Ausgleihung gelingen werde, event. dur landesherrliche Ent- \heidung in den dazu geeigneten Fällen.
— Die Vorschriften der Kriminal-Ordnung, in Betreff der Verpflichtung, sih als Zeuge eidlih vernehmen zu lassen, haben, nach einem Beschluß des Ober-Tribunals vom 22. April cr., auch für die Vernehmung von Sachverständigen, welche das Gericht im öffentlihen Interesse nothwendig erachtet, Geltung. Dasselbe gilt für die Vernehmung von Aerzten, Aus der Bestimmung des §. 7 des Gesehes vom 9. März 1872, nach welcher in Ermangelung anderweiter Verabredung den nichtbeamteten Aerzten dieselben Gebühren zugesprohen werden, wie fie den beamteten Aerzten zustehen, folgt nihts für die Auf- hebung der gedachten geseglihen Vorschriften.
— Die zur Lettung von Eisenbahnfahrten und zur Aufsicht über die Bahn und den Beförderungsbetrieb ange- stellten Personen sind, . nah einem Erkenntniß des ODber-Tri- bunals vom 1. April d. I. bei einer Vernachlässigung der ihnen obliegenden Pflichten nur dann strafrechtlich zu verfolgen, weun die Pflichtvernachlässigung die Gefährdung eines Eisen- bahntransports herbeigeführt hat. I} jedoch zwischen einer thatsählich eingetretenen Gefährdung des Transports und der ihm vorausgegangenen Pflihtvernahlässigung kein ursächlicher Zusammenhang vorhanden, so ist auch die im §. 316, 2 des Str. G. B. angedrohte Strafe nicht zur Anwendung zu bringen.
— Der General-Feldmarschall und Chef * des Generalstabes der Armee Graf von Moltke hat sih während der Sommer- monate mit Urlaub zunächst nach seiner Besißzung Creisau, der General der Kavallerie von Podbielski, General-Inspecteur der Artillerie, mit mehrwöchentlihem Urlaub nah Marienbad und der General-Major Galster à la suite der Armee und Dezernent in der Kaiserlihen Admiralität, in dienstlihen An- gelegenheiten nah Wilhelmshaven und Kiel begeben.
— Der General-Lieutenant Wolff von Linger, Inspec-
teur der Gewehrfabriken, is von seiner Dienstreise nah dem |
Elsaß und Thüringen hierher zurückgekehrt.
— Der General-Intendant der Königlichen Schauspiele, von Hülsen, ist nah Altona abgereist.
— Der General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers von Rußland, Fürst Boris Galigzin, traf vorgestern hier ein, übernachtete im Hotel Royal und reiste gestern Mittag nach Paris weiter.
Posen, 15. Mai. (W. T. B.) Die auf Reguisition der Staatsanwalts{haft in Gnesen wegen verweigerten Zeugnisses in der Angelegenheit des päpstlichen geheimen Delegaten in Wongrowit\ch, Mielzyn und Marzenin und hier in Haft genommenen katho- lishen Geistlihen, unter denen sich auch der päpstliche Hausprälat Kozmian befindet, sind aus der Haft mit dem Be- merken entlassen worden, daß der Staatsanwalt bei der ver- änderten Sachlage in der Angelegenheit des päpstlihen geheimen Delegaten auf ihrem Zeugnisse niht mehr bestehe.
Bayern. München, 13. Mai. In der Hofkirhe zu St. Cajetan wurde heute Vormittags das feierlihe Requiem für die verstorbene Prinzessin Alexandra abgehalten, wel- chem die Prinzen und Prinzessinnen des Königlihen Hauses, die Mitglieder des diplomatishen Corps, die Höchsten und Hohen Königlichen Hof- und Staatsbeamten, die Offizier-Corps 2c. Der Todesfeier beiwohnten, — Prinz Carl ift heute früh von Starnberg hier angekommen und Mittags dahin zurückgekehrt. — Herzog Carl Theodor traf mit seiner Gemahlin heute Morgens von Possenhofen hier ein und begab \ich Abends 6 Ur Dorn zuru, —- Die verwittwete Königin Josephine von Schweden war heute Abends vom Prinzen Luitpold zum Thee geladen, Morgen Mittags reist die Hohe Frau mittelst Extrazuges nah Starnberg, von wo fie sih mit dem Prinzen Carl nah Possenhofen begiebt, um einer von der Frau Herzogin Max veranstalteten Familien- tafel beizuwohnen. — General v. d. Tann is} gestern Abends nah Ingolstadt zur Besichtigung der neuen Geschüße abgereist und wird am künftigen Sonntag wieder hiex eintreffen. — Der Königlih preußishe Gesandte am hiesigen Königlichen Hofe, Frhr. v, Werthern, is heute Morgens mit seiner Familie nah Thüringen abgereist.
— Ein Erlaß des Königlichen Kultus-Ministe- riums vom 8. d. M. bezeichnet es als ein Hauptgebrechen, an dem das Volksshulwesen leidet, daß der Fortbildung des Leh- rerpersonals nach dem Austritt aus dem Schullehrerseminar nicht allenthalben im Königreiche jene Aufmerksamkeit und Sorg- falt zugewendet wird, welche die Wichtigkeit des Gegenstandes erfordert und nah Normativ über die Bildung der Schullehrer vom 29. September 1866 als nothwendig erahtet. Eine bessere Organisation des Fortbildungswesens des Schullehre r- personals und ein energischer Vollzug dieser Organisation sei ein dringendes SBeitbedürfniß, Zu diesem Behuf hat sh das genannte Ministerium, nah Vernehmung sämmtlicher Kreisregierungen, veranlaßt gesehen , in weiterer Ausführung der betreffenden Bestimmungen des alle- girten Lehrerbildungs-Normativs zu bestimmen : daß zur Be- festigung und Erweiterung der im Seminar gewonnenen Kennt- nisse und zum möglihsten Ausbau der theoretischen und praf=- tishen Bildung, sowie zur Weckung und Pflege des Berufs- ernstes und der Berufsliebe des Lehrerpersonales an den Volsschulen in jedem Kreis eine entsprechende Anzahl von Fort- bildungskursen eingerichtet werde, und zwar soll in der Regel für den Sprengel jedes Bezirksamtes und jeder größeren Stadt ein solher Fortbildungskurs bestehen. Der ministerielle Erlaß enthält in vierundzwanzig Paragraphen die näheren Bestimmun- gen über diese neue Einrichtung.
