1875 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 May 1875 18:00:01 GMT) scan diff

machen, sih seitdem noch vermehrt. Durch dergleichen Beurlaubungen sind bisher jeden Sommer bis spät in den Herbst hinein Beamte in be- deutender Anzahl der Staatsverwaltung entzogen worden, Diese Gewohnheit ist um fo nachtheiliger für den Dienst Sr. Majestät des Königs, als ohnehin {on die Theilnahme vieler Beamten an den Kammersißungen und den Geschäften anderer repräsentativen Korporationen dieselben häufiger als ehemals und auf längere Pe- rioden von ihrer cigentlihen Berufsthätigkeit entfernt. : A Einer sclchen Benachtheiligung des Dienstes muß mit Entschie-

denheit entgegengetreten werden. i S i Bei Ucbernahme eines Amtes im Königlichen Dienste auf Le-

benszeit geht der Beamte die Pflicht ein, seine ganze Thätigkeit die- sem Berufe zu widmen, und nur wirklihe Krankheiten und unver- meidliche Behinderyngen können einen Anspruch auf Entbindung vom Dienste begründen, während Beurlaubungen zur Erholung nur aus er- heblichen Billigkeitsrücksichten, soweit das Interesse des Dienstes entweder damit übereinstimmt oder wenigstens nicht entgegensteht, zulässig find, wobei auf die ärztlichen Atteste, wodurh die Nothwendigkeit solcher Beurlaubungen in der Regel nachzuweisen vei sucht wird, meistens nicht viel gegeben werden kann, indem bekannt ist, wie bereitwillig und leicht dergleichen Atteste ertheilt werden.

Na unserer Ueberzeugung wird in den meisten Fällen ein Urlaub von 4 höôchstens 6 Wochen genügen, um den Zweck zu erreichen und wir werden bei Beurtheilung der - diesfälligen Anträge, soweit die- selben zu unserer Entscheidung kommen, fortan mit der größten Sorgfalt darauf halten, daß keine Bewilligung das nöthige Maß Überschreite,

Berlin, den 11. Juli 1851.

Der Finanz-Minister. Der Minister des Innern.

Als Angelegenheiten des Staates im strafreht- lichen Sinne charakterisiren sh, nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 8. April d. I., alle diejenigen An- gelegenheiten, welche die Erreihung von Staatszwecken betreffen, mögen dieselben sich auf das kirchenpolitische oder rein politische Gebiet erstreckden. Lie Besprehung der kirchenpolitishen Geseßz- gebung in ihren Maximen und Tendenzen in der Kirche Seitens eines Geistlihen fällt daher unter die strafreht- lihe Bestimmung des §. 130a. des Str. G. B. „Alle Maf- nahmen der Regierungsgewalt, welhe dahin abzwecken, ent- weder die Grenzen des Gebiets von Kirche und Staat festzu- stellen, oder aber den Staat vor nachtheiligen Einflüssen zu be- wahren, welhe durch die innerhalb der Kirche bestehenden Einrichtungen auf denselben ausgeübt werden können, sind Angelegenheiten des Staats, wenn auch durch diese Maßnahmen kirhlihe Einrihtungen alterirt wer- den und ihnen fortan die ftaatliche Anerkennung versagt wird. Daraus ergiebt sih die Unrichtigkeit der Annahme, welhe das Verbot des 8. 130a. auf rein fstaatlihe Angelegenheiten, ohne aber den Begriff derselben festzustellen, beschränken will, dagegen Erörterungen über das Verhältniß der Mitglieder der Kirchen- gemeinschaft zur Obrigkeit und deren Geseßen und Anordnungen, dem rein kirchlihen Gebiete vindizirt. Solhe Anordnungen und Maßnahmen würden nur dann dahin gehören, wenn durch sie lediglich innere Angelegenheiten der Kirche geordnet würden und werden könnten; sobald fie aber nicht blos von der Staats- gelvalt ausgegangen find, sondern auch dahin zielen für das Verhältniß zwishen dem Staat und kirchlihen Einrichtungen eine bestimmte Norm festzusezen, fallen sie unter den Begriff der Angelegenheiten des Staats und es is ihre Erörterung nah S. 130 a. strafbar, sobald fie in der dort näher bezeihneten Weise erfolgt.“

Die Verkündigung eines bischöflichen Hirten - briefes, dessen Inhalt Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise behandelt, in einer Anzahl von Kirchen hat, nah cinem Erkenntniß des Ober-Tri- bunals vom 8. April d. I., die Bestrafung jedes verkünden- den Geistlichen als Thäters und des Verfassers des Hirtenbriefes, welh:r die Geistlihen durch Einhändigung gleihlautender Exem- plare zur Verkündigung bestimmt hat, als Anstifter jeder ein- zelnen Strafthat zur Folge. Das Strafmaß für den betheilig- ten Bischof ist demnach nah den Grundsäßen über die reale Konkurrenz zu bestimmen.

Im Laufe des heutigen Vormittags exerzierten auf dem Tempelhofer “Felde das Garde-Kürassier-Regiment und das 1. Garde-Dragoner-Regiment; Seitens der Garde-Feld-Ar- tillerie-Brigade fand eine Vorübung zu dem am 1. Juni cr. vor Sr. Majestät stattfindenden Exrerzieren ftatt.

Der General-Feldmarschall von Steinmetz hat \ich nach Görlig zurückbegeben.

Der General-Major Gal ster, à la suite der Armee und Dezernent in der Admiralität, sowie der Contre-Admiral Bat\ h, Chef des Stabes der Admiralität, sind von Wilhelmshaven resp. Kiel, wohin \ih dieselben in dienstlihen Angelegenheiten begeben hatten, hierher zurückgekehrt,

_ Der Thierarzt erster Klasse Shrulle zu Lüdinghausen ist zum kommissarischen Kreisthierarzt für den Kreis Lüding- hausen ernannt worden.

Kiel, 21. Mai. (Kiel. Ztg.) Der Chef der Admiralität hat die Fortsezung der im Herbste v. J. begonnenen Revisions - Peilungen an den Mündungen der Jade, Weser, Elbe und Eider angeordnet, und die Vermessungen haben hon in der Mitte v. M. ihren Anfang genommen. Eben- mäßig hat der Chef der Admiralität behufs Anfertigung eines neuen Kartenwerkes des mittleren Theils der Ostsee Ver- messungen angeordnet, mit denen in der Mitte des vorigen Mo- nats an der preußishen Küste, zunächst der rufsischen Grenze, begonnen ist.

