nuten hin, den dergleichen politische Unionen in Frankreich, besonders bei Gelegenheit der Wahlen, gestiftet hätten. Sie wünscht, daß die große politische Union, welche sich jeßt in London uuter den Auspicien Sir F. Burdetts bilden würde, dem ganzen Lande zum Muster uud zur Nacthah- mung dienen möge. Das Wesen einer solhen Union müsse

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darin bestehen, daß sle nie feindselige oder angreifende Zwecke

habe, sondern \sich auf eine einfache Vertheidigung der Rechte des Bolks und der Pecsonen und des Eigenthums durch Waffen beschrän:

fe. Der Courier entgegnet den beiden eben erwahnten Blättern : „„Es if, unserer Meinung nach, ein großer Beweis von der gu- ten Gesinnung der Regierung, daß sle, was auch immer ihre Ansicht über die Zulässigkeit der politischen Unionen, welche zu gleicher Zeit die Mittel anordnen wollen, um als bewaffnete Körperschaften aufzutreten, sehn möge, do feinen Versuch ge- macht hat, gegen diese Asociationen einzuschreiten. Diese Nicht- Einmischung der Regierung ist ein Beweis, daf es ihre Absicht ist, gerecht und billig zu herrschen, und wir denken, daß der Weg, den sie einshlägt, ihrer Klugheit und ihrem Herzen Ehre macht ; denn was hat eine rehtlihe Regieiung, wenn man auf die Er- ziehunz und auf den refleftirenden und bedächtigen Charakter des Engländers blickt, von den Vereinen zu befürten, wo Er- ziehung und Eigenthum am Ruder sigen. Ju England ent- ält jedes Kirchspiel so tugendhaste uud so gut unterrichtete Mánner, daß sie die höchsten Aemter im Staate bekleiden fönnten, und ivenn solche Männer Che beitreten, so müssen sie den Thron und der Regierung zum Schus gegen den Pöbel dienen. Wenn wir aber zugeben, daß eine gute Regierung nichts von öffentlichen Affsociationen, bewaffneten oder undewaffneten, zu fürchten hat, wenn dieselben aus den ahtungswerthen Kiassen gebildet werden und Leute von Einsicht an ihrer Spite haben, so können wir es doch den Gemüthern unserer Leser nicht dringend genug einprä- gen, daß, wenn wirklich solche Associationen in diesem Augenbli dringend nothwendig sehn sollten, woran noch Viele zweifeln, es von der allergrößten Wichtigkeit seyn muß, daß sle, von Personen gebildet werden, welche etwas zu beshüben haben, und durch Rathgeber geleitet werden, welche die Nothwendigkeit , rechtlichen Parlamentern zu gchorchen, und die Aufrechthaltung der Würde und der Macht der coufstitutionuellen Monarchie einstimmig aner- fennen. Es werden viele Redner des Pöbels versuchen, die Lei- tung solcher Vereine an sich zu reißen, und Viele vom Pöbel selbsi werden wünschen, Mitglieder zu werden, in der Hoffaung, die Regierung umzustürzen. Solche Leute missen ausgeschlossen blei- ben. Wir empfehlen daher, daß an allen Orten, wo man Ver- eine bilden will, die aufgeflárten und wohlhabenden Einwohner, die zuglei Freunde der Reform sind, thätigen Antheil nehmen mögen. Uebrigens enpfehlen wir die Bildung neuer politischen Bereine an und für sich nicht; obgleich wir die Vortheile dersel- ben in s{chwierigen und gefahrvollen Zeiten zu würdigen wissen, so sind wir doch nicht überzeugt, daß sie aus diesen Gründen jeßt nothwendig sehen; wein sie aber dennoch zu Stande kom- men, \o hoffen wir, sie so eingerichtet zu sehen, daß sle für feine gute Regierung ein Hinderniß abgeben.“ Der Moruing-He- rald spricht sich entschieden gegen die Bildung der politischen Unionen aus, indem es solzer Mittel nicht bedürfe, um den Geist der Nation zu Gunsten der Reform aufzuregen. Deu Vor- schlag zur Errichtung einer Natiouälgarde hält er für so unpassend, daß er unter keinen Umständen glauben fönne, daß es damit ernftlich gemeint sey. Dies würde ganz den Anschein haben, als ob man den Theil der Legislatur, der sich der Bill feindlich gezeigt ha- be, duch die Gewalt der Waffen zwingen wolle. Festigkeit und Mßigkeit würden sicherlich mehr zur Förderung einer Sache, die auf Gerechtigkeit und Vernunft begründet sey, beitragen, als Drohungen und Gewalt. Der Morning-Herald entwirft eine traurige Schilderung von dem gegeuwärtizgen Zustande Jrlands und bedauert, daß die Session des Parlamentes zu Ende gegangen, ohne daß ir- end etwas für -Jrland geschehen sey. „Das orgauisirte Sy- em,‘“ heißt es unter Anderem, „sich im Süden von Jrland der Zahlung des Zehnten zu widerseßen, hat die Geistlichkeit in die \chwierigste und traurigste Lage verseßt. Wenn man uns berich: tet, daß fein Zehnten anders als durch militairishe Gewalt ein- gesammelt werden fann, so müssen wir auf die äußerften Folgen gefaßt seyn. Die Bauern im Süden sind von ihren Gutsherren verlassen und fallen den Aposteln des Unheils in die Hände,

welche, indem sle dieselben unaufhörlich änreizen, sich gewaltsam

in der Beslb ihrer wirklichen ‘oder eingebildeten Rechte zu seßt o

idre nächtlicen Werke der Mißhandlungeu, des Schredeis uy der Mordthaten fortseyen.‘‘