Württemberg. Stuttgart, 14. Mai. Gestern hiel- ten beide Kammern Sigzung, die Kammer der Standesher- ren ihre erste in diesem Landtagsabschnitt. Die Berathung des Hauptfinanz-Etats hat eine Unterbrehung erfahren, wofür die Berathung des Geseßentwurfs über die Bewirthschaftung der Körperschaftswaldungen eingeschaltet worden ift. Auch liegen noch nicht alle Kommissionsberihte vor, namentlich die über die Deckungsmittel niht, welhe wohl, so lange an dem oben- genannten Geseß berathen wird, auch fertig werden dürften, Was die Verhandlungen der Ersten Kammer betrifft, \o hat dieselbe gestern sämmtlichen in ihr zum Vortrag gelangten bis- herigen Beschlüssen des andern Hauses zugestimmt. Heute fährt sie in der Etatsberathung fort.
Baden. Karlsruhe, 15. Mai. Die hiesigen Alt - fatholiken haben zur Synode zwei Delegirte nah Bonn gewäht, die HH, Alt-Ober-Bürgermeister Malsch und Verwaltungshof-Direktor Shwarzmann. — Ueber die altkatholishe Bewegung in Baden wird dem JOL,
I.“ berichtet, daß in Sauldorf bei Meßkirch der Pfarrver- weser Schöpf, nachdem er ‘von dem Prinzen Wilhelm von Baden, als dem Patron der den Altkatholiken überwiesenen Pfründe präsentirt worden, am 1. Mai vom Bischof Reinkens bestätigt worden is, und daß die definitive Verleihung mehrerer anderer Pfründen voraussichtlich in der nächsten Zeit erfolgen wird. In Mundelfingen bei Donau-Eschingen ist den Altkatho- liken auf ihren Rekurs vom Ministerium die Pfarrkirche anstatt der Kapelle überwiesen worden. In St. Blasien ist die Bil- dung einer actkatholishen Gemeinde auf Wunsch beinahe sämmt- liher stimmberechtigten Bürger der Stadt und der Filtalorte in Angriff genommen. — Am 31. Mai und 1. Juni findet hier eine Versammlung des Landesaus\chusses des badischen Frquen- vereins statt, wozu auch die Vertreter der Männer-Hülfsvereine erscheinen werden.
Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 14. Mai. Am 29. Juni Abends wird Se. Majestät der Kaiser von Ruß- land am hiesigen Hofe erwartet. Am Abend des 26. wird Se. Majestät die Reise nah St. Petersburg fortsezen. — Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin begiebt sich nah den bis jeyt getroffenen Bestimmungen demnächst nah Marienbad zum Kurgebrauh. '— Die früher erwähnte, in den Ausfüh- rungsverordnungen zum Schulgeseßz enthaltene Bestim- mung, daß den Schülern der Volks\hule und Fortbildungs-
schule die Theilnahme an Vereinen und Vexsgymlungen zu.pg-_|
litishen Zwecken nicht gestattet sein solle, i jezt vom Departe- ment des Innern als ein Nachtrag zur Ministerialverordnung über politishe Versammlungen publizirt worden, und zwar wird die Uebertretung dieses Verbotes mit Geld bis zu 60 M, oder Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Die Beachtung der Bestim- mung wird den Polizeibehörden einges{chärft und den mit Be- wachung der Versammlung beauftragten Polizeibeamten die Be- fugniß ertheilt, dieselbe aufzulösen, falls ihrer Aufforderung zu- wider derartige Schüler niht entfernt werden. Uebrigens ist diese Verordnung weiter gefaßt und erstreckt \sich überhaupt auf Personen, welche noch in dem für den Besuch der Fortbildungs- hule vorgeschriebenen Alter stehen, also auch Gymnasiasten, Realschüler, Lehrlinge u. \. w.
Sachsen- Altenburg. Altenburg, 15. Mai. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Mutter von Mecklen- burg-Schwerin is vorgestern Abend hier eingetroffen und im Herzoglichen Residenzshloß abgestiegen. Gestern hat dieselbe ihre Weiterreise nah Marienbad fortgesezt. — Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sind heute früh ebenfalls zum Kur- gebrauch nah Marienbad abgereist.
Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 15. Mai. Die Ge- meinsh. G. S. für die H. Coburg und Gotha enthält das Gesetz, die in dem Landesstrafrecht vor Einführung des Reichs- Strafgeseßbuchs angedrohten Gefängniß- und Geldstrafen be- treffend. Vom 4. Mai 1875,
Lippe. Detmold, 13. Mai. Das amtliche Blatt bringt in fetter Schrift folgende Mit theilung: „Wir sind in der Lage, mittheilen zu können, daß außer von Sr. Majestät dem Kais er, auch von Sr. Durhlaucht dem Fürsten Bismarck die bestimmte Zusage eingegangen ist, der feierlihen Uebergabe des Hermannsdenkmals an das deutsche Volk beiwohnen zu wollen,“
Desterreicß-Ungarn. Wien, 15. Mai, Mittags. Der Kaiser ist heute Vormittag 11 Uhr wieder hier eingetroffen und von der Kaiserin, dem Kronprinzen, sämmtlihen Erzherzö- gen, den Ministern, dem Kardinal Rauscher, dem Bürger meister und Gemeinderath, der Handelskammer und einer großen An- zahl anderer Notabilitäten am Bahnhofe begrüßt worden. Eine Ansprache des Bürgermeisters beantwortete der Kaiser mit der Versicherung, daß er sehr befriedigt von feiner Reise zurück- gekehrt sei und mit dem Ausdruck des Dankes für die ihm hier zu Theil gewordene Bewillklommnung. Auf der Fahrt dur die fesilih geschmückten Straßen nah der Burg, - wobei die Ve- teranen und die Feuerwehr Spalier bildeten, wurde der Kaiser von der Bevölkerung mit lebhaften Hochrufen begrüßt.
— Die Landtage zu Wien, Prag, Czernowiß, Insbruck und Triest sind gestern ge\{lo}en worden.