24. Mai. Die Panzerfregatte „Kronprinz“ is geftern von Wilhelmshaven nah Kiel in See gegangen.

Bayern. München, 23, Mai. Gestern Nachmittag 3 Uhr wurde die Leiche der Königin - Wittwe von Griechenland unter dem Geläute der Glocken sämmtlicher Pfarrkirchen von der Königlichen Residenz zu Bamberg aus, wo die Aussegnung stattfand, zum Bahnhofe Behufs Ueber- führung nah München gebraht. Vom Rathhausthurme wehten \{chwarze Fahnen zum Zeichen der Trauer derx Stadt, in den Straßen, durch welche sih der imposante Leihenzug bewegte, waren alle Läden geschlossen und massenhafte Spaliere von dem theilnehmenden Publikum gebildet. Die beiden Brüder Ihrer Majestät, der Großherzog und der Herzog Elimar von Oldenburg, mit ihren Adjutanten folgten dem sechs\pännigen, mit Blumen- fräânzen und Wappenschildern verhängten Leichenwagen. Vor der Abreise nah München beauftragte Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Oldenburg den Bürgermeister Dr, Schneider, der gesammten Einwohnerschaft den aufrihtigsten und wärmsten Dank für die vielen rührenden Beweise der Liebe und Theil- nahme, welche dieselbe bei dem \o traurigen Anlaß tes Ablebens Ihrer Majestät der Königin-Wittwe von Griechenland, seiner vielgeliebten Schwester, bekundet hat, auszusprechen.

Int a Sprit werin Wett —gESE reie imi E Arr E oute ee bete eer nit Maa L E rze S I pee

In München traf der Leichenzug um 12 Uhr Nachts vor der St. Kajetanskirhe ein. Die aus 10 Geistlihen be- stehende protestantishe Geistlichkeit mit dem Kreuzträger voran, begab fich in die Kirhe und stellte sich dort neben der am EGin- gange der Kirche den Leichenzug erwartenden katholischen Geist- lihkeit des Kollegiatstiftes auf, Der Dekan und 1. protestan- tishe Stadtpfarrer Buchrucker vollzog nah einer kurzen An- \sprahe und den entsprehenden Gebeten die Einsegnung der Leiche und zwar in Gegenwart des Großherzogs und des Prinzen Elimar von Oldenburg und der Prinzen Otto, Luitpold, Adal- bert, Ludwig, Leopold und Arnulf mit Gefolge, welche vom Bahnhofe aus sich im Leichenzuge befunden hatten. Die Feier- lichkeit hatte unter Theilnahme eines troy der späten Nachtstunde sehr zahlreihen Publikums stattgefunden.

Württemberg. Stuttgart, 24. Mai. (W.T.B.), Der Prinz Wilhelm von Württemberg is gestern von Potsdam hier eingetroffen. Der „Staatsanzeiger“ konstatirt, daß die Mar k- rechnung in Württemberg zum 1. Juli voraussichtlih « au in Wirklichkeit eintreten werde, da ein genügender Münzvorrath vorhanden sei.

Sachsen- Weimar- Eisena. Weimar, 23. Mai. Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin von Sachsen- Weimar traf am Sonnabend Abend 6 Uhr 5 Minuten mit Gefolge von Weimar mit dem Thüringer Schnellzuge in Leipzig ein, trat in Hauffe's Hotel ab und reiste an demselben Abende um 12 Uhr mit dem Courierzuge auf der Königlichen Staats- bahn E nah Marienbad, woselb#| Höchstdieselbe am 23. Mai eintraf.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 21. Mai. Für das Herzogthum i} eine landwirthschaftliche Centralstelle untes dem Titel „Landwirthschafts-Rath“ geschaffen worden. Derselbe hat eine offizielle Stellung; er be- steht aus 19 Mitgliedern, von welchen vier die Regierung er- nennt und 15 von landwirthschaftlichen Kreisvereinen gewählt werden. Dem Landwirthschafts-Rath liegt die Förderung und Vertretung der landwirth\schaftlihen Interessen, die Abgabe von Gutachten und die Wahl des Abgeordneten zum deutschen Land- wirtl\hafts-Rath ob. . Die Kofien des Landwirthschafts-Rathes werden von der Staatskasse aufgebraht, und soweit deren Bei- träge nicht ausreihen, haben die Kreisvereine beizufteuern; die Wahl des Präsidiums und die Bestimmung der Geschäftsordnung sind ihm selbst überlassen; die Versammlung wird in der Regel jährlih einmal in Meiningen gehalten.

Der neu er-

Desterreich-Ungarn. Wien, 24. Mai. ist heute vom

nannte Ackerbau-Minister, Graf Mannsfeld, Kaiser beeidigt worden.

Pest, 24. Mai. (W. T. B.) Die Session des Reichs- tags is Heute vom Minister - Präsidenten von Wenck- heim geschlossen worden. Die Thronrede erwähnt die un- günstigen Verhältnisse, die die Lösung der finanziellen Fragen in den Vordergrund drängten und in Folge dessen die Lösung vieler anderer Fragen unmöglih machten. Gleichwohl sei eine Reihe von Verfügungen getroffen worden, die vom Standpunkte der Integrität, der Sicherheit, der geistigen und materiellen Entwickelüng des ungarischen Staates von besonderer Wichtigkeit seien. Dahin seien namentlich die WModifizi- rung einzelner Ausgleihsbestimmungen mit Kroatien, die weitere Durchführung der Entmilitarisirung der Militär- grenze, die Entwickelung des Honvedinstitutes, die Errichtung der Universität in Klausenburg, das neue Grundfteuergeseß und andere Geseze zu rehnen. Das noch weiter Nothwendige werde in allmähliher Stufenfolge, aber doch rasch nach einander fich erledigen lassen. Die Regierung gebe \ih dieser Ueberzeugung um fo zuversihtliher hin, als die vom Reichstage bekundete Opferwilligkeit, sowie der Umstand dazu berechtige, daß da3 Verhältniß zu den übrigen Mächten während der Dauer der Sesfion an Innigkeit und Herzlihkeit nur noch zugenommen habe. Ungarn könne unter folchen Umständen der Zukunft mit Vertrauen entgegensehen.

