1831 / 310 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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4 1875 Oa 20A N E d M ME I R P

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: den Beweis führen, daß die

bemerkte ex unter Anberermn, beschränkten sich auf Beschwerde úber die: abgeshlo}senen Kontrakte; keiner vòón Allen aber köune | Herren C. Périer und Soult jeder wirklich einen Leihkauf von 1 Million erhalten hätten. Ebenso wenig habe Hr. Marrast einen solhen Beweis bei der Abfassung seines Artikels in Hánden gehabt, und, insofern er dies am folgeuden Tage behauptet, habe er eine Lúge gesagt. Mithin habe derselbe sich durch die Publication jenes Artikels gleich den Herren Thouret und Bascans der Verleumdung gegen die gedachten beiden Mi- uifter f{chuldig gemaht. Umsonst berufe man sich auf die Of- fenfundigkeit; nit iu dieser lasse sh ein Bewcis finden, am allerwenigsten aber dürfe ein Zeitungsschreiber atis solcher Quelle schöpsen. Nachdem Hr. Persil die verschiedenen Zeugen- Aus- sogen analysirt hatte, {loß er mit folgenden Worten: „Wir wollen jeßt die Vertheidigungs-Reden der Angeklagten abwarten, Fc hoffe, daß legtere nit die Gränzen der Mäßigung tiberschrei- ten und der Verleumdung, deren nan sie zeiht, neue Schmähüun- aen hinzufügen werden; sie würden dadurch aus der Rolle des Angeschuldigten fallen, der sich bloß zu vertheidigen, keineswe- ges aber das Recht hat, selbst anzuklagen.‘““ Herr Marrast hielt nunmehr zu seiner Vertheidigung eine improvisirte Nede. Es3 sey nit immer mögli, bemezrfte er, einen Beweis für eine angeführte Thatsache beizubringen; nichtsdestoweniger lasse sich diese Thatsache nah der inneren Ueberzeugung beurtheilen. Ue- brigens habe er in dem infriminirten Artikel keinesweges behaup- ter, daß die Herren C. Périer und Soult einen Leihkauf erhal- cen hätten, sondern er habe bloß die Frage aufgeworfen, ob das hierúber im Publikum verbreitete Gerücht wahr seh. Seine Schuld sey es uicht, wenn tausend ähnlihe Gerüchte an der Börse und an andecen öffentlihen Orten cirfkulirten: wenn nian

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2. V. sage, daß eine Lieferung von Wolle einem. Schwiegersohn des Kriegs-Ministers , andere Lieferungen aber scinem Adjutan- ten und einigen mit ihm befreundeten Personen tibertragen wor- den wären, Die Presse sey nicht bloß berechtigt, sondern verpflich- tet, über Alles, was das allgemeine Beste angehe, ein wachsames uge zu haben; die Ausübung dieser Pflicht dringe ihm (dem Neduer) weniger ein, als dem Marschall Soult sein Mi- ¡ister - Posten; vielmehr habe er nichts als Duelle und Prozesse zu bestehen, die ihm persönlihe Haft und ungehetire Geldstrafen zuzögen. Die Preßfreiheit existice so wenig jeßt, als sie unter dem Villèleshen Ministerium existirt habe. Wie im Uebrigen auch der gegenwärtige Prozeß ausfallen möge, fo wunsche er sich Glück dazu, denn jedenfalls werde die öffentliche ‘Meinung, gestärkt durch die lbereinstimmenden Zeugen-Aussagen, pon der Wahrheit des Gerüchts, das sih über die bewußten Fontrafte verbreitet habe, nur noch um so mehr durchdrungen seyu; die Wahrheit selbs aber werde ersi ans Licht treten, wenn die Sache bei Gelegenheit des Budgets in der Deputirten-Kam- mer zur Sprache kommen werde. Hr. Thouret, der verant- wortliche Herausgeber der „Révolution‘‘, klagte über die zahl- reichen Beschlagnahmen der öffentlichen Blätter; er und sein Kollege, der Herausgeber der „Tribune“, hätten bereits 39 Pro-

zesse zu bestehen gehabt, wovon freilich nur fünf ihnen cine Verurtheilung zugezogen. hätten. „Unter den leßtte-

ren‘, ußerte der Nedner, „traf eine meinen unglücklichen Freund Fazh, der, nachdem er in der leßten Revolution gefoch- ten, jeßt, das Juli-Kreuz im Knopfloche, eine Freistätte im Aus- fande hat suchen missen; dreimal bin ih selbst kondemnirt wor- den und würde mich im Gefängnisse ebenfalls als verbannt be- trachtet haben, wenn ich niht in Ste. Pélagie an 100 Patrio- ten gefunden hätte, die dort, mitten in der Hauptstadt, wie in einem Champ d’Ashle versammelt waren.“ Diese Aeußerung wurde von dem Auditorium mit dem lebhaftesten Applaus beglei: tet. Der Beifall verdoppelte sich, als Hr Thouret den Reich- thum der Minister dem allgemeinen Elende gegeuüberstellte. Der räsident sah sich dadurch zu der Erklärung veranlaßt, daß, wenu die Beifalls -Bezeugungen niht aufhörten, er deu Saal räumen lassen würde. Hr. Th-ouret {loß mit der Bemerkung, daß, wenn die Mitglieder des Conseils die Minister des Königs waren, die Herausgeber der „Tribune“‘/ und der, Révolution‘‘ sich als die Minister des Volfes betrachteten. Der Advofat Michel, Anwalt des Hrn. Marrast, verantwortlichen Herausgebers der „„Tribune““, vemúühte si, in einer sehr ausführlichen Rede zu beweisen, daß der augeschuldigte Artifel den Charakter der Verleumdung nicht on st\ch trage, da er offenbar nichts weiter bezweckt habe, als die beiden genannten Minister zu veranlassen, daß sie sich über die bnßchtlich ihrer verbreiteten nachtheiligen Gerüchte näher erklä- ren möchten, Da es mittlerweile 6 Uhr geworden war und Herr Michel sein Plaidoyer noch uicht beendigt hatte, o wurde die Sivung eine Zeit lang unterbrochen. Gegen 8 Uhr seßte Herr N ichel seine Vertheidigungs-Rede fort. Nach ihm plaidirten bie Advokaten Moulin und Bethmont zu Gunsten der beiden verantwortlihen Herausgeder. Der General - Prokurator 131d die Anwalte der beiden Kläger, Herreu Lavaux und Du- vi, die auf einen Schadenersap von nicht weniger als 10,000 F“. antrugen, replicirten, worauf die Geschwornen fich in ihr 2Serathungs-Zimmer zurück zogen. Um 121 Uhr Morgens erfolgte der Spruch, Thouret und Bascans wurden (wie einem Theile unserer Leser bereits in der Nachschrist zum gestr. Bl. d. St.-Z,. gemeldet worden ist) freigesprochen; Marrast dagegen ward für 7cchuldig erklärt und demzufolge zu sechsmonatlicher Haft, zu ciner Geldbuße von 3000 Fr. tund zu einem Schadenersaß vou 25 Fr, fondenmnirt.