Der Minister-Präfident Fürst Adolf A Uersperg: ift gestern nah Wien zurückgekehrt.
17. Mai. (W. T. B.) Die „Montagsrevue“ vernimmt, daß die Vertreter der ungarischen Regierung nah dem Schlusse der ungarischen Reichstagssession nah Wien kommen würden, um die die Bankfrage betreffenden Verhandlungen mit dem österreichishen Ministerium zu beginnen.
(W. T. B.) Der hier tagende Kongreß des all gez meinen öôfterreihishen Arbeitervereins, bestehend aus 400 Delegirten aus den Provinzen Oesterreihs, hat eine Reso- lution angenommen, welche die Aufhebung des bestehenden österreichish-ungarishen Zoll- und Handelsbündnisses empfiehlt. Ferner wünscht dieselbe eine rechtzeitige Kündigung der Han- delsverträge mit dem Auslande, eine Revision derselben — zu Gunsten des Schußzolles, endlih die Herbeiführung guter Han- delsbeziehungen zum Orient und die Ersezung der Vorschuß- kassen durch die Errichtäing von Staatsbanken.
Budapest, 15. Mai. Der Minister des Innern beantwor- tete im Abgeordnetenhause heute die Interpellation Majoro's wegen angeblich ungerechtfertigten Vorgehens eines Stuhlrichters im Torontaler Komitate. Die Antwort des Ministers wurde beinahe vom ganzen Hause (selbst ein großer Theil der äußer sten Linken stimmte dafür) zur Kenntniß genommen. Es wur- den hierguf Petitionen verhandelt und ohne jede Bemerkung er- ledigt. Schließlich wurde die gestern unterbrochene Debatte über den Bericht der Schlußrehnungskommission, betreffend die Pen- sionen, fortgeseßt und wurden nah kurzer Debatte die Aus\chuß- anträge angenommen.
Belgien. Gent, 18. Mai. (W. T. B.) Gestern Nach- mittag haben hier, wie die „Flandre liberale“ meldet, bei Ge- legenheit einer nah einem benahbarten Wallfahrtsorte veran- stalteten ProzessionRuhestörungen stattgefunden. Dieselben begannen bereits beim Aufbruch der Wallfahrer, die mit Knitteln angegriffen wurden. Die Ordnung wurde indessen bald durch die Polizei wiederhergestellt. Bei der Rückkehr der Wall- fahrer nah Gent um 5 Uhr wiederholten \ich die Unruhen in einem noch größeren Umfange. Die Wallfahrer wurden von Neuem angegriffen und die Fahnen und Embleme, welche sie mit sih führten, ihnen weggenommen und zerbrohen. Da die Wallfahrer sich zur Wehre seten, kam es zu einem heftigen Handgemenge, dem erst dur energishes Einschreiten der Polizei ein Ende gemacht wurde,
Großbritannien und Jrland. London, 15. Mai. (W. T. B.) Die Reise des Unterhaus-Mitgliedes Pope-Hen-
10ND, S2 Am
.nesey nah Rom hat siherem Vernehmen nah den Dweck,
dem Papst eine Petition der irishen Bischöfe zu überbringen des Inhalts, der Papst möge Italien freundlih behandeln und der Versöhnung mit Italien jedes zulässige Opfer bringen, weil in dieser Versöhnung das einzige Mittel liege, Deutschland zu isoliren.
— Monatsübersiht für April. Die Königin, welche sih am 4. nach Osborne begeben hatte, kehrte von dort, in Be- gleitung der Prinzessin Beatrice, des Prinzen und der Prinzessin Ludwig von Hessen und deren Kindern, welhe um die Mitte des Monats in England eingetroffen waren, am 23. nah Windsor zurück, wo dieselbe bis zur Abreise nach Balmoral verweilen wird. Prinz Leopold hat sih von Windsor Anfang Mai nah Oxford begeben, um seine Studien daselbst fortzuseßen. Am 28. er- folgte in London die seierliche Installation des Prinzen von Wales als Großmeister sämmtlicher englishen Freimaurerlogen. Sämmt- liche englishe und ein großer Theil der \{chottischen und irischen Logen waren bei der Feierlichkeit vertreten, zu welcher auch die \{chwedishen Freimaurer Vertreter gesandt hatten.
Die Kinder des Kronprinzen des Deutschen Reihs und von Preußen, mit Ausnahme dec beiden ältesten Söhne, trafen am 14. zu einem mehrwöchentlihen Aufenthalte in Hastings ein.
Die britishe Regierung hat, in Gemeinschaft mit der französischen, eine Kommission ernanat, welche das Projekt des Kanaltunnels einer näheren Prüfung unterwerfen 38 Mitglièdern “ Wrselben" Hkn. vom Auswärtigen Amte, Kapitän Tyler vom Handels» amte und Hrn. Horace Watson, den Anwalt- des Forst- und Domänenamtes, ernannt. Die französischen Mitglieder der Kom- mission sind: der französische Geschäftsträger in London, Hr. Gavart, der General-Inspektor der Brücken und Chausseen, Hr, Kleiß und der Jngenieur Hr. Lapparon. Es wurde ferner eine Königliche Kommission zur Untersuhung der geeigneten Mittel zur Verhütung der Seélbstentzündung von Kohlen auf Schiffen ernannt, an deren Spiße der frühere Ma- rine - Minister Childers steht. Die zur Untersuchung der Wirksamkeit der im vergangenen Zahre erlassenen Fabrik: geseße hat ihre Thätigkeit begonnen und zunächst in einer Be- kanntmachung alle Diejenigen zur Mittheilung ihrer Ansichten eingeladen, welche die Wirkung der betreffenden Gesehe aus Er- fahrung kennen, oder sich dur dieselben benachtheiligt glauben, oder eine Veränderung der bestehenden Bestimmungen wünschen, Die Kommission wird ihre Untersuhungen, außer in London, auch so weit es wünschenswerth erscheinen mag, in den größeren Handels- und Industriestädten fortseßen.
Das Oberhaus nahm die des Osterfestes wegen vertagten Sißzungen am 8. April wieder auf. Das Unterhaus trat bereits am 5. wieder zusammen.