Schweiz. Bern, 24. Mai. (W. T. B) Nah dem nunmehr vollständig vorliegenden Resultat über die gestrigen Abstimmungen is das Bundesgeseß, betreffend die Ein- führung der Civilehe und der Civilstandsregister, mit circa 210,000 gegen 203,000 Stimmen angenommen und das Gesetz, betreffend das Stimmrecht, mit 205,000 gegen 200,000 Stim- men verworfen worden.

Basel, 24, Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Volks- abstimmung über das Bundesgeseß, betreffend die Einführung der Civilehe und der Civilstandsregister, slimmten, wie die „Baseler Nachrichten“ melden, 205,588 mit Ja, 181,057 mit Nein; das Gesetz ist daher mit einer {wachen Majorität ange- nommen, Das Resultat der gleihfalls gestern erfolgten Ab- stimmung über das Gesetz, betreffend das Stimmrecht, liegt noch niht vollständig vor; es stimmten, soweit bis jetzt be‘annt, 194,501 mit Ja, 184,776 mit Nein. Die Annahme des Gesehes gilt daher für zweifelhaft.

Belgien. Brüssel, 24. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sißzung des Senats erklärte der Minister des Aus- wärtigen, daß die Regierung dem Senat noch die zwischen Bel- gien und dem Deutschen Reihe gewechselten diplomatischen Aktenstücke mitzutheilen habe und fügte, nahdem der Senat die Niederlegung der Aktenstücke auf den Tisch des Hauses beschlossen hatte, dieser Erklärung weiter hinzu, die Schriftstücke, welche die Untersuhung gegen Duchesne beträf.n, seien am Sonnabend dem deutschen Gesandten, Grafen Perponcher, mitgetheilt, und seien denselben noch weitere Erläuterungen hinzugefügt worden. Diese Schriftstücke würden erst heute in Berlin eintreffen. Der Senat werde begreifen, daß die Regierung hierüber sih vorerst Reserve auferlege und- den zu bezüglihen Mittheilungen geeig- neten Zeitpunkt, der, wie er hoffe, in aller Kürze ein- treten werde, abwarte. Die Besprechung der überreichten Schriftstücke wurde auf die heutige Tagesordnung gesetzt.

Großbritannien und Jrlaund. London, 24, Mai. (W. T; B) Unterhaus. Eine Anfrage des Deputirten Dilke beantwortete der Unter-Staatssekretär Bourke dahin, daß die Konvention, durh welhe Japan die Insel Saghalien an Rußland abtrat, am 7. Mai c. abgeschlossen wurde und daß Japan als Entschädigung hierfür die Kurilen-Inseln im Norden von Japan erhielt, Auf eine weitere Anfrage des Marquis Hartington bestätigte der Premier Disraeli, daß die britische Regierung mit der deutsden in Bezug auf die Be- ziehungen der legteren zu Frankreih in Verhandlung getreten sei. Es sei dies jedoh nur in der Absiht ge-

schehen, falshen Luffafsungen entgegenzutreten und die Erhaltuug des Friedens zu 'sihern. Die Antworten, welche der

englishen Regierung auf diese Vorstellungen wurden, seien voll- ständig zufriedenstellend gewesen. Indeß liege es niht im öffent- lichen Interesse, die bezüglihe Korrespondenz dem Hause mit- zutheilen. Dem Deputirten Dilke entgegnete der Unter-Staats- sekretär für Indien, Lord Hamilton, daß der englischen Regierung keinerlei Nachricht zugegangen sei, wodurch das Gerücht, daß von Seiten der Chinesen ein Angriff auf das Gebiet des Emir von Kashgar gemacht worden sei, bestätigt werde.

In Portsmouth wurde am 20. in Gegenwart vieler höherer Marine-Offiziere und der Marine-Attachés verschiedener auswärtiger Mächte der gepanzerte „Oberon“ zum siebenten und wahrscheinlich lezten Male zum Gegenstand einiger Tor- pedo-Experimente gemacht, die zum Zweck haben, zu er- mitteln, wie nahe ein Panzerschiff sh einem explodirenden Tor- pedo nähern kann ohne fatalen Schaden zu nehmen. Das mit 500 Pfund feuhter Schießbaumwolle geladene Torpedo ruhte diesmal auf dem Grunde, ca. 38 Fuß 6 Zoll von dem nächsten Punkte der Panzerbekleidung des Schiffes entfernt. Die Gewalt der Explosion hob das Schiff fast gänzlich aus dem Wasser und verwandelte es in ein fast hoffnungsloses Wrack, das mit genauer Noth vor dem Versinken gerettet wurde.

Canada. Nach einer Depesche aus Ottawa is Mr. Edward Lake als Justiz-Minister wieder in das Kabinet des Dominion eingetreten. Mr. Fournier wird an Stelle von Mr. Macdonald, der zum Vize-Gouverneur von Ontario ernannt worden, Gencral-Postmeister. Auch Mr. Luther Holton wird in Kurzem ein Mitglied der Regierung werden.

Frankreich. Paris, 24. Mai. (W. T. B) Der hie- sige russishe Botschafter, Fürst Orlow, ist gestern nah Ems abgereist. Am Sonnabend hatte fih derselbe bei dem Marschall- Präsidenten Mac Mahon verabschiedet. Das Gerücht von einem Notenaustausch zwishen dem Präsidenten Mac Mahon und dem Papst wird von der „Agence Havas“ als un- begründet bezeichnet. .

25. Mai. (W.T. B.) Die Fraktionen der Linken und die Gruppe Wallon, welche mit der Linken für die Konstitution vom 25. Februar d. I. stimmte, haben sich bisher noch nit über die Kandidaten für die Dreißiger-Kommission ver- ständigen können. Vielmehr is anläßlich der Frage des Listen- \krutiniums eine Trennung eingetreten. Die Fraktionen der Linken wünschen in der Dreißiger-Kommission eine Majorität für das Listenskrutinium herzustellen, während die Gruppe Wallon diesen Vorschlag ablehnte. In Folge dessen werden die Fraktionen der Linken und die Gruppe Wallon verschiedene Listen für die Wahl der Kommissionsmitglieder aufstellen,

Versailles, 24. Mai. (W. T. B.) Die National- Versammlung hat heute die Berathung des Gesetzentwurfs über die Anlegung neuer Eisenbahnlinien und die Kon- zessionen für dieselben fortgeseßt, Der Minister der öffentlichen Arbeiten, Caillaux, sprach besonders für die Ertheilung der Kon- zessionen an große Eisenbahngeselschaften. Morgen \oll die Be- rathung über diesen Gegenstand fortgeseßt werden.