Da der zum Lord-Mayor erwählte Alderman Thompyj ebenfalls dieses Amt ausgeschlagen hat, so ist die Bürgersch| der City von London zum drittenmale zu einer neuen Wahl j schritten. Die Stimmen sind bis jeßt folgeudermaßen verthei) der jeßige Lord: Mayor hat 1806, Alderman Kelly 1770 u der Blderman Farebrother 580 Stimmen. Jm Fall die Wy der Aldermen wieder auf einen der Lebteren fiele, sollen dies ben ebenfalls entscchlossen seyn, die Würde abzulehaen, M; sieht der endlichen Entscheidung mit Spannung entgegen.

Am Dienstag bewirkte die Kunde von einer Depesche des @ Chs. Bagot, unseres Gesandten im Haag, ein Weichen der Cu Mittwoch hatte Baron van Zuhlen van Nyhevelt eine Unte dung mit Lord Palmerston 1:1n auswärtigen Amte. Da m zugleich vernahm, daß eine Englische Flotie nah. der Sche) beordert sch und einige Schiffe von Admiral Codringtons (\ \chwader {hon Portsmouth verlassen hätten, so glaudte man , einen weiteren Fall der Cons. , die aber doch slch hielten.

London, 25, Oft. Mit jedem Tage zeigt es \ offenbarer, daß die Ronservativ- oder Tory - Partei den Pi eines angemessenen Widerstrebens gegen den fortschreitenden Gy der Zeit überschritten und dadur dem demokratischen Elemy eine Stärke gegeben hat, welche, wo sie niht mit höchster Wi heit gemildert und gelenkt wird, am Ende die ganze Aristefrá| úberwältigen muß. Ein Extrem ruft immer ein anderes her So machte z. B. die denkwürdige Erklärnng des Herzogs y Wellington gegen alle Neform geheime Stimmung beim Wähl welche doch mehr als jede andere Maaßregel geeignet ist, d Einfluß der Vornehmen und Reichen zu zerstören, zum Lieblin gegenstand der Nation. So machte die Nothwendigkeit, das terhaus zu erneuern, das Geschrei um die Bill und nichts a die Bill, deren Fehler der fritisze Geist der Nation sonst s leicht erkannt háite, so allgemein, daß die Mehrheit des Unt hauses feine Modification in derselben anuehmeén dutj Nun hat die Verwerfung der Bill alle bewegbare Geister | Lande Und diese bilden nicht nur bei weitem die Mehzheit

der Nation, sondern auch die wik .ihe Kraft derselben sos

gegen den Adel und die Bischöfe aufgeregt, daß ein Manu, 1 der berüchtigte Cobbett, den soust faum der gemeinste Pöbel y ter sih dulden wollte, bei jeder Bersanmilicug Gehör findet 1 bei gar manchen der Beschluß ohne MWiderrede angenommen wi den ist, daß das Oberhaus eine Búrde sür die Nation sey, 1 bei vielen, daß die Bischöfe wenigstens aus demselben verbai werden müßten. Ju verschiedenén Hauptorten der bischöflid| Sprengel hat nw dieselben im Bilduiß aufgehañgen und hi brannt, das des reihen Fürst-Bischofs vou Durham sogar 1

seinem eigenen Palast, und an wenig Orten dürsen | es wagen, unbeshimpft ais MPrediger oder soust in |