Fn Lyon war am 26sten d. Abends unter den Seiden-Ar- beitern abermalige Gährung entstanden, weil der neue höhere Tarif ves Arbeitslohns noch nicht öffentlih angeschlagen war. Dies ceihah am folgenden Tage, und die Aufregung unter den Arbei- eern legte sich. Jn Cahors is es am 23sten d. bei Gelegen- heit der Erhebung der Weinsteuer zu betrübenden Auftritten ge- frommen. Die Häuser des Steuer - Direktors und des Einneh- ¡ners wurden vom Pöbel, der aus den Vorftädten in die Stadt aefommen war, verwüstet und das des Ersteren in Brand ge- jtectt, Am folgenden Tage brachen in derselben Stadt neue Un- ruhen aus; die Nuhestörer verlangten die Freilassung der wege! ähnlicher Excesse in Calvignac verhasteten Fndividuen, wurden aber von der National - Garde aus einander getrieben; von der leuteren befanden sich dennoch einige Mitglieder in den Reihen dexr Meuterer. Jn der Nacht vom 25sten auf den 26sten wur- den die verhafteten Jndividuen nach Agen abgeführt. An lezterem Tage war in Cahors die Ruhe wiederhergestellt, Auch in Nimes und Montpellier haben sich am 23sten d. M, einige Zeichen der Gährung unter dem Volke gezeigt. Dem Messager des Chambres zufolge, sind strafbare Wün- \che zu Gunsten der vorigen Dynastie öffentlih geäußert worden. Indessen kam es nicht zum Ausbruche förmlicher Unruhen, und am 24sten waren beide Städte in einem völlig friedlihen Zustande.

Dex Semaphore de Marseille meldet, daß die Gen- darmerie in einem Landhause eine Karlistische Versammlung von 21 Personen verhaftet hat, in welcher sich mehrere Falscchzwerber und bereiis angeworbene Soldaten befanden.

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Bie mit ber Prüfung des Wudgets beauftxagte Koniniifs flon wird, dem Vernehmen na, auf die Abschaffung des Po- fiens der General-Secretaire der Práfekturen antragen,

Der Tenmvs spricht von einer in die Deputirten - Kammer zu bringenden Proposition wegen Naturalisirung der nach Frank- reih flüchtenden Polen. Einem Dekret vom Jahr X. und ei- nem Geseßze vom Oktober 1814 zufolge, konnte die Negierung fúr Franfreich geleistete Dienste Naturalisations- Patente , ohne die Bedingung des voraugegangenen mehrjährigen Aufenthalts in Frankrei, ertheilen. Fn der Poluishen Armee befinden sich viele Offiziere, die unter Napoleon gedient habe. s

Das hiesige Poluische Comité legt in mehreren Blättern Rechmtng tber seine Geschäftsführung uud Verwaltung der durch Subscriptiouen zusammengebrachten Fonds ab. ‘Die Ge- sammt - Einnahmen des Comités haden sih auf 443,298 Fr., die Ausgaden auf 413,813 Fr. belaufen, so daß noch 29,454 Fr. in Kassa bleiben. Unter deu Ausgaben befinden sich foigende: Reisekosten für Französische Offiziere 8670 Fr, Sendung von 49 Gesundheits-Beamten 75,000 Fr. , Zahlungen au hiesige Polen für den Anfauf von Wasen und Absendung Poluischer Offiziere nach Warschau 102,700 Fr. , Kosten der Expedition einer mit Waffen beladenen Brigg vou Hâvre aus 146,000 Fe, Geldjendun- geu nach Warschau für die in Polen dienenden Franzojen 60,000Fr.

Dec Professor Foachim Leleivel ist von Srüssel hiec ange- fommen. t Ade

Der Historiker, Herr Mignet, und der Graf Jaubert, dec sich durch eine Reife nah dem Orient bekannt gemacht hat, tre- ten bei dem ersten Marseiller Wahl: Kollegium als Kandidaten für die Deputicten- Kammer auf. : : N

Am verwicßenen Sonuabeud fand in der hiesigen Jsraeliti- {hen Armenschule die Preis- Vectheilung uud zugleich die Aus- stellung der Arbeiten früherer Zöglinge dieser Schule statt, die sich später einem Gewerbe gewidmct haben. Sämmtliche Yôg- linge waren zu dieser Feierlichfeit vom Baron v. Nothschild neu gefleidet worden. Die ganze Anstalt steht unter der Leitung des seit einigen Jahren zusammengetretenen Bereius der Freunde der Arbeit, der 300 arme Jsraclitische Kinder in den Elementar- Wissenschaften, außerdem aber auch noch im Zeichnen und der Mathematik unterrichten läßt und sle später zu irgend einem Meister in die Lehre giebt, damit sie ein Handwerk erlernen.

Fm Journal du Commerce liest man: „Der Römische Hof hatte den Kaufsmanu Terui aus Ankona beauftragt, eine Anleihe in Loudon zu negociiren, als Büúürgschast für welche ein Theil der Steuern der Legationen und sämmtliche Abgaben, die der Fisfus von deu Waaren der Fahresmesse in Sinigaglia, der wichtigsten in Mittel - Jtalien, erhebt, abgetreten werden sollten. Da die Englischen Banquiers diese Bürgschaften nit hinrei- chend fanden, so is Hr. Terni unverrichteter Sache zurückgekehrt. Die Päpstliche Regierung läßt nunmehr hier in Paris neue Schritte für eine Anleihe von zwei Millionen Römischer Thaler machen. Der Römische Banquier Torlonia und der Bertraute des Kardinals Bernetti, Hr. Massaui, befinden si seit einigeu Tagen hier, um darüber Unterhandlungen zu eröffnen,“