Portugal. Lissabon, 24. Mai. Ö Loulé, lebenslänglicher Staatsrath und früher wiederholt

Schlaganfalls gestorben.

Schweden und Norwegen. (O. N) De 9weite Kammer Ut heute. Ubend dem früheren Beschlusse der Ersten Kammer, betreffend die \chnellst- möglihe Einführung des metrishen Systems für Maß und Gewicht, beigetreten.

ist von beiden Kammern bestätigt worden.

Adresse die wärmste Anerkennung zu Theil werden lafsen.

worden.

20. Mai. Die Abreise des Königs und der Kö-

gestellt ift.

eingeseßt, über alle Angelegenheiten entscheidet

Mitgliedern l eit Diese Interim-Regierung if mit aller König-

Stimmenmehrheit. lihen Macht ausgesta'tet,

von derselben event. ledig werdend2 Vertrauensposten nur pro- visorish beseßt werden. Im August und September d. F. werden im fsüdlihen Norwegen, in der Gegend von Moss und Frederikshald große Manöver stattfinden, zu denen nicht nur norwegische, fondern auch \s{chwedis{che Truppen erscheinen sollen.

24, Mai. (W. Q. D) Der Konitg hagen abgereist. Während der Abwesenheit des Königs fungiren Regierung.

Christiania, 16. Mai.

großer Bedeutung für Christiania werden kann. Es war dies der Stadt abzutreten und die darauf befindlißen Militär Etablissements u. \. w. nah einem anderen Punkte des Landes

Majorität zur Erwägung übergeben.

Dänemark. Kopenhagen, 20. Mai. Der Besu des Königs und der Königin von Shweden-Nor- wegen am dänischen Hofe wird in diesen Tagen vom 25. bis 27. Mai erwartet. Am Nachmittage des erstgenannten Tages werden die Hohen Reisenden geleitet von einem Geshwader unter Befehl des Admirals Sundin von Helsingborg ankommen und auf der Landungsbrüke bei der Zollbude von dem dänischen Königs- paare empfangen werden. Am 26. ist große Galatafel auf Schloß

Am 27. werden die Hohen Gäste die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt in Augenschein nehmen und nah einem Déjeunelt dinatoire auf Christiansborg nach Korsör abreifen, um von dor! aus die Reise auf dem \{chwedisch-norwegishen Geschwader nad Kiel fortzusezen. Nah Mittheilung des „Dagstel.“ steht den hiesigen Hofe im Spätsommer noch ein hoher Fürstliher Besu bevor, indem der Kaiser von Brasilien beshlo}en haben soll eine Reise nah Europa anzutreten, um verschiedenen Höfen sel nen Besuch abzustatten, auf welcher Rundreise der Kaiser dan!

auch Dänemark und das dänische Königshaus besuchen wird.

Der Herzog von F Minister und Konseils-Präsident, is gestern in Folge eines 2

Stockholm, 19. Mai. F

Das Gutachten des Staats- | Aus\chusses, betreffend die neue Anleihe von 50 Millionen, | Eine große Anzahl Stockholmer Bürger hat dem Staatsrath Bergström in einer |

Die verwittwete Herzogin von Dalarne passirte gestern Malmö auf ihrer Reise nah der Shweiz. Der komman- F dirende General im erften Militärdistrikt, General-Major von | Klint, ist heute zum General-Lieutenant in der Armee ernannt F

nigin nah Kopenhagen und Berlin ist nunmehr auf Montag, F den 24, Mai c. festgeseßt worden, während der dem St. Peters- | burger Hofe abzustattende Besuh für Anfang Juli in Ausficht F

Während der Abwesenheit des Königs wird für F beide Reiche eine Interim-Regierung, bestehend aus je 10

nur Ausfertigung von Adels-, Ba- U rons- und dergl. Diplomen steht ihr niht zu, ebenso können F

und die M Königin von Schweden find heute Nahmittag nach Kopen- F

das \chwedishe und das norwegische Ministerium gemeinsam als Das Storthing hat sich in e den leßten Tagen mit einem Vorschlage beschäftigt, der, wenn F er von der Regierung augenommen und durchgeführt wird, von F

der Vorschlag Aschehougs, die sog. „Festung“ von Christiania |

zu verlegen. Aschehougs Plan wurde der Regierung mit großer À

Christiansborg und Abends Festvorstellung im Königlichen Theater. j

Asieu. Indien. Aus Kalkutta meldet ein Tele ramm vom - 22. d. M.: Ein heute hier veröffentlihter aliting& beschluß zeigt an, daß das älteste der drei Kinder des verstorbe-

nen Khundee Rao zum neuen Guikowar von Baroda ge- wählt rourde,

Afrika. Marocco. Aus Gibraltar wird vom 15, Mai gemeldet: Verheerende Stürme haben fast sämmtliche kleine Häu- ser des maurishen Dorfes Anghera zerstört. Bäume, Sträucher, Blumen u. \. w. wurden entwurzelt und Alles erscheint in einem Zustande der Verwüstung. Sir John Drummond Hay kehrte am 11. d, M. von seiner Mission beim Kaiser von Ma- rocco în Fez nah Tangier zurück. Die Mitglieder der Expedi- tion, die Sir John von Gibraltar aus begleiteten, kehrten gestern hierher zurück, nachdem sie durch einen an der Küste herrschen- den heftigen Sturm drei Tage in Tanger aufgehalten worden.

_ Australien. Das Parlament der Kolonie Victoria wird am 25. Mai zusammentreten.

Landtags- Angelegenheiten. Im 1, Mindener Wahlbezirk ist der Freiherr v. d. Neck, dessen Mandat als Abgeordieter wegen seiner Ernennung zum Ober-Forstmeister erloschen war, wiedergewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Dresden, 21, Mai, Nach den an das Justiz-Ministerium von jammtlichen Untergerichten erstatteten Anzeigen über die nach den Errichtung eines astronomish-physikalishen Observatoriums.

In Nr. 198 des „Reihs- und Staats-Anzeigers“ vot 22.