ren Amts - Functionen zu erscheinen. Jm hiesigen Kid sprengel Clerfcuwell, welher fast gänilich von Handwerkt und Krämneru bewohnt wird, haben die Bürger die Vorsteher d sucht, ja feinen Bischof mehr in einer ihrer Kirchen zum Pre gen ein:uiaden; und in einen anderen Kirchspiel, wo die d nenerte Kirche vom Bischof von London eingeweiht werden sollt erfiárten die meisten Bewohner, daß sie, sobald Se. Herrlichk| die Kanze! bestiege, mit ihren Familien die Kirche verlasse! wi den; und dies aus keinem anderen Grunde, als weil der Bü§ niht für die Bill gestimmt hat (er gab nämlich gar k Stimme ab). Der Páälat hielt es deswegen am gerathensl die Einladung der Vo steher abzulehnen, Diese Hestizkeit gen Männer, die fast alle eben so ahtungéwürdig durch iht Lebenswandel als durch ihre Gelehrsamkeit sind, erregt lich den Unwillen aller Persouen von gemäßigter Denkungésl aber diese werden vom Strome der öffeutliczen Meinung übett tigt, welcher um so fraftiger ist, da die Millionen von Katholik dissentirenden Protestanten und Ungiäubigen begierig die Gelegeuh! ergreifen, um der Kirche einen Todesstoß beizubringen Ein and und noch wichtigeres Resultat der Verwerfung der Reform: ist die Bildung von R-form-Aus\chüsen und politischen Verei nach dem Birminghamer Vorbild in allen Theile des Köl reis, in der doppeiten Absicht, um die Aunti-Reformers zur N giebigfeit zu shrecken und um die Minifier vor Weichmüthigl und Nachgiebigkeit gegen dieselben zu bewahren: denn wenn dl der Vorftand des Birminghamer Vereins in einem all;u fräftigen Dokument die Nation zum vollkommensten Zuträl gegen die Regierung auffordert, so fehlt do sehr viel, daß hes unbedingt oder allgemein herrshe. Hier in London well stens hat die Aufnahme, welche die Deputation der Kirchspil welhe sich um 11 Uhr des Nachts zum Grafen ins Hans drängte und ihm ihren Rath aufdringen w te, gefunden haben will, einen \{chlimmen Eindruck | macht, und die Meinung scheint ziemlich allgemein, es dessen Absicht gewesen sey, das Parlament erst Fanuar wieder zu versammeln und die neue Reform-Bill seil Gegnern gefällig zu machen; und daß, wenn er solches 1 thue, nichts als die Furht vor dem Volke ihn davon abh# Auch hat diese zufällig und bloß für de Ueberreichung dek schiedenen Adressen gebildete Deputation Anstalten getroffen, sämmtlichen Kirchspiele, welche sie hierbei zu vertreten hatte, einen großen politischen Verein zu bilden; welchem unter ? derem auch die Erhaltung der Ruhe und Ordnung in der Ha} stadt obliegen soll. Die Kirchspiele indessen, welche derselbe 1 fassen soll, bilden zwar den größten Theil Londons, gehören d eigentlich nicht zur Löndoner Altstadt (City.) Diese ist in. sem Augenbli in einem bürgerlich : politishen Kampf soudt rer Art beschäftigt. Diese Stadt besteht ans 24 Vierteln, di jedes einen Alderman - als Vorsteher hat. Aus diesen wählt Bürgerschaft jedes Fahr zwei Kandidaten, deren dann von den Aldermen zum Lord - Mayor oder Sh! heiß der ‘Stadt gewählt wird. EGewöhnliher Weise die Wahl von beiden Seiten nur eine Förmlichkeit, die Aldermen werden der Reihe nah Lord Mayor. Di Mal aber hat sichs der jeßige Lord Mayor, Key, welcher beka lich durch seinen berüchtigten Brief an den Herzog von Welll ton im vorigen Herbst sich so großen Tadel zugezogen, aber s{ch durch seinen Eifer für die Bill sehr beliebt gemach! den Kopf gesest, noch ein Jahr in seinem Amte zu bleib Seine Freunde haben demnach seine Wiedererwählung als t! Beweis füx den Eifer der Bürger für Reform gngegeben ? erhielten für ihn und einen anderen liberalen Alderman ! eine Mehrheit, aber nicht eine sehr große. Die Aldermen von denen die Mehrheit gegen Reform oder doch gegen die \ sönlichen Ansprüche des Herrn Key seyn mögen, wählten zweiten Kandidaten, und da diéser sich wetäerte, das Amt zu üb nehmen, \o verordneten sie eine neue Wahl, Diese ward | Sonnabend beschlo}en, und zwar diesmal durch eine Mehl von 5 gegen 1 für den Lord- Mayor und Alderman Thomb|