Großbritanien und FJrland,

London, 29. Oft. Die Gesaudten und Bevollmächtigten der fünf Mächte haben sih neuerdings gestecn Nachmittags im auswártigen Amte versammelt und daselbst eine Konferenz ge- halten, die etwas länger als eine Stunde dauerte. j

Fn Bezng auf die Angelegenheiteu Grieczenlands sagt die Times: „Die Angelegenheiten Griehenlauds haben einen sol hen Grad von Unordnung und Verwirrung erreicht, daß das un- verzügliche Einschreiten der Beschüßer Griechenlands nöthig ist, und diese Angelegenheiten werden wegen ihrer s{wierigen Fest- stellung durch die Loudoner Konfe: euz fein untourdiges Seiten- fiúck zu den uni geschlossenen Unterhandlungen in Betresf Bel- giens bilden. Von dem provisorischen Wesen der Griechischen Negierung während der leßte Z Jahre konnte nichts als Unru- hen, Empörung und Anarchie erwartet werden, Eiu ähnlicher Versuch hätte in jedem audecen Lande em ähnliches Resultat hervorbringen müssen; aber in Griechenland sind die Elemente der Störungen und Unordnungen ntehr, als in irgend einer an- deren bekanaten politischen Atmosphäre, in Ueberfluß vorhanden. Nie hatte es sich einer regelmäßigen Regierung erfreut, als es sich gegen den Türkischeu Säbel empöcte, und die unruhigen Häuptlinge, welche si einander befehdeten, als der gemeinsame Feind be- reit ftand, sie alle zu unterdrücen, hätten si{ch wahrscheinlich nicht ausgesöhnt, weun neue Gegenstände des Streites inAbwe- senheit jeder Gefahr von außen eutstanden wären, Nur eine strenge und entschlossene Regierung hätte beim Rückzuge der Türken tund bei der Ablehnung der Krone von Seiten des Prin- zen Leopold die Orduung in Griecheuland wieder herftellen fön- nen. Die verschmüiztcu Griechen, welche den Prinzen durch ihre übertriebene Schildecung der Schwierigkeiten und Gefahren, de- nen er entgezengehen würde, abshrecken, üiberlisteten ihn, als er glaubte, den entledigten Thron in Sicherheit und Frieden be- fteigen zu fönuen, Die darbarishen Häuptlinge und verderbten Primaten, die si gern einem Prinzen unterworsen hätten, der mit ciner Curopäischen Kommission, unm sle zu beherrschen, mit Geldmitteln, um ihren Gehorsam zu bezahlen oder ihren Eifer auf die Probe zu siellen, und mit einem Truppen: Corys, das fáhig war, ihre Ausschweifüungen zu unterdrücken und ißre Empöcung zu besirafseu, unter ihuen angekom- men wäre, sind wahrscheinliH nicht zu tinterwerfen einem nunbefreundeten Mitbürger ohne pecuniaire Htilfsquellen und ohne militairishe Unterftiikungen. Daher fingen sie an, als Prinz Leopold die angebotene Shre ablehnte, als die Bevoll: mächtigten zu London bei den Unruhen der Revolution im We- sten vergaßen , daß ein Griechenlaud bestand, als die Subsidien nicht mehr in den Schaß des Präfidenten flossen und er selbst sein mäßiges Vermögen hingegeben hatte, zu glauben, daß er ein Tyrann sey, daß er die Constitution vergessen habe, die nie in Vollzug geseßt worden war, und daß er nicht berechtigt sch, von ihnen Gehorsam zut fordern. Der Häuptling von Maiua empörte si, die Jnselbewohner, vorzüglich die Hydrioten, ver- \{chworen si zur Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit, und da beinahe die einzige Macht der Regierung in eiuer Fregatte uud dem See - Arsenal zu Poros bestand, so seßte sich Admiral Miaulis , der früher für einen guten Patrioten gehalten wurde, in den Kopf, beide zu kapern und zu verbrennen. Dies war Verwirrung genug, unm jeden Freund der Anarchie zufrieden zu flellen; aber die Gegeutwart der drei Gesandten der drei hohen Protektoren Griechenlands an dem Sige der Griechishen Regierung und die Anwesenheit der drei be- s{hüuenden Geschwader der nämlichen Mächte in den Häfen Griechenlands verdoppelten noch die Verwirrung. Der Nussische Admiral greift die Jusurgenten an und unterstüßt den Präsiden- ten. Die Befehlshaber der beiden anderen Geschwader wollen Niemanden angreifen und suchen die Feindseligkeiten auf allen Seiten zu hindern. Wir haven keinen Raum für die Ein-

cückung der Dokumente, welche diese Thatsachen enthalten, aby wir können nicht schließen, ohne der Konfer-:nz die Nothwendig, feit einer hnellen Ausgleihung und die unverzügliche Sendun eines Fürsten von Geist und Gemüth, der einen Griechische Thron annehmen will, nah Griechenland ans Herz zu legen,“

Ns edeérland e

Anus dem Haag, 2. Nov. Se. Königl. Hoheit der Prin von Oranien hat sich bei seinem legten Besuche der Festung Grave von da nah Nymwegen begeben, um daselbst Jhr Kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helena von Rußland bei ihre Durchreise nah Wiesbaden zu begrüßen.

Die Direction dec Niederländischen Handelsmaatschappy (unserer Ostindischen Compagnie) ist, den früher angeordnetey Bestimmungen gemäß, am {sten d, von hier nach Amsterdam verlegt worden. :

Dem neucn, fúr das diesjährige Budget den Generalstaaten vorgelegten Stempelgeseß zufolge, sollen alle Verzeichnisse von Bücheru, Kunstsachen, Mobilien und anderén zum Berkauf ge: stellten Gegenfländen künftighin den Zeitungs-Stempel unter: worfen sehn. Ferner soll für jede iu dea öffentlichen Blättery

erscheinende Privat-Bekanutmachung oder Anzeige ein Stemp:(|

von 25 Cents entrichtet werden, Die Pässe nach dem Auslande sollen mit einem Stempel von 5 Fl. und die für das Inland mit einem von 1. Fl. zu belegen feynu.

Stempel als von 45 Cents angewendet werden.