August 1873 if in längerer Darlegung von fompetenter Seite die Nothwendigkeit der Errichtung eines astronomis\ch- physikalishen Observatoriums für eine Reihe von wissenschaftlihen Aufgaben, für deren Bearbeitung bisher niht ausreihend gesorgt war, erörtert worden. Das Projekt eines solhen Observatoriums, welhes unter Vorauss\eßung eines etwa begrenzten Arbeitsplanes nur anfänglich mit demjezt niht mehr gutreffenden Namen „Sonnenwarte“ bezeichnet worden war, ist zuerst in einer von dem Direktor der hiesigen Sternwarte ver- faßten Denkschrift unter dem 27. September 1871 aufgestellt worden, und zwar in Folge einer von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen ausgegangenen, durh Herrn Professor Schellbah vermittelten Aufforderung. Von Sr. Kaiserlihen und Königlichen Hoheit ist sodann au dem Fortgange der Angelegenheit ununterbrochen das lebhafteste Inter- esse und die geneig!teste Förderung zvgewandt worden.

Zur Zeit ist die Entwickelung der neuen Institution in vollem Gange. Einige der thätigsten aftronomischen Forscher auf dem Gebiete der Spefktralanalyse der Himmelskörper über- haupt und der Erforschung der Sonne im Besonderen sind be- reits für das Observatorium gewonnen und mit den Vorarbei- ten für die bestmögliche Ausrüstung desselben beschäftigt. Ebenso ist bereits die baulihe Herstellung der dringlihsten Einrichtun- gen auf dem für das neue Observatorium gewählten Plage unter der Leitung des Regierungs- und Baurathes Spéeker zu Potsdam in rüstigem Forischreiten begriffen. Der Ort, an “welhem das Observatorium errichtet wird, nämlich der Telegraphenberg hinter dem Brauhausberge bei Potsdam, wird immer mehr als außerordentliG geeignet erkannt, da derselbe für die Ruhe und Reinheit der Lust und für die dauernde Isolirung, welche für die optishen und magnetischen Aufgaben des Observatoriums erforderlich sein werden, dur seine Höhe und Abgelegenheit, sowie durch seine Umgebung mit ausgedehnten, dem Staate gehörenden Wald- flähen ausgezeichnete Bedingungen darbietet, während er fich zugleih in einer für die Kommunikationen des Personals des Observatoriums hinreihenden Nähe an der Stadt und dem Bahnhofe befindet. | Wir vergichten einstweilen auf die Mittheilung von Details über die künftige Ausrüstung und den Bau des Obsfervatoriums, wie sie in leßter Zeit \o häufig und in fo wenig zutreffender Ausführlihkeit von einzelnen Blättern gebraht worden sind, und behalten uns Näheres für den Zeitpunkt vor, wo vollstän- digere und definitivere Mittheilungen dieser Art mit Sicherheit gegeben werden können.

In Betreff der Personalien is zu bemerken, daß man zu einer definitiven Entscheidung über die Berufung des künftigen Direktors ncch nicht gelangt is, daß aber fehr geeignete Per- sönlichkeiten hierfür in Vorschlag sind. Den Stamm des übri- gen Personals bilden die Herren Professor Spörer, früher in Anklam, Dr. Vogel und Dr. Lohse, früher auf der Privat- Sternwarte des Herrn von Bülow in Bothkamp bei Kiel thätig. Der Erstgenannte is bereits in Potsdam wohnhaft und in einem interimistishen Observatorium mit Fortsezung seiner Forshun- gen über die Sonnenoberfläche beschäftigt.

Die beiden Lettgenannten arbeiten einstweilen auf der hie- figen Sternwarte, sowohl mit deren optishen Mitteln als auch mit einigen bereits neu beshafften Apparaten und Einrichtun- gen, welche fpäter der Ausrüstung des Potsdamer Observato- riums angehören werden, und zwar theils in Fortseßung ihrer bisherigen eigenen Forshungen, theils in experimentieller Vorbereitung für die Entwickelung des neuen Instituts, welches künftig auch eine Ergänzung der hiesigen Sternwarte auf den- jenigen besonderen Gebieten der astronomishen Beobachtung bilden _ wird, auf denen die Lage der leyteren weniger günstige Bedingungen darzubieten beginnt.

Das Deutsche Gewerbe-Museum

hat durch Vermächtniß des im Januar d. I. verstorbenen Kam- mermusikus Hanemann aus seinem Nachlasse alle diejenigen Stücke erhalten, welhe nah Auswahl des Museums als gecignet für die Sanimlung desselben befunden werden möchten. Die Schwester und treue Gehülfin des Verstorbenen Fräulein Bertha Hanemann hat diese Gegenstände, welche erst bei einem \päteren Termin dem Museum zufallen sollten, bereits jeßt dem Museum Übergeben,

Es befinden sih darunter einige sehr interessante Stüe, besonders Porzellanarbeiten von Wegelin, welcher 1750 die Berliner Manufaktur begründete, die ers 1763 von König GTriedrih Il. zur Staatsanstalt gemacht wurde.

Ferner eine Arbeit von Hirschvogel, eine getriebene Kupfer- \{chüs}sel von vortreffliher Arbeit und verschiedene andere Stücke,

In wenig Tagen hat das Königlich preußische statistische B ure au sein 70. Lebensjahr vollendet. Bekanntlich verdankt dasselbe seine Entstehung einer Schrift des ehemaligen Geheimen Registrator Krug, betitelt : „Betrachtungen über den Nationalreihthum des preu- ßischen Staats und über den Wohlstand seiner Bewohner, Berlin 1805*, welche das Wohlgefallen Sr. Majestät des hoseligen Königs Griedrich Wilhelm 111. erregte und Denselben zum Erlaß folgender Kabinets-Ordre bestimmte,

Bestimmungen des Gesetzes, die gütliche und kostenfreie Vermiitlun streitiger, noch nicht gerihtlich anhängiger Civilansprüche durch die Untergerichte betreffend, vom 30. Dezember 1861 zur Anmeldung ge- kommenen streitigen Civilansprüche find nah dem „Dr. J im Fahre 1874 überhaupt 2380 dergleihen Ansprüche bei den Gerichten ange- meldet und davon 1169 verglichen worden, während im Fahre 1873 die Zahl der angemeldeten Fälle 2235, die der verglichenen 1122 betrug.

Land- und Forstwirthschaft.