wählten die Aldermen diesen und nicht den Lord-Mayor, d da Herr Thompson nun auh das Amt nicht übernehmen il, fo muß zum driiten Mal gewählt werden, wo denn bie ürgershaft sich bereit ectiärt hat, noch einmal ihren Liebling pst einem anderen, der nicht dienen will, zu erwählen, Alles es bringt große Gährung hervor; und da die Aldermen if Lebenszeit erwählt sind, fo giebt dies natürlich zu elen gehässigen „Becgleichungen mit dem Odverhause An: j, - Zuzwischen bildet sich. unter der Kaufsmanaschaft, wie man t, auf Betrieb des Lord Wharuclisfe, eine sogenannte gemä: zte Reform-Partei; ich zweifle jedoch, ob solche jeßt Gedeihen hen wird. O’Connell ist aach Dublin zurückgekehrt, wo die jerung ihm zwar fein Amt, aber doch den Vortritt unter den dyofaten gegeben hat. Dafür betreibt er eisrig die Sache der eform; jedoch nur, wie er offenherzig gesteht, als Borläuferin 7 Auflösung der Union, der Aufhezung des Zehnten und isend andere Dinge, welche sein liebes Friand beglücken sollen ; un die Minister, fiagt er, obgleich sie weit ehrlicer wären, als e ihre Vorgänger, hätten uoch nichts für dasselbe gethan. N. ize:d-er l:@ n d 0, Aus dem Haag, 29. Oft. Gestern haben Se. Majestät : König aus den Händen einec Deputation beider Kanunern Generalstaâten die nachstehende Adresse entgegengenommen : „Sire! Unmittelvar nach der Schließung ihrer vorigen Sesston neue versammelt, bringen die Generalstaaten wiederholentlich rer Majestät die Versicherung ihrer unwandelvaren Treue und hänglichkcit. Wenn wir mit Ew. Majestät den Blick auf die cignisse des eben verflyssenen Zeit-Abschnittes richten, drängen fich jz verschiedene Wahrnehmungen auf. Wie wir auf der einen eite mit Stolz der vereinigten Kraft-Entwickelung der Nation und er Regierung uns rühmen dürfen und mit Dantbarkeit der Seg- ingen, die wir genießen , gedenken kdnnen, so müssen wir doch auf r anderen Seite viele noch düstere Aussichten in die Zukunft be- huern, und der Gedanke an die mannigfaltigen Aufopferungen, zu nen die Ehre sowohl als das Jnteresse des Vaterlandes und die Liebe zu selben uns noch ferner verpflichten, gewährt uns ein petnliches Ge- hl. Kein Riederländisches Herz giebt es, das nicht begeisterter schlug jenen glänzenden Thaten, die, mit so vieler Sorgfalt vorbereitet und it so kühnem Sinne ausgeführt, unsere Kriegömacht, den Kern ex Stände des Volkes, gleichsam in Einem Augenblicke triumphi- nd in die Mitte cines Landes vecsezten, das uns durch treulosen fall zur Feindschaft gezwungen hat und in der Stunde der Ge- je nur bei fremden Hülfstruppen sein Heil sucht. Dankbar sicht 3 Vaterland auf die Thaten seincr mannhaften Vertheidiger, danf- r auf die E De die aufs neue dargethan, daß das [ut der Rassaner durch ihre Adern sirôme. Mit gerechtem Selbs- fühle sicht sich Niederland dadurch unter den Bôlkern Europas er- ben ; aber bei der Gerechtigkeit seiner Sache hätte es mehr erwar- n fônnen; lange gereizt und benachtheiligt, macht es gegründete sprüche auf die baldige und vollständige Anerkennung seiner Rechte d auf die billige Regulirung seiner Interessen. Fa, Sire, das olf, auf dessen Vertretung wir stolz sind, ist noch bereit, r Freiheit und Unabhängigkeit alle Kräfte in Bewegung zu hen, einzig und allein, um einen ehrlichen Frieden zu erlan- n, und Fürlg wünschen wir, daß freundschaftliche Verbindun- t, mit anderen Mächten unterhalten und angeknüpft, bald \ihtbare Folgen zur Erreichung dieses Zieles haben wdgen. dit Erkenntlichkeit empfingen wir die früheren Mittheilungen Eu- è Majestät über den Lauf der Unterhandlungen, und mit großer jegierde sehen wir ferner denjenigen entgegen , die Ew. Maj. uns her den weiteren Gang und Ablauf derselben werden machen las- n. Zur Genugthuung gereichten uns die Mittheilungen Ewr. aj. , die wir über verschiedene, unseren inncren Zustand betreffende, wglegenheiten erhielten. Wir danken es der Vorsehung, daß, wäh- eme bessere