Jm Budget für das Jahr 1832 sind die Kosten unserer auswärtigen Missionen und Konsulate mit 501,400 Gulden iy Anschlag gebracht. Für Jaßhrgehalte und Zulagen an Schulleh: rer in mittleren und Elementar- Schulen is die Summe voy 115,800 Gulden ausgeseßt. Die Ausgaben der Marine sind mit 177,000 Fl. weniger als im Jahre 1831 in Anschlag gebracht worden. Nachrichten aus Mastricht vom 25sten d. M. zufolge, ist daselbst und in der Umgegend Alles in ruhigem Zustande verblieben, Es befinden sich feine Belgishe Truppen in de Náhez daher anch die Landleute fortwährend und ungestört mit Lebensmitteln uach der Stadt kommen. Ein gewisser Notarius Libens, der der Belgischen Regierung den Eid geleistet hatte, um in einem der Festung nahe gelegenen Dorfe prafktiziren y fönnen, und der vor furzem nach Mastricht zurückgekehrt is hat vom General Dibbets die Anweisung erhaiten, die Stadt bis zum 1. Nov. zu verlassen, Aus Tongern und Hasselt waren am 25sten aus Besorguiß vor einem neueu Besuche der Holländer alle Behörden und öffentliche Kassen nach Lüttich geflüchtet, Jn der Nacht vom 24sten zum 25sten d. M. haben einige Unruhestifter auf dem Markte von Sittard neuerdings die Bel: gische Fahne aufgepflanzt und einem Hrn, van den Appel, det genöthigt wurde, sicy nah Mastricht zu flüchten, die Fenster ein: geworfen. Mehrere Stücke Geschüß sind von Lüttich nach Ven: loo geführt worden, wo neuerdings auch Belgische Truppen ein gerüickt sind.

Bor Vließingen liegt jeßt ein Engl. Dampfboot, dessen ei: gentlicze Bestimmung noch unbekaunt ist. Der Vice - Admiral Gobinus hat sich mit demselben in Communication geseßt, um den Zweck seiner Ankunft zu erfahren. j i

Der verstorbene Staatsminifter Membrède war in M astrict geboren ; hiernach ist die gestern gemachte Mittheilung zu berich: tigen. :

y Brüssel, 1. Nov. Im gestrigen geheimen Comité der Nepräsentanten ließen sich die Herren Dellafeille, De witte und Devaux zu Gunsten der 24 Artikel vernehmen, Herr A. Nodenbach sprach dagegen. Hr. Gendebien ver langte die Mittheilung der Noten, welche der Belgische Bevoll: mächtigte der Konferenz überreiht habe. Hr. van de Weyet erklärte, daß diese Noten der Kammer vorgelegt werden würden, und wiederholte seine Behauptung, daß die Schuld nach richti: gen Grundsätzen getheilt worden seh. Hr. A. RNodenba ch sagte, daß es tros der s{önen Nedensarten des Hrn. van de Weyet nicht weniger wahr seh, daß die Kouferenz gegen Belgien unge: ret gewesen und man in London sehr schlecht bedient worden seh. Hr. Fleussu fragte, ob das 48ste Protokoll dec Belgischen Regierung mitgetheilt worden? Herr van de Weyer et wiederte, daß der Englische Gesandte von seinen Kabinet nicht ermächtigt worden sch, dieses Protofoll offiziell: mit: zutheilen, Auf eine Bemerfung des Abbé de Haerne, daj durch Ausdrücke in den 24 Artikeln die Unabhängigkeit Belgiens iu Zweifel gestellt werde, erwiederte Herr van de Weyer, daß in der That die Unabhängigkeit Belgiens von Seiten Hollands nicht förmlich anerfaunt worden seh, daß dieser Gegenftand abe von der Konferenz nicht mehr in Zweifel A A werde. Di Note, von der im Bericht des Herrn von Meulenaere die Rede seh, erhebe in, Bezug auf die fünf Mächte keine Schwierigkeit über diesen Punkt. Die Anwesenheit der Belgischen Gesandten in Paris und London sey übrigens ein hinreichender Beweis, daß diese Unabhängigkeit von jenen beiden Höfen nit bestritten werde. Herr H. von Brouckère bemerkte, daß es in der Diplomatie gebräuchlih seh, die Unabhängigkeit eines insurgirten Volkes nicht eher anzuerkennen, bis dies von dem Monarchen, von dem es sich trennt, geschehen sey. Hert Lehon erklácte, daß seine Stellung in Paris die eines Repra- sentanten einer anerfannten Nation seh, Nachdem der Punkt über die Theilung der Schuld noch zu einer weitläuftigen, abe erfolglosen Debatte Anlaß gegeben hatte, wurde die allgemeine Diskussion geschlossen. Die Herren Fonet und Osy s{chlugen noch als Amendement vor, daß man die Bedingung der Aner: kennung des Königs Leopold von den fünf Mächten und vol Holland vorbehalten sollte; worauf Herr von Meulenaere et flárte, daß das Ministerium und der König selbst entschlossen wären, die Anerkennung Leopolds zur conditio sine qua non béi Annahme des Traktats zu machen. Hr. Lebeau war der Mei: nung, daß es eine Unflugheit von Seiten der Regierung seh würde, sich in Bezug auf diesen Punkt so bestimmt zu binden, denn er fürchte, daß man die Anerkenuung Rußlands niemals erlangen werde. Die Versammlung beschloß hierauf, daß in det

morgenden vffentlichen Sißung keine Diskussion irgend einer"

Art mehr stattfinden solle, sondern daß mau sich: auf das bloße Abstimmen beschränken wolle, ;

Beim Beginn der heutigen Sißung der Repräsentan ten-Kammer bemerfte man eine große Anzahl von Dame!" in den reservirten Tribunen, wogegen die öffentlichen Tribunen nur máßig besest waren. Nachdem der Präsident angezeigt hatte, daß der Zweck der Zusammenkunft das Abstimmen über die 24 Artikel sch, verlangte Herr Pirson das Wort, welches

ihm der Präsident indeß mit Hinweisung auf den gestern 96.

faßten Entshluß der Kammer verweigerte. Herr Pirsou bemächtigte sich aber der Tribune und erklärte, dieselbe nicht eher verlassen zu wollen, bis man ihn angehört habez er wolle sein Vaterland nicht verkaufen und sich gt gen diesen Verkanf aussprechen, Diese Hartnäckigkeit des

pern Pirfon

fel waren 59 Stimmen; dagegen 38.

Für Protokolle, Adressen E an Behörden, vidimirte Abschriften u, st. w. soll kein geringere F

verailafite den Präfidenien, die Siyung aguf- uszuheben. Nach Verlauf von 2 Stunden wurde dieselbe jeder eröffnet und sogleich zum Namens - Aufruf geschritten, Dieser ergab folgendes Resultat: Für die Annahme dér 24 Ar- n 5 nen; : Es wurden dieselben ¡thin mit einer Majorität von 21 Stimmen angenommen.