Dem Unterhause wurde am 16. laufende Finanzjahr von dem Finanz-Minister vorgelegt. selbe stellt sich folgendermaßen :
Angenommene Ausgaben : Angenommene Einnahmen: Zinsen der Staats- Zölle 19,500,000 [U e 2/2 VOO E s a 27,800,000 sronsolidirte Shuld 1,590,000 Stempelmarken. . . 10,600,000
Armee 14,678,000 Grund- und Häuser- j
Spezielle Armeeaus- | steuer 2,450,000 ausgaben 638,000 Einkommensteuer. . 3,900,000 Marine 10,785,000 Poft 5,750,000 Civildienst 12,656,000 Telegraphen 1,240,000 385,000 4 100,000
das Budget für das Daf-
Kosten der Steuer- Kronländereien . . . erhebung. .. .. 3,636,000 Verschiedene
Telegraphen 1,098,000
Postdampfschiffe . . 878,000
Gesammtausgabe £ 75,266,000 Gesammteinnahme £ 75,685,000, so daß sich ein Uebershuß von 417,000 Pfd. Sterl. für das Finanzjahr 1875/76 ergeben würde. Da nur ein \o geringer Uebershuß zu erwarten i}, erklärte der Finanz-Minister, daß die Regierung auf eine Herabseßung der Steuern nit eingehen könne. Zu gleiher Zeit machte derselbe dem Hause den Vor-
\{chlag, dadurch eine Art von Amortisationsfonds für die Staats- :
{huld zu schaffen, daß in Zukunst die für die Zinsen der Schuld angeseßte Summe in jedem Jahre auf fixirt werden, und diese Vestimmung in in Kraft treten solle, Auf diese Weise bereits 6,800,000 Pfd. Sterl. von der getilgt sein, und in dreißig Jahren
zwei könnten
einnahmen die Anschläge um 921,870 Pfd. Sterl., die Gesammt
auêgaben dieselben um 370,000 Pfd. Sterl. überschritten hätten, f so daß sih in der That ein Uebershuß von 593,870 Pfd. Sterl. 4
ergeben hätte. : Im Parlamente gaben am 19., im Oberhause Lord Derby,
im Hause der Gemeinen Hr. Disraeli in Folge der an sie gerich- F teten Interpellationen die beruhigendsten Zusicherungen über den F
Jnhalt und die Bedeutung des deutsch-belgischen Notenwechsels ab, und erklärten, daß weder die Unabhängigkeit Belgiens noth der Friede Europas gefährdet sei. mente der zwischen Deutschland und Großbritannien abgeschlo}sene Vertrag vorgelegt, wonah die in §. 6 des Handelsvertrages mit Preußen enthaltenen Bestimmungen auf ganz De..!\chland ausgedehnt werden. Von den dem Parlamente vorliegenden Bills gelangten im Oberhause die Vorlagen betreffend die Patent-
geseßgebung und die Qualifikation für Friedensrihter, sowie dic |
Meutereigeseye zur dritten, die Vorlage über den Erwerb von Grund- besiß zur zweiten Lesung, ebenso das Gerichtsreformgeseß, nachdem der Lord-Kanzler bereits vorher \sich über die Politik der Regie-
rung hinsichtlich des Ausbaues der Gerichtsreform durch Be: |
gründung .ines höchsten Appellhofes geäußert hatte. Dana sollen die Bestimmungen des Gesehes vom Jahre 1873 im Großen und Ganzen am 1. November in Kraft treten, nur die Bestimmungen, welche die Appellationsjurisdiktion des Ober- hauses beseitigen follten, bleiben einstweilen unbeachtet, und soll diese Frage im nächsten Jahre einer erneuten Berathung unter: zogen werden. Für diese Zwischenzeit wird ein Appellhof ein-
gerichtet werden, der zwischen der ersten Instanz und dem Ober-ff
hause st:ht, aber nur einen provisorishen Charakter hat. Im Unterhause wurde die Arbeiterwohnungsbill in dritter Lesung angenommen, ebenso wurden das Armee- und Marine- Budget ohne wesentlihe Veränderungen erledigt. Ein Antrag Ballie-Cochranes, daß die Konferenz in St. Petersburg Groß britannien eine günstige Gelegenheit zum förmlihen Rücktritt von der Pariser Deklaration von 1856, in welher der Grundsaß aufgestellt wurde, daß die neutrale Flagge feindlihes Gut deckt und daß neutrales Gut selbst unter feindliher Flagge unantaft bar sei, gewähren würde, wurde, nahdem sih der Unter-Staaté- sekretär Burke entschieden gegen denselben ausgesprochen, mi 261 gegen 36 Stimmen verworfen. Ein Antrag Fawcetts, un verheiratheten Frauen bei den Parlamentswahlen das Stimmre!
Kennedy F
28,000,000 Millionen F i Jahren F
1885 M Staats\chuld werde die Abminderung 162,000,000 Pfd. Sterl. betragen. In Betreff des abgelaufenen Finanzjahres erklärte der Finanz-Minister, daß die Gesammt- f
Am 26. wurde dem Parla-
zu ertbeilen, wurde gleihfalls nah langen und lebhaften Debatten mit 187 gegen 152 Stimmen abgelehnt, Der Premier-Minister Disraeli stimmte mit der Minorität. Ein Antrag Chaplins auf Beschränkung bez. Behinderung der Pferdeausfuhr aus dem Vereinigten Königreiche wurde, nachdem \sih der Premier-Mini- ster dagegen ausgesprochen , fallen gelassen. Eine Petition, welche die Amtsentsezung der Richter, die in dem Tichborne- Prozesse fungirten, „sowie die des Sprechers des Unterhauses verlangte, welche sämmtlih der Parteilichkeit und Korruption beshuldigt wurden, wurde auf den Antrag Disraeli's ver- worfen. :
Bei den im Laufe des Monats vorgenommenen Nachwah- len zum Parlamente wurde in Bedfordshire für den durch Herrn Bassetts Rücktritt erledigten Siß einstimmig der der libera- len Partei angehörende Marquis of Tavistock gewählt. Von konservativer Seite war ein Kandidat niht aufgestellt worden. In Kirkcaldy-Burghs fiel die Wahl gleichfalls zu Gunsten des liberalen Kandidaten Sir George Campbell, ehemaligen Gou- verneur von Bengalen, aus, dex mit einer Majorität von 640 Stimmen über den unabhängigen Kandidaten Harker siegte. In der Grafschaft Meath, Irland, irug der Kandidat der Home-Rule- Partei, Parnell, den Sieg davon. Derselbe erhielt von 2921 Stimmen 1771, währeyd auf den fkonservativen Kandidaten Naper nur 912 fielen; dagegen - haben die Home - Ruler iy e_Ailkenre_wo. für den— durch den Tod des bisherigen Abgeordneten Sir John Gray erledigten Siz der liberale Kandidat Whitworth gewählt wurde, eine un- erwartete Niederlage erlitten. Von den beiden Kandidaten der Home-Rule-Partei erhielt E, Dyer Gray 120, Mulhallam Marum 112 Stimmen, während auf Whitworth 290 Stimmen fielen.