Ernte im Allgemeinen einen Ersaß fúr frühere un- chtbare Fahre lieferte, wir dabei noch vou dee furchtbaren Seu- e, die anderwärts so viele Verwüstungen anrichtet, verschont ge- leben sind. Handel und Schifffahrt empfinden den nachtheiligen infuß der Zeitumsiände. Fhre Fnteressen werden indessen doch nicht 1s dem Auge gelassen, und davon zeugt nantentlich die Eröffnung des ihlichen Kanales von Voorne. Die verbesserte Lage unserer Of- dischèn Besißungen , über die uns Ew. Majestät Erdffnungen an- fündigt, wird, wir dürfen es erwarten , ebenfalls cinen günstigen influß darauf Üben. Wünschenswerth wäre es, daß auch die West= dischen durch Hinwegräumung der auf ihnen lastenden Beschwer- jenen Fnteressen bald dienstbar gemacht werden könnten. Vor lem werden ein neues Geseß und cin neuer Tarif Über die Ein-, us- und Durch fuhr-Zdlle nicht allein Schifffahrt und Handel, son- n auch den Landbau und andere Quellen der Wohlfahrt befdr- en können, wenn se mit dem doppelten Augzenmerke der Aufhe- ing und des Schußes entworfen werden; wir schmcicheln uns im raus, ein solches Gesey bald vorgelegt zu schen. Die nothwen- g gewordene Revision der Geseßbücher und des Geseßes Über e Organisation der richterlichen Gewalt wird ebenfalls einen höchst ichtigen Gegenstand unserer Berathschlagungen ausmachen. Be- its haben Ew. Maiestät uns die Mittel vorgeschlagen, wie fort- lernd den Staatsbedürfnissen getreu nachgekommen werden kann. dir werden dieselben mit der größten Genautgfeit untersuchen und iei einerseits im Auge behalten, was die Erhaltung des dfsentli- n Kredits und der Drang der Zeiten gebieterish erheischen , an- terseits aber auch dahin trachten, wie mit der Sicherung k Geldmittel durch Sparsamkeit und Ordnung zur Erleichte- ing und Verminderung der Lasten unserer Landsleute beigetra- n werden Fann. Wichtige Arbeiten werden uns _wieder dieser Sißung beschäftigen Wir werden darauf allen fer und alle Sorgfalt verwenden, die das Niederländische Volk lit Recht von uns fordern kaun Sire! Dieses Volk empfindet das dedrfniß der endlichen Regulirung seiner auswärtigen Verhâlt- ise sowohl, als der Revision sciner politischen Fnfsituttonen in olge der Trennung von Belgten. Groß sind die Opfer, welche die ation mit Bereitwilligkeit gebracht hat und noch brinat; fte bliét hulih| nah einem Resultate, welches ihr die Früchte davon ern soll, und erwartet dies unter Gottes Segen von ihrer Res- erung und Allen, deren vereinigte Kräfte dazu förderlich scyn kdn- en, Ünaufhörlih wenden Ew. Maj. zu diesem Ende Jhre uner- dlichen Bestrebungen an : dieser Erwartung nach Kräften zu ent- rechen, soll au unsere theuersie Pflicht seyn; uns dieserhalb Ew. Rajestät anzuschließen, ist unsere einzige Absicht, wie es unsere feu- gíe Hoffnung if , bald die Zeit kommen zu sehen, in der sich uns lere Aussichten für die Zukunft eröfnen.“/ i; _ Se, Majeftät erwiederten der Deputation aach aufmerksamer nhörnng der Adresse, daß Sie mit Vergnügen die Einftimmig- tit wahrgenommen, mit der sih die Generalstaaten in der Aeu- trung ihrer Vaterlandsliebe und Treue der Regierung ange- hlossen; daß Höchstdieselben ebenfalls wünschten, die beruhigende versicherung ertheilen zu können, welche die Erftillung der billi- en Wünsche der Nation in si begrisfe: daß die Zukunft aber ioch in Dunkel gehüllt sey, und daß leicht die Nation aufgefor: ert werden könnte, ferner zu beharren in der Behauptung der Ehre, der Freiheit und der Unabhängigkeit des Staates, was enn au nöthigenfalls vertrauensvoll geschehen würde; daß für ht die Eröffnungen noch nicht gemacht werden könnten, die man illigerweise verlange, daß dies jedo, sobald nur die Umstände 8 gefiatteten, auf demselben vertraulichen Fuße wie bisher statt- inden würde; daß die Negulirung der inländischen Staats- gelegenheiten Höcstihrer Aufmerksamkeit uicht entgangen sey, daß jedoch die darauf Bezug habenden Vorschläge erst dann mit