Lord Durham ist gestern Abend um 6 Uhr in Brüssel an- (fommen und im Hotel Bellevue abgestiegen.

Der Finanz - Minister ist durch eine. Königl. Verfügung er- (tigt worden, den Betrag der von öffentlichen Beamten zum chay gelieferten Cautionen zum Ankauf der Obligationen vou ex neuen Anleihe von 12 Millionen zu verwenden.

Die mit Durchsicht der anzuseßenden Steuern uind mit Ver- eilung derselben beauftragte Kommission hat sich gesiern zum stenmale versammelt.

Der Courier, welchen Sir Nobert Adair am vergangenen ponntag expedirte, hat gleich nach seiner Nukunst in Ostende m dort liegenden Englischen Dampschiffe „„lEclipse‘/ seine De- (shen Übergeben, welches sogleich nah London absegelte. Es eiht immer im Ostender Hafen ein Englischer Schooner zur Disposition des Britischen Gefaudten in Brüssel.

Der Brüsseler Gerichtshof hat gestern das Urtheil der Afsl- bn von Mons, wodurch der Oberst Grégoire frei gesprochen wor- n war, im Juteresse des Geseyes kassirt.

Brüssel, 1. Novbr. Endlich is heute die Abstim- jung unserer zweiten Kammer über die Londoner Beschlüsse folgt. Die Aunahme ist mit einer Mehrheit von 21 Stimmen 9 gegen 38) beliebt worden ; zwei Deputirten, der Bürgermei- x von Brüssel, Hr. Nouppe, und der Luxemburgische Deputirte, ir, Nothomb, haben des Mitstimmens sich enthaiten. Der Be- hluß ist sofort dem Senate übersandt worden, der, da heute ch Zeit dazu war, sogleih an die Deliberationa desselben ging, nd zweifelt man nicht, daß er dem Beispiele der RNepráäsentan- n:-Kammier folgen uud vielleicht auch heute noch seine Geneh- zung aussprechen werde, Die Entscheidung der Kammer ist n unserem Publikum mit dem. größten Gleich:nuthe aufgenom- en worden; vergebens firengten die Herren Pirson, Gendebien d Andere ihres Gleichen heute sich an, durch eine leßte Aps llation an das Volk dasselbe zu Thätlichkeiten oder auch nur r Theilnahme aufzuregen ; die wenigen Zuschauer, die sich auf 1 Tribunen eingefunden hatten, blieben regungs- und lautlos. uter deu Mitgliedern, die für die Annahme der Friedens-Arti- ( gestimmt haben, befinden sich die Minister v. Meulenaere, oghen und Naifem, die ehemaligen Minister Barthélemy, Le- au und Devaux, unser Gesandter in Paris, Herr Le Hon, der räsident der Kammer, Herr vou Gerlache, die beiden Grafen Merode und die beiden Vicomtes Bilain AIUlil., sämmtliche )eputirte von Antwerpen (worunter die Herren Legrelle, Osy u. v,), der General-Prokurator van Meenen und der General Goblet, dagegen stimmten fast sämmtliche Deputirte der Provinz Lüt- h (namentlich die von Verviers), die Deputirten aus Limburg, mentlich die Herren Gelders, Jaminé (für Venloo), Herr v. roncéère und General de Tieken de Terhove ; die bekannteu ter- ristischen Advokaten Blargnies, Gendebien, v. Robaulx und irson, ferner die Herren Nogier, Const. und A. Rodenbach, 1d endlih der Vice-Präsident der Kammer, Herr Destouvelles.

Antwerpen, 2. Nov. Das Englische Geschwader liegt den Dünen vor Anker. Es wird vom Admiral Warren fkon1- avdirt. Zwei Fregatten von 48 Kanonen kreuzen an den Hol- ndishen Küsten, und man will sle vor der Jnsel Catsand ge- hen haben. Läugs der Schelde sind gegen 300 Kanonen auf- ellt, Die Kanoniere stehen fortwährend mit brenueuden Lun- 1 bei ihren Stücken, î Das hiesige Journal sagt in einer Nachschrift: „Wir gen als ganz gewiß au, daß am vergangenen Sountag ein glishes Danpfschiff in dem Fahrwasser vor der Mündung der helde ershicuen ist. Nachdem es die Tiefen fondirt und die ferpläbe besichtigt hatte, lief es in deu Fluß ein und ging if der Nhede vor Fiessingen vor Anker, wo es sich gestern Nach» ittag noch befand.‘

Ostende, 30. Oft. Die Englische Brigg „„Po““ ift heute, n Deal fommend, in unseren Hafen eingelaufen; sie bringt eveshen für den Belgischen Minister der auswärtigen Angele- nheiten, Auch bringt sie die Nachricht mit, daß ein Englisches t(shwader, aus 15 Schiffen von allen Größen bestehend, gestern n 22 Uhr Nachmittags von Deal ausgelaufen und nach der elde bestimmt ist. Was die Zeitungen von zivei Englischen syugen erzählen, die vor Ostende kreuzen sollen, ist unge- ndet, | Lüttich, 1. Nov. Das hiesige Journal de la Pro- ice, ein unabhängiges Blatt, das den drei übrigen hiesigen itungen (,,L’Industrie‘/, das Blatt der Orangisten, „Le Poli- e“, das Blatt der Revolutionnaire, und „Le Courrier de la tuse‘’, das Blatt der Priester - Partei) gegenübersteht, enthält einer seiner neuesten Nummern die nachstehende politische Pa- bel, die sein Brüsseler Korrespondent der früheren Geschichte 6 Landes entlehnt haben will:

¡Unter Heinrich 1., Herzog von Brabant im 13ten Fahrhut- tt, hatten die von Anderlecht das ausschließliche Recht, die Stadt tüsel mit Butter zu versehen. Kaum war es den Einwohnern 1 Dveryssche, Uccle und anderen Orten gestattet, hin und der einmal auch einige Pfund zu liefern. Dieses Vovr- t aber machte die von Anderleht dermaßen hochmüthig, daß der Meinung wurden, die Stadt Brüssel könute unmöglich (f Butter sich entschlagen und ohne dieselbe noch bestchen. Die 1 Gent hatten sich inzwischen gegen ihren Souverain, den Gra- l von Flandern, empört, der großes Unrecht gegen sle begangen lle, und den sie nun dafür ohne Gnade aus seinen Staaten ver- jen, Die von Anderleht bewunderten diese That gar schr, und man seit einiger Zeit ihre Butter mit etlichen Zôllen belegt ie, die ihnen ein wenig unbehaglich vorkamen, so fiel es ihnen , sich gewaltsam von denen von Brüssel trennen denn man ÿ wissen, daß sie bishin unter einerlei Geseß und einerlei Magi- it gelebt hatten und eine Gemeinde für sh bilden zu wollen. ‘(ser Plan gefiel den Hibköpfen im Orte sehr und besonders auch

luigen Butterhändlern, die an nichts dachten, gerade so wie noch die jungen Leute in unserer Zeit machen. Zwar ) es damals noch keine Zeitungsschreiber , und das Journal der vinz Lüttich, das ältesic im Lande, sollte erst einige Fahrhun- später das Licht der Welt erblicken; aber es gab doh Gevat- t und Gevatterinnen in Anderlecht , die fasi eben so gut raison- én, als heutzutage unsere Zeitungen. Diese Leute ratsonnirten 1 so lange, bis eines Tages an einer Kirmeß die von Anderlecht, nütteln bewaffnet, die Überraschten wafenlosen Brüsseler ver=- ten und ihnen erklärten, daß sie nichts mehr mit ihnen gemein en wollten. Fudessen, so sagt man, würden sies doch gleich im en Augenblicke zufrieden gewesen seyn, wenn sie ihnen auch fer- hin ihre Butter hätten verkaufen können. Aber es traf sich, daß fon Anderlecht die Vortheile ihrer Empdrung mit den Nach- f derselben verglichen und nun die Bemerkung machten, daß die

Lar doch weit zahlreicher seyen, als die ersten. Einige gewiegte Köpfe andes hatten sich in der Schenke „zur frischen Butter? versammelt, p tine Anderlechter Charte zu entwerfen und die Gebietsgränzen abzu-

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flecken, róobei bie guten Leute von Anderlecht folgendermaßen vere fuhren: Von dexr Seite von Ninove Hall und Zellich wollten sie sich zwar mit ihren alten Gränzen begnügen, aber von der Brüsseler Seite beschlossen ste in Betracht, daß es einem Volke vor allen Dingen Noth thue, bestehen zu können, daß es zu diesem Zweck der Absaßorte für seinen Handel und guter Vertheidigungs-Gränzen be- durfe, falls es angegriffen werde, die Gränzlinie so auszudehnen, daß sie sich bis nach der Magdalenen-Straße, dem Kräuter-Markfte u. \. w. in Brüssel ersirecken und bis ans Antwerpener Thor gehen würde, das beiden Theilen gemeinschaftlih gehören sollte. Hier- durch blieben denen von Anderlecht die wihtigsten Märkte für ihre Butter und sie hielten sih einen Weg offen, um mit ihrem Er- zeugnisse nöthigenfalls auch nach Mecheln kommen zu können. Die von Brüssel und das ganze Übrige Niederland lachten weid- lih Über diese Anmaßung derer von Anderleht. Diese aker behaupteten damals, daß die ganze Welt in zwei Klassen von Men- schen sich theile, in solche, welche die Anderlechter Butter gern äßen, und in solche, welche sie nicht gern äßen. Sie meinten ferner, daß eine dieser beiden Parteien die andere erdrücken müsse, und begleite- ten ihr Raisonnement mit heftigen Fnjurien gegen alle diejenigen, welche die Anderlechter Butter nicht liebten. Die von Brüssel th- rerscits wollten nicht bloß die vorgeschriebene Abgränzung nicht ge- nehmigen , sondern bestritten auch denen vox Anderlecht das Recht, sich zu trennen. Fndessen drohten beide Parteien, Alles in Feuer und Flammen zu seßen, wenn man ihnen das nicht bewilligte, was sie haben roollten. Um nun eine Vermittelung unter ihnen zu Stande zu bringen, versammelten sich zu Assche einige erfahrene Männer gus den fünf benachbarten Orren St Ghislain, Sutteghem, Landen, Looz und Herve. Dort entwarfen sle mehrere Arrangements, die weder der einen, noch der anderen Partei gefielen, und kamen endlich zu einem unwiderruflichen Schluß-Traktat, dessen Fnhalt dem geiteigten Leser in einem der uächsten Blätter mitgetheilt werden soll.// Deut ano.

Karlsruhe, 2. Nov, In der vorgestrigen Sigung der zweiten Kammer der Landstände verlas der Staatsrath Winter ein Reskript Sr. Königl, Hoheit des Großherzogs, vom 29ften d. M,, folgenden ZFnhalts: „Die Betrachtung, daß die wichti- aeren Arbeiten der gegenwärtigen Ständeversammlung theils son vollendet sind, theils ehestens werden vollendet werden, der zu Unserer Kenntniß gelangte Wunsh von Mitgliedern bei- der Kammexn, der Besorgung ihrer eigenen Angelegenheiten, insbesondere dec Ordnung ihrec häuslichen Verhältnisse wieder obliegen zu fönnen, die Rücksicht endlich auf anderweite Negie- rungSgeschäfte, deren Erledigung ans Mangel an Zeit bisher vertagt worden ist; alle diese Gründe haben Uns bestimmt, die feruere Dauer der Ständeversammlung in nähere Erwägung zu ziehen und den Schluß derselben, falls dieser nah deu Stand der Geschäfte nicht etwa früher eintreten kann, auf den 5. Dez. l, J. festzuseben. Wir halten es zugleih für angemessen, sol- hes unseren getreuen Ständen schon jeut zu eröffnen, damit \o- wohl die Kammern unter den noch rücständigeu Geschäften eine Auswahl treffen, als die Mitglieder wegen persönlicher Anordnun- gen sich danach richten fönnen.‘‘

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 9. Oft, Der Befehl des Gouverneurs des

Staates New: York zur Auslieferung des Juwelen - Diebes Car-

rara ist vom hiesigen Stadt-Recorder für ungültig erklärt wor- den. Juzwischen bleibt Carrara noch in Haft wegen seiner

Beeinträchtigung der Zoli-Eiunahme der V. St.

Im Staate Georgia siud nun auch der Gouverneur und

der Obergerichtshof mit einander in Streit gerathen. Der ley- tere hatte entschieden, daß den Judianern das Recht zustehe, auf ihren Ländereien nach Goldsiaud zu graben, was der Gouverneur aber nicht einräumen will und die Leute ohne Rücksicht auf den Rechts-Ausspruch dabei feftnehmen ließ.