Aus den amtlichen Handelsausweisen fr März ergiebt sih, daß sich der Gesammtwerth der Ausfuhren in dem genannten Monat auf 18,606,223 Pfd. Sterl. belief, 1,494,591 Pfd, Sterl. oder mehr als 7 pCt. weniger als im März 1874, und 3,137,990 oder mehr als 14 pCt. weniger als im März 1873. In dem ersten Quartal des laufenden Jahres erreichte der Gesammtwerth der Ausfuhr die Höhe von 53,060,239 Pfd. Sterl, 4,741,845 Pfd. Sterl. oder mehr als 8 pCt. weniger als in dem ent- sprechenden Zeitraume 1874, und 9316,127 oder nahezu 15 pCt. weniger als in derselben Periode von 1873. Der Gc- sammtwerth der Einfuhr im März betrug 30,920,747 Pfo. St., vas gegen denselben Monat dées vergangenen Jahres eine Zu- nahme von 1,171,903 Pfd. Sterl. oder etwa 34/; pCt., gegen März 1873 eine \olhe von 97,899 oder mehr als 1/; pCt. er- giebt. Im ersten Quartale 1875 betrug der Sesammtwerth der Einfuhr 89,321,490 Pfd. Sterl, 3,151,464 Pfd. Sterl. oder 31/, pCt. weniger als in der entsprehenden Periode von 1874 und 4,365,102 Pfd. Sterl., oder über 4 pCt. mehr als in derselben Periode von 1873. Am deutlichsten tritt das Darniederliegen des Handels bei Kohlen und Eifen hervor, wenn man die statistischen Angaben des lanfenden Jahres mit denen der beiden vorher- gehenden vergleiht. Jn dem am 31. März beendeten Quartale stellte sich die Ausfuhr von Kohlen, Koke u. \. w. folgender- maßen: 1873 wurden 2,566,377 Tonnen zum Werthe von 2,140,744 Pfd. Sterl. ausgeführt; 1874 2,896,585 Tonnen zum Werthe von 2,899,417 Pfd. Sterl.; 1875 aber nur 2,446,443 Tonnen zum Werthe von 1,791,634 Pfd. Sterl. Obgleich die Quantität der Ausfuhr in den ersten drei Monaten des laufen- den Jahres nur unbedeutend geringer war, als in der ent- sprehenden Periode von 1873, so hat dieselbe gegen das Vor- jahr doch um 450,800 Tonnen oder 15} pCt. abgenommen. Dem Werthe nach ist der Unterschied noch bedeutender und beträgt der Minderwerth im laufenden Jahre gegen 1874 1,104,000 Pfd. Sterl. oder 34 pCt. An Eisen und Stahl wurden ausgeführt: Im ersten Quartale 1873 669,563 Tonnen im Werthe von 8,375,951 Pfd, Sterl., in demselben Zeitraum in 1874 493/583 Tonnen im Werthe von 7,021,345 Pfd. Sterl., im laufenden Jahre 473,569 Tonnen im Werthe von 5,698,265 Pfd. Sterl. Der Quantität nach hat demnach die Ausfuhr von Stahl und Eisen während der angegebenen Periode im laufen- den Jahre nur wenig gegen die in der entsprechenden Periode des Vorjahres, dagegen sehr bedeutend gegen 1873 abgenommen, indem \ich gegen das [leßtere Jahr eine Abnahme von 190/000 Tonnen oder 32 pCt. herausstellt. Dem Werthe nah hat die Ausfuhr im laufenden Jahre für die angegebene Periode um 1,323,000 Pfd. Sterl. gegen 1874 und um 2,678,000 Pfd. Sterl. gegen 1873, also bez. um 19 und 32 pCt. abgenommen. Für den Monat März allein betrug der Werth der Ausfuhr an Stahl und Eisen im Jahre 1873 3,154,000 Pfd. Sterl. : 1874 2,645,000 Pfd. Sterl. und 1875 1,990,000 Pfd. Sterl. - In unmittelbarem Zusammen- hange mit der. Stockungen des Handels in den Hauptexport- arti.eln Großbritanniens stehen die Herabsezung der Arbe ts- lôhne und die dadurch hervorgerufenen Arbeitseinstellungen, bez. Arbeitersperren. Außer in Süd - Wales, wo die Arbeit in den Kohlengruben und Eisenwerken bereits seit mehreren Monaten eingestellt war, is den Kohlen- und Eisenarbeitern auch in Nord - Wales, Nord - Staffords\hire und Lanarkshire, Schottland, eine Lohnherabsezung von 10 bis 15 pCt. angekündigt worden, und haben in &olge dessen in Lanarkshire allein 16,000 Eisenarbeiter die Arbeit eingestellt. Auch in Nord-Wales haben die Arbeiter sih den gestellten Be- dingungen nicht gefügt, in Süd-Wales dagegen hat ein Theil der Arbeiter, nachdem die allgemeine Arbeitersperre daselbs auf- gehoben war, auf die von den Arbeitgebern gestellten Bedin gungen, eine Lohnherabsezung von 15 pCt. bei eintägiger Kün- digung, die Arbeit wieder aufgenommen. Als eine Folge der im Allgemeinen verminderten Erwerbsfähigkeit is auch die ver- mehrte Auswanderung zu betrachten, welche namentli in den luünd- lihen Distrikten Englands auffallend zugenommen hat. Zu derselben stellt die Union der Feldarbeiter unzweifelhaft in Folge der im vergan- genen Jahre von den Pächtern und Grundbesizern durhgeführten Herabseßung der Arbeitslöhne, das größte Kontingent, und wird diese Auswanderung von den Regierungen Kanadas und Australiens, in denen es in hohem Grade an Arbeitskräften fehlt, in jeder Weise, durch freie Ueberfahrt, Verschaffung von Arbeit unmittelbar nach der Ankunft, Anweisung von Ländereien U. #. w., befördert.