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Nußen gemacht werden könnten, wenn die ausländischen regulirt

thn würden,

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Jn der gestrigen Sißung der- zweiten Kammer wurd der Bericht von dieser Königl. Ecwiederung dürch Herrn Collot d'Escurh abgestattet, und die Kammer beschloß, diesen Bericht druen zu lassen. Ja derselben Sißung wurde beschlossen, die Zahl der Sectionen von 7 auf 5 zu vermindern; auch wurde von Seiten des Präsidenten eine Kommission zur Untersuchung der eingegangenen Bittschriften ernannt.

___ Jhre Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helena von Rußland ist gestern aus London hier eingetroffen.

Antwerpen, 28. Oft. Das hiesige Journal sagt: Die Nachricht, daß bereits eine Enzlische Flotte in den Ge- wässern der Schelde erschienen sey, bestätigt s nicht, Ein Ant- werpener Lootse, der gestern Nachmittag von Flessingen abgegan- gea und heute Morgen hier angekommen ift, sagt ans, daß bei seiner Abreise noch nichts von einer Englishen Flotte bekannt gewesen seh. Wir fónmuen aber versichern, daß ein Englisches Kriegs\chi}ff seit gestern vor Ofiende liegt, um den Beigischen Handel zu beschützen.“

Brüssel, 28, Oft. Nachdem im geficigen geheimen Comité der Repräsentanten der (bereits gestern erwähnte) Vor- {lag des Herrn Gendebien, die Berathungen über die 24 Artikel öffentli zu machen, verworfen worden war, sprach sich Herr Julien in einem sehr ausführlichen Vortrag gegen den Tecaktat aus. Nach ihm trat Herc Fallion auf und sagte, daß die Stärke Belgiens mehr außerhalb als innerhalb seiner Grän- zen bestehen müsse; seme Unabhängigkeit würde sh immer nach den Schwingungen der Wagagschale der politischen Juteressen Eu- ropa?s richten, und mehr oder weniger in seinen Gränzen be- schränkt, würde es nicht weniger das Joh seiner Lage ertcagen müssen, Er würde feinen Augenblick anstehen, die Stellung wieder einzunehmen, welche er auf dem Terrain der 18 Artikel inne gehabt hätte, wenn er {h noch denselben Gesinnungen mit einiger Aussicht auf einen glüc- lichen Erfolg überla}en köunte. Damals hätten ihm die Wahr- scheinlichkeiten erlaubt, allen Forderungen der National-Ehre zu genügen, weil man vernünftiger Weise hätte hoffen könuen, daß Belgien einen allgemeinen Stoß überleben wtirde. Heute sey ader Alles verändert ; alle diese Hoffnungen seyen von Velgien gewichen, und der Widerstand seße es der Gefahr aus, sich selbfi das Grab seiner Unabhängigkeit und seiner Freiheiten zu berei: ten, Herr C, Rodenbach bemerkte, daß Kraft und Mannhaf- tigkeit, und nicht Schwachheit und feiges Nachgeben, eine unab- hängige Nation erzeuge. Er wisse, daß man, um die Zustimmung der Kammer zu erlangen, von Drohungen, von einem 52sten Pro- tofoll, von einer Flotte inder Schelde, von der Weigerung Frankreichs, im Fall der Noth zu Hülfe zu fommen u, #, w. gesprochen habe. Bon einer Englischen Flotte besorge er nichts; denn England wäre \chwerlich geneigt, gegen Belgien einzuschreiten, welches feine Flotte beslue, die zu zerfltören England ein Futeresse haben fönne, und sein Kabinet hätte in diesem Augenbli genug mit den inneren Zwistigkeiten zu thun, um uicht noch auswärts eiuen Krieg zu suchen. Er fürchte ebenfalls nit, daß Frankreich Bel- gien verlassen würde. Franfkcei, welches Jtalien und Polen im Stch gelassen, vertheidige in Belgien nur seine eigenen Juter- esseu. Auf keinen Fall aber fönne Belgien etwas Schlimmeres widerfahren, als in den aufgezwungenen Bedingungen enthalten sey. Wenn man zur Annahme derselben gezwungen würde, fo müsse man freilich gehorchen, aber wenigstens habe die Kammer dann nicht die Schande und das Unglück des Vateriandes durch ihre Stimmen ratificirt. Hr. Os, äußerte sich im Wesentlichen folgendermaßen: | j

„Herr Lebeau will uns einshüchtern, wenn er dle Behauptung aufstellt, daß die Gegner der 24 Artikel Leute sind, welche die Re- ftauration herbeiführen wollen; ih drehe diese, Behauptung um und sage: Diejenigen, welche die 24 Artikel untersüßen , arbeiten , ohne sih dessen bewußt zu seyn, an der Restauration. Die Gesandten aller Mächte , welche die Londoner Konferenz bilden, hatten die An- erkennung unseres Monarchen und unseres Königreiches versprochen, wenn wir die Friedens - Präliminarien des Monats Juni annehmen würden. Troß unserer Annahme hat nichts von alle dem stattge- funden, und Sie wissen, m. H., daß, wenn ein Monarch die Hand- lungen und die Worte seines Gesandten nicht ratificiren will, man dazu tausend Vorwände auffinden kann. Sie glauben jeht, daß, wenn Sie diese 24 Artikel angenommen haben, man Sie anerkennen wird; ich glaube , Fhnen sagen zu müssen, daß ich vom Gegentheil Überzeugt bin; denn in den Artikeln steht kein Wort von einer Ver- zichtleistung des Kdnigs von Holland auf Belgien, welches er kraft des Wiener Traktats erhalten hat: es ist lediglih cin Drennungs- Akt der beiden Theile des Kdnigreichs; denn wenn ih daraus eine Anerkennung hervorgehen sehen sollte, so müßte ih den Namen des Kdnigs der Belgier eben so gut darin figuriren sehen - als den des Königs der Niederlande. Es wird immer nur vom Belgischen Ter- ritorium und niemals vom enige Belgien gesprochen, und man sagt immer: Se. Majestät der Kdnig der Niederlande, ohne jemals von unserem Monarchen zu sprechen. Jch glaube nicht , daß die Mächte Holland mit Gewalt zwingen werden; aber wenn wir uns widerseßen, wird England uns bedrohen, Holland uns angreifen und Frankreich, aus Liebe zum Frieden um jeden Preis, uns aufgeben. Fch werde mich daher den 24 Artikeln unterwerfen , weil ich sonst ünerhdrtes Unglück Über uns hereinbrechen sehe, und ih hoffe alle meine Kollegen werden meinem Beispiel folgen, weil uns für ießt kein anderer Weg des Heils ofen fieht./“ :

Die Herren von Meulenaere und van de Weyer wi- derleaten einige Behauptungen des vorigen Redners. Am Schluß der Sißung sprach sich noch Hr. Jaminé gegen die 94 Artikel aus, und zwar, wie die Zeitungen versichern, auf eine so ergreifende uud rührende Weise, daß mehrere Mitglieder sich der Thränen nicht erwehren fonnien. Die Herren Lebeau und Lehon dríickten dem Redner mit den Worten die Hand: „Wir hoffen, daß Sie uns nicht verlassen werden.“ Die Sizung wurde um 42 Uhr aufgehoben. : j E

Gestern hat der König in Begleitung des Kriegs - Ministers das 4te Fnfanterie-Regiment in der Ebene von Mon-Plaisir die

Revue passiren lassen.