Aus der Stadt Mexiko wurde vom 10. August 1830 ge- schrieben: „Der Traktat zwishen Mexiko und den Vereinigten Staaten hat endlich die Probe im Kongreß bestanden und wird nächstens zur Auswechselung der Natificationen nach Washington abgesandt werden, wonächst wir erwarten dürfen, daß unser Vers fehr mit diescm Lande einen dauernden und vortheilhaften Chag- rafter annehmen wird. Unter anderen Bestimmungen des Trak- tates sind auch die, welchze den inländischen Handel zwischen Mis: souri und Neu - Mexifo sichern und für dessen Schuß Vorsorge treffen, so daß unsere Landsleute im Westen sich küuftig den Be- trieb dieses Handels ohne die Gefahren auf dem Zuge desselben sowohl, als ohne die Beschränkungen, welche die Gewohnheiten, Politik und Orts- Anordnungen des Landes ihm auferlegten, ver- sprechen dürfen. “‘

Ein Schreiben vom 20, August besagt dagegen: „Aus mehre- ren Staaten, uamentlich auch aus Veracruz, sind Anträge einge- gangen, die Einsuhren durch Ausländer mit höheren Abgaben, als die durch Mexikaner, zu belegen, ja einige gehen so weit, die völlige Vertreibung der Ausländer zu verlangen. Mehrere dieser Anträge werden ohne Zweifel verworfen werden, sle beweisen aber doch den Neid wider alle Ausländer, der hier herrscht. Was den Geseßentwurf tiber den Detailhandel betrifft, \o is es sehr wahrscheinlich, daß er durhgeht, was auch immer die Englischen und Holläudishen Gesandten dawider, als wider eine Ver- le§ung der eingegangenen Traftaten, vorstellen mögen. Herrn Butler?s (des Nord-Amerikanischen Gesandten) Traktat, der seit leßtem Oktober (\. oben) ur Ratification fertig war, und den er mit aller redlichsten Anst:engung niht im Stande gewesen, früher vor die Kongreßhäujer zu bringen, so toie die mit Frauk: rei, Preußen und deu Hansestädten abgeschlossenen, erwarten jeßt die Entscheidung des Kongresses. ‘‘

Ein hiesiges Blatt sagt: „Mehrere Europäische Zeitun- gen find, wie wir finden, in sehr großem Irrthum, indem sie von dem Borhandenseyu der Asiatischen Cholera auch in Ame- rifa, und namentlich in den Bereinigten Staaten, berihten, wo sich bis jeßt noch keine Spur davon gezeigt hat, wohl aber im voraus die gröfiten Borsichismaaßregeln zur Abhaltung ihrer Einschleppung in Schiffen aus Europa veranstaltet werden, die man aber, nach den enmfigeu Erfindigungen über die Beschaffca- heit dieser Krankheit, die von hier aus ergangen sind, wohl bald als zum großten Theile übertrieben beseitigen möchte, ‘“

Hr. Charles Follen (Karl Follenius ) if vor kurzem als Professor der Deutschen Sprache und Literatur am Kollegium von Harvard angefiellt worden.

Der Französsche General Bernard, der jeßt nach seinem Vaterlande zurücgekehrt ist, war bis dahin als Ingenieur im unserem Heere angestellt und nahm an den Werken zur Verthei- diaung unserer Gränzen, so wie am Straßen- und Kanalbau in der ganzen Union den nüßlichsten Antheil.

J K

Berlin, 7. Nov. Yn der vorgeflrigen Sißung der geogra- phischeu Gesellschaft machte der aus China zurückgekehrte Herr Pro- fessor Dr, Neumann mehrere Mittheilttngen tiber die Verhältnisse China?s zu den benachbarten Völkern, und insbesondere über die neueren Kriege mit denselben und Chiua?s jeßige Nordweft-Gränze. Herr Professor Rittex sprach über Rennell’s System der Strö- mungen der Meere und über dessen leßte große Arbeit, West- Asten betreffend, uud legte das, was bis jeßt davon erschieneu,

zur Auflcht vör. Hexr Löwenberg theilte einen Auszug aus Letronne's Abhandlung über die Vorstellungen der Alten vom Atlas mit. Herr Professor Zeune las über das- vulkanische Leben der Erde und gab Nachrichten von vier neueutdeckten vul- kanischen Jnseln öftlich von der Südspißze Amerika?s. Herr Major Blesson gab Ideen über die Verbindung der Luft-Per- spektive mit der Lehmannschen Manier und zeigte sowohl ge- zeichnete als gestochene Blätter vor, die nach derselben gearbei- tet waren. Herr Grimm machte die Gesellshaft mit einein nach einer nenen Fdee von ihm bearbeiteten Globus bekannt. Mehrere neue Karten wurden zur Ansicht vorgelegt und einige Geschenke mit Dank entgegengenomnien.

Als Fortsezung der im 268sten Stücke der Staatszeitung aus Briefen des Professors Fr. Hoffmann mitgetheilten Nach- richten úber die neu entstandene Bulcan-Jnsel bei Sicilien, brin- gen wir nachfolgenden Auszug aus einem Schreiben desselben Neisenden, welhes unterm 13. October von Palermo datirt ift, und die Beschreibung eines zweiten Besuches der gedachten Jn- sel enthält, zur Kenntniß der Leser,