Die Abfahrt der Nordpol-Expedition wurde auf Anfang Juni verschoben, da des Eises wegen ein Vordringen durch den Smith-Sund vor August nicht zu bewerkstelligen ift.
Die zwishen der britischen Regierung und dem Könige von BVirmah entstandenen Differenzen sind noch nicht beigelegt worden, doh hat die Regierung die Hoffnung auf eine fried- liche Lösung derselben noch niht aufgegeben, um fo mühr, da der König von Birmah in einer Anfangs Mai erlassenèn Pro- felt bea alle beabsichtigten Feindseligkeiten in Abrede ge- tellt hat.
In einer am 23. April veröffentlihten Proklamation hat der Vize-König von Indien die Absezung des Guikowar Mulhar
Rao als Souverän des ihn und seine Nachkommen von allen Rechten, Ehren und Pri- vilegien dieser Stellung ausgeschlossen. Diese Entscheidung des Vize-Königs beruht, wie in der Proklamation hervorgehoben wird, niht auf dem Berichte der Kommission, welhe, wie bereits mitgetheilt, eine Ginigung nicht zu erzielen ver- mochte, sondern auf der Mißregierung des Guikowar und seiner Unfähigkeit zur Ausführung nothwendiger Reformen. Die einheimishe Regierung wird in Baroda indessen wieder hergestellt werden, da die Wittwe des Vorgängers Mulhar Raos die Erlaubniß erhalten hat, ein Mitglied aus der Familie des Guikfowar, welches die indishe Regierung zur Souveränetät bestimmt, zu adoptiren. Mulhar Rao selbst wurde unter mili- tärisher Bedeckung nach Bombay abgeführt, sein fernerer Auf- enthalt war noch nicht bestimmt. Ein durch die Gattin des Guikowar, Luxinebai, angestifteter Aufstand wurde ohne Mühe unterdrückt und Luxinebai selb nah Madras gebracht.
Frankreich. Versailles, 15. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Nationalversammlu ng interpellirte der Deputirte Lafon (Linke) den Marine-Minister über die Akte gewalt- samer widerrechtliher Unterdrückung in einem Dorfe der Kolo- nien am Senegal. Der Minister erklärte, über die Thatsachen nichts zu wissen, bemerkte aber, wenn es dort Schuldige gäbe, so würde der Gouverneur sie jedenfalls bestraft haben. Die Versammlung vertagte sich hierauf bis zum nächsten Dienstag.
Spanien. Madrid, 17. Mai. D B) Nah dem _„Correo militare“ sind die Carlisten vor Pampelona erschienen und haben etwa 24 Kugeln aus ihrem“ Geshüg auf edie Stadt verfeuert. Es-wurde von den Schüssen Niemand ge- troffen und die Carlisten wurden dur die Geschüße des Forts sofort wieder verjagt. ;
San Sebastian, 16. Mai. (W. T. B.) Die Carlisten haben ihre gegen Guetaria aufgestellte Artillerie zurückgezogen und, wie es \cheint, die Belagerung des Plagzes aufgegeben. Dagegen scheint ein neuer Angriff gegen Reuteria im Werke.
Italien. Rom, 15. Mai. ŒW. D. B) Jn der heutigen Sißung der Deputirtenkammer sprach der Minister- Präsident Minghetti den Wunsch aus, daß die Berichte über die Geseßentwürfe, betreffend die Konveütion mit den Eisenbahn- gesellschaften und die im Interesse der öffentlihen Sicherheit zu treffenden Maßregeln, baldigst vorgelegt werden möchten, damit diese Geseßentwürfe noch in der gegenwärtigen Session erledigt werden könnten. Gleichzeitig wünschte der Minister-Präsident auch die Vorlage des Berichtes über die Reform der Verbrauchssteuer und machte die Mittheilung, daß er jedenfalls von den Voll- machten der Regierung Gebrauh machen und im Interesse der Finanzen des Staates mit den Munizipalitäten wezen der be- treffenden Abänderung der Verträge verhandeln werde.
— (W. T. B.) Die heutige Nummer der „Voce della Verità“ is wegen Veröffentlichung einer Adresse der Gesellschaft für die fatholishen Interessen an die deutschen Pilger und eines auf dieselbe bezüglichen Artikels mit Beschlag belegt worden.
— 159 Mal W. T. B) Dey Minister-Präsident Min - ghetti ift nah Ven- dig abgereist, um den Kronprinzen und die Kronprinzessin des Deutschen Reichs zu begrüßen. — Der Ge- seßentwurf, betreffend die Konventionen mit den Eisen- bahngesellschaften wird in der Deputirtenkammer in den ersten Tagen des Juni zur Verhandlung kommen.
Türkeë. Konstantinopel, 18, Mai. (W. T. B.) Nah
Meldung aus Scutari sind die in der Podgorizza-Affaire gefällten 2 Todesurtheile vorgeftern vollzogen worden; 6 Ange- fHlagte, welhe zur Zwangsarbeit verurtheilt worden waren, find hierher gebraht worden. :
Numänien. Bukarest, 16. Mai. (W. T. B) Bei den Wahlen des vierten und leßten Wahlkollegiums, welche gestern beendigt sind, sind nur konservative Deputirte gewählt worden. Die ministerielle Majorität in der Deputirtenkammer ist dadur vollständig sichergestellt
S 18, Mai. (W. T. B.) Der auch mit der Würde eines Präsidenten des Senats bekleidete Metropolit und Primas von Rumänien, Niphon, ift gestern Nachmittag gestorben.