Brüssel, 28. Oft. Man sieht morgen oder spâte- stens übermorgen der endlichen Entscheidung unserer zweiten Kammer hinslhtlih der jegt alle Europäische Publizisten bes{chäf- tigenden Frage entgegen. Wie schr aber auch unsere Erwartnng hingehalten wird, sle lauscht doch nicht mehr gespannt auf jede Bewegung unseres Kabinettes, wir hören faum mehr auf die apokryphischen Berichte von den geheimen Sißungeu unjerer Legislatoren , seitdem das Resultat ihrer Disfusslonen {on im voraus durch untrügliche Wahrzeichen festgestellt worden : kaum hat es noch der Mittheilung eines 50fteu Protokolls, das, dem Vernehmen nach, die positive Andeutung der Maaßregeln ent- halten soll, die von den Verbündeten für den Fall der MWeige- rung der beiden Parteien genommen werden würden, bedurft, um jeden Zweifel, wenn es in dieser Hinsicht noch einen Zweiz fel gegeben hat, vollends zu beseitigen. Um so iuteressanter ist es aber, unter den jesigen Umständen das Treiben. des Volkes hier und im Lande zu beobachten. Es hat während der gan:

zen Dauer der Verhandlungen eine merkwtrdige Neutralität,

ja, man möchte fast sagen, Gleichgültigkeit, beobachtet. Der Beweglichkeit, mit der es im vorigen Fahre jedem Winke run Umfturze des Bestehenden Gehorsam leistete, is ein Strmnpfsina gefolgt, der cinen tieferen Grund uoch als das Bewußtseyn“ ha- ben muß, daß jeßt nichts mehr für die zerstörende Hand zu: thun sey. Die einzige erfreuliche Seite, die der Menschenfreind der Belgischen Nevolution abzugewinnen wufite, das Wieder Etrstehéu nämlich einer alten geshchtlichen Nationalität, die Sicheröng ciner Fahrhunderte lang vergeblich fich hindur ringenden BVolks- Unabhängigkeit, bewährt sh ebenfalls als eine Täuschung. Das {bne Belgenthum, von dem so. viel docirt wurde, das den Ju- lius Cásar als Gewáährsmann seiner Berühmz:heit citirte, lbt nux noch in den Redensarten einiger Journale; das Volk hat den Begriff desselben niemals gehabt, Nicht wie ehemals Holland zur völligen Erringung einer jich wohl bewußten, von den Spa- niern tief verleuten Mationalitat, soudern augetrieben von ÿric- sterlichem Einfluß und von Versprechungen einer go!idenen Zu- funft griff es zu den Waffen. Aber der Enthnfiasmns, der dnrch materielle Mittel hervorgerufen wurde, ift vor matecicllen Rücksichten auch wieder gewichen. Kaum ein Jahr if verflosser, und das Belgenthum ist dem Volke ein bloßer Schall geworden; es spottet selber {on seiner unlängst noch gefeierten Gößeubiider, und das neu erstandene Reich wird zwar noch -durch die Uni- stände, nicht aber durch die eigenenen Elemente, zufsammenge- halten. Vorgestern wurden hier auf öffentlichem Markte allerlei Effekten, die der Revolution zum Aufpity gedient hatte, drei farbige Bradauter Fahnen, Pifen mit Bändern, Bionfsen, Gar- rifadinungs - Gegenstande u. #st w. an die Meistbietenden versteigert. Unzählige beißende Sarkatmen hörte man bei dieser Gelegenheit aus dem Munde des großen Haufens. ls eime Fahne mit dem Belgischen Löwen für 70 Cents verkauft wurde, rief einer unter dem lanten Gelächter des Volkes, der Muth von Löwen (Leuven, so heißt auz auf Fiamändish der mehr noch seines Biers als seiner Universität wegen berühmte Or!) sey fan einen Schuß Pulver werth, Ein anderer fragte, ob man nicht die Flandrischen Laudwehrmänner (gardes civ!ques), deren slch Einige mit ihren Holz-:Pantinen unter den Zuschauern befandeu, ebenfalls losschlagen wollte? Jn der That gewähren diese Vaterlands - Vertheidiger einen seltsamen Anbli, Jhre Offiziere sch!endern hier und in der Umgegend, wo das Corps seit furzem stationirt ift, herum, und zwar meistens in bürgerlicher Tracht, den Sabel unter dem Ueberrock. Daß fie die Bürgerkleider diesmal mitgenommen, is ein sehr fluger Einfall. Deun' be- fanntlich mußte unsere Tapferen, als sie am 12. August d, F. bemüht waren, in Löwen ihre Stubßbärte abnehmen zu lassen und ihre Uniformen gegen Bürger- oder Bauern-. Kleider zu vertauschen, um auf diese Weise dem Scharfblicke des Prinzen von Oranien zu entgehen, diese leßteren schr thetier bezahlen ; begreiflich ist also die Vorsorge, daß dies nicht zum zweitea Male passiren möge. Es hat sich übrigens „die Kultur, die alle Welt beleckt ,‘“ auf unsere garde civique noch nit erstreckt, und dem Reform- Eifer des Herrn von Brouckère ist es bisher nicht gelungen, auch diese Falstafs- Compagnieen in leidliches Militair zu verwandeln. Die Leute schen aus, ais wären fle nur zum Spaße zusamnmengefommen, und als würden sle die erfte Gelegenheit benußen, um wieder zu ihren refpefkiiven Frauen, Pflúgen und Fleischtöpfen zu fommen. Wenn slch Herr von Meulenaere, in: Widerspruche mit seinem Kollegen von Brouckère, von der Tapferkeit dieser Leute nicht viel verspricht, so {eint ex darin heller zu schen, als dex Kriegs-Minister. Mindestens ist dies die Meinung des Publikums. Das Publifum geht üdbri- gens in seiner Lauheit so weit, daß es selbst die jeut hier anwe- senden Polen, für die slch doch sonst hier wie übèêrall ein hr reges Mitgefúhl zeigte, ganz unbeachtet läßt. Mehrere junge Leute dieser Nation waren vor einigen Abenden im Theater, wo sie durch ihre lebendige Unterhaltung und durch den flavischen Dialekt sich zwar bald bemerkflich machten; doch die guten Brüs: seler wollten slch in dem Genusse des Vaudevilles, das eb:n aufgeführt wurde, so wenig stöcen lassen, daß sie, statt die Frem- den zu begrüßen, ihnen ein etwas ungastlihes Schweigen gebo- ten. Der Prozeß des Genera!s Duval de Beaulieu und Kon: forten, der in diesem Augenbl'cke hier gefühct wird, er- regt nicht das mindeste Jnteresse, und auf den Tribuncn des Gerichtssaales werden eben so wenige Zuschauer gesehen, a!s meistens in den Logen unseres Theaters. Auch heute sind in der geheimen Sißzung der Repräsentanten-Kammer eine ziemliche Anzahl Reden über den Friedensvectrag gehalten worden, ohne da? sie, dem Vernehmen nah, einen sondeilichen Eindruck ge- macht hätten. Baron Osy hat gestern zur Verwunderung seiner Freunde gegen die Annahme gesprocwen, dürfte jedo iu seinem Wohnorte Antwerpen und in der Bank, deren Präsident er ift, nur einen s{wachen Wiederhall seiner Rede finden.