Wie bereits mitgetheilt, findet in der Zeit vom 14. bis 20. Ofkto- ber d. J. zu Altenburg eine Kartoffelausstellung statt. Die wichtigsten Bestimmungen aus dem Ausftellungsprogramme sind folgende: Die Anmeldung zur Beschickung der Ausstellung hat in der Zeit vom 1 August bis 1. September auf den hierfür bestimmten, von dem Vollzugsaus\chusse (p.- adr. Advokat Gabler zu Altenburg) zu be- ziehenden Anmeldebogen zu erfolgen, Die Ausstellung umfaßt: Kar- toffeln, und zwar im Großen angebaute und bewährte Sorten, noch wenig verbreitete, doch Nuten versprechende neu eingeführte Sorten, neueste Sorten, endlich Sortimente und die durch den Aus- shuß zusammenzustellenden Mustersortimente; Geräthe zum Legen, Bearbeiten, Ernten und Untersuchen der Kartoffel auf ihren Stärke- gehalt u. f. w.; die wissenschaftliche Abtheilung, welche si die Darstellung der Ernährung, Entwickelurg und Zusammenseßung der Kartoffelpflanze und ihrer Kaollen, die Darstellung ihrer Umge- staltung, der Abnormitäten, Krankheitsersheinungen, sowie besonderer Änbaumethoden und Düngungsversuche zum Gegenstande nimmt. gv fr die wirs t Ne ungs gegenstände, mit Aus- nahme der für die wissenschaftliche Abtheilung bestimmten, erfolgt Kosten der Aussteller. i | S O N

As neuerlich von dem Geheimen R-gistrator Krug heraus- gegebene Werk über den preußishen Nationalreichthum tellt aus den

den B S Îe Masesiät uen dar.

,_ Se. Königliche Majestät von Preußen finden es wichtig, die aus diesen statistishen Tabellen genommenen Darstellungen 2 Mee und jährlich fortzuseßen, um die Veränderungen, fo vorgeh:n zu übersehen. Zu diesem Ende wollen Sie bei dem Kommerzíial-, 'Fa- briken- und Accise-Departement, wo es am zweckmäßigsten und ohne bleibende Kosten nur mit einem geringen temporären Zuschuß ge- schehen kann, ein Bureau errichten lassen, worin alle, bei den ver- schiedenen Departements und Behörden des Genecal-Directorii und des schlesischen Finanz-Ministeriums, ingleichen bei den Spczial-De- partements geführte, statistische Tabellen vereinigt und zu einem Ganzen bearbeitet werden sollen.

Bei diesem Bureau wollen Se. Majestät den Geheim:n Reai- strator Krug anstellen lassen, und da Se Majestät Vie n Erforderliche bereits erlassen haben, so ertheilen Allerhöchstdieselben jeßt nur noch dem General-Directorio, dem Stagts-Minüstex Grafen von Hoym und den Chefs der betreffenden übrigen Departements den Besehl, die genannten Tabellen, so wie ff einkommen, dem Staats- Minister Freiherrn von Stein zu dem obbeftimmten Behuf mit- zutheilen.

Coerbliß, den 28, Mai 1805.

A : Friedrich Wilhelm.“

Eine Reise nah Preußen und Pommern im Sommer 1805 welche Krug mit dem Staats-Minister Freiherrn von Steins unter- nehmen mußte, vershob die Errichtung des Bureaus bis Anfang November 1805. (Vergleiche Zeitschrift des Königlich preußischen statistischen Bureaus I. Jahrg. S. 3.) Es eröffnete "seine, durch den Krieg freilich sehr bald wieder unterbrochene Thätiakeit mit einem Di: ektor, 2 Mitgliedern und einem Negistrator. Seitdem hat das genannte Bureau mannigfache Wandlungen erfahren, es hat aber weder in der langen Zeit seines Bestehens seinen Namen, noch feine Aufgabe geändert; heute ist es das größte Staatsinstitut seiner Art. Noch che die vollen 70 Jahre seit dem Beginn seiner Wirksamkeit verslossen sein werden, wird der Anbau zu dem in 1868 und 1869 auêégeführten Neubau vollendet sein. Dann wird es, außer um- fassenden Lokalitäten für das Archiv, die Bibliothek nebst Lese- zimmern nnd Journalistikum, die Plankammer, das statistische Seminar, die statistishe Centralkommission, das meteorologische Institut, die Kalenderverwaltung, die Verlagshandlung u. #. w., noch Arbeitsräume darbieten im Gauzen für 170 Personen. Das ständige Perfonal des statistischen Bureaus erreicht diese Ziffer zwar lange nicht, es besteht nur aus 1 Direktor, 4 Mitgliedern und 3 Hülfs- arbeitern in der Kategorie derselben, 15 Bureaubeamten einschließlich 1 Plankammer-Jnspektor, 1 Bibliothekar und 1 Buchhändler, 4 Hülfé- Kanzleisekretären einschließlich 1 Bibliothekassistent und 3 Kanzlei- dienern; allein das nichtständige Personal, welhes zum zentralisirten Departement der großen statistischen Aufnahmen, wie der Volks- zählung, der Gewerbezählung, der Viehzählung, der Standes- aztsregister, der Schiffahrtsbewegung u. \. w. herangezogen werden maß, erhöht jene Ziffer Jahre lang auf das Doppelte. Das König- liche statistishe Bureau bietet um die Zeit der ausgedehntesten Thätigkeit das Bild eines großen Fabrik- und Hausindustrie- Etablissements zugleih; denn das Personal, welches die Zahl von 170 überschreitet, kann nur in eigener Behausung beschäftigt werden. Für das meteorologische Jnstitut sind am Centralpunkt ein Direktor und ein Assistent angestellt. Für die Einweihung des erwähnten Anbaues wird eine sowohl die Entwickelung, als auch die derzeitige Einrichtung des Königlichen statistishen Bureaus beleuchtende Festschrift vorbereitet, auf welche später zurückzukommen wir uns vorbehalten.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs- Meeting. BierterSag: Sonntag, 23. Mai.

Wenn auch der Besuch an diesem Tage nit ein so zahlreicher war, als am zweiten und namentlih am dritten Renntage, dem zwei- ten Pfingsttage, so war derselbe immerhin noch ein recht erfreulicher. Der Verlauf der Rennen war folgender: Zuerst wurde um 3 Uhr gelaufen : :

L. Preis von Neuenhagen. Staatspreis 1500 A. Für 3 ähr. u. ältere inländ. Hengste u. Stut. 100 Eins., halb Reug. Dift. 1200 Meter (Zwjhr. B.). Von 10 zu dem Rennen genannten Pferden zahlten fechs Reugeld und vièr erschienen am Ablauf, von denen Fürst Hohenlohe-Oehringens 5 jähr. dbr, St. Romni 52 Kg. (Madden) des K. Hauptgestüts Gradiß 3 jähr. F. St. Carmin 594 Kg. (E. Fisk) mit drei Längen s{lug, Zeit 1. Min. 5 Sek, Werth des Rennens 2200 #, welhe Summe Romni erhielt. Die Siegerin wurde in der nach dem Rennen folgenden Auktion für den angesetzten Preis von 6000 Æ nicht gefordert. Um 3} Uhr {loß ih diesem Rennen an:

IL Staatspreis IIl, Kl. von 3000 A Für alle 3jähr. u. ältere inländ. Hengste u. Stut., welhe noch keinen flassifizirten Staatspreis I. oder 11. Kl, gewonnen haben, 180 4 Eins, halb Reug. Dist. 1800 Meter (Gr. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins. u. Reug. Das Rennen hatten 12 Pferde angenommen, von d-nen 5, Reugeld zahlten, die übrigen 7 aber am Pfosten erschienen. Es siegte nach einem interessanten Kampfe des Fürst Hohenlohe- Ocehringens ösjähr. br. H. Hochstapler, 644 Kg. (Madden) mit einer guten Länge gegen Frhrn. v. Langen-Beliß's br. H. Ehrenbogen, 531 Kg. (Whiteley). Zeit 2 Min. 15 Sek. Werth des Rennens 3855 K für Hochstapler, 855 F. für Ehrenbogen. Um 4 Uhr {loß sich dem Rennen an: L

III, Verkaufs-Rennen. Staatspreis 1200 . Für 3{ähr. und ältere deutsche und österr.-ungar. Hengste und Stuten. 60 ( Einsf., ganz Reug. Dist. 1800 Meter (Kl. B.). Zu nennen und Kaufpreis anzugeben bis 4. Mai, Nennungen find bis zum Tage vor dem Rennen, Abends 10 Uhr mit doppeltem Einf. resp. doppeltem Reug. zulässig. Bis zum 4, Mai waren keine Nennungen eingegangen. Mit doppeltem Einsatz waren nachhgenannt und erschienen am Start: Fürst Hohenlohe-Oehringens 3]ähr. br. St. Kühlte (2250 6) 53x Kg. (Madden) 1. Grf. Arnims 3jähr. F. H. Kommunist (750 M)

Gewerbe und Handel.

Am 283. d. M. ist Hr. Otto Philippsbor i ältesten und renommirtesten Börsenmakler Berlins, der aud für “ia Blatt längere Zeit den Börsenbericht \{rieb, 72 Jahre alt, vom Schlage getroffen worden. Der Tod erfolgte bald darauf.

__— Die Ausfuhr Rußlands nah Dänemark ist in den Zeitraum 1871—74 von 2,600,000 Rubeln auf 4,700,000 gestie Dagegen ist die Ausfuhr Dänemarks nach Rußland, welche fih in 1871 auf ca. 370,000 belief, fast unverändert geblieben. In 1873 wurden die russischen Häfen von 843 dänischen Schiffen de- sucht. Die Lastirächtigkeit derselben war im Ganzen ungefähr 92,000 Lasten, Die wichtigsten Ausfuhrartikel nah Dänemark waren : Weizen 850,000 Rubel), Roggen (1,400,000), Hafer (360,000), Flachs (700,000), Hanf (540,000), Hanfgarn (100,000), Nußtholz (120/000) und Flahssamen (350,000). Aus Dänemark wurden haupt- sächlich eingeführt : Baumwolle (157,000 Rubel), Steine verschiedener Art (28,000), Ziegelsteine (16,000) und Wein (22,000 Rubel).

Verkehrs-Anstalten.

Wien, 25. Mal. (W. T-B Zwischen der Verwaltung d österreihishen Staatsbahn und den ungarischen Stagtäbakaen ift

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dem Vernehmen nah ein auf 3 Jahre gültiges Uebereinkommen ge-

troffen worden, wonach dieselben, und iee “die erstere (n: None:

renzverkehr nach dem Norden, die leßtere im Konkurrenzverkehr nah

dem Süden, in den Tarifen \ih gegenseitig nicht unterbieten werden.

O Roe aus Galizien sizd besondere Begünstigungen gestanden.

D Kg. (E, A Preig arbit E nah einem sehr \{chsne®? Menn, Ren (ren E Ql a Sar ile! e r C Dis E \{lug. eil Min. 29 Set Werth des Rennens 1560 (4, die Kühlte erhielt. Sie wurde bei der Auktion für den angeseßten Preis von 2250 M vom Besitzer zurück gekauft, während Kommunist für 1000 Æ in den Besiß von Major von Rosenberg überging. Es folgte um 4} Uhr: ec V, Schluß-Rennen. Gradißer Gestütpreis 1518 4 Für 3jähr. u. ältere inländ. Pferde. 120 A Eins., halb Reug. Dist. 2000 Meter (Gr. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einf. n, Reug. Von den 10 zu dem Rennen genannten Pferden wurde für aht Reug. gezahlt und am Pfosten erschienen nur Hrn. J. Espen- \hieds 3jähr. „br. H. Derjenige Welcher, 524 Kg. (Little) 1, Graf Sierstorpffs 3jähr. br. St. Germania 51 Kg. (Whiteley) 2, Der- jenige Welcher nahm vom Fleck die Führung bis zum Ziele u. siegte, wie er wollte, in 2 Minuten 58 Sekunden. Ex erhieït den ersten Preis mit 18€0 (6 und ließ der Blue Gown - Tochter den zweiten mit 360 A Cs folgte diefem Rennen um 5 Uhr: __ V. Lrost-Handicap. Klubpreis 1000 M Für alle im Mai 1875 auf der Bahn zu Hoppegarten abgelaufenen Pferde, welche da- selbst während dieser Zeit kein Jockey-Nennen gewonnen haben. 60 M Eins, halb Reug., Dist. 1600 Meter (Kl. B.). Dem zweiten Pferde die Hälfte der Ens. u. Reug. 10 Pferde hatten das Rernen an- genommen, von denen abt Reugeld zahlten, sodaß nur am Pfosten er- schienen: Grf. Sierstorpffs Z3jähr. br. H. Anfang 524 Kg. (Whiteley). Schrn. E. v. Oppenheims 3jähr. br. St. Geißel, 50 Kg. (Madden). Anfang nahm die Spiße und führte mit scharfer Pace und weitem Vorsprang bis zum Ziel. Die Stute um ca. 10 Längen zurüdlassend. Zeit 2 Minuten 11 Sekunden. Werth des Rennens 1180 & für Anfana, 180 für Geißel. Den Schluß des Rennens bildete um 57 Uhr:

VI. Frühjahrs-Offizier-Steeple- Chase. Klubyreis 1500 A Für Pferde im Besiß und geritten A Offizieren der deutschen Armee. 40 (4 Eins., 20 4 Reug. Dist. ca. 4500 Meter. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Eins.u. Reug., nah Abzug eines einfachen Einsaßes für das dritle Pferd. Die Bahn, welche ?u durch- laufen war, begann an dem gewöhnlihen Ablauf für die Steeple-Chasen und führte von hier aus über das bekannte zwei Mal zu nehmende untere Terrain der Steeple-Chasebahn, welches 21 Hindernisse darbot, von denen die ganz bedeutenden : der Tribünensprung, die Steinmauer und die Bull- fanze zwei Mal zu springen waren. Für das Rennen waren 12 Pferde genannt, von denen jedoch fünf Reugeld zahlten, die übrigen fieben aber am Pfosten erschienen. Nach einem heißen und aufregen- den Kampfe siegte des Major von Rofenbergs (13. Ulanen-Regt.) a. br. H. Porto, 86 Kg. infl. 6 Kg. extra (Reiter: Besißer) mit zwei Längen, Lieut. v. Tepper-Laski's (13. Ulanen-Regt.) a. br. St. Maitresse

48 Kg. (Little). Lt, v. Schmelings 3jähr. br. St. Differenz (2250 M)

gegen 86 Kg. inkl 6 Kg. extra (Reiter: Besitzer), hinter der des Lieut. v. Kossecki's (14. Husaren - Regt.) 5jähr. br. H. Le Beau, 77 Kg. (Reiter : Besißer) als drittes Pferd einkam. Des Lieut. v. Boddiens (6. Kür. Regt.) a. br. St. Petroleuse, 86 Kg. inkl. 6 Kg. extra (Reiter: Besißer), sowie des Lieut. Grf. Schlippenbahs (2. Garde-Ulanen- Regt.) 4jähr. F. H. Höher Peter, 70 Kg. (Reiter : Besißer) kamen zu Fall, ohne jedoch ihre Reiter zu beshädigen. Sämmtliche Reiter er- schienen in Uniform. Porto erhielt den ersten Preis von 1670 M, Maitresse mußte sich mit den 170 (K des zweiten Preises begnügen und Le Beau rettete seinen Einsaß von 40

: Mit diesem Rennen war der Schluß des Tages wie auch des Meetings erfolgt. Das Som mer-Meeting beginnt au 13. Juni und findet an diesem Tage, wie auch am 14. und 16. Juni statt.

_ Laut Verfügung des Polizei-Präsidiums zu Berlin vom 20. Mai wird der §. 9 der Polizeiverordnung vom 16. August 1872, betreffend die Leichenbe stattung .in Berlin und Charlottenburg aufgehoben. An seine Stelle treten unter glcicher Ziffer die nachfolgenden Bestim- mungen: Behufs Erlangung des Beerdigungsscheins find dem Vor- stande des betreffenden Polizeireviexs in Berlin, resp. der Polizei- verwaltung in Charlottenburg ein von cinem approbirten Arzte oder Wundarzte ausgestellter Todtenschein über den betreffenden Sterbefall und die Bescheinizung des Standesbeamten über die erfolgte Ein- tragung des Sterbesalles in das Sterberegister vorzulegen. Zur Vorlegung dieser Bescheinigungen ist derjenige verpflichtet, welchem nah §. 40 des Geseßes über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung vom 9, März 1874 die Anzeige des Sterbefalls obliegt. Auf Grund dieser Bescheinigungen wird dem An- meldenden über die erfolgte Anmeldung eine Bescheinigung ertheilt, welche dem Küster der betreffenden Kirche, beziehungsweise den mit der Verwaltung des betreffenden Kirhhofes beauftragten Beamten vorzulegen ist.

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Im Königlichen Opernhause wird ‘zum Besuche des Königs von Schweden auf dessen Wuns als Galavorstellung die Oper „Tannhäuser" aufgeführt, worin die ersten Kräfte mitwirken werden. Die Herren Niemann und Beß unterbrechen zu diesem Zweck ihren Uriaub und kehren nach Berlin zurück. Anfang nächster Woche werden fih auch Fr. v. Voggenhubcr und Hr. Fricke von hier vers abschieden. Die dadurch im Repertoir entstandenen Lücken werden durch Gäste ausgefüllt.

Im Wallnertheatêr findet am Mittwoch eine interessante Aufführung dreier®ecinaktiger Stücke statt. Den Abend eröffnen wird ein nach dem Englischen des Boucicault bearbeitetes Dramolet „Mistreß Mary" von Gustav Kadelburg, dem bekannten Mitgliede des Wallnertheaters; hierauf wird das bei Gelegenheit des Helmer- dingschen Jubiläums mit Glück dem Repertoir einverleibte Lustspiel „Des Uhrmachers Hut“ folgen, und den Schluß wird eine neue Posse von I. B. von Schweißer, mit Musik von R. Bial bilden, betitelt „Zwischen Standesamt und Kirche". Die Hauptrollen befinden si in Händen der Damen Wegner, Carlfen, Bredow, von Pachert und der Herren Lebrun, Helmerding, Kurz, -Kadelburg, Blencke, Engels und Meißner.

Mit | Genehmigung Sr. Hoheit des Herzogs von Meiningen werden die Ensemble-Gastvorstellungen Seines Hof- theater Perfonals im Friedrih-Wilhelms städtischen Theater bis inkl, 15, Juni d. J. ausgedehnt werden, enden aber dann defi-

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