Amerika. Rio de Janeiro, 15. Mai. (W. T. B.) Die Nationalbank hat ihre Zahlungen einstweilen \uspensirt, ein Moratorium verlangt und versprochen, nach A. lauf desselben sämmt- lihe Zahlungen mit den Zinsen voll zu leisteu. Die Brasilianische Bantk ift ihr mit namhaften Vorschüssen zu Hülfe gekommen. Auch die Regierung hat einen Geseßentwurf behufs Emittirung von 29,000 Contobillets zur Unterstüßung der Nationalbank im Par- lamente eingebraht. Die Krisis foll durch große Arbeiten in den Provinzen, welche beträchtliche Kapitalien absorbirten, her-, vorgerufen sein, Man sieht dieselbe nunmehr als beseitigt an.
Asien. Peshawer (Pundjab), 17. Mai. (2. D. B) Durch ein über 60 Stunden anhaltendes Feuer ist der fünfte Theil der ganzen Stadt in Asche gelegt worden, gegen 15,000 Menschen befinden \ich ohne Obdach. ;
Nr. 10 des Centralblatts der Abgabcn,-, Gewerbe- und Handels-Geseßgebung und Verwaltun g in den König- lih preußishen Staaten hat folgenden Inhalt: Cirkularverfügung des König:ichen Finanz-Ministeriums, das Reitzeug der reitenden Zoll- und Steuerbeamten betreffend, vom 17. März 1875, — Cirkularver- fügurg des Königlichen Finanz-Ministeriums, Steuerrückvergütung für au?geführten Tabak letreffend, vom 24, Februar 1875. — Cirkular- verfügurg des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Entrichtung der Brausteuer im Wege der Vermahlungssteuer betreffend, vom 18. März 1875.
— Ein Verzeichniß der wichtigeren Verkehréorte mit besonderer Berücksichtigung der — außer der Ortsbezeichnung in der Landes sprache erfahrungêmäßig öfter vorkommenden Benennungen in anderen Sprachen — bearbeitet nach amtlihen Materialien, ist unter dem Titel Po st- Lexikon soeben im Verlage der Königlichen Geheimen Ober-Hof- buchdruckerci (R. v. Decker) erschienen
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In Halle starb am 14. d. Mts. der Geheime Regierungs- Rath Professor Dr. Gottfried Bernhardy.
— Zwischen dem 9. und 14, August d. Js. findet in München eine Generalversammlung der deuts\chen anthropologischen und geologischen Gesellschaft statt und es haben für beide bereits zahlreiche Gelehrte von Ruf ihr Erscheinen zugesagt. Die Gemeinde
Staates Baroda ausgesprohen und 7
der Kunst verschiedene Summen zur Ausführung monumen- taler Werke der Skulptur wie der Malerei bewilligt, und zwar: 10,000 Fl. Zuschuß zur Herstellung eines Siegeêsdenkmals auf dem Fronhof in Augsburg durch den Bildhauer Zumbusch, wofür die Stadtgemeinde 30 000 Fl. votirt hatte; ferner 10,000 Fl. für die Ausführung eines großen Oelgemäldes durch den Historienmaler Franz Adam zur Erinnerung an die Waffenthaten der bayerischen Armee im letzten französish-deutshen Kriege; 2400 Fl. für die Vollendung der künstlerishen Aus\hmückung der katholishen Kirhe in Grabin- stadt am Chiemsee, 6000 Fl. Zuschuß für die Herstellung eines Denk- mals in der protestantischen Stiftskirhe in Kaiserélautecn, zur Erinnes rung an die Vereinigung der Lutheraner und Reformirten der Pfalz; 6000 F[. für die Heistellung von Glaëgemälden in der kfatholischén Stiftskirhe zu Herrieden, und 4000 sl. zu gleichen Zwecken in der protestantischen Hauptkirche zu Nördlingen, endli einen Zuschuß von 18,000 Fl. für die Herstellung eines monumentalen Brunnens auf dem Maximilians-Plaß in Bamberg.
— Die Nr. 21 der Zeitschrift „Die Natur", Zeitung zur Verbreitung naturwissenschaftliher Kenntniß und Naturanschauung für Leser aller Stände (Organ des Deutschen Humboldt-Vereins), herausgegeben von Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller von Halle. Halle, G. Schwetschke' {er Verlag, (Preis 3 M pro Huartal) hat folgenden Jnhalt: Die horizontale und vertikale Ver- breitung der Fische. Von Carl Dambeck. (Fo1tseßung.) — Aus dem Reiche des Kleinen. Von Hermann Meier. Mit Abbildungen. — Lite- raturbericht: Professor Dre. Johannes Fr. X. Gistel, genannt G.-Til. fius, Carolus Liñnaeus, Fortseßung! —- Boologische Mitthei- lungen aus dem Chaco Central. — Botanisce Mittheilungen: 1) die Heimath der Aldrovandia und die Begleitpflanzen der Neisfelder. 2) Wirkung der Blumen von Colchicum antumnale auf die Haut. — Technisches aus unserer Zeit : Photographisches Papier.
__ Vom meteorologischen Observatorium zu Konstantinopel wird an
die Wiener Kaiserlich-Königliche Gentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus am 12. d. telegraphirt: „Gestern Morgen 5 Uhr fand in Kleinasien an der Küste des ägäischen Meeres ein ziemli heftiges Crd beben statt; besonders intensiv wurde dasselbe zu Smyrna und Rhodus an den meteorologischen Beobachtungéstationen wahrgenommen. Zur Zeit der Naturerscheinung war der Luftdruck 759 Mm, die Temperatur — 170 Gr. Celsius, es herrshte mäßiger Len bei ziemlich stark bewegter Sce und halb bewölftem Himmel.
Laad- und Forstwirthschaft.