Y olen.

Warschau, 30. Oft. Seine Majestät der Kaiser und Kö- nig haben den General der Kavallerie, Grafen W tt, zum R itz ter des weißen Adler- Ordens zu ernennen geruht.

n der Nacht vom 23sten zum 24sten d. M. ift ein außer- ordenilicher Kabinets - Kurier aus Wien nah St. Petersburg hier dirchgegangen. y

Am 26sten d. M. langten die Russischen Generale Rüdiger und Doftocoff, der Polnische General Stryjenski, der Staats- rath Tymowski und der General - Visitator Johann Kanth Krzhzanowsfi hier an. Am 27sien traf die Gattin des hiesizen Kriegs - Goirberneurs , Gräfin Witt, in der Nesidenz ein, Bor- gestern kamen der wirkiiche Staatsrath Peicher und der Affße sor Cichoy aus Thorn uad gestern der Oberst Johann Lepige aus Liegniß und die Staatsräthe Morawski aus Breslau und Xaver Potocki aus Kozienice hier an,

Das Ministerium der Kulte und des öffentlicheu Unterrichts hat seine Geschäfte nun auch wieder begonnen.

Die provisorische Regierung des Königreichs Polen hat den Staatsrath Xaver Potocki , Präsidenten der General-Profkuratuc, zum stellvertretenden Staatsrath im Yustiz-Ministerium und den Staats-Referentar Johann Kanth Borakowski zun stellvertreten- den General-Secretair in demselben Ministerium ernannt.

Am 24ften d. M. haben die Beamten des Justiz - Minisies riums, der höheren Gerichts - Behörden, die Advokaten, Sach- walter und die verschiedenen anderen Gerichts-Beamten Sr. Ma- jestät dem Kaiser und König von ueuem den Eid ihrer Trete

eleistet.

n ‘Mittelst eines Beschlusses des Königlichen Statthalters vom 17. Juni 1817 und dur nochmalige Verordnung des Minister- Staatsfecretairs vom 20, Juli 1820, ist der Weg vorgeschrieben, welchen dic Snpplifgnten in1 Königréich Polen zu beobachten ha- ben, um si keinem nachtheiligen Verzug uud die höheren Be: hörden fei m Zeitverlust auszuseben. Da indeß nichtsdestone- niger dem Prásidenten der provisorischen Regierung, Geheimerath

Engel, eine bedeutende Anzahl von Bittschriften zugehen, bei

welchen die vorgeschriebene Orduung, sich vorher an“die Unter:Ves S Y L

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