Nach der Beschreibung einer Reise nah Mazarra auf der Westküste Siciliens, welche der Schreiber des Brieses in Ver- bindung mit seinen früheren Gefährten den Herrn Escher van der Linth und Dr. Philippi unternommen, erzählt derselbe weiter, wie folget. „Unsere Absicht war. es, von Mazarra aus uns noch einmal den Wellen zu vertrauen, und einen Ausflug nach der merkwürdigen Vulcan - Insel zu machen, die wir nun seit zwei Monaten nicht gesechn hatten, und wir schritten \o- glei an die Ausführung unseres Vorhavens. Schon am an- dern Tage, den 25ten September schien das Wetter, welches bisher äußerst unsicher, regnerisch und gewitterhaft, gewesen war, eine bessere Gestalt anzunehmen; und da gegen Mittag endlich ein günstiger Nordwesi-Wind eintrat, so zögerten wir nicht län- ger uns hinauszuwagen. Da wir ein sehr wirksames Empfeh- lungs-Schreiben von dem Juntendanten von Trapani an die Sa- nitäts-Behörden mitbrachten ; so beseitigten sich schnell alle Schwie- rigkeiten, und sehr höfliche Beamte {haften uns sehr bald eine Fischerbarke mit 8 tüchtigen Matrosen, welche uus rudern s\ollten, falls der Wind uns nicht vorwärts brächte. Gegen 2 Uhr end- lich verließen wir den Hafen, und ‘hinaus ging es nach der etwa 50 Miglien (122 Meile) entfernten Neugebornen. Unser Anfang war sehr hoffnuungsvoll, denn der Wind war der beste, den wir haben fonnten; doch weissagten die Marinai uns seine Unbestándig- feit, und sie hatten es leider nur zu sehr getroffen. Denn gegen Abeud mochten wir etwa 20 Miglien vom Lande sein, als der Wind fast ganz aufhörte, oder bald hier bald dorthin ganz unsicher um- sprang. Unsre Leute gingen ans Nudern, und sle arbeiteten mit Anstrengung in die Nacht hinein, bis der Wind sich endlich feft- seßte, und uns vollkommen entgegen, oder S.O. wurde. Die RKauchsäule des Vulcans, welche im Juli uns. ein sehr \{öner Wegweiser gewesen, war jeßt {hon lange nicht mehr gesehn wor- den: und da die Fischer mit der Bussole sich nur sehr unvoll- fommen zu helfen verstanden; so fürchteten wir, vielleicht schon vergeblich die nur sehr wenig fihtdare fleine Fnsel in der weiten Meeresfläche zu suchen, Doch verloren unsere braven Fischer den Muth niht. Sie ruderten 6 Stunden lang, bis um Mit- ternaht; und wir andern lagen zusammengekrimmt auf den Brettern unter den Ruderbänken in der vollgepfropfsten Barke, während wir tiber uns stets den ausmunternden Zuruf erschallen hör- ten, mit welchem sie sich gegenseitig anmahnten. Stets Ruderschlag und die lautgerufenen Worte : abbiamo Scirocco, abbiamo Scirocco fresco, fogamo, fogamo! bewegten uusre Phantasie in der stark shaukelnden Barke äußerst wunderbar. Gegen Mitternacht end- lih ward 2 Stunden gefeiert; mit sehr klein aufgezogenem See- gel kreuzten wir ungewiß hin und wieder, und 6 NRuderer \ch{lie- fen ruhig, als ob es im Bette gewesen wäre. Gegen 2 Uhr ging es von Neuem an die Arbeit, und es galt waer slch deu Wellen zu widerseßen, welche der immer stärker werdende Sci- rocco mächtig aufregte; als wir endlich gegen 3 Uhr durch die sharfsihtigen Matrosen erfuhren, daß die Insel jeßt gesehn werde. Sehr bald auch trieb der Wind uns zuweilen deutlich Schwesfel- dámpfe entgegen; und um 5 Uhr, als der Tag graute, sahen wir den schwarzen kleinen Berg über den Wellen s{wimmen. Wir näherten uns äußerst vorsichtig: und kaum war es noch ganz Tag geworden; fo fonnten wir mit den Rudern in den Sand stoßen. Unter dem Schuye einer etwa 70 Fuß hohen Bergwand ließ der Wind uns etwas ausruhn; doch an Landen war nicht zu denken: denn das Meer hatte den s{chwarzen Sandberg steil abgerissen, und ein Vorland von Sand und Schlamn1 gebildet, welchen es uns unterbrochen hin und herrollte, Nur mit Aufmerksamkeit war das Stranden unserer Barke zu verhindern, und wir Alle hatten nur sehr wenig Neigung, Stoff zum Schreiben eines neuen Robinjfon zu liefern. Unsre Lage war wirklich unheimlih; denn ein trüber grauer Morgen war aus dem Meere aufgestiegen und der Sci- rocco tónte so hohl, wie zuweilen wohl bei uns der Nordwest- wind. Hin und wieder gleiteten von dem Sandberge große Massen hinunter, theils ins Meer fallend, theils Staubwolken im Winde bildend: und den Fischern fing es an zu bangen, da sle so weit von dem festen Lande entfernt waren, und der stets zunehmende Wind uns mit Sturm drohte. Doch was war zu thun? Unser Schlupfwinkel mußte nun doch einmal ver- lassen werden. Wir umfuhren also die Jusel durch das Ge: brause und das Schäumen einer furchtbaren Brandung, welche zu durchschneiden wahrl:ch dem Rudertalent unserer Leute alle Edre machte. Philippi scizzirte Ansichten, so gut als es gehu wollte. Wir nahmen Sand und Schlacken aus der Brandung; und end- lich famen alle überein, daß es die hochste Zeit sei, jeßt auf und davon zu laufen. Einige Marinai riethen, sich nach Sciacca, als dem nächsten Punkte an der Küste, zu retten, weil die Barke bald dem Winde nicht mehr werde widerftehn können: doch die andern überftimmten sle, und so flogen wir denn mit halb ein- gerefftem Seegel durch die wild brausenden Wasserberge, mehr als 10 Miglien in der Stunde. Nahe der Jusel begegnete uns am Morgen noch eine Englische Kriegs-:Brigg, welche als Kreu- zer hier von Malta stationirt ist, um das neu erworbene Gra- hams-JFsland zu bewachen; wahrscheinli wollte sie uns anrufen, doch auch sieSatte genug mit dem Meere zu thun, und wir scho}en pfeil- {nell aus einander, nachdem wir ihr bis auf etwa 4 Miglie nahe gewe: sen waren. Etwa gegen 7 Uhr hatten wir die Bulcan-Jusel verlassen, und noch war es faum Mittag, als wir zu Mazarra wieder ans Land stiegen. Das war wahrlich eine tolle Seefahrt, und von Schaufeln war uns ein so seltsames Gefühl in dem Körper zu- rückgeblieben, daß wir nicht fest auf den Beinen stehn fonnten, sondern am Lande zuerst immer hin uud her taumelten, Von der Seekrankheit war feinem von uns etwas angekommen. Doch genug, unsre Lust war gebüßt worden, und wir fretten uns, noch gesehn zu haben, was vielleiht sehr bald nah uns nicht mehr sein wird die so viel besprochene Jnsel in der Zerftörung - be- griffen, welche der Winter dieses Jahres zu beendigen uns völlig hinreichend scheint.‘ H

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