«Das Aprilheft (18. Jahrg.) der „Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den K 6- niglich preußischen Staaten für Gärtnerei und Pflan- zenkunde*“ (Eigenthum des Vereins. Redacteur Dr. L. Wittmack, stellvertretender Gencral-Sekretär des Vereines. — Berlin. Jn Kommission bei Wiegandt, Hempel & Parey) hat folgenden Inhalt : 573 Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten- baues. — 572, Versammlung des Ve-eins zur Beförderung des Gartenbaues, — Dr, Lender, Vortrag über Ozon. — Anleitung zur Weintreiberei von E. Hinrichs in Steglitz. — Einfluß des heißen Sommers 1874 auf die Treiberei im Winter 1874/75. — Wenzig, Die Familie der Pomariae. — Internationale Gartenbau - Aus- stellung in Cöln, — Vulkanische Erde,
Bremen, 14. Mai. Der Präsident des Vereins egen das Moorbrennen, Senator Dr. Pfeiffer, hat den geshäftsfüh- renden Ausschuß auf den 23. Mai hie: her berufen, um Ort, Zeit und Tagesordnung der diesjährigen allgemeinen Vereinéversammlung festzustellen und anderweitige Anorbnungen für die weitere Ygitation zu treffen. Dicse wird alsdann zunächst besonders in Westfalen und am Niederrhein wieder aufgenommen werden. Einstweilen veröffentlicht der Verein eine neue, der rationellen Moorkultur förderliche Schrift: „Urbar- macung und Landbau in den Moorkolonien der Provinz Groningen von T. Borgesius, überseßt von W. Peters“, worin die Landwirth-
| dur einen planmäßigen
München wird für die Gäste beider Kongresse ein gemeinsames Kcller- fest veranstalten. — Ee. Majestät der König von Bayern hat der „Allg.
Ztg.“ zufolge auf Grund der gutachtlihen Vorschläge einer Sach- verständigen-Kommission aus dem Fonds für Pflege und Förderung
schaft auf fanalisirtem Hochmoor na eincr mehr als zweihundert- jährigen stetigen Entwmickelung höchft anfhaulich geschildert wird. Der erfahrene hollän*ische Agronom spriht am Schlusse dem Unternehmen der preußischen Staatsregierung, die großen Moore links der Ems è und ene1gish betricbenen Kanalbau aufzu- schließen, scine vollste Anerkennung aus. Da mit dein Fortse&reiten der Cms-Kanäle aber die Kolonisation dort in großem Maßstabe erft möglich wird, so kommt die Uebeseßung der Bor; csiusshen Schrift gerade zur rechten Zeit. :
Gewerbe und Handel.
Die Lage des bsterrcihis{-ungarischen Eisen- und Stahlmarktes hat si, wie die , Magdeb Ztg.“ berichtet, in den leßten Wochen ungünstig gestaltet. Die Notirungen, ab den betref- fenden Werkstationen per Zollzentuer franko Waggon gelegt, find fol- gende: Steierisch: Kärntnerisches weißes Holzkohlen-Roheisen 2.50— 2.75 Fl., steierisch-kärntnerishes graues Holzkohlen-Roheisen 3.15— 93.29 Fl, bessemer Noheisen 2.80—2.90 Fl., Spiegeleisen 3.15—3 25 &l., bohmisches Roheisen 2.15—2.25 Fl., oberungarishes weißes Roh- eisen 2 —2 15 Fl, oberungarishes graues Roheisen 2.30 —2.590 Fl. Die Grundpreise von Stabeisen sind: St-ieris{-kärntnerisches 6.50— 7 Fl, mährisch-\chlesisches 6 50—6.80 Sl, bôhmisches 6—6.40 FL[,, oberungarisches 6—6.30 Fl., ungarishes Winkeleisen 9.25—7.25 Fl. Die Grundpreise von Blechen sind: Steierisch kärntnerische 7.50 - 8.50 ; Eisenubahnschienen ohne Um- fa Grubenschienen von Eisen 6 50 Fl,, Grubenschienen aus Stahl 7,25—5.50 Fl., Eisenschienen mit fünfjähriger Garantie 6.15—6 25 8, bessemer Stahlschienen mit zehujähriger Garantie 7—7.25 Sl, bessemer Stahlradkränze ohne Shweißung 8 — 10.50 F[., je nach Be- stimmung.
Sl, mähri)ch-\{chlesi!{che 7.40—8.50 Fl.
Verkehrs-Anstalten.
Die „Pall Mall Gazette“ giebt eine sehr interessante Be- schreibung von „Lokomotiven ohne Feuer“, die auf ciner Ver- bindungsbahn zwischen New-Orleans und den Vorstädten im Ge- brauch sind. Die Bahn hat eine Länge von ungefähr 6 englischen Meilen, Bis zur eigentlichen Stadtbegrenzung werden die Wagen von Maulthieren gezogen, die dann abgespannt und durch die Lofo- motive erseßt werden, eine Opcration, die nicht mehr Zeit in An- spruh nimmt, als das Umspannen der Maulthicre erfordern würde. Der Zug schießt jeßt wie ein Pfeil dahin, indem der Conducteur auf der Platforza stehen bleibt, um die Maschine zu reguliren. Der Waggon läßt sich viel rascher zum Stehen bringen und wieder in Be- wegung seßen, als wénn er von Maulthieren gezogen würde. Die Bahn ist dopp4spurig und liegt mitten auf einer - breiten Straße, einige Centimeter höher als das Niveau der felben, so daß fie von Wagen nur da, wo Straßen sich kreuzen, überschritten werden kann; da sie sonach gewissermaßen isolirt ist, fann man mit einer beträchtlihen Ge- \hwindigkeit fahren. Die Lokomotive besteht aus einem einfachen Cylinder aus Eisenbleh, wie die Dampfkessel, der bei einer Länge von zehn Fuß kaum drei Fuß im Durchmesser hat; er liegt auf einem vierrädrigeu Gestell und is zum Theil mit Wasser angefüllt. Die vertikale Doppelmaschine steht mit dem Cylinder in Verbindung seitwärts vom Waggon und an der Thüre des Conducteurs. Der Cylinder wird bis zu der erfo derlichen Spannung mit Dampf ge- füllt, der einem stehenden Dampfkcssel auf der Station zu Carrelton entnommen wird, und dieser Dampf genügt, um den Waggon bis zur Stadt und kostenfrei zurückzubringen. Weder Feuerungsapparat noch Pumpen find erforderlich. Die Kosten dieser Beförd erungsart stellen fich niedriger, als wenn man Maulthiere verweadete. Der Preis einer derartigen Lokomotive beträgt 1250 Dollars, einschließli der Prämie für dea Erfinder. Die Direktion dieser Eisenbahn ist dem Gene: al Beguzicgard anvertraut.
St. Petersburg, 17. Mai. (W. T. B) Heute sind die erslen Dampfer aus dem Auslande hier eingetroffen und ist die Schiffahrt damit als wiedereröffnet zu betrachten, Auh um
“ Kronstadt herum befindet sich nur noch wenig s{chwaches